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Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

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Page 1: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war Programmheft · JOACHIM PHILIPP MARIA MEYERHOFF wurde 1967 als jüngster Sohn des Arztes Hermann Meyerhoff in Homburg geboren. Sein

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Page 2: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war Programmheft · JOACHIM PHILIPP MARIA MEYERHOFF wurde 1967 als jüngster Sohn des Arztes Hermann Meyerhoff in Homburg geboren. Sein

ERZÄHLER Jonas Anders VATER Kai MaertensMUTTER u.a. Gundi-Anna SchickJOSSE Calvin PetersMITTLERER BRUDER u.a. Robert ZimmermannÄLTERER BRUDER u.a. Florian Rast MARGRET, MARLENE u.a. Uta Krüger BINE, DIETMAR, FERDINAND u.a. Lisa Tschanz REGIE Christof KüsterAUSSTATTUNG Maria Martínez PeñaDRAMATURGIE Anke Kell

REGIEASSISTENZ Paula HankeAUSSTATTUNGSASSISTENZ Patrick SabinREGIEHOSPITANZ Beke RammingAUSSTATTUNGSHOSPITANZ Frauke Oberwittler, Miriam Reichelt

LICHT Corin Anderson TON JasperGiffey

TECHNISCHER LEITER AndreasMeyer-DeliusPRODUKTIONSLEITERIN Carla Frisch

BÜHNENMEISTER Artur LeischnerSTELLWERK Corin Anderson, JasperGiffey, Axel JankowskiBÜHNENBAU/TISCHLEREI Frank Lühr, Martin ReinhardtBÜHNENMALEREI Inka BlaschkeREQUISITE Natalia SchäferMASKE Tanja Adams, Amelie Broich, Biljana Ristic-Hippler INSPIZIENZ Nina Fengler, Gaia Molinari, Thorsten WolkenhauerSCHNEIDEREI Britta Broers, Laura LoehningANKLEIDERIN TracyHeise, Sonja Weber

PREMIERE AM 7. SEPTEMBER 2017 IM ALTONAER THEATER.AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. 2 Stunden, 30 Minuten, inkl. PauseAUFFÜHRUNGSRECHTE: beim Autor

WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WARURAUFFÜHRUNG

NACH DEM ROMAN VON JOACHIM MEYERHOFFBÜHNENFASSUNG VON CHRISTOF KÜSTER

Jonas Anders, Calvin Peters

Page 3: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war Programmheft · JOACHIM PHILIPP MARIA MEYERHOFF wurde 1967 als jüngster Sohn des Arztes Hermann Meyerhoff in Homburg geboren. Sein

JOACHIM PHILIPP MARIA MEYERHOFF wurde 1967 als jüngster SohndesArztesHermannMeyerhoffinHomburg geboren. Sein Vater leitete ab 1972 diepsychiatrischeKlinikinSchleswigaufdemHesterberg.DieDirektorenvillabefandsich direkt auf dem Gelände der Klinik, sodassJoachimMeyerhoffseineKindheit zusammen mit zwei älteren Brüdern in diesem Klinikumfeld verbrachte. Mit 17 Jahren ging er für ein Jahr nach Laramie (Wyoming).IndieserZeitkamseinmitt-lerer Bruder bei einem Autounfall ums Leben. Nach seiner Rückkehr absolvierte er seine Ausbildung zum Schauspieler von 1989 bis 1992 an der Otto-Falckenberg- Schule in München. Nach Engagements am Staatstheater Kassel, in Bielefeld, DortmundunddenStädtischenBühnenKöln wurde er 2001 Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters Berlin, wo er auch Regie führte. 2002 wechselte er ans DeutscheSchauspielhausinHamburg, woerbis2005verpflichtetbliebundinInszenierungen von Volker Hesse, ThomasLanghoff,StefanOtteni,KarinBeier, Sebastian Hartmann und Günter Krämer spielte. Seit September 2005 ist JoachimMeyerhoffEnsemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Mit Beginn derSaison2013kehrteeransDeutsche Schauspielhaus ins Ensemble von Intendantin Karin Beier zurück. Er blieb jedoch weiterhin auch im Ensemble des Wiener Burgtheaters. Seine zunächst als Soloprojekt auf der Bühne konzipierte Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit unter dem Titel Alle Toten fliegen hoch fand ihren Weg in mittlerweile vier Romane, die in kurzer Folge erschienen: Amerika(2011),Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war(2013),Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke(2015),Die Zweisamkeit der Einzelgänger (erscheintNovember2017).

JoachimMeyerhoffwurde2006und2007fürdenNestroy-Preisnominiert.ImJahr2007wurdeerfürseineDarstellungdesHamlet am Schauspielhaus Zürich sowie für seine Rolle als Benedikt in Jan Bosses Inszenierung von Shakespeares Viel Lärm um nichts von der Fachzeitschrift Theater heute zum Schauspieler des Jahres gewählt. MeyerhofferhieltfürseinenRoman Amerika 2011 den Franz-Tumler-Literaturpreis sowie 2012 den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis. Im selben Jahr erhielt er den Nestroy-TheaterpreisfürseineDarstellungder Rolle Erek in Die Kommune. 2014 wurde er als bester Schauspieler in Die Schule der Frauen (Schauspielhaus Hamburg, Inszenierung: HerbertFritsch)mitdemRolf-Mares-Preisausgezeichnet.DesWeiterenerhielter2016den Nicolas-Born-Preis für sein Literatur- debüt,2017dieCarl-Zuckmayer-Medailleund den deutschen Hörbuchpreis für seine Lesung Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke. Im selben Jahr wurde er in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen.

Calvin Peters, Florian Rast, Robert Zimmermann

Robert Zimmermann, Lisa Tschanz, Uta Krüger, Florian Rast, Jonas Anders

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Die Welt: Ihr neuer Roman ist irre komisch. Aber darf man überhaupt über geistig Behinderte und psychisch Kranke lachen?JoachimMeyerhoff:Dasisteinechtes Problem. Es war viel Arbeit, den richtigen Tonzutreffen.AmAnfanghatman Hemmungen, weil man niemandem zu nahe treten will. Aber der Blick eines Kindes, das in unmittelbarer Nähe der Behinderten und Kranken aufwächst, hat etwas gleichermaßen Gnadenloses wie Geschütztes. Er ist nicht wertend. Man kann also lustvoll gucken und ist dennoch nicht permanent gehemmt.

Die Welt: Die Bedenken haben sich also irgendwann zerstreut?Meyerhoff:Ja,dennmanerinnertsich ja an etwas, das wirklich so war. Es wäre blöd gewesen, das im Nachhinein zu bandagieren und in Watte zu packen.

Die Welt: Als Kind hat man einst gedankenlos andere als »Spastis« oder »Mongos« beschimpft. Auch die drei Brüder im Roman nennen die Anstaltsinsassen »Idioten«, »Psychos« und »Hirnies«, obwohl der Umgang mit ihnen für sie selbstverständlich ist.Meyerhoff:Esgehtebenbeides.Manmachte sich über sie lustig, aber der

Arztvater hat natürlich auch auf einen eingewirkt. Schon ganz früh war ich als Kind mit den unterschiedlichsten Arten derBehinderungundDeformation vertraut.Mankonntedifferenzierenundwar zugleich sensationslüstern. Und es war jaauchofteinSpektakel,vollerDramatikund Vitalität. […]

Die Welt: Rechnen Sie mit Kritik an Ihrem ungewöhnlichen Zugang?Meyerhoff:Dasistmöglich.Aberich glaube auch, dass das viele Berührungs-ängstebeiseiteschaffenkönnte.Manglaubt oft, man habe selbst keinerlei Probleme im Umgang mit geistig Behinderten oder Kranken; im direkten Kontakt sieht es dann ganz anders aus.

Die Welt: Wie durchlässig ist die Grenze zum Wahnsinn? Der Erzähler selbst hat immer wieder unerklärliche Wutanfälle und wird einmal sogar selbst in die Psychiatrie eingeliefert.Meyerhoff:DieMöglichkeit,jenseits der Norm zu landen, steckt in jedem der Protagonisten. Wo sind die Grenzen zu ziehen?DiePsychiatrieschwapptquasiin das Haus der Familie hinein, bis es am Ende ganz verschluckt wird.

DER WAHNSINN SCHWAPPT IN DIE FAMILIE HINEIN VON RICHARD KÄMMERLINGS

Es ist keine erste Adresse für Wientouristen, doch auch im eher bodenständigen Café am Heumarkt kennt der Besitzer Joachim Meyerhoff. Aber nicht als Star des Burgtheaters, sondern als Stammgast, der oft wie an diesem Nachmittag vor einem Großen Braunen und dem Laptop sitzt. Nächste Woche erscheint sein Roman Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war. Der zweite Teil seines Romanprojekts Alle Toten fliegen hoch ist seinem verstorbenen Vater gewidmet, der Direktor einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig war. […]

Lisa Tschanz, Uta Krüger

Kai Maertens, Calvin Peters, Gundi-Anna Schick, Robert Zimmermann, Florian Rast

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Calvin Peters, Uta Krüger Gundi-Anna Schick, Kai Maertens, Robert Zimmermann, Florian Rast, Jonas Anders

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Die Welt: Das wirkt wie eine überstrapazierte Metapher.Meyerhoff:DahatdieWirklichkeitdieFantasieüberholt.HeutefindetimHausmeiner Kindheit tatsächlich »Betreutes Wohnen« statt.

Die Welt: Ihr Roman erzählt, wie schon der Vorgänger Amerika, vom Erwachsenwerden.Meyerhoff:DieserJungeweißeinfachnicht, wo es langgeht, woran er sich orientieren soll. Anders als immer behauptet wird, gibt es keine genormten Wege, keinen Fokus. Aber das ist nicht nur beschädigend, sondernauchbefreiendundbeflügelnd.

Die Welt: Ihr Grundthema ist die Begegnung des Jugendlichen mit dem Tod.Meyerhoff:DerTodistebenetwasHab- haftes. Auf ihn kann man sich berufen, man kann sich an ihm festhalten.

Die Welt: In Amerika haben Sie vom Unfalltod Ihres Bruders erzählt; das neue Buch kulminiert im Sterben des Vaters, das in einer Eindringlich-keit beschrieben wird, die ohne die Komik gar nicht auszuhalten wäre.Meyerhoff:DasistdieGrundfrage:KannKomik dem Tod auf Augenhöhe begegnen? Ichfinde:Ja,dasisteinPaar.IchsetzeKomik dem Tod entgegen. Ich brauche eine Putzfrau, die Frau Fick heißt, um mich einer Todesgeschichte nähern zu können, auch wenn das erst einmal grotesk klingt. In der Spontanität des banalen, komischen Augenblicks liegt eine große Gegenwelt zum Sterben und zum Tod.

Die Welt: Eine Erfahrung aus dem Theater?Meyerhoff:Wennmandaskurzschließenwill: An einem guten Theaterabend kann man die Leute innerhalb von einer Sekunde vom Gelächter in die Stille zwingen.

Die Welt: Gleich zu Beginn heißt es im Roman: »Erfinden heißt erinnern.« Wie hat man sich das vorzustellen?Meyerhoff:IchhabeGerüste,denenichaber immer weniger vertraue: verbriefte, in Anekdoten abgekapselte Erinnerungs-welten.Dasistoftunbefriedigend. Ich versuche dann, die Hüllen dieser Erinnerungskapseln auszudehnen und benutzeErfindungenalsWerkzeug,um zuneuenDingenzukommen.Also beispielsweiseerfindeichetwas,lesedasmeinem älteren Bruder vor, und der sagt: »Daswarabergenauso.«Unddanndenktman:»Daskannnichtsein!«

Die Welt: Was passiert dabei mit Ihnen?Meyerhoff:Dasisteinberauschender Prozess, davon kann ich nicht genug kriegen. Ich weiß natürlich einerseits genau,wasichdatue,icherfindewas.AndererseitsscheineichDingezuerfinden,die ich vergessen habe. So breitet sich einSystemausQuerverweisenaus,myzelartig.

Die Welt: Ein Myzel ist ein Pilzgeflecht.Meyerhoff:Genau,daswirddichterunddichter. Und plötzlich erinnert man sich immerbesser.Abermanerfindetauch immerbesser.Dasistbefreiend.Mankönnte ja meinen, dass eine ständige Beschäftigung mit der Erinnerung einen für die Zukunft blockiert. Aber das ist bei mirtotalanders.FürdieZukunftöffnetsich etwas, wenn man die Vergangenheit ins Wackeln bringt. […]

Die Welt: Wie hängt Ihr Entschluss, Schauspieler zu werden, mit dieser Herkunft zusammen?Meyerhoff:Schauspielereimachtgenau die Angebote, die ein Mensch braucht, der aus einer solchen Konstellation kommt. Mankannsichphysischausagieren,

Gundi-Anna Schick, Kai Maertens, Calvin Peters

man tritt in sozialen Kontakt, man ist kein Einzelgänger. Und man setzt sich permanent mit Literatur auseinander, ein großes Geschenk, das ich auch nach 25 Jahren immer noch genieße. Man lernt und lernt und lernt und spricht und spricht undspricht.Daswarfürmichdamalseine Rettung. Als Schriftsteller macht man gar nicht so viel anderes: Man versucht, Situationen zu beseelen. […]

Die Welt: Das Theater taucht im Roman noch gar nicht auf. Wie wird aus dem Kind ein Joachim Meyerhoff?Meyerhoff:Manfusioniertnichtmitdem,was man da schreibt, sondern stößt sich davonab.DieIch-AufstellungisteineBehauptung, die nach jedem Buch wieder ganz anders aussieht. Ich schreibe ja nicht an den Punkt heran, an dem ich endlich beimirangekommenbin.DasWunderist,dasseineeigeneMythologieentstehtineiner Welt, die ich nie als literarisch empfundenhabe:Hey,ichbinjatatsächlich inderPsychiatrieaufgewachsen,ichglaub's nicht.DieseLiterarizitätzuentdeckenistwahnsinnig schön.

Aus: DieWelt, veröffentlicht am 12.02.2013.

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Calvin Peters

Gundi-Anna Schick, Kai Maertens

Wer allein ist

Wer allein ist, ist auch im Geheimnis,

immer steht er in der Bilder Flut,

ihrer Zeugung, ihrer Keimnis,

selbst die Schatten tragen ihre Glut.

Trächtig ist er jeder Schichtung

denkerisch erfüllt und aufgespart,

mächtig ist er der Vernichtung

allem Menschlichen, das nährt und paart.

Ohne Rührung sieht er, wie die Erde

eine andere ward, als ihm begann,

nicht mehr Stirb und nicht mehr Werde:

formstill sieht ihn die Vollendung an.

GottfriedBenn(1936)

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LITERATURRichard Kämmerlings: Der Wahnsinn schwappt in die Familie hinein. https://www.welt.de/kultur/theater/article113561817/Der-Wahnsinn-schwappt-in-die-Familie-hinein.html, abgerufen am 23.08.17

WirbedankenunsherzlichbeiDr.FarhadShowgifürdiemedizinischeBeratung.

IMPRESSUMHerausgeber: Altonaer TheaterIntendant/Geschäftsführer: Axel SchneiderRedaktion: Anke KellMitarbeit: Sebastian SchneckGestaltung: Felix Wandler Titelbild und Probenfotos: G2 BaraniakDruck: kleinkariert medien

Jonas AndersJonas Anders, Lisa Tschanz, Kai Maertens

Kai Maertens, Calvin Peters

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