3 2 geniessen verkehrte dessertwelt...tarte tatin anrichtet, gibt er ihr mit caramelisierten...

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KOCHSCHULE Halloweenzeit ist Kürbiszeit. Rolf Fuchs vom Restaurant Panorama in Stef- fisburg ist unserem Wunsch nach einem Kürbisdessert nachgekommen. Das Ergebnis: Eine Tarte tatin de luxe. Der grosse Moment nach weni- ger als einer Stunde: Rolf Fuchs vom Restaurant Panorama in Steffisburg stürzt mithilfe seines Commis Philipp Maurer den Ku- chen auf ein Gitterblech, hebt die Pfanne und zum Vorschein kommt die fertige Tarte tatin de luxe. Und so viel sei schon einmal verraten – sie schmeckt köstlich. Kein Wunder: Fuchs hat sich vor einem Monat beim Finale «Der Goldene Koch von Kadi 2012» durchgesetzt und somit die be- gehrteste Auszeichnung der Schweizer Gastronomie gewon- nen. Sein Commis wurde eben- falls als bester seiner Zunft aus- gezeichnet und gemeinsam heimste das Duo auch den Publi- kumspreis ein. Doch zurück zu unserem Dessert. Tarte tatin ist ein französischer Apfelkuchen, der kopfüber gebacken wird, oder wie es Fuchs nennt, «ein verkehr- ter Apfelkuchen in der Pfanne, einer der besten Kuchen über- haupt.» Passend zur Kürbis- saison und zu Halloween hat Fuchs sich erlaubt, das traditio- nelle Dessert etwas abzuändern. Spezielle Kocheigenschaft «Kürbis braucht Erfahrung beim Verarbeiten, man muss die Frucht mit anderen Komponen- ten vermischen, um den Ge- schmack hervorzuholen», sagt Rolf Fuchs, bevor er in der Küche des Restaurants Panorama in Steffisburg ans Werk geht. Auf einem Teller hat er drei her- kömmliche Kürbissorten ausge- stellt: Muskat-, Hokkaido- und Butternusskürbis. Für die Tarte tatin verwendet er den Muskat- kürbis, «weil dieser mehr Fleisch hat als die anderen beiden und weil er farblich sehr schön ist». Rolf Fuchs schneidet den Kürbis in feine Tranchen – und blanchiert diese in einem Zu- ckerwasserbad. «Der Kürbis hat eine spezielle Kocheigenschaft: Lässt man ihn auch nur eine hal- be Minute zu lang im Wasserbad, kann er bereits verkocht sein.» Als Richtzeit nennt uns Fuchs 2 bis 3 Minuten – auch wiederholt er, dass Kürbisse kaum über einen Eigengeschmack verfügen. Zur Abhilfe vermischt Fuchs die blanchierten Tranchen mit ge- raffelten Orangenschalen und Amaretto. «Wenn die Kürbisse noch warm sind, zieht dieser sehr gut ein», weiss Fuchs, der das Dessert ohne Amaretto als «lang- weilig» bezeichnet. Nur mit Kürbissen will der Spitzenkoch dann die Tarte tatin aber doch nicht zubereiten. «Weil die Kürbisse keine Säure haben», erklärt er – und schneidet bereits einen Apfel, ebenfalls in kleine Tranchen. «Ein saurer Apfel eig- net sich, etwa ein Gravensteiner, ein Boskop oder aber auch ein Granny Smith.» Erst unten, dann oben Der nächste Schritt heisst Cara- melisieren: Zucker wird in einer Pfanne kurz erhitzt und dann – ebenfalls noch über der Herd- platte mit Butter vermischt. «Nach Möglichkeit setzt man da- zu eine Teflonpfanne auf, die eig- net sich am besten.» Während- dessen heizt Fuchs bereits den Backofen vor, bei einer Unter- hitze von 160 und einer Ober- hitze von 200 Grad, «bei einem Umluftbackofen empfehle ich ungefähr 170 Grad.» Während der Backofen die gewünschte Temperatur erreicht, belegt Fuchs die Pfanne. Auf den cara- melisierten Zucker legt er, fä- cherartig in einem Kreis, etwa zwei Schichten Kürbisse, gefolgt von einer Schicht Äpfel. «Man sollte sich dabei Mühe geben, denn was jetzt noch zuunterst ist, wird am Ende zuoberst sein.» Das sei das Lustige an diesem Des- sert, «das Resultat sieht man erst am Ende.» Rolf Fuchs öffnet den Kühl- schrank, nimmt den vorbereite- ten, ausgestochenen Blätterteig hervor. «Dieser sollte ziemlich genau den Durchmesser der Pfanne aufweisen, den Durch- messer am oberen Rand der Pfanne.» Der Grund: Beim Ba- cken wird der Teig noch um etwa 10 bis 15 Prozent schrumpfen. Bevor Rolf Fuchs mit dem Teig die Apfel- und die Kürbisstücke zudeckt, sticht er den Teig mehr- mals mit der Gabel – und verrät uns dabei noch einen heissen Tipp: «Mit einem Butterblätter- teig, den man beim Beck bestel- len kann, ist die Tarte tatin noch um eine Klasse besser.» Und: «Das Gericht ist dann zwar mas- tiger, hat mehr Kalorien, aber das Endergebnis ist unübertreffbar.» Jetzt noch etwas Zucker über den Teig und ab damit in den vor- geheizten Ofen – keine 20 Minu- ten nachdem Rolf Fuchs die Küche betreten hat. Er empfiehlt, die Pfanne auf den untersten Rost zu stellen, «da die Früchte und vor allem der caramelisierte Zucker unten sind.» Verkehrte Dessertwelt Während die Tarte tatin im Backofen ist, gibt der Koch noch einige Tipps. «Ich würde das Des- sert nicht zum ersten Mal aus- probieren, wenn Besuch erwartet wird, kann doch bei der Premiere durchaus etwas schiefgehen.» Nebst dem Blanchieren nennt Fuchs die Backzeit als grösste Hürde. «Je nach Backofen ist die- se unterschiedlich.» Die Richt- zeit: Weitere 20 Minuten. «Wenn der Teig goldgelb wird, sollte die Tarte tatin genussbereit sein.» Bitte schnell essen Raus aus dem Backofen kommt die Pfanne noch einmal auf den Herd, «ein paar Sekunden, bis sich der Boden löst.» Dann der grosse Moment, das Stürzen des Kuchens auf einen Gitterrost, «damit er gut austrocknen kann» – und fertig ist das Dessert, zu- mindest fast. Bevor Fuchs die Tarte tatin anrichtet, gibt er ihr mit caramelisierten Kürbisker- nen, geraffelter Limettenschale, Kokosnuss und einigen Tropfen Kürbiskernöl den letzten Schliff, ehe er sie mit Vanilleeis serviert. Die Tarte tatin de luxe hat Rolf Fuchs am Vorabend unseres Be- suchs zum ersten Mal auspro- biert – und ist begeistert. «Ich könnte es problemlos auf die Me- nükarte nehmen.» Lauwarm sei das Dessert am besten zu genies- sen, verrät uns Fuchs, und: «Man sollte es möglichst noch am glei- chen Tag verspeisen.» Darin sieht Fuchs jedoch kein Problem. «Es ist so gut, dass es nicht lange halt- bar sein muss.» Raphael Hadorn Der grosse Moment: Rolf Fuchs (links) und sein Commis Philipp Maurer vom Restaurant Panorama in Steffisburg präsentieren die Tarte tatin de luxe. Bilder Beat Mathys KÜRBIS TARTE TATIN DE LUXE Zutaten: 250 g Muskatkürbis (geschält), 1 Apfel (z. B. Gravensteiner, ge- schält), 1 Orange, 2 cl Amaretto, 50 g Zucker, 25 g Butter, Blätter- teig (ausgewallt und rund ausge- stochen, ca. 20 cm Durchmesser) Zubereitung: Kürbis in ca. 5 mm dicke, nicht zu grosse Tranchen schneiden. Kür- bis in leicht gezuckertem Wasser kurz blanchieren, anschliessend mit Amaretto und wenig geraf- felter Orangenschale marinieren. Apfel vom Kerngehäuse befreien und ebenfalls in dünne Tranchen schneiden. In einer Antihaft- pfanne Zucker hell caramelisie- ren, die Butter einrühren und die Pfanne vom Feuer nehmen. Die Kürbistranchen fächerartig im Kreis in die Pfanne legen, eben- falls die Apfeltranchen darauf verteilen. Den Blätterteig mit REZEPT Tarte Tatin de luxe: En Guete! einer Gabel mehrmals stechen und damit die Apfel- und die Kürbisstücke zudecken. Mit we- nig Zucker bestreuen und im Ofen bei 160 Grad Unter- und 200 Grad Oberhitze auf dem un- tersten Rost 20 Minuten backen. Danach die Tarte vorsichtig auf ein Kuchengitter stürzen, kurz auskühlen lassen. Mit carameli- sierten Kürbiskernen, geraffelter Limettenschale und frischer Ko- kosnuss veredeln. Einige Tropfen Kürbiskernöl darüber träufeln. Die Tarte mit Vanilleeis servieren. Zum Caramelisieren eignet sich am besten eine Teflonpfanne. Apfelschnitze geben dem Dessert die nötige Säure. Der Teig sollte den Durchmesser der Pfanne aufweisen. Etwas fürs Auge: Kokossplitter verschönern den Leckerbissen. Kurz über das Feuer, bis sich der Boden von der Pfanne löst. SERIE TRICKS VON SPITZENKÖCHEN So kochen Profis: In der Serie «Kochschule» verraten Mitglie- der der Jeunes Restaurateurs d’Europe (JRE) jeden ersten Freitag im Monat Tricks aus ihrer Küche. Bei den JRE handelt es sich um Spitzenköche, die alle unter 45 Jahre alt sind. In der heutigen Ausgabe lässt sich Rolf Fuchs vom Restaurant Panorama, Hartlisberg, in Steffis- burg (16 «Gault Millau»-Punkte) über die Schulter schauen. Der 34-Jährige hat uns ein köstliches Dessert – eine Tarte tatin de luxe – hingezaubert. Der Jahreszeit wegen hat er die französische Spezialität mit Kürbissen zubereitet. Einfach und gut erklärt: Rezept und Anleitung von dieser «Kochschule» sowie von bereits erschienenen online unter kochschule.bernerzeitung.ch FERNSEHKÖCHE Tausendsassa Lanz kocht auch Markus Lanz (Hrsg.), Lanz kocht! Ob dieser Mann je schläft? Seit 2008 entlockt Markus Lanz (nebst seinen diversen Modera- tionsjobs) jeden Freitag in «Lanz kocht!» den beliebtesten Fern- sehköchen Rezepte. Gute Rezep- te, danach sieht es jedenfalls am Bildschirm aus. Der Fernseh- mann selber rührt nur selten den Kochlöffel, könnte aber locker Menüs hinzaubern, wenn er denn wollte. Das verrät er im zu lang geratenen Vorwort dieses boden- ständigen Kochbuchs. Wir glauben es dem Südtiroler, der morgen seine zweite «Wetten, dass . . . ?»-Sendung moderiert, einfach. Die Rezepte von 16 Kö- chen, etwa von Alfons Schuh- beck, Andreas C. «Studi» Studer, Ralf Zacherl oder Lea Linster, sind einfach und gut. (Zabert Sandmann, circa 30 Franken) FERNSEHKOCH Tim Mälzer macht auf Grün Tim Mälzer, Greenbox Die neue Lust am Gemüse: Auch der deutsche Küchenpopstar ent- deckt sie, obwohl er «ein gutes Stück Fleisch zu schätzen weiss». Ja, ja, Tim Mälzer. Auch ihm glau- ben wir jetzt einfach mal, dass er in seiner Freizeit mit grosser Lust Grünes auf den Tisch bringt und für die «Greenbox»-Rezepte mit seinem Team Berge von Ge- müse und Früchten eingekauft und «einfach losgelegt» hat. Das Buch: Sehr schön (mit vielen Bil- dern, wild illustriert) und irgend- wie sehr cool. Denn Mälzer hat tolle Ideen. Zum Beispiel, wenn er «Bröselvariationen» vorstellt, auf gut schweizerisch: Brösmeli in vielen Geschmacksvarianten. Ein Buch, das tatsächlich auch eingefleischte Fleischesser be- geistern könnte. (Mosaik, circa 30 Franken) WISSENSCHAFTER UND KOCH Caviezel zeigt, was zusammenpasst Rolf Caviezel, Thomas A. Vilgis, Foodpairing Ein ganz normales Kochbuch von Molekularkoch Rolf Cavie- zel? Natürlich nicht. «Food- pairing» (das Komponieren von Speisen) ist mit dem deutschen Wissenschafter Thomas A.Vilis entstanden und ist in 10 Kapitel aufgegliedert. Apfel, Erdbeere, Gurke, Käse und anderes werden in Wort und Diagramm – Duft, Geschmack, Textur – charakte- risiert. Rezepte gibts auch eine Menge. Das ist schräg. Aber mal was anderes. (Fona, circa 65 Franken) nk Kochbücher Geniessen Freitag 2. November 2012 32 32

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Page 1: 3 2 Geniessen Verkehrte Dessertwelt...Tarte tatin anrichtet, gibt er ihr mit caramelisierten Kürbisker-nen, geraffelter Limettenschale, Kokosnuss und einigen Tropfen Kürbiskernöl

KOCHSCHULE Halloweenzeitist Kürbiszeit. Rolf Fuchs vomRestaurant Panorama in Stef-fisburg ist unserem Wunschnach einem Kürbisdessertnachgekommen. Das Ergebnis:Eine Tarte tatin de luxe.

Der grosse Moment nach weni-ger als einer Stunde: Rolf Fuchsvom Restaurant Panorama inSteffisburg stürzt mithilfe seinesCommis Philipp Maurer den Ku-chen auf ein Gitterblech, hebt diePfanne – und zum Vorscheinkommt die fertige Tarte tatin deluxe. Und so viel sei schon einmalverraten – sie schmeckt köstlich.Kein Wunder: Fuchs hat sich voreinem Monat beim Finale «DerGoldene Koch von Kadi 2012»durchgesetzt und somit die be-gehrteste Auszeichnung derSchweizer Gastronomie gewon-nen. Sein Commis wurde eben-falls als bester seiner Zunft aus-gezeichnet und gemeinsamheimste das Duo auch den Publi-kumspreis ein. Doch zurück zuunserem Dessert. Tarte tatin istein französischer Apfelkuchen,der kopfüber gebacken wird, oderwie es Fuchs nennt, «ein verkehr-ter Apfelkuchen in der Pfanne,einer der besten Kuchen über-haupt.» Passend zur Kürbis-saison und zu Halloween hatFuchs sich erlaubt, das traditio-nelle Dessert etwas abzuändern.

Spezielle Kocheigenschaft«Kürbis braucht Erfahrung beimVerarbeiten, man muss dieFrucht mit anderen Komponen-ten vermischen, um den Ge-schmack hervorzuholen», sagtRolf Fuchs, bevor er in der Küchedes Restaurants Panorama inSteffisburg ans Werk geht. Aufeinem Teller hat er drei her-kömmliche Kürbissorten ausge-stellt: Muskat-, Hokkaido- undButternusskürbis. Für die Tartetatin verwendet er den Muskat-kürbis, «weil dieser mehr Fleischhat als die anderen beiden undweil er farblich sehr schön ist».

Rolf Fuchs schneidet denKürbis in feine Tranchen – undblanchiert diese in einem Zu-ckerwasserbad. «Der Kürbis hateine spezielle Kocheigenschaft:Lässt man ihn auch nur eine hal-be Minute zu lang im Wasserbad,kann er bereits verkocht sein.»Als Richtzeit nennt uns Fuchs 2bis 3 Minuten – auch wiederholter, dass Kürbisse kaum übereinen Eigengeschmack verfügen.Zur Abhilfe vermischt Fuchs dieblanchierten Tranchen mit ge-raffelten Orangenschalen undAmaretto. «Wenn die Kürbissenoch warm sind, zieht dieser sehrgut ein», weiss Fuchs, der dasDessert ohne Amaretto als «lang-weilig» bezeichnet.

Nur mit Kürbissen will derSpitzenkoch dann die Tarte tatinaber doch nicht zubereiten. «Weildie Kürbisse keine Säure haben»,erklärt er – und schneidet bereitseinen Apfel, ebenfalls in kleineTranchen. «Ein saurer Apfel eig-net sich, etwa ein Gravensteiner,ein Boskop oder aber auch einGranny Smith.»

Erst unten, dann obenDer nächste Schritt heisst Cara-melisieren: Zucker wird in einerPfanne kurz erhitzt und dann –ebenfalls noch über der Herd-platte – mit Butter vermischt.«Nach Möglichkeit setzt man da-zu eine Teflonpfanne auf, die eig-net sich am besten.» Während-dessen heizt Fuchs bereits denBackofen vor, bei einer Unter-hitze von 160 und einer Ober-hitze von 200 Grad, «bei einemUmluftbackofen empfehle ichungefähr 170 Grad.» Währendder Backofen die gewünschteTemperatur erreicht, belegt

Fuchs die Pfanne. Auf den cara-melisierten Zucker legt er, fä-cherartig in einem Kreis, etwazwei Schichten Kürbisse, gefolgtvon einer Schicht Äpfel. «Mansollte sich dabei Mühe geben,denn was jetzt noch zuunterst ist,wird am Ende zuoberst sein.» Dassei das Lustige an diesem Des-sert, «das Resultat sieht man erstam Ende.»

Rolf Fuchs öffnet den Kühl-schrank, nimmt den vorbereite-ten, ausgestochenen Blätterteig

hervor. «Dieser sollte ziemlichgenau den Durchmesser derPfanne aufweisen, den Durch-messer am oberen Rand derPfanne.» Der Grund: Beim Ba-cken wird der Teig noch um etwa10 bis 15 Prozent schrumpfen.Bevor Rolf Fuchs mit dem Teigdie Apfel- und die Kürbisstückezudeckt, sticht er den Teig mehr-mals mit der Gabel – und verrätuns dabei noch einen heissenTipp: «Mit einem Butterblätter-teig, den man beim Beck bestel-

len kann, ist die Tarte tatin nochum eine Klasse besser.» Und:«Das Gericht ist dann zwar mas-tiger, hat mehr Kalorien, aber dasEndergebnis ist unübertreffbar.»

Jetzt noch etwas Zucker überden Teig und ab damit in den vor-geheizten Ofen – keine 20 Minu-ten nachdem Rolf Fuchs dieKüche betreten hat. Er empfiehlt,die Pfanne auf den unterstenRost zu stellen, «da die Früchteund vor allem der caramelisierteZucker unten sind.»

Verkehrte Dessertwelt

Während die Tarte tatin imBackofen ist, gibt der Koch nocheinige Tipps. «Ich würde das Des-sert nicht zum ersten Mal aus-probieren, wenn Besuch erwartetwird, kann doch bei der Premieredurchaus etwas schiefgehen.»Nebst dem Blanchieren nenntFuchs die Backzeit als grössteHürde. «Je nach Backofen ist die-se unterschiedlich.» Die Richt-zeit: Weitere 20 Minuten. «Wennder Teig goldgelb wird, sollte dieTarte tatin genussbereit sein.»

Bitte schnell essenRaus aus dem Backofen kommtdie Pfanne noch einmal auf denHerd, «ein paar Sekunden, bissich der Boden löst.» Dann dergrosse Moment, das Stürzen desKuchens auf einen Gitterrost,«damit er gut austrocknen kann»– und fertig ist das Dessert, zu-mindest fast. Bevor Fuchs dieTarte tatin anrichtet, gibt er ihrmit caramelisierten Kürbisker-nen, geraffelter Limettenschale,Kokosnuss und einigen TropfenKürbiskernöl den letzten Schliff,ehe er sie mit Vanilleeis serviert.

Die Tarte tatin de luxe hat RolfFuchs am Vorabend unseres Be-suchs zum ersten Mal auspro-biert – und ist begeistert. «Ichkönnte es problemlos auf die Me-nükarte nehmen.» Lauwarm seidas Dessert am besten zu genies-sen, verrät uns Fuchs, und: «Mansollte es möglichst noch am glei-chen Tag verspeisen.» Darin siehtFuchs jedoch kein Problem. «Esist so gut, dass es nicht lange halt-bar sein muss.» Raphael Hadorn

Der grosse Moment: Rolf Fuchs (links) und sein Commis Philipp Maurer vom Restaurant Panorama in Steffisburgpräsentieren die Tarte tatin de luxe. Bilder Beat Mathys

KÜRBIS TARTE TATINDE LUXEZutaten:250 g Muskatkürbis (geschält),1 Apfel (z.B. Gravensteiner, ge-schält), 1 Orange, 2 cl Amaretto,50 g Zucker, 25 g Butter, Blätter-teig (ausgewallt und rund ausge-stochen, ca. 20 cm Durchmesser)Zubereitung:Kürbis in ca. 5 mm dicke, nicht zugrosse Tranchen schneiden. Kür-bis in leicht gezuckertem Wasserkurz blanchieren, anschliessendmit Amaretto und wenig geraf-felter Orangenschale marinieren.Apfel vom Kerngehäuse befreienund ebenfalls in dünne Tranchenschneiden. In einer Antihaft-pfanne Zucker hell caramelisie-ren, die Butter einrühren und diePfanne vom Feuer nehmen. DieKürbistranchen fächerartig imKreis in die Pfanne legen, eben-falls die Apfeltranchen daraufverteilen. Den Blätterteig mit

REZEPT

Tarte Tatin de luxe: En Guete!

einer Gabel mehrmals stechenund damit die Apfel- und dieKürbisstücke zudecken. Mit we-nig Zucker bestreuen und imOfen bei 160 Grad Unter- und200 Grad Oberhitze auf dem un-tersten Rost 20 Minuten backen.Danach die Tarte vorsichtig aufein Kuchengitter stürzen, kurzauskühlen lassen. Mit carameli-sierten Kürbiskernen, geraffelterLimettenschale und frischer Ko-kosnuss veredeln. Einige TropfenKürbiskernöl darüber träufeln.Die Tarte mit Vanilleeis servieren.

Zum Caramelisieren eignet sich ambesten eine Teflonpfanne.

Apfelschnitze geben dem Dessertdie nötige Säure.

Der Teig sollte den Durchmesserder Pfanne aufweisen.

Etwas fürs Auge: Kokossplitterverschönern den Leckerbissen.

Kurz über das Feuer, bis sich derBoden von der Pfanne löst.

SERIE

TRICKS VON SPITZENKÖCHENSo kochen Profis: In der Serie«Kochschule» verraten Mitglie-der der Jeunes Restaurateursd’Europe (JRE) jeden erstenFreitag im Monat Tricks aus ihrerKüche. Bei den JRE handelt essich um Spitzenköche, die alleunter 45 Jahre alt sind.

In der heutigen Ausgabe lässtsich Rolf Fuchs vom RestaurantPanorama, Hartlisberg, in Steffis-burg (16 «Gault Millau»-Punkte)über die Schulter schauen.

Der 34-Jährige hat uns einköstliches Dessert – eine Tartetatin de luxe – hingezaubert.Der Jahreszeit wegen hat er diefranzösische Spezialität mitKürbissen zubereitet.

Einfach und gut erklärt:Rezept und Anleitung von

dieser «Kochschule» sowie vonbereits erschienenen online unterkochschule.bernerzeitung.ch

FERNSEHKÖCHE

Tausendsassa Lanzkocht auch

Markus Lanz (Hrsg.), Lanz kocht!Ob dieser Mann je schläft? Seit2008 entlockt Markus Lanz(nebst seinen diversen Modera-tionsjobs) jeden Freitag in «Lanzkocht!» den beliebtesten Fern-sehköchen Rezepte. Gute Rezep-te, danach sieht es jedenfalls amBildschirm aus. Der Fernseh-mann selber rührt nur selten denKochlöffel, könnte aber lockerMenüs hinzaubern, wenn er dennwollte. Das verrät er im zu langgeratenen Vorwort dieses boden-ständigen Kochbuchs. Wirglauben es dem Südtiroler, dermorgen seine zweite «Wetten,dass . . . ?»-Sendung moderiert,einfach. Die Rezepte von 16 Kö-chen, etwa von Alfons Schuh-beck, Andreas C. «Studi» Studer,Ralf Zacherl oder Lea Linster,sind einfach und gut. (ZabertSandmann, circa 30 Franken)

FERNSEHKOCH

Tim Mälzer machtauf Grün

Tim Mälzer, GreenboxDie neue Lust am Gemüse: Auchder deutsche Küchenpopstar ent-deckt sie, obwohl er «ein gutesStück Fleisch zu schätzen weiss».Ja, ja, Tim Mälzer. Auch ihm glau-ben wir jetzt einfach mal, dasser in seiner Freizeit mit grosserLust Grünes auf den Tisch bringtund für die «Greenbox»-Rezeptemit seinem Team Berge von Ge-müse und Früchten eingekauftund «einfach losgelegt» hat. DasBuch: Sehr schön (mit vielen Bil-dern, wild illustriert) und irgend-wie sehr cool. Denn Mälzer hattolle Ideen. Zum Beispiel, wenner «Bröselvariationen» vorstellt,auf gut schweizerisch: Brösmeliin vielen Geschmacksvarianten.Ein Buch, das tatsächlich aucheingefleischte Fleischesser be-geistern könnte. (Mosaik, circa30 Franken)

WISSENSCHAFTER UND KOCH

Caviezel zeigt, waszusammenpasst

Rolf Caviezel, Thomas A. Vilgis,FoodpairingEin ganz normales Kochbuchvon Molekularkoch Rolf Cavie-zel? Natürlich nicht. «Food-pairing» (das Komponieren vonSpeisen) ist mit dem deutschenWissenschafter Thomas A.Vilisentstanden und ist in 10 Kapitelaufgegliedert. Apfel, Erdbeere,Gurke, Käse und anderes werdenin Wort und Diagramm – Duft,Geschmack, Textur – charakte-risiert. Rezepte gibts auch eineMenge. Das ist schräg. Aber malwas anderes. (Fona, circa 65Franken) nk

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