xcvii. lichtbilder zur pflanzengeographie und biologie

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Erwin Baur: Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie. 509 XCVII. Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie. 9.-11. Reihe (no. 41-55) Erwin Baur, Flora der Insel Tenerifa. Die Insel Tenerifa ist in vieler Hinsicht ein pflanzengeographisches Schulbeispiel. Vor allem gilt das fur die Gliederung der Vegetation in einzelne iibereinander liegende Zonen unter dem Einfluss ungleicher Temperatur- und ungleicher Niederschlagsverhaltnisse. Bild 41 veranschaulicht die typischen sornmerlichen Witterungsver- haltnisse. Die Insel liegt im Gebiete des Nordost-Passates, der zwar eine hohe absolute Luftfeuchtigkeit aufweist, in dem es aber nur selten zur Regenbildung kommt. Unter dem Einflusse eines das ganze Jahr hindurch fast gleichmassig warmen, aber ausserst regenarmen Klimas entwickelt sich die eigenartige, in den Bildern 42-47 dargestellte xerophile Flora, die grossenteils aus auf den Kanarischen Inseln endemischen Arten besteht. Ein grosser Teil dieses Gebietes wird kunstlich bewassert mittelst Wasserleitungen, die vom Gebirge herabgeleitet werden, und dient zum Anbau von Bananen, Kartoffeln, Tomaten usw. (siehe Bild 48). Der an dem Nordhang der Insel emporsteigende Passat kuhlt sich in der Hohe ab, und in einer Hohenlage von etwa 800-1800 m u. M. kommt es infolgedessen fast taglich zur Bildung ausgedehnter Wolken. welche die darunter liegenden Teile der Insel beregnen. Dementsprechend isl hier ein subtropischer Regenwald zu Hause (Lorbeerwalder), der nach oben hin in Pinuswald (Bild 51 und 52) ubergeht. Unterhalb der Region der Lorbeerwalder, von denen heute nur noch kummerliche Reste er- halten sind, breitet sich auf grosse Strecken ein Ericabuschwald aus (Bild 49 und 50). Oberhalb der Passatwolkenzone, zum Teil schon irn Gebiele des trockenen Antipassates, liegt der ganzo zentrale Teil der Insel, die Caiiadashochebene und der (Pik 3730 m u. M.) Hier herrscht infolgedessen ein sehr trockenes Klima mit sehr hohen Tages- und kuhlen Nachttemperaturen. Regen bzw. Schnee fallt nur sehr wenig, hauptsachlich wahrend der Wintermonate. Die Temperatur fallt schon in einer HBhe von etwa 2000 m sehr haufig unter den Gefrierpunkt, und die obersten 500-1000 in dcs Pikgipfels, die nahezu vollig vegetationslos sind, tragen im Winter fast regelmiissig eine Schneedecke, und auch irn Hochsommer fsllt die Temperatur oft unter den Ciefrierpunkt. Pflanzen- typen aus diuser Hochregion zeigen die Bilder 53 -55. Auf der Siidkiistt, der Insel spielt der am Tage infolge aer stsrkeren Evwiirmung der Insel auftretendo Seewind tiie gleiche Rolle wie an der Nordkuste der Passat. Auch an dcr Nordkuste ist ubrigens dio Bildung der Passatwolken am Tage vie1 stiirker als nachts infolge der teilweisun Aufhabung der Passat- wirkung durch die von der sich nachts starker abkuhlenden Insel herab- fallenden Land\\ inde. Im Sommer beginnt die Bildung des Wolkenringes gegen 9 Uhr morgens, gegen Nachniittag ist dann gewohnlich ein breiter, fast tiiglich in einer gewissen Zone Regen spendender \\'ollren- giirtel vorhanden. Literatur: Schenk, Beitriige zur Kenntnis der Vegetation der lid- narischen Inseln. (U'iss. Ergebnisse der Deutsch. Tiefseeeapcdition 1898-99. Ild. 11.) ?Jena 1907.

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Page 1: XCVII. Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie

Erwin Baur: Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie. 509

XCVII. Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie. 9.-11. Reihe (no. 41-55) Erwin Baur, F l o r a d e r I n s e l T e n e r i f a .

Die Insel Tenerifa ist in vieler Hinsicht ein pflanzengeographisches Schulbeispiel. Vor allem gilt das fur die Gliederung der Vegetation in einzelne iibereinander liegende Zonen unter dem Einfluss ungleicher Temperatur- und ungleicher Niederschlagsverhaltnisse.

Bild 41 veranschaulicht die typischen sornmerlichen Witterungsver- haltnisse. Die Insel liegt im Gebiete des N o r d o s t - P a s s a t e s , der zwar eine hohe absolute Luftfeuchtigkeit aufweist, in dem es aber nur selten zur Regenbildung kommt. Unter dem Einflusse eines das ganze Jahr hindurch fast gleichmassig warmen, aber ausserst regenarmen Klimas entwickelt sich die eigenartige, in den Bildern 42-47 dargestellte xerophile Flora, die grossenteils aus auf den Kanarischen Inseln endemischen Arten besteht. Ein grosser Teil dieses Gebietes wird kunstlich bewassert mittelst Wasserleitungen, die vom Gebirge herabgeleitet werden, und dient zum Anbau von Bananen, Kartoffeln, Tomaten usw. (siehe Bild 48). Der an dem Nordhang der Insel emporsteigende Passat kuhlt sich in der Hohe ab, und in einer Hohenlage von etwa 800-1800 m u. M. kommt es infolgedessen fast taglich zur Bildung ausgedehnter Wolken. welche die darunter liegenden Teile der Insel beregnen. Dementsprechend isl hier ein subtropischer Regenwald zu Hause (Lorbeerwalder), der nach oben hin i n Pinuswald (Bild 51 und 52) ubergeht. Unterhalb der Region der Lorbeerwalder, von denen heute nur noch kummerliche Reste er- halten sind, breitet sich auf grosse Strecken ein Ericabuschwald aus (Bild 49 und 50). Oberhalb der Passatwolkenzone, zum Teil schon irn Gebiele des trockenen Antipassates, liegt der ganzo zentrale Teil der Insel, die Caiiadashochebene und der (Pik 3730 m u. M.) Hier herrscht infolgedessen ein sehr trockenes Klima mit sehr hohen Tages- und kuhlen Nachttemperaturen. Regen bzw. Schnee fallt nur sehr wenig, hauptsachlich wahrend der Wintermonate. Die Temperatur f a l l t schon in einer HBhe von etwa 2000 m sehr haufig unter den Gefrierpunkt, und die obersten 500-1000 in dcs Pikgipfels, die nahezu vollig vegetationslos sind, tragen im Winter fast regelmiissig eine Schneedecke, und auch irn Hochsommer fsllt die Temperatur oft unter den Ciefrierpunkt. Pflanzen- typen aus diuser Hochregion zeigen die Bilder 53 -55. A u f der Siidkiistt, der Insel spielt der am Tage infolge aer stsrkeren Evwiirmung der Insel auftretendo Seewind tiie gleiche Rolle wie an der Nordkuste der Passat. Auch an dcr Nordkuste ist ubrigens dio Bildung der Passatwolken am Tage vie1 stiirker als nachts infolge der teilweisun Aufhabung der Passat- wirkung durch die von der sich nachts starker abkuhlenden Insel herab- fallenden Land\\ inde. Im Sommer beginnt die Bildung des Wolkenringes gegen 9 Uhr morgens, gegen Nachniittag ist dann gewohnlich ein breiter, fast tiiglich in einer gewissen Zone Regen spendender \\'ollren- giirtel vorhanden.

L i t e r a t u r : Schenk, Beitriige zur Kenntnis der Vegetation der l id -

narischen Inseln. (U'iss. Ergebnisse der Deutsch. Tiefseeeapcdition 1898-99. Ild. 11.) ?Jena 1907.

Page 2: XCVII. Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie

41'

brach lie& ;nd nicht niehr bewarsert w i d .

.Juubae, Kleiniu neriifolia. Phoenix cnnavieizsis. j tinge Dmcaena Drnco, Euphovbia cniicwieizsis,

Schematisch.Schnitt durch d. InselTenerifa von S u d nach Sord z. Veranschaulich. d. Klimazonen. -

E. re.qis

43. Xerophile Flora bei Puerto Orotavn. etwa 100 m u. $1.

45.

146.

Bestand von Euphorbia catiariensis an der Mwreskuste bei Puerto Orotava.

Stnmtn einer altc'n Dracaena Ilraco i n Icod dt: 10s vinas. 1

47.

14s.

Junge Drncaena Drnco, verschiedene junge Phoenix mzariensis bei Puerto Orotava.

Kulturland. kiinstlich he\vasserte Kwtofel- u n d Tomatenfclder bei Guimar.

Page 3: XCVII. Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie

Wilhelrn Herter: Lichtbilder zur Pflanzengeographie 11nd Biolo!$o.

EinzelneRetama-Busc he (S'lartocytisus nubigewus) 154. I in e twa 2000m Hohe in d.Caiiadas(PortiIlo-Pass).

51 I -

I

Ib?.

Irn Hintergrunde der Gipf el des Pik, 3730 m.

Uruguay : Sierra del TacuarembG chico.

Wiistenregion (ii. d. Wolk. !) i. etwa 2800 rn Holie a. Pik Nrir ganz vereinzelte Busche v. Sparlocytisus n u 6 i p ~ t s .

Im Hintergrunde links das in e twa 1900 m u. M. aufh6rencle N'olkenmeer.

Es folgen noch mehrere Reihen Lichtbilder von der Insel Tenerifa.

XCVIII. Lichtbilder zur Pflanzengeographie und Biologie. 12 -13. Reihe (no. 56-65) Wilhelm Herter, N o r d - U r u g u a y .

Die Bilder s tammen von einer mehrtagigen Exkursion nach dern Berglande im Norden der Republik U r u g u a y im August 1907, auf welcher ich es besonders auf Pteridophgten abgesehen hatte. Im be- partamento T a c u a r e m b o bildet der ,kleine TacuarembG-Fluss" ( T a c ua- r e r n b 6 c h i c o ) und scine Zuflusse eine Reihe von tief eingeschnittenen Schluchten, die sich durch grossen Keiclitum a n Pteridophgten aus- zeichnen iind in deren einer, der ,,Farnschlucht" (Gruta de 10s Helcchos) auch ein Baumfarn, Dicksonia Sellowiana, vorkommt. I n dersclben Schlucht konnte ich auch Ilex paruguariensis feststellen. Die Rleeresh6he betragt e twa 300 m.

Apparal und Platten hatte Herr Th . B a r t h - M o n t e v i d e o gui igst zur Verfugung gestellt; bei der Aufnahme der Bilder war Herr Prof. G. G a s s n e r - 5 l o n t e v i d e o in liebenswurdigster Weise behilflich. Beiden Herren auch Iiier ineinen Dank.

I U r u g u a y : Sierra del Tacuarernbi, chico. -

I U r u g u a y : Sierra del TacuarembG chico.

Pampa (Kamp) iin Hiilgellande. Im Vorclergrunde Scb lnch te~~ \~ : t l r l eincs schroffen Falslianges mit zwei jungen Exemplaren von S c h i i z 7 c ~ md/c : auf dem rechten Baumclien eiti Lwnntlms.