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Foto: Pressestelle Hochschule Flensburg ABSTRACTBAND Brücken bauen – Grenzen überwinden Innovaonen in der ambulanten und staonären Pflege HOCHSCHULE FLENSBURG 5. – 6. SEPTEMBER 2019 WWW.KONGRESS-ENI.EU ENI Kongressbüro Raun 21 D-63667 Nidda Tel.: +49 (0) 6402 7082660

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Foto: Pressestelle Hochschule Flensburg

ABSTRACTBAND

Brücken bauen – Grenzen überwindenInnovationen in der ambulanten

und stationären Pflege

HOCHSCHULE FLENSBURG5. – 6. SEPTEMBER 2019

WWW.KONGRESS-ENI.EU

ENI KongressbüroRaun 21

D-63667 NiddaTel.: +49 (0) 6402 7082660

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5. – 6. September 2019

Hochschule Flensburg

Technische & Pflegedidaktische Evaluation eines Virtuellen Ergonomietrainers in der Pflegeausbildung (ERTRAG)

XX Ankita Agrawal, Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Künstliche IntelligenzXXMirjam Pfahler, Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Angewandte ForschungXX Anita Rölle, Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Angewandte ForschungXX Prof. Dr. Wolfgang Ertel, Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Künstliche IntelligenzXX Prof. Dr. Maik Hans-Joachim Winter, Hochschule Ravensburg-Weingarten, Institut für Angewandte Forschung

Hintergrund und ZielsetzungDie Lebenszeitprävalenz chronischer Rückenschmerzen liegt bei Pflegekräften deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (Frey et al, 2018). Arbeitsbezogene Rückenschmerzen des Pflegepersonals sind mit wiederholten Tätigkeiten der Transfer- und Positionsunterstützung von Patient_innen verbunden (Soylar & Ozer, 2018). ERTRAG ist ein vom BMBF gefördertes, interdiszip-linäres Verbundprojekt von Partnern aus Ingenieurs- und Gesundheitswissenschaften. Ziel ist die Entwicklung eines KI-basierten automatisierten Trainers, welcher das Einüben ergonomischer Arbeitsweisen in der Pflegeausbildung unterstützt. Mit dem bereits trainierten KI-Modell werden rückenbelastende Bewegungsabläufe analysiert, um individuelle Rückmeldung zu geben (Agrawal & Ertel, 2018). Diese Evaluation fokussiert auf Herausforderungen der technischen Entwicklung und pflegedidaktischen Einbet-tung des Lernsystems.

MethodeFür das maschinelle Lernen wurden die Bewegungsabläufe von Auszubildenden als RGB-Bilder mit Tiefen-Information aufge-nommen und von Kinästhetik-Expert_innen gelabelt, d.h. einem Bild wurde zugeordnet, welcher Fehler zu erkennen ist. Die maschinellen Lernverfahren werden als Binär- und Multiclass-Klassifikator implementiert und auf Skelettdaten angewendet. Die Datenerhebung zur Evaluation erfolgte im Rahmen eines Feldtests des ERTRAG-Systems. Nach zwei Übungssequenzen mit dem ERTRAG-Demonstrator nahmen Pflegeauszubildende (n=17) an einer Gruppendiskussion teil. Zwei Lehrende wurden interviewt, welche das Üben beobachtet hatten. Die Datenauswertung erfolgte inhaltsanalytisch.

Ergebnisse Da für den Klassifikator sowohl korrekte als auch zahlreiche fehlerhafte Bewegungsabläufe benötigt wurden, war die Trainingsda-tensammlung aufwendig. Das Gewinnen der Expert_innen für die zeitaufwendige Labeling-Aufgabe stellte eine Herausforderung dar. Aufgrund der Anzahl an zu optimierenden Parametern und des iterativen Entwicklungsprozesses, war die Trainingspha-se rechen- und zeitintensiv. Auszubildende und Lehrende betonen die motivierende Wirkung des zeitgemäßen Lernmediums. Die multiperspektivische, standardisierte Anleitung und das objektive, videobasierte Feedback fördern ein effektives Lernen. Es bestehen Bedenken hinsichtlich einer reduzierten Kommunikation zwischen den Lernenden, einer begrenzten Individualität systemgenerierter Rückmeldung und einer eingeschränkten Übertragbarkeit der standardisierten Handlungsmuster auf reale Pflegesituationen.

Diskussion und Ausblick ERTRAG ist ein geeignetes Instrument zum Erlernen ergonomischer Handlungsabläufe in der Pflegeausbildung. Das effektivste Lernverfahren wurde ermittelt und zur Klassifizierung der Fehler verwendet. Aus didaktischer Sicht können eine fachliche Hinfüh-rung, Sensibilisierung für selbstgesteuertes Lernen sowie ergänzendes individuelles Feedback durch die Lehrperson den Lernpro-zess unterstützen. Die Einbindung in ein Blended-Learning-Szenario bietet die Chance, die Umsetzung rückenschonenden Arbei-tens bei Praxiseinsätzen zu fördern. Eine zukünftige Anwendung von ERTAG in der stationären/ ambulanten Pflege ist möglich.

▪▪ Agrawal, A., & Ertel, W. (2018). Automatic Nursing Care Trainer Based on Machine Learning. KHD @ International Joint Conference on Artificial Intelligence - European Conference on Artificial Intelligence (Stockholm, Sweden), 53-59. http://ceur-ws.org/Vol-2148/paper08.pdf

▪▪ Frey, D., Rieger, S., Diehl, E., & Pinzon, L. C. E. (2018). Einflussfaktoren auf chronische Rückenschmerzen bei Pflegekräften in der Altenpflege in Rheinland-Pfalz [Factors Influencing Chronic Back Pain in Care Workers Attending to The Elderly in Germany]. Das Gesundheitswesen (Bundesverband der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (Germany)), 80(2), 172–175. https://doi.org/10.1055/s-0043-104693

▪▪ Soylar, P., & Ozer, A. (2018). Evaluation of the prevalence of musculoskeletal disorders in nurses: A systematic review. Medicine Science | International Medical Journal, 1. https://doi.org/10.5455/medscience.2017.06.8747

Vortrag

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Mobilität nach hüftnahen FrakturenMonitoring und Bewertung durch Wearables

XX Amelie Altenbuchner, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH),  Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST)XX Prof. (habil.) Dr. Sonja Haug, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH),  Fakultät Angewandte Sozial- und GesundheitswissenschaftenXX Prof. (habil.) Dr. Karsten Weber, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH),  Regensburger Center of Health Science and Technology (RCHST)

Assistiven Technologien wird nachgesagt, dass sie angesichts der demographischen Entwicklung helfen werden, Autonomie und Selbstbestimmtheit im Alter so lange wie möglich zu erhalten. Momentan sind diese Techniklösungen jedoch noch weit von den Wohnzimmern der zukünftigen Nutzer/innen entfernt, weil die wenigen marktreifen Produkte nicht Patienten- bzw. Nutzer-zentriert entwickelt wurden (Weber 2017) und sich eine Implementierung der Laborergebnisse in die realen Bedingungen als äußerst schwierig gestaltet. (Altenbuchner et al. 2018) Einfach sensorbasierte Lösungen zu finden, die individuelles Monitoring der Gesundheit, z.B. in Form der Bewegung erlaubt, ist eine aktuelle Forschungsaufgabe der Gerontologie. (McGilton et al. 2013) Da niedrige Kosten und einfache Nutzbarkeit für einen konventionellen Motion Tracker sprechen, wird im Rahmen des Projekts „Prospektive Studie zur Nutzbarkeit von Aktivitätstrackern“ überprüft, wie dieser auf den Kontext der geriatrischen Zielgruppe übertragen werden kann. Hierfür wird neben der Überprüfung der Messgenauigkeit des Motion Trackers für die geriatrische Ziel-gruppe auch eine normative ethische Bewertung des Technologieeinsatzes vorgenommen. In einer explorativen Längsschnitt-studie, angesiedelt auf der geriatrischen Trauma Station eines Krankenhauses werden die Patient/innen (N=18) (Med=86 Jahre) nach der operativen Versorgung einer hüftnahen Fraktur in die Studie aufgenommen (informed consent). Mithilfe des Geräts GARMIN vívofit 3, den Proband/innen wie eine Armbanduhr tragen, wird die Bewegung nach dem Verlassen des Krankenhau-ses, in der Rehabilitationseinrichtung sowie nach der Rückkehr in ihre gewohnte Umgebung dauerhaft und individuell gemessen (M=55.9±49.9). Dadurch sollen Rückschlüsse auf individuelle Rehabilitationsverläufe gezogen werden können. Das Poster wird die Zusammenhänge Geriatrischer Mobilität Assessment Scores und Pflege Assessment Scores und der Schritte nach 5, 14, 21 und 28 Tagen zeigen. Die zugrundeliegende Fragestellung lautet, inwieweit diese als Prädiktoren für die Schritte Anzahl heran-gezogen werden können.

▪▪ Altenbuchner A, Haug S, Kretschmer R, Weber K, How to measure physical motion and the impact of individualized feedback in the field of rehabilitation of geriatric trauma patients. In: Health Informatics Meets eHealth. G. Schreier & D. Hayn, open access IOS press, 2018. pp. 226–232. McGilton KS et al. Evaluation of patient-centered rehabilitation model targeting older persons with a hip fracture, including those with cognitive impairment. BMC Geriatr. 2013;13:136. Weber K. Demografie, Technik, Ethik: Methoden der Demografie, Technik, Ethik: Methoden der normativen Gestaltung technisch gestützter Pflege. Pflege & Gesellschaft. 2017;22(4):338–52.

Poster

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Nutzen von Mappings zur sektorenübergreifenden Informationsübermittlung und Minimierung des Dokumentationsaufwands

XXDr. Dieter Baumberger, LEP AG, Forschung und EntwicklungXXDr. Renate Ranegger, LEP AG, Forschung und EntwicklungXX Stefan Hieber, LEP AG, Geschäftsführer

Hintergrund und Zielsetzung Im Rahmen von eHealth kann auf der Grundlage von elektronischen Patientendokumentationen in der Behandlungskette sekto-renübergreifend ein effizienter und systemunabhängiger Informationsaustausch zum Nutzen der Patienten und der Gesundheits-fachpersonen stattfinden. Gleichzeitig kann dabei der Dokumentationsaufwand, beispielsweise bei Übertritten zwischen statio-närer und ambulanter Pflege, trotz unterschiedlicher Ordnungssysteme (Terminologien, Klassifikationen, Tarifsysteme) minimiert werden. Für die Zielerreichung sind Mappings, die Überleitung eines Begriffs aus einem Ordnungssystem zum naheliegendsten Begriff in einem anderen, eine Option.

MethodenMappings werden je nach Zweck verschieden durchgeführt. Für weniger Dokumentationsaufwand bei sektorenübergreifenden Patientenübertritten gilt es Prozessinteroperabilität, die Integration von Informationen aus unterschiedlichen Ordnungssystemen in die Abläufe sektorenspezifischer Behandlungsprozesse, zu erreichen. Dafür werden semantische Mappings zwischen unter-schiedlichen Ordnungssystemen sektorenspezifischer Patientendokumentation durchgeführt, z.B. zwischen LEP Nursing 3 und dem BESA Leistungskatalog. Anstatt jedes Ordnungssystem mit jedem anderen einzeln zu mappen, bieten sich jedoch Referenz-systeme wie SNOMED CT oder ICNP an.

ErgebnisseIm Vortrag werden Beispiele von verschiedenen Mappings mit LEP Nursing 3 vorgestellt und diskutiert. Diskussion und Ausblick Dokumentiere einmal, nutze die Daten mehrfach – für die Umsetzung dieses Leitsatzes spielen Mappings eine relevante Rolle. Je nach Zweck sind sie nebst sektorenübergreifenden Patientenübertritten und der Minimierung des Dokumentationsaufwands auch für die automatisierte Informationsübermittlung in die elektronische Gesundheitsakte, in Tarifsysteme oder für statistische Analysen nützlich. Dabei haben Mappings je nach Zweck ihre Grenzen und eine Harmonisierung unterschiedlicher Ordnungs-systeme ist angezeigt.

▪▪ Baumberger, D. & Bürki Sabbioni, S. (2017). Fallbeispiel zur semantischen Interoperabilität von Pflegedaten. https://www.e-health-suisse.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/2017/D/170213_Fallbeispiel_Interoperabilitaet_Pflege_D.pdf [28.02.2018].

▪▪ eHealth Suisse. (2017). Übersicht Referenzterminologie SNOMED CT. https://www.e-health-suisse.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/2017/D/170213_Uebersicht_Referenzterminologie_SNOMED_CT_D.pdf [28.02.2018].

▪▪ ISO. (2013). ISO 25964-2: Information and documentation -- Thesauri and interoperability with other vocabularies -- Part 2: Interoperability with other vocabularies. http://www.iso.org/iso/iso_catalogue/catalogue_tc/catalogue_detail.htm?csnumber=53658 [28.02.2018].

Vortrag

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Technikgestütztes Wohnen nur für Jüngere?Eine empirische Befragung Dortmunder Senior*innen

XX Jelena Bleja, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Wirtschaft / IDiALXXHenrike Langer, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Wirtschaft / IDiALXX Prof. Dr. Uwe Großmann, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Wirtschaft / IDiAL

Die Lebenserwartung in Deutschland nimmt im Durchschnitt stetig zu. Damit einher geht ein drastischer Anstieg der Pflegebe-dürftigen, der sich voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen wird (vgl. Lohmann, 2019). Vor diesem Hintergrund nehmen sich zunehmend auch Akteur_innen aus der Technologiebranche, der Thematik an um nach Lösungsansätzen zu suchen. Das vom Land NRW und der EU geförderte Projekt Smart Service Power (SSP) ist mit der Zielsetzung gestartet, den Verbleib in der eigenen Wohnung auch bei einsetzender Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich zu gewährleisten. Hierfür arbeiteten neunzehn interdisziplinäre Partner kollaborativ zusammen. Innerhalb des Projektteams sind u.a. Technologiespezialisten, For-schungseinrichtungen, Kommunen, ein Wohnungsunternehmen sowie ein Pflegedienst vertreten. Mithilfe von sensorbasierter Technik in Kombination mit einem Sprachassistenten sollen Stürze erkannt und eine Notfallkette in Gang gesetzt werden. Das System soll weiterhin die Möglichkeit der Vitalparametererfassung und die videogestützte Kommunikation mit medizinischen und pflegerischen Dienstleistern sowie Angehörigen bieten. Dabei sollen die in diesem Rahmen erhobenen Daten gemäß der neuen europäischen Datenschutz-Grundverordnung mit besonderer Vorsicht gesichert und geschützt werden. Die Kontrolle über die Daten soll jederzeit bei den Bewohner_innen selbst liegen (vgl. Bleja et al, 2019). Welche Vorstellungen die potenziellen Nut-zer_innen in Bezug auf AAL-Technologie für den Eigengebrauch hegen, sollte im Rahmen einer Zielgruppenanalyse erschlossen werden. Zu diesem Zweck wurde eine quantitative Befragung entworfen, die 2018 auf dem deutschen Seniorentag in Dortmund durchgeführt wurde. Insgesamt wurden dabei 335 Personen der potenziellen Zielgruppe zu den Themen „Wohnen im Alter“ und „Techniknutzung“ befragt. Ziel der Umfrage war es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, ob sich die Senior_innen vor Ort ausge-hend von ihrer aktuellen Lebenssituation die Nutzung technischer Assistenzsysteme für sich selbst und andere vorstellen könn-ten. Darauf aufbauend sollten die Ergebnisse helfen, die zu entwickelnden Lösungen, im Rahmen des Projektes, bedarfsgerechter auszugestalten. Im Vergleich zu den Ergebnissen des Digitalindexes 2017/2018 (Initiative D21, 2018) wiesen die Befragten einen deutlich höheren Digitalisierungsgrad auf. Zudem waren 79% bereit für eine automatische Sturzerkennung 30€ oder mehr zu bezahlen. Die Ergebnisse liefern darüber hinaus einen ersten Eindruck darüber, inwiefern ganzheitliche Assistenzsysteme zu der Versorgung pflegebedürftiger Menschen beitragen könnten und welche Herausforderungen sich in diesem Zusammenhang in Bezug auf die praktische Umsetzung solcher Ansätze ergeben.

▪▪ Lohmann U. (2019). Gesundheit und Soziales (Public Health). Beiträge zur Grundlagensiskussion 1974-2009.Springer VS. Berlin.▪▪ Bleja J., Großmann U., Horster B., Roß A., Löhrke E., Röhrig Ch., Oelker J., Celik A., Hormann R. (2019). IoT-Systems of the AAL-Sector:

Application, Business Model, Data Privacy. In: Kharchenko V., Kor A. and Rucinski A. (Eds.), Dependable IoT for Human and Industry: Modeling, Architecting, Implementation (pp. 455-476). The River Publishers Series in Information Science and Technology, River Publishers. Initiative D21 (2018). Digitalindex 2017/2018. Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft. Abgerufen von https://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index-2017-2018/ am 06.02.2019.

Poster

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Empfehlung zur Implementierung eines elektronisch gestützten, pflegebezogenen Assessments

XX Tobias Bock-Viessmann, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Fakultät Wirtschaft

HintergrundDie Anamnese ist der erste Schritt des Pflegeprozesses und stellt den Grundstein der zukünftigen Pflegetätigkeit dar. In vielen Krankenhäusern gibt es allerdings kein standardisiertes oder evidenzbasiertes Verfahren zur Erhebung der Anamnese, was zu einer mangelnden Erfassung der pflegerelevanten Daten führen kann.

ZielDas Ziel ist daher die Erstellung einer Implementierungsempfehlung für ein standardisiertes und evidenzbasiertes Assessment-In-strument zur Unterstützung der Anamnese. Eine gut geplante Implementierung ist maßgeblich für den Nutzen und den Erfolg des Assessment-Instruments im Regelbetrieb des Krankenhauses. Hierbei soll der Fokus vor allem auf der Implementierung in den Bereichen IT und den Anwendern liegen.

ErgebnisDie personellen, technischen und räumlichen Ausstattungen zur Implementierung sind im betrachteten Krankenhaus gegeben, nicht zuletzt, da bereits im Vorjahr ein neues Krankenhaus-Informations-System (KIS) eingeführt wurde. Die Aufgaben und das Vorgehen des Projektmanagements und der IT zur Implementierung des Assessment-Instruments in das KIS wurden klar definiert und eine Implementierungsstrategie empfohlen. Darüber hinaus wurde ein Schulungskonzept für die Anwender anhand aktueller wissenschaftlicher Studien spezifisch für das betrachtete Krankenhaus formuliert und entworfen. Bei der Einführung eines sol-chen Assessment-Instruments kann es zu hohen Zeitaufwendungen der zukünftigen Anwender, des Projektmanagements und der IT kommen. Damit sich dieser hohe Zeitaufwand lohnt, muss das Implementierungskonzept so gestaltet werden, dass eine hohe Akzeptanz und Nutzung des Assessment-Instruments daraus resultiert.

DiskussionDer Erfolg und langfristige Nutzen der Implementierung des Assessment-Instrumentes zur Unterstützung der Anamnese hängt maßgeblich von einer guten Planung ab. Allerdings können unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die ein Abweichen vom geplanten vorgehen notwendig machen. Eine grundlegende und allumfassende Planung minimiert die Anzahl von unvorhergese-henen Ereignissen und ist daher elementar.

SchlussfolgerungDie Implementierungsempfehlung ist bereit zur Verwendung. Eine gute Implementierungsstrategie steigert nicht nur den Nutzen des Assessment-Instruments, sondern auch die Akzeptanz unter den Anwendern, welche unabdingbar für eine erfolgreiche An-wendung und Weiterführung des Instruments ist.

▪▪ Hunstein, D. (2015): Entwicklung und Testung eines Screening-Instruments zur standardisierten Einstufung relevanter Pflegeanlässe in der akutstationären Versorgung. Dissertation. 2015.

▪▪ Bartholomeyczik, S.; Halek, M. (Hrsg.) (2009): Das ergebnisorientierte PflegeAssessment AcuteCare (ePA-AC). Möglichkeiten und Grenzen ; überarbeitete, erweiterte und ergänzte Beiträge einer Fachtagung zu diesem Thema am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit der "Nationalen Pflegeassessmentgruppe Deutschland". Schlütersche Pflege, 2. [aktualisierte], völlig überarb. Aufl. Hannover 2009.

▪▪ Ammenwerth, E.; Haux, R.; Knaup-Gregori, P.; Winter A. (2015): IT-Projektmanagement im Gesundheitswesen. Lehrbuch und Projektleitfaden; taktisches Management von Informationssystemen ; mit 84 Tabellen. 2. vollst. überarb. und erw. Aufl. Stuttgart 2015.

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Wie nützlich sind Apps für die Pflege?Erfahrungen anhand zweier unterschiedlicher Pflegeapps

XX Katharina Bosshart, UniversitätsSpital Zürich, Klinische PflegewissenschaftXX Silvia Schindler, Krankenhaus-Hygiene

HintergrundDer Trend hin zu mobilen Applikationen ist ungebrochen. Dies motiviert, solche Technologien auch für Fragestellungen der Pflege einzusetzen. Der Bedarf nach Information, deren Verfügbarkeit sowie das Erstellen individueller Dokumentationen benö-tigen neue Möglichkeiten. Im Trend hin zu ambulanten Versorgungsmodellen ergibt sich weiterer Informationsbedarf. Schnitt-stellen zwischen Spitälern und einer Vielzahl weiterer Leistungserbringer sind für das schweizerische Gesundheitssystem eine Herausforderung um sämtliche Leistungserbringer auf einen einheitlichen Informationsstand zu bringen. Unsere Praxisbeispiele begründet sich darauf, dass langdauernde intravenöse Therapien in der Schweiz zunehmend im ambulanten Versorgungsbereich erfolgen. Allerdings sind Umgang und Pflege solcher peripher eingelegter zentralvenöser Katheter (PICC) anspruchsvoll und bergen Risiken für die Patientensicherheit. Um notwendige Informationen für den sicheren Umgang mit den monatelang, über die Spitalentlassung hinaus einsetzbaren PICCs allen Beteiligten verfügbar zu machen, erachteten wir die Entwicklung von zwei PICC Apps als hilfreich und zielführend.

MethodeZwei Arbeitsgruppen innerhalb der institutionellen und der ambulanten Patientenversorgung erarbeiteten unterschiedliche Apps mit dem Ziel, Patienten und Fachpersonen im Umgang mit dem Pflegemanagement eines PICC zu unterstützen.

ResultateBeide Applikationen (App) enthalten relevante Informationen im Umgang mit PICCs und sind seit über einem Jahr verfügbar. Wir präsentieren Erfahrungen und Erkenntnisse aus Befragungen und erstellen eine Bilanz zu Aufwand und Nutzen der entwi-ckelten Applikationen für Fachpersonen und Betroffene um die Frage zu beantworten, ob oder wie nützlich Apps für die Pflege sein können.

▪▪ [1] Chopra V, et al. (2015). The Michigan Appropriateness Guide for Intravenous Catheters (MAGIC): Results From a Multispecialty Panel Using the RAND/UCLA Appropriateness Method. Annals of Internal Medicine;163:S1-S40. doi: 10.7326/M15-0744 [2]

▪▪ Goyal, S., et al. (2016), The Systematic Design of a Behavioural Mobile Health Application for the Self-Management of Type 2 Diabetes. Canadian Journal of Diabetes. Volume 40, Issue 1 [3 Petroulias, P. L. (2017). "Use of Electronic Tablets for Patient Education on Flushing Peripherally Inserted Central Catheters." J Infus Nurs 40(5): 298-304.

Poster

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Prognostic accuracy study of the “Selbstpflegeindex” (SPI) and the “Post-acute care discharge score” (PACD) to predict transfer of medical in-patients to a post-acute care facility

XX Antoinette Conca, Kantonsspital Aarau, Departement of Nursing DevelopmentXX Visiting Professor Dr. Rebecca Spirig, University Witten/Herdecke, Department of Nursing ScienceXXHeidi Petry, University Hospital Zurich, Department of Clinical Nursing Research and Development

BackgroundDelays in discharge not only cause economic waste at the hospital level, but can also lead to deterioration especially among geriatric patients. However, many of these delays and their concomitant losses may be preventable via focused assessment and stratification, near admission to identify patients requiring transfer to a post-acute care facility. Interprofessional discharge plan-ning is therefore crucial in order to fit an appropriate discharge destination. At one single teaching hospital the PACD and SPI scores and a combination of both predicted transfer to post-acute care facilities, indicating potential as screening instruments to accelerate discharge planning. Objectives: We aim to replicate the previous findings whether PACD, SPI or the combination of PACD and SPI can reliably identify patients requiring transfer to post-acute care facilities to allow generalization.

Design and methodsThis study is embedded in a pre-post study “In-HospiTOOL” conducted at 7 university, teaching and regional hospitals in urban and rural areas aiming to safely reduce hospital length of stay by implementing an interprofessional discharge management tool. Consecutive medical patients admitted to the hospitals through the emergency department will be included. Exclusion criteria are: transfer from or to another hospital, admission from facility, or in-hospital death. We aim to include a sample of 9000 pati-ents with PACD and SPI assessment in 4 centres during an 18-month period i.e., 1.7.2017 – 28.02.2019. PACD, SPI within 24-48 hours of admission will be documented in patient records as part of discharge planning by physicians, and nurses. Predictors and outcome will be extracted from the clinical and medical coding data base. For modelling we will use logistic regression. To test prognostic accuracy we will plot ROC curves, calculate AUC, likelihood ratios, sensitivity, specificity, and Brier score. To test AUC differences between the scores we will use a nonparametric approach. Statistical analyses will be conducted using Stata Version 15.0.

ResultsThe study started in July 2017. The main expected result will be evidence on the prognostic performance of the combined PACD/SPI score, the PACD or SPI alone and the direct comparison of the different scores regarding their scoring and their suita-bility for screening purpose.

▪▪ Conca, A., et al., [OPTIMA – Optimized patient transfer through innovative multidisciplinary assessment: Project description phase I]. Pflegewissenschaft, 2012. 14(5): p. 291-298.

▪▪ Conca, A., et al., Erfassung eines Nachakutpflegebedarf bei hospitalisierten, medizinischen Patienten durch die „Post-Acute Care Discharge scores“ (PACD). Pflegewissenschaft, 2015. 17(11): p. 582-595.

▪▪ Conca, A., et al. (2018). "Prediction of post-acute care demand in medical and neurological inpatients: diagnostic assessment of the post-acute discharge score – a prospective cohort study." BMC Health Serv Res 18(1): 111.

Vortrag

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Technologieunterstütztes KinästhetiktrainingEin Beitrag zum betrieblichen Gesundheitsmanagement

XX Sabine Daxberger, Philosophisch-Theologische Hochschule VallendarXXMiriam Peters, Philosophisch-Theologische Hochschule VallendarXX Conrad Fifelski, Universität OldenburgXXDr. Lena Marie Wirth, Universität OldenburgXX Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Universität Osnabrück

Das BMBF-Projekt ITAGAP fokussiert auf die Entwicklung gesundheitsförderlicher Maßnahmen in der ambulanten Pflege und dabei insbesondere auf Aspekte der Arbeitsprozessentwicklung, der Personalentwicklung und auf Unterstützungsmöglichkeiten durch neue Technologien. Aus empirischen Erhebungen im Rahmen der Analysephase geht hervor, dass insbesondere Pflege-hilfskräfte hohe körperliche Belastungen erfahren, die sich nachteilig auf die Gesundheit der Pflegepersonen auswirken. Mus-kel-Skelett-Belastungen stellen die Hauptgründe für hohe Anzahl an Fehltagen sowie den Berufsaustritt in der professionellen Pflege dar (Jäger et al., 2014). Eine Strategie im Umgang mit diesen Belastungen stellt die Anwendung des Kinästhetikkonzepts für die Pflege (BAUA, 2012) dar. Interdisziplinäres Ziel der Kinästhetik ist die Sensibilisierung von Bewegungswahrnehmung (Kinästhesie) und die lebenslange Entwicklung von Bewegungskompetenz (Marthy-Teuber & Knobel, 2018). Im ITAGAP-Projekt-konsortium wurde ausgehend davon ein technologieunterstütztes Kinästhetiktraining entwickelt und als Pilotprojekt in Aus- und Fortbildungskontexten bei Pflegehilfskräften (n = 7) erprobt. Über 3D-Aufnahmen eines multidimensionalen Kinectsystems wur-den die Bewegungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfaßt. Die Aufnahmen wurden gemeinsam mit einem Kinästhetik-trainer systematisch analysiert und Verbesserungsvorschläge für die Praxis erarbeitet. Sowohl Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch Trainer äußerten in anschließenden Reflexionen in diesem Vorgehen ein Potenzial zur Verbesserung von Schulungsan-geboten für die Pflege. Trotz initaler Vorbehalte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenüber der Technologie überzeugen die Ergebnisse, so dass die Konzeption in ein Projekt überführt wird.

▪▪ BAUA-Bundesanstalt für Arbeitschutz (2012). Rückengerechtes Arbeiten im Pflegealltag. Berlin.▪▪ Marty-Teuber, S., Knobel, S.: Kybernetik und Kinästhetik. European Kinaesthetics Association (Hg.) (2018). Linz, Siebnen: Verlag

Lebensqualität. ▪▪ Jäger, M., Jordan, C., Theilmeier, A., Wortmann, N., Kuhn, S.,Nienhaus, A. und Luttmann, A. (2014): Analyse der Lumbalbelastung beim

manuellen Bewegen von Patienten zur Prävention biomechanischer Überlastungen von Beschäftigten im Gesundheitswesen. in RiRe - Risiken und Ressourcen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, ecoMed Medizin.

Vortrag

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Medienarbeit zur Sensibilisierung für die Digitalisierung in Pflegeberufen

XX Tina Drechsel, JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, Abteilung PraxisXXDr. Julia Inthorn, Zentrum für Gesundheitsethik

Auch in den Bereichen Medizin und Pflege schreitet die technologische Entwicklung schnell voran. Beim Einsatz solcher Tech-nologien ist es wichtig, über ethische Fragestellungen und soziale Problemlagen gesamtgesellschaftlich zu diskutieren und allen Beteiligten die Teilhabe zu ermöglichen. In der deliberativen Demokratie spielen Medien bei Meinungsbildungsprozessen eine bedeutsame Rolle und prägen die diskursive Qualität öffentlicher Debatten. Sie können als Diskursübermittler sowie als Diskur-steilnehmer betrachtet werden. Die Möglichkeit und Fähigkeit handelnder Subjekte an demokratischen Prozessen zu partizipie-ren, ist daher eng verbunden mit ihrer Medienkompetenz. Das Konzept der aktiven Medienarbeit knüpft daran an, Subjekte dazu anzuregen, sich über die Nutzung und Gestaltung von Medien(produkten) diskursiv an demokratischen Prozessen zu beteiligen. Ziel des Workshops ist es, die Bedeutung der Stimme der Pflege und angehender Pflegekräfte für die gesellschaftliche Auseinan-dersetzung zu Digitalisierungsprozessen in der Pflege zu stärken und relevante Ansprechpartner_innen und Kommunikationsfor-men dafür zu identifizieren. Ausgangspunkt des Workshops sind Kampagnenmedien (Filme, Audioclips, Plakate), die im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts Moderne Medizintechnik im Altenheim? von Schü-ler_innen der Altenpflege erstellt wurden. Sie zeigen die Auseinandersetzung und Positionierung der Schüler_innen zu den für sie zentralen ethischen Fragen beim Einsatz von modernen Technologien in der Altenpflege. Diese Kampagnenmedien werden im Workshop eingesetzt, um die Rolle von Medien bei der Sensibilisierung für die Digitalisierung in Pflegeberufen zu diskutieren. Zunächst erhalten die Workshop-Teilnehmenden einen kurzen Einblick in die aktuelle ethische Diskussion sowie die Rolle von Medien in Teilhabeprozessen (20 Minuten). Im Anschluss werden die Teilnehmenden in Kleingruppen aufgeteilt, in denen sie jeweils ein Kampagnenprodukt analysieren (40 Minuten). Im Fokus stehen dabei u.a. folgende Fragestellungen: Welche unter-schiedlichen Ebenen des Diskurses finden statt? Welche Adressaten werden angesprochen? Inwiefern stehen sich strategische Kommunikation und die Information über Vor- und Nachtteile gegenüber? Ihre Ergebnisse halten die Workshop-Teilnehmenden in einem Format ihrer Wahl fest (bspw. Flipchart, digitale Leinwand, Audiostatements). Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum vorgestellt und diskutiert (30 Minuten).

▪▪ Schorb, B. (2005). Medienkompetenz. In: J. Hüther, B. Schorb (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik (S. 257-263). München: kopaed.

▪▪ Schell, F. (2003). Aktive Medienarbeit mit Jugendlichen: Theorie und Praxis. München: kopaed. ▪▪ Moderne Medizintechnik im Altenheim (2017). Projektwebseite. Online aufrufbar unter: https://momima.jff.de/.

Poster

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Perspectives of senior citizens and nursing professionals regarding the application of eHealth-solutions in rural areas

XX Prof. Juliane Eichhorn, BTU, Institute for Health/Department of Nursing Science and Clinical NursingXXMirko Paul, BTU, Institute for Health/Department of Nursing Science and Clinical Nursing

BackgroundHealth-care in rural regions is particularly concerned of demographic and structural changes. Challenges like a higher proportion of elderly, an extended shortage of health-care-professionals and a lower life-expectancy compared to urban spaces (1) demand innovative solutions. Digitization in health-care (eHealth) is considered as a strategy to compensate this situation. However, studies have shown that age has an impact on digital divide (2,3). E.g. only 28% aged 65–85 own smartphones (4) and online banking or shopping are rather uncommon (5). Based on this situation, it is important to get insights in perspectives of elderly persons when planning the implementation of eHealth-solutions in rural environments.

AimThe study aimed to identify key statements on attitudes, needs and desired support regarding the implementation of eHealth-so-lutions of senior citizens and nursing-professionals living and/or working in rural regions.

MethodAn interview-guide was developed and six focus-group-interviews were conducted with 65plus-citizen and nursing-professio-nals working in rural communities. Afterwards, data analysis were performed with MAXQDA and by qualitative encoding of the transcripted interviews.

ResultsQualitative analyses indicate that interviewees consider eHealth as an important and necessary further development. Nevert-heless, senior citizens reported fears about an adequate consideration by decision-makers, potential data misuse and the loss of personal relationships with caregivers and other health-care-providers. A general desire for training was frequently expressed by the interviewed elderly persons. Nursing-professionals reported about their worries regarding a greater workload and “substitu-tion of medical staff”. They furthermore remarked that digital solutions should be interoperable. Possible advantages in terms of “bedside-care” were not perceived at the moment. EHealth-solutions are actually seen in supporting functions within the organi-sation and documentation of care and in communication between nurses and other health-care-professionals.

ConclusionThe results of the study does not allow a clear statement on Pros and Cons, but demonstrate that senior citizens and nursing-pro-fessionals are open-minded about eHealt-solutions. The acceptance of particular solutions should be considered case-depen-dent. Transparency and support of the target groups is urgently needed and development of specific training-programs along with interoperability of systems are strongly recommended. User- and resource-friendly eHealth-applications also seem to be of great importance.

▪▪ 1) Robert Koch-Institut (2011) Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 52 – Sterblichkeit, Todesursachen und Regionale Unterschiede, online, URL: http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/sterblichkeit.pdf?__blob=publicationFile , Abfrage 01.11.2017

▪▪ 2) Thimm, C. (2013) Digitale Gleichberechtigung der Generationen. Altern in einer mediatisierten Gesellschaft. In: Hüther, M. & Naegele, G. (Hrsg.), Demografiepolitik. Wiesbaden: Springer.

▪▪ 3) Welsch, J. (2002) Die schleichende Spaltung der Wissensgesellschaft. WSI Mitteilungen 4, online, URL: https://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/wsi-mitteilungen_24063_24074.htm, Abfrage: 04.12.2017

▪▪ 4) Generali Deutschland AG (Hrsg.) (2017) Generali Altersstudie 2017. Wie ältere Menschen in Deutschland denken und leben. Berlin & Heidelberg: Springer.

▪▪ 5) Koch, W. & Frees, B. (2016) Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 – Dynamische Entwicklung bei mobiler Internetnutzung sowie Audios und Videos. Media Perspektive, 9, 418 – 437.

Keynote

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Anforderungen an app-basierte Technologien für den Einsatz in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung von Patienten mit Bipolarer Störung

XX Anne-Marie Engel, Hochschule Flensburg, Studiengang eHealthXX Prof. Dr. Bosco Lehr, Hochschule Flensburg, Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen

Hintergrund und ZielsetzungBei der Bipolaren Störung handelt es sich um eine lebenslänglich bestehende, schwerwiegende psychische Erkrankung (Budde, Forstner, Adorjan, Schaupp, Nöthen & Schulze, 2017), welche spät diagnostiziert wird sowie weltweit als unterversorgt gilt (Bräu-nig & Krüger, 2011). E-Mental-Health Apps besitzen vielzählige Potentiale, um die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu optimieren. App-basierte Technologien entfalten dabei insbesondere ihr volles Potential, wenn Betroffene diese mit ihrem Behandler zusammen nutzen (Lüttke, Hautzinger & Fuhr, 2018). Die Akzeptanz und aktive Anwendung derartiger Technologien seitens der Behandler gelten somit als Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Implementierung. Daher wurde untersucht, welche Anforderungen Behandler an app-basierte Technologien für den Einsatz in der psychiatrischen und psycho-therapeutischen Behandlung von Patienten mit Bipolarer Störung stellen.

MethodenEs wurden neun leitfadengestützte Experteninterviews mit Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie und Ner-venheilkunde sowie psychologischen Psychotherapeuten aus dem ambulanten und stationären Sektor in Schleswig-Holstein durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nach der sechsteiligen Auswertungsmethodik von Meuser und Nagel unter der Zuhilfenah-me der Computersoftware MaxQDA generiert.

ErgebnisseIn den ersten beiden Themenblöcken äußerten sich die Experten zum Konsultationsverhalten bipolarer Patienten, zur Vorer-fahrung mit app-basierten Technologien, zur Nutzung von Leitlinien, Herausforderungen in der Therapie von bipolaren Pati-enten, zu fehlenden Patienten-Daten, Verbesserungs-bedarfen und Auswirkungen einer frühzeitigen Konsultation. Im dritten Themenblock wurden strukturelle und inhaltliche Rahmenbedingungen, Möglichkeiten zur langfristigen Motivation von bipolaren Patienten, Herausforderungen, Potentiale und Bedenken sowie Lösungsansätze in Bezug auf app-basierte Technologien für die Behandlung von bipolaren Patienten genannt.

Diskussion und AusblickDie erhobenen Ergebnisse bestätigen und vertiefen den in der Literatur erläuterten IST-Zustand in der Behandlungspraxis bezüg-lich bipolaren Patienten. Anhand der Ergebnisse konnten 12 strukturelle und sechs inhaltliche Anforderungen für den Einsatz von app-basierten Technologien sowie zehn Möglichkeiten zur langfristigen Motivation von bipolaren Patienten zur App-Nutzung abgeleitet werden. Diese identifizierten Anforderungen aus Expertensicht bildeten die Grundlage für die Entwicklung von 14 geeigneten Implikationen für Forschung und Praxis.

▪▪ Bräunig, P. & Krüger, S. (2011). Epidemiologie und klinische Diagnostik bipolarer Erkrankungen. Nervenheilkunde. 5. S. 295-300. Verfügbar unter: http://www.schattauer.de/magazine/uebersicht/zeitschriften-a-z/nervenheilkunde/inhalt/archiv/issue/1397/manuscript/16075.html (16.01.19)

▪▪ Budde, M., Forstner, A. J., Adorjan, K., Schaupp, S. K., Nöthen, M. M. & Schulze, T. G. (2017). Genetische Grundlagen der bipolaren Störung. Der Nervenarzt. 88. S. 755-759. doi: 10.1007/s00115-017-0336-9

▪▪ Lüttke, S., Hautzinger, M. & Fuhr, K. (2018). E-Health in Diagnostik und Therapie psychischer Störungen. Werden Therapeuten bald überflüssig? Bundesgesundheitsblatt. 61. S. 263–270. doi: 10.1007/s00103-017-2684-9

Vortrag

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Innovative care and information technologies in academic nursing curricula: Where do we stand in German speaking countries?

XXDr. Julia Gockel, University of Oldenburg, MedicineXXDr. Cornelia Hinz, University of Oldenburg, Medicine

Professional care is faced with the challenge to manage increasingly complex care situations with a shrinking number of nursing staff and also to implement a multitude of scientific evidence into practice. In addition growing digitization accelerates the chan-ge of care processes. Innovative digital technologies provide great potential in supporting nursing staff. However, a sustainable implementation of technology into practice still is insufficient. To achieve this technology users should have the knowledge about the current status of innovations and be confident in implementing them into practice. At present hardly any learning contents about care technology are included in the curricula of the professional nursing education. Technological competencies must be acquired in advanced training courses or specific instructions. For this occasion we analysed the dissemination of technological learning contents in the curricula of curses of studies for nurses in German-speaking countries and addressed the following questions: What is the prevalence of technology contents in nursing courses? How do Bachelor and Master courses differ in that regard? What are the specific learning contents and professional emphases? Which care settings are addressed? In an online-se-arch study courses were identified that contain modules in the area of care technology and that aim at professional caregivers. In total 40 modules out of 36 study courses were analysed in relation to forms of teaching and learning, examination formats and learning contents. Despite the partially highly innovative contents the didactic concept of the modules was mainly traditional with lectures and seminars being the predominant teaching method and written tests or papers being the main examination for-mat. A major part of the learning contents are in the range of information technology, assistive systems as well as ELSA and data protection. Surprisingly, there are hardly any educational offers concerned with implementation or consultation in the context of nursing technology. Against the background of an increasing digitization the field of nursing technology so far is mapped insuffi-ciently in higher education programmes for professional caregivers. In particular consultation on the use and handling of nursing technologies and implementation strategies should be integrated into curricula to promote the practice transfer.

▪▪ National League for Nursing, (2015) A vision for the changing faculty role: Preparing students for the technological world of health care. [NLN Vision Statement]. Retrieved from http://www.nln.org/newsroom/nln-position-documents/nln-living-documents.

▪▪ Hackl WO, Ammenwerth E, Ranegger R. Bedarf an Fort- und Weiterbildung in Pflegeinformatik – Ergebnisse einer Umfrage. Pflegewissenschaft. 2016;7/8:381-7.

Vortrag

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PosiThera – ein System, das keine Sektorengrenzen kenntChronische Wunden intelligent beurteilen und professionell behandeln

XX Karen Güttler, atacama blooms GmbH & Co.KG

Hintergrund und MotivationAn der Behandlung chronischer Wunde sind Gesundheitsdienstleister aus verschiedenen Berufen beteiligt. Ein koordiniertes Zu-sammenspiel dieser Behandler mit den Betroffenen kann zu einer Verbesserung der Wundheilung führen und Aufwand, Kosten sowie individuelle Folgen für die Betroffenen verbessern. Dort, wo diese Strukturen fehlen, ist die Therapie- und Versorgungssi-tuation eine Herausforderung für alle Beteiligten und wird häufig als unzureichend bezeichnet. Ziel des vom BMBF geförderten Projektes ist es, mit einem intelligenten IT- System, alle Therapiebeteiligten wissens- und prozessmäßig sowie in Kombination mit einer kontextsensitiven Entscheidungsunterstützung zu vernetzen.

Beschreibung des Projekts Ausgangspunkt für die Entwicklung des Software-Demonstrators waren Expertenworkshops für die funktionalen und nicht-funk-tionalen Anforderungen an die Software. Zunächst wurden die Anforderungen der Gesundheitsdienstleistern erfasst und von Interessenvertretern in einem nationalen Workshop bewertet. Aus den Workshop-Ergebnissen wurden sechs Anwendungsfälle für das Projekt formuliert, von denen vier in die Umsetzung des Systems aufgenommen wurden. Vor allem die Prozesse der Diagnose und Wundüberwachung identifizierten die Workshop-Teilnehmer als bedeutsamste Reibungsverluste in der aktuellen Versorgung chronischer Wunden. Die inhaltliche Entscheidungsunterstützung basiert auf einem umfangreichen Knowledge-En-gineering-Verfahren für eine aktuelle und relevante Wissensrepräsentation, mit Quellenangaben sowie Hinweisen, welche die Vorschläge des Expertensystems transparent und nachvollziehbar abbilden. Die Ergebnisse des Knowledge-Engineerings sind Grundlage für den Ontologie- und Wissensserver. Er stellt das faktische und explizite Wissen, die logischen Ausdrücke über die-ses Wissen sowie die Verarbeitung von maschinellem Lernen, Inferenzmethoden und Prognosemodellen bereit. Augenblicklich werden ca. 60 % der Krankheitsfälle von chronischen Wunden durch die implementierten Regeln abgedeckt.

Ergebnisse und Ausblick In einem ersten Schritt konnte bereits erfolgreich gezeigt werden, dass der Alphademonstrator in der Lage ist anhand von 30 im-plementierten Regeln zu chronischen Wunden den diagnostischen Prozess zu unterstützen und Entscheidern wichtige Hinweise zum weiteren Vorgehen zu geben. In der Zwischenzeit ist der Demonstrator nun in der Lage 60 % der Fälle von chronischen Wunden zu erkennen. Erste interne Tests zur Überprüfung der Regellogik in Programmlaufzeit der Inferenzmaschine waren erfolgreich. Auch wenn das Projekt noch nicht beendet ist, wird bis zum Ende der Projektlaufzeit der Demonstrator so weit entwickelt sein, dass die Vernetzung aller beteiligten Akteure mit einer prozessbezogenen und kontextsensitiven Entscheidungs-unterstützung über Sektorengrenzen hinweg möglich ist.

▪▪ Hübner U, Przysucha M, Vogel S, Hüsers J, Wache S, Güttler K, Zebbities S, Stamm W, Lenkeit S, Heumann A, Stupp CM, Sellemann B. Intelligente Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden. mdi – Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik. 2017; 19(4):108-111.

▪▪ Vogel S, Wache S, Rienhoff O, Przysucha M, Hüsers J, Hübner U, Güttler K, Zebbities S, Sellemann B. Computer Assisted Wound Management in Wound Monitoring. 2nd International Conference on Nursing Science & Practice. London, 06.-08.08.2018.

▪▪ Przysucha M, Vogel S, Hüsers J, Wache S, Sellemann B, Hübner U. Requirements for Collaborative Decision Support Systems in Wound Care: No Information Continuity Without Management Continuity. Stud Health Technol Inform. 2018;253:133-137; Peer-Reviewed

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Digitalisierung als Herausforderung und Chance für die PflegeEvaluation eines innovativen online-gestützten Weiterbildungsangebots

XX Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl, UMIT, Hall in TirolXX Prof. Dr. Elske Ammenwerth, UMIT, Hall in Tirol

Die Digitalisierung der Pflege ist nicht aufzuhalten. Professionell Pflegende werden vermehrt mit modernen IT-Werkzeugen wie elektronischen Patientenakten oder assistierenden Technologien umgehen müssen. Aktuelle Empfehlungen der einschlägigen Fachverbände betonen die Notwendigkeit, Pflegende entsprechende Kompetenzen in Pflegeinformatik zu vermitteln. Online-ge-stützte Fort- und Weiterbildungsformate erscheinen hier besonders interessant, da sie ein gemeinsames Lernen auch ohne Ab-wesenheiten vom Arbeitsplatz und ohne Reiseaufwände ermöglichen. Doch wie erfolgreich sind diese online-gestützten Formate in der Vermittlung entsprechender Kompetenzen? Die Tiroler Landesuniversität UMIT bietet seit 2017 einen online-gestützten Master- Universitätslehrgang „Health Information Management“ an, welcher ohne verpflichtende Präsenzzeiten durchgeführt wird. In diesem Universitätslehrgang können Pflegepersonen gemeinsam mit Ärzten, Gesundheitsinformatikern und anderen Berufsgruppen aus dem Gesundheitswesen Kompetenzen in Medizinischer Informatik und Pflegeinformatik erwerben. Der Uni-versitätslehrgang basiert auf einem kooperativen, asynchronen Instruktionsdesign. Als theoretische Basis fungiert die Communi-ty of Inquiry, ein Rahmenwerk zum erfolgreichen Lernen in online-gestützten Settings. Derzeit studieren 40 Studierende in drei Gruppen im Universitätslehrgang. Im Rahmen einer begleitenden Evaluationsforschung wurden unter anderem folgenden Fragen untersucht: Wie hoch ist der studentische Workload im Universitätslehrgang? Wie verteilen sich die individuellen Lernzeiten? Gelingt es, in den Modulen ein hohes Maß an sozialer Präsenz, kognitiver Präsenz und Lehrenden-Präsenz zu erreicht, wie von der Community of Inquiry gefordert? Welche Stärken, aber auch welche Herausforderungen zeigen sich im online-gestützten Lernen für Studierende und für Lehrende? Welche Faktoren bezüglich studentischen Engagements und studentischen Lernstils korrelieren mit dem Lernerfolg? Um diese Fragen zu beantworten, wurden unter anderem standardisierte Befragungen, qualitati-ve Auswertung von Evaluationsergebnissen, eine Workload-Erhebung sowie Regressionsanalysen durchgeführt. Im Rahmen des Beitrags werden wir erste Ergebnisse zu diesen Fragen darstellen. Es zeigt sich, dass die Workload als auch die Lernzeiten indivi-duell sehr unterschiedlich sind, die Studierenden insgesamt aber sehr regelmäßig aktiv sind. In allen Modulen konnte ein hohes Maß an sozialer Präsenz, kognitiver Präsenz und Lehrenden- Präsenz erreicht werden. Als Stärken des online-basierten Lernens zeigen sich die Unabhängigkeit von Zeit und Ort. Als Herausforderungen für Studierende zeigen sich neben der Vereinbarkeit mit Familie und Beruf die hohe Intensität der Interaktion mit Mitstudierenden, die regelmäßige Anwesenheit im Kursraum erfordern. Als Herausforderungen für die Lehrenden zeigt sich insbesondere die Balance zwischen Instruktion, Coaching und Feedback.

▪▪ D.R. Garrison, Online community of inquiry review: Social, cognitive, and teaching presence issues, J. Asynchronous Learn. Networks. 11 (2007) 61–72.

▪▪ Ammenwerth E, Hackl W, Felderer M, Sauerwein C, Hörbst A. Building a Community of Inquiry within an Online-based Health Informatics Program: Instructional Design and Lessons Learned. Stud Health Technol Inform 253; pp. 196 - 200.

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Qualitätssicherung in der 24h BetreuungXX FH Prof Dr. Elisabeth Haslinger-Baumann, FH Campus Wien, Angewandte PflegewissenschaftXX Franz Werner, FH Campus Wien, Studiengang Health Assisting EngineeringXX Andrea Daia, FH Campus Wien, Angewandte PflegewissenschaftXX Carina Hauser, FH Campus Wien, Studiengang Health Assisting Engineering

Die 24h-Betreuung stellt auf Grund der Kosteneffizienz und des hohen zeitlichen Betreuungsumfanges einen Eckpfeiler der Versorgung älterer Menschen zu Hause dar und ist mit über 30.000 Nutzer*innen in Österreich eine wichtige Alternative zu familiärer Betreuung und mobiler Pflege. Die zu betreuenden Personen reichen von älteren Personen, welche lediglich Unter-stützung bei haushaltsnahen Tätigkeiten benötigen, bis hin zu Personen mit hohem Betreuungsbedarf für eine Rund-um-die-Uhr Betreuung. Belastende Arbeitsbedingungen entstehen vor allem auf Grund von Sprachproblemen, isoliertem Zusammenleben mit chronisch erkrankten Menschen in Kombination mit wenig bis keiner facheinschlägigen Ausbildung und fehlender Qualitäts-kontrolle. Ziel des multidisziplinären FFG geförderten Forschungsprojektes (2019-2021) ist die Entwicklung und Evaluation einer verteilten Softwarelösung zur Unterstützung und Qualitätssicherung der 24h-Betreuung. Diese beinhaltet in deutscher, slowaki-scher, ungarischer und rumänischer Sprache ein Informations- und Weiterbildungsportal (eLearning) eine elektronische Betreu-ungsdokumentation, ein integriertes Notfallmanagement, sowie Links zu Übersetzungsseiten, bzw. Vernetzungsmöglichkeiten. Die Nutzerinnenerhebung wurde mittels qualitativen Interviews, Cultural Probes, sowie mock up studies mit ingesamt 40 24h Betreuerinnen, betreuten Personen, Angehörigen, Vermittlungsagenturen und professionellen Gesundheits- und Krankenpfle-gepersonen durchgeführt. Die gesamten Ergebnisse der Nutzerinnenerhebung stehen ab Mai 2019 zur Verfügung. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass Personenbetreuerinnen vor allem Informationen zu Erkrankungen ihrer Klientinnen benötigen. Aufgrund bestehender Verunsicherung durch auftretende Notfälle, wird ein hohes Interesse an einem professionellen Notfallmanagement gezeigt. Die Vermittlungsorganisationen und Pflegepersonen begrüßen besonders die elektronische Betreuungsdokumentation zur Nachvollziehbarkeit der Tätigkeiten und gesetzten Maßnahmen. Die befragten Personen konnten die gezeigte Version von Teilen der zu entwickelnden Softwarelösung am Tablet gut anwenden und relevante Infos abrufen. Zur Sicherung einer nachhalti-gen Betreuungsqualität ist die Entwicklung von verbindlichen Qualitätskriterien sinnvoll, die begleitend in elektronischer Form für die Zielgruppen angeboten werden kann. Davon profitieren insbesondere die betreuten Personen, aber auch deren Angehörige und Vermittlungsagenturen, die beim Erreichen eines gelungenen Betreuungsarrangements unterstützt werden.

▪▪ Gaver, W.; Boucher, A.; Pennington, S.; Walker, B.: 2004: Cultural probes and the value of uncertainty, in: Interactions 11, 5, S. 53-56. ▪▪ Hopf, Ch.: 2015: Qualitative Interviews – ein Überblick. In: Flick, U.; Kardorff, E.; Steinke, I. (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch.

Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt, 11. Auflage, S. 349 – 360.▪▪ Statistik Austria: www.statistik.at (28.01.2019)

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Trinken bis die Pflanze blüht – Drink SmartEvaluationsergebnisse

XX FH Prof. Dr. Elisabeth Haslinger-Baumann, FH Campus Wien, Angewandte PflegewissenschaftXX Franz Werner, FH Campus Wien, Studiengang Health Assisting EngineeringXXGernot Korak, FH Campus Wien, Department TechnikXX Sebastian Geyer, FH Campus Wien, Department TechnikXXDr. Anneliese Lilgenau, FH Campus Wien, Angewandte PflegewissenschaftXX Katharina Gugenberger, FH Campus Wien, Angewandte PflegewissenschaftXXUdo Unterweger, FH Campus Wien, Department Technik

Im Alter ist der häufig schwindende Verlust des Durstempfindens (Bigorio, 2009; Hodgkinson et al, 2003; Bunn et al, 2015) ein großes Problem. Um ältere Menschen bei der Prävention von Dehydratation unterstützen zu können, wurde im Zuge des FFG ge-förderten interdisziplinären Projektes „Drink Smart“ (2016-2018), ein funktionsfähiger Prototyp für ein intelligentes Trinksystem entwickelt, mittels dem der tägliche Flüssigkeitskonsum gemessen werden kann. Die Evaluationsstudie hatte dabei die Testung des prototypischen Trinksystems hinsichtlich der vier Evaluationsfaktoren „Performanz und Funktionalität“, „Gebrauchstauglich-keit“, „Akzeptanz“ und „Wirkungen“ zum Ziel. Die Messung der Systemstabilität wurde im Setting der Hauskrankenpflege mittels Einzelinterviews mit PrimärnutzerInnen (PN, älterer pflege- bzw. betreuungsbedürftige Menschen) und Gruppeninterviews mit SekundärnutzerInnen (SN, Gesundheits-und Krankenpflegepersonen der mobilen Hauskrankenpflege) erhoben. Die Evaluation der Gebrauchstauglichkeit fand mittels Nutzungstagebüchern und im Zuge der Abschlussinterviews und Gruppendiskussionen statt. Die Praxistauglichkeit des Einsatzes des Systems wurde ebenfalls durch Gesundheits- und Krankenpflegepersonen der mo-bilen Hauskrankenpflege festgestellt. Weiters wurde eine Heuristische Evaluierung durch eine Expertin durchgeführt. Akzeptanz und Wirkungen wurden mit Hilfe von qualitativen Einzelinterviews und Gruppendiskussionen erfasst. Drink Smart erreichte in einer jeweils dreiwöchigen Testphase pro Person (März-Mai 2018) mit 21 Testteilnehmer*innen, eine in der Praxis taugliche tech-nische Performanz und Stabilität. Grundsätzlich wurde die Verwendung des Systems als einfach beschrieben, aufgrund kognitiver und physischer Einschränkungen kann es jedoch zu Hürden in der Nutzung kommen. Das Trinksystem wurde als motivierend und sinnvoll beschrieben und hat den PN geholfen, mehr bzw. bewusst weniger zu trinken. Für die SN wird das Trinksystem als optimales Hilfsmittel wahrgenommen, wenn es um die Durchführung von Flüssigkeitsbilanzen und die Erfassung der Flüssigkeits-menge sowie der Trinkereignisse geht. Eine zukünftige Nutzung des Systems wird von den Nutzer*innen angestrebt, jedoch erst wenn Unterstützung bei der Dehydratationsprophylaxe erforderlich wird. Für den Pflegealltag der Pflegenden wird das Trinksys-tem im Bereich der Früherkennung von Flüssigkeitsmangel als sehr nützlich beschrieben. Eine zukünftige Nutzung des Systems macht deshalb auch aus Sicht der SN Sinn, wenn es um die Unterstützung für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung geht.

▪▪ Bigorio (2009): Hydration in der palliativen Betreuung. Konsens zur „best practice“ für Palliative Care in der Schweiz. http://www.palliative.ch/de/fachbereich/arbeitsgruppen-standards/best-practice (30.01.2017)

▪▪ Bunn, D./Jimoh, F./Wilsher, Howard, S./Hooper, L. (2015): Increasing Fluid Intake and Reducing Dehydration Risk in Older People Living in Long-Term Care: A Systematic Review. In: JAMDA, (16), 101-113.

▪▪ Hodgkinson, B./Evans, D./Wood, J. (2003): Maintaining oral hydration in older adults: A systematic review. In: International Journal of Nursing Practice, (9), 19 –28

Poster

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Entwicklung und frühe Evaluation eines sozio-technischen Unterstützungssystems zur Verbesserung der Pflege beatmeter Patientinnen und Patienten in IntensivstationenDas ACTIVATE-Projekt

XX Adrienne Henkel, Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der PflegeXX Angelika Schley, Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der PflegeXX Susanne Krotsetis, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, PflegeforschungXX Björn Hussels, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Lübeck, PflegeforschungXX Börge Kordts, Universität zu Lübeck, Institut für TelematikXX Jan Patrick Kopetz, Universität zu Lübeck, Institut für Multimediale und Interaktive SystemeXX Prof. Dr. Katrin Balzer, Universität zu Lübeck, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege

HintergrundBeatmete Patientinnen und Patienten können ihre Bedürfnisse in der Regel nicht verbal äußern, da ihr Bewusstsein und ihre Sprechfähigkeit durch die Intubation und begleitende Faktoren beeinträchtigt sind. Verfügbare Hilfsmittel für die Unterstützung der Kommunikation mit diesen Patienten, insbesondere im Aufwachprozesses und der Entwöhnung vom Beatmungsgerät (We-aning), werden kaum genutzt und sind hinsichtlich ihrer Effektivität begrenzt. Patientenbedürfnisse bleiben so unerkannt in der Versorgung. Dies kann das Risiko von Komplikationen, wie z.B. für ein Delir, erhöhen1. Das multidisziplinäre Verbundprojekt ACTIVATE (https://projekt-activate.de/) verfolgt das Ziel, ein soziotechnisches digitales System zur Förderung der Re-Orientie-rung von und Kommunikation mit beatmeten Patienten, insbesondere in der Weaning-Periode, sowie zur frühen autonomen Umfeldkontrolle durch diese Patienten zu entwickeln.

MethodeDas 36-monatige Projekt umfasst fünf Arbeitsphasen: Anforderungsanalyse, Entwicklung eines Demonstrators, Laborevaluation des Demonstrators, klinische Evaluation, Optimierung des Gesamtsystems. Methodisch leitend für alle Arbeitsphasen sind die Grundsätze des User-Centred Designs2. Darüber hinaus erfolgt während des gesamten Projekts hindurch iterativ eine systema-tische Identifikation potenzieller ethischer, rechtlicher und sozio-kultureller Implikationen (ELSI)3.

Erste ErgebnisseNach Abschluss der ersten beiden Arbeitsphasen erfolgt die formative und summative Evaluation des ACTIVATE-Systems. Basierend auf den Ergebnissen aus der Anforderungsanalyse wird ein System entwickelt, das im Wesentlichen aus folgenden Hauptkomponenten besteht: (1) „BIRDY“, ein ballförmigen Eingabegerät, über das die Patienten/innen in einem dreistufigen Nutzungsschema auf das (2) ACTIVATE System zugreifen können und so Informationen, z. B. zu Symptomen oder Informations-bedürfnissen, an Pflegende mitteilen können. Im Rahmen des Kongressbeitrags werden anhand ausgewählter Ergebnisse aus den eigenen Studien im Rahmen des Projekts die geplanten Funktionsweisen und -ziele näher vorgestellt.

SchlussfolgerungBisherige Projektergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit innovativer Methoden zur frühzeitigen und effektiven Information und Aktivierung und Kommunikation mit beatmeten Patientinnen und Patienten im Weaningprozess. Es wird erwartet, dass das geplante ACTIVATE-System die intendierten positiven Effekte auf die Patienten/innen und deren Versorgungsprozess erzielen wird.

▪▪ 1 Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) & Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) (Hrsg.). S3-Leitlinie Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin (DAS-Leitlinie 2015). AWMF-Register-Nr. 0201/012. http://www.awmf.org/uploads/ tx_szleitlinien/001-012l_S3_Analgesie_Sedierung_Delirmanagement_ Intensivmedizin_2015-08_01.pdf, Zugriff am 06.05.2018

▪▪ 2 DIN EN ISO 9241-210 Ergonomie der Mensch-System-Interaktion – Teil 210: Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme. International Organization for Standardization, Geneva, Switzerland, 2011 [3] Manzeschke A., Weber, K., Rother, E., Fangerau, H. Ergebnisse der Studie "Ethische Fragen im Bereich Altersgerechter Assistenzsysteme". Mensch-Technik-Interaktion im demografischen Wandel. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Berlin, 2013

Vortrag

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Moin moin, Grüß Gott und Ei Gude! Interoperabilität zur Digitalisierung im Gesundheitswesen: Ein epaDATA-Workshop

XXDr. Dirk Hunstein, ePA-CC GmbH, WiesbadenXX Pascal SalamonXX Stoyan Halkaliev, NursIT Institute

Daten-Interoperabilität auf Basis semantischer Standards wird mit der steigenden Anzahl der verfügbaren digitalen Daten in der Pflege immer bedeutender. Insbesondere vor dem Hintergrund der jüngst veröffentlichten KI-Strategie der Bundesregierung (BMWi, 2018) und der darin formulierten Absicht, europäische Datenplattformen aufbauen zu wollen, gewinnt das Thema an Bedeutung.Mit zunehmender Digitalisierung in der Pflege wachsen die Anforderungen, um diese zunehmende Zahl von Daten nutzbar zu machen, d.h. sie miteinander zu verbinden, um neue pflegewissenschaftliche, epidemiologische oder auch versorgungsfor-schungsrelevante Erkenntnisse für die Behandlung von Patienten und die Steuerung von Unternehmen zu entwickeln. Dies kann nur gelingen, wenn die Pflege über entsprechende, umfassende Fachsprachen (Semantik) und die entsprechende Grammatik (Syntax) verfügt und sich mit den Möglichkeiten aktueller Datenaustauschformate beschäftigt.

Dr. Dirk Hunstein (epaCC): Bewegung ist nicht gleich Bewegung. Oder doch?Mit der Methode ergebnisorientiertes PflegeAssessment (epa) mit ihren Instrumenten epaAC (AcuteCare), epaKIDS (für die pädi-atrische Pflege), epaPSYC (für die psychiatrische Pflege) und epaLTC (LongTermCare) liegt ein strukturiertes und standardisiertes Datenmodell, orientiert an der ISO 18104:2004 zur Quantifizierung pflegerelevanter Gesundheitszustände von Patienten (Be-wohnern, Klienten) vor. Die Instrumente sind untereinander kompatibel, so dass die Methode epa Setting übergreifend einsetz-bar ist. Derzeit arbeiten rund 550 Anwenderbetriebe in D-A-CH-LI mit einem oder mehreren Instrumenten der Methode epa.Im Sinne eines möglichen transnationalen deutschsprachigen Nursing Minimum Datasets D-A-CH (vgl. z. B. Eberl, 2013; Raneg-ger, 2015) sowie zur Integration in nationale (medizinische) Datensets sind die Instrumente der Methode epa so aufgebaut, dass sie zu übergeordneten Referenzterminologien kompatibel sind (z. B. Baumberger & Bürki-Sabbioni, 2016). Dennoch steckt der Teufel im Detail: Begriffe können zwar gleich lauten (semantische Interoperabilität) und gleich kodiert werden (syntaktische Inte-roperabilität), aber völlig unterschiedliche Bedeutungen haben (konnotative Interoperabilität). So bedeutet „stark beeinträchtigte Bewegungsfähigkeit“ für die Ärztin etwas ganz anders als für den Physiotherapeuten oder die Pflegefachperson. Bei der Nutzung von Routinedaten kommt dem Wissen um die Entstehung der Daten demnach eine wichtige Bedeutung zu.

Pascal Salamon: REST – Fragen statt nehmen. Mit neuen Schnittstellen zu mehr Datenverfügbarkeit.Umfassende Analysen benötigen meist Daten aus unterschiedlichen Systemen um Patienten-, klinische-, oder Abrechnungsda-ten zu verbinden. Doch die dafür notwendigen Schnittstellen sind dabei häufig ein Hindernis, denn die initialen Aufwände zur Entwicklung sind hoch und eine konsistente Datenhaltung in allen Systemen ist eine technische Herausforderung. Hier stellt sich die Frage: Müssen die Daten wirklich physisch ausgetauscht und redundant gespeichert werden oder gibt es nicht einen alterna-tiven Ansatz, um schnell und einfach an Daten aus unterschiedlichen Systemen zu gelangen?

„Du musst nicht alles wissen, aber du musst wissen, wen du fragen kannst“ ist ein Ansatz, der mit neuen Technologien auch in die digitale Welt einziehen kann. Mit Webservices und REST kann es gelingen, verschiedene Daten einfach und effizient zu ver-binden und diese dennoch ausschliesslich in ihren ursprünglichen Systemen zu halten. Dies schafft eine Umgebung, welche sich positiv auf die Verfügbarkeit, die Qualität und die Aktualität von Analysedaten auswirkt. Doch auch für den klassischen Austausch von Daten bieten REST-Schnittstellen neue Möglichkeiten, welche sich weg von einem Prinzip von „Senden und Empfangen“ entwickeln und eine Möglichkeit der echten Kommunikation zwischen Systemen bietet.

Stoyan Halkaliev (NursIT): Datenaustausch zwischen Softwaresystemen im GesundheitswesenDer neue Standard „FHIR“® (Fast Healthcare Interoperability Resources, ausgesprochen wie englisch fire) wurde von Health Le-vel Seven International (HL7) ins Leben gerufen. Der Standard unterstützt den Datenaustausch zwischen Softwaresystemen im Gesundheitswesen. Er vereinigt die Vorteile der etablierten HL7-Standard-Produktlinien Version 2, Version 3 und CDA mit jenen aktueller Web-Standards und legt einen starken Fokus auf eine einfache Implementierbarkeit. (http://hl7.de/themen/hl7-fhir-mo-bile-kommunikation-und-mehr/warum-fhir/)

FHIR beschreibt Datenformate und -elemente (sog. „Ressourcen“) und eine Anwendungsprogrammierschnittstelle (API) für den Austausch von elektronischen Gesundheitsdaten. Für Patienten und Anbieter kann seine Vielseitigkeit auf mobile Geräte, webba-sierte Anwendungen, Cloud-Kommunikation und KIS-Datenaustausch mit modularen Komponenten angewendet werden. FHIR wird bereits in Hunderten von Anwendungen auf der ganzen Welt zum Nutzen von Anbietern, Patienten und Kostenträgern eingesetzt. FHIR baut auf früheren Datenformatstandards von HL7 auf, wie der Clinical Document Architecture (CDA®), HL7 Version 2.x und HL7 Version 3.x. Es ist jedoch einfacher zu implementieren, da es eine moderne webbasierte Suite von API-Technologie verwendet, einschließlich eines HTTP-basierten RESTful-Protokolls, HTML und Cascading Style Sheets für die Integration der Benutzeroberfläche. Eines der Ziele ist es, die Zusammenarbeit zwischen alten Gesundheitssystemen zu erleichtern, Gesund-heitsdienstleistern und Einzelpersonen die Bereitstellung von Gesundheitsinformationen auf einer Vielzahl von Geräten, von Computern über Tabletten bis hin zu Mobiltelefonen, zu erleichtern und es Drittanbietern zu ermöglichen, medizinische Anwen-dungen bereitzustellen, die sich leicht in bestehende Systeme integrieren lassen.

WorKshoP

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FHIR bringt die nötige Innovationskraft in die Healthcare Analytics und Interoperabilität und bietet neue Funktionen, um eine wirklich patientenorientierte, datengesteuerte Versorgung zu ermöglichen.

▪▪ Baumberger, D. & Bürki-Sabbioni, S. (2016). Fallbeispiel zur semantischen Interoperabilität von Pflegedaten: eHealth Suisse.▪▪ Eberl, I. (2013). Die Übertragung des Belgischen Nursing Minimum Data Set II (B-NMDS II) auf bundesdeutsche Krankenhäuser. ( Dr.

rer. medic. Inaugural-Dissertation), Universität Witten/ Herdecke, Witten, München. ▪▪ Ranegger, R. (2015). Entwicklung eines Nursing Minimum Data Sets (NMDS) für Österreich. (Doktorin der Philosophie Dissertation),

UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Hall (Tirol).

WorKshoP

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Effektivität innovativer technologischer Interventionen in der PflegeErgebnisse eines Scoping Reviews

XX Kai Huter, Universität Bremen, SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und SozialpolitikXX Tobias Krick, Universität Bremen, SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und SozialpolitikXXDominik Domhoff, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)XX Kathrin Seibert, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)XX Prof. Karin Wolf-Ostermann, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)XX Prof. Heinz Rothgang, Universität Bremen, SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik

HintergrundDas Forschungsfeld innovativer Technologien für die Pflege ist inzwischen sehr breit. Systematische Übersichtsarbeiten über Teilbereiche des Feldes konstatieren häufig, dass hochwertige Forschungsergebnisse für einzelne Technologien kaum vorliegen. Ziel des vorzustellenden Scoping Reviews ist es, in einem breiten Überblick aufzuzeigen, für welche Technologien Forschungs-ergebnisse vorliegen, die (valide) Hinweise auf die Effektivität bzw. Effizienz der Technologien – in Bezug auf patienten-, pflege-kraft- oder organisationsrelevante Endpunkte bieten und wie sie erfasst werden.

MethodenEine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Medline, Scopus, CINAHL, Cochrane Library, ACM Digital Library, IEEE Xplore, the Collection of Computer Science Bibliographies, GeroLit und CareLit wurde durch eine Handsuche auf Projekt-webseiten ergänzt. Insgesamt wurden die Titel von 19.510 wissenschaftlichen Publikationen aus dem Zeitraum Januar 2011 bis März 2018 gesichtet. In einem ersten Auswertungsschritt wurden 715 Publikationen extrahiert, die auf Akzeptanz, Effektivität oder Effizienz der untersuchten Technologien zielen. Im hier dargestellten zweiten Auswertungsschritt wurden aus dieser Gruppe die Ergebnisse derjenigen Studien vertiefend ausgewertet, die die Effektivität der Technologie mit Bezug auf für Patient*innen, Pflegebedürftige, Pflegekräfte oder die Pflegeeinrichtungen relevante Endpunkte oder deren Effizienz untersuchten. Neben Stu-dienmerkmalen wurden insbesondere die Art des erfassten Effektes sowie dessen Richtung (positiv, negativ, neutral, ambivalent) extrahiert.

ErgebnisseIn die vertiefte Analyse wurden 132 Einzelstudien, sowie 35 systematische Überblicksarbeiten einbezogen. Die Technologiebe-reiche umspannen ein breites Feld von Informations- und Kommunikationstechnologien, Robotik, Sensoren, Monitoring, Tracking, Virtual Reality, Serious Games, elektronische Patientenakten, AAL und innovative unterstützende Hilfsmittel. Studien mit einem hohen Evidenzlevel (RCTs) existieren für alle Technologiebereiche weiterhin nur wenige. Das Scoping Review wird darüber hinaus aufzeigen, für welche Technologiebereiche Studien mit positiven Ergebnissen auf niedrigerem Evidenzlevel vorliegen. Diese Be-reiche sind in zukünftigen Forschungsarbeiten mit Methoden auf höherem Evidenzlevel zu beforschen. Die Ergebnisdarstellung wird die einzelnen Technologiebereiche und zugehörige Ergebnisse systematisch darstellen. Mögliche Anwendungsbereiche für innovative Technologien, die sich auf Basis der Ergebnisse abzeichnen, werden differenziert nach verschiedenen Settings: sta-tionäre und ambulante Pflege, Krankenhaus und sektorenübergreifende Versorgung dargestellt. Als Ausblick werden die in den Studien verwendeten Endpunkte und vor diesem Hintergrund die besonderen Herausforderungen einer Wirksamkeitsmessung innovativer Technologien in der Pflege diskutiert. Der Beitrag entstand im Rahmen des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts Pflegeinnovationszentrum, Förderkennzeichen 16SV7821.

Poster

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Ansätze zur partizipativen Versorgungsgestaltung von digitalen Gesundheitstechnologien bei vulnerablen Gruppen

XX Jessica Iltner, Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften / Centre for ePublic Health ResearchXX Alexander Hochmuth, Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften / Centre for ePublic Health ResearchXX Sarah Palmdorf, Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften / AG 7 Umwelt und GesundheitXX Simone Schönfeld, LWL-Kliniken Lippstadt und WarsteinXX Jun.-Prof. Dr. Christoph Dockweiler, Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften / Centre for ePublic Health Research

HintergrundDer fortschreitende Prozess der Digitalisierung prägt, in unterschiedlicher Weise, alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens (Schnell 2018). Die Forschung und Entwicklung im Bereich digitaler Gesundheitstechnologien (Bsp. Apps, Telecare) sind mit gro-ßen Erwartungen verbunden. Durch die Integration digitaler Gesundheitstechnologien in den Alltag, können Zugangsbarrieren verringert und die Partizipation von vulnerablen Personengruppen (Bsp. chronisch-kranke Menschen oder pflegende Angehörige) gefördert werden (Künemund & Fachinger 2018). Mit der Erfassung von Nutzer/innenperspektiven und Bedürfnissen, sowie der Beteiligung vulnerabler Personengruppen an der Entwicklung digitaler Gesundheitstechnologien, wird die soziale Teilhabe und die Mitgestaltung technischer Entwicklungsprozesse mit dem Ziel einer Technikakzeptanz gefördert (Weidner et al. 2015).

MethodeIm vorliegenden Beitrag werden im Rahmen von drei Best Practice Beispielen verschiedene Perspektiven zur Erfassung von Technikakzeptanz und Nutzer/innenperspektiven von vulnerablen Personengruppen im Gesundheitswesen vorgestellt und diskutiert: 1) Das Projekt „Einsatz von Assistenzrobotern in der häuslichen Pflege“ fokussiert die Erfassung von Nutzer/inne-nerwartungen zum Einsatz von Assistenzrobotern (2017-2018). Im Kontext eines qualitativen Forschungsdesigns wurden Ein-zelinterviews (n=11) mit pflegenden Angehörigen geführt. Neben Erwartungen und Bedürfnissen, zeigen die Ergebnisse eine ethische Auseinandersetzung im Kontext von Vulnerabilität und Partizipation. 2) Das Projekt „Technikunterstützte Versorgung der Zukunft bei beginnender und leichtgradiger Demenz (TechV-D)“ untersucht die bedürfnis- und diversitätssensible Versor-gungsgestaltung aus der Perspektive von Erkrankten, pflegenden Angehörigen und professionellen Akteuren in der ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung (2017-2019). Der Fokus liegt auf einer bedarfs- und bedürfnisorientierten Versor-gungsgestaltung von Betroffenen und deren pflegenden Angehörigen. Die Datenerhebung findet mittels verschiedener qualita-tiver Methoden statt. 3) Das Projekt „Multiperspektivische und partizipative Versorgungsgestaltung von Digital-Health-Anwen-dungen bei leicht- bis mittelgradiger Depression (MuDi-VD)” fokussiert eine multiperspektivische und partizipative Erarbeitung von praxis- und zielgruppenorientierten Ansätzen (2019-2021). Das Ziel ist eine bedürfnis- und diversitätssensible Gestaltung von technikunterstützten Versorgungsmodellen bei Menschen mit depressiven Störungen und deren Angehörigen. In einem qualitativen Forschungsdesign werden bestehende Versorgungsprobleme und -bedürfnissen, sowie partizipative Ansätze der Versorgungsforschung identifiziert.

ErgebnisseDie Erfassung von vulnerablen Nutzer/innenperspektiven erfordert einen besonderen Zugang zu den Teilnehmer/innen. In den drei Projekten zeigen sich die Vorteile qualitativer Forschungsmethoden im Kontext der Erfassung von Nutzer/innenerwartungen und der Erarbeitung partizipativer Versorgungsansätze. Um digitale Gesundheitstechnologien bedarfsgerechter zu gestalten und die Nutzung zu fördern, ist es unabdingbar vulnerable Gruppen in den Gestaltungsprozess zu integrieren.

▪▪ Künemund H. & Fachinger U. (2018): Alter und Technik. Sozialwissenschaftliche Perspektiven und Ansätze. Wiesbaden: Springer VS. ▪▪ Schnell M. W. (2018): Ethik der digitalen Gesundheitskommunikation. In: V. Scherenberg, J. Pundt, H. Lohmann und H. W. Opaschowski

(Hg.): Digitale Gesundheitskommunikation. Zwischen Meinungsbildung und Manipulation. 1. Auflage. Bremen: Apollon University Press, S. 277–289.

▪▪ Weidner R., Redlich T. & Wulfsberg J. (2015): Technische Unterstützungssysteme. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin, Heidelberg.

Vortrag

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Stellen wir die richtigen Fragen?Ethische Aspekte moderner Medizintechnik im Altenheim

XX Julia Inthorn, Evang.-Luth. Landeskirche Hannovers, Zentrum für GesundheitsethikXX Tina Drechsel, JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Der Einsatz moderner Medizintechnik und Prozesse der Digitalisierung in der Pflege von hochaltrigen und dementen Menschen werfen eine Reihe von ethischen Fragen auf, die bereits in vielfältiger Weise diskutiert werden. Die Debatte in Medizin- und Pflegeethik etabliert sich dabei gegenwärtig ebenso wie die Auseinandersetzung bei Trägern von Altenpflegeeinrichtungen, in-nerhalb der Pflege und in der Gesellschaft. Der Beitrag untersucht am Beispiel von drei Anwendungsbereichen (Telemonitoring von Vitaldaten, Einsatz von social bots am Beispiel von Paro und GPS Tracking), welche ethischen Schwerpunkte in der akade-mischen ethischen Diskussion einerseits und bei in der Pflegepraxis Tätigen andererseits im Zentrum der Diskussion stehen. Hierzu werden zunächst die Ergebnisse einer 2018 durchgeführten breit angelegten Literaturübersicht zu den drei genannten Anwendungsbereichen skizziert und die zentralen ethischen Themen und Problemfelder der Debatte dargestellt. Diesen werden die Ergebnisse von Workshops mit Pflegeschüler_innen in fünf Klassen an Altenpflegeschulen, die im Rahmen des BMBF ge-förderten Diskursprojekts „Moderne Medizintechnik im Altenheim“ durchgeführt wurden, gegenübergestellt. In den Workshops entstanden Videos, Audioprodukte und Plakate (21 Medienprodukte), die die ethische Position der Schüler_innen und ihren Beitrag zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu dem Thema zum Ausdruck bringen. Die Beiträge wurden auf ihre normativen Aussagen hin untersucht. Die Gegenüberstellung zeigt, dass beide Diskurse auf bekannte und etablierte normative Grundlagen wie Autonomie oder Patienten/Klientenwohl zurückgreifen und sich sowohl abwägende, die Vor- und Nachteile dar-stellende Beiträge finden als auch solche, die klare Empfehlungen aussprechen. Die Perspektive der Pflegeschüler_innen darauf, was im Kern die ethischen Fragen sind, unterscheidet sich aber auch in vielen Aspekten von der akademischen Debatte. Beson-ders deutlich wird dies bei der Frage, welche Rolle die gegenwärtige Pflegesituation in Deutschland für die Reflexion hat und wie Pflegesettings konkret konzeptualisiert werden, für die dann ethisch über einen Einsatz von Technologien nachgedacht werden kann. Fragen wie die Bedeutung des Technologieeinsatz für die Attraktivität des Pflegeberufs oder Generationenkonflikte in Be-zug auf die Bewertung von Technologien kommen hier zur Sprache und werden als Kontext der Reflexion gesetzt. Abschließend geht der Beitrag der Frage nach, was normativ aus den Unterschieden zwischen den Debatten folgt und was sich daraus für die Strukturierung partizipativer Prozesse in der Pflege und Technikentwicklung ableiten lässt.

Vortrag

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Der Einsatz von Wearables zur Kontrolle der Vitalparameter im stationären BereichEine qualitative Studie zur Erfassung von Anforderungen an digitale Messgeräte aus Sicht der professionell Pflegenden

XXDiana Jelusic, Katholische Stiftungshochschule / Klinikum der LMU München

Hintergrund und ZielsetzungIm Bereich der Gesundheitsversorgung kommen zunehmend digitale Anwendungen und Produkte zum Einsatz. In Gesund-heitsbetrieben verbessern Informations- und Kommunikationssysteme die Arbeitsprozesse, indem sie Patientendaten in einem System speichern und dadurch die bereichsübergreifende Kommunikation innerhalb der Organisation verbessern. Das führt zu Ressourceneinsparungen (Haas, 2017). Der gesellschaftliche Alltag ist von einem weiteren Trend geprägt. Mit Smartphones, Smartwatches und Fitnessbändern werden verschiedene Gesundheitsdaten sowie körperliche Aktivitäten erfasst. Dazu gehören unter anderem die Vitalparameter (Schumacher, 2016). Diese Arbeit greift diesen Hintergrund auf und stellt die Hypothese, dass digitale Messgeräte gewinnbringend in der Pflegepraxis eingesetzt werden können. Die Expertise von professionell Pflegenden soll diesbezüglich mit folgender Forschungsfrage eruiert und dargestellt werden. „Wie sehen professionell Pflegende den zukünf-tigen Einsatz von Wearables zur Vitalparameterkontrolle im stationären Krankenhaus-Bereich?“

MethodeZur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Die Datengewinnung erfolgte mit ei-nem Fokusgruppeninterview in einem Klinikum der Maximalversorgung. Die Fokusgruppe bestand aus erfahrenen professionell Pflegenden, die anhand von zuvor festgelegten Kriterien rekrutiert wurden. Die Interviewten erhielten zunächst einen infor-mativen Input über Wearables. Mit Hilfe eines Interviewleitfadens wurden sie anschließend angeregt, sich gedanklich mit dem praktischen Einsatz von digitalen Messgeräten im stationären Bereich auseinanderzusetzen. Das interview wurde transkribiert und mit mittels einer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

ErgebnisseWährend der Gruppendiskussion wurden mehrere Perspektiven bezüglich des praktischen Einsatzes von Wearables beleuchtet. Diese beinhalteten das Wohl und die Sicherheit der Patienten bei der Kreislaufüberwachung sowie die organisatorischen Abläufe im stationären Bereich. Zusätzlich thematisierten professionell Pflegende die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, die einen effektiven und effizienten Einsatz ermöglichen, um daraus die Potenziale nutzen zu können.

Diskussion und AusblickDie Befragung von professionell Pflegenden über den praktischen Einsatz von Wearables im stationären Bereich ergab eine posi-tive Resonanz. Zudem zeigt sich ein Interesse an digitalen Anwendungen in der pflegerischen Praxis, wenn ein Nutzen ersichtlich ist. Dafür müssen Voraussetzungen erfüllt und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Vernetzung und Kompatibilität der Geräte ist hierbei eine unabdingbare Grundlage. Der aktuelle Trend aus dem privaten Umfeld zur Erfassung der Vitalparameter kann im stationären Bereich durchaus nutzbringend eingesetzt werden und zu einer qualitativen Verbesserung bei der Kreislau-füberwachung der Patienten beitragen.

▪▪ Haas, Peter; (Thranberend, Timo) (2017), Bertelsmannstiftung. Publikationen. url: https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_eEPA_Expertise_final.pdf

▪▪ Schumacher, Florian (2016), Von Quantified Self zur Gesundheit der Zukunft. In: Volker P. Andelfinger; Till Hänisch (Hrsg): eHealth. Wie Smartphones, Apps und Wearables die Gesundheitsversorgung verändern werden. Wiesbaden, Springer 39-52

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Erweiterung des Kompetenzprofils der sozialen Betreuung von Menschen mit Demenz durch technikgestützte Erinnerungspflege

XX Ramona Kienzler, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe IMTTXX Alexander Bejan, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe IMTTXX Christian Plotzky, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe IMTTXX Stefan Walzer, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe IMTTXX Prof. Dr. Christophe Kunze, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe IMTTXX Prof. Dr. Peter König, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe IMTT

Motivation und Problemstellung Bedingt durch die immer älter werdende Gesellschaft und den steigenden Fachkräftemangel verschärft sich auch die Situation in der sozialen Betreuung von Menschen mit Demenz (MmD). Einen wichtigen Baustein stellt hierbei die Biografiearbeit und Erinnerungspflege dar. Um diese auch in Zukunft trotz begrenzter Ressourcen problemlos durchführen zu können müssen neue Interventionskonzepte entwickelt werden. Zur Umsetzung dieser neuen Ansätze ist jedoch eine Anpassung der Qualifikations-profile der betroffenen Berufsgruppen notwendig.

AnsatzDas Projekt RemeMTI zielt darauf ab den gesamten Prozess der Erinnerungspflege von MmD durch den Einsatz von Technik zu unterstützen. Eigens dafür wurde eine Tablet-PC-App entwickelt, welche es den Betreuungskräften ermöglicht, eine bewohner-spezifische Erinnerungspflegesitzung vorzubereiten, durchzuführen und zu evaluieren. Für eine erfolgreiche Implementierung in die Betreuungspraxis wird im Projekt zusätzlich neben einem Betreuungskonzept ein bedarfsorientiertes Schulungsformat entwickelt.

MethodikErgänzend zur literarischen Recherche pädagogischer Grundprinzipien hinsichtlich didaktischem Vorgehen und lerntheoretischer Aspekte werden umfassende empirische Analysen durchgeführt. Den Kern der Methodik bilden teilnehmende Beobachtungen sowie Gruppen- und Einzelinterviews mit den Betreuungskräften der Partner-Pflegeeinrichtungen im Zeitraum von einem Jahr. Zusätzliche Informationen – v. a. bei Abwesenheit des Forschungsteams – können durch einen von den Betreuungskräften aus-zufüllenden Feedback-Bogen erfasst werden.

(Erwartete) ErgebnisseErste Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine zweistündige Schritt-für-Schritt-Einweisung mit nicht mehr als fünf Schu-lungsteilnehmern eine geeignete Möglichkeit darstellt, um den Betreuungskräften die Tablet-Software und das Betreuungskon-zept nahezubringen. Zudem sollten die Schritte entlang eines Beispiels durch den Schulungsleiter vorgemacht werden. Besonders auffallend ist jedoch, dass der Umgang mit einem Tablet weniger Probleme bereitet als vermutet. Neu erlernte Kompetenzen sind v. a. das Zusammenstellen einer bewohnerspezifischen Erinnerungspflege-Sitzung und damit einhergehend die Einschätzung und Bewertung von multimedialen Inhaltsbausteinen. Die Anpassung des Bewohnerprofils sowie Zuordnung der Inhaltsbaustei-ne zu Lebensthemen runden den Prozess der Erinnerungspflege-Sitzung im Rahmen der Nachbearbeitung ab.

Schlussfolgerung und AusblickDie vorliegende Untersuchung findet derzeit noch statt, weshalb zum jetzigen Zeitpunkt noch keine endgültigen Aussagen ge-macht werden können. Was jedoch feststeht ist, dass mit der Einführung innovativer Betreuungsansätze wie sie z. B. im Projekt RemeMTI angedacht sind, eine Aufwertung des Qualifikationsprofils der Betreuungskräfte durch neu erworbene Kompetenzen erzielt wird.

▪▪ Steinle, Johannes; Weber, Dorothea; Klobucnik, Teresa; König, Peter; Winter, Maik (2017): AAL in der Qualifizierungspraxis von Pflege und Medizin, Assistive Systeme und Technologien zur Förderung der Teilhabe für Menschen mit Hilfebedarf, Lengerich: Pabst Verlag.

▪▪ Hülsken-Giesler, M. (2010): Technikkompetenzen in der Pflege – Anforderungen im Kontext der Etablierung Neuer Technologien in der Gesundheitsversorgung, In: Pflege & Gesellschaft, 15 (4).

▪▪ Hülsken-Giesler, M. (2011): Herausforderungen technologischer Innovationen für Qualifizierungsprozesse in der professionellen Pflege, Fachtag Mehr Lebensqualität und Autonomie für ältere Menschen durch technische Assistenzsysteme? Potentiale und Herausforderungen für Dienstleister und Mitarbeiter in der Pflege.

Vortrag

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Ethische und berufsidentitäre Implikationen für Digitalisierungsbestrebungen zur Optimierung transsektoraler Versorgung

XXMichael Knop, Universität Siegen, Lehrstuhl für WirtschaftsinformatikXX Caroline Reßing, Universität Siegen, Lehrstuhl für WirtschaftsinformatikXXHenrik Freude (Kampling), Universität Siegen, Lehrstuhl für WirtschaftsinformatikXXMarius Müller, Universität Siegen, Lehrstuhl für WirtschaftsinformatikXX Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves, Universität Siegen, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik

Vor dem Hintergrund des zunehmenden Mangels an medizinischen Fachkräften (z.B. Pflegefachkräfte, Hausärzte und Hausärz-tinnen) und dem demographischen Wandel steht das Gesundheitssystem in Deutschland vor komplexen Herausforderungen. Es stellt sich die Frage, ob und in wie fern Digitalisierungsansätze in unterschiedlichen Settings angemessene Interventionen zur Kompensation oder Relativierung dieser Herausforderungen darstellen. Neben einer lösungsorientierten und auf Effizienz basier-ten Fragestellung sind im Sinne einer nachhaltigen Forschung simultan ethische und auf berufliche Identität bezogene Aspekte mitzudenken. Dies gilt besonders für die Folgenabschätzung und Evaluation von Digitalisierungsstrategien. In Bezug auf die fortschreitende Professionalisierung der Pflege implizieren Öberg et al. (2018) eine hohe Relevanz digitaler Technologien im Kon-text ihrer Wirkung auf das beruflich-professionelle Selbstverständnis von Pflegefachkräften. Gerade vor dem Hintergrund rein handlungsorientierter Professionsansätze, die in der Pflegewissenschaft und praxis weiten Anklang finden, kann die Adaptierung digitaler Technologie jedoch unter Umständen nicht ausreichend reflektiert werden. Hierfür werden weitere Professionsansätze exploriert und ihr mögliches Verhältnis zum Thema diskutiert. Mit Hilfe der durchgeführten Literaturrecherche werden Schwer-punkte der aktuellen Forschung zum Thema digitaler Technologien in der pflegerischen Versorgung aufgezeigt und auf weniger beleuchtete Bereiche hingewiesen. Des Weiteren werden theoretische Impulse zur Entwicklung digitaler Technologien sowie ein konkreter Vorschlag für eine praxisbezogene Umsetzung zur Verbesserung der transsektoralen Versorgung dargestellt. Zugänge zu einer Ethik der Entwicklung digitaler Technologien sollen auf zwei Ebenen diskutiert werden: Erstens allgemein unter Einbezug verschiedener philosophischer Grundrichtungen (deontologisch, teleologisch, utilitaristisch) im Sinne Fabris‘ (2018, vgl. S. 12 ff.), zweitens im Sinne einer forschungspraktischen Ethik mit Rückgriff auf das Konzept des Value-Sensitive Design (vgl. Heger et al., 2018). Bei diesem Ansatz werden ethische und sozial verantwortliche Prinzipien reflektiert und in die Gestaltung einer bestimm-ten Technologie integriert. Diese Vorgehensweise soll in der Folge auch kritische Perspektiven eröffnen, um eine Grundlage zum weiteren fachlichen Austausch zu schaffen.

▪▪ Fabris, A. (2018). Ethics of Information and Communication Technologies. Cham: Springer International Publishing. ▪▪ Heger, O., Niehaves, B., & Kampling, H. (2018). The value declaration: a method for integrating human values into design-oriented

research projects. Ethics and Information Technology, 29(1). https://doi.org/10.1007/s10676-018-9464-6 ▪▪ Öberg, U., Orre, C. J., Isaksson, U., Schimmer, R., Larsson, H., & Hörnsten, Å. (2018). Swedish primary healthcare nurses' perceptions of

using digital eHealth services in support of patient self-management. Scandinavian Journal of Caring Sciences, 32, 961–970. https://doi.org/10.1111/scs.12534

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Rufsystem 4.0 in der IntensivpflegeBrücke zwischen Patienten und Pflegenden

XX Jan Kopetz, Universität zu Lübeck, Institut für Multimediale und Interaktive SystemeXX Börge Kordts, Universität zu Lübeck, Institut für TelematikXX Prof. Dr.-Ing. Nicole Jochems, Universität zu Lübeck, Institut für Multimediale und Interaktive SystemeXX Prof. Dr.-Ing. Andreas Schrader, Universität zu Lübeck, Institut für Telematik

Klassische Patientenrufsysteme sind elektronische Meldesysteme, die – beispielsweise in Krankenhäusern – genutzt werden, um Pflegenden über optische Signale Anliegen von Patientinnen und Patienten aufzuzeigen. Dies erfordert, dass Pflegende nach Wahrnehmung des Rufes aktiv in das Patientenzimmer gehen und im Gespräch die konkreten Anliegen abfragen müssen. Problematisch ist dies bei beatmeten Intensivpatienten im Weaning, die in ihrer Kommunikationsfähigkeit stark eingeschränkt sind und so ihre Anliegen nur mit unterstützter Kommunikation mitteilen können. In dieser Interaktion zwischen Pflegenden und Weaning-Patienten fehlen effektive Methoden zur unterstützten Kommunikation, und daher wird diese Kommunikation oftmals als belastend empfunden1. Im Rahmen des multidisziplinären Verbundprojekts ACTIVATE wird ein soziotechnisches interakti-ves System zur Förderung der Re-Orientierung von und Kommunikation mit beatmeten Patienten – insbesondere in der Wea-ning-Phase – entwickelt. Dazu wird unter anderem ein Modul zur Optimierung der Fernkommunikation in Form eines innovativen Rufsystems erforscht und entwickelt. In unserem Konzept können Patienten ihr Anliegen basierend auf einem Themenkatalog spezifizieren und drahtlos eine entsprechende Nachricht senden. Das System organisiert dabei entsprechend automatisch die jeweilige Zuordnung an das korrekte mobiles Endgerät der zuständigen Pflegekraft unter Berücksichtigung von Kontext, Status und Aufgabenverteilung. Hierzu steht den Patienten ein spezialisiertes Eingabegerät zur Verfügung. Pflegende können den Ein-gang der Nachricht bestätigen und über das System Feedback – beispielsweise eine Lesebestätigung – senden. Für das Personal bietet das Konzept die Vorteile, dass unnötige Wege eingespart werden können und eine umständliche Erfragung der Anliegen entfällt oder vereinfacht wird. Patienten profitieren ebenfalls von der Möglichkeit, Anliegen einfacher mitzuteilen. Das Feedback kann Ungewissheit reduzieren, ob der Ruf wahrgenommen wurde. Dabei wird auf Basis von Priorisierung, der Möglichkeit der Rufdelegation und weiterer Mechanismen bspw. durch Einbindung von Servicekräften ein effizienter Nachrichtenfluss gewähr-leistet. Potenziell hinderliche Faktoren für die Akzeptanz sind zum einen, dass zu detailliertes Feedback an den Patienten Erwar-tungen wecken und so Druck auf die Pflegenden ausüben könnte, dem diese aufgrund der hohen Arbeitsbelastung nicht gerecht werden können. Zum anderen besteht ein Risiko, dass der Einsatz weiterer Technik zunächst als Mehraufwand wahrgenommen und abgelehnt wird. Diese Aspekte wurden bei der Entwicklung berücksichtigt.

▪▪ 1 Abuatiq, A. (2015). Patients’ and health care providers’ perception of stressors in the intensive care units. Dimensions of Critical Care Nursing, 34(4), 205–214.

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Privacy-Preserving Pose Detection using Multi Low-Resolution Infrared Array Sensors

XX Christian Kowalski, OFFIS e. V. Health | R&D DivisionXX Sebastian Weiss, OFFIS e. V. Health | R&D DivisionXX Prof. Dr. Ing. Andreas Hein, Carl von Ossietzky University of Oldenburg

We are confronted with the social problem that the number of nursing staff is decreasing while the number of people in need of care is increasing. Especially in the case of home intensive care patients, care is particularly time-consuming and a high degree of concentration is required from the caregivers because even one mistake can have fatal consequences. The relief of such safety critical scenarios is important for the health of all parties involved. Providing the exact localization of the patient’s whereabouts and pose can be advantageous in various scenarios, for example in the case of long-term home-ventilated patients, the presence of a nurse must be ensured during cleaning or maintenance work on the ventilator, or the recognition of the posture is necessary for the correct behaviour of robotic assistance systems. Despite the fact that localization is an important factor, the privacy of patient and caregiver should not be invaded, especially in the home environment. The usage of cameras for 2D or 3D image data recording is usually rejected. In order to preserve the well-being of the patients and provide the necessary information for the as-sistance systems at the same time, the present research work deals with the possibility to determine the current position in space as well as the posture by using several infrared array sensors. As these sensors register only low-resolution temperature matrices, no conclusions about the patient’s identity or activities including minor movements can be drawn. For the pose detection, an attempt is made to infer the states "standing", "sitting" and "lying". For this particular purpose, sensor clusters consisting of three sensors each are mounted on the wall and on the ceiling in order to capture an overall picture of the scenario. The data captured is used to train a neural network to determine the position and posture of the captured person. The results of the work carried out show that the data of the low-resolution sensor clusters are sufficient for the determination and can therefore preserve the privacy of the patient despite the provision of the necessary information.

▪▪ Rapoport, M. (2012). The home under surveillance: A tripartite assemblage. Surveillance & Society, 10(3/4):320. ▪▪ Gerka, A., Pfingsthorn, M., Lupkes, C., Sparenberg, K., Frenken, M., Lins, C., and Hein, A. (2018). Detecting the number of persons in the

bed area to enhance the safety of artificially ventilated persons. In 2018 IEEE 20th International Conference on e-Health Networking, Applications and Services (Healthcom), pages 1–6. IEEE.

▪▪ Guler, A., Kardaris, N., Chandra, S., Pitsikalis, V., Werner, C., Hauer, K., ... & Kokkinos, I. (2016, October). Human joint angle estimation and gesture recognition for assistive robotic vision. In European Conference on Computer Vision (pp. 415-431). Springer, Cham.

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Intuitive Interaktion mit kooperativen Assistenzrobotern für das 3. und 4. Lebensalter (KoBo34)Evaluation von Bedürfnissen und Technikaffinität der Endnutzer/innen

XX Julia Krause, Technische Hochschule Rosenheim, Abteilung für Forschung und EntwicklungXX Eva Jahn, Technische Hochschule Rosenheim, Abteilung für Forschung und EntwicklungXX Prof. Dr. Martin Müller, Technische Hochschule Rosenheim, Abteilung für Forschung und Entwicklung und Fakultät für Angewandte Gesundheits- und Sozialwissenschaft)

Hintergrund und ZieleRobotischen Systemen wird das Potential zugesprochen, Aufgaben im Alltag älterer Menschen zu übernehmen und dadurch Pflegebedürftigkeit zu vermeiden und ein längeres autonomes Leben zu ermöglichen. Im Projekt KoBo34 wird hierfür die intuitive Interaktion mit einem humanoiden kooperativen Assistenzroboter (KoBo) entwickelt. Um eine Grundlage für die technische Ent-wicklung und die Planung von Nutzerstudien zu legen, müssen Bedürfnisse aus Sicht aller Anspruchsberechtigten, sowie deren Technikaffinität ermittelt werden.

MethodeKoBo ist als komplexe Intervention zu verstehen und wird gemäß dem Framework des UK-Medical-Research-Council (MRC) entwickelt und evaluiert. Der erste Schritt des MRC-frameworks sieht die Identifikation grundlegender Evidenz und relevanter Theorie vor. Bewohnerbezogene Bedürfnisse hinsichtlich Einschränkungen in Aktivitäten und sozialer Teilhabe und potentieller Unterstützung durch Technik wurden mittels leitfadengestützter Einzel- und Gruppeninterviews mit Pflegeheimbewohnern/-in-nen und deren Angehörigen, Beschäftigten in Pflegeheimen, sowie Teilnehmern/-innen eines Seniorentreffs durchgeführt. Tech-nikaffinität der Studienteilnehmer/innen wurde anhand des TA-EG-Fragebogens erhoben. Datenanalyse der wortwörtlich tran-skribierten Interviews erfolgte mittels inhaltlich strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse basierend auf der Internationalen Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit. Die standardisierten Fragebögen wurden mit deskriptiver Statistik ausgewertet.

Ergebnisse / DiskussionStudienteilnehmer/-innen wurden in zwei kooperierenden Pflegeheimen und einem Seniorenzentrum in Oberbayern rekrutiert. Insgesamt wurden 13 leitfadengestützte Einzel- und 8 Gruppeninterviews mit Bewohnern/-innen (n=25; 56,0 % Frauen; Alters-mittelwert 84,3 Jahre; SD 13,0), Angehörigen (n=13; 61,5 % Frauen; Altersmittelwert 65,1 J.; SD 12,7) und Beschäftigten im Pfle-geheim (n=14; 71,4 % Frauen; Altersmittelwert 48,5 J.; SD 9,4) durchführt. Ergänzend wurden zwei weitere Gruppeninterviews im Seniorenzentrum mit insgesamt 19 Senioren/-innen (57,9 % Frauen; Altersmittelwert 76,2 J.; SD 9,0) geführt. Als besonders relevant wurden Unterstützungsbedarfe in den Bereichen Mobilität, Selbstversorgung (Gesundheitserhaltung/-förderung, Nah-rungsaufnahme, Körperhygiene) und häusliches Leben identifiziert. Steigerung der Mobilität, Unterstützung bei der Gesundheits-erhaltung/–förderung und Entlastung bei Aufgaben des häuslichen Lebens durch Technik sind für die Studienteilnehmer/-innen denkbar. Einsatz von Technik bei der Körperpflege wirft bei der Studienpopulation erhebliche Bedenken auf. Da in allen Subs-kalen der Technikaffinität die Hälfte der Probanden oberhalb der Skalenmitte liegen, kann von einer leicht überdurchschnittlich technikaffinen Stichprobe ausgegangen werden. Die Untersuchungsergebnisse stellen die Grundlage für die multiprofessionelle Entwicklung von Szenarien für die technische Weiterentwicklung dar. Gleichzeitig dienen sie als Informationsquelle zur Entwick-lung von Evaluations- und Implementierungskonzepten.

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„Es geht ja auch ohne!“Ursachenforschung zur Nicht-Nutzung technischer Innovationen in der stationären Pflege

XXDr. Jörn Krückeberg, Medizinische Hochschule Hannover,  Peter L. Reichertz Institut für Medizinische InformatikXXDr. Nicole Hechtel, Medizinische Hochschule Hannover,  Peter L. Reichertz Institut für Medizinische InformatikXXDr. Maria Rutz, Medizinische Hochschule Hannover, Institut für  Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung

EinleitungIm Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes Pflegepraxiszentrum Hannover wird der Aufbau einer „Station der Zu-kunft“ verfolgt. Ziel ist es, innovative Pflegetechnologien zur Unterstützung von Pflegefachpersonen und zur Verbesserung der Patientenversorgung partizipativ einzusetzen und auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen (vgl. 1, 2). Aus der Recherche zu bereits vorhandenen Technologien ging hervor, dass Mobilgeräte eines verteilten Alarmsystems zur Versorgung überwachungspflichti-ger Patienten auf einer anderen Station eingeführt wurden. Über diese Mobilgeräte können Überwachungsalarme direkt an die Pflegefachpersonen übermittelt werden. Diese Geräte werden jedoch seit deren Einführung wenig genutzt. Daraus ergeben sich folgende Forschungsfragen: ▪ Inwieweit wurden die Pflegefachpersonen in die Einführung der Geräte einbezogen? ▪ Worin liegen die Ursachen für die Nicht-Nutzung der Geräte? ▪ Welche Vorteile sehen die Pflegefachpersonen in den Geräten?

MethodeZur Beantwortung der Forschungsfragen wurden drei Gruppendiskussionen auf der Station durchgeführt. Diese fanden im An-schluss an die Frühschicht statt. 14 Pflegefachpersonen nahmen an den Gruppendiskussionen teil. Die Gruppendiskussionen wurden aufgenommen und vollständig nach den Transkriptionsregeln nach Kuckartz3 transkribiert. Die Auswertung fand qualita-tiv-inhaltsanalytisch nach Kuckartz [ebd.] statt.

ErgebnisseDie Pflegefachpersonen sind ihrer Perspektive kaum in die Planung und Einführung der Geräte einbezogen worden. Bei der Nut-zung der Geräte nennen die Pflegefachpersonen als größtes Problem die Geräuschbelastung durch Alarme. Die Alarme belasten dabei nicht nur das Personal, sondern auch Patientinnen und Patienten sowie die Angehörigen. Des Weiteren sind die Informa-tionen auf dem Display für die Pflegefachpersonen nicht ausreichend, um den Zustand der Patienten einzuschätzen. Hierdurch ergeben sich für das Personal weiterhin Laufwege und die erhoffte Zeitersparnis bleibt aus. Die Geräte werden als unhandlich beschrieben, da nicht in allen Pflegesituationen eine Bedienung möglich ist. Es erfolgt kaum eine direkte Kommunikation mit dem Hersteller über die Probleme, sowie stattfindende Updates und deren Folgen. Vorteile hingegen sehen die Pflegefachpersonen in Situationen, in denen sie nicht direkt am Patienten arbeiten.

DiskussionDie Ergebnisse werfen die Frage auf, ob ein stärkerer Einbezug der Pflegefachpersonen bei der Einführung der Technologie zu einer größeren Akzeptanz geführt hätte (oder führen würde). Ferner, ob die Gebrauchstauglichkeit der Geräte besser an die An-forderungen des spezifischen Pflegekontextes angepasst werden müsste und in welchem Rahmen dies möglich wäre.

▪▪ 1 Rutz M., Schmeer R., Krückeberg J., Meyenburg-Altwarg I., Dierks ML. (2018): PPZ-Hannover – Methodische Überlegungen zur Baseline-Erhebung. In: Boll S., Hein A. et al. Zukunft der Pflege: Tagungsband der Clusterkonferenz 2018.

▪▪ 2 Wright M.T., Block M., Unger H.v. (2007): Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung: Ein Modell zur Beurteilung von Beteiligung. In: Infodienst für Gesundheitsförderung 3, S. 4f. http://www.partizipative-qualitaetsentwicklung.de/partizipation/stufen-der-partizipation.html [19.02.2019]

▪▪ 3 Kuckartz U. (2012): Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa.

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Die Belastungen pflegender AngehörigerEntwicklung eines Instrumentes zur Belastungseinschätzung pflegender Angehöriger von Demenzerkrankten

XX Carmen Lamparter, Duale Hochschule Baden Württemberg

HintergrundDie steigenden Zahlen von Demenzerkrankten stellt die Versorgung im ambulanten Setting vor neue Herausforderungen. Pfle-gende Angehörige von Demenzerkrankten sind in der häuslichen familiären Pflege mit einer Vielzahl von herausfordernden subjektiv belastenden Situationen konfrontiert. Zur Ermittlung des Belastungsempfindens wird in der Literatur eine Vielzahl verschiedener Einschätzungsinstrumente beschrieben. Eine direkte Ableitung von notwendigen Interventionen ist hierbei nicht vorgesehen. Ein stärkerer Fokus auf die konsequente Erhebung der Belastung von pflegenden Angehörigen kann die Versorgung im häuslichen Umfeld langfristig sichern.

ZieleZiel ist die Entwicklung eines Selbstauskunftsbogens für pflegende Angehörige von Menschen mit einer demenziellen Erkran-kung im Rahmen eines stationären Aufenthaltes. Im Rahmen der Ermittlung von Belastungsdimensionen zur Identifikation von belastungsinduzierten Versorgungs-bereichen kann durch die Auswertung des Tests eine individuelle Ableitung von notwendigen Interventionen durch das interdisziplinäre Team erfolgen. Ein stärkerer Fokus auf den Beziehungsaufbau und der Zusammenar-beit zwischen professionell Pflegenden und Angehörigen zur Qualitätssteigerung der Versorgungsleistung wird eingeleitet.

MethodeEine systematische Literaturrecherche über Einschätzungsinstrumente für Belastungen bei Demenz sowie zu der Personen-gruppe der pflegenden Angehörigen sowie der Belastungsdimensionen ist Basis für die Instrumentenentwicklung. Auf Basis der gewonnen Datenlage wurde anschließend der Selbstauskunftsbogens für pflegende Angehörige durch den Prozess der Opera-tionalisierung zur Konstruktion der Items unter Einschluss der Häuslichen Pflege Skala (HPS) entworfen. Ein Pretest auf einer akutstationären kognitiven Geriatrie wurde zur Überprüfung der Praktikabilität, Zumutbarkeit und Anwendbarkeit anschließend durchgeführt.

Ergebnisse:Die Verwendung von vorhandenen Erhebungsinstrumenten im akutstationären Setting ist auf Grund des fehlenden direkten Pra-xisbezugs nicht indiziert. Der entwickelte Selbstauskunftsbogen besteht neben einer Erhebung der soziodemografischen Daten aus dem HPS-k sowie weiteren zwölf Aussagen zu den vier ermittelten Belastungsdimensionen. Im Rahmen des Pretest ergaben sich Schwierigkeiten im Rahmen der organisatorischen und strukturellen Umsetzung im akutstationären Setting. Das beigefügte Testmanual beinhaltet neben Testinstruktionen Hinweise zur Auswertung der erhobenen Daten. Die fallverantwortliche Pflege-kraft kann im Auswertungsschritt je nach Summenscore in den einzelnen Belastungsdimensionen individuelle Interventionen und Entlastungsleistungen ableiten.

DiskussionEs zeigt sich, dass der Selbstauskunftsbogen für pflegende Angehörige mit einer individuellen Ableitung von Interventionen im akutstationären Setting anwendbar ist. Allerdings sind inhaltliche und organisatorische Grenzen der Erfassung von Belastungen durch den Selbstauskunftsbogen zu beachten.

▪▪ Huis in het Veld, J.; Verkaik, R.; van Meijel, B.; Verkade, P.; Werkman, W.; Hertogh, C.; Francke, A. (2016): Self-management by family caregivers to manage changes in the behavior and mood of their relative with dementia: an online focus group study. In: BMC Geriatrics 16:95

▪▪ Mosquera, I.; Vergaza, I.; Larranaga, I.; Machón, M.; del Rio, M.; Calderón, C. (2016): Measuring the impact of informal elderly caregiving: a systematic review of tools. In: Quality Life Research 25:1059-1092

▪▪ Chung-Ying, L.; Jung-Der, W.; Ming-Chyi, P.; Li-Jung, E. (2017): Measuring burden in dementia caregivers: Confirmatory factor analysis for short forms of the Zarit Burden Interview. In: Archives of Gerontology and Geriatrics Vol. 68 S8-13

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Optimiertes Ausfallzeitenmanagement mithilfe eines digital-gesteuerten Pflegepools im Krankenhausverbund

XX Anna Larina Lietz, Ostfalia HaW, Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien / Institut für LogistikoptimierungXX Stephanie Krebs, Ostfalia HaW, Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien / Institut für LogistikoptimierungXX Prof. Dr. habil. Martina Hasseler, Universität Heidelberg,  Medizinische Fakultät / Institut Allgemeinmedizin und VersorgungsforschungXX Prof. Dr. Hubertus Franke, Ostfalia HaW, Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien /   Institut für LogistikoptimierungXXDenise Dick, Ostfalia HaW, Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien / Institut für LogistikoptimierungXX Siegfried Bublitz, Ostfalia HaW, Fakultät Verkehr-Sport-Tourismus-Medien / Institut für Logistikoptimierung

EinleitungDer Fachkräftemangel in der Pflege im Rahmen des demographischen Wandels stellt ein bekanntes Problem dar. Jüngere Ar-beitnehmer*innen wünschen sich eher eine Work-Life-Balance. Zusätzlich steigen Pflegekräfte häufig aus ihrem Beruf aus. Sie können sich jedoch eine Rückkehr bei besserer Bezahlung, mehr Personal und anderen Strukturen und Arbeitsbedingungen vor-stellen (HARTMANN, 2018). Eine Möglichkeit zur Neuorganisation der pflegerischen Arbeit bildet ein sogenannter Springerpool. Dieser soll, wenn strukturell konsequent aufgebaut, ein ausreichendes Ausfallzeitenmanagement garantieren. Eine strukturierte Planung basiert jedoch auf einer Abkehr von veralteten Dienstplan-Traditionen (Herrmann & Woodruff, 2018), z.B. durch den Einsatz von IT-gestützten Systemen. Gesundheits- und Krankenpflege zeigt bisher allerdings einen geringen Digitalisierungsgrad auf, Pflegekräfte können sich jedoch prinzipiell eine Verbesserung ihrer Arbeit in der Verwendung von digitalen Technologien vor-stellen (Bräutigam et al., 2017). Weiterhin sind regionale Netzwerke bei fortschreitender Digitalisierung wichtig, denn sie können knappe (humane) Ressourcen nutzen und kombinieren.

ZielsetzungDas Forschungsprojekt dient der begleitenden Entwicklung und Implementation eines Software-Prototypens, welcher im Falle ei-nes Ausfalles von Pflegekräften auf Stationen passgenauen Ersatz aus einem klinikübergreifenden Pflegepersonalpool vorschlägt . Der Software-Prototyp wird hierbei in einem regionalen Netzwerk bestehend aus zwei Krankenhäusern unterschiedlicher Trä-ger, im Rahmen intrasektoraler Zusammenarbeit, getestet und evaluiert.

MethodenDie Anforderungen, die an die Software gestellt werden, werden mithilfe leitfadengestützter Interviews bei den relevanten An-spruchsgruppen erhoben. Die Evaluation erfolgt mit qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden begleitend zur Imple-mentierung der Software. Für den Test des Software-Prototypens stellen die Netzwerkpartner Pflegekräfte aus ihren eigenen Häusern zur Verfügung, die dann krankenhausübergreifend eingesetzt werden und deren Einsatz durch die Software gesteuert wird.

ErgebnisseDer Software-Prototyp wird nach Abschluss der Projektphase in der Lage sein, Pflegekräfte im Falle eines Ausfalls passgenau zu vermitteln. Zusätzlich können Aussagen darüber getroffen werden, welche Kritik und welche Verbesserungsvorschläge durch die Anspruchsgruppen geäußert und in der Programmierung berücksichtigt wurden. Erwartet wird eine Verbesserung der Dienst-plansicherheit für Pflegekräfte auf den Stationen und im Springerpool.

SchlussfolgerungenDie Ergebnisse sollen dazu dienen, eine objektive und schnelle Bereitstellung von Pflegekräften bei Engpässen in der Personal-besetzung zu ermöglichen. Weiterhin können die Ergebnisse eine langfristige Sicherung der Intervention in den Krankenhäusern ermöglichen und so den Einsatz von Poolpersonal effektiver und effizienter zu managen.

▪▪ Bräutigam, C., Enste, P., Evans, M., Hilbert, J., Merkel, S. & Öz, F. (2017). Digitalisierung im Krankenhaus. Mehr Technik – bessere Arbeit? (FF Forschungsförderung, Nr. 364). Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung. HARTMANN. (2018).

▪▪ #PflegeComeBack Studie. Hintergründe zu Ausstieg und Rückkehr in den Pflegeberuf. Heidenheim. ▪▪ Herrmann, L. & Woodruff, C. (2018). Dienstplanung im stationären Pflegedienst. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

https://doi.org/10.1007/978-3-658-22581-0

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Entwicklung und Testung einer App-basierten, polylingualen Kommunikationshilfe für Pflegefachkräfte im Umgang mit fremdsprachigen Patienten

XX Tim Loose, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Verena Palzer, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Prof. Christian Bauer, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Prof. Peter Bradl, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXXNadine Heym, Klinikum NürnbergXX Barbara Plato, Klinikum NürnbergXXDaniela Winter-Kuhn, Klinikum Nürnberg

Hintergrund und ZielsetzungUntersuchungen zeigen, dass es bei bis zu zehn Prozent der Patienten Sprachbarrieren gibt (Langer et al., 2017). Da für den Pflege- und Behandlungserfolg die barrierefreie Kommunikation zwischen Fachpersonal und Patient wichtig ist, werden Kom-munikationshilfen benötigt. Insbesondere Pflegefachkräfte, die sich mehrmals täglich und über längere Zeiträume hinweg um Patienten kümmern, sind zur Kommunikation mit nicht deutschsprachigen Patienten hauptsächlich auf (Laien-)Dolmetscher, Print-Übersetzungshilfen oder eigene, meist rudimentäre, Kenntnisse der jeweiligen Fremdsprache angewiesen. Dies führt zu Verzögerungen und Missverständnissen im Pflegeprozess, welche negative Folgen nach sich ziehen können (Borde, 2018). Es besteht daher die Notwendigkeit für eine einfach zu bedienende, räumlich und zeitlich verfügbare, sowie möglichst umfangreiche Kommunikationslösung.

MethodeFür den Einsatzbereich des Rettungsdienstes existiert bereits eine App-basierte Lösung, welche vor allem bei der Diagnostik und der Kommunikation von Maßnahmen unterstützt. Neben der rein textlichen Sprache-zu-Sprache-Übersetzung inklusive Laut-schrift arbeitet die App auch mit Sprachausgabe und Visualisierungen in Form von Zeichnungen. Technisch und ergonomisch an der existierenden Rettungsdienst-App orientiert, wird im Verbund von Praxiseinrichtung (Klinikum Nürnberg) und Softwareher-steller eine App für die Pflege entwickelt. Schwerpunktmäßig enthalten sind Übersetzungshilfen für die so genannten „Aktivi-täten des täglichen Lebens“, wie beispielsweise Körperhygiene oder Nahrungsaufnahme, da diese im Pflegealltag besonders relevant und mitunter sehr kommunikationsintensiv sind. Die App wird im Rahmen des vom BMBF geförderten Pflegepraxiszen-trums Nürnberg (PPZ-Nürnberg) im Echtbetrieb getestet und evaluiert. Methodische Grundlage ist dabei der im PPZ-Nürnberg entwickelte ELSI+-Ansatz, der neben ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten insbesondere auch ökonomische, praktische und technologische Implikationen des Einsatzes neuer Mensch-Technik-Interaktionslösungen (MTI-Lösungen) einbezieht und dabei auf eine möglichst umfassende Einbindung der beteiligten Stakeholder baut. (Bauer et al., 2018)

ErgebnisFür die Evaluierung wird die App auf zwei Normalstationen der Nephrologie mit insgesamt 54 Betten eingeführt und sechs Mo-nate lang getestet. Es wird geschätzt, dass die App insgesamt circa 20- bis 30-mal täglich bei bis zu vier Patienten mit Sprachbar-rieren zur Anwendung kommt. Eine Datenerhebung erfolgt anhand anonymisierter Logfiles der App-Nutzung, Fragebögen und Workshops. Neben Fragestellungen zur Usability und User Experience werden auch die Wirtschaftlichkeit, der Einfluss auf den Pflegeprozess sowie die technischen Anforderungen bzgl. der Implementierung in den Regelbetrieb betrachtet.

▪▪ Bauer, C., Bradl, P., Loose, T., Zerth, J., Müller, S., Schneider, M., & Prescher, T. (2018): Entwicklung eines Organisationskonzepts zur praxisnahen Testung und Evaluation innovativer MTI-Lösungen in verschiedenen Pflegesettings. Cluster Zukunft der Pflege, Tagungsband der 1. Clusterkonferenz 2018, 51.

▪▪ Borde, T. (2018): Kommunikation und Sprache. Gynäkologische Endokrinologie, 16(1), 3-9. ▪▪ Langer, T., Zapf, T., Wirth, S., Meyer, B., Wiegand, A., Timmen, H., Gupta, S. J., Schuster, S., & Geraedts, M. (2017): Wie sind Kinder- und

Jugendkliniken in Nordrhein-Westfalen auf die Überwindung von Sprachbarrieren vorbereitet? – Eine Pilotstudie zur Strukturqualität in der stationären Gesundheitsversorgung. Das Gesundheitswesen, 79(07), 535-541.

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Nursing AI: Technology-Related Nursing Competencies and Psychological Factors of Human-Technology Interaction in Nursing Profession

XX Johanna Mink, University Hospital Heidelberg, Germany, Department of General Practice and Health Services ResearchXXOlga Lezhnina, Technische InformationsbibliothekXX Prof. Dr. Martina Hasseler, University HeidelbergXXGábor Kismihók, Technische Informationsbibliothek

Advanced technology, such as robotic care systems and artificial intelligence, brings novel and effective solutions to the world of healthcare, but also new challenges, which need to be addressed timely. As Alan Turing said, “We can only see a short distance ahead, but we can see plenty there that needs to be done.” In the light of these developments, Nursing AI, as an interdisciplinary international project, aims at studying and facilitating the development of technology-related nursing competences. Based on nursing informatics frameworks (Hubner et al., 2016, Mantas & Hasman, 2017, Nagle et al., 2917) and the Unified Theory of Acceptance and Use of Technology (Venkatesh et al., 2003), the authors developed measurement instruments and interventions aiming at empowering nurses in their interaction with advanced technology. At the conference, the authors will present their work in progress, including the intervention design and the data collection, which is conducted among nursing professionals in three national contexts (three hospitals and nursing schools in Germany, Hungary and Netherlands), with a minimal sample size of 200 participants per country. Multilevel linear mixed modeling and multilevel structural equation modeling will be used to test the hypotheses of the study (e.g., the significant positive relationship between behavioural intention to use the technology and affinity for technology interaction (Franke, Attig, & Wessel, 2019), and significant negative relationship between the behavioural intention and work identity rigidity (Berkers, 2018)). Machine learning algorithms will be applied to the data to find interactions between domain-specific factors (e.g. nursing experience, nursing concepts, interprofessional collaboration) and psychological factors related to human-technology interaction in nursing profession, such as affinity for technology interaction. Based on the results of machine learning approach, new testable hypotheses for further research will be formulated. Thus, the study will be useful in our attempts to understand, which competencies are needed by nurses to deal with technology, how these techno-logy-related competencies can be developed and measured, and which psychological factors influence their development in nursing profession.

▪▪ Hubner, U., Shaw, T., Thye, J., Egbert, N., Marin, H., & Ball, M. (2016). Towards an International Framework for Recommendations of Core Competencies in Nursing and Inter-Professional Informatics: The TIGER Competency Synthesis Project. Stud Health Technol Inform, 228, 655-659.

▪▪ Mantas, J., & Hasman, A. (2017). IMIA Educational Recommendations and Nursing Informatics. Studies in Health Technology & Informatics, 232, 20-30.

▪▪ Venkatesh, Morris, Davis, & Davis. (2003). User Acceptance of Information Technology: Toward a Unified View. MIS Quarterly, 27(3), 425.

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Akzeptanz technischer Assistenzsysteme aus Sicht der professionell Pflegenden

XX Julia Maria Ott, Wilhelm- Löhe Hochschule. Management am Gesundheits- und SozialmarktXXDr. Michael Schneider, Wilhelm Löhe Hochschule, IDC ForschungsinstitutXX Prof. Dr. Jürgen Zerth, Wilhelm Löhe Hochschule, IDC Forschungsinstitut

Hintergrund und FragestellungDer Einsatz von Technik im Gesundheitswesen ist noch wenig ausgeprägt und wird von vielen Leistungsanbietern und Leistungs-nachfragern kritisch betrachtet. Dennoch ist die Nutzerakzeptanz neben rechtlichen, politischen, finanziellen und ethischen Aspekten ein wichtiger Einflussfaktor auf die Implementierung von Innovationen. In diesem Zusammenhang lautet die For-schungsfrage, mit welchen theoretischen Modellen und Erhebungsmethoden Akzeptanzstudien zu technischen Assistenzsys-temen (TAS) aus Sicht der professionell Pflegenden durchgeführt wurden und welche Erkenntnisse abgeleitet werden können. Ziel der Bachelorarbeit war es, Studien zu identifizieren und sie hinsichtlich ihrer Methodik, der verwendeten Akzeptanzbegriffe, Akzeptanzmodelle sowie der Studienergebnisse zu vergleichen.

MethodikEine systematische Datenbankanalyse wurde in den Datenbanken: Pubmed, Web of Science und Cinahl durchgeführt.

ErgebnisseSieben Studien wurden eingeschlossen. Die Autoren verstanden jeweils den Einstellungsaspekt mit unterschiedlichen Bezugs-punkten als ausschlaggebend für die Akzeptanz. Hinsichtlich der Theorien und Modelle zur Entstehung wurde sich auf den diffusionstheoretischen Ansatz und Konzepte, wie die Theorie of Planned Behaviour, das Technology Acceptance Model und das USUS-Modell bezogen. Die eingeschlossenen Studien ermittelten die Akzeptanz der Nutzergruppen der Mitarbeiter und teilweise die der Gepflegten, Patienten und deren Angehörige sowohl rein theoretisch, als auch im Rahmen von Testphasen der TAS in den jeweiligen Einrichtungen. Mittels Mono-Method- und Mixed-Method-Designs wurde anhand von Beobachtungen, mündlichen und schriftlichen Befragungen, die Akzeptanz der Nutzergruppen erhoben. Die Auswertungen der Studien zeigten, in Übereinstimmung mit der Literatur, ein ambivalentes Ergebnis. So empfanden die Pflegekräfte einige Funktionen der TAS als sehr nützlich und standen den Testphasen meist offen gegenüber. Andererseits wurden Bedenken hinsichtlich des Eingreifens der TAS in direkte Pflegehandlungen geäußert sowie der nicht erkennbare Mehrwert, die Funktionalität und die Bedienbarkeit kritisiert. Ersichtlich wird, dass die Funktionen der entwickelten TAS teilweise stärker mit den Bedürfnissen und Zielen der Nutzergruppen in den jeweiligen Pflegekontexten in Einklang gebracht werden müssen. Ebenfalls wird die Importanz deutlich, das Pflegepersonal zu sensibilisieren, zu schulen und intensiv an die Verwendung neuer Technologien in der Pflege heranzuführen.

▪▪ Arnold, C., Klee, C. Akzeptanz von Produktinnovationen. Eine Einführung. Wiesbaden, 2016. ▪▪ Haubner, D., Nöst, S.: Pflegekräfte – die Leerstelle bei der Nutzerintegration von Assistenztechnologien. In: Technologiegestützte

Dienstleistungsinnovation in der Gesundheitswirtschaft. Hrsg. K. A. Shire, J. M. Leimeister. Wiesbaden, 2012, S. 3-30. ▪▪ Hielscher, V. Technikeinsatz und Arbeit in der Altenpflege. Ergebnisse einer internationalen Literaturrecherche. Institut für

Sozialforschung und Sozialwirtschaft. Saarbrücken 2014

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Der ELSI+-Ansatz: Eine ergänzende Betrachtung ökonomischer, praktischer und technologischer Implikationen innovativer MTI-Lösungen in der Pflege

XX Verena Palzer, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Tim Loose, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Prof. Christian Bauer, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Prof. Peter Bradl, Hochschule Würzburg-Schweinfurt, Institut Rettungswesen, Notfall- und KatastrophenmanagementXX Prof. Jürgen Zerth, Wilhelm Löhe Hochschule, Forschungsinstitut IDCXXDr. Michael Schneider, Wilhelm Löhe Hochschule, Forschungsinstitut IDCXX Sebastian Müller, Wilhelm Löhe Hochschule, Forschungsinstitut IDC

Hintergrund und Zielsetzung Integrierte Forschung fordert eine ganzheitliche Forschungsperspektive, die die Mensch-Technik-Interaktion (MTI) nicht allein als technische Problemstellung versteht, sondern als gesellschaftliche Herausforderung. Die Beachtung ethischer, rechtlicher und sozialer Implikationen (ELSI) ist zwischenzeitlich fester Bestandteil vieler Forschungsprojekte. Es zeichnet sich jedoch ab, dass es eine darüber hinaus gehende Betrachtungsweise geben muss, um eine ganzheitliche und praxisorientierte Abschätzung des Innovationspotenzials treffen zu können. Das Pflegepraxiszentrum Nürnberg (PPZ-Nürnberg) hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue, innovative MTI-Lösungen für den Pflegebereich praxisnah zu testen und zu evaluieren. Dafür werden zusätzliche Kriterien, so genannte EPTI (Economical, Practical, Technological Implications), entwickelt, die gemeinsam mit ELSI den ELSI+ Ansatz bilden (Bauer et al., 2018).

MethodeEPTI- und ELSI-Kriterien werden bei anstehenden Testkonzeptionen durch unterschiedliche, auf Kontext und Technologie abge-stimmte, Methoden untersucht. Testkonzeptionen werden konsequent partizipativ mit den Fachkräften in den jeweiligen Pfle-gesettings erstellt. Die Implementierung technischer Innovationen wird dabei grundsätzlich als Veränderung des zugehörigen soziotechnischen Systems begriffen (Fuchs-Frohnhofen et al., 2018), wobei unterstellt wird, dass diese Veränderung nicht über einzelne Begleitforschungen, sondern nur über einen multiperspektivischen, integrierten Forschungsansatz in interdisziplinären Teams untersucht werden kann.

ErgebnisDie Untersuchung von Entscheidungen über die Einführung innovativer Technologien in Versorgungseinrichtungen zeigt bereits jetzt, dass diese insbesondere von Fragen der (Re-)Finanzierung, technischen Implementierungsfähigkeit in die vorhandene Infra-struktur sowie Eingliederung in die alltägliche Arbeitsorganisation abhängen (Horwath et al. 2018). Bei ELSI+ wird die Bewertung technischer Innovationen in Bezug auf Wirtschaftlichkeit sowie Mehrwert- und Outcome-Potenziale unter dem ökonomischen Kriterium (Economical) zusammen-gefasst. Der Fokus liegt hier darauf, Evaluationsbemühungen zu intensivieren und die me-thodische Weiterentwicklung voranzutreiben, damit gewonnene Erkenntnisse zur Handlungsorientierung und Marktbildung bei-tragen. Unter dem praktischen Kriterium (Practical) wird die Bewertung der Veränderungspotenziale technischer Innovationen in Bezug auf Arbeitsorganisation, Akteure und benötigter Qualifikation und Kompetenzen verstanden. Erkenntnisse in diesem Bereich betreffen z. B. die Möglichkeiten innovativer Technologien zur Flexibilisierung von Prozessen und zur bedarfsgerechten Intervention, zur Entlastung durch Assistenz sowie zur Förderung von Teilhabe, Selbstbestimmung und Sicherheit. Das technolo-gische Kriterium (Technological) bezieht sich auf die Bewertung von Innovationen in Bezug auf Infrastrukturanforderungen und Interoperabilität. Untersuchungen in diesem Bereich betreffen insb. die Potenziale zur Verbesserung der Informationsqualität und verfügbarkeit sowie die Möglichkeiten zur akteurs- und sektorenübergreifenden Vernetzung.

▪▪ Bauer, C., Bradl, P., Loose, T., Zerth, J., Müller, S., Schneider, M., & Prescher, T: Entwicklung eines Organisationskonzepts zur praxisnahen Testung und Evaluation innovativer MTI-Lösungen in verschiedenen Pflegesettings. Zukunft der Pflege Tagungsband der 1. Clusterkonferenz 2018, 51.

▪▪ Fuchs-Frohnhofen, P., Blume, A., Ciesinger, K. G., Gessenich, H., Hülsken-Giesler, M., Isfort, M., ... & Weihrich, M. (2018): Arbeit und Technik 4.0 in der professionellen Pflege.

▪▪ Horwath, I., & Terhechte, J. (2018): Bedarfsorientierte Technikentwicklung und gesellschaftliche Akzeptanz. Technische Unterstützungssysteme, die die Menschen wirklich wollen, 473.

Vortrag

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Vortrag

Neue Technologien in der PflegeAusdifferenzierung von Technikkompetenzen mit Blick auf unterschiedliche Qualifikationsniveaus

XXMiriam Peters, Philosophisch-Theologische Hochschule VallendarXX Sabine Daxberger, Philosophisch-Theologische Hochschule VallendarXXDr. Lena Marie Wirth, Universität OldenburgXX Conrad Fifelski, Universität OldenburgXX Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Universität Osnabrück

Neue Technologien durchdringen bereits heute nahezu alle Arbeitsfelder professioneller Pflegearbeit. Eine systematische An-bahnung von Technikkompetenzen im Rahmen der verschiedenen pflegerischen Qualifikationsmöglichkeiten findet derzeit in Deutschland noch nicht statt (Hübner et al. 2017). Ausgehend von eigenen empirischen Erhebungen zur Technikbereitschaft bei professionell Pflegenden in der ambulanten und langzeitstationären Versorgung, aus denen hervorgeht, dass Beschäftigte in der Pflegebranche im Vergleich zu anderen Gruppen eine niedrigere Technikbereitschaft aufweisen scheint es notwendig, die syste-matische Anbahnung von Technikkompetenzen mit Blick auf unterschiedliche Qualifikationsniveaus konzeptionell neu zu denken. Der Beitrag greift diese Lücke auf, um ausgehend von einem integrativen Review (Whittemore/ Knafl 2005) zu Technikkompe-tenzen für unterschiedliche Qualifikationsniveaus in der Pflege, einen Vorschlag zur konkreten Umsetzung zu unterbreiten. Für das Review wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Pubmed, Cinahl, Livivo und ScienceDirect durch-geführt. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Ausbildung von Technikkompetenzen nicht nur mit Blick auf kulturelle Unterschiede zum Kompetenzverständnis divergiert, sondern auch abhängig ist vom Professionsverständnis. Der vorliegende Beitrag greift die Besonderheiten pflegerischen Handelns auf, die bei der Vermittlung von Technikkompetenzen zu berücksichtigen sind. Pflege wird demnach verstanden als Interaktionsarbeit, die Aspekte der Gefühlsarbeit (Umgang mit den Gefühlen an-derer, z. B. der Pflegeempfänger), der Emotionsarbeit (Umgang mit den Emotionen als Pflegende) und der Kooperationsarbeit (Herstellung von Kooperationsbeziehungen) umfasst. Sie ist einerseits wissensbasiert und andererseits körpernah immer in enger Abstimmung mit den Besonderheiten des Einzelfalls zu erbringen und daher nur begrenzt standardisierbar (Hülsken-Giesler/Daxberger 2018). Pflegerisches Handeln umfasst in diesem Sinne instrumentell-aufgabenbezogene und empfindungsbezogene Aspekte.

▪▪ Hübner, Ursula; Egbert, Nicole; Hackl, Werner; Lysser, Martin; Schulte, Georg; Thye, Johannes; Ammenwerth, Elske (2017): Welche Kernkompetenzen in Pflegeinformatik benötigen Angehörige von Pflegeberufen in den D-A-CH-Ländern? Eine Empfehlung der GMDS, der ÖGPI und der IGPI. In: GMS Medizinische In-formatik, Biometrie und Epidemiologie 13 (1), S. 1–9. Online verfügbar unter www.egms.de/static/pdf/journals/mibe/2017-13/mibe000169.pdf, zuletzt geprüft am 25.06.2018.

▪▪ Hülsken-Giesler, M., Daxberger, S. Robotik in der Pflege aus pflegewissenschaftlicher Perspektive. In: Bendel, O. (Hrsg.): Pflegeroboter. Wiesbaden: Springer, 2018, 125-139.

▪▪ Whittemore, R., & Knafl, K. (2005). The integrative review: updated methodology. Journal of Advanced Nursing, 52(5), 546–553. Retrieved from DOI: 10.1111/j.1365-2648.2005.03621.x.

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Wie viel Digitalisierung braucht die Pflege?XX Christian Pirker, Christian Pirker KG

Wie viel Digitalisierung braucht die Pflege? Diese Frage stellt sich in mehreren Dimensionen. Dementsprechend soll die Frage im Vortrag erörtert und beantwortet werden. Am Beginn des Vortrags geht es um die Themen Digitalisierung und Industrie 4.0. Dabei sollen diese beiden Begriffe geklärt werden. In weiterer Folge wird der Bezug zur Pflege hergestellt und dabei gezeigt, wie man die Herausforderung der Digitalen Transformation mit einem menschenorientierten Ansatz, mit Herz, Hirn und Hand sowie mit effektiven Lernen und Change Management meistern kann. Zuerst braucht es effektives Lernen. Die Erfolgsformel für effektives Lernen in Organisationen lautet „IL3=ELF10“. Das Kernelement dafür ist Erfahrungsorientiertes Lernen (EOL). Diese Lernfähigkeit ist in den Organisationen zu entwickeln. (Lernende Organisation) Weiter braucht es einen klaren und realistischen Blick auf die Situation sowie ein ausreichendes Maß an Problembewusstsein und Selbstbewusstsein. Die Pflegekräfte müssen selbstbestimmt und aktiv an die Herausforderung der Pflege 4.0 herangehen. Dabei wird je nach Form des Vortrags auf die „Vier Dimensionen der Pflege 4.0“ mehr oder weniger detailliert eingegangen. (Selbstverantwortung) Zudem geht es darum, den Veränderungsprozess professionell anzugehen. Dabei können die „Eckpfeiler des Change Management“ eine Unterstützung in der Planung und in der Umsetzung bieten. Sie helfen den Menschen in der Organisation die richtigen Schritte zu setzen und durchgängig Orientierung zu schaffen. (Change Management) Es geht letztlich darum, die Herausforderung der Digitalen Trans-formation mit Herz, Hirn und Hand anzugehen. Im Pflegemanagement braucht es dafür Klarheit, Kompetenz und Konsequenz. Es gilt die Herausforderung aktiv anzugehen und die Digitalisierung in der Pflege aktiv, selbstbewusst und selbstbestimmt zu gestalten. Das alles mit einem menschenorientierten Ansatz und der kritischen Frage: Wie viel Digitalisierung braucht die Pflege?

▪▪ Pirker, Ch.: Industrie 4.0 trifft auf starke Pflege. In: Österreichische Pflegezeitschrift, 4/2018, S. 25-27. ▪▪ Pirker, Ch.: Wie viel Managementkompetenz braucht die Pflege? In: Österreichische Pflegezeitschrift, 1/2019, S. 31-34. ▪▪ Pirker, Ch.: Die Eckpfeiler des Change Management – Dynamik und Komplexität erfolgreich meistern. In: Fachgruppe UBIT: Zukunft:

Faktor Mensch? Impulse für ein gelungenes HR-Management, Wien 2019, S. 105-114.

Vortrag

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Potentiale von Virtual Reality zum Lehren und Lernen von Pflegetechniken

XX Christian Plotzky, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und TeilhabeXXUlrike Lindwedel-Reime, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und TeilhabeXX Alexander Bejan, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und TeilhabeXX Lisa Blattert, VitalAire GmbHXX Stefan Walzer, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und TeilhabeXX Prof. Dr. Christophe Kunze, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und TeilhabeXX Prof. Dr. Peter König, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe

Die durch den demografischen Wandel ansteigende Anzahl von Menschen mit Pflegebedarf hat im gesamten Pflegesektor zu Personalmangel geführt. Dies hat u.a. zur Folge, dass die Praxisanleitung zeitlich komprimiert wird, sodass dabei Unsicherheiten und fehlende Kompetenzen entstehen können. Ein typisches Beispiel hierfür ist das endotracheale Absaugen bei beatmeten Menschen. In Interviews gaben professionelle Pflegekräfte an, sich den Eingriff entweder nicht zuzutrauen oder nicht die prakti-schen Fertigkeiten zu haben. Um auszubildende Pflegekräfte mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen bestmöglich auf die Praxis vorzubereiten, bietet der Einsatz von modernen Virtual Reality (VR)-Systemen neuartige Möglichkeiten bei der Vermittlung von Kompetenzen. In diesem Kontext wurde eine VR-Anwendung entwickelt, mit deren Hilfe das Absaugen bei einem virtuellen Patienten geübt werden kann. Dabei absolvieren die Lernenden durch Unterstützung einer Audioanleitung einzelne Schritte des Absaugvorgangs. Die VR-Simulation kann so auch ohne Lehrpersonal eingesetzt werden. Durch ein immersives emotional prägendes Erlebnis entsteht ein guter Lerntransfer. Dabei ist das Risiko gering, denn Übungen können durchgeführt werden, ohne dass Gefahr für Patienten besteht. Zudem ist die Hardware preisgünstig sowie portabel. In der initialen Studie wurden Proband*innen mit praktischer Pflegeerfahrung rekrutiert. Nach einer kurzen Erklärung zur Benutzung wurden sie gebeten den virtuellen Patienten abzusaugen. Dabei wurden sowohl die Proband*innen als auch die VR-Bildschirminhalte auf Video aufge-nommen. Anschließend erfolgte eine Befragung der Proband*innen in Form von Interviews sowie mit den Fragebögen SUS (Usa-bility) und QUESI (Intuitivität). Die SUS ergab einen zufriedenstellenden Wert von 63,75/100. Der QUESI-Score lag mit 3,2/5 in einem ähnlichen Bereich. In den Interviews zeigten die Teilnehmer fast durchweg Begeisterung. Es wurde u.a. geäußert, dass sich die Simulation sehr real anfühle. Insgesamt sahen die Teilnehmenden ein hohes Potential der VR zu Lernzwecken in der Pflege. Fachliche Fehler der Simulation wurden anhand des Feedbacks korrigiert. VR-Anwendungen zu Lernzwecken im Pflegebereich sind ressourcensparend, risikoarm, effizient und effektiv. Das Ziel ist nicht herkömmliche Lernwerkzeuge wie Simulationspuppen abzulösen, sondern diese zu erweitern. Während Simulationspuppen Vorteile beim Erlernen der Feinmotorik bieten, kann die VR-Simulation durch hohe Immersion Stressbewältigung sowie prozedurales Wissen vermitteln. In geplanten Studien im Mai mit Pflegestudierenden und Auszubildenden (N=30) sollen der Grad der Immersion sowie Vor- und Nachteile der VR-Simulation weiter evaluiert werden.

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Bedarfsorientierter Einsatz von eHealth für Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz

XXDr. med. Shirin Caroline Pornak, Hochschule Flensburg, Institut für eHealth und Management im GesundheitswesenXX Prof. Dr. Bosco Lehr, Hochschule Flensburg, Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen

Hintergrund und ZielsetzungFachkräfte und Angehörige sind durch Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz deutlich belastet (Conrad, Alltag, Matschinger, Kilian, & Riedel-Heller, 2018; Werner & Leopold, 2018). Die steigende Anzahl von Demenzerkrankungen und der Fachkräftemangel könnten in Zukunft die Situation verschärfen. Im Interreg-Projekt Demantec – Demenz und innovative Tech-nologien in Pflegeheimen – besteht seit 2016 eine Zusammenarbeit von zehn deutschen und dänischen Partnern und über 30 Netzwerkpartnern. Übergeordnetes Ziel des praxisorientierten Forschungsprojektes ist die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz, Angehörigen und Pflegenden mithilfe von eHealth-Lösungen. Als Grundlage dafür wurde eine Bedarfs- und Anforderungsanalyse in zwei deutschen und zwei dänischen Pflegeheimen durchgeführt. Dadurch sollten Bedürfnisse der drei Zielgruppen identifiziert und Anforderungen an Technologien formuliert werden.

MethodeEs wurde ein qualitativer Forschungsansatz mit hermeneutischer und phänomenologischer Herangehensweise gewählt. Insge-samt wurden 26 semistrukturierte Interviews mit Pflegekräften, Angehörigen und Führungskräften und 22 Tage teilnehmende Beobachtung in deutschen und dänischen Pflegeheimen durchgeführt.

ErgebnisseDurch Analyse des Datenmaterials aus Interviews und Beobachtungsnotizen wurden acht übergeordnete Themenbereiche iden-tifiziert, denen sich die Bedürfnisse der Zielgruppen zuordnen lassen: die individuelle Lebensgeschichte, die kognitive Beein-trächtigung, Werte im Pflegeheim, die Präsenz der Pflegekräfte im Alltag, Aktivitäten und Übungen, die Kompetenzentwicklung der Pflegekräfte, die professionelle Kooperation und Kommunikation und der Einsatz von Technologien. Es wurden elf verschie-dene Einsatzszenarien für Technologien entwickelt, durch die die ermittelten Bedürfnisse erfüllt werden können. Zwei Einsatz-szenarien wurden ausgewählt und im Projekt Demantec umgesetzt: eine Plattform zur Information über die individuelle Lebens-geschichte der Pflegeheimbewohner und für den Austausch zwischen Pflegekräften, Menschen mit Demenz und Angehörigen sowie ein sensorbasiertes Sicherheitssystem.

Diskussion und AusblickeHealth-Lösungen haben das Potential, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und der Personen in ihrem Umfeld zu ver-bessern. Dabei sollten die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer und Nutzerinnen den Ausgangspunkt für Entwicklung und Einsatz der Technologien bilden. Im Projekt Demantec wurden verschiedene bedarfsorientierte Einsatzszenarien für eHealth-Lösungen im Pflegeheimkontext entwickelt. Aus den zwei umgesetzten Szenarien konnten Empfehlungen für die Implementierung von Technologien in der Praxis abgeleitet werden. Das Projekt Demantec wird ab März 2019 im Rahmen eines zweiten Förderzeit-raums bis August 2020 den Fokus auf pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld richten.

▪▪ Conrad, I., Alltag, S., Matschinger, H., Kilian, R., & Riedel-Heller, S. (2018). Lebensqualität älterer pflegender Angehöriger von Demenzerkrankten. Der Nervenarzt, 89(5), 500-508. doi: https://doi.org/10.1007/s00115-018-0510-8

▪▪ Werner, B., & Leopold, D. (2018). Psychische Belastungen und Beanspruchungen der Mitarbeitenden in Langzeit-Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke. Vorteile ambulant betreuter Demenz-(Pflege-)Wohngemeinschaften gegenüber segregativen Demenz-Wohnbereichen in der stationären Altenpflege. Pflegewissenschaft, 20(9/10), 386-405. doi:10.3936/1583

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Demantec – ein deutsch-dänisches Forschungsprojekt zum Thema eHealth für Menschen mit Demenz, Pflegende und Angehörige

XXDr. med. Shirin Caroline Pornak, Hochschule Flensburg, Institut für eHealth und Management im GesundheitswesenXX Prof. Dr. Bosco Lehr, Hochschule Flensburg, Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen

HintergrundDemenzerkrankungen nehmen zu und sind bisher nicht heilbar. Die Erkrankung bringt für Betroffene und Pflegende, ob beruflich oder informell, viele Herausforderungen mit sich. Um Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Pflegende mithilfe von in-novativen Technologien zu unterstützen, arbeiten seit März 2016 deutsche und dänische Partner im Interreg-Projekt Demantec – Demenz und innovative Technologien in Pflegeheimen – zusammen. Beteiligt sind neben der Hochschule Flensburg als Lead Partner eine weitere Hochschule, drei Pflegeheime, zwei Clusterorganisationen, zwei Unternehmen und eine Forschungseinrich-tung für Innovationen in der Gesundheitsversorgung.

ProjektdurchführungIn PESTLE- und SWOT-Analysen wurden zunächst Rahmenbedingungen für den Einsatz von eHealth in Deutschland und Däne-mark ermittelt. Nach Durchführung einer Bedarfsanalyse wurde eine Kommunikationsplattform und ein Sensorsystem in deut-schen und dänischen Pflegeheimen eingesetzt und nach Bedürfnissen der Nutzer und Nutzerinnen weiterentwickelt. Aus den Pilotstudien konnten hilfreiche Empfehlungen für Vorbereitung, Durchführung und Evaluation der Implementierung von Techno-logien gewonnen werden. Kompetenzprofile und Weiterbildungscurricula für Pflegekräfte im Bereich eHealth und Demenz wur-den erstellt. Parallel zu den Forschungsaktivitäten wurde ein grenzüberschreitendes Netzwerk von Einrichtungen für Forschung und Lehre, Dienstleistern für Pflege und Gesundheitsversorgung, Unternehmen und Interessenorganisationen aufgebaut. In regelmäßigen Netzwerkaktivitäten werden Wissen und Erfahrungen ausgetauscht, Kooperationen angebahnt und die Öffentlich-keit über Demenz und eHealth informiert.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren des ProjektesIm Verlauf des Projektes zeigten sich viele Gemeinsamkeiten im Bereich von eHealth und Demenz in Deutschland und Dänemark. Fachkräftemangel betrifft Pflegeinstitutionen beider Länder gleichermaßen, ein politischer Fokus ist auf Demenz und digitale Technologien gerichtet. Dennoch waren auch Unterschiede vorhanden, die für gemeinsame Forschungsaktivitäten eine Her-ausforderung darstellten. Angefangen von Schwierigkeiten in der Finanzierung von digitalen Hilfsmitteln in Deutschland bis zu nicht vorhandenen basalen Voraussetzungen wie Internet in den Pflegeheimen. In den unterschiedlichen Voraussetzungen und Herangehensweisen der deutschen und dänischen Projektpartner liegen jedoch auch Erfolgsfaktoren von Demantec, die im Jahr 2018 in der Auszeichnung des Projektes als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ im Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft mündeten.

AusblickDas Projekt Demantec wird ab März 2019 mit neuem Schwerpunkt auf pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld fortgesetzt. Erste Ergebnisse aus der neuen Projektperiode können im September 2019 präsentiert werden.

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Knowledge-based Nursing InterventionsMapping zwischen den Pflegeinterventionen LEP Nursing 3 und den Handlungsanleitungen VAR Healthcare

XXDr. Renate Ranegger, LEP AG, Forschung und EntwicklungXXDr. Dieter Baumberger, LEP AG, Forschung und EntwicklungXX Ann Kristin Rotegård, PhD, VAR Healthcare, Cappelen Damm

Hintergrund und ZielsetzungObwohl der Umfang an forschungsbasiertem Pflegewissen kontinuierlich zunimmt, gilt dessen zeitnahe sowie prozessintegrierte Bereitstellung am Point-of-Care als grosse Herausforderung. Für einen Lösungsansatz ist die Modellierung eines integrativen Knowledge-Managementsystems richtungsweisend Dabei bildet die Integration von aufbereitetem, evidenzbasierten Wissen in die elektronische Patientendokumentation einen zentralen Baustein. Für die Operationalisierung eines solchen integrativen Knowledge-Managementsystems, wurden in einem ersten Schritt ein Mapping der Pflegeinterventionen aus der Pflegeinterven-tionsklassifikation LEP Nursing 3 auf die evidenzbasierten sowie digital unterstützten Handlungsanweisungen von VAR Health-care durchgeführt.

MethodenFür das Mapping zwischen LEP Nursing 3 und VAR Healthcare wurde die Methode des Logical Mappings gewählt. Das bedeutet, dass es prinzipiell um die Identifizierung von logischen Verknüpfungen zwischen den beiden Systemen geht, die eine evidenz-basierte Durchführung von Pflegeinterventionen aus LEP Nursing 3 erlauben, indem auf praktisch relevante Handlungsanwei-sungen aus VAR Healthcare zugegriffen werden kann. Das Mapping wurde von vier unabhängigen Raterinnen durchgeführt. Diskrepanzen wurden mittels Konsensverfahren geklärt.

ErgebnisseIm Vortrag werden Mappingprozess, -ergebnisse sowie die weiteren Vorgehensweisen vorgestellt und diskutiert.

Diskussion und AusblickMit dem Mapping zwischen LEP Nursing 3 und VAR Healthcare liegen die inhaltlichen Grundlagen für ein anwenderorientiertes, integratives Knowledge-Managementsystem vor. Die Herausforderung beim Mapping ist es, eine größtmögliche und eindeutige Übereinstimmung zwischen dem Quell- (LEP-Pflegeinterventionen) und Zielvokabular (Handlungsanweisungen VAR Healthcare) zu erreichen, um in weiterer Folge bei der technischen Umsetzung eine möglichst exakte Trefferquote von relevanten Hand-lungsanweisungen aus VAR Healthcare über einzelne LEP-Pflegeinterventionen zu erzielen. Begriffliche Unschärfen können mit Hilfe von Thesauri angegangen werden, da diese die verbale Erschließung und Mehrdeutigkeit von Begriffen kontrollieren und lösen helfen. Für die Erstellung eines Thesaurus im vorliegenden Fall könnte ein methodologischer Ansatz der Einsatz der ICNP® (International Classification for Nursing Practice) als Referenzterminologie sein, indem die Ergebnisse der bereits bestehenden Mappings zwischen ICNP und LEP Nursing 3 sowie zwischen ICNP und VAR Healthcare genutzt werden.

▪▪ Bjørk, I. T., Lomborg, K., Nielsen, C. M., Brynildsen, G., Frederiksen, A.-M. S., Larsen, K., Stenholt, B. (2013). From theoretical model to practical use: an example of knowledge translation. Journal of Advanced Nursing, 69(10), 2336–2347. https://doi.org/10.1111/jan.12091 Doerr, M. (2001). Semantic Problems of Thesaurus Mapping. Journal of Digital Information, 1(8). Retrieved from https://journals.tdl.org/jodi/index.php/jodi/article/view/31/32 Dogherty, E. J., Harrison, M. B., Graham, I. D., Vandyk, A. D., & Keeping-Burke, L. (2013). Turning knowledge into action at the point-of-care: the collective experience of nurses facilitating the implementation of evidence-based practice. Worldviews on Evidence-Based Nursing, 10(3), 129–139. https://doi.org/10.1111/wvn.12009

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Nutzung klinischer Routinedaten zur automatisierten Detektion und Prädiktion von DelirEin Studienprotokoll

XXMichael Schaller, UMIT – University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology; Institute of Medical InformaticsXX Ass.-Prof. Dr. Werner Hackl, University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology; Institute of Medical InformaticsXX Lisa Alber, Tirol KlinikenXX Berate Czegka, Tirol KlinikenXX Joseph Marksteiner, Tirol Kliniken - Landeskrankenhaus HallXX Prof. Dr. Elske Ammenwerth, University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology; Institute of Medical Informatics

Begründung und HintergrundDas Delir ist eine akute Störung der mentalen und kognitiven Funktionsfähigkeit und tritt häufig bei älteren Personen im Kran-kenhaus auf. Das Delir-Syndrom gilt in bis zu 40 % der Fälle als vermeidbar, weist aber eine hohe Komplexität auf und wird daher von klinischem Personal relativ häufig fehl- oder gar nicht diagnostiziert, (Inouye, Westendorp, & Saczynski, 2014). Instrumente zur Delir-Detektion, wie z. B. die Delirium Observation Screening Scale (DOSS) oder die Confusion Assessment Method (CAM), sind mit einem zusätzlichen Erhebungsaufwand in der praktischen Anwendung verbunden. Eine Nutzung bereits vorhandener Daten aus der pflegerischen, medizinischen und therapeutischen Dokumentation (= klinische Routinedaten) könnte dagegen eine automatisierte Delir-Detektion und Prädiktion mit geringem Zeitaufwand ermöglichen. Fraglich ist, ob und wie gut solche automatisierten Verfahren funktionieren.

ZielsetzungNutzbarmachung vorhandener klinischer Routinedaten einer gerontopsychiatrischen Einrichtung sowie Entwicklung und Evalua-tion entsprechender Modelle, um Delirien automatisiert retrospektiv detektieren bzw. deren Risiko prospektiv prädiktieren zu können.

MethodenDas methodische Vorgehen orientiert sich am SPIRIT-framework (Hackl & Ammenwerth, 2016). Zunächst werden relevante Faktoren zur Delir-Detektion und Prädiktion in einer breiten Literaturrecherche und Experteninterviews identifiziert. Dann wer-den diese Faktoren mit vorhandenen (Daten-)Elementen aus den diversen elektronischen Dokumentationssystemen der Ein-richtung abgeglichen. Sämtliche als relevant klassifizierten Daten (=Minimum Data Set) sämtlicher Patientenaufenthalte wer-den pseudonymisiert aus den Dokumentationssystemen extrahiert und mit den diagnostischen Informationen zu aufgetretenen Delir-Zuständen zusammengeführt. Dann werden alle Daten anonymisiert und in ein Delir-Register (=Forschungsdatenbank) integriert. Im Anschluss erfolgt die retrospektive Datenauswertung zur Erstellung und Evaluierung geeigneter Detektions- und Prädiktionsmodelle. Dabei werden geeignete statistische Methoden sowie maschinelle Lernverfahren (z. B. Regressionsmodelle, Entscheidungsbaummodelle, Support Vector Machines) eingesetzt. Die verschiedenen Modellierungsansätze werden im Hinblick auf deren Performanz und entsprechende Gütekriterien sowohl miteinander als auch mit etablierten manuellen Screening- und Assessment-Instrumenten verglichen.

Population und zeitlicher RahmenZiel ist die Analyse der vorliegenden und relevanten klinischen Routinedaten zweier gerontopsychiatrischer Stationen in Tirol. Die Auswertung ist für den Zeitraum März 2019 bis Dezember 2019 geplant.

Erwartete ErgebnisseDie erwarteten Ergebnisse sind ein Minimum Data Set zur Detektion und Prädiktion von Delirien, eine anonymisierte For-schungsdatenbank, geeignete Verfahren und Modelle zur Delir-Detektion und Prädiktion sowie deren Evaluierung.

▪▪ Hackl, W. O., & Ammenwerth, E. (2016). SPIRIT: Systematic planning of intelligent reuse of inte-grated clinical routine data: A conceptual best-practice framework and procedure model. Methods of Information in Medicine, 55(2), 114–124. https://doi.org/10.3414/ME15-01-0045

▪▪ Inouye, S. K., Westendorp, R. G. J., & Saczynski, J. S. (2014). Delirium in elderly people. Lancet, 383(9920), 911–922. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(13)60688-1

Vortrag

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Pflegepraxiszentrum Hannover: Implementation innovativer Technologien in den PflegealltagHow it could be done and what matters

XXDr. Regina Schmeer, Medizinische Hochschule Hannover, PflegewissenschaftXXDr. Jörn Krückeberg, Medizinische. Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz InstitutXX Reza Mazahri, Medizinische Hochschule Hannover, PflegewissenschaftXXDr. Maria Rutz, Medizinische Hochschule Hannover, Institut für EpidemiologieXXDr. Nicole Hechtel, Medizinische. Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz InstitutXX Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Medizinische Hochschule Hannover, Institut für EpidemiologieXX Prof. Dr. Dr. Michael Marschollek, Medizinische. Hochschule Hannover, Peter L. Reichertz InstitutXX Iris Meyenburg-Altwarg, Medizinische. Hochschule Hannover, Geschäftsführung Pflege

ProblembeschreibungDie aktuelle Gesundheitsversorgung ist ohne Informations- und Kommunikationstechnologie nicht mehr vorstellbar. Elektro-nische Patientendokumentation, die Möglichkeit der permanenten Überwachung von Vitalparametern und der zunehmende Einsatz von neuen Technologien sollen dafür sorgen, dass der Behandlungsprozess für den Patient_innen bestmöglich verläuft. Erwartet wird, dass Pflegefachpersonen diese Veränderungen nicht nur akzeptieren, sondern aktiv unterstützen und in der Lage sind, kompetent mit innovativen Technologien umzugehen. Um dies zu unterstützen und wissenschaftlich zu begleiten werden vier Pflegepraxiszentren (PPZ) und ein Pflegeinnovationszentrum vom BMBF gefördert. Ziel des PPZ-Hannover ist der Aufbau einer zukunftsfähigen unfallchirurgischen Station, in der Innovationen der Mensch-Technik-Interaktion (MTI) zur Unterstützung von Pflegefachpersonen und zur Verbesserung der Patientenversorgung eingesetzt und erprobt werden. Pflegefachpersonen sollen bei ihren täglichen Aufgaben unterstützt, Arbeitsprozesse optimiert und die Edukation der Patienten gefördert werden. Begleitende Schulungsmaßnahmen fördern zudem die Informations- und Technologie(IuK)-kompetenz der Pflegefachpersonen.

MethodikDie anfängliche Bedarfsanalyse wurde in einem Mixed-Methods-Design durchgeführt. In Workshops, Interviews, Fragebögen und Beobachtungen mit Pflegefachpersonen, sowie Interviews mit Patient_innen wurden umfangreiche Daten gesammelt. Aus-gehend von den Bedarfen werden technologische Innovationen überlegt, die mittels eines partizipativen Einführungskonzepts auf der Station implementiert werden. Hierzu werden regelmäßige Workshops mit Pflegefachpersonen der Station stattfinden. Zudem ist eine Pflegefachperson auf der Station für das Projekt angestellt, um Freiräume für Workshops und Schulungsmaßnah-men zu ermöglichen und auch als Ansprechpartner vor Ort zu fungieren.

ErgebnisseDie Ergebnisse aus der Bedarfsanalyse zeigen Veränderungsbedarfe in den Arbeitsabläufen, aber auch der Wunsch nach einer Reduzierung der physischen und psychischen Belastung der Pflegefachpersonen. Beispielhaft wird eine automatisierte Daten-übertragung von Vitalwerten als nützlich empfunden. Ebenso wird das vom Projektpartner Ergo-Tec GmbH konzipierte Bett zur Dekubitusprophylaxe als sinnvoll angesehen. Die aus den Fragebögen gewonnen Ergebnisse zur IuK-Kompetenz der Pflegefach-personen werden genutzt, um vier Schulungsmodule zu gestalten. Eine Berücksichtigung des individuellen Vorwissens und ein selbstgesteuertes Lernen mittels einer mobilen Anwendung sind vorgesehen.

DiskussionIn dem Kongressbeitrag werden die mit den Pflegefachpersonen der Station der Zukunft diskutierten innovativen Technologien vorgestellt und ein Einblick in die Schulungsmodule gegeben.

▪▪ 1 BMBF: https://www.bmbf.de/de/meilenstein-fuer-die-zukunft-der-pflege-5376.html▪▪ 2 Compagna D, Derpmann S: Verfahren partizipativer Technikentwicklung. Working Papers Kultur- und techniksoziologische Studien;

Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg (Ed.). 2009

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Multiprofessionelle Perspektiven zur Robotik in der Pflege – Ein kritischer Beitrag

XXDr. phil. Daniela Schmitz, Universität Witten / Herdecke, Fakultät für GesundheitXXManfred Fiedler, Universität Witten / Herdecke, Fakultät für Gesundheit

Hintergrund und MotivationRobotische Systeme finden in unterschiedlichen pflegerischen Settings zunehmend Aufmerksamkeit. Mit Ropohl (2009), unter-scheiden wir drei Dimensionen der Technik (naturale, soziale und humane), aus denen sich für den Einsatz robotischer Technik ein mutliprofessioneller Blickwinkel erschließt, der sowohl den Einfluss auf die Umwelt, vor allem die Arbeitsumwelt, auf das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, auf ethische sowie soziale, ökonomische und rechtliche Fragestellungen beinhaltet.

Beschreibung des VorgehensDa Robotik immer als sozio-technisches System zwischen Pflegekraft, Gepflegten und Technik besteht, ist ein techniksoziologi-scher Zugang leitend (Rammert 2007), mit dem die Frage von robotischen Systemen in der pflegerischen Arbeit als Assistenz-technik (Manzeschke 2018) hinterfragt wird. Fokussiert werden dabei vor allem robotische Lösungen, mit der die Pflegekraft im klinischen Umfeld unmittelbar interagiert. Mit Hilfe technikethischer Ansätze, wie den Argumenten für eine Ethik der Technik (Stähli 2000), sowie dem MEESTAR Modell (Manzeschke 2013) werden kritische Hinweise für die Diskussion um Chancen und Risiken gegeben. Robotische Systeme in der Pflege stellen eine interdisziplinäre Synthese (Ropohl 2009) dar, deren systemische Funktionalität kein Selbstläufer ist. Optionen für einen zielführenden Einsatz von Robotik in der Pflege sind mit Blick auf die Komplexität der pflegerischen Settings und der Vulnerabilität der zu Pflegeden zu erörtern.

▪▪ Manzeschke, A. et al. (2013): Ergebnisse der Studie »Ethische Fragen im Bereich Altersgerechter Assistenzsysteme«. Online verfügbar▪▪ Manzeschke; A. (2018); Technik und Ethik in der Altenhilfe. Vortrag auf dem Fachtag des Evangelischen Verbands für Altenarbeit

und pflegerische Dienste „Mensch und Technik – Hightech in der Pflege“ am 18. Oktober in Berlin, https://www.diakonie-portal.de/system/files/181018_berlin_evap_technik_und_ethik.pdf

▪▪ Rammert, W. (2007): Technik – Handeln – Wissen. Zu einer pragmatischen Technik- und Sozialtheorie. Wiesbaden: VS. S. 21-37. Ropohl, Günter (2009): Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik. 3., Auflage. München: Hanser.

▪▪ Stähli, Fridolin: „Warum muss Technik ein Gegenstand der Ethik sein? Ethikunterricht an Fachhochschulen. Eine Skizze“. Online verfügbar

Vortrag

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NutzerInnenpartizipation und wissenschaftliche Evidenz bei der Entwicklung einer sektorenübergreifenden mHealth-Begleitung rund um eine Knie- oder Hüfttotalendoprothese

XXNadine Schüßler, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg,  Institut für Pflegewissenschaft und -praxisXX Ass.-Prof.in Dr.in Nadja Nestler, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg,  Institut für Pflegewissenschaft und -praxisXX Anja Stauber, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg,  Institut für Pflegewissenschaft und -praxis

HintergrundArthrose, eine der häufigsten Gelenkerkrankungen weltweit, führt häufig zum operativen Ersatz des betroffenen Gelenks. Für die meisten Betroffenen besteht damit ein erheblicher Informations- und Selbstmanagementbedarf rund um das Ereignis der Operation, die nachfolgende Rehabilitation sowie das Alltagsleben mit den Einschränkungen im bis zu dreimonatigen Genesungs-prozess. RECOVER-E ist eine Smartphone App, die nach wissenschaftlichen Kriterien wichtige Informationen zielgruppengerecht bereitstellt, bei der Vor- und Nachbereitung der Operation begleitet sowie zur kontinuierlich zu leistenden Bewältigungsarbeit motiviert. Dabei werden multimediale Angebote, Gamification, motivierende Benachrichtigungen sowie Lesematerial in der App kombiniert. Die App wird im Forschungsprojekt pabee entwickelt und evaluiert.

ProblemstellungmHealth-Angebote sollten orientiert an verschiedene Guidelines und Kriterienkataloge aus Usability- und Ergonomie-Gesichts-punkten sowie basierend auf wissenschaftlicher Evidenz entwickelt werden. Evidenz-basierte Inhalte auf die versorgungsre-levanten Fragestellungen zu finden und diese in Form einer App nutzbar und individualisierbar zu machen, stellen hier eine Herausforderung dar.

MethodeIn der Entwicklung von RECOVER-E wurde daher dem Human-centered Design gefolgt, das die Partizipation von NutzerInnen, deren systemisch zu betrachtende Umgebung (informell, formell und professionell) sowie den Anwendungskontext der App als festen Prozess in der Entwicklung des Produktes vorsieht (DIN EN ISO 13407). Die Prozessschritte des Human-centered Designs werden in einem dynamischen dynamischen Prozess in vier Phasen umgesetzt: In der ersten Phase werden fach- und sachkun-dige Personen zu ihren Einschätzungen über Bedürfnissen der Zielgruppe befragt und daraus Funktionen für die App abgeleitet. In der zweiten Phase werden evidenzbasierte Inhalte synthetisiert und zu einer ersten begrenzt funktionsfähigen Version ent-wickelt. Am Ende dieser Phase wird RECOVER-E mit Hilfe teilnehmender Beobachtungen und Befragungen evaluiert und nach Kriterien der evaluierenden Inhaltsanalyse ausgewertet.

ErgebnisseIm Vortrag werden Ergebnisse aus den ersten beiden Entwicklungsphasen von RECOVER-E vorgestellt, die erst im weiteren Verlauf des Jahres 2019 ausgewertet und aufbereitet werden.

DiskussionDie Anwendung des Human-centered Designs ist für die Entwicklung eines mHealth-Angebotes hilfreich und fördert die Qualität eines Produktes2. Zugleich sind Apps, die den Anforderungen von NutzerInnen vor, während und nach einer Knie- oder Hüf-tendoprothesenoperation umfänglich gerecht werden, als komplexe Interventionen zu betrachten. Beides in einen umsetzbaren Prozess zu integrieren, erfordert einen hohen Ressourceneinsatz und multiprofessionelle Teams.

▪▪ 1 Grundy, Q. H., Wang, Z., & Bero, L. A. (2016). Challenges in Assessing Mobile Health App Quality: A Systematic Review of Prevalent and Innovative Methods. American Journal of Preventive Medicine, 51(6), 1051–1059. https://doi.org/10.1016/j.amepre.2016.07.009

▪▪ 2 Schnall, R., Rojas, M., Bakken, S., Brown, W., Carballo-Dieguez, A., Carry, M., … Travers, J. (2016). A user-centered model for designing consumer mobile health (mHealth) applications (apps). Journal of Biomedical Informatics, 60, 243–251. https://doi.org/10.1016/j.jbi.2016.02.002

Vortrag

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Innovative Technologien in der ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung in DeutschlandErfahrungen und Bedarfe von Pflege(fach-)kräften

XX Kathrin Seibert, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)XXDominik Domhoff, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)XX Tobias Krick, Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und SozialpolitikXX Kai Huter, Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und SozialpolitikXXHeinz Rothgang, Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und SozialpolitikXX Karin Wolf-Ostermann, Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)

HintergrundInnovative technische Lösungen für den Einsatz in der ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung in Deutschland sind zunehmend Gegenstand von Entwicklungs-, Forschungs- und Fördervorhaben. Nationale Untersuchungen im Themenfeld Pflege und Technik liefern bislang überwiegend Erkenntnisse zu Technikbereitschaft, Technikakzeptanz, Technikkompetenzüber-zeugungen und Nutzungserfahrung (u.a. [1 – 3]) von Pflege(fach-)kräften (PFK). Bislang fehlen Studien mit großen Stichproben, die Erkenntnisse zum Bedarf neuer Technologien aus der Perspektive von PFK bereitstellen und diese im Sinne partizipativer Forschung in die Identifikation von wiederkehrend problematischen Pflege- und Versorgungssituationen einbinden, um so tech-nische Lösungen entsprechend der Bedarfe der pflegerischen Praxis zu entwickeln oder zu optimieren.

FragestellungDie Studie geht den Fragen nach, welche neuen Technologien aktuell in Einrichtungen der ambulanten und stationären pflegeri-schen Langzeit- und Akutversorgung eingesetzt werden und wie Pflegefachkräfte ihnen bekannte neue Technologien hinsichtlich der Auswirkungen auf ihre tägliche Arbeit bewerten. Weiter werden Gründe für die Nicht-Nutzung neuer Technologien erfasst und Bedarfe, Ansatzpunkte und Entwicklungspotenziale für den Einsatz neuer Technologien im Kontext der pflegerischen Ver-sorgung ermittelt.

MethodikIn einem explanatorischen sequentiellen mixed-methods Ansatz wurden PFK in mehr als 17.000 ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen und ca. 1.800 Krankenhäusern im Zeitraum von März 2019 bis Juni 2019 zur Teilnahme an einer Online-Be-fragung eingeladen. Ergebnisse der Online-Befragung wurden in Fokusgruppendiskussionen vertiefend und kontrastierend mit insgesamt 20 PFK betrachtet. Quantitative Daten werden anhand deskriptiver und analytischer statistischer Verfahren aus-gewertet, qualitative Daten werden zusammenfassend inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Studie unterliegt der Begutachtung durch die Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V.

ErgebnisseLiegen erst zum Zeitpunkt des Kongresses vor und werden settingspezifisch, pflegesituationsspezifisch sowie technologiespezi-fisch berichtet.

Diskussion und SchlussfolgerungDie Ergebnisse sollen für die Entwicklung von technischen Lösungen und Implementierungsstrategien, die sich an den Bedarfen von Pflege(fach-)personen orientieren, nutzbar sein. Der Beitrag entstand im Rahmen des durch das Bundesministerium für Bil-dung und Forschung geförderten Projekts Pflegeinnovationszentrum, Förderkennzeichen 16SV7821.

▪▪ 1 Hielscher V., Nock L., Kirchen-Peters S., Technikeinsatz in der Altenpflege. Potenziale und Probleme in empirischer Perspektive. 2015, Baden-Baden: Nomos.

▪▪ 2 Merda M., Schmidt K., Kähler B., Pflege 4.0 – Einsatz moderner Technologien aus der Sicht professionell Pflegender. Forschungsbericht. 2017, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW): Hamburg.

▪▪ 3 Braeseke G., Meyer-Rötz S.H., Pflug C. et al., Digitalisierung in der ambulanten Pflege – Chancen und Hemmnisse. 2017, IGES: Berlin.

Keynote

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Ambient Care – Wundversorgung im ambienten RaumXX Swantje Seismann-Petersen, Universität zu Lübeck, Sektion Forschung  und Lehre in der Pflege am Institut für Sozialmedizin und EpidemiologieXX Bennet Gerlach, Universität zu Lübeck, Institut für TelematikXXMichael Sengpiel, Universität zu Lübeck, Institut für Multimediale und Interaktive SystemeXX Prof. Dr. Sascha Köpke, Universität zu Lübeck, Sektion Forschung und  Lehre in der Pflege am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie

In Deutschland haben ca. 800.000 Menschen eine chronische Wunde (Köster et al, 2016; Heyer et al. 2016). Prävalenz und Inzi-denz steigen nach dem 70. Lebensjahr stark an (Köster et al., 2016). Eine standardisierte, sach- und fachgerechte Dokumentation der pflegerischen und medizinischen Versorgung chronischer Wunden gilt als unerlässlicher Bestandteil der umfassenden Be-handlung betroffener Menschen, um Verbesserungen oder Verschlechterungen erfassen und die Wirksamkeit der Wundtherapie beurteilen zu können (Gottrup et al, 2010; Haesler, 2014). Wundassessment und -dokumentation sollten regelmäßig, mindestens wöchentlich bzw. nach jedem Verbandwechsel erfolgen (Tannen 2018; DNQP, 2015). Die korrekte, vollständige Dokumentation der pflegerischen Versorgung hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Insbesondere die Dokumentation der Versorgung kom-plexer Wunden ist häufig ungenau und unvollständig, was die Kontinuität und Qualität der pflegerischen Versorgung gefährden kann (Kinnunen et al. 2012; Gunningberg et al. 2009). Mangelnde Dokumentation und Informationsweitergabe ist mit einer erhöhten subjektiven Belastung der Pflegenden verbunden (Blair 2012; Meissner & Schnepp, 2014) und erhöht das Risiko von Pflegefehlern (Smeulers et al. 2014). Computergestützte Pflegedokumentation kann die Qualität der Dokumentation verbessern (Tubaishat et al. 2015; Gunningberg et al. 2009). Das Projekt Ambient Care zielt darauf ab, die Dokumentation patientenrelevan-ter Informationen im Rahmen der Wundversorgung mit Hilfe ambienter Technologien in den pflegerischen Prozess zu integrieren und Pflegefachpersonen durch einen technischen Assistenten bei der Versorgung zu unterstützen (Wandke 2005). Der Prozess der Wundversorgung wurde dazu leitliniengestützt in einem Flussdiagramm abgebildet, von Wundexpertinnen und -experten sowie anderen Pflegefachpersonen überprüft und entsprechend angepasst. In einem zweiten Schritt wurden Situationen iden-tifiziert, die durch digitale Technik unterstützt werden können. Mittels Business Process Model and Notation (BPMN) wurde der Prozess erneut modelliert und um mögliche technische Unterstützung ergänzt. Die Modellierung mit BPMN schafft die Grund-lage für die weitere Entwicklung eines ambienten (Assistenz-)Systems in einem Wundbehandlungsraum. In einem dafür vorge-sehenen Healthlab sollen Wundversorgungsprozesse anhand von Szenarien und durch Technik unterstützt erprobt werden. Das laufende Projekt zeigt prototypisch die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten aus Klinik, Wissenschaft und Technik.

▪▪ Blair W, Smith B (2012). Nursing documentation: frameworks and barriers. Contemp. Nurse 41 (2), 160-168. ▪▪ Meissner A, Schnepp W. (2014). Staff experiences within the implementation of computer-based nursing records in residential aged

care facilities: a systematic review and synthesis of qualitative research. BMC. Med. Inform. Decis. Mak. 14/54. ▪▪ Wandke, H. (2005). Assistance in human–machine interaction: a conceptual framework and a proposal for a taxonomy. Theoretical

Issues in Ergonomics Science, 6(2), 129–155.

Vortrag

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5. – 6. September 2019

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Multiprofessionelle Entscheidungsunterstützung im Kontext chronischer Wunden

XX Prof. Dr. Björn Sellemann, FH Münster, Fachbereich GesundheitXX Stefan Vogel, Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Medizinische InformatikXX Karen Güttler, atacama blooms GmbH & Co. KGXX Sebastian Zebbities, atacama blooms GmbH & Co. KGXXMareike Przysucha, HS Osnabrück, Forschungsgruppe Informatik im GesundheitswesenXX Jens Hüsers, HS Osnabrück, Forschungsgruppe Informatik im GesundheitswesenXX Prof. Dr. Ursula Hübner, HS Osnabrück, Forschungsgruppe Informatik im Gesundheitswesen

Chronische Wunden sind eine Herausforderung in Medizin und Pflege, da nicht nur Aufwand und Kosten der Behandlung, son-dern auch die individuellen Folgen für den Patienten verheerend sein können. Die Therapie und Versorgungssituation von Pati-enten mit chronischen Wunden wird immer wieder als unzureichend bezeichnet (Dissemond et al., 2014). Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass das Zusammenwirken von interdisziplinären Teams den Heilungsverlauf chronischer Wunden positiv beeinflussen kann. Das BMBF-geförderte Projekt PosiThera - Prozessbezogene, kontextsensitive Entscheidungsunterstützung und Simulation zur Therapieunterstützung am Beispiel chronischer Wunden (FKZ: 13GW0171), hat zum Ziel eine digitale Lösung zur Entschei-dungsunterstützung von unterschiedlichen Leistungserbringern, die gemeinsam einen Patienten mit chronischer Wunde betreu-en, zu entwickeln. Um die entsprechenden Entwicklungen an die Bedürfnisse der einzelnen beteiligten Professionen anzupassen und gleichzeitig Informationen über die Akzeptanz eines solchen Systems zu erhalten, wurde eine systematische überregionale und multiprofessionelle Anforderungsanalyse durchgeführt (Przysucha et al., 2018). Ein sektorenübergreifender Datenpool wird als Bindeglied betrachtet, um Teams auch über die Sektorengrenzen hinweg für ein gemeinsames Behandlungsziel zu synchro-nisieren (Aschhoff & Stein, 2018). Ein solcher Datenpool stellt ein Fundament für die Anwendung von Entscheidungsunterstüt-zungssystemen in der Versorgung dar. Denn nur durch die Abstimmung der einzelnen intersektoralen und multiprofessionellen Behandlungsschritte aufeinander, kann eine effektive und effiziente Therapie sichergestellt werden. Damit eine solche wirksame Versorgungskette entsteht, muss im Zentrum einer solchen Kette das Fachwissen, das sich aus internationalen und nationalen Leitlinien, neusten Forschungsergebnissen und eigenen sowie aus gemeinsamen Erfahrungen zusammensetzt, stehen. Dieses Wissen wird über das PosiThera-System, prozessbezogen und kontextsensitiv, d.h. auf den Akteur, sein Umfeld und auf die Spezifika des zu behandelnden Falles zugeschnitten, den beteiligten Akteuren zur Verfügung gestellt. Zu diesem Zweck wird eine Softwarelösung zur Entscheidungsunterstützung u. Simulation von Behandlungsansätzen auf Basis eines Regelwerkes und Expertensystems, das seinen Input einerseits aus Primärsystemen und andererseits aus einem Wissens- und Terminologieserver zieht, entwickelt. Das Gesamtkonzept integriert und verarbeitet Daten aus bestehenden Primärsystemen, die über ein interope-rables Gateway und Data Repository (beide formen eine Einheit), mit den anderen System-Modulen: Regel-u. Expertensystem, Wissens-u. Terminologieserver und kontextsensitive Interaktions- u. Präsentationsebene (GUI) verbunden sind. Die Module sind in sich geschlossene Dienste, die über ein gemeinsames Informations- und Wissensmodell verfügen und mittels eines Nachrich-tenmechanismus miteinander kommunizieren.

▪▪ Aschhoff, M., & Stein, M. (2018). Der digitale Patient: vielfältige Daten sinnvoll zusammenführen. Pflegezeitschrift, 71(11), 23–25. https://doi.org/10.1007/s41906-018-0757-5

▪▪ Dissemond, J., Augustin, M., Eming, S. A., Goerge, T., Horn, T., Karrer, S., … Stücker, M. (2014). Modern wound care - practical aspects of non-interventional topical treatment of patients with chronic wounds. JDDG: Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 12(7), 541–554. https://doi.org/10.1111/ddg.12351

▪▪ Przysucha, M., Vogel, S., Hüsers, J., Wache, S., Sellemann, B., & Hübner, U. (2018). Requirements for Collaborative Decision Support Systems in Wound Care: No Information Continuity Without Management Continuity. Studies in Health Technology and Informatics, 253, 133–137. Retrieved from http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30147058

Vortrag

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Predictive Analytic Systems und die Notwendigkeit vorausschauender Behandlungsplanung

XX Roland Simon, Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abtl. PflegewissenschaftXXMarcus Garthaus, Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abtl. PflegewissenschaftXX Professor a.D. / Dr. phil. Hartmut Remmers, Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abtl. Pflegewissenschaft

Die Begriffe „Sicherheit“ und „Lebensqualität“ spielen bei der Planung und Anwendung digitaler Systeme zur Unterstützung älter Menschen im häuslichen Setting eine zentrale Rolle. Predictive Analytic Systems etwa bieten Möglichkeiten, auf prekäre Ereignisse zu reagieren, die für ältere Menschen in ihrer häuslichen Umgebung zu lebensbedrohlichen Zuständen führen können. Ziel dieser Technologien ist eine höhere Sicherheit in Erwartung gleichzeitig erhöhter Lebensqualität älterer Menschen. Diese "vorausschauenden" digitalen Systeme sind jedoch nicht in der Lage, alle möglichen Szenarien einer Gefährdung zu überblicken und für eine umfassende Sicherheit zu sorgen. Denn Risiken bleiben trotz digitaler technologischer Versorgung und trotz des Anspruchs solcher Systeme, beispielsweise Stürze vorhersagen zu können, aufgrund der Unabwägbarkeit und der Kontingenz des menschlichen Lebens bestehen. So kann etwa ein Sturz als ein multifaktorielles Geschehen nicht effektiv vorausgesagt und Komplikationen nicht ausgeschlossen werden1. Auch kann es trotz Predictive Analytic Systems nach einem solchen Ereignis zu Situationen der Einwilligungsunfähigkeit kommen, etwa durch ein Schädel-Hirn-Trauma, bei dem die Fragen, ob und welche me-dizinischen Maßnahmen von der betroffenen Person gewünscht werden, von weitreichender Bedeutung sind. Eine wesentliche ethische Frage im Zusammenhang mit dem Einsatz digitaler Technologien aus dem Bereich der Predictive Analytics Systems lautet, ob nicht notwendigerweise bei solchen Systemen eine Beratung etwa nach dem Konzept Advance Care Planning (ACP)2 zielführend ist, um „Leerstellen“ oder „blinde Flecken“ dieser vorausschauenden technologischen Systeme bei der Notfallver-sorgung zu füllen. Anhand eines Fallbeispiels3 werden mögliche „blinde Flecken“ digitaler Technologie exemplarisch identifiziert. Dabei wird in diesem Beispiel die Möglichkeit von ACP als ein potentielles Beratungsangebot in Zusammenhang mit Predicitve Analytic Systems durchdacht. Als eine pflegeethische Reflexion der Möglichkeiten und Grenzen solcher Systeme wird die Not-wendigkeit vorausschauender Behandlungsplanung als Erweiterung des Sicherheitsgedankens in technologiebasierten Versor-gungsarrangements diskutiert. Die sich an dem Fallbeispiel orientierende Analyse hat neben der Lückenhaftigkeit von Predictive Analytic Systems und der Notwendigkeit, ACP in die entsprechende Versorgung einzubeziehen, die Kontingenz menschlichen Lebens als conditio humana mit zu reflektieren. Und der Begriff der Sicherheit als eine zentrale Forderung muss einhergehen mit dem Bemühen der Entwickler*innen von Smart-Home-Technologien, über ihr eigenes Angebot hinaus vorausschauend zu planen und auch nichttechnologische Unterstützungssysteme unbedingt in ihr Portfolio einzubeziehen.

▪▪ 1 Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (Hrsg.) (2013): Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege. Osnabrück.

▪▪ 2 Coors M, Jox RJ, in der Schmitten J (Hrsg.) (2015), Advance Care Planning. Von der Patientenverfügung zur gesundheitlichen Vorausplanung. Stuttgart.

▪▪ 3 Beinke, J. H., Meier, P., Nickenig, H.-P. & Teuteberg, F., (2017). Smart Home Predictive Analytics. In: Eibl, M. & Gaedke, M. (Hrsg.), Informatik 2017. Gesellschaft für Informatik. (S. 1225-1236).

Vortrag

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Brückenkonstruktionen im Spannungsfeld zwischen IT-Prozessen und Arbeitsdynamik – Ordnung und Chaos – im Arbeitsfeld Pflege

XXDr. Lena Marie Wirth, Universität OldenburgXX Sabine Daxberger, Philosophisch-Theologische Hochschule VallendarXXMiriam Peters, Philosophisch-Theologische Hochschule VallendarXX Conrad Fifelski, Universität OldenburgXX Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Universität Osnabrück

Der interdisziplinär ausgerichtete Workshop widmet sich dem Spannungsfeld zwischen standardisierten Prozessen als Grundlage neuer Technologien, einschließlich deren technologische Abbildung/Steuerung/ etc., und der volatilen, von Unsicherheiten und Kooperationen abhängigen Interaktionsarbeit Pflege (Hielscher, 2016, Weishaupt, 2017). Die sich daraus ergebenden und z. T. divergierenden Anforderungen an die Pflege gilt es tagtäglich und im Speziellen in technologiegetriebenen und/oder arbeitsor-ganisatorischen Change-Prozessen miteinander zu vereinen. Entsprechend den Erkenntnissen aus dem BMBF-Projekt ITAGAP fühlen sich Fach- und Führungskräfte häufig überfordert mit Ansprüchen a) des Technologischem Wandels, b) der Wirtschaft-lichkeit und c) der fachlichen Versorgung. Ziel des Workshops ist die Auseinandersetzung mit diesen unterschiedlichen Anfor-derungen und Perspektiven. Weiterhin sollen durch die Verbindung der verschiedenen Blickwinkel neue Ansatzpunkte für ein flexibles, handlungsorientiertes sowie technologiebasiertes Prozessmanagement entwickelt werden. Innerhalb des Workshops werden übergeordnete Erkenntnisse aus dem BMBF-Projekt ITAGAP als kurzer Impulsvortrag vorgestellt. Anschließend werden gemeinsam mit den Teilnehmer*innen die Grenzen und Chancen im Spannungsfeld identifiziert. Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden abschließend interdisziplinäre Ansätze zur Entwicklung von Entlastungsmöglichkeiten und zukunftsgerichtete „Brücken-konstruktionen“ erarbeitet. Der Workshops (90 min als Ausgangswert) wird sich folgt unterteilten: ▪ Impulsvortrag, Präsentation durch die Moderatoren (20 min) ▪ Grenzen und Chancen, Erarbeitung mit dem*der Sitznachbar*i*n, d .h. Murmelgruppen und Zusammenfassung (30 min) ▪ Brückenkonstruktionen, Erarbeitung entweder in Kleingruppen oder im Plenum (abhängig von der Teilnehmer*innen*zahl) ▪ Zusammenfassung (40 min)

▪▪ Daxberger, Sabine, Wirth, Lena Marie und Hülsken-Giesler, Manfred (2018): Technikgestützte Steuerung von Arbeitsprozessen in der ambulanten Pflege – eine transdisziplinäre Betrachtung. Pflegewissenschaft – Journal für Pflegewissenschaft und Pflegepraxis, Bd. 7, Nr. 8, pp. 311-20.

▪▪ Hielscher, Volker; Nock, Lukas; Kirchen-Peters, Sabine (2016): Technikvermittlung als Anforderung in der Dienstleistungsinteraktion. In Arbeit 25 (1-2).

▪▪ Weishaupt, Sabine (2017): Perspektiven für Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik. In Fritz Böhle (Ed.): Arbeit als Subjektivierendes Handeln. Handlungsfähigkeit bei Unwägbarkeiten und Ungewissheit. With assistance of Katrin Baumgärtner. Wiesbaden: Springer VS, pp. 691–698.

Vortrag

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IT-unterstützte Kommunikation der Gesundheits-fachpersonen am Beispiel von AIDA Care

XXNicole Zigan, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement GesundheitXX Prof. Dr. Andrea Luise Koppitz, ZHAW Zürcher Hochschule für  Angewandte Wissenschaften, Departement Gesundheit

HintergrundDas Pilotprojekt «Aufsuchende Individuelle Demenz-Abklärung und Beratung» (AIDA Care) ist ein niederschwelliges, zugehen-des Abklärungs- und Beratungsangebot im Kanton Zürich. Ziel ist es, frühzeitige diagnostische Abklärungen und Beratungen von Betroffenen und ihren Angehörigen durch ein interprofessionelles Team von Gesundheitsfachpersonen inklusive Ärzten durch fallbasierte Kleingruppenarbeit zu gewährleisten. In der Demenzversorgung durch Grundversorger gibt es unterschiedliche Probleme. Aufgrund der räumlich fragmentierten Versorgung ist die Kommunikation eine Herausforderung zwischen den Ge-sundheitsfachpersonen. Auch sind diese räumlich getrennt. Zudem erhalten die Gesundheitsfachpersonen Informationen zu un-terschiedlichen Zeitpunkten. Ausserdem ist offen, wer den Prozess steuert. Das Projekt AIDA Care will diese Fragmentierungen überwinden. Digitaler Support kann für den späteren Regelbetrieb IT-Lösungsmöglichkeiten bieten, welche die Koordination und Zusammenarbeit insbesondere von fallbasierten Kleingruppen unterstützt. Deshalb wurde untersucht, welche Möglichkeiten bestehen, die fragmentierte Kommunikation mit Hilfe von digitalen Lösungsmöglichkeiten zu verbessern.

MethodeQualitative Sekundäranalyse der multizentrischen, deskriptiven Begleitforschung. In der Pilotphase von 2016 bis 2017 fanden insgesamt fünf Fokusgruppeninterviews mit insgesamt 16 Gesundheitsfachpersonen inklusive Ärzten statt. Die Datenauswer-tung basierte auf der Inhaltsanalyse nach Mayring und Design Science Forschungsmethode. Ausgehend von den Aussagen in den Interviews wurden erste Anforderungen für eine innovative IT-Lösung anhand eines Storyboards und anschliessendem, papierbasierten Prototypen visualisiert.

ResultateDie zunehmenden Anforderungen an die Dokumentation, die Hürden im Austausch der Beratungsteams über drei verschiedene Standorte und unterschiedliche strukturelle Rahmenbedingungen wurden als Einflussfaktoren auf die Kommunikationsqualität unter den Gesundheitsfachpersonen benannt. Daraus wurden Anforderungen für eine IT-Lösung generiert. Die Bereitstellung von Mechanismen für die gemeinsame Nutzung und Teilung von Informationen ohne unnötige Unterbrechungen und unterstüt-zende Informationskanäle wurden anhand eines Storyboards und eines anschliessend entwickelten, papierbasierten Prototypen visuell präsentiert und diskutiert.

KonklusionFür AIDA Care empfiehlt sich ein benutzerorientiertes Design, dass eine fallführende Beratung durch passende Informations-teilung, ausreichende Prozesstransparenz und angemessene Automatisierung der administrativen Tätigkeiten unterstützt. Der Einsatz von digitalen Methoden und Instrumenten kann im Gesundheitswesen ein unterstützendes Element zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit sein.

▪▪ Koppitz, A., Zigan, N., Blanc, G., Grosse, U., & Volken, T. (2018, Juli). Evaluation der Praktikabilität des Programms «AIDA-Care». Beitrag präsentiert am 5. Zürcher Demenzforum der Gesundheitsdirektion Kanton Zürich, Zürich, Schweiz.

▪▪ Peffers, K., Tuunanen, T.,Rothenberger, M. A., & Chatterjee, S. (2008). A Design Science Research Methodology for Information Systems Research. Journal of Management Information Systems, 24, 45–77.

▪▪ Ugolini, B. (2015). Konzept AIDA-Care. Aufsuchende Abklärung und Beratung sozialisolierter Menschen mit Demenz. Zürich: Zentrum für Gerontologie.

Vortrag

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Integrierte Bettsensorik Mobility MonitorTechnikgestützte Bewegungsprofile zur Reduzierung von Über- oder Unterversorgung

XX Sven Ziegler, Universitätsklinikum Freiburg; XX Stefan Walzer, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe; XXDr. Johanna Feuchtinger, Universitätsklinikum Freiburg, Qualität & Entwicklung Pflege; XX Prof. Dr. Peter König, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe; XX Prof. Dr. Christophe Kunze, Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe

ProblemstellungPatient*innen auf neurochirurgischen Stationen sind in der Regel aufgrund ihrer Erkrankung und der Therapie bewegungseinge-schränkt. Demzufolge sind sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt Dekubitalulcera auszubilden und benötigen Unterstützung von den Pflegenden bei effizienten und zeitgerechten Positionswechseln. Eine individuelle Risikoeinschätzung ist schwierig, weshalb die gesamte Risikogruppe eine standardisierte Versorgung erhält, was zu Unter- oder Überversorgung führen kann.

AnsatzFür die Studie wurde das Sensorsystem „Mobility Monitor“ der Firma compliant concept AG eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein System, das Mikro-, Meso- und Makrobewegungen von Patient*innen im Bett erfasst und sichtbar macht. Pflegende und weiteres therapeutisches Personal wird so darin unterstützt, Patient*innen zeitgerecht druckentlastend zu positionieren. Die Pflegenden erhalten über die Rufanlage ein Signal, wenn sich Patienten über einen vorab definierten Zeitraum im Bett nicht druckentlastend bewegt.

MethodikDas Projekt wird im „stepped wedge Design“ mit zwei Schritten und zwei Clustern auf der neurologischen und neurochir-urgischen Intensivstation (ITS) des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt (je eine Station pro Cluster). Bezogen auf die Patient*innen werde neben den Daten zur Eigenbewegung, Daten zum Positionierungsverhalten der Pflegenden und anderer therapeutischen Mitarbeitenden sowie die Häufigkeit druckbedingter Hautschädigungen erhoben. Darüber hinaus kommt im Rahmen der begleitenden Evaluationsforschung (formative Evaluation) zur Einführung einer neuen Technologie (hier des Mobility Monitors) den Mitarbeitenden eine wichtige Rolle zu. In diesem Rahmen werden folgende Daten erhoben: (1) Einschätzung (z. B. Akzeptanz, Adaption, Machbarkeit und Zweckmäßigkeit) der Mitarbeitenden zum Einsatz des Mobility Monitors. (2) Entlastung/Belastung der Mitarbeitenden beim Einsatz des Mobility Monitors.

ErgebnisseDa die beschriebene Untersuchung derzeit noch stattfindet, können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine endgültigen Aussagen getroffen werden (Ende Sommer 2019). Die bisherigen Ergebnisse zeigen jedoch eine positive Wahrnehmung der Pflegenden (Empfehlungsrate für die Anschaffung von rund 83 % (n=12)), eine durchschnittliche Immobilitätsreduktion um 35 % sowie eine Reduktion der Sturz- und Dekubitushäufigkeit. Die weitere Auswertung der erhobenen Daten ist noch nicht abgeschlossen.

Schlussfolgerung und AusblickAus der Pilotphase ergaben sich einige vielversprechende Ergebnisse. Weitere Ergebnisse können zum Kongress präsentiert werden.

Keynote