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den können Es war einmal vor langer Zeit ein König. Der kam in einem fernen Land auf die Idee, Wachstum müsse nicht an wirt- schaftlichen Indikatoren bemessen werden, sondern an der Zufriedenheit der Menschen. Jedem Einwohner sollte eine gute Erziehung, Bildung und auch gesundheitliche Vorsorge ermöglicht werden. Ein Märchen? Nein, diesen König gibt es tatsächlich. Jigme Singye Wangchuck brachte vor etwa 40 Jah- ren den Begriff „Bruttonationalglück“ in die Welt. Und zwar in seinem Reich Bhutan, einem kleinen Land einge- klemmt zwischen Indien und China. Inzwischen verfolgen sein Sohn und die Regierung der 2008 eingeführten Demokratie dieses Projekt weiter. Alle zwei Jahre bereisen Beamte des Minis- teriums für Glück das Land und fragen die Menschen, was ihnen wichtig ist. Karma Tshiteem ist oberster Glücks- vermesser. „Wir reden von tiefer, umfassender Glückseligkeit“, sagt er. Und die kann man durch diese fünf Faktoren erreichen: Seelisches Wohlbefinden Kulturelle Identität Respekt unter Generationen Die Gemeinschaft Die Balance zwischen Arbeit und dem Rest des Lebens Wer sich davon überzeugen will: Filmemacher Harald Friedl hat über dieses Projekt einen Dokumentar- film gedreht. „What Happiness is – Auf der Suche nach dem Glück“, ab 1.12. auf DVD, Kinotermine unter www.whathappinessis.de/kinos.htm Die zufriedensten Länder der Welt 1. Dänemark 2. Norwegen 3. Schweiz 4. Niederlande 5. Schweden 6. Kanada 7. Finnland 8. Österreich 9. Island 10. Australien und Deutschland folgt erst viel später … 17. USA 22. Großbritannien 25. Frankreich 26. Deutschland 43. Japan 68. Russland 93. China Worüber können Sie sich so richtig ärgern? Beste Antwort wäre: Ich ärgere mich nur höchst selten. Aber leider entspricht das in unserem Land nicht der Reali- tät. Des Deutschen liebste Aufreger sind: Politiker – ein Drittel gerät über die Volks- vertreter in Rage. Straßenver- kehr – jeden Vierten treiben Stau und vor allem andere Verkehrsteilnehmer zur Weiß- glut (die Deppen sind immer die anderen). Darauf folgen: Verwandte und Kollegen. So ein Glück – das gibt es wirklich Gina Schöler und Daniel Clarens, Studenten aus dem Master-Studiengang Kommu- nikationsdesign der Hoch- schule Mannheim, haben 2012 das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ gegründet. Ihr Ziel: eine neue Bewegung ins Leben zu rufen. Sie möchten die Hal- tung und das Handeln der Menschen hinterfragen und verändern und zukünftige Werte definieren und festi- gen. Menschen sollen sich um die wichtigen Dinge des Lebens kümmern: Glück und Wohlbefinden – wovon es wirklich abhängt und wie sein Wert gemessen wird. Weitere Infos auf www. ministeriumfuerglueck.de Schömberg im Schwarzwald lernen. Die ist in Sachen Glück schon heute ein Vorbild für die Landsleute. Im Himalaja ist man schon weiter Dort hat man Glück als Schulfach eingeführt. Beraten werden die deutschen Vorrei- ter vom fernen Bhutan aus. Die Regierung des kleinen Himalajastaates hat das Brutto- nationalglück nämlich schon seit 2008 als Regierungsziel verankert (siehe rechts). In Bhutan ist Zufriedenheit Regierungsziel Schon die Kleinsten fühlen sich im Land zwischen Nord- und Ostsee sichtlich wohl Das Tigernest- Kloster klebt in 3000 Meter Höhe im Felsen In Bhutan ist das Glück der Bürger Sache des Staates Eckart von Hirschhausen: „Deutschland ist 30-mal so reich wie 1950, aber nicht 30-mal so glücklich. Jeder kann Glück lernen. Denn Un- glück können wir uns auf Dauer nicht leisten.“ mehr Lebensfreude geht noch

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Post on 14-Oct-2019

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Was wir von den Dänen lernen können

Es war einmal vor langer Zeit ein König. Der kam in einem fernen Land auf die Idee, Wachstum müsse nicht an wirt-schaftlichen Indikatoren bemessen werden, sondern an der Zufriedenheit der Menschen. Jedem Einwohner sollte eine gute Erziehung, Bildung und auch gesundheitliche Vorsorge ermöglicht werden. Ein Märchen? Nein, diesen König gibt es tatsächlich. Jigme Singye Wangchuck brachte vor etwa 40 Jah-ren den Begriff „Bruttonationalglück“ in die Welt. Und zwar in seinem Reich Bhutan, einem kleinen Land einge-klemmt zwischen Indien und China. Inzwischen verfolgen sein Sohn und die Regierung der 2008 eingeführten Demokratie dieses Projekt weiter. Alle zwei Jahre bereisen Beamte des Minis-teriums für Glück das Land und fragen

die Menschen, was ihnen wichtig ist. Karma Tshiteem ist oberster Glücks-vermesser. „Wir reden von tiefer, umfassender Glückseligkeit“, sagt er. Und die kann man durch diese fünf Faktoren erreichen:

Seelisches Wohlbefinden ■■

Kulturelle Identität ■■

Respekt unter Generationen ■■

Die Gemeinschaft ■■

Die Balance zwischen Arbeit und ■■ dem Rest des Lebens Wer sich davon überzeugen will: Filmemacher Harald Friedl hat über dieses Projekt einen Dokumentar-film gedreht. „What Happiness is – Auf der Suche nach dem Glück“, ab 1.12. auf DVD, Kinotermine unter www.whathappinessis.de/kinos.htm

Die zufriedensten Länder der Welt

1. Dänemark 2. Norwegen 3. Schweiz 4. Niederlande 5. Schweden 6. Kanada 7. Finnland 8. Österreich 9. Island 10. Australien

und Deutschland folgt erst viel später … 17. USA 22. Großbritannien 25. Frankreich 26. Deutschland 43. Japan 68. Russland 93. China

Worüber können Sie sich so richtig ärgern?

Beste Antwort wäre: Ich ärgere mich nur höchst selten. Aber leider entspricht das in unserem Land nicht der Reali-tät. Des Deutschen liebste Aufreger sind: Politiker – ein Drittel gerät über die Volks-vertreter in Rage. Straßenver-kehr – jeden Vierten treiben Stau und vor allem andere Verkehrs teilnehmer zur Weiß-glut (die Deppen sind immer die anderen). Darauf folgen: Verwandte und Kollegen.

So ein Glück – das gibt es wirklich

Gina Schöler und Daniel Clarens, Studenten aus dem Master-Studiengang Kommu-nikationsdesign der Hoch-schule Mannheim, haben 2012 das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ gegründet. Ihr Ziel: eine neue Bewegung ins Leben zu rufen. Sie möchten die Hal-tung und das Handeln der Menschen hinterfragen und verändern und zukünftige Werte definieren und festi-gen. Menschen sollen sich um die wichtigen Dinge des Lebens kümmern: Glück und Wohlbefinden – wovon es wirklich abhängt und wie sein Wert gemessen wird. Weitere Infos auf www. ministeriumfuerglueck.de

Schömberg im Schwarzwald lernen. Die ist in Sachen Glück schon heute ein Vorbild für die Landsleute.

Im Himalaja ist man schon weiter Dort hat man Glück als Schulfach eingeführt. Beraten werden die deutschen Vorrei-ter vom fernen Bhutan aus. Die Regierung des kleinen Himalajastaates hat das Brutto-

nationalglück nämlich schon seit 2008 als Regierungsziel verankert (siehe rechts).

In Bhutan ist Zufriedenheit Regierungsziel

Schon die Kleinsten fühlen sich im Land zwischen Nord- und Ostsee sichtlich wohl

Das Tigernest- Kloster klebt in 3000 Meter Höhe im Felsen

In Bhutan ist das Glück der Bürger Sache des Staates

Eckart von Hirschhausen: „Deutschland ist 30-mal so reich wie

1950, aber nicht 30-mal so glücklich. Jeder kann

Glück lernen. Denn Un-glück können wir uns auf Dauer nicht leisten.“

Der neue der UN zeigt: Etwas mehr Lebensfreude geht noch

– S. 11