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Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft Wissen Beiträge zur Walnuss 60

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Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Wissen

Beiträge zur Walnuss

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Beiträge zur Walnuss

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Impressum

ISSN 0945-8131

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie fotomechanische und elektronische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Herausgebers. Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in elektronischer Form vertriebenen Broschüre in Datensystemen ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig.

Herausgeber Bayerische Landesanstalt und Bezugsadresse für Wald und Forstwirtschaft (LWF)

Am Hochanger 1185354 FreisingTelefon: +49 (0) 81 61/71-4881Fax: +49 (0) 81 61/[email protected]

Verantwortlich Olaf Schmidt, Leiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Redaktion und Schriftleitung Dr. Alexandra WauerBildredaktion Christine Hopf, Tobias BoschLayout grafik & design Gerd Rothe, WangTitelbild Uwe ConradDruck Lerchl Druck, FreisingAuflage 800 StückCopyright © Bayerische Landesanstalt für Wald

und Forstwirtschaft, Juni 2008

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Sehr geehrte Damen und Herren,

als Minister für Land- und Forstwirtschaft ist es mir wichtig, dass wir sorgsam mitden Ressourcen unserer Erde umgehen und ihre Vielfalt bewahren und mehren.Ein besonderes Augenmerk müssen wir dabei auf unsere Bäume richten. Umnur einige ihrer wunderbaren Eigenschaften zu nennen: Sie verbessern unsereLuft, schützen die Böden, produzieren den umweltfreundlichen Bau-, Werk- undBrennstoff Holz, sind Lebensraum für viele Tiere und erfreuen uns mit ihrenFrüchten. Manche Baumarten sind dabei sehr eng mit unserer Zivilisationsgeschichte ver-bunden. Ein gutes Beispiel dafür ist der diesjährige Baum des Jahres, die Wal-nuss, als Charakterbaumart für eine ländlich geprägte, alte Kulturlandschaft.Die ursprüngliche Heimat dieser Baumart ist Südosteuropa und Vorder- undMittelasien. Sie wurde aber schon in der Jungsteinzeit wegen ihrer schmackhaf-ten und gesunden Nüsse kultiviert und hat mit der Entwicklung von Landwirt-schaft und Siedlungstätigkeit ihren Weg nach Mitteleuropa genommen. Walnuss-holz zählt zu den wertvollsten einheimischen Hölzern. Es schwindet wenig,verzieht sich kaum und ist besonders schön gemasert. Für hochwertige Produk-te wie Möbel, gehobenen Innenausbau, Drechslerei und Instrumentenbau wirdes seit jeher sehr geschätzt.In größerem Umfang kommt die Walnuss bei uns vor allem in klimatisch mildgetönten Weinanbauregionen vor. Es gibt aber in Bayern wohl kaum eine Ge-gend, in der die Walnuss nicht wenigstens als Einzelbaum vor Gehöften und inHausgärten steht. Im geschlossenen Wald trifft man sie wegen ihres hohen Licht-bedarfs kaum an. Das könnte sich in Zukunft ändern: Die wärmebedürftige Wal-nuss kommt voraussichtlich besser als manche andere Baumart mit der erwar-teten Klimaerwärmung zurecht. Künftig wird sie daher vermutlich auch alsWaldbaumart an Bedeutung gewinnen.In ökologischer, ökonomischer und kultureller Hinsicht ist die Walnuss einBindeglied unserer naturgebundenen Landnutzungsformen Land- und Forstwirt-schaft, Wein- und Gartenbau. Umso mehr freut es mich, dass zwei Landesanstal-ten meines Ressorts, die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaftund die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, gemeinsameine Tagung zum Baum des Jahres, der Walnuss, veranstaltet haben und alsbleibendes Resultat den vorliegenden Band herausgeben. Den Autoren diesesHeftes darf ich für die interessanten und umfassenden Beiträge zur Walnussherzlich danken. Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, wünsche ich viel Lesevergnügen.

Josef MillerStaatsminister für Landwirtschaft und Forsten

Vorwort

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Impressum

Vorwort

Inhaltsübersicht

Die Walnuss (Juglans regia): Systematik, Verbreitung und Morphologie Gregor Aas

Die Verbreitungsgeschichte der WalnussHansjörg Küster

Gärtnerische Aspekte zur WalnussKlaus Körber

Pilze und Insekten an der WalnussMarkus Blaschke, Heinz Bußler

Nussbäume zur WertholzproduktionAndreas Ehring

Wachstum verschiedener Nussbaumarten in BayernMartin Nickel, Leonhard Steinacker, Hans-Joachim Klemmt und Hans Pretzsch

Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und VerwendungDietger Grosser und Hauke Jeske

Der Nussbaum – Traum eines SchreinersThomas Kellner

Der Walnussbaum – nützlich für Pharmazie und MedizinNorbert Lagoni

Die „Welsche Nuss“ – Geschichte und Geschichten einer „Zugereisten“ Thomas Janscheck

Die Walnuss – eine Seltenheit in der forstlichen Literatur des 19. Jahrhunderts Alexandra Wauer

Lyrisches zur Walnuss

Heimliches Ameisenvolk im Nussbaumzweig

Von der Wertschätzung der Walnuss in alter Zeit

Krähen knacken Nüsse mit „Luft-Fall-Technik“

Anschriftenverzeichnis der Autoren

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Inhaltsübersicht

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Walnussgewächse

Die Walnussgewächse (Juglandaceae) sind eine kleineFamilie von Baumarten mit acht Gattungen und 70 bis80 Arten (Manos und Stone 2001), die von Südosteuro-pa über Zentralasien bis Ost- und Südostasien und inAmerika von Südkanada bis Südamerika verbreitetsind. In Mitteleuropa sind nur Vertreter der GattungenPlatycarya, Carya, Pterocarya, Cyclocarya und Juglanswinterhart. Mehrere der circa 20 Carya-Arten (Hicko-ry), die in Nordamerika als Wald- und Fruchtbäume ei-ne große Rolle spielen, sind bei uns in Parkanlagen zufinden, einige davon (z. B. C. cordiformis, Abbildung 1)wurden auch versuchsweise forstlich angebaut(Schenck 1939). Häufigster Zierbaum der Juglandaceenist wegen des imposanten, mehrstämmigen Wuchses,der großen Blätter und der langen, hängenden Frucht-stände die Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxini-folia, Abbildung 2). Waldbaulich ist sie ohne Bedeu-tung, hier Erfolg versprechender könnte die seltenereJapanische Flügelnuss (P. rhoifolia) sein (Schmidt 1995).Raritäten botanischer Sammlungen sind die beidenasiatischen Juglandaceen Cyclocarya paliurus (Ringflü-gelnuss) und Platycarya strobilacea (Zapfennuss).

SchlüsselwörterJuglans regia, Juglandaceae, Morphologie, Fruchtpro-duktion

ZusammenfassungDargestellt wird die systematische Stellung der Walnuss(Juglans regia, Juglandaceae), ihre natürliche und an-thropogen bedingte Verbreitung, ihre Ökologie, wich-tige morphologische und reproduktionsbiologischeMerkmale sowie die weltwirtschaftliche Bedeutung derFrüchte.

Die Walnuss (Juglans regia) hat eine mehrere Jahr-tausende währende Kulturgeschichte. Ursprünglich inWest- und Mittelasien beheimatet, gelangte sie schon invorgeschichtlicher Zeit mit dem Menschen nach Mittel-europa. Heute werden Walnussbäume wegen derFrüchte in klimatisch geeigneten Gebieten der gesam-ten temperaten Zone der Nordhemisphäre und mittler-weile auch in vielen Ländern der Südhemisphäre ange-baut. Die weltweit steigende Nachfrage nach Nüssenwird vor allem aus wachsenden Plantagen in China,Kalifornien, der Türkei und dem Iran gedeckt. Obwohldas Holz wertvoll ist, hat die Walnuss forstwirtschaft-lich bisher nirgends große Bedeutung.

Die Walnuss (Juglans regia):Systematik, Verbreitung und MorphologieGregor Aas

Abbildung 1: Carya cordiformis, die Bitternuss, eine der beiuns häufiger kultivierten Hickoryarten (Foto: G. Aas)

Abbildung 2: Kaukasische Flügelnuss, Pterocarya fraxinifo-lia, mit den typischen, lang herab hängenden Fruchtstän-den (Foto: T. Stützel)

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Die Gattung Juglans ist die am weitesten verbreitete derWalnussgewächse. Mit etwa 20 Arten kommt sie vonSüdosteuropa bis Ostasien sowie in Nord- und in Süd-amerika vor. In Parkanlagen gelegentlich anzutreffensind J. ailanthifolia (Japanische Walnuss, Abbildung 3),J. cinerea (Butternuss) und J. mandshurica (Mandschu-rische Walnuss), häufiger vor allem J. nigra, die Schwarz-

Die Walnuss (Juglans regia): Systematik, Verbreitung und Morphologie

Abbildung 3: Die Japanische Walnuss, Juglans ailanthifolia(Foto: T. Stützel)

Abbildung 4: Ernte von Walnüssen in Kirgistan (Foto: K. Schmidt)

Abbildung 5: Laubaustrieb der Walnuss (Foto: U.Conrad)

Abbildung 6: Stamm einer Walnuss mit Frostleiste (Foto: G. Aas)

nuss, aus dem östlichen Nordamerika. Von dieser so-wie der Hybride J. nigra x J. regia (J. x intermedia) exis-tieren in Deutschland zahlreiche, teilweise erfolgreicheforstliche Versuchsanbauten (z. B. Schenck 1939; Hertelund Müller-Kroehling 2000).

Verbreitung der Walnuss als Ergebnis einer langen Kulturgeschichte

Die genaue Abgrenzung des natürlichen Areals vonJuglans regia ist nicht möglich, da die Art seit vorge-schichtlicher Zeit in Kultur ist (Schaarschmidt 2006).Mit hoher Wahrscheinlichkeit reicht es von Kleinasienüber das persische Elbursgebirge, den Hindukusch, dieGebirge Kirgistans (Abbildung 4) und Tadschikistans,den Himalaja bis nach Tibet. Im Tertiär war die Gattungin weiten Teilen Europas verbreitet. Ob es nacheiszeit-lich in Europa autochthone Vorkommen von Juglansgab, wird kontrovers diskutiert. Funde von Pollen undNüssen belegen, dass kleinfrüchtige Formen der Wal-nuss (als Spitz-, Schnabel und Steinnüsse bezeichnet)seit der Jungsteinzeit unter anderem im Bodensee-gebiet und in Oberösterreich sowie auf dem Balkan vor-

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Die Walnuss (Juglans regia): Systematik, Verbreitung und Morphologie

Abbildung 7: Laubaustrieb und Blüte der Walnuss, an derSpitze des neuen Sprosses zwei weibliche Blüten, am vor-jährigen Trieb männliche Blütenkätzchen (Foto: G. Aas)

Abbildung 8: Nüsse und Stammscheibe von Juglans regia;Walnüsse sind in Form und Größe sehr variabel (Foto: G. Aas)

an. Wegen der sehr geringen Schattentoleranz könnensich junge Nussbäume aber nur an lichten Stellen imWald und an Waldrändern behaupten.

Weltweit ein wichtiger Fruchtbaum

Walnussbäume beginnen mit etwa zehn Jahren zufruchten und erreichen das Maximum der Fruchtpro-duktion in der Lebensspanne zwischen 40 und 80 Jah-ren. Die Höchstleistungen unter unseren Klimabedin-gungen liegen bei etwa 150 Kilogramm Nüssen proBaum und Jahr. Bezogen auf ein Alter von 100 Jahrenkönnen auf guten Standorten durchschnittlich jährlichcirca 30 Kilogramm Nüsse pro Baum geerntet werden(Pretzsch 1995).

Die Walnuss wird heute weltweit fast überall dort an-gebaut, wo dies klimatisch möglich ist. Global ist dieFläche des Anbaus und die Produktion an Nüssen inden letzten Jahrzehnten stark gestiegen (Quelle: FAO).Im Jahr 2006 lag die Anbaufläche bei etwa 660.000Hektar (Tabelle 1), davon allein in China 188.000 Hekt-

kamen. Neuere Befunde legen aber den Schluss nahe,dass alle diese Vorkommen anthropogen bedingt wa-ren (Schaarschmidt 2006).

Heute wird die Walnuss weltweit in der temperaten Zo-ne der Nordhemisphäre kultiviert. In Mitteleuropa trie-ben vor allem die Römer und Karl der Große den Anbauvoran. Größere Anbaugebiete befinden sich hauptsäch-lich in klimatisch milden Gebieten Südwestdeutsch-lands, Österreichs, der Schweiz und Frankreichs.

Anspruchsvolle Baumart

Juglans regia bevorzugt tiefgründige, frische oder si-ckerfeuchte, nährstoff- und basenreiche Lehm- und Ton-böden. Auf Auenböden werden gelegentliche Überflu-tungen toleriert. Begrenzend für den Anbau der Wal-nuss ist vor allem ihre Spätfrostgefährdung, währendsie in der Winterruhe Frost bis –30 Grad Celsius erträgt.Ausgebreitet durch Vögel und Kleinsäuger siedelt sichdie Walnuss spontan in Laubwäldern vor allem in Ge-sellschaft mit Sommerlinde, Spitzahorn und Bergulme

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Von der Walnuss existieren zahlreiche Varietäten undSorten (Schaarschmidt 2006), die sich in der Fruchtformund -größe (Abbildung 8), dem Ertrag, der Blüh- undReifezeit, der Schalenstärke, dem Verhältnis Kern zuSchale und vielen anderen Fruchteigenschaften unter-scheiden. Sortenecht vermehrt werden sie durch Ver-edeln (Pfropfung) auf Juglans regia oder J. nigra.

Literatur

FAO: http://faostat.fao.org/ (abgerufen am 18.3.2008)

Hertel, W.; Müller-Kroehling, S. (2000): Nussanbau in den Isar-auen. AFZ/Der Wald 55, S. 1.249–1.250

Manos, P. S.; Stone, D. E. (2001): Evolution, Phylogeny, and Sys-tematics of the Juglandaceae. Ann. Miss. Bot. Gard. 88, S. 231–269

Markowski, M. (2006): Morphologische und morphogenetischeUntersuchungen an Blüten und Blütenständen ausgewählter Ver-treter der Fagales s.l.. Mitteilungen der Deutschen Dendrologi-schen Gesellschaft 92, S. 49–61

Pretzsch, H. (1995): Juglans regia Linné. In: Schütt, P. et al.(Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse. 16 S.

Schaarschmidt, H. (2006): Die Walnussgewächse. Die NeueBrehm-Bücherei, 591 S.

Schenck, A. (1939): Fremdländische Wald- und Parkbäume. 3.Band: Die Laubhölzer. 640 S.

Schmidt, O. (1995): Die Japanische Flügelnuss Pterocarya rhoi-folia. Forst und Holz 50, S. 677–678

ar. Die Weltjahresproduktion hat sich in den letzten25 Jahren annähernd verdoppelt und liegt aktuell bei1,6 Millionen Tonnen. China ist mittlerweile mit knapp500.000 Tonnen Jahresernte der größte Produzent anWalnüssen vor den USA (308.000 Tonnen, über 95 Pro-zent davon in Kalifornien), die bis in die neunzigerJahre des letzten Jahrhunderts Hauptproduzent waren.

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Die Walnuss (Juglans regia): Systematik, Verbreitung und Morphologie

Abbildung 9: Rübenartig verdickte Pfahlwurzel eines Walnuss-Sämlings (Foto: G. Aas)

China 188.000 119.000 499.000 2.654

USA 87.075 178.720 308.440 3.542

Türkei 76.667 122.000 129.614 1.691

Iran 65.000 6.000 150.000 2.308

Frankreich 16.614 31.000 36.479 2.196

Österreich 6.000 11.122 18.137 3023

Deutschland 4.439 14.299 17.661 3.979

Italien 4.000 42.800 16.000 4.000

Schweiz 1.924 5.000 2.543 1.322

Rest 209.329 265.474 456.259 2.180

Summe 659.048 795.415 1.634.133 2.480

Fläche [ha] Produktion [t] Produktivität [kg/ha]

2006 1980 2006 2006

Tabelle 1: Juglans regia: Anbaufläche (Jahr 2006)und Jahresproduktion anNüssen (mit Fruchtschale,Jahre 1980 und 2006) dervier Länder mit der größtenAnbaufläche sowie einigeneuropäischen Staaten (Quelle: FAO)

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Blüten Ende April, Mai (Anfang Juni), zusammen mit dem

Laubaustrieb; einhäusig verteilt, windbestäubt; männ-

liche Blüten in langen, hängenden, walzenförmigen

Kätzchen aus Blütenknospen der vorjährigen Triebe;

weibliche eher unscheinbar zu 1 bis 5 in ährigen Blüten-

ständen an diesjährigen Trieben, mit zwei großen, weiß-

lichen oder rötlichen Narben

FrüchteSamenreife September und Oktober; die einsamige

Nuss von einer glatten, dicken, grünen, zur Reifezeit auf-

platzenden Schale umgeben; Nuss kugelig bis oval, mit

stark verholzter, hellbrauner, seicht gefurchter, aus zwei

Hälften (selten aus drei Teilen) verwachsener Schale;

Samen besteht zum größten Teil aus den beiden gefal-

teten Keimblättern

BewurzelungSämlinge mit sehr kräftiger und tief reichender, rüben-

artiger Pfahlwurzel; später Herzwurzelsystem

HöchstalterEtwa 150 Jahre

Chromosomenzahl2n = 32

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Steckbrief Walnuss (Juglans regia)

GestaltIm Bestand bis 35 m, im Freistand bis 20 (25) m hoch;

BHD bis 1m, Krone breit, abgerundet

TriebeKräftig, anfangs spärlich rostfarben behaart, bald kahl,

glänzend olivbraun, mit hellen Lentizellen; Blattnarben

sehr groß; Mark quer gekammert (Trieb längs anschnei-

den!)

KnospenGrau- bis schwarzbraun, nur mit wenigen Knospen-

schuppen, Endknospe größer als Seitenknospen, diese

entweder kugelige Laubknospen (oft mit Beiknospen)

oder zapfenförmige Blütenknospen

BlätterSpiralig angeordnet, unpaarig gefiedert mit fünf bis

neun ovalen, ganzrandigen Blättchen, Endblättchen ge-

stielt und größer als seitliche; zerrieben stark aromatisch

riechend; im Austrieb oft rötlich

RindeAnfangs glatt, hell- bis silbergrau; Borke tief rissig, dun-

kelgrau

gerte Generationen von Studierenden. Lange Zeit galt

die Walnuss als Steinfrucht, weil man annahm, die

grüne, fleischige Hülle sei die äußere Schicht der Frucht-

wand (Exokarp) und die harte, holzige Schale die inne-

re (Endokarp). Dies entspräche exakt dem Bauplan ei-

ner Steinfrucht wie bei Kirsche.

Morphologische Untersuchungen (Markowski 2006)

bestätigten nun, was man schon früher vermutete: Die

grüne Hülle der Walnuss entsteht nicht aus dem Frucht-

knoten, sondern aus den Trag- und Vorblättern des Blü-

tensprosses und ist deshalb nicht Teil der Fruchtwand

im botanischen Sinne. Die Walnuss hat demnach eine

komplett verholzte Fruchtwand (Perikarp) und ist eine

Nuss so wie Haselnuss oder Eichel.

(Foto: K. Martin)

Die Walnuss: Nuss oder Steinfrucht?

Ist die Walnuss eine Nuss oder eine Steinfrucht? Diese

Frage beschäftigte bis vor kurzem Systematiker und är-

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Die Walnuss (Juglans regia): Systematik, Verbreitung und Morphologie

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Die Walnuss (Juglans regia): Systematik, Verbreitung und Morphologie

KeywordsJuglans regia, Juglandaceae, morphology, fruit produc-tion

SummaryPresented are the systematics of Persian Walnut (Jug-lans regia, Juglandaceae), its position within the genus,its natural and anthropogenic distribution, ecology,relevant morphological and reproductive traits as wellas its global economic importance for fruit production.

Volksrätsel

Zur schönen, warmen Sommerzeitda trage ich ein grünes Kleid.Doch wenn erst kommt der Herbst daher,trag' ich das grüne Kleid nicht mehr.Ich trage dann ein Kleid von Stein,ein Hammerschlag dringt kaum hinein,und kommt die liebe Weihnachtszeit,so trag' ich gar ein golden Kleid,das zieht mir dann das Kindchen ausund ißt mich selbst zum Weihnachtsschmaus.

(Foto: U. Conrad)

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zu rekonstruieren, wie dies Renault-Miskovsky und ande-re (1984) versuchten.

Funde von Nüssen und Holz verweisen ebenfalls nichtzwingend auf ein lokales Vorkommen. Denn sowohlWalnüsse als auch Gegenstände aus Nussbaumholzkonnten über weite Distanzen transportiert werden unddann dort in Sedimente gelangen, in denen man sieheute findet. Einzelnachweise von Pollenkörnern, aberauch von diversen Makroresten sind daher mit Vorsichtzu interpretieren.

Die Walnuss im Eiszeitalter

Populationen von Bäumen, aus denen heutige Walnuss-bestände hervorgegangen sind, kamen am Ende desTertiärs vielerorts in Europa vor. In den Kaltphasen desEiszeitalters gingen alle Bäume nördlich der Alpen ein.

SchlüsselwörterWalnuss, Ausbreitungsgeschichte, Holozän, Pollen-analysen

ZusammenfassungIm Holozän gehörte die Walnuss ursprünglich nicht zurFlora Mitteleuropas. Mutmaßliche Vorgänger der heuti-gen Populationen kamen dagegen am Beginn des Eis-zeitalters nördlich der Alpen vor. In vielen TeilenEuropas wurde der Baum in den letzten Jahrtausendenangepflanzt. Er gedeiht vielerorts hervorragend. Darauskann abgeleitet werden: Die klimatischen Vorausset-zungen für ein Wachstum des Baumes sind in weitenTeilen Europas gegeben. Die eingeschränkte Verbrei-tung der Walnuss im Holozän hat daher keine klimati-schen Ursachen. Natürlicherweise hatte die Walnussihre autökologischen Verbreitungsgrenzen bei weitemnicht erreicht. Die Ausbreitung durch den Menschendürfte dazu geführt haben, dass die Walnuss heute anvielen Orten (wieder) vorkommt, an denen sie natür-licherweise vorkommen würde, wenn es nicht zu deneinschneidenden Änderungen der Vegetation im Eis-zeitalter gekommen wäre.

Pollenfunde - kein eindeutiger Nachweis

Die Verbreitungsgeschichte der Walnuss (Juglans re-gia) lässt sich anhand der Dokumentation von Pollen-funden sowie Nachweisen von Makroresten (Nüsse,Holz) nachzeichnen. Allerdings bestehen dabei Proble-me. Einzelne Pollenkörner können aus größerer Entfer-nung an einen Fundort herbeigeweht worden sein. Vorallem in größeren Höhen der Gebirge ist dies zu beob-achten (Küster 1994). Der Wind transportiert Pollen-körner vor allem in höheren Schichten der Atmosphä-re. Einzelne isolierte Pollenfunde sind daher keinezwingenden Nachweise dafür, dass Nussbäume in derNähe eines Pollenprofils gestanden haben (z. B. Pollen-nachweis am Grünsee in Tirol; Welten 1982). Weil dieWalnuss zu Beginn des Eiszeitalters vielerorts in Europavorkam, könnten alte Pollenkörner des Baumes inHöhlen-Ablagerungen eingeschwemmt worden sein.Daher eignet sich die Beachtung von Höhlensedimen-ten nicht dazu, die Verbreitungsgeschichte der Walnuss

Die Verbreitungsgeschichte der WalnussHansjörg Küster

Abbildung 1: Alter Nussbaum im Winter (Foto: U. Conrad)

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Jahre alte Nachweise aus Portugal (Van den Brink undJanssen 1985). Man geht jedoch allgemein davon aus,dass die Walnuss im Mittelmeerraum erst in den letztenein bis zwei Jahrtausenden vor Christi Geburt heimischwurde, und zwar als kultivierte Pflanze. Menschenbrachten sie aus dem Osten des Mittelmeerraumes inden Westen und pflanzten sie an. Darauf verweisenFunde aus Griechenland (Bottema 1974; Athanasiadis1975), von Korsika (Reille 1977), aus Norditalien (Scaife1987; Schneider 1978) und vom Rand der Pyrenäen(Jalut 1978). Weitere Funde von Walnusspollen, die indie letzten Jahrtausende vor Christi Geburt datieren,stammen aus Ungarn (Zólyomi 1971; Járai-Komlodi 1968)und nördlich angrenzenden Regionen (Rybnícková undRybnìcek 1972; Jankovská 1970, 1980). Es ist gut möglich,dass die Walnuss damals in der pannonischen Ebeneangepflanzt wurde. Darauf verweisen auch Makrorest-nachweise aus dem gleichen Gebiet (z. B. Hajnalová1983).

Auf Grund der Ausbreitung in den Mittelmeerraum undder Verwehung einzelner Pollenkörner dürfte in denletzten beiden Jahrtausenden vor Christi Geburt Wal-nusspollen auch in etlichen Pollenprofilen im Alpen-

Nur in den südeuropäischen Refugialgebieten konntenWalnussbäume die kalten Perioden des Eiszeitaltersüberdauern (Lang 1994). Bald bestanden nur noch imäußersten Südosten Europas, vor allem im Kaukasus-gebiet, Refugien der Walnuss. Natürlicherweise konntesie sich in den Warmphasen des späteren Eiszeitaltersnicht mehr nach Mitteleuropa ausbreiten, und offenbarwurde sie damals auch im westlichen Mittelmeergebietnicht heimisch.

Die Ausbreitung der Walnuss nach der letzten Eiszeit

Für die frühe Nacheiszeit wurde die Walnuss tatsäch-lich dort nachgewiesen, wo sie ihre eiszeitlichen Refu-gien hatte, im Kaukasus (Serebryanny und Malyasova1981) und in der östlichen Türkei (Van Zeist und Wold-ring 1978). Im Südosten Europas kommt sie mindestensseit etwa 7.000 Jahren vor, beispielsweise in Bulgarien(Filipova 1985; Bozilova und Beug 1992). Es gibt zwar auchfrühe Nachweise aus einem Bohrkern, der der Adriaentnommen wurde (Grüger 1975), frühholozäne Fundeaus Norditalien (Schneider 1978) sowie ungefähr 6.000

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Die Verbreitungsgeschichte der Walnuss

Abbildung 2: Weibliche und männliche Blüten der Walnuss(Fotos: U. M. Lang, Quelle: Pretzsch, H. (1995): Juglans re-gia. In: Schütt, P. et al.: Enzyklopädie der Holzgewächse)

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Die Verbreitungsgeschichte der Walnuss

Abbildung 3: Freistehenderalter Nussbaum (Foto: H. Pretzsch)

Ausblick

Damit lässt sich klar zeigen: Nicht die aktuellen Stand-ortsbedingungen begrenzen das natürliche Areal derWalnuss. Sie kann an vielen Orten gedeihen, an denensie von Natur aus nicht vorkommt. Die starke Eingren-zung ihres Verbreitungsgebietes geht allein auf die star-ken Klimaschwankungen des Eiszeitalters zurück. Wäh-rend der anschließenden Warmzeiten war es für dieWalnuss nicht möglich, wieder bis an ihre früheren Are-algrenzen vorzustoßen. Dazu reichte möglicherweisedie Länge einer Warmzeit nicht aus. Man kann heutebereits - auch abgesehen von potentiellen Klimaände-rungen - in den meisten Gegenden Mitteleuropas mitErfolg Nussbäume pflanzen.

Literatur

Ammann-Moser, B. (1975): Vegetationskundliche und pollenana-lytische Untersuchungen auf dem Heidenweg im Bielersee. Bei-träge zur geobotanischen Landesaufnahme der Schweiz 56,Bern

Athanasiadis, N. (1975): Zur postglazialen Vegetationsentwick-lung von Litochoro Katerinis und Pertouli Trikalon (Griechen-land). Flora 164, S. 99–132

Bortenschlager, S. (1966): Pollenanalytische Untersuchung desDobramoores in Kärnten. Carinthia II, 76/156, S. 59–74

Bottema, S. (1974): Late Quarternary vegetation history of North-western Greece. Dissertation Groningen

raum abgelagert worden sein. Doch könnten dieseFunde auch darauf verweisen, dass in der Bronze- undEisenzeit gelegentlich Nussbäume nördlich des Mittel-meergebietes angepflanzt wurden. Pollenfunde stam-men vom Südostrand der Alpen (Bortenschlager 1966;Kral 1980; Sercelj 1971), aus Südtirol (Seiwald 1980), Grau-bünden (Burga 1980, 1987; Heitz 1975), vom Alpenrhein(H.P. Wegmüller 1976), aus dem Gotthardgebiet (Zollerund andere 1966), dem Wallis (Markgraf 1969; Welten1977, 1982), vom Schweizer Jura (S. Wegmüller 1966),aus dem Schweizer Mittelland (Ammann-Moser 1975;Heeb und Welten 1972; Hufschmid 1983; Lüdi 1957; Rösch1983; Wegmüller und Lotter 1990; Welten 1952) und Süd-bayern (Küster 1988). Die wenigen frühen Funde ausanderen Gebieten stehen zu isoliert, um daraus auf einVorkommen des Baumes in vorrömischer Zeit schlie-ßen zu können.

Die weitaus meisten Funde von Pollenkörnern undMakroresten der Walnuss stammen aus der Römerzeitund aus dem Mittelalter. Sie bestätigen die bereits alteAnsicht (z. B. Hegi o. J.), dass Nussbäume seit der Rö-merzeit oder dem Mittelalter in vielen Teilen Europasangepflanzt wurden. Der Baum kann selbst in der geo-graphischen Breite von Trondheim und Vaasa noch an-gebaut werden (vgl. Hegi o.J.).

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Die Verbreitungsgeschichte der Walnuss

Bozilova, E.; Beug H.-J. (1992): On the Holocene history of vege-tation in SE Bulgaria (Lake Arkutino, Ropotamo region). Vege-tation History and Archaeobotany 1, S. 19–32

Burga, C.A. (1980): Pollenanalytische Untersuchungen zur Vege-tationsgeschichte des Schams und des San Bernardino-Pass-gebietes (Graubünden, Schweiz). Dissertationes Botanicae 56,Vaduz

Burga, C.A. (1987): Gletscher- und Vegetationsgeschichte der Süd-rätischen Alpen seit der Späteiszeit. Denkschriften der Schwei-zerischen Naturforschenden Gesellschaft 101, Basel/Boston

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Abbildung 4: Junger Nussbaum (Foto: M. Blaschke)

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Die Verbreitungsgeschichte der Walnuss

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KeywordsWalnut, Holocene, pollen analysis, distribution

SummaryDuring the Holocene walnut was not indigenous inCentral Europe. But potential ancestors of present dayJuglans regia were occurring north of the Alps in thebeginning of the Pleistocene. In many parts of Europewalnut is successfully planted. Therefore it can be con-cluded that the climatic conditions for walnut growingare satisfactory in many parts of Europe. The restrictionof the walnut growing area during the Holocene is notclimatically induced. Juglans regia did not reach itsautecological distribution limits again.Planting resultedin the fact that walnut is nowadays (again) occurring inan area where it possibly would occur without thePleistocene climatic changes.

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ten, wie zahlreiche Plantagen in Rheinhessen, an derMosel oder im Kölner und Stuttgarter Raum beweisen.

Vermehrung der Nussbäume

Nüsse können bereits im Herbst ausgesät werden. Dieswird vor allem in den USA praktiziert. Die von derFruchthülle befreiten Walnüsse müssen im Freilandzum Schutz vor Kahlfrösten mit einer Sägemehlschichtabgedeckt werden. Sie können aber auch im Gewächs-haus bei über 18°C ausgesät werden und keimen dannin der Regel bereits nach drei Wochen. Die Schwarz-nuss wird mit der Fruchthülle in acht bis zehn Zentime-ter tiefe Rillen gesät. Dies ist vorteilhaft, denn dieFruchthülle der Schwarznuss lässt sich nur schlechtentfernen. Dem Schutz vor Mäusen kommt bei derHerbstaussaat eine besondere Bedeutung zu.

Für die Frühjahrsaussaat werden die Nüsse bei cir-ca Null bis vier Grad Celsius mäusesicher und luftig ge-lagert. Ab März wird in gut vorbereitete Beete in fünfbis zehn Zentimeter tiefe Rillen gesät. Der Boden sollleicht, gut zu durchwurzeln und ausreichend mit Was-ser versorgt sein. Es ist am Besten, wenn die Nüssewaagrecht mit der Spitze nach vorne liegen, weil der

SchlüsselwörterVermehrung der Walnuss, Unterlagen, empfehlenswer-te Walnuss-Sorten für private, aber auch professionelleNutzung, allgemeine Kulturansprüche

ZusammenfassungDer Walnussanbau ist in den letzten Jahren zurückge-gangen. Dabei profitiert die Walnuss auf Grund ihresWärmebedarfs vermutlich vom Klimawandel. Den Wal-nuss-Sorten könnte eine stärkere Bedeutung zukom-men, weil sie bei guter Fruchtqualität schneller fruch-ten. Der Beitrag befasst sich mit den Besonderheitender Vermehrung und bewertet die zur Zeit gängigenSorten in Deutschland. Darüber hinaus enthält er Hin-weise zur optimalen Kulturführung von Walnüssen.

Der Walnuss wurde in den letzten Jahrzehnten nichtganz die Beachtung geschenkt, die sie eigentlich ver-dient hätte. Vielen Leuten wird sie im Hausgarten zugroß oder es dauert zu lange, bis sie Früchte trägt. Die-se Argumente sind häufig zu hören. Dabei ist die Nach-frage in unserem Land nach Walnüssen sehr groß. Diejährliche Einfuhrmenge von ungefähr 20.000 Tonnenbelegt dies eindrucksvoll. Dabei kann die erwerbsmä-ßige Walnusskultur landwirtschaftlichen oder Obstbau-betrieben eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative bie-

Gärtnerische Aspekte zur WalnussKlaus Körber

Abbildung 1: Nussbaum-plantage in der Dordogne(Foto: D. Grosser)

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Keimling in dieser Stellung den geradesten Trieb unddie geradeste Wurzel entwickelt. Die Samen laufen re-lativ langsam ab Mai auf. Die Keimlinge erreichen imersten Jahr eine Höhe von ungefähr zehn bis 40 Zenti-metern. Nach dem ersten Kulturjahr müssen sie entwe-der verpflanzt oder unterschnitten werden, sonst bildensie eine zu starke Pfahlwurzel aus.

Veredelung

Aus Samen vermehrte Walnussbäume liefern häufigerst nach zehn bis 15 Jahren nennenswerte Erträge. Au-ßerdem lässt sich die Qualität ihrer Nüsse nicht vorher-sehen. Sowohl die Ertragsleistung, aber auch dieFruchtqualität (Geschmack und Fruchtgröße) kannstark schwanken. Darüber hinaus unterscheiden sichdie Frosthärte im Allgemeinen und die Spätfrostgefähr-dung einzelner Sorten beträchtlich.

Aus diesen Gründen wurde schon frühzeitig begonnen,qualitativ hochwertige Sorten zu selektieren, die nur mitHilfe vegetativer Vermehrungsmethoden ihre positivenEigenschaften an die Nachkommenschaft weiterverer-ben. Dabei stellte sich im Laufe der Jahre die Verede-lung der Walnuss als bester Weg heraus, erbgleiche

Nachkommenschaft zu erzielen. In der Praxis erwiesensich verschiedene Möglichkeiten des Veredelns alstauglich. Das erfolgreiche Veredeln von Walnüssen istjedoch im Vergleich zu anderen Obstarten wie Apfeloder Kirsche wesentlich komplizierter. Es erfordert sehrdetaillierte Kenntnisse sowie viel Fingerspitzengefühlim Umgang mit Pflanzen.

Nach älteren Angaben aus Geisenheim (Maurer 1951)fruktifizieren veredelte Walnüsse bereits ab dem zwei-ten oder dritten Standjahr. Ab dem achten bis zehntenJahr trägt ein Baum 15 bis 30 und mit dem beginnen-den Vollertragsstadium ab dem 15. Standjahr bis zu 40Kilogramm (Trockengewicht) Nüsse pro Jahr. Darauserrechnen sich Erträge von bis zu fünf Tonnen (Tro-ckengewicht) pro Hektar und Jahr.

Unterlagen

Die Edelsorten lassen sich sowohl auf Juglans regia alsauch auf Juglans nigra veredeln.

Juglans regia-Unterlagen eignen sich für leichtere undtrockenere Standorte. Sie ergeben größere Bäume mitstärkerem Wuchs, sind im Vergleich zur Schwarznusslanglebiger und lassen sich auf Grund der besserenWurzelbildung leichter verpflanzen. Deshalb bieteneinige Baumschulen größere Nussbäume auf dieserUnterlage an. Häufig werden selektierte Klone als Un-terlage verwendet.

Juglans nigra-Unterlagen werden als frosthärter einge-stuft. Die Bäume bleiben kleiner und kommen aufschwereren und feuchteren Böden besser zurecht. DieVerträglichkeit beim Veredeln ist im Vergleich zu Ju-glans regia-Unterlagen mit den gängigen Sorten besser.Im Allgemeinen wird mit einer Lebensdauer von nur30 Jahren gerechnet. Dennoch wurden einige Bäume50 Jahre alt. Im Alter steigt die Unverträglichkeit der bei-den Veredelungspartner.

In den USA treten Probleme mit dem Cherry Leaf RollVirus auf.

In Frankreich wurden virustolerante Unterlagen ausKreuzungen von Juglans nigra mit Juglans regia entwi-ckelt. Sie lassen sich sehr gut über Gewebekulturen ver-mehren und zeichnen sich durch eine hohe Wüchsig-keit aus.

Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

Abbildung 2: Keimpflanze(Zeichnung: U. M. Lang,Quelle: Pretzsch, H. (1995):Juglans regia. In: Schütt, P.et al.: Enzyklopädie derHolzgewächse)

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Okulation im Freiland

Eine weitere Veredelungsmethode bei der Walnuss istdie in Geisenheim entwickelte Sommerveredelung mit-tels Ring- oder Plattenokulation (Maurer 1951). Das Oku-lieren sollte nur in Regionen mit einem wärmeren Kli-ma durchgeführt werden.Die aus einem Samen gezogene Unterlage, meist einausgelesener Klon von Juglans regia, wird nach demersten Jahr auf den Endabstand verpflanzt, steht daszweite Jahr auf dem Vermehrungsbeet und wird erst imdarauffolgenden dritten Jahr veredelt. Zu diesem Zeit-punkt ist die Unterlage daumenstark.

Das Edelreis ist ein gut entwickeltes, nicht ausgetriebe-nes Auge von einem vorjährigen, kräftigen Trieb („schla-fendes Auge“). Es wird mit einem Doppelmesser, ei-nem Spezialmesser mit zwei parallelen Klingen,herausgeschnitten.

Als Besonderheit bei der Walnuss wird eine relativ gro-ße, rechteckige Rindenfläche herausgelöst und hinterdem Auge zusätzlich noch ein Holzschildchen mit he-rausgeschnitten. Es schützt das Auge besser vor demAustrocknen, das herausgelöste Edelreisrechteck ist invollem Umfang anwuchsfähig. Nun wird an der Unter-lage etwa zehn Zentimeter über dem Wurzelhals eingleich großes Rindenfenster herausgeschnitten und das

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Maschinelle Walnussveredelung: der Omega-Schnitt

Diese Veredelungsart kann im November/Dezemberoder im zeitigen Frühjahr durchgeführt werden. Sie ge-lingt sowohl mit der Walnuss als auch mit der Schwarz-nuss als Unterlage.Mit Hilfe einer Rebenveredlungsmaschine mit Omega-Schnitt wird aus der einjährigen Unterlage und demebenfalls einjährigen Edelreis ein Schnitt in Form desgriechischen Buchstabens Omega herausgestanzt. Bei-de Teile passen haltbar zusammen. Die Veredelungs-stelle wird anschließend mit flüssigem Wachs ver-schlossen.

Die veredelten Pflanzen werden in feuchten Torf einge-packt und ungefähr drei Wochen bei 30 bis 32 Grad Cel-sius in einem warmen Raum aufgestellt. Im günstigstenFall sind danach 30 Prozent der Veredelungen mit ei-nem Kallusring zusammengewachsen. Nach dem Sor-tieren werden die Jungpflanzen frostsicher aufgestellt.Ab April können sie ins Freiland ausgepflanzt und wei-terkultiviert werden. Nach dem ersten Jahr auf demAcker werden die jungen Nussbäumchen verpflanzt.Danach stehen sie weitere zwei Jahre, in denen sie einstabiles Wurzelsystem aufbauen können, ohne nen-nenswerte Eingriffe auf dem Feld. Die „fertigen“ Pflan-zen werden im Herbst nach dem Laubfall ausgehobenund sollten möglichst schnell an den Endstandort ge-bracht werden. In Baumschulen werden sie häufig inContainer eingetopft, um das ganze Jahr über gepflanztwerden zu können.

Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

Omega-Veredelung(Aus: Bärtels, A. (1988)Gehölzvermehrung)

Plattenokulation (Aus: Bärtels, A. (1988) Gehölzvermehrung)

Ringokulation (Aus: Bärtels, A. (1988) Gehölzvermehrung)

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Wenn der weiche Trieb der Walnuss circa 30 bis 40Zentimeter lang ist, wird er auf einen kurzen Stummelzurückgeschnitten. Man entnimmt dann ein drei bisvier Zentimeter langes Edelreis aus einer weichen Trieb-spitze, belässt lediglich das oberste Blättchen undbringt die beiden Partner mittels Kopulation oder Ein-fügen des Edelreises in einen Spalt des Unterlagentrie-bes zusammen. Das Ganze wird mit einem Paraffinstrei-fen umwickelt, einer kleinen Plastikfolie umhüllt undbei 25 Grad Celsius im Gewächshaus aufgestellt. Nachwenigen Tagen bildet sich Kallus, nach drei Wochensind die beiden Partner verwachsen, die Plastikfoliekann entfernt werden. Die Jungpflanze wird im Früh-sommer ins Freiland gebracht und dort weiterkultiviert.

Die wichtigsten Sorten der Walnuss

Nr. 26: Geisenheimer WalnussDie aus Rüdesheim stammende Sorte wird auch für et-was schlechtere Standorte empfohlen. Auf Grund dessehr späten Austriebs bereiten ihr Spätfröste relativ we-nig Probleme, auch blüht sie meist erst nach den Eis-heiligen. Die Sorte ist sehr gesund - Bakterienbrand istbisher nicht nachgewiesen - und starkwüchsig. Die Er-träge sind durchaus zufriedenstellend.

Die Nüsse sind klein bis mittelgroß und von gutemGeschmack. Die Früchte fallen sehr sauber vom Baum,die sehr schöne, helle Schale muss nicht gewaschenwerden. Die Geisenheimer Walnuss neigt stark zur Apo-mixis, zur Befruchtung ist keine andere Sorte notwen-dig. Grundsätzlich wirkt sich jedoch das Vorhanden-sein einer anderen Befruchtersorte günstig aus.

Diese Sorte eignet sich als Einzelbaum für den Haus-garten, aber auch für spätfrostgefährdete Standorte.

Nr. 120: Moselaner WalnussDie in Güls an der Mosel gezüchtete großfruchtige Mo-selaner Walnuss ist eine der besten deutschen Sorten.Der mittelspäte bis späte Austrieb bewahrt sie in derRegel vor Spätfrostschäden. Sie eignet sich auch gut fürtrockene Standorte.

Diese Sorte sollte vorwiegend im Plantagenanbaueingesetzt werden, denn sie ist unbedingt auf Fremd-befruchtung angewiesen, außerdem anfällig für Mars-sonina und Bakterienbrand. Die Fruchthülle ist starkgefurcht und somit schwierig zu säubern. Von Marsso-nina befallene Schalen sind schwarz. Diese Nüsse las-sen sich nicht verkaufen, auch wenn der Kern hell ist.

Edelauge passend dazu eingefügt. Erstreckt sich daseingefügte Rechteck über den gesamten Umfang derUnterlage, spricht man von einer Ringokulation. Weildie Unterlage aber meistens stärker als das Edelreis ist,wird in diesem Fall nur ein Teil der Unterlage mit demEdelreisrechteck versehen. Diese Variante, die Platten-okulation, wird häufiger angewandt. In beiden Fällenwird die Veredelungsstelle mit einem Spezialgummi-band oder auch mit Bast verbunden.

Das Okulieren ist an zwei Terminen möglich:• Im Juni, „Veredelung auf treibendes Auge“; das Au-

ge treibt noch im gleichen Jahr aus; tiefe Winter-temperaturen wirken sich hier ungünstig aus.

• Um dieses Problem zu vermeiden, wird meist erst abMitte Juli bis Mitte August veredelt, „Okulation aufschlafendes Auge“; es bildet im selben Jahr zwar Kal-lus und verwächst, treibt aber nicht mehr aus undkommt „schlafend“ über den Winter. Die Edelsortetreibt erst im folgenden Jahr aus. Der Trieb kann biszu zwei Meter hoch werden (einjährige Veredelungauf einer vier Jahre alten Unterlage).

Winterveredelung von Hand

Die Vermehrung von Walnuss-Sorten ist mittels Kopu-lation möglich. Man nimmt dazu im Spätwinter ein-oder zweijährige nicht eingetopfte Sämlinge und bringtdiese mit einem einjährigen Edelreis der gleichen Stär-ke zusammen, mit langgezogenem Schnitt und mit Ge-genzunge zur Verbesserung der Stabilität. Wichtig ist,dass die beiden Veredelungspartner sich mit möglichstviel Kallusgewebe berühren. Die Veredelungsstellewird nicht verstrichen, die Pflanze im Sand-Torfgemischbei einer Bodentemperatur von 25 und einer Lufttem-peratur von 22 Grad Celsius unter Folie oder Glasabde-ckung im Gewächshaus weiterkultiviert.

Grünpfropfung

Eine relativ ungewöhnliche Vermehrungsmethode, diein den USA neben Juglans auch bei Carya, Quercus undCastanea angewandt wird, ist das Grünpfropfen. Eineüber den Winter trocken und luftig gelagerte Nuss (sie-he Abschnitt „Aussaat“) wird im März in einen Topf mitzwölf Zentimeter Durchmesser gesteckt und bei 20Grad Celsius im Gewächshaus zum Keimen gebracht.Parallel dazu werden Edelsorten in einem warmen Ge-wächshaus angetrieben, um weiche Triebspitzen für dieGrünpfropfung zu erhalten.

Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

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Nr. 1.239: Rote DonaunussDie rote Donaunuss aus Ybbs an der Donau hat alsBesonderheit eine rötlich gefärbte Kernhaut. In den letz-ten Jahrzehnten war sie die empfehlenswerte rote Sor-te mit gutem Ertrag und hervorragendem Geschmack.Sie kommt ohne Fremdbefruchtung aus. Bäcker bevor-zugen sie wegen der roten Farbe. Allerdings sind dieFrüchte relativ klein. Die Sorte ist spätfrostgefährdet,relativ anfällig gegenüber Marssonina und empfindlich.

Ab Herbst 2008 wird eine ebenfalls rote, sehr gutschmeckende, großfrüchtige Selektion aus Weinsbergim Handel sein.

Nr. 139: Weinheimer WalnussDie aus Weinheim an der Bergstraße stammende Sor-te trägt große, schöne, hellschalige wohlschmeckendeNüsse. Trotz des späten Austriebs und der damit ein-hergehenden geringen Spätfrostgefahr reifen die Früch-te sehr früh. Die Sorte neigt zu Apomixis und benötigtkeine Fremdbefruchtung. Sie eignet sich sowohl fürden Hausgarten als auch für den professionellen An-bau. Allerdings sollte die relativ große Anfälligkeit ge-genüber Marssonina in ungünstigen Jahren nicht ver-schwiegen werden. Der Wuchs ist als mittel bis starkeinzustufen, die Früchte hängen zum Teil traubenartigherab.

Nr. 286: Spreewalder WalnussDiese winterharte Sorte aus dem Spreewald ist jedochwegen des mittelfrühen Austriebs als spätfrostgefähr-det einzustufen. Daraus resultieren immer wieder Er-tragsschwankungen. Sie hat sich sowohl in Gebirgs-lagen als auch auf relativ armen und trockenen Stand-orten bewährt.

Auf guten Böden im warmen Weinbauklima leidetdie Sorte häufig unter Spätfrösten, im Herbst schädigenfrüh einsetzende Fröste das noch nicht genügend aus-gereifte Holz. Die Sorte neigt zu Apomixis, die Früchtereifen früh. Die Nüsse haben dünne Schalen, ihr Ge-schmack lässt während der Lagerung stark nach. DieAnfälligkeit gegenüber Marssonina ist relativ hoch.

Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

Abbildung 3: Früchte verschiedener Sorten (Foto: K. Duhan, Quelle:Pretzsch, H. (1995): Juglansregia. In: Schütt, P. et al.:Enzyklopädie der Holz-gewächse

Abbildung 4: Rotschalige Walnuss (Foto: pixelio, bbroianigo)

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le und sehr wohlschmeckend. Die Sorte eignet sich fürHausgärten, freie Landschaft und im Erwerb als Früh-sorte. Lediglich in Spätfrostlagen sollte sie nicht einge-setzt werden.

JupiterNach tschechischen Aussagen handelt es sich um einesehr ertragreiche, äußerst selbstfruchtbare Sorte ausValtice in Südmähren, deren Früchte nur auf schlech-ten Standorten in ungünstigen Sommern nicht ausrei-fen. Die Sorte trage schon ab dem zweiten Standjahrgroße Früchte mit gutem Geschmack.

Dies hat sich in unserem Klima bisher so nicht be-stätigt. Die Sorte ist anfällig für Marssonina, die Kernesind sehr oft braun und faulig, die Früchte fallen nichtsauber aus der Schale und die Nuss ist nur sehr schwerzu knacken. Der Ertrag war bisher nicht zufriedenstel-lend.

LakeDiese Sorte wird in den USA häufig angebaut. Sie bringtreiche und frühe Erträge, ist selbstfruchtbar, frosthartund von mittelstarkem Wuchs. Die Früchte sind großund wohlschmeckend. Die Sorte eignet sich hervorra-gend für den Hausgarten, aber auch für den Erwerb. Sie

Nr. 1.247: Kurmarker WalnussDiese Sorte aus Mehlen bei Forst in der Kurmark eig-net sich für Standorte außerhalb der Weinbaugebiete.Angeblich gedeiht sie auch noch gut in Regionen mithohen Niederschlägen sowie im Voralpenland. Die win-terharte Sorte ist starkwüchsig. Auf Grund ihres früh-zeitigen Austriebs ist sie in wärmebegünstigten Lagensehr stark spätfrostgefährdet, in ungünstigen Jahren istmit Totalausfall zu rechnen.

Die Kurmarker Walnuss braucht keine Befruchtersor-te und bringt auch bei ungünstigem Wetter zur Blüte-zeit gute Erträge. Die Sorte wird häufig von Marssoni-na, jedoch kaum von Bakterienbrand befallen. Diewohlschmeckenden Früchte reifen im Vergleich zu an-deren Sorten am Frühesten.

Esterhazy IIDiese altbekannte ungarische Sorte ist bei allen Ge-schmackstests immer an der Spitze zu finden. Sie istebenfalls nicht auf Fremdbefruchtung angewiesen. AufGrund des frühen Austriebs ist die Sorte spätfrostge-fährdet und deshalb im Plantagenanbau rückläufig.

Weinsberg 1Die schwachwüchsige Sorte trägt große Nüsse mit gu-tem Geschmack und dünner Schale (Papiernuss). Sieist weitgehend selbstfruchtbar und eignet sich in güns-tigen Lagen gut als Hausgartenbaum. Die Sorte treibtsehr früh aus und ist deshalb spätfrostgefährdet. In un-günstigen Lagen reifen die Früchte manchmal nichtganz aus. Sie ist empfindlich gegenüber Marssoninaund Bakterienbrand. Im Gebiet um Weinsberg wird siehäufig in Plantagen angebaut.

ApolloDiese Sorte wurde in der Züchtungsstation Valtice inSüdmähren selektiert. Sie ist selbstfruchtbar, eineFremdbefruchtung verbessert jedoch den Ertrag. DieFrüchte sind groß und wohlschmeckend. Die Sorte eig-net sich für wärmere und mittlere Lagen, für Hausgär-ten und Plantagen an Standorten mit geringer Spätfrost-gefahr.

ChampionDiese genügsame frühreifende Sorte wächst auch auftrockeneren Standorten und ärmeren Böden gut. Her-vorzuheben ist die hohe Widerstandsfähigkeit gegen-über Marssonina und der bakteriellen Blattflecken-krankheit. Auf Grund des frühen Vegetationsab-schlusses im Herbst reift die Sorte sehr gut aus und istwinterhart. Sie kann in Höhenlagen bis 800 Meter ge-pflanzt werden. Die Nüsse sind groß, mit dünner Scha-

Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

Abbildung 5: Knospe von Juglans ailanthifolia (Foto: U. Conrad)

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Seifersdorfer RundeDie ebenfalls aus Dresden-Pillnitz stammende, altbe-währte Sorte bringt eher kugelige, wohlschmeckendeFrüchte. Wegen der sehr frühen Blütezeit eignet sie sichfür Spätfrostlagen weniger. Gegen Winterfröste ist siesehr widerstandsfähig und reift auch in Höhenlagensehr gut aus. Die Sorte ist selbstfruchtbar.

Die Walnuss als Obstgehölz

StandortLagen mit hoher Winterfrostgefahr oder häufigen Spät-frösten eignen sich nicht. Bei Maifrösten genügen be-reits Null Grad Celsius, um erhebliche Schäden anLaub, Neutrieben und Blüten zu verursachen. Dieskann im ungünstigen Fall den Baum insgesamt schwä-chen und sich noch bis in den folgenden Winter hineinauswirken. Bei der Sortenauswahl ist die Frostempfind-lichkeit unbedingt zu berücksichtigen.

Für den Plantagenanbau sollte der Boden einem gu-ten landwirtschaftlichen Boden entsprechen. Zu mei-den sind extrem schwere, kühle und nasse Böden und

hat sich in Mähren, aber auch in Württemberg in gutenbis mittleren Lagen sehr gut bewährt. Allerdings stehendie Früchte an der Schale manchmal etwas offen, sodass Wasser eindringen und sich Schimmel bildenkann.

MarsDie sehr gesunde, anfangs eher langsam wachsendeSorte stammt aus Zelesice in Südmähren. Die Früchtesind groß, wohlschmeckend und reifen jedes Jahr gutaus. Der Ertrag beginnt ab dem vierten oder fünftenStandjahr und ist dann aber gut. Die Sorte wird auchfür etwas höhere Lagen empfohlen.

Die männlichen und weiblichen Blüten blühen zumgleichen Zeitpunkt und können sich selbst befruchten.

Ockerwitzer LangeDiese großfruchtige Sorte aus Dresden-Pillnitz ist frost-hart und gedeiht auf Grund ihrer frühen Reife auch inhöheren Lagen. Sie ist selbstfruchtbar, Fremdbefruch-tung steigert jedoch die Erträge.

Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

Abbildung 6: Knospen kurz vor und während des Austriebs(Fotos: U. M. Lang, Quelle: Pretzsch, H. (1995): Juglans regia.In: Schütt, P. et al.: Enzyklopädie der Holzgewächse)

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Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

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gut beschattetem Stamm wird als günstiger angesehen.Ab dem achten Standjahr wird ein regelmäßiger Schnittder Krone empfohlen. Die Walnuss verträgt nicht nur inden Sommermonaten, sondern auch nach der Ernte imnoch belaubten Zustand einen relativ scharfen Schnitt.Die Wunden sollten allerdings mit einem Verschluss-mittel behandelt werden.

Im Herbst kann bis Mitte November in den noch war-men Boden gepflanzt werden. Die Bäume bilden wäh-rend des Winters schon Wurzeln und haben im darauf-folgenden Frühjahr weniger Probleme mit der Wasser-versorgung. Die Frühjahrspflanzung ist in klimatischungünstigen Lagen vorzuziehen, um die Jungpflanzennicht sofort strengen Wintertemperaturen oder kaltnas-sen Böden auszusetzen. In diesem Falle kommt der aus-reichenden Bewässerung der jungen Bäume eine nochstärkere Bedeutung zu.

Der Boden sollte vor dem Pflanzen circa 60 Zentime-ter tief und 80 Zentimeter breit ausgehoben werden. DieVerwendung einer guten Pflanzerde wirkt sich auf dasAnwachsergebnis sehr günstig aus. Die Wurzeln soll-ten sauber angeschnitten, aber nicht zu stark eingekürztwerden, um möglichst wenig Masse zu verlieren. EinBaumpfahl ist ebenso notwendig wie das Zäunen derAnlage zum Schutz vor Rehwild.

Der Wasserversorgung kommt in den ersten Jahreneine große Bedeutung zu, eine Mulchschicht auf derBaumscheibe wirkt sich günstig aus. Kann bewässertwerden, ist Grüneinsaat in der Fahrgasse möglich. An-sonsten ist in den ersten Jahren ein offener Boden imWurzelbereich und eine nur flache Bodenbearbeitungempfehlenswert. Die verpflanzten Nussbäume vertra-gen in den ersten Jahren keine Wurzelkonkurrenz. Erstab dem zweiten oder dritten Standjahr ist mit kräftigemWachstum zu rechnen.

Der Pflanzabstand wird bei der Verwendung vonJuglans nigra als Unterlage mit 7 x 8 oder auch 7 x 9

das Grundwasser sollte nicht höher als 80 Zentimeteranstehen. Die Walnuss wächst zusammen mit der Ess-kastanie auf relativ sauren Standorten, kommt aberauch genauso auf Muschelkalkstandorten mit pH-Wer-ten über 7 gut zurecht. Die VeredelungsunterlageJuglans regia wird allgemein mehr für trockene Stand-orte, Juglans nigra eher für feuchte Standorte genannt.

Walnüsse werden in Europa in Regionen mit einerdurchschnittliche Jahrestemperatur von 10,5 bis 15,5Grad Celsius erwerbsmäßig angebaut. Diese Tempera-turen werden selbst in den günstigsten GebietenDeutschlands nicht erreicht. Trotzdem wäre eine Aus-dehnung der Walnussproduktion auf guten Standortenin der Bundesrepublik durchaus möglich. Derzeit pflan-zen einige Betriebe in Deutschland Walnüsse im gro-ßen Stil erwerbsmäßig an. Fachleute stimmen darinüberein, dass sich auch bei uns hochwertige Nüssewirtschaftlich produzieren lassen. Die Erderwärmunghat jetzt schon dazu geführt, dass die Walnuss in denletzten zehn Jahren wesentlich regelmäßiger gefruch-tet hat als früher.

PflanzungMeist werden veredelte Bäume gepflanzt. Dabei sollteman nicht vergessen, dass die Wurzeln der Jungpflan-zen vier Jahre alt sind. Die Walnüsse gehören zu denPflanzen, die sich im Alter immer schlechter verpflan-zen lassen.

Diese Stämme können bis zu zwei Meter hoch sein,das Seitenholz sollte belassen werden, weil es alsFruchtholz den frühen Ertrag bringt. Ein Erziehungs-schnitt ist nicht notwendig, lediglich beschädigte Trie-be bzw. störende Gabeln werden entfernt. Im zweitenJahr nach der Pflanzung schneidet man die Seitentrie-be unterhalb von 80 bis 100 Zentimetern ab. Der Hoch-stamm ist nicht die optimale Baumform für den Planta-genanbau. Die Kultur der Bäume als Stammbüsche mit

Abbildung 7: Schlitzblättrige Schwarznuss (Foto: U. Conrad)

Abbildung 8: Rotlaubige Walnuss Juglans regia purpurea(Foto: U. Conrad)

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tigt werden. In diesem Fall sollte man im Frühjahr denStickstoffgehalt des Bodens bestimmen, um eine Über-düngung der Nussbäume zu vermeiden.

Krankheiten und SchädlingeDie Walnuss ist im Vergleich zu anderen Obstarten re-lativ wenig anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge,in Ertragsanlagen erfordert der Pflanzenschutz keinengroßen Aufwand.

Marssonina juglandis (Gnomonia leptostyla)Die Marssonina-Krankheit tritt vor allem in kühl feuch-ten Jahren auf. Sie ist an dunkelbraunen bis schwärzli-chen Flecken sowohl auf dem Blatt als auch auf dernoch grünen Fruchthülle zu erkennen. Im Unterschiedzum Bakterienbrand Pseudomonas juglandis kann derMarssonina-Pilz nicht in die Früchte eindringen. DiePilzsporen überwintern in der Nebenfruchtform (Gno-monia) auf abgefallenem Laub und in den Fruchthül-len. Deren Entfernung senkt den Pilzbefall im Folgejahrdeutlich.

Pseudomonas juglandisDer Bakterienbrand kann leicht mit Marssonina ver-wechselt werden. Er tritt ebenfalls verstärkt bei feuch-ter Witterung auf, die dunklen Flecken sind etwas grö-ßer, eckiger und können den größten Teil der Frucht-hülle befallen. Das Bakterium ist in der Lage, in denKern einzudringen. Er weicht auf, wird schwarz und un-genießbar.

Die Bekämpfung ist schwierig, weil in Deutschlandgenerell keine Pflanzenschutzmittel für Bakterienkrank-heiten zugelassen sind.

Ernte und AufbereitungWalnüsse dürfen nur vollreif geerntet werden, manmuss warten, bis die Früchte von selbst aus der Hülleherausfallen („Fallernte“). Unreife Früchte dürfen nichtabgeschlagen werden, denn beim Trocknen schrumpftder Kern extrem zusammen, die Frucht ist wertlos. DieFrüchte werden aufgesammelt, einmal kurz in Wassergewaschen, dann in dünnen Schichten auf Lattenrostegelegt und regelmäßig gewendet. Die Nüsse dürfen nurmit Kaltluft getrocknet werden, warme Ofenluft eignetsich nicht. Der Trocknungsvorgang, bei dem die Nüsse40 bis 60 Prozent des Rohgewichtes verlieren, dauertwitterungsabhängig zwei bis sechs Wochen. Je schnel-ler die Früchte trocken sind, desto weniger ist mitSchimmelbildung im Lager zu rechnen.

Metern angegeben. Dies entspricht circa 160 bis 180Bäumen je Hektar.

Für auf Juglans regia veredelte Pflanzen werden10 x 10, besser 10 x 12 Meter empfohlen. Bei diesemVerband müssen 90 bis 100 pro Hektar gepflanztwerden. Trotz unterschiedlicher Baumzahl sind bei bei-den Varianten ähnliche Erträge - bis zu fünf Tonnen(Trockengewicht) je Hektar - zu erzielen. Da die jungenBäume in den ersten zehn Jahren den Standraum nochnicht ausfüllen, kommt eventuell eine kurzlebige Obst-art wie Sauerkirschen oder auch Äpfel als Zwischenkul-tur in Frage. Walnüsse können im Plantagenanbauungefähr 50 Jahre kultiviert werden.

DüngungDie Düngung der Walnuss unterscheidet sich kaum vonder anderer Obstgehölze. Der jährliche Stickstoffbedarfder Pflanzen liegt zwischen 50 und 80 Kilogramm proHektar und sollte in der ersten Jahreshälfte verabreichtwerden. Zu späte Stickstoffgaben hemmen das Ausrei-fen der Jahrestriebe und machen sie frostanfälliger.Kaliumgaben fördern das Ausreifen und sind im Hin-blick auf die Winterhärte als günstig einzustufen. Einregelmäßiges Einbringen organischer Substanz zurFörderung der Humusbildung ist positiv zu bewerten,muss aber bei der Düngebilanz unbedingt berücksich-

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Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

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Abbildung 9: Junge Blätter (Foto: U. Conrad)

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Gärtnerische Aspekte zur Walnuss

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KeywordsPropagation, rootstocks, the best varieties of Juglansregia, how to cultivate Juglans regia

SummaryThe number of trees of Juglans regia decreased withinthe last years. But Juglans regia is considered to be agood tree in respect of global warmth. The varieties ofJuglans regia are very interesting because they fructifyearlier and they have a good quality.

The text describes the propagation by seed and bygrafting techniques. It compares the different varietiesof Juglans regia and shows, how Juglans regia shouldbe treated in culture.

Literatur

Bärtels, A. (1988): Gehölzvermehrung, Verlag Eugen Ulmer,370 S.

Schütt, P. et al. (1995): Enzyklopädie der Holzgewächse. ecomedVerlag, Landsberg am Lech

Krüssmann, G. (1978): Die Baumschule. Verlag Paul Parey,656 S.

Lucas (2002): Anleitung zum Obstbau. Verlag Eugen Ulmer,448 S.

Maurer, K. J. (1951): Die Walnuss Freilandveredlung. VerlagBayerischer Landesverband für Obst und Gartenbau e.V., 32 S.

Maurer, K. J. (1968): Schalenobst Anbau. Verlag Eugen Ulmer,102 S.

Schaarschmidt, H. (1988): Die Walnussgewächse. A. ZiemsenVerlag, 116 S.

Schmid, H. (1982): Veredeln der Obstgehölze. Verlag EugenUlmer, 180 S.

Trueb, L. (1999): Früchte und Nüsse aus aller Welt. VerlagS. Hirzel, 274 S.

www.walnussveredlung.dewww.nussspezialist.de

Nr. 26 ja gering sehr gesund klein bis mittel, gut für Hausgärten, aber auch putzt sich schön auf etwas schlechteren Standorten

Nr. 120 nein gering Marssonina, großfruchtig, vorwiegend für ErwerbsanbauBakterienbrand gute Qualität

Nr. 139 ja gering Marssonina frühreif, schöne, gut für Hausgärten, nur in große Nuss feuchten Jahren Probleme

Nr. 1.239 ja möglich Marssonina kleinere Frucht, ab 2008 großfruchtige Selektionguter Geschmack, rote Kernhaut

Nr. 1.247 ja sehr hoch Marssonina frühreifend, für ungünstige (Höhen-) Lagen,guter Geschmack im Weinbauklima zu viel Spätfrost

Esterhazy II ja sehr hoch Marssonina sehr guter stark rückläufige TendenzGeschmack

Weinsberg 1 ja hoch Marssonina, große Nuss mit kleinkronigste Sorte, etwas Bakterienbrand dünner Schale schwächer im Wuchs, nicht ganz

problemlos

Lake ja gering sehr edle Frucht gut für Hausgärten und Plantagenanbau

Mars ja gering sehr gesund große Früchte, gut für Hausgärten, auch auf guter Geschmack etwas schlechteren Standorten

Sorte Selbst- Spätfrostgefahr Blattgesundheit Fruchteigenschaft Sonstige Bemerkungen

fruchtbar im Weinbauklima

Tabelle 1: Vergleich von Walnuss-Sorten; Grundlage: Erfahrungen aus dem Standort „Weinbauklima“

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hören Marssonina juglandis und Phyllosticta juglandis.Marssonina juglandis bildet kleine dunkelbraune bisschwarze Punkte mit einem gelben Rand. Bei feuchtemWetter breitet sich der Pilz auch auf die Früchte und diejungen unverholzten Triebe aus. Ein massiver Befallkann eine vollständige Entlaubung der Bäume bereitsim August hervorrufen. In der Folge führt dies zu leich-ten Zuwachsverlusten. Allerdings sind unmittelbare le-tale Schäden kaum zu erwarten. Microstroma juglandisverursacht große weiße Blattflecken (Ellis und Ellis 1985).

Auch die Früchte der Walnuss bieten verschiedenen Pil-zen Nährboden. Häufig fallen diese Pilze nur alsschwarze Flecken auf der fleischigen, grünen, äußerenFruchtschale auf. Im schlimmsten Fall vernichten sieaber auch eine ganze Ernte. Zu ihnen zählen Vertreterder Gattungen Fusarium, Septoria und Cytosporina.

An den Trieben und Stämmen verursachen Pilze hinund wieder Krebse. Dies tritt insbesondere nach Ver-letzungen, z. B. durch Zwieselschnitte, auf. Dabei eta-blieren sich oftmals die Rotpustelkrankheit Nectriacinnabarina sowie verwandte Arten, beispielsweise derScharlachrote Pustelpilz N. coccinea und N. ditissima(Brandenburger 1985).

Zu den Wurzelfäuleerregern an der Walnuss zählen vorallem Hallimascharten Armillaria sp. (Müller-Kroehling2000).

SchlüsselwörterInsekten, Pilze, Walnuss, Marssonina, Mykorrhiza

ZusammenfassungVor allem die Inhaltsstoffe schränken die Insektenfau-na an der Walnuss stark ein. Aus Deutschland sind bis-her keine phytophagen Käfer oder Schmetterlingsrau-pen an den Blättern der Walnuss bekannt. Im Holzwerden zwar das Blausieb und der Weidenbohrer ver-einzelt beobachtet, Borkenkäfer oder Frischholzbesied-ler kommen an Walnüssen jedoch nicht vor. Auf denBlättern verursachen einige pilzliche Erreger Blattfle-cken, die die Bäume nur wenig beeinflussen. Ein Befallder Früchte kann allerdings den Ausfall der Ernte nachsich ziehen. Auch wenn viele alte Walnussbäume imKernholz teilweise massive Fäulen zeigen, ist die Zahlder bisher beobachteten Holzpilze an der Walnussnoch sehr gering.

Schädlinge vom Keimling bis zur Wurzel

Erreger der Umfallkrankheit können bereits die Sämlin-ge befallen. Dazu zählen Arten aus der Gattung Phy-tophthora wie auch Arten der höheren Pilze aus denGattungen Rhizoctonia und Rosellinia (Brandenburger1985).

An den Blättern der Walnuss treten mehrere Erregervon Blattflecken auf. Zu den häufigeren Vertretern ge-

Pilze und Insekten an der WalnussMarkus Blaschke und Heinz Bußler

Abbildung 1: Rötende Tramete Daedaleopsis confragosa(Foto: U. Conrad)

Abbildung 2: Zottiger Schillerporling Inonotus hispidus (Foto: U. Conrad)

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Pilze und Insekten an der Walnuss

Eine mögliche Gefahr für viele Arten der GattungJuglans stammt aus den USA. Eine Art aus der GattungSirococcus ruft eine Krebserkrankung („Butternutcancer“) hervor. Sie führt im Nordosten der USA teil-weise zu erheblichen Ausfällen bei der Butternuss(Schröder et al. 2002a, 2002b). Infektionsversuche zeig-

ten, dass dieser Pilz auch die heimische Walnuss be-fallen kann. Juglans regia ist sogar als hochanfällig ein-zustufen. Dieser Krebs kann zum vollständigen Abster-ben der Bäume führen. Aus diesem Grund wurde derPilz auch auf die Liste der Quarantäneschädlinge, der„EPPO alert list“, gesetzt.

Zersetzer an der Streu und am Holz

Auch in der Laubstreu leben Pilze. Gnomonia lepto-styla, die Hauptfruchtform von Marssonina juglandis,findet sich von März bis April auf den herabgefallenenBlättern (Ellis und Ellis 1985). Hier zersetzt der Pilz dieBlattstreu so weit, bis sich die Sporen wieder auf dasfrische Grün der nächsten Vegetationsperiode ausbrei-ten können.

Krieglsteiner (1999) beobachtet bei seinen mykologi-schen Arbeiten im Naturraum Mainfränkische Plattenur 20 Arten, die die Walnuss besiedeln. Zu ihnen zäh-len drei Rindenbewohner sowie 17 holzbesiedelnde Ar-ten, darunter die Rötende Tramete Daedaleopsis con-fragosa, der Zottige Schillerporling Inonotus hispidus,

Abbildung 3: Die Hexenbutter Exidia glandulosa (Foto: M. Blaschke)

Abbildung 4: Der Samtfußrübling Flammulina velutipes (Foto: M. Blaschke)

Abbildung 5: Das Kugelförmige Stummelfüßchen Crepidotus cesatii (Foto: M. Blaschke)

Abbildung 6: Der Graugelbe Rauchporling Bjerkanderafumosa (Foto: M. Blaschke)

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Walnussblätter für Insekten ungenießbar

In Deutschland sind keine phytophagen Käfer oderSchmetterlingsraupen bekannt, die sich von den gerb-stoffhaltigen Walnussblättern ernähren können. In Ös-terreich und Südeuropa findet man auch an der Walnussden größten mitteleuropäischen Schmetterling, das Wie-ner Nachtpfauenauge (Saturnia pyri). Sonstige Glieder-füßler sind an Walnussblättern selten. Nicht vom Blatt-gewebe, sondern saugend von den Säften in denLeitungsbahnen ernährt sich die Walnuss-FilzgallmilbeEriophyes erineus. Häufig besiedeln Raupen des heimi-schen Apfelwicklers (Cydia pomonella) das von derBlattfleckenkrankheit Marssonina juglandis befallene,abgestorbene Gewebe der grünen Fruchthüllen.

Schäden am lebenden Holz der Walnuss verursachenmanchmal der Weidenbohrer (Cossus cossus) und dasBlausieb (Zeuzera pyrina). Borkenkäfer oder sonstigeFrischholzbesiedler, die bei uns vitale Walnussbäumebefallen, sind nicht bekannt. Auch im ursprünglichenVerbreitungsgebiet der Baumart ist nur der SplintkäferScolytus gretschkini gelegentlich an Walnuss aufgetre-ten (Pfeffer 1995).

Im abgestorbenen Holz der Walnuss können dagegeneine Vielzahl heimischer Käferarten leben. Es handeltsich meist um polyphage Arten heimischer Laubbäu-me, häufig mit einer gewissen Präferenz für Eichen oderBuchen. Von den Fruchtkörpern der holzzersetzendenPilze ernähren sich holzpilzbesiedelnde Käferarten, siesind jedoch nicht an die Baumart gebunden, sondernan den Pilz.

Ältere Walnussbäume werden auf Grund von Pilzbefalloftmals kernfaul, dadurch entstehen im Laufe der Jah-re Mulmhöhlen. Sie beherbergen eine hochspezialisier-te und bedrohte Fauna. Auch der Eremit (Osmodermaeremita), prioritäre Anhangart der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, findet sich als Schirm- und Flaggschiffartdieser Strukturgilde in hohlen Walnussbäumen (Raniuset al. 2005).

Bevorzugt in den hohlen Zweigen alter Walnussbäumewarm trockener Gebiete (z. B. Oberrheinebene) lebtdie Stöpselkopf-Ameise (Colobopsis truncatus) (Göß-wald 1985). In Bayern wurde auch die seltene xylobi-onte Vierpunkt-Ameise (Dolichoderus quadripunctatus)schon häufiger auf Walnussbäumen nachgewiesen.

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der Treppenförmige Steifporling Oxyporus populinusund der Brandkrustenpilz Ustulina deusta. Ebenfallsnur neun holzbesiedelnde Arten beobachteten Derbschund Schmitt (1987) im Saarland, neben dem Rotpustel-pilz, dem Zottigen Schillerporling, der Rötenden Trame-te auch den Rillstieligen Seitling Pleurotus cornucopiae.Ein weiterer bekannter Holzzersetzer an der Walnussist die Ochsenzunge Fistulina hepatica. In der Haller-tau wurden im Januar 2008 die Hexenbutter Exidiaplana und als klassischer Winterpilz der Samtfußrüb-ling Flammulina velutipes an den Zweigen von Wal-nussbäumen beobachtet. Das Kugelförmige Stummel-füßchen Crepidotus cesatii wuchs an dünnen undmittelstarken Zweigen, der Graugelbe RauchporlingBjerkandera fumosa an Walnussstämmen.

Mykorrhiza-Symbiose zur Sicherung des Lebensraumes

Die Walnuss bildet mit Mikropilzen Ektomykorrhizenvom Typ der VA-Mykorrhiza, bei der die Pilze in Formvon rundlichen Vesikeln und baumförmig verzweigtenArbuskeln in die Wurzelzellen der Bäume eindringen.Auch Ektomykorrhizen mit einigen Großpilzen kom-men vor.

Auch Flechten bieten viele Walnussbäume auf ihrerRinde einen Lebensraum, zum Beispiel der häufigenBlattflechte Xanthoria polycarpa.

Pilze und Insekten an der Walnuss

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Abbildung 7: Die Blattflechte Xanthoria polycarpa (Foto: M. Blaschke)

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Schröder, T.; Kehr, R.; Hüttermann, A. (2002a): Sirococcus-Krebsder Walnuss - eine Gefahr für den europäischen Walnussanbau?Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes 54 (1),S. 5–12

Schröder, T.; Kehr, R.; Hüttermann, A.; Blaschke, M. (2002b): ZurUnterscheidung von Nectria-Krebs und Sirococcus-Krebs an Wal-nussbäumen. In: Dujesiefken, D.; Kockerbeck, P.: Jahrbuch derBaumpflege 2002, Thalacker Medien

KeywordsInsects, fungi, walnut, Marssonina, mycorhiza

SummaryThe walnut's insect fauna is largely reduced by its verycomposition. In Germany, no phytophagous beetles orbutterfly caterpillars are known to feed on the leavesof walnut trees. While Zeuzera pyrina and goat moth(Cossus cossus) have been seen occasionally on wal-nut tree wood, bark beetles or fresh wood beetles donot feed on walnut trees. Although some funghal agentscause spots to appear on the leaves these hardly haveany effects on the trees at all. However, an infestationof the nuts can lead to a loss of the crop. Even thoughmany old walnut trees are affected by decay which canbe extensive, at times, the number of wood funghihitherto observed on walnut trees is very small.

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Literatur

Brandenburger, W. (1985): Parasitische Pilze an Gefäßpflanzenin Europa. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart und New York

Derbsch, H.; Schmitt, J.A. (1987): Atlas der Pilze des Saarlandes,Teil 2: Nachweise, Ökologie, Vorkommen und Beschreibungen.Natur und Landschaft im Saarland, Sonderband 3

Ellis, M. B.; Ellis, J. P. (1987): Microfungi on Land Plants. CroomHelm, London und Sydney

EPPO (2007): EPPO A1 List of pests recommended for regula-tion as quarantine pests, http://www.eppo.org/QUARANTINE/listA1.htm#SIROCJ (Stand: Januar 2008)

Gößwald, K. (1985): Organisation und Leben der Ameisen. Wis-senschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart

Krieglsteiner, L. (1999): Pilze im Naturraum MainfränkischePlatten und ihre Einbindung in die Vegetation. RegensburgerMykologische Schriften, Band 9

Müller-Kroehling, S. (2000): Erfahrungen mit Nuss-Erstaufforstun-gen im niederbayerischen Tertiärhügelland. AFZ/Der Wald 23,S. 1.251–1.254

Pfeffer, A. (1995): Zentral- und westpaläarktische Borken- undKernkäfer (Coleoptera: Scolytidae, Platypodidae). Pro Entomo-logia, Naturhistorisches Museum Basel, S. 106

Ranius, T.; Aguado, L. O.; Antonsson, K.; Audisio, P.; Ballerio, A.;Carpaneto, G. M.; Chobot, K.; Gjurasin, B.; Hanssen, O.; Huijbregts,H.; Lakatos, F.; Martin, O.; Neculiseanu, Z.; Nikitsky, N. B.; Paill, W.;Pirnat, A.; Rizun, V.; Ruicanescu, A.; Stegner, J.; Süda, I.; Szwalko,P.; Tamutis, V.; Telnov, D.; Tsinkevich, V.; Versteirt, V.; Vignon, V.;Vögeli, M.; Zach, P. (2005): Osmoderma eremita (Coleoptera,Scarabaeidae, Cetoniinae) in Europe. Animal Biodiversity andConservation 28.1, S. 5–6

Pilze und Insekten an der Walnuss

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Abbildung 8: Der EremitOsmoderma eremita (Foto: T. Bittner)

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Konkurrenzbaumarten unterlegen und besitzt eine ge-ringere Konkurrenzkraft als Schwarznuss und Hybriden.Sie eignet sich besonders zur Aufforstung landwirt-schaftlicher Flächen, in der Feldflur und am Waldrand.

Anbaumöglichkeiten

Nussbaumhölzer erfreuen sich einer stetigen Nachfra-ge bei hohen Erlösen (Tabelle 1). Für den forstlichenAnbau sind Walnuss, Schwarznuss und Hybriden be-sonders interessant, da sie bei guten Wuchsleistungenqualitativ hochwertiges Holz erwarten lassen (Becquey1991; Sauter, Feldmann und Mahler 1994).

Die Anbaumöglichkeiten im Wald sind beschränkt, las-sen sich aber deutlich ausweiten. Eine Aussage überdas insgesamt mögliche Standortsspektrum (Klimaund Boden) der hier vorgestellten Nussbaumarten istauf Grund fehlender Erfahrung nicht möglich. Traditio-nell werden Nussbäume in Weinbaugebieten und de-ren Randbereichen angebaut. Auf tiefgründigen, gutdurchlüfteten, frischen und nährstoffreichen Böden mitpH-Werten zwischen (5) 6 und 8 zeigen die Nussbäu-me gute Wuchsleistungen (Mettendorf, Franke und Wid-maier 1996; Schaarschmidt 1999; Rink 1992). Die Schwarz-nuss beansprucht beste Auwaldstandorte, gedeiht aberauch auf tiefgründigen, gut durchlüfteten Lehmböden.Sie toleriert kurzfristige Überflutungen. Nach Rink (1992)muss die Durchwurzelungstiefe mehr als 0,8 Meter be-tragen. Für Walnuss und Hybriden werden generellsehr gute und gute, allenfalls mittlere Standorte emp-fohlen. Becquey (1991) sieht für die französischen Ver-hältnisse die Hybriden im Vergleich zur Walnuss alsweniger anspruchsvoll hinsichtlich des Standortes.

Spätfrost gefährdet alle vorgestellten Nussbaumarten.Dies kann zu ungünstigen Wuchsformen führen, des-halb sollten ausgesprochene Spätfrostlagen gemiedenwerden. Wegen der Gefahr des Hallimaschbefalls wirdin Frankreich dazu geraten, die Walnuss nicht auf Wald-böden anzubauen (Becquey 1991). Die Gefährdungdurch Hallimaschbefall ist bei den Hybriden geringerals bei der Walnuss, bei der Schwarznuss ist sie insge-samt als gering einzustufen.

SchlüsselwörterWalnuss, Schwarznuss, Hybridnuss, Wertholz, Astung

ZusammenfassungDie Möglichkeit der Produktion hochwertigen Nuss-baumholzes im Wald und in der Feldflur wird darge-stellt. Sowohl die Ansprüche an den Standort als auchdie begrenzte Anzahl von Pflanzen bzw. Saatgut geeig-neter Herkünfte schränken den Anbau ein. Für die Wert-holzproduktion erscheinen Walnuss (Juglans regia),Schwarznuss (Juglans nigra) und Hybriden besondersinteressant, da sie bei guten Wuchsleistungen qualitativhochwertiges Holz erwarten lassen. Anhand langfristi-ger Versuchsflächen der Forstlichen Versuchs- und For-schungsanstalt Freiburg (FVA) und der Eidgenössi-schen Technischen Hochschule Zürich (ETH) werdenaktuelle Empfehlungen zu Herkunftswahl, Bestandesbe-gründung, Kultursicherung, Z-Baumauswahl, Freistel-lung, Astung und Astungszeitpunkt gegeben. Für denAnbau der Walnuss werden besonders geeignete Her-künfte aus ihrem Ursprungsgebiet empfohlen. Bewähr-te Schwarznussbestände in den Rhein- und Donauauenliefern ausreichend Saatgut. Bei den Hybriden sind dreiSorten der Intermedia-Hybride (Juglans nigra x Juglansregia) und eine Handelssorte der Garavel- Hybride (Ju-glans major x Juglans regia) im Handel. Empfohlen wirddie Pflanzung in weiten Reihenverbänden (Reihenab-stand 5 bis 14 m) mit Pflanzenzahlen von 100 (Hybri-den) bis maximal 1.000 pro Hektar. Bei jährlicher Kul-tursicherung, frühzeitiger Freistellung und Astung ist esmöglich, nach circa 50 Jahren Wertholz zu ernten. AufGrund der Höhenentwicklung und der daraus abgelei-teten Konkurrenzkraft können Hybriden und Schwarz-nuss in Mischbestände mit anderen Laubbäumen inte-griert werden. Die Walnuss ist im Höhenwachstum den

Nussbäume zur WertholzproduktionAndreas Ehring und Oswald Keller

Nuss 1.258 1.358 1.019 531 505 502

Bergahorn 1.146 1.014 1.094 379 353 379

Eiche 758 742 693 461 438 461

Holzart Furnier ¤/fm Teilfurnier ¤/fm

2006 2005 2004 2006 2005 2004

Tabelle 1: Durchschnittliche Holzerlöse der Jahre 2004 bis2006 auf der Markgräfler Wertholzsubmission (Quelle:Bericht über die 41. Markgräfler Wertholzsubmission2006, Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald)

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Herkunftswahl

Die Wahl geeigneter Herkünfte entscheidet über denErfolg des Anbaus. Die folgenden Herkunftsempfehlun-gen entsprechen dem aktuellen Stand der Forschungund der Pflanzen- bzw. Saatgutverfügbarkeit.

Walnuss (Juglans regia)

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Walnuss liegt inSüdwest- und Mittelasien, im östlichen Mittelmeergebietund auf der Balkanhalbinsel.

Die Züchtung und Selektion der Walnuss zielte über-wiegend auf die Fruchtproduktion, die Holzproduktionwar zweitrangig. Verschiedene forstliche Anbauversu-che mit „heimischen“ Walnusssorten zeigten besten-falls befriedigende Resultate (Fischer 1953; Müller 1997).An der Professur für Waldbau der ETH Zürich unterLeitung von Prof. Schütz wurde die Arbeitshypotheseaufgestellt, dass die Walnuss in ihrem Ursprungsgebietnoch als Waldbaum vorkommt und entsprechend güns-tigere Eigenschaften für die Produktion von Wertholzaufweisen sollte als unsere Kulturformen (Rotach 1994).In Obfelden im Kanton Zürich wurde 1984 ein Versuchmit verschiedenen Walnuss-Provenienzen aus dem ur-sprünglichen Verbreitungsgebiet (hier Himalayagebietin Indien und Pakistan) angelegt. Diese Walnussprove-nienzen zeigen beeindruckende Qualitäten, insbeson-dere im Hinblick auf die Wipfelschäftigkeit (Abbil-dung 1). Lüthy (2005) ermittelte im Alter 22 bei mittle-ren Oberhöhen von 17 Metern und mittleren Durchmes-sern der jeweils 100 stärksten Walnussbäume pro Hekt-ar von 22 Zentimetern bei der Herkunft Dachigam(Kaschmir, Indien) 41 Prozent und bei der HerkunftManshi (Pakistan) 38 Prozent der Walnussbäume mitsehr guter Stammqualität. In Zusammenarbeit mit derETH Zürich legte die FVA Freiburg, ArbeitsbereichForstpflanzenzüchtung, eine Samenplantage mit Plus-bäumen aus diesem Versuch an. Wir hoffen, in fünfJahren die ersten Nüsse ernten zu können. Für die sehrgute Zusammenarbeit bedanken wir uns herzlich beiden Schweizer Kollegen.

Im Rahmen des internationalen Nussbaumprove-nienz- und Sortenversuchs von 1995 zeigt die französi-sche Herkunft Lozeronne eine überraschend gute api-kale Dominanz (Mettendorf 1999). Die ungarischenHerkünfte A117 und T2 scheinen Erfolg versprechend(Bernyi et al 1991). Beim Vergleichsanbau von Ertrags-sorten aus dem deutschen Nusssortiment sowie Absaa-ten bewährter Einzelbäume empfiehlt Müller (1997) dieAbsaaten der Sorten Nr. 120 (Güls/Mosel), Nr. 26 (Gei-senheim/Rüdesheim) und Nr. 139 (Weinheim/Berg-straße) für weitere Anbauversuche.

Schwarznuss (Juglans nigra)

Die Heimat der Schwarznuss (Abbildung 2) liegt imOsten Nordamerikas. Dort besitzt sie ein großes Ver-breitungsgebiet und ein vor allem klimatisch gesehenweites Standortsspektrum.

Aus der Zeit um 1900 stammen erste forstliche Ver-suchsanbauten in den Auwäldern an Rhein und Donau.Dort stehen beeindruckende Schwarznussbestände mithervorragenden Qualitäten. Wir empfehlen, das meistreichlich vorhandene Saatgut von bewährten Bestän-den zu ernten (z. B. Breisach, Philippsburg, Straßburg,Colmar, Lampertheim).

HybridnussUnter diesem Begriff sind verschiedene Kreuzungen in-nerhalb der Familie der Juglandaceae (Walnussge-wächse) zusammengefasst. Sie sind forstlich inter-essant, da sie häufig bessere Wuchsleistungen zeigenals ihre Eltern (Abbildung 3). Drei Handelssorten derIntermedia-Hybride (Juglans nigra x Juglans regia) –

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Nussbäume zur Wertholzproduktion

Abbildung 1: 25-jährige Walnuss, Herkunft Lolab-Tal (In-dien), Versuchsfläche der ETH Zürich bei Obfelden, BHD24 cm, Höhe 17 m, astfreie Schaftlänge 8,5 m; HansjörgLüthy betreut diesen Versuch seit dem Stecken der Nüsse.(Foto: A. Ehring)

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Bestandesbegründung

Empfohlen wird die Pflanzung von einjährigen, 40 bis60 oder 60 bis 80 Zentimeter großen Sämlingen. DasPflanzverfahren muss sich nach der Wurzelgröße derNussbäume (50 cm!) richten. Gepflanzt werden kannmit Spaten, Pflanzlochbohrer oder Kleinbagger. Nurüberlange Seitenwurzeln und beschädigte Wurzelteilewerden mit einer scharfen Schere beschnitten.

Nusskulturen sind keine klassischen Forstkulturen. ImUnterschied dazu werden wenige, genetisch gesicher-te Pflanzen ausgebracht, geschützt, gepflegt und geför-dert. Um Kultur- und Pflegekosten zu reduzieren, ratenwir zu weiten Reihenverbänden mit Abständen von fünfbis 14 Metern zwischen den Reihen. Die Hybriden er-wachsen relativ homogen. Die Pflanzen sind teuer (dreibis sieben Euro je Stück) und stehen nur in begrenz-tem Umfang zur Verfügung. Deshalb werden Pflanzen-zahlen von 100 bis 250 pro Hektar empfohlen. Dies ent-spricht beispielsweise Pflanzverbänden von 14 x 7 bis10 x 4 Metern. Walnuss und Schwarznuss wachsennicht so homogen auf wie die Hybriden, trotzdem ge-nügt es, 250 bis maximal 1.000 Stück pro Hektar zupflanzen. Dies entspricht beispielsweise Pflanzverbän-den von 10 x 4 bis 5 x 2 Metern. Bei der Erstaufforstunglandwirtschaftlicher Flächen sollten „Treibhölzer“ wiez. B. Weiden (Steckhölzer), Erlen, Linden, Hainbuchenmitgepflanzt werden.

RENI, NG23, NG38 – sowie eine Handelssorte derGaravel-Hybride (Juglans major x Juglans regia) –MJ209 – stehen in begrenztem Umfang im Handel zurVerfügung (Ehring 2005).

Konkurrenzkraft der Nussbaumarten

Nussanbauten im Wald stehen in Konkurrenz zu ande-ren Laubbäumen. Entscheidend für ihre Konkurrenz-kraft ist das jeweilige Höhenwachstum.

Die Walnuss kann als Lichtbaumart zweiter Ordnungmit anderen Laubbäumen in der Jugend zwar im Hö-henwachstum mithalten, bleibt jedoch im Durchmes-serzuwachs zurück. Deshalb muss sie im Waldbestandals Mischbaumart laufend begünstigt bzw. in Reinbe-ständen angebaut werden (Ehring und Keller 2006).

Die Schwarznuss und die Hybriden zeigen ein ver-gleichbares, teilweise sogar besseres Höhenwachstumals die einheimischen Laubbäume (Abbildung 4), des-halb können sie in Mischbestände integriert werden.

Nussbäume zur Wertholzproduktion

Abbildung 3: Elfjährige Hybridnuss, Handelssorte RENI,Forstamt Rastatt (Foto: A. Ehring)

Abbildung 2: Circa 100-jährige Schwarznuss, ForstamtLampertheim (Südhessen) (Foto: A. Ehring)

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33LWF Wissen 60

Nussbäume zur Wertholzproduktion

Kultursicherung

Alle Nussbäume sind sehr empfindlich gegen dichtenGrasfilz, sie „verhocken“ und kommen nicht richtig insZiehen. Eine Baumscheibe von etwa einem MeterDurchmesser sollte von dichtem Graswuchs freigehal-ten werden (Hacken, Mulchen, Fräsen oder Herbizide).Nussbäume werden nicht verbissen, aber gefegt, des-halb muss ein Fegeschutz angebracht werden. Die Er-fahrungen mit Wuchshüllen sind sehr unterschiedlich,vermutlich wegen der teilweise mangelnden Belüftung.

Aus diesem Grund scheinen sich Netzhüllen besser zueignen. Bei Verletzungen der Terminalknospe (z. B.Frost, Dürre) tritt häufig Zwieselbildung auf. Die Zwie-sel werden mit einer scharfen Schere geschnitten. DieNussbäume reagieren als ausgesprochene Lichtbaum-art sehr empfindlich auf Seitendruck und zeigen dannungünstige Wuchsformen und Schiefstand, deshalbsollten entlang der Pflanzreihen Gassenschnitte geführtwerden.

Abbildung 4: Höhenwachs-tumskurven von Buche(dGZ 11)und Esche (dGZ 8)auf Spitzenstandorten imVergleich mit bestandesspe-zifischen Höhenentwicklun-gen von Intermedia- (INu 1),Schwarz- (SNu 6) und Wal-nuss-Beständen (WNu 1)auf Spitzenstandorten amKaiserstuhl (Versuchsflächender FVA)

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35

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0

0 15 20 25 30 35 40 45 50 55

Alter

Mit

telh

öh

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)

BU DGZ 11

ES DGZ 8

INU 1

SNU 6

WNU 1

Abbildung 5: Beziehungzwischen Kronenschirmflä-che und Brusthöhendurch-messer eines unter starkerBuchenkonkurrenz erwach-senen Schwarznuss-Bestan-des (SNu 6) im Alter von 36 Jahren und eines vor-wüchsigen Intermedianuss-Bestandes (INu 1) im Altervon 40 Jahren (Versuchs-flächen der FVA)

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Brusthöhendurchmesser (cm)

Kro

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fläc

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(m2 )

INU 1

SNU 6

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34 LWF Wissen 60

Abbildung 6: „Vorher“: 12-jährige Intermedianuss, Handels-sorte RENI, Forstamt Rastatt, BHD 14 cm, Höhe 10,5 m(Foto: O. Keller)

mittelt. Dies entspricht bei einem Zieldurchmesser von55 Zentimetern einer maximal möglichen Anzahl von71 Z-Bäumen pro Hektar.

Astung

Weite Verbände und/oder starke Freistellung verhin-dern das rechtzeitige Absterben der Äste am unterenSchaft. Um eine ausreichende astfreie Schaftlänge zuerreichen, ist eine Grünastung notwendig. Eine natürli-che Astreinigung im Dichtstand reduziert den Durch-messerzuwachs erheblich und ist deshalb nicht zuempfehlen (Ehring und Keller 2006).

Die teilweise auftretende Wasserreiserbildung sowieSaftfluss („Bluten“) führten in der Forstpraxis zur Fragedes richtigen Astungszeitpunktes. Um dies zu klären,wurde eine Astungsversuchsfläche eingerichtet, auf derWalnussbäume jeweils zur Mitte der Monate Februar,Juni, August und November geastet wurden. Die aus-führlichen Ergebnisse zum Einfluss des Astungszeit-punktes auf Überwallung, Holzverfärbung und Pilzin-fektion (Metzler und Ehring 2006) sowie zu Wasser-

Z-Baumauswahl und Freistellung

Bei circa acht Metern Oberhöhe können 100 bis 120Z-Baumanwärter pro Hektar ausgesucht, freigestellt undgeastet werden. Endgültig ausgewählt, geastet sowienach und nach von Konkurrenten freigestellt werdendie Z-Bäume (60 bis 80 pro Hektar) ab einer Oberhöhevon etwa 13 (Walnuss) bzw. 16 bis 18 Metern (Schwarz-und Hybridnuss). Den engen Zusammenhang zwi-schen Kronenschirmfläche und Brusthöhendurchmes-ser verdeutlicht Abbildung 5. Der Schwarznussbestand(SNu 6) erwuchs bis zum Alter 36 unter dem Einflussstarker Buchenkonkurrenz, die Förderung des Kronen-ausbaus wurde vernachlässigt und auf diese Weise dasDickenwachstum gebremst. Im Gegensatz hierzu wuch-sen die stärksten Bäume des Intermedianussbestandes(INu 1) weitgehend ohne stärkeren Konkurrenzeinflussauf und erreichten im Alter 40 bereits Durchmesserüber 50 Zentimeter. Auf Grund dieser Zusammenhän-ge lässt sich die Anzahl der möglichen Z-Bäume bei ei-nem definierten Zieldurchmesser ableiten. So wurdenin dem vorwüchsigen Intermedianussbestand für Brust-höhendurchmesser von 55 Zentimetern durchschnitt-liche Kronenschirmflächen von 140 Quadratmetern er-

Abbildung 7: „Nachher“: Bei der dynamischen Astung wur-den bis circa 4 m Höhe alle und in der verbleibenden Kronedie stärksten Äste entnommen. (Foto: O. Keller)

Nussbäume zur Wertholzproduktion

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reiserbildung und jährlichem Radialzuwachs (Ehringund Metzler 2005) wurden veröffentlicht.

Unter Einhaltung der aufgestellten Astungsregeln (Ta-belle 2) ist eine Grünastung problemlos möglich. Einoptimaler Astungszeitpunkt kann aus diesen For-schungsarbeiten nicht abgeleitet werden. Wir raten, dieNussbäume im Frühsommer/Sommer oder im Spätwin-ter zu asten. Zu beachten ist, dass die Bäume im Früh-sommer und Sommer in vollem Saft stehen und des-halb die Gefahr für Verletzungen und Rindeneinrissesehr hoch ist. Eine Astung im Spätwinter kann je nachWitterungsverlauf zum „Bluten“ der Nussbäume führen,die Bäume erleiden dadurch aber keinen Schaden(Dujesiefken 2001).

Die Astungsintervalle richten sich nach den Aststärken(maximal vier Zentimeter). Um zu große Astdurchmes-ser zu vermeiden, sollten stärkere Äste aus der verblei-benden Krone entnommen werden (dynamische As-tung, Abbildungen 6 und 7). Bei starkwüchsigen Bäu-men sind jährliche Astungsdurchgänge notwendig.

Empfohlen wird bei Walnuss eine Astung auf fünf bissechs, bei Schwarz- und Hybridnuss auf sechs bis zehnMeter Höhe. Nach der Astung sollten mindestens 50Prozent der Baumhöhe als grüne Krone verbleiben.

Literatur

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Schaarschmidt, H. (1999): Die Walnussgewächse. Die NeueBrehm-Bücherei, Bd. 591, 170 S.

35LWF Wissen 60

Nussbäume zur Wertholzproduktion

Astung mit Leitertechnik und scharfer Säge

Maximale Aststärke 4 cm o.R.

Schnitt auf Astring

Vermeidung von Rindeneinrissen, ggf. durch vorherigesStummeln

Mindestens 50 Prozent der Baumhöhe verbleiben als grüne Krone

Tabelle 2: Astungsregeln beim Walnuss-Astungsversuchder FVA

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venances. Experimental black nut stands on the Rhineand Danube floodplains yield ample seed crops. Of thehybrids, there are three commercial varieties of the In-termedia-hybrids (Juglans nigra x Juglans regia) andone commercial variety of the Garavel-hybrid (Juglansmajor x Juglans regia). Recommended is the plantingof nut trees in wide rows (5-14 m spacing) with plan-ting density from 100 (hybrids) to max. 1000 per ha.With yearly plantation tending, early release and pru-ning, it is possible to harvest valuable timber after about50 years. Due to their rapid development and vigorouscompetition, hybrids and black nut can be integratedin mixed stands with other tree species. The dominanttrees in forest stands keep walnut from reaching the up-perstory. However walnut trees should not be admixedto other tree species due to their less vigorous compe-tition. On the other hand they are well adapted for plan-tation in open spaces, e.g. reforested agricultural fields,meadows, and forest edges.

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KeywordsWalnut, Black Nut, Hybrids, valuable timber produc-tion, pruning

SummaryThis article presents the possibility of producing valu-able timber from nut trees in forest stands and fields.Limiting factors to the valuable timber production ofnut trees are the site conditions, and the limited quan-tity of plants and seeds from appropriate provenances.For valuable timber production, walnut (Juglans regia),black nut (Juglans nigra), and hybrids are of particularinterest, because they grow rapidly and produce high-quality wood. Based on the findings from the long-termresearch plots of the Forestry Research Institute in Frei-burg and the ETH Zürich, the current recommendati-ons for the planting density, plantation tending, finalcrop tree selection, the timing of release and pruning,and the choice of origin are given. Specifically it is re-commended to use walnut seeds from their native pro-

LWF Wissen 60

Nussbäume zur Wertholzproduktion

Württemberg, Bayern, Thüringen und Hessen. Wegen

ihrer versteckten und heimlichen Weise in den Kronen

von Bäumen wird diese kleine Ameise häufig übersehen.

Sie nutzt zur Anlage ihrer Nester gerne vorhandene Bohr-

gänge von Insekten, die sie dann zu ausgeprägteren

Gangsystemen erweitert. Nach außen gibt es jedoch nur

wenige, kleine Eingänge. Diese wiederum verschließt ei-

ne bestimmte Arbeiterinnen-Morphe, die einen beson-

ders geformten Kopf besitzt, wie mit einem Stöpsel. Ihr

verdickter, vorne abgeflachter Kopf passt gerade in das

Eingangsloch. Bis zu drei solcher Arbeiterinnen können

größere Eingangsöffnungen verschließen. Die Ameisen-

völker der Kolbenkopfameise sind eher klein und besit-

zen selten mehr als 500 Arbeiterinnen.

Literatur

Dumpert, K. (1978): Das Sozialleben der Ameisen. Verlag PaulParey, 253 S.

Seifert, B. (2007): Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas. LutraVerlags- und Vertriebsgesellschaft, 368 S.

Olaf Schmidt

Heimliches Ameisenvolk im Nussbaumzweig

Die Kolbenkopf- oder Stöpselkopfameise (Camponotus

truncatus) nistet in toten Ästen und Zweigen von Laub-

bäumen, besonders gerne von Walnussbäumen. Diese

Ameisenart ist eine thermophile Art. Sie bevorzugt da-

her wärmegetönte Gebiete in Rheinland-Pfalz, Baden-

Quelle: nach Dumpert (1978), verändert

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37LWF Wissen 60

einer einzelbaumweisen Beerntung von 116 Nussbäu-men aus dem Großraum Würzburg begründet. In derBaumschule der Bayerischen Landesanstalt für Wein-und Gartenbau wurden die Nüsse getrennt nach Mut-terbäumen angezogen und 1984 im Frühjahr als 1/0Topfpflanzen (5 bis 10 cm) und in den Folgejahren biszum Sortiment 1/3 (150 bis 250 cm, wurzelnackt) mitLoch- bis Baggerpflanzung ausgebracht. Die Pflanzver-bände reichen vom Engverband 1 x 1,5 bis zum Ver-band 4 x 3 Meter.

Die Versuchsflächen befinden sich in den Wuchsge-bieten Rhön, Fränkische Platte sowie Fränkischer Keu-per und Albvorland in einer Höhenlage von 240 bis 400Metern über Normalnull. Bei Jahresniederschlägen von640 bis 820 Millimetern werden Jahresdurchschnitts-temperaturen von 7,5 bis 8,5 Grad Celsius erreicht. DieVegetationszeit dauert 150 bis 175 Tage pro Jahr. DasAusgangsgestein reicht vom basenarmen Oberen Bunt-sandstein über Burgsandstein und Gipskeuper bis zuUnterem und Oberem Muschelkalk sowie Lösslehm.Aus diesen Ausgangsgesteinen haben sich mäßig fri-sche Sande, mäßig trockene bis mäßig frische Kalkver-witterungslehme und mäßig frische Feinlehme entwi-ckelt. Die Nussbäume wurden sowohl auf Freiflächennach Endnutzung mit Überhalt von Hainbuche und Els-beere als auch auf Erstaufforstungsflächen und unterSchirm gepflanzt. In den Jahren nach der Pflanzungwurden die Ausfälle baumnummernweise erfasst undmit Bäumen aus der Umfassung nachgebessert. Die ers-te ertragskundliche Vollaufnahme (Erfassung allerBrusthöhendurchmesser und Baumhöhen) wurde imFrühjahr 1992 durchgeführt. Seitdem werden die nochbeobachteten Versuchsflächen in einem vier- bis sechs-jährigen Turnus ertragskundlich aufgenommen.

Auf den Freiflächen wurden die Nussbäume übermehrere Jahre mechanisch ausgegrast. In den Folge-jahren etablierte sich mit Ausnahme der Erstauffors-tungsflächen eine überaus dichte Naturverjüngung hei-mischer Laubhölzer. Diese Laubhölzer sind wuchs-kräftiger als die Nussbäume und mussten zu Beginn al-le zwei Jahre, dann alle fünf Jahre mit extrem intensi-ven Eingriffen (bis zu 110 Arbeitsstunden pro Hektar)zurück genommen werden. Zwischen 1992 und 1999wurden auf den Flächen Formschnitte (Einkürzen vonZwieseln und Steilästen) durchgeführt sowie eine be-

SchlüsselwörterWalnuss, Schwarznuss, langfristiges ertragskundlichesVersuchswesen, Waldwachstumskunde

ZusammenfassungDas langfristige ertragskundliche Versuchswesen inBayern beobachtet neben den in Bayern flächenbe-deutsamen Baumarten auch zahlreiche waldwachs-tumskundliche Versuchsflächen zu verschiedenenNussbaumarten. In seiner Ausprägung ist auch dieserTeil des langfristigen ertragskundlichen Versuchswe-sens deutschlandweit einzigartig. Die Versuchsflächenbesitzen gerade vor dem Hintergrund erwarteter klima-tischer Veränderungen eine besondere Bedeutung, dasie bereits heute fundierte Aussagen zum Wachstumdieser Baumarten in Bayern ermöglichen. Derzeit um-fasst das Versuchsflächennetz fünf Versuchsflächen mitfünfzehn unter Beobachtung stehenden Parzellen zurWalnuss, die im ersten Teil des Artikels waldwachs-tumskundlich vorgestellt werden. Weiterhin umfasstdas Versuchsflächennetz aktuell zwei bestehende Ver-suchsflächen zur Schwarznuss, die im zweiten Teil desArtikels waldwachstumskundlich charakterisiert wird.Die bisherigen waldwachstumskundlichen Ergebnissezeigen, dass sowohl die Walnuss als auch die Schwarz-nuss in der Jugendphase sehr anfällig und pflegebe-dürftig sind, sich aber nach erfolgreicher Etablierungansehnliche und wertvolle Waldbäume und Waldbe-stände entwickeln.

Wachstum der Walnuss (Juglans regia L.) –Ergebnisse nach 32 Jahren Beobachtung

Versuchsbeschreibungen, Standorte und bisherige MaßnahmenUm für verschiedene Nussbaumarten waldwachstums-kundliche Erkenntnisse zu erlangen, wurden in denJahren 1976 bis 1991 in enger Zusammenarbeit mitHerrn Ltd. FD a.D. Fleder von der ehemaligen Ober-forstdirektion Würzburg neun Versuchsflächen mit 34Parzellen und einer Fläche von 10,1 Hektar zu denBaumarten Walnuss (Juglans regia), Schwarznuss (Ju-glans nigra) und Butternuss (Juglans cinerea) angelegt.

Der überwiegende Teil der Flächen wurde 1982 nach

Wachstum verschiedener Nussbaumarten in BayernMartin Nickel, Leonhard Steinacker, Hans-Joachim Klemmt und Hans Pretzsch

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Abbildung 1: Parzelle 5 der Walnuss-Versuchsfläche Münnerstadt 629 im langfristigen, ertragskundlichen Versuchswesen in Bayern (Foto: M. Nickel)

ausfälle zwischen 2,1 und maximal 21,3 Prozent, imDurchschnitt etwas unter zehn Prozent. Sie liegen da-mit im vergleichbaren Rahmen mit anderen Baumar-ten. Eine Ausnahme bildet die im Trockenjahr 1976 be-gründete Versuchsfläche. Dort fielen im ersten Jahr 49und im Folgejahr inklusive der Nachbesserungen noch-mals 29 Prozent aus.

Die Oberhöhenentwicklung auf den fünf noch beob-achteten Versuchsflächen verläuft mit Ausnahme dergut wasserversorgten, aber nur mäßig mit Nährstoffenausgestatten Fläche im ehemaligen Forstamt Ebrach na-hezu parallel (Abbildung 2). Die höchsten Nüsse ste-hen auf der Gipskeuperfläche unterhalb eines Weinber-ges, während die Höhen der Butternuss auf Feinlehmetwas abfallen. Auf der Versuchsfläche in Sailershau-sen erreichen die Nussbäume im Alter von zehn Jah-ren eine Oberhöhe von 2,5 Metern, im Alter 20 siebenbis neun Meter. Zum Vergleich beträgt die Oberhöheder auf den Versuchsflächen häufig vorkommendenEsche - zwanzigjährig - 11,1 Meter. Auf der Versuchsflä-che in Sailershausen wird im Alter von zehn Jahren we-gen der ständigen Frostschäden nur eine Mittelhöhevon 1,3 Metern (Oberhöhe 2,5 Meter) erreicht. In die-ser Phase überwuchsen die natürlich verjüngten Baum-arten (Eiche, Esche, Spitzahorn und Hainbuche) dieNussbäume, obwohl diese intensiv gepflegt wurden. Inden darauf folgenden vier Jahren betrug der mittleresummarische Höhenzuwachs auf dieser Versuchsflä-che 1,7 Meter. Die Nussbäume leisteten in diesen vierJahren das 1,3-Fache des Zuwachses der vergangenenzehn Jahre.

Ab einer Höhe von zwei bis drei Metern sind dieNussbäume der Spätfrostzone meistens entwachsenund bilden deutlich längere, auch über 100 Zentimeterlange Jahrestriebe. Nach Abschluss der Vegetationspe-riode verholzt der neue Jahrestrieb von unten nachoben. Bei längeren Jahrestrieben und dem Auftretenvon Frühfrösten vor Anfang Oktober schafft es derBaum nicht, den neuen Jahrestrieb bis zur Gipfelknos-pe zu verholzen. Der nicht verholzte Teil erfriert undstirbt ab. Dann wird im Folgejahr ein deutlich verkürz-ter Jahrestrieb gebildet. Diese Frühfröste verhindern,obwohl die Nussbäume jetzt lange Jahrestriebe bilden,ein zügiges Höhenwachstum und vermindern ihre in-terspezifische Konkurrenzkraft. Um dies zu verdeutli-chen, wurden exemplarisch an 14 herrschenden undwipfelschäftigen Nussbäumen im Frühjahr 1998 auf derVersuchsfläche Münnerstadt Trieblängenrückmessun-gen durchgeführt (Abbildung 3).

Die jährlichen Höhenzuwächse in diesem Zeitraumbetragen zwischen Null (weniger als fünf Zentimeter)und elf Dezimeter. Mitte September 1996 fiel die Tem-

grenzte Zahl Nussbäume geastet (Trocken- und Grünas-tung). Abbildung 1 zeigt exemplarisch Parzelle 5 derWalnuss-Versuchsfläche Münnerstadt 629.

Ergebnisse zum Wachstum der Walnuss nach bis zu 28-jähriger Beobachtung

Von den neun mussten bisher vier Versuchsflächenmit 15 Parzellen vollständig aufgegeben werden. Aufden übriggebliebenen Flächen wurde nochmals beivier Parzellen die Beobachtung eingestellt. 32 Jahrenach der ersten Versuchsanlage werden noch fünf Ver-suche mit 15 Parzellen ertragskundlich aufgenommen.Ursache für diese Versuchsaufgaben waren ständigwiederkehrende Spätfrostschäden auf den Freiflächenin Verbindung mit Konkurrenz durch Gras. Auch diezwei Versuche unter Schirm mussten aufgegeben wer-den, da die Nussbäume die ersten Jahre nur sehr we-nig in die Höhe wuchsen und somit gegen die interspe-zifische Konkurrenz der sich natürlich verjüngendenLaubbäume trotz jährlicher Pflegeeingriffe hoffnungs-los unterlagen.

Die ersten drei Jahre nach der Pflanzung betrugendie auf Grund natürlicher Mortalität bedingten Pflanzen-

Wachstum verschiedener Nussbaumarten in Bayern

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gen Stammformen. Ab einem Alter von 20 Jahren wer-den weniger lange Jahrestriebe gebildet, in der Regeltreten keine von Frühfrösten hervorgerufenen Schädenmehr ein. Auch Spätfrostschäden waren ab diesem Zeit-punkt nicht mehr zu beobachten.

Am Beispiel der Versuchsfläche Ebrach wird deut-lich, inwieweit die Herkunft bzw. die Genetik dasHöhenwachstum der Walnuss beeinflusst. In Ebrachwurden sieben verschiedene Einzelbaumabsaaten in33 Reihen zu je 24 Pflanzen auf einem sehr homogenenStandort ausgebracht. Im Alter von 14 Jahren wurden

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peratur mehrere Nächte unter Null Grad Celsius. Nurdie Bäume mit den Nummern 3, 14 und 37 überstandendieses Ereignis ohne Schaden, bei den elf anderen Bäu-men fror der Jahrestrieb 1996 zurück und verhinderteeinen langen Jahrestrieb im Jahr 1997. Nur Baum 3konnte in diesen vier Jahren vier lange Triebe ausbil-den. Bei allen anderen Bäumen fiel mindestens entwe-der ein Jahrestrieb vollständig aus (kleiner als fünfZentimeter) oder sie bildeten kurze Triebe. Neben dergeringen Konkurrenzkraft führen diese Frostschädenauf Grund von Zwieselbildung auch zu sehr ungünsti-

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Wachstum verschiedener Nussbaumarten in Bayern

Abbildung 2: Oberhöhen-entwicklung der Versuchs-flächen zur Baumart Walnuss

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Alter (Jahre)

Ob

erh

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)

WUE 617

SHS628

MST 629

EBR 632

ELT 645

Esche I.Bon

Abbildung 3: Trieblängen-rückmessungen für die Jahre 1994, 1995, 1996 und 1997 an 14 exempla-risch ausgewählten Walnuss-bäumen der Parzelle 1 derVersuchsfläche Münner-stadt 629

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Baumnummern

hen

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m)

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überwinden, kann sie wertvolle und ansehnliche Wald-bestände bilden.

Wachstum der Schwarznuss (Juglans nigra)in Bayern

Herkunft und StandortDie Schwarznuss (Juglans nigra) ist eine Baumart, diein Zukunft auf Grund des erwarteten Klimawandels ei-ne besondere Bedeutung erlangen könnte. Ihr natürli-ches Verbreitungsgebiet erstreckt sich nahezu auf dengesamten Osten der Vereinigten Staaten. Sie kommtdort auf guten Laubholzstandorten häufig in Mischungmit der amerikanischen Esche (Fraxinus americana L.)und dem Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera L.) vor.Selten tritt sie allerdings bestandesbildend auf, eher intrupp- oder gruppenweiser Mischung. Sie ist eine Licht-baumart, die auf Grund der Ausbildung einer langenPfahlwurzel als sehr sturmfest gilt. Winterkälte erträgtsie ohne weiteres, gegen Früh- oder Spätfröste ist siejedoch empfindlich. In ihrer Heimat erreicht sie Höhenbis zu 45 (50) Metern, mit langen astfreien Schäften(zehn Meter und mehr), die über zwei Meter dick wer-den können.

Der richtige Standort entscheidet über den Anbauer-folg. Sie benötigt einen (sehr) tiefgründigen, lockeren,gut wasserversorgten und nährstoffreichen Boden, je-doch keine Spätfrostlagen. Nur dort kann sie ihre Leis-tung zeigen und verspricht auch bei uns eine hohe Volu-men- und Wertleistung bei hervorragender Holzqualität.

40

Brusthöhendurchmesser (BHD) und Höhe aller Pflan-zen gemessen und dann für jede Reihe (24 Pflanzen)der Höhemittelwert berechnet (Abbildung 4). Die Ver-suchsfläche verläuft von Herkunft 58 zu 69 hangabwärtsin eine Mulde und grenzt bei Herkunft 58 an einenWaldrand. Herkunft 58 erreicht Mittelwerte um 30 De-zimeter. Die Herkünfte 59 und 104 erreichen elf bis 16Dezimeter, während die Herkünfte 92, 83, 82 und 69 Hö-hen bis 35 Dezimeter erreichen, obwohl die Frostge-fährdung deutlich zunimmt.

Wertung der bisherigen Beobachtungen zum Wachstum der Walnuss in WaldbeständenDie bisherige Beobachtung der waldwachstumskund-lichen Versuchsflächen zur Walnuss zeigt, dass dieseBaumart in der Jugendphase sehr anspruchsvoll undäußerst pflegebedürftig ist. Sie wächst in der Jugend aufGrund einer verstärkten Ressourcenallokation zuguns-ten des Wurzelwachstums nur sehr langsam in die Hö-he. Wegen der sehr langsamen Verholzung schadenFrühfröste längeren Höhentrieben häufig. Beides min-dert die Konkurrenzkraft der Walnuss im Vergleich zuanderen Baumarten mit ähnlichen standörtlichen An-sprüchen, beispielsweise der Esche. Daher sollte dieWalnuss, wenn mit Konkurrenz (Naturverjüngung) an-derer Baumarten zu rechnen ist, nie in Einzelmischung,sondern mindestens in Trupp- oder besser Gruppen-größe in engem Pflanzverband in Bestände eingebrachtwerden. Auf diese Weise wird der Pflegeaufwand zurRegelung der interspezifischen Konkurrenz minimiert.Gelingt es der Walnuss, die schwierige Jugendphase zu

LWF Wissen 60

Wachstum verschiedener Nussbaumarten in Bayern

Abbildung 4: Höhenmittel-werte des unterschiedlichenWalnuss-Ausgangsmaterialsin den Reihen auf Parzelle 1der Versuchsfläche Ebrach632

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5

0

69 82 82 83 92 104 104 59 59 59 58 58 58 58 58 58 58

Baumnummern

hen

mit

telw

erte

(d

m)

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41LWF Wissen 60

Wachstum verschiedener Nussbaumarten in Bayern

Ihr äußerst wertvolles Holz zählt zu den begehrtes-ten Hölzern Nordamerikas und wird dort überwiegendfür die Möbel-, Parkett- und Furnierherstellung verwen-det. Auch bei uns findet dieses der Walnuss ähnlicheHolz bei sehr hohen Preisen (z. B. 2007 im ForstamtGroß-Gerau Durchschnittserlös 833 Euro pro Festme-ter bei einem Verkauf von 120 Festmetern, einzelneSpitzenstämme lagen über 5.000 Euro pro Festmeter)seinen Absatz.

Anbau in EuropaIn Europa wurde die Schwarznuss erstmalig 1629 in

England in einem Londoner Privatgarten angepflanzt,1686 kam sie nach Leipzig. Im Laufe ihres mehr als300-jährigen Vorkommens in Deutschland erfuhr sieimmer wieder Wellen der besonderen Förderung.Berühmte Forstleute wie Dankelmann (1884), Schwap-pach (1891) und Rebmann (1903) setzten sich immer wie-der für den Anbau dieser Baumart ein. Schwappach(1911) fasste nach Anbauversuchen der preußischenund Braunschweig´schen Versuchsanstalten zusam-men: „Die Schwarznuss ist der wertvollste aller Fremd-länder, aber auch der anspruchvollste“.Überwiegend falsche Standortwahl führte immer wie-der zu Rückschlägen. Aber 1920 erlebte der Schwarz-nuss-Anbau eine Renaissance und so befinden sich ei-nige größere gutwüchsige Vorkommen (circa siebzig-bis achtzigjährig) in den Rheinauen. Ebenso gibt esbedeutende Flächen im Elsass, in Bulgarien, Ungarn,Ostösterreich und in der Schweiz.

Die Schwarznuss im langfristigen ertragskundlichen Versuchswesen in BayernIn Bayern wurden im Jahr 1956 mehrere Versuche anausgewählten Forstämtern zur Überprüfung der Anbau-würdigkeit angelegt. 1999 übernahm der Lehrstuhl fürWaldwachstumskunde zwei Parzellen im ehemaligenForstamt Neuburg an der Donau in das Versuchsflä-chennetz.

Eine weitere, circa 0,3 Hektar große Schwarznuss-Versuchsfläche befindet sich im Forstbetrieb Arnsteinals Praxisvariante im Landwald. Dort wurde im Früh-jahr 1996 auf Keuperlehm über Muschelkalk gesät, dieMittelhöhen der Schwarznussbäume liegen aktuell zwi-schen acht und zehn Metern mit einem BHD von maxi-mal zehn Zentimetern.

Bisherige ErgebnisseIm ehemaligen Forstamt Neuburg an der Donau wurde1956 eine Versuchsfläche (NEU 336) angelegt. Sie be-steht aus zwei Parzellen, die im Frühjahr 1956 mitzweijährigen Sämlingen begründet wurden. Auf der0,12 Hektar großen Parzelle 1 stockt ein Schwarznuss-Reinbestand, auf der 0,21 Hektar umfassenden Par-zelle 2 ein Mischbestand aus Schwarznuss, Esche undBergahorn (Eiche, Linde). Hier wurden 1962 Escheund Ahorn dazugepflanzt. Die Pflanzverbände warenmit 2,75 x 2,75 bzw. 4,0 x 4,0 Metern (Mischbestand)relativ weit. Unglücklicherweise stockt der Mischbe-stand mit Esche und Ahorn auf einem für die Schwarz-nuss nicht optimalen, mittelgründigen Auelehm (< 60Zentimeter). Sie steht deshalb in Konkurrenz mit der

Abbildung 5.: Bestandes-höhenkurven der Baum-arten auf Parzelle 2(Schwarznuss-Mischbe-standsparzelle) der Ver-suchsfläche Neuburg 336

30

25

20

15

10

5

0

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

BHD in cm

he

(cm

)

Schwarznuss

Esche

Ahorn

Linde/Eiche/Ulme

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42 LWF Wissen 60

de angesichts möglicher Klimaänderung, schwinden-der Tropenholzvorräte und auch rapide sinkenderNussbaumvorräte in den USA eine verstärkte Beach-tung. Die für einen sinnvollen Anbau der Schwarznussin Frage kommenden Standorte sind flächenmäßig ehervon geringem Ausmaß. Die Gefahr eines großflächigenAnbaus besteht deshalb nicht. In gruppenweiser Pflan-zung oder kleinbestandsweise (einjähriger Sämlingoder Saat, Pflanzverband z. B. 2 x 2 Meter oder weiter)stellt sie eine Alternative bzw. eine wertvolle Ergänzungzu den heimischen Baumarten dar.

Auf Grund der potentiellen Bedeutung dieser Baum-art in der Zukunft sowie wegen der bisherigen Erfah-rungen zum Wachstum in Waldbeständen legte derLehrstuhl für Waldwachstumskunde im Frühjahr 2008im Forstrevier Genderkingen auf Flächen des Zweck-verbandes Wasserversorgung Fränkischer Wirtschafts-raum (WFW) einen 2,1 Hektar großen, sechs Parzellenumfassenden kombinierten Anbau- und Standraumver-such an. Auf tiefgründigen Auwaldböden wurde einebewährte, spätaustreibende heimische Herkunft in denAbständen 1,6 x 1,6, 2 x 2 und 3 x 3 Meter gepflanzt. Fürdas Frühjahr 2009 wird auf ähnlichem Standort eineebenso große sechsparzellige Versuchsfläche mit Ju-glans intermedia (Sorte RENI) vorbereitet.

Bereits im Frühjahr 2007 wurde dem Lehrstuhl eine1,71 Hektar große Aufforstungsfläche mit Juglans inter-media (Sorte RENI) im extremen Weitverband von cir-ca 15 x 13 Metern für Forschung und Beobachtung zurVerfügung gestellt. Dort liegen nach sehr gutem An-wuchserfolg erste Trieblängenmessungen vor (durch-schnittliches Höhenwachstum der einjährigen Pflanzen75 Zentimeter im Jahr der Pflanzung, maximaler Höhen-zuwachs 131 Zentimeter).

Literatur

Ehring, A.; Keller, O. (2006): Wertholzproduktion mit Nussbäu-men. AFZ/Der Wald 19, S. 1.034–1.037

Hoffmann, R. (1942): Untersuchungen über Keimung und Jugend-wachstum der Schwarz- und Walnuss. ForstwissenschaftlichesCentralblatt 64, S. 59–91

Jestaedt, M. (1990): Erfahrungen bei der Bestandesbegründungvon Schwarznuss in den hessischen Rheinauen. Forst und HolzNr. 5, S. 120–122

Pretzsch, H. (1995): Die Walnuss (Juglans regia L.). In: Schütt,P.; Schuck, H. J.; Aas, G.; Lang, K. (Hrsg.): Enzyklopädie derHolzgewächse. Ecomed Verlag, Landsberg am Lech, http://www.wwk.forst.tu-muenchen.de/info/publications/Online Publications/593.pdf

Esche, die das Wachstum der Schwarznuss stark be-einträchtigt. Diese Parzelle zeigt in sehr anschaulicher,jedoch unbeabsichtigter Weise, wie wichtig der richti-ge Standort und wie problematisch eine Mischungmit anderen Edellaubhölzern werden kann (Abbildung5).

Auf dem tiefgründigen Boden der Parzelle 1 (Rein-bestand) wächst die Schwarznuss in ansprechenderWeise (Abbildung 6). Sie besaß bei der Aufnahme imAlter von 50 Jahren einen Vorrat von circa 190 Vorrats-festmetern pro Hektar (VFm/ha), der mittlere Durch-messer der Z-Bäume (100 je Hektar) betrug 41,8 Zenti-meter, die mittlere Höhe der Z-Bäume lag bei 28,1Metern. Der stärkste Einzelstamm erreichte bei einemBHD von 47,3 Zentimetern eine Höhe von 29,6 Metern.

Der jährliche Volumenzuwachs der letzten Aufnah-meperiode (1999 bis 2004) summierte sich auf 11,3Vfm/ha bei einem jährlichen Durchmesserzuwachs der100-Z Bäume von 0,9 Zentimetern und einem jährlichenHöhenzuwachs von 0,55 Metern.

AusblickDie Schwarznuss verdient auf Grund ihrer hohen Wert-leistungsfähigkeit auf den genannten Standorten gera-

Wachstum verschiedener Nussbaumarten in Bayern

Abbildung 6: Schwarznuss-Reinbestandsparzelle 1 der Versuchsfläche Neuburg 336 (Foto: L. Steinacker)

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Wachstum verschiedener Nussbaumarten in Bayern

In the first part of this article the results of the obser-vation of walnut experimental plots are described. Inthe second part a description of forest growth of blackwalnut plots follows.

The existing results show that both species withinjuvenile phase are endangered and very demanding forsilvicultural promotion. After successful establishmentboth species can get precious and ecologically valu-able tree species in forest stands.

Die Forschungsarbeiten im Dauerprojekt W07 unterstüt-zen dankenswerterweise die Bayerische Forstverwal-tung sowie die Bayerische Staatsforsten A.ö.R. finan-ziell und ideell.

KeywordsWalnut, black walnut, forest growth monitoring, expe-rimental plots.

SummaryIn Bavarian forests many experimental plots existwhich monitor forest growth processes of walnut, blackwalnut and other nut species. The number of experi-mental plots and the nature of this plots is unique inGermany and Europe. Due to the expected climatechange these experimental plots for nut species be-come more and more important, because the alreadyexisting results enable funded forest growth predictionfor the future.

Ein Großer Nußbaum

Ein großer Nußbaum stand wie eine grüne Laube,

Ein Weg ging drunter hin im Staube,

Fern lag ein Dorf, ein Fluss mit Berggeländen.

Der große Baum hielt in den grünen Blätterhänden

Landschaften gleich wie farbige Gedanken,

Die bald voll Wolken standen, bald im Licht versanken.

Und du und ich, wir lehnten in dem Schatten.

Und teilten mit dem Baum,was wir im Herzen hatten.

Maximilian Dauthendey(Foto: U. Conrad)

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44 LWF Wissen 60

Ein sowohl qualitativ als auch hinsichtlich Farbe undZeichnung weitgehend ähnliches und entsprechendteuer gehandeltes Holz liefert die aus Nordamerikastammende Schwarznuss (Juglans nigra), im Handelvornehmlich als Amerikanischer Nussbaum bezeich-net. Wegen der Knappheit echter Nussbaumhölzer wer-den seit langem zahlreiche Austauschhölzer mit gewis-sen Farb- und Strukturähnlichkeiten gehandelt, um demVerlangen nach Hölzern mit Nussbaumcharakter nach-zukommen. Nicht selten werden diese fälschlicherwei-se und damit irreführend als „Nuss“ oder „Walnut“ be-zeichnet, beispielsweise Afrikanisch Nussbaum oderAfrican Walnut (für Dibetou; Lovoa trichiloides), Jaspis-Nuss (für Mutenye; Guibourtia arnoldiana), Viola-Nuss/African Black Walnut (für Mansonia; Mansonia al-tissima), New Guinea Walnut (für Paldao; Draconto-melum dao), Satin-Nuss (für Sweet Gum; Liquidambarstyraciflua) oder Tanganyika-Nuss (für das hellfarbige

SchlüsselwörterWalnussholz, Holzbeschreibung, Holzeigenschaften,Holzverwendung

ZusammenfassungDargestellt werden das Holzbild sowie Eigenschaftenund Verwendung des Holzes der Walnuss (Juglans re-gia). Die Walnuss liefert ein besonders schönfarbigesund dekoratives Holz einschließlich mehrerer Wuchs-besonderheiten wie die begehrten Maserknollen. Miteiner mittleren Rohdichte von rN 0,68 Gramm pro Ku-bikzentimeter ist Walnuss mittelschwer, mäßig schwin-dend und von guten elastomechanischen Eigenschaf-ten. Es steht nur in geringen Mengen zur Verfügung. DieVerwendung ist deshalb auf den luxuriösen Möbel- undInnenausbau beschränkt. Gesucht ist das Holz fürSchnitz- und Drechslerarbeiten sowie für die Herstel-lung von Gewehrschäften.

Walnussholz – selten und teuer

Die zu den Edellaubhölzern gehörende Walnuss (Ju-glans regia) liefert ein Holz von besonderer Schönheit,das seit Jahrhunderten und über alle Zeitepochen undStilrichtungen hinweg zu den bevorzugten Luxushöl-zern zählt. Vielfach wird es auch als das wertvollsteHolz überhaupt unter unseren einheimischen Nutzhöl-zern eingestuft. Dabei steht Walnussholz nur sehr be-grenzt zur Verfügung. Denn trotz seiner hohen Wert-schätzung hat es zu keiner Zeit Eingang in die Edel-laubholzwirtschaft der Wälder gefunden. Vielmehr istsie aus forstlicher Sicht eine „vergessene“ Baumart. Erstin den letzten 20 Jahren erfolgten erste Schritte zurZüchtung geeigneten Pflanzenmaterials und Versuchezur waldbaulichen Behandlung. Die Walnuss wird inerster Linie wegen ihrer Nüsse angebaut. Werden dieBäume geschlagen, fällt ihr Holz sozusagen als Neben-produkt an. Angetroffen wird die Walnuss als Einzel-baum in Gärten, Parken, der Feldflur, auf Bauernhöfensowie gelegentlich als Alleebaum. Die mit Abstandgrößten Walnussvorkommen Europas befinden sich inFrankreich – in der Dordogne und bei Grenoble – wo-bei es sich um Plantagen zur Gewinnung der Nüssehandelt.

Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und VerwendungDietger Grosser und Hauke Jeske

Abbildung 1: Holz der Walnuss; Splint- und Kernholz (Foto: R. Rosin und D. Grosser)

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45LWF Wissen 60

Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und Verwendung

fäßen allmählich. Die wenig zahlreichen Gefäße sindim Kernholz oft mit silbrig glitzernden Thyllen verstopft.Infolge der Halbringporigkeit sind die Jahrringe gutkenntlich voneinander abgesetzt. Dies verursacht aufden Längsflächen eine zarte Fladerung (Tangential-schnitt) und teils auch eine schwache Streifung (Radial-schnitt) (Abbildungen 1 und 2). Des Weiteren ergebensich auf Grund der erwähnten häufigen Farbstreifigkeitdes Kernholzes wie auch der oft stärkeren Faserabwei-chungen dekorative Fladerzeichnungen bzw. geflamm-te und geriegelte Holzbilder. Im Übrigen weisen dieLängsflächen wie bei allen grobporigen Hölzern deut-liche Porenrillen auf. Die nur feinen Holzstrahlen be-einflussen das Holzbild nicht, da sie auf den Radial-flächen nur schmale, dunkel gefärbte Spiegel ergeben.Ein für die Walnuss typisches, jedoch erst unter der Lu-pe auf dem Hirnschnitt zu erkennendes Merkmal stel-len die zahlreichen, zu feinen und kurzen Bändchen an-geordneten Speicherzellen dar (Abbildung 3). Das Holzglänzt nur wenig. Im frischen Zustand besitzt es einenarteigenen säuerlichen Geruch.

und farblich auf Nussbaum „getrimmte“ Aningre; Anin-geria und Gambeya sp.pl).

Holzbeschreibung

Der Walnussbaum gehört zu den Kernholzbäumen miteinem vom hellfarbigen Splintholz farblich deutlich ab-gesetzten Farbkern (Abbildung 1). Der fünf bis zehnZentimeter breite Splint weist eine grauweiße bis rötlichweiße Färbung auf. Das Kernholz (Abbildung 2) zeigtvielfach einen braungrauen Grundton, ist aber in Abhän-gigkeit von Alter und Standort (Provenienz) sehr varia-bel gefärbt von hellgrau über mausgrau (gegebenenfallsmit leicht rötlichem Einschlag) bis dunkelbraun oderschwarzbraun. Vielfach ist es zudem gestreift („gewäs-sert“), unregelmäßig dunkel geadert oder auch wolkiggezeichnet (Abbildungen 1 und 2). Wegen der stand-ortsbedingten Farbunterschiede wurde früher mehr alsheute zwischen Provenienzen wie Deutsch, Franzö-sisch, Kaukasisch, Türkisch oder Persisch Nussbaumunterschieden. So war zum Beispiel zu Beginn bis in diedreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts der kaukasi-sche Nussbaum mit seiner dunkelbraunen Färbung undintensiven schwarzen Streifung am begehrtesten, wäh-rend heutzutage mehr gleichmäßig gezeichnetes, hell-graubraunes (= mausgraues) Nussbaumholz, wie für diefranzösischen Herkünfte typisch, gefragt ist.

Die Walnuss zeichnet sich allgemein durch eine alshalbringporig bezeichnete Gefäßanordnung aus mit ei-nem im Frühholz lockeren, aber nicht wie bei den ring-porigen Laubhölzern geschlossenen Kreis aus großenGefäßen und im Spätholz mit deutlich kleineren Gefä-ßen (Abbildung 3). Dabei erfolgt der Übergang von dengroben Frühholzgefäßen zu den feinen Spätholzge-

Abbildung 2: Holz der Walnuss; schönfarbiges und dekora-tiv gezeichnetes Kernholz (Foto: R. Rosin und D. Grosser)

Abbildung 3: Walnuss Querschnitt; Lupenbild im Maßstab6:1 (Foto: R. Rosin und D. Grosser)

Abbildung 4: Nussbaum-Wurzelmaserknollen (Foto: W. Teetz; aus Grosser und Teetz 1998)

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46 LWF Wissen 60

Eigenschaften

Mit einer mittleren Rohdichte (rN) von 0,68 Gramm proKubikzentimeter (Tabelle 1) ist das Holz der Walnussals mittelschwer, in Relation zu unseren einheimischenNutzhölzern als schwer einzustufen.

Die wertvollsten Stammabschnitte der Walnuss bildendie untersten, knollenartig verdickten und bis in die Er-de reichenden Teile aus dem Stamm-Wurzel-Übergangs-bereich, die Maserknollen (Abbildung 4). Um diese zugewinnen, werden Nussbäume nicht wie üblich ober-halb der Erde gefällt, sondern mit dem Wurzelstockausgegraben („ausgestockt“). Die Maserknollen wer-den in der Regel exzentrisch geschält und die darausgewonnenen Maserfurniere (Abbildung 5) auch alsKopffurniere oder Nussbaumköpfe bezeichnet. Als ei-ne weitere wertvolle Besonderheit gelten die ausStamm- und Astgabelungen gewonnenen Pyramiden-furniere (Abbildung 6).

GesamtcharakterBesonders schönfarbiges Laubholz von braungrauerGrundfärbung, dabei häufig gestreift, wolkig gezeichnetoder gemasert; Jahrringgrenzen deutlich, Gefäße imFrühholz grob und halbringporig angeordnet; sehr de-korativ.

Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und Verwendung

Abbildung 5: Wertvolles Maserfurnier der Walnuss (Foto: R. Rosin und D. Grosser)

Abbildung 6: Dekoratives Pyramidenfurnier der Walnuss(Foto: R. Rosin und D. Grosser)

Tabelle 1: Rohdichte der Walnuss im Vergleich zu ausge-wählten einheimischen Nutzhölzern (Werte nach DIN68364, Ausgabe 05.2003; Grosser und Teetz 1998; Grosser und Zimmer 1998)

Holzarten

Laubhölzer

Walnuss

Kirschbaum

Eiche

Buche

Nadelhölzer

Fichte

Kiefer

0,68

0,60–0,63

0,69–0,71

0,71–0,72

0,46–0,47

0,52

0,57–0,81

0,52–0,70

0,43–0,96

0,54–0,91

0,33–0,68

0,33–0,89

Rohdichte (rN) in g/cm3

Mittelwert Grenzwerte

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47LWF Wissen 60

Trocknung ist im Allgemeinen unproblematisch, da nurwenig Neigung zum Reißen besteht. Allerdings verläuftdie Trocknung langsam und muss bei technischen Ver-fahren vorsichtig gesteuert werden.

Walnussholz lässt sich mit allen Werkzeugen sowohlmanuell als auch maschinell ausgesprochen gut undsauber bearbeiten. Es ist leicht zu sägen, zu messernund zu schälen, mühelos zu hobeln und zu profilierensowie ausgezeichnet zu drechseln und zu schnitzen.Auch ist es gut zu biegen, hingegen wegen des öftervorhandenen unruhigen Faserverlaufes meist schlechtzu spalten. Nagel- und Schraubverbindungen lassensich leicht herstellen. Auch Klebungen bereiten keine

Es ist feinfaserig, ziemlich hart, dabei zäh. Fehlerfrei ge-wachsen besitzt Walnussholz ausgezeichnete Festig-keitswerte, die sich mit denen der Eiche durchaus ver-gleichen lassen (Tabelle 2).

Insbesondere erweist es sich als äußerst biegefest. Beidynamischer Beanspruchung splittert es nur wenig. Miteinem Volumenschwindmaß von 13,4 bis 13,9 Prozentvom frischen bis zum gedarrten Zustand gehört dieWalnuss zu den weniger stark schwindenden Hölzern(Tabelle 3).

Einmal abgetrocknet weist das Holz ein gutes Stehver-mögen auf, neigt also nur wenig zum Arbeiten. Die

Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und Verwendung

Tabelle 2: Elastizität, Festigkeit und Härte der Walnuss imVergleich zu ausgewählten einheimischen Nutzhölzern(Werte nach DIN 68364, Ausgabe 05.2003; Grosser undTeetz 1998; Grosser und Zimmer 1998)

Holzarten

Laubhölzer

Walnuss

Kirschbaum

Eiche

Buche

Nadelhölzer

Fichte

Kiefer

12.500

10.000

11.700–13.000

14.000–16.000

11.000

11.000–12.000

Elastizitäts-modul ausBiegeversuchE N mm-2

100

98

90–110

135

90–95

100–104

Zugfestig-keit längsσ ZBN mm-2

95

60–75

100

46–50

40–70

Bruchschlag-arbeitϖkJ/m2

70 52

51–59 31

64–66 34–41

72 34

32 12

40 19

Härte nachBrinellN mm-2

längs quer

119–147

85–110

88–95–110

105–120–123

66–78–80

85–87–100

Biegefestig-keitσ BBN mm-2

58–72

45–55

52–65

53–60–62

43–45–50

45–47–55

Druckfestig-keit längsσ DBN mm-2

Tabelle 3: Schwindmaße der Walnuss im Vergleich zu aus-gewählten einheimischen Nutzhölzern (Werte nach DIN68100, Ausgabe 12.1984; Grosser und Teetz 1998; Grosser und Zimmer 1998)

Holzarten

Laubhölzer

Walnuss

Kirschbaum

Eiche

Buche

Nadelhölzer

Fichte

Kiefer

βl

0,5

0,4

0,3

0,3

0,4

Schwindmaß vom frischen bis zum gedarrten Zustandbezogen auf die Abmessungen im frischen Zustand [%]

Differentielles Schwind-/Quellmaß [%] je 1 % Holzfeuchteänderung im Bereichvon u=5 % bis u=20 %

βr

5,4

5,0

4,0–4,6

5,8

3,6

4,0

βt

7,5

8,7

7,8–10,0

11,8

7,8

7,7

βv

13,4–13,9

13,7–14,0

12,6–15,6

17,5–17,9

11,9–12,0

12,1–12,4

radial

0,18

0,16–0,18

0,16

0,20

0,19

0,19

tangential

0,29

0,26–0,30

0,36

0,41

0,39

0,36

t/r

1,6

≈ 1,6

2,2

2,1

2,1

1,9

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Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und Verwendung

Probleme. Zu berücksichtigen ist lediglich, dass Leim-alkalien Gerbstoffflecken verursachen können.

Die Oberflächenbehandlung ist ebenfalls problemlos.Walnussholz lässt sich ausgezeichnet polieren, sehr gutbeizen und mattieren. Lacke werden gut angenommen.Bei Kontakt mit Eisenmetallen ergeben sich in Verbin-dung mit Feuchte unansehnliche blauschwarze Reakti-onsverfärbungen. Ansonsten ist Walnussholz chemischnicht sehr reaktiv. Gegen Säuren ist es gut bis sehr gutbeständig.

Obgleich eine Farbkernholzart, ist die Walnuss der Wit-terung ausgesetzt nur mäßig dauerhaft. Gegen holzzer-störende Insekten wie Nage- und Lyctuskäfer ist dasKernholz beständig. Gefährdet ist ausschließlich Splint-holz (EN 350-2).

Verwendungsbereiche

Die Verwendung des Holzes der Walnuss ist wegen ih-res erwähnten stark begrenzten Vorkommens auf hoch-wertige Gegenstände beschränkt. Als ausgesprochenesAusstattungsholz spielt es seit Jahrhunderten bis heutevor allem im luxuriösen Möbelbau eine dominierendeRolle (Abbildung 7). Erstmals machte die italienischeRenaissance in verstärktem Maße von der Schönheitdieses Holzes Gebrauch. Ebenso gehörte Walnuss imBarock und Rokoko zu den begehrtesten Möbelhöl-zern. Aber auch während des Klassizismus mit denStilrichtungen Louis-Seize, Empire und Biedermeier, als

bevorzugt Mahagoni und daneben Kirschbaum Ver-wendung fanden, behauptete Walnussholz seinen Platz.Des Weiteren wurden in den genannten Stilepochengerne Chorgestühl (Abbildung 8) sowie geschnitzte

Abbildung 7: Walnuss, eines der begehrtesten Möbelhölzerin allen Stilepochen bis heute (Foto: Frantner; aus Grosserund Teetz 1998)

Abbildung.8: Chorgestühlaus Walnuss in der Kloster-kirche Rohr/Niederbayern(Foto: T. Adler)

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Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und Verwendung

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Kirchenbänke, Zierparkett und andere dekorativeInneneinrichtungen daraus gefertigt.

Auch heute wird Walnussholz vorrangig in der Möbel-industrie und im anspruchsvollen Innenausbau einge-setzt. Verarbeitet wird es gewöhnlich als Furnier, da derVerwendung als Vollholz angesichts des geringen An-gebots farblich ansprechenden Holzes und der hohenPreise deutliche Grenzen gezogen sind.

Als Furnier wird Walnussholz für Wohnzimmer-, Ess-zimmer- und Schlafzimmermöbel moderner Art wie fürStilmöbel (Barock, Rokoko) und im Gehäusebau fürTonmöbel und Standuhren verarbeitet. Teilweise wirdauch das Splintholz mitverwendet, dabei entweder hellbelassen oder durch Beizen dem Farbton des Kernhol-zes angeglichen. Im gehobenen Innenausbau sind Wal-nussfurniere vornehmlich für Wand- und Deckenbeklei-dungen einschließlich Paneele und Kassetten sowie fürTüren begehrt. Als Vollholz wird Walnuss in der Möbel-fabrikation vor allem für gedrechselte Beine und Leh-nen, Biegeteile, Umleimer und Leisten von Stühlen, an-deren Sitzmöbeln und Kleinmöbeln sowie gelegentlichfür besonders wertvolle Schränke, Tische und Truhenverwendet. Zumeist wird hier aber auf Austauschhölzeroder Nussbaumimitationen zurückgegriffen.

Seit jeher gehört das gleichermaßen dekorative undhervorragend zu bearbeitende Walnussholz zu den ge-suchten Holzarten für Drechsler- und Schnitzarbeiten,

wie z. B. Möbelteile, Kunstgewerbe- und Schmuckarti-kel (u.a. Zier- und Gebrauchsschalen, Teller, Dosen,Kerzenständer, Salz- und Pfeffermühlen, Schachfigu-ren), sowie für Kunsttischler- und Intarsienarbeiten.Spezielle Verwendung findet es ferner für Gewehrschäf-te (Abbildung 9), für die es auf Grund seiner hohendynamischen Festigkeit und geringen Neigung zumSplittern als bestgeeignete Holzart überhaupt gilt. Derin früheren Zeiten große Bedarf an Gewehrschäften ausNussbaum zumal in Kriegszeiten und die bereits er-wähnte mangelnde Nachpflanzung führte wesentlichzur Dezimierung seiner Bestände.

Zu den Spezialverwendungen des Nussbaumholzeszählt ferner der Klavierbau, in dem es vor allem in Formwertvoller Maserfurniere und daneben als Vollholzverwendet wird. Aber auch anderweitig ist Walnusseine beliebte Holzart im Musikinstrumentenbau. Maser-furniere finden außer im Klavierbau insbesondere fürexklusive Möbel und Innenausstattungen sowie Arma-turenbretter der gehobenen Automobilklasse Verwen-dung.

In früheren Zeiten, als mit dem Vollholz noch großzü-giger verfahren wurde, war das Holz der Walnuss eingeschätztes Wagnerholz. In Frankreich fertigte man ins-besondere aus stärker dimensioniertem Astholz gerneHolzschuhe.

Abbildung 9: Gewehr-schäfte aus Walnussholz (Foto: R. Rosin)

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KeywordsWood of European Walnut, description of its wood, pro-perties of its wood, use of its wood

SummaryThe wood texture, the properties and the utilization ofthe wood of the European Walnut (Juglans regia) aredescribed. Walnut wood is very decorative with a par-ticularly appealing colouring and has a number ofspecial growth characteristics such as the very attrac-tive burls. With an average density of rN = 0.68 g/cm3

walnut is of medium weight and shows moderateshrinkage as well as good elasto-mechanical proper-ties. Walnut wood is rather scarce and its use is hencerestricted to luxurious cabinet-making and interiorjoineries. It is very popular for wood-carvings and tur-neries and, as a speciality, for the manufacture of riflestocks.

50

Literatur

DIN 68100: Toleranzgrenzen für Holzbe- und -verarbeitung –Begriffe, Toleranzreihen, Schwind und Quellmaße. Ausgabe12.1984

DIN 68364: Kennwerte von Holzarten; Festigkeit, Elastizität,Resistenz. Ausgabe 05.2003

DIN EN 350-2: Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten;Natürliche Dauerhaftigkeit von Vollholz. Leitfaden für die natür-liche Dauerhaftigkeit und Tränkbarkeit von ausgewählten Holz-arten von besonderer Bedeutung in Europa. Ausgabe 10.1994

Grosser, D.; Teetz, W. (1998): Loseblattsammlung: EinheimischeNutzhölzer - Vorkommen, Baum- und Stammform, Holzbeschrei-bung, Eigenschaften, Verwendung; Blatt 21: Nussbaum. Heraus-geber: Holzabsatzfonds - Absatzförderungsfonds der deutschenForstwirtschaft, Bonn

Grosser, D.; Zimmer, B. (1998): Einheimische Nutzhölzer und ih-re Verwendungsmöglichkeiten. Informationsdienst Holz, Schrif-tenreihe „holzbau handbuch“, Reihe 4, Teil 2, Folge 2; Arbeits-gemeinschaft Holz e.V., Düsseldorf; Bund Deutscher Zimmerer-meister, Bonn; Entwicklungsgemeinschaft Holzbau in der Deut-schen Gesellschaft für Holzforschung e.V., München

Das Holz der Walnuss – Eigenschaften und Verwendung

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alljährlichen Ertrag von 800 - 1000 Gulden ausdiesen Pflanzungen ziehen. Ueberdieß jeder nutz-bare Stamm für die Schreiner im Durchschnitt zu40 Gulden verkauft wird, welch hohe Preise frei-lich durch das benachbarte Nürnberg veranlaßtwerden. Die Klafter des zum Brennen trefflichenOberholzes wird zu 6 Gulden bezahlt. Auf jenemsteinigen Kalkboden gedeihen die Nußbäume vor-trefflich und geben fast alljährlich eine ergiebigeErndte. Und so wirkt nun der Segen dieses fürKultur und Naturgeschichte unermüdet gewesenenBeamten in die fernsten Zeiten, auf das Wohlsolcher Gemeinden, deren es so viele Hundertegiebt, die ihre öden Gründen nur zu kahlen Wei-den zu benutzen vermögen. Möchte doch in allenLandgerichten ein solcher Oelhafen sich in gleicherThätigkeit bewähren und die Forstmänner sichsolcher Kulturen annehmen, die außerhalb derWaldbestände ihre Thätigkeit ansprechen, wozusich ihre Stellung mehr eignet als die der Land-rechte.“ ...

Olaf Schmidt

Von der Wertschätzung der Walnuss in alter Zeit

In der in Erfurt erscheinenden „Zeitschrift für das Forst-

und Jagdwesen mit besonderer Rücksicht auf Bayern“

veröffentlichten C.F. Meyer und S. Behle im Jahre 1842

den Artikel „Forstliche Berichte und Erinnerungen aus

dem bayerischen Obermainkreise, jetzt Oberfranken“

(Seite 21-89). Darin widmen die Autoren etliche Zeilen

der Walnuss, die dem Kämmerer der Gemeinde Gräfen-

berg gern gesehene, zusätzliche Einnahmen bescherte.

„Bei Nennung dieses Orts muß ich jener Nuss-baumpflanzung gedenken, welche in den 1750erJahren von dem ehemals Nürnbergischen Land-pfleger O e h l h a f e n von Sch ö ll en b a ch,dessen wir Forstmänner uns dankbar erinnern,gemacht wurde. Dieser ungemein thätige Mann,von dem auch diese Weymouthskiefern herrühren,bepflanzte die um Gräfenberg, Walkersbrunn zuTorfhaus und Zaunsbacher Grund die völlig öde-gelegenen Kalkgeschiebe mit einer solchen Mengevon Wallnüssen, daß die Gemeinden jetzt einen

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nicht, denn er war zu schnell gewachsen und zeigtedeshalb wenig Kernholz.

Dann erhielt ich einen großen und alten Nussbaum mitvielen Ästen und Löchern. Kräftige Brauntöne, durch-zogen von grünlichen Streifen und mit Astzwieseln ver-sehen, ergaben die schönsten Holzbilder. Dieses - wiealle alten und knorrigen Bäume - gewachsene Natur-denkmal hatte der Sturm gefällt und ich konnte es vordem Verbrennen retten. Heute schmückt das edle Holzals Schreibtisch und Regalwand ein Büro.

Bäume sind kostbar, auch wenn sie nicht gerade ge-wachsen sind. Ihre Wuchseigenarten zeigen Baum-persönlichkeit.

Wie viele alte Möbel künden noch heute von der Krea-tivität vergangenen Handwerks - Nussbaummaser undPyramidenzwiesel zeigen hier ihre ganze Schönheit.

SchlüsselwörterNussbaum, Holz, Möbelschreinerei

ZusammenfassungBäume sind wertvoll, ihre Wuchseigenarten machen siezu Persönlichkeiten. Sorgfältig und schonend herge-stellte Möbel spiegeln den individuellen Charakter ei-nes Baumes wider. Das Nussbaumholz lässt sich her-vorragend verarbeiten. Viele alte Möbel künden vonder Kreativität früherer Handwerksmeister. Nussbaumwurde gerne für die Ausstattung von Schlössern undHäusern reicher Bürger verwendet. Heute erlebt es ei-ne Renaissance. Das Holz einiger Hybridsorten sowieder amerikanischen Schwarznuss ist qualitativ schlech-ter und eignet sich nur für die industrielle Massenpro-duktion.

Erste Bekanntschaft

Schon immer hat mich der Nussbaum fasziniert. DerGeruch der Blätter, die von den grünen Hüllen braungefärbten Hände, herbstliche Bastelarbeiten mit Scha-len-Schiffchen und anderen Baumfrüchten wie Kasta-nien und Eicheln, und die köstlich schmeckenden Wal-nusskerne zu Weihnachten zählen zu meinen schönenKindheitserinnerungen.

In meiner Zeit als Mitarbeiter in einer Baumschulepflanzte ich meinen ersten Nussbaum um. Seine kräfti-ge Pfahlwurzel beeindruckte mich sehr. Es schien mir,als wolle sie bis zum Kern der Erde vordringen.

Im Wald entdeckte ich einmal junge Nussbäume, diewild neben Fichten und Eschen aufgewachsen waren.Am meisten verblüffte mich das kräftige Höhenwachs-tum der Bäume - zum Teil über ein Meter pro Jahr.

Mit der Familiengründung begann meine Laufbahn alsalternativer Möbelschreiner. Ein geerbtes Zieheisen,das Holz einer alten Ulme und viel Geduld waren dieersten Bausteine.

Ein Nussbaum aus einem Hausgarten gesellte sich zumeiner Holzsammlung. Jedoch begeisterte er mich

Nussbaum – Traum des SchreinersThomas Kellner

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Abbildung 1: Wandschrank (Foto: Schreinerei Urholz)

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Faszination Nussbaum

Ich schätze den heimischen Nussbaum besonders we-gen seines schönen Holzes mit den braunen Farbnuan-cen. Sein typisch fruchtig-herber rassiger Duft, den erbeim Verarbeiten verströmt, ist unverwechselbar.

Das Holz lässt sich wunderbar gestalten, gut schnitzen,schleifen und polieren. Nicht umsonst war es das „Kö-nigsholz“ in den Schlössern und guten Häusern. Heuteerlebt es eine Renaissance, wobei der moderne gradli-nige, minimalistische und nüchterne Einrichtungsstilnicht dem Charakter des Nussbaumes entspricht. AberMode und Gestaltung sind ja immer dem Wandel un-terworfen.

Der Faszination von Möbeln aus ausgewachsenen, aus-gereiften Bäumen kann sich niemand entziehen. Res-pekt vor gewachsener Baumkraft gebietet eigentlich ei-nen sorgfältigen und schonenden Umgang mit Holz.Nachhaltigkeit bedeutet auch, Altern zuzulassen undden Luxus „Zeit“ einzuräumen. Nicht kurzfristiges Er-tragsdenken, sondern ausgewachsene Bäume mit ent-sprechenden Durchmessern werden für seriöse Holz-wirtschaft gebraucht.

Für mich ist der Nussbaum eine starke Baumpersön-lichkeit. Er duldet neben sich keine anderen Bäumeund unter seiner Krone wächst kaum eine andere Pflan-ze. Sein Holz wirkt edel, selbstbewusst, ausdrucksstark,großzügig und etwas distanziert. Somit wäre es gut ge-eignet für Rechtsanwälte, Steuerberater, Politiker undandere in Verantwortung stehende Menschen.

Mangel an allen Ecken und Enden

Leider gibt es heute nur noch wenige große, alte, aus-gewachsene Nussbäume. Woran liegt das? Im letztenKrieg wurden viele von ihnen gefällt und zu Gewehr-schäften verarbeitet. Händler, die über Land zogen unddas Holz aufkauften, hatten nur ihren kurzfristigen Ge-winn im Sinn. Niemand sorgte für Jungwuchs. Späterräumte die Flurbereinigung gnadenlos ganze Landstri-che aus und nahm auch auf die wertvollen Nussbäumekeine Rücksicht.

Ein Problem bereitet den Landwirten auch der Trans-port einzelner Bäume ins Sägewerk. Der Aufwand istgroß, da der Wandel in der Holzindustrie fast nur Groß-sägewerke übriggelassen hat und Schreinereien selbstkein Holz mehr lagern. So werden viele Nussbäumeeinfach verbrannt.

Schwarznuss und Hybridsorten – (k)eine Alternative?

Die amerikanische Schwarznuss und die neuen Hybrid-sorten, die heute in unseren Wäldern gepflanzt werden,mag ich nicht so sehr. Das Holz hat beim Verarbeitenein „Gschmäckle“ (riecht streng) und ist deutlich wei-cher als das unserer heimischen Sorten. Außerdem tra-gen sie keine schmackhaften Nüsse. Das Holzbild istwohl bräunlicher und gleichmäßiger als bei Juglans re-gia, aber es neigt auch zu Ringschäle und Faserrissen.Es eignet sich für die industrielle Massenproduktion,Laminat kann fast schon dieses Holz ersetzen.

Wenn Förster und Entscheidungsträger einmal das Holzbeider Arten von Hand bearbeiten dürften, wäre unserheimischer Baum der Bevorzugte.

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Nussbaum – Traum des Schreiners

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Abbildung 2: Tischchen (Foto: Schreinerei Urholz)

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Nussbaum – Traum des Schreiners

KeywordsWalnut, wood, furniture, carpentry

SummaryTrees are valuable, their growth characteristics turnthem into individual personalities. Carefully and sus-tainably manufactured furniture reflects a tree's indivi-dual characteristics. Walnut wood is an outstanding rawmaterial for manufacturing purposes. Many antiquepieces of furniture are testament to the creativity andcraftsmanship of former times. Walnut wood was apopular material for interior decoration of castles andmansions of wealthy citizens. Today there is a renais-sance in the use of walnut wood. Wood from a fewhybrid varieties and from the American black walnut isof a lower quality and only good for industrial mass pro-duction.

Abhilfe schaffen!

Viele Waldflächen, Streuobstwiesen, Wegränder und-kreuzungen haben noch Platz anzubieten, ebenso dieausgeräumten und subventionierten Agrarwüsten. Neuzu pflanzende „Energieholzhecken“ mit Solitärnussbäu-men würden die Situation verbessern.

Wo sind heute noch ausgewachsene Bäume zu finden?Der Nussbaum braucht kein Düngemittel, kein Spritz-mittel. Er schenkt uns über viele Jahre gesunde Nüsse,Öl und wiederverwertbares, wertvollstes Holz.

Er ist eine wunderbare Zukunftsanlage, unterliegt kaumKursschwankungen und weist eine positive CO2-Bilanzauf.

Die Wahl zum Baum des Jahres 2008 möge dem Nuss-baum viel Nachwuchs bescheren!

Abbildung 3: Kommode (Foto: Schreinerei Urholz)

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Haut und Schleimhäute ist wissenschaftlich belegt.Pharmazeutisch und kosmetisch relevant sind Gerb-stoffe und Naphtochinonderivate wie das Juglon.

Pflanzenfamilie Walnussgewächse

Die Walnussgewächse (Juglandaceae) bilden eine ver-hältnismäßig kleine, aber alte Pflanzenfamilie. Sie um-fasst insgesamt 64 Arten (Juglans spp.). Acht Vertreterder Gattung Juglans sind auf der Nordhalbkugel hei-misch. Das natürliche Verbreitungsgebiet dieses laub-abwerfenden Baumes ist Südosteuropa, der Balkan,Vorder- und Mittelasien, der Iran, Afghanistan, Nord-pakistan sowie nördliche Regionen des indischen Sub-kontinents. Walnussbäume bevorzugen humose undmineralreiche Böden und benötigen viel Licht. Der ur-sprünglich südosteuropäische Baum wird seit Jahrhun-derten in gemäßigten Klimazonen Europas, in Teilenvon Nordafrika, Ostasien sowie Nord- und Südamerika(Anden-Region) kultiviert.

Echte Walnuss

In Mitteleuropa ist die Echte Walnuss, Juglans regia L.,die am häufigsten kultivierte und am weitesten verbrei-tete Art. Der hohe Bekanntheitsgrad liegt sowohl inder vielseitigen wirtschaftlichen Verwertung des Bau-mes in Forstwirtschaft, Holzindustrie und Stadtbegrü-nung als auch im Obstbau zur Nuss-, Gerbstoff- und

„Gott gibt die Nüsse,aber er knackt sie nicht auf“

Volksweisheit aus dem Elsaß

SchlüsselwörterJuglans regia L., Verbreitungsgebiet, Walnussblätter,Gerbsäure, Juglon, Adstringens, Pharmazie, Pharmako-logie, medizinische Nutzung, Kosmetikum

ZusammenfassungDie ‚Echte Walnuss', Juglans regia L., aus der Pflanzen-familie der Walnussgewächse ist in unseren Breiten einmehrfach genutzter Baum. Neben den eiweiß-, fett-und vitaminreichen Samenkernen hat die Verwendungvon Drogen aus Walnussblättern in der Volksheilkundeeine lange Tradition. Die äußerliche Anwendung vonExtrakten in der Phytotherapie bei Erkrankungen der

Der Walnussbaum –nützlich für Pharmazie und MedizinNorbert Lagoni

Abbildung 2: Unreife Früchte (Foto: O. Kipfer)Abbildung 1: Junger Trieb (Foto: O. Kipfer)

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Blüten

Der Walnussbaum ist ein Windblütler. Die meisten Bäu-me sind einhäusig (monözisch) und getrenntge-schlechtlich, männliche und weibliche Blüten sind aufeiner Pflanze nebeneinander vorhanden. Die Blütenentwickeln sich im Frühjahr zeitlich vor den Blättern.Für die Selbstbefruchtung bilden die Juglandaceenhängende, grüne männliche Blüten (Kätzchen) aus. Siesind oft zu endständigen Rispen vereinigt. An denZweigenden sitzen meist zwei bis drei weißliche, un-scheinbare weiblichen Blüten. Sie reifen räumlich undzeitlich (dichogam) getrennt heran. Die Blütezeit derWalnuss dauert von Ende April bis Juni. Diese Blühab-folge lässt insbesondere bei jüngeren Bäumen eineFremdbestäubung zu. Männliche Kätzchen treiben ausden Vorjahresknospen, weibliche Blütenknospen ausden Triebspitzen. Bei Juglans regia kann die apomik-tische Fruchtbildung zum Aufbau homogener Liniengenutzt werden.

Walnussblätter

Die Walnuss lässt sich während der Vegetationsperiodean ihren großen, sommergrünen, bis Juni vollständigentwickelten, unpaarig gefiederten Blättern (Juglandisfolii) zweifelsfrei bestimmen. An der Blattspindel, demverlängerten Blattstiel, sitzen fünf bis neun Fiederblätt-chen, umgeben von harzabsondernden Duftdrüsen.Die Ausdünstung ätherischer Öle kann Fluginsektenvergrämen.

Farbstoffgewinnung begründet. Heute ist der ökonomi-sche Nutzen von Walnüssen unstrittig. Die ertragreichs-ten Anbaugebiete befinden sich in den westlichen Küs-tenstaaten Nordamerikas (Kalifornien u.a.). DieWeltproduktion an Nüssen belief sich 2005 auf 1,5 Mil-lionen Tonnen, mit steigender Tendenz. Ein adulterBaum kann pro Jahr bis zu 5.000 Nüsse mit einem Ge-samtgewicht von etwa 100 Kilogramm hervorbringen.

Bezeichnung und Synonyme

Linné dokumentierte die wissenschaftliche Gattungs-bezeichnung Juglans. Wissenschaftlich ist auch dasSynonym Nux juglans Duham üblich. Der Begriff »Wal-nuss« wird umgangssprachlich undifferenziert sowohlfür den Walnussbaum (Gewächs) als auch für die Nuss(Samenkern) verwendet. Mit einer Vielzahl volkstüm-licher Namen wie Edelnuss, Christnuss, Meisennuss,Steinnuss, Welschnussbaum (Welsche Nuss) werdenregional unterschiedlich sowohl der beliebte Baum alsauch seine geschätzten Nüsse bezeichnet.

Der Walnussbaum – nützlich für Pharmazie und Medizin

Abbildung 5: Geöffnete Nuss (Foto: O. Kipfer)

Abbildung 3: Zweig mit unreifen Früchten (Foto: O. Kipfer)

Abbildung 4: Blätter und Früchte (Foto: O. Kipfer)

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durchschnittlich drei bis vier Prozent. Das Naphthoch-inonderivat Hydrojuglonglycosid, aus dem sekundärHydrojuglon und daraus durch Reduktion Juglon ent-steht, ist in allen Pflanzenteilen des Baumes in unter-schiedlicher Konzentration enthalten. Das Derivat Ju-glon ist instabil und polymerisiert leicht zu gelben bisschwarz-braunen Pigmenten, die in der Natur mit derZeit von den Blättern abgewaschen werden. Somit kön-nen ältere Walnussblätter frei von Juglon sein. In der ge-trockneten Schnittdroge ist Juglon nur noch in gerin-gen Mengen vorhanden. Unterschiedliche Gehalte anPflanzensäuren (Phenolcarbonsäuren) wie Kaffee-, Gal-lus-, Chlorogen-, Salicyl- und Zimtsäure lassen sich nach-weisen. Der Anteil an ätherischen Ölen und Vitaminen,mit Ausnahme von Ascorbinsäure (Vitamin C), ist imVergleich mit Fruchtschalen und Nüssen gering.

Pharmakologie

Der verhältnismäßig hohe Anteil an Gerbstoffen be-dingt die adstringierende und hyperämisierende Wir-kung auf Haut- und Schleimhautzellen. Juglon wirktleicht fungitoxisch und gering antibakteriell.

Walnussblätter äußerlich angewendet

Auf Grund des hohen Gerbstoffgehalts wirken Walnuss-blätterextrakte bei äußerlicher Anwendung adstringie-rend (zusammenziehend) und entzündungswidrig. Ge-mäß monografischer Aufbereitung des medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnismaterials können Lösun-gen sowie alkoholische Tinkturen aus Walnussblätternbei leichten, oberflächlichen Entzündungen der Hautwie Akne, chronisches Ekzem oder Pyodermie denHeilungsprozess adjuvant fördern. Bei Entzündungenim Mund- und Rachenraum und für Spülungen am Au-ge bei Lidrandentzündung lassen sich verdünnte Gerb-stofflösungen verwenden. Gerbstoffreicher Extrakt eig-net sich als Badezusatz für Teilbäder zur Behandlungvon Hämorrhoidal-Leiden und als Adstringens bei über-mäßiger Schweißabsonderung (Hyperhidrosis) an Hän-den und Füßen.

Anwendungssicherheit

Bei bestimmungsgemäßer äußerlicher Anwendungeines Walnussblätterextraktes sind Nebenwirkungenselten. Allergische Kontaktdermatitis, ausgelöst durchJuglon-Überempfindlichkeit, ist jedoch grundsätzlich

Walnussblätter und Volksmedizin

Die Verwendung getrockneter Laubblätter (ehemals alsFolia juglandis bezeichnet) für Zubereitungen unter-schiedlicher Heilmittel hat in der traditionellen Volks-medizin eine sehr lange Tradition. Bereits in der Anti-ke waren Walnussblattlösungen zur Linderung vonHauterkrankungen üblich. Für die innerliche Anwen-dung wurden Dekokte (Abkochungen) und Teemi-schungen aus Blattdrogen zubereitet. Sie galten als heil-sam bei Drüsenkrankheiten (Skrofulose), kleinerenGeschwüren, Gelenkschmerzen oder Nervenleidenund dienten als Stärkungsmittel und ‚Blutreinigungs-mittel'.

Walnussblätter offizinell

Heute dienen die von der Spindel (zentrale Ader) be-freiten, ganzrandigen Fiederblätter als Ausgangsdrogefür die Herstellung von Rezepturarzneimitteln. DieErnte der Blätter ist während der Monate Mai bis Julisinnvoll. Das Sammelgut muss gut gelüftet, trocken unddunkel (Papiertüten) gelagert werden. Der Geruch derfrischen Schnittdroge ist aromatisch bis würzig, derGeschmack eigentümlich bitter-balsamisch und zusam-menziehend.

Inhaltsstoffe

Extrakte aus Juglandis folium sind Vielstoffgemische mitzum Teil sehr unterschiedlicher Wirkstoffzusammenset-zung. Typisch ist der hohe Gehalt (circa zehn Prozent)an hydrolysierbaren Gerbstoffen, vorwiegend aus Tan-ninen vom Ellagitannin-Typ. Der Anteil an Flavonoiden,primär Hyperosid, Quercetin und Kämpferol, beträgt

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Der Walnussbaum – nützlich für Pharmazie und Medizin

Abbildung 6: Reife Nüsse (Foto: O. Kipfer)

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Der Walnussbaum – nützlich für Pharmazie und Medizin

Früchte und Nüsse

Die Früchte der Walnuss gelten heute nach aktuellerSystematik als Nüsse. Eine grüne, glatte dickfleischigeSchale (Cortex juglandis mucum) umhüllt die kugeligeFrucht. Die innere Schale ist holzig-runzlig. Die reifenFrüchte fallen nach dem Aufplatzen der Fruchtschaleauf den Boden unter der Baumkrone. Walnüsse sindsehr fettreich. Ein verhältnismäßig stabiles Fettsäure-muster und hohe Werte an Omega-3-Fettsäure kenn-zeichnen sie. Das Walnussöl besitzt einen hohen Anteilmehrfach ungesättigter Fettsäuren (MFS) sowie Leci-thin und außerdem essentielle fettlösliche (Pro-)Vitamine.

Kosmetik

Die Verwendung von Aufgüssen aus grünen Schalenzur Haartönung hat eine sehr lange Tradition. Haupt-haare lassen sich auf Grund des Juglon-Gehaltes inten-siv „nussbraun“ tönen. Juglonhaltige Walnussextraktefärben die menschliche Haut braun. Der Effekt wird ge-legentlich für „naturkosmetische“ Bräunungs- undSonnenschutzmittel genutzt. Das aus den Fruchtscha-len gepresste Nussöl wirkt erweichend, es penetriertschnell und vollständig in die Oberhaut.

Tierheilkundliche Anwendung

Traditionell wirken frische Walnussblätter, aufgehängtoder unter die Einstreu gemischt, in Kleintierställenoder Hundehütten leicht insektizid. Ektoparasiten(Flöhe, Wanzen, Läuse, Milben) lassen sich vergrämen.Lösungen, Fellwaschmittel oder Sprays mit Extraktenaus Walnussschalen haben sich zur Abwehr von Hun-deflöhen bewährt. Gegen Verdauungsstörungen(Durchfall, Harnruhr, Wurmbefall) können Rinder undSchafe mit kalten Aufgüssen aus Walnussschalen, -blät-tern, auch kombiniert mit gerbstoffhaltiger Eichen- undFichtenrinde, getränkt werden.

nicht auszuschließen. Die nicht selten nach Verzehrvon Walnüssen auftretende »Nussallergie« wirkt sich beiZubereitungen aus Walnussblättern nicht aus, da hierdas für die Nüsse typische allergene Eiweiß fehlt. Ge-sundheitliche Auswirkungen auf Schwangerschaft undStillzeit sind nicht bekannt.

Tee aus Walnussblättern

Zur innerlichen Anwendung kann geschnittene Gerb-stoffdroge mit anderen Heilpflanzen gemischt werdenund als Teeaufguss (Abkochung, Dekokt) bei gereizterMagen-Darm-Schleimhaut und Durchfallerkrankungenangewandt werden. Magenempfindliche Personen rea-gieren auf Walnussblättertee gelegentlich mit leichterÜbelkeit und Unwohlsein.

Abbildung 7: Aufgeplatzte Schale und Nuss (Foto: O. Kipfer)

Abbildung 8: Nüsse kurz vor der Reife (Foto: O. Kipfer)

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KeywordsJuglans regia L., area, walnut leaves, tannic acid, jug-landin, astringent, pharmaceutics, pharmacology, me-dical benefit, cosmetically use

SummaryThe walnut (Juglans regia LINN.) is a common tree,cultivated in Europe. Juglandaceae is a small family ofvery useful trees. Fruits or nuts are rich in protein, fatwith a high vitamin content. The use of a decoction,prepared by fresh or dry leaves, has a long tradition infolk medicine. Tinctures made of Extractum juglandisis used in treating skin diseases. The most relevantchemical constituents are Juglandin, several tanninsand volatile oils.

LiteraturFintelmann, V.; Weiß, R. (2002): Lehrbuch der Phytotherapie. 10.Auflage, Hippokrates Verlag, Stuttgart, S. 329–330

Hager, H. et al. (1994): Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe undDrogen, Bd. 9. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH,Stuttgart, S. 186–189

Madaus, G. (1938): Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Nach-druck der Ausgabe von 1938, mediomed Verlag, Ravensburg1987, S. 1.663–1.670

Schaarschmidt, H. (2006): Die Walnussgewächse. Die NeueBrehm-Bücherei, Bd. 591, 3. Auflage, Hohenwarsleben

Schilcher, H.; Kaemmer, S. (2003): Leitfaden Phytotherapie. 2. Auf-lage, Urban & Fischer Verlag, München, Jena, S. 254–255

Strassmann, R. A. (2001): Baumheilkunde. 3. Auflage, A. T. Ver-lag, Aarau (CH), S. 251–257

Der Walnussbaum – nützlich für Pharmazie und Medizin

ähnlich wie bei Eichel- und Tannenhäher bekannt (Reich-

holf 2003, 2004). Bemerkenswert ist, dass die Raben-

krähen selbst unter einer geschlossenen Schneedecke die

versteckten NüssemeistpunktgenauohnegroßesHerum-

suchen fanden. Eine solche Leistung ist beeindruckend,

vor allem wenn man bedenkt, dass seit der Zeit des Ver-

steckens circa ein Vierteljahr vergangen war. Der auf-

merksame Naturfreund kann die Technik der Rabenkrä-

hen, Nüsse aus der Luft auf harten Grund fallen zu las-

sen, um an den Inhalt zu gelangen, im Herbst selbst

beobachten.

Literatur

Ortlam, D. (1990):Lernvorgänge bei Rabenvögeln in Bremen.Vogel-kundliche Berichte aus Niedersachsen Heft 1, S.13–17

Reichholf, J. H. (2003): Umfang und Bedeutung des Nüsse-Abwer-fens von Rabenkrähen Corvus c. coron., Ornithologische Mitteilun-gen Nr. 10, S. 362–366

Reichholf, J. H. (2004): Winternutzung versteckter Walnüsse durchRabenkrähen Corvus c. corone. Ornithologische Mitteilungen Nr. 8,S. 257–262

Olaf Schmidt

Krähen knacken Nüsse mit „Luft-Fall-Technik“

Walnüsse sind eine energiereiche und ergiebige Nahrung,

die bei vielen Tierarten sehr geschätzt wird. Sie stellen da-

her eine attraktive Nahrungsquelle auch für Vögel, z. B.

für Krähen dar. Da es Rabenkrähen meist nicht gelingt,

die harten Nüsse aufzuhacken, lassen sie diese gezielt aus

der Luft auf harten Untergrund fallen, um so an den In-

halt zu gelangen. Dieses Verhalten der Rabenkrähen,

Nüsse im Schnabel hochzutragen und aus 10 bis 20 Me-

tern Höhe gezielt auf harte Flächen wie Straßen oder Be-

tonflächen fallen zu lassen, ist bei Ornithologen seit lan-

gem bekannt und wird als „Luft-Fall-Technik“ umschrie-

ben. Trotzdem scheint der Umfang dieses Nüsse-Abwer-

fens und die Bedeutung für die Ernährung der Rabenkrä-

hen in den letzten Jahren deutlich zugenommen zu ha-

ben. So wird aus Bremen berichtet, dass die Erfolgsquote

bei der Nussernte der Rabenkrähen sich über Jahre hin-

weg von etwa zehn Prozent der gesamten Nussernte bis

auf nahezu hundert Prozent steigerte (Ortlam 1990).

Darüber hinaus wurde in München beobachtet, dass ne-

ben dem Nüsse-Abwerfen während der Reifezeit der Wal-

nüsse im Herbst die Rabenkrähen in ähnlicher Größen-

ordnung Walnüsse im Boden als Wintervorrat verstecken,

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Im Glauben der Antike lenkten die Götter die Naturge-walten, zugleich wohnte jedem Baum und Wald, jedemStein und Berg, jeder Quelle, ja sogar den Meereswel-len und dem Wind ein eigener Naturgeist inne. Beiden Griechen und später bei den Römern hießen sieNymphen. Homer (Abbildung 4) besang sie in seinenHymnen und der römische Dichter Ovid widmete ih-nen zahlreiche Kapitel in seinen berühmten Metamor-phosen. Stets werden die Nymphen als herzliche undgutmütige Seelen dargestellt, sie sind hilfsbereit undwirken heilend und ausgleichend auf ihre Umgebungein. Es gab Nymphen für die Gewässer, die Najaden,die Oreaden der Berge und die Baumnymphen,Dryaden genannt. Das Dryadenreich war wiederumden einzelnen Baumarten zugeordnet, die Karyatidender Walnussbäume, die Meliai der Eschen, die Helia-den der Pappeln und so weiter. Der SchriftstellerNonnus schrieb, dass „jeder Baum eine solche mit ihmzugleich entstandene und ihn bewohnende Nymphe,welche bei verschiedenen Gelegenheiten sich über dieWipfel desselben heranhebt“ hat. Dryaden leben undsterben mit ihren Bäumen. Sie sind der Lebensodemund die Baumseele, in der irdische und feinstofflicheWelt ineinanderfließen.

Bekanntermaßen und zum Leidwesen der Baumschu-ler bildet die Walnuss eine kräftige und tiefgründigePfahlwurzel aus. Auch mythologisch reichen ihre Wur-zeln weit hinab. Von der prähellenistischen Göttin Karzur Metamorphose der Karya, vom Fruchtbarkeitssym-bol des römischen Natur- und Vegetationsgottes Jupi-ter hin zu allerlei Hochzeitsbräuchen, vom begehrtenWurzelfurnier des Biedermeier bis hinauf zum insek-tenabwehrenden Blätterdach - fruchtbar und nahrhaftbegleitet die „Welsche Nuss“ (Abbildung 1) die Men-schen im europäischen Geburtskanal.

Karyatide – die Nussbaumnymphe

Schon wiedereinmal verliebte sich der sinnesfreudigeDionysos. Karya hieß die Ausersehene. Sie war dieTochter des Königs der Lakonier. Doch die verboteneLiebe wurde von den eifersüchtigen Schwestern verra-ten, worauf Karya aus Verzweiflung und Kummer ver-schied. Daraufhin verwandelte sie Dionysos in einenWalnussbaum. Zum Gedenken erbauten die trauerndenLakonier einen Tempel, dessen Säulen aus Walnuss-stämmen geschnitzte Frauengestalten darstellten. Ka-rya wurde so zur Karyatide, der schützenden Baum-nymphe der Walnuss. Im Erechtheion (Abbildung 2)auf der Akropolis ist diese Tempelanlage der Karyati-den (Kronhalle) heute in Form „versteinerter“ Frauen-statuen zu bewundern.

Die „Welsche Nuss“ – Geschichte und Geschichten einer „Zugereisten“Thomas Janscheck

Abbildung 1: Blätter und Früchte der Walnuss (Foto: U. Conrad)

Abbildung 2: Karyatiden des Erechtheion auf der Akropolis,Athen (Quelle: Wikipedia)

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nicht ausgebildeten Heimwehtrieb in hiesigen Fluren an-wurzelt. Vor zweitausend Jahren war dies anders, dennes marschierten braungebrannte Legionäre über die Al-pen gen Norden. Begonnen hatte alles im Jahr 15 v. Chr.,als die beiden römischen Feldherren Drusus und Tibe-rius von zwei Seiten her über die Alpen zogen und inkurzer Hand die keltischen Siedlungsgebiete eroberten.Damit leiteten sie eine über 400-jährige römische Vor-herrschaft in der neuen Provinz Raetien mit der Haupt-stadt Augusta Vindelicum (Augsburg) ein (Abbildung5). Bereits 40 Jahre zuvor stieß Caesar mit der Unterwer-fung der Stämme Galliens bis zum Rhein vor. RömischeSoldaten blieben als siedelnde „Pensionisten“ im Lan-de und begründeten die seither anhaltende Traditiondes „Zugereisten und Alterswohnsitzlers“ in Süd-deutschland. Von den dabei stets aufs Neue eingeführ-ten Kulturgütern profitieren die Ureinwohner bis heute.Damals zählten auch kleine veredelte Walnusssetzlingedarunter, die ertragreich weiterwuchsen, selbst nach-dem im Jahr 402 n. Chr. die römischen Provinzen nörd-lich der Alpen endgültig aufgegeben werden mussten.

Karl der Große und das „Kauderwelsch“

Als neuer Weltenordner wird er angesehen, der Fran-kenherrscher Karl der Große (Abbildung 6). Zu Lebzei-ten selbst des Schreibens nicht fähig, beauftragte er ei-nen ganzen Stab von gelehrten Männern um wieder„Ordnung und Disziplin“ walten zu lassen im neu ge-schaffenen europäischen Großreich. Sein „Landwirt-

Die Zugereiste

Gewöhnlich verbindet man in Süddeutschland mit demBegriff „zugereist“ den Besuch eines bisweilen mit vor-nehmer Blässe ausgestatteten Nordlichts, das in Erman-gelung eines Rückfahrtbilletts kombiniert mit einem

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Die „Welsche Nuss“ – Geschichte und Geschichten einer „Zugereisten“

Abbildung 3: Baumhöhle(Foto: U. Conrad)

Abbildung 4: Der griechische Dichter Οµηρος, Homer (München, Glyptothek, Quelle: Wikipedia)

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Die „Welsche Nuss“ – Geschichte und Geschichten einer „Zugereisten“

des Landbaus beschrieben. Unter dem Kapitel derNutzpflanzen findet sich auch unsere „Nux gallica“, die„Welsche Nuß“.Als Welsche wurden in „deutschen Landen“ einst alleromanisch sprechende Volksgruppen bezeichnet. DasHandeln lag ihnen im Blut. Radebrechend und eifriggestikulierend traten sie wohl auf, die geschäftstüchti-gen „Hausierer aus Süd und West“, um in „Kauder-welsch“ (mdal. kaudern = hausieren) ihre Ware feil zubieten. Vielleicht waren auch Nüsse aus „welschen Lan-den“ darunter, denn die Grenoblernuss galt einst wieheute als edelste Walnusskönigin.

Alter Gott in „neuer Schale“

„Man sagt, daß eine solche Uneinigkeit under dem Nuß-baum und Eichbaum sey, daß er neben einem Nußbaumgepflanzt ganz verderbe“, vermerkt 1679 Adamus Loni-cerus in seinem Kräuterbuch. Wer weiß, ob nicht die-se Erkenntnis in römischer Zeit auch eine tiefere reli-giöse Symbolik hatte, löste doch der Wetter- undGewittergott Jupiter in manchen Provinzen des Nor-dens den alten grollenden Donnergott Thor ab. Die Ju-glans regia war der Baum des neuen „Allmächtigen“,dessen „königliche Eichel“ über alles gebietet und zu-nächst auch die Eiche des Thor besiegte. Als Jovisglans = Jupiters Eichel wurde die Walnuss zur „Spitz derPhallussymbolik“ der Römer. schaftsminister“, der Benediktinerabt Ansegis, verfass-

te das „Capitulare de villis vel curtis imperii“. In dieserLandgüterverordnung wurden alle wichtigen Fragen

Abbildung 5: Lage der Provinz Raetien im Römischen Reich

Abbildung 6: Karl der Große diktiert in Gesellschaft Pippinsdes Buckligen einem Schreiber. (Quelle: Wikipedia)

OceanusGermanicus

Mare Adriaticum

Mare Internum

Pontus Euxinus

OceanusAtlanticus

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Auferstehen zu verweisen. Mancherorts wurde dasOsterfeuer zur Entfachung des „lumen christi“ mitScheiten des Walnussbaumes entzündet. Auch die Drei-faltigkeit spiegle sich in der grünen Fruchthülle, der har-ten Schale und dem süßen Kern wider. In der Marien-verehrung der Gotik stand „Kern und Schale“ für „Jesusund Maria“. Bei der Vermählung mit Maria trug Josefzuvor den Walnusszweig als Attribut in der Hand.

Hochzeit und Fruchtbarkeit

„Sparge marite nuces! – Streue, Gatte, Nüsse!“ lässtVergil die Braut nach der Vermählung ausrufen. DemBrautpaar zwischen die Beine geworfen, oftmals kna-ckend aufspringend oder emporhüpfend, galten Wal-nüsse als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol inder Antike. Plinius sah darin gar die Leibesfrucht derFrau.

„Viel Nüsse - viel Bengel“, weiß später der Volksmundzu berichten. Wenn eine Jungfer einen Prügel in einenWalnussbaum warf und er fiel nicht herunter, so warderen baldige Heirat gewiss. In der Christnacht eineNuss geknackt, die Schalen in eine Schüssel mit Was-ser gegeben und auf deren Zusammenstoßen hoffend,

Kein Wunder, dass im christlichen Mittelalter diesestark sexuell geprägte Symbolik der Walnuss als „Nucinoci“ – „die Nuss schadet“ verteufelt wurde. Denn aufdem Nussbaum wohnten die Teufel, die sich nächtensmit den Hexen zum unsittlichen Stelldichein versam-melten.

Der Kern der Wahrheit

Doch alle Herrschaft findet ihre Endlichkeit. So vergin-gen auch „Gloria und Glanz von Jovis glans“. An Stelledes „antiken Eros“ trat die „christliche Agape“ in dasreligiöse Rampenlicht, aus Juglans regia wurde dieChristnuß. Der Kirchenvater Augustinus stieß auchgleich auf den „nucleus der Nuss“, den Kern der neuenzu „knackenden Erkenntnis“. Denn: „Gott gab dieNüsse, aber er knackte sie nicht!“ Nach Augustinus ver-sinnbildlicht die Walnuss in ihrer grünen, bitterenFruchthülle das bittere Leiden Jesu, die hölzerne Scha-le steht für das Holz des Kreuzes Christi und der ver-borgene süße Kern symbolisiert die lebens- und liebes-spendende Natur des auferstandenen Erlösers, desSalvators. Der Volksmund erzählt, dass in der Christ-nacht die Nussbäume gleichzeitig blühen, grünen undfruchten, um so auf Jesu Geburt, Leben, Sterben und

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Die „Welsche Nuss“ – Geschichte und Geschichten einer „Zugereisten“

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Abbildung 7: Starker Ast inder Krone eines alten Nuss-baumes (Foto: U. Conrad)

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Die „Welsche Nuss“ – Geschichte und Geschichten einer „Zugereisten“

wendet. Nicht zu vergessen sei der Einsatz des Walnuss-blattes gegen „den zwischen den Beinen gelaufenenWolf“, wie im königlich sächsischen Exerzier-Regle-ment für die Infanterie empfohlen wird. Auch gegen auf-gegangene oder brennende Füße wurden Walnussblät-ter in die Stiefel gelegt.

Bei so viel Wohlgesonnenheit der Walnuss war manstets besorgt um deren Wohlergehen. Als Südländerinist ihre Blüte vor allem den berüchtigten Spätfröstennicht gewachsen. Im Volksmund galt der Markustag(25. April) als ausgemachter „Nussfressertag“, denn„ohne Aprilblüte keine Septembernuss“. Zwei verhee-rende Spätfrostperioden in den fünfziger Jahren ließengar Tausende von Nussbäumen in Süddeutschland ab-sterben. Spätblühende und doch zeitig fruchtende Sor-ten sind daher begehrt, was den Züchtern stets vonNeuem so manch harte Nuss zu knacken aufgibt.

Literatur

Beuchert, M. (1996): Symbolik der Pflanzen. Insel-Verlag,Frankfurt a. M.

Brosse, J. (1994): Mythologie der Bäume. Walter-Verlag, Solo-thurn

Laudert, D. (2003): Mythos Baum. BLV-Verlagsgesellschaft,München

Marzell, H. (1925): Bayerische Volksbotanik. Spindler-Verlag,Nürnberg

Schmeller, J.-A. (1854): Bayerisches Wörterbuch. Oldenburg-Verlag, München

wies auf eine sichere Heirat hin. Bei diesem Orakelspielverspeisten die Liebenden gemeinsam die Nuss. Soferndann, nach hoffentlich glücklichem Ehestand, der ers-te Bub geboren wurde, pflanzte man diesem Stammhal-ter einen Walnussbaum.

Wurzelfindung und Wurzelfurnier

Während man im Westen Europas sich abmühte, bür-gerliche Freiheiten stets aufs Neue einzufordern und imOsten jede Spur derselben verschüttet lag, erforschten„Herr und Frau Biedermeier“ in Mitteleuropa im trau-ten Heim die Wurzeln der „Volkskultur“ in Mythen, Mär-chen und Sagen. Die reaktionären Kräfte von „Thronund Altar“ lösten durch ihre allgemeine Zensur des öf-fentlichen Lebens das Bedürfnis nach „Wurzelfindung“oder besser des „Sich-Vergrabens“ aus. Wen wundertes, dass im künstlerisch-handwerklichen Möbelstil desBiedermeiers gerade das Wurzelfurnier glänzend po-liert gleichsam als innerer Seelenspiegel und Ausdruckder eigenen Gemütsverfassung herhielt. Dabei warengerade die Wurzelkropffurniere der französischenNussbäume wegen ihrer gar so schönen Maserung be-sonders begehrt. So grüßte wiedereinmal der „WelscheBaum“ befruchtend herein nach Mitteleuropa.

Insektenschreck und Nussfressertag

So manche Baumart bildet „phantasiereiche“ Lockmus-ter in Blüten- oder Blattformen aus, um die umherflie-gende Insektenwelt zur Bestäubungsleistung einzu-spannen. Doch die Walnuss will von jeglichemgeflügelten oder krabbelnden Getier ihre Ruhe haben.Ihre Blätter gelten gar als insektenvertreibend. Dies warein weiterer Grund für die Pflanzung des Walnussbau-mes am Hause, zumal allerlei unliebsame Quälgeister,angezogen vom nahen Abort, der Latrine und der Jau-chegrube, Mensch wie Vieh piesackten. Gegen Kleider-und Lebensmittelmotten kamen Walnussblätter in denStuben zum Einsatz. Um den Mäusefraß entgegenzu-wirken, wurden die Erdmieten mit Walnussblättern aus-gelegt. Darüber hinaus wurde der Aufguss von Wal-nussblättern innerlich wie äußerlich gegen Ungeziefer,Würmer und Parasiten angewendet. Ferner galten Nuss-blätter als Tabakersatz sowie pulverisierte Schalen undBlätter als Pfefferersatz. Der schwarzbraune Absud ausden grünen Nussschalen wurde zum Haarfärben ver-

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Der NußbaumEs grünet ein Nußbaum vor dem Haus,Duftig, lieblich breitet er blättrig die Äste aus.

Viel liebliche Blüten stehen dran;Linde Winde kommen, sie herzlich zu umfahn.

Es flüstern je zwei zu zwei gepaart,Neigend, beugend zierlich zum Kusse die Häuptchen zart.

Sie flüstern von einem Mägdlein, dasDächte die Nächte und Tage lang, wußte, ach, selber nicht was.

Sie flüstern, wer mag verstehn so garLeise Winde? Flüstern von Bräut'gam und nächstem Jahr.

Das Mägdlein horchet, es rauscht im Baum;Sehnend, wähnend sinkt es lächelnd in Schlaf und Traum.

Julius Mosen

(Foto: U. Conrad)

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Vaterland: In Deutschland naturalisirt, stammtaus Persien und ist von Italien aus zu uns gekom-men, verbreitet bis zum 52° nördlicher Breite nochauf Bergen von 2000 Fuß Höhe, in Gärten undParks, so wie in Lustwäldchen nicht selten, gedeihtauch im nördlichen Deutschlande ziemlich gut, lei-det jedoch in sehr strengen Wintern zuweilen vonFrost, woran wohl nicht gut ausgewählte Lage dieSchuld tragen mag, ... Im Allgemeinen liebt er eingemäßigtes Clima, ohne jedoch zärtlich zu sein... .

Standort in bergigen oder sonnigen Lagen aufKalk-, Mergel- oder Thonboden mit Dammerde; inmagerm Sandboden oder feuchtem Stande gedeihter nicht gut. ... Fortpflanzung durch Früchte. Manlegt diese im Herbste sammt der grünen Schale denWinter über in einen Keller in frischen Sand. Kei-men bis zum Frühlinge mit zwei röthlichen Keim-blättchen, die Samenlappen bleiben im Boden, wer-den dann eingesetzt und bleiben stehen, bis dieStämmchen so herangewachsen sind, um sie an ih-ren bleibenden Standort zu pflanzen, weil sie dasVersetzen nicht vertragen. Der weit ausgebreitetenKrone wegen muß die Entfernung, in welche sie voneinander zu stehen kommen, bis 50 Fuß betragen.Varietäten, mehrere aber von keinem Belange: a)Mit sehr großen, dünnschaligen Nüssen, aber wäs-serigen Kernen - Pferdenuß -; b) spätausschlagen-de, mit sehr kleinen und harten Nüssen - Stein-oder Grübelnuß -; c) mit länglichen, dünnschaligenNüssen und angenehmem Kern - dünnschalige Nuß-; d) zwei Male des Jahres Früchte tragend; e) spä-te Wallnuß, die erst um Johanni ausschlägt.

Nutzen: Der Wallnußbaum, obgleich ein sommer-grüner Laubbaum zweiter Größe, gehört den Wäl-dern und dem Waldbaue nicht an, ist auch wohlein naturalisirter, aber kein verwilderter odervon selbst vorkommender Baum, der sich wedervon selbst in Waldungen einfindet noch darinfortpflanzt, aber eine ganz vorzügliche Baumart inAlleen... .

Das Holz ist von Tischlern, Drechslern, Ge-wehrschäftern u. d. sehr gesucht, vorzüglich die ge-maserten Wurzelstöcke.

Die Nüsse werden verspeiset, auch von den Con-ditoren zubereitet, sind auch officinell, Oel an Spei-

Namhafte forstliche Autoren des neunzehnten Jahrhun-derts wie beispielsweise Georg Ludwig Hartig, E. A.Roßmäßler und Karl Gayer erwähnen die Walnu in ih-ren Werken nicht, da sie nicht als Waldbaum bzw. forst-lich wichtiger Baum galt. Jedoch das „Real- und Verbal-Lexikon der Forst- und Jagdkunde mit ihren Hilfs-wissenschaften“ von Stephan Behlen (Verlag von Da-vid Sauerländer Frankfurt am Main 1842) sowie das1877 in Leipzig im Verlag Karl Scholtze erschieneneBuch „Deutsche Bäume und Wälder“ von Hermann Jä-ger widmen der Walnuss jeweils ein eigenes Kapitel.

Behlen beschreibt Knospen, Blüten, Blätter und Früch-te sehr genau, manchmal fast malerisch. Er erwähntHerkunft, geeignete Standorte, Vermehrung, Nutzen,damals bekannte Varietäten, aber auch Krankheiten.

„Gemeine Wallnuss, Juglans regia. Die Gat-tung gehört zur Familie der Therebinthiaceen undnach dem Linnéischen Systeme zu Monoicia poly-andria. ... Der gemeine Wallnußbaum ist eine Un-terholzart, sommergrüner Laubbaum für die Feld-baumzucht. ... Blätter zwei-, drei- oder vierjochig,unpaar gefiedert; Blättchen eiförmig, zugespitzt, ander Basis ungleich gezähnt, oben glatt, sma-ragdgrün, unten in den Aderwinkeln mit feinenHaarbüscheln. ...Falsche Steinfrucht, durch Um-gestaltung der äußern Blüthenhülle zu einer Dop-pelfrucht, als kugelförmiger, fester, grüner Fleisch-überzug mit Fächern; die eingeschlossenen wahrenFrüchte sind zweischalige, zweinäthige, harte Nüs-se. ...Blattnarbe des gemeinschaftlichen Blattstie-les groß und zierlich, mit der Gestalt eines Hufei-sens vergleichbar, wenig vorstehend und schwachgerandet, von Farbe blasser als die Triebe selbst,an den Seiten stark ausgeschweift, oben tief herz-förmig und dann wieder in einem schön gewölbtenBogen nach den Seiten hin umgrenzt, ...

Nüsse gelbbraun - nußbraun - 10-12 L. lang undverhältnismäßig breit und dick, die Schale aus zwei-en durch eine Nath verbundenen Hälften bestehend,außen sehr uneben, mit vielen Adern, Grübchen undBückelchen, innen ebenfalls grubig, mit einer insKreuz gestellten und zwischen den Kern gehenden,vierklappigen lederartig verholzten Scheidewand;...

Die Walnuss – eine Seltenheit in der forstlichenLiteratur des 19. Jahrhunderts Alexandra Wauer

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ss

hunderte lang dem Westen zudrängten, aus ihrenStammsitzen in Asien mit; wahrscheinlicher ist esaber, daß der Wallnußbaum oder Wälsche-Nuß-baum den Weg der meisten früheren Kulturpflan-zen nahm: von Kleinasien über Griechenland nachItalien, von da über Gallien nach Deutschland oderunmittelbar über die Alpen. Der Name „wälscheNuß“ läßt nicht sicher auf Einführung aus Italienschließen; denn man bezeichnete früher alles ausSüden oder Westen kommende Fremde als wälsch.Zur Zeit Karl's des Großen wird der Nußbaumschon unter den vielverbreiteten Obstbäumen auf-geführt. Gegenwärtig findet man ihn häufig in gro-ßen Gärten, noch mehr in der freien Landschaft aufAnhöhen, selbst noch auf bevorzugten Hügeln derNordküsten und auf der Insel Rügen, nur nicht inSandboden. ...

In seiner größten Schönheit sehen wir aber denWallnußbaum in den begünstigten Thälern desganzen Alpenlandes vom Jura bis an UngarnsGrenze. ...

Eine Nussbaumpflanzung zwischen Obstanlagenund Weinbergen macht stets den Eindruck einerWaldpartie. Hier erfreut der Baum das Auge schonvon fern durch sein reiches, helles Grün und diemächtige, schön geformte Krone von breiter Kup-pelform. ...

Es ist eine wahre Lust, die rheinischen, beson-ders die badischen Dörfer in einem Walde vonWallnußbäumen liegen zu sehen, daß kaum die er-höhte Kirche mit ihrem Thurm darüber hervorragt.... In den südlichen Alpengegenden vereinigen sichoft Wallnuß und Edelkastanie zu einem Haine, ei-ne herrliche Vermischung, in welcher aber der Nuß-baum neben der charaktervolleren, lebhafter gefärb-ten, Kastanie etwas verliert. ...

In der Schweiz und Tirol kommt der Nußbaumin Höhen unter 2500 - 3000 par. Fuß allgemeinvor, an der Südseite des Mont Rosa und in Tes-sin bis 3500 Fuß. ...

In 60 Jahren erreichen die Bäume 60 bis 80Fuß Höhe und über 2 Fuß Stärke. Dies ist abernicht die größte Stärke und Lebensdauer, denn wirfinden in den Alpen und dem Südwesten Deutsch-lands Bäume, welche auf ein Alter von mehr als200 Jahren schließen lassen, mit Stämmen vonmehr als 4 Fuß Durchmesser und Kronen wie eine300 jährige Linde. ... Zwischen Martal und Gere-mont im franz. Departement Lot steht ein Nuß-baum, von 15 Fuß Durchmesser, welcher 15 SäckeNüsse gibt. Im Baiderthale in der Krim befindetsich (...) ein Nußbaum, dessen Alter man auf ein

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sen und zum Brennen wird daraus gewonnen. Dienach dem Oelschlagen zurückbleibenden Nußkuchensind Viehfutter; grüne Fruchtschalen und Blätter,sowie Wurzeln sind zum Schwarz- und Braunfär-ben benutzbar, desgleichen auch die Rinde. DieFrühlingsknospen verwendet man getrocknet wieGewürz. Ein Absud der grünen Blätter wird alsein Mittel gegen die Wanzen empfohlen.

Das Holz soll nicht zur Saftzeit, sondern imWinter gefällt werden, um weniger dem Wurmfra-ße zu unterliegen. Die jungen Triebe, Knospen undBlätter haben einen angenehmen, gewürzhaften Ge-ruch.

Der Eindruck des Baumes ist etwas melancho-lisch; bei den Römern hieß er Glans Jovis, Jupi-ters-Eichel, bei den griechischen Schriftstellernheißt er Καρνον βασιλικον περσικον, persischeKönigsnuß. Die Griechen streuten bei HochzeitenNüsse aus, welche von jubelnden Knaben aufgeho-ben wurden. ...

Krankheiten: zuweilen Vertrocknung der Aesteund Kernfäule; der Baum wird auch eisklüftig.Feinde: besonders Nachtschmetterlinge, als: Wall-nußspinner Phalaena bombyx pudibunda und Nuß-baumeule, Phalaena noctua pyramidea. Von Pils-arten kommen vorzüglich darauf vor: Pexixaerinaceus, langborstiger Kelchpils, an faulen Stäm-men; Sphaeria lixivia, Nußbaumkugelpils, an fau-len Aesten, Sphaeria juglandis, Nußkugelpils, anAesten. Das verarbeitete Holz, besonders wenn esnicht zur rechten Zeit gefällt ist, geht der Bohrkä-fer an.

Im Gegensatz zu Stephan Behlen legt Hermann Jäger inseinem Werk „Deutsche Bäume und Wälder“ (1877) we-niger Wert auf eine detailgenaue Beschreibung der bo-tanisch-dendrologischen Merkmale, sondern geht vorallem auf die Verbreitung des Nussbaumes ein, dieses„Fremdlings, der seit Jahrhunderten das Bürgerrechterlangt hat“. Darüber hinaus stellt der Autor die Höheder Erträge sowie die Verwendung der Nüsse in denVordergrund.

„Fern im Morgenlande, wo zwischen demSchwarzen Meere, des Kaspischen See und demPersischen Meerbusen mächtige Gebirge sich er-heben, an den sonnigen Vorbergen, in lichten Wäl-dern ist seine eigentliche Heimat. Aber wir könnenihn mit Recht als einen der Unsern betrachten. Wel-chen Weg der Einwanderer von Asien zu uns ge-nommen hat, ist unbekannt. Möglicherweise brach-ten ihn die wandernden Horden, welche Jahr-

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Die Walnuss – eine Seltenheit in der forstlichen Literatur des 19. Jahrhunderts

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Jahrtausend schätzt, und welcher jährlich 70 bis80,000, manchmal über 100,000 Nüsse trägt, inwelche fünf tartarische Familien sich theilen. Beidem tartarischen Dorfe Parthenit trägt ein Nuß-baum von 20 Fuß Stammumfang jährlich für 150Thaler Nüsse. Starke Nußbäume sind in Mitteleu-ropa jetzt eine Seltenheit geworden, denn das Holzist so gesucht, daß man die Bäume noch bei volls-ter Gesundheit abschlägt. Gegenwärtig kommt be-reits das meiste Nußbaumholz aus Kleinasien. ...

Der Wallnußbaum ist ein so schöner Schatten-baum, wie man ihn nur wünschen kann, und als sol-cher auch schon von jeher wie die Linde beliebt. ...

Dieser starke, für keinen Sonnenstrahl durch-dringliche Schatten macht aber den Nußbaum zu ei-nem sehr schädlichen Feldbaume, weil nichts unterihm aufkommt. Man sollte ihn daher nur an Stel-len pflanzen, wo er nicht viel verdämmen kann, nieauf das Feld selbst. ...

Die Nüsse sitzen meist paarweise, manchmal inBüschel zu dreien oder vieren beisammen, jede ineiner grünen dicken Fleischhülle oder Schale, wel-che sich im Oktober öffnet und die braune Nußherausfallen läßt in die immer bereiten Hände derglücklichen Jugend. Diese Nüsse sind es, wegenwelcher der Baum hauptsächlich angebaut wird. Siebilden ein allgemein verbreitetes und beliebtesNaschwerk für Jung und Alt und werden haupt-sächlich in der Weihnachtszeit in den nördlichenLändern, ganz besonders in Deutschland, in großenMassen verzehrt. Wie stark der Verbrauch ist,mag der Umstand darthun, dass auf dem Zwet-schen- und Nußmarkte zu Jena, sowie unter derHand daselbst in einem Jahr schon für 10 bis12,000 Thaler Nüsse verkauft worden sind, wel-che alle im Saalthale und den Seitenthälern von Je-na auf- und abwärts gewachsen sind. All dieseNüsse werden vernascht, denn die Oelbereitung istin Norddeutschland nicht gebräuchlich. Dazu wer-den noch Massen von Rheinnüssen, wenn diesenicht gerathen sind, selbst aus Frankreich und derSchweiz, sogar über Bordeaux und aus Spanieneingeführt. Die Bevorzugung der Nüsse als Nasch-werk und Mittel zur Freude ist wohl so alt wie derNußbaum. Sie wurden schon bei den Hochzeiten deralten Griechen symbolisch gebraucht und unter dieHochzeitsgäste und Kinder, auch unter das Volkgeworfen, ein Gebrauch, der auf die Römer über-ging und sich bei den Neu-Griechen erhalten hat.Dies erinnert an unsern „Pelzmärtel“ oder „KnechtRupprecht“ und „Nicolas“, welcher um die Ad-ventszeit seinen Nußsack unter die artigen Kinder

ausschüttet, dabei leider mit seiner Ruthe oft auchrecht grobe Hiebe austheilt. Wer weiß, ob diesesNußausschütten nicht ein Ueberrest der alten Sit-te ist. ...

Die strengen Juden enthalten sich der Nüsse anihrem Neujahr, bereiten dagegen zum Osterfeste da-von einen Brei mit Aepfeln und Gewürz vermischt,Charahas genannt, zum Andenken an ihres VolkesGefangenschaft in Egypten. In südlichen Ländernbereitet man davon ein vortreffliches Oel zu Salatund Speisen, besonders als Maschinen- und Ma-leröl geschätzt. Bekanntlich sind unreife Nüsse inZucker eingemacht etwas Köstliches für den Nach-tisch, ebenso die Nüsse mit der grünen Schale fürdas Obstmus, (...) welches davon dunkel und ge-würzhaft wird. Die grünen Nußschalen dienen zurFärberei, und wer sie von den eigentlichen Nüssenablöst, bekommt davon Hände wie ein eingeborenerNeuholländer und verliert sie erst bei der nächstenHäutung. Die Blätter werden ebenfalls zum Fär-ben benutzt und sind als Thee ein anerkanntes,überall gebrauchtes Mittel gegen Scropheln. Dengrößten Nutzen aber gewährt der Wallnußbaumdurch seinen Tod, in dem sein schwärzlichbraunes,maserreiches Holz das schönste, gesuchteste undtheuerste aller einheimischen Hölzer ist, dem Ma-hagoni im Preise gleich steht, und vor der Einfüh-rung desselben noch allgemeiner zu Luxusmöbelngebraucht wurde. ...

Es gibt vom Wallnußbaum (Juglans regia) au-ßer den durch Größe und Reifezeit verschiedenenSorten, noch einige ziemlich auffallende Spielarten....

Deutsche Sagen knüpfen sich nicht an diesenfremden Baum, und die morgenländischen habenkeine Bedeutung für uns; wohl aber kommt er schonin Volksliedern vor. Orthodoxe Rabbiner sagen ih-ren Gläubigen, daß sie sich nicht unter Nußbäumeschlafen legen, denn jedes Blatt habe neun Blätterund auf jedem wohne ein Teufel.

Literatur

Behlen, S. (1842): Real- und Verbal-Lexikon der Forst- und Jagd-kunde mit ihren Hilfswissenschaften, 3. Band. Verlag von Jo-hann David Sauerländer, Frankfurt am Main, 944 S.

Jäger, H. (1877): Deutsche Bäume und Wälder. Verlag KarlScholtze, Leipzig, 352 S.

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Hans-Joachim KlemmtLehrstuhl für Waldwachstumskunde

der Technischen Universität München

Am Hochanger 13

85354 Freising

E-Mail: h-j. [email protected]

Klaus KörberBayerische Landesanstalt

für Weinbau und Gartenbau

An der Steige 15

97209 Veitshöchheim

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Prof. Dr. Hansjörg KüsterInstitut für Geobotanik

Leibniz-Universität Hannover

Nienburger Straße 17

30167 Hannover

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Dr. Norbert LagoniFalkenhorstweg 4

81476 München

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Martin Nickel Lehrstuhl für Waldwachstumskunde

der Technischen Universität München

Am Hochanger 13

85354 Freising

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Prof. Dr. Hans PretzschLehrstuhl für Waldwachstumskunde

der Technischen Universität München

Am Hochanger 13

85354 Freising

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Dr. Gregor Aas Ökologisch-Botanischer Garten

der Universität Bayreuth

Universitätsgelände

95440 Bayreuth

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Markus BlaschkeBayerische Landesanstalt

für Wald und Forstwirtschaft

Am Hochanger 11

85354 Freising

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Heinz BußlerAm Greifenkeller 1 b

91555 Feuchtwangen

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Andreas EhringForstliche Versuchs- und Forschungsanstalt

Baden-Württemberg

Wonnhaldestraße 4

79100 Freiburg

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Dr. Dietger GrosserInstitut für Holzforschung

der Technischen Universität München

Winzererstraße 45

80797 München

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Thomas JanscheckMarienplatz 6

85283 Wolnzach

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Thomas KellnerSchreinerei Urholz

Kleingartacher Straße 21

74193 Schwaigern

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Olaf SchmidtLeiter der Bayerischen Landesanstalt

für Wald und Forstwirtschaft

Am Hochanger 11

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Leonhard SteinackerLehrstuhl für Waldwachstumskunde

der Technischen Universität München

Am Hochanger 13

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Dr. Alexandra WauerBayerische Landesanstalt

für Wald und Forstwirtschaft

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