antike grammatik: römer varro (216 – 27 v. chr.) aelius donatus (4. jhd. n.chr.) priscian (ca....

21
Antike Grammatik: Römer Varro (216 – 27 v. Chr.) Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.) Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Upload: claudia-kuntz

Post on 06-Apr-2016

220 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Antike Grammatik: Römer

Varro (216 – 27 v. Chr.) Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.) Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Page 2: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Philosophische UrsprüngePhilosophische UrsprüngePlatoPlato 427-347 v.Chr.427-347 v.Chr.AristotelesAristoteles 383-322 v.Chr.383-322 v.Chr.StoikerStoiker 3.-2. Jhd. v.Chr.3.-2. Jhd. v.Chr.

Philologische OrientierungPhilologische OrientierungAristarchos von SamothrakeAristarchos von Samothrake 217-145 v.Chr.217-145 v.Chr.Dionysius ThraxDionysius Thrax 1. Jhd. v.Chr.1. Jhd. v.Chr.Appolonius DyskolosAppolonius Dyskolos ca. 100 n.Chr.ca. 100 n.Chr.

Lateinische GrammatikerLateinische GrammatikerVarroVarro 116-27 v.Chr.116-27 v.Chr.QintilianQintilian 35-98 n.Chr.35-98 n.Chr.Aelius DonatusAelius Donatus fl. 350 n.Chr.fl. 350 n.Chr.PriscianPriscian ca. 500 n.Chr.ca. 500 n.Chr.

Page 3: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

KategorieKategorie Kriterium „„Semantik““ AkzidenzNomenNomen kasusbildendkasusbildend beschreibt Dinge und beschreibt Dinge und

HandlungenHandlungen3 Genera 2 Arten 3 Formen 3 Genera 2 Arten 3 Formen 3 Numeri 5 Kasus3 Numeri 5 Kasus

PronomenPronomen kasusbildendkasusbildend vertritt das Nomenvertritt das Nomen Person Genus Numerus Person Genus Numerus Kasus Form ArtKasus Form Art

ArtikelArtikel kasusbildendkasusbildend 3 Genera 3 Numeri 3 Genera 3 Numeri 5 Kasus5 Kasus

VerbVerb kasusloskasuslos Tätigkeit Leiden Tätigkeit Leiden AussageAussage

5 Modi 3 Genera 2 Arten5 Modi 3 Genera 2 Arten3 Formen 3 Numeri 3 Formen 3 Numeri 3 Personen 3 Tempora3 Personen 3 Tempora

PartizipPartizip wie Nomen wie Nomen und Verbund Verb

ohne Personen und Modiohne Personen und Modi

AdverbAdverb flexionslosflexionslos

PräpositionPräposition flexionslosflexionslos kann vor alle Satzteile tretenkann vor alle Satzteile treten

KonjunktionKonjunktion flexionslosflexionslos zur Ordnung der Gedankenzur Ordnung der Gedanken

Page 4: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varro (216 – 27 v. Chr.)

Mindestens 10 Hauptwerke aus Varros umfangreichen Opus widmen sich der Sprachwissenschaft

Varro ist die am häufigsten zitierte Autorität in der gesamten nachfolgenden Literatur zur lateinischen Grammatik

Der größte Teil seines Werkes ist allerdings verlorengegangen

Glücklicherweise sind 6 (von 25) Kapitel seines magnum opus – De lingua Latina erhalten geblieben

Auf Varro geht die Einstufung der Grammatik als die erste der „freien Künste“ zurück.

Page 5: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Artes Liberales

Grammatik Rhetorik Dialektik

Arithmetik Geometrie Astronomie Musik

TriviumTrivium QuadriviumQuadrivium

Theologie, Recht, MedizinTheologie, Recht, Medizin

Page 6: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varro : De lingua Latina De lingua Latina besteht aus drei Hauptteilen

Etymologie Morphologie Syntax

Der Syntaxteil ist verloren gegangen, aber aus einem erhalten gebliebenen Fragment ist erkennbar, dass Syntax für Varro das gleiche bedeutete wie für die Stoiker: Aussagenlogik

Varro behandelt die anderen Teile sowohl unter einer theoretischen wie auch unter einer praktischen Perspektive

Es sind jedoch nur die Bücher über etymologische Praxis und morphologische Theorie erhalten

Page 7: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: das Wort

Das Wort ist der atomare Grundbegriff der Sprache und somit der Sprachwissenschaft

Es gibt zwei Arten von Wörtern: Wörter mit variabler Form Invariable Wörter

Page 8: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: Declinatio Es gibt wiederum zwei Arten von morphologischer Es gibt wiederum zwei Arten von morphologischer

Variation oder Variation oder declinatiodeclinatio:: Wörter ändern ihre Form durch die arbiträre Wörter ändern ihre Form durch die arbiträre voluntasvoluntas

("Wille") des Sprechers, oder die systematische ("Wille") des Sprechers, oder die systematische naturanatura ("Natur") der Sprache ("Natur") der Sprache Declinatio voluntaria ist somit Varros Terminus für

Derivationsmorphologie Declinatio naturalis ist die Flexionsmorphologie

Varro ist der erste Grammatiker, der eine solche Varro ist der erste Grammatiker, der eine solche Unterscheidung machtUnterscheidung macht

Page 9: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: Declinatio Der Sprachwissenschaftler untersucht die Der Sprachwissenschaftler untersucht die declinatio declinatio

voluntariavoluntaria durch die etymologische Analyse, welche das durch die etymologische Analyse, welche das Verhältnis zwischen Laut (oder Schrift) und der Verhältnis zwischen Laut (oder Schrift) und der lexikalischen Bedeutung erklärtlexikalischen Bedeutung erklärt

Das Verältnis zwischen Laut (oder Schrift) und der Das Verältnis zwischen Laut (oder Schrift) und der grammatischen Bedeutung bildet den Gegenstand der grammatischen Bedeutung bildet den Gegenstand der Sprachforschung auf der Ebene der Sprachforschung auf der Ebene der declinatio naturalisdeclinatio naturalis

Page 10: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: similitudo

Für Varro gibt es auf der Ebene der Für Varro gibt es auf der Ebene der declinatio naturalisdeclinatio naturalis nur zwei Kriterien zur Bestimmung der linguistischen nur zwei Kriterien zur Bestimmung der linguistischen Ähnlichkeit oder Ähnlichkeit oder similitudosimilitudo:: figura oder vox, d.h. die phonologische Form (Laut oder

Schrift) materia oder res, d.h. die grammatische Substanz, z.B.

Kasus, Tempus etc. Damit Wörter legitimerweise verglichen und klassifiziert Damit Wörter legitimerweise verglichen und klassifiziert

werden können, müssen sie eine Analogie (werden können, müssen sie eine Analogie (analogiaanalogia) ) aufweisen, die "zweifach und vollendet" ist, (aufweisen, die "zweifach und vollendet" ist, (duplex et duplex et perfectaperfecta))

Page 11: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: Analogie

Zur Erklärung seiner Konzeption von grammatischer Zur Erklärung seiner Konzeption von grammatischer Analogie verwendet Varro eine Reihe arithmetischer Analogie verwendet Varro eine Reihe arithmetischer Proportionen.Proportionen. Gleich deklinierte Nomina gleichen einer disjunkten Gleich deklinierte Nomina gleichen einer disjunkten

Proportion – Proportion – rex:regis :: lex:legisrex:regis :: lex:legis (wie 1:2 :: 10:20) (wie 1:2 :: 10:20) Gleich konjugierte Verben entsprechen einer konjunkten Gleich konjugierte Verben entsprechen einer konjunkten

Proportion – Proportion – legebam:lego::lego:legamlegebam:lego::lego:legam (1:2::2:4), denn (1:2::2:4), denn Präteritum verhält sich zu Präsens wie Präsens zu FuturPräteritum verhält sich zu Präsens wie Präsens zu Futur

Varro ist der einzige antike Sprachforscher, der abstrakte Varro ist der einzige antike Sprachforscher, der abstrakte Modelle formuliert hat.Modelle formuliert hat.

Page 12: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: partes orationis

Indem Varro Wörter nach ihrer phonologischen Form und Indem Varro Wörter nach ihrer phonologischen Form und ihrer morphologischen Substanz vergleicht, kommt er zu ihrer morphologischen Substanz vergleicht, kommt er zu dem Ergebnis, dass es nur vier Redeteile dem Ergebnis, dass es nur vier Redeteile (partes orationis)(partes orationis) gibt:gibt: solche mit Kasussolche mit Kasus solche mit Tempussolche mit Tempus solche mit Kasus und Tempussolche mit Kasus und Tempus solche ohne Kasus und ohne Tempussolche ohne Kasus und ohne Tempus

Page 13: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Kategorie Kasus Tempus Kategorie Nominal Verbal

NomenNomen + – NomenNomen ++ –

VerbVerb – ++ VerbVerb – ++

PartizipPartizip ++ ++ AdjektivAdjektiv ++ ++

PartikelPartikel – – Präpos.Präpos. – –

Page 14: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Varros Sprachtheorie: partes orationis

Weitere Vergleiche ergeben, dass Nomina in fünf Weitere Vergleiche ergeben, dass Nomina in fünf paradigmatisch identische Gruppen klassifiziert werden paradigmatisch identische Gruppen klassifiziert werden könne, die Verben in dreikönne, die Verben in drei

Diese paradigmatischen Gruppen sind – wenn auch Diese paradigmatischen Gruppen sind – wenn auch embryonal – die ersten Deklinationen und Konjugationen embryonal – die ersten Deklinationen und Konjugationen der westlichen Sprachwissenschaft.der westlichen Sprachwissenschaft.

Page 15: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)

Aelius Donatus war der einflussreichste römische Grammatiker des 4. Jahrhunderts. Er schrieb zwei Grammatiken Die Ars minor, die nur die Wortarten behandelt und als

Dialog abgefasst ist zwischen dem Lehrer, der Fragen stellt und dem Schüler, der sie beantwortet (Katechismus)

Die Ars maior, die auch eine kurze Phonologie enthält und Aspekte des korrekten und unkorrekten Lateins behandelt.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Inhalt der sehr einflussreichen ars maior des Donatus

Page 16: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Donatus: Ars maior

Die Stimme Nomina Interjektionen

Buchstaben/Laute Pronomina Barbarismus

Silben Verben Syntaxfehler

Metrische Füße Adverben Andere Fehler

Akzente Partizipien Unregelmäßigkeiten

Interpunktion Konjunktionen Rhetorische Figuren

Redeteile Präpositionen Tropen

Page 17: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscian stellt gleichzeitig den Höhepunkt und das Ende Priscian stellt gleichzeitig den Höhepunkt und das Ende der Römischen Sprachwissenschaft darder Römischen Sprachwissenschaft dar

Er sammelte und systematisierte die Ergebnisse Er sammelte und systematisierte die Ergebnisse jahrhundertelanger grammatischer Forschung in der jahrhundertelanger grammatischer Forschung in der römischen Weltrömischen Welt

Priscian wurde einer der einflussreichsten Grammatiker Priscian wurde einer der einflussreichsten Grammatiker überhaupt und ein Großteil der sprachwissenschaftlichen überhaupt und ein Großteil der sprachwissenschaftlichen Forschung des Mittelalters basierte auf seinen Arbeiten.Forschung des Mittelalters basierte auf seinen Arbeiten.

Page 18: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscians Hauptwerk Priscians Hauptwerk Institutiones grammaticaeInstitutiones grammaticae (in 18 (in 18 Büchern) geht weit über das hinaus, was andere römische Büchern) geht weit über das hinaus, was andere römische Grammatiker je erstrebt oder erreicht hatten.Grammatiker je erstrebt oder erreicht hatten.

Der syntaktische Teil dieses Werkes ist von den Arbeiten Der syntaktische Teil dieses Werkes ist von den Arbeiten des führenden Alexandrinischen Grammatikers des führenden Alexandrinischen Grammatikers Apollonius Apollonius DyscolusDyscolus beeinflusst, dem einzigen griechischen beeinflusst, dem einzigen griechischen Grammatiker, der über Syntax geschrieben hatteGrammatiker, der über Syntax geschrieben hatte

Page 19: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscians Behandlung der lateinischen Morphologie gehört zu den gründlichsten und bestdokumentierten morphologischen Beschreibungen überhaupt

Seine Regeln zur Ableitung von Wortformen innerhalb eines Flexions-Paradigmas sind auch heute noch von theoretischem Interesse

Priscian arbeitet mit einem System von Regelketten, wobei er mit einer Grundform beginnt (z.B. Nominativ), daraus eine andere ableitet (z.B. Genitiv), die ihrerseits die Basis für eine weitere bildet (z.B. Dativ), usw.

Page 20: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscian (ca. 500 n.Chr.)

Priscians letzte beiden Bücher (Priscianus Minor) behandeln die Syntax. Sie bilden die Grundlage für spätere syntaktische Untersuchungen im Mittelalter.

Kein anderes erhalten gebliebenes Werk eines römischen Sprachforschers ist der Syntax gewidmet.

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Kapitel einiger Grammatiken über syntaktische Fehlere (soloecismus) viele interessante Beobachtungen über die Syntax enthalten.

Page 21: Antike Grammatik: Römer  Varro (216 – 27 v. Chr.)  Aelius Donatus (4. Jhd. n.Chr.)  Priscian (ca. 500 n.Chr.)

konjugierbar deklinierbar

mit festemGenus

nach dem Genusflektierbar

nicht steigerbar steigerbar

Lexeme

Verb PartikelNomen ArtikelPronomen

Adjektiv

flektierbar nicht flektierbar