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4. Juli 2018 Semperoper 4.AUFFÜHRUNGSABEND

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  • 4. Juli 2018Semperoper

    4 . A U F F Ü H R U N G S A B E N D

  • Arvo Pärt (*1935)»Trisagion« für Streichorchester

    Lowell Liebermann (*1961)Konzert für Piccoloflöte und Orchester op. 501. Andante comodo2. Adagio3. Presto

    PA U S E

    Jean Sibelius (1865 -1957)Symphonie Nr. 3 C-Dur op. 521. Allegro moderato2. Andantino con moto,

    quasi allegretto3. Moderato – Allegro ma non tanto

    John StorgårdsDirigent

    Dóra Varga-AndertFlöte

    MIT T WOCH 4.7.18 20 UHR | SEMPEROPER DRESDEN

    4. AUFFÜHRUNGSABEND

    Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

    Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

    IMPRESSUM

    Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

    Spielzeit 2017 | 2018

    HER AUSGEBER

    Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Juli 2018

    REDAK TION

    André Podschun

    TE X TNACHWEISE

    Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.

    BILDNACHWEISE

    Marco Borggreve (Storgårds) Mechthild von Ryssel (Varga-Andert)

    GESTALTUNG UND SATZ

    schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

    DRUCK

    Union Druckerei Dresden GmbH

    Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

  • Das griechische Wort Trisagion bedeutet »dreimal heilig« und dient als Bezeich-nung für die Anrufung »Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher« in der Eucharistiefeier und im Stundengebet der orthodoxen Kirche. Als eine der ältesten christlichen Hymnen stellt es somit einen Lobgesang auf die göttliche Dreieinigkeit dar. Unter Trisagion versteht Arvo Pärt »eine Gebetsgruppe, die üblicherweise Einführungsfunktion bei verschiedenen kirchlichen Handlungen hat«. Wie in vielen seiner Werke zeigt sich auch hier die Absicht des diesjährigen Capell-Compositeurs, wortgebundene Strukturen in reine Musik zu übertragen. »Worte schreiben die Musik«, bemerkt Pärt 1991, ein Jahr bevor das Werk für Streichorchester entsteht. Der estnische Komponist schildert damit wortgetreu seine kompositorische Vorgehensweise. »Alle Parameter (Silbenzahl, Wortbe-»Alle Parameter (Silbenzahl, Wortbe-Alle Parameter (Silbenzahl, Wortbe-tonung, Interpunktion usw.) des beiliegenden Textes haben in der Komposition eine entscheidende Rolle gespielt«, vermerkt die Partitur. Was heißt das? Pärt vertont eine Folge einzelner Gebetsteile (umseitig abgedruckt). So wird am An-fang der Rhythmus der Worte »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen« auf Kyrillisch in den Duktus der Musik übertragen. Über liegenden Bässen nehmen die Oberstimmen der Streicher die kyrillische Prosodie auf, gemeint ist den jeweiligen Wort- und Satzakzent, den lexikalischen Ton sowie Intonation und Satzmelodie. Musik wird sprachfähig, ohne etwas von ihrer übersprachlichen Qualität einzubüßen. »Herr, sei mir Sünder gnädig« lautet die nächste Bitte, umgesetzt von zwei einzelnen Violinen. Pärt agiert hier aus der Ichperspektive. Der Anrufung »Herr«, im Russischen »Bosche«, folgt eine Generalpause, die Raum schafft für eine potentielle Antwort Gottes. Mehrere Ge-potentielle Antwort Gottes. Mehrere Ge-neralpausen dienen als Zäsuren, die zum Sprachcharakter ebenso beitragen wie häufige Wechsel des Metrums. Das Werk ist der Gemeinde des Propheten Elias von Ilomantsi zu ihrem 500-jährigen Bestehen gewidmet.

    Besetzung: Streicher // Dauer: ca. 12 Minuten

    ZUM PROGRAMM

    Lowell Liebermann gilt als einer der am häufigsten gespielten lebenden amerika-nischen Komponisten. 1961 in New York geboren, beginnt er mit 8 Jahren Klavier zu spielen und nimmt mit 14 Jahren ein Kompositionsstudium auf. Zwei Jahre später debütiert er an der Carnegie Recital Hall mit seiner mit 15 Jahren kompo-nierten Klaviersonate op. 1. Seither hat er über 130 Werke für sämtliche Genres geschrieben, manche von ihnen avancierten zum Standardrepertoire der für sie komponierten Instrumente. Kürzlich legte Liebermann eine auf Mary Shelleys »Frankenstein« basierende abendfüllende Ballettmusik für das Royal Ballet und das San Francisco Ballet vor. Neben zwei Opern (»The Picture of Dorian Gray« und

  • »Der Anfang der Symphonie erinnert mich an diesen finnlandschwedischen Gentle man auf seinem geschäftigen Morgenspaziergang«, bemerkte der im Juli 2016 verstorbene finnische Komponist Einojuhani Rautavaara über den Beginn der dritten Symphonie von Jean Sibelius. Es herrscht ein neuer Schwung, mit dem Sibelius nicht nur an der Tradition der Symphonie weiterarbeitet, sondern als Komponist internationaler wird. Folgt man dem finnischen Sibelius-Kenner Erik Tawaststjerna, entwickelt er sich zu einem »europäisch-klassischen Komponisten«. 1907 nach langwieriger und komplizierter Entstehung fertiggestellt, erfährt die dritte Symphonie am 25. September 1907 in Helsinki mit dem dortigen Orchester der Philharmonischen Gesellschaft ihre Uraufführung. Im Strudel der Sechzehn-telketten erleben das Haupt- und Nebenthema im ersten Satz fortdauernde Verän-derungen. Der Zugriff trägt dem Rechnung, was Sibelius »einen fortschreitenden Zwang« nennt, der seine Symphonien zusammenhält. Der zweite Satz intoniert ein einfaches Volkslied, mehrdeutig ist seine Form, sie zeigt Spuren einer Suite mit Variationen, einem Rondo sowie Züge eines sonatenförmigen Satzes. Wie oft in Sibelius’ Schaffen kann seine Dritte auf zahlreiche programmatische Ursprünge verweisen. Im Januar 1906 spielt er in Paris für den Maler Oscar Parviainen mit »Trauermarsch«, »Gebet an Gott« sowie »Großes Fest« drei Themen, die vermutlich mit einem geplanten »Marjatta«-Oratorium zusammenhängen, welches Sibelius nicht abschließt. Das Thema »Gebet an Gott« fließt jedoch als Hymnenthema in das Finale der dreisätzigen Symphonie ein. Den Finalsatz bezeichnet Sibelius als »die Kristallisierung des Gedankens aus dem Chaos«. Mit dem Eintritt der Hymne weicht das Chaos zurück. Sibelius kreiert einen Sog, der dem Gedanken eine im-

    »Miss Lonelyhearts«) schuf er bisher vor allem orchestrale Werke. Dabei zählen seine Konzerte für Flöte und Piccoloflöte zu den am meisten aufgeführten ameri-kanischen Orchesterwerken. Das 1996 entstandene Konzert für Piccoloflöte und Orchester ist ein Auftragswerk der National Flute Association. Uraufgeführt wurde es am 18. August 1996 in New York City mit den New Jersey Symphony unter der Leitung von Glenn Cortese. Solist ist Jan Gippo, Piccolofl ötist des St. Louis Sym-Solist ist Jan Gippo, Piccoloflötist des St. Louis Sym-phony Orchestra. Ihm ist auch das Werk gewidmet. Die Komposition besticht durch weite Bögen und enge Tonwechsel, woraus Liebermann ein gesangliches Strömen gewinnt, das eine gefühlige, gleichwohl dichte Atmosphäre schafft. Es überwiegt das hohe Register, auch im Orchester. In der Mitte des zweiten Satzes kommt es zu einer auskomponierten Kadenz mit einer anfänglich verdeckten Zweistimmigkeit nach Art barocker Bewegungsmodelle. Im dritten Satz scheint es, als beschwöre Liebermann eine Szene, in der Till Eulenspiegel seine Spiele auf dem Seil treibt, ein Balanceakt über dem Abgrund, der tänzerisch und virtuos aus dem Vollen schöpft. Zwischendurch erklingen Zitate aus Beethovens »Eroica« und Mozarts großer g-Moll-Symphonie. Der Ritt durch die Musikgeschichte endet mit einer furios drängenden Stretta.

    Besetzung: Piccoloflöte | 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Klavier, Streicher // Dauer: ca. 20 Minuten

  • Als Chief Guest Conductor des BBC Philhar-monic Orchestra und Principal Guest Conduc-tor des National Arts Centre Orchestra Ottawa gehört John Storgårds zu jenen herausra-genden Musikern aus Finnland, die die Welt der klassischen Musik in den letzten Jahren als Dirigenten und Violinvirtuosen erobert haben. Weithin bekannt für seine kreativen Program-me und die Liebe zur zeitgenössischen Musik, ist er zudem als Artistic Partner beim Mün-chener Kammerorchester sowie als Künstle-rischer Leiter des Lapland Chamber Orches tra tätig. Er dirigiert namhafte Orchester wie das NDR Elbphilharmonie Orchester, das Gewand-

    hausorchester Leipzig, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die Bamberger Symphoniker, das BBC Symphony Orchestra, das Orchestre Philhar-monique de Radio France, das Orchestre National de France sowie alle führenden Orchester Skandinaviens, besonders aber das Helsinki Philharmonic Orchestra, wo er von 2008-2015 als Chefdirigent wirkte. Darüber hinaus tritt er mit den Orchestern in Sydney sowie Melbourne auf und ist ein gern gesehener Gast in Boston, Cleveland und New York. Das traditionelle Repertoire mit symphonischen Raritäten zu kombinieren, zählt zu seiner Stärke. Sein Repertoire umfasst u. a. alle Symphonien von Schumann, Schubert, Brahms, Beethoven, Bruckner, Niel-sen und Sibelius, Opern von Mozart, Verdi und Strauss sowie Werke von Britten, Stenhammar und Xenakis. 2002 wurde er mit dem finnischen Staatspreis für Musik ausgezeichnet, 2012 mit dem Pro Finlandia Preis.

    mer stärker werdende Kontur verleiht. Spätestens hier kommt ein Sinn für Strenge und Ordnung zum Ausdruck, der vielleicht dazu beigetragen hat, dass Sibelius’ Dritte für klassischer gehalten wird als seine früheren Werke.

    Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 30 Minuten

    Die ungarische Flötistin Dóra Varga-Andert erhielt ihren ersten Flötenunterricht im Alter von 7 Jahren in ihrer Heimatstadt Eger. Nach dem Studium bei Gergely Ittzés in Ungarn und Davide Formisano in Stuttgart, das sie mit Auszeichnung abschloss, nahm sie in der Meisterklasse von Michael Kofler am Mozarteum Salz-burg Unterricht. Sie war Stipendiatin des DAAD und Akademistin beim SWR Stuttgart und der Staatskapelle Dresden. Seit Dezember 2013 ist sie Solopiccolistin der Staatskapelle Dresden.

  • Arvo Pärt»TRISAGION« FÜR STREICHORCHESTER

    Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.Herr, sei mir Sünder gnädig!Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, um der Fürbitten Deiner allreinenMutter und aller Heiligen willen, erbarme Dich unser!

    Ehre sei Dir, unser Gott, Ehre sei Dir!

    Himmlischer König, Du Tröster, Du Geist der Wahrheit, der Du überall bist und alles erfüllst, Hort der Güter und Spenderdes Lebens, komm und nimm Wohnung in uns und reinige uns vonallem Makel und rette, Gütiger, unsere Seelen.

    Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher,erbarme Dich unser! (dreimal)

    Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste,jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

    Hochheilige Dreifaltigkeit, erbarme Dich unser!Herr, reinige uns von unseren Sünden!Gebieter, vergibt unsere Übertretungen!Heiliger, siehe unsere Schwächen an und heile sieum Deines Namens willen.

    Herr, erbarme Dich! (dreimal)

    Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste,jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

    Vater unser, der Du bist in den Himmeln, geheiligt werdeDein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehewie im Himmel also auch auf Erden. Unser tägliches Brotgib uns heute und vergib uns unsere Schuld wie auch wirvergeben unseren Schuldigern, und führe uns nicht inVersuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeitdes Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

    Arvo Pärt hat die Gebete seiner Partitur eingeschrieben,sie werden instrumental wiedergegeben.