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Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 www.ocg.at P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007 OCG aktuell eGovernment Research – Visions and Policies Ergebnisse eines Workshops im Rahmen der eee|GovDays in Prag 2007 2 Neue Reihen n Pioniere der Informatik Günter Haring, 40 Jahre auf dem Weg der Informatik n Fachhochschulen in Österreich Technikum Wien n Web Accessibility Ohne Diskriminierung im WWW 04 22

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OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

OCG aktuelleGovernment Research – Visions and Policies Ergebnisse eines Workshops im Rahmen der eee|GovDays in Prag

2 0 0 7 2

Neue Reihenn Pioniere der Informatik Günter Haring, 40 Jahre auf dem Weg der Informatik

n Fachhochschulen in Österreich Technikum Wien

n Web Accessibility Ohne Diskriminierung im WWW

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22

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2JOURNAL

Inhalt

Inhalt

Editorial

Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek 3

Forschung und Innovation

Technologietransfer für Innovationen in der Informationstechnologie 21

Praxis und Wissen

Die CHI zelebrierte ihren 25. Geburtstag 26 Visionen für E-Government 28 Mitmachen.at: Jugend-Deliberation im Internet 32 RoboCup Junior 34

OCG aktuell

OCG-Jahresversammlung2007 4 Die neuen Vorstände der OCG 8 24. Jugend Informatik Wettbewerb 2007 16 Studentenexkursion zur WI 2007 in Karlsruhe 24 eGovernmentResearch–VisionsandPolicies 22 10 Jahre ECDL 31

Berichte aus den Arbeitskreisen

Information online: gesucht. gefunden! relevant? 12 „Technik ist immer noch eine Männersache ...“ 30

Neue Reihen

WebAccessibility:OhneDiskriminierungimWWW 11 PionierederInformatik:GünterHaring 14 FachhochschuleninÖsterreich:FHTechnikumWien 25

Buchrezension

Wikis im Social Web 18

Portrait

O. Univ.-Prof. Dr. Zemanek 19

ImpressumMedieninhaber und Herausgeber: Österreichische Computer Gesellschaft

Präsident: Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek

Generalsekretär: Eugen MühlvenzlWollzeile 1-3, 1010 Wien, Tel.: 01/512 02 35-0, Fax: 01/512 02 35-9

E-Mail: [email protected] URL: www.ocg.at

Kontakt zur Redaktion: Mag. Christine Haas,Tel.: 01/512 02 35-51, [email protected]

Layout: Therese FrühlingUlrike Haring, OVE-Medienzentrum Graz

Fotos: Archiv OCG, Autoren, Privatarchive

Druck: Ueberreuter Print & Digimedia

Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.

Hinweis: Geschlechtsbezogene Aussagen in diesem Magazin sind auf Grund der Gleichstellung für beiderlei Geschlechter aufzufassen bzw. auszulegen.

ISSN 1728-743X

Aus einer Initiative der finnischen Computergesellschaft, das IT-Wissen der Bevölkerung zu heben, entwickelte sich im Jahr 1996 der Europäische Computer Führerschein. Schon 1997 trat Österreich dieser Initiative bei, und seither kann der ECDL auch in unserem Land

erworben werden. 2007 wird der ECDL 10 Jahre alt. In einer Abendveranstaltung im Congress Casino Baden wurde am 9. Mai an die Höhepunkte der letzten 10 Jahre erinnert. (linkes Foto)

Die Jahresveranstaltung 2007 der OCG fand im stilvollen Ambiente des Palais Niederösterreich statt. Bei der Abendgala im Landtagssaal war auch BM Dr. Claudia Schmied, BMUKK, zu Gast. (rechtes Foto)

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�Ausgabe 2/2007

Editorial

Wege zum Erfolg

Eine Bestimmung in den Statuten der OCG sieht

den regelmäßigen Wechsel der Präsidentschaft

vor. Gabriele Kotsis hat zwei erfolgreiche Perioden

als Präsidentin der OCG gewirkt und dabei viele neue

Akzente und Schwerpunkte gesetzt. Nun hat man mir

diese Führungsaufgabe übertragen, eine Herausforde-

rung, die ich gerne annehme und der ich mich mit allen

Kräften widmen werde.

Relevanz und Adäquatheit für Mensch und Gesell-

schaft ist ein Leitmotiv für alle Aktivitäten der OCG.

Umfassend und interdisziplinär wird die Informatik durch

wissenschaftliche Diskurse, Bildungsinitiativen, Net-

working und Öffentlichkeitsarbeit

vorangetrieben. Das OCG Jour-

nal informiert seine Mitglieder über

wichtige Aktivitäten der Informatik

und Informationstechnologie, es ist

in gewisser Weise auch ein Echo der

Aktivitäten der Mitglieder der OCG.

Wie vielfältig diese Aktivitäten sein

können, kann man sich in diesem

Heft vergewissern.

Fast alle BürgerInnen in Österreich kennen eine be-

stimmte Aktivität der OCG. Erst vor zehn Jahren

von der OCG eingeführt, besitzen heute mehr als 2 %

aller ÖsterreicherInnen den Europäischen Computer

Führerschein ECDL und weisen damit ihre zertifizierten

Grundkenntnisse über Computer und Grundfertigkeiten

in den wichtigsten Computeranwendungen nach. Durch

die ECDL Zertifikate und weitere OCG Zertifikate ist die

OCG zur führenden Zertifizierungsstelle für IT-Zertifikate

in Österreich geworden.

Ohne das Wirken von besonders engagierten Per-

sönlichkeiten wäre ein großer Erfolg kaum möglich.

Univ.-Prof. Günter Haring ist dafür ein gutes Beispiel. Ne-

ben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit an der Universi-

tät ist er seit vielen Jahren in der OCG tätig, davon vier

Jahre als Präsident. Über sein Wirken als „bootstraper“

und „early adopter“ lesen Sie in diesem Heft.

Leistung und Bildung bieten das Rüstzeug. Die In-

formationstechnologie ist die Schlüsseltechnologie

des 21. Jahrhunderts. Entsprechende Bildung im Be-

reich der Informatik ist von entscheidender Bedeutung

für Wirtschaft und Gesellschaft. Viele Aktivitäten der

OCG beziehen sich daher auf Aus- und Fortbildung oder

setzen Incentives wie zum Beispiel der Jugend Informa-

tik Wettbewerb der OCG, der heuer bereits zum 24. Mal

durchgeführt wurde und hervorragende Arbeiten der

Schülerinnen und Schüler ans Licht brachte.

Grundlegende Arbeit ist entscheidend. Was wäre

eine Fachgesellschaft ohne Arbeitskreise? Viele

erfolgreiche Aktivitäten der OCG beruhen auf der Arbeit

von Arbeitskreisen. So zum Beispiel der ECDL und die

eGov Days. Auch Hilda Tellioglu, die neue Arbeitskreis-

leiterin des Arbeitskreises „IT für Frauen“, setzt neue Ak-

zente und beweist, dass Technik nicht nur Männersache

ist.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen

Gerald Futschek, Präsident der OCG

Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek

AktuelleInformation

Das Bundesministerium für Finanzen teilt mit, dass mit dem Budgetbegleitgesetz 2007 § 33 TP 5 Abs. 5 Z 2 GebG dahingehend geändert wurde, als nunmehr auch urheberrechtliche und leistungsschutzrechtliche Nutzungsverträge von der Gebührenpflicht ausgenommen sind. Diese Befreiung gilt für alle Sachverhalte, für die die Gebührenschuld nach dem 31.12. 2001 entstanden ist.

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�JOURNAL

OCG aktuell

OCG-Jahresversammlung 2007„Lebensbegleitendes Lernen mit IT“ als Veranstaltungsmotto

Mag. Lucy TraunMüLLer

Homo ZappiensDen Auftakt zur Vortragsreihe machte

Min.-Rat Dipl.-Ing. Mag. Dr. Christian

Dorninger, der die Geschäftsführung

der IT-Lenkungsgruppe im Bundes-

ministerium für Unterricht, Kunst und

Kultur (BMUKK) innehat. Er berichtete

über LLL mit IT und präsentierte Wim

Veens griffiges Konzept des „Homo

Zappiens“ – des jungen Menschens,

der mit PC-Maus und Fernbedienung

in der Hand aufgewachsen ist und

Wissen aus diskontinuierlichen Infor-

mationsquellen verarbeitet. Die auf

die Multitasking-Generation ausge-

richtete und (in Anlehnung an Web

2.0) „Lernen 2.0“ genannte Wissens-

vermittlung basiert auf E-Learning. In

Österreich wurde für den schulischen

Bildungsbereich das Projekt „E-lear-

ning-Cluster“ (e-LC) eingerichtet, in

dessen Rahmen Schülern das Lernen

von Web-basierten Inhalten als Teil

eines virtuellen Netzes vermittelt wer-

den soll.

Schüler lernen mit dem PDAMAS Petra Haller, Lehrerin an der

Wiener Kooperativen Mittelschule

Wiesberggasse, berichtete über ein

Handheld-Projekt in der Sekundar-

stufe I. Bei „PDA macht SCHULE“

handelt es sich um ein zweijähriges

Pilotprojekt, in dem Schüler im Alter

von elf bis dreizehn Jahren tragbare

Computer als Arbeitswerkzeug verwen-

den. Die Geräte verfügen über mobile

Office-Anwendungen wie Textverarbei-

tung, Tabellenkalkulation, Präsentation,

Multimedia (Foto, Video, Audio) und

Internet-Zugang. Haller, die als Trainerin

im Projekt fungiert, berichtet über kurze

Lernkurven, da der PDA dem (den Schü-

lern wohlvertrauten) PC entspricht. Für

die Synchronisierung der PDAs sowie

deren Aufladung sind die Schüler selbst

verantwortlich. Somit lernen sie nicht nur

die Bedienung des Geräts, sondern auch

Sorgfalt im Umgang mit demselben.

Lehrende als LernbegleiterAo. Univ.-Prof. Dr. Erich Neuwirth von

der Fakultät für Informatik (Universität

Wien) referierte über „Lebensbegleiten-

des Lernen und IT“. Er wies auf die neue

– reduzierte – Rolle des Lehrenden als

Lernbegleiter (statt jener des Wissens-

vermittlers) hin und zeigte die Gefahr

auf, Lernende als bloße Objekte eines

Workflows zu sehen. Neuwirth unter-

strich die Bedeutung von für neue Arten

der Wissensaneignung geeigneten Dar-

stellungsformen. Als Beispiel für innova-

tive Formen der Informationsvermittlung

präsentierte der Vortragende grafisch

dargestellte Wählerstromanalysen der

Nationalratswahl 2006 anhand einer Ös-

terreichkarte, auf der die einzelnen poli-

tischen Bezirke in der ihrer Einwohner-

zahl entsprechenden Größe angezeigt

sind. Die Gewichtung der einzelnen Par-

teien ist in entsprechend starker Einfär-

bung abgebildet. Dank der Grundfarb-

gebung der Parteien lassen sich auch

Mischergebnisse gut anzeigen. („Ois

braun“, kommentierte eine Dame im Pu-

blikum.)

E-Learning-Plattformen„Lebensbegleitendes eLearning“ war

das Thema des Vortrags von Min.-Rat

Dipl.-Ing. Dr. Robert Kristöfl, der als Lei-

ter der Informatikabteilung im BMUKK

tätig ist. Er präsentierte verschiedene

vom BMUKK betriebene Lernportale:

das auf Unterrichtende in Laptop-Klas-

sen ausgerichtete „e-teaching-austria“,

die Site bildung.at, die auch für den ter-

tiären Bildungssektor und die Erwach-

senenbildung Orientierung bietet, sowie

das vom Bildungsnetzwerk Burgenland

getragene bildungsserver.com-Portal für

Schüler, Lehrer und Eltern. Darüber hin-

aus stellte Kristöfl verschiedene E-Lear-

ning-Plattformen – wie etwa edumoodle

– vor. Diese ermöglicht allen österrei-

chischen Schulen und Bildungsinstitutio-

nen die Nutzung der Open-Source-Soft-

ware Moodle, ohne zu diesem Zweck

einen spezifischen Server betreiben zu

müssen.

Der zweite Teil der Nachmittagsveran-

staltung stand unter dem Motto „Die

Rolle der Wissenschaft und Wirtschaft“

und wurde von Dr. Hans-Georg Fill (Fa-

kultät für Informatik der Universität Wien)

moderiert.

Erasmus für die ganze UniDas EU-Programm „Lebenslanges Ler-

nen“ war das erste Vortragsthema des

zweiten Workshop-Blocks. Mag. Ernst

Gesslbauer, Leiter der Nationalagen-

tur Lebenslanges Lernen im Österrei-

chischen Austauschdienst (ÖAD), stellte

Drei L als Programm: „Lebensbegleitendes Lernen (LifeLong Lear-ning) mit IT“ war das Motto der diesjährigen OCG-Jahresversamm-lung, die am 28. März 2007 in der Wiener Innenstadt stattfand. Ver-anstaltungsort war das prachtvolle und aufwändig renovierte Palais Niederösterreich in der Herrengasse. Nach der am Vormittag abgehaltenen OCG-Vorstandssitzung und Generalversammlung fand am Nachmittag ein zweiteiliger Work-shop statt, an dem ca. ��0 Interessierte teilnahmen. Der erste Teil des Workshops behandelte „Die Rolle des Bildungsbereichs“ in Be-zug auf lebensbegleitendes Lernen. Moderiert wurde er von Univ.-Prof. Dr. Gerti Kappel (TU Wien).

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OCG aktuell

die neue Programmgeneration vor. Diese umfasst Maßnahmen zur

Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung und unterstützt

in guter Tradition sowohl europäische als auch nationale Ziele. In der

neuen Struktur finden sich vertraute Projektnamen wieder: Comeni-

us für den Bereich der Schulbildung und Leonardo da Vinci für jenen

der Berufsbildung. Das auf Studierende ausgerichtete Erasmus-Pro-

gramm will nun auch die Mobilität von Lehrenden sowie des allge-

meinen Hochschulpersonals begünstigen. Einen neuen Förderungs-

ansatz bildet Grundtvig, das sich an Personen und Einrichtungen der

Erwachsenenbildung richtet.

E-Portfolios für informelles WissenUniv.-Prof. Dr. Peter Baumgartner, Leiter des Departments für Inter-

aktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau-Universität

Krems, referierte über „Die Rolle von E-Portfolios beim Lebenslangen

Lernen“. Dabei definierte er die Begriffe des „nicht-formalen Lernens“

(einer geplanten Aktivität, die nicht explizit als Lernen verstanden wird,

jedoch ein Lernelement beinhaltet) und des „informellen Lernen“, das

zwar nur ein zufälliges Ergebnis aus Alltagsaktivitäten darstellt, jedoch

80 % des gesamten Lernvolumens ausmacht. Österreich, europä-

ischer Spitzenreiter im formellen Bildungsbereich (dem Schul- und

Hochschulsystem), hat bei der Anerkennung von nicht-formalen und

informellem Lernen noch viel Aufholbedarf. Nötig sind daher neue

Formen der Wissensbestätigung, wie etwa das E-Portfolio. Dieser

dynamische Bildungspass erlaubt verschiedene Sichtweisen (Views)

auf die gewünschte Information, verweist auf authentische Dokumente

und verfügt über Reflexions- und Feedback-Funktionen.

Spaß ist Muss Allgemeine und pragmatische Betrachtungen über die Rolle des le-

benslangen Lernens im Umfeld der Universitäten und Fachhochschu-

len vermittelte Mag. Andrea Ecker, die im BMUKK für E-Learning im

tertiären Bereich verantwortlich ist. Sie betonte die – in diesem Work-

shop mehrfach erwähnte – Wichtigkeit des Spaßfaktors, ganz nach

dem Grundsatz: Was Spaß macht, darf auch schwierig sein. Univer-

sitäten und Fachhochschulen müssen nach Ecker „Kontext im Con-

tent-Dschungel schaffen“. So sollen Interessierte imstande sein, sich

durch eine bessere Online-Studieninformation über Angebote für und

Erwartungen an Studierende zu informieren, was zu niedrigeren Drop-

Out-Raten und kürzeren Studienzeiten führen könnte. Als positives

Pionierbeispiel hob sie das Studium der Rechtswissenschaften an

der Universität Linz hervor, das einzige österreichische E-Learning-Di-

plomstudium.

Erfolg durch FörderungDipl.-Ing. Christoph Raber, der in der Abteilung Forschung und Tech-

nologie im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) tätig

ist, behandelte das Thema E-Learning im Zusammenhang mit E-Com-

merce bzw. E-Business. Er präsentierte Forschungsinitiativen wie das

auf Digital Content Engineering spezialisierte Salzburg New Media

Lab (SNML) oder die Research Studios Austria (RSA), die Produkte

und Dienstleistungen in den Bereichen E-Technologien, Smart Con-

tents etc. anbieten. Erfolge, so Raber, stellen sich durch Kooperation

Am Workshop nahmen ca. 140 Interessierte teil

MaS Petra Haller

Min.-Rat Dipl.-Ing. Dr. Robert Kristöfl, BMUKK, und Ao. Univ.-Prof. Dr. Erich Neuwirth, Universität Wien (v.l.)

Moderatorin O. Univ.-Prof. Dr. Gerti Kappel

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�JOURNAL

OCG aktuell

und Förderungen ein. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Österrei-

chische Forschungsförderungsgesellschaft mit ihren Competence Centers for

Excellent Technologies (COMET) und dem Förderprogramm „BRIDGE“.

Präsidentschaftsübergabe OCG-Generalseketär Eugen Mühlvenzl eröffnete die Abendveranstaltung, die

dem Thema „Die Wissensgesellschaft aus Sicht der Politik, Forschung und

Wirtschaft“ gewidmet war, – und zu der als besonderer Höhepunkt auch OCG-

Gründungspräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Zemanek erschienen war.

Der erste Programmpunkt war die offizielle Übergabe der OCG-Präsident-

schaft von Univ.-Prof. Dr. Gabriele Kotsis, die mit Freude auf die vergangenen

vier Jahre zurückblickte, an Ao. Univ.-Prof DI Dr. Gerald Futschek, der sich in

der OCG besonders durch seine Initiative im Bereich des ECDL einen Namen

gemacht hat. Futschek sieht alle Lebensbereiche von IT als der Schlüsseltech-

nologie des 21. Jahrhunderts beeinflusst: Bildungspolitik, Wirtschaftspolitik

(wo Innovation als Standortfaktor zählt) und Gesellschaftspolitik (mit Aspekten

wie E-Inclusion).

Wunderbare Partnerschaft Diesen Gedanken griff auch die erste Vortragende der Abendveranstaltung,

Ministerin Dr. Claudia Schmied vom BMUKK, auf. Schmied, die sich selbst als

„Bundesministerin für Bildung, ergänzt um Aus- und Weiterbildung“ bezeich-

nete, betonte, dass Bildungspolitik sowohl Gesellschafts- als auch Wirtschafts-

politik betrifft. Ein Beispiel für eine wunderbare Partnerschaft zwischen zwei

verschiedenen Bereichen – Wissenschaft und Wirtschaft – stellt für Schmied

die Österreichische Computer Gesellschaft dar.

In ihrer Ansprache leitete die Bundesministerin auf den nächsten Programm-

punkt über: der Überreichung von ECDL Zertifikaten an „leidenschaftlich mo-

tivierte Jugendliche“, die als Patienten des St. Anna-Kinderspitals die Prüfung

für den Europäischen Computer Führerschein bestanden haben.

Zertifikate für leidenschaftliche MotivationSeit fünf Jahren wird krebskranken Kindern und Jugendlichen die Möglich-

keit geboten, sich im Rahmen ihres Aufenthaltes im St. Anna Kinderspital auf

den ECDL vorzubereiten und die entsprechenden Prüfungen abzulegen. Dr.

Reinhard Topf, Leiter der psychosozialen Abteilung im St. Anna Kinderspital,

gab einen Einblick in Zahlen und Fakten – 204 Jugendliche, die unter teils

intensivmedizinischen Konditionen an der ECDL Initiative teilnehmen – und

nicht zuletzt deren Bedeutung: 80 % der durch schwere Kämpfe gezeichneten

Zehn- bis Zwölfjährigen nutzen dieses Angebot, das für sie eine wichtige Brü-

cke zur Außenwelt darstellt.

Ministerin überreicht UrkundenNeun dieser Jugendlichen wurden im Rahmen der OCG-Jahresveranstaltung

von Bundesministerin Schmied ECDL Zertifikate überreicht. Der jüngste unter

ihnen war elf, der älteste – der den ECDL Advanced Expert erhielt und mittler-

weile selbst als ECDL Ausbilder tätig ist – 21 Jahre alt. Die verliehenen Nach-

weise zeichneten sich nicht nur durch die prominente Überreicherin, sondern

auch durch eine technische Neuerung aus: So handelte es sich um die ersten

ECDL Zertifikate, die über eine digitale Signatur als zusätzliches Sicherheits-

merkmal verfügen.

Mag. Andrea Ecker, BMUKK

Offizielle Übergabe der OCG-Präsidentschaft von Univ.-Prof. DI Dr. Gabriele Kotsis an Ao. Univ.-Prof Dr. Gerald Futschek

OCG-Präsident Futschek dankt Frau BM Dr. Claudia Schmied für ihr Kommen

Dr. Reinhard Topf, Leiter der psychosozialen Abteilung im St. Anna Kinderspital

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AusstellerbeiderOCG-Jahresversammlung2007warenKEAWirtschaftstraining, die EBC*L Repräsentanz Österreichs,das UbiqVistas Konsortium, bit media e-Learning solution,Microsoft Österreich, der deutsche HERDT-Verlag für Bil-dungsmedienGmbH,dasNationaleEuropassZentrum(NECÖsterreich),ITinderBildungGmbH,WIFIÖsterreichsowieatsAG–AcceleratedTeachingSolutionsAG.

OCG aktuell

Dank erging nicht nur an Dr. Topf, sondern auch an Dr. Ulrike Leiss (Kli-

nische und Gesundheitspsychologin an der AKH Kinderklinik) und die zwei

Repräsentanten der Projekt-Sponsorfirmen: Manfred Brandner, Geschäfts-

führer der Firma bitmedia, und Thomas Lutz, PR & Corporate Affairs Mana-

ger und Unternehmenssprecher von Microsoft Österreich. Im Namen ihrer

Unternehmen überreichten die beiden Führungskräfte Geschenke an die

Kinder.

Für ihr zehnjähriges Engagement im Bereich des ECDL wurden auch Min.-Rat

Dipl.-Ing. Mag. Dr. Christian Dorninger, Min.-Rat Dipl.-Ing. Dr. Robert Kristöfl

und Dr. Ernst Karner (IT in der Bildung GmbH) mit Urkunden geehrt.

ECDL ist zehnIm Anschluss an die Zertifikatsüberreichung referierte OCG-Neo-Präsident

Futschek über „10 Jahre Europäischer Computer Führerschein“. Er ver-

schaffte einen Überblick über das ECDL Team, die Test Center und Wirt-

schaftspartner, stellte die verschiedenen ECDL und OCG Zertifikate vor

und berichtete über die Geschichte des ECDL in Österreich. Die Initiative,

die 2001 den 10.000sten und 2004 den 100.000sten Absolventen feierte,

kann zahlreiche Highlights verbuchen: 1998 den Beginn der ECDL Tests

an Schulen, 2002 die erste Zugtaufe, 2005 den Startschuss für den ECDL

barrierefrei. Mit 30.000 Absolventen pro Jahr und über 300 akkreditierten

Test-Centern befindet sich Österreich im europäischen ECDL Spitzenfeld

– und übertrifft somit die ursprünglichen Erwartungen bei weitem.

Wir sind das WebEinen philosophischen Blick auf das Thema Wissensgesellschaft warf Dr.

Ralph Dum von der Europäischen Kommission. In seinem Vortrag „Wis-

senschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in einer vernetzten Welt“ stellte er

sich die Frage „Was haben IKT wirklich für uns getan?“ Eine Menge – so

der Vortragende. Während das Internet 1995 noch als Verwirklichung der

Bibliothek von Alexandria gesehen wurde, ist zehn Jahre später dank So-

cial Software wie YouTube und Wikipedia Eines klar: „Wir selbst sind das

Web“. Dieses Web ist offener Wirtschaftsraum, sozialer Barometer und kol-

lektives Gedächtnis zugleich. Auch im Bereich der Ökologie sind IKT von

entscheidender Bedeutung, indem sie zum Beispiel durch den Einsatz von

Modellen zur globalen Erwärmung zur Bestandsaufnahme dienen.

IT als Triebfeder Die Abschlussrede wurde von Min.-Rat Mag. Reinhard Goebl vom Bun-

desministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) gehalten,

der in der Technologie „die wesentliche Triebfeder der Informationsgesell-

schaft“ sieht. Goebl präsentierte das Programm FIT-IT, das eine Initiative

des BMVIT zur Förderung anspruchsvoller IT-Forschung in Österreich dar-

stellt und jährlich mehr als 10 Millionen Euro für wesentliche IT-Innovati-

onen zur Verfügung stellt. Er zitierte aus dem WIFO-Weißbuch 2006, in dem

der Technologie ein Drittel der Wachstumssteigerung zugesprochen wird

– wobei IT eine besondere Rolle spielt. Österreichs internationale Spitzen-

position wurde von Goebl besonders hervorgehoben.

Stichwort nicht-formales Lernen: Nicht nur der Geist, sondern auch die

Sinne wurden im Rahmen der Veranstaltung angeregt. Für den Gaumen

gab es das ausgezeichnete Buffet, für die Augen die Holzkassetten- und

Die ECDL Absolventen und Absolventinnen mit ihren Zertifikaten

Begrüßung durch Min.-Rat Dipl.-Ing. Mag. Dr. Christian Dorninger, BMUKK

Von links nach rechts: Min.-Rat Dipl.-Ing. Mag. Christian Dorninger, BMUKK, OCG-Präsident Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek, Dr. Ernst Karner, IT in der Bildung GmbH, Min.-Rat Dipl.-Ing. Dr. Robert Kristöfl, BMUKK, Dr. Reinhard Topf, St. Anna Kinderspital, BM Dr. Claudia Schmied, BMUKK

Freskodecken des Palais Niederösterreich und für die Ohren die

Lieder des Sänger Jengis. All dies war zwar nicht Teil der in den

zahlreichen Vorträgen vermittelten Information, ein Nutzen mag sich

dennoch weisen. Wenn nicht, dann war es einfach nur schön. n

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8JOURNAL

OCG aktuell

Die neuen Vorstände der OCG

VizepräsidentenMag. Dr. Claudia SteinbergerClaudia Steinberger begann 1985 ihr Studium der Angewandten Informatik an der Universität Kla-

genfurt. Sie promovierte 1996 mit dem Thema ‚Objektorientierte Organisationsmodellierung’ bei Prof.

Heinrich C. Mayr. Seit 1992 ist sie am Institut für Angewandte Informatik an der Universität Klagenfurt

beschäftigt. Sie forscht besonders in den Bereichen Analyse und Design von IS, Unternehmensmo-

dellierung, E-Learning und E-Kooperation, sowie E-Business in KMUs. Hier arbeitete sie in diversen

Forschungsprojekten mit. Neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit wirkt sie auch am E-Business-

Institut, biztec Klagenfurt, mit. Sie ist Mutter von drei Töchtern.

PräsidentAo. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald FutschekSeit 28. März 2007 ist Gerald Futschek (50) Präsident der OCG. Seit vielen Jahren hat er sich in der OCG

als Arbeitskreisleiter und Komiteeleiter um die Bildungsinitiative „Europäischer Computer Führerschein“

ECDL und um IT-Wettbewerbe wie den Jugend Informatik Wettbewerb und die Informatik Olympiade ge-

kümmert. Gerald Futschek ist Professor an der Technischen Universität Wien und arbeitet am Institut für

Softwaretechnik und Interaktive Systeme in den Arbeitsschwerpunkten Software-Verifikation und Fachdi-

daktik Informatik. Er hat an der TU Wien Technische Mathematik und Informatik studiert, ist verheiratet und

lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Wien.

O. Univ.-Prof. Dr. Dimitris KaragiannisLeiter des Instituts für Knowledge and Business Engineering der Universität Wien,

www.dke.univie.ac.at

Prof. Karagiannis studierte Informatik an der TU Berlin und absolvierte mehrere Gastaufenthalte in den

USA und in Japan. Von 1987 bis 1992 war er Bereichsleiter für Unternehmensinformationssysteme am

Forschungsinstitut für Angewandte Wissensverarbeitung in Deutschland. 1993 gründete er die Abtei-

lung Knowledge Engineering - http://www.dke.univie.ac.at - am damaligen Institut für Angewandte Infor-

matik und Informationssysteme der Universität Wien mit den Schwerpunkten Knowledge- und Prozess-

management und Metamodellierung. Prof. Karagiannis hat zahlreiche Publikationen in den Gebieten

Datenbanken, Expertensysteme, Geschäftsprozessmanagement, Workflow-Systeme und Wissensma-

nagement verfasst. Er ist Autor zweier Bücher über Wissensbasierte Datenbanken und Wissensmanagement und ist seit vielen Jah-

ren in nationalen und EU-Projekten engagiert. Der von ihm erarbeitete Business Process Management Systems-Ansatz, dem die

Thematik des Wissens- und Geschäftsprozessmanagements zugrunde liegt, ist bereits in mehreren Dienstleistungsunternehmen

erfolgreich eingesetzt. Aus seinen Forschungs- und Entwicklungsergebnissen ist die BOC Information Technologies Consulting

GmbH - http://www.boc-eu.com, ein Spin-off der Universität Wien – hervorgegangen.

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�Ausgabe 2/2007

OCG aktuell

Univ.-Prof. Dr. Roland R. WagnerRoland Wagner studierte von 1970 bis 1975 Informatik an der Universität Linz. Im Jahre 1979 beendete er

seine Dissertation, in der er sich mit einer Abfragesprache beschäftigte, die für den gelegentlichen Benut-

zer bestimmt war. In seiner Habilitation beschäftigte er sich ausführlich mit dem Thema der funktionalen

Abhängigkeiten in relationalen Datenbanken. Im Jahre 1983 wurde dann die Habilitation durchgeführt,

und vier Jahre später wurde Wagner Universitätsprofessor. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigte er sich mit

dem Aufbau zweier großer Institute (FAW: Forschungsinstitut für Anwendungsorientierte Wissensverar-

beitung und dem Institut Integriert Studieren).

Roland Wagner ist bei vielen internationalen Konferenzen in den verschiedensten Funktionen tätig und

ist Reviewer in vielen internationalen Zeitschriften. Er hat bisher über 150 Publikationen in internationalen Konferenzen und Zeit-

schriften verfasst. Die Themenkreise sind weit gestreut, wobei er auch in frühen Jahren auf dem Gebiet der medizinischen Infor-

matik publiziert hat.

Mag. Dipl.-Ing. Marion BrandsteidlMag. Dipl.-Ing. Marion Brandsteidl hat an der TU Wien Wirtschaftsinformatik und Software Engineering &

Internet Computing studiert und ist seit Mai 2006 an der TU Wien am Institut für Softwaretechnik und Inter-

aktive Systeme tätig. Ihre Schwerpunkte sind die Unterstützung der Massenlehre in den ersten Semestern

sowie die Betreuung der Studierenden.

Vertreter der Einzelmitglieder

Univ.-Prof. Dr. Jens KnoopJens Knoop ist Professor an der Technischen Universität Wien, wo er seit 2003 den Lehrstuhl für Pro-

grammiersprachen und Übersetzerbau leitet und seit 2004 Vorstand des Instituts für Computersprachen

ist. Nach einem Studium der Informatik und anschließender Promotion an der Universität Kiel schloss

sich eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent und später zur Vertretung einer Professur an der

Universität Passau an sowie ein längerer, knapp einjähriger Forschungsaufenthalt an der Universität Ol-

denburg und weitere wissenschaftliche Tätigkeiten an der Universität Dortmund und der FernUniversität

in Hagen, dort ebenfalls zur Vertretung einer Professur.

Die wissenschaftlichen Interessen von Prof. Knoop liegen besonders im Bereich von hochoptimierender,

ressourcenbewusster Übersetzung, von Programmanalyse und eingebetteten Systemen, hier speziell etwa zur sog. worst-case

execution time (WCET)-Analyse von Programmen. Ein aktuelles vom FWF gefördertes Projekt hat hier die Entwicklung neuer fort-

geschrittener Übersetzungs- und Codegenerierungstechniken zum Ziel, um genauere und für den Anwender einfacher zu handha-

bende WCET-Analysen zu ermöglichen.

Prof. Knoop ist Mitherausgeber der Zeitschriften „Electronic Communications of the EASST“ und „Formal Methods Letter“. Als

General Chair hat Prof. Knoop 2002 die ACM SIGPLAN 2002 Conference on Programming Language Design and Implementation

(PLDI) in Berlin sowie im letzten Jahr die 9th European Joint Conferences on Theory and Practice of Software (ETAPS) in Wien ver-

antwortlich organisiert. Daneben hat Prof. Knoop auch in unterschiedlichen Funktionen in wissenschaftlichen Fachorganisationen

mitgewirkt, darunter von 2003 bis 2005 als gewählter Schatzmeister und Sekretär im Executive Committee der ACM Special Interest

Group on Programming Languages (SIGPLAN). Aktuell ist Prof. Knoop Mitglied des Extended Board der European Association for

Software Science and Technology (EASST) und Vizepräsident der European Association for Programming Languages and Systems

(EAPLS). Prof. Knoop ist Mitglied von ACM, IEEE CS, der deutschen Gesellschaft für Informatik GI und seit 2003 der Österrei-

chischen Computer Gesellschaft OCG.

Page 10: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

�0JOURNAL

OCG Aktuell

Harald Leitenmüller Seit kurzem ist Harald Leitenmüller (41) Mitglied im Vorstand der OCG. Leitenmüller ist seit 2006 in

der Geschäftsleitung von Microsoft Österreich und leitet die Microsoft Österreich Developer & Plat-

form Group. Er sorgt mit einem engagierten Team dafür, dass die Entwicklergemeinde in Österreich

rasch und effizient an jene Ressourcen gelangt, die sie für die Entwicklung innovativer .NET-Appli-

kationen benötigt. Harald Leitenmüller ist bereits seit sechs Jahren bei Microsoft Österreich. Davor

arbeitete er bei internationalen Innovationsprojekten mit und war fünf Jahre bei der Österreichischen

Nationalbank tätig. Leitenmüller, der an der TU Wien Nachrichtentechnik studiert hat, ist verheiratet

und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Wien.

Mag. Christoph Seidel Studium der internationalen Betriebswirtschaft an der Uni Wien.

Derzeitig beim TÜV Austria (www.tuv.at) für den Bereich IT-Systemzertifizierungen nach ISO 20000

(IT-Service-Management) und ISO 27001 (IT-Sicherheitsmanagement) sowie für interne IT-Projekte

verantwortlich. Zuvor war er im IT- und Controlling-Umfeld u. a. bei der IBM-Tochter ÖCS und dem

Fußballverein FK Austria Wien tätig.

Mag. Martina SpengerMag. Martina Spenger ist in der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien in der Abteilung

Sozialpolitik für arbeitsrechtliche Agenden zuständig. Das Tätigkeitsfeld reicht von Betriebsrätebe-

ratung, Erstellung von Rechtsgutachten, Vortragstätigkeit bei Seminaren bis zu politischer Grundla-

genarbeit und Erarbeitung von Stellungnahmen im Rahmen von Gesetzesbegutachtungen.

Prof. (FH) Dipl.-Ing. Dr. Karl-Heinz WeidmannStudium der Psychologie an der Universität Wien, Studium der Informatik an der Technischen Univer-

sität Wien, Doktorat an der Universität Salzburg

Lehrt an der Fachhochschule Vorarlberg, Wissenspool-Leiter des Department of Computer Science,

Vizerektor für Ressourcen der FH Vorarlberg, Mitgründer des Forschungszentrums für Nutzerzent-

rierte Technologien , Co-Chair des Usabilty Day, einer Veranstaltungsreihe zum Gebiet Human-Com-

puter Interface, Mitglied des Entwicklungsteams für neue Programme an der Fachhochschule Vor-

arlberg

Beruflicher Werdegang: Ericsson Österreich, Wien, Alcatel Österreich und Alcatel Austria Research

Center, Wien, Zumtobel AG, Dornbirn

Vertreter der Institutionellen Mitglieder

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��Ausgabe 2/2007

Neue Reihe: Web Accessibility

Web AccessibilityOhne Diskriminierung im WWW

andrea PobsT

Dabei geht es darum, Webseiten so zu ge-

stalten, dass sie auch für Menschen mit

Sinnesbehinderung (Blinde, Sehbehinderte,

Gehörlose) oder anderen körperlichen Ein-

schränkungen leichter les- und bedienbar

sind. Voraussetzung dafür ist, das Besu-

cherprofil seiner Website sehr gut zu kennen,

um all den Anforderungen des Publikums

gerecht zu werden. Die Barrierefreiheit im In-

ternet zielt somit auf eine Vereinfachung der

Webseiten für bestimmte Zielgruppen ab,

wobei die Anforderungen sehr breit sind. Die-

se reichen von der richtigen Programmierung

Ab sofort können Teilnehmer des OCG WebPublishers, der Kennt-nisse im Erstellen professioneller Websites vermittelt, ein weiteres Modul auswählen: Dieses neue Zertifikat beschäftigt sich mit ‚Web Accessibility’, auch ‚barrierefreies Webdesign’ genannt.

der Website, über die visuelle Gestaltung bis

hin zur inhaltlichen Verständlichkeit.

Keine Diskriminierung mehr„Mit dem Zertifikat OCG Web Accessibli-

ty möchten wir noch vor Jahresende einen

wichtigen Beitrag leisten. Einerseits die

Selbstverständlichkeit der Web Accessibility

für Menschen mit Behinderungen und äl-

teren Menschen zu fördern und andererseits

bei den Verantwortlichen ein dauerhaftes

Verständnis dafür zu erreichen, dass ein

Großteil der Webuser von einer Verbesse-

rung der Zugänglichkeit profitiert“, erläutert

Andreas Lämmerhirt von der OCG. Schließ-

lich hat schon 2004 eine von Microsoft in

Auftrag gegebene Studie ergeben, dass

57 % der Nutzer von barrierefreien Webseiten

profitieren. Von der Wichtigkeit barrierefreier

Websites ist auch Staatssekretärin Heidrun

Silhavy überzeugt. Schließlich möchte auch

sie im Rahmen der Verwaltungsreform, dass

alle Bundes-, Landes- und Gemeindeweb-

seiten („gv.at“) ab Jänner 2008 barrierefrei

gemacht werden. Niemand soll mehr ausge-

schlossen und diskriminiert werden.

Zukunftsweisend: OCG setzt beim WebPublisher auf Barrierefreiheit im WebDie OCG hat im Frühjahr 2006 in Zusam-

menarbeit mit der Universität Linz das an-

spruchsvolle Modul 6‚ OCG WebAccessibili-

ty entwickelt. Auf Basis des Reglements des

World Wide Web Consortiums, die höchste

Instanz für Entwicklungen im Web, gibt das

Modul 6 des OCG WebPublisher Zertifikats

die Möglichkeit, umfassende Kenntnisse auf

dem Gebiet der Barrierefreiheit zu erwerben.

Dabei wird vor allem auf die Sensibilisierung,

die technischen Aspekte der Programmie-

rung sowie die visuelle Gestaltung Bedacht

genommen.

Jeder, der das Gesamtzertifikat OCG Web-

Publisher erwerben möchte, absolviert die

drei Pflichtmodule (Administration, HTML &

CSS, Bildbearbeitung) und kann dann eines

aus drei weiteren wählen: JavaScript, Flash

oder WebAccessibility. Nach dem positiven

Abschluss von vier Prüfungen wird das OCG

WebPublisher Zertifikat ausgestellt. Aber

selbstverständlich kann jedes Modul auch un-

abhängig von den anderen gemacht werden,

wofür ein Zertifikat von der OCG ausgestellt

wird. n

WebPublisher Infos:Mag. Andreas Lämmerhirt Tel.: 01/512 02 [email protected]

Links zu Tipps und Anregungen:www.wai-austria.atwww.bizeps.atwww.einfach-fuer-alle.dewww.barrierefreies-webdesign.dewww.barrierekompass.de

Links zu Test-Seiten:validator.w3.orgcolorfilter.wickline.orgwww.webformator.dewww.wave.webaim.orgwww.barrierefinder.dewww.webxact.comwww.vischeck.com

Literatur:* Jan Eric Hellbusch; Barrierefreies Webdesign. Praxishandbuch für Webgestaltung und grafische Pro-grammoberflächen, dpunkt.verlag 2005*Jan Eric Hellbusch, KnowWare Barrierefreies Webdesign, www.knowware.de

Eine traurige Nach-

richt aus dem Team

der OCG: Unsere

Kollegin Barbara

Tesar ist am 15.

2007 Mai verstor-

ben. Wir werden Sie

als ein sehr nettes

und engagiertes

Mitglied des ECDL-

Teams in Erinne-

rung behalten.

Page 12: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

�2JOURNAL

Berichte aus den Arbeitskreisen

Information online: gesucht. gefunden! relevant?

Bericht über ein Seminar des Arbeitskreises eCommerce

ao. univ.-Prof. Mag. dr. KarL fröschL

Seit dem systematischen Sammeln von Doku-

menten und ganz besonders mit dem drama-

tischen Anwachsen der Dokumentenmengen

im elektronischen Medium wird das gezielte

Suchen nach relevanten Fundstellen zu einer

wachsenden Herausforderung. Dieses Phäno-

men korrespondiert mit einer seit der Aufklärung

dynamisch verlaufenden Ausdifferenzierung

von Themen, Modellen und Ideen („Memen“

im Sinne von Richard Dawkins), die es zuneh-

mend schwieriger bzw. aufwendiger macht,

den Überblick zu bewahren – die Frage der

Zugangsorganisation zu „prinzipiell“ vorhan-

denem Wissen bekommt daher immenses Ge-

wicht, vor allem in ökonomischer Hinsicht: Die

postindustrielle Informationsgesellschaft schafft

ihre Reichtümer in wachsender Abhängigkeit

von der effizienten Verteilung von Information,

die der Allokation von Ressourcen, der Ver-

teilung der Güter bzw. Dienste und schließlich

der Einkommen und Überschüsse vorausgeht.

Dementsprechend gewinnt die Bewirtschaftung

von Information gegenüber jener von Energie

und Gütern stark an Gewicht. Die Nutzbarkeit

grundsätzlich verfügbarer Information wird da-

bei durch zwei Faktoren wesentlich bestimmt:

(i) die (technische) Infrastruktur der Informa-

tionsverteilung, die vor allem eine Frage der

Vernetzung verteilt gehaltener Datenbestände

und einer effektiven Zugriffsorganisation darauf

darstellt, sowie (ii) die Fähigkeit zur Interpretati-

on der zugegriffenen Information, die i. W. bil-

dungsabhängig ist und somit keinen direkten

technologischen Aspekt betrifft. Insb. seit dem

Aufkommen des Internet und der hypertextuell

vernetzten Informationsstrukturen, die einen

wachsenden Anteil aller (multimedialen) Inhalte

online zugreifbar machen, spitzt sich die „Krise

des Findens“ relevanter Fakten bzw. Dokumen-

te im Netz brisant zu. Bislang sind, unbescha-

det einer Vielzahl verschiedener Vorschläge zur

Organisation und Indizierung großer Dokumen-

tenmengen, letztlich immer nur aufgaben- und

anwendungsspezifisch effiziente Lösungen ent-

wickelt worden; die Perspektiven universeller

Ansätze sind generell skeptisch zu bewerten,

weil sie aufgrund ihrer zentralistischen Koor-

dinationserfordernisse (Standards) und damit

meist auch damit implizit implementierten

Interessenlagen der programmatisch-auto-

nomen Organisation vor allem des WWW ent-

gegenlaufen.

Den Beiträgen des Seminars wurde eine kur-

ze Einführung zum Information Retrieval („...

the process of searching within a document

collection for a particular information need“,

nach Langeville/Meyer, 2006) vorangestellt

und die letztlich politische Frage der durch

technische Verzerrungen der Zugriffsmetho-

den hervorgerufenen impliziten inhaltlichen

„Zensur“ polemisch in den Raum geworfen

(Morville, 2005: „What we find changes who

we become“), der auf Nutzungsseite freilich

eine mindestens ebenso schwer beherrsch-

bare „kognitive Nachfragezensur“ durch (un-

reflektierte?) Informationsauswahl gegenüber

steht (Mooers, 1959: „An information retrieval

system will tend not to be used whenever it is

more painful and troublesome for a customer

to have information than for him not to have

it.”). Hinsichtlich der Technizität der Zugriffsor-

ganisation ist über die Zeit hinweg ein gene-

reller Trend zur Mechanisierung festzustellen,

traditionell beginnend bei der persönlichen

Beratung durch BibliotekarInnen und Kus-

todInnen über die Stufe der ex ante (durch

ExpertInnen oder Kollektive) eingerichteten

und laufend aktualisierten Kataloge und Indi-

zes im Rahmen definierter (enzyklopädischer)

Sachsystematiken und Ordnungskriterien, die

eine Selbstbedienungsnutzung der indizierten

Korpora erlauben, bis hin zu vollautomatisier-

ten Formen der Sacherschließung, d. h. der

algorithmisch erfolgenden Indizierung eines

Dokumentenkorpus durch maschinelle „Inter-

pretation“ der (Zeichen-)Inhalte.

Bei der maschinellen – also industriell-effizi-

enten – Form der Indizierung erhebt sich als

entscheidendes Kriterium die Qualität der in

den generierten Index inkorporierten Seman-

tik der gespeicherten Dokumente. Während

„simple“ Indices de facto nur Fundstellen-

verzeichnisse extrahierter (und ggf. ausge-

filterter) Wort- oder Phrasenvorkommen dar-

stellen, versuchen „strukturelle“ Indices die

sozial bestimmte Wertigkeit von Dokumen-

ten durch eine Analyse der wechselseitigen

Referenzintensität zu erfassen (sog. „link

analysis“, vgl. Langeville/Meyer 2006) und

schließlich „inhaltliche“ Indices auch einen

Teil der begrifflichen Bedeutung der Doku-

menteninhalte symbolhaft zu repräsentieren

(eine umfassende Methodenübersicht geben

z. B. Grossmann/Frieder 2004). An die Stelle

eines Verstehens treten im Maschinenkontext

verschiedene Versuche, das linguistische

Korrelat zwischen Symbolstruktur und Bedeu-

tungsstruktur geeignet zu nutzen (Graham,

1992: „The machine works on a regular cor-

relation of form and content.“), wobei zumeist

ein katalytischer Prozess unter Zuhilfenahme

formaler linguistischer (Lexikalik, Thesauri,

Morphologie, ...) oder logisch-repräsentatio-

naler (Hyponomien, Mereonomien, temporale

und/oder spatiale Kalküle usw. usf.) Model-

le angesetzt wird, der in seiner inhaltlichen

Reichweite – notgedrungen – auf meist sehr

spezifische „Domänen“ eingeschränkt bleibt.

Je mehr „Inhalt“ ein Index inkorporiert, desto

besser sind natürlich die Voraussetzung für

eine Relevanzbestimmung von Fundstellen.

In formaler Hinsicht ist die Analogie von räum-

licher zu inhaltlicher Nähe als Relevanzkriteri-

um von großer Attraktivität: Insoweit es gelingt,

durch (formale) Interpretation Dokumente so

in einen metrischen Raum zu projizieren, dass

die inhaltliche Verwandtschaft von Dokumen-

Page 13: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

��Ausgabe 2/2007

Berichte aus den Arbeitskreisen

ten (annähernd) durch deren relative Lage

im Repräsentationsraum – allgemein: einem

„Informationsraum“ (z. B. einem Vektorraum)

– zum Ausdruck kommt, lässt sich Relevanz

recht einfach als Distanz interpretieren bzw.

berechnen. Die Kunst liegt hierbei natürlich

im Anwenden „passender“ geometrischer

bzw. kognitiv-naturalistischer Projektionen

(vgl. dazu insb. Gärdenfors 2000), die ihrer-

seits in vielfältiger Weise durch den – in den

einzelnen Anfrage-Episoden ja bestenfalls

teilweise expliziten – Interessenskontext mo-

duliert werden.

Ausgehend von einer Übersicht zum Ge-

biet des Information Retrieval umfasste das

Seminar zwei ausgewählte Zugänge zur

(Re-)Organisation schwach strukturierter

bzw. textbasierender Informationsspeicher

im Sinne thematischer Dokumentensamm-

lungen oder Intranets, die in der einen oder

anderen Form auf spezifische Wissensstruk-

turen zurückgreifen, um die Ergebnispräzisi-

on zu verbessern.

Zunächst ging Livio Costantini (vormals

IAEA Wien) in seinem Beitrag auf den grund-

legenden Unterschied zwischen Daten- und

Textretrieval ein und stellte manuelle Formen

der Recherche den automatisierten Vari-

anten gegenüber. Ein Abriss über gängige

Effizienzmaße und die technischen Orga-

nisation von Retrieval-Systemen rundeten

diese Einführung ab. Im Hauptteil seiner

Ausführung wurde das Modell der Topic

Trees (aufbauend auf die Suchmaschine

Verity – nunmehr: Autonomy, http://www.

autonomy.com/content/home/ – und To-

vek, http://www.tovek.com/) vorgestellt.

Topic Trees bilden eine Variante „Konzept-

basierender“ Abfragemethoden, in denen

hierarchisch angeordnete und gewichtete

Suchterme und -phrasen präformierte Kon-

zepte charakterisieren, anhand derer in der

Suche die inhärente semantische Ambigu-

ität der Ausdrucksformen eingegrenzt und

die Dokumentenrelevanz algorithmisch be-

stimmt wird. Die Eigenheiten und Vorzüge

dieser Form von Retrieval wurden anhand

konkreter Beispiele illustriert. Eine Betrach-

tung verschiedener Aspekte für ein organi-

sationsweites Suchsystem ergänzten die

Präsentation.

In seiner anschließenden Präsentation

– eigentlich einer medienbegleiteten Wan-

derung durch drei seiner bilderfreudigen

„Gedankengärten“ – ging Ron Stockinger

auf „indexikalische Suchumgebungen“

ein, einem auf The Brain (www.thebrain.

com; ähnlich auch z. B. Semio, www.

semio.com) aufbauenden Konzept der

Indizierung und Inhaltsvisualisierung. Die-

se Präsentation unterstellte als (durch

zahlreiche praktische Beispiele illus-

trierte) Ausgangshypothese, dass viele,

vor allem automatisierte Suchsysteme

grundsätzlich unzureichend performant

im Sinne des Auffindens relevanter Fund-

stellen und aufgrund ihrer Technizität

nicht wirklich nutzungsfreundlich bzw.

„denkergonomisch“ sind. Diesem Defi-

zit wird in einem pragmatischen Zugang

(„was ist fundamentale, was ist essen-

zielle Information?“) der „Thoughtspace“

als alternativer Ansatz im Re-enginee-

ring von (corporate) Websites durch das

– manuelle, d. h. erfahrungsgestützte

– Aufmodulieren von polyhierarchischen

Indexstrukturen gegenübergestellt. Die-

ser unterstützt die intuitive Exploration der

Beziehungsstrukturen der abgebildeten

Informationselemente besser und hilft

mittels einer inkrementellen Suchfunktion

– im Hinblick auf kognitiven Aufwand und

„instantane Erreichbarkeit“ – gleichzeitig,

die Länge von Klick-Pfaden entscheidend

zu reduzieren.

In der das Seminar abschließenden leb-

haften Diskussion wurde versucht, die

Vor- und Nachteilen der beiden Ansätze

herauszustreichen sowie deren beider Un-

terschiede zu bekannten Suchkonzepten

zu bestimmen. Als Nachlese zur gutbesuchten

Veranstaltung finden sich die Materialien auf

der OCG-Website unter http://www.ocg.at/ak/

ebusiness/veranstaltungen.html n

WebPublisher Infos:Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Anton Fröschlec3 – Electronic Commerce Competence Center, Wien [email protected]

LiteraturzumSeminarDavid C. Blair, The Data-Document Distinction Revisited. ACM SIGMIS Database 37 (1),

pp. 77-96, (Winter) 2006. Siehe auch seinen Beitrag The Data-Document Distinction in Information Retrieval, Communications of the ACM 27 (4), pp. 369-374, April 1984.

Robert M. Colomb, Information Spaces – The Architecture of Cyberspace, Springer, 2002.Richard Dawkins, The Selfish Gene, Oxford University Press, 1976.Peter Gärdenfors, Conceptual Spaces – The Geometry of Thought, Bradford Book/MIT

Press, 2000 (paperback 2004).Joseph F. Graham, Onomatopoetics – Theory of Language and Literature, Cambridge

University Press, 1992.David A. Grossmann und Ophir Frieder, Information Retrieval – Algorithms and Heuristics,

Springer, 2004.Amy N. Langville und Carl D. Meyer, Google’s PageRank and Beyond – The Science of

Search Engine Rankings, Princeton University Press, 2006.Calvin N. Mooers, Mooers’ Law – or why some retrieval systems are used and others are

not. (Zator Technical Bulletin 136). Cambridge, MA: Zator Company, 1959. [gleichna-miges Editorial, American Documentation 11 (3), p. i (Juli 1960); Reprint The Scientist 11 (2), p. 10 (März 1997)].

Peter Morville, Ambient Findability, O’Reilly, 2005.

Vom (Ur-)Index über den Filefolder zum informative indexical environment © R. Stockinger IMP 2007

Beispiel „Ferrari” für einen Topic Tree © L. Costantini 2007

Page 14: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

��JOURNAL

Neue Reihe: Pioniere der Informatik

Günter Haring�0 Jahre auf dem Weg der Informatik.

Dem „early adopter“ und „bootstraper“ mit tiefem Respekt gewidmet.

Das von Günter Haring Geleistete wird in seinen

über 150 wissenschaftlichen Publikationen zu

angewandter Informatik in internationalen Fach-

journalen und auf internationalen Konferenzen

deutlich, lässt ihn als „early adopter“ hervortre-

ten. Zu visionären Zielen findet Günter Haring mit

umfassendem theoretischen Wissen allgemeine,

praktisch umsetzbare Lösungswege. Durch kla-

re Formulierungen ermutigt

Günter Haring stets junge

Wissenschaftler, sich an sei-

nen Arbeiten zu beteiligen,

ist ihnen Förderer mit großem

Weitblick, ein „bootstrapper“,

wie dies OCG-Pastpräsiden-

tin Frau Univ.-Prof. Dr. Gab-

riele Kotsis formulierte. Möge

Günter Haring ein „bootstrap-

per“ noch für viele Generati-

onen junger Wissenschaftler

bleiben!

Der Technische Physiker

Günter Haring wurde mit

24 Jahren zum Diplomingenieur graduiert und

schon zwei Jahre später - 1970 - promovierte er

an der Technischen Universität in Graz, wo er sich

1975 an der technisch-naturwissenschaftlichen

Fakultät für Informatik habilitierte. Von 1975 bis

1980 war Günter Haring Dozent und von 1980

bis 1985 Außerordentlicher Universitätsprofessor

für Informatik an der TU Graz, zuletzt am Institut

für Informationssysteme und Computergestütz-

te Medien bei Herrn O. Univ.-Prof. Dr. Hermann

Maurer. 1985 folgte Günter Haring einem Ruf an

die Universität Wien - auch die Universität Ham-

burg hatte sich um ihn bemüht - als Ordentlicher

Universitätsprofessor für Angewandte Informatik

und leitet jetzt am Institut für Distributed and Mul-

timedia Systems die Arbeitsgruppe für Verteilte

Systeme. Günter Haring war von 2000 bis 2004

Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaf-

ten und Informatik, seit 2004 ist er Dekan der

Fakultät für Informatik der Universität Wien.

Schwierige theoretische Aufgabenstellungen

faszinierten Günter Haring bereits bei seiner

Diplomarbeit „Zur Theorie der Hohlräume

in multiplizierenden Medien mit besonderer

Berücksichtigung der Rand- und Stetigkei-

tsbedingungen“ und bei seiner Doktorarbeit

„Zur Theorie der Strahlrohe

in zylindischer Geometrie“,

bei der sich Günter Ha-

ring der Reaktorphysik zu-

wandte. In der Folge waren

es offenbar die angewandte

Statistik ebenso wie Gert

Pfurtscheller, heute Universi-

tätsprofessor und Leiter des

Labors für Brain-Computer

Interfaces an der TU Graz,

die Günter Haring zur The-

matik der automatisierten

EEG-Bewertung brachten.

Im Zuge seiner Habilitation,

Günter Harings Arbeit hatte den Titel „Über

die Wahl der optimalen Modellordnung bei der

Darstellung von stationären Zeitreihen mittels

Autoregressivmodell als Basis der Analyse

von EEG-Signalen mit Hilfe eines Digitalrech-

ners“, waren umfangreiche Berechnungen

durchzuführen. Die Zuteilung von Rechen-

leistung war damals an den wissenschaft-

lichen Rechenzentren in Graz ein täglich neu

zu lösendes Problem. Auch dieser Aufgabe

stellte sich Günter Haring, zunächst für den

Grazer Raum und schließlich bundesweit in

einer EDV-Planungsgruppe, die mittelfristige

Kozepte zur Bedarfsprognose für Rechen-

leistungen wissenschaftlicher Rechenzentren

Österreichs von 1973 bis 1978 erarbeitete.

Zur Leistungsanalyse von Rechnersystemen

sammelte Günter Haring gemeinsam mit sei-

nem Diplomanden Reinhard Posch, heute ist

O. Univ.-Prof. Dr. Posch Leiter des Instituts für

Angewandte Informationsverarbeitung und

Kommunikationstechnologie an der TU Graz

und Chief Information Officer des Bundes, um-

fassende praktische Erfahrungen und schuf

stochastische Modelle zur Lastbeschreibung

und Leistungsaufteilung an Rechenanlagen.

Mit seinen in den 1980er-Jahren geschaffenen

grundlegenden Arbeiten zur Modellierung von

Rechnersystemen zum Zwecke der Leistungs-

bewertung und der Arbeitslastcharakterisie-

rung gilt Günter Haring weltweit als einer der

Pioniere.

Viele weitere richtungweisende Arbeiten von

Günter Haring entstanden in den 1980er-Jah-

ren, hier ein Beispiel: Die Veröffentlichung

„Rectangular Point Location in d Dimensions

with Applications“ erarbeite Günter Haring mit

Herbert Edelsbrunner, nachfolgend Professor

für Informatik und Mathematik an der Universi-

ty of Illinois, USA. Er ist Autor mehrerer Lehrbü-

cher über Algorithmische Geometrie und seit

März 2006 Ehrendoktor der TU Graz.

Der Ortswechsel von Graz nach Wien bot die

Chance für den Aufbau eines neuen Lehr-

stuhls. Eine lange gemeinsame Schaffenspe-

riode verband Günter Haring mit einem Dis-

sertanten, seinem späteren Assistenten und

nunmehrigen Kollegen bei vielen Forschungs-

projekten, Herrn Univ.-Prof. Mag. Dr. Alois Fer-

scha, der seit 2000 Vorstand des Instituts für

Pervasive Computing an der Johannes Kepler

Universität Linz ist. Arbeitsinhalt war die Paral-

lelverarbeitung als zukunftsweisendens Kon-

zept im Lichte der absehbaren Grenzen der

Single-Processor-Architekturen. Dazu gehören

insbesondere die Simulation und Konvergenz

asynchroner paralleler Boltzmannmaschinen,

auf Petri-Netzen basierende Modelle für par-

allel ablaufende Programme in Multiprozes-

sorsystemen mit verteilem Speicher sowie

die leistungsorientierte Entwicklung paralleler

Programme in einer parallelen Softwareum-

gebung. Zu letztgenanntem Thema ebenso

wie zu Performance und Zuverlässigkeit von

Computersystemen arbeitete Günter Haring

Seit nunmehr vierzig Jahren ist Herr O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Günter Haring mit der Informatik richtungweisend und auf’s engste ver-bunden, ihm gilt unser besonderer Dank: „Danke für Ihre persönliche Per-formance – Ihre stets beste ‚Quality of Service’ – und für Ihre Aufgeschlos-senheit für alles Neue, von Mobile Learning bis zu Pervasive Computing.“

diPL.-ing. dr. heLMuT MaLLecK

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��Ausgabe 2/2007

Neue Reihe: Pioniere der Informatik

auch mit seiner ehemaligen Assistentin,

Frau Univ.-Prof. Dr. Gabriele Kotsis zusam-

men, die 1995 mit der Arbeit „Workload

Modeling for Parallel Processing Systems“

promovierte. Seit vielen Jahren ist Gabriele

Kotsis Vorständin des Instituts für Telekoo-

peration an der Johannes Kepler Universität

Linz, wohl selbst auch „bootstrapper“ wie

ihr genialer Lehrer. Bemerkenswert sind die

Arbeiten Haring – Kotsis mit Dr. Johannes

Lüthi, heute Hochschullehrer an der FH Kuf-

stein, zur Performanceanalyse von verteilten

Systemen mit Unbestimmtheiten und Verän-

derungen der Systemlast. Zur Leistungsa-

nalyse von Rechnersystemen organisierten

Günter Haring und sein Team 1994 in Wien

die International Conference on Modelling

Techniques and Tools for Computer Per-

formance Evaluation, siehe Band 73 von

[email protected] „Performance and Reliability

Evaluation“. Forschungsergebnisse zur Leis-

tungsanalyse sind auch im 2001 erschienen

Band 114 von [email protected] „Workload

Characterization in High-Performance Com-

puting Environments“ zusammengefasst.

Beide Bände wurden vom Team Haring

– Kotsis erarbeitet! Einen besonderen Platz

verdient der 2000 erschienene Sammel-

band „Performance Evaluation: Origins

and Directions“, in dem Ursprünge und Zu-

kunftsentwicklungen der Leistungsanalyse

in Einzelbeiträgen sehr bekannter Forscher

aufgezeigt werden. Herausgegeben wurde

das Buch von Günter Haring gemeinsam mit

Christoph Lindemann, dem nunmehrigen In-

haber des Lehrstuhls für Rechnernetze und

Verteilte Systeme an der Universität Leipzig,

und Martin Reiser, dem langjährigen Direktor

des IBM Forschungslabors in Rüschlikon. Zu

Ehren von Herrn Professor Dr. Haring wur-

den vor zwei Jahren die Entwicklungen des

Faches Leistungsanalyse von weltweit füh-

renden Experten dargelegt, siehe Band 175

von [email protected] „Performance Evaluation

– Stories and Perspectives“. Naheliegend

war wohl die Bestellung von Günter Haring

zum Chair der keynote session bei der in-

ternationalen Konferenz „PERVASIVE 2004“,

erfahren doch bei Pervasive Computing die

Themen Performanz-Analyse und Entwurf/

Analyse von verteilten Systemen höchste

Aktualität, etwa bei der direkten Kommunika-

tion zwischen Gehirn und Computer, die mit

25 bit/min nunmehr möglich wurde.

Fragestellungen zu Parallelitäten, ein

Computer bearbeitet gleichzeitig mehrere

Probleme, mehrere Prozessoren arbeiten

gleichzeitig an einem Problem und mehrere

Computer arbeiten bei der Lösung eines Pro-

blems zusammen, sind hochaktuell geblieben.

Bei einem Mallorca-Aufenthalt von Günter Ha-

ring als Gastprofessor an der Universität der

Balearischen Inseln entstand mit einigen Fach-

kollegen eine geschlossene Lösung für die Er-

mittlung der Blockierungswahrscheinlichkeiten

in einer Mobilfunkzelle, mit N reservierten Ka-

nälen für celltraffic und g aus N reservierten

Kanälen für handovertraffic, für neue calls und

handovercalls die keinen freien Kanal finden.

Veröffentlicht wurden diese Erkenntnisse 2001

im Beitrag „Loss Formulas and Their Appli-

cation to Optimization for Cellular Networks”.

Zu mobiler Ressourcenreservierung und dy-

namischem Ressourcesharing veröffenlichte

Günter Haring 2000 einige Arbeiten gemein-

sam mit seinem Dissertanten Ali Mahmoodian

(Dissertationsthema „Quality of Service Issues

for Distributed Multimedia Systems in a No-

madic Internet-Based Environment“). Weiters

befasste sich Günter Haring mit Performance-

Management-Fragen bei neuen Technologien:

„Modelling Resource Management for Mul-

ti-Class Traffic in Mobile Cellular Networks”,

gemeinsam mit Dr. Helmut Hlavacs et al., und

„E-Business Benchmarking Based on Hierar-

chical Customer Behaviour Characterization”,

gemeinsam mit Dr. Christian Kurz. In Anerken-

nung seiner wissenschaftlichen Leistungen

wurde Günter Haring 1972 mit dem Theodor

Körner-Preis und 1994 in Budapest mit dem

John von Neumann-Diplom ausgezeichnet.

Als „early adapter“ hat sich Günter Haring

auch in den 1990er-Jahren bewiesen, als er

wissenschaftliche Kontakte mit Universitäten in

Indien knüpfte, etwa mit dem Indian Institute of

Technology in Madras. Generell zeichnet sich

Günter Haring durch kooperative Arbeit in wis-

senschaftlichen Gremien und Organisationen

aus, an der Universität Wien schätzt man un-

ter anderem sein Engagement in der akade-

mischen Selbstverwaltung. Im Gründungskon-

vent der Universität Wien, dessen Vorsitzender

er von 2002 bis 2003 war, hat Günter Haring

wesentlich am „bootstrapen“ der neuen Uni-

versität mitgewirkt. Die 1988 den Universitäten

zugesprochene Teilrechtsfähigkeit wurde von

Günter Haring spontan umgesetzt, indem er

das Softwarewerkzeug N/JOY gemeinsam

mit der Firma Vienna Software Publishing ent-

wickelte. N/JOY war in Design und Verwendung

objektorientiert, lief unter OS/2, hatte modernste

Benutzerschnittstellen und wurde von Comtech

in Las Vegas, USA, 1991 als bestes internatio-

nales Produkt ausgezeichnet. N/JOY war der

Ausgangspunkt zu mehreren Arbeiten und eu-

ropäischen Projekten über Human-Computer-

Interfaces, gemeinsam mit seinem Mitarbeiter

Manfred Tscheligi, nunmehr Universitätsprofes-

sor am Department für Computer Sciences der

Universität Salzburg.

Günter Haring ist Gutachter für zahlreiche in-

ternationale Zeitschriften und internationale

Projektanträge, ist Vorsitzender und Mitglied

von Programmausschüssen bei vielen internati-

onalen Konferenzen. Hervorzuheben ist Günter

Harings Engagement beim Austrian Center for

Parallel Computation (ACPC), welches 1989

von Günter Haring gemeinsam mit O.Univ.-Prof.

Dr. Bruno Buchberger, dem langjährigen Leiter

des Research Institute for Symbolic Computati-

on in Linz und des Softwareparks in Hagenberg,

sowie mit O. Univ.-Prof. Dr. Peter Zinterhof, Leiter

des Departments für Computer Sciences an der

Universität Salzburg, gegründet wurde. Ebenso

ist die Computer-Measurement-Group-Central-

Europe (CMG-CE) eine besondere Initiative von

Günter Haring. Gerne erinnert sich Günter Ha-

ring daran, dass die Gründungsidee zur CMG-

CE zusammen mit Dr.-Ing. Kornel Terplan und

Walter Konvicka beim Heurigen in Wien Ende

der 1980er-Jahre entstand. Günter Haring ist

der österreichische Vertreter im TC6 (Communi-

cation Systems) der IFIP. Von 1989 bis 1993 war

Günter Haring Präsident der Österreichischen

Computer Gesellschaft, er ist langjähriges Mit-

glied des Präsidiums der OCG und für die Ver-

gabe des OCG-Förderpreises verantwortlich.

Die zahlreichen nationalen und internationalen

Forschungsprojekte, die Günter Haring erfolg-

reich leitet, sind thematisch breit gefächert. Eine

Auswahl zu treffen, wäre ebenso subjektiv wie

es das Herausgreifen seiner Arbeitsthemen und

das Nennen der Namen seiner insgesamt 176

Diplomanden und 32 Dissertanten war. Die an-

geführten Namen sollten deutlich machen, dass

hinter der Sache stets Menschen standen, die

sich durch den „bootstrapper“ Günter Haring

von aktuellen Themen der angewandten Infor-

matik - Design und Analyse von innovativen IKT-

Systemen - angezogen fühlten. Mit der Freude,

mit der er seine Forschungen betreibt, möge

Günter Haring weiterhin die Elite unseres aka-

demischen Nachwuchses zu begeistern wis-

sen. Die OCG verneigt sich mit tiefem Respekt

vor dem großen Informatiker. n

Page 16: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

��JOURNAL

OCG aktuell

„Für mich ist es wichtig zu sehen, was in der Informatik in den Schu-

len gelehrt wird“, meint Gerald Stürzlinger, Geschäftsführer von RZL,

zu diesem Wettbewerb, „diese Projekte sind ein guter Querschnitt der

Arbeiten und geben einen Überblick über den Wissens- und Entwick-

lungsstand der Nachfolgegeneration“.

Heuer reichten gut 200 Schülerinnen und Schüler 30 Arbeiten öster-

reichweit ein. Die Jury wählte in der Kategorie Volksschule ein Projekt

als preiswürdig aus. In der Mittelstufe durften drei und in der Oberstu-

fe fünf Projektgruppen am 21. April 2007 im techcEnter Wintherhafen

in Linz ihre Arbeiten persönlich der Jury präsentieren.

Die Siegerehrung fand während der Abendgala in der Aula der Päd-

agogischen Akademie der Diözese Linz statt, wo sich heuer Herr

Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer von Herrn Nationalratsabge-

ordneten Dr. Peter Sonnberger, der die Gala eröffnete, vertreten ließ.

Frau GR Fechter-Richtinger, MAS, MSc überbrachte die Grußworte

vom Linzer Bürgermeister Dr. Dobusch – Frau GR Mag. Dr. Man-

hal vertrat Frau Stadträtin Susanne Wegscheider. Prof. Mag. Anton

Knierzinger, Chef des Education Highway, bedankte sich beim TOC

– Team Organisation Contests als Veranstalter und den Teilnehmern

für die großartigen Leistungen bzw die Organisation des Contests.

Eingebettet war die diesjährige Preisverteilung in die Abschlussver-

anstaltung des Computer- und Business-Contests mit dem Pod-

Cast-Award 2007. Der Computer-Contest und Business-Contest sind

Wettbewerbe für noch jüngere Schüler (ab der 5. Schulstufe) und

Lehrlinge. Dabei werden konkrete Aufgabenstellungen z. B. in der Art

des ECDL gegeben, die die Schüler richtig und auch in möglichst

kurzer Zeit erledigen sollen. Der Business-Contest definiert sich als

Österreichs erster und einziger wirtschaftsorientierter Wissensevent.

In der Kategorie Volksschule errang die 3b Klasse der VS Oberlaaer

Platz den ersten Platz mit dem Videoclip „I, You, We“! Die Kinder

zeigten hohe Professionalität in der Verwendung von Grafiksoftware,

Videoschnitt und Soundbearbeitung. Bereits im Vorjahr hatten die

Kinder erfolgreich am JIW mit einer Website „Klimt“ gezeigt, dass

sie sehr kreativ mit verschiedenen Anwendungen und dem Internet

umgehen können. Ihre Lehrerin, Frau Birgit Desch, legt großen Wert

darauf, dass Kinder nicht nur ICT hervorragend zur Produktion krea-

tiver Applikationen verwenden können, sondern dass darüber hinaus

die Kinder die Ergebnisse ihrer Arbeiten auch anderen präsentieren

und zugänglich machen können. Damit wollen sie anderen Klassen

Mut machen, sich ebenso zu engagieren und sie zur Teilnahme am

Wettbewerb animieren!

eLisabeTh Maier-gabrieL

2�. Jugend Informatik Wettbewerb 2007

Die OCG veranstaltete bereits zum 2�. Mal gemeinsam mit dem BMUKK den Jugend Informatik Wettbewerb, einen Kreativitätswettbewerb für Projekte um und mit dem Computer. Der Wettbewerb der Nachwuchsinformatiker wurde auch heuer wieder von RZL Software, von Fabasoft und Microsoft unterstützt.

1. Platz Oberstufe: HAK Steyr

1. Platz Oberstufe: HTL Mössingerstraße, Klagenfurt

1. Platz Mittelstufe: HS 3 Spittal/Drau bei der Präsentation

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�7Ausgabe 2/2007

OCG aktuell

Die Kinder zeigten mit ihren ausgezeichneten ICT-Kenntnissen

auch Interesse am eJunior, einem Zertifikat zum Nachweis der

IT-Kenntnisse in dieser Altersklasse.

Die Überraschung und die Freude waren übergroß, als die Kin-

der den Preis für den ersten Platz – eine Kutschenfahrt in der

Wiener City – gleich nach der Preisverleihung bei herrlichem

Wetter unternehmen konnten! Und das Eis danach schmeckte

besonders gut im Bewusstsein, Sieger im Jugend-Informatik-

Wettbewerb geworden zu sein!

In der Kategorie Mittelstufe des JIW haben sich die Klasse der

4a der HS 3 Spittal/Drau mit dem Projekt „Mit dem ROCKING

WURM duch´s Web“, Philipp Windischofer und Hans-Christian

Hummel von der HS für IT in Grein mit dem Projekt „PHC“ und

der Alleinkämpfer Roland Strommer von der HS Mooskirchen mit

der Arbeit „Rettung von der einsamen Insel und was danach ge-

schah“ für die Endpräsentation qualifiziert.

In der Kategorie Oberstufe durften folgende fünf Projekte vor der

Jury präsentiert werden:

n Die Gruppenarbeit „VoPI-Wiki“ von der HTL Mössingerstraße

in Klagenfurt:

Ziel des Projektes war es, ein System zu entwickeln, das die

Open Source VoIP-Anlage mit einem Wiki-System über das As-

terisk-Gateway-Interface (AGI) verknüpft. Der Nutzen liegt darin,

über VoIP zu statischen wie auch dynamischen (z. B.: Wetter)

Informationen eines Wiki-Systems zu gelangen.

n Die Gruppenarbeit der HTBL Hollabrunn „vivid water“ von

Patrick Schiesser und Thomas Gräser: Das Projekt beschäftigt

sich mit dem Bau eines Wassermessgerätes mit Internetanbin-

dung. Durch all die Versuche und Überlegungen erhofft sich die

Versuchsgruppe, ein Messgerät für die Bestimmung der Was-

serqualität mit hoher Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu entwi-

ckeln. Durch die Ergebnisse kann man eventuell den Menschen

den Zustand des Gewässers aufzeigen und sie zum Umdenken

im Bezug auf Umweltschutz bewegen.

n Die Gruppenarbeit „Cowfinder/GPS Finder“ von Alexander

Kastler, Christoph Bichler, Josef Meingassner und Michale Wil-

helm von der HTL Braunau:

Der Cowfinder ist ein universell einsetzbares GPS-Ortungssys-

tem. Im speziellen Fall dient es zur Lokalisierung von Kuhherden.

Die Positionsdaten können in Form von Landkarten via Browser,

Handy und Pocket PC abgerufen werden.

n Die Gruppenarbeit „Robo Chess“ von Wolfgang Geiger, Ben-

jamin Piklbauer, Rainer Neunteufel und Jürgen Scheldt von der

HTL Leonding.

Linkshttp://www.ocg.athttp://jiw.ocg.at

Die Fiakerfahrt durch die Wiener City

Kinder in der Klasse bei der Arbeit

1. Platz VS Oberlaaerplatz

Auditorium

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�8JOURNAL

OCG aktuell

Wikis sind relativ neue interaktive WWW-

Anwendungen, die ein offenes kollektives

Schreiben von Texten für jeden ermögli-

chen. Allgemein bekannt ist das Lexikon

Wikipedia, in das

jeder sein Wis-

sen einbringen,

Korrekturen durch-

führen oder in dem

man einfach suchen

kann.

Wikis kommen dem

ursprünglichen – de-

mokratischen – Ide-

al von Hypertext im

Sinne einer „globalen

Agora“ sehr nahe.

Die Wikiposium-Fachtagungen der OCG,

Wikis im Social WebMag. Dr. Johann Stockinger, DI Dr. Helmut Leitner (Hg.), OCG 2007

diPL.-ing. dr. veiTh risaK

die fortgesetzt werden sollen, bieten eine

gute Gelegenheit, sich mit Wikis auseinan-

derzusetzen und diese neue Anwendung

auch aktiv zu nutzen.

Das Buch enthält neben einer aus-

führlichen Einführung in die Thematik

17 überarbeitete Vorträge der Wiki-

posium 2005/2006-Fachtagungen

der Österreichischen Computer

Gesellschaft.

Behandelt werden folgende Be-

reiche:

n Das Phänomen Wiki

n Dokumentation und Wissens-

management

n Wikis für Archive und Museen

n Wikis und E-Learning

Man sieht daraus die große Breite mög-

licher Anwendungen für Wikis. Manche

Artikel beschreiben die Erfahrungen mit

konkreten Wikis. Wie bei anderen koope-

rativen Medien kommt es auch bei Wikis

darauf an, eine hinreichend große Anzahl

aktiver Nutzer zu finden, die dazu bereit

sind, eigene Beiträge zu liefern und nicht

nur passiv zu lesen.

Jeder Artikel kann unabhängig gelesen

werden; die angeführten Quellen, insbe-

sondere die angegebenen URLs können

zu gezielter Vertiefung genutzt werden.

Das Buch, das als Band 3 der neuen Reihe

„OCG-Reports“ erschienen ist, kann durch

seine gute Übersicht und die klare Darstel-

lung der Beiträge jedem empfohlen wer-

den, der an neuen Web 2-Anwendungen

interessiert ist. n

Die grundsätzliche Aufgabe bestand

darin, ein Online-Schachspiel zu erstel-

len, auf das Spieler über das World Wide

Web zugreifen können und bei dem die

einzelnen Spielzüge am Industrieroboter

nachgespielt werden.

Bei zwei Arbeiten sind speziell die gute An-

wendbarkeit, die Ausrichtung auf Benutzer

der Systeme aufgefallen. Zum einen die

Gruppenarbeit von Verena Roindinger,

Martina Garstenauer, Simone Möslinger

und Edith Zöserl von der HAK in Steyr mit

dem Titel „KLAC-KS – Kinder lernen am

Computer – das Kindergartenlernspiel“.

Gerald Stürzlinger strich dies bei der

Preisübergabe heraus: „Gratuliere an

das Thema und die Umsetzung von der

HAK Steyr“, die ein Programm für das

Lernen am Computer gestaltet haben.

„Das ist der richtige Ansatz, nämlich die

Anwender – in dem Fall Kinder im Vor-

schulalter – beim Benutzen der Lernsoft-

ware zu beobachten und die Oberfläche

und Bedienungsphilosophie auf diese

Zielgruppe abzustimmen.“

Das zweite Projekt, das eine hohe Reali-

tätsnähe aufwies, war das Projekt der HTL

Mössingerstraße: VoIP-Wiki, bei dem Sei-

teninhalte eines Wiki-Systems über das

Telefon vorgelesen werden. Die Klagen-

furter haben dieses Projekt gemeinsam

mit dem Blindenverband erarbeitet und

die Anforderungen dieser Benutzergruppe

berücksichtigt. So können Sehbehinderte

mit dem Telefon (das sie gut bedienen

können) in Wiki-Systemen Informationen

suchen und abrufen, die dann per Sprach-

ausgabe vorgelesen werden. Wikis sind

spezielle Informationssysteme am Inter-

net, Wikipedia ist ein berühmter Vertreter.

„Auch hier ist dieser Brückenschlag ge-

lungen“, attestiert Gerald Stürzlinger den

Preisträgern, „die sinnvolle Verbindung

von Technik und guter Anwendbarkeit für

die Benutzergruppe“.

Nach den Präsentationen entschied sich

die Jury für folgende Reihung:

Mittelstufe: 1. Platz HS Spittal an der

Drau, 2. Platz HS Grein und 3. Platz Ro-

land Strommer.

Oberstufe: 1. Platz HTL Mössingerstraße

ex aequo mit der HAK Steyr, 3. Platz HTL

Braunau, 4. Platz HTL Leonding und 5.

Platz HTL Hollabrunn.

Die Preise, gesponsert von den Firmen

Fabasoft, RZL Software und Microsoft

wurden von den Herren Gerald Stürzlin-

ger (RZL), Andreas Dangl (Fabasoft) und

Prof. Futschek den Preisträgern im Rah-

men der Abendgala überreicht.

Der Siegergruppe der Kategorie Volks-

schule wurde am 21. Mai 07 in Wien ihr

Preis überreicht. n

KontaktElisabeth Maier-Gabriel1010 Wien, Wollzeile 1-3Tel.: 01 512 02 [email protected]

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��Ausgabe 2/2007

Portrait

Am 22. Jänner 2007 nahm der Studiendekan

der Fakultät für Elektrotechnik und Informations-

technik, Herr O. Univ.-Prof. Dr. Adalbert Prechtl,

dieses Jubiläum zum Anlass, um Herrn Profes-

sor Dr. Zemanek in der Vorlesung eine Urkun-

de und eine Erinnerungsbriefmarke „60 Jahre

Vorlesungen an der TU Wien“ zu überreichen.

Dazu wurde auch ein Eintrag im Guinnes Buch

der Rekorde beantragt. Sechzig Jahre als aka-

demischer Lehrer aktiv gewesen zu sein, bringen

Herrn Professor Dr. Zemaneks Begeisterung für

sein Fach – die Informationstechnik – sowie die

Liebe zu seinen Studenten und zu seiner Alma

Mater deutlich zum Ausdruck. Studenten und

Absolventen der Nachrichtentechnik der TU Wien

mit Matrikelnummern ab 1947 haben Professor

Dr. Zemaneks Vorlesungen besucht, viele von

diesen haben bereits selbst das Pensionsalter

erreicht. Uns, seinen ehemaligen Studenten, ge-

ziemt es, Herrn Professor Dr. Zemanek Dank zu

sagen für den steten persönlichen Einsatz und

für all seine Mühen, die kaum jemals abzugelten

sind.

Begonnen hat Professor Dr. Zemanek 1947 mit

der Vorlesung „Niederfrequenztechnik“. Dann

folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in Paris,

eine scheinbare Lücke, die jedoch durch die

Studienjahre 1955 bis 1985 ausgeglichen wurde.

Denn der Jubilar hielt damals jahrelang drei Vor-

lesungen pro Studienjahr. Seit seiner Pensionie-

rung von IBM (1985) hielt Professor Dr. Zemanek

im Wintersemester stets je zwei Vorlesungen mit

folgendem Zweijahres-Zyklus:

n gerade Jahre: „Geschichte der Informatik“

und „Menschliche Aspekte des Computers“,

O. Univ.-Prof. Dr. Heinz Zemanek�0 Jahre Vorlesungen an der TU Wien

diPL.-ing. dr. heLMuT MaLLecK

Herr O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Heinz Ze-manek feierte zu Jahresbeginn das ganz besondere und sehr seltene Jubiläum seiner sechzigjährigen Lehrtätigkeit an der Technischen Universität Wien. Die OCG gratuliert ihrem Gründungspräsi-denten dazu sehr herzlich.

Das Mailüfter-Team: Dipl.-Ing. Peter Lucas, Georg J. Leser, Dr. Viktor Kudiel-ka, Dr. Kurt Walk, Dr. Ernst Rothauser, Dr. Kurt Bandat, Prof. Heinz Zemanek, Dipl.-Ing. Norbert Teufelhart (v.l.n.r.)

Computer „Mailüfterl“, Wien 1958

Großer Besuch bei der Jubiläumsvorlesung von Herrn O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Heinz Zemanek: Studiendekan O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Adalbert Prechtl, Institutsvorstand O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Dietmar Dietrich, Univ.-Prof. Dr. Christoph Grimm, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Her-mann Kaindl und ObRat Dipl.-Ing. Dr. techn. Heinrich Pangratz (v.l.n.r.)

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20JOURNAL

Portrait

ARCHITEKTUR MEINES LEBENSLAUFESJahr Position Hauptthema Nebenthema Ausland

I 1920 Kindheit LaibachII 1926 Schule Volksschule

1929 UnterrealschuleIII 1933 Studium Oberrealschule St. Georgs

1937 Techn. Hochsch. PfadfinderIV 1940 Kriegszeit Nachr. Truppe Balkan

1943 Radar Forschg Berlin, UlmV 1947 Hochschul Digitale Pfadfinder Paris

Assistent Nachr.techn. ÖsterreichsVI 1954 Vocoder

MailüfterlVII 1961 IBM Formale IFIP

Labor. Definition TC 2VIII 1968 Wien IBM Future IFIP

System Exec. BodyIX 1975 IBM Abstrakte IFIP Böblingen

Fellow Architektur Publ.Comm.X 1982

PensionXI 1989 Geschichte Fiasko

und ArchivXII 1996 Philosophie Mausoleum

Inform.techn.2007 Gottes Zugabe

1 APR 1919, JD 242 2050 1 SEP 1961, JD 243 7544 2 FEB 2004, JD 245 3038

ÜBERSICHT ÜBER LEHRAUFTRÄGE1947 48 (NFT) 1977 78 AA MA1948 49 PARIS 1978 79 AA MA1949 50 (FS) (NFT) 1979 80 AA MA1950 51 1980 81 AA MA1951 52 ÜB 1981 82 AA KYB1952 53 1982 83 MA G1953 54 1983 84 AA C

1954 55 NFT 1984 85 MA G1955 56 NFT TEL 1985 86 AA KYB1956 57 NFT TEL 1986 87 MA G1957 58 NFT AN TEL 1987 88 AA C1958 59 AN DIG 1988 89 MA G1959 60 AN DIG SCH 1989 90 AA C1960 61 AN SO DIG SCH 1990 91 MA G1961 62 AN IV DIG SCH 1991 92 AA C1962 63 AN IV DIG SCH 1992 93 MA G1963 64 AN IV DIG SO 1993 94 AA C1964 65 AN IV DIG SCH 1994 95 MA G1965 66 AN IV DIG SCH 1995 96 AA C1966 67 IV DIG 1996 97 MA G1967 68 IV DIG 1997 98 AA C1968 69 IV DIG 1998 99 MA G1969 70 IV DIG 1999 00 AA C1970 71 IV DIG 2000 01 MA G1971 72 IV DIG 2001 02 AA C1972 73 IV DIG 2002 03 MA G1973 74 IV SCH 2003 04 AA C1974 75 IV 2004 05 MA G1975 76 AA DIG MA 2005 06 AA C1976 77 AA MA 2006 07 MA G

0AA Abstrakte Architektur KYB KybernetikAN Analog-Rechner MA Menschliche AspekteC Geschichte d Computers NFT NiederfrequenztechnikDIG Digitale Rechner SCH SchaltalgebraFS Fernsehtechnik SO Selbstorganisierende SystemeG Geogr. Geschichte TEL Telegraphie

n ungerade Jahre: „Geographische

Geschichte“ und „Abstrakte Architek-

tur (Theorie des Systementwurfs)“.

Eine gute Übersicht über die sechzigjäh-

rige Lehrtätigkeit von Professor Dr. Ze-

manek gibt die Tabelle unten; sie macht

auch die Vielfalt der gebotenen Wis-

sensgebiete deutlich. Informationsver-

arbeitung, zunächst Analog- und später

Digitalrechner sind ebenso enthalten wie

Fernsehtechnik, Telegraphie, Schaltal-

gebra und Kybernetik. Die Tabelle wurde

uns freundlicher Weise von Professor Dr.

Zemanek zur Verfügung gestellt, vielen

Dank dafür.

Über seine Lehrtätigkeit hinaus hat Pro-

fessor Dr. Zemanek 545 wissenschaft-

liche Veröffentlichungen verfasst. Seine

Werke sind in vielen Sprachen gehalten

(deutsch, englisch, französisch, itali-

enisch) und wurden in sie übersetzt

(holländisch, ungarisch, russisch, bul-

garisch, slowenisch, japanisch). Darü-

ber ist ein Sammelband im Entstehen.

Auch hat der Jubilar zu „Zeitzeuge Ze-

manek ZZZ“ die ersten 100 Seiten des

Manuskripts fertiggestellt. Weiters plant

Professor Dr. Zemanek eine formale Le-

bensdarstellung in Art eines Plakats aus-

zuarbeiten. Die Architektur dazu konnte

der Jubilar bereits selbst liefern, indem

er sein Leben in zwei Mal sechs Jahrsie-

bente (1919 bis zum Wechsel von der TU

Wien zu IBM am 1. September 1961 und

von 1961 bis 2003) gliedert und sich jetzt

in der 13. Periode sieht. Wie er scherz-

haft sagt, ist das ein Zusatz unbekannter

Länge, der noch im Gang ist!

Im Studienjahr 2007/08 will Herr Profes-

sor Dr. Zemanek an der TU Wien keine

Semestervorlesungen mehr ankündigen.

Umso mehr freuen sich viele ehemalige

Hörer der Informatiklegende Profes-

sor Dr. Zemanek und viele Computer-

fachleute im nächsten Herbst auf seine

„Festvorlesungen“ über Architekturen

und menschliche Aspekte des Compu-

ters, allerdings ist da noch nichts festge-

legt. n

Page 21: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

2�Ausgabe 2/2007

Forschung und Innovation

Technologietransfer für Innovationen in der Informationstechnologie

ddiPL.-ing. (fh) david Moser

Und genau darin besteht auch der Zwie-

spalt: Es ist nicht das Finden des Neu-

en, an dem viele dieser kreativen Köp-

fen scheitern. Es ist die Änderung der

Denkhaltung, welche die erfolgreiche

Kommerzialisierung von radikalen In-

novationen in der IT fordert – weg vom

reinen techologieorientierten Denken hin

zur Marktorientierung.

Am Anfang der Entwicklung steht stets

die Technologie im Mittelpunkt – sei es

eine neue Programmiersprache, ein

neuer Chip oder ein neuer Ansatz in

der Softwareentwicklung. Hier wird das

Jahrespensum des gesamten F&E-

Teams, Unmengen von Equipment und

der letzte Rest der knappen Freizeit in-

vestiert. Manchmal resultiert daraus am

Ende eine vielversprechende, aber un-

ausgereifte Basistechnologie, welche in

den Augen vieler nur noch auf ihre wirt-

schaftliche Verwertung wartet. Doch was

bedeutet das eigentlich? Im Sinne des

Technologietransfers meint „wirtschaft-

liche Verwertung“, dass die erforschte

Basistechnologie der Wirtschaft zugäng-

lich gemacht und damit die investierten –

teilweise öffentlichen – Mittel in volkswirt-

schaftlichen Nutzen übergeführt werden.

Es soll damit ein indirekter Nutzen für die

Wirtschaft sowie ein direkter Nutzen für

das forschende Unternehmen durch Er-

löse (Lizenzierung etc.) erzeugt werden.

Doch leider ist die erfolgreiche Kommer-

zialisierung von Technologien eben nicht

nur vom Neuheitsgrad der Technologie

abhängig. Die Kommerzialisierung mar-

kiert vielmehr einen Zeitpunkt der Neuori-

entierung – das marktorientierte Denken

rückt in den Vordergrund, Forschung

„Echte IT-Innovationen verkaufen sich von selbst!“, diese Aussage be-schreibt die Erwartungshaltung, welche viele hochinnovativen Ent-wicklungsteams und Wissenschaftler nach jahrelanger, harter Arbeit der Kommerzialisierung „ihrer“ Innovation entgegen bringen.

und Entwicklung werden bedächtig hin-

ten angestellt. Der Schlüssel zum Erfolg

liegt nun in der Kommunikation mit der

Zielgruppe. Es sind nicht die techno-

logischen Enthusiasten, die adressiert

werden müssen, sondern visionäre Ent-

scheidungsträger mit einer Affinität zu

Neuem und einer klaren ökonomischen

Motivation im Hintergrund. Es gilt also,

die neue Technologie zu formen und an

die Bedürfnisse dieser zukünftigen Kun-

den anzupassen, um eine Kommerziali-

sierung zu erreichen. Hier liegt der Auf-

gabenbereich des Technologietransfers:

Ab dem Zeitpunkt, an dem ein F&E-Team

erkannt hat, dass der Weg einer Techno-

logie zum langfristigen, wirtschaftlichen

Erfolg nur durch Markt- sowie Kunden-

orientierung und damit durch die Lösung

von realen Problemen und Bedürfnissen

erfolgen kann, muss mit der Durchfüh-

rung von gezielten Transferaktivitäten be-

gonnen werden. Diese Transferaktivitäten

zielen vor allem auf Kontaktanbahnung

mit und die Gewinnung von relevanten

Entscheidungsträgern ab und werden

mit einer Reihe von bewährten Trans-

fermethoden durchgeführt. Der Tech-

nologietransfer differenziert sich dabei

insofern vom klassischen Marketing, als

dass kein definierbares Produkt vorliegt,

das den Kunden nähergebracht werden

soll, sondern in vielen Fällen eine schwer

beschreibbare und komplexe Techno-

logie, deren mögliche Vorteile nur mit

großem Fach- und Branchenwissen an

einen potentiellen Kunden kommuniziert

werden können. Technologietransfer ist

demnach ein Ressourcen-intensiver Pro-

zess, dem oftmals jahrelanges Agieren in

Netzwerken und hohe Branchenkenntnis

vorangeht.

Die Austrian Research Centers GmbH

– ARC hat mit dem Technologie Transfer

Zentrum (Leoben) bereits vor 20 Jahren

eine Initiative ins Leben gerufen, die sich

zum Ziel gesetzt hat, österreichischen

Unternehmen neueste Technologien aus

der Forschung zugänglich zu machen

und Innovationen effizient dem Markt und

den – potentiellen – Kunden zuzuführen.

Die Transfermanager des Technologie

Transfer Zentrum agieren dabei eigen-

verantwortlich in vier Fachbereichen (In-

formationstechnologie, Medizintechnik,

Energietechnik und Werkstofftechnik)

und versuchen durch Technologiebera-

tungen, Technologie- und Marktbewer-

tungen, das Betreiben von Netzwerken

und die Durchführung von Fachveran-

staltungen den österreichischen Unter-

nehmen neueste Technologien zugäng-

lich zu machen.

Im Themengebiet Informationstechnolo-

gien wurde dabei ein besonderer Fokus

auf die Etablierung einer Veranstaltungs-

reihe für neueste IT-Technologien gelegt.

Diese Reihe – mit dem Namen INDUS-

TRIAL INNOVATIONS – wurde bereits im

Jahr 2005 gemeinsam mit dem Unterneh-

men Techkonnex High-Tech Promotion

ins Leben gerufen und möchte bei zwei

Technologieveranstaltungen jährlich, Ver-

tretern aus der Wirtschaft den Zugang zu

neuesten Erkenntnissen aus der IT-For-

schung ermöglichen. Weitere Informati-

onen unter: www.arctechtransfer.at n

KontaktDDipl.-Ing. (FH) David MoserTransfermanager Informationstech-nologien, Austrian Research Centers GmbH – ARCTechnologie Transfer Zentrum (TTZ)

Page 22: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

22JOURNAL

ÜberblickDer Workshop war in drei Teile gegliedert.

Im ersten Teil des Workshops wurde eine

gemeinsame Wissensbasis geschaffen. Alle

TeilnehmerInnen trafen dabei zusammen, um

Präsentationen von ExpertInnen zum Thema

„Status, Visionen und Bedürfnisse“ anzuhö-

ren und über die erfassten Erkenntnisse zu

diskutieren. Themen dieser Präsentationen

waren unter anderem die Ergebnisse des

Forschungsprojektes eGovRTD2020 und

die Zwischenergebnisse des Projektes eGo-

vernnet. In weiteren Beiträgen wurden die

schwedische Implementierung „e-Me“, die

Studenten vor, während und nach dem Studi-

um mit unterschiedlichem E-Service beliefert,

OCG aktuell

eGovernment Research – Visions and PoliciesErgebnisse eines Workshops im Rahmen der eee|GovDays in Prag

diPL.-inforM.WirT siLKe Weiss, Min.-raT Josef MaKoLM

sowie die Visionen für E-Government in

Prag und weiteren Städten in der Tsche-

chischen Republik für 2010 präsentiert.

Der letzte Vortrag am Morgen gab eine

Übersicht über verschiedene nationale

und regionale Finanzierungsmodelle für E-

Government-Forschung in Europa. Auch

wurde in diesem Teil die bereits erwähnte

E-Government Roadmap übergeben.

Während des zweiten Teils fanden zwei

parallele Arbeitsgruppen statt. In der

ersten Arbeitsgruppe erarbeitete eine

Hälfte der Teilnehmer zukünftige The-

men der Forschung für E-Government,

diese Arbeitsgruppe wurde von Univ.-

Prof. Dr. Maria A. Wimmer, Leiterin der

Forschungsgruppe E-Government am

Institut für Verwaltungsinformation und E-

Government der Universität Koblenz-Lan-

dau, moderiert. In der dazu parallel statt-

findenden Arbeitsgruppe wurden von der

anderen Hälfte Ideen sowie Möglichkeiten

zur Bildung von Kooperationen, unter der

Leitung von Karel Aim, Mitglied des Wis-

senschaftlichen Rats der Akademie der

Wissenschaften der Tschechischen Repu-

blik, identifiziert.

Im dritten Teil trafen die Workshopteilnehmer

wieder zusammen, um die Ergebnisse der in

den parallelen Arbeitsgruppen erarbeiteten

Themen auszutauschen. Zudem präsentierte

Frau Prof. Wimmer in diesem Workshopteil

einen weiteren Vortrag über die Bedürfnisse

und Beiträge, die E-Government-Forschung

leisten kann, um ein innovatives Europa bis

zum Jahr 2020 zu erzielen.

Wissenstransfer: eGovRTD2020 2 eGovernetWissenstransfer im Bereich der Forschung

spielt eine immer wichtigere Rolle. Dieses

Phänomen ist unter anderem dadurch

erklärbar, dass Forschungseinrichtungen

mit immer knapperen finanziellen Mitteln

Projekte durchführen müssen. Außerdem

müssen Forschungseinrichtungen, um

finanzielle Unterstützung zu erhalten, die

Effizienz und Effektivität ihrer Forschung

nachweisen, was eine schwierige Heraus-

forderung für diese Einrichtungen darstellt.

Deswegen wird versucht redundante For-

schung zu vermeiden und Kooperationen

zu fördern. Eine konkrete Kooperation

zwischen zwei Projekten wurde durch die-

sen Workshop erreicht – die Ergebnisse

des Forschungsprojektes eGovRTD2020

gehen als Impuls in das Projekt eGo-

vernet ein. Dieser Wissenstransfer fand

einerseits durch die offizielle Übergabe

der Roadmap und andererseits durch

die Präsentation der Ergebnisse durch

Univ.-Prof. Maria A. Wimmer und Melanie

Bicking, MSc Informationsmanagement,

Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni-

versität Koblenz-Landau, statt.

Ziele des im März 2007 abgeschlossenen

Forschungsprojekts eGovRTD2020 waren:

n die Identifizierung und Charakterisie-

rung wichtiger Forschungsherausfor-

derungen sowie

n die Identifizierung eines Implemen-

tierungsmodells zur Schaffung eines

dynamischen Staates bis zum Jahr

2020.

Während des Projektes konnten derzei-

tige Forschungsschwerpunkte identifi-

ziert, Szenarien – visionäre Bilder – des

Staates in 2020 entwickelt und analysiert,

zukünftige Forschungsfelder erkannt so-

wie eine Roadmap erstellt werden.

Ziele des eGovernnet-Projektes sind:

n die Erzeugung eines Rahmenwerks

zur Koordination nationaler E-Go-

vernment RTD-Programme und Initi-

Am ��. April 2007 fand im Rahmen der Eastern European e|GovDays 2007 der Workshop „eGovernment Research – Visions and Policies“ statt. Die Stakeholder der Projekte eGovRTD2020 und eGovernet reisten an, um zukünftige Themen der Forschung für E-Government zu finden und Ideen sowie Möglichkeiten zur Bildung von Kooperationen zu identifi-zieren. Während des Workshops fand auch die offizielle Übergabe der Forschungs-Roadmap – Endergebnis des eGovRTD2020-Projektes – statt. Diese Roadmap geht als Input in das Projekt eGovernet ein. Organisiert wurde der Workshop von ExpertInnen aus der Tschechischen Republik, Norwegen, Spanien und Österreich.

eGovernet-Programm

Page 23: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

2�Ausgabe 2/2007

OCG aktuell

ativen,

n die Schaffung von Anreizen zur Ver-

besserung des Wissenstransfers

zwischen nationalen E-Government-

Forschungs- und Entwicklungspro-

grammen und

n die Förderung der Bildung von Koo-

perationen.

Zukünftige Themen der ForschungIm zweiten Workshopteil wurden neue

Programme und Initiativen für E-Go-

vernment-Forschung erarbeitet. Dazu

listete Frau Prof. Wimmer am Anfang ih-

res Vortrags folgende konkrete Fragen

auf, die nach Präsentation der Beiträge

weiterer ExpertInnen zur Diskussion of-

fen standen:

n Wird Forschung überhaupt benö-

tigt?

n Welche Aktionen werden benötigt?

n Welche neuen Programme benöti-

gen wir?

n Wo besteht Forschungsbedarf?

Durch die Diskussion der ExpertInnen

untereinander konnten unter anderen

folgende Schlussfolgerungen gezogen

werden: Sowohl neue als auch alte Pro-

bleme im Bereich E-Government müs-

sen untersucht werden. Die Beziehung

der BürgerInnen zur Verwaltung (C2G)

darf nicht vernachlässigt werden. Ver-

trauen in die Verwaltung ist ein wichtiges

Thema, das weiterer Untersuchung be-

darf. Um die E-Government-Forschung

in Zukunft transparenter gestalten zu

können, sollten ein Zugangspunkt zu

den Ergebnissen der E-Government-

Forschung geschaffen und eine Platt-

form bereitgestellt werden, auf welcher

Erfahrungen ausgetauscht werden

können. Des Weiteren sollten eigene

Forschungsfonds zur Finanzierung der

E-Government-Forschung gegründet

werden. Auch sollte erforscht werden,

ob die Entwicklung eines Forschungs-

dokumentes, welches von der EU vor-

gegeben wird, überhaupt hilfreich für

die einzelnen Mitgliedsländer ist.

Die Ergebnisse der abschließenden DiskussionFolgende weitere Herausforderungen im

Bereich E-Government wurden angespro-

chen:

n Interoperabilität

n Die Schaffung von Systemen zur Ko-

operation und Speicherung von Infor-

mation.

n Die Finanzierung der einzelnen For-

schungsprojekte.

n Die Ausweitung des E-Government-

Forschungsbereichs beispielsweise

durch Umbenennung in „Modern Go-

vernment“.

n Die Sicherstellung der Kommunikation

zwischen universitätsbasierter und in-

dustriebasierter Forschung sowie der

öffentlichen Verwaltung durch einen

ständigen Dialog der Beteiligten unter-

einander.

n Die Aufgaben der einzelnen Stakehol-

der sind genauer zu definieren und auf-

zuzeigen, um ein besseres und effizi-

enteres Zusammenspiel der einzelnen

Beteiligten sicherstellen zu können.

n Herauszufinden, wie Stakeholders bei

der Erfüllung ihrer Aufgaben optimal

durch IKT unterstützt werden können.

Ein wichtiger Punkt für den Erfolg von E-

Government-Anwendungen ist die ganz-

heitliche Betrachtung im Entwicklungs-

prozess. Außerdem sollte die Rolle der

öffentlichen Verwaltung als Impulsgeber

bei der Fortentwicklung nicht unterschät-

zen werden. n

Das Projekt eGovRTD2020:

http://www.egovrtd2020.org

Das Projekt eGovernet:

http://www.egovernet.org

Handover-Zeremonie: Unter der Moderation von Karel Aim, Mitglied der tschechischen Akademie der Wissenschaften, überreichte Univ.-Prof. Dr. Maria A. Wimmer die Road-map an die Koordinatorin des eGovernet-Projekts Frau Madeleine Siösteen Thiel

Dipl.-Inf.Wirt. Silke Weiß ist Projekt-Assistentin im Finanzministerium und beschäftigt sich mit der Analyse von Informations- und Kommunikationspro-zessen sowie mit Fragen der Qualitäts-beurteilung von [email protected]

Min.-Rat Josef Makolm ist Abteilungslei-ter im Finanzministerium, Co-Leiter des Forums e|Government der OCG und beschäftigt sich mit grundsätzlichen Fra-gen von E-Government und [email protected]

Page 24: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

2�JOURNAL

OCG aktuell

Studentenexkursion zur WI 2007 in Karlsruhe

danieLa schreMser

Große Unterstützung erhielten wir auch von O.

Univ.-Prof. Dr. Dimitris Karagiannis, Leiter des Ins-

tituts für Knowledge and Business Engineering der

Universität Wien, der sich sehr für uns eingesetzt

hat. Die Chance zur WI 2007 in Karlsruhe zu fah-

ren, nahmen 70 Studierende von verschiedenen

Universitäten (Universität Wien, Technische Uni-

versität Wien, Wirtschaftsuniversität Wien, Univer-

sität Linz und Universität Klagenfurt) wahr.

Schwerpunkte der WI 2007 waren Service-Engi-

neering, Prozess-Engineering und Market-Engi-

neering. Die Tagungsleitung

übernahmen Prof. Dr. An-

dreas Oberweis, Institut für

Angewandte Informatik und

Formale Beschreibungsver-

fahren (AIFB), und Prof. Dr.

Christof Weinhardt, Institut

für Informationswirtschaft

und -management (IISM).

Die Schirmherrschaft dieser

Tagung, an der rund 900 Teil-

nehmer anwesend waren,

oblag Günther H. Oettinger,

Ministerpräsident des Landes

Baden-Württemberg. Prof.

Dr. Horst Hippler, Rektor der

Universität Karlsruhe (TH), und Oberbürgermeister

Heinz Fenrich begrüßten die zahlreich eingetrof-

fenen Besucher der Konferenz. Nach der Begrü-

ßung fanden die Hauptvorträge von Martin Jetter,

Vorsitzender der Geschäftsführung IBM Deutsch-

land GmbH, Prof. Dr. Matthias Jarke, Leiter des

Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informations-

technik FIT und Lehrstuhl für Informationssysteme

an der RWTH Aachen, und Dr. Bernhard Beck,

LL.M., Chief Human Resources and Information

Officer und Mitglied des Vorstands der EnBW AG,

statt. Nach einer Mittagspause im Weinbrenner-

Saal des Kongresszentrums in Karlsruhe began-

nen die Tracks.

Eine Studentenexkursion führte uns zur „8. Internationalen Tagung Wirt-schaftsinformatik“ nach Karlsruhe. Gesponsert wurde diese Fahrt von der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG), die bereits Studentenexkur-sionen zur WI 200� in Augsburg, zur WI 200� in Dresden, zur WI 200� in Bamberg und zur MKWI 200� in Passau gesponsert hatte.

Themen der KonferenzWorum ist es bei dieser Tagung gegangen?

Wichtige Punkte waren Service-Engineering,

Prozess-Engineering und Market-Enginee-

ring. Service-Engineering behandelt Themen

wie „Das Internet der Dinge“, E-Government,

Outcourcing, IT-Governance, Product Life

Cycle Management, Semantic Web und

Service Oriented Computing. Process-En-

gineering umfasst Themen wie Business

Intelligence, Business Process Engineering,

Customer und Supplier Relationship Ma-

nagement, E-Learning, Softwareverbesse-

rung, Wissensmanagement und vieles mehr.

Last but not least wird noch der Schwerpunkt

Market-Engineering beschrieben. Dabei han-

delt es sich um Agenten- und Multiagenten-

Technologien für betriebliche Anwendungen,

E-Finance, E-Learning-Geschäftsmodelle,

E-Media, E-Services, Rechtsfragen der In-

formationsgesellschaft und noch zahlreiche

andere Themen.

Neben den Vorträgen zu den einzelnen The-

men wurden auch Tutorien und im Beson-

deren für Studierende ein eigenes Studie-

rendenprogramm angeboten. Die Tutorien

behandelten die Themen „Wissenschafts-

theorie gestaltungsorientierter Wirtschafts-

informatik“, „Normierende Modellierung mit

UML 2“ und „Social Software – Hintergründe

und Trends“. Speziell für Studierende gab es

Veranstaltungen zu „Manager und Informati-

ker = Wirtschaftsinformatiker“, „Wie Wissen

im Web wertvoller wird: Semantic Web“ und

„Informationsbeschaffung in der Wissen-

schaft“. Ganz besonders gefreut hat es uns,

dass speziell für uns Studierende ein eigenes

Programm entwickelt wurde und wir Einblick

in verschiedenste Bereiche der Wirtschaftsin-

formatik bekommen konnten.

RahmenprogrammNeben der Konferenz wurde

ein umfangreiches Rahmenpro-

gramm geboten. Es gab einige

Ausflüge bzw. Exkursionen, die

für einen geringen Aufpreis unter-

nommen werden konnten. Unter

anderem wurden Führungen im

Zentrum für Kunst und Medien-

technologie (ZKM) und geführte

Stadtrundgänge angeboten. Be-

sonders interessant waren die Ex-

kursion nach Straßburg inklusive

Führung, die Besichtigung des

weltweit größten LKW-Montage-

werkes DaimlerChrysler in Wörth

und der geführte Rundgang durch

die Keramik-Manufaktur Majolika Karlsruhe.

Bei der Exkursion nach Straßburg war das

Wetter leider nicht besonders freundlich, da-

her wurde der Stadtrundgang etwas kürzer

als erwartet. Dies hielt uns jedoch nicht ab,

diese wunderschöne Stadt zu bewundern.

Als die Exkursion beendet war, machte das

Wetter eine Wendung und wir hatten noch

Zeit für einen kurzen Spaziergang durch

Karlsruhe. Die weiteren Exkursionen waren

ebenfalls sehr sehenswert, da Einblick in ver-

schiedene Unternehmen gegeben wurden.

Am Donnerstag, in der Mittagspause, gab

es für uns ein Treffen mit O. Univ.-Prof. Dr.

Die Studenten der Wirtschaftsinformatiktagung und die Organisatoren der nächsten Tagung 2009 in Wien o. Univ.-Prof. Dr. Dimitris Karagiannis und O. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Robert Hansen

Page 25: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

2�Ausgabe 2/2007

Neue Reihe: Fachhochschulen in Österreich

Dimitris Karagiannis und O. Univ.-Prof. Dr. Dr.

h.c. Hans Robert Hansen. Bei diesem Treffen

zogen wir Resümee über die Konferenz und

die zahlreiche Teilnahme der Studierenden

aus Österreich. Als Andenken machten wir ein

Foto und kehrten in den „Konferenz-Alltag“ zu-

rück. Nun folgten Hauptvorträge von Wolfgang

Gaertner, CIO Personal and Corporate Ban-

king Deutsche Bank AG, und Prof. Dr. Wolf-

gang Hoffmann-Riem, LL.M., Richter des

Bundesverfassungsgerichts. Am Donners-

tagabend fand das Tagungsbankett in der

Schwarzwaldhalle statt. Der Freitag konnte von

uns nur bis zur Kaffeepause genutzt werden,

da wir unseren Zug zurück nach Österreich er-

reichen mussten. Daher konnten wir den letz-

ten Block der Hauptvorträge und die Preisver-

leihung bzw. den Abschluss nicht miterleben.

FazitDie Tagung war eine gelungene und ange-

nehme Abwechselung zum „Uni-Alltag“. Wir

haben uns sehr wohl gefühlt und konnten ei-

nen Einblick in einen Tagungsablauf nehmen.

Als Studierender sollte man auf jeden Fall die

Chance wahrnehmen und zu einer Konferenz

fahren. Es war eine Erfahrung, die wir nie ver-

gessen werden. Nun möchten wir uns nochmals

herzlich bei der Organisation der WI 2007, der

Österreichischen Computergesellschaft und

ganz besonders bei O. Univ.-Prof. Dr. Dimitris

Karagiannis für die Möglichkeit zur Teilnahme

an der WI 2007 bedanken und hoffen, dass wir

noch mehrere Studierendenexkursionen dieser

Art wahrnehmen können.

Als kleinen Ausblick möchten wir noch auf die

WI 2009 hinweisen, die zum ersten Mal nicht

in Deutschland, sondern in Österreich (Wien),

stattfinden wird. Das Komittee beauftragte O.

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Robert Hansen und

O. Univ.-Prof. Dr. Dimitris Karagiannis diese „9.

Internationale Wirtschaftsinformatik Tagung“

zu leiten. Wir freuen uns, wenn zahlreiche Teil-

nehmer nach Wien kommen und sich diese

wunderschöne Stadt mit ihren zahlreichen

Sehenswürdigkeiten anschauen. n

KontaktÖsterreichische Computer GesellschaftSandra LeitnerTel.: 01/512 02 [email protected]

Die FH Technikum Wien wurde 1994 als

Netzwerkpartner des Fachverbandes der

Elektro- und Elektronikindustrie gegrün-

det. Rektor Dr. Schmöllebeck vermittelt

Kompetenz, und als Vizepräsident der

Österreichischen Fachhochschulkonfe-

renz bekommen seine Worte besonde-

res Gewicht. Ein Anliegen von Rektor Dr.

Schmöllebeck ist die Verbesserung der Si-

tuation, dass die Wirtschaft in steigendem

Maße Absolventen benötigt und die FH

Technikum Wien dies nicht immer abde-

cken kann. Leider geht bei der Entschei-

dung für ein Studium bisweilen der Spaß

daran vor dem sicheren Job danach.

Auch sehen Maturanten die Naturwis-

senschaften oftmals als zu schwierig an.

Vorentscheidungen für eine Studienwahl

fallen bereits in der AHS-Unterstufe, zum

Teil schon in der Volksschule. Um die Zahl

an Studienanfänger zu steigern, müsste

also sehr früh begonnen werden. Aber

selbst, wenn Maturanten ein FH-Studium

erwägen, sind es immer mehr grundsätz-

lich Unentschlossene, die sich auch mehr-

fach bewerben; und der Zuschlag erfolgt

immer später. Berufsbegleitend Studie-

rende haben im Gegensatz dazu klare

Vorstellungen. Die Informationsveranstal-

tungen für berufsbegleitend Studierende

FH Technikum Wien Eine Reportage

diPL.-ing. dr. heLMuT MaLLecK

Nicht von ungefähr heißt die Fachhochschule Technikum Wien so, denn mit berechtigtem Stolz verweist ihr Rektor, Herr FH-Professor Dipl.-Ing. Dr. Fritz Schmöllebeck, darauf, dass das Technikum Wien mit 20�0 Studierenden Österreichs größte und rein technisch ori-entierte Fachhochschule ist. Mit �� Bachelor- und �� aufbauenden Master-Studiengängen ist das Angebot an technischen Studien in Österreich ohne Konkurrenz. Für seine Studierenden versteht sich das Technikum Wien als Dienstleister, der Wissen vermittelt und als Serviceleistung beim Design von eigenen Bildungspfaden un-terstützt. Das führt zu einem fruchtbringenden „Bologna-System“, welches die Mobilität der Studierenden fördert und durch Anrech-nen auch von anderswo in Europa erworbenem Wissen absichert. Sowohl bei Bachelor- als auch bei Master-Studien ist ein abschlie-ßendes Praxissemester zu absolvieren. Dieses wiederum ermöglicht den Absolventen ein sanftes „Hinübergleiten“ in den ersten Job, ein für FHs recht typischer Prozess.

werden von den FH-Professoren Dipl.-Ing.

Peter Balog, Studiengangsleiter Informa-

tions- und Kommunikationssysteme, und

Dipl.-Ing. Christian Kollmitzer, Studien-

gangsleiter des Bachelorstudiums Elek-

tronik/Wirtschaft, gemeinsam abgehalten.

Das Interesse daran ist groß, es kommen

stets mehr als 50 Interessenten.

Sehr viele Studienanfänger wollen Infor-

matik studieren, und es besteht großer

Weiterbildungsbedarf. Früher drifteten so

manche in ein Informatikstudium hinein,

waren „Selfmade“-Informatiker, die sich

weiterbilden wollten, nunmehr kommen

die meisten Studienanfänger mit vorab

strukturiert erworbenem Wissen. Für das

Technikum Wien trifft Rektor Dr. Schmöl-

lebeck eine recht griffige Einteilung in

„weiche“ Informatik, etwa Basissoftware,

Wirtschaftsinformatik, Multimedia und

Datensecurity, und „härtere“ Informatik,

zu der er unter anderem die Informations-

und Kommunikationssysteme zählt. Zur

Technischen Universität Wien besteht kei-

ne unmittelbare Konkurrenzsituation, da

die Studienprogramme an beiden hohen

Schulen sehr durchdacht und abgestimmt

sind. Zur Sponsion haben 90 % der Infor-

matik-Absolventen des Technikum Wien

einen Anstellungsvertrag in der Tasche.

FH Technikum Wien, Höchstädtplatz 5, 1200 Wien. www.technikum-wien.at

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2�JOURNAL

Neue Reihe: Fachhochschulen in Österreich

Herkömmliches Recruting setzt also zu

spät an, Informatik-Absolventen sind eben

schnell „unter der Haube“!

Der dynamische Arbeitsmarkt führte dazu,

dass das Technikum Wien frühzeitig

von Diplom- auf Bachelor-/Master-

studien überging. Für Studierende

wird dadurch die Abwesenheit vom

Arbeitsmarkt von drei Jahren auf

überschaubare drei bis vier Semes-

ter reduziert. Auch die persönliche

Weiterentwicklung der Studieren-

den wird besser möglich, denn

ihr soziales Umfeld liegt nunmehr

deutlich kürzer „auf Eis“. Nach dem

Bachelor-Abschluss bieten oftmals

größere Unternehmen den bereits

im Praxissemester bewährten Stu-

dierenden Teilzeitjobs auf Gleitzeit-

basis mit der Möglichkeit eines be-

rufsbegleitenden Masterstudiums

an. Mit Beginn des Masterstudiums

wird eine fachliche Umorientierung

möglich, Rektor Dr. Schmöllebeck

bezeichnet dies recht anschaulich

als X-Modell. Dafür wird jedem Stu-

dienbewerber am Technikum Wien

individuelle Beratung geboten. Auf

Basis seiner/ihrer Bildungsbiogra-

phie werden die Erfordernisse ausgelotet,

matched es nicht, wird auf downloadbare

Skripten verwiesen. Durch Beratung –

nicht durch ein, mit den besten Absichten

durchgeführtes, automatisiertes Filtern

– wird Qualität gesichert!

Qualität ist auch bei den Diplomarbeiten

am Technikum Wien ein besonderes An-

liegen. Die Diplomarbeitsbetreuung durch

einen Firmenmitarbeiter gemeinsam mit

einem FH-Professor stellt fachliches Ni-

veau und praktische Verwertbarkeit der

Gebäude der FH Technikum Wien am Wiener Höchstädtplatz (© FH Technikum Wien)

Audimax der FH Technikum Wien (© Andreas Hofer)

Arbeitsergebnisse sicher. Das vom Stu-

dierenden erbrachte Ergebnis steht im

Vordergrund und soll in der Diplomarbeit

deutlich erkennbar sein. Allgemeine Text-

stellen sind durch Zitate sauber zu

belegen. Mit dem Internet ist die

Recherche einfacher geworden,

sehr leicht könnte dadurch die Wert-

schätzung fremder Leistungen ver-

loren gehen. Die FH setzt hier mit

gezieltem Mentorschip an, etwa in-

dem Studierende ermuntert werden,

mit Autoren von Originalarbeiten in

Mailverkehr zu treten. Plagiaten wird

mit spezieller Software, auch mit Hil-

fe von Externen, nachgegangen.

Vom Technikum Wien gingen bis-

her insgesamt 1600 Absolventen in

die Wirtschaft. Jetzt, mit Auslaufen

der Diplomstudien und den neuen

kurzen Studienprogrammen, wer-

den vss. 700 Absolventen pro Jahr

ein Studium abschließen. Rektor Dr.

Schmöllebeck will auch in Zukunft

mit seinen 50 hauptberuflichen

Professoren-Kollegen und den 250

freien HochschullehrerInnen den

gebotenen großen Freiraum zur Ent-

wicklung von flexiblen Bildungsan-

geboten umsetzen. Partnerschaftlich gut

läuft es ja schon jetzt am Technikum Wien,

das wird auch stets bei der Mitarbeit von

Peter Balog im OCG AK FH-IT deutlich. n

Die CHI ist die bedeutendste Konferenz

für Human-Computer Interaction und

findet jährlich statt. Im interdisziplinären

Forschungsbereich zwischen Mensch

und Maschine, Psychologie und Infor-

Die CHI zelebrierte ihren 2�. Geburtstag diPL.-ing. (fh) KarL fLieder

Vom 28. April bis zum �. Mai 2007 fand in San Jose, Kalifornien, die 2�. CHI – Conference on Human Factors in Computing Systems – statt. Unter dem Motto „Look how far we have come… Imagi-ne how far we can go“ trafen sich an die 2000 Besucher aus der ganzen Welt zum wissenschafltichen Diskurs. Dieser beinhaltete die Präsentation von Papers, Posters und Erfahrungsberichten ebenso wie Podiumsdiskussionen, Kurse, Workshops, interaktive Demons-trationen und Student Competitions.

matik bzw. Design und Engineering

stand diesmal das Thema „Design“ im

Mittelpunkt. Der Veranstalter ACM (As-

sociation for Computing Machinery)

spricht mit der CHI-Konferenz vor allem

die folgenden Communities innerhalb

der SIGCHI (Special Interest Group on

Computer-Human Interaction) an:

Design, Education, Engineering, Ma-

nagement, Research, Usability

Page 27: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

27Ausgabe 2/2007

Praxis und Wissen

Information, Design, Usabi-lity Der Stellenwert von Design innerhalb

der SIGCHI ist in den letzten Jahren ste-

tig gestiegen. Für die diesjährige CHI

wurde das Thema Design deshalb als

Leitthema gewählt. Eine entsprechende

Vorberichterstattung in den Comm. of

the ACM und in den <interactions>

sorgte für die notwendige Sensibilisie-

rung der Zielgruppe. Auf der Konferenz

selbst wurden rund um das Thema De-

sign verschiedene Aktivitäten wie Ple-

nar-Veranstaltungen, eine Student De-

sign Competition, Kurse und Workshops

veranstaltet, vor allem aber die aktuellen

wissenschaftlichen Arbeiten präsentiert.

Durch diese Anstrengungen soll Design

einerseits nachhaltig im wissenschaft-

lichen Diskurs etabliert werden, ande-

rerseits ist man darauf bedacht, das

soziale Defizit von Technologiethemen

allgemein zu kompensieren.

Geforscht wird zum Thema Design in

verschiedenen Domänen, die sich in

der Fachsprache wie folgt anhören:

Software Design, Software Engineering,

Urban Design, Design in the Creative

Arts, Collaborative Design oder Design

of Learning Environments.

In Design-Prozessen, wie Socio-tech-

nical Systems Design oder User-cen-

tered Design stehen die kognitiven und

intuitiven Fähigkeiten des Menschen im

Mittelpunkt. Cognitive Design beispiels-

weise beschäftigt sich mit einer spezi-

ell auf die kognitiven Fähigkeiten des

Menschen abgestimmten Informations-

gestaltung. Dabei liegt der Forschungs-

fokus weniger auf der funktionellen

Gestaltung von Benutzeroberflächen

als vielmehr in der Unterstützung von in-

formellen, selbstorganisatorischen und

kooperativen Lernprozessen.

Science of Design als eigene WissenschaftIn den USA gibt es seit einigen Jahren

ein ambitioniertes Programm der Natio-

nal Science Foundation (NSF) – das ist

die staatliche amerikanische Wissen-

schaftsstiftung – „Science of Design“

als eigene Wissenschaft zu etablieren.

Der NSF fördert auch Konferenz-Work-

shops, die sich mit Fragestellungen zu

diesem Thema beschäftigen. So auch

auf der CHI2007, wo der Autor mit einem

Position Paper zum Thema „Pattern-Me-

thodology“ vertreten war [1], [2]. Der

Workshop „Converging on a ‚Science of

Design’ through the Synthesis of Design

Methodologies“ wurde von einem Team

um Gerhard Fischer von der Universi-

ty of Colorado at Boulder veranstaltet.

Die interdisziplinären Arbeiten beschäf-

tigten sich mit verschiedenen Design-

methoden, die auch die Vielfalt dieser

angehenden Wissenschaftsdisziplin wi-

derspiegeln:

n Professional-oriented Design

n User-centered Design

n Participatory Design

n Design and Creativity

n Learner-centered Design

n Collaborative Design

n Real-world Design

n Meta-Design

n Design Informatics

n Language for Design

n Patterns and Design

Wie sich letztlich herausstellen sollte,

lohnt es sich allemal, über die Vorzüge

von Vielfalt in der Einheit zu diskutieren,

wenn dadurch ein aktiver Beitrag ge-

leistet werden kann, um keine vielfache

Einfalt entstehen zu lassen. Freeman

und Hart formulierten dies 2004 so:

„Die Informatik braucht einen intellek-

tuell strengen, analytischen, lehrbaren

Designprozess, um die Entwicklung von

Systemen zu ermöglichen, mit denen

wir alle leben können“ [3]. Krippendorff

plädiert in The Semantic Turn für eine ei-

genständige Science of Design, die Pro-

dukte weniger als Funktions-, sondern

vielmehr als Bedeutungsträger versteht

[4]. Für mich drängt sich ein Vergleich

mit der Kunst auf: In den 1960er-Jahren

starteten der Diskurs und die praktische

Einbeziehung des Computers in die „vi-

suelle Forschung“. Die Etablierung einer

„Informationsästethik“ als theoretische

Grundlage war damals ebenso Teil ei-

ner größeren geistigen Bewegung in der

Kunst wie auch der Umbau des huma-

nistischen Weltbildes [5].

VorschauNach 2004, wo die CHI in Wien gas-

tierte, wird im nächsten Jahr wieder ein

europäisches Land Gastgeber sein. Die

CHI2008 wird in Florenz, Italien, statt-

finden. Doch nicht nur wegen der geo-

graphischen Nähe zu Österreich könnte

die 26. Auflage besonders viel verspre-

chend werden. Auf dieser Konferenz mit

dem Titel Art.Science.Balance. werden

auch Design-Interessierte wieder viele

Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung

vorfinden. n

Literatur

1. CHI-Workshop on Science of Design (2007): http://swiki.cs.colorado.edu:3232/

CHI07Design.

2. Karl Flieder (2007): Does the Modern World’s Design Pattern Concept have its

Roots in Ancient China? Erscheint in Ext. Abstracts HCII 2007.

3. Peter Freeman, David Hart (2004): A Science of Design for Software-Intensive

Systems. Comm. of Teach 47 (2004) 8.

4. Klaus Krippendorff (2006): The Semantic Turn: A New Foundation for Design.

Taylor & Francis.

5. Margit Rosen (2007): Die Maschinen sind angekommen. In: Peter Weibel

(Hrsg.): bit international: [Nove] tendencije – Computer und visuelle For-

schung, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz.

Page 28: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

28JOURNAL

Praxis und Wissen

Visionen für E-GovernmentHighlights einer erfolgreichen E-Government-Konferenz

diPL.-inforM.WirT siLKe Weiss, Min.-raT Josef MaKoLM

E-Government Visionen und Implementierungen in ÖsterreichÖsterreich ist eines der führenden Län-

der im Bereich E-Government. 2005

wurde beispielsweise FinanzOnline mit

dem 7. internationalen Speyerer Qua-

litätswettbewerb ausgezeichnet, und

2006 hat Österreich den 1. Rang in der

Capgemini-Studie1 erreicht. Um auch

in Zukunft diese Führerschaft zu halten

und die Modernisierung von internen

und externen Geschäftsbeziehungen in

der Verwaltung weiter voranzutreiben,

müssen neue Projekte mit gezieltem

Einsatz von Informations- und Kommu-

nikationstechnologien in der Verwaltung

implementiert werden.

Sektionschef Dr. Arthur Winter referierte

in seinem Keynote-Vortrag über die E-

Government-Visionen und Implemen-

tierungen des Bundesministeriums für

Finanzen. Er zeigte die positiven Resul-

tate auf, die durch die Einführung von

E-Government im Verwaltungsbereich in

den letzten 10 Jahren erzielt wurden. Die

Abgabe einer Steuererklärung per Inter-

net, was 1996 noch unmöglich erschien,

ist heute durch die erfolgreiche Anwen-

dung von FinanzOnline bereits Routine.

Der Erfolg dieser E-Government-Imple-

mentierung spiegelt sich nicht nur in der

Anzahl der registrierten Teilnehmer in

der beträchtlichen Höhe von ca. 1,3 Mil-

lionen wieder, sondern auch darin, dass

monatlich bis zu 200.000 elektronische

Zustellungen durchgeführt werden und

bis zu 23 Millionen elektronische Trans-

aktionen pro Monat über FinanzOnline

laufen. Auch die politischen, kulturellen,

technischen und organisatorischen

Faktoren, die zum Erfolg dieser und an-

derer Implementierungen führten, wur-

den genannt. Außerdem stellte SC Dr.

Winter die neuen Projekte des Bundes-

ministeriums im Bereich E-Taxation vor:

Dazu zählen weitere Funktionen für Fi-

nanzOnline, E-Billing, E-Bilanz und der

elektronische Dienstausweis.

Des Weiteren erläuterte SC Dr. Winter

die Vision zur Verbesserung staatlichen

Services durch die Bereitstellung von

proaktiven Serviceleistungen. Ein pro-

aktives staatliches Service ist charak-

terisiert durch Leistungen, die der Staat

– basierend auf vorhandenen staat-

lichen Daten und ohne Aufforderung

– eigenständig für seine BürgerInnen

erbringt. Ein Beispiel hierfür sind vor-

ausgefüllte Steuererklärungen, die von

den SteuerzahlerInnen nur noch bestä-

tigt, eventuell ergänzt oder abgeändert

werden müssen. Derzeit ebenfalls noch

Visionen sind „My Tax Office“, das einen

zentralen Zugangspunkt zur Steuerver-

waltung schaffen und personalisierte

Serviceleistungen bereitstellen soll; des

Weiteren die Entwicklung eines interak-

tiven Steuerratgebers der BürgerInnen

interaktiv und intelligent Hilfestellung in

Steuerfragen leisten soll und „Finanz-

amt Österreich“, was bedeuten würde,

dass alle örtlichen Zuständigkeiten auf-

gehoben werden und folglich jedes Fi-

nanzamt als Anlaufstelle für jede/n Bür-

gerInnen dient.

Besonders betonte Winter, dass die Vi-

sionen für E-Government lediglich unter

der Bedingung weiterer Forschungsan-

strengungen und in enger Zusammenar-

beit der Trias aus Forschung, Wirtschaft

und Verwaltung wahr werden können.

Mission E-Government des nächsten JahrzehntsUniv.-Prof. Dr. Maria A. Wimmer, Leiterin

der Forschungsgruppe E-Government

am Institut für Verwaltungsinformati-

on und E-Government der Universität

Koblenz-Landau berichtete in einem

Keynote-Vortrag über die Herausfor-

derungen in der Forschung, um eine

dynamische elektronische Verwaltung

bis 2020 zu implementieren. Schwer-

punktthema des Vortrages waren die

Ergebnisse des EU-Projektes eGov-

RTD2020, in welchem die Forschungs-

felder der nächsten Jahre identifiziert

und festlegt wurden. eGovRTD2020

richtete sich dabei an den folgenden

Visionen aus:

n Entwicklung der EU zu einer führen-

den Wissensgesellschaft

n Veränderung der EU-Verwaltungs-

landschaft zu einer kohärenten Ge-

meinschaft

Auf Grundlage einer ganzheitlichen Sicht

und als Ausgangspunkt für Szenarien-

Die fünften Eastern European e|GovDays 2007 waren ein voller Erfolg! Vom ��. bis ��. April 2007 wurde das Rathaus der tsche-chischen Hauptstadt Prag zum Zentrum für effektiven, internati-onalen Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Mehr als �80 TeilnehmerInnen aus �� verschiedenen Ländern nahmen an dieser Veranstaltung teil. Ein Highlight der Konferenz waren die Keynote-Vorträge über Visionen für E-Go-vernment zur Generierung eines modernen Staates. Organisiert wurde die Konferenz vom Forum e|Government der Österrei-chischen Computer Gesellschaft in Zusammenarbeit mit EPMA European Projects & Management (CZ), eGovernment Visegrad group of partners (PL, HU, SK, CZ) und ePSIPlus Network.

1 Europaweit steigende Online-Verfügbarkeit von Dienstleistungen der Öffentlichen Hand http://www.at.capgemini.com/m/at/tl/EU_eGovernment-Studie_2006.pdf

Page 29: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

2�Ausgabe 2/2007

ProceedingsvonPragundKrems:Roland Traunmüller, Josef Makolm, Gerti Orthofer, Eastern European e|Gov Days

2007 Best Practice and Innovation, Proceedings of the Eastern European e|Gov

Days 2007 in Prague and the Austrian e|Government-Konferenz in Krems, provided

by the Forum e|Government, Österreichische Computer Gesellschaft, 2007, ISBN

978-3-85403-222-9

Alle Informationen zur Konferenz sowie die Präsentationen der einzelnen Spreche-

rInnen finden Sie unter: http://www.epma.cz/eeeg2007.html.

Kontakt

Dipl.-Inform.Wirt Silke Weiß[email protected] Josef [email protected]

Praxis und Wissen

entwicklung, Analyse und Roadmap-

ping wurden in einer ersten Phase die

derzeitigen Forschungsschwerpunkte

der E-Government-Forschung identifi-

ziert. Diese Forschungsschwerpunkte

bildeten den Input zur zweiten Phase,

in welcher visionäre Bilder von Staat,

Verwaltung, Gesellschaft, Markt und

neuer IKT in 2020 erarbeitet und in

ihren Auswirkungen analysiert wur-

den. Schließlich wurden insgesamt 13

wichtige zukünftige E-Government-

Forschungsfelder erkannt. In der letz-

ten Phase des Projektes wurde für

jedes dieser Forschungsfelder eine

Roadmap festgelegt, dies anhand

konkreter Beschreibung der weiteren

Forschungsaktivitäten und unter Fest-

legung eines zeitlichen Rahmens. Die

Ergebnisse dieses Projektes dienen

als Impulsgeber für weitere aktuelle

Projekte im öffentlichen Bereich.

Während ihres Vortrages erläuterte

Frau Prof. Wimmer auch den we-

sentlichen und meist unterschätzten

Beitrag, den der öffentliche Sek-

tor zur Weiterentwicklung der Wirt-

schafts- und Informationsgesellschaft

leistet, und zählte die Beiträge der

Wissenschaft zur erfolgreichen E-Go-

vernment-Umsetzung auf. Neue the-

oretische Konzepte müssen so ange-

passt werden, dass sie im öffentlichen

Sektor verwendet werden können.

Durch den Dialog mit praxisnahen An-

wendungsbereichen kann der Bedarf

des öffentlichen Sektors analysiert

werden; neue Konzepte, Frameworks

und Lösungen zum Aufbau einer mo-

dernen Verwaltung können so erarbei-

tet werden. Des Weiteren sind unab-

hängige Begleitstudien erforderlich,

um den Einfluss der E-Government-

Projekte einschätzen und bewerten

zu können. Auch Frau Prof. Wimmer

betonte in ihrem Vortrag, dass sich

im E-Government nur etwas bewegen

kann, wenn Wissenschaft, Wirtschaft

und Praxis zusammenarbeiten.

E-Government-TrendsDie Konferenz dokumentierte die

aktuellen Entwicklungen der ver-

schiedenen E-Government-For-

schungsfelder: Interoperabilität,

Wissenstransfer, Governance, Ver-

änderung organisatorischer Struk-

turen, E-Taxation, E-Partizipation

und E-Demokratie, Semantik und

aktuelle IKT. Wissenschaftliche

Fokussierung auf diese Bereiche

kann neue Serviceleistungen identi-

fizieren und vorhandene E-Govern-

ment-Lösungen weiterentwickeln

sowie generell die Anliegen von

BürgerInnen besser unterstützen.

E-TaxationIn insgesamt drei Workshops stell-

ten 13 SprecherInnen aus Litau-

en, Ungarn, Portugal, Dänemark,

Deutschland, Finnland und den

Niederlanden verschiedenste E-

Taxation-Strategien und -Lösungen

vor. Die beachtliche Präsenz aus

Österreich durch sechs Spreche-

rInnen war deutlich erkennbar. Sie

präsentierten unter anderem die

E-Taxation Applikationen Finanz-

Online, KIAB, Findok und GPLA.

Die im Anschluss an jede Präsen-

tation geführte Diskussion zeigte

deutlich, dass das Thema E-Taxa-

tion auf großes Interesse beim Pu-

blikum trifft. Unter den ExpertInnen

wird E-Taxation mittlerweile als ei-

genständige Forschungsdisziplin

im E-Government wahrgenom-

men2. n

2 Josef Makolm, Gerti Orthofer (Eds.); E-Taxation: State & Perspectives, E-Government in the Field of Taxation: Scientific Basis, Implementation Strategies, Good Practice Examples; Series Informatics Volume 21, Trauner Verlag, Linz, 2007, ISBN 978-3-85499-191-5, http://www.iwv.jku.at/news/taxation/

Sektionschef Dr. Arthur Winter präsentierte die E-Government-Visionen und Implementierungen des Bundesministeriums für Finanzen

Univ.-Prof. Dr. Maria A. Wimmer stellte die Ergebnisse des Projektes eGovRTD2020 vor. Besonders betonte Sie die Herausforderungen für die Forschung in den nächsten Jahren

Page 30: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

�0JOURNAL

Berichte aus den Arbeitskreisen

„Technik ist immer noch eine Männersache ...“Die Suche nach den Frauen in IT-Berufen

univ.-ass.in diPL.-ing.in dr.in hiLda TeLLiogLu

Frauen waren vor allem in den bereits fe-

minisierten Beschäftigungssektoren er-

werbstätig. Feminisierte Segmente bieten

geringere Aufstiegsmöglichkeiten und nied-

rigere Vergütungen. Der Widerstand gegen

eine Veränderung ist hauptsächlich auf drei

Faktoren zurückzuführen: „Technik ist im-

mer noch eine Männersache, ebenso wie

Autorität, und die bereits stark feminisierten

Dienstleistungen absorbieren den größten

Teil der neuen Frauenarbeitsplätze.“1

Ursachen in der beruflichen AusbildungDas Grundproblem ist, dass bereits in der

beruflichen Erstausbildung eher Jungen

technikorientierte Berufe wählen als Mäd-

chen. Die Ursachen liegen zum Teil im

geschlechtsspezifischen Ausbildungsver-

halten: Die Schulbildung unterstützt den

Erwerb von Fachkompetenz bei Mädchen

nicht im ausreichenden Maße. Sie verläuft

nach von Jungen bevorzugten Gesichts-

punkten wie Technik- und Nutzungsorien-

tiertheit. Mädchen verstehen das formale

System des Computers nicht nur als ein

nach Regeln arbeitendes Konstrukt, son-

dern akzeptieren es viel stärker als Kom-

munikationsmittel. Die Unterrichtsfächer be-

rücksichtigen diesen Aspekt kaum bzw. nur

unzureichend. LehrerInnen sind zuwenig mit

geschlechtsspezifischen Sichtweisen und

Problemfeldern vertraut und unterstützen

bei der Vermittlung des Wissens stärker die

Jungen als die Mädchen.

Wie ist die Situation der Frau-en am IT-Arbeitsmarkt?Am Arbeitsmarkt ist nach wie vor eine ge-

Seit �0 Jahren hat sich das Arbeitsangebot der Frauen vollkommen ge-wandelt: Frauen haben sowohl hinsichtlich Bildungszugang als auch hinsichtlich Bildungserfolg eine erheblich höhere Steigerungsrate als die Männer erreichen können. Der Wandel des Arbeitsangebots von Frauen macht sich jedoch nicht in ihrer Stellung auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Dieser Unterschied hängt weitgehend mit der Segmentie-rung der Aus- und Weiterbildung bzw. Beschäftigung von Männern und Frauen zusammen. Das Bildungsniveau der Frauen stieg an, aber der geschlechtsspezifische Charakter der Bildungsverläufe blieb gleich.

1 Daune Richard, Anne Marie (2001), „Qualifikationen und Geschlechterordnung“, in: Frauenarbeit - Männerarbeit. Neue Muster der Ungleichheit auf dem europäischen Arbeitsmarkt, hrsg. von Beate Krais und Margaret Maruani, Campus Verlag, Frankfurt/New York, S.75.

schlechtsspezifische Ungleichheit festzu-

stellen: Frauen arbeiten mehr in wenigen

typischen Berufen in bestimmten Tätig-

keitsfeldern bzw. in unteren Qualifika-

tions- und Hierarchieebenen. Einerseits

entwickeln sich frauentypische Branchen

zu Mischbranchen, welche tendenziell zu

männerdominierten Branchen werden.

Andererseits schließen sich traditionell

männerdominierte Branchen weiter ge-

gen Frauenerwerbstätigkeit. Die Annah-

me, dass Frauen sozial und kommuni-

kativ geschickter sind als die Männer,

ist eine weit verbreitete und führt dazu,

dass Frauen eher in jenen Bereichen, in

denen diese Eigenschaften eine wesent-

liche Rolle spielen, beschäftigt werden.

Besonders im IT-Dienstleistungsbereich

arbeiten Frauen als Kundenbetreue-

rinnen oder als 1st-Level-Technik-Sup-

porterinnen (2nd-Level-Technik-Support

wird von Männern dominiert). Bereiche

wie Qualitätssicherung, Dokumentation

oder Schulung werden im Allgemeinen

für weibliches Personal vorgesehen.

Mittlerweile ist die Anzahl der Program-

miererinnen nicht mehr so niedrig wie vor

20 Jahren, aber noch immer dominieren

Männer als IT-Spezialisten, Programmie-

rer, Systemadministratoren und System-

analytiker.

Ein neuer Typus an MitarbeiterInnen und

Unternehmen ist mittlerweile entstanden.

Kennzeichen der Informationsgesell-

schaft ist unter anderem die Tatsache,

dass sich künftig MitarbeiterInnen zu

WissensarbeiterInnen oder Informations-

arbeiterInnen entwickeln. Ihnen kommt

künftig eine völlig neue Rolle im Arbeits-

prozess zu. Ihre Arbeit wird zum Vorbild-

typus der Entwicklung der gesellschaft-

lichen Arbeit. Diese Arbeit wird weniger

in Befehlshierarchien eingebunden sein.

Sie wird autonomer, weniger belastend,

stattdessen kreativer, insgesamt also

humaner. Information wird allgemein ver-

fügbar.

Die Aufstiegschancen sind für Frauen in

gewissen Berufsfeldern bzw. Organisati-

onstypen noch immer eingeschränkt. Al-

lein fachliche Kompetenz ist nicht immer

ausreichend, um in einem Unternehmen

eine steile Karriere zu machen. Durch

personalpolitische Maßnahmen wie z. B.

durch die Einführung von Quotenrege-

lung oder Gleichbehandlungsgruppen,

die in der Personalauswahl eine Monito-

ring-Funktion übernehmen, werden die

Umstände für weibliche Bewerberinnen

verbessert. Allerdings allein durch sol-

che Maßnahmen kann man leider nicht

schaffen, dass mehr Frauen in bessere

Positionen gelangen. Die Qualifikation

der Bewerberinnen ist die wichtigste Vor-

aussetzung dafür.

Was ist ein möglicher Lösungsansatz?Wie kann es erzielt werden, dass mehr

Frauen sich für IT interessieren und im

IT-Bereich tätig sind? Durch Verände-

rungen in der Vermittlung vom IT-Wissen

und in der Personalpolitik der Unterneh-

men können sich mehr Frauen für die

Ergreifung von Berufen, in denen neue

Technologien mittelbar und unmittel-

bar zum Einsatz kommen, entscheiden.

Wenn Frauen einen richtigen Umgang

mit neuen Technologien haben, kann

sie das beim Wiedereinstieg oder bei

der Berufsrückkehr als Ausgangs- bzw.

Zusatzqualifikation unterstützen. Da

kommt den Schulungseinrichtungen und

Qualifizierungsorganisationen eine wich-

tige Aufgabe zu. Sie sollen in ihren Un-

terrichtsmethoden und -materialien auf

frauenadäquate Anforderungen sensibi-

lisiert und deren Anforderungen gerecht

Page 31: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

��Ausgabe 2/2007

OCG aktuell

werden sowie ausgebildete weibliche

Trainerinnen bereitstellen. Andererseits

sollen Frauen die Möglichkeit und den

Zugang zu neuen Lernformen und Lern-

methoden erhalten, damit sie gleichbe-

rechtigt an der Informationsgesellschaft

teilhaben können.

Wie will der Arbeitskreis „IT für Frauen“ dazu beitragen?Der Arbeitskreis „IT für Frauen“ setzt

dieses Jahr „Frauenkarrieren in der IT“

als Schwerpunkt. Unter der Leitung von

Hilda Tellioglu wird als erstes ein Netz-

werk von engagierten Frauen gebildet,

in dem die Mitglieder des Arbeitskreises

aktiv teilnehmen. Zur Unterstützung des

Austausches zwischen den Mitgliedern

werden eine neue Mailing-Liste und ein

Forum angelegt. Zur Stärkung des Be-

wusstseins sowie zum Aufzeigen und zur

Sichtbarmachung von Tätigkeitsfeldern

von Frauen im IT-Bereich werden Vorträ-

ge von Fachfrauen organisiert, Studien

durchgeführt und veröffentlicht. n

Zur Person

Hilda Tellioglu hat an der TU Wien In-

formatik studiert. Sie hat in diversen

Forschungsprojekten in den Bereichen

Software Engineering und CSCW mitge-

arbeitet. Derzeit arbeitet sie als Univer-

sitätsassistentin an der TU Wien (siehe

http://as43.media.tuwien.ac.at)

KontaktWenn Sie Lust und Interesse haben, in dem Arbeitskreis „IT für Frauen“ mitzuwirken, erreichen Sie uns unter: [email protected]

OCG-Arbeitskreis IT für FrauenDr.in Hilda [email protected]://www.ocg.at/ak/it-frauen

�0 Jahre ECDL Der ECDL / ICDL ein weltweites Zertifikat

Mag. ruPerT LeMMeL-seedorf; Mag. sandra rodriguez

In den folgenden zwei Jahren nach Einführung des ECDL Core in Europa im Jahr 1997 stieg die

Kandidatenanzahl rasant an. Eine Million Menschen in den Ländern Europas interessierten sich für

das Zertifikat, und prompt meldete sich Interesse an dem Zertifikat aus anderen Kontinenten.

Für den internationalen Auftritt taufte die ECDL Foundation 1999 den ECDL in ICDL (International -

statt European - Computer Driving Licence) um. Computer-Gesellschaften und Entwicklungsorgani-

sationen in Afrika und Südamerika nahmen den ICDL an, und die arabischen Staaten gewannen als

ICDL-Lizenznehmer die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft

und Kultur) mit Sitz in Kairo. Es folgten Nordamerika und Asien. Der ECDL / ICDL setzte globale

Standards für Computeranwender, und heute sind mehr als 7 Millionen Kandidaten registriert.

Die ECDL ProduktfamilieIm Jahr 2001 gab es 27.000 ECDL Core Absolventen in Österreich, dieses Zertifikat befand sich

auf dem steilen Erfolgsweg. Für alle, die ihre grundlegenden Computerfertigkeiten weiter ausbau-

en wollen, führte die Österreichische Computer Gesellschaft (OCG) den ECDL Advanced am 18.

Oktober 2001 ein. Anfänglich gab es den ECDL Advanced für die Module: Textverarbeitung und

Tabellenkalkulation. Ein Jahr später konnte man auch in Datenbank und Präsentation das Können

vertiefen. Als „Advanced Experten“, das heißt Absolventen aller vier Module, gelten bis heute 2621

Personen.

Die Produktfamilie des ECDL entwickelte sich weiter, als im Oktober 2003 der ECDL CAD (Com-

puter Aided Design) dazu kam. Der ECDL CAD steht für professionelle 2D-Zeichnung am Compu-

ter und richtet sich an Elektrotechniker, Maschinenbauer, Architekten und Tischler. Seit 2005 bietet

die OCG mit dem WebStarter ein Zertifikat für den Eintritt in das World Wide Web an sowie den

ImageMaker für die Verarbeitung digitale Bilder. Österreich liegt mit seinen Absolventenzahlen in-

ternational im Spitzenfeld. Ende 2006 war Österreich unter den 146 teilnehmenden Ländern die

Nr. 5. Besser geht es kaum! n

Der ECDL / ICDL setzt sich als Standard für Computeranwender weltweit durch. Die OCG koordiniert in Österreich weitere internationale Zertifikate.

Gerlinde Einöder, Alge EDV; Dr. Michael Sturm, BFI Österreich; Ing. Wolfgang Schaffer, Bit Schulungscenter GmbH; Ing. Peter Krippl, WIFI, Ao.Univ.-Prof. Dr. Gerald Futschek, Präsident der OCG; Mag. Rupert Lemmel-Seedorf, ECDL Österreich; Mag. (FH) Sandra Koppanyi; Florian Kragulj; Mag. (FH) Claudia Schwinghammer; Damien O´Sullivan, ECDL Foundation; Christoph Alge, lic.oec.HSG (v.l.)

Page 32: AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00  · Ausgabe 2/2007 AUSGABE 02 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien I 02Z031460M OCG aktuell OCG-Jahresversammlung 2007

�2JOURNAL

Praxis und Wissen

E-DemokratieDemokratie in ihren verschiedenen For-

men mit freien und gleichen Wahlen sowie

Redefreiheit hat sich weltweit zu einem

Garant für Frieden und Stabilität entwi-

ckelt. Nicht zuletzt wegen der weltweit stei-

genden Wahlabstinenz, der so genannten

Politik(er)verdrossenheit oder der Unüber-

sichtlichkeit von Informationen spricht man

in den letzen Jahren aber immer häufiger

von einer „Krise der Demokratie“.

Die rasante Verbreitung des Internets seit

den 1990er-Jahren hat eine Reihe von

Transformationsprozessen in Gang ge-

setzt, wie beispielsweise die des E-Com-

merce und des E-Government. Oft wird

nun auch die Hoffnung auf einen ähn-

lichen Transformationsprozess im Bereich

der E-Demokratie gesetzt.

Das österreichische Bundesrechenzent-

rum (BRZ), eine 100%-Tochter des öster-

reichischen Finanzministeriums, engagiert

sich seit dem Jahr 2004 verstärkt in dem

Bereich der E-Demokratie und greift dabei

auf einen deliberativen E-Partizipations-

prozess zurück. Basierend auf den Erfah-

rungen der Projekte Seidabei, der Aus-

landsösterreicherInnen-Umfrage und dem

Jugendprojekt in der Stadt Ebreichsdorf

startete das BRZ das Projekt Mitmachen.

at, ein auf fünf Monate angelegtes Projekt

zur Jugendpartizipation im Internet.

Deliberative E-PartizipationDas zugrunde liegende Modell nach Carl-

Markus Piswanger folgt dem Konzept einer

deliberativen3 Partizipation über das Inter-

net. Es bietet den Beteiligten Transparenz

und Planbarkeit ihrer Partizipation durch

Aufteilung in vier Phasen, die sequenziell

bearbeitet werden (vgl. Abb.).

Der Prozess startet mit derInformations-

und Kommunikationsphase. In dieser

Phase werden den TeilnehmerInnen – im

Internet oder bei einer Kick-off-Veranstal-

tung – die grundsätzlichen Projektdaten,

wie der zeitliche Rahmen und der Ab-

lauf des Projektes sowie zusätzliche

Informationsmöglichkeiten, vorgestellt.

Des Weiteren erfolgt die Information der

TeilnehmerInnen über das Beteiligungs-

thema selbst, das in Themenbereichen

kategorisiert bereitgestellt wird. Per Inter-

net können die TeilnehmerInnen aktiv zu

diesen Themen und zu den dazu bereits

geposteten Beiträgen diskutieren. Durch

die vorgegebene Aufgliederung der Be-

teiligungsthemen kann die Gestaltung

und Analyse der Vision durch die Teilneh-

menden gemeinsam erarbeitet werden.

Alternativ zur einseitigen Kommunikation

mit den Beteiligten ist auch eine interak-

tive Unterstützung der Informationsphase

durch ExpertenInnen-Foren oder spezielle

Chats möglich.

In der Analysephase werden die Beiträ-

ge einer ExpertenInnen-Kommission zur

Durchsicht, Aggregation und Bewertung

vorgelegt. Diese sollte nach den Grund-

sätzen der Überparteilichkeit und der or-

ganisatorischen Unabhängigkeit zusam-

men gestellt sein und aus verschiedenen

öffentlichen, universitären und außeruni-

versitären Institutionen und Organisati-

onen kommen. Ihre Aufgabe ist es, aus

den Partizipations-Artefakten konkrete

themenspezifische Konzepte zu erarbei-

ten. Dabei kann die Kommission durch

semantische Werkzeuge zur Textanalyse

und Konzept-Zusammenführung unter-

stützt werden.

Die dritte Phase stellt die Validierung

der in der Analysephase erarbeiteten

Konzepte durch die TeilnehmerInnen dar.

Mögliche Validierungs-Intrumente sind

Mitmachen.atJugend-Deliberation im Internet�

diPL.-inforM.WirT. siLKe Weiß; Mag. roberT KriMMer; Min.-raT Josef MaKoLM; Mag. dr. PeTer ParyceK, Mas; Mag. sigrid sTeininger;

cand. diPL.-PoL. ManueL KriPP

Das bisher größte E-Partizipation-Projekt Österreichs – Mitachen.at – wurde vom österreichischen Bundesrechenzentrum mit weiteren Partnern2 initiiert. In einem vierstufigen Prozess war es möglich, sich an der Erarbeitung politischer Zukunftsthemen zu beteiligen. Speziell angesprochen wurden ÖsterreicherInnen im Alter von �� bis 2� Jah-ren. Das Projekt diente zudem der Erprobung neuer Beteiligungsmo-delle und -instrumente.

1 Dieser Artikel ist eine Kurzfassung des Abschlussberichts des wissenschaftlichen Beirats von Mitmachen.at: Krimmer, R., Makolm, J., Parycek, P., Steininger, S., Kripp, M.; Politik zum Mitmachen: Jugenddeliberation im Internet; 2007; http://static.twoday.net/evoting/files/WorkingPaper-1-2007.pdf; Frau Silke Weiß dankt den AutorInnen des Abschlussberichts, insbeson-dere Frau Mag. Sigrid Steininger für die Unterstützung bei der Abfassung dieses Artikels.

2 Die Partner: Bundesministerium für Finanzen; Bundesministerium für Bildung; Wissenschaft und Kultur; Plattform Digitales Österreich; Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten; Education Highway; Arbeitsmarktservice Österreich; Punkt Net Services GmbH; Gentics Internet GmbH; METIS Forschungsinstitut.

3 Unter Deliberation wird verstanden, dass durch Kommunikation und (fachliche) Diskussion über ein politisches Thema das Verständnis und die Entscheidungsqualität der Beteiligten erhöht werden.

Der deliberative E-Partizipations-Prozess im Überblick (Grafik: Silke Weiß)

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��Ausgabe 2/2007

Praxis und Wissen

1.Informations-undKommunikationsphase (1.-27.11.2006) 1. Teil: 763 Abstimmungen 2. Teil: 2.079 Beiträge davon 1.424 verwertbare Beiträge 2.Analysephase(28.11.-14.12.2006) Erstellung von 174 Konzepten3.Validierungsphase (15.12.2006-31.1.2007) 2.578 eingereichte Onlinefragebögen4.Veröffentlichungsphase (seit 1.2.2007) Ergebnis: Maßnahmenkatalog

www.mitmachen.at

Fragebögen oder Abstimmungen. Ergeb-

nis dieser Phase sind validierte Konzepte,

aus welchen Maßnahmen abgeleitet

werden können. Komplettiert wird dieser

vierstufige Prozess durch die Veröffentli-

chungder Ergebnisse.

Das Forschungsprojekt Mitmachen.atMitmachen.at war das bisher größte

Projekt in der Reihe der elektronischen

Demokratie-Experimente des Bundesre-

chenzentrums. Im Vordergrund stand die

Erprobung und Erforschung elektronischer

Beteiligungsverfahren im Allgemeinen,

wobei die technischen Umsetzungsmög-

lichkeiten Priorität genossen, ebenso wie

die Gestaltung der Rahmenbedingungen

für solche Verfahren. Die Zielgruppe wa-

ren junge ÖsterreicherInnen und solche

mit Österreichbezug, die aufgefordert

wurden, sich Gedanken zu den ihrer

Meinung nach wichtigsten Themen der

Zukunft zu machen und entsprechende

Konzepte dazu zu entwickeln.

In der ersten Phase startete der Diskus-

sionsprozess von Mitmachen.at. Den

Rahmen für die Diskussion bildete die

Studie „Österreich 2050“ (Forschungsin-

stitut METIS). Darin wurden folgende acht

Themengebiete für die Diskussion identi-

fiziert:

n Umwelt

n Gesundheit

n Bildung

n Sicherheit

n Infrastruktur

n Sozialsystem

n Politisches System

n Beschäftigung

Im ersten Teil konnten die TeilnehmerInnen

die jeweilige Bedeutung dieser vorgege-

benen Themenbereiche gewichten, d. h.

festlegen, welche vier der acht Bereiche

für die Zukunft Österreichs vorrangig zu

behandeln wären. Im zweiten Teil der ers-

ten Phase konnten die TeilnehmerInnen

die Themenbereiche weiterentwickeln

und eigene Vorschläge zu jedem Bereich

einbringen und diskutieren.

In der Analysephase entwarf die Kommis-

sion für jeden Themenbereich mehrere

konkrete Konzepte. Dabei wurden sie bei

den Themen Umwelt, Gesundheit, Bildung

und Sicherheit durch eine statistisch-lingu-

istische IT-Anwendung unterstützt, welche

die von den TeilnehmerInnen verwende-

ten Wörter nach deren Häufigkeit auswer-

tete. Insgesamt wurden so 174 Konzepte

erstellt, die in der Validierungsphase zur

weiteren Gewichtung offen standen. Die

Ergebnisse des Projekts sind im Internet

einsehbar und wurden in einer im Parla-

ment abgehaltenen Pressekonferenz der

Öffentlichkeit vorgestellt. Zusätzlich wur-

den diese Ergebnisse Entscheidungsträ-

gerInnen in Politik und Verwaltung sowie

der Bundesjugendvertretung zur poli-

tischen Verwertung übermittelt.

ResümeeGrundsätzlich hat sich das verwende-

te Verfahren als adäquates Mittel zur

Beteiligung von Jugendlichen bewährt.

Denkbar wäre, in der Zukunft höhere

Beteiligungsquoten zu erreichen; dies

durch bessere Abstimmung zwischen

Projekt- und Schulzeitplan oder durch

verstärkte multimediale Bewerbung. Wei-

ters anzudenken: eine uneingeschränkte

Vielfalt der Themen und eine freie Mei-

nungsausprägung durch einen von Be-

ginn an ermöglichten Bottom-Up-Ansatz.

Künftiges Forschungsziel sollte auch der

Einsatz semantischer Analyse-Tools zur

Unterstützung der ExpertInnen sein. Ein

weiteres potenzielles Begleitforschungs-

thema wäre die Analyse möglicher Ver-

schiebungen von Themenschwerpunkten

in Korrelation mit massenmedial gehypten

Themen. In speziellen Fällen könnte eine

Authentifizierung der Partizipationsgruppe

sinnvoll sein, oder aber deren Kategori-

sierung aufgrund einiger dazu geeigneter

Fragen (z. B. Alter, Geschlecht usw.). n

KontaktDipl.-Inform.Wirt. Silke WeißBundesministerium für [email protected]

Mag. Robert KrimmerKompetenzzentrum für elektro-nische Wahlen und [email protected]

Min.-Rat Josef MakolmBundesministerium für [email protected]

Mag. Dr. Peter Parycek MASBundeskanzleramtDonau-Universität Kremspeter.parycek@donau-uni.ac.atwww.austria.gv.atwww.donau-uni.ac.at

Mag. Sigrid SteiningerBundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultursigrid.steininger@bmukk.gv.atwww.politische-bildung.schule.at

Cand. Dipl.-Pol. Manuel KrippKompetenzzentrum für elektro-nische Wahlen und [email protected]

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��JOURNAL

Praxis und Wissen

Um diese Ziele erreichen zu können, wurde

ein Benchmark-Problem definiert. Ähnlich

dem Appolo-Pro-

gramm wurde ein

hochges teck tes

und langfristiges

Ziel definiert, das

die Entwicklung der

Technologie stimu-

lieren soll. Im Robo-

Cup lauten die Her-

ausforderungen:

Roboter spielen

Fußball, suchen

Verschüttete nach

einer Katastrophe

oder verrichten

Dienste im häus-

lichen Umfeld.

Waren anfangs

hauptsächlich Uni-

versitäten am Ro-

boCup beteiligt, so

wird heute auch auf

die frühe Förderung

des Nachwuchses

Wert gelegt. Zu die-

sem Zweck ist seit

einigen Jahren der

RoboCup Junior

Teil der RoboCup-

Initiative.

RoboCup Junior ist

eine weltweite Bildungsinitiative, die nationale

und internationale Robotik-Events für Schüle-

rInnen organisiert. Die SchülerInnen werden in

Projektarbeiten an die Robotik herangeführt.

Durch die praktische Beschäftigung mit der

RoboCup JuniorSpielwiese für Nachwuchsrobotiker

diPL.-ing. dr. Techn. geraLd sTeinbauer

Die RoboCup Federation wurde ���7 gegründet, um die Forschung im Be-reich der künstlichen Intelligenz und der Robotik zu fördern. Dieser Be- reich hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erlebt. Roboter, die selbständig fremde Planeten erforschen oder autonom durch die Wüste fahren, sind heute Realität. In der Industrie und im Alltag werden ebenfalls vermehrt autonome intelligente Systeme eingesetzt. Ziel der Initiative ist es auch, wissenschaftlichen Nachwuchs in diesen Bereichen auszubilden. Zurzeit beteiligen sich ca. �000 Forscher, Studierende und SchülerInnen weltweit an dieser Initiative.

Materie soll Wissen erworben und sollen die

Berührungsängste gegenüber den Naturwis-

senschaften und

der Technik ab-

gebaut werden.

Kleine Aufgaben,

für die die Schü-

lerInnen einen

Roboter bauen

und programmie-

ren, haben sich

als besonders

geeignet erwie-

sen. Die Aufga-

benstel lungen,

die im RoboCup

Junior angebo-

ten werden, sind

Soccer, Rescue

oder Dance.

Die projektbezo-

gene Arbeit mit

den Robotern

sorgt für Begeis-

terung bei den

Schü le r I nnen ,

macht den Wis-

senserwerb zum

Spaß und lässt

sich vielfältig in

den Unterricht

integrieren. Das

österreichische

RoboCup-Komitee und andere kooperierende

Organisationen, wie das EU-Projekt Roberta,

unterstützen Schulen und Bildungseinrich-

tungen bei der Umsetzung der Projekte. Neben

der direkten Arbeit in den Schulen wird im Ro-

boCup Junior auch eine breite Präsentation der

Erfolge der SchülerInnen sowie der internationa-

le Kontakt und Austausch gefördert.

Zu diesem Zweck finden verschiedene Veran-

staltungen auf unterschiedlichen Ebenen statt.

Neben nationalen Events organisiert die Robo-

Cup Federation kontinentale Meisterschaften.

Highlight des Jahres ist natürlich die Weltmeis-

terschaft, die jedes Jahr auf einen anderen Kon-

tinent statt findet. Die letzte Weltmeisterschaft

fand im Juni 2006 in Bremen statt, an der 1100

SchülerInnen aus 22 Nationen teilnahmen.

Heuer nahm zum ersten Mal ein österreichisches

Team an den RoboCup German Open, der Ro-

boCup Europameisterschaft, teil. Das Team „re-

scue4school“ der HTBLA Weiz musste vom 17.

bis 21. April 2007 in Hannover mit ihrem Robo-

ter in der Kategorie „rescue secondary school“

möglichst viele Verunglückte in einer Rescue-

Arena finden. Die Arena besteht dabei aus meh-

reren Räumen die durch Türen oder Rampen

verbunden sind. Durch die Arena führt als Hil-

festellung für die Roboter eine schwarze Linie,

die allerdings unterbrochen oder blockiert sein

kann. Die Verunglückten werden durch grüne

Pappmännchen dargestellt. Für die Schüler und

ihren Lehrer war es eine tolle Gelegenheit ihre

Arbeit den anderen 100 Teams aus vier Natio-

nen zu präsentieren und internationale Turnierat-

mosphäre zu schnuppern. Ausgezahlt hat sich

der Ausflug für die jungen Nachwuchsrobotiker

allemal. Sie konnten sich auf Anhieb für die Ro-

boCup-Weltmeisterschaft 2007 qualifizieren, die

heuer Anfang Juli am renomierten Georgia Insti-

tute of Technology in Atlanta, USA, stattfindet. n

AutorDr. Gerald SteinbauerInstitut für SoftwaretechnologieTechnische Universität GrazInffeldgasse 16b/2, 8010 GrazTel.: 0316/873 [email protected]

Linkshttp://www.robocup.orghttp://robocupjunior.athttp://www.robocup-us.orghttp://www.robocup-german-open.de

Das „Rescue“-Team der HTBLA Weiz

Letzter Check der Sensoren vor dem nächsten Run

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FAXBESTELLSCHEIN

OCG-Books NEUERSCHEINUNGEN

BIRD´07–1stInternationalConferenceonBioinformaticsResearchandDevelopmentBand 217, € 17,- / € 13,- (für OCG-Mitglieder), 135 Seiten – ISBN 3-978-85403-217-5

AdvancesinPervasiveComputing2007Band 219, € 21,50 / € 16,- (für OCG-Mitglieder), 203 Seiten – ISBN 978-3-85403-219-9

2ndAustrianGridSymposiumBand 221, € 25,- / € 19,- (für OCG-Mitglieder), 260 Seiten – ISBN 978-3-85403-221-2

EasternEuropee|GovDays2007:BestPracticeandInnovationBand 222, € 29,- / € 25,- (für OCG-Mitglieder), ca. 300 Seiten – ISBN 978-3-85403-222-9

PerformanceEvaluationforComputerVision-31stAAPR/OAGMWorkshops2007Band 224, € 21,50 / € 16,- (für OCG-Mitglieder), 180 Seiten – ISBN 978-3-85403-224-3

R&DinInformationandCommunicationTechnologyOCG-report Band 2, € 17,- / € 13,- (für OCG-Mitglieder), 114 Seiten – ISBN 978-3-902580-02-3

WikisimSocialWebOCG-report Band 3, € 21,50 / € 16,- (für OCG-Mitglieder), 215 Seiten – ISBN 978-3-902580-03-0

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ZubestellenbeiderOCG,Tel.:01/5120235,Fax:01/5120235-9E-Mail:[email protected]/bookshopBitte senden Sie mir ______ Exemplar(e) des Bandes

¨ BIRD´07 ¨ Advances in Pervasive Computing 2007¨ 2nd Austrian Grid Symposium ¨ R&D in Information and Communication Technology¨ Eastern Europe e|Gov Days 2007 ¨ 31st AAPR/OAGM Workshops 2007¨ Wikis im Social Web

¨ Ich bin Mitglied der OCG

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E-Mail:

Zahlungsmodalität¨ Ich zahle mit Erlagschein¨ Ich zahle mit Kreditkarte ¨ Mastercard ¨ VISA Kartennummer: Gültigkeit:

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Oesterreichische Computer Gesellschaft • 1010 Wien • Wollzeile 1-3

8th International Conference on Music Information Retrieval

23. – 27. September 2007 Vienna, Austria

http://ismir2007.ismir.net

The 8th International Conference on Music Information Retrieval, ISMIR 2007, will be held at the Vienna University of Technology in Vienna, Austria, from Sunday, September 23rd to Thursday, September 27th, 2007. The annual ISMIR Conference is the established international forum for those working on accessing digital musical material. It reflects the tremendous recent growth of available music-related data and the consequent need to search within it to retrieve music and musical information efficiently and effectively. These concerns are of interest to academia, industry, entertainment, and education. ISMIR therefore aims to provide a place for the exchange and discussion of news, issues, and results, by bringing together researchers and developers, educators and librarians, students and professional users, working in fields that contribute to this multidisciplinary domain. Alongside presentations of original theoretical and practical work, ISMIR provides introductory and in-depth tutorials in specific domains and showcases current products and systems.

Scientific Presentations at ISMIR 2007 will include contributions from the following MIR topics:

content-based querying and retrieval automatic classification music recommendation and playlist generation fingerprinting and digital rights management score following and audio alignment transcription and annotation music summarisation optical music recognition libraries, archives and digital collections database systems, indexing and query languages text and web mining compression and streaming modification and transformation of music data evaluation of MIR systems

knowledge representation and metadata melody and motives harmony, chords and tonality rhythm, beat, tempo and form timbre, instrumentation and voice genre, style and mood similarity metrics user interfaces and user models emotion and aesthetics perception and cognition social, legal, ethical and business issues methodological issues and philosophical foundations

ISMIR 2007 will start with Tutorials followed by an Ice Breaking Event on September 23rd. The conference takes place in the Freihaus building of Vienna University of Technology from September 24th to September 27th. The Social Programme includes a Reception with a visit of the collection of ancient music instruments at the Jagdplateau of Neue Burg, and a banquet in Vienna’s City Hall.

Conference Organisation

Simon Dixon, OFAI, Austria Andreas Rauber, TU Vienna, Austria Gerhard Widmer, JKU Linz, Austria Austrian Computer Society (OCG)