zu den pseudo-aristotelischen oeconomica

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Zu den Pseudo-Aristotelischen Oeconomica Author(s): Ulrich Wilcken Source: Hermes, 36. Bd., H. 2 (1901), pp. 187-200 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4472776 . Accessed: 30/10/2013 14:43 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Hermes. http://www.jstor.org This content downloaded from 150.108.161.71 on Wed, 30 Oct 2013 14:43:35 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Page 1: Zu den Pseudo-Aristotelischen Oeconomica

Zu den Pseudo-Aristotelischen OeconomicaAuthor(s): Ulrich WilckenSource: Hermes, 36. Bd., H. 2 (1901), pp. 187-200Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/4472776 .

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Page 2: Zu den Pseudo-Aristotelischen Oeconomica

ZU DEN PSEUDO-ARISTOTELISCHEN ,OECONOMICA.

Das zweite Buch der unter Aristoteles' Namen gehenden Oe- conomica zerfallt bekanntlich in einen theoretischen Theil (1), in dem als die vier Arten (MI4en) der Oeconomie die flcawiLxrj, carea- ziXw, YrOitux und 'dtwulX? definirt werden, und einen histo- rischen Theil (11), in dem an Beispielen aus der griechischen und persischen Geschiichte dargethan wird, durch welchle Listen sich Tyrannen, Gemeinden, Feldherren u. s. w. in financiellen Nothen Geld zu verschaffen verstanden haben. Diese beiden, inhaltlich nur lose zusammenhatngenden Theile sind zu einer iusserlichen Einheit verkntipft worden durch die tlberleitenden Worte am Schluss Von 1 (? 8): Tau Mz6v oiv meet Tag otxovopiag we xaL wa 8*Q

Ira iovmwv elQtexcpev oaa Ge wlVeg 'wv 7fQoveQov lveneayatvv

cig Z ni~ov ~~~ic~rwv T 'VtXdg 'rt dicgXincraV ? i n4t :7C SOQOV XQX^arC0V aEVXd lOvtlAf a WXtaU a-

VyVa'gtoUoya av'Tcov Ela u roxamev. ova& ya'e wav',rjv vopev &)6~y zuV is ivat, avvayn6cA' ~ & vt~

Tnv rvroeiav a'Xectov vnicqaflu voiev cEtat, curL yo4 oCe sov- w;v 6(paQpOtuect ('ig Olg> av av&og ceayeazwevwat.

Seit Niebuhrs Aufsatz vom Jahre 1812') wird aligemein an- genommen, dass dieses zweite Buch (I und 11) im 3. Jahrhundert v. Chr. geschrieben ist; nur gehen die Ansichten dartiber aus- einander, ob es mehr in den Anfang, oder das Ende desselben gehort.2) Niebuhr stUltzte sich vor allem auf den eben angeffhrten Verbindungssatz, durch den die Personen des II. Theiles als Tiveg 'vd)v Q7-O"TEqov bezeichnet werden, fUir den Verfasser also in eine

1) Kleine historische und philologische Schriften 1828 S. 412 ff. 2) Vgl. Susemihl Literat. d. Alexandrin. I 159 Anm. 830: ,kaum fruher

oder spiter als in die zweite Halfte des 3. Jahrhunderts'. Eduard Meyer Wirthschaftl. Entwickelung des Alterthums S. 33 A. 3: ,zu Anfang des 3. Jahr- hunderts im Seleukidenreich unter peripatetischer Einwirkung'. Was ich in Griech. Ostr. 1 2491 uber die Schrift gesagt habe, ist nach den unten folgenden Darlegungen zu berichtigen.

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entschwundene Vergangenheit gehoren. Da nun eine der Personen ('OqpE'ag) each Niebuhrs Ansatz bis 308 v. Chr. gelebt hat, anderer- seits der Verfasser, wie Niebuhr vermuthet, irgendwo in Kleinasieu geschrieben hat, wo es nach der Abtretung durch Antiochos I1I. (188) keine Satrapien mehr gegeben hat, so fallt die Abfassung, unserer Schrift, die nach Niebuhr fUr Satrapen geschrieben ist, zwischen diese beiden Daten, ist ,sicher jiinger als Theophrast' (gest. 287).

Man wird ohne Weiteres die Beweiskraft der Worte rtveg m3v 7IQOTeQOV zugeben mUssen: fUr den, der diese Worte schrieb, waren die Manner der Beispielsammiung thatsachlich Gestalten der Vergangenheit. Aber die weiteren Pramissen sind nicht einwands- frei. Die Annahme, der Schreiber habe in Kleinasien gelebt, ist unbewiesen und unbeweisbar, wie schon Andere betont haben. Die Schicksale Kleinasiens konnen daher zur Datirung nicht verwendet werden. Auch glaube ich nicht, dass die Schrift ,for Satrapen' geschrieben ist, denn nach jenen Uebergangsworten soil Jeder- m an n daraus lernen, also auch Gemeinden, Feldhierren u. s. w.

Doch nicht wegen dieser mehr nebensachlichen Punkte ergreife ich das Wort, sondern wegen der Revionsbedfirfflikeit der bisherigen chronologischen Bestimmung einiger der in Abschnitt It erzahlten Finanzkniffe, die fUr die Frage der Abfassungszeit von Bedeutung, sind. Man nimmt an, dass einzelne von ihnen in die Diadochen- zeit gehoren. So meinte Niebuhr, dass die Erpressungen des Anti- genes, wie er statt Antitnenes las, ,erst nach Per(likkas' Tode vor- gefallen seien', und bei Pauly-Wissowa III Sp. 1145 (s. v. Byzantion) werden die Manipulationen der Byzantier zum Theil gar in die Zeit der Galliernoth (nach 278) verlegt. Nach meiner Ansicht lisst sich von keinem der in II gegebenen Beispiele erweisen, dass es jilnger als Alexanders Tod sei; die spatesten gelboren vielmehr in die Zeit Aexanders des Grossen selbst hinein. Ehe ich die Consequenzen hieraus fir die obige Frage ziehe, will ich meine Ansicht begrunden.

Seit Spengel nimmt man an,') dass in demn scheinbar ganz wilIkitrlichen Durcheinander der Beispiele sich. (loch gewisse An- ordnungsprincipien sachlicher Natur erkennen lassen, die freilich nicht strict durchgefahrt sind: in ? 6-19 werden kleinasiatiscihe

1) Vgl. Susemihls Edition 1887, prae/atio p. XIV sq.

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Gemeinden bebandelt, von ? 23 an folgen Soldnerfahrer,1) splter Satrapen. Allerdings fugen sich nicht alle Beispiele diesem Schema, namentlichi blieb es fitr Spengel anstOssig, dass ? 4 und 5 (Hip- pias und die Athener) nicht voIr ? 2 (Lygdamis) stehen, denn erst so wifrde sich die Reihenfolge 1. Mutterland, 2. Kleinasien ergeben.

Diese Schwierigkeiten heben sich wenigstens zum Theil durch die Annalime, dass die sachlichen Gruppirungen, auf die Spengel mit Becht hingewiesen hat, secundarer Art und einer chrono- logischen Gesammtanordnung unterworfen sind. Freilich spreche icli von einer chronologischen Eintheilung in demselben beschrinkten Sinne wie Spengel von seiner sachlichen sprach, denn auch hierin ist der Verfasser nicht consequent gewesen, und er konnte es wohl auch nicht sein, da ihm die chronologische Fixi- rung der einzelnen Vorgange schwerlich immer bekannt gewesen sein wird. Aber die Zeitalter, die Jahrhunderte scheint er mir doch von einander geschieden zu haben. Viele Beispiele sind freilich chronologiscli unbestimmbar, namentlich diejenigen, die keine leiten- den Perstinlichkeiten, sondern Gemeinden nennen, wie denn auch Bockh, der ja im Staatshaushalt die Schrift eingehend verwerthet lhat, fiber den Zeitpunkt der Maassregeln meistens schweigt. Aber so weit sie sich zeitlich sicher bestimmen lassen, zeigt die An- ordnung im Grossen und Ganzen eine Beobachtung der Abfolge der Jahrhunderte. Kypselos aus dem 7. Jahrhundert steht an der Spitze (? 1); es folgen aus dem 6. Lygdamis (? 2) und Hippias (? 4).2) Der folgende ? 5 (Athener in Potidaea) ffhrt mit grossem Sprunge ilber 430 v. Chr. als oberste Grenze hinaus zum 4. Jahr- hundert hin, dem wahrscheinlich ? 8 (Heraklea), sicher ? 13, 14 (Maussolos und Kondalos), ? 20 (Dionysios) und dann von ? 22 an alle weiteren Paragraphen angehoren, in (lenen lauter bekannte8) Personlichkeiten des 4. Jahrhunderts erscheinen. Die grosste Masse der Beispiele gehiSrt liiernach dem 4. Jalhrhundert an, wahrend das 5. vielleicht ganz tibersprungen ist. lunerhalb dieses 4. Jahrhunderts scheinen zum Theil die Spengelschen Gesichtspunkte maassgebend gewesen zu seini, und dadurch erklaren sich vielleicht auch einige

1) Ich wurde auch schon ? 22 (Kallistratos) dazurechnen. 2) So heben sich unter dem chronologisclien Gesichtspunkt die oben er-

wahnten Bedenken Spengels. 3) Abgeselhen von Eiaio,7 (? 32) und Srafl/Jtfog (? ? 40), die aber

auch ins 4. Jahrhundert gehoren werden.

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der chronologischen Sprange. Freilich mag auch die Abhingigkeit von den excerpirten Quellen gelegentlich die Reihenfolge bestimmt haben. Aber auch im 4. Jahrhundert kommt doch wieder das chronologisehe Moment, wie mir scheint, darin zum Ausdruck, dass die Zeitgenossen Alexanders des Grossen zusammen- gefasst und an den Schiuss der Schrift gestelit sind: Dlto6'evog (? 31), KI(oMEavng') (? 33), 'Uvrtp6'vng (? 34), '0q4F-

lag (? 35). Damit war das BQchlein ursprUnglich zu Ende, denn wie schon Susemihl (praef. p. XVI 36), zwar von anderen Er- wagungen ausgehend, richtig bemerkt hat, sind die folgenden ?? 36 bis 41 als Nachtrag aufzufassen. Ob schon Pythokles (? 36) dazu gehort, kann zweifelhaft sein (s. S. 196); aber von ? 37. 38. 39 und 41 (Chabrias, Antimenes, Kleomenes und Dionysios) steht es fest,2) da dieselben Personen schon vorher in ? 25, 34, 33 und 20 behandelt worden sind. Aeusserlich erweisen sich diese Erzahlungen auch dadurch als Nachtrige, dass die Personen bier ohne Herkunft und Titel aufgefflhrt sind. Die Beispielsammlung beginnt also mit Kypselos und scliliesst mit Zeitgenossen Alexanders des Grossen.

Dass der Stoff im Grossen und Gauzen chronologisch geordnet sei, ist mir hiernach wahrscheinlich. Wieweit das im Einzelnen durchgefohrt ist, bedarf noch weiterer Untersuchungen.3) Doch unabhan,ig von dieser Hypothese steht die Thatsache, die sich mir unter dem chronologischen Gesichtspunkt ergeben hat, fest, dass die Zeitgenossen Alexanders an den Schiuss gestellt sind, und diese haben wir uns nun als die, soweit nachweisbar, jungsten Beispiele der Sammiung einzeln zu betrachten. Ich gehe dabei etwas ge- nauer atif diese Personen ein, da unsere Quelle fUir die Zeitgeschichte Alexanders, wie mir scheint, noch nicht bis auf den Grund aus- geschopft worden ist.

1) Der Einschub des Ez'atri7g (? 32), der wohl der letzten Perserzeit angeh6ren mag, wird durch die Nachbarschaft des Kleomenes, der gleichfalls Satrap vonI Aegypten war, zu erklaren sein.

2) Naturlich muss dann auch ? 40 (2Traf8Alfl&o;) ein Nachtrag sein. 3) Es scheint mir nicht ausgeschlossen, dass die Maassregeln der Byzan-

tier, die in ? 3 zwischen Lygdamis und Hippias erzahlt werden, wirklich ins 6. Jahrhundert zu setzen sind. Bei der Bestimmung uber die Wechslerbanken scheint auch B6ckh (Staatshaush. I3 697) an die alteren Zeiten, wenigstens das 5. Jahrhundert, gedacht zu haben, wenn er zur Erklarung auf das eiserne Geld hinweist. Vgl. Head hist. num. p. 229.

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1. Dt)og6evodg Twi Maxed v KaQlag uareanevwv (? 31). Es begegnen in dieser Zeit mehrere iko'g6evot in offent- lichen Stellungen. Ich hebe liier nur folgende hervor:

a) Ein Philoxenos wurde 331 von Alexander zum obersten Steuerdirector in Asien diesseits des Taurus ernannt. Arrian Anab. IlI 6, 4.

b) Ein WOlDevog Mazedcov forderte 324 von den Athenern die Auslieferung des Harpalos. Vgl. Hyperides 1 8 und 21. Paus. II 33, 4.

c) Kurz vor Alexanders Tode filhrte ein )tiogevog von Karien aus nach Babylon dem K)nig ein Heer zu. Arrian Anab. VII 23, 1. Vgl. 24, 1.

d) Ein Philoxenos erhielt 321 von Perdikkas die Satrapie Ci- licien. lust. XIlI 6, 16. VgI. Reitzenstein Frgm. Vat.

Droysen, der die Angabe unserer Oeconomica nicht verwerthet hat, hat diese vier fUr eine und dieselbe Personlichkeit gehalten (vgl. Index z. Diadoch.), aihnilich auch Kohler (Sitz. Berl. Acad. 1890, S. 578 A. 1). Ich mUchte vielmehr zwei Manner unterscheiden und a und b, andererseits c und d fUr identisch halten. Zur Begrtindung kurz folgendes. Dass der Steuerdirector von Asien der geeignete Mann war, mit der Verfolgung des Harpalos beauftragt zu werden, liegt auf der Hand; dagegen wilrde es kein Avancement fUr ihn gewesen sein, Satrap von Karien zu werden (s. S. 195). Von diesem Finanzbeamten (a, b) scheide ich daher den Philoxenos (c), der 324/3 die Truppen aus Karien nach Babylon fUhrte. Dass dieser der Satrap von Karien war, steht, wie mir scheint, zwischen den Zeilen bei Arrian Anab. VIl 23, 1: 'xe Y6 aV'nL xca D Ot)0o'4evog oQazla'Tv 'wv dYn;O Kacierg xa' Mivavdeog 'x Avdtlac &)?ovg, denn der neben ibm genannte MUivavdQoQ war der Satrap von Lydien. Ich sehe daher in der ganz einzig dastehenden Angabe unserer Oeconomica, die den Philoxenos direct als Kaeicag uaara-

iiciiv bezeichnen, eine bemerkenswerthe Uebereinstimmuno mit unserer besten Quelle. For die Geschichte aber ergiebt sich als wahrscheinlich, dass nach dem Tode den Ada, die Alexander zungichst als Ftlrstin von Karien belassen hatte, eben unser Philo- xenos Satrap des Landes geworden ist, wahrend nach Droysens Ver- muthung (II 1, S. 29) derselbe Asandros die Satrapie schon damals erhalten haben sollte, der sie dann sicher von 323 an gehabt hat.

Dass dieser Karische Satrap derselbe Mann ist-, der 321 Cilicien

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erhielt (d), ist zwar niur eine Vermuthung, aber Folgendes spricht vielleicht dafar. Das Reitzensteinsche Fragmentum Vaticanum aus Arrians ra ytewr' '1igav6eov nennt den cilicischen Philoxenos 'va rcov icaavdiv Maxedovtvov.1) Erinnert das nicht merkwardig an das t)Xo6gevog TLg Maxedc6'v der Oeconomica? Niebuhr S. 4152) wollte zwar aus diesem wig schliessen, dass diese Worte lange Zeit nach dem Tode des Philoxenos geseblrieben sein mUssten. Dieser Schiuss ist aber auf keinen Fall zwingend, auch wenn man die ldentittt mit dem Cilicier nicht zugiebt, denn in dem wTi konnte z. B. ein Hinweis darauf liegen, dass es damals eben mehrere Manner dieses Namens in hohen Stellungen gab, oder auch darauf, dass es nicht etwa der dem griechischen Volke durch den Harpalos- process bekanute Philoxenos sei. Angesichts des Fragmentum Vati- canum ist es nun aber sehr verlockend, in dem w1g eine Andeutung auf seine nicht vornebme Geburt (a&Tav4'g) zu sehen und damit die beiden Manner zu identificiren. 1st dies richtig, so erweist sich unser Verfasser auch in diesem Punkt als gut orientirt und wiederum in Uebereinstimmung mit der besten Quelle.

Historisch ist es nicht ohne Interesse, dass wir nachl obiger Deutung des Namens durch die Oeconomica eine Nachricht tiber die Ausbeutung der Unterthanen durch Philoxenos als Karischen Satrapen erhalten. Das gehort offenbar in die Zeit, als Alexander im fernen Indien weilte, und man allmihlich zu hoffen anfing, er werde nicht wiederkehren. Dass damals die Satrapen in dieser Voraussicht zum Theil in schamlosester Weise Gelder erpressten und Soldner warben, um eventuell zum Staatsstreich bereit zu sein, wird von den Autoren ilberliefert, ebenso, dass Alexander bei seiner

fiickkehr (324) ein strenges Strafgericht fiber viele von ihnen er- gehen liess. Verglichen mit dem, was wir von anderen Satrapen 4ioren, ist freilich die finanzielle Manipulation, die die Oeconomica von Philoxenos erzahlen, harmlos genug, und wenn er nichts Schlimmeres gethan hat, begreifen wir, dass ihm die konigliche Huld erhalten geblieben ist, wie wohl aus jener militarischen Com- mandirung hervorgeht.

1) Kohlers Vorschlag (a. a. 0.), T67V sffpav6ov oder sOv (ov'x> apavwv zu verandern, hat mich nicht uiberzeugt. Gerade die niedrige Geburt verdiente hervorgehoben zu werden, nicht die vornehme, die die ubliche Voraussetzung Ifr solche Stellen war.

2) Vgl. auch Susemihl praef. S. Xi.

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2. IK eoyE'vrjg 'Aesavdqevig AU'yvrov aaeQa- wTEVCOV (? 33). Nur an dieser Stelle wird Kleomenes als ',A)4-

.gavdQevQ bezeichnet. Arrian III 5, 4 nennt ihn ex Navxqae&ow. Beide Angaben sind dureliaus mit einander vertraglich, und dass er, der im Auftrage des Konigs den Ausbau Alexandrias geleitet hatte, hier das Blirgerrecht erlielt, ist eigentlich so selbstverstUnd- lich, dass man es vermuthen kOnnte, wenn es hier nicht ausdrQck- lich gesagt ware. Die Oeconomica zeigen sich also auch hier wieder sehr gut orientirt.

Dieser Kleomenes war zwar 331 von Alexander nur zum Ver- walter der 'cAgalta') und zum Obersteuereinnehmer Aegyptens eingesetzt worden (Arrian Anab. III 5, 4), er hatte sich aber einige Zeit danach - wohl als Alexander im fernen Osten weilte - zum Satrapen gemacht,2) und ist auch von Alexander nachtraglich be- statigt worden, wiewohl diese Concentrirung der Verwaltung in einer Hand der ursprllnglichen Ordnung Aegyptens dureli Ale- xander stracks zuwiderlief. Vgl. Arrian Anab. VIl 23, 6-8 und Arrian Succ. ? 5 (o Eg 'JA)cgvdQov wsS uacracreieS Tag v'1ng ~eQx,> T8Tay,evo'). Vgl. auch Demosth. c. Dionysod. ? 7 und

Paus. 1 6, 3. Die Oeconomica berinden sich mit diesen Quellen durchaus

in Uebereinstimmung, indem sie ihn als uarQa7cai.ov bezeichnen. Zugleich folgt daraus, dass die hier von ihm berichteten Betrfigereien in die letzten Jahre Alexaniders gehboren, denn nach Ale-

1) Man pflegt diese 'Aeaflia auf das 6stliche Delta zu beschranken; ob mit Recht, iot mir zweifelhaft geworden. '4,qaflia nannte man in der Ptole- maerzeit und auch spater, nicht nur das ;stliche Delta, sondern auch das ganze Wuistengebiet auf dem 6stlichen Nilufer in der ganzen Ausdehnung Aegyptens von Norden bis Suden. So wird es auch hier zu verstehen sein, weil sonst dies fur den Handel wichtige Gebiet bei der Ordnung Alexanders ganz unberucksichtigt geblieben ware. Ich m6chte daher in Kleomenes den iitesten uns bekannten aPea#a'xs7 sehen. Dass Alexander ihm auch die Ein- treibung der sammtlichen Steuern der Gaue unterstelite, hat mit der Arabar- chie als solcher nichts zu thun, vgl. Griech. Ostraka 1 350. Die Bezeichnung dieser 'Weaflia als , r Prs cHeWvov nrl2E (Arr. Anab. III 5, 4) will nur dies Gebiet von dem grossen Arabien unterscheiden. Arrian Succ. ? 5 nennt das- selbe: 'oa Tr7g '.4eafwov yrg ~t5boea A'y s=. - Entsprechend deute ich auch die 4s8vt??, die dem Apollonios unterstelIl wird. Vgl. Ostr. I 598 Anm.

2) Ich schliesse mich oben den richtigen Darlegungen von Niese I 196 (und 185) an, der eine wirkliche Satrapie des Kleomenes annimmt, wahrend Droysen 111, 25 meinte, dass er ,ungenau' als Satrap bezeichnet werde.

Hermes XXXVI. 13

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xanders Tode wurde er zuni v'7aQxog des neu ernannten Satrapen Ptolemaios degradirt (Arrian Succ. ? 5).

3. 'dvrtLevnKPlS og nit6,ltog(?) yev vog I s-4 gcev6dov (? 34). Die Annahme von Niebuhr, dass in diesem Antimenes vielmehr Antigenes, der FUhrer der Argyraspiden zu erkennen sei, ist schon von Gottling und Lewis, wie ich aus Bibckhs- Zustimmung ersehe, widerlegt worden. Mir sind jene AusfUhrungen bier nicht zuganglich. Ffir mich ist entscheidend, dass Antigenes als Rhodier, also Hellene, niemals das Commando ilber die make- donischen Kerntruppen bekommen hatte. Man braucht nur Diod. XVIII 60 zu lesen, wo sich der Grieche Eumenes gerade diesem Corps gegentber als g'vog fuhlt. Vol. auch Nepos Eumenes 7.

Wir haben also einen sonst nirgends erwahnten Mann mit Namen Antimenes vor uns, der frUher n'pto tog(?) 'A4tiE$ vdQov gewesen war - denn das bedeutet der Aorist y16vo6evog - und daun in Babylonien die hier erzahlten Einnahmequellen eroffnete. In welcher Stellung er letzteres that, wird hier ebensowenig an- gegeben, wie im lolgenden Paragraphen bei 'Orp1Xckg.

Was mag nun in dem offenbar corrumpirten 7ytOdtOg stecken? Die bei Susemihl angeftlhrten Conjecturen befriedigen mich ebenso- wenig wie ihn. Ich wage eine neue und schlage vor: ,Uee O- daQoog ,der Courier'. Zur Empfehlung meiner folgenden Grunde verweise ich auf die olympische Insebrift des Bacancog 'AE[gc'v- dlov] yqi eo?6Q?ag xa M fiantGTng i S ?4uiag Wti@wvi6rj Xvi. (Dittenberger Syll. 12 115). For meine Conjectur spricht erstens, dass sie sich palaographisch begreifen lasst. Hier wie haufig mitgen private Absebriften mit ihrer Cursive und ibren Abbreviaturen die Tradition beeinflusst haben: aus einem ?ueQOod kounte leicht nyciod verlesen und dies, als rnptod aufgefasst, dann faute de mieux in icou6(tog) aufgelost werden. Zweitens spricht daftir die Hinzu- fgunong des Konigsnamens, der wie in der Inschrift auch bei Paus. VI 16, 5 ('A,egavdQov cl6 n'eode Toi3 (Wi)&rc71ov), also wohl regelmassig mit diesem Amtsnamen verknopft ist. Ein soldlier Courier stand im persoilichen Dienst des Klnigs und oberragte als ,Courier des und des Ktinigs' weit die Couriere (ler Satrapen und anderer. Endlich lassen sich die von Antimenes bier erzahlten Amtshandlungen von einem Collegen jenes Philonides gut begreifen. Auch Antimenes magvom Courierdienst aus zu einer ahnlichen Stellung gekommen sein wie Jener, der flua'riag rig XAuiag geworden

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war. Seine Thatiokeit ist nicht auf Babylon beschrankt, sondern er kann auch den Satrapen anderer Provinzen Befehle zukommen lassen (? 34 und 38). Der eine Erlass bezieht sich auf die 9i-

uaveovi Tovg nraca, Tag o6doiv wag taatcxacg: also waren wohi die kisniglichen Strassen und Poststationen ihm unterstellt, und wir werden daran erinnert, dass Alexanders fnyawrjucati BUcher fiber die aTct,uo` 'aicxag und ahnliches geschrieben lhaben (vgl. Script. hist. Alex. p. 134 if.). Autch die Einfohrung einer dexadT? -rc5v iu ayoyE'vwv liesse sich mit einer soichen Stellung vereinigen; die Schaffung der Sclavenassecuranz mag, mit den Recherchen nach den entlaufenen Sclaven und so mit einer polizeilichen Aufsicht tiber die Strassen zusammenhanoen. - Aehnlich wie ich scheint Keil das Amt des Antimenes aufgefasst zu haben, wenn er statt duto'og zweifelnd '7z odIcv vorschlagt. Mir ist nach obigem

die Lesung 'ImeQodeY6Ito sehr wahrscheinlich. Was nun den Zeitpunkt der von Antimenes berichteten Mani-

pulationen betrifft, so liegt es auch hier nahe, an die Zeit von Alexanders Abwesenheit zu denken, so in ? 34 (zweite Erzahlung) und ? 38. Das a'vev ro3 fXatUL)SW beziehe ich eben auf den abwesenden Alexander. Dagegen lasst sich die in ? 34 an erster Stelle erzahlte Geschichte vielleicht genauer in die Zeit-kurz vor Alexanders Tod, etwa 324/3 setzen. Denn dieser grosse Conflux von Satrapen und Truppen, von Gesandten und Konstlern und Geschenkbringern, den Antimenes hier erwartet, entspricht ganz dem Bilde, das unsere Quellen von dem regen Leben in Babylon nach der Rackkehr des Konigs aus dem Osten entwerfen.1)

4. 'O cEAa 'O ?t v919tog (? 35). Niebuhr hat in ihm den

'OTpeUa aus Pella gesehen, der spater Herr von Kyrene wurde

1) Zu den Satrapen und Truppen, vgl. z. B. Philoxenos und Menander (s. S. 191) und Peukestas: Arrian 4nab. VII 23, 1. Zu den Geschenken, vgl. Diod. XVII 113, 1. Die zahlreichen Gesandtschaften sind bekannt genug. Die Worte fiber die Kunstler: reXvirag XA?)rov' a2Xov; 'rovg ayovrag mai iSqa

eXtS,uoivTag mussen gruindlichst verderbt sein. Vielleicht: TEXvraG XITOV -te a ze o 6 T o v S ay Cv v a g xathiq 67r&s8nuoZvTas? Kiinstler, die zu den bevor- stehenden Agonen bestelit waren und solche, die auf eigenes Risico kamen? Thatsichlich sind zwar keine Agone damals gefeiert worden, aber das erklart der unvermuthete Tod des Hephaestion. Dass man nach der Rdckkehr des K6nigs glanzende Feste in Babylon erwartete, lag sehr nahe. - Das naei{w am Anfang der nachsten Geschichte hat in einer derartigen Sammlung keine zeitbestimmende Kraft.

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und 308 gestorben ist. Auch Niese I 216 neigt dieser ldentificiruno zU. Das Richtige hat schon Droysen gesagrt (II 2, 91): ,Ophelas der Olynthier, der Oecon. II 36 erwahnt wird, ist eben nicht der Pellaer'. Wiir kennen diesen Olynthier weiter nicht. Den Oeco- nomica zu Folge hat er im Atliribitischen Gau, also im sildlichen Delta Aegyptens, Erpressungen vertibt. In welcher Stellung er das gethan, ist nicht ersichtlich. Zu den im Jahre 331 von Alexander Eingesetzten gehort er nicht. Einen Anlhaltspunkt filr die Datiruno kann ich in der Erzahlung nicht finden. Nur das ist mir wahr- scheinlich, dass diese Erpressungen in die Zeit fallen, iii der Kleo- menes am Ruder war, nicht aber in die Zeit nach Alexanders Tode, in der der Lagide durch eine gerechte Regierung (las Land wieder zu heben suchte. So wird auch diese Geschichte in die letzten Jahre Alexanders fallen.

5. Was endlich den Pythokles in ? 36 betrifft, so wissen wir von ihm nor, dass er 318 hingerichtet worden ist. Wann er den Athenern den hier erzaihlten Rath gegeben hat, ist unbekannt.- XVie schon oben (S. 190) bemerkt wurde, ist vielleicht schon dieser Paragraph (mit Susemill) als Nachtrag zu betraclten: er unterbricht sonst die sachliche Zusammenstellung der Untergebenen des Ale- xander. Freilich thut das auch EVt'aig in ? 32, und so lasse ich die Frage ofTen. Wie dem aLucii sei, es bleibt dabei, dass die Zeitgenossen Alexanders den Schluss maclien.

Die Untersuchung der jangsten Beispiele hat zu dem Resultat gefuihrt, dass sie, soweit sie tiberhaupt bestimmbar sind, bis nahe an den Tod Alexanders heranreichen, aber nicht darUber hinausgehen.

Dieser neue Thatbestand erfordert eine Revision der bisher geltenden Ausicht Uiber die Entstehung unseres Schriftchens. Wer will glauben, dass tinser Autor, wenn er wirklich - um den Durchschnitt der modernen Ansatze zu nehmen - um 250 v. Chr. geschrieben hat, sich beim Zusammensuchen der Beispiele angstlich an die durch Alexanders Tod auch in der Litteratur gezogene Grenze gehalten und principiell alle Beispiele aus der Diadochenzeit ab- gelehnt habe, wiewohl diese Zeit der leidenschaftlichsten Interessen- kgmpfe ganz besonders reich an solchen Rechtsbeugungen gewesen ist? Nach bewahrten methodischen Grundsatzen 1) wird man aus

1) Vgl. A. v. Gutschmid Kleine Schriften 1 7 f.

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dem obigen Thatbestande vielmehr den Schluss ziehen mUssen, dass die Beispielsammlung bald nach AlexandersTode zu- sammnengestellt worden ist. Hiergegen scheint allerdings die Thiatsache zu sprechen, dass ftir den Schreiber der Worte tv'Eg vtov aQrO6iov in ? 8 die Manner der Beispielsammlung schon der fernen Vergangenheit angehiiren (s. oben S. 187f.). Dieser Widerspruch lost sich durch die Annahme, dass der ursprtlngliche Bei- spielsammier und der Schreiber jener Worte zwei ver- schiedene Personen sind, von denen der erste bald nach 323, der andere meinetwegen um 250 geschrieben hat. Dieser Annahme ist schon von den Froheren, namentlich von Gottling, vorgearbeitet worden durch den Nachweis, dass die oben am Eingang charakte- risirten beiden Theile, der systematische und der historische, zwei ganz disparate Selbriften sind, die auf einander gar keine Rock- sicht nehmen.t) Ich stelle somit die These auf, dass der Verfasser der vorliegenden Schrift eine Beispielsammlung aus der Zeit nach Alexanders Tode benutzt hat.

Unser BIuchlein mag daher etwa auf folgende WVeise entstanden sein. Bekanntlich liat Aristoteles einmal im Colleg den Gedanken hingeworfen, man solle samnmeln, was hier und dort Ober die Konste erzahlt werde, durch welche es Manchen geolUckt sei sich Geld zu verschaffen.2) Es gab dlamals also eine solche geispielsammlung, der Chrematistik noch nicht; Aristoteles waren aber bei seiner Lecture mebrere Falle aufgestossen, wie er ja auch selbst in den Politica gelegentlich einzelne Beispiele gebracht hat.3) Diesen Gedanken hat ein themadurstiger Sch iler aufgegriffen und hat, vielleicht noch bei Lebzeiten des Aristoteles, die ,Ursammlung' her- g,estelit. Mehrere Decennien sptiter, imn 3. Jahrhundert, kam diese Sammlung einem Peripatetiker in die Hand, der sich mit der Theorie der Oeconomie abqualte. Vielleicht urn seinen trockenen Definitionen einen grosseren Leserkreis zu sichern, excerpirte er mit der den Alten eigenenen Ungenirtheit diese Vorlage und verband sie mit

1) Vgl. Susemih], praef. S. XVI A. 40. Es ist hier auf die verschiedene Disposition der beiden Theile hingewiesen, und darauf, dass im zweilen Theil keine Beispiele fur die uicvTat, die vierte Rubrik des ersten Theiles, ge- geben sind.

2) Aristot. Polt. I 1259a 3 if.: hT6 8i xai ra %E Oy6eva 77rooa&8v, Al Qt

rUErvTvxaa&V oisw xeipauT&o', eos, SaE uv)Uyetv. 3) V-l. Spengel Abh. Munch. Acad. XI 125.

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seiner Arbeit nur oberflachlich durch jene oben (S. 187) citirte Uebergangsphrase.

Ueber die Arbeitsweise dieses jtIngeren Redactors wird sich kaum etwas Sicheres feststellen lassen, da seine Vorlage, die Ur- sammilung, uns unbekannt ist. So viel aber dlirfte wahrscheinlich sein, dass die oben besprochene Anordnung, der Geschichten Eigen- thum des Ursammlers ist, zumal sie mit der Disposition des ijco- nomisclen Theiles (I) in gar keiner Beziehung steht. Ebenso werden auch die Nachtiage (? 36 fT.) schon in der Ursammlung als NachtrLige gestanden haben, denn sie stammen offenbar aus ganz ahnlichen Quellen wie die froheren, wahrend der spatere Peripatetiker, wenn er sich die MOlhe genommen ltitte, noch weitere beispiele hinzuzuftlgen, doch vielleicht auch aus der Diadochenzeit etwas gebracht hatte.

Dagegen bleibt es unsicher, wie weit der Redactor seine Vor- lage beim Ausschreiben verandert hat. Moglich, dass er stark gekurzt hat, und dass die ungeschickte, oft liederliche Form der Erzahluno, auf sein Conto zu schreiben ist, wahrend der Ursammler, der milhevoll die einzelnen Geschiclhten zusammengesucht und ge- ordnet hatte, grOssere Sorgfalt auch auf die Darstellung, verwendet haben mag. WVie ungeschickt die Erzahlungen sind, tritt namentlich da hervor, wo Parallelen aus Polyani oder Anderen vorliegen; oft wird die Pointe erst durch Vergleichung, mit PolySin, der meist besser erzahlt, verstandlich. Es ist niicht ausgeschlossen, dass die Erzahlungen der Ursammlung den polyanischen mehr geaihnelt haben, als die uns hleute in den Oeconomica erhaltenen.

Fur uns Historiker gewinnt die Beispielsammlung (11) dadurch an Interesse, dass sie in ihrem Kern auf einen Zeitgenossen Alexanders zuruckgeht. Was sie tiber zeitgenossische Personlichkeiten ') sagt, hat sich oben als durchaus zutreffend erwiesen. In il ren Grundgedanken werden die hier berichteten Erpressunoen zwar aucli bei deni Ale- xanderhistorikern gestreift, insofern diese von Uebergriffen der Sa- trapen u. s. w. wahrend der Abwesenheit Alexanders sprechen, aber das Detail findet sich bei keinem Alexanderhistoriker und hat wohl auch bei keinem gestanden, da diese nur selten Details bringen,

1) Niebuhrs Ansicht, dass man nicht gewagt haben wuirde, solche Dinge von Zeitgenossen zu erzahlen, kann ich nicht beipflichten. Was riskirte denn emi junger griechischer Litterat, wenn er die allgemein bekannten Uebelthaten eines Kleomenes und Anderer nacherzahlte?

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zu denen Alexander nicht in irgend welche Beziehungen getreten ist.') So werden auch diese Paragraphen der Oeconomica nicht aus einem Alexanderhistoriker geschopfLt sein. Vielleicht braucht man fur sie tiberhaupt keine schriftliche Quelle anzunehmen, da diese Dinge wohl lebhaft bei den Zeitgenossen besprochen wurden.2) Man vergleiche z. B., was die Oeconomica von Kleomenes bericliten, mit dem, was Demosthenes c. Dionysod. ? 7 darilber zu erzahlen weiss.

Die Frage nach den Quellen der Beispielsammlung ist bisher, soweit ich sehe, wenig behandelt worden. Eine genauere Unter- suchunog ware sehr erwUlnscht. Ob man dabei zu bestimmten Namen komnmen wird, ist inir zweifelhaft, aber auf die Namen kotnmIt's auch weniger an als auf die Art der Quellen. Gelegentlich sind die Erzahlungen unseres Bilchleins ohne Weiteres verworfen worden, weil sie in einer ,Anecdotensammluno' stehen.3) Nach deni, was ich bisher namentlich durch Vergleichung mit Polyan daruber beob- acliten konnte, glaube ich vielmehr, dass die Erzahlungen der Oeconomica nur zum einen Theil ,Anecdoten' sind, denen es unter Missachtung der historischen Genauigkeit nur auf die Pointe an- kommt, zum anderen Theil aber historische Begebenheiten enthalten. Die letzteren, die dadurch nicht schlechter werden, dass sie zwischen Anecdoten stehen, werden vom Ursammier aus historischen Werken geschopft sein, und ich sehe nicht ein, warum er nicht auch gute Werke wie Ephoros, Theopomp, Deinon4) u. a. benutzt haben soll; die ersteren mogen schon in Strategemen- und Apophthegmen- sammIungen und anderen Excerptoren (Taktikern) gestanden haben .oder gar als echte Anecdoten auch mUndlich tradir t sein. Die

1) Genauer werden daher nur die Uebelthaten derer erzahlt, die Alexander bestraft hat. Solche Bestrafungen standen in den Ephemeriden.

2) Durch die in immer gr6sseren Massen zuruckstromenden Veteranen rmi(ssen solche Geschichten herumgekommen sein.

3) Vgl. z. B. Melber in seiien grundlichen Untersuchungen ,Ueber die ,Quellen und den Werth der Strategemensammlung Polyans' S. 465 ff.

4) Bezugnehmend auf die Ausfuihrungen von Melber (A. 3) vermuthe ich z. B., dass Deinon die gemeinsame Quelle ist fur Oecon. ? 24, 1 und Po- lyin VII 21, 1, waihrend Melber wegen der Uebereinstimmung mit den Oeco- nomica und nur deswegen gerade diesen Paragraphen aus der Deinongruppe herauslost und ,als aus einer geringwerthigen Sainmlung anecdotenhaften Charakters stainmend' betrachtet. Warum soil der Ursammier dies nicht aus Deinon geschopft haben?

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Moglichkeil, dass dJurch den Ursammler auch gute historische Quellen excerpirt sind, scheint mir unbestreitbar, und ichi wurde erst ktlrz- lich wieder in einem Falle zu dieser Annahme gedirangt, als ich den Nachweis ftihren kounte, dass die jonugst gelundene Stele des Nektanebos II. aus Naukratis eine tberraschende Bestatigung zu Oecon. ? 25 (1351' 10 ff.) bietet.1) Es wird daher Aufgabe der Quellenkritik sein, fOir jeden einzelnen Fall zu untersuchen, welchel von beiden Quellenarten anzunehmen ist.

1) Vgl. Ermans Aufsatz uber die Naukratisstele nebst meinen Zusatzer imn neuesten Heft der Zeitschrift fdr agyptische Sprache (XXXVIII).

Wurzburg. ULRICH WILCKEN.

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