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DEZ.16/JAN.17 2016

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Page 1: 2016€¦ · lische Antwort auf Frank Sinatra unter Vertrag. Während Jahren suchte er nach einer talentierten Rock’n’Roll Band, und obwohl er vom Demotape der Beatles nicht überzeugt

DEZ.16/JAN.17

2016

Page 2: 2016€¦ · lische Antwort auf Frank Sinatra unter Vertrag. Während Jahren suchte er nach einer talentierten Rock’n’Roll Band, und obwohl er vom Demotape der Beatles nicht überzeugt

EINSCHLAUFENIrgendwann kommt die Nachricht. Als Breaking News über den digitalen Ticker, als zehnspalti-ge Meldung im Feuilleton einer Tageszeitung, in der «Tagesschau» am Fernsehen, eingerückt in die Biographiezeile bei Wikipedia. Die Nach-richt vom Dahinscheiden eines Menschen, der geographisch und von seinem Status her zumeist eine Figur aus der Ferne blieb, dem man sich allerdings qua Sozialisation, Wesensverwandt-schaft und Bewunderung verbunden fühlte. Und der einfach immer schon – für einen – da war. Die Flut der traurigen Nachrichten begann be-reits im frühen Januar mit dem still orchestrierten Abtritt von David Bowie, der sein Vermächtnis mit «Blackstar» nachhallen liess. Der weltraum-fahrende Dandy mit der mehrfach gebrochenen Künstlerbiographie – für immer versunken im Treibsand, den er einst besang. Weitere Grössen folgten ihm. Der ebenso vielseitige Mann aus Minneapolis, der sich manchmal Symbol, meis-tens aber Prince nannte. Der als unzerstörbar geltende Merle Haggard. Und schliesslich der bis zur Selbstauslöschung grüblerische Leonard Co-hen, dem wir vor zwölf Jahren mit einer ganzen Ausgabe zum 70. Geburtstag gratuliert haben. Seine Zeilen werden bleiben und uns begleiten, in den folgenden Tagen vor allem jene, mit denen er seinen von trotzender Trauer durchwirkten Song «Famous Blue Raincoat» eröffnete: «It’s four in the morning / the end of december / I’m writing you now / just to see if you’re better.»

Impressum Nº 10.16DER MUSIKZEITUNG LOOP 19. JAHRGANG

P.S./LOOP VerlagLangstrasse 64, 8004 ZürichTel. 044 240 44 25, Fax. …27www.loopzeitung.ch

Verlag, Layout: Thierry [email protected]

Administration, Inserate: Manfred Mü[email protected]

Redaktion: Philippe Amrein (amp), Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe

Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden, Yves Baer, Thomas Bohnet (tb), Jean-Martin Büttner, Marcel Elsener, Roman Elsener, Chrigel Fisch, Christian Gasser (cg), Michael Gasser (mig), Ane Hebeisen, Hanspeter Künzler, Tony Lauber (tl), Susanne Loacker, Sam Mumenthaler, Philipp Niederberger, Miriam Suter

Druck: Tagblatt Print, St. Gallen

Das nächste LOOP erscheint am 27.01.2017

Titelbild: David Bowie

Ich will ein Abo: (Adresse)10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz).LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected]

Betrifft: Aus jeder Sache raus – ein Jahr auf Halbmast

Manchmal kommt die Nachricht auch per SMS und reisst einen aus allem heraus. Ein paar we-nige Worte nur, ratlos und benommen in die kleine Tastatur getippt von Freunden, die einem mitteilen, dass man einen gemeinsamen Freund verloren hat: «Badoux ist gestorben.» Das war Ende Oktober. Der Schock klingt allmählich ab, doch die Trauer bleibt. Und die grosse Leere, die man mit den schönen Erinnerungen auffüllt, die sich über die Jahre angesammelt haben. Christo-phe Badoux – unter diesem Namen kannte man ihn als Comiczeichner und Illustrator. Wir nann-ten ihn Ob-la-di Badoux. Damals, als wir nach den Proben unserer Band Hasselhoff jeweils bei Bier und Blödeleien ganz kleine Welten aus den Angeln hoben. Oder in ausfransenden Diskus-sionen die seiner Meinung nach unbegründete Genialität Serge Gainsbourgs zu ergründen ver-suchten. Diese Mischung aus Nonchalance, Erstaunen und Empörung, mit der Ob-la-di durch sein Leben ging, vermissen wir alle, die ihn gekannt haben. Aber drüben, an diesem «anderen Ort», wird er nun zeichnen und trinken und träumen. Mit Bowie, Haggard, Prince und Cohen, mit Muhammad Ali und Johan Cruyff. Und allen, die dort früher schon eingecheckt haben. Wir sehen uns wieder. Genau dort. Spätestens irgendwann. Bei Blödeleien. Und Bier.

Barclay James Amrein

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IM HINTERGRUND

Sir George Martin war mehr als nur der Produzent der Beatles, er prägte massgebend die Studiotechnik und gründete die unabhängige Produzenten-Vereinigung AIR.Einige der wichtigsten Alben der 80er-Jahre entstanden in George Martins AIR-Studio auf der Karibikinsel Montser-rat, darunter «Brothers In Arms» von den Dire Straits oder «Synchronicity» von The Police. Aber auch Phil Collins, Black Sabbath, Elton John, die Rolling Stones und Micha-el Jackson fanden den Weg in die Karibik. Der Hurrikan Hugo zerstörte das Studio am 17. September 1989.

VOM PIANISTEN ZUM PRODUZENTEN

Geboren wurde George Henry Martin am 3. Januar 1926 in der Nähe von London. Als Achtjähriger nahm er die ersten Klavierstunden. Von 1943 bis 1947 diente er als Flugzeug-beobachter im Fleet Air Arm der Royal Navy. Danach im-matrikulierte er sich in der Guildhall School Of Music And Drama, wo er Klavier und Oboe studierte. Seine musikali-schen Vorlieben waren Sergei Rachmaninow, Maurice Ra-vel und Cole Porter. Nach seinem Abschluss 1950 arbeitete Martin in der Klassikabteilung der BBC, ehe er zu EMI Re-cords als Assistent des Parlophone-Direktors Oscar Preuss wechselte. 1955 übernahm Martin von Preuss Parlophone.Zunächst produzierte er Comedyaufnahmen von Peter Sel-lers, aber auch Aufnahmen von klassischen Orchestern. In den späten 50er-Jahren erweiterte er den Katalog um engli-sche Volksmusik. 1959 nahm er mit Matt Monroe die eng-lische Antwort auf Frank Sinatra unter Vertrag. Während Jahren suchte er nach einer talentierten Rock’n’Roll Band, und obwohl er vom Demotape der Beatles nicht überzeugt war, lud er sie 1962 zum Vorspielen ein, weil ihm die Stim-men von John Lennon und Paul McCartney gefielen.Martin gab den Beatles den üblichen Vertrag von einem Penny pro verkaufter Platte. 1963, nach dem Erfolg von «From Me to You», änderte er den Vertrag auf zwei Pen-nys, worauf er bei EMI als Verräter behandelt wurde. Der Frust darüber und die Tatsache, dass er nicht für seine ef-fektive Arbeit als Arrangeur und teilweise auch Mitmusi-ker entlohnt wurde, liessen ihn 1965 bei EMI kündigen, danach gründete er mit geliehenen 5000 Pfund die Produk-tionsgesellschaft Associated Independent Recording AIR. Fortan konnte Martin seine Dienste anderen Künstlern anbieten. 1970 eröffnete George Martin das AIR-Studio in London, 1977 verliebte er sich in die Insel Montserrat und eröffnete dort 1979 das Studio. 1996 begründete er zusammen mit Paul McCartney das Liverpool Institute For Performing Arts.Seit den frühen 60er-Jahren komponierte und arrangierte George Martin Filmmusik, neben der Musik zu den Bea-tlesfilmen produzierte er die Bond-Songs «Goldfinger» und «From Russia With Love» und schrieb die Filmmusik zu «Live and Let Die», die auf Paul McCartneys gleichnami-gem Song basiert. In den 70er- und 80er-Jahren produzier-te er u.a. Jeff Beck, die Kings Singers, Ultravox und UFO. George Martin produzierte offiziell 4836 Titel, es dürften wohl aber über 5000 sein. In England hatte er 30 Num-mer-1-Hits, in den USA 23. Der letzte von ihm produzierte Nummer-1-Hit war Elton Johns «Candle in the Wind ’97», der Schwanengesang auf die verstorbene Prinzessin Diana.

DER FÜNFTE BEATLE

Zusammen mit den Beatles entwickelte er neue Aufnah-meverfahren: 1963 führte er das Doubble-Tracking, die Verdoppelung einer Spur ein. Ab 1966 kamen rückwärts eingespielte Elemente hinzu, aber auch die Technik, zwei verschiedene Takes mit verschiedenen Geschwindigkeiten zu einem einzigen Song zu verschmelzen («Strawberry Fields Forever»), schreckte Martin nicht ab. Als Arrangeur prägte er massgeblich die Musik der Beatles. So kompo-nierte Martin etwa auch die Arrangements von «Yester-day», «Eleanor Rigby» und «All You Need Is Love».Nach der Trennung der Beatles blieb er mit Paul McCart-ney verbunden und produzierte neben «Live and Let Die» dessen Alben «Tug of War» (1982) und «Pipes of Peace» (1983), die grösstenteils in Montserrat entstanden. Mitte der 90er-Jahre war Martin verantwortlich für die «Beatles-Anthology» und produzierte zusammen mit seinem Sohn Gilles 2006 das Remix-Album «Love».1996 wurde er als Sir geadelt. 1998 zog er sich, sein Gehör verlierend, in den Ruhestand zurück. Sein Abschiedsalbum «In My Life», auf dem u.a. Phil Collins, Bobby McFerrin, Vanessa Mae, Sean Connery, Goldie Hawn und Jim Car-rey Beatles-Songs neu interpretieren, setzt einen heiteren Schlusspunkt.

Yves Baer

sir george martin

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SZENE

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AUS DER HÜFTEWie konnte das nur passieren: Prince, der Alleskönner unter den Musikern, ist Ende April in seinem Anwesen in Minnesota jäh verstorben. Er wurde nur 57 Jahre alt. Er war doch so lebendig gewesen. Heiss und cool, sagte man bewundernd. Also zu jenen Temperaturen fähig, die sich alle erträumen in einer Kultur, die beides feiert. Und die er als einer der wenigen in sich vereinte. Mit seiner Persona, seiner Musik, seiner tanzenden Eleganz. Mit der Unabhängigkeit, die seine Karriere von Anfang an bestim-mte. Mit seinen Auftritten, bei denen er die Hingabe be-sang, ohne je die Kontrolle abzugeben. Mit seiner Stimme, die zwischen Bariton und flehendem Falsett oszillierte. Mit seiner geschmeidig androgynen Männlichkeit, seinem Hu-mor, seinem erotischen Charisma. Mit seiner Virtuosität an der Gitarre, aber auch an Keyboards, Bass und Schlagzeug – auf seinem ersten Album spielte er über zwei Dutzend In-strumente. Mit seinem Talent als Arrangeur und Bandlead-er, der wusste, was er wollte und es von seinen Begleiter-innen und Begleitern mit diktatorischer Präsenz erwartete. Ein kleiner Mann, ein grosser Musiker. Er hat über 100 Millionen Platten verkauft.

WENN TAUBEN WEINEN

Es gibt diese biografisch anmutenden Zeilen von ihm, vor-getragen auf der Single «When Doves Cry» aus «Purple Rain», dem Album und Film, die ihn 1984 zum Superstar machten. Damals klang der Song als eleganter Hit aus al-len Radiostationen, im Rückblick vernimmt man vor allem die Trauer. «Wie kannst du mich stehen lassen in einer so kalten Welt? Vielleicht bin ich zu fordernd, zu dreist wie mein Vater. Vi-elleicht bist du wie meine Mutter, die nie zufrieden war. Warum nur schreien wir uns an? So klingt es, wenn Tauben weinen.» Auf Deutsch klingt das klebrig, geradezu kitsch-ig; aber wie er es im Original singt, von einer knappen, treibenden Instrumentierung begleitet, glaubt man ihm jedes Wort. Ausserdem nahm er das Stück ohne Basslinie auf – was für ein kühner Entscheid: eine Tanznummer ohne das Instrument, das den Unterleib steuert. Dabei kam alles bei ihm aus der Hüfte. Prince wurde am 7. Juli 1958 in Minneapolis geboren, sein Vater war Pianist, seine Mutter Sängerin. Mit sieben Jahren komponierte der Sohn den ersten Song, spielte in mehreren Bands. Schon sein zweites, nach ihm benanntes Album wuchtete sich auf Platz vier der schwarzen Billboard-Charts. Wie auf allen seiner über drei Dutzend Platten wahrte Prince die Kontrolle über Songs, Instrumentierung und Arrange-ments – eine Freiheit, die nur die wenigsten Musiker ver-langen und durchsetzen konnten. Auf den folgenden Platten

festigte er seinen Stil: bald federleichten, dann wieder rüttelnden Funk, den er mit Versatzstücken aus Pop, Jazz, Soul und hartem Rock verzierte. Mit jedem Album wurde er besser, schrieb betörende Songs wie «Little Red Corvette», «1999» oder

«When You Were Mine» und komponierte 1987 mit «Sign 0’ the Times» ein Doppelalbum, auf dem er alle seine Talente zur Geltung brachte. Weitere Platten folgten auf hohem Niveau, Tourneen auf der ganzen Welt, Kontroversen um seine Texte, die er ge-niesserisch ausreizte. Dann, plötzlich, kam die Karriere ins Stocken. Prince zerstritt sich mit Warner Brothers, der Firma, die ihn publiziert hatte. Er änderte zum Er-staunen aller seinen Namen zu «Love Symbol», schrieb «Slave» auf seine Wangen und machte sich auf, die Karriere ohne Plattengigan-ten weiterzutreiben.

DIE BELIEBIGKEIT SIEGT

Obwohl er unablässig neue Alben aufnahm, erreichte keines die Brillanz seiner früheren Werke. Und je mehr er von ihnen machte, desto weniger wurden sie beachtet. Dass er im Jahr 2000 seinen angestammten Namen zurücknahm, än-derte nichts an der Ein-schätzung, dass ein grosser

Künstler sich abhandenkam. Seine Platten verkamen, wie viele der Konzerte jener Zeit, zu einer hastigen Kollektion von Beliebigkeiten. Und keiner seiner Songs erreichte die kristalline, treibende Kraft seiner früheren Aufnahmen. Um zu verstehen, wen die Musikwelt verloren hat, genügt die Erinnerung an sein erstes und sein letztes Konzert, das er in der Schweiz gegeben hat. Das erste führte Prince 1987 im Zürcher Hallenstadion dreimal hintereinander auf, in-spiriert von «Sign O’ the Times». Die ganze Stadt sprach von diesen Konzerten, bei denen er sein Publikum mit einer Musik verzauberte, die seine Einflüsse zu einem multikul-turellen Stil mitreissend legierten. Es war kein Konzert, es war eine Feier. Prince zitierte das neue Album und ergänzte es mit seinen schönsten Songs aus «Purple Rain», «Parade» und «1999». Er spielte auf dem Höhepunkt seines Könnens. Anders seine drei letzten Konzerte am Jazzfestival von Montreux, das war vor knapp drei Jahren. Die ersten beiden, von einer geschwätzigen, 19-köpfigen Bigband begleitet, erwiesen sich als einzige Enttäuschung. Der Bandleader kam mit einer Zuhälterbrille auf die Bühne und verlor sich in virtuoser Langeweile. Er wirkte desori-entiert, seine Musik klang belanglos. Doch der dritte, von einem hart rockenden Frauentrio begleitete Auftritt geriet zum Triumph. Die Band begeisterte mit ihrem organischen Spiel, der Chef brillierte mit harten Nummern wie «Gui-tar», um sich dann hinters Keyboard zu setzen und im Balladentempo seine unerhörte Stimme vorzuführen. Man hörte Prince heraus in jedem Ton, hörte seinen Stil in je-dem Genre, von Soul zu Gospel, Rap und Pop. Er sang wie keiner sonst. Was man von diesem Auftritt am besten behalten hat, weil es alles sagte, ist seine laszive Ansage nach ein paar Tak-ten. Ob wir denn Rock’n’Roll mögen würden, fragte er. Die Menge raste. «I like Rock’n’Roll, too» sagte er dann: «Difference is, I like it funky.»

Jean-Martin Büttner

prince

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Sein Lebensantrieb war es, Menschen mit Musik glücklich zu machen. Im Café Mokka ist er dieser Mission 30 Jahre lang nachgegangen. Ende Oktober ist der lauteste Thuner Beat «Bädu» Anliker im Alter von 59 Jahren gestorben. «Wenn du manchmal nicht mehr über den Berg siehst, den Blues hast, dann musst du nur daran denken, wie viele Leute du hier in diesem Club schon glücklich gemacht hast. Und wie viele du künftig noch glücklich machen kannst.» Beat «Bädu» Anliker (2011)

Man hört das Klagen immer öfter: Der Musikwelt ermangle es je länger, desto mehr an Leidenschaft. Im beschaulichen Thun – genauer gesagt an der Allmendstrasse 14 – war die-se Leidenschaft noch zu Hause. In dem funkelnden, glit-zernden Reich namens Café Mokka. Hier war die Musik weit mehr als das beiläufige Unterhaltungsprogramm einer nach Zerstreuung und Alkoholika dürstenden Jugend. Und wenn sie dies an einem schlechten Abend dennoch zu wer-den drohte, dann war da dieser langhaarige, nachlässig ge-schminkte, aufwendig gewandete, resolute, raumgreifende Hausherr, der dieser Jugend – oder der Band, die ihre Sa-che nicht richtig ernst nahm – auch schon mal die Leviten las. Beat «Bädu» Anliker hiess der Mann, ohne den dieses Städtchen Thun nicht mehr dasselbe sein wird wie zuvor. Grauer irgendwie. Trauriger. Leiser. Er war genau das, was sein Kampfname versprach: MC Anliker – der Master of Ceremony. Er selber sprach von einer «lustvollen Diktatur», die er in seinem europaweit hochgeschätzten Club über die Jahre etablierte. Es gab Schnittblumen auf der Herrentoilette, Kunst und Tand an den Wänden, Science-Fiction-Figuren standen neben Kunst von MS Bastian, Spielzeug neben Schnörkel-Lampen, über-all blinkte etwas, und bekocht hat er die Bands, die bei ihm auftraten, mit aller Hingabe in Eigenregie. Den Braten legte er teilweise schon zwei Tage vorher in die Marinade ein, Sättigungsbeilagen gab es bei ihm nicht, jede Komponente war liebevoll zubereitet, jedes Menü eine kleine Kompo-sition. Die Musiker sollten sich bei ihm wohlfühlen, das würde sich auch positiv auf die Kunst auswirken, pflegte er gerne zu sagen.Und trotzdem: Wer im Mokka spielte, reiste mit einer ge-sunden Ehrfurcht in Thun an. Manche Konzertagenturen pflegten ihre Musiker im Vorfeld zu warnen, dass es im Mokka ein bisschen anders zu- und hergehe als in ande-ren Kulturstätten Europas. Regel Nummer eins: Man solle stets anständig bleiben, der Rest werde sich ergeben. Und dann solle man es einfach geniessen.

EIN MÄCHTIGER CHARISMATIKER

Anlikers Eifer für die Musik war ungezügelt – und zwar im Guten wie im Bösen. Ein schlechtes Konzert konnte ihn furchtbar erzürnen, wie ein gutes Konzert ihn zum glück-lichsten Menschen auf Erden zu machen vermochte. Das Ungefähre war seine Sache nicht. Routine wurde in seinem Reich nicht geduldet. Und wenn sie sich einzuschleichen drohte, dann wurde sie von Bädu Anliker mit grösstem Vergnügen sabotiert. Er galt als unberechenbar, öfters auch unbeherrscht, doch als Person ist er stets unfassbar geblie-

ben. Dass in diesem mäch-tigen, lauten Charismatiker ein hochsensibles Wesen steckte, blieb vielen verbor-gen. In den seltenen stillen Momenten offenbarte sich ein nachdenklicher, sanfter, zu kindlicher Begeisterung fähiger Mensch. Gerne holte dieser zu lautstarken kulturpessimistischen Ti-raden über die Unwägbar-keiten des Musik-Business aus – fünf Minuten später sass man mit ihm im Büro, wo er einem mit funkeln-den Augen seine neuesten musikalischen Entdeckun-gen vorspielte. Es war die-ser Entdeckergeist, der ihn jeden Tag antrieb und der dazu führte, dass die lust-volle Diktatur des Herrn Anliker im Mokka Thun dreissig Jahre andauern konnte. In tagelanger Recherchear-beit klopfte er die immer unübersichtlicher werdende Musikszene nach Trouvail-len ab. Eine Erkenntnis, die ihm während einer solchen anstrengenden Findungs-phase gekommen ist, hat er spornstreichs auf einen Aufkleber gedruckt, mit dem er in der Folge über Jahre seinen Club bewarb: «Musik ist scheisse», stand da drauf. Und die Lebens-aufgabe des Bädu Anliker bestand darin, aus diesem unwohl riechenden Haufen Musik die Schönheiten zu fischen. Darin war er gut. Weil er nicht in landläufiger Veranstalter-Logik dach-te, weil er Risiken einging, weil sein Musikhorizont sich über die ganze Welt erstreckte, weil er lieber eine gute als eine erfolg-reiche Band zu Gast hatte. Das Spektrum reichte von erlesener Weltmusik bis zur angriffigen Elektronika und vom deutschen Lie-dermachertum zum skan-dinavischen Indie-Rock. Die hippsten Bands waren ebenso bei ihm zu Gast wie die kauzigsten Hippies, der moderne Jazz ebenso wie die lokale Heavy-Metal-Band. Doch beliebig war sein Programm nie. Es war ein bisschen wie mit dem Interieur des Lokals: In

MASTER OF CEREMONYthe monsters (1989)

MC ANLIKERHerbergsvater der Dorfjugend

Da stand er nun, der Eisbär, der stets die Musiker und Musikerinnen auf der Mokka-Bühne beäugte, mitten im Altar der Stadtkirche, als die Thuner Bevölkerung und Freunde und Mokkabesuchende der unwahrscheinlichen Erscheinung Bädu Anliker noch einmal gedachten. Und all die Erinnerungen aus den Jugendjahren jagten durch mei-nen Kopf. Erinnerungen an die ersten elternlosen Konzer-te in den Endneunzigern, als Drum’n’Bass auf einmal live gespielt wurde (beispielsweise von Bands wie Felka oder Jojo Mayers Nerve). An den damals daseinsverändernden Auftritt von Nils Koppruch und seiner Band Fink, an ver-langweilte Sonntage, die durch Konzerte von Spassbands wie den Supersuckers eine legendäre Wende nahmen. An die von Bädu geliebte Blümchen-CD, gespielt in Endlos-schlaufe – lange bevor Eurodance unpeinlich wurde. An die immer noch beste Silvesternacht aller Zeiten, als ich und mein Bruder die Gamekonsole für einen kurzen Abstecher in die Stadt doch noch verliessen. Ein Abstecher, der dann bis zum Morgengrauen dauerte – und mit den Lovesongs von MC Anliker, der um Mitternacht eine Stuntman-Feu-erwerkshow zündete, und der besten Kartoffelsuppe mei-nes Lebens beschlossen wurde. Natürlich habe ich mich, wenn auch unscharf, erinnert an die ersten Räusche im schön beleuchteten Garten, die ich ohne das Mokka wohl in den unguten Ballermann-Par-tytempeln des benachbarten Selve-Areals durchlebt hätte. Und auch an die eher einsamen Nächte, in denen die Sehn-suchtspersonen allzu rasch abzottelten und zumindest der Zeitungsständer Trost anbot – auch dank dieser Musikzei-tung, die mir dort zum ersten Mal begegnet ist. Kurz, ich wäre ohne diesen Ort, den Bädu Anliker so liebevoll wie resolut erfunden und gepflegt hat, ein anderer geworden. Und dann, im Angesicht des Eisbärs, schossen mir die Trä-nen ins Gesicht, während Koppruch von Kirschen im Som-mer sang. Danke für all das.

Benedikt Sartorius

(1989)

Mic

hael

Hel

mle

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diesem Club wurde das Unvereinbare zu einer schillernden Einheit.

VOM REVOLUZZER ZUM MIT-THUNER

Natürlich war das Mokka Thun kein reiner Musikclub. Es gibt kaum einen Thuner zwischen 18 und 45, der nicht in Papa Anlikers Nacht-Kita sozialisiert wurde, kaum einer, der hier nicht seinen ersten Alkoholrausch erlebte oder an-derweitig herumexperimentierte. Gerne erzählte Anliker, wie auch die Söhne und Töchter jener konservativen Thuner Stadtpolitiker bei ihm verkehrten, die ihm und seinem Club den Garaus machen wollten. Es seien nicht die bravsten Be-sucher gewesen. Doch Namen nannte er nie. Auch wenn er sich gerne mit der Politik anlegte und sich leidenschaftlich einmischte, blieb er stets einigermassen anständig. Nur einmal, da ging er wohl ein bisschen zu weit. Ende der Siebzigerjahre ist das gewesen. Auf dem Rathausplatz zu Thun hielt Bundesrat Willi Ritschard eine Rede, die von Beat Anliker und seinen Kollegen empfindlich gestört wer-den sollte. Anliker wollte gegen die Atomkraft demonst-rieren und hatte sich zu diesem Zweck aus Papiermaché ein Mini-Kernkraftwerk gebaut, welches die Bande auf den Platz karrte, um es dort mit einem leicht überdimensionier-ten Sprengsatz in die Luft zu sprengen. Willi Ritschard er-griff die Flucht, Chaos überall. Die anwesenden Thuner sei-en ob dieser Aktion dermassen aufgebracht gewesen, dass die Polizei die Revoluzzer in Schutzhaft nahm, um sie vor Repressalien der Bevölkerung zu bewahren. Es war nicht das letzte Mal, dass sich Thun gegen Anli-ker auflehnte. Seinem Club sollte mehrmals der Geldhahn zugedreht werden, weil der «Chef» den Behörden «zu frech» wurde. Es wurden Subventionen aus disziplinari-schen Gründen gekürzt, und Bädu Anliker wurden Bus-sen aufgebrummt wegen «unflätiger, ausfälliger Handzei-chen» gegenüber Stadtpolizisten. 1997 wurde das Mokka sogar kurz geschlossen, weil eine ausgelassene Party den Nachbarn den Schlaf raubte. In den letzten Jahren sind die Scharmützel weitgehend ausgeblieben. Anliker wurde zum schrulligen, aber akzeptierten Mit-Thuner. Er selber beschrieb das Verhältnis einst so: «Die Leute haben bei mir im Mokka ihre wilden Jahre erlebt. Später, wenn sie schon längst SVP wählen und irgendeinen Big-American-Grill im Garten stehen haben, fährt eines Tages der Anliker auf dem Velo vorbei, und sie rufen ‹Heeey Anliker!›, während sie in irgendeiner doofen Hollywoodschaukel sitzen. Dann geht der Anliker hin und sagt Grüezi.» Solche Szenen werden sich in Thun nicht mehr abspielen. Der Mann mit der grossen Klappe und dem noch grös-seren Herzen ist nicht mehr. Das grosse Herz war schon länger lädiert. Am 25. Oktober hat es endgültig aufgehört zu schlagen. Seine Aufmüpfigkeit wird fehlen. Und seine Leidenschaft sowieso.

Ane Hebeisen mc anliker

Fran

zisk

a Ro

then

bühl

er«Grundsätzlich ist jeder Tag eine Einheit: an jedem Tag ein bisschen Liebe, an jedem Tag ein bisschen Hass, an jedem Tag ein bisschen Leiden, an jedem Tag ein bisschen Fe rien. Die Bilanz ziehst du am Ende jedes Tages – und dann noch eine am Ende des Lebens.»

Beat «Bädu» Anliker (2011)

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SZENE

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Samstag 17.12. 20Uhr20VIZEDIKTATOR

Sonntag 8.01. 18Uhr18GIIGESTUBETE

Samstag 28.01. 20Uhr20

REBECCA LANE

Montag 6.01. 20Uhr20KARL BLAU

Samstag 4.02. 20Uhr20GEMMA RAY

Sonntag 18.12. 18Uhr18MAX LÄSSER, ANDREA CAPREZ & DAS ÜBERLAND ORCHESTER

Samstag 14.01. 20Uhr20HENDRIX / COUSINS

Sonntag 5.02. 18Uhr18GIIGESTUBETE

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Vorschau:Vorschau:20.1.17MASHA QRELLA (D), SISSY FOX (CH)10.2.17KNÖPPEL, JACK STOIKER (CH)

Sa 10.12. Clubraum 21:00Woo-Hah!

MIKE SKINNER & MURKAGE PRESENT: TONGASo 11.12. Clubraum 17:00Fabrikjazz

ALEXANDER VON SCHLIPPEN-BACH TRIO <<WINTERREISE>>Sa 17.12. Aktionshalle 22:00Enter The Dancehall

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wir unseren zwanzigsten Jahrgang...

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the monsters

AM ABGRUND

Als David Bowie sein Album «Black-star» auf den Markt brachte, ahnte niemand, dass der Sänger todkrank war. An seinem 69. Geburtstag, veröffentlichte David Bowie sein 25. Studioalbum «Blackstar». Und heimste viel Lob für das sperrige und doch relaxte Werk ein. Zwei Tage später dann die überraschende Nachricht: Laut seiner offiziellen Facebook-Seite ist der Musiker friedlich im Kreise seiner Familie verstorben – «nach einem mutigen 18-monatigen Kampf gegen seine Krebserkrankung». Eine einzigartige Stimme der Rockmusik ist damit ver-stummt, endgültig. 2004 sorgte man sich erstmals um die Gesundheit Bowies: Bei einem Festivalauftritt in Deutsch-land verspürte er Brustschmerzen und erlitt kurz darauf einen Herzinfarkt. Danach zog er sich ins Private zurück. Der Musiker gab keine Interviews mehr, verzichtete auf Tourneen und trat 2006 letztmals mit drei Songs in New York auf. Sein von ihm unkommentierter Rückzug hatte vor allem eins zur Folge: Man gierte nach News und neuen Songs. Meist vergeblich.

«WE ARE HUNGRY MEN»

Sein Debut veröffentlichte der 1947 geborene Londoner als 20-Jähriger. Obschon die Platte mit dem schlichten Titel «David Bowie» in erster Linie Pop zum Mitträllern bot, brodelte es schon damals unter der Oberfläche: «We Are Hungry Men» drehte sich um Hunger und Kannibalismus und das von Glockengeläute und Regenschauern unter-malte «Please Mr. Gravedigger» entpuppte sich als Schau-erode an ein ermordetes Mädchen. Bowie, der seinen aus

der Arbeiterklasse stammenden Eltern schon früh von sein-en Popstar-Ambitionen vorschwärmte, unternahm alles, um seine Träume wahr werden zu lassen. Im Dauertakt wechselte er – mitunter auch rücksichtslos – Musiker, seine Mitarbeiter und nicht zuletzt seine Musen. Seinen endgül-tigen Durchbruch feierte Bowie 1972 – mit «The Rise and Fall of Ziggy Stardust and The Spiders From Mars», einem losen Konzeptalbum über einen ausserirdischen und andro-gynen Rockstar namens Ziggy Stardust, ein Alter Ego des Briten. Während die Musik epischen Glamrock mit metal-lenen Gitarren und melodramatischen Melodien vereinte, kündeten die Texte von einer dekadenten Zukunft und der nuklearen Apokalypse. Eine flamboyante, aber verführe-rische Mischung. Fortan galt Bowie als Darling all jener, die ein Flair für Abgründiges hatten. Seine grössten Lie-derfolge wie «Heroes», «Young Americans» oder «Space Oddity» versprühten durchwegs etwas Unkonventionelles, waren aber immer eingängig genug, um auch bei der Masse Anklang zu finden.

MUSIKALISCHES CHAMÄLEON

Rasch einmal haftete Bowie der Ruf eines musikalischen Chamäleons an, das sich fortwährend ein anderes Äusseres zulegt: vom Pilzkopf über den Astronauten bis hin zum Träger von edlem Zwirn. Mitte der 70er-Jahre wandte sich der Sänger dem Soul, später dem Krautrock zu. Nur um im darauffolgenden Jahrzehnt ausgiebig mit New Wave und Pop zu flirten. Doch David Bowie ging es nicht darum, sich selbst mit einer spezifischen Rolle zu vermarkten. Sein An-liegen war es vielmehr, sich eine Figur zurechtzuschneidern und als solche Kunst zu kreieren. Seine Kabinettstückchen und fortwährenden Soundexperimente verkauften sich mehr als bloss gut – insgesamt sollen seine Werke über 140 Millionen Mal über den Ladentisch gewandert sein.

Mitte der 80er-Jahre machten die Kritiker bei Bowie eine zunehmende Ideenarmut aus. Und in der Tat: Alben wie «Never Let Me Know» (1987) of-fenbarten einen Künstler in der Sackgasse. Nicht nur die Lieder wirken blutleer, sondern auch der Gesang. Selbst David Bowie sprach später von einer «schreck-lichen Platte». Zu seiner alten und bahnbrechenden Form fand er zwar nur noch selten zurück, doch seine Grandezza und sein Stilge-fühl verlor er nie. Egal, ob er sich in Filmen wie Julians Schnabels «Basquiat» (in der Rolle von Andy Warhol) und «Prestige» von Christo-pher Nolan als Schauspieler versuchte, oder ob er sich auf «Earthling» (1997) am Drum’n’Bass probierte.

KEINE STUDIOARBEIT MEHR

Nach seinem Herzinfarkt im Jahr 2004 verzichtete Bowie auch auf die Studio-arbeit. Bis er 2013 unver-mittelt das melancholische «The Next Day» auf den Markt brachte, über des-sen Existenz selbst seine PR-Agentur nicht vorab informiert war. Vielleicht wusste er schon damals um seine Krankheit und wollte nochmals ein musikalisches Statement setzen. Das ist ihm gelungen – auch mit dem am Freitag veröffentli-chten «Blackstar». Hört man sich das Album im Wissen um Bowies Ableben an, wird klar: Hier ist die Rede vom nahenden Ende. Entsprechend drehen sich die Texten um Kliniken, Röntgenbilder und Grab-steine. Und am Schluss singt Bowie wie gelöst: «Oh, I’ll be free.» Mit David Bowie ist einer der ganz Grossen des Musik- und Showge-schäfts abgetreten. Einer, der seinen Sound als Gesa-mtwerk verstand und nicht zuletzt deshalb faszinierte, weil er sich dem Medien-rummel entzog und der Musikwelt mit seiner Aura des Rätselhaften begegnete.

Michael Gasser

david bowie

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KING CREOSOTE ASTRONAUT MEETS APPLEMANMOTION GRAPHICS MOTION GRAPHICS

NIGHT MOVES PENNIED DAYS PORCHES POOL

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SO LONG, LEONARDLeonard Cohen war der grosse Literat unter den Liedermachern. Eine Würdigung. Leonard Cohens lapidare Reaktion auf die Verlei-hung des Literaturnobel-preises an Bob Dylan war die Feststellung: «Das ist, als ob man vor dem Mount Everest ein Schild mit der Aufschrift ‹Höchster Berg der Welt› anbringen wür-de.» Dylan verschlug es ob er Auszeichnung die Spra-che. Als er sie wieder gefun-den hatte, war Cohen end-gültig verstummt. Neben Dylan war Cohen der an-dere Singer/Songwriter, der die höchsten literarischen Meriten verdient hätte.

DER POET

Leonard Cohen wurde in eine wohlhabende jüdische Familie geboren, die in der Nähe von Montreal lebte. Sein Grossvater mütter-licherseits war Rabbiner. Mit 13 Jahren lernte Cohen Gitarre zu spielen, um ein Mädchen zu beeindrucken. 1955 schloss er sein Studi-um der englischen Literatur an der McGill University ab. Anfang der 60er-Jahre lebte er auf der griechischen Insel Hydra, zusammen mit der Norwegerin Marianne Ihlen. Sie war seine grosse Liebe und Muse zugleich. Nach dem Studium war Cohen bei der Literatur geblieben und veröffent-lichte die Lyrikbände «Let Us Compare Mythologies» (1956), «The Spice Box of Earth» (1961) und «Flo-wers for Hitler» (1964). Er verfasste auf Hydra auch seine beiden Romane «The Favourite Game» (zu deutsch «Lieblingsspiel») von 1963 und «Beautiful Losers» von 1966, der zum internationalen Bestseller avancierte. 1967 erschien mit «The Songs of Leonard Cohen» sein erstes Album,

er war damals bereits 33-jährig. Neben seiner dunklen Bassstimme überzeugten auch die Texte. Cohen feilte an seinen Songtexten, bis sie aus seiner Sicht perfekt waren, das konnte Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.

DER MUSIKER

Auf seinen ersten Alben war Cohen Folksänger, der sich auf der Gitarre begleitete. Aus dieser Zeit stammen die Klassiker «Suzanne», «Bird On A Wire» und «So Long, Marianne». Nach einem kurzfristigen ersten Rückzug aus der Musik (1972) kehrte er 1974 mit dem reich instrumen-tierten Album «New Skin For The Old Ceremony» zurück. «Who By Fire» und «Chelsea Hotel No. 2», ein Song über seine Beziehung zu Janis Joplin, sind die Klassiker. 1977 produzierte Phil Spector «Death Of A Ladies Man» und pflasterte es mit seinem Wall Of Sound zu. Cohen bezeich-nete das Album rückblickend als eine Katastrophe. Auf «Recent Songs» (1979) wandte er sich ein letztes Mal der Folkmusik zu, seine Lieder wurden spiritueller. 1984 kehrte Cohen als Popstar mit Synthesizern zurück. Von «Hallelujah», das verschiedene alttestamentliche Be-züge enthält, schrieb er als Getriebener in einer einzigen Session 80 Versionen, nur in der Unterhose gekleidet und den Kopf auf den Boden seines Zimmers im New Yorker Royalton Hotel hämmernd. Das Gebet «If It Will Be Your Will» bezeichnete er als seinen besten Song. Diesen sollte er vier Jahre später mit «I’m Your Man» auf dem gleichnami-gen Album veröffentlichen. Auf «The Future» (1992) wur-den Cohens Songs politisch: «Democracy is coming to the USA» singt er in «Democracy» und «Give me back the Ber-lin wall (…) because I have seen the future. It is murder.» Mitte der 90er-Jahre zog er sich, von seinen Depressionen und vom Drogenmissbrauch ausgelaugt, in das Zen-Kloster Mount Baldy bei Los Angeles zurück. 2001 kehrte er mit «Ten New Songs» zurück. 2004 stellte sich heraus, dass

seine Managerin Kelley Linch sein gesamtes Vermögen von mehreren Millionen veruntreut hatte. Cohen musste mit 70 nochmals seinen Lebensunterhalt neu verdienen. Sein Alterswerk ist durchzogen von Songperlen wie «Boogie Street» und einigen Belanglosigkeiten.

DAS VERMÄCHTNIS

In Erinnerung bleiben wird aus der letzten Schaffensperio-de der demütige alte Gentleman auf der Bühne, bei dessen Konzerten nie ganz klar wurde, ob das Publikum ihm oder er dem Publikum huldigte. Leonard Cohen ist nach den Beatles der meistgecoverte Musiker. Sein Vermächtnis sind seine Texte, denen es oft nicht an der nötigen Portion Schalk fehlte. So schrieb er 2012 in «Going Home» aus der Sicht von Gott, der auf Cohens Heimkehr wartet und zog eine erste Bilanz über sein Leben. Mit «I’m Your Man» hat Leonard Cohen eines der grössten Liebes-gedichte der Literatur verfasst. Die gemeinsame Version von «Tower of Song» mit U2 mit der schneidenden Gitarre von The Edge, die Cohens dunkle Stimme konterkariert, ist die definitive Version dieses Songs. «Suzanne» und «First We Take Manhattan (Then We Take Berlin)» sind die erst-genannten Songs, wenn man die Leute auf Leonard Cohen anspricht. Abgetreten ist Cohen mit einem letzten Meisterwerk, dem Song «You Want It Darker» auf dem gleichnamigen Al-bum, worin sich er in Form eines jüdischen Gebets (und mit einem Synagogenchor eingespielt) vor seinen Schöpfer stellt: «Hineni» (Hier bin ich) singt der Chor, «I’m ready» entgegnet der lebenssatte Cohen seinem Schöpfer. Das gan-ze Gefühlsspektrum des Sterbens liegt in der Musik. Drei Wochen nach Veröffentlichung des Albums verstarb Leo-nard Cohen am 7. November im 83. Lebensjahr im Schlaf.

Yves Baer

leonard cohen

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TODESJAHR 2016Robert Stigwood (1934 – 2016)

Er war einer der grössten Strippenzieher im Pop: Der Mu-sikmanager Robert Stigwood produzierte nicht nur den Tanzfilm «Saturday Night Fever», sondern auch die Bee Gees. Womit schon einiges über den in Australien gebore-nen Tycoon der Musikindustrie gesagt ist. Er produzierte erfolgreiche West-End- und Broadway-Musicals, machte Eric Clapton und die Bee Gees zu Superstars und produ-zierte Filme wie «Tommy» (1975) und «Grease» (1978). Die Alben seiner Stars veröffentlichte Stigwood auf eige-nem Plattenlabel, er kontrollierte auch die Verlagsrechte. Mit 21 kam der gelernte Anzeigenwerber nach Grossbri-tannien. Er gründete eine Theateragentur und nahm 1960 den mässig talentierten John Leyton unter Vertrag. Mit dem Youngster nahm der Londoner Studiobesitzer Joe Meek «Johnny Remember Me» auf. Ein Hit, der Stigwood und Meek im Sommer 1961 als die ersten unabhängigen Produzenten des Landes etablierte. Stigwood betreute wei-tere Sänger, verdiente viel als Agent und Promoter und führte fortan einen extravaganten Lebensstil. 1965, nach einer desaströsen Tournee mit Chuck Berry, war er bank-rott. Doch innert 18 Monaten schwamm Robert Stigwood wieder obenauf. Als freier Produzent machte er einen Deal mit Polydor. Die Partnerschaft mit dem Banker David Shaw verschaffte ihm finanziellen Spielraum. 1966 holte Stigwood The Who auf sein eben lanciertes Reaction-Label. Er managte Cream und machte ihren psy-chedelischen Bluesrock zum Welterfolg. Im Swinging Lon-don der späten Sixties kam seine Gabe, Talente zu erken-nen und zu fördern, zu voller Blüte. Er wurde Partner des Beatles-Managers Brian Epstein und führte dessen Agentur NEMS. Nach Epsteins Tod gründete er 1967 die Robert Stigwood Organisation (RSO). Inzwischen managte er die Bee Gees, die im dritten An-lauf einen Nummer-eins-Hit im Königreich landeten. Nach dem Ende von Cream manöverierte Stigwood seinen Schützling Eric Clapton in die kurzlebige Supergroup Blind Faith und managte später die Solokarriere des Gitarristen. 1968 stieg Stigwood ins Musical-Business ein: Er holte das Hippie-Musical «Hair» nach London. Ein Erfolg, den er mit «Oh! Calcutta!» wiederholte. Andrew Lloyd Webbers und Tim Rices Musical «Jesus Christ Superstar» vermark-tete Stigwood gleich dreifach: erst als Studioalbum, dann als Bühnen- und Filmadaption. Mit den beiden Komponis-ten brachte er auch «Evita» (1978) auf die Bühne und die Leinwand. Zum Flop geriet allerdings der Musicalfilm «Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band» (1978). Die schwä-chelnden Bee Gees brachte er mit dem Produzenten Arif

Mardin zusammen. Der verwandelte die Gibb-Brüder in einen Disco-Act. 1975 landeten sie internationale Hits mit «Jive Talking» und dem Album «Main Course». Zum ganz grossen Wurf geriet «Saturday Night Fever»: John Travol-ta wurde durch den Film zum Star, der Soundtrack der Bee Gees verkaufte 30 Millionen Kopien. 1978 landete RSO neun Nummer-eins-Hits in den US-Pop-Charts. In den Achtzigern verkaufte Stigwood sein Label an Poly-gram. Der Mann lebte wie ein König: Er besass Privatjets, Yachten, ein Anwesen auf den Bermudas, ein Penthouse am New Yorker Central Park. 1998 liess er «Saturday Night Fever» wiederaufleben – als West-End-Musical. Bis zuletzt spülte diese Bühnenversion Geld auf die Konten des Pop-Zampanos. Er starb am 4. Januar 2016 an einer Herz-attacke.

Tony Lauber

Giorgio Gomelsky (1934 – 2016)

Giorgio Gomelsky war eine der zentralen Figuren der bri-tischen Rhythm-and-Blues- und Rockszene der Sechziger-jahre. Er entdeckte die Rolling Stones, war ihr erster Ma-nager, er führte die Beatles in London ein und produzierte die Yardbirds. Gomelsky wurde am 28. Februar 1934 in Tiflis, Georgi-en, geboren. Seine Familie floh vor Stalins Terror und lan-dete nach Abstechern in Nahost und Italien 1944 in der Schweiz. Giorgio besuchte ein katholisches Kollegium in Ascona und später ein progressives Internat in Hasliberg. Mit 13 trampte er durch Europa, schrieb für ein italieni-sches Jazzmagazin und organisierte 1953 in Zürich das erste Open-Air-Jazz-Festival. 1955 zog er mit seiner Mut-ter nach London. Fasziniert tauchte er ins Nachtleben von Soho ein. Gomelsky realisierte, dass sich eine junge Gene-ration für amerikanischen Blues und Rhythm & Blues be-geisterte. Er überredete den Betreiber des Marquee Club, neben den Trad-Jazzbands auch R&B-Acts auftreten zu lassen. Seinen eigenen Club, den Crawdaddy, richtete er im Januar 1963 im Station Hotel in Richmond ein. Ab April spielten die Rolling Stones regelmässig dort. Wegen Kla-gen aus der Nachbarschaft musste der Club in einen Raum unter die Tribüne eines Leichtathletikstadions ziehen, wo die Stones auftraten, The Paramounts (die späteren Procol Harum), The Moody Blues und The Animals aus New-castle. Die Stones warb ihm schliesslich der 19-jährige Andrew Loog Oldham ab. Ein Tiefschlag, den Gomelsky nur schwer verkraftete. Ende 1963 nahm er The Yardbirds unter Vertrag und kümmerte sich als Manager aktiv um deren Karriere. Gomelsky vermittelte einen Deal mit EMI/

the monkees

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Columbia, produzierte die LP «Five Live Yardbirds» sowie diverse EPs und Singles. Nach Eric Claptons Abgang (der Blues-Purist konnte sich mit der Single «For Your Love» nicht anfreunden) holte er Jeff Beck und Jimmy Page ins Boot. 1966 trennte sich die Gruppe von ihm. Gomelsky gründete die Grafik- und PR-Firma Paragon sowie das Marmalade-Label. Darauf erschienen, neben frühen Aufnahmen von Jeff Beck, Jimmy Page und The Steampacket, zwei Alben von Julie Driscoll, Brian Auger & the Trinity. Deren Single «This Wheel’s on Fire» schoss 1968 hoch in die Charts. Gomelsky produzierte auch Soft Machine, Gong und John McLaughlins Album «Extrapo-lation» (1969). In Frankreich managte er die Band Mag-ma. Später, in New York, faszinierte ihn die experimentelle Musikszene. Gomelsky avancierte zum Video-Pionier und förderte die tschechische Gruppe Plastic People of the Uni-verse. Während seiner letzten Lebensjahre beschäftigte er sich mit Computertechnologie. Am 13. Januar 2016 starb der ewige Musikfan an Krebs.

Tony Lauber

Glenn Frey(1948 – 2016)

1980 zogen die Eagles einen Schlussstrich. Wegen Dro-genexzessen, aber insbesondere wegen notorischer Streite-reien. Diese gingen soweit, dass sich die beiden Gitarristen, Don Felder und Glenn Frey, auf der Bühne gegenseitig mit Prügel drohten. Weil man dem Label, Asylum Records, noch einen Longplayer schuldete, veröffentlichte die Band kurzerhand das Doppelalbum «Eagles Live». Auf diesem wird gleich fünf Anwälten gedankt; diese waren auch nö-tig, denn die Bandmitglieder hatten längst aufgehört, mit-einander zu sprechen. 14 Jahre später fanden die Eagles – ohne Don Felder – trotz allem wieder zusammen. Und das, obschon Glenn Frey be-reits unter gesundheitlichen Problemen litt. «I’m getting old before my time», sang er auf seiner letzten Soloplatte «After Hours» (2012), die weder mit Country-Rock noch mit sonnigem Westcoast-Sound aufwartete. Stattdessen frönte der Künstler romantischen Pianoballaden, die nach spätem Barbesuch, verschmustem Jazz und leiser Melan-cholie klangen. 2014 besuchte er gemeinsam mit seinen Eagles ein letztes Mal das Hallenstadion. Es war ein soli-der Auftritt, bei dem das Publikum Songs wie «Lyin’ Eyes» oder «Take It Easy» – mit Frey als Leadsänger – artig be-klatschte, sich in Tat und Wahrheit aber die Zeit vertrieb und auf «Hotel California» und die Vocals von Drummer Don Henley wartete.Ende der 60er-Jahre debütierte Frey mit seiner damaligen Band, The Mushrooms, mit der Single «Such a Lovely Child» – und floppte. Worauf ihm deren Komponist, Bob Seger, riet: «Schreib deine eigenen Songs.» Der Detroiter

parierte und zog 1968, gleich nach der High-School, in Richtung Los Angeles, wo er bald J.D. Souther begegnete, mit dem er das Duo Longbranch Pennywhistle begründe-te und auch zusammenwohnte. Der Nachbar der unteren Wohnung war ebenfalls ambitionierter und aufstreben-der Musiker: Jackson Browne. «Wie ich Lieder wirklich schreiben muss, habe ich von ihm gelernt – und zwar sprichwörtlich durch den Fussboden hindurch», erzählte Frey im Dokumentarfilm über die Eagles, «History of The Eagles, Pt. 1». Weil das gleichnamige Debüt von Long-branch Pennywhistle dennoch keinerlei Aufmerksamkeit erregte, liess sich Frey für die Begleitband von Linda Ron-stadt verpflichten. Bei ihr lernte er Schlagzeuger Don Hen-ley kennen, mit dem er kurz darauf die Eagles ins Leben rief, die durch Bernie Leadon (Gitarre) und Randy Meisner (Bass) komplettiert wurden.Bereits das Debüt, «Eagles» (1972), war ein Erfolg. Und mit jeder weiteren Platte schien die Band noch zugkräfti-ger zu werden. Mit «One of These Nights» (1975) zier-te die Formation erstmals die Spitze der US-Charts. «Wir wollten immer alles. Den Respekt anderer Musiker, Erfolg, Nummer-1-Hits, grossartige Songs und jede Menge Geld», sagte Frey 1979 in einem Interview. Das haben die Eagles, die von den Kritikern häufig geschmäht wurden, alles voll-bracht. Nicht zuletzt dank dem geschmeidigen Gesang und dem feinen Melodiegespür von Glenn Frey, der am 18. Ja-nuar im Alter von 67 Jahren an den Folgen von Rheuma-toider Arthritis, einer Darmerkrankung und eines Eingriffs starb.

Michael Gasser

Keith Emerson (1944 – 2016)

Keith Emerson, Mitbegründer und Tastenspieler von Emerson, Lake and Palmer, starb in der Nacht auf den 1. März 2016 in seinem Haus in Santa Monica, Los Ange-les. Er war 71. Die Polizei fand ihn mit einer Schusswunde im Kopf. Der Musiker hatte schon länger an Krebs gelitten.Sein langjähriger Schlagzeuger Carl Palmer erklärte in ei-nem Statement, er sei tief erschüttert über das Dahinschei-den seines Freundes: «Keith war ein Pionier und Innovator, dessen musikalisches Genie uns alle, sei es in Rock, Klas-sik oder Jazz, berührt hat. Ich werde mich immer an sein warmes Lächeln erinnern, an seinen Sinn für Humor, seine Bühnenshows, seine professionelle Einstellung. Ich bin sehr glücklich, ihn gekannt zu haben, und stolz auf die Musik, die wir zusammen machten.» Emerson kam 1944 in der Nähe von Leeds zur Welt und wuchs an der südenglischen Küste auf. Als Teenager zog der begabte Pianist nach London, wo er bei der R&B-Combo Gary Farr & The T-Bones mitmischte. Nach einem Engagement in Frankreich ging Emerson zu den VIPS (den späteren Spooky Tooth), einer Band, die in ganz Europa spielte. Für Furore sorgte der frühere Begleiter der Sängerin P.P. Arnold, als er sich mit drei Mitstreitern – David O’List

TODESJAHR 2016

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(Gitarre), Lee Jackson (Bass, Gesang) und Brian Davison (Drums) – zur bahnbrechenden Formation The Nice zu-sammentat. Andrew Loog Oldham nahm die Band für sein Immediate-Label unter Vertrag. Von Beginn weg schlugen The Nice eine abenteuerliche Richtung ein. Das Quartett fusionierte psychedelischen Rock mit Klassik- und Jazz-Zitaten. Es überführte Bachs Brandenburgische Konzerte oder «America» aus Leonard Bernsteins «West Side Sto-ry» in den Rock-Kanon. Emersons Klassik-Ambitionen kreierten mehrteilige Suiten, garniert mit Sibelius oder Bob Dylan. Zum Rockstar wurde der junge Keyboarder 1970 mit Emerson, Lake & Palmer. Die Prog-Supergruppe mit dem singenden Bassisten Greg Lake (King Crimson) und dem 18-jährigen Drummer Carl Palmer (The Crazy World of Arthur Brown) setzte neue Massstäbe. Sie wagte sich an Mussorgsky und Aaron Copland – im Fokus stand dabei meistens Keith Emerson. Der entdeckte den Moog-Syn-thesizer als Instrument für musikalische Höhenflüge. Auf dem Album «Trilogy» (1972) gelang dem Trio die Balance zwischen folkiger Anmut, rockiger Kraft und klassischer Virtuosität. Das Amalgam aus Klassik, Rock und Jazz geriet immer bombastischer, die auf hohem technischem Niveau gespielten Passagen seelenloser. Das Ende von ELP war absehbar. Zu gross schien der Spagat zwischen den akustischen Songs von Greg Lake und den elektronischen Ausflügen Keith Emersons, zu gigantisch die Konzerte, der Aufwand, den man trieb, um den Sound live reproduzieren zu können. Nach der Auflösung der Band im Jahr 1978 kam es zu mehreren Live-Reunions. Emerson machte sich auch als Solokünstler mit Klavierwerken und Filmmusik einen Namen.

Tony Lauber

Merle Haggard (1937 – 2016)

«Irgendwie bin ich immer rastlos. Das habe ich nie über-winden können, weder durch Bewegung, durch Heiraten oder dadurch, den Sinn des Lebens zu suchen. Ich werde ein Getriebener bleiben, bis ich sterbe.»Was Merle Haggard dem Magazin «Rolling Stone» sagte, ist vermutlich die beste Zusammenfassung einer singulären Biografie. Haggard, der seinen Vater früh verloren hatte, von zuhause weglief und als Jugendlicher regelmässig mit dem Gesetz in Konflikt kam, sass im Publikum, als Johnny Cash 1959 im Gefängnis von San Quentin auftrat, in Hag-gards Heimatstaat Kalifornien. Drei Jahre später war Hag-gard draussen und hatte seinen eigenen Plattenvertrag un-terschrieben. Rasch galt der Sohn eines Eisenbahnarbeiters als die Stimme des einfachen Mannes, der sich alle Mühe gibt, es manchmal auf die Reihe kriegt und manchmal eben doch nicht.Sein bekanntester Song entstand zwar nicht gerade aus ei-ner Bier-Idee heraus, aber immerhin in einer Viertelstun-de. «Okie from Muskogee», auf der Durchreise im Band-

bus, aus einem Scherz: «Hier rauchen sie sicher nicht mal Gras.» Von den einen als patriotische Hymne gefeiert, von den anderen als ironische Abrechnung mit amerikanischem Blut-und-Boden-Groove nach dem Trauma des Vietnam-kriegs, von Kinky Friedman später verhunzt zu «Asshole from El Paso». Eine Viertelmillion verkaufte Singles in ein paar Wochen. Die Legende will es, dass Präsident Nixon Johnny Cash, zu Besuch im Weissen Haus, bat, für ihn «Okie from Muskogee» zu singen. Cash behauptete, er könne den Text nicht. Egal, wie Haggard den Song genau gemeint hat: Der Mann war um Welten authentischer als alle modernen Country-Crooner, die mit fetten Bankkonten und überdimensiona-len Gürtelschnallen durchs Leben gehen. Wenn Haggard von Einsamkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit sang, sang er oft über sich selbst. Fünfmal verheiratet, viermal geschieden. Im Februar gab Merle Haggard eines seiner letzten Kon-zerte in Las Vegas. Toby Keith, ein grosser Haggard-Fan, besuchte sein Idol und erschrak, wie zerbrechlich Haggard wirkte. Er hatte eine Lungenentzündung, bekam kaum mehr Luft. Er wolle den Gig trotzdem spielen, sagte Hag-gard zu Toby Keith, er wolle seine Musiker zahlen. Keith bot an, die Gagen zu übernehmen. Haggard lehnte dan-kend ab, fragte aber: «Wie viele meiner Songs kennst du?» «Alle», antwortete Keith. Nach ein paar Songs, mitten in «Ramblin’ Fever», winkte Haggard Toby Keith auf die Bühne. Der ewig Getrieben hatte einen seiner Markensongs angefangen, konnte ihn aber nicht mehr zu Ende bringen. Toby Keith trat ans Mikrofon und sang das Konzert zu Ende. Wenige Wochen später starb Merle Haggard in sei-nem Tourbus.

Susanne Loacker

Guy Clark(1941 – 2016)

Der Begriff wird inflationär verwendet. Jeder hypersensible Surfer, der abends am Lagerfeuer auf der Gitarre klimpert, jede sich selbst findende junge Veganerin bezeichnet sich als das, was nur ganz wenige Musikerinnen und Musiker wirklich je waren: Singer/Songwriter.Leute, die ihre eigenen Songs schreiben und singen, gibt es wie Sand am Meer. Doch Leute, die Songs singen, die es wert sind, Songs genannt zu werden, sind eher wie Seester-ne: rare Fundstücke, die man am liebsten mit nachhause nehmen und für immer konservieren würde. Townes Van Zandt war so einer, in seinem assoziativen Irrsinn voller Drogen und Alkohol. John Prine ist so einer, der die Kurve gekriegt hat, dem Krebs zum Trotz, und heute noch brillan-te Lieder schreibt. Kris Kristofferson, sowohl politisch als auch anderweitig explizit, zu einer Zeit, als weder das eine noch das andere radiotauglich war.Und dann war da Guy Clark. Nukleus einer Songschreiber-Szene von Texanern, die nach Nashville gezogen waren, um dort das zum Beruf zu machen, was sie interessierte, weil bitte umblättern

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ihnen alles andere unwichtig war. Clark und seine Frau Susanna, Richard Dobson, Townes, Lyle Lovett, Rodney Crowell und Steve Earle. Alle diese Songschreiber hatten zwei Träume: einen Song schreiben, der vor Guy bestand, und eine Frau zu finden wie Susanna.Schwer zu sagen, was Guy Clark so einzigartig machte. Er war klug, ohne ein Klugscheisser zu sein. Er war ein Dich-ter, ohne den Anspruch zu haben, ein Poet zu sein; er hatte Adleraugen und wertete doch nie. Clark, der mit der glei-chen Akribie, mit der er Songs schmiedete, auch Gitarren baute, war nie mit dem Zweitbesten zufrieden. Er nahm sich Zeit, er feilte, er killte seine Darlings am Laufmeter, wie man im Schreibkurs wohl sagen würde. An den Grammys ist Clark immer knapp vorbeige-schrammt – er verliere immer gegen Dylan, lachte er je-weils, vermutlich heilfroh, keine Rede halten zu müssen, sein ewig blaues Jeanshemd nicht gegen ein weisses samt Sakko eintauschen zu müssen, auch nicht für einen Abend. Clark hat nicht nur eine Handvoll Meisterwerke geschrie-ben: Er hat keinen einzigen schlechten, noch nicht einmal einen mittelmässigen Song hinterlassen. Seine Lieder sind genial, grossartig oder einmalig. Wunderbar sind sie alle. Cash hat Clark gecovert, Jerry Jeff Walker sowieso, Ricky Skaggs schaffte es mit «Hearbroke» sogar in die Charts.«My Favorite Picture of You» hiess Guy Clarks letztes Al-bum. Obwohl er gesundheitlich angeschlagen war, gegen Blutkrebs und andere Leiden kämpfte, klang er fast wie früher. Ein bisschen brüchiger vielleicht, aber man hörte die Kraft seiner Zeilen, den Witz seiner Worte, die Kunst, die er beherrschte wie kaum einer mehr. Der Titelsong war seiner Frau Susanna gewidmet, ein Jahr zuvor an Lungenkrebs ge-storben, eine Lücke in Clarks Leben, die sich nie mehr hatte füllen lassen, so wie Townes’ Tod Jahre zuvor ein Loch in Susannas Leben gerissen hatte, das nie so recht verheilt war.

Susanne Loacker

Chips Moman (1937 – 2016)

Die Karriere von Lincoln Wayne Moman aus LaGrange, Georgia, umfasste die Genres Rockabilly, Rock, Pop, Soul, Country. Mit 14 kam der Bauernjunge nach Memphis, wo er für die Rockabilly-Musiker Dorsey und Johnny Burnette Gitarre spielte. Ende der Fifties wandte er sich für das Sa-tellite-Label dem R&B und der Soulmusik zu. Trotz Betei-ligung an frühen Hits wie «Gee Whizz» und «Last Night» schied Momans 1964 aus. Bald eröffnete er in Memphis sein eigenes Studio American Sound, wo seine besten und populärsten Arbeiten entstanden. In den Sechzigern avan-cierte er zum gefragten Sessionmusiker, Arrangeur, Produ-zenten und Songschreiber. Mit einem Kern von Musikern, deren Stil eher der Muscle-Shoals-Hausband entsprach als

Stax, spielte er Pop-Hits mit Sandy Posey («Single Girl», 1966) und The Box Tops ein. Deren Nummer-eins-Hit «The Letter» (1967) wurde von Dan Penn produziert. Mit ihm schrieb Moman Deep-Soul-Klasiker wie «The Dark End of the Street», aufgenommen von James Carr, Pop wie B.J. Thomas’ «Raindrops Keep Fallin’ On My Head» und Neil Diamonds «Sweet Caroline».Doch die vielleicht bekannteste Platte entstand Ende der Sixties, als Elvis Presley geraten wurde, wieder in Mem-phis aufzunehmen. Nach Jahren mit teils zweifelhafter Filmmusik liess Moman ihn Songs singen, in denen Pres-leys Qualitäten als Sänger zur Geltung kamen: Besonders «In the Ghetto» und «Suspicious Minds» sowie das Album «From Elvis in Memphis» (1969) markierten einen letzten künstlerischen und kommerziellen Höhepunkt in der Kar-riere des King of Rock. American Sounds schloss 1972 sei-ne Tore. Danach arbeitete Moman meistens in Nashvilles Countryszene. Der Spitzname Chips bezog sich übrigens auf seine Leidenschaft fürs Glücksspiel.

Tony Lauber

Henry McCullough(1943 – 2016)

Henry McCullough war ein musician’s musician. 1967 siedelte er von Belfast nach London über und tourte mit seiner Band Eire Apartment mit Pink Floyd, Soft Machine, The Jimi Hendrix Experience oder den Animals. Nach ei-nem Abstecher zu den irischen Sweeny’s Men, einer frühen Folk-Rock-Band, kehrte er 1969 nach London zurück und stiess zu Joe Cockers Grease Band, die ihren Höhepunkt beim Rockfestival in Woodstock erlebte. 1970 wurde Mc-Cullough Leadgitarrist im Musical «Jesus Christ Super-star» von Andrew Lloyd Weber und Tim Rice, 1976 spielte er in «Evita». Weitere Aufnahmen fanden in dieser Zeit mit Donovan, Eric Burdon, Marianne Faithfull oder Andi Fairweather-Low statt. McCullough ist auch am Ende von «Money» auf «Dark Side of the Moon» von Pink Floyd mit den Worten «I don’t know, I was really drunk at the time» über einen Streit mit seiner Frau zu hören. Auf vielen Fotos aus den 70er-Jahren ist er mit Alkohol abgebildet. In den 80er- und 90er-Jahren trat er kürzer, in den Nullerjah-ren spielte er auch als Solomusiker Alben ein.1972 heuerte er für 70 Pfund die Woche als Leadgitarrist bei Paul McCartney und dessen Band Wings an. Der An-fang war schwer, die erste Single, «Give Ireland Back to the Irish», die McCartney 1972 drei Wochen nach dem Bloo-dy Sunday über das Massaker englischer Fallschirmjäger an 13 Zivilisten in Derry veröffentlicht hatte, wurde von sämtlichen englischen Radios boykottiert, obwohl sie die oberen Chartregionen erreichte. McCulloughs Bruder, der weiterhin in Nordirland lebte, wurde im Pub wegen Hen-rys Gitarrenspiel von englischen Sympathisanten spitalreif geprügelt. Mit den Wings erlebte er auch den Erfolg des Bond-Songs «Live and Let Die». Und als die Band zusam-men mit einem Orchester «My Love» einspielte, ging Mc-

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Cullough zu McCartney und bat ihn, anstelle von dessen Solo etwas eigenes spielen zu dürfen. Er reüssierte, das Bill-board Magazine wählte «My Love» hinter Marvin Gayes «Let’s Get It On» und «Killing Me Softly» von Roberta Flack auf Platz 5 der Hot 100 Singles von 1973. McCulloughs Beitrag zu den Wings ist bis heute nur teil-weise veröffentlicht, dabei prägte er, wie die zahlreichen Raubpressungen belegen, massgeblich den Klang der Band, die streckenweise als Bluesrockband durchging. Als McCartney 1973 das Album «Red Rose Speedway» von einem Doppelalbum auf eine Einzelscheibe reduzieren musste, setzte er auf Beatle Paul anstatt auf Gitarrist Henry und verzichtete auch auf die Veröffentlichung des Liveal-bums von der Europatour im Sommer 1972, die auch in Zürich und Montreux Station gemacht hatte. Im August 1973, sprichwörtlich am Tag vor dem Abflug nach Lagos, wo die Wings «Band on the Run» einspielten, verliess Hen-ry McCullough frustriert die Band. Der Rest ist Geschichte: «Band on the Run» wurde das erfolgreichste Album des Jahres 1974, Henry McCullough musste derweil kleinere Brötchen backen. Es bleibt zu hoffen, dass er durch die seit 2010 laufende Öffnung von McCartneys Archiv im Rah-men der «Archive Collection» postum die Anerkennung erfährt, die er verdient hätte. Solange kann man den Titel seines letzten Albums «Shabby Road» (2012) auch verbit-tert deuten.

Yves Baer

Scotty Moore (1931 – 2016)

«Scotty Moore war mein Held», bekannte Keith Richards in seiner Autobiografie. «In seinem Spiel gabs etwas Jazz, tolle Country-Licks und den Bezug zum Blues. Keiner konnte das kopieren.» Moores Karriere war eng mit jener von Elvis Presley verknüpft. Er war der Gitarrist auf stil-prägenden Aufnahmen wie «Heartbreak Hotel», «Hound Dog», «Mystery Train» oder «Jailhouse Rock».Winfried Scott Moore wurde 1931 auf einer Farm in Gads-den, Tennessee, geboren. Mit acht begann er Gitarre zu spielen, diente vier Jahre in der US-Navy und liess sich in Memphis nieder. Mit Bassist Bill Black gründete er die Star-light Wranglers, eine Hillbilly-Band, deren Trumpf Scottys von Chet Atkins inspiriertes Gitarrenspiel war. Ihre einzige Single nahm Sam Phillips im Mai 1954 auf, Sun Records verkaufte davon ganze 245 Kopien. Und doch war die Be-gegnung für den jungen Musiker entscheidend. Im Juli bat ihn Phillips ins Studio, um mit dem 19-jährigen Elvis Pres-ley ein Demo aufzunehmen. Elvis schlug die Bluesnummer «That’s All Right» vor, Scotty kreierte das Arrangement. «That’s All Right Mama» wurde ein Hit. Der Rest ist Ge-schichte. Innert weniger Monate wurde der Sänger mit den zuckenden Hüften zum Star, und Scotty Moore befand sich im Zentrum eines musikalischen Hurrikans. Mit Elvis nahmen Scotty und Bill Black fünf bahnbrechende Singles für Sun Records auf, welche die Rockabilly-Musik etablier-

ten. Der Megaseller «Heartbreak Hotel» setzte noch einen drauf: Er animierte Teenager weltweit dazu, eine Gitarre in die Hand zu nehmen und es selber zu versuchen. Keith Richards und Jeff Beck waren zwei davon. Für jeden Pres-ley-Hit kreierte Scotty schlicht geniale rhythmische Ein-würfe und Soli, jedes noch innovativer als das letzte. Und er definierte die Rolle des Leadgitarristen in einer Band. Auch in den frühen Sechzigerjahren spielte Scotty Moore auf vielen Elvis-Platten. Ein letztes Mal begleitete er den King 1968 bei dessen «Comeback Special»-TV-Show. Pa-rallel dazu baute er sich eine Existenz als Studiotechniker und Produzent auf – erst für das Fernwood-Label (Thomas Wayne Perkins’ Hit «Tragedy»), für Sam Phillips’ Studio, ab 1964 für Music City Recorders, sein eigenes Studio in Nashville. 1964 spielte er das Soloalbum «The Guitar That Changed the World» ein, gründete das Belle-Meade-Label und produzierte Künstler wie Ringo Starr («Beaucoup of Blues») sowie bis Ende der Achtzigerjahre auch Musik für Fernsehshows. Moore nahm Platten mit Carl Perkins auf, mit Sonny Burgess und Alvin Lee. Auf dem Album «All the King’s Men» (1997) liessen sich Scotty und der frühere Presley-Drummer D.J. Fontana von einer Allstar-Band mit Keith Richards, Jeff Beck, Ron Wood und Levon Helm begleiten. Scotty Moore verabschiedete sich 2007 von der Bühne. Im selben Jahr veröffentlichte er die CDs «The Mighty Hand-ful, Volumes I and II». Er starb 84-jährig in seinem Haus in Nashville.

Tony Lauber

Alan Vega (1938 – 2016)

Man sagt, Suicide seien die ultimativen Punks gewesen, weil selbst die Punks sie hassten. Tatsächlich kam es bei Auftritten des Duos im Vorprogramm von Elvis Costello, The Clash oder den Ramones regelmässig zu wüsten Sze-nen: In Brüssel brach ein Zuschauer Sänger Alan Vega im Tumult die Nase, in Glasgow flog ein Beil nur knapp an sei-nem Kopf vorbei. «Da wusste ich, wir regen die Leute auf. Um diese Agitation ging es bei Suicide», sagte Vega. Auf der Bühne standen aber keine jungen Provokateure. Schon 1971 hatten Vega und Bandkollege Martin Rev einen Gig als «Punk Music Mass» angekündigt – da war Vega be-reits 33. Als Boruch Alan Bermovitz in Brooklyn geboren, hatte er Kunst studiert und in den Sechzigern mit Skulptu-ren und elektronischer Musik experimentiert. Der Besuch eines Konzerts von Iggy Pop & The Stooges 1969 war der Auslöser, es selber mit wilden Live-Auftritten zu probieren. Suicide waren mittendrin in der New Yorker Szene, spiel-ten im CBGB’s oder Max’s Kansas City. Aber es dauerte bis 1977, bis ihr erstes Album «Suicide» erschien, das mit Drum Machine, verzerrter Elektronik-Orgel und dem Schreien Vegas klang wie kaum sonst etwas. Nach «Suicide II» (1980) – darauf mit «Dream Baby Dream» eines ihrer bekanntesten und sanftesten Stücke – trennten sich die bei- bitte umblättern

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den vorerst. Doch die «minimalistische Proto-Punk, Pro-to-Electro, Proto-Industrial-Band» («New York Times») wirkte gewaltig nach: auf Synth-Acts wie Soft Cell, New Order, Depeche Mode, auf Bauhaus, The Jesus & Mary Chain oder Ministry. Auch auf Bruce Springsteen, den das 10-Minuten-Epos «Frankie Teardrop» über die Geschich-te eines Vietnamveteranen, der seine Familie umbringt, zu Songs auf dem Album «Nebraska» inspirierte. Suicide tra-ten später immer wieder live auf, veröffentlichten aber nur noch drei weitere Alben. Alan Vega war vornehmlich solo aktiv, hatte mit «Jukebox Baby» einen Hit in Frankreich, arbeitete mit Ric Ocasek (The Cars), Alex Chilton, Lydia Lunch, Pan Sonic oder seiner späteren Ehefrau Liz Lamere zusammen und wandte sich auch wieder der Kunst zu. Im Oktober hätten Suicide am Desert Daze Festival in Kali-fornien wieder einmal auf der Bühne stehen sollen, der Tod des 78-jährigen Vega am 16. Juli verhinderte es. Über ihre Konzerte in der Neuzeit meinte er einmal halb ironisch, halb ernst: «Ich sagte zu Martin: Ich bin fertig. Unsere Tage sind vorbei. Ich werde zu einem Entertainer. Mann, da draussen tanzen sie.»

Philipp Anz

Leon Russell (1942 – 2016)

Leon Russell, der Pianist, Gitarrist, Songschreiber und Sän-ger, dem erst nach langen Jahren als Sessionmusiker eigene Hits glückten, starb am 13. November 2016 in Nashville. Er war 74 Jahre alt. Seine Gesundheit machte ihm seit Jah-ren zu schaffen. 2010 musste er sich einer Hirnoperation unterziehen, danach erlitt er eine Herzattacke. Nach «The Union» (2009), dem erfolgreichen Duo-Album mit Elton John, wurde Russell in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. In seiner Aufnahmerede nannte ihn Elton «den Meister von Zeit und Raum» und ergänzte: «Er sang, er schrieb und spielte genau so, wie ich es immer wollte.»Russell zählte in den frühen Siebzigerjahren zu den mar-kantesten Figuren der Szene. Mit Hut, langem Bart und bis über die Schulter reichendem Haar spielte er auf dem Piano schmissige Barrelhouse-Akkorde, dazu sang er mit leicht krächzender Stimme. Seine Musik verband Stile wie Country, Blues, Jazz, Gospel und Pop. Leon Russell war Bandleader von Joe Cockers Mad Dogs & Englishmen, und er spielte 1971 am Concert for Bangladesh. Obwohl ihm Hits wie «Tight Rope» gelangen, wurden sei-ne Songs meistens durch andere Interpreten bekannt: «Su-perstar» (The Carpenters), «Delta Lady» (Joe Cocker) oder «This Masquerade» von George Benson. Etliche Künstler (u.a. Ray Charles) nahmen «A Song for You» auf, eine Nummer, die Russell angeblich in zehn Minuten kompo-niert hatte. Als er 1970 (mit Eric Clapton, Ringo Starr und George Harrison) sein erstes Soloalbum einspielte, hatte

TODESJAHR 2016er als gefragter Studiomusiker bereits auf Hunderten von Songs mitgewirkt. Er spielte bei Sessions für Phil Spector, Frank Sinatra, Sam Cooke, Aretha Franklin, The Ventures und The Monkees. Sein Piano ist auf «Mr. Tambourine Man» von den Byrds ebenso zu hören wie auf «A Taste of Honey» von Herb Alpert, «Live With Me» von den Rolling Stones sowie auf diversen Alben der Beach Boys – inklusive «Pet Sounds».Der am 2. April 1942 als Claude Russell Bridges in Law-ton, Oklahoma, geborene Musiker nahm bereits im Vor-schulalter Klavierstunden und begann mit 14 in den Clubs von Tulsa zu spielen. Ende der Fifties zog der Minderjäh-rige nach Los Angeles, wo er mit gefälschtem Personalaus-weis in Clubs und Aufnahmestudios arbeitete. Als Musiker kam ihm seine klassische Ausbildung zugut, auch seine Southern-Wurzeln blieben stets präsent. Obwohl Russells Popularität gegen Ende der Siebziger abnahm, trat der «musicians’ musician» bis 2012 live auf und spannte mit Kollegen wie Elvis Costello, Bruce Hornsby oder Willie Nelson zusammen.

Tony Lauber

Prince Buster (1938 – 2016)

«Die Tatsache, dass er von der Strasse kam, einen wun-derbaren Sinn für Humor und Energie hatte – das sprach uns wirklich an und hatte einen grossen Einfluss auf alles, was wir machten», sagt Suggs, Sänger von Madness, über Prince Buster. Und für Jerry Dammers von The Specials ist klar: «Von Hip-Hop zu Grime, Dancehall und Reggae gibt es wenig, das bis zu einem Grad nicht von Prince Buster und seiner Art, zu Rhythmen zu singen und zu sprechen, beeinflusst ist.» Suggs und Dammers waren mit den Two-Tone-Bands zentrale Figuren des britischen Ska-Revivals Ende der Siebziger, mit Prince Buster als allgegenwärtiger Inspiration. Madness benannten sich nach einem seiner Songs, widmeten ihm ihre erste Single «The Prince» und hatten ihren ersten Hit mit einem Cover des Buster-Tracks «One Step Beyond». Auch The Specials coverten ihn und bedienten sich zum Beispiel für «Gangsters» bei «Al Ca-pone». Damit war Buster ein Jahrzehnt zuvor bereits ein Hit in der Mod-Szene und 1967 ein Charts-Erfolg in Eng-land gelungen. Ursprünglich hatte er das Instrumentalstück 1963 auf Jamaica eingespielt. 1938 in Kingston geboren und in ärmlichen Verhältnis-sen aufgewachsen, war Cecil Campbell als Jugendlicher in Gangs aktiv, wo er wegen seines Mittelnamens Bustamante (nach dem ersten Premierminister der Insel) den Überna-men Buster bekam. Gleichzeitig war er ein passionierter Boxer – von dort kam die Bezeichnung «Prince». Diese Streetskills weckten die Aufmerksamkeit von Clement «Sir Coxsone» Dodd, der ihn zu seinem Downbeat-Sound-System holte. Dort lernte Buster das Musikgeschäft und gründete nach Geldstreitigkeiten sein eigenes System Voice of the People. Es folgte der Wechsel ins Tonstudio, wo er

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Anfang der Sechziger mit Stücken wie «Little Honey» oder «Humpty Dumpty» den populären R&B aus den USA mit neu synkopierten Rhythmen veränderte. Ska war geboren. Prince Buster produzierte Hunderte erfolgreicher Singles und griff selber zum Mikrofon. Als Ska in der Beliebtheit vom langsameren Rocksteady abgelöst wurde, war er wie-der vorne mit dabei, etwa mit «Judge Dread». Zu Beginn der Siebziger dann schwand sein Einfluss. Bus-ter, der nach einer Begegnung mit seinem Idol Muhammad Ali konvertiert und der Nation of Islam beigetreten war, zog sich aus dem Tonstudio zurück und wanderte nach Mi-ami aus. Erst ab den Achtzigern stand er wieder auf der Bühne und tourte mit den Skatalites als Begleitband. 1998 kam er mit einer Wiederveröffentlichung von «Whine and Grine» nochmals in die englischen Charts, doch die Auftrit-te wurden spärlicher und blieben nach einem Schlaganfall 2009 schliesslich ganz aus. Am 8. September starb Prince Buster, der «erste echte weltweite Botschafter der Musik Ja-maikas» (Jerry Dammers), 78-jährig in Miami.

Philipp Anz

Rudy Van Gelder (1924 – 2016)

In der Welt des Jazz genoss das Schaffen des 1924 in Jer-sey City geborenen Tontechnikers Rudy Van Gelder gros-se Wertschätzung. Er arbeitete mit nahezu allen wichtigen Jazzmusikern der Fünfziger- und Sechzigerjahre – von Mi-les Davis bis Thelonious Monk. Standen auf der Cover-rückseite eines Albums die Worte «engineered by Rudy Van Gelder», garantierten sie beste Tonqualität. Van Gelder verpasste dem Klangbild so etwas wie eine zeitlose Aura. Wie kaum ein anderer besass er ein Gespür dafür, die Wün-sche der Musiker umzusetzen. Wie er das genau machte, blieb sein Geheimnis. Teil der Magie waren selbstgebau-te Verstärker, Lautsprecher, optimal plazierte Mikrofone, die Bandmaschinen sowie allerlei Zubehör wie die Ham-mond C3-Orgel, auf welcher Jimmy Smith, Ray Charles, Jack McDuff und Charles Earland die beseeltesten Sounds kreierten. Die Elektronik, so beteuerte er, sei lediglich ein Hilfsmittel, um die menschliche Seele einzufangen. In den Fünfzigerjahren avancierte er zum führenden Auf-nahmetechniker von Blue Note. Bis 1967 betreute Van Gel-der nahezu alle Studioaufnahmen des Labels. Gleichzeitig war er auch für Riverside, Impulse! Records und Prestige tätig, später auch für Verve, CTI Records und für das Klas-sik-Label Vox. Im eigenen Studio in Englewood Cliffs, New Jersey, nahm Van Gelder (mit Producer Bob Thiele) John Coltranes grossen Wurf «A Love Supreme» auf, aber auch Herbie Hancocks «Maiden Voyage», Cannonball Adderleys «So-methin’ Else» und Horace Silvers «Song for My Father». Er galt als Perfektionist, der alles eigenhändig verkabelte und einrichtete. Während der Sessions trug er Handschu-he, um die wertvollen Geräte zu schonen. Essen, trinken

und rauchen war den Musikern untersagt. Auch bei der Überspielung der fertigen Aufnahmen auf die Lackfolien, aus denen später das Masternegativ für die Schallplatte hergestellt wurde, überliess Van Gelder nichts dem Zufall. Seit den Neunzigerjahren beschäftigte sich Van Gelder hauptsächlich mit der digitalen Nachbearbeitung seiner Aufnahmen für Blue Note und Prestige Records. Blue Note veröffentlichte sie ab 1999 als (Rudy Van Gelder) RVG-Edition, Prestige seit 2006 als eigene Serie. Am 25. August 2016 starb der Meister 91-jährig in seinem Haus in Engle-wood Cliffs.

Tony Lauber

Mose Allison (1927 – 2016)

Den ersten Song von Mose Allison habe ich von The Who gehört. Deren LP «Live at Leeds» begann mit einer furio-sen Version des «Young Man Blues». Das schlicht gehal-tene Original von 1957 verwandelten The Who in einen wilden Gitarren-, Bass- und Schlagzeug-Exzess. Jetzt ist der grosse Mann 89-jährig gestorben, dort, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat: in Mississippi. In den Sixties wurden die Songs des singenden Jazz- und Bluespianisten von vielen jungen (vor allem britischen) Musikern gecovert: The Yardbirds nahmen «I’m Not Tal-king» auf, Rhythm & Blues-Enthusiasten wie Georgie Fame, John Mayall, die Graham Bond Organisation, Cac-tus, Blue Cheer und Johnny Winter den Straflager-Blues «Parchman Farm». Eigentlich stammte die Nummer von Bukka White. Allison spielte auch Sonny Boy Williamsons «Eyesight to the Blind». Pete Townshend baute den Song 1968 in die Rockoper «Tommy» ein. Eine Dekade später tauchte Allisons «Look Here» auf «Sandinista!» der Clash auf. Und Elvis Costello sang «Everybody’s Cryin’ Mercy». 1996 veröffentlichte Van Morrison ein ganzes Album mit Allison-Stücken («Tell Me Something: The Songs of Mose Allison»). John Mose Allison Jr. wurde 1927 in Tippo, Mississippi, geboren. Als Knirps pflückte er Baumwolle, fing jedoch schon während der Schulzeit mit dem Klavierspielen an. Er lauschte der Jazz- und Bluesmusik, die nachhaltigen Ein-fluss auf sein Schaffen haben sollte. Allison ging zur Uni-versität und machte seinen Abschluss in Anglistik. Nach dem Millitärdienst zog er nach New York, wo sein Stern als Musiker aufging. In den Fünfzigerjahren spielte er mit Jazzern wie Stan Getz, Gerry Mulligan und Zoot Sims. Später konzentrierte er sich auf seine Solokarriere und gas-tierte oft in Europa. In den USA jedoch blieb Mose Allison ein Geheimtipp, dem der kommerzielle Durchbruch nie ge-lang. Sein Stil war schwierig einzuordnen – zu bluesig für Jazz, zu jazzig für Blues. Der Mann liebte es essenziell, re-duziert. Bemerkenswert waren seine geistreichen, oft witzi-gen Texte, die er mit schwerem Südstaatenakzent vortrug.

Tony Lauber

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DIE BESTEN PLATTENYves Baer Leonard Cohen: You Want It DarkerPaul McCartney: PureEric Clapton: Live in San DiegoYello: ToyNick Cave & The Bad Seeds: Skeleton TreeDavid Bowie: BlackstarRolling Stones: Blue And LonesomeTravis: Everything at OnceJack White: Acoustic Recordings 1998 – 2016Sting: 57th & 9th

Thomas BohnetDexys: Let the Record ShowJain: ZanakaBenjamin Biolay: Palermo HollywoodTeenage Fanclub: HereAvec: What If We Never ForgetMickey 3D: SebolavyLa Femme: MystèreSuuns: Hold/StillMHD: MHDABC: The Lexion of Love Vol. 2

Philipp NiederbergerMystic Inane: E.P.’S Of M/I The Hunches: The HunchesGuitar Wolf: T-Rex From A Tiny Space YojouhanShady & The Vamp: The Holy Teachings of Rock’n’RollThe Cavemen: Born to HateThe Real Kids: Shake Outta ControlDanny & The Darleans: Bug OutMusk: The Second SkummingNo Negative: The Good Never ComesThe Lavender Flu: Heavy Air

Tony LauberDavid Bowie: BlackstarWilliam Bell: This Is Where I LiveJoanna Newsom: DiversHoney Island Swamp Band: Demolition Day Madeleine Peyroux: Secular Hymns Michael Kiwanuka: Love & HateKarl Blau: Introducing Karl Blau Lea DeLaria: House of DavidAllen Toussaint: American TunesThe James Hunter Six: Hold On!

Michael GasserKarl Blau: Introducing Karl BlauChristian Kjellvander: A Village: Natural LightSimon Ho: BruxellesGillian Welch: Boots No.1 – The Official Revi-val BootlegL.A. Salami: Dancing With Bad GrammarWarpaint: Heads Up Emma Pollock: In Search of HarperfieldMargo Price: Midwest Farmer’s DaughterAndrew Bird: Are You SeriousBen Watt: Fever Dream

Reto AschwandenSchammasch: TrianglePJ Harvey: The Hope Six Demolition ProjectDavid Bowie: BlackstarBlack Mountain: IVDivine Comedy: ForeverlandSwans: The Glowing ManNadja Zela: Immaterial WorldLucinda Williams: The Ghost Of Highway 20Matt Boroff: Grand DelusionJoseph: I’m Alone, No You’re Not

Marcel ElsenerDr. John Cooper Clarke & Hugh Cornwell: This Time It’s PersonalThe Wolfhounds: Untied Kingdom Teenage Fanclub: HereMark Wynn: Singles – But They’re Not Really Singles…Mark Wynn: Achin’ at the Prospect – A Racket (That One)Skepta: KonnichiwaGöldin & Bit-tuner: SchiiwerferStahlberger: KristalltunnelRichmond Fontaine: You Can’t Go Back If There’s Nothing to Go Back ToTortoise: The Catastrophist

Benedikt SartoriusBlood Orange: Freetown SoundJessy Lanza: Oh NoFrank Ocean: BlondeChris Cohen: As If ApartCate Le Bon: Crab DayJaKönigJa: Emanzipation im WaldOliver Coates: UpsteppingFrankie Cosmos: Next ThingVarious Artists: DJ Koze Presents Pampa Vol. 1Animal Collective: Painting With

Sam MumenthalerPJ Harvey: The Hope Six Demolition ProjectLemon Twigs: Do HollywoodHowlong Wolf: OwlAngel Olsen: My WomanJack White: Acoustic RecordingsNadja Zela: Immaterial WorldBob Dylan: The 1966 Live RecordingsAnohni: HopelessnessIggy Pop: Post Pop DepressionWilliam Bell: This Is Where I Live

Philippe AmreinMonotales: Weekend LoveThe Company of Men: I PreferNadja Zela: Immaterial WorldSpain: CarolinaAngel Olsen: My WomanMr. Claudius Skybird Senior: The Kimihurura TapesElvis Presley: Way Down in the Jungle RoomPhil Hayes & The Trees: Blame EveryoneWilco: SchmilcoLeonard Cohen: You Want It Darker

Philipp AnzAngel Olsen: My WomanPJ Harvey: The Hope Six Demolition ProjectA-WA: Habib GalbiGrand Blanc: Mémoires VivesLeonard Cohen: You Want It DarkerLa Femme: MystèreAdia Victoria: Beyond The BloodhoundsMitski: Puberty 2King Creosote: Astronaut Meets ApplemanLucy Dacus: No Burden

Roman ElsenerMadness: Can’t Touch Us NowTeenage Fanclub: HereDr John Cooper Clarke & Hugh Cornwell: This Time It’s PersonalBruce Foxton: Smash the ClockJamie T: TrickA Tribe Called Quest: We Got it From Here… Thank You 4 Your ServiceRichmond Fontaine: You Can’t Go Back If There’s Nothing to Go Back toWire: Nocturnal KoreansHalf Man Half Biscuit: And Some Fell on Stony GroundBob Mould: Patch the Sky

Chrigel FischMotörhead: Clean Your ClockLeonard Cohen: You Want It DarkerSchammasch: TriangleBombino: AzelDeath Grips: Bottomless PitLush: Blind SpotL.A. Salami: Dancing With Bad GrammarZeal And Ardor: Devil Is FineThe Great Park: Turn Your Back on the CrownThe Company of Men: I Prefer

Miriam SuterWarhaus: We Fucked a Flame Into BeingDeap Vally: FemejismConor Oberst: RuminationsThe Felice Brothers: Life in the DarkThe Prettiots: Funs CoolLeonard Cohen: You Want It DarkerNick Waterhouse: Never TwiceBeyoncé: LemonadeA Tribe Called Quest: We Got it From Here... Thank You 4 Your ServiceNick Cave: Skeleton Tree

Hanspeter KünzlerDavid Bowie: Black StarNick Cave: Skeleton TreeKlaus Johann Grobe: Spagat der LiebeXixa: BloodlinePurson: Desire’s Magic TheatreDamien Jurado: Visions of Us on the LandDaniel Romero: MoseyImarhan: ImarhanShirley Collins: LodestarDralms: Shook

Page 21: 2016€¦ · lische Antwort auf Frank Sinatra unter Vertrag. Während Jahren suchte er nach einer talentierten Rock’n’Roll Band, und obwohl er vom Demotape der Beatles nicht überzeugt

GenetikkFukk Genetikk(Selfmade Records)

Weder dem Pop-Rap-Genre zugehörig, noch komplett im populären Gangsta-Rap zuhause, hat sich die aus dem Saarland kommenden Rap-Crew Genetikk in den letzten Jahren eine eigene Stellung in der deutschen Raplandschaft erobert. Und hat damit auch Erfolg. Nach den Alben «D.N.A.» und zuletzt «Achter Tag» folgt nun also «Fukk Ge-netikk», das neue Werk der beiden Macher Silkk und Rapper Karuzo. Bei-de tragen nach wie vor die charakteristischen Masken, eine Mischung aus Voo-doo und Skelett, mit denen sie live und bei Interviews posieren. Die Street Cre-dibility der Band litt bei «Achter Tag» ein wenig – zumindest bei den alten Fans, die Genetikk nicht verzeihen wollten, dass auf diesem Werk einige eingän-gige Hits drauf sind. Dafür haben Genetikk inzwischen nun auch andere Hörer-kreise erreicht.Auch «Fukk Genetikk» ist wie die Vorgänger eine Mischung aus prahlen-dem Rap, Bad-Boy- oder Gangsta-Attitüde und Ge-sellschaftskritischem. Zum Beispiel bei «Jordan Bel-fort», dem Song über den gleichnamigen Wall-Street- Zocker. Bei «Trill» geht es mit dem TGV nach Paris, bei «TeenSpirit» werden sehr geschickt Nirvana-Zi-tate in den Song eingebaut. Zudem ist «Peng Peng», die erste Single, ein hüb-scher Ohrwurm.

tb.

Various ArtistsLe pop la boum(Le Pop Musik)

Auch den schönsten Sam-plerreihen mit klarem sti-listischem Konzept drohen Routine. Dieses Risiko bannt das Label Le Pop,mit einer Compilation, die – durchaus im Wortsinn – aus der Reihe tanzt: «Le pop la boum» ist eine Tanzplatte mit französischem Akzent, also nicht schweisstreibend, sondern immer elegant. Die Lieder wurden in den letzten zwanzig Jahren auf-genommen, und dreizehn der sechzehn Interpretinnen und Interpreten tauchen erstmals auf Le Pop auf. Und: «La Boum» ist ein-fach toll! Die Party beginnt mit der charmanten «Pol-ka» von Luce, sie rollt mun-ter mit Call Me Poupées «Singapore Slang», «Jmy m’attendais pas» von Cléa Vincent ist ein geschmei-diger Discotrack, Julien Baer verbindet in «Roi de l’underground» Funk und Off-Beat; die Fabulous Tro-badors zelebrieren in «Y’a des garçons» ihren südfran-zösischen Ethno-Rap. Ma-thieu Boogaerts lässt es in «Corinne» rocken, Thomas Dutronc gibt in «Comme un manouche sans guitare» den zigeunernden Jazzer, ebenso beswingt, aber im Turbomodus besingen Ag-nès Bihl und Tom Poisson in «Baby Boom» Kinder-freuden. Und als krönen-den Abschluss holpern in Marcel Bontempis «Voulez-vous coucher avec moi?» die Sixties-Beats und -Or-geln. Nochmals: Einfach toll!

cg.

Electro DeluxeCircle (Musicast)

Am Sound der französi-schen Electro Deluxe gibt es eigentlich fast nichts auszusetzen. Die sechsköp-fige Gruppe um Frontmann und Sänger James Copley spielt schon seit 15 Jahren einen erfrischenden Retro-Sound, der Soul und Funk geradezu zelebriert, Jazz streift, sozusagen fresh and funky ist. Songs, die mit ihren fetten Bläsern in die Golden Ära der 60s und 70s eintauchen, dabei höl-lisch grooven. Stücke, die auf jeder Tanzfläche beste-hen sollten. Neben Bläsern und Chören sowie einem Fender-Rhodes-Piano setzt die Band auch ein Clavinet ein, jenes vom deutschen Hersteller Hohner entwi-ckelte Tasteninstrument, das vom Klang her entfernt an ein Cembalo erinnert und vor allem in den 70ern im Funk angesagt war. So fegen Electro Deluxe durch die 14 Songs. Nur fehlt mir der französische Einfluss bei Electro Deluxe. Denn das klingt alles sehr nach amerikanischem Ori-ginal. Das ist nichts schlim-mes an sich. Genau diesen Sound aber – verbunden mit französischen Texten: Das fände ich mal originell!

tb.

DIE NEUEN PLATTENSound SurprisenEin aktueller, breit mediatisierter Todesfall weckte viele Erinnerungen an das halbe Jahr, das ich vor knapp 20 Jah-ren auf Kuba verbrachte. Eines der schönsten Bilder ist ein flüchtiger Schnappschuss: Ich war im Auto unterwegs nach Trinidad und fand mich wegen einer Umleitung plötzlich auf einer Nebenstrasse in einem waldigen Hügelgebiet. Immer wieder kreuzte ich andere Strassen und Pisten, ich hatte aber keine brauchbare Karte, und Wegweiser suchte ich vergebens. Auf dem Gipfel eines Hügels hielt ich an; ich brauchte eine Pause und wollte mich orientieren. Die Sonne stand bereits tief, die Schatten waren lang, die Luft kühlte ab – da fiel mein Blick auf einen offenen Pavillon. Auf der Tanzfläche schwoften drei jugendliche Paare zu Musik aus einem scheppernden Ghettoblaster. Es war ein bizarres Bild, surrealistisch, gar magisch. Ich wollte schon aussteigen, als mir der Soldat oder Polizist, der sich zwei Stunden zuvor als Mitfahrer aufgedrängt und seither kein Wort mit mir gewechselt hatte, auf die Schulter klopfte und eine Richtung wies. Ich fuhr weiter, die Salsa verhallte im dichten Gehölz, und plötzlich war ich froh, den Unifor-mierten mitgenommen zu haben. Ohne ihn würde ich wohl heute noch durch dieses Gebiet irren…Dieses Bild taucht immer wieder auf, wenn ich lateiname-rikanische Musik höre. Nicht Salsa. Salsa passt nicht ins Dschungelgebirge, Salsa ist urban. Eine entspannte Gua-racha oder auch eine ländlich verschlurfte Cumbia wären der passendere Soundtrack. Zum Beispiel eine Cumbia, wie sie der 1931 geborene Andrés Gregorio Landero Guerra spielte, der kolumbianische Rey de la Cumbia. Bis zu sei-nem Tod im Jahr 2000 zeugte der Bauersohn und virtuose Akkordeonist nicht nur 24 Kinder (!), sondern prägte und spielte die Cumbia. Er hat sie erweitert, verfeinert, immer wieder sanft erneuert und vorwärtsgebracht; blieb dabei aber immer volkstümlich genug, um das ländliche Publi-kum zum Tanzen zu bringen. Auf «Yo Amaneci» (Vam-pisoul) wird geschlurft und geschwoft, geschoben und ge-schwelgt, das Akkordeon singt und klagt, die Perkussion macht «Chuck Chucka Chuck», und es ist tiefes Glück und Wohlgefallen – und am liebsten wäre ich irgendwo in einem malerischen Tanzpavillon im Dschungel und würde zu diesen scheppernden Gassenhauern in die untergehende Sonne tanzen...Wäre diese CD zu Ende, würde ich «Macondo Revisitado» (Vampisoul) einlegen, eine Werkschau des gleichnamigen, nach Gabriel Garcia Marquez’ imaginärem Ort Macondo benannten Labels aus Uruguay, das sich von 1975 bis 1979 einer uruguayischen Spielform karibischer und zentralame-rikanischer Musik verschrieben hat. Tropische Musik aus subtropischen Gefilden: Uruguayische Musiker und Band-leader griffen die damals in ganz Lateinamerika populären kubanischen Guarachas und Guaguancos auf, bedienten sich in den Plenas, Bombas und Merengues aus Puerto Rico und Panama, und natürlich widerstanden auch sie dem Charme der kolumbianischen Cumbias und Porros nicht. All das verquickten sie geschickt mit lokalen Gewohnhei-ten und Bedürfnissen, etwa mit dem afro-uruguayischen Candombe. Daraus entstand eine entspannte Tanzmusik, ebenso geeignet für Montevideos Salons und Kaschem-men wie für dörfliche Volksfeste. Macondo ist überall, das wusste schon Garcia Marquez, und so klingt die Musik auf «Macondo Revisitado».

Christian Gasser

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DIE NEUEN PLATTEN

Marie DavidsonAdieux au dancefloor(Cititrax)

Marie Davidson ist eine hervorragende Live-Künst-lerin. Was sie alleine mit ihren Geräten anstellen kann, ist auf Youtube zum Beispiel bei ihrem aktuellen Auftritt für Boiler Room zu bewundern. Auf ihrem dritten Soloalbum «Adieux au dancefloor» lässt die Ka-nadierin, die in der Elektro-nik-Szene Montreals gross geworden und dort auch Teil des Synthwave-Duos Essaie Pas ist, die Maschi-nen aber nicht einfach los-laufen. Davidson, die eine Vorliebe für Sequencer und alte Drum-Machines der Marke Roland hat, gibt ihnen ein Ziel, das Aufruhr auf der Tanzfläche heisst. Der Angriff erfolgt direkt: rougher Techno, Electro, grimmiger Bass, Perkussi-on-Kaskaden, komplexe, aber doch energetische Rhythmen, bedrohliches Flirren der analogen Syn-thesizer, dazu auf Franzö-sisch und Englisch gespro-chene Texte. Zum Schluss, im Titelstück, singt sie, schafft so eine versöhnli-che Verbindung zwischen Dancefloor und Pop und entlässt die Hörer aus ei-nem Album, das aus dem elektronischen Allerlei ein-drücklich heraussticht.

anz.

Hope Sandoval Until the Hunter (Tendril Tales)

2009 veröffentlichten Hope Sandoval & The Warm Inventions ihr zweites Al-bum, «Through the Devil Softly». Danach widmete sich die Frontfrau, die bei Konzerten am liebsten im Dunkeln singt, wieder ihrer früheren Band Mazzy Star. Jetzt der erneute Karriere-schlenker: Die Amerika-nerin hat die musikalische Partnerschaft mit dem My-Bloody-Valentine-Schlag-zeuger Colm Ó Cíosóig abermals aufgenommen. Dieser erklärte unlängst in einem Interview mit dem Online-Magazin «Conse-quence of Sound»: «Es ist nicht so, dass wir uns durch unsere anderen Projekte eingeschränkt fühlen, doch jene Bands verfolgen einen ganz bestimmten Sound.» Während die Musik, die Hope Sandoval & The Warm Inventions kreierten, einer konstanten Meta-morphose unterworfen sei. Klingt gut, ist allerdings eine Übertreibung, denn: Das Duo schleicht sich wie eh und je durch Balla-den, die mal orgelgetränkt («Into the Trees»), mal soulbehaftet («Let Me Get There») sind. Sandoval, inzwischen 50-jährig, mur-melt sich dabei sanft durch verwischte Rhythmen und feine, aber träge Gitarren-licks. Die Musik ist derart verträumt, dass man sich nach Plattenschluss nie ganz sicher ist, ob man sich das Gehörte bloss eingebil-det hat oder nicht.

mig.

Martha WainwrightGoodnight City (PIAS/MV)

«I’ve been taking lots of pills», verrät Martha Wain-wright in «Around The Bend», dem Opener zu ihrer neuen Platte «Good-night City». Gut möglich also, dass sie ihre Songs wieder einmal zur Beichte nutzt. Ihr Bruder ist Rufus Wainwright, ihre Mut-ter war Kate McGarrigle – und beides ist nicht zu überhören: Wie der Singer/Songwriter lebt auch Mar-tha Wainwright in ihren Liedern das Dramatische aus. Und wie ihre Erzeu-gerin besitzt auch sie ein Flair für Folk und Chan-son. Die sarkastische Ader ihres Vaters, Loudon Wain-wright III, in den frühen 70er-Jahren kurz als neuer Bob Dylan gehypt, scheint sie hingegen nicht vererbt bekommen zu haben: Das vorliegende Lieddutzend entpuppt sich als ernsthafte Angelegenheit. Nicht, dass die Stücke der kanadisch-amerikanischen Doppel-bürgerin freudlos klängen, doch: Sie wirken nicht nur durchdacht, sondern ge-radezu seriös. In «Look Into My Eyes» propagiert die Künstlerin den perlen-den Elektropop, in «Piano Music» huldigt sie dem musicalnahen Sound der McGarrigle Sisters, und mit dem fiebrigen «So Down» lässt sie an die frühe Pat-ti Smith denken. Einem Kaleidoskop gleich zeigt Wainwrights Werk mit je-der Drehung neue Spiege-lungen. Das wirkt mitunter aufreibend, aber gewiss nie langweilig.

mig.

SiskaA Woman’s Tale(Vai la Bott)

Hinter Siska verbirgt sich die Sängerin Sista Ka, die einige LeserInnen even-tuell als Frontfrau der grossartigen Watcha Clan aus Marseille kennen. Ihr Soloprojekt entstammt ei-gentlich einem Zufall, wie mir Watcha-Clan-Manager Soupa Ju erzählt hat. Beim Soundcheck, und um sich die Zeit zu vertreiben, habe sie einfach mal andere, ei-gene Songs gespielt. Es sind deutlich vom Trip-Hop der Neunziger und Acid-Jazz beeinflusste Stücke, die an Neneh Cherry oder Beth Gibbons von Portishead erinnern. Das kam bei den Kollegen so gut an, dass sie einfach ein eigenes Projekt forciert hat. Entstanden ist nun dieses Album, auf dem wir sehr schöne, englisch gesungene Songs zwischen Trip-Hop, Soul und Indie-Pop hören, die prima ins Ohr gehen und dort auch bleiben. Wer also Portis-head, Massive Attack oder Lamb mag, sollte mal rein-hören.

tb.

LambchopFlotus (City Slang)

Die Stimme und das tiefe Tempo sind geblieben, die Musik hingegen hat eine Metamorphose durchlau-fen: Auf ihrem zwölften Al-bum stellen sich Lambchop nicht nur dem Computer, sondern machen sich diesen zu eigen. Der Mastermind der Formation aus Nash-ville, Kurt Wagner, sam-pelte für «Flotus» seinen Gesang, jagte ihn durch diverse Filter und bastelte allerlei Beats. Statt gitar-renlastigen Country-Soul gibts nun eine Melange aus R’n’B, sanft dahinglei-tenden Elektroflächen und Ambient ab Piano. «Schüttle die Spinnweben ab», croont der 57-Jähri-ge im Opener «In Care Of 8675309» mit granulösem Timbre und zeigt sich eben-so beherzt wie experimen-tierfreudig. Der Sound ist gedämpft, herzerwärmend und wirkt wie am Kamin-feuer erdacht. Die Platte ist nicht zuletzt eine Liebeser-klärung an Mary Mancini, die Frau des Frontmanns, die seit 2015 der demokra-tischen Partei Tennessees vorsitzt und eine Schwäche für Hip-Hop und Beyoncé hat. Die Songs nähern sich denn auch den Präferenzen von Wagners First Lady an – ohne sich diesen völlig unterzuordnen. Lambchop ist es gelungen, sich neu zu erfinden, ohne das Bisheri-ge zu verleugnen. Das Re-sultat überrascht und ist so souverän wie überzeugend.

mig.

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Aaron Lee TasjanSilver Tears(New West/MV)

Sein letztes Album «In the Blazes» deutete Aaron Lee Tasjans Potenzial an. Jetzt legt der Singer/Songwriter und gefragte Gitarrist (Al-berta Cross, Drivin’ N’ Cry-in’, Madison Square Gar-deners) aus Nashville die Latte höher und demonst-riert eine beachtliche mu-sikalische Diversität. Der Opener «Hard Life» lässt noch alles offen, während die dezent psychedelischen «Little Movies» an Elliott Smith oder Jeff Lynne er-innern. Dem Blues nähert sich Tasjan erst ernsthaft («Refugee Blues»), dann ironisch wie Todd Snider («12 Bar Blues»). «Till The Town Goes Dark» klingt entfernt nach Tom Petty. Auch im fliessenden Country-Folk von «On Your Side» ist Petty irgend-wie präsent. Und «Dime» könnte ein Outtake der Traveling Wilburys sein. All diese Einflüsse hat Tas-jan im Lauf seiner Karriere aufgesogen, und das hat ihn zu einem feinen Songwriter mit scharfer Zunge, Witz und viel Herz geformt. Der Mann versteht es, musika-lische Akzente zu setzen. Geschmackssicher, mit Lie-be zum Detail, legt er Ge-sangsspuren übereinander oder sorgt für das ideale Wechselspiel zwischen sei-ner elektrischen und David Vanderveldes Pedal-Steel-Gitarre. «Memphis Rain», mit verhallter Gitarre und eingängiger Melodie, ist nur eines von vielen High-lights dieses tollen America-na-Albums.

tl.

Various Artists New Orleans Funk 4(Soul Jazz Records)

Die musikalische Vergan-genheit von New Orleans wirft ihre Grooves bis weit in die Gegenwart. Um 1900 entstand hier der Jazz, die kulturelle Nähe zur Karibik öffnete die Stadt früh für Creole- und Latin-Rhyth-men wie den Mambo, in den 50er-Jahren prägten Fats Domino und Little Ri-chard eine schwarze Spiel-art des Rock’n’Roll, und der Kontakt zur afrikani-schen Polyrhythmik blieb direkter als in den übrigen USA. All das verschmolz in den Sechzigerjahren im Rhythm’n’Blues von Pro-fessor Longhair und Allen Toussaint und mutierte um 1970 zum New Orleans Funk: Warm und erotisch, jazzy und kreolisch, ge-trieben von flüchtigen Po-lyrhythmen, getragen von verschleppt wummernden Bässen und verziert von flot-ten Bläsersätzen und flinken Pianoläufen. Immer lässig, nonchalant und locker. Auch das gehört zur Magie dieser Musik: Sie verheim-licht ihre rhythmische Vir-tuosität unter dem Anschein entspannten Musizierens auf der Veranda. Die vierte Ausgabe von «New Orleans Funk» ist mit «Voodoo Fire In New Orleans 1951-77» vielversprechend untertitelt – und die Liste der Interpre-ten und ihrer Songs erfüllt die Erwartungen: Neben grossen Namen wie Eddie Bo, Dave Bartholomew und Betty Harris huldigen auch weniger bekannte und sel-ten kompilierte Interpreten dem New Orleans Funk in seinem ganzen Reichtum.

cg.

Harvey MandelSnake Pit(Thompkins Square)

Der Gitarrist Harvey Man-del kam aus derselben Chicago-Szene wie Mike Bloomfield, spielte mit Howlin’ Wolf und Charlie Musselwhite, trat mit Can-ned Heat in Woodstock auf und machte Sessions mit John Mayall, Barry Gold-berg, den Rolling Stones, Steve Kimock oder Vernon Reid. Er entwickelte seine eigene Technik (zweihän-diges Fretboard-Tapping), beeinflusste damit Ed-die Van Halen und nahm nach dem überragenden «Cristo Redentor» (1968) weitere Soloalben auf, de-ren innovative Fusion aus Acid-Blues, Rock, Funk, Jazz und Country bis heute beeindruckt. Trotzdem ist Harvey «The Snake» Man-del kein geläufiger Name, sonst hätte er nicht vor ei-nigen Jahren Gitarren ver-kauft oder ins Pfandhaus gebracht, um die Therapie gegen Krebs bezahlen zu können. Sein neues Album entstand in zwei Tagen mit einer anonymen Begleit-band. Auf «Snake Pit» do-miniert von Beginn weg der unverkennbare, übersteuer-te Powersound des 71-jäh-rigen Gitarren-Virtuosen. Die Freude daran trübt der Umstand, dass Mandels Mitmusikern lediglich die Statistenrolle bleibt. Inten-sives Zusammenspiel ge-lingt in den acht Instrumen-talstücken nur selten. Eine Ausnahme ist «Before Six», die groovende Nummer aus «Cristo Redentor». Ansonsten scheint sich der rüstige Veteran bloss noch im Kreis zu drehen.

tl.

DIE NEUEN PLATTEN45 PrinceSobald ein Radio in der Nähe ist, stelle ich immer auf das Luzerner Jugendradio 3-Fach – man will ja frisch bleiben. Meist wird die gute Absicht aber schon nach zwei Songs eingetauscht. Welch Freude aber, als ich kürzlich meinte, Ex-Cult zu empfangen. Die Nachforschungen ergaben, dass deren Sänger zusammen mit Ty Segall (hallo Radio) und Charles Moothart nun GØGGS betreibt. «She Got Harder» (In The Red) hat den von der Jugend geforderten Disco-Bass und mehr Sologitarre. Ansonsten bleibt für Sän-ger Chris Shaw alles beim alten: Punk hallt zurück aus der düsteren Zukunft. Angefangen haben sie 1963 als Junior & The Mondos mit den beiden Hits «Mondo Moe» und «Mondo» und belegten damit den ersten Platz sowohl in der Poesieklasse – noch vor den Rivingtons und The Monsters – als auch im Turnunterricht – noch vor The Trashmen. Als Florian Monday & His Mondos übertrumpften sie sich gar selber mit «Rip It, Rip It Up» (Norton). Garage aus dem Frat-Haus, den selbst geübte Hörer frühmorgens nicht einem Kaffee vorziehen, der jedoch spätabends jegliche Partystim-mung noch toppt. Zuerst wird auf eine Büchse gehauen, Gitarre und Orgel setzen ein, das Schlagzeug startet den Wirbel, durch den sich der Sänger jodelt und stottert. Der jugendliche Übereifer lässt dann zwei Jahre später ein biss-chen nach, und man veröffentlicht als Mondays Mondos «(I’m) Crying». Die Band selber vermutete, dass ihnen die Rolling Stones nach einem gemeinsamen Konzert das Riff für ihr «Get Off My Cloud» klauten. Dieser Song erscheint nun hier völlig zu Recht nicht nur als Archiv-Beigabe auf einer LP erstmals in seiner Demo-Version. Die Ruchlosig-keit des Bandleaders wird sich in seinem späteren Leben noch handfest manifestieren und drückt hier bereits durch (was ebenso passt wie seine heutzutage zeitweise leucht-orange gefärbten Haare). Es bleibt zu hoffen, dass Nor-ton Records auch nach dem Tod des Mitbegründers Billy Miller weiterhin solche Schätze ausgräbt und die lebens-soundtrackstiftende dreissigjährige Label-Geschichte eine Fortsetzung findet.

Philipp Niederberger

Page 24: 2016€¦ · lische Antwort auf Frank Sinatra unter Vertrag. Während Jahren suchte er nach einer talentierten Rock’n’Roll Band, und obwohl er vom Demotape der Beatles nicht überzeugt

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