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Mehr Sicherheit durch Bildung und Zugang zu Informationen.TRANSCRIPT
Biovision – Eine Zukunft für alle, natürlich
Mehr Sicherheit durch Bildung und Zugang zu Informationen
www.biovision.ch
«Meine Eltern haben mir schon früh das Kartenlesen beigebracht. Mit diesem Wissen finde ich mich noch heute auch in unvertrautem Gelände gut zurecht. Wissen brauchen auch die Bäuerinnen und Bauern in Afrika, um mit den täglichen Heraus-forderungen der Natur umgehen zu können und einen Weg zu finden, sich und ihre Familien zu ernähren und darüber hinaus noch etwas Geld verdienen zu können, unter anderem um den Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Darum unterstütze ich die Ausbildungsprojekte von Biovision.»
Simone NiggliBiovisionBotschafterin
WISSEN MAchT STArK
Leben im Steilhang
Die Bergbauern von Towelo
Lägen die Felder von Towelo in der Schweiz, gehörten sie wohl zur Bergzone 4, der Stufe mit dem höchsten Ansatz landwirtschaftlicher Beiträge pro bewirtschafteter Hektare. Aber Towelo liegt an den steilen Hängen der Uluguru Mountains in Tansania, 500 Meter über der Stadt Morogoro. Die Bauernfamilien, die dem kargen Boden Mais, Gemüse und Bananen abtrotzen, sind der Unbill der Natur direkt ausgeliefert. «Wenn das Wetter gut ist, können wir sieben Monate von unseren Erträgen leben, für die restlichen fünf Monate müssen wir das Essen kaufen», erklärt Selina Hamisi, eine 60jährige Bäuerin. Das Geld dafür verdienen sich die Bergbäuerinnen und bauern mit dem Verkauf von Gemüse und Bananen, welche sie über Stock und Stein hinunter auf den Markt von Morogoro tragen. Aber in jüngster Zeit sind die Regenzeiten unberechenbar geworden. Manchmal kommen die Niederschläge zu spät oder fallen zu spärlich aus. Oder heftige und zerstörerische Regengüsse schwemmen die fruchtbare Erde von den Hängen. Beide Extreme verursachen grosse Ernteverluste. «Dann wird es sehr schwierig für uns...», umschreibt die siebenfache Mutter und Grossmutter von dreizehn Enkelkindern diese existentielle Bedrohung.
Hangterrassen und Hilfspflanzen
Öko statt chemie
Dennoch klagt die Bäuerin nicht: «Jetzt ist das Leben gut», sagt sie. «Seit unsere Selbsthilfegruppe mit SAT* zusammenarbeitet, hat sich viel verändert.» Die Landwirtschaftsberater von SAT kamen an 20 Samstagen hinauf auf den Berg und unterrichteten die Gruppe in Theorie und Praxis des ökologischen Anbaus. «Ich habe neue Anbautechniken erlernt, die mich kein Geld kosten und mir trotzdem bessere Ernten ermöglichen», meint Frau Hamisi zufrieden. Als wichtigste Neuerung nennt sie die Terrassierung ihrer Felder und die Nutzung spezieller Pflanzen zur Herstellung natürlicher Pestizide und biologischer Flüssigdünger. Früher habe sie Agrochemikalien verwendet, erinnert sie sich. «Aber wehe, wenn ich mir die künstlichen Mittel nicht leisten konnte. Dann hatte ich jeweils sehr schlechte Erträge, weil die chemischen Stoffe den Boden komplett ausgelaugt hatten.» Jetzt aber werde die Erde von Jahr zu Jahr fruchtbarer, erklärt sie. Sie erkenne das deutlich am verbesserten Pflanzenwachstum.
Das Beispiel zeigt, dass das neue Wissen die Bergbäuerinnen und –bauern von Towelo in ihrem Exis tenzkampf am Steilhang stärkt.
*SAT: Sustainable Agriculture Tanzania, die Partnerorganisation von Biovision in Tansania www.kilimo.org
Selina Hamisi: «Unsere Bauerngruppe ist sehr wichtig für mich. Sie er möglicht uns, Wissen auszutauschen, Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern und einander zu helfen.»
Im Gemeinschaftsgarten am Steilhang hat die Selbsthilfegruppe «Maendeleo» Terrassen gegen die Erosion angelegt und setzt ökologische Anbaumethoden erfolgreich um.
Ökologische Anbaumethoden beugen hunger und Armut vor.
Die Umstellung auf ökologischen Anbau wirkt sich zudem positiv auf Frau Kibwanas Haushaltsbudget aus. «Früher musste ich pro Jahr 40 000 Shilling für Dünger und 30 000 Shilling für Pestizide ausgeben (ein durchschnittliches Monatseinkommen). Das ist viel Geld, das ich nun einspare», betont die Bäuerin.
Erstes Gruppenzertifikat in Tansania2012 wurde «Maendeleo» als erste Bauerngruppe in Tansania mit einem Biozertifikat ausgezeichnet. «Ich bin sehr stolz», freut sich die Präsidentin. Aber der Erfolg verpflichtet. Deshalb kont rolliert die Gruppenleitung sehr aufmerksam, ob sich alle Mitglieder an die biologischen Richtlinien halten.
Gute Ernte: Hadija Kibwana, Präsidentin der Bauern gruppe, im Gemeinschafts garten.
Hadija Kibwana
«Ich bin stolz auf unsere Gruppe»
Die gemischte Bauerngruppe «Maendeleo» – zu Deutsch «Entwicklung» – wird von Hadija Kibwana, einer geachteten und engagierten Bäuerin aus Towelo, geleitet. Auch sie beobachtet grosse Veränderungen auf ihren Feldern. «Früher pflanzte ich nur Mais, Bohnen und Kohl in die Hänge. Die Wichtigkeit der Pflanzenvielfalt, die Bedeutung des Erosionsschutzes oder die Möglichkeiten zur natürlichen Bodenverbesserung waren mir unbekannt», beschreibt sie die Ausgangslage vor der Kooperation mit SAT. Das hat sich nun gründlich geändert. Folgende sieben Techniken waren ausschlaggebend für den Erfolg:
• Terrassierung des Geländes gegen die Erosion• Komposttechnik zur Bodenverbesserung• Herstellung von natürlichem Flüssigdünger • Herstellung natürlicher Biopestizide aus hof
eigenen Pflanzen• Diversifizierung der Pflanzenarten• Einhaltung genügend grosser Zeilenabstände• Anlegen von Hecken als Schutz gegen Wind und
unerwünschte Agrochemikalien aus der Nachbarschaft
hadija KibwanaPräsidentin der Bauern gruppe «Maendeleo», in Towelo, Tansania
«Ich bin glücklich und sehr stolz, dass unsere Gruppe als erste in Tansania mit dem Biozertifikat ausgezeichnet wurde.»
Dank der Weiterbildung in ökologischen Methoden und der Umstellung auf Biolandbau konnte Hadija Kibwana und ihre Bauerngruppe die Erträge steigern und Kosten sparen. Das erhöht die Nahrungssicherheit und entlastet das knappe Haushaltsbudget.
Schaffhauserstrasse 18, 8006 Zürich, Tel. +41 44 341 97 [email protected], www.biovision.ch
Praktische Ausbildung im Feld: Janet Maro, Agronomin und Präsidentin von Sustainable Agriculture Tanzania (SAT), beim Training der Bäuerinnen und Bauern von Towelo.
Bustani ya Tushikamane
Forschung – Anwendung – Verbreitung
Die Ausbildung der Bergbäuerinnen und bauern von Towelo erfolgt im Rahmen des Projekts «Bustani ya Tushikamane» (Garten der Solidarität), welches von Biovision seit 2009 unterstützt wird. Das tansanische Informationszentrum mit angegliedertem Schulgarten in Morogoro ist ein Ort der Begegnung. Die Bauernschaft aus der Region sowie Studierende der renommierten Sokoine Universität nutzen das Informationsangebot und geben ihr Wissen weiter. So werden Bäuerinnen und Bauern befähigt, ihre Ernten mit ökologischen Anbaumethoden zu verbessern, die Nahrungssicherheit zu steigern und das Einkommen der Bauernfamilien zu erhöhen. In den ersten drei Projektjahren konnten rund 850 Bäuerinnen und Bauern vom Projekt profitieren.
Janet MaroPräsidentin SAT, Morogoro, Tansania
«Mit der Kombination aus traditionellen Methoden und lokal ange passten Techniken des biologischen Anbaus konnte das Leben der Familien im Projekt verbessert werden. Das erfüllt mich mit grosser Befriedigung.»
SAT erforscht in Zusammenarbeit mit der Sokoine Universität für Landwirtschaft von Morogoro lokal angepasste Techniken, welche zuerst im Schulgarten erprobt und dann an die interessierte Bauernschaft vermittelt werden.
Impressum Kampagne Wissensverbreitung / Oktober 2012 ©Biovision, Schaffhauserstrasse 18, 8006 Zürich Konzept und Text Peter Lüthi Bilder Peter Lüthi Gestaltung Binkert Partner, Zürich Druck Koprint AG, Alpnach Papierqualität 100% Altpapier (Recycling)
Unterstützen Sie die erfolgreiche Wissensver breitung für Kleinbäuerinnen und -bauern in Ostafrika.
Herzlichen Dank für Ihre Spende an Biovision!Spendenkonto PC 871930934
Stiftung für ökologische Entwicklung Fondation pour un développement écologique Foundation for ecological development
Die Internetplattform www.infonet-biovision.org sowie die Bauernzeitungen von Biovision, «Mkulima Mbunifu» und «The Organic Farmer», sind wichtige Informationsquellen für die Verbreitung ökologischer Anbaumethoden in Ostafrika.
Mkulima Mbunifu
Der schlaue Bauer
«Mkulima Mbunifu» (Der schlaue Bauer) ist die Zeitung für tansanische Kleinbäuerinnen und bauern, welche bisher kaum Zugang zu Informationen über die ökologische Landwirtschaft hatten. Er wird jeden zweiten Monat an Bauerngruppen in Tansania verschickt und ist die einzige Zeitschrift in der Landessprache Swahili für ökologische Landwirtschaft in Ostafrika. Ein Jahr nach der Lancierung erhalten bereits ca. 45 000 LeserInnen Informationen und praktische Anleitungen zu den Methoden des Biolandbaus.
Hoch motiviert und äusserst engagiert für die Ausbildung der Bauernschaft: Janet Maro bei der Recherche im Infonet.