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Wege aus der Gewalt 30 Jahre Frauenhaus – 25 Jahre Beratungsstelle

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Wege aus der Gewalt

30 Jahre Frauenhaus – 25 Jahre Beratungsstelle

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Frauen helfen Frauen – Hochtaunuskreis e.V. Oberhöchstadter Straße 361440 Oberursel

Postanschrift: Postfach 16 6761406 OberurselTelefon: 061 71-517 68Telefax: 061 71-58 79 [email protected]: www.frauenhaus-oberursel.de

Frauen helfen Frauen – Hochtaunuskreis e.V.arbeitet in folgenden Gremien und Netzwer-ken mit: • HIP – Hochtaunuskreis Interventionsprojekt

gegen häusliche Gewalt • Frauennetzwerk Oberursel• Arbeitskreis Migration im Hochtaunuskreis• Arbeitskreis Gewalt gegen ältere Menschen• LAG – Landesarbeitsgemeinschaft Autono-

mer Frauenhäuser in Hessen

• Beratungsstellen-AG Hessen• Fachgruppe Frauen und Mädchen beim Pari-

tätischen• Arbeitskreis Gewaltprävention im Gesund-

heitswesen auf Landesebene• ZIF – Zentrale Informationsstelle Autonomer

Frauenhäuser• BFF – Bundesverband der Beratungsstellen

und Frauennotrufe

Unser Dachverband:

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30 Jahre Frauenhaus und 25 Jahre Beratungsstelle für Frauen – ein Jubiläum, doch kein Grund zum Jubeln

30 Jahre Frauenhaus und 25 Jahre Beratungs-stelle – dieses Jubiläum nehmen wir zum Anlass,zurückzuschauen auf die bewegte Geschichte desVereins. Von der Frauenhausbewegung Anfangder 1980er Jahre bis zu dem heute bestehendenFrauenhaus in Oberursel war es ein langer Weg,

der nur mit viel Engagement, Arbeit und Beharr-lichkeit zu bewältigen war. Einiges haben wir inden vergangenen 30 Jahren erreicht, aber leiderbleibt weiterhin viel zu tun.

Deshalb ist das langjährige Bestehen des Frau-enhauses kein Grund zum Jubeln. Ein Grund

zum Jubeln wäre es, wenn das Frauenhausund die Beratungsstelle nicht mehr ge-braucht würden. Doch davon sind wir weitentfernt. In den 30 Jahren seines Bestehensfanden ca. 1.800 Frauen und 1.400 Kinderim Frauenhaus Schutz und Unterkunft,über 5.000 Frauen suchten die Beratungs-stelle auf. Aus Kapazitätsgründen ist dieZahl der Frauen und Kinder, die wir auf-

nehmen können, jedes Jahr weitaus geringerals die Zahl derer, die wir an andere, oft ebensoüberbelegte Frauenhäuser verweisen müssen.

Häusliche Gewalt ist ein weltweites Phäno-men, kommt in allen Kulturen vor, betrifft alleBildungs- und Einkommensschichten und alleAltersgruppen. Dabei ist das Risiko für Frauen,

Gewalt gegen Frauen ist die vielleichtschändlichste aller Menschenrechtsverletzungen. Siekennt keine Grenzen, weder geografisch noch kulturellnoch im Hinblick auf materiellen Wohlstand. So langesie anhält, können wir nicht behaupten, dass wir wirk-lich Fortschritte in Richtung Gleichstellung der Ge-schlechter, Entwicklung und Frieden machen.«

Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen, New York, Juni 2002

»

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Gewalt zu erfahren, nirgends höher als in der ei-genen Familie. Die Frauen, die wir begleiten,haben oft langjährige, immer wieder eskalierendeGewalterfahrungen gemacht, bis sie – oft vollerSelbstzweifel, Scham und Verzweiflung – denWeg ins Frauenhaus zu gehen bereit sind. Nebenden körperlichen Verletzungen leiden viele vonihnen unter psychischen und psychosomatischenFolgeerkrankungen.

Lange Zeit galt häusliche Gewalt als privatesProblem, wurde in der Öffentlichkeit kaum the-matisiert und war aus dem politischen Diskursausgeschlossen. Dieser Einschätzung hat sich

unser Verein seit seiner Gründung energisch ent-gegengestellt. Es ist uns gelungen, das Thema ausder Tabuzone heraus in die Öffentlichkeit zubringen. Das zeigen die inzwischen große Be-kanntheit des Vereins im Hochtaunuskreis unddie vielfältige Unterstützung, die uns zuteil wird.Der Verein hat es über all die Jahre hinweg ge-schafft, sein ambitioniertes Projekt aufzubauen,allen Widerständen zum Trotz zu erhalten undständig zu verbessern. Insofern ist dieses Jubi-läum doch ein Grund zum Feiern.

Unsere Jubiläumsfeier ist zugleich eine Erinne-rung an die vielen Menschen, die – als Professio-

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nelle oder als Ehrenamtliche – an diesem Projektbeteiligt waren. Was 1985 mit viel Elan begonnenwurde, drohte wegen fehlender Gelder immerwieder zu scheitern. In den Anfangszeiten desVereins mussten große Widerstände überwundenwerden, um überhaupt Gehör zu finden, und aufpolitischer Ebene waren langjährige Auseinan-dersetzungen und Verhandlungen notwendig, umeine finanzielle Grundsicherung für unsere Arbeitdurchzusetzen.

Zu allen Zeiten war der Verein auf Spendenvon Organisationen, Firmen, Bürgerinnen und

Bürgern und auf die Zuweisung von Bußgeldernangewiesen, um den Betrieb von Frauenhaus undBeratungsstelle aufrechterhalten zu können. Bisheute ist das so, wenngleich sich die Unterstüt-

zung aus öffentlicher Hand verbessert hat. Jahre-lang zitterten die Kolleginnen am Jahresende, obdas Geld ausreicht, ob die Gehälter gezahlt wer-den können, ob wieder einmal eine Stelle gestri-chen werden muss, obwohl das Frauenhaus bisoben hin belegt war. Den zwischenzeitlich deso-laten Zustand des Gebäudes, in dem das Frauen-haus lange Jahre untergebracht war, musste derVerein hinnehmen, da kein Geld für den Umzugin eine bessere Bleibe zur Verfügung stand.

Das Blatt wendete sich, als eine Oberurselerin,Frau Anneliese Reinhardt, den Verein mit einer

großen Erbschaft bedachte. Nun nahmendie Pläne für die Errichtung eines neuenFrauenhauses erstmals konkrete Formenan. Die Stadt Oberursel und der Hochtau-nuskreis ließen sich von der Notwendigkeit

dieses Projektes überzeugen und beteiligtensich an der Finanzierung. Es war ein Kraftakt fürden Verein, zusätzlich das nötige Geld für den In-nenausbau und die Gartenanlage aufzubringen.Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, viele In-

Jeder hat das Recht auf Leben und körper-liche Unversehrtheit.«

Artikel 2, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

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formations- und Kulturveranstaltungen gelang es,genügend Spenden einzuwerben. Bis heute sindwir dankbar für die große Solidarität, die wir indieser Zeit erfahren haben.

Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Un-sere unermüdliche Öffentlichkeitsarbeit zeigt ihreWirkung: Wir erfahren mit unserem Anliegenheute große ideelle und finanzielle Unterstüt-zung. Es ist ermutigend zu erleben, was mit

bürgerschaftlichemEngagement erreichtwerden kann. JedeForm der Hilfe trägtdazu bei, betroffenenFrauen und KindernLebensperspektivenzu erschließen, dienicht mehr nur vonAngst und Misstrauen,sondern auch von Zu-versicht und Hoff-nung geprägt sind.

Dies bestärkt uns, den Weg der Aufklärung undder Hilfe für die von Gewalt betroffenen Frauenund Kinder unbeirrt weiterzugehen. Dabei setzenwir darauf, dass wir auch zukünftig auf die Un-terstützung der Bürgerinnen und Bürger, vonKreis und Stadt zählen können.

Wenn man Geburtstag hat, darf man sich etwaswünschen. Wir halten an unserer Vision fest, dassFrauenhaus und Beratungsstelle eines Tages über-flüssig werden, und wünschen uns, dass wir aufdem Weg zu diesem Ziel von immer mehr Men-schen begleitet und unterstützt werden.

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Katrin Hechler,Kreisbeigeordnete des HochtaunuskreisesGrußwort

Das FrauenhausOberursel bestehtseit 30 Jahren und dieBeratungsstelle desVereins »Frauen hel-fen Frauen« seit 25Jahren. Die richtigeKombination ausFürsorge und Res-pekt sorgt dafür, dassdie Bewohnerinnendes Frauenhauses Oberursel neue Lebenskraftschöpfen und neue Perspektiven entwickeln kön-nen.

Im Namen des Hochtaunuskreises und auchpersönlich gratuliere ich den Verantwortlichen,

Mitarbeiterinnen und ehrenamtlichen Helferin-nen sehr herzlich zu diesem zurückgelegten Zeit-raum. Gleichzeitig möchte ich mich auch bei allenbedanken, die sich im Laufe der letzten Jahre fürdie Arbeit in der Beratungsstelle Oberursel enga-giert oder auf andere Weise unterstützt haben.

Im Frauenhaus und in der Beratungsstelle inOberursel erhalten betroffene Frauen die Chance,für eine gewisse Zeit in einem behüteten Zuhausezu leben und bekommen die konkrete Hilfe, diesie benötigen. Der Hochtaunuskreis unterstütztdas Frauenhaus und die Beratungsstelle seit derEröffnung. Mittlerweile ist die soziale Anlauf-stelle unverzichtbar in der Region.

Ich wünsche der Einrichtung und der Bera-tungsstelle, dass man auch in Zukunft mit viel En-gagement den erfolgreichen Weg fortführt undmit dem Angebot Frauen hilft, positive Lebens-wege zu beschreiten.

Danke für die tolle Arbeit und alles Gute!

Ihre Katrin Hechler

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Hans-Georg Brum, Bürgermeister der Stadt Oberursel Grußwort

Ich freue mich, dem Verein »Frauen helfenFrauen« mit der Beratungsstelle zum 25. Jubi-läum gratulieren zu dürfen. Parallel feiern wir 30Jahre Frauenhaus – ein solches Jubiläum feiertsich nicht so selbstverständlich, denn eigentlichsollte es Frauenhäuser nicht geben, sollten sienicht notwendig sein. Dennoch sind wir froh, dasFrauenhaus in der Stadt zu haben.

Die Frauenhausbewegung in Deutschland istfast 40 Jahre alt. Leider hat sich an der Brisanz desThemas »Gewalt an Frauen« im Laufe der Jahrenichts zum Vorteil verändert. Noch immer sinddas Anneliese-Reinhardt-Haus, benannt nacheiner großzügigen Spenderin, und auch die Bera-tungsstelle Institutionen, die wir dringend benö-tigen.

Neben den Glück-wünschen möchte ichmich daher in ersterLinie bedanken: Beiallen Initiatorinnenund Initiatoren, diemit dem Frauenhauseinen geschütztenRaum für gewaltbe-troffene Frauen undihre Kinder geschaf-fen haben. Gleich-zeitig geht meinDank an alle Aktiven des Vereins »Frauen helfenFrauen« und der Beratungsstelle für ihr großesEngagement bei dieser sehr schwierigen Aufgabe,die täglich hohe Anforderungen stellt. Sie sinddiejenigen, die dort genau hinschauen, wo unsereGesellschaft leider noch zu oft wegsieht und sichRealitäten nicht stellt.

Leider ist auch Ihre Arbeit von finanziellenKürzungen betroffen. Wir sind froh, 2012 das

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neue Anneliese-Reinhardt-Haus seiner Bestim-mung übergeben zu haben. Aber wir wissen: DasThema »Gewalt« wird nicht weniger. Das Hausist zwischen 75 und 97 Prozent belegt, die Frauenim Alter zwischen 18 und 84 Jahren kommen ausder näheren Umgebung und aus ganz Deutsch-land – und oftmals sind die Plätze knapp. AlsBürgermeister ist es mir sehr wichtig, Sie in Ihrerwichtigen Arbeit zu unterstützen. Daher werdeich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten auchzukünftig dafür einsetzen, dass Ihre Anliegen un-terstützt werden.

Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Kraftund Erfolg für die Arbeit in den nächsten Jahren.

Hans-Georg BrumBürgermeister

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Chronik

1981 Aus der Bürgerinitiative »Ein Frauenhausfür den Hochtaunuskreis« geht der Verein»Frauen helfen Frauen – Hochtaunuskreise.V.« hervor.

1982 Der Verein bietet auf ehrenamtlicher BasisBeratung an.

1985 In Oberursel wird ein Privathaus als Frau-enhaus angemietet.Schon nach drei Wo-chen ist das Haus vollbelegt. Das LandHessen zahlt erst-mals Zuschüsse.

1987 Massive Kürzungender Landesmittel ma-chen Stellenkürzun-gen nötig.

1988 Die Arbeit im Frau-

enhaus wird mittels Spenden, privater Dar-lehen und eines höheren Zuschusses desHochtaunuskreises eingeschränkt fortge-führt. Schließlich akzeptiert der Verein not-gedrungen die restriktiven Richtlinien desLandes zur Finanzierung der Frauenhäuserund erhält daraufhin stark reduzierte Lan-desmittel.

1990 Der Verein eröffnet eine Beratungsstelle amMarktplatz, weil im Frauenhaus nicht ge-nügend Platz für ambulante Beratung undÖffentlichkeitsarbeit ist.

1997 Nach langwierigen Verhandlungen schließtder Verein mit dem Hochtaunuskreis undden Kommunen einen Vertrag über festeZuschüsse für eine gesicherte Finanzierung.

2000 Auf Initiative des Vereins und der Polizeiwird das Hochtaunusinterventionsprojektgegen häusliche Gewalt (HIP) gegründet,ein Arbeitskreis, in dem alle mit häuslicherGewalt konfrontierten Institutionen desKreises kooperieren.

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2002 Zum Schutz aller Menschen, die von häus-licher Gewalt betroffen sind, wird das sog.Gewaltschutzgesetz verabschiedet.

2005 Der Verein organisiert eine Projektgruppemit Vertretern der Gemeinde und derOberurseler Wohnungsbaugenossenschaftmit dem Ziel, ein neues Frauenhaus zu er-richten.

2008 Der Verein erbt ein Privathaus. Der Ver-kaufserlös bildet die finanzielle Grundlagefür den Bau des neuen Frauenhauses.

2009 Die Stadtverordnetenversammlung be-schließt den Bau des Hauses mit Mitteln

des Vereins sowie Zuschüssen von Stadtund Kreis.

2010 Auf dem Rathausplatz findet die symboli-sche Grundsteinlegung für das Haus statt.

2011 Das Richtfest wird unter Beteiligung vielerBürgerinnen und Bürger auf dem Markt-platz gefeiert.

2012 Das neue Frauenhaus, nach der Stifterin»Anneliese-Reinhardt-Haus« benannt, istbezugsfertig.

2013 Die Beratungsstelle zieht vom Marktplatzin die Oberhöchstadter Straße um.

2015 Jubiläum.

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Leben und Arbeiten im Frauenhaus

Das Frauenhaus ist ein Zufluchtsort für Frauenund Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffenoder bedroht sind. Es bietet jederzeit Schutz undUnterkunft und ist für 21 Personen ausgelegt. DieFrauen sollen sich hier sicher fühlen, zur Ruhekommen und neue Perspektiven für ein gewalt-freies Leben entwickeln können. Aufgenommenwird jede Frau, mit oder ohne Kinder, die vonGewalt betroffen ist, unabhängig von ihren finan-

ziellen Möglichkeiten, ihrer Nationalität, Konfes-sion und dem Aufenthaltsstatus. Wenn sich dieFrau nach ausführlichen Gesprächen entscheidet,im Frauenhaus zu bleiben, bewohnt sie mit ihrenKindern eines der elf Zimmer. Ist das Haus über-belegt, bekommt sie vorübergehend einen Not-schlafplatz und wird dann, wenn möglich, an einanderes Frauenhaus weitervermittelt. Dies ge-schieht auch, wenn die Gefährdung in Oberurselfür sie zu groß ist.

Da im Frauenhaus Frauen verschiedenen Al-ters, aus verschiedenen Herkunftsländern undKulturkreisen leben, ist das Zusammenleben

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nicht immer einfach. Psychisch und physisch er-schöpft, oft traumatisiert, aus ihrer vertrautenUmgebung gerissen, müssen sie sich an eine völligneue, fremde Umgebung anpassen, gegenseitigenRespekt, Toleranz und auch Konfliktbereitschaftaufbringen. Damit das Zusammenleben besser ge-lingt, finden Hausversammlungen statt, wird beiverschiedenen Gelegenheiten gemeinsam gefeiert.Alle Bewohnerinnen sind selbst zuständig undverantwortlich für die Organisation ihres Alltagsund die Versorgung ihrer Kinder.

Die Kinder, auch wenn sie »nur« Zeugen derGewalt gegen die Mutter waren, sind selbst Opfer

häuslicher Gewalt. Ängste, Trauer und Wut sindmögliche Folgen ihrer traumatisierenden Erleb-nisse, die zu vielfältigen Störungen führen kön-nen. Im Frauenhaus finden diese Kinder Si-cherheit und Geborgenheit, Verständnis und Un-terstützung. Seit vielen Jahren finanziert eineOberurseler Stiftung die Stelle einer Sozialpäda-gogin, die ausschließlich für die Kinder im Frau-enhaus sorgt.

Jede Bewohnerin hat eine der fest angestelltenSozialpädagoginnen, die langjährige Erfahrungenin der Frauenhausarbeit und vielfältige Zusatz-ausbildungen haben, als ihre persönliche An-

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sprechpartnerin. Die individuelle psychosozialeBeratung und Begleitung orientiert sich an demPrinzip der Hilfe zur Selbsthilfe und setzt an denpersönlichen Stärken der Frauen an. Wichtige As-pekte des Beratungsprozesses sind• das Aufnahmegespräch zur Erhebung der psy-

chischen und gesundheitlichen Situation dermisshandelten Frau und zur Klärung existenz-sichernder Fragen,

• Unterstützung bei der Klärung des Umgangs-bzw. Sorgerechts,

• ein strukturiertes, auf den Einzelfall abge-stimmtes Hilfeangebot,

• die Bearbeitung von Krise und Trauma,• die Reflexion der Gewaltgeschichte sowie• die Planung der Zukunft im Hinblick auf eine

eigene Wohnung, Arbeit oder Ausbildung.Ist endlich eine bezahlbare Wohnung gefunden

– fehlende Wohnungsangebote sind oft das größteHindernis, das Frauenhaus zu verlassen –, müssenAuszug und Umzug organisiert werden. Auchnach dem Auszug können Frauen weiterhin Un-terstützung durch die Mitarbeiterinnen des Frau-enhauses oder die Kolleginnen der Bera-tungsstelle bekommen.

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Ein Tag im Frauenhaus

Als ich nach dem Wochenende morgens insBüro komme, ist alles noch ruhig. Schnell einBlick auf die Unterlagen, die mir die Kolleginnenam Freitag hinterlassen haben, und auf die zwi-schenzeitlich eingegangenen Mails. Händerin-gend warte ich seit Tagen auf wichtige Infor-mationen zur Finanzierung des Frauenhausauf-enthaltes einer Bewohnerin. Meine Kolleginnenhatten vermerkt, dass sich für Samstag noch kurz-

fristig eine Frauzur Neuauf-nahme ange-kündigt hatte.Da das Hausvoll belegt ist,nehmen wir ge-rade nur nochFrauen aus dem

Hochtaunuskreis auf. Ich gehe zum Notzimmerund vergewissere mich, dass die Frau mit ihremBaby wirklich angekommen ist. Auf dem Wegdahin fällt mir auf, dass im PC-Zimmer derFrauen das Licht brennt, die Vorhangstange ka-putt ist – und die Verandatür offen steht. Daskommt gleich auf die Tagesordnung für dienächste Hausversammlung – Thema Sicherheit! –,und der Hausmeister muss informiert werden.

Die junge Frau kommt mir im Gang schon mitihrem Baby auf dem Arm entgegen. Ich nehmesie mit ins Büro und versuche zu verstehen, waspassiert war. Sie erklärt mir in bruchstückhaftemDeutsch, dass die Polizei sie aus dem Kranken-haus hierher gebracht hat. Sie wolle unbedingt zuihren Verwandten. Ich telefoniere zunächst mitder Polizei, um genauer herauszufinden, was vor-gefallen war, dann mit der Ausländerbehörde.Die junge Frau darf sich eigentlich nur im Hoch-taunuskreis aufhalten, will aber unbedingt zuVerwandten in einem anderen Landkreis. DieAusländerbehörde sichert eine vorübergehende

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»Beurlaubung« der Frau zu. Mir ist klar, dass ihrProblem damit auf Dauer nicht gelöst sein wird.All das versuche ich der aufgeregten Frau zu er-klären, beruhige sie, versorge sie mit Babygläs-chen und Windeln. Sie bekommt von mir denAuftrag, mit ihren Verwandten zu klären, wie siezu ihnen kommen kann.

Ich vereinbare einen Termin mit dem Haus-meister und bearbeite einige Emails. Das Telefonklingelt. Ein Mann fragt nach einem Platz imHaus. Ich erkläre ihm, dass dies kein Hotel sei,und frage ihn, was er denn genau wolle. Es gingenicht um ihn, sondern um seine Frau, sie wollesich von ihm trennen. Auf meine Nachfragescheint klar, dass hier keine Gewalt im Spiel ist.Schließlich kann ich den Mann davon überzeu-gen, dass er bei der Scheidungsberatung in der Er-ziehungsberatungsstelle besser aufgehoben istund dass er und seine Frau dort besprechen kön-nen, wie sie für sich und die Kinder eine guteTrennung hinbekommen.

Eva (alle Namen geändert) kommt ins Büround möchte Geld wechseln, weil sie 50-Cent-Stü-cke für die Waschmaschine braucht. Deria sagtBescheid, dass sie am Donnerstag den Telefon-dienst nicht übernehmen kann. Ich schreibe derKollegin, die den Telefonplan macht, eine Notiz.Auf meine To-Do-Liste kommt noch, dass wirmorgen in der Teamsitzung unbedingt über dieTexte für die Jubiläumsbroschüre reden müssen.

Nach einer kurzen Pause hole ich eine meinerKlientinnen, die ich vorhin vertrösten musste.Mit ihr muss ich noch einen Arbeitslosengeld(ALG-II)-Antrag ausfüllen, da sich ihre Finan-zierung ändert – die lang erwartete Nachrichtdazu ist endlich gekommen. Ich lege ihr denmehrseitigen Antrag hin. Sie verdreht die Augen– »Oh, the Germans. Papier, Papier, Papier!« Ichgebe ihr recht. Gemeinsam kämpfen wir uns mit-hilfe eines englisch-deutschen Kauderwelschsdurch das Antragsformular. Zwischenzeitlichkommt die junge Frau herein, die gerade erst an-gekommen war. Sie teilt mir mit, dass sie von

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einem Verwandten mit dem Zug abgeholt wird.Ich biete ihr an, sie später zum Bahnhof zu fah-ren. Nach mehrfachen Telefonaten scheint derAbholer verstanden zu haben, wie wir das Tref-fen am Bahnhof organisieren können.

Leila klopft an die Tür. Sie hat einen Brief vomAmtsgericht bekommen, den sie nicht versteht.Ich erkläre ihr, dass in drei Wochen die Gerichts-verhandlung gegen ihren Mann stattfindet. Leilagehört zu den wenigen mutigen Frauen, die sichgetraut haben, die Anzeige gegen ihren Mann auf-rechtzuerhalten. Jetzt wird sie sehr nervös. Ichbiete ihr an, dass wir uns morgen zusammenset-zen und ich ihr erkläre, wie alles ablaufen wird.Leila erinnert sich, dass meine Kollegin auchAnna bei ihrem Prozess begleitet hat – undscheint beruhigt, dass sie das alles nicht alleine be-wältigen muss.

Mariana kommt jubelnd in den Bürotrakt undwedelt mit einem Brief: »Ich habe die Wohnungbekommen!« Alle gratulieren. Mariana lebt schonseit fast einem Jahr mit ihren beiden Kindern im

Frauenhaus und hatte bislang verzweifelt auf einebezahlbare Wohnung gewartet. Die zuständigeKollegin bespricht mit ihr, was als Nächstes zutun ist – rund um den Umzug gibt es vieles zu er-ledigen, wobei Mariana Unterstützung brauchenwird.

Bevor ich mich wieder einmal später als geplantauf den Heimweg mache, informiere ich die Be-wohnerin, die für heute den Telefondienst imHaus übernimmt. Ich baue einen Kindersitz inmein Auto ein, hole die junge Frau samt Babyund Gepäck – und bespreche mit ihr noch einigewichtige Dinge, bevor wir gemeinsam zum Bahn-hof fahren. Da ich davon ausgehe, dass sie weitereUnterstützung brauchen wird, gebe ich ihr dieAdresse einer Beratungsstelle am Wohnort derVerwandten mit. Am Bahnhof drücke ich derFrau noch aus unserem Hilfsfond ein paar Euroin die Hand, für den Fall, dass das Abholen ir-gendwie doch nicht klappt, und verabschiedemich von den beiden, bevor ich selbst nach Hausefahre.

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Die Arbeit in der Beratungsstelle

Als niedrigschwellige Einrichtung bietet unsereBeratungsstelle vertrauliche Beratungsgesprächefür Frauen und Mädchen bei häuslicher Gewaltund in Krisensituationen an. Dort arbeiten zweiSozialarbeiterinnen mit Zusatzausbildungen alsFachberaterin für Psychotraumatologie, Krisen-intervention und Schuldnerberatung. Als Inter-ventionsstelle für den Hochtaunuskreis arbeitetdie Beratungsstelle auch intensiv mit der Polizei

zusammen, die bei Einsätzen bei häuslicher Ge-walt die betroffenen Frauen mit deren Einver-ständnis an die Beratungsstelle vermittelt.

Die Mitarbeiterinnen beraten zu den ThemenTrennung und Scheidung, Umgangs- und Sorge-recht, bei sexualisierter Gewalt und Vergewalti-gung sowie im Falle von Stalking, d.h. beiBedrohung, Verfolgung oder Telefonterror. Sieunterstützen die Betroffenen bei Problemen derExistenzsicherung, im Umgang mit Behördenund bei ausländerrechtlichen Fragen.

Die Anzahl der Beratungstermine variiert voneiner einmaligen Beratung bis hin zu vielen Fol-

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geterminen. Dieser Prozess kann sich über meh-rere Jahre hinziehen, wenn eine Frau langfristigeUnterstützung braucht. Dies betrifft besondersFrauen, die durch Gewalterfahrungen traumati-siert sind und Wege der Aufarbeitung und Stabi-lisierung suchen. Anderen Frauen fällt es nach oftjahrelang erlebter häuslicher Gewalt schwer, ei-genständige Entscheidungen zu treffen. Wir un-terstützen sie dabei, für sich und ihre Kinderlangfristig eine neue Perspektive zu entwickeln.

Auch Migrantinnen, die mit der deutschenSprache und Bürokratie nicht vertraut sind, brau-chen in Fragen der Existenzsicherung manchmal

längerfr is t igHilfe, weil sieimmer wiederbei Anträgenund Ämtergän-gen Unterstüt-zung brauchen.

Für die Frauen, die in einer für sie existentiellbedrohlichen Situation zu uns in die Beratungs-stelle kommen, bedeutet Trennung weit mehr, alsnur eine Entscheidung zu treffen: Diese Frauenmüssen• alle persönlichen Unterlagen und Dokumente

sichten und zusammenstellen,• unter Umständen vorübergehend eine andere

Unterkunft suchen oder bei Gericht eine Weg-weisung des Misshandlers aus der gemeinsa-men Wohnung beantragen,

• ihre finanzielle Existenz sichern,• Unterhalt bzw. Unterhaltsvorschuss für ihre

Kinder einfordern und Sorge- bzw. Umgangs-recht klären,

• gegebenenfalls ihren Aufenthaltsstatus klärenund sichern,

• sich eine Arbeit suchen, evtl. eine (Schul-) Aus-bildung nachholen.Ziel der Beratung ist es, die Rat suchenden

Frauen zu befähigen, sich selbstbestimmt ein ge-waltfreies Leben aufzubauen.

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Um den Kreislauf der Gewalt zu durchbre-chen, bedarf es neben der direkten Interventions-und Unterstützungsarbeit auch intensiver Netz-werkarbeit. Frauenberatungsstellen, Männerbe-ratung, Polizei, Justiz und Jugendhilfe müsseneng zusammenarbeiten, um die Gewalt zu stop-pen und betroffenen Frauen und ihren Kinderneinen Ausweg aus dem gewalttätigen Alltag auf-zuzeigen. Dafür gibt es das Hochtaunusinterven-tionsprojekt (HIP), den Arbeitskreis gegenhäusliche Gewalt, in dem die Mitarbeiterinnenunserer Beratungsstelle mit anderen Beratungs-stellen, Frauenhäusern, der Polizei, der Amtsan-

waltschaft, den Jugendämtern und anderen In-stitutionen zusammenarbeiten.

Zu unseren Aufgaben gehört ebenfalls die Auf-klärungsarbeit in Schulen, Kindertagesstätten,Vereinen etc. Auch die Öffentlichkeitsarbeit unddie Fundraisingprojekte werden in den Räumender Beratungsstelle geplant und organisiert – undmanchmal feiern wir dort auch gemeinsam.

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Ein Tag in der Beratungsstelle

An diesem Tag bin ich allein in der Beratungs-stelle, die Kollegin ist im Urlaub. Als ich um 9.00Uhr ankomme, klingelt schon das Telefon. EineKlientin, die früher oft zur Beratung kam, hatProbleme an ihrer Arbeitsstelle, weil sie schonlänger krank ist und demnächst operiert werdenmuss. Sie hat Sorge, dass sie ihren Lohn nicht be-kommt bzw. ihren Job – es ist ein sogenannterMinijob – verlieren könnte. Ich verspreche ihr,

mich kundig zumachen und siezurückzurufen.Nach einerRecherche imInternet zumThema rufeich sie an underkläre ihr die

rechtliche Situation, damit sie eine Entscheidungfür sich treffen kann.

Zwischendurch klingelt mehrmals das Telefon.Eine Klientin möchte ihren Beratungstermin ver-legen.

Um 9.30 Uhr trifft sich die Fundraising-Gruppebei uns in der Beratungsstelle. Es geht um die Pla-nung der nächsten Veranstaltung und den anste-henden Flohmarkt. Ich werde immer wieder zurDiskussion offener Fragen hinzugezogen undversuche nebenbei, einiges telefonisch abzuklä-ren. Anschließend gilt es noch Material und Floh-marktsachen aus dem Keller zu holen und indiverse Autos zu verladen.

Das Faxgerät rattert: Eine Polizeiverfügungüber einen Einsatz wegen häuslicher Gewaltkommt an. Für mich heißt das, dass ich versuchenwerde, die betroffene Frau zu kontaktieren, umihr Beratung anzubieten. Ich erreiche sie trotzwiederholter Versuche weder über die Festnetz-nummer noch über ihr Handy. Erst kurz vor Fei-erabend kann ich schließlich mit ihr sprechen,

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kläre kurz die momentane Situation ab und ver-einbare mit ihr einen Beratungstermin für dennächsten Tag.

Dann suche ich für eine Vereinsfrau, die unsereaktuellen Tätigkeitsberichte verschicken möchte,die entsprechenden Adressen aus unseren Ord-nern und dem Vereinsprogramm heraus und in-formiere sie darüber, was genau an wen ver-schickt werden soll. Anschließend fahre ich mitdem Fahrrad schnell in die Bücherei, wo wir dieMöglichkeit haben, kostenlos Massenkopien an-zufertigen. Ich kopiere zum Verschicken diverseProtokolle, Anschreiben und Flyer. Da der Ko-pierer zwischendrin streikt, dauert es länger alsgeplant.

Als ich in die Beratungsstelle zurückkomme,wartet schon eine Klientin auf mich. Vor mir sitzteine Frau, die noch völlig unter Schock steht. IhrMann hat sie im Streit heftig angeschrien und be-droht und dabei die Möbel kurz und klein ge-schlagen. Wir sitzen eine gute Stunde zusammenund ich zeige ihr auf, welche Schritte sie unter-

nehmen kann. Sie fühlt sich wie in einem Teufels-kreis gefangen und sucht verzweifelt nach einemAusweg.

Nach einer kurzen Mittagspause steht eine wei-tere Ratsuchende vor der Tür. Diese Frau hattesich bereits zur Trennung entschieden und willsich über rechtliche Details und finanzielle Un-terstützungsmöglichkeiten informieren.

Erst nach diesem Gespräch – inzwischen ist esspät geworden – komme ich dazu, Emails zulesen und zu beantworten, die Beratungsstatistikzu erledigen und mir Vermerke zu den aktuellenBeratungsfällen zu machen. Eine Pressemeldungzu unserer nächsten Veranstaltung muss nochverschickt werden. Dabei merke ich, dass auchunser Presseverteiler dringend aktualisiert wer-den muss. Kurz vor Feierabend telefoniere ichnoch mehrfach mit einer Arztpraxis wegen Me-dikamenten für eine Frau, die sich dort nicht ver-ständlich machen konnte, kontaktiere eine andereÄrztin in der Sache und gebe schließlich noch alleInformationen an die Klientin weiter.

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Dank

Wir möchten uns bedanken• bei den Frauen der ersten Stunde für ihren Mut

und ihre Entschlossenheit, das Projekt Frauen-haus auf den Weg zu bringen und durchzuset-zen – viele von ihnen sind heute nochMitglieder und Unterstützerinnen des Vereins;

• bei allen ehemaligen und jetzigen Mitarbeite-rinnen für ihre engagierte Arbeit;

• bei den ehemaligen und jetzigen Vorstands-frauen, die bereit waren und sind, dem Vereineinen nicht unerheblichen Teil ihrer Freizeit zuwidmen;

• bei den Frauen der Fundraising-Gruppe für ihrgroßartiges Engagement und den vielen ande-ren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern,auf deren Unterstützung wir uns immer verlas-sen können;

• bei allen Politikerinnen und Politikern, die sichfür das Frauenhaus eingesetzt haben und ein-setzen, und bei allen Kooperationspartnerin-nen und -partnern in den Verwaltungen, Äm-tern und Gemeinden, auf deren Hilfe wir zäh-len können;

• bei allen Spenderinnen und Spendern, seien esPrivatpersonen, Firmen, Vereine, Clubs undKirchengemeinden für die große finanzielleUnterstützung, insbesondere der G.&P. Hu-ber-Stiftung für die Finanzierung der Arbeit imKinderbereich des Frauenhauses;

• bei der Amtsanwaltschaft Frankfurt am Main,den Staatsanwaltschaften, den Amts- und Lan-desgerichten sowie den Finanzämtern für dieZuweisung von Bußgeldern, auf die wir wei-terhin angewiesen sind.Voller Dankbarkeit gedenken wir Frau Anne-

liese Reinhardt, deren Erbschaft die Finanzierungdes neuen Frauenhauses ermöglicht hat.

Page 24: Wege aus der Gewalt 30 Jahre Frauenhaus – 25 Jahre ... · enhauses kein Grund zum Jubeln. Ein Grund zum Jubeln wäre es, wenn das Frauenhaus und die Beratungsstelle nicht mehr ge-braucht

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Postfach 166761406 Oberurselwww.frauenhaus-oberursel.de

Frauenhaus Telefon 06171-51600 NotrufTelefon 06171-580804 BüroFax 06171-503537

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