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„Zur Theorie und Geschichte Populärer Musik“ Thécla Badarzewska: „Gebet einer Jungfrau“

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Page 1: „Zur Theorie und Geschichte Populärer Musik“ Thécla Badarzewska : „Gebet einer Jungfrau“

„Zur Theorie und Geschichte Populärer Musik“

Thécla Badarzewska:

„Gebet einer Jungfrau“

Page 2: „Zur Theorie und Geschichte Populärer Musik“ Thécla Badarzewska : „Gebet einer Jungfrau“

Inhalt:

I. Musik als Bestandteil einer gehobenen Lebensführung

II. Der Salon/ Salongesellschaften III. Thékla Badarzewska : „Das Gebet

einer Jungfrau“ (La Prière d`une Vierge)

IV. AnalyseV. Zum Stück selbst

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I. Musik als Bestandteil einer gehobenen Lebensführung

1. Die Bedeutung des Klavierspiels im Leben „höherer Töchter“2. Die Klavierlehrerin3. Der Klavierunterricht

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1. Die Bedeutung des Klavierspiels im Leben „höherer Töchter“

Mit Hilfe des Klavierspiels werden zentrale Ziele und Methoden der Mädchenerziehung verwirklicht:So wie der Knabe zum Studium hinerzogen wird, sollen die Mädchen auf ihr Dasein als Hausfrau, Ehefrau und Mutter vorbereitet werden.Klavierspielen, Französischunterricht, Handarbeit und das Erlernen von Anstandsregeln und Konversation (werden über Privatunterricht bzw. an so genannten Töchterschulen vermittelt) dienen nicht der Entwicklung von individuellen, geistigen oder künstlerischen Anlagen, sondern sind vielmehr zweckorientiert:

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1. Die Bedeutung des Klavierspiels im Leben „höherer Töchter“

Die Mädchen sollen durch das Klavierspiel die heimische Atmosphäre verschönern und Gäste unterhaltenWeiterhin sollen sie dadurch eine sittsame Körperhaltung einüben (aufrecht sitzen und allzu lebhaft und rasche Bewegungen vermeiden)Klavierspielen dient auch als Zeitvertreib neben der Handarbeit, der Hausarbeit, dem täglichen Spaziergang, den Kaffeevisiten und der Konversation über bereits erledigte oder noch bevorstehende Bälle, Verlobungen und Verlobungsmöglichkeiten.

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1. Die Bedeutung des Klavierspiels im Leben „höherer Töchter“

Motivation und musische Begabung hingegen spielten eine vernachlässigende Rolle

So kann das Spielen am Klavier auch als eine Flucht vor dem Alltag angesehen werden. Schumanns „Träumerei“ lädt geradezu zu Tagträumen ein. Die junge Pianistin kann sich somit unbeschwert diesen Schwärmereien hingegeben und den manchmal eher trist wirkenden Alltag in Gedanken entkommen.

Nicht nur deshalb sind die typischen Titel der Salonmusik auf Themen wie „Liebe“ und „Heirat“ ausgerichtet.

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1. Klavierübende Tochter

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2. Die Klavierlehrerin

Der Beruf der Klavierlehrerin gleicht, vom Status her, dem einer Gouvernante oder einer Gesellschafterin. Diese wenigen Berufe, die bürgerlichen Frauen offen standen, gehen mit einem sozialen Abstieg einher. Schließlich ist die Heirat die einzig akzeptierte und anerkannte Lebensperspektive einer Frau. Wem jedoch die gute „Partie“ versagt bleibt, dem blüht das Schicksal der Klavierlehrerin.

Page 9: „Zur Theorie und Geschichte Populärer Musik“ Thécla Badarzewska : „Gebet einer Jungfrau“

2. Die Klavierlehrerin

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3. Der Klavierunterricht

Der Klavierunterricht ist damit ebenso zweckorientiert: Er dient nicht als Hilfestellung dazu, ein Kunstwerk zu verstehen und „adäquat“ wiederzugeben. Auch soll die eigene Ausdruckskraft nicht damit gesteigert werden. Der Zweck des Klavierunterrichts besteht einzig und allein darin, im Salon brillieren zu können und ein Aufsehen der „heiratsfähigen Männer“ zu erlangen. Doch ist die Heirat erst mal vollzogen, so wird auch das vorher so wichtige Klavierspiel entbehrlich.

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II. Der Salon/ Salongesellschaften

1. Der Salon2. Das Klavier3. Die Salongesellschaft4. Das Klavierspiel im Salon5. Die Salonmusik6. Strukturelle Merkmale der Salonmusik

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1.Der Salon

Der Salon dient nicht etwa nur als Familien –Wohnzimmer, sondern vielmehr als Repräsentationsraum, in dem die Besuche empfangen und die damals üblichen Abendgesellschaften gegeben werden. Diese Funktion wurde schon in den Grundrissen des Hauses mit berücksichtigt. Beispielsweise waren um den Salon Balkone und Korridore zum „Herumspazieren“ angelegt. Oder durch die nah gelegene Durchfahrt konnten die Kutschen mit den festlich gekleideten Damen und Herren gleich vor der Pforte des Salons halten.Oft hatte der Salon im Gegensatz zu den anderen Zimmern eine teure und elegante Ausstattung zu dem auch das „symbolhafte“ Modeinstrument Klavier bzw. Pianoforte gehörte.

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1. Der Salon

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2. Das Klavier

Das Klavier gehörte einfach in jeden Salon. Schließlich galt es mehr als repräsentatives Möbelstück, denn als Instrument. Der hohe Verbreitungsgrad des keineswegs preiswerten Instruments war nicht nur eine Folge der neuen offensiven Reklame durch beispielsweise Zeitschriften bzw. Journale. Vielmehr hatte das Klavier eine symbolische Funktion:Das Pianoforte als „Universalinstrument“, zur Unterhaltung der Gäste bei Abendgesellschaften im Salon und als Symbol für Besitz und Bildung.

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3. Die Salongesellschaft

Die Salongesellschaft bezeichnet eine Abendgesellschaft. So eine private Abendgesellschaft zu veranstalten, war bis in das 20. Jahrhundert hinein für die „höheren Kreise“ von großer sozialer Bedeutung und kam somit einer Verpflichtung gleich. Die Gesellschaften orientierten sich dabei an den berühmten Salons der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts.Ursprung dieser Salongesellschaften war Paris (bereits im 17. Jahrhundert). Diese eher öffentlich orientierten Abendgesellschaften waren gekennzeichnet durch Lesungen, literarisch -philosophischen Vorträgen, Auftritten von Musikern, Theaterspiel und geistvoller Unterhaltung. Berühmte Musiker oder Künstler müssen somit erst ihre Runden durch die Pariser Salons gemacht haben, um woanders etwas zu gelten.

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3. Die SalongesellschaftAusgeschlossen aus diesen Aristokratie –Gesellschaften waren jedoch Bürgerliche. Damit „honorierten“ die Aristokraten die Bürgerlichen während und nach der französischen Revolution mit Verachtung.

Im Gegenzug dazu veranstalteten die Bürgerlichen private Abendgesellschaften im aristokratischen Ambiente. Jedoch lag die musikalische Umrahmung nicht bei professionellen Musikern, sondern bei den Töchtern des Hauses.

Der nach 1850 entstandene Zweck der bürgerlichen Gesellschaften war somit von sozialer Art:

Man wollte die Darstellung der gesellschaftlichen Rangordnung und eine Demonstration der gesellschaftlichen Stellung aufzeigen.(Beispiel dafür ist Benutzung des Sofas: rechts durften nur gesellschaftlich höher Gestellte sitzen.)

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3. Die Salongesellschaft

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4. Das Klavierspiel im Salon

Das Klavierspiel während solcher Anlässe erfüllte gleich mehrere Funktionen:

Es diente zum einen zur Unterhaltung der Gäste. Geriet eine Konversation einmal ins stocken, konnte durch ein Klaviervortrag zu neuen Themen verholfen werden. Schließlich war es gestattet, auch während des Vortrages zu reden. Das war unter anderem ein Grund, nicht allzu anspruchsvolle Werke für den Vortrag zu wählen.Eine weitere Funktion die dem Klavierspiel zu Teil wird, ist die Präsentation heranwachsender Töchter auf dem Heiratsmarkt.

Durch die musikalische Darbietung wird die Tochter des Hauses in den Mittelpunkt gerückt. Potentielle Heiratskandidaten haben die Möglichkeit, die Pianistin in aller Ruhe zu betrachten und anschließend sie mit Komplimenten zu überschütten. Weiter bietet sich an, nach der Nennung der Titel („Liebesgeflüster“, Gebet einer Jungfrau“…), sich über diese zu unterhalten.

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5. Die SalonmusikDie Salonmusik bestand hauptsächlich aus Klaviermusik. „Die Pianofortemusik bildete für sich eine eigene Gattung unter dem Namen Haus –und Salonmusik“ (aus Katechismus der musikalischen Formenlehre)[1].

Da Salonmusik mehr auf Sinnlichkeit, Empfindung, Emotion statt auf den Geist gerichtet ist, sprechen viele Musikkritiker vom „Untergang der Musik als Kunstform“[2].

„Die Musik ist Gemütsmalerei, sie hat Stimmungen hervorzurufen, die Gefühle des Herzens wecken, die Bewegungen des Gemüts herstellen.“

[1] In Peter Wicke: Von Mozart zu Madonna: „Das Gebet einer Jungfrau“ –Liebesspiele am Klavier, S.37[2] In Peter Wicke: Von Mozart zu Madonna: „Das Gebet einer Jungfrau“ –Liebesspiele am Klavier, S.36

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5. Die Salonmusik

So soll die Musik:Wohlgefühl statt InterpretationSinnlichkeit vom Klang statt LogikEmpfindung der Körperlichkeit statt BedeutungAusdruck von Gefühl statt ästhetischen Inhalts

ausdrücken.

Musik als eine Art Verkörperung des „Gutbürgerlichen“.

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5. Die Salonmusik

Neben der populären Salonmusik sind auch einige Werke der „Klassischen Komponisten“ (wie zum Beispiel Beethovens „Für Elise“, Schumanns „Träumerei“…) zum Vorschein gekommen. Dieses demonstriert die Zugehörigkeit der Familie am Bildungsbürgertum.(Auch diese Stücke ähneln, von der Struktur her, den populären Salonstücken: Melodie betonte Oberstimme, Begleitfunktion der linken Hand).

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6. Strukturelle Merkmale der Salonmusik

Einfachheit in Form und HarmonikLeichte Erlernbarkeit durch die permanente Verwendung wiederkehrender Motive„Sentimentaler Tonfall“

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III. Thékla Badarzewska Baranowska: „Das Gebet einer Jungfrau“ (La Prière d`une Vierge)

Thekla Badarzewska (-Baranowska) wurde 1834 in der Nähe von Warschau geboren und starb schon im Alter von 27 Jahren (am 29. September 1861) in Warschau. Badarzewska war eine polnische Pianistin und Komponisten. Mit 18 schrieb sie das berühmte Salonstück „Das Gebet einer Jungfrau“, was seine Erstpublikation 1856 in Warschau hatte. Die junge Komponistin schrieb noch ca. weitere 34 Klavierstücke, doch das „Gebet“ wurde das berühmteste.

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Es markiert die Auseinandersetzung zwischen Sinn –und Körperbezug und wird zum Synonym für die bürgerliche Salonmusik.Das von vielen Kritikern und Musikkennern als „Salonschund“ und „Trivialmusik“ bezeichnete Stück wurde, nach dem es im Leipziger Verlag Carl Rühle veröffentlicht wurde, auch in den Programmen vieler anderer Verlage aufgenommen. So dass das Klavierstück in insgesamt 140 verschiedenen Verlagen und zahlreichen Bearbeitungen für diverse Instrumente (von Mandoline über Horn, Klarinette, Streicher, usw.) zu finden war.Nicht allein wegen ihrem phänomenalen Erfolg sprechen Badarzewskas` Kritiker von ihrem Tod als „Erlösung von der Geißel der Menschheit.“[1]

[1] Peter Wicke: „Move your body“ Über den Zusammenhang von Klang und Körper, S. 70

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IV. Analyse

1. Bezug zu Merkmale der Salonmusik2. Form3. Harmonien4. Gliederung5. Virtuosität6. Klang

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„Das Gebet einer Jungfrau“

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1. Bezug zu Merkmale der Salonmusik

Wie schon in den Merkmalen der Salonmusik erwähnt, zeichnet sich diese Unterhaltungsmusik besonders durch die Einfachheit bzw. „künstlerische Anspruchslosigkeit“ in ihrer Form und Harmonik aus.So ist auch der musikalische Ablauf in dem Klavierstück „Gebet einer Jungfrau“ von Thékla Badarzewska –Baranowska sehr schlicht. Schließlich soll nicht der musikalische Aufbau im Mittelpunkt stehen, sondern die äußere virtuose Erscheinungsform.Der Rezipient ist also nicht vordergründlich darauf bedacht, die Musik wahrzunehmen. Vielmehr legt er sein Augenmerk auf das „handwerklich –optische Können“[1] des Aufführenden.Der Vortrag wird somit zu allererst als eine Demonstration des pianistischen „Könnens“ angesehen.

[1] Keldany –Mohr: „Unterhaltungsmusik“ als soziokulturelles Phänomen des !9. Jahrhunderts, Musikalische Analysen, S.106

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2. Form

E a a` a`` a``` Coda4 /: 8 : / : 8 : / : 8 : / : 8 : / 8

Alle Perioden, einschließlich der Coda, bestehen aus jeweils acht Takten. Diese werden, mit Ausnahme der Coda, je einmal wiederholt.Die acht Takte der Perioden bestehen wiederum aus zwei mal vier Takten mit ganztaktigem harmonischen Schema. Dieses harmonische Schema durchzieht das gesamte Stück.In Takt sieben bzw. acht verdichten sich die Harmonien zu einer halbtaktigen Schlussbetonung.8 Takte → 2 X 4 TakteTakt 7/ 8: V – I, V – I

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3. Harmonien (Schema)

(ohne Einleitung)

Takt 1 -4 : I / II 6 / V 7 / I / Takt 5 –8: I / II 6 / V 7 –I ( 4 ) / V 7 -I //Weiterhin weist das Stück ein zweitaktiges Gerüstmotiv auf:1. Takt: Dreiklangspassage aufwärts bis zum Terzton des betreffenden AkkordesMitte 1. -2. Takt: Abwärtsbewegung (stufenweise eine Quinte abwärts) mit RhythmusDie Struktur bleibt immer gleich. Es gibt lediglich Umspielungsfloskeln wie Tonwiederholungen, verschiedene Triller, andere Rhythmen und erweiterte Dreiklangspassagen. Das Thema wird variiert, wobei die linke Hand eine Begleiterfunktion übernimmt und einfache Akkorde spielt.

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4. Gliederung

Einleitung: Die Stimmen laufen in den ersten zwei Takten parallel (unisono) in Oktavverdoppelungen eine Es –Dur Tonleiter abwärts; Rhythmus besteht aus Viertel, ab dem zweiten Viertel mit Vorschlag (in Achteln),A: Triolischer Rhythmus; Ambitus: Oktave plus Sexte (von B1 - G3) bzw. zwei Oktaven (D1 – D3)

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3. Gliederung

A`: verschiedene Rhythmen: Sechzehntel, Septolen, Zehntolen

Ambitus: dreiOktaven (G1 – G4)

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3. Gliederung

A``: Achtelrhythmus und Triolen- Rhythmus als Kontrast; Ambitus: eine Oktave (g – G1); Kreuzung der Hände: Melodie in Basslage, Begleitung in hohe Lage verlegt.A```: Dreiklangspassage in Zweiunddreißigstel, in Takt sieben bzw. acht wechselt der Rhythmus auf Sextolen bzw. Zehntolen;Ambitus: zwei bis drei Oktaven (G2 –G3, D1 –D4)

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3. Gliederung

Coda: Oktavverdoppelungen, ähnlich wie in Teil A` Triolenrhythmus in Achteln, viele Tonwiederholungen; Statt Andante nun Più AllegroNeuer Klangeffekt durch Staccato Spielweise.

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4. Virtuosität

Die Virtuosität bekommt das Stück somit durch die Dreiklangsvarianten, verschiedene Rhythmen bzw. Ambitus, Triller mit verschiedenen Endungen, Vorschläge, Kreuzungen der Hände und der Stimmen, Ab –Anspannung des Körpers und der Dynamik (Einleitung in f bzw. fz, das Stück selbst wird in p gespielt, bei Aufwärtspassagen erfolgt ein crescendo, bei Abwärtspassagen ein decrescendo). Dadurch entsteht ein „An- und Abschwellen“ des Klangs. Sein großes Klangvolumen erhält das „Gebet“ durch die Oktavverdoppelungen und den Pedaldurchhaltungen.

Es entsteht ein pathetisch –dramatischer Gesamteindruck - ideale Vorraussetzungen für ein repräsentatives Vortragsstück.

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5. Klang

Der Klang ist gekennzeichnet durch die „schöne“, einfache, sich ständig wiederholende Melodie, bei der fast ausschließlich konsonante bzw. reine Intervalle (Terz, Sext, Dezime, Oktaven) verwendet werden. Weiterhin macht der Oktavabstand den Klang „weicher“.Unterstützt wird der „Wohlklang“ durch den langsamen, fortschreitenden Rhythmus (Andante), der in der Coda seinen Höhepunkt erreicht (Più Allegro).

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V. Zum Stück selbst

1. Titel2. Das Musikstück3. „Skandal“4. Bezug zum Populären5. (Warum war das „Gebet“ ein

„Welthit“?)

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1. Titel

Jungfrau/ Jungfräulichkeit: Symbol für Unschuld, Keuschheit, „Unbeflecktheit“Seit Biedermann: Symbol für Sexualität/ Defloration, unterdrückte BegierdeSymbol der Jungfrau war keine Seltenheit in der Musik, es galt eher als Inspiration für andere Komponisten:

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1. Titel

- Franz Bändel: „Der Jungfrau Gebet“- Carl Böhm: „Traum einer Jungfrau“ (für zwei Klaviere)→ Die Wunschbilder zeigen, was menschlichen Trieben nicht erlaubt war. Die Männer haben somit ihren Einfluss/ Rang nicht aufs Spiel gesetzt.

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2. Musikstück

Soll die Grazie des weiblichen Körpers betonen (Oktaven umspannende Hände, der sich hin und her wiegende Körper, Körperspannung und Entspannung …)Daraus resultiert somit eine Symbiose von Klang und Körper → „Verkörperter Klang“ im Schutz des „Imaginären“.Die Aufführende zieht die geballten Männerblicke auf sich, dennoch können die Männer ihre unbefleckte Fassade wahren (Tugend, Fleiß, Sittsamkeit).

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3. Skandal

Schlecht gemachtes Stück hat hohen Grad an Popularität erlangtDas Stück ist von einer KomponistinEs wirft ein Schatten auf das bürgerliche Leben, indem es „Sachen“ aufdeckt, die gerne im Schatten geblieben wären

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4. Bezug zum Populären

„Das Gebet einer Jungfrau“ ist das vollkommenste Beispiel aus der Frühzeit der populären Musik:Der Klang kodiert nicht mehr den Sinn bzw. die Logik, sondern die Gestik der KörperpräsentationDer „verkörperte Klang“ durchzieht wie eine „rote Schnur“ die populäre Musik (Madonna, eingeübte Choreographien von Boy –Bands…)

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Warum war das „Gebet einer Jungfrau“ ein Welthit?

(Diskussion)

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Literaturangaben:Bullerjahn, Claudia: „Das Populäre in der Musik des 20. Jahrhunderts“ : Musik -Kultur, -Wissenschaft, Hildesheim 2001Grotjahn, Rebecca: „Gebet einer Jungfrau“: Gegenwart Frau ein Szenenprojekt, in: Sekundarstufe II: Musik und Bildung 28 (1996)Keldany –Mohr: „Unterhaltungsmusik“ als soziokulturelles Phänomen des 19. Jahrhunderts, Gustav Bosse Verlag Regensburg 1977Wicke, Peter: „Move your body“: Über den Zusammenhang von Klang & Körper, Hildesheim 2001Wicke, Peter: „Von Mozart zu Madonna“: Das Gebet einer Jungfrau –Liebesspiele am Klavier, Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1998Weissweiler , Eva: Komponistinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Bäreneiter, 1999