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Nr 1 ndash August 2012
Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung
Beitraumlge zur Weiterbildungsdiskussion
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Impressum
Entwicklung und Konzeption kos GmbH Rungestraszlige 18 10179 Berlin wwwkos-qualitaetde E-Mail infokos-qualitaetde
Redaktion Dr Elke Scheffelt Christine Schadeberg Maximilian Goumlllner
Auftraggeber Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung Oranienstraszlige 106 10969 Berlin
Das Projekt bdquoQualitaumlt Beruflicher und Betrieblicher Qualifizierung ndash Koordinierungsstelle Qualitaumltldquo wird im Rahmen des Programms BerlinArbeit gefoumlrdert mit Mitteln des Landes Berlin
Das Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt hat im Rahmen der Beauf-tragung durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen Konzepte und Modelle als Unterstuumltzungspraxis fuumlr die Berliner Weiter-bildungsanbieter entwickelt die mit der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo verbreitet werden Bei einer Nutzung und Verwertung der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo ist die urheberrechtliche Stelle zu nennen
kos GmbH Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt beauftragt durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung
Alle veroumlffentlichten Informationen beruhen auf sorgfaumlltigen Recher-chen der verwendeten Quellen Fuumlr die Inhalte externer Internetseiten uumlbernimmt die Redaktion keine Haftung Fuumlr den Inhalt der verlink-ten Seiten sind ausschlieszliglich deren Betreiberinnen verantwortlich Das Team der kos freut sich uumlber Ruumlckmeldungen Anregungen und Hinweise zur Heftenreihe
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Inhaltsverzeichnis
Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung 3
Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse 8
Konzeption einer Bedarfsanalyse 9
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes 16
Literatur und Quellen 28
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Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung
Die Bedarfsanalyse ist eine wichtige Grundlage fuumlr die Angebotspla-nung und -entwicklung jedes Weiterbildungsanbieters Vor jeder Ange-botsplanung stehen Weiterbildungsanbieter vor der Herausforderung moumlglichst viel uumlber die durchaus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen der zu erreichenden Zielgruppen des geplanten Bildungs-angebots zu erfahren Neben den direkten Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sind auch die Interessen der unterschiedlichen Auftraggeber (zB Unternehmen Vereine etc) fuumlr die Angebotsentwicklung wich-tig Dabei stellen die ermittelten Bedarfe keine objektive Groumlszlige dar Sie muumlssen analysiert reflektiert in paumldagogische Angebote uumlbersetzt und in der Angebotsdarstellung transparent gemacht werden
Bedarf oder Beduumlrfnisse
Bedarf wird als ein objektives Mangelempfinden beschrieben So besteht zB der Bedarf an Nahrung oder ein Bedarf an bestimmten Fertigkeiten Unterschieden wird dabei zwischen manifesten und laten-ten Bedarfen Ein manifester Bedarf zeigt sich zB in konkreten Nach-fragen Ein latenter Bedarf ist hingegen oft nicht bewusst dh es erfolgt keine sichtbare Handlung (zB in Form einer konkreten Nachfrage nach einem Angebot)
Beduumlrfnisse hingegen sind subjektiv sie bezeichnen Wuumlnsche oder Motivationen So besteht zB ein Beduumlrfnis nach Nahrung was aber noch kein objektives Mangelempfinden bezeichnet sondern wohl eher Appetit Bedarf und Beduumlrfnis werden dennoch oft synonym verwandt Tatsaumlchlich aber konkretisieren sich Beduumlrfnisse haumlufig in Bedarfen
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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)
Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)
Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)
Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)
Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den
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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot
Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben
Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist
Herausforderungen der Bedarfsanalyse
Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte
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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen
Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen
Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-
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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen
Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt
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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse
Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation
Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche
Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann
Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur
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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind
Ideen und Anstoumlszlige
Entwicklung einer Angebotskonzeption
Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption
Konzeption einer Bedarfsanalyse
Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte
bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)
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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
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Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
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Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Impressum
Entwicklung und Konzeption kos GmbH Rungestraszlige 18 10179 Berlin wwwkos-qualitaetde E-Mail infokos-qualitaetde
Redaktion Dr Elke Scheffelt Christine Schadeberg Maximilian Goumlllner
Auftraggeber Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung Oranienstraszlige 106 10969 Berlin
Das Projekt bdquoQualitaumlt Beruflicher und Betrieblicher Qualifizierung ndash Koordinierungsstelle Qualitaumltldquo wird im Rahmen des Programms BerlinArbeit gefoumlrdert mit Mitteln des Landes Berlin
Das Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt hat im Rahmen der Beauf-tragung durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen Konzepte und Modelle als Unterstuumltzungspraxis fuumlr die Berliner Weiter-bildungsanbieter entwickelt die mit der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo verbreitet werden Bei einer Nutzung und Verwertung der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo ist die urheberrechtliche Stelle zu nennen
kos GmbH Projekt Koordinierungsstelle Qualitaumlt beauftragt durch die Senatsverwaltung fuumlr Arbeit Integration und Frauen des Landes Berlin Referat Berufliche Qualifizierung
Alle veroumlffentlichten Informationen beruhen auf sorgfaumlltigen Recher-chen der verwendeten Quellen Fuumlr die Inhalte externer Internetseiten uumlbernimmt die Redaktion keine Haftung Fuumlr den Inhalt der verlink-ten Seiten sind ausschlieszliglich deren Betreiberinnen verantwortlich Das Team der kos freut sich uumlber Ruumlckmeldungen Anregungen und Hinweise zur Heftenreihe
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Inhaltsverzeichnis
Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung 3
Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse 8
Konzeption einer Bedarfsanalyse 9
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes 16
Literatur und Quellen 28
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Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung
Die Bedarfsanalyse ist eine wichtige Grundlage fuumlr die Angebotspla-nung und -entwicklung jedes Weiterbildungsanbieters Vor jeder Ange-botsplanung stehen Weiterbildungsanbieter vor der Herausforderung moumlglichst viel uumlber die durchaus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen der zu erreichenden Zielgruppen des geplanten Bildungs-angebots zu erfahren Neben den direkten Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sind auch die Interessen der unterschiedlichen Auftraggeber (zB Unternehmen Vereine etc) fuumlr die Angebotsentwicklung wich-tig Dabei stellen die ermittelten Bedarfe keine objektive Groumlszlige dar Sie muumlssen analysiert reflektiert in paumldagogische Angebote uumlbersetzt und in der Angebotsdarstellung transparent gemacht werden
Bedarf oder Beduumlrfnisse
Bedarf wird als ein objektives Mangelempfinden beschrieben So besteht zB der Bedarf an Nahrung oder ein Bedarf an bestimmten Fertigkeiten Unterschieden wird dabei zwischen manifesten und laten-ten Bedarfen Ein manifester Bedarf zeigt sich zB in konkreten Nach-fragen Ein latenter Bedarf ist hingegen oft nicht bewusst dh es erfolgt keine sichtbare Handlung (zB in Form einer konkreten Nachfrage nach einem Angebot)
Beduumlrfnisse hingegen sind subjektiv sie bezeichnen Wuumlnsche oder Motivationen So besteht zB ein Beduumlrfnis nach Nahrung was aber noch kein objektives Mangelempfinden bezeichnet sondern wohl eher Appetit Bedarf und Beduumlrfnis werden dennoch oft synonym verwandt Tatsaumlchlich aber konkretisieren sich Beduumlrfnisse haumlufig in Bedarfen
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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)
Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)
Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)
Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)
Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den
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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot
Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben
Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist
Herausforderungen der Bedarfsanalyse
Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte
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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen
Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen
Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-
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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen
Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt
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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse
Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation
Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche
Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann
Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur
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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind
Ideen und Anstoumlszlige
Entwicklung einer Angebotskonzeption
Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption
Konzeption einer Bedarfsanalyse
Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte
bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)
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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
weiter gelernt
Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
ure
Info
rmat
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Aufw
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und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Inhaltsverzeichnis
Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung 3
Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse 8
Konzeption einer Bedarfsanalyse 9
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes 16
Literatur und Quellen 28
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Die Bedarfsanalyse ndash der erste Schritt zur Angebotsentwicklung
Die Bedarfsanalyse ist eine wichtige Grundlage fuumlr die Angebotspla-nung und -entwicklung jedes Weiterbildungsanbieters Vor jeder Ange-botsplanung stehen Weiterbildungsanbieter vor der Herausforderung moumlglichst viel uumlber die durchaus unterschiedlichen Interessen und Erwartungen der zu erreichenden Zielgruppen des geplanten Bildungs-angebots zu erfahren Neben den direkten Teilnehmerinnen und Teil-nehmern sind auch die Interessen der unterschiedlichen Auftraggeber (zB Unternehmen Vereine etc) fuumlr die Angebotsentwicklung wich-tig Dabei stellen die ermittelten Bedarfe keine objektive Groumlszlige dar Sie muumlssen analysiert reflektiert in paumldagogische Angebote uumlbersetzt und in der Angebotsdarstellung transparent gemacht werden
Bedarf oder Beduumlrfnisse
Bedarf wird als ein objektives Mangelempfinden beschrieben So besteht zB der Bedarf an Nahrung oder ein Bedarf an bestimmten Fertigkeiten Unterschieden wird dabei zwischen manifesten und laten-ten Bedarfen Ein manifester Bedarf zeigt sich zB in konkreten Nach-fragen Ein latenter Bedarf ist hingegen oft nicht bewusst dh es erfolgt keine sichtbare Handlung (zB in Form einer konkreten Nachfrage nach einem Angebot)
Beduumlrfnisse hingegen sind subjektiv sie bezeichnen Wuumlnsche oder Motivationen So besteht zB ein Beduumlrfnis nach Nahrung was aber noch kein objektives Mangelempfinden bezeichnet sondern wohl eher Appetit Bedarf und Beduumlrfnis werden dennoch oft synonym verwandt Tatsaumlchlich aber konkretisieren sich Beduumlrfnisse haumlufig in Bedarfen
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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)
Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)
Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)
Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)
Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den
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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot
Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben
Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist
Herausforderungen der Bedarfsanalyse
Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte
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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen
Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen
Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-
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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen
Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt
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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse
Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation
Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche
Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann
Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur
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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind
Ideen und Anstoumlszlige
Entwicklung einer Angebotskonzeption
Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption
Konzeption einer Bedarfsanalyse
Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte
bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)
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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
ure
Info
rmat
ione
n
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weiter gelernt
Aufw
and
und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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weiter gelernt
WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
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Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Bedarf bezeichnet allgemein die Spannung zwischen einem Mangelempfinden und der Aussicht auf Befriedigung desselben Dh ein Bedarf entsteht aus einer Soll-Ist-Abweichung In diesem Sinne ist Bedarf etwas Objektives (vgl Schlutz 2006)
Beduumlrfnisse bezeichnen im Gegensatz zum Bedarf die subjekti-ve Sichtweise die Wuumlnsche Motivationen und Interessen des Einzelnen am Lernprozess und dem Lerngegenstand Wird ein Beduumlrfnis konkretisiert und werden spezifische Moumlglichkeiten zur Befriedigung gesucht wird das Beduumlrfnis objektiviert und somit zu einem Bedarf (vgl Schlutz 2006)
Weiterbildungsbedarfe stellen im Kern Lernerfordernisse dar die sich aus einer Diskrepanz zwischen vorhandenen und wuumln-schenswerten Kompetenzen ergeben (vgl Schlutz 2006)
Bedarfsanalyse ist die Erschlieszligung von Bedarfen und deren Aus- und Bewertung (paumldagogische Uumlbersetzungsarbeit) Die Erschlieszligung von Bedarfen umfasst eine Ermittlung des Ist-Zustandes und des Soll-Zustand (Problemlagen Lebenswelten Anforderungssituationen Handlungsfaumlhigkeit vorhandene Faumlhig-keiten Fertigkeiten) (vgl Gerhard 1992)
Ein Beispiel Ein Beduumlrfnis koumlnnte es sein in neuen Situationen kom-petent und selbstbewusst aufzutreten Das ist zunaumlchst ein subjektiver Wunsch der noch an keine spezielle Situation gebunden ist Entsteht aber etwa die Anforderung sich in eine neue Abteilung oder ein neues Arbeitsgebiet einzuarbeiten kann sich das Beduumlrfnis kompetent und selbstsicher aufzutreten in ein konkretes Interesse verwandeln zB in den Wunsch nach einer Auffrischung bestimmter Faumlhigkeiten oder der Gewinnung neuen Wissens (Praumlsentations- und Vortragstechniken) Damit hat sich das urspruumlnglich diffuse Beduumlrfnis mit einem konkreten Interesse verbunden und wurde als Mangel bewusst Dieses Bewusst-sein motiviert zu einer Suche nach entsprechenden Moumlglichkeiten den
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Mangel zu beseitigen Entweder durch das Lesen von Fachliteratur oder auch durch die Teilnahme an einem entsprechenden Weiter-bildungsangebot
Bestimmte Bedarfe fuumlhren aber nicht automatisch zu konkreten Nach-fragen nach entsprechenden Weiterbildungsangeboten oder sind uumlber-haupt durch Weiterbildungen aufzufangen Bedarfe werden dann zu Bildungsbedarfen wenn sie ein Spannungsfeld zwischen vorhandenen und angestrebten Kompetenzen beschreiben
Eine Bedarfsanalyse fuumlr (Weiter-)Bildungsangebote setzt an diesem Punkt an und versucht die unterschiedlichen Bedarfe und Beduumlrfnis-se der verschiedenen Zielgruppen zu erfassen zu beschreiben und die gewonnenen Daten fuumlr die Angebotsentwicklung auszuwerten Die Auswertung umfasst zum einen ob und inwieweit auf die festgestell-ten Bedarfe reagiert werden kann und zum anderen inwieweit erfasste Bedarfe in ein Angebot uumlbertragen werden koumlnnen ndash ob also der erkannte Bedarf uumlberhaupt in ein didaktisches Angebot zu uumlbersetzen ist
Herausforderungen der Bedarfsanalyse
Es gibt einige Herausforderungen vor denen Weiterbildungsanbieter bei der Durchfuumlhrung von Bildungsbedarfsanalysen stehen Eine ers-te besteht in dem starken Gegenwartsbezug von Bedarfen So soll-te ein Bildungsangebot das dem festgestellten Bedarf nach Nutzung und Anwendung einer spezifischen neuen Software nachkommen moumlchte meist sehr zeitnah entwickelt werden Andererseits muss eine Bedarfsanalyse aber auch Ableitungen fuumlr zukuumlnftige Bedarfe ermoumlglichen da sich die Entwicklung von Angeboten nicht nur auf aktuelle Bedarfe ausrichten kann Fuumlr das oben beschriebene Beispiel bedeutet das dass eine Bedarfsanalyse gleichzeitig die Grundlage fuumlr die Entwicklung eines oder unterschiedlicher Weiterbildungsangebote darstellt in denen Nutzung und Anwendung der Software vermittelt werden Andererseits bieten die aus der Bedarfsanalyse gewonnen Erkenntnisse aber auch die Grundlage zur Ableitung von moumlglichen Ent-wicklungstendenzen So zeichnet sich mittelfristig eine sehr vernetzte
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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen
Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen
Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-
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schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen
Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt
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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse
Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation
Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche
Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann
Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur
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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind
Ideen und Anstoumlszlige
Entwicklung einer Angebotskonzeption
Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption
Konzeption einer Bedarfsanalyse
Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte
bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)
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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
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bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
ure
Info
rmat
ione
n
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Aufw
and
und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
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Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Arbeitsweise fuumlr ein bestimmtes Unternehmen ab Daraus entwickelt sich moumlglicherweise der Bedarf von verschiedenen Standorten aus gemeinsam an bestimmten Dokumenten zu arbeiten oder zunehmend interaktive Plattformen zum Datenaustausch zu nutzen Hieraus koumlnn-ten Weiterbildungsanbieter moumlgliche zukuumlnftige Bedarfe ableiten (zB Kompetenzen zur Generierung interaktiver Plattformen oder Netzwer-ke) Die Herausforderung der Bedarfsanalyse besteht deshalb darin diese Entwicklungstendenzen in den aktuellen Bedarfen zu erkennen
Eine weitere Herausforderung der Bildungsbedarfsanalyse besteht darin dass Bedarfe nicht in jedem Fall bewusst sind und von der Ziel-gruppe klar benannt werden koumlnnen So kann zwar der Bedarf nach etwas bestehen wenn dieser aber nicht durch einen Situationsbezug (zB eine Praumlsentation oder ein Geschaumlftsmeeting) bewusst wird kann er auch nicht klar benannt werden Hinzu kommt dass Bedarfe auch wenn sie bewusst sind nicht unbedingt konkret eingrenzbar sind und auch einem Wandel unterliegen So entsteht etwa durch die Teilnahme an einer Weiterbildung aus unserem oben beschriebenen Beispiel zur Anwendung eines Software-Programms der Bedarf nach einem Ver-tiefungskurs fuumlr Excel da sich zwischen den beiden Programmen sinn-volle Verknuumlpfungen erstellen lassen
Nicht zuletzt formulieren unterschiedliche Zielgruppen eine Vielzahl an Bedarfen die sich zum Teil auch widersprechen koumlnnen Die Bedarfsanalyse muss im Ergebnis deshalb entweder priorisieren oder Anforderungen und Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen ab-stimmen Fuumlr unser Beispiel bedeutet das etwa dass sich das zu ent-wickelnde Angebot mindestens an zwei Zielgruppen richtet Zum einen an das Unternehmen welches erwartet dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter moumlglichst schnell mit dieser neuen Software arbeiten koumlnnen Zum anderen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst die an dem Kurs teilnehmen und die Software in ihren ganz spezi-fischen Arbeitszusammenhaumlngen einsetzen moumlchten Es besteht also einerseits der Bedarf nach einer generellen Einfuumlhrung in das Programm und andererseits bestehen moumlglicherweise sehr spezielle Anforderun-gen an die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Um die unter-
weiter gelernt
schiedlichen Bedarfe zu priorisieren muumlssen die einzelnen Facetten der jeweiligen Bedarfe in Form von Anforderungen und Interessensla-gen herausgearbeitet und einander gegenuumlbergestellt werden Fuumlr die Bedarfsanalyse bedeutet dies einen Such- und Erschlieszligungsprozess zu gestalten und zielgerichtet durchzufuumlhren Dieser Prozess sollte es Weiterbildungsanbietern ermoumlglichen uumlber die eigentliche Erfassung der Bedarfe hinaus moumlgliche zukuumlnftige Tendenzen zu erkennen und eine Grundlage zur Abwaumlgung unterschiedlicher Interessenlagen zu schaffen
Vor dem Hintergrund oft knapper personeller Ressourcen muumlssen Weiterbildungsanbieter ein praktikables Konzept von Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung in die anderen Unternehmensprozesse integrieren Dieses Konzept muss zum einen sicherstellen dass die Entwicklungen des relevanten Umfelds kontinuierlich erfasst werden Zum anderen muss eine vertiefende Bedarfsanalyse anlassbezogen zu spezifischen Fragestellungen durchgefuumlhrt werden koumlnnen Im Folgen-den wird eine moumlgliche Herangehensweise an eine Bedarfsanalyse und der sich daran anschlieszligenden Angebotsentwicklung vorgestellt
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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse
Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation
Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche
Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann
Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur
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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind
Ideen und Anstoumlszlige
Entwicklung einer Angebotskonzeption
Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption
Konzeption einer Bedarfsanalyse
Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte
bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)
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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
weiter gelernt
bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
weiter gelernt
Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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weiter gelernt
Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
weiter gelernt
Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
ure
Info
rmat
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n
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weiter gelernt
Aufw
and
und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
weiter gelernt
Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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weiter gelernt
bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
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Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Bedarfsanalyse und Angebotsentwicklung als strategische Unternehmensprozesse
Die Bedarfsanalyse hat Einfluss auf viele strategische Prozesse eines Bildungsanbieters ua auf die Angebotsplanung und -entwicklung das Marketing die konkrete Umsetzung der Bildungsangebote die Aus-gestaltung des Transfermanagements sowie die Evaluation der Bildungs-angebote Viele dieser Prozesse werden parallel und wiederholt umge-setzt bzw zu verschiedenen Zeitpunkten ausgefuumlhrt So wird zB eine Bedarfsanalyse nicht nur vor der Angebotsplanung und -entwicklung durchgefuumlhrt sondern auch unmittelbar vor der Umsetzung konkreter paumldagogischer Handlungen Zu diesem Zeitpunkt dient sie ua der Ermittlung individueller Lernbedarfe und der Analyse externer Einfluss-faktoren auf eine konkrete Lehr-Lern-Situation
Die Bedarfsanalyse im Vorfeld der Angebotsentwicklung soll jedoch Entscheidungen fuumlr die Angebotspolitik ausloumlsen und unterstuumltzen Konkret werden bisherige Angebote daraufhin uumlberpruumlft ob die Nach-frage weiterhin hoch ist ndash ob also ein weiterer Bedarf bestaumltigt werden kann Diese Angebote verbleiben im Portfolio Gleichzeitig muumlssen bestehende Angebote an veraumlnderte Bedarfe und Entwicklun-gen angepasst oder modifiziert werden Daneben koumlnnen im Ergebnis einer Bedarfsanalyse neue Bildungsangebote oder Angebotsbereiche entwickelt werden zB in Bezug auf neue Themenbereiche neue Ziel-gruppen oder die Ausdifferenzierung bisheriger Angebotsbereiche
Ausgangspunkt fuumlr die Veraumlnderung von Bildungsangeboten sind Ideen und Anstoumlszlige von innen und auszligen Diese ersten Ideen werden in der Angebotsplanung uumlberpruumlft und durch weitere Informationen ergaumlnzt Ziel ist es ein paumldagogisches Konzept zu entwickeln dessen Tragfaumlhig-keit und Umsetzbarkeit uumlberpruumlft werden kann
Die Angebotsentwicklung verlaumluft daher in drei Schritten Ideen und Anstoumlszlige aufgreifen Angebotskonzeption entwickeln und die Trag-faumlhigkeit dieser uumlberpruumlfen Die Bedarfsanalyse hat in den einzelnen Phasen der Angebotsentwicklung unterschiedliche Funktionen Zur
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Erschlieszligung von Ideen und Anstoumlszligen ist eine kontinuierliche Analyse der eigenen Leistungen sowie der Entwicklungen im Umfeld erforder-lich Zur Konkretisierung von einzelnen Ideen dient die Bedarfsanalyse der Erschlieszligung weiterer und vertiefender Informationen die fuumlr die Entwicklung einer Angebotskonzeption erforderlich sind
Ideen und Anstoumlszlige
Entwicklung einer Angebotskonzeption
Uumlberpruumlfung der Tragfaumlhigkeit der Konzeption
Konzeption einer Bedarfsanalyse
Die Annaumlherungen an die Begriffe sbquoBedarflsquo und sbquoBeduumlrfnisselsquo haben ge-zeigt dass sich hinter einem formulierten Bedarf auch eine Vielzahl von Interessen und Anforderungen unterschiedlichster Akteure verbergen koumlnnen Aus diesem Grund ist es als Basis fuumlr die Entwicklung eines Konzepts der Bedarfsanalyse empfehlenswert zunaumlchst eine Umfeld-analyse der Organisation durchzufuumlhren um ein umfassendes Bild der unterschiedlichen Einflussfaktoren zu erhalten Darauf aufbauend sollte eine Weiterbildungsorganisation fuumlr sich festlegen welche Erhebungs-instrumente und Erhebungsschwerpunkte sie fuumlr diesen Schritt aus-waumlhlen moumlchte
bull Bestimmen der Umfeldfaktoren deren Einfluss als wesent-lich und wichtig fuumlr die Bedarfsanalyse eingeschaumltzt wird (Umfeldanalyse)
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bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
weiter gelernt
bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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weiter gelernt
Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
weiter gelernt
Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
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Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
ure
Info
rmat
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n
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Aufw
and
und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
weiter gelernt
Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
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FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
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Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
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Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
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Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
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Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
bull Systematisierung der Informationen zu den Umfeldfaktorendie kontinuierlich erhoben werden muumlssen um einen Uumlber-blick der aktuellen Entwicklungen sicherzustellen
bull Festlegen der Instrumente und Methoden um die Infor-mationen zu erheben sowie Bestimmung der Zustaumlndig-keiten und Rhythmen der Erhebung
Akteure Personen Gruppen oder Organisationen die in Bezug auf das Bildungsangebot Beteiligte oder Betroffene sind (direkt und indirekt) ndash sog Stakeholder
Faktoren (sachlich-inhaltlicher) Einfluss der auf die Organisation ohne das direkte Einwirken von Personen entsteht (wie zB durch gesellschaftliche politische wirtschaftliche demographische Entwicklungen Rahmenbedingungen oder Regularien)
Umfeldfaktoren bestimmen
Zunaumlchst werden alle Umfeldfaktoren ermittelt die Einfluss auf die Bildungsarbeit der Organisation haben (zB in einem Brainstorming) Bei den Einflussfaktoren des Umfelds auf die Organisation kann zwischen Akteuren und Faktoren unterschieden werden
Im Rahmen dieser Herangehensweise bietet es sich an das Umfeld in drei Ebenen zu gliedern und diese Ebenen dann systematisch zu analysieren
bull das interne Umfeld bezieht sich auf den Bildungsanbieterund die dort taumltigen Mitarbeiterinnen
weiter gelernt
bull das nahe Umfeld konzentriert sich auf die Kundenbeziehungwobei der Kundenbegriff auf die jeweilige Branche und potentielle regulative Einfluumlsse zu erweitern ist
bull das ferne Umfeld umfasst die globalen Rahmenbedingungenhinsichtlich gesellschaftlicher technologischer oumlkono-mischer und politischer Faktoren
Umfeldfaktoren systematisieren
In einem zweiten Schritt werden alle identifizierten Umfeldfaktoren in einem sinnvollen Gruppierungsschema angeordnet um einen Uumlberblick zu ermoumlglichen Hier kann die Einteilung in internes nahes und fernes Umfeld hilfreich sein Moumlgliche andere Gruppierungskriterien koumlnnen sich aber auch nach folgenden Aspekten ausrichten
bull Auspraumlgung der Interaktion zwischen Organisation undUmfeldfaktor (zB Haumlufigkeit und IntensivitaumltDauer)
bull Aumlhnlichkeit der Akteure (zB Zielgruppe AuftraggeberMitanbieter)
bull Themenbereichen (zB Arbeitsmarkt Branche Bildungs-politik)
bull Einflussstaumlrke
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
weiter gelernt
Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
ure
Info
rmat
ione
n
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Aufw
and
und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
weiter gelernt
Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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weiter gelernt
bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
18 19
weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
20 21
weiter gelernt
WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Umfeldfaktoren bewerten
Der letzte Schritt in der Umfeldanalyse ist die Bewertung des Einflus-ses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation Ziel dieses Schrittes ist es die bedeutenden Faktoren und Akteure von den weniger wichtigen zu unterscheiden und ein Ranking vorzunehmen Umfeldfaktoren mit einem eher geringen Einfluss koumlnnen durch die Or-ganisation vernachlaumlssigt werden um die vorhandenen Ressourcen fuumlr die Auseinandersetzung mit den wesentlichen zu buumlndeln Die Bewer-tung der Umfeldfaktoren kann zB in Form einer ABC-Analyse erfolgen (A=hoher Einfluss B=mittlerer Einfluss C=geringer Einfluss) Ist eine genauere Differenzierung noumltig kann die Bewertung auch entlang einer 5lsquoer Skala vorgenommen werden
Fernes Umfeld
Wissenschaft Politik
Technologie Wirtschaft
Gesellschaft
Nahes Umfeld
Auftraggeber Unternehmen Zielgruppen
Kunden Verbaumlnde
Konkurrenten
Internes Umfeld
Mitarbeiterinnen Teams Fach-
abteilungen
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Neben der Bewertung des Einflusses der Umfeldfaktoren auf die Bildungsarbeit der Organisation kann diese auch umgekehrt fuumlr den Einfluss der Organisationsaktivitaumlten auf die Umfeldfaktoren vorgenom-men werden
Erhebungsschwerpunkte und Instrumente auswaumlhlen
Nach Bestimmung der Umfeldfaktoren die in die kontinuierliche Bedarfsanalyse einbezogen werden sollte eine Praumlzisierung der zu erhebenden Informationen erfolgen dh welche konkreten Informatio-nen muumlssen zu den einzelnen Umfeldfaktoren ermittelt werden Nachfolgend haben wir beispielhaft einige Erhebungsschwerpunkte einer kontinuierlichen Bedarfsanalyse zusammengestellt
bull Leistungs- und Beteiligungsstatistik zu den bisherigenBildungsangeboten
bull Erfolgsstatistik abgeschlossener Teilnehmerinnen
bull Bildungsbedarfe und -beduumlrfnisse der Teilnehmenden inlaufenden Bildungsangeboten
bull Kompetenzen und Interessen der Dozentinnen
bull Taumltigkeits- und Qualifikationserfordernisse
bull aktuelle Entwicklungen in den Fachgebieten
bull Gesetze und Verordnungen
Der Bildungsanbieter steht wie schon aufgezeigt vielen unterschied-lichen Anforderungen und Erwartungen gegenuumlber Deshalb empfiehlt es sich bereits an dieser Stelle zu eroumlrtern ob die Anforderungen und Erwartungen der einzubeziehenden Umfeldfaktoren gegebenenfalls in einem Widerspruch zueinander stehen Ziel ist es den Umgang mit
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Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
weiter gelernt
Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
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Aufw
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Ertra
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Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
weiter gelernt
Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
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Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
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bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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weiter gelernt
WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
Widerspruumlchen in der Organisation festzulegen und den Handlungs-spielraum der Organisation im Umgang mit den verschiedenen Erwar-tungen und Anforderungen zu ermessen Eine Organisation kann an diesem Punkt versuchen entweder moumlglichst viele auch unterschied-liche Erwartungen und Anforderungen miteinander zu vereinbaren Oder sie kann sich auf die wichtigsten Umfeldfaktoren konzentrieren und deren Erwartungen und Anforderungen erfuumlllen
Nach der Bestimmung der zu erhebenden Informationen koumlnnen nun die geeigneten Erhebungsinstrumente ausgewaumlhlt werden Dabei handelt es sich zum einen um die typischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden wie Beobachtung Befragung Inhaltsanalyse von Medien oder Statistiken Zum anderen eignen sich Instrumente wie Gespraumlche prognostische Verfahren Organisationsaufstellungen sowie moumlglicherweise ein Probeangebot
Unabhaumlngig von den einzelnen Instrumenten kann grundsaumltzlich zwi-schen qualitativen und quantitativen Methoden zur Erhebung von Infor-mationen unterschieden werden Mit quantitativen Methoden werden das Verhalten oder die Einstellungen durch zaumlhlbare Auspraumlgungen bestimmter Merkmale moumlglichst genau beschreibbar gemacht Sie bieten daher eine fundierte Grundlage fuumlr Vergleiche Die quantita-tive Erhebung eignet sich insbesondere bei groszligen Datenmengen und Stichproben
Qualitative Methoden beschreiben die Wirklichkeit anhand individueller Meinungen und Eindruumlcke sowie persoumlnlicher Aussagen uumlber Erwar-tungen Zielvorstellungen Handlungen oder Bewertungen Qualitative Methoden ermoumlglichen einen tiefen Informationsgehalt von Ergebnis-sen die allerdings (meist) keine repraumlsentativen zaumlhlbaren Aussagen machen koumlnnen
weiter gelernt
Handlungsleitende Fragen zur Auswahl geeigneter Erhebungsinstrumente
Was koumlnnen die Instrumente fuumlr den geplanten Erhebungsumfang leisten
In welcher Form koumlnnen die erhobenen Informationen ausgewertet werden
Liegen Gefahren der Verfaumllschung (subjektive Inter-pretation Unvollstaumlndigkeit etc) vor
Werden die Informationen bei Akteuren (Personen Personengruppen Institutionen) erhoben sollte auch die Beziehung zu diesen bewertet werden
In welchem Verhaumlltnis steht die Organisation zu dem Akteur (Allianz Abhaumlngigkeit Konflikt)
Ist der Akteur gegenuumlber der Organisation positiv ambivalent oder negativ eingestellt
Ist der Akteur vor diesem Hintergrund aus-kunftswillig
Akte
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Info
rmat
ione
n
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weiter gelernt
Aufw
and
und
Ertra
g
Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
weiter gelernt
Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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weiter gelernt
bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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weiter gelernt
WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
22 23
weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
Aufw
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Auszligerdem muss uumlberpruumlft werden ob das Aufbrin-gen der Ressourcen in einem angemessenen Verhaumllt-nis zum Ertrag steht
Welche Erfahrungen haben wir mit dem Einsatz der Instrumente zur Gewinnung von Informationen bisher gemacht Wer in unserer Organisation hat Erfahrung damit
Welcher Verlust wuumlrde durch ein weniger aufwaumlndiges Verfahren oder durch einen Verzicht auf das Vorhaben entstehen
Entwicklung eines Weiterbildungsangebotes
Die Bedarfsanalyse liefert Ideen die uumlberpruumlft und mit Hilfe weiterer Informationen vervollstaumlndigt werden muumlssen um daraus ein neues oder veraumlndertes Weiterbildungsangebot zu entwickeln Dieser Prozess bildet die Grundlage fuumlr das Zustandekommen der Maszlignahme (zB Dozenteninnensuche Ausschreibung des Angebots etc) sowie die nachfolgende Evaluation und Verbesserung der praktizierten Dienstleis-tung
Ein Modell fuumlr diesen Entwicklungsprozess beschreibt Erhard Schlutz (vgl Schlutz 2006) Das Modell besteht aus sechs Strukturelementen uumlber die in nahezu allen Angebotsplanungen entschieden werden muss ndash unabhaumlngig von Inhalten Angebotstypen und Organisationsformen der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung
Die einzelnen Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander aber in keiner Rangfolge In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen mit dem Strukturelement zu beginnen fuumlr das die meisten Informatio-nen vorliegen
weiter gelernt
Leitende Fragestellungen im Hinblick auf die einzelnen Elemente sind
bull Wofuumlr soll ein Weiterbildungsangebot entworfen werden
bull Fuumlr wen ist das Weiterbildungsangebot von Nutzen
bull Wozu dient das Weiterbildungsangebot Welche Lernzielegibt es (Soll-Situation)
bull Was ist Inhalt des Weiterbildungsangebots
bull Wie soll das Weiterbildungsangebot methodischumgesetzt werden
bull Wo findet das Weiterbildungsangebot statt und welcheMedien werden eingesetzt
WOFUumlR Lebens- und Verwendungssituation
Die Lebens- und Verwendungssituation begruumlndet den Sinn und Zweck des Weiterbildungsangebots und gibt wesentliche Hinweise fuumlr die Gestaltung Spezifisch fuumlr Weiterbildungsangebote ist dass die erwor-benen Kompetenzen und Qualifikationen helfen sollen Anforderungs-situationen besser meistern zu koumlnnen Die Analyse von Lebens- und Verwendungssituationen ermoumlglicht die darin enthaltenden Problem-stellungen oder Aufgaben herauszuarbeiten und die benoumltigten Kom-petenzen zu prognostizieren
Eine Lebens- und Verwendungssituation ist zB
bull eine bereits erlebte Handlungssituation die durch dasIndividuum nicht oder nicht zufriedenstellend bewaumlltigt wurde
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weiter gelernt
bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
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weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
22 23
weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
24 25
weiter gelernt
WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
26 27
weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
28
Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
bull eine kuumlnftige Situation mit spezifischen voraussehbarenoder schwer bestimmbaren Anforderungen
bull eine berufliche Situation zu deren Bewaumlltigung Kompeten-zen erforderlich sind
Im Ergebnis zeigt sich ob es sich bei der Idee um einen paumldagogisch zu bearbeitenden Bedarf handelt bzw welche Anteile des Problems durch Bildung bearbeitet werden koumlnnen
WOFUumlR ndash Fragen zur Bearbeitung
s Wofuumlr und im Hinblick auf welche konkrete Lebens- und Verwendungssituationen soll gelernt werden
s Welche Ergebnisse soll das Angebot in der Lebens- oder Arbeitspraxis ermoumlglichen
s Welche Problemstellungen und Anforderungen werden aus der Analyse der Lebens- und Verwendungssituation deutlich
s Welche Kompetenzen sind zu der Bewaumlltigung der Lebens- und Verwendungssituation erforderlich und in welcher Weise sowie unter welchen Bedingungen muumlssen diese angewendet werden
s Welche Eigenleistung wird von den Teilnehmenden erwartet damit die Verwendung des Gelernten wahr-scheinlich wird
weiter gelernt
FUumlR WEN Zielgruppe und ihre Ausgangssituation
Ziel dieses Schrittes ist es Aufschluss uumlber Erwartungen und Beduumlrf-nisse von Kundinnen und Kunden zu erhalten um eine direkte und dauerhafte Ansprache der Zielgruppe zu ermoumlglichen Hierbei ist es wichtig und hilfreich Gruppen von Teilnehmenden mit aumlhnlichen Vor-aussetzungen und Lernzielen zu bilden
Ein besonderes Interesse im Rahmen der Bearbeitung dieses Struktur-elements gilt dabei den Vorkenntnissen der Lernenden Diese zeigen an wie viel Unterstuumltzung die Lernenden benoumltigen Probleme koumlnnen entstehen wenn die Teilnehmenden in unterschiedlichen Fachrichtun-gen ausgebildet wurden Sind groszlige Unterschiede vorhanden muss uumlberlegt werden auf welchem Weg diese ausgeglichen werden koumln-nen
Auch die Motivation und Lernbereitschaft der Teilnehmenden ist grund-legend Sie kann allerdings nur sehr allgemein beschrieben werden da sie individuell und situativ variiert und ua auch davon abhaumlngt ob die Teilnahme an dem Bildungsangebot freiwillig oder fremdbestimmt erfolgt Diese Fragen koumlnnten in einem ersten Beratungsgespraumlch oder mit einer Erwartungsabfrage zu Beginn der Veranstaltung ge-klaumlrt werden Ein Weiterbildungsanbieter kann Teilnehmende parallel zum eigentlichen Bildungsangebot auch darin unterstuumltzen sich neu zu orientieren und das Lernen zu begleiten Gleichzeitig koumlnnen sich noch weitere Anforderungen ergeben die bei der Entwicklung eines Angebots beruumlcksichtigt werden sollten (zB unterschiedliche Natio-nalitaumlten Kultur und Sprachen)
Die Analyse und Spezifizierung der Zielgruppe bietet die Grundlage fuumlr die Entwicklung des Bildungsangebots Aus der Bearbeitung dieser Aspekte wird deutlich welche Leistungen durch den Bildungsanbie-ter zu erbringen sind und welche Eigenleistungen den Teilnehmenden abverlangt werden koumlnnen
18 19
weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
20 21
weiter gelernt
WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
22 23
weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
24 25
weiter gelernt
WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
FUumlR WEN ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Kompetenzen Lernvoraussetzungen Lern-schwierigkeiten koumlnnen vorausgesetzt werden
s Mit welcher Lernbereitschaft und mit welchen Lernbeduumlrfnissen ist zu rechnen
s Welche gemeinsamen Merkmale hat die Zielgruppe
s Welche Merkmale werden ggf stark heterogen sein
s Auf welche Weise werden noch interessante Informa-tionen zum Ist-Stand ermittelt
s Welche Leistungen sollten durch den Bildungsanbieter erbracht werden
s Welche Eigenleistung kann von den Teilnehmenden erwartet werden
WOZU Lernziele und -ergebnisse
In diesem Schritt geht es darum die Ziele und Ergebnisse zu praumlzi-sieren die durch das Bildungsangebot tatsaumlchlich erreicht werden koumlnnen und sollen Erst durch die Zielbeschreibung wird deutlich welche Lernerfordernisse das Bildungsangebot genau abdecken kann und welche Vorleistungen bei den Teilnehmenden vorausgesetzt werden muumlssen Lernziele sind in erster Linie Planungsinstrumente mit deren
weiter gelernt
Hilfe ein Anbieter uumlberpruumlft ob seine Planungen zielgerichtet und realistisch sind Die Lerninteressen der Teilnehmenden sollten sowohl bei der Entwicklung des Konzepts als auch bei der tatsaumlchlichen Um-setzung mit einbezogen werden Im Rahmen der Angebotsplanung und Angebotsentwicklung handelt es sich dabei zuerst einmal um eine Beschreibung der angestrebten Lernergebnisse Im Bereich der beruflichen Weiterbildung gibt es dabei zunehmend die Tendenz Lern-ergebnisse in Form von Kompetenzen bzw beruflichen fachlichen und uumlberfachlichen Handlungskompetenzen darzustellen Diese Lernziele und Lernergebnisse muumlssen aber beobachtbar undoder messbar sein Das bedeutet am Ende eines Angebots oder einer Lernsequenz (bei laumlnger dauernden Bildungsangeboten) muss uumlberpruumlft werden koumlnnen ob die angestrebten LernzieleLernergebnisse auch erreicht wurden
Eine Schwierigkeit besteht darin dass Kompetenzen als solche gar nicht beobachtbar sind sondern sich erst durch Einsatz in konkreten Situationen spezifischen Problemen oder Anforderungen erschlieszligen Neben der Beschreibung der zu erwerbenden Fertigkeiten und Faumlhig-keiten muss deshalb umso mehr die konkrete Anwendungssituation beruumlcksichtigt werden Zu erreichende Lernergebnisse lassen sich daher nicht als Kompetenzen beschreiben sondern als Performanz Auszligerdem sollte moumlglichst auch die Form und die Auspraumlgung der Anwendung von Fertigkeiten und Faumlhigkeiten in der jeweiligen Situation beschrieben werden Dies kann in der Regel durch folgende uumlbergrei-fende Kriterien geschehen
bull Komplexitaumlt der Aufgabenstellung (einfachestrukturierte Aufgaben versus vielseitige komplexe Problemstellungen)
bull Breite des Anwendungsbereichs (klar umschriebeneSituationen versus breites Anwendungsfeld)
bull Grad der Autonomie (Anwendung unter Anleitung versusautonom koordinierend anleitend)
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WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
22 23
weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
24 25
weiter gelernt
WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
26 27
weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
WOZU ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Lernziele sollen mit Hilfe des Bildungsangebots konkret erreicht werden
s Sind die Lernziele angemessen im Hinblick auf Bedarfe Voraussetzungen und Anwendungsziele des Gelernten
s Sind die Lernziele realistisch im Hinblick auf Zeit Stoffumfang methodischen Aufwand und Eigenleistung der Teilnehmenden
s Welche Abschluumlsse oder Zertifikate werden angestrebt und welche Implikationen hat das fuumlr die Lernziele
Verben zur Beschreibung der Kompetenzen
WissenVerstaumlndnis zusammenfassen darstellen (KenntnisReproduktion berichten skizzieren formu-von Informationen) lieren definieren bezeichnen
aufzeigen
Verstehen erlaumlutern folgern gegenuumlber-(etwas mit eigenen stellen einordnen veran-Woumlrtern erlaumlutern) schaulichen kategorisieren
unterscheiden sortieren
Anwenden (be)nutzen umsetzen durch-(Transfer von Wissen in fuumlhren erstellen praktizieren einen (neuen) Situati- uumlbertragen unterscheiden onskontext)
weiter gelernt
Analyse (komplexes Problem in uumlberschaubare Ein-heiten zerlegen eine Struktur erkennen)
unterscheiden bestimmen erproben ermitteln gegen-uumlberstellen (uumlber)pruumlfen interpretieren beobachten erschlieszligen untersuchen
Synthese (Wissenselemente aus verschiedenen Gebie-ten zu etwas Neuem zusammenfuumlgen)
ordnen zusammensetzen konstruieren modifizieren ableiten entwickeln entwer-fen konzipieren erzeugen organisieren
Beurteilung (Probleme anhand von Kriterien beurteilen und bewerten)
bewerten entscheiden gewichten einstufen begut-achten hinterfragen folgern einschaumltzen wuumlrdigen urteilen
WAS Inhalte
Auch die Entwicklung der Bildungsinhalte wird vor dem spezifischen Verwendungshintergrund gepruumlft Zentral ist welches Wissen von den Teilnehmenden tatsaumlchlich benoumltigt wird Gerade umfangreiche Stoffmengen sollten didaktisch reduziert werden um fuumlr die Lernenden fassbar zu werden
Die Reduktion kann beispielsweise nach zwei Prinzipien erfolgen
bull Konzentration auf das Grundlegende (dh die Heraus-arbeitung des Wesentlichen um den Kerninhalt als Teil des Ganzen zu erschlieszligen) oder
22 23
weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
24 25
weiter gelernt
WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
26 27
weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
28
Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
bull Konzentration auf das Exemplarische (die Behandlung einestypischen praumlgnanten repraumlsentativen Falls um im Einzel-nen das Ganze zu vermitteln)
WAS ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Inhalte werden vermittelt Auf welche aktuellen Quellen stuumltzt sich diese Auswahl
s Welche Moumlglichkeiten der didaktischen Reduktion sind gegeben
s Ist die Inhaltsauswahl deutlich an den Lernzielen orientiert
s Gibt es wichtige Inhalte die sich in den Lernzielen bisher nicht widerspiegeln
s Gibt es erste Hinweise auf eine Strukturierung der Inhalte
WIE Organisationsform und Methoden
Im Rahmen der Angebotsentwicklung muumlssen schlieszliglich auch Organi-sationsform und Methoden des Bildungsangebots ausgewaumlhlt werden
bull Festlegen der Organisations- und Veranstaltungsform mitZeitumfang
bull Methodensetting das sich aus der Definition der anderenStrukturelemente ergeben (zB aus den Lernzielen der Zielgruppe oder der Verwendungssituation)
weiter gelernt
Bei der Auswahl der Lernmedien sind die Zielgruppe und deren Lern-gewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge zu beachten Daruumlber hinaus richtet sich die Auswahl der Medien auch immer nach der Moumlglichkeit der Einbettung in das didaktische Konzept Wenn in einer Weiterbil-dung ein arbeitsprozessorientierter Ansatz gewaumlhlt wird koumlnnen Lern-unterlagen mit arbeitsbezogenen Lernaufgaben oder mit Leittexten die richtige Medienwahl sein
Methoden koumlnnen ausgewaumlhlt werden zB
bull nach der Zielstellung (zB zur Erschlieszligung von Inhalten zurEntwicklung von Beteiligung und Gruppenzusammenhang zur Ergebnissicherung und -vermittlung)
bull nach der Lernprozessphase
bull danach ob Teilnehmende eher mit vertrauten oder neuenMethoden arbeiten sollten oder
bull ob es eine vorwiegend informationsorientierte oder hand-lungsorientierte Konzeption ist
WIE ndash Fragen zur Bearbeitung
s Welche Veranstaltungs- und Organisationsform mit welcher zeitlichen Beanspruchung erscheint den Zielen und der Zielgruppe gegenuumlber als angemessen
s Mit welchen Methodensettings wird gearbeitet
s Wie kann die Eigenaktivitaumlt und das selbststaumlndige Lernen methodisch angeregt werden
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WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
26 27
weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
weiter gelernt
WO UND WOMIT Lernort und Medien
Durch die Art und Weise wie die Teilnehmenden mit dem Lerngegen-stand in Beruumlhrung kommen werden Lernorte und Medien zum Traumlger des Lerngeschehens Bei der Auswahl der Lernorte und Medien im Rahmen einer Angebotsentwicklung sollte deshalb ein wesentlicher Schwerpunkt auf deren Begruumlndung fuumlr die didaktische Gestaltung gelegt werden
Lernorte erfuumlllen unter didaktischen Aspekten insbesondere die Aufgaben
bull handlungs- und praxisbezogen zu sein
bull einen breiten Interessenzugang und
bull ganzheitliche Bezuumlge zu ermoumlglichen (sozial inhaltlichpersoumlnlich emotional)
bull eine definierte Qualitaumlt aumlsthetisch aufzuweisen
Auch bei der Auswahl der Lernmedien sind Lerngewohnheiten -vorlieben und -zugaumlnge der Zielgruppe zu beachten (zB Uumlbung im Umgang mit dem Computer oder der Zugang zu einer Universitaumltsbibliothek)
Lernmedien sind alle unterstuumltzenden (multi-)medial aufbe-reiteten Unterlagen die auf Papier oder in informations-und kommunikationstechnologischen Geraumlten zur Verfuumlgung stehen
Lernmedien sollen dazu dienen unterstuumltzende Informationen fuumlr das Lernen und fuumlr die verschiedenen Sinneskanaumlle bereit zu stellen Sie sol-len veranschaulichen konkretisieren und einen Praxisbezug herstellen
weiter gelernt
Mit Hilfe der Lernmedien sollen die Teilnehmenden Informationen auf-nehmen verarbeiten und abrufen koumlnnen Sie fungieren aber auch als Arbeitshilfe fuumlr selbstgesteuerte Lernprozesse der Teilnehmenden Daruumlber hinaus kann es auch darum gehen die Medienkompetenz der Lernenden zu foumlrdern und damit auf das selbstgesteuerte und selbst-organsierte Lernen auszligerhalb formalisierter Weiterbildungsszenarien vorzubereiten
Auch die Wahl der Medien ist durch die Lernziele oder -inhalte beein-flusst denn viele Vorgaumlnge (zB in der Mechanik oder Biologie) lassen sich durch multimediale und animierte Simulationen verdeutlichen wo-hingegen kompakte Formelsammlungen beispielsweise fuumlr das Lernen von physikalischen Formeln geeignet sind
Fuumlr die Gestaltung bdquoklassischerldquo Lernorte sind ua folgende Fragen handlungsleitend
s Wie viel Bewegungsraum muss vorhanden sein Was muss an Mobiliar vorhanden sein
s Welche Groumlszlige muss der Raum insgesamt haben welche Nebenraumlume sind ggf notwendig
s Von wie vielen Gruppen kann ein Raum parallel genutzt werden
s Welche Gestaltungsfreiheiten werden den Teilnehmenden eingeraumlumt
s Wie koumlnnen Lernergebnisse aufbewahrt oder dauerhaft dargestellt werden
s Welche Praumlsentations- und Projektionsflaumlchen sind notwendig
26 27
weiter gelernt
Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
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Literatur und Quellen
Arnold R (2003) (Hrsg) Berufs- und Erwachsenenpaumldagogik Basis-wissen Paumldagogik Paumldagogische Arbeitsfelder Band 4 Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
Gerhard R (1992) Bedarfsermittlung in der Weiterbildung Beispiele und Erfahrungen Hrsg vom Arbeitskreis Universitaumlre Erwachsenenbil-dung eV Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler
GiesekeW (2008) Bedarfsorientierte Angebotsplanung in der Erwach-senenbildung In Studientexte fuumlr Erwachsenenbildung Bertelsmann Verlag Bielefeld
Loebe HSevering E (2007) (Hrsg) Handlungshilfen fuumlr Bildungsbe-rater Bildungsbedarfsanalyse Band 21 W Bertelsmann Verlag Biele-feld
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW (2006) (Hrsg) Methodensammlung Anregungen und Beispiele fuumlr die Mode-ration URL httpwwwstandardsicherungschulministeriumnrwde methodensammlung (23062012)
Schlutz E (2006) Bildungsdienstleistungen und Angebotsentwick-lung Waxmann Verlag Muumlnster
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Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9
Bedarf Beduumlrfnisse und Bedarfsanalyse
Diese Begriffe wirken im Kontext von Weiterbildung vertraut und schei-nen auf den ersten Blick klar zu sein Aber was bedeuten sie konkret worin unterscheiden sie sich und warum sind sie fuumlr die Konzeption von Bildungsangeboten so wichtig
Fuumlr die erste Ausgabe der Heftenreihe bdquoweiter gelerntldquo hat sich die Koordinierungsstelle Qualitaumlt genau diesen Fragen gestellt
Das Ergebnis ist eine praktische Arbeitshilfe zum Thema Bedarfsanaly-se und Angebotsentwicklung die zum einen auf inhaltliche und organi-satorische Herausforderungen eingeht und zum anderen Moumlglichkeiten ihrer konkreten Umsetzung aufzeigt
So begleitet Sie diese Arbeitshilfe ganz praktisch von der Konzeption einer Bedarfsanalyse bis hin zu einem Modell fuumlr die Entwicklung von Weiterbildungsangeboten mit handlungsleitenden Fragen und Beispie-len fuumlr jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zu einem bedarfsgerech-ten und zielgruppenorientierten Bildungsangebot
ISBN 978-3-9814948-3-9