wirtschaq lichkeit in der nebensaison editorial «s»- konzept … · 2019. 8. 19. · t jrhrt, wc...
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11. Juli 2019 Nr. 14
AZA/JAA – 3001 Bern/BerneAdresse: Monbijoustrasse 130
Postfach, 3001 BernRedaktion: Tel: 031 370 42 16
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Genève L'hôtelier Eric Favre
est de retour aux a5 aires pour reposi-
tionner le légen-daire Richemond.
Page 14
GrossanlassZug erho? sich
vom Eidg. Schwing- und Älplerfest einen
touristischen Auf-schwung.
Seite 2
PatrimoineLa Chaux-de-Fonds et Le Locle veulent
dynamiser leur tourisme de niche.
Page 13
In7 uencerErste Hotels ver-
zichten auf Posts gegen Gratisnacht.
Wer darauf setzt, muss wissen wie.
Seite 20
Hotellerie
«Quellenhof» in Bad Ragaz in frischem Glanz
Das Grand Resort Bad Ragaz hat den «Quellenhof» im Innenbereich für 45 Mio. Franken komplett er-neuert. Das neue Design ist leich-ter, frischer und bietet viel Multi-funktionalität. General Manager Marco Zanolari will so das Luxus-Hotel auch für neue Gästegenera-tionen attraktiv machen. fee/gsgSeite 15
Bilanz ein Jahr Stellenmeldepflicht
Fachkräftemangel: keine AbhilfeVon der Wirkung der per 1. Juli 2018 eingeführten Stellenmelde-p$ icht ist HotellerieSuisse-Präsi-dent Andreas Züllig enttäuscht. Wegen Fachkräftemangels wür-den gut quali% zierte Mitarbei-tende gesucht. Mit den beim RAV gemeldeten Leuten könne die Branche die o' enen Stellen jedoch nicht besetzen, so Züllig. Notwendig sei auch eine Di' e-renzierung bei den einzelnen Berufsgruppen, damit man diese
präziser eingrenzen könne. An dieser sogenannten Berufs-nomenklatur arbeitet derzeit das Seco zusammen mit dem Bun-desamt für Statistik, wie Oliver Schärli, Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt und Arbeitslosen-versicherung beim Seco, erklärt. Diese Arbeit soll im Herbst 2019 abgeschlossen sein. Bei der Ein-führung der Stellenmeldep$ icht wurde eine Versechsfachung der gemeldeten meldep$ ichtigen of-
fenen Stellen registriert. Schärli räumt jedoch ein, dass derzeit nicht nachgewiesen werden könne, ob die Stellenmelde-p$ icht zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit oder einer Ab-nahme der Zuwanderung ge-führt hat. Um dies zu evaluieren, wird das Seco eine externe Stu-die in Auftrag geben. Die Ergeb-nisse dürften allerdings frühes-tens im Jahr 2020 vorliegen. dstSeite 5
Editorial
Ein Event für
die Branche
von morgen
Das war das HTF 2019. Ein Blick über den Tellerrand hinaus bereichert Veranstaltungen wie «unser» Hospitality Technology Forum mit Startup-Messe, das am 26. Juni seine Neuau$ age erlebte. Es hat mich deshalb nicht überrascht, dass das Grundsatz-referat von Reto Ringger starke Beachtung fand. Der Gründer der Anlegerbank Globalance, die konsequent auf zukunftsfähige Lösungen setzt, hat insbesondere die jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewegt. Für sie bedeutet Zukunft ja auch die Realität von morgen.Die Stärke von Rolf Ringger ist, dass er nicht als Moralapostel auftritt. Er hat einfach früher als andere erkannt, dass sich im Markt diejenigen Unternehmen durchsetzen werden, die Öko-nomie erfolgreich mit Ökologie verlinken, etwa bei der Heraus-forderung, e) zienter mit den Ressourcen umzugehen. Und das gilt auch im Tourismus und Gastgewerbe.Ö' net sich ein Branchenevent einer übergeordneten * ematik, wird er auch für eine breitere Ö' entlichkeit interessant. Es ist selten, dass nationale Medien über Tourismus-Tagungen berichten. Gerne gebe ich deshalb auf Seite 3 den Beitrag zum Hospitality Technology Forum wieder, der in der «NZZ» erschien. Den Bericht über die Startups, die mit ihren Innovatio-nen bei Hoteliers am HTF auf besonderes Interesse stiessen, % nden Sie auf den Seiten 6 und 7.
GERY
NIEVERGELT
Inhaltmeinung 2–3
thema 4–9
cahier français 10–14
hotel gastro welten 15–20
brands, impressum 22
service 21–26
showroom 27–28
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WirtschaQ lichkeit in der Nebensaison
«S»-Konzept polarisiertDas «Saratz» testet mit dem «Hotel S» eine Lösung für die Nebensaison. Die
Branche reagiert mit Kritik und Lob.
Der November ist in der Ferien-hotellerie ein extrem schwieriger Monat. Weshalb die meisten Hotels ihre Türen schliessen. Die Fixkosten aber bleiben, die Ganzjahresmitarbeitenden wol-len ebenso beschäftigt sein. Das 4-Sterne-Superior-Hotel Saratz in Pontresina testet deshalb für diese Zeit erstmals ein neues Konzept: Als «Hotel S» mit redu-ziertem Angebot und deutlich
tieferem Übernachtungspreis – ab 99 Franken pro Nacht – soll in der Nebensaison zumindest ein gewisser Deckungsbeitrag zum Senken der Fixkosten erzielt wer-den. Reduziert werden unter anderem das Frühstücksangebot, die Gastronomie, die Zimmer-zahl. «Wir müssen vorwärts-gehen und probieren deshalb dieses Konzept aus», so Hotel-direktorin Yvonne Urban.
In der Branche reagiert man ge-mischt auf diesen Versuch die Nebensaison zu meistern: Der Pontresiner Tourismusdirektor Ursin Maissen ho' t auf eine Signalwirkung, der Pontresiner Hotelier * omas Walther be-fürchtet eventuell eine Verwässe-rung der Hotelmarke und Berater Michael * omann verurteilt das Vorgehen als «billige Lösung». gsgSeite 19
Fête des Vignerons: jour J -7
Tous les atouts jetés dans l'arène
Les quatre premiers tableaux oniriques du spectacle de la Fête des Vignerons, à Vevey, dévoilés lundi. Pages 3 et 11. Samuel Rubio
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hotel gastro weltenhtr hotel revue | Nr. 14, 11. Juli 2019
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Für 45 Millionen Franken wurde der
«Quellenhof» in Bad Ragaz umgebaut. Die «alte Dame» erstrahlt im neuen Glanz: mit
modernen Suiten, heller Lobby, unkom-
plizierter F&B.
FRANZISKA EGLI
Es ist ein Geburtstags-geschenk der Sonder-klasse: Am 10. Juli 1869 nahm das Grand Hotel
Quellenhof seinen Betrieb auf – und nun, auf den Tag genau 150 Jahre später, am gestrigen 10. Juli, wurde die «Grande Dame» in Bad Ragaz SG feierlich wiedererönet. Und das nach einer rekordver-dächtigen Umbauzeit von 154 Ta-gen, in denen 45 Millionen Fran-ken investiert wurden. «Und nun füllt sich die Lobby mit Leben», sagt General Manager Marco Zanolari, während er stolz durch den neuen, grosszügigen, licht-durchuteten Eingangsbereich führt, hier auf die versenkbare Kuchenvitrine in der Lobby Lounge verweist, dort auf die be-grünten Wände aufmerksam macht, die nicht nur als Blickfang dienen, sondern auch zur Luft-befeuchtung und somit zu einem besseren Raumklima beitragen.
Allein im Empfangsbereich wurden Wände entfernt oder ver-setzt und mit Säulen ersetzt, um Raum, um möglichst viel «Gast-äche» zu schaen für das täg-liche Kommen und Gehen – zu-mal neu der Eintritt in beide 5-Sterne-Häuser, den «Quellen-hof» wie auch das «Hof Ragaz», nur noch via «Quellenhof» erfolgt, was den Trac natürlich deutlich erhöht. Zwei riesige Findlinge aus dunklem Quarzit aus dem Hinter-rhein fungieren als Desks für Réception und Concierge und nehmen den Gast sogleich in Empfang. Die Wendeltreppe mit seinem verschnörkelten, prunk-vollen Geländer aus dem vorletz-ten Jahrhundert, welche das Zent-rum der Lobby bildet, sie blieb erhalten. Über die ganze Höhe von 16 Metern aber, also über alle vier Stockwerke hinab, hängt einem Wasserfall nachempfun-den ein moderner Kronleuchter, bestehend aus 2600 mundgebla-senen Kugeln, ausgestattet – modernster Technik sei Dank – mit einem luziden Lichtspiel. Es ist ein weiterer Eyecatcher ganz nach Zanolaris Geschmack.
Fussballmannscha*en, Longstayer und Gourmets unter einem Dach
«Wie bringt man Leben in ein Museum», nennt er salopp ausge-drückt seine Mission, als er vor drei Jahren die Leitung des Grand Resort Bad Ragaz übernahm und gemeinsam mit der Besitzerfami-
lie Schmidheiny die längst fällige Renovation andachte. Und damit meint Zanolari das, was derzeit viele Grand Hotels antreibt: Wie führt man ein Luxushaus, das von Traditionen lebt, erfolgreich in die Zukunft – dazu eine solche Ikone wie der «Quellenhof», die auf eine treue Stammkundschaft von über 40 Prozent zählen kann, aber auch die jüngere Gene-ration, die Millen-nials abholen will. Die Tagesausüg-ler wie auch Long- stayer, die ganze Fussballmann-schaften, aber auch Familien vom Kleinkind bis zu den Gross-eltern, eine inter-nationale Klientel wie auch an-spruchsvolle Gourmets beher-bergt. «Indem wir eine bestehende Welt weiterführen und dieser eine neue hinzufügen, sodass eine un-gezwungene, lässige ‹luxury hos-pitality› entsteht, die zeitlos ele-gant ist, Style hat und Spass macht», lautet seine Antwort.
Dazu gehört für Zanolari nicht zuletzt, sich auch als kulinari- sche Destination zu positionieren, sprich: dem Gast von heute eine lebendige, junge, einladende F&B
zu bieten. Diese erspäht man auch im «Quellenhof» bereits von der Lobby aus: in Form eines spektakulären, gläsernen Wein-kellers, der nicht weniger als 4000 Positionen bereithält. Und gleich dahinter beginnt das neue kulina-rische Aushängeschild des «Resort Ragaz»: Die beiden
Restaurants von Spitzenkoch Sven Wassmer, der im Gourmet-Restau-rant Memories sei-ne nachhaltige, hochstehende Schweizer Alpen-küche weiter vor-antreibt und für das Health-Res-taurant Verve by Sven eine leichte, saisonale Life-style-Küche konzi-piert hat.
Für die gestalte-rische Umsetzung war der Innen-architekt Claudio Carbone zustän-dig, der 2009 be-
reits den Umbau der Spa Suites und des Family Spas vor einem Jahr verantwortet hat. Er sagt: «Wann immer möglich haben wir Bestehendes beibehalten.» Stuckaturen, Deckenmalereien, Säulenverzierungen wurden sichtbar gemacht und hervor-gehoben. «Auf dem Dachboden fanden wir einen Holzboden aus
der Ursprungszeit und haben ihn kurzerhand im ‹Memories› ver-legt.» Oder die Swarovski-Steine, die einst die Lampen in den Sui-ten schmückten: Geputzt und neu geschlien wurden sie zu einem Kronleuchter zusammengefügt, der die Lobby Lounge ziert. «Auch das», betont der Designer, «gehört zum !ema Nachhaltigkeit.»
Dank Projekt «Zugvogel» erfolgte der Umbau ohne Personalabbau
Für den «Knistereekt», wie es Carbone nennt, hat er den Charme alter Tage mit modernen, innovativen Elementen ergänzt: etwa die Bar, das Herzstück des Health-Restaurants, mit ge-knautschtem Chromstahl einge-fasst. Oder die Tische, die sich mitten im Raum be"nden, mit halbrunden, stylischen Rücken-wänden ausgestattet für die nötige Portion Intimität. Nebst feinstem Leder, handgestickten Textilien oder Botticino-Bianco-Marmor spielt auch Holz eine zentrale Rol-le: So wurde nicht nur das «Verve by Sven» mit Fischgrät-Parkett verlegt, auch die Suiten der ersten beiden Stockwerke verfügen – von jüngeren Generationen immer mehr gewünscht – neu über Holz-böden, während die beiden obe-ren Etagen wie gewohnt mit Tep-pich ausgestattet sind. Die 98 Suiten des «Quellenhofs» wurden komplett modernisiert und alle-samt mit, bislang fehlenden, Kli-maanlagen ausgestattet. Die fünf
Grand-Suiten haben auf Wunsch Zugang zu einer Kitchenette samt Wohnzimmer, welche aber auch für Events und Meetings angemie-tet werden können. «Damit», so Zanolari, «bieten wir insbeson-dere auch unseren Longstayern einen zusätzlichen Mehrwert». Und schliesslich das Highlight, die 270 Quadratmeter grosse King Suite samt riesiger Terrasse und Töggelikasten: Sie lässt sich nicht nur mit einer zweiten Junior Suite Deluxe verbinden. Auch können fünf weitere Suiten dazugemietet
werden, sodass ein ganzer Floor mit sieben Zimmern entsteht.
Während fünf Monaten war der «Quellenhof» geschlossen, der laufende Betrieb wurde vom «Hof Ragaz» übernommen. Der Umbau hatte einen temporären Abbau von 70 Mitarbeitenden zur Folge, der dank dem Projekt «Zugvogel» kündigungsfrei über die Bühne ging. «Die ganze Umstrukturie-rungsphase konnten wir mit exi-blen Einsätzen, natürlichen Fluk-tuation, Frühpensionierungen, aber auch unbezahlten Urlauben auangen», so Zanolari. Das war ihm einerseits wichtig, um den Mitarbeitenden ein Gefühl von Sicherheit geben zu können, andererseits, weil es gerade in einem frisch umgebauten Haus für den Stammgast wichtig ist, ihm bekannte Gesichter wieder anzutreen. Generell zeigt er sich zufrieden mit der Auslastung, die während des Umbaus «erstaun-lich gut» gewesen sei. «Dank der neuen Restaurants konnten wir das Personal gar um rund 20 Per-sonen aufstocken», erklärt er am Ende des Rundgangs durch die alten, neuen Hallen. An allen möglichen Orten "nden sich Brunnen, aus denen das !er-malwasser der Taminaschlucht iesst. Symbolisch mindestens so wichtig wie die Neuausrichtung – ist es doch der Hauptgrund, war-um seit über 150 Jahren Gäste aus aller Welt ins kleine, beschauliche Bad Ragaz reisen.
Das Grand Hotel Quellenhof Bad Ragaz präsentiert sich komplett neu: die Lobby (l.), das multifunktionale Réceptionsdesk aus Granit (o. r.), die Suiten (r. u.). Bilder zvg
«Mit den Grand
Suiten mit Kitche-
nette bieten wir
den Longstayern
einen Mehrwert.»
Marco ZanolariGeneral Manager Resort Ragaz
Resort Ragaz 248
Zimmer und 790
Angestellte
Der «Quellenhof» gehört
zusammen mit dem «Grand
Hotel Hof Ragaz» und dem
«Palais Bad Ragaz» zum
mehrfach ausgezeichneten
Grand Resort Bad Ragaz.
Dieses verfügt über zwei
eigene Golfplätze, ein eigenes
Casino, ein Thermal-Spa sowie
das Thermalheilbad Tamina
Therme, ergänzt mit einem
Medizinischen Zentrum samt
stationärer Klinik für Rehabili-
tation. Das Resort hat 248
Zimmer und Suiten, 9 Restau-
rants und beschäftigt total
790 Mitarbeitende. fee
resortragaz.ch
Grandezza mit Stil und Spass
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16 hotel gastro welten
Überzeugen Lobby und Empfang, gewinnt das Hotel. Wie ö< entlicher Raum heute ge-staltet werden muss, darüber diskutierten
Experten beim htr-Tischgespräch,
GUDRUN SCHLENCZEK
Betten bieten können auch andere. Auf Air-bnb werden Zimmer angeboten, die oft krea-
tiver und sicher individueller sind als ein Hotelzimmer. Der Unter-schied zum Hotel liegt im Drum-herum, im Service. Nicht in der klassischen Gastronomie, das können andere oft besser, gerade Stadtbetriebe überlassen das Ge-schäft lieber Restaurants in der Umgebung. Sondern im Empfang, in der Betreuung, in der Social Community.
Und hierfür ist die Lobby die immer bedeutendere Dreh-scheibe. Denn wenn das Restau-rant wegfällt und auch der Check-in online läuft, braucht es neue Möglichkeiten der Vernetzung unter den Gästen und zwischen Hotel und Gast – und das o ine. Wie Lobby und Empfang gestaltet sein müssen, damit sie dieses Potenzial voll ent-falten, darüber diskutierten auf Einladung der htr hotel revue Desi-gner, Vertreter der Einrichtungsbran-che und ein Hote-lier.
Immer mehr wird die klassische Réception im Empfang eher als trennendes statt als verbindendes Element zwi-schen Gast und Hotel gesehen. Michael Böhler, General Manager der Ambassador & Opera AG in Zürich, hat in der im Mai erö ne-ten « e Lobby» deshalb auf die Réception verzichtet und stattdes-sen eine Café & Cocktailbar mittig in die Lobby platziert. Die ehema-ligen Réceptionsmitarbeitenden sind heute Gastgeber, servieren genauso Ka ee und Co. und der Check-in und -out erfolgt am Tab-let, direkt am Tresen oder auf einem der gemütlichen Lounge-sitze. Die neue Aufgabenbreite verlange weniger Fachkompetenz und mehr Sozialkompetenz, was auch die Rekrutierung erleichtere.
Als eine der Ersten hatte Hyatt mit seiner Luxus-Trend-Marke Andaz sich bereits vor einigen Jahren von der Réception verab-schiedet. Die Lobby wirkt wie ein weitläu ges Wohnzimmer, am grossen «Küchentisch» kredenzt der Andaz-Mitarbeitende dem Gast sein Getränk, selbst auf den Bartresen hat man hier verzichtet.
Wenn das Réceptionsdesk auch Apérotisch ist
Der Schweizer Innendesigner Claudio Carbone, der auch das jüngste «Andaz» in Wien gestal-tete, betonte beim htr-Tischge-spräch jedoch, dass man je nach Konzept von einem kompletten Verzicht auf die Réception wieder abkommt. «Man hat gemerkt, dass man an einem Desk nicht vorbeikommt.» Insbesondere dort, wo gehäufte Gästeankünfte in kurzer Zeit zu verkraften seien,
wie im Kongress- oder Gruppen-geschäft, scheint das Réceptions-desk noch immer die zweckmäs-sigste Lösung. Das lässt sich aber durchaus auch mit einer individuelle-ren Empfangs-lösung, wie es « e
Lobby» praktiziert, verknüpfen. Im frisch renovierten und eben-falls von Claudio Carbone design-ten «Quellenhof» in Bad Ragaz (siehe Seite 15) bildet ein riesiger, gehauener Granit das Réceptions-desk. Der Stein kann aber genauso als Apérotisch oder Stehtisch be-nutzt werden. Im Idealfall sei die Lobbyeinrichtung multifunktio-nal, die «Bespielung» gebe dem Inventar erst seine Funktion, so Carbone und verweist auf das Beispiel «Quellenhof»: «Nur wenn der Réceptionsmitarbeitende am Granitdesk steht, wird dieses als Réception wahrgenommen.»
Der renommierte Innendesi-gner relativiert in diesem Zusam-menhang die Bedeutung seiner
eigenen Zunft fürs Hotelgeschäft: «Die Menschen, machen ein Hotel zu dem, was es ist, nicht die Innenarchitektur», so Carbone. 50 bis 70 Prozent des Umsatzes hin-gen von den Menschen, also den Mitarbeitenden und der Führung ab. Die Inneneinrichtung biete den Rahmen dafür.
Diese gilt es ins richtige Licht zu setzen. Das ist das Kerngeschäft von Markus Bührer, Geschäfts-inhaber der Bührer Licht AG. Die Beleuchtung sollte mehr als dem Gast den Weg zum Lift weisen. «Im Lobbybereich sehe ich häu- g lieblos ausgeleuchtete Sitz-nischen. Da kann der Gast sich nicht wohlfühlen», meint Bührer. Die Beleuchtung sei bei Um- und Neubauten oft kein vorrangiges ema, vielmehr stünde sie im Schatten der Inneneinrichtung. «Ist der Raum gestaltet, denkt man zum Schluss noch ans Licht,
Interior Design in der Lobby: Das htr-Tischgespräch
Die Lobby ins Zentrum rücken
W W W . S A N P E L L E G R I N O F R U I T B E V E R A G E S . C O M
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v. l. n. r.: Daniel Meer, Meer AG, Markus Bührer, Bührer Licht AG und Moritz Küderli, Hydroplant AG. Bilder Chantal Niklaus
«Die immer kürzer
werdenden
Renovations-
zyklen haben
keine Zukunft.»Claudio Carbone
Carbone Interior Design
Moritz Küderli, Hydroplant AG, zum Thema Innenbegrünung.
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htr hotel revue | Nr. 14 , 11. Juli 2019 hotel gastro welten 17
Interior Design in der Lobby: Das htr-Tischgespräch
und dann muss oft allles sehr schnell gehen. Das ist schade», moniert der Beleuchtungsexperte während der Diskussion.
Wie eine gute Lichtführung aus-sehen muss, erläutert Claudio Carbone: Für eine Wohlfühl-atmosphäre sollte Licht in erster Linie gerichtet, nicht gestreut
sein, ganz unab-hängig von der eigentlichen Licht-quelle. Nur gerich-tetes Licht bringe auch Schatten her-vor, demonstrierte der Innendesigner anhand eines Modells der ver-sammelten Runde. Das sei auch das
Geheimnis des stimmungsvollen Kerzenlichts. Claudio Carbone er-läutert: «Nicht das Licht ist wich-tig, sondern der Schatten.» Erst das Zusammenspiel aus beidem
lasse den Raum leben, setze Akzente.
Verena Zaugg, Innenarchitektin der Krucker Partner AG, ergänzt, dass gestreutes Licht je nach gastgewerblichem Konzept aber durchaus Sinn machen kann: «Beim Take-away wird Licht be-wusst gestreut. Hier will man die Verweildauer des Gastes an der eke kurz halten, damit der Ver-kauf nicht behindert wird.» Die Innenarchitektin betont zudem, neben dem Visuellen seien Ge-rüche und Akustik genauso be-deutend für die Raumatmosphäre.
O4 wird zuerst in die Hotelzimmer investiert
Nicht nur das Licht, sondern die Gestaltung von Lobby und Emp-fang per se stünden beim Hotelier häu g nicht an erster Stelle, wenn es um eine Neugestaltung des Hauses geht. «Oft wird erst in die Zimmer investiert. Der ö entliche Raum wird selten prioritär behan-delt», konstatiert Daniel Meer, Mitglied der Geschäftsleitung des Objekteinrichters Meer AG. Dabei sei der Empfang die Visitenkarte des Hauses und die Lobby Bühne für das Hotelleben. Die Priorisie-rung der Zimmer bei Neuinvesti-tionen ist für Verena Zaugg nach-vollziehbar: «Mit den Zimmern verdient der Hotelier das Geld», trotzdem müsse das Gesamterleb-nis stimmen, betont sie. Dass eine attraktive Lobby ebenso wie frisch renovierte Zimmer einen positi-ven Ein! uss auf Auslastung und RevPAR hat, davon ist Michael Böhler überzeugt: «Ich rechne damit, dass unsere neue « e Lobby» den RevPAR im Hotel Opera nach oben treiben wird.»
Viel zur Atmosphäre trägt die Innenbegrünung bei, darüber waren sich alle Teilnehmenden einig. Der Spezialist in der Runde, Moritz Küderli, Inhaber und CEO der Hydroplant AG, weist darauf hin, dass Raumbegrünung viel mehr ist als Schnittblumen oder Blumengestecke: «Damit P! an-zen eine Wirkung auf das Raum-klima haben, müssen sie wachsen können.» Ein höherer Feuchtig-keits- und Sauersto gehalt sowie weniger Lärm seien das Resultat. Zudem senke der Anblick von P! anzen-Grün den Stresslevel. Das ist ein wissenschaftlich beleg-ter Fakt.
Der neue Trend: Einrichtung, die Bestand hat
Innenbegrünung kann aber noch mehr. Zum Beispiel bei einem Stadthotel eine fehlende Terrasse kompensieren. Moritz Küderli führt Hotelbeispiele aus Singapur an: das Park Royal Hotel und das Oasia Hotel (beide von Woha Architekten) sowie das Shangri-La Hotel, bei denen gan-ze Innenbereiche so begrünt seien, «dass man den Innen-bereich eher als Aussenbereich wahrnimmt». «Da braucht es
dann keine Terrasse mehr», wirbt Moritz Küderli. Beim frisch reno-vierten «Quellenhof» habe man eine halbe Million Franken, was rund einem Prozent der Investi-tionssumme entspricht, in die Innenbegrünung investiert, verrät Claudio Carbone.
Hotels könnten nicht nur grü-ner, sondern auch nachhaltiger werden. Daniel Meer stellt ein steigendes Bewusstsein für die Herkunft der Einrichtungsmate-rialien fest. «Immer mehr wollen keine Produkte aus China mehr und geben Schweizer Schreinern, die Schweizer Ware einsetzen, den Vorrang», so der Objektein-richter. Beim Licht sei das noch anders, entgegnet Markus Bührer: «Hier wird oft gespart und Billig-ware aus China gewählt.» Nach-haltigkeit hiesse aber auch, dass weniger häu g, dafür qualitativ hochwertiger erneuert wird, be-tont Claudio Carbone. «Hotel-zimmer müssen wieder 20 Jahre halten.» Die immer kürzer wer-denden Renovationszyklen vieler Hotelketten, nanzierbar nur mit Billigware, hätten keine Zukunft. «Die künftige Gästegeneration goutiert das nicht mehr», ist Car-bone überzeugt.
htr-Tischgespräch Branchenprofi s bringen die Themen auf den Punkt
Mit dem htr-Tischgespräch möchte die htr hotel revue Liefe-
ranten, Hoteliers und weiteren Vertretern der Branche die
Möglichkeit geben, relevante emen gemeinsam zu vertiefen.
Die Diskussionsplattform in Bern bewährt sich bereits im zwei-
ten Jahr. Das erste Tischgespräch im 2019 stand unter dem
ema «Das Bu et», im April diskutierte man über «Tabletop».
Weitere Tischgespräche folgen im Verlaufe des Jahres.
«Der öffentliche Raum
wird selten prioritär
behandelt.»
Daniel Meer ist Mitglied der
Geschäftsleitung der Meer AG
in Bern. Der Objektmöblierer
zählt Gastronomie, Heime,
Hotellerie, Spitäler, Verwaltun-
gen und öffentliche Räume zu
seinem Kerngeschäft. Schwer-
punkt ist die Konzepterarbei-
tung von individuellen Lösun-
gen mit Standardprodukten.
Die Meer AG hat ihre Wurzeln
in einer 1876 eröffneten
Schreinerei in Huttwil.
meer.ch
«Gerüche und Akustik
sind genauso wichtig
für das Raumerleben.»
Verena Zaugg-Faszl ist
Innenarchitektin bei dem
schweizweit tätigen Innen-
architektur- und Bauleitungs-
büro Krucker Partner AG
in Rothenburg, das sich auf
die Gesamtkonzeption von
Hotel- und Gastronomie-Um-
und -Neubauten spezialisiert
hat. Das Unternehmen wurde
2002 gegründet. Zaugg-Faszl
arbeitet seit sechs Jahren in
der Hotellerie.
krucker-partner.ch
«Die Beleuchtung sollte
mehr als dem Gast den
Weg zum Lift weisen.»
Markus Bührer ist Geschäfts-
inhaber der Bührer Licht AG.
Die Firma realisiert umfas-
sende Beleuchtungskonzepte
– von der Planung über die
Auswahl der passenden
Leuchten bis hin zur Montage.
Kunden sind sowohl Private als
auch Hotels oder Restaurants.
In Matzingen führt man einen
Lampenshop, der mit über 2000
Lampen zu den grössten der
Schweiz zählt.
buehrerlicht.ch
«Man kann so begrü-
nen, dass man Innen
als Aussen erlebt.»
Der Betriebswirtschafter
Moritz Küderli hat 2007 die
Geschäftsleitung der Hydro-
plant AG von seinem Vater
übernommen. Das Schweizer
Unternehmen für Innenbegrü-
nung mit ei ge ner Gärt ne rei in
Gos sau wurde 1972 gegründet
und zählt heute über 50 Mit-
arbeitende. Für die In no va ti on
Ver ti ca lis wur de Hydroplant
mit dem Red Dot De sign Award
aus ge zeich net.
hydroplant.ch
«Ich rechne damit, dass
‹The Lobby› den Rev-
PAR nach oben treibt.»
Michael Böhler ist seit 2016
CEO der Small Luxury Hotel
Ambassador & Opera Hotel
Zürich AG. Die 4-Sterne-Hotels
Ambassador und Opera liegen
einander direkt gegenüber im
Zürcher Seefeld. Das Ambas-
sador ist ein Boutiquehotel mit
45 Zimmern, das Opera ein
Hotel garni mit 58 Zimmern
und dem neuen Konzept «The
Lobby», das Hotelbar und
Empfang vereint.
ambassadorhotel.ch; operahotel.ch
«Von einem völligen
Verzicht auf die Récep-
tion kommt man ab.»
Innenarchitekt Claudio Car-
bone gründete 2000 Carbone
Interior Design. Mit seinem
Team gestaltet der renom-
mierte Designer 5-Sterne-
Hotels und Luxuswohnungen.
Seine Kunden sind internatio-
nale Hotelketten und bekannte
Einzelhotels von Rang und
Namen: Carbone gestaltete das
am 10 Juli wiedereröffnete
Grand Hotel Quellenhof in Bad
Ragaz (siehe Seite 15).
carbone-design.com
Die Teilnehmer Sechs Fachleute diskutieren über die Lobby-Welt
«Immer mehr
wollen Schweizer
Handwerk statt
Billigprodukte
aus China.»Daniel MeerMeer AG
Hotelier Michael Böhler erklärt den Diskussionsteilnehmern sein «The-Lobby»-Konzept. Rechts: Verena Zaugg, Krucker Partner AG.
Auf Einladung der htr hotel revue diskutierten Branchen-vertreter rund um die Gestal-tung und Konzeption von Lobby und Empfang. Bild links: Innenarchitekt Claudio Carbone (l.) und Hotelier Michael Böhler. Bild oben: Verena Zaugg, Krucker Partner AG, mit Michael Böhler.
Daniel Meer, Meer AG, bedauert, dass o4 zuerst an die Zimmer gedacht wird. Rechts: Markus Bührer, Bührer Licht AG.