vorwort der schirmherrin dr. jane goodall willkommen … · warum sind gorillas so wichtig? warum...

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WILLKOMMEN ZUM JAHR DES GORILLAS! Das UNEP Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild leben- der Tierarten (CMS), die UNEP/UNESCO Partnerschaft für den Schutz der Menschenaffen (GRASP) und der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) haben gemeinsam das Jahr des Gorillas 2009 (YoG) ausgerufen. CMS schützt eine breite Vielfalt von bedrohten, wandernden Tier- arten weltweit durch Verhandlung und Umsetzung von Abkommen und artenspezifischen Aktionsplänen. Mit mehr als 110 Mitglieds- staaten, darunter viele in Afrika, ist CMS ein rasch wachsendes Über- einkommen mit besonderer Expertise für wandernde Tierarten. GRASP ist eine strategische Allianz von UN-Organisationen, Re- gierungen, Nichtregierungsorganisationen (NROs), Stiftungen und Sponsoren aus der Wirtschaft. CMS ist Mitglied der internationa- len GRASP-Partnerschaft, die den Rückgang der Populationen von Menschenaffen stoppen soll. Der Informationsaustausch von Wis- senschaftlern über die GRASP-Plattform erleichtert die Einwerbung von Mitteln für Schutzprojekte und die bessere Zusammenarbeit zwischen NROs. Aktionspläne helfen Ländern, in denen Menschen- affen leben, bei der Ausarbeitung von angemessenen Schutz- strategien. Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) ist die Dachorga- nisation von Zoos und Aquarien weltweit. Mitglieder sind ausge- wählte Zoos und Aquarien sowie regionale und nationale Zoo- und Aquarienverbände und angegliederte Organisationen weltweit wie die der Zootierärzte und Zoopädagogen. VORWORT DER SCHIRMHERRIN DR. JANE GOODALL »Seit meinem ersten Kontakt mit Schimpansen 1960 habe ich mein Leben ganz der Er- forschung und dem Schutz von Menschenaffen gewid- met. Gorillas, die größten und vielleicht friedlichsten Menschenaffen, lebten einst sicher in den Tiefen der afri- kanischen Wälder. Heute sehen sie sich zahlreichen Bedrohungen wie der Zer- störung ihres Lebensraums, Bejagung und den Folgen bewaffneter Konflikte ausgesetzt. Wir müssen alles daran setzen, den Niedergang dieser wundervollen Tiere aufzuhalten. Darum gebe ich gerne meine Stimme dem Jahr des Gorillas 2009, einer UN-Bildungs- und Artenschutzkampagne, die diesem nahen Ver- wandten der Menschheit eine Zukunft sichern möchte.« WARUM SIND GORILLAS SO WICHTIG? WARUM MÜSSEN WIR GORILLAS SCHÜTZEN? Gorillas haben stets eine große Faszination auf die Menschen aus- geübt. Ihre nahe Verwandtschaft mit den Menschen ist eine Beson- derheit in der Tierwelt – 98,4 Prozent der Gene von Menschen und Gorillas sind identisch. Gorillas können sich im Spiegel erkennen, sie haben eine bemerkenswerte Intelligenz und die Fähigkeit, sich mit Zeichen und Symbolen zu verständigen sowie einfache Werk- zeuge zu benutzen. Gorillas bringen grundlegende Gefühle wie Freude oder Furcht auf menschenähnliche Weise zum Ausdruck. Obwohl einige Gorillapopulationen gezielt geschützt werden, blei- ben Gorillas insgesamt existentiell bedroht. Forscher verzeichnen einen dramatischen und zunehmenden Rückgang aller vier Men- schenaffenarten Schimpansen, Bonobos und Gorillas in Afrika so- wie Orang-Utans in Südostasien. Die Erhaltung lebensfähiger Po- pulationen zur Vermeidung ihres Aussterbens stellt für die Mensch- heit eine schwierige Herausforderung dar. Diese Arten sind nicht nur die engsten Verwandten des Menschen. Darüberhinaus spielen sie eine Schlüsselrolle in ihren tropischen Waldökosystemen, die das globale Klima regulieren. Ihr Aussterben wäre ein unwieder- bringlicher Verlust und ein schlechtes Vorzeichen für unsere Zu- kunft. Aktuelle Schutzbemühungen müssen ausgeweitet werden, da man ein Aussterben aller Menschenaffenarten binnen weniger Jahrzehnte vorhersagt. Neue Ansätze und zusätzliche Bemühungen sind nötig, um diese Entwicklung zu stoppen. GORILLAS NÄHER BETRACHTET Unser Wissen über Gorillas hat sich in den letzten vier Jahrzehnten be- trächtlich erweitert. Wissenschaftler haben Zugang zu ihrer Welt gefun- den und dabei Erkenntnisse über ihr Sozialverhalten und ihre zentrale Rolle im Ökosystemen ge- wonnen. Es gibt vier anerkannte Gorilla-Unterarten, die zwei Arten ange- hören. Nach wie vor erforschen Primatologen die verwandtschaft- lichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Populationen. Die meisten Experten erkennen derzeit die hier aufgelisteten Arten an. Genus Gorilla Westlicher Gorilla (Gorilla gorilla) Westlicher Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla; mehr als 125.000, evtl. ca. 200.000 Tiere) Cross River Gorilla (Gorilla gorilla diehli; ~ 250 – 300 Tiere) Östlicher Gorilla (Gorilla beringei) Berggorilla (Gorilla beringei beringei; ~ 650 – 720 Tiere) Östlicher Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri; weniger als 17.000, evtl. 5.000 – 10.000 Tiere) Derzeit gibt es noch 10 Länder mit Gorillapopulationen in freier Wildbahn. Diese Karte zeigt die Verbreitungsgebiete der vier Un- terarten. Angola (Exklave Kabinda) und Nigeria sind hier nicht voll- ständig gezeigt. ÄUSSERE MERKMALE UND VERHALTEN Gorillas sind sehr kräftig, mit einem enormen Brustkorb und einem vorstehenden Bauch. Auffallend sind die großen Nasenlöcher, klei- nen Ohren und stark ausgebildeten Brauenknochen. Die Arme von erwachsenen Tieren sind etwa 15-20 % länger als ihre Beine. Zur Fortbewegung nutzen sie den Knöchelgang. Die Männchen sind mit 1,70 m Höhe und einem Gewicht von 135-220 kg deutlich grö- ßer und fast doppelt so schwer wie die Weibchen. Gorillas haben im Gesicht, auf den Handflächen und den Fußsohlen keine Haare, bei erwachsenen Männchen ist auch die Brust unbehaart. Berg- gorillas haben ein längeres Fell als die anderen Arten. Erwachsene Männchen haben einen deutlich abgehobenen Knochenkamm auf ihrem Schädel und einen Sattel von grausilbernem Haar auf ihrem unteren Rücken – daher auch die Bezeichnung »Silberrücken« für geschlechtsreife Männchen. Der Sattel tritt bei den vollkommen schwarzen östlichen Go- rillas deutlicher hervor als bei den westlichen, deren Fell eher graubraun ist. Westliche Gorillas sind, wenn- gleich ebenfalls massiv, merklich schlanker gebaut und agiler als Östliche Flachland- und Berggorillas. Ein Gorilla kann zwischen 30 und 50 Jahre alt werden. Gorillagruppen bestehen aus 5 bis 30, in seltenen Fällen aus bis zu 60 Tieren. Ein Siberrücken führt die Gruppe zu Nahrungsquellen und Ruheplätzen und vermittelt bei Konflikten. Er ist verantwort- lich für die Sicherheit und das Wohlergehen der Gruppe. Manchmal wird eine Gruppe auch von Brüdern oder einem Vater-Sohn-Ge- spann geführt. Unterstützung und Akzeptanz durch die Weibchen einer Gruppe sind essentiell, damit ein Männchen auf lange Sicht Gruppenchef bleiben kann. Jüngere, Schwarzrücken genannte Männ- LEBENSRAUM UND NAHRUNG Die meisten Gorillas leben außerhalb von Schutzgebieten in tro- pischen Regenwäldern, an Waldrändern und auf Lichtungen, an Flussufern und sogar in Sümpfen und auf verlassenen Feldern. Westliche Gorillas und Östliche Flachlandgorillas leben in tro- pischen Wäldern, die zwar ein reicheres Spektrum an Früchten aber weniger Kräuter als der hochgelegene Lebensraum der Berggoril- las bieten. Entsprechend spielen Früchte in der Diät von Flachland- gorillas eine größere Rolle, während die Berggorillas sich eher von Kräutern, Blättern, Wurzeln und jungen Trieben ernähren. Gorillas verbringen mehr als die Hälfte des Tages mit der Nahrungsauf- nahme. Viele westliche Gorillas leben nahe abgelegenen, großen Lichtungen, die das ganze Jahr frische Pflanzennahrung bieten oder entlang von Flüssen in Sumpfgebieten. Ob- wohl sie nur in einem relativ kleinen Teil Afrikas vorkommen, bewohnen Gorillas ein weites Spektrum von Le- bensräumen, von Sümpfen und Wäl- dern auf Meereshöhe bis hin zu Ge- birgswäldern auf 3800 m. chen geben durch ihre Anwesenheit zusätzliche Sicherheit. Wenn der Silberrücken durch Krankheit, Unfall, Kampf oder Wilderer zu Tode kommt, löst sich die Gruppe auf, und die Tiere schließen sich anderen Gruppen an, sofern kein Nachfolger für den Silberrücken vorhanden ist. Gorillas sind tagaktiv und leben überwiegend auf dem Boden, erklettern aber bei der Nahrungssuche und zum Schla- fen auch Bäume. Männchen beginnen im Alter von etwa 11 Jahren, ihre Geburtsgrup- pe zu verlassen und schließen sich in dieser Lebensphase häufig für 2-5 Jahre zu Junggesellengruppen zusammen, ehe sie eine eige- ne Gruppe mit Weibchen gründen und sich mit ihnen fortpflanzen. Gorillababys bleiben 3-4 Jahre bei ihrer Mutter. Stirbt sie früher, nimmt sich der Silberrücken oft des Kleinen an, sofern es schon entwöhnt ist. Gorillas sind eng mit den Menschen verwandt und gelten als sehr intelligent. Einzelne Gorillas haben die Zeichensprache erlernt und beherrschen Hunderte von Zeichen. Der Gebrauch von Werkzeugen in der Widnis ist anscheinend selten. Es wurde jedoch beobachtet, wie Gorillas Stöcke zum Balancieren im Wasser und Steine zum Aufschlagen von Nüssen benutzten. Noch unbestätigten münd- lichen Überlieferungen zufolge vertreiben Gorillas Raubtiere mit Stöcken und Steinen.  Jane Goodall, Ph.D., DBE SCHUTZSTATUS Die Gesamtgorillapopulation wird auf ca. 200.000 Tiere geschätzt. Im August 2008 veröffentlichte Daten weisen auf die Entdeckung von 125.000 Westlichen Flachlandgorillas im Norden der Republik Kongo hin. Genaue Schätzungen sind allerdings schwierig, da Go- rillas in ihren großen Verbreitungsgebieten schwer zu erfassen sind. Der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) zufolge sind alle vier Arten entweder »gefährdet« oder »akut vom Aussterben bedroht«.

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Page 1: VorWort der schirmherrin dr. Jane Goodall Willkommen … · Warum sind Gorillas so WichtiG? Warum müssen Wir Gorillas schützen? ... Gorillas sind identisch. Gorillas können sich

Willkommen zum Jahr des Gorillas!Das UNEP Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild leben­der Tierarten (CMS), die UNEP/UNESCO Partnerschaft für den Schutz der Menschenaffen (GRASP) und der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) haben gemeinsam das Jahr des Gorillas 2009 (YoG) ausgerufen.

CMS schützt eine breite Vielfalt von bedrohten, wandernden Tier­arten weltweit durch Verhandlung und Umsetzung von Abkommen und artenspezifischen Aktionsplänen. Mit mehr als 110 Mitglieds­staaten, darunter viele in Afrika, ist CMS ein rasch wachsendes Über­einkommen mit besonderer Expertise für wandernde Tierarten.

GRASP ist eine strategische Allianz von UN­Organisationen, Re­gierungen, Nichtregierungsorganisationen (NROs), Stiftungen und Sponsoren aus der Wirtschaft. CMS ist Mitglied der internationa­len GRASP­Partnerschaft, die den Rückgang der Populationen von Menschenaffen stoppen soll. Der Informationsaustausch von Wis­senschaftlern über die GRASP­Plattform erleichtert die Einwerbung von Mitteln für Schutzprojekte und die bessere Zusammenarbeit zwischen NROs. Aktionspläne helfen Ländern, in denen Menschen­affen leben, bei der Ausarbeitung von angemessenen Schutz­strategien.

Der Weltverband der Zoos und Aquarien (WAZA) ist die Dachorga­nisation von Zoos und Aquarien weltweit. Mitglieder sind ausge­wählte Zoos und Aquarien sowie regionale und nationale Zoo­ und Aquarienverbände und angegliederte Organisationen weltweit wie die der Zootierärzte und Zoopädagogen.

VorWort der schirmherrin dr. Jane Goodall»Seit meinem ersten Kontakt mit Schimpansen 1960 habe ich mein Leben ganz der Er­forschung und dem Schutz von Menschenaffen gewid­met. Gorillas, die größten und vielleicht friedlichsten Menschenaffen, lebten einst sicher in den Tiefen der afri­kanischen Wälder. Heute sehen sie sich zahlreichen Bedrohungen wie der Zer­störung ihres Lebensraums, Bejagung und den Folgen

bewaffneter Konflikte ausgesetzt. Wir müssen alles daran setzen, den Niedergang dieser wundervollen Tiere aufzuhalten. Darum gebe ich gerne meine Stimme dem Jahr des Gorillas 2009, einer UN­Bildungs­ und Artenschutzkampagne, die diesem nahen Ver­wandten der Menschheit eine Zukunft sichern möchte.«

Warum sind Gorillas so WichtiG? Warum müssen Wir Gorillas schützen?Gorillas haben stets eine große Faszination auf die Menschen aus­geübt. Ihre nahe Verwandtschaft mit den Menschen ist eine Beson­derheit in der Tierwelt – 98,4 Prozent der Gene von Menschen und Gorillas sind identisch. Gorillas können sich im Spiegel erkennen, sie haben eine bemerkenswerte Intelligenz und die Fähigkeit, sich mit Zeichen und Symbolen zu verständigen sowie einfache Werk­zeuge zu benutzen. Gorillas bringen grundlegende Gefühle wie Freude oder Furcht auf menschenähnliche Weise zum Ausdruck.

Obwohl einige Gorillapopulationen gezielt geschützt werden, blei­ben Gorillas insgesamt existentiell bedroht. Forscher verzeichnen einen dramatischen und zunehmenden Rückgang aller vier Men­schenaffenarten – Schimpansen, Bonobos und Gorillas in Afrika so­wie Orang­Utans in Südostasien. Die Erhaltung lebensfähiger Po­pulationen zur Vermeidung ihres Aussterbens stellt für die Mensch­heit eine schwierige Herausforderung dar. Diese Arten sind nicht nur die engsten Verwandten des Menschen. Darüberhinaus spielen sie eine Schlüsselrolle in ihren tropischen Waldökosystemen, die das globale Klima regulieren. Ihr Aussterben wäre ein unwieder­bringlicher Verlust und ein schlechtes Vorzeichen für unsere Zu­kunft. Aktuelle Schutzbemühungen müssen ausgeweitet werden, da man ein Aussterben aller Menschenaffenarten binnen weniger Jahrzehnte vorhersagt. Neue Ansätze und zusätzliche Bemühungen sind nötig, um diese Entwicklung zu stoppen.

Gorillas näher betrachtetUnser Wissen über Gorillas hat sich in den letzten vier Jahrzehnten be­trächtlich erweitert. Wissenschaftler haben Zugang zu ihrer Welt gefun­den und dabei Erkenntnisse über ihr Sozialverhalten und ihre zentrale Rolle im Ökosystemen ge­wonnen.

Es gibt vier anerkannte Gorilla­Unterarten, die zwei Arten ange­hören. Nach wie vor erforschen Primatologen die verwandtschaft­lichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Populationen. Die meisten Experten erkennen derzeit die hier aufgelisteten Arten an.

Genus Gorilla Westlicher Gorilla (Gorilla gorilla)

Westlicher Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla; mehr als 125.000, evtl. ca. 200.000 Tiere)

Cross River Gorilla (Gorilla gorilla diehli; ~ 250 – 300 Tiere)

Östlicher Gorilla (Gorilla beringei)

Berggorilla (Gorilla beringei beringei; ~ 650 – 720 Tiere)

Östlicher Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri; weniger als 17.000, evtl. 5.000 – 10.000 Tiere)

Derzeit gibt es noch 10 Länder mit Gorillapopulationen in freier Wildbahn. Diese Karte zeigt die Verbreitungsgebiete der vier Un­terarten. Angola (Exklave Kabinda) und Nigeria sind hier nicht voll­ständig gezeigt.

äussere merkmale und VerhaltenGorillas sind sehr kräftig, mit einem enormen Brustkorb und einem vorstehenden Bauch. Auffallend sind die großen Nasenlöcher, klei­nen Ohren und stark ausgebildeten Brauenknochen. Die Arme von erwachsenen Tieren sind etwa 15­20 % länger als ihre Beine. Zur Fortbewegung nutzen sie den Knöchelgang. Die Männchen sind mit 1,70 m Höhe und einem Gewicht von 135­220 kg deutlich grö­ßer und fast doppelt so schwer wie die Weibchen. Gorillas haben im Gesicht, auf den Handflächen und den Fußsohlen keine Haare, bei erwachsenen Männchen ist auch die Brust unbehaart. Berg­gorillas haben ein längeres Fell als die anderen Arten. Erwachsene Männchen haben einen deutlich abgehobenen Knochenkamm auf ihrem Schädel und einen Sattel von grausilbernem Haar auf ihrem unteren Rücken – daher auch die Bezeichnung »Silberrücken« für geschlechtsreife Männchen. Der Sattel tritt bei den vollkommen schwarzen östlichen Go­rillas deutlicher hervor als bei den westlichen, deren Fell eher graubraun ist. Westliche Gorillas sind, wenn­gleich ebenfalls massiv, merklich schlanker gebaut und agiler als Östliche Flachland­ und Berggorillas. Ein Gorilla kann zwischen 30 und 50 Jahre alt werden.

Gorillagruppen bestehen aus 5 bis 30, in seltenen Fällen aus bis zu 60 Tieren. Ein Siberrücken führt die Gruppe zu Nahrungsquellen und Ruheplätzen und vermittelt bei Konflikten. Er ist verantwort­lich für die Sicherheit und das Wohlergehen der Gruppe. Manchmal wird eine Gruppe auch von Brüdern oder einem Vater­Sohn­Ge­spann geführt. Unterstützung und Akzeptanz durch die Weibchen einer Gruppe sind essentiell, damit ein Männchen auf lange Sicht Gruppenchef bleiben kann. Jüngere, Schwarzrücken genannte Männ­

lebensraum und nahrunGDie meisten Gorillas leben außerhalb von Schutzgebieten in tro­pischen Regenwäldern, an Waldrändern und auf Lichtungen, an Flussufern und sogar in Sümpfen und auf verlassenen Feldern. Westliche Gorillas und Östliche Flachlandgorillas leben in tro­pischen Wäldern, die zwar ein reicheres Spektrum an Früchten aber weniger Kräuter als der hochgelegene Lebensraum der Berggoril­las bieten. Entsprechend spielen Früchte in der Diät von Flachland­gorillas eine größere Rolle, während die Berggorillas sich eher von Kräutern, Blättern, Wurzeln und jungen Trieben ernähren. Gorillas verbringen mehr als die Hälfte des Tages mit der Nahrungsauf­nahme. Viele westliche Gorillas leben nahe abgelegenen, großen Lichtungen, die das ganze Jahr frische Pflanzennahrung bieten oder entlang von Flüssen in Sumpfgebieten. Ob­wohl sie nur in einem relativ kleinen Teil Afrikas vorkommen, bewohnen Gorillas ein weites Spektrum von Le­bensräumen, von Sümpfen und Wäl­dern auf Meereshöhe bis hin zu Ge­birgswäldern auf 3800 m.

chen geben durch ihre Anwesenheit zusätzliche Sicherheit. Wenn der Silberrücken durch Krankheit, Unfall, Kampf oder Wilderer zu Tode kommt, löst sich die Gruppe auf, und die Tiere schließen sich anderen Gruppen an, sofern kein Nachfolger für den Silberrücken vorhanden ist. Gorillas sind tagaktiv und leben überwiegend auf dem Boden, erklettern aber bei der Nahrungssuche und zum Schla­fen auch Bäume.

Männchen beginnen im Alter von etwa 11 Jahren, ihre Geburtsgrup­pe zu verlassen und schließen sich in dieser Lebensphase häufig für 2­5 Jahre zu Junggesellengruppen zusammen, ehe sie eine eige­ne Gruppe mit Weibchen gründen und sich mit ihnen fortpflanzen. Gorillababys bleiben 3­4 Jahre bei ihrer Mutter. Stirbt sie früher, nimmt sich der Silberrücken oft des Kleinen an, sofern es schon entwöhnt ist.

Gorillas sind eng mit den Menschen verwandt und gelten als sehr intelligent. Einzelne Gorillas haben die Zeichensprache erlernt und beherrschen Hunderte von Zeichen. Der Gebrauch von Werkzeugen in der Widnis ist anscheinend selten. Es wurde jedoch beobachtet, wie Gorillas Stöcke zum Balancieren im Wasser und Steine zum Aufschlagen von Nüssen benutzten. Noch unbestätigten münd­lichen Überlieferungen zufolge vertreiben Gorillas Raubtiere mit Stöcken und Steinen.

 Jane Goodall, Ph.D., DBE

schutzstatusDie Gesamtgorillapopulation wird auf ca. 200.000 Tiere geschätzt. Im August 2008 veröffentlichte Daten weisen auf die Entdeckung von 125.000 Westlichen Flachlandgorillas im Norden der Republik Kongo hin. Genaue Schätzungen sind allerdings schwierig, da Go­rillas in ihren großen Verbreitungsgebieten schwer zu erfassen sind. Der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) zufolge sind alle vier Arten entweder »gefährdet« oder »akut vom Aussterben bedroht«.

Page 2: VorWort der schirmherrin dr. Jane Goodall Willkommen … · Warum sind Gorillas so WichtiG? Warum müssen Wir Gorillas schützen? ... Gorillas sind identisch. Gorillas können sich

impressumÜbereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (CMS)

UNEP / CMS SekretariatUN CampusHermann­Ehlers­Str. 10 • 53113 Bonnwww.cms.int

Koordination der Kampagne: Veronika [email protected] (+49 228) 815 24 09 • Fax (+49 228) 815 24 49

© UNEP/CMSText: Daniel Karr, UNEP/CMS SekretariatBildmaterial: Ian Redmond, UNEP/UNESCO GRASPDesign: Karina Waedt, Grafik & DesignDruck: Leppelt Grafik & Druck

Wie schützen Wir Gorillas?

Ein neues, rechtsverbindliches Abkommen zum Schutz von Gorillas

in Äquatorialguinea, Angola, der Demokratische Republik Kongo,

Gabun, Kamerun, Nigeria, der Republik Kongo, Uganda, Ruanda

und in der Zentralafrikanischen Republik wurde mit Hilfe von

GRASP und seiner Partner sowie des Königlich Belgischen Instituts

für Naturwissenschaften unter CMS geschlossen. Das Abkommen

trat im Juni 2008 in Kraft.

Der Aktionsplan, der die unter GRASP ausgearbeiteten nationalen

und regionalen Pläne einschließt, legt besonderen Wert auf die

Entwicklung eines Netzwerks von Schutzgebieten, die Entwicklung

standardisierter und damit vergleichbarer Datenerhebung sowie

die Analyse und Verbreitung von Informationen. Die Pläne berück­

sichtigen, daß die Gorillas ihren Lebensraum mit Millionen von

Menschen teilen. Die meisten leben unterhalb der Armutsgrenze,

was den Raubbau an der Natur begünstigt. Das Jahr des Goril­

las wird Projekte zur Einbindung der lokalen Bevölkerung in den

Schutz der Gorillas und ihrer Lebensräume fördern. Nachhaltiger

Ökotourismus kann hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Das Gorilla­Abkommen mit seinen Projekten wird langfristig zum

Überleben der Gorillas, ihrer Regenwälder und der betroffenen

menschlichen Bevölkerung beitragen. Dies sollte wiederum den

betroffenen Staaten eine bessere Verknüpfung von nachhaltiger

wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz ermöglichen.

das Jahr des Gorillas – partnerDaS JahR DES GoRillaS haT FolGEnDE ZiElE:

) Förderung langfristiger Methoden für den Gorillaschutz, die für viele Menschen zugänglich sowie praktikabel sind

) Aufklärung über die Bedeutung intakter Ökosysteme (z.B. für die Bereitstellung von sauberem Wasser und sauberer Luft) sowie den Wert von Fauna und Flora

) Förderung von Alternativen zum Broterwerb durch Wilderei, Abholzung und Bergbau durch nachhaltige Forstwirtschaft; Betonung des Nachhaltigkeitsprinzips

) Einwerbung von Mitteln für den Gorillaschutz

) Aufklärung der Öffentlichkeit über Gorillas und ihre Gefährdung

) Förderung von nachhaltigem Gorilla­Ökotourismus

) Stärkung der Zusammenarbeit zwischen freiland­ und zoo­basierten Artenschutzorganisationen sowie zwischen Wild­hütern und Forstwirten zwecks besseren Gorillaschutzes

) Bessere Überwachung vorhandener Schutzgebiete durch verbesserte Ausrüstung

) Förderung von Anti­Wilderei­Kampagnen der betroffenen Ministerien in den jeweiligen Ländern

) Stärkung von Tabus, die das Töten und den Verzehr von Gorillas untersagen und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen fordern

) Unterstützung der Aktivitäten von Wildhütern

) Vereinbarkeit von nachhaltiger Entwicklung und Artenschutz im gesamten Verbreitungsgebiet der Gorillas

WAZA hat die Entwicklung des Gorilla­Abkommens unterstützt und

arbeitet auf verschiedene Weisen mit CMS zusammen. Die Zucht­

buchführung für die Zoopopulation der Gorillas wird von WAZA

koordiniert. WAZA­Mitglieder tragen erheblich zur Aufklärung und

Bildung über Gorillas und ihren Schutz bei. Es gibt im Freiland

mehrere Schutzprogramme, z.B. in Nigeria, Kamerun und der Re­

publik Kongo.

GRASP­Initiativen umfassen Anti­Wilderei­Kampagnen, Aufforstung,

Entwicklung von Ökotouris­

mus und die Erschließung

von Geldern aus dem in­

ternationalen Handel mit

Emissionsrechten sowie die

Förderung von Projekten,

die sowohl der lokalen Be­

völkerung als auch dem Go­

rillaschutz zugute kommen.

Weitere informationen

Die Internetseite des Gorilla Abkommens: www.naturalsciences.be/science/projects/gorilla

www.iucnredlist.org

www.wildlifedirect.org

www.janegoodall.org

www.cites.org

2009Das Jahr des

Gorillaswww.YOG2009.org

Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten

www.cms.int

Weltverband der Zoos und aquarien

www.waza.org

Uno Weltdekade » Bildung für nachhaltige Entwicklung «

http://portal.unesco.org/education/

Umweltprogramm der Vereinten nationen

www.unep.org

UnEP/UnESCo Partnerschaft für den Schutz der Menschenaffen

http://www.unep.org/grasp/

organisation der Vereinten nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation

www.unesco.org

www.YOG2009.org

Gefahren

Ebenso wie andere Menschenaffen sind Gorillas zahlreichen Bedroh­

ungen ausgesetzt. Die größten Gefahren sind Bejagung und der

Handel mit Buschfleisch, Verlust des Lebensraums, Krankheiten

und Epidemien, Rohstoffförderung und die Folgen bewaffneter

Konflikte.

Bejagung: Das Töten von Gorillas für den Buschfleischmarkt hat

verheerende Auswirkungen auf Gorillapopulationen, vor allem dort,

wo sie in der Nähe von Menschen leben. Die Nachfrage nach Busch­

fleisch wächst, und die Jagd lohnt sich häufig mehr als andere, le­

gale Arten des Broterwerbs.

Studien zufolge werden

jedes Jahr zwischen einer

und fünf Millionen Tonnen

Buschfleisch allein aus den

Wäldern des Kongobeckens

entnommen. Eine weitere

Gefahr ist die Jagd auf leben­

de Jungtiere, bei der häufig

ganze Familiengruppen

ausgelöscht werden. Die

niedrige Fortpflanzungsrate

der Gorillas und die zahl­

reichen anderen Gefahren

lassen die Aussichten noch

düsterer erscheinen.

Verlust und Zerstückelung des lebensraums: Unkontrollierte

Brandrodung und Abholzung, Ausweitung der Landwirtschaft mit

unnachhaltigen Methoden, kommerzielle Produktion von Holzkoh­

le, Rohstoffförderung wie Koltan zur Verwendung in Handys und

Computern sowie Infrastrukturentwicklung tragen zu Entwaldung

und Lebensraumverlust bei.

Krankheiten und Epidemien: Durch Viren ausgelöste Epidemien wie

Ebola, aber auch vom Menschen übertragene Krankheiten spielen

ebenfalls eine große Rolle. Eine Studie von 2006 folgert, daß mehr

als 5.000 Gorillas im untersuchten Gebiet allein dem Ebolafieber

zum Opfer fielen. Der Gesamtschaden dürfte wesentlich höher sein.

Forscher bezeichnen dies zusammen mit den vielfältigen vom Men­

schen verursachten Bedrohungen als wahres »Rezept zum Ausster­

ben«, zumal Ebola auch vor Menschen geschützte Populationen

trifft.

Bewaffnete Konflikte und

Krieg: Viele der Gorillas be­

heimatenden Staaten sind

politisch instabil. Kriege

und bewaffnete Konflikte

erschweren die wirksame

Umsetzung von Artenschutz­

programmen enorm oder

machen sie unmöglich. In

den letzten Jahren ist das

Ausmaß der Umweltzerstör­

ung gewachsen, begünstigt

durch das erneute Aufflam­

men alter Konflikte. Die fort­

währende Instabilität macht

Hunderttausende zu Vertrie­

benen, die von Wilderei und

Brandrodungen leben. Rebellenverbände verschanzen sich immer

wieder in Schutzgebieten, was deren Überwachung durch Wildhü­

ter und Umweltschützer verhindert. Nach über einem Jahrzehnt des

Konflikts schätzt man, daß die Anzahl der Östlichen Flachlandgoril­

las um bis zu 70% abgenommen hat.