zeitlos schön

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Zeitlos schön Illustriertes Design – mit einer der persönlichsten Markenhand- schriften kann ein Hersteller beim Konsumenten punkten. Ein Plädoyer für ein individuelles Markengesicht mit Charakter. AM MARKT BUHLEN eine unüberschaubare Menge von Fast Moving Consumer Goods (FMCG) um die Aufmerk- samkeit der Konsumenten – ein unverwechselbares Gesicht jeder einzelnen Marke ist hier gefragt. In den Ladenregalen reihen sich jedoch viele, kaum vonein- ander zu unterscheidende Produkte: Oft fehlt den FM- CG eine frische Gestaltungsidee, die potenzielle Kunden anspricht und Kaufimpulse setzt. Illustriertes Design ist ein wertvol- les Stilmittel, mit dem einer Mar- ke eine starke Persönlichkeit mit Ecken und Kanten verliehen wer- den kann. Authentizität, Indivi- dualität, Sympathie- und Erinne- rungswert illustrierter Gestaltung sind oft unerreicht. Fast jeder hat ein Faible für Kunst, Gemaltes und die persönliche Note von Illustrationen, Zeichnun- gen und Skizzen. Doch illustriertes Design wird heu- te hauptsächlich zur Ansprache der vermeintlich Na- iven, der Kinder, eingesetzt. Ältestes Werkzeug der Markenpflege Illustriertes Design ist untrennbar mit der Entstehung von Marken verbunden, denn lange Zeit wurden Marken ausschließlich durch von Hand Gezeichnetes gestal- tet: Die ersten Marken nach unse- rem Verständnis – wie Maggi, Dr. Oetker und Palmin – entstanden im 18. beziehungsweise 19. Jahr- hundert und zeichneten sich aus- nahmslos durch ein handgemach- tes Markendesign aus. Die Kosmetikmarke Nivea kam zu Be- ginn des 20. Jahrhunderts auf den Markt. Sie wurde zunächst in einer gelben Dose verkauft, deren hand- gestaltetes Design sogar der damaligen Kunstrichtung des Jugendstils nachempfunden war. Erst 1925 wurde die typische blaue Dose mit dem weißen Schriftzug eingeführt. Positive Emotionen wecken Wie kaum ein anderes Gestaltungsmittel ist die Illustration geeignet, beim Konsumenten Emotionen aus- zulösen und Sympathien zu wecken. Viele Her- steller nutzen für ihre Marke ei- ne illustrierte Fi- gur – wie Frosch und Meister Pro- per – die als Sympathieträger fungiert und der Marke Lebendigkeit verleiht. So brachte die Berner Alpen Milchgesellschaft 1912 ihre »Bärenmarke« auf den Markt und führte als Mar- ken-Maskottchen eine Bärin ein, die ihr Junges mit ei- ner Milchflasche füttert. 1951 wurde die Bärin durch den noch bis heute bekannten Teddybär ersetzt. Die Werbespots, in denen ein kleiner Teddy Sahne in ei- ne Milchkanne gießt, sind vielen noch in Erinnerung. Ein weiteres Unter- nehmen, das früh mit einer illustrier- ten Figur arbeitete, war Henkel. Für das Waschmittel Persil, das Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Markt kam, führte es ab 1922 die »Wei- ße Dame« ein. Die in Fotos: Werner & Mertz GmbH, Beiersdorf AG, Hochwaldt Nahrungsmittel-Werke GmbH, Henkel AG & Co. KGaA, Ferrero Deutschland GmbH / Syndicate Brand & Corporate Design AG, Golden Temple Natural Products GmbH_Andreas Borowski / Syndicate Brand & Corporate Design AG, Procter & Gamble Germany GmbH & Co Operations oHG, Innocent GmbH 100 MARKENFÜHRUNG HANDEL RECHT SERVICE TITEL MARKENARTIKEL 1-2/2011

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Interview mit Lukas Eichenberg, Geschäftsfüherer der SYNDICATE DESIGN AG, in dem Magazin "Markenartikel"

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Page 1: Zeitlos schön

Zeitlos schönIllustriertes Design – mit einer der persönlichsten Markenhand-schriften kann ein Hersteller beim Konsumenten punkten. Ein Plädoyer für ein individuelles Markengesicht mit Charakter.

AM MARKT BUHLEN eine unüberschaubare Menge von Fast Moving Consumer Goods (FMCG) um die Aufmerk-samkeit der Konsumenten – ein unverwechselbares Gesicht jeder einzelnen Marke ist hier gefragt. In den Ladenregalen reihen sich jedoch viele, kaum vonein-ander zu unterscheidende Produkte: Oft fehlt den FM-CG eine frische Gestaltungsidee, die potenzielle Kunden anspricht und Kaufimpulse setzt.Illustriertes Design ist ein wertvol-les Stilmittel, mit dem einer Mar-ke eine starke Persönlichkeit mit Ecken und Kanten verliehen wer-den kann. Authentizität, Indivi-dualität, Sympathie- und Erinne-rungswert illustrierter Gestaltung sind oft unerreicht. Fast jeder hat ein Faible für Kunst, Gemaltes und die persönliche Note von Illustrationen, Zeichnun-gen und Skizzen. Doch illustriertes Design wird heu-te hauptsächlich zur Ansprache der vermeintlich Na-iven, der Kinder, eingesetzt.

Ältestes Werkzeug der MarkenpflegeIllustriertes Design ist untrennbar mit der

Entstehung von Marken verbunden, denn lange Zeit wurden Marken ausschließlich

durch von Hand Gezeichnetes gestal-tet: Die ersten Marken nach unse-

rem Verständnis – wie Maggi, Dr. Oetker und Palmin – entstanden im 18. beziehungsweise 19. Jahr-hundert und zeichneten sich aus-

nahmslos durch ein handgemach-tes Markendesign aus.

Die Kosmetikmarke Nivea kam zu Be-ginn des 20. Jahrhunderts auf den Markt. Sie wurde zunächst in einer gelben Dose verkauft, deren hand-gestaltetes Design sogar der damaligen Kunstrichtung des Jugendstils nachempfunden war. Erst 1925 wurde

die typische blaue Dose mit dem weißen Schriftzug eingeführt.

Positive Emotionen weckenWie kaum ein anderes Gestaltungsmittel ist

die Illustration geeignet, beim Konsu menten Emotionen aus-zulösen und Sympathien zu wecken. Viele Her-steller nutzen für ihre Marke ei-ne illustrierte Fi-gur – wie Frosch und Meister Pro-

per – die als Sympathieträger fungiert und der Marke Lebendigkeit verleiht.So brachte die Berner Alpen Milchgesellschaft 1912 ihre »Bärenmarke« auf den Markt und führte als Mar-ken-Maskottchen eine Bärin ein, die ihr Junges mit ei-ner Milchflasche füttert. 1951 wurde die Bärin durch den noch bis heute bekannten Teddybär ersetzt. Die Werbespots, in denen ein kleiner Teddy Sahne in ei-ne Milchkanne gießt, sind vielen noch in Erinnerung. Ein weiteres Unter-nehmen, das früh mit einer illustrier-ten Figur arbeitete, war Henkel. Für das Waschmittel Persil, das Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Markt kam, führte es ab 1922 die »Wei-ße Dame« ein. Die in Fo

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TITEL MARKENARTIKEL 1-2/2011

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die »großen« Kinder: Beispielswei-se sind bei den Kartoffelchips-Pro-dukten ein großer Teil der Verpa-ckungen von Hand gestaltet.Mit illustriertem Design lässt sich auch der gesellschaftliche Trend nach einem ländlichen und verlangsamten Leben aufgreifen: Erstaunlich oft lie-

gen in den Backwarenre-galen Produkte mit Bildern von Cerea-lien und Naturmotiven – sie vermitteln Gefühle von Ursprünglichkeit, Landle-ben und Beschaulichkeit.

Produkteigenschaften hervorhebenIllustriertes Design ist aufmerksam-keitsstark und kann wie eine gute Er-innerung an Kindertage sein: an fanta-sievoll bebilderte Kinderbücher und an Zeichentrickfilme, deren Helden unse-

re Sympathien geweckt haben. Wichtig ist, dass genau geprüft wird, ob illustriertes Design die Ei-genschaften des Produktes besonders gut unterstrei-chen kann. Wenn dies geklärt ist, kann es nur noch heißen: Dem Mutigen gehört die Welt. Also: Haben Sie Mut zur eigenen Handschrift – der Konsument wird es Ihnen danken.

Lukas Eichenberg

weiß gekleidete Frau mit dem Florentiner-Hut zierte bis in die 1960er-Jahre hinein die Persil-Werbung und findet sich noch heute auf den Persil-Uhren in man-chen Innenstädten.

Die richtige Handschrift findenDas Spektrum von illustriertem Design ist so indivi-duell, wie die Zeichner und Illustratoren selbst: Ob naiv anmutend, seriös wirkend oder fast fo-tografisch – Zeichnungen gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Für welche Marken und Produkte Illustrationen beson-ders gut geeignet sind, ist im Rahmen ei-ner Markenanalyse abzuwägen. Auch, wenn nicht für jede Marke die Idee mit Illustrati-on zu arbeiten geeignet ist: Dieses individu-elle Werkzeug der Markenpflege verleiht ei-ne ganz persönliche Note. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich

deshalb für diese Form der Gestaltung: So finden sich auf vielen Teeverpackun-gen neben Fotografien auch Ele-mente von illustriertem Design und auf den beliebten Smoothi-es fast ausschließlich illustrier-tes Design.Mit illustriertem Design kön-nen unterschiedlichste Bedürf-nisse und Sehnsüchte der Ver-braucher bedient werden. So kann von Hand Gezeichnetes beispielsweise dem Wunsch der Verbraucher nach Vergnügen nachkommen: Viele dieser Ge-staltungen finden sich im Süß-warenbereich – die meisten der Produkte richten sich an Kin-der. Das Spaß-Image findet sich aber auch bei den Produkten für

Lukas Eichenberg startete

seine Karriere bei GWP De-

sign, Hamburg. 1992 machte

er sich mit Syndicate Design

selbstständig, wo er die Unit

Product Branding leitet. Die

Agentur ist spezialisiert auf

Verpackungs-, Industrie-,

Shop- und Corporate-Design.

Illustriertes Design ist ein

Stilmittel, mit dem einer

Marke eine Persönlichkeit

mit Ecken und Kanten

verliehen werden kann.

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HANDEL

RECHT

SERVICE

TITELMARKENARTIKEL 1-2/2011