astrophotographisches okular

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79 2813 Ast ropho tographisc hes Okular. 80 Der Apparat ist geeignet an gewohnlichen Fernrohren Sternaufnahmen zu gestatten. Zur Construktion desselben wurde ich durch das zeitraubende und auch fehlerhafte Ein- stellen rnit der matten Platte und dem blauen Glas gefiihrt, bei dem man erst nach einigen Probeaufnahnien zu guten Resultaten gelangt. Die erste Einstellung geschieht bei nteinem Apparat rnit einer stark vergrossernden Lupe (positivem Okular) und sie ist, wenn nur genghert eingestellt werden soll, genitgend, wenn man .beim Einstellen ein blaues Glas vor das Okular halt.' Es geschieht aber die genaue Einstellung rnit einem kleinen geradsichtigen Prismensatz, der noch vor dem Okular angebracht wird. Der Apparat hat den Vortheil, stets am Fernrohr belassen werden zu konnen, so dass ich vom Beob- achten ohne Weiteres zum Photographiren und umgekehrt tibergehen kann. Ich habe ntir zwischen Okular und Tubus die Cassette mit der photographischen Platte einzuschieben oder auszuschalten. Daher der grosse Vortheil: man braucht das Fernrohr nicht jedesmal auszubalanciren und den Gang der Uhr zu corrigiren. Die Construktion ist folgender Art: Die R6hre A (vergl. die Figur) wird in den Okularauszug 0 des Fernrohrs eingeschraubt. Sie trKgt hinten den Rahmen B zur Auf- nahme der Cassette. Auf der hintern FlKche des Rahmens B sitet die Hiilse C zur Aufnahme der Okulare E. Vor dem Okular kann zum genauen Einstellen auf den chemischen Focus der kleine geradsichtige Prismensatz D befestigt werden; gewohnlich bleibt er abgeschraubt. SOU nun der Stutzen zum Photographiren benutzt werden, so wird zuerst die Cassette, geoffnet, in den Rahmen B gebracht, nachdem eine Glasplatte an Stelle der empfind- lichen photographischen Platte eingesetzt ist. Die Cassette besitzt auf ihrer hintern Flache, wie der Rahmen, gegeniiber der Hiilse C eine runde Oeffnung, deren Deckel wegge- schoben wird, so dass man mit dem Okular E durch die- selbe hindurchsehen kann. Ein feiner Tintenstrich auf der vorderen Seite der Glasplatte wird durch Einschieben oder Ausziehen des Okulars in der Okularhulse C scharf ein- gestellt, wie der Stahlring beim Kreismikrometer. \Venn man sehr unter der Acconimodation leidet, so kann man diese Einstellung auch dadurch ersetzen, dass man eine matte Platte in die Cassette setzt, den Apparat umkehrt und dann das Okular verstellt, bis das von ihm auf der matten Platte von einer entfernten Gegend entworfene Bild- chen ganz scharf ist. Die Cassette wird hierauf wieder entfernt und der Apparat in den Okularauszug eingeschraubt. Nun wird das Fernrohr auf einen Stern gerichtet. Der Okularauszug, der den ganzen kleinen Apparat tragt, wird so lange durch den Trieb bewegt, bis der Stern, eventuell mit Benutzung eines blauen Glases, scharf erscheint. Dann fiillt das vom Objectiv erzeugte Bild auf diejenige Stelle, auf der vorher der Strich der Glasplatte, oder auch die matte Seite der matten Platte stand, und an die nachher die photographische Platte rnit ihrer Gelatineschicht gebracht wird. Jetzt wird der kleine Prismensatz vor das Okular geschraubt und der Okularauszug noch so weit am 'I'rieb verschoben, bis im Sternspektrum die Einschniirung auf s Violett fdllt. (Vergl. H. C. Vogel. Monatsber. der Bed. Akad. 1880 pag. 433.) Dabei bleibt natiirlich die Stellung des als Lupe dienenden Okulars gegen die Fassung ungeandert. Dann fdllt der Vereinigungspunkt der violetten Strahlen in die Ebene der Gelatineschicht (ohne Beriicksichtigung des kleinen Fehlers .des Okularsystems). Die Cassette rnit der Trockenplatte wird nun in den Rahmen gebracht und ex- ponirt. Die Einstellung kann durch eine Marke auf dew Okularauszug angezeichnet werden und. wird nur von Zeit zu Zeit controlirt. Fiir gewohnlich bleibt die Cassette aus dem Rahmen entfernt, so dass durch das Okular ungestort zu andern Zwecken beobachtet und beliebige Okulare in die Hiilse C eingesetzt werden kiinnen. Ein derartiger Apparat ist in meinem Gebrauch und functionirt sehr gut; ich erhielt gleich beim ersten Ma1 vollkommen scharfe Sternaufnahmen. Solche Apparate werden von Reinfelder Sr Hertel in Miinchen angefertigt. Mffx Wolf Heidelberg I 88 7 September. Berichti gun g zu h'r. 2805 Bd. 117 S. 338 Xashville Sept. 22. Rei beiden Ueobachtungen ist 8 app. statt -zzo zu lesen -24O. Inhalt: ZU Nr. 2812-13. A. Bcrbcrich. Der Comet da Jahres 1672. 49. - A. Bcrbcrirlr. Ueber eine Methode, sonnennahe Coineten bei 'rage aufzu- finden. 71. - C. F. PcchiiCc. Cometenbeohachtungen. 73. - I;. Potro. Osservntioni dclla corneta Olbers 1887 .. 75. - 0. ~cfcnx. Ephemeride des Olbern'schen Cometrn 1887. .. 75. - A won Engclhardf. Zmatr zu den I3eobachtungen des Comelen 1882 11 in A. N. 2513. 77. - A. Cullc. Ueber die im September 1888 stattfindende Anti therung der Planeten (5) Astraea und (8) Flora. 77. - M. Wolf. As:rophotographisches Okular. 79. - Berichtiguug. 79. - Geaohloisen ,887 Nov. 17. Hemuyyeber : A. IC r u e g e I. Druok von 0. 6 c h B i d t, 0. F. Mohr Nsuhf. Expedition : Sternwrrrte in Kiel.

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79 2813

Ast ropho tographisc hes Okular.

80

Der Apparat ist geeignet an gewohnlichen Fernrohren Sternaufnahmen zu gestatten. Zur Construktion desselben wurde ich durch das zeitraubende und auch fehlerhafte Ein- stellen rnit der matten Platte und dem blauen Glas gefiihrt, bei dem man erst nach einigen Probeaufnahnien zu guten Resultaten gelangt.

Die erste Einstellung geschieht bei nteinem Apparat rnit einer stark vergrossernden Lupe (positivem Okular) und sie ist, wenn nur genghert eingestellt werden soll, genitgend, wenn man .beim Einstellen ein blaues Glas vor das Okular halt.' Es geschieht aber die genaue Einstellung rnit einem kleinen geradsichtigen Prismensatz, der noch vor dem Okular angebracht wird. Der Apparat hat den Vortheil, stets am Fernrohr belassen werden zu konnen, so dass ich vom Beob- achten ohne Weiteres zum Photographiren und umgekehrt tibergehen kann. Ich habe ntir zwischen Okular und Tubus die Cassette mit der photographischen Platte einzuschieben oder auszuschalten. Daher der grosse Vortheil: man braucht das Fernrohr nicht jedesmal auszubalanciren und den Gang der Uhr zu corrigiren.

Die Construktion ist folgender Art: Die R6hre A (vergl. die Figur) wird in den Okularauszug 0 des Fernrohrs eingeschraubt. Sie trKgt hinten den Rahmen B zur Auf- nahme der Cassette. Auf der hintern FlKche des Rahmens B sitet die Hiilse C zur Aufnahme der Okulare E. Vor dem Okular kann zum genauen Einstellen auf den chemischen Focus der kleine geradsichtige Prismensatz D befestigt werden; gewohnlich bleibt er abgeschraubt.

SOU nun der Stutzen zum Photographiren benutzt werden, so wird zuerst die Cassette, geoffnet, in den Rahmen B gebracht, nachdem eine Glasplatte an Stelle der empfind- lichen photographischen Platte eingesetzt ist. Die Cassette

besitzt auf ihrer hintern Flache, wie der Rahmen, gegeniiber der Hiilse C eine runde Oeffnung, deren Deckel wegge- schoben wird, so dass man mit dem Okular E durch die- selbe hindurchsehen kann. Ein feiner Tintenstrich auf der vorderen Seite der Glasplatte wird durch Einschieben oder Ausziehen des Okulars in der Okularhulse C scharf ein- gestellt, wie der Stahlring beim Kreismikrometer. \Venn man sehr unter der Acconimodation leidet, so kann man diese Einstellung auch dadurch ersetzen, dass man eine matte Platte in die Cassette setzt, den Apparat umkehrt und dann das Okular verstellt, bis das von ihm auf der matten Platte von einer entfernten Gegend entworfene Bild- chen ganz scharf ist. Die Cassette wird hierauf wieder entfernt und der Apparat in den Okularauszug eingeschraubt.

Nun wird das Fernrohr auf einen Stern gerichtet. Der Okularauszug, der den ganzen kleinen Apparat tragt, wird so lange durch den Trieb bewegt, bis der Stern, eventuell mit Benutzung eines blauen Glases, scharf erscheint. Dann fiillt das vom Objectiv erzeugte Bild auf diejenige Stelle, auf der vorher der Strich der Glasplatte, oder auch die matte Seite der matten Platte stand, und an die nachher die photographische Platte rnit ihrer Gelatineschicht gebracht wird. Jetzt wird der kleine Prismensatz vor das Okular geschraubt und der Okularauszug noch so weit am 'I'rieb verschoben, bis im Sternspektrum die Einschniirung auf s Violett fdllt. (Vergl. H. C. Vogel. Monatsber. der Bed. Akad. 1880 pag. 433.) Dabei bleibt natiirlich die Stellung des als Lupe dienenden Okulars gegen die Fassung ungeandert. Dann fdllt der Vereinigungspunkt der violetten Strahlen in die Ebene der Gelatineschicht (ohne Beriicksichtigung des kleinen Fehlers .des Okularsystems). Die Cassette rnit der Trockenplatte wird nun in den Rahmen gebracht und ex- ponirt. Die Einstellung kann durch eine Marke auf dew Okularauszug angezeichnet werden und. wird nur von Zeit zu Zeit controlirt.

Fiir gewohnlich bleibt die Cassette aus dem Rahmen entfernt, so dass durch das Okular ungestort zu andern Zwecken beobachtet und beliebige Okulare in die Hiilse C eingesetzt werden kiinnen.

Ein derartiger Apparat ist in meinem Gebrauch und functionirt sehr gut; ich erhielt gleich beim ersten Ma1 vollkommen scharfe Sternaufnahmen. Solche Apparate werden von Reinfelder Sr Hertel in Miinchen angefertigt.

Mffx Wolf Heidelberg I 88 7 September.

Bericht i gun g zu h'r. 2805 Bd. 117 S. 338 Xashville Sept. 22. Rei beiden Ueobachtungen ist 8 app. statt -zzo zu lesen -24O.

Inhal t : ZU Nr. 2812-13. A. Bcrbcrich. Der Comet d a Jahres 1672. 49. - A. Bcrbcrirlr. Ueber eine Methode, sonnennahe Coineten bei 'rage aufzu-

finden. 71. - C. F. PcchiiCc. Cometenbeohachtungen. 73. - I;. Potro. Osservntioni dclla corneta Olbers 1887 .. 75. - 0. ~ c f c n x . Ephemeride des Olbern'schen Cometrn 1887. .. 75. - A won Engclhardf. Zmatr zu den I3eobachtungen des Comelen 1882 11 in A. N. 2513. 77. - A. Cullc. Ueber die im September 1888 stattfindende Anti therung der Planeten ( 5 ) Astraea und (8) Flora. 7 7 . - M. Wolf. As:rophotographisches Okular. 79. - Berichtiguug. 79. -

Geaohloisen ,887 Nov. 17. Hemuyyeber : A. IC r u e g e I. Druok von 0. 6 c h B i d t, 0. F. Mohr Nsuhf. Expedition : Sternwrrrte in Kiel.