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Nr. 7 | Juni 2016 Zeitschrift für Freiwilligenarbeit im Aargau BENE OL NACHRICHTEN Senioren geben den Ton an! Potenzialentfaltung von Senioren Ein Interview mit Bruno Baer. Seite 4 Senioren in der Freiwilligenarbeit Fünf Freiwillige – fünf Motivationen. Seite 6 – 10 Fit für die Vereinsführung! Neue Kooperation, neue Kurse. Seite 11

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Nr. 7 | Juni 2016

Zeitschrift für Freiwilligenarbeit im Aargau

FA C H - U N D V E R M I T T L U N G S S T E L L EF Ü R F R E I W I L L I G E N A R B E I T

A A R G A UB E N E O L NACHRICHTEN

Senioren geben den Ton an!

Potenzialentfaltung von Senioren Ein Interview mit Bruno Baer. Seite 4

Senioren in der Freiwilligenarbeit Fünf Freiwillige – fünf Motivationen. Seite 6 – 10

Fit für die Vereinsführung! Neue Kooperation, neue Kurse. Seite 11

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Impressum

Herausgeberin: BENEVOL Aargau Fach- und Vermittlungsstelle für Freiwilligenarbeit Entfelderstrasse 11, 5000 Aarau Telefon 062 823 30 44 www.benevol-aargau.ch [email protected]: 2× jährlichRedaktion: Claudia Laube Titelbild: zVg von «Crème brûlée», einem rockig-poppigen Projekt von grossmuetterrevolution.ch. Kontakt und Booking: Esther Rothen, 076 438 68 77 [email protected] Porträts: Claudia LaubeLayout/Druck: Druckerei AG Suhr, 5034 Suhr www.drucksuhr.ch

Potenzial Alter

Grüezi mitenand

Keine Generation älterer Menschen war besser qualifiziert als die heutige und keine hatte im Schnitt noch gute 20 Jahre vor sich. Älterwerden stellt keineswegs das Ende der Teilnahme am gesellschaft-lichen Leben dar. Im Gegenteil: Viele Menschen im dritten Lebensalter wün-schen sich eine zweite Karriere, ob in bezahlter oder unbezahlter Tätigkeit. Wer heute pensioniert wird, will sich nicht einfach zurückziehen und die Seele baumeln lassen, sondern will auch neue Chancen packen und bisher vernachläs-sigte Kompetenzen einsetzen, zum Bei-spiel einen neuen Verein gründen oder eine Weiterbildung absolvieren. Die stetig wachsende Altersgruppe «60 plus» weist neue Bedürfnisse, vielfältige Lebensentwürfe, Erfahrungen und Kom-petenzen auf. Ausreichende Informati-onen und Angebote sind nötig, damit die Babyboomer-Generation neue Rollen und soziale Bindungen findet. Die Iden-tität, die ihnen die Berufstätigkeit gab, muss nun in neuen Lebensentwürfen und anderen sozialen Verankerungen gefun-den werden, so zum Beispiel in einem passenden freiwilligen Engagement.Für die Gesellschaft und die Freiwilligen-Koordinatoren sind die neuen Freiwilligen «60 plus» zugleich Herausforderung und Bereicherung. Um ihr Potenzial zu erken-nen und zu nutzen, widmen wir diese Ausgabe der BENEVOL Nachrichten de-nen, die in der Freiwilligenarbeit in der Schweiz ganz klar den Ton angeben: Seni-oren über 60, die etwas bewegen wollen, Gutes tun, der Gesellschaft etwas von ih-rem Glück zurückgeben, sich weiterent-wickeln, Sozialkontakte pflegen, die ein Teil dieser Gesellschaft bleiben möchten.

Engagement im dritten Alter lohnt sichSich zu engagieren, ist für ältere Men-schen ein Gewinn – das zeigen ver-

schiedenste Studien: Freiwilligenarbeit beeinflusst das Wohlbefinden und die Gesundheit auf positive Weise. Genauso sind Personen, die sich ohne Bezahlung engagieren, wichtig für die Gesellschaft und den sozialen Kitt. Welche wesentliche Rolle hier den Senioren zukommt, erzählt uns Bruno Baer im Interview ab Seite 4. Er ist der Herausgeber von «Chancen nach 60», einem umfangreichen Informations-medium, das beim «Silver Award 2015» (Preisverleihung des Kantons Aargau) den dritten Rang belegte.Um die Erfahrungen und Leistungen der Generation «60 plus» wertzuschätzen, müssen wir die Motive der Menschen im dritten Alter kennen. So schauten wir fünf spannenden Senioren bei ihrem En-gagement über die Schultern und lernten dabei Freiwillige mit ganz unterschied-lichen Bedürfnissen kennen. Sie liessen sich nicht einfach mit Seniorennachmit-tagen und Kaffee und Kuchen abspeisen, sondern suchten gezielt nach einer Auf-gabe, die ihren Fähigkeiten und Vorlieben entsprach. Wie unsere Porträtierten vor-gingen, erzählen sie ab Seite 6.Dem Thema «60 plus – Wir sind die Neu-en! Was können, was wollen, was brau-chen wir?» bleiben wir auch am diesjäh-rigen BENEVOL-Forum (Seite 11) treu. Wo liegen die Stolpersteine für ein Enga-gement dieser Generation? Müssen wir

als Einsatzorganisation etwas verändern? Diesen Fragen gehen wir im Forum nach.Wir hoffen, Sie neugierig gemacht zu haben und wünschen Ihnen viel Lesevergnügen.

Ines Walter Grimm (rechts),GeschäftsleiterinClaudia Laube, Öffentlichkeitsarbeit

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Pro Senectute Aargau bietet ein breites Programm an diversen Sportarten und Bildungskursen an. Kontakt: Telefon 062 837 50 70 oder www.ag.pro-senectute.ch

«Editorial»

«Schauen sie sich einmal um. Sie sehen 50-Jährige, die sich beruflich neu orien-tieren, 60-Jährige, die sich neu verlieben, 70-Jährige, die ferne Länder bereisen, 80-Jährige, die einen Marathon laufen. Nicht nur die Lebenserwartung steigt, die Älteren bleiben auch länger gesund und aktiv. Freude am Alter hat aber nur, wer sich geistig und körperlich fit hält.Eines der besten Trainings für die geistige Fitness ist es, eine neue Sprache zu lernen. Das ist noch bis ins hohe Alter möglich. Auch das tägliche Zeitunglesen und Neu-gier auf Neues sind wichtig. Ebenso tra-gen soziale Kontakte und sinnstiftende Aufgaben wie z.B. ein Engagement als Se-nior im Klassenzimmer zu einem zufrie-denen Leben bei. Für die körperliche Fitness ist regelmäs-sige Bewegung wichtig. Es muss weder Hochleistungssport noch Fitnessstudio sein, Senioren können Bewegung in ihren

Alltag einbauen: Treppen steigen statt den Lift nehmen; für den Einkauf das Fahr-rad wählen und nicht das Auto; auf dem Heimweg eine Busstation früher ausstei-gen und nach Hause laufen.Mit zunehmendem Alter wird die Wahr-scheinlichkeit grösser, dass grundlegende Veränderungen im Leben eintreten, die zu Einsamkeit führen. So verlieren wir vielleicht unseren Partner, unsere Kinder ziehen weg, Freundschaften zerbrechen und wir sind allein. Da hilft es, Kontak-te zu pflegen oder den Bekanntenkreis zu erweitern, zum Beispiel mit Sport oder bei Weiterbildungsangeboten.Körperliche und geistige Fitness sind Vo-raussetzung für ein möglichst gesundes, selbstbestimmtes und unabhängiges Le-ben!»

Beat Waldmeier Geschäftsleiter Pro Senectute Aargau

kurz und bündig

Engagierte Senioren

Das Bundesamt für Statistik (BFS) erhebt seit 1997 im Rahmen des Moduls «Unbe-zahlte Arbeit» der Schweizerischen Ar-beitskräfteerhebung (SAKE) alle drei bis vier Jahre Daten zur Freiwilligenarbeit. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2013 und beziehen sich auf die stän-dige Wohnbevölkerung ab 15 Jahren in der Schweiz.Bei der letzten Erhebung stach heraus, dass sich Personen aus der Altersgruppe der 64- bis 74-Jährigen besonders stark engagieren – in der formellen wie auch in der informellen Freiwilligenarbeit. 2013 lag der Anteil der über 64-Jährigen bei 41,4 % aller freiwillig Engagierten.

Mehr Informationen: www.sgg-ssup.ch oder im Flyer zum Frei-willigenmonitor, erhältlich bei BENEVOL Aargau.

Wie bleibt man gesund im Alter?

Verbände für Senioren www.ssr-csa.ch – Der Schweizeri-sche Seniorenrat nimmt die Auf gaben eines Beratungsorgans in Altersfragen für den Bundesrat wahrwww.seniorenfragen.ch – Schweize-rischer Verband für Seniorenfragen SVSwww.vasos.ch – Vereinigung aktiver Senioren- und Selbsthilfeorgani-sationen der Schweiz www.ag.ch/alter – Fachstelle Alter des Kantons Aargauwww.asv-ag.ch – Aargauischer Senioren- und Rentnerverbandwww.seniorenfragen.ch – Schweize-rischer Verband für Seniorenfragen SVS

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Der pensionierte Berufs- und Laufbahn-berater Bruno Baer gab 2015 das Buch «Chancen nach sechzig» heraus. Das Informationsmedium bietet älteren Menschen Anreize, ihr vielfältiges Poten-zial zu entdecken und macht ihnen dank inspirierenden Beispielen Mut, ihre Ziele zu realisieren. Wir sprachen mit ihm über die wichtige Rolle der Senioren in der heutigen Gesellschaft und sein eigenes Älterwerden.

Herr Baer, warum dieses Buch? Immer mehr ältere Menschen kommen in die Berufsberatungsstellen, um die Zeit nach der Pensionierung zu besprechen. Für die ersten älteren Ratsuchenden musste ich mir noch alles aus den Fingern saugen! Zudem arbeitete ich in den letzten 20 Jah-ren an einer Branchenheftreihe namens «Chancen in Beruf und Arbeit» mit. Alle Hefte sind gleich aufgebaut: Sie bein-halten Porträts und Beschreibungen zu Berufs- und den dazugehörigen Weiter-bildungsmöglichkeiten. In diesem Stil wollte ich auch etwas für Personen über 60 erarbeiten. Das erzählte ich drei Fach-

Bruno Baer, Herausgeber von «Chancen nach 60»

Wie Senioren ihr Potenzial nutzen

personen, die mit mir die Branchenhefte umsetzten. Sie waren sogleich Feuer und Flamme für die Idee. Wir wollten, dass Menschen nach 60 in einem spezifisch auf sie abgestimmten Medium Antworten auf wichtige Fragen finden. Nach drei Jahren intensiver Arbeit liegt nun das Buch vor, mit 20 Porträts und über 200 weiterführenden Ideen zu 20 Interessen-gebieten.

Das Interesse für das Thema Älterwerden kam also durch Ihre Arbeit als Berufs- und Laufbahnberater? Einerseits durch den Kontakt mit Menschen, die sich beraten lassen wollten, andererseits auch durch die Auseinandersetzung mit meinem ei-genen Älterwerden. Ich stellte mir viele Fragen und überlegte, was ich nach der Pensionierung machen könnte.

Welche Lösungen haben Sie für sich gefun-den? Mit 60 ist das Leben nicht fertig. Ich hoffe, dass auch ich – wie die meisten Menschen – noch gute 20 Jahre vor mir habe. Ich versuche, mich noch immer weiter zu entwickeln, mein Potenzial zu entfalten und Dinge zu lernen, für die ich vorher aus beruflichen Gründen keine Zeit hatte. Neben den journalistischen Arbeiten begann ich Tennis zu spielen und intensiv Yoga zu üben. Dafür räume ich mir gerne Zeit ein. Bewegung ist wich-tig im Alter, um auch fit im Kopf zu blei-ben.

Was empfehlen Sie zukünftigen Pensionier-ten? Die meisten Menschen arbeiten fünf Tage die Woche bis sie 65 sind: Von einem Moment auf den anderen haben sie kei-nen Arbeitsinhalt mehr – viele fallen in ein Loch. Das finde ich sehr schade. Des-halb ist es wichtig, dass man sich schon früh mit dem neuen Lebensabschnitt aus-einandersetzt. Sinnvollerweise schon vor 60, nicht erst kurz vor der Pensionierung. Es lohnt sich zu klären, ob es eine Mög-

lichkeit gibt, länger im Arbeitsprozess zu bleiben – zum Beispiel in Teilzeit mit einer sogenannt flexiblen Pensionierung. Wer sich frühzeitig damit auseinander-setzt, bekommt die Möglichkeit, etwas früher «obe abe zfahre», dafür aber noch ein bisschen länger zu arbeiten. Im Buch haben wir einige solcher Modelle aufge-listet.

Es gibt viele Menschen, die sich auf die Pensionierung hin zu viel vornehmen. Was sagen Sie diesen Personen? Es braucht auf jeden Fall auch im Pensionsalter eine Ta-gesstruktur. Wer von einem Tag auf den anderen zu arbeiten aufhört, sollte ein Ziel vor Augen haben. Trotzdem rate ich, sich nicht zu viel vorzunehmen und nicht die ganze Zeit zu verplanen. Wer zu enthusiastisch ist und gleich von Beginn weg die verschiedensten Aktivitäten aus-üben will, läuft Gefahr, sich zu verzetteln. Irgendwann merkt man, dass man nicht ausgefüllt ist und etwas fehlt. Ich kam in meinen Beratungen gelegentlich mit Senioren in Berührung, die Sprachen lernten, auf Reisen gingen, unterneh-mungslustig waren. Und trotzdem waren sie gegen 70 unglücklich. Ihnen fehlte die Anerkennung. Da hilft es zum Beispiel, sich in der Freiwilligenarbeit zu engagie-ren, an einem Ort, wo man gebraucht wird. Das heisst nicht, dass man sich kei-ne Auszeiten gönnt und die Welt nicht erkundet. Oft fehlt den Leuten einfach das Wissen, welche Möglichkeiten sie haben. In dieser Hinsicht möchte das Buch einen Beitrag leisten.

Was fanden Sie besonders interessant wäh-rend der Arbeit zum Buch? Die Auseinan-dersetzung mit den interessanten porträ-tierten Menschen. Da gibt es zum Beispiel das Porträt einer Soziologin. Sie sagt: «Ich habe nach der Pensionierung mit 65 mein Leben dreigeteilt. Zu einem Drittel arbei-te ich weiterhin an Projekten, an denen

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Ihre Chance auf ein Buch!Die ersten sechs Personen, die sich auf [email protected] melden, gewinnen eines der Bücher!Für einen ersten Einblick ins Buch: www.chancen-nach-sechzig.ch. Es ist erhältlich per Internet: www.chancen-nach-sechzig.ch, per Post: Explorum, B. Baer, Bottenwilerstrasse 1, 4800 Zofingen, oder in Buchhandlungen. 160 Seiten. ISBN 978-3-033-04974-1.

Welche Erwartungen haben Freiwillige ü60? • Etwas Sinnvolles tun• Etwas bewirken, Gesellschaft gestalten• Erfolgserlebnisse• Neue soziale, generationen-

übergreifende Beziehungen• Einsetzen/Gebrauch von Kompetenzen und Fähigkeiten

• Neuerwerb von Kompetenzen• Neue Lebenswelten kennenlernen• Wahrgenommen werden• Soziale Anerkennung• Soziale Einbindung• Tagesstruktur

ich auch etwas verdiene, zu einem Drittel bin ich in der Freiwilligenarbeit tätig, und zu einem weiteren Drittel nehme ich mir Zeit fürs «Nichtstun»: Fürs Wandern, Le-sen, einfach für Freunde da sein.» Man muss lernen, sich abzugrenzen und auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören. Dar-an orientiere ich mich auch.

Zum Schluss: Wie kann die Gesellschaft von älteren Menschen profitieren? Da ist ein unglaubliches Potenzial, vor allem auch in der Freiwilligenarbeit. In der Schweiz sind es rund 2,5 Millionen Menschen, die zirka 665 Millionen Stunden jährlich an Frei-willigenarbeit leisten, darunter ganz viele Seniorinnen und Senioren. Das ist volks-wirtschaftlich ein enormer Beitrag, der durch sie geleistet wird.

Interview: Claudia Laube

Lebensgeschichten, Ideen und Anregungen

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Bruno Baer (Hrsg.)

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CHANCEN NACH SECHZIG

Menschen über sechzig berichten aus ihrem

Leben. Wie gestalten sie die Zeit nach der Pen-

sionierung? Wie gehen sie mit der neuen Frei-

heit um und was bereitet ihnen Freude? Mit

welchen Fragen setzen sie sich auseinander?

Was gibt ihrem Leben Sinn? Männer und Frau-

en erzählen von ihren persönlichen Erfahrun-

gen, ihrem Alltag und von neuen Herausforde-

rungen. Ergänzt werden die Porträts durch

weiterführende Ideen und Informationen zu

zwanzig verschiedenen Interessengebieten.

Zudem äussern sich Fachleute zu grundsätz-

lichen Themen, welche für die dritte Lebens-

phase bedeutend sind. Das Buch regt dazu

an, den eigenen Übergang ins Rentenalter zu

planen. Es zeigt Chancen und Möglichkeiten

auf, die in neue Tätigkeiten oder freiwillige

Engagements führen können.

www.chancen-nach-sechzig.ch

Lebensgeschichten, Ideen und Anregungen

ISBN 978-3-033-04974-1

CHANCENNACH SECHZIG

Angebote für Senioren www.benevol-jobs.chGrösste Schweizer Plattform für freiwillige Engagementswww.innovage.chErfahrungswissen für die Gesellschaft, Netzwerk für nach-berufliche Aktivitäten www.intergeneration.ch Verbindet Generationen in der Schweiz, macht Generatio-nenprojekte sichtbar und vernetzt Akteure und Interessierte www.generationenakademie.ch Die Generationenakademie unterstützt Fachleute und Frei-willige, die in den Gemeinden neue Impulse setzen wollen www.grossmuetterrevolution.ch Plattform und Think Tank für Frauen der heutigen Gross-mütter-Generationwww.seniorweb.chDreisprachige, interaktive Internetplattform für die Genera-tion 50 pluswww.rentarentner.ch Online-Plattform, um Rentnerinnen und Rentner zu mieten

Nachbarschaftsnetze im AargauWozu braucht es Nachbarschaftsnetze? Sie erhöhen nach-weislich die Lebensqualität. Der soziale Kontakt verhindert Isolation und fördert das subjektive Wohlbefinden und die soziale Integration. Sie wirkt sich präventiv auf die Gesund-heit der Beteiligten aus, fördert Verständnis und Solidarität untereinander, wie auch Autonomie, Gleichheit, Partizipati-on sowie gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme.

• Kappelerhof (www.euse-kappi.ch )• Quartiervermittlungsstellen in der Gemeinde Wettingen

(Fachstelle für Altersfragen und Freiwilligenarbeit, [email protected]) • Nachbarn sein, Suhr (Information und Koordination, [email protected]) • Gemeinschaftszentrum Telli (www.gztelli.ch)• FORÄRÄ, Sprachrohr für Ältere (www.foraera.ch)

Unter «Netzwerk Nachbarn» finden Sie auf www.benevol-aargau.ch einen Leitfaden zum Aufbau eines Nachbarnetzes. Die Merkblät-ter dazu können per Mail unter [email protected] be-stellt werden.

vgl. Hinweise aus: Freiwilligen-Monitor, Thomas Olk «Modernisierung des Engagements im Alter – vom Ehrenamt zum bürgerschaftlichen Engagement», Margrit Stamm «Potenziale im Alter(n)».

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Die klassische Dreiteilung «Ausbildung – Erwerbsarbeit – Ruhestand» verliert allmählich an Bedeutung. Ausreichende Informationen und Angebote sind nötig, damit die heutigen Pensionierten neue Rollen und soziale Bindungen finden. Die Identität, die ihnen die Berufstätigkeit gegeben hat, muss nun in neuen Lebensentwürfen und anderen sozialen Verankerungen gefunden werden. Und: «Die alternde Gesellschaft braucht das Engagement von uns über 60-Jährigen. Doch wir wollen selber bestimmen wie. Unser Privileg: Wir sind dem Erwerbszwang nicht mehr ausgeliefert», schrieb der Journalist Beat Bühlmann in seinem Abschieds-Essay «60 – was nun?»* Ja, die heutigen Senioren wollen sich engagieren, aber sie wollen selbst entscheiden – was, wann, wo, wieviel und warum. Das zeigen unsere nachfolgenden fünf Porträts auf schöne Art und Weise.

Maria Luisa Bernasconi, 65, Freiwillige Unter-

stützung der Leitung IDEM Freiwilligendienst

Wir sind im Kantonsspital in Aarau (KSA), im Büro der Leitung IDEM Frei-willigendienst. Hier befindet sich das Reich von Maria Luisa Bernasconi. Sie unterstützt jeden Dienstagnach- und Donnerstagvormittag Jeannine Haus-mann, die Leiterin des IDEM Freiwilli-gendienstes. Es war 1999, also lange vor ihrer Pension im Jahr 2013, als Maria Luisa Bernasconi im KSA als Freiwillige anfing. Damals noch im Besuchsdienst, so ist sie inzwi-schen im administrativen und koordina-tiven Bereich tätig. Sie hilft mit, die Frei-willigen zu engagieren und betreut sie bei Fragen und Problemen. «Es ist ähnlich wie die Arbeit einer Assistentin», erklärt Maria Luisa Bernasconi. Das mache ihr grossen Spass. «Meine kaufmännische Ausbildung kommt mir da zu Gute. Dar-

über hinaus braucht es eine grosse Porti-on Empathie. Die Hauptmotivation ist mir aber die Freude an diesem Engagement und die Dankbarkeit, die mir entgegengebracht wird. Und auch wenn das Wetter draussen schön ist – so wie heute – gehe ich gerne ins Büro. Die Freiwilligen kommen gele-gentlich vorbei und erzählen von ihrem Tag. Sie wissen, unsere Tür ist immer offen.»In den 70er Jahren zog sie mit ihrem Mann aus dem Tessin in den Aargau. Sie gründeten eine Familie und auch wenn die Familienarbeit sie erfüllte, so wollte sie etwas «ausser Haus» unternehmen. Also engagierte sie sich im Samariterver-ein, zehn Jahre davon im Vorstand. In der Pfarrei übernahm sie Alters- und Firm-begleitungen. Als sie über eine Bekannte vom IDEM im Spital erfuhr, war sie sofort Feuer und Flamme. Dort wollte sie hin. Während sie von der Vergangenheit erzählt, werden wir durch ein sanftes Klopfen an der Türe in die Gegenwart zurückgeholt. Davor stehen zwei Frauen, die sich von ihr verabschieden möchten. «Wir sind fertig für heute», sagen die bei-den und übergeben ihr einige Dokumen-te. Die zierliche Frau lässt die beiden aber nicht gleich gehen und fragt: «Und? Ging alles gut?» Sie reden ein wenig über die am Morgen gemachten Erfahrungen und über die breiten Möglichkeiten der Frei-willigenarbeit im KSA. Im Besuchsdienst, im Patientenempfang, und neuerdings auch in der spitaleigenen Kita. Maria

IDEM im KSAUnter der Bezeichnung IDEM (im Dienste eines Menschen) leisten an vielen Schweizer Spitälern Hunderte von Freiwilligen unentgeltliche Ar-beiten. Seit 1978 sind auch IDEM – Freiwillige am Kantonsspital Aarau (KSA) tätig. Es sind Frauen und Män-ner, die durch ihr Engagement den Spitalaufenthalt der Patientinnen und Patienten erleichtern und bereichern. Sie stellen ihre Zeit zur Verfügung und helfen so mit, die Qualität des Spitalaufenthaltes zu verbessern. Sie leisten keine direkte pflegerische Be-treuung, sondern übernehmen Auf-gaben, die durch das professionelle Personal nicht abgedeckt werden können.

Kontakt Kantonsspital AarauIDEM FreiwilligendienstTelefon 062 838 43 53, [email protected]

Senioren über ihr Engagement

Pensioniert, motiviert und engagiert – so wie sie es wollen

Luisa Bernasconi steht ebenfalls zur Ver-fügung für Einsätze auf der Notfallstation und in der Palliative Care. Diese zwei Dienste werden jedoch nur sehr selten in Anspruch genommen. Für Frau Bernas-coni stimmt das so: «Meine Tätigkeit als Unterstützung der Leiterin IDEM ist für mich genug erfüllend».

* Quelle: www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Sechzig-und-was-nun/story/28974518

«Ich wollte etwas ausser Haus unternehmen»

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Ernst Schütz, 71, Sportgruppenleiter

«Nicht lange nach meiner Pensionierung mit 63 bin ich als Sportgruppenleiter bei Pro Senectute eingestiegen – inzwischen organisiere ich die Mountainbike-Gruppe Bremgarten und Umgebung mit dem Leiterteam. Ich bin ausgebildeter Sport-leiter Velo/MTB esa (Erwachsenensport Schweiz) und Ausbilder beziehungsweise Experte für Radsport/Mountainbike bei Pro Senectute Schweiz. Biken ist meine Leidenschaft. Vor 25 Jah-ren war ich ein Mountainbiker der ersten Stunde. Jahrelang fuhr ich mit dem Bike drei- bis fünfmal pro Woche von Fislis-bach nach Regensdorf, später nach Stein-hausen. Immer mit dem Ziel vor Augen: Mit dem Velo ins Büro, Kohle scheffeln und wieder nach Hause fahren. Dieses tägliche Ziel fiel weg als ich pensioniert wurde. Erst «flüchtete» ich mit dem Bike und Kollegen nach Marokko. Kaum wa-ren wir zurück, nahm ich die nächste Veloreise in Angriff und fuhr nach Portu-gal, zu meiner Tochter und ihrer Familie. Zurück von dieser Reise, verfiel ich in eine

Art «Pensionsschock». Ich sah keinen Sinn mehr im Velofahren. Erst war da fast ein Leben lang die pumpenvolle Agenda und plötzlich: Nichts mehr.Zum Glück kickte mich ein Freund an, ob ich nicht bei der Mountainbike-Gruppe in Bremgarten mitmachen würde. Bereits in meinem Beruf als Ausbildungsleiter in einem Industrieunternehmen hatte ich viel mit Technik und Menschen zu tun. Das dann noch mit meiner Leidenschaft für Bikes und Bewegung zu kombinieren, das passte ide-al. So absolvierte ich eine Ausbildung zum Sportgruppenleiter und übernahm die Mountainbike-Gruppe.Dieses Engagement ist für mich eine lau-fende Herausforderung: physisch wie psy-chisch. Es deckt so einige Kompetenzfel-der ab: Sozial-, Methoden- und Fach kompetenz. Ich muss mit ganz vielen un-terschiedlichen Menschen umgehen, vom pensionierten Arbeiter bis zum Akademi-ker. Kartenlesen und GPS sind ebenso wichtig wie auch Notreparaturen ausfüh-ren zu können. Wir fahren nicht nur Rad-

wege entlang, sondern gerne auch über Stöcke und Steine. Es ist schon oft vorge-kommen, dass im Winter mehr Personen teilnahmen als im Sommer. Die Seniorin-nen und Senioren sind parat, auch an den «Arsch» zu frieren. Und wenn der Hans kommt, dann will der Heiri auch dabei sein. Zudem lernen sie hier neue Kollegen kennen und schliessen neue Freundschaf-ten. Die soziale Komponente der Treffen unserer Bike-Gruppe ist nicht zu unter-schätzen.Natürlich ist das alles sehr zeitintensiv, in der Regel investiere ich mehrere Stunden pro Tag. Ich bin ein Perfektionist. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Mein En-gagement fordert brutal viel, gibt aber auch brutal viel zurück, die Menschen sind sehr dankbar.Für dieses Jahr nehme ich mir eine kleine Auszeit und unternehme eine kleine Rei-se. Ich fliege nach Portugal und mache eine Rundreise mit dem Ziel meine Toch-ter mit Familie zu besuchen – natürlich mit dem Bike und möglichst vielen Trails.»

Pro SenectuteWer sich bei Pro Senectute Aargau engagieren möchte, kann aus einer breiten Palette an Angeboten auswäh-len. Die Organisation bietet keine fixen Arbeitspensen oder regelmässi-ge Einsätze. Die Einsätze erfolgen nach den aktuellen Bedürfnissen. Nicht alle Engagements laufen unter Freiwilligenarbeit, für viele gibt es eine kleine Entschädigung.

Eine Übersicht erhalten Sie auf www.ag.pro-senectute.ch unter «offene Stellen» oder bei der Beratungsstelle der Pro Senectute Aargau im Wohnbezirk.

Vom Pensionsschock zur Sportgruppenleitung

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Vreni Bircher, 67 (links), und Elisabeth Bader, 68, in der Ludothek Aarau

Mitten im Kasinopark, in einem histori-schen Gebäude der Stadt Aarau, sitzen Vreni Bircher und Elisabeth Bader im neu gestalteten Aufenthaltsraum der Ludo-thek Aarau und trinken Kaffee. Von den ebenerdigen Räumen erhascht man einen Blick ins Grüne und in den verwinkelten Zimmern warten Spiele, Spielsachen und Fahrzeuge auf die Ausleihe durch Kinder und Erwachsene.Vreni Bircher und Elisabeth Bader sind 2014 zum Team der Ludothek, die aus-schliesslich von Freiwilligen geführt wird, gestossen. Nur wenige Monate zuvor, im September 2013, war in der Lokalzeitung von Personalmangel zu lesen, weshalb die Öffnungszeiten der Ludothek hätten re-duziert werden müssen. Das machte die beiden kurz zuvor pensionierten Frauen hellhörig und sie meldeten sich bei der Leiterin Silvia Lüthi. Diese war froh dar-um, endlich wieder auf mehr freiwilliges Personal zählen zu können.Frau Bader und Frau Bircher sind zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Frau Bircher freut sich darauf, dass ihr Mann bald pensioniert wird und sie endlich mehr gemeinsam Dinge unter-nehmen können. Frau Bader ist alleinste-

hend und froh um ihre vielen Engage-ments, die ihre Zeit ausfüllen. So engagiert sie sich als Freiwillige in der Kindertages-stätte in Staufen und ist auch im Besuchs-dienst der Kirche tätig. Alle ihre Engage-ments geben ihr Struktur und Halt im Alltag. Sie wollte sich auch nicht irgendwo engagieren, sondern wählte ihre Engage-ments mit Bedacht. In der Ludothek sind die beiden Frauen während den Öffnungszeiten in erster Linie für die Ausleihe und Rücknahme der Spiele zuständig. Es gilt neue Kunden im Computer zu erfassen, Fragen zu Spie-len zu beantworten oder bei der Suche nach bestimmten Spielen zu helfen. Aus-serhalb der Öffnungszeiten werden neue Spiele eingekauft und für die Ausleihe bereitgestellt. Zwischen 12 und 15 Stun-den investieren sie pro Monat.Frau Bader geniesst besonders die Spiele-abende, die das Ludothek-Team in der Aarauer «Spielstatt» oder in der Ludothek von Zeit zu Zeit zusammenkommen lässt. Dort lernt sie neue Spiele kennen und spielen. «Ich hätte früher gerne mehr gespielt», sagt sie, doch ihr Mann spielte nicht gerne Gesellschaftsspiele. Wie über-raschenderweise auch Frau Bircher nicht:

«Schon als Kind mochte ich das nicht.» Eine Freiwillige in einer Ludothek, die nicht gerne spielt? «Ja, das geht. Wenn Spielabende sind, dann melde ich mich ab. Ich bin mehr die Verwalterin hier.» Sie wollte einfach etwas Nützliches ma-chen, las in der Zeitung vom Engpass in der Ludothek und probierte es aus.Eine Gemeinsamkeit aber haben die bei-den Frauen: Für beide kam eine Freiwilli-genarbeit im Altersheim nicht in Frage. Frau Bircher wollte etwas machen, das sie nicht allzu fest einschränken würde.Einmal pro Woche in der Ausleihe und Rücknahme seien ideal. «Ich fühle mich manchmal noch wie in der Einführungs-zeit, erleben wir doch immer wieder neue Situationen. Vielen ist gar nicht bewusst, dass wir alles freiwillig machen und sind total überrascht, wenn wir es ihnen sagen.»Die beiden Frauen sind sehr zufrieden mit ihrem Engagement in der Ludothek und überzeugt davon, etwas Sinnvolles zu tun.

Ludothek AarauBei der Ausleihstelle können Einzel-personen, Familien, Schulen, Kinder-gärten, Firmen und andere Insti-tutionen Spiele und Spielsachen ausleihen, die zu Hause ausprobiert werden dürfen. Die Freiwilligen sind für folgende Be-reiche der Ludothek verantwortlich: Organisation der Ausleihe, Beratung der Kunden, Spieleinkauf, Reparatu-ren, Buchführung, Öffentlichkeitsar-beit, Vereinsführung.Kontakt Sylvia Lüthi, Telefon 062 824 83 [email protected]

Gleiches Engagement, unterschiedliche Motive

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Eva-Maria Erne, 73, freiwillige Deutschlehrerin

«Manchmal geht’s hier wirklich zu wie im Kindergarten!» Eva-Maria Erne ist ver-sucht, sich aufzuregen, aber sie kann das gar nicht so ernst sagen, wie sie gerne möchte. Wie so oft an diesem Montag-nachmittag umspielt ein Lächeln ihre Mundwinkel und ihre Augen blitzen schalkhaft hinter den Brillengläsern her-vor.Die Personen, die sie hier im Silo 2 in Aarau unterrichtet, sind dem Kindesalter zwar bereits entwachsen, aber dennoch erst auf dem Weg ins Erwachsensein: So-genannte UMAs, unbegleitete minderjäh-rige Asylsuchende, die zwischen 16 und 18 Jahre alt sind. Sie gingen alleine weite Wege bis sie in der Schweiz gelandet sind und nun hier auf Asyl hoffen. Es sind vor-wiegend Menschen aus Syrien, Afghanis-tan und ganz viele aus Eritrea.Eva-Maria Erne wollte sich explizit für UMAs einsetzen. Als pensionierte Lehrerin für Fremdsprachige war klar, dass sie ihnen Deutsch beibringen wollte. So meldete sie sich direkt beim Netzwerk Asyl, als sie

von deren «Projekt UMA – Leben und Lernen» erfuhr. Seit dessen Beginn unter-richtet sie von Montag bis Mittwoch eini-ge Stunden täglich. «Auch mein Mann engagiert sich. Er betreut eine Familie aus Sri Lanka. So bringen wir alles von Mon-tag bis Mittwoch hinter uns und dann ge-niessen wir den Rest der Woche zusam-men», erklärt sie ihr Modell, das für sie beide am besten funktioniert. In den letzten acht Jahren begleitete sie auch eine eritreische Mutter und ihre fünf Kinder: «Die sind zwar aus dem Gröbsten raus, aber trotzdem bin ich noch für sie da und stehe beratend zur Seite». Die heitere Eva-Maria Erne ist stolz auf dieses Enga-gement und kaum zu stoppen bei ihren Erzählungen: «Ich unterstützte den ältes-ten Sohn bei der Suche nach einer Lehr-stelle als Automechaniker. Er hatte mit 14 keinen einfachen Start hier in der Schweiz. Doch er ist zielstrebig seinen Weg gegan-gen und hat inzwischen die Ausbildung zum Automechaniker begonnen«. Seine Geschichte nutzt sie auch als Motivation für ihre Schüler im Silo 2: «Ich will, dass sie sich ebenso anstrengen!» sagt sie ener-gisch und schiebt nach: «Und sie sollen

Verein Netzwerk Asyl«Nachdem Ende 2014 bekannt wurde, dass unbegleitete minderjährige Asylsuchen-de (UMAs) im Aargau ohne besondere Betreuung und Tagesstruktur leben und der Kanton aus finanziellen Gründen keine Sofortmassnahmen trifft, war klar: Hier muss etwas geschehen. So beschloss der Vorstand des Vereins Netzwerk Asyl Aargau, ein Projekt für unbegleitete minderjährige Asylsuchende und Heranwachsende durchzuführen. Das Team der Freiwilligen wurde rekrutiert und koordiniert – in Personalstärke eines grösseren Kleinbetriebes.»Auszug von der Homepage des Netzwerks Asyl: www.netzwerkasyl.ch/404.0.html

Kontakt: «Projekt UMA-leben und lernen», Telefon 062 824 31 42 [email protected]

sauber, pünktlich und anständig sein. Ich möchte ihnen unsere Werte vermitteln. Vie-len von ihnen muss ich aber zuerst noch das Lernen beibringen. Das ist etwas, das können einige nicht.» Sie geht so in ihrer Aufgabe auf, dass sie gar nicht dazu kommt, über ihre Kinder und Enkel und ihre Leidenschaft für Gar-tenarbeit zu sprechen. «Ich liebe es, Schu-le zu geben«, schwärmt sie, wenn auch heutzutage mit einem kleinen Wermuts-tropfen: «Das einzige Problem ist, dass ich jetzt mit 73 einiges ungeduldiger bin, als damals noch mit 30». Dass sie zudem auch keine enge Beziehung mit ihren Schülern aufbauen kann, stört sie nicht gross. «Die einzelnen Geschichten kennt nur der Lei-ter hier. Ich nehme sie, wie sie kommen». Sie legt mehr Wert darauf, herauszufin-den, wie den Schülern der Stoff am besten beigebracht wird und wie die Klassen ein-geteilt werden sollen. Sie will einen Leitfa-den erstellen und zielgerichtete Arbeits-blätter erschaffen, so wie sie es schon ihr ganzes Leben als Deutschlehrerin gerne getan habe. Ganz nach ihrem Leitspruch: «Für die Schwächeren müssen es die en-gagiertesten Lehrpersonen sein».

«Ich liebe es, zu unterrichten.»

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John Wildhaber, 72, Mentor «Tandem 50 plus»

John Wildhaber ist einer jener Senioren, die man ein wenig beneidet. Wer von uns träumt nicht vom Ausstieg und vom Wel-tenbummeln? Er träumte es nicht nur, er lebte seinen Traum. Mit 56 Jahren verkaufte er seine gut gehende Firma und machte sich auf die Reise seines Lebens. Zehn Jahre tingelte er durch die Welt: «Ich bin von der Antarktis bis zur Arktis gereist», sagt er mit spitzbübischem Lä-cheln und zeigt eines seiner Fotobücher, die er in den Reisepausen in der Schweiz gestalten liess. Gerne schwelgt er in den Erinnerungen – die Eindrücke, die er in diesen Jahren sammeln konnte, sind un-vergesslich. Bereits am Tage seiner Rück-kehr war für den rüstigen Senior klar: Er will sich engagieren, Gutes tun, Menschen hel-fen und sich gemeinnützig in der Gesell-schaft einbringen. John Wildhaber ist kein Mensch von Worten, sondern von Taten. Der stolze Opa betreut an zwei halben Tagen pro Woche seine drei Enkel und ist wöchentlich Teil einer vierten Klasse im Projekt «Generationen im Klassenzim-mer« für Pro Senectute. «Die Arbeit mit den Kindern ist eine Bereicherung für beide Seiten», so John Wildhaber. Natür-

lich braucht er auch seine persönlichen Freizeiten, wie zum Beispiel Anfang dieses Jahres, als er für fünf Wochen in der Kari-bik segelte. «Das gönn ich mir, dann bin ich einfach nicht da. Dafür freuen sich die Primarschulkinder umso mehr, wenn ich wieder mit ihnen im Klassenzimmer sitze.»Seit letztem Herbst ist er auch als Mentor im 2015 gestarteten «Tandem 50 plus» tätig. Auf das Programm ist er aus Eigen-initiative gestossen. «Ich wollte Engage-ments, die verschiedene Altersgruppen abdecken. Mit meinen Enkeln und als Unterstützung der Lehrerin der vierten Primarklasse habe ich viele Kinder um mich. Mir fehlten noch die etwas Älteren», erklärt er und fügt nachdrücklich an: «Wissen Sie, ich habe gerne mit allen Generationen zu tun». Sein erster Einsatz als Mentor brachte ihn mit einem Mann zusammen, der sich lie-ber selbständig machen möchte statt an-stellen zu lassen. Als ehemaliger und er-folgreicher Unternehmer ist er für diesen Stellensuchenden geradezu prädestiniert und unterstützt ihn noch so gerne bei sei-nem Vorhaben: «Ich motiviere ihn und

gebe ihm – umgangssprachlich – den nötigen «Gingg is Füdli», damit er sein Ziel erreicht», sagt er selbstbewusst. «Ich kann in diesem Engagement meine Fähig-keiten voll einsetzen und bringe zusätzlich noch die Arbeitgebersicht mit ein – eine Sicht, die vielen fehlt». Als Mentor im Pro-gramm «Tandem 50 plus» kann er mit seiner Erfahrung und seinem Wissen Menschen über 50 tatkräftig dabei unterstützen, wie-der im Berufsleben Fuss zu fassen. Als er selbst noch voll im Arbeitsprozess steckte, engagierte er sich als Friedens-richter, als Schulpräsident und als CEO eines Alters- und Pflegeheims – alles im Ehrenamt. Warum so einsatzfreudig? «Ich habe Glück im Leben gehabt und wollte immer etwas davon an die Menschen zurückgeben. Ich will helfen und leiste gerne meinen Betrag.»

Tandem 50 plus«Tandem 50 plus» ist ein Mentoring-Programm für arbeitslose Menschen zwischen 50 und 60 Jahre, die eine Arbeitsstelle suchen und dabei gerne die tatkräftige Unterstützung von eh-renamtlich engagierten Personen in Anspruch nehmen möchten. Eine be-rufserfahrene und in der Arbeitswelt gut verankerte Persönlichkeit stellt im «Tandem 50 plus» ihre Zeit, ihr Wis-sen und ihr Kontaktnetz einem ande-ren Stellensuchenden über 50 zur Ver-fügung. Zusammen bilden die beiden ein Tandem und sind so vier Monate lang unterwegs auf Stellensuche.

Kontakt Programmleiterin Brigitte Basler Tel. 062 823 30 46, [email protected] www.tandem-ag.ch

«Ich wollte Engagements, die alle Altersgruppen abdecken.»

Texte: Claudia Laube

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Nr. 7 | Juni 2016

FA C H - U N D V E R M I T T L U N G S S T E L L EF Ü R F R E I W I L L I G E N A R B E I T

A A R G A UB E N E O L

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Sie finden unser Weiterbildungsprogramm auf www.benevol-aargau.ch/kurse- und-workshops. Attraktive Freiwilligenarbeit

In loser Reihenfolge werden innerhalb von zwei Jahren vier Module* Basiswissen für Freiwilligen-Koordinatoren und -Koordinatorinnen angeboten. Inhalt • Wie hat sich die Freiwilligenarbeit entwickelt?• Welches sind die Herausforderungen?• Wie kann in der Praxis darauf reagiert werden? * Verankern der Freiwilligenarbeit in Struktur und Kultur / Anerkennung,

Spesen und Entschädigung Planen – Gewinnen – Begleiten.

Der erste Eindruck macht Eindruck!

Der erste Eindruck entsteht immer. Er passiert unbewusst und geschieht in Sekundenschnelle. Es ist die Entscheidung darüber, ob man jeman-den sympathisch oder unsympathisch findet. Sie werden das von sich auch kennen, wenn Sie jemanden das erste Mal sehen – Sie haben ihn direkt eingeordnet: in nett / nicht nett oder in sympathisch / unsympathisch.

Wie kann ich die Qualität meiner Beziehungen verbessern?

Wir alle sind die grössten Spezialisten in unserem Leben. Wir sind einzigartig und haben unsere individuelle Geschichte, die unsere Ansichten und Vorstellungen über das Leben prä-gen. Mich dafür zu interessieren, wer mein Gegenüber wirk-lich ist, warum es so denkt und fühlt, verbessert die Qualität aller Beteiligten in der Beziehung.

Achtsam kommunizieren

Die Art und Weise, wie wir kommunizieren, ist eine wich -tige Basis für die Qualität unserer Beziehungen. Jede Form von Kommunikation ist Nahrung und wirkt sich auf uns und unsere Umgebung aus. Beim achtsamen Kommunizieren geht es darum, dass sich alle beteiligten Personen immer gut fühlen, egal wie die Umstände sind.

2016 findet zum vierten Mal das BENEVOL-Forum statt. So wie dieses Heft, so widmet sich auch das Forum ganz den Senioren: «60 plus – Wir sind die Neuen!»

«Was können, was wollen, was brauchen wir?» Welche Bedürf-nisse hat diese Generation? Wie muss ein Engagement organisiert sein, dass es auf die neuen Ansprüche der älteren passt? Für das Inputreferat konnte Dr. Stefan Güntert von der ETH Zürich (mit Forschungsschwerpunkt Freiwilligenarbeit) gewonnen wer-den, Mitautor des Buches «Psychologie der Freiwilligenarbeit».

Die Veranstaltung findet am 15. November, von 17 bis 20 Uhr, in Aarau, und am 17. November, von 17 bis 20 Uhr, in Olten statt. Angesprochen sind Mitglieder der BENEVOL-Fachstellen, Institutionen und Gemeinden, die mit Freiwilligen arbeiten, aber auch alle anderen Interessierten. Anmeldung: Telefon 062 823 30 44, [email protected] oder [email protected].

4. BENEVOL-Forum

60 +: Wir sind die Neuen!

3. Workshops und BENEVOL-Forum

Neue Kooperation, neue Kurse

Fit für die VereinsführungIn Kooperation mit dem Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS), Sektion Sport, des Kantons Aargau, der Interessengemein-schaft Aargauischer Sportverbände (IASV) sowie dem Weiterbildungs-zentrum Lenzburg (wbz) startet BENEVOL Aargau unter dem Namen «Fit für die Vereinsführung» neue Kurse für Vorstandsmitglieder. Das Führen von Vereinen und Organisationen erfordert immer mehr Wissen. Folgende drei Kurse haben wir neu in unser Work-shop-Programm aufgenommen. Sie finden in der zweiten Jahres-hälfte statt.• Im Kurs 1 «Präsidium und Vereinsführung» erhalten aktuelle und

angehende Präsidentinnen und Präsidenten von Vereinen, Ver-bänden Organisationen und Clubs Werkzeuge und Praxistipps für eine wirkungsvolle Vereinsführung.

• Im Kurs 2 «Vereinsfinanzen» lernen bestehende und angehende Kassiererinnen und Kassiere sowie Vorstandsmitglieder mit Finanzverantwortung die breite Palette an finanziellen Aspek-ten in Vereinen kennen und zu beherrschen.

• Nach Kurs 3 «Lust statt Frust in der Vorstandsarbeit» wissen Vorstandsmitglieder um die Erfolgsfaktoren einer attraktiven Vorstandsarbeit.

Alles Weitere erfahren Sie auf www.benevol-aargau.ch/kurse-und-workshops/vereinsfuehrung

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Offene Freiwilligenstellen im Kanton Aargau

Weitere Stellen finden Sie auf www.benevol-jobs.ch

Mitorganisator/in LOTTO-VeranstaltungInstitution TIXI AargauKontaktperson Athena KunzTelefon 056 406 13 63E-Mail [email protected] Einsatzort MägenwilWann + wieviel unbestimmt, flexibel

Der Fahrdienst für alle mobilitätsbehinderten Men-schen organisiert ein jährliches LOTTO zu Gunsten von TIXI Aargau. Zur Mitorganisation (vor allem Naturalgaben suchen und Preise zusammenstellen) sucht die LOTTO-Kommission von Juni bis Oktober Verstärkung. Anforderungen: Kontaktfreudig, kreativ und redegewandt.

Rotkreuzfahrer für Rollstuhlgänger

Institution Schweizerisches Rotes Kreuz Aargau

Kontaktperson Chantal Stähli

Telefon 056 621 13 13

E-Mail [email protected]

Einsatzorte Freiamt

Wann + wieviel regelmässig, wöchentlich

Viele kranke, rekonvaleszente, betagte und behinderte

Menschen sind auf den Rollstuhl angewiesen und in ihrer

Mobilität stark eingeschränkt. Das Schweizerische Rote

Kreuz SRK Aargau sucht für die Regionalstelle Freiamt

freiwillige Personen, die gerne mit dem zur Verfügung

gestellten Rollstuhlfahrzeug in ihrer Mobilität einge-

schränkte Menschen von A nach B transportieren.

BeraterInnen in der Umwelt Arena

Inserat BeraterInnen in der Umwelt Arena

Institution Umwelt Arena Spreitenbach

Telefon 056 418 13 14

E-Mail [email protected]

Einsatzorte Spreitenbach

Wann + wieviel Wochenende, ca. 5 Stunden

Wer Interesse an Umwelt- und Energiethemen hat

und gerne aktiv auf Menschen zugeht, ist in der

Umwelt Arena in Spreitenbach am richtigen Ort.

Das lehrreiche Ausflugsziel für Familien besticht mit

45 interaktiven, spannend inszenierten Ausstellungen

zum modernen, bewussten Leben. Freiwillige stehen

den Besuchern beratend zur Seite und betreuen sie.

Freiwillig für Gaukler und Kleinkünstler

Institution Lenzburger Gauklerfestival

Kontaktperson Marcel Lüscher

Telefon 079 410 93 44

E-Mail [email protected]

Einsatzort Lenzburg

Wann + wieviel 12. – 14. August

Zur Unterstützung der Festivalorganisation und

der Künstler sucht das Lenzburger Gauklerfestival

engagierte Helfer. Die genauen Einsatzzeiten gibt es

auf Anfrage.

Begleitung und Betreuung im HospizInstitution Hospiz AargauKontaktperson Regina ZihlerTelefon 056 462 68 62E-Mail

[email protected]

Einsatzort BruggWann + wieviel regelmässigBegleitung und Betreuung von Schwerstkranken und

Sterbenden im stationären Hospiz. Kleine Pflegever-

richtungen am Krankenbett mit einer Pflegefachperson.

Gefragt sind Grundkenntnisse in der Betreuung sowie

kommunikative Stärken. Wenn keine Vorkenntnisse

vorhanden, sollte Bereitschaft da sein, ein Kurzprakti-

kum zu absolvieren.

Unterstützung in der Administration

Institution Caritas Aargau

Kontaktperson Franziska Hug

Telefon 062 837 07 23

E-Mail [email protected]

Einsatzorte OftringenWann + wieviel Donnerstag, 16 – 18 Uhr

Der Kirchliche Regionale Sozialdienst Aargau West

von Caritas Aargau bietet wöchentlich zwei Stunden

administrative Unterstützung an. Gesucht ist Hilfe

beim Ausfüllen von Formularen, beim Verfassen von

Briefen, bei Telefonaten, bei der Wohnungssuche etc.

Sie werden von einer Fachperson eingeführt, Aus-

tausch und Weiterbildung sind Teil des Einsatzes.

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