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BERICHT DER BAYERISCHEN BODENDENKMALPFLEGE 56, 2015 409 1 Die Zusammenstellung der im folgenden benannten Neubauten und die zum Teil dahinter stehenden Informationen wäre nicht möglich gewesen ohne die mannigfaltige Hilfe von Kollegen in den vier am Welterbe Limes beteiligten Bun- desländern. Folgenden Kollegen gilt unser herzlichster Dank für die Bereitstellung von Informationen und Abbildungen: St. Bender (Aalen), J. Dolata (Mainz), S. Hüdepohl (München), C.A. Jost (Koblenz), J. Scheuerbrandt (Osterburken), A. Thiel (Esslingen). 2 A24 und A29 wurden in einer veränderten Bauweise bereits erneuert und ergänzen die Liste auf 32 unterschiedliche Ge- staltungsformen. 3 Richtlinien 2010. 4 Becker/Lindenthal 2013, 26–27. 5 Schmidt 1993, 35–41; Burmeister 1998; Baus 2009; Abel 2010; Nerdinger u. a. 2010, 478. 6 Bender 2013. Neubauten am Limes Von Thomas Becker und Jürgen Obmann EINLEITUNG Wenn die Ausgrabung eines archäologischen Denk- mals abgeschlossen ist, sind keine oder kaum mehr Befunde im Boden erhalten, unabhängig davon, ob es obertägig sichtbar oder nur noch unterirdisch erhalten war. Es findet eine Transformation der archäologischen Substanz in eine sekundäre Erhaltungsform statt, die als Grabungsdokumentation in den Denkmalfachäm- tern archiviert wird. Für die Bodendenkmalpflege und archäologische Forschung ist das eine grundlegende Tatsache, die von einer interessierten Öffentlichkeit und der Tourismusbranche als Mangel empfunden wird, da der Besucher vor Ort das durch die Ausgrabungen er- langte Wissen scheinbar nicht mehr erfahren und nach- vollziehen kann. Dies ist der Grund für zahllose in situ konservierte archäologische Befunde, vor allem Mau- erreste, und zahlreiche Neubauten direkt auf den origi- nalen Überresten oder nahe der ehemaligen Fundstelle. Am Limes prägen Neubauten von Wachttürmen (Abb. 1), Palisaden, Graben und Wallsituationen (Abb. 2) sowie Teilneubauten von Kastellen seit 140 Jahren maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild der römi- schen Grenze in Deutschland und darüber hinaus 1 . 1874 wurde der erste Turm auf dem Wintersberg bei Bad Ems (Nr. A7) in Rheinland-Pfalz errichtet. Dies führ- te zu einer Entwicklung, die uns bisher 30 Turmneu- bauten 2 , mindestens 55 Palisaden-, Wall-Graben- und Mauerneubauten sowie elf Kastellneubauten beschert hat. Nicht berücksichtigt sind die zahlreichen knieho- hen Aufmauerungen von Wachtturmfundamenten und konservierte Abschnitte der Raetischen Mauer, welche die Zahlen nochmals enorm nach oben schnellen lassen würden. ZU DEN BEGRIFFEN REKONSTRUKTION, NACHBAU UND NEUBAU Im Managementplan zum Welterbe Obergermanisch- Raetischer Limes wurde erstmals versucht, eine ein- heitliche Terminologie zu dem hier behandelten The- menkomplex zu formulieren 3 . Von Bedeutung für die nachfolgenden Ausführungen sind die Begriffe Rekon- struktion (Hinführen vorhandener Strukturen zu einem zu erschließenden früheren Zustand, bei dem im Un- terschied zur Restaurierung vergleichbare Materialien in entsprechenden Handwerkstechniken dem Original zugeführt werden) und Nachbau (Neubau auf Basis er- haltener Belege sowie Schlussfolgerungen, die daraus gezogen wurden) 4 . Die erläuternden Sätze machen deutlich, dass die ge- wählten Begrifflichkeiten ihren Ursprung in der Archi- tekturtheorie haben. Meist stehen Wiederaufbau und Rekonstruktion gleichbedeutend nebeneinander. Dies mag für Baudenkmäler mit entsprechender Quellenla- ge zutreffen 5 . Bei einer nüchternen Einschätzung der überlieferten Denkmalsubstanz bei Bodendenkmälern allgemein und am Limes im Speziellen sowie bei der Berücksichtigung der Rahmenbedingungen können dessen archäologische Denkmäler im Sinne der Termi- nologie nicht rekonstruiert werden. Zu berücksichtigen ist dabei der Anteil der tatsäch- lich erhaltenen Substanz, der üblicherweise bei Limes- befunden nur wenige Steinlagen beträgt. Die neu hin- zugefügten Teile machen in der Regel mehr als 95 % der Bauwerke aus. In diese Richtung gehen auch Mo- dellierungen von Holz-Erde-Befunden, die obertägig sichtbare Reste in einer stark überhöhten Sichtbarkeit präsentieren 6 . Weiterhin wird originale Handwerkstechnik in den meisten Fällen nur allgemein als gemauertes Mauer- werk und nicht als Zweischalen-Mauerwerk mit opus caementitium-Kern aufgefasst, im Gegensatz zu Be- tonbauten mit historisierenden Oberflächen. Die For- derung, die architektonische Hypothese deutlich zu kennzeichnen, ist z. B. an einem Wachtturm nur schwer ausführbar und bedarf einer aufwendigen Didaktik. Sie könnte weiterhin das Erscheinungsbild so weit verun- klaren, das die eigentliche Absicht nicht mehr erkenn- bar ist. Auch der Begriff Nachbau impliziert stillschwei- gend vorhandenes Quellenmaterial, seien es archäologi- sche Überreste oder antike bildliche oder schriftliche Quellen.

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Page 1: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 56, 2015 409

1 Die Zusammenstellung der im folgenden benannten Neubauten und die zum Teil dahinter stehenden Informationen wäre nicht möglich gewesen ohne die mannigfaltige Hilfe von Kollegen in den vier am Welterbe Limes beteiligten Bun-desländern. Folgenden Kollegen gilt unser herzlichster Dank für die Bereitstellung von Informationen und Abbildungen: St. Bender (Aalen), J. Dolata (Mainz), S. Hüdepohl (München), C.A. Jost (Koblenz), J. Scheuerbrandt (Osterburken), A. Thiel (Esslingen).

2 A24 und A29 wurden in einer veränderten Bauweise bereits erneuert und ergänzen die Liste auf 32 unterschiedliche Ge-staltungsformen.

3 Richtlinien 2010. 4 Becker/Lindenthal 2013, 26–27. 5 Schmidt 1993, 35–41; Burmeister 1998; Baus 2009; Abel 2010; Nerdinger u. a. 2010, 478. 6 Bender 2013.

Neubauten am Limes

Von Thomas Becker und Jürgen Obmann

EiNLEituNg

Wenn die Ausgrabung eines archäologischen Denk-mals abgeschlossen ist, sind keine oder kaum mehr Befunde im Boden erhalten, unabhängig davon, ob es obertägig sichtbar oder nur noch unterirdisch erhalten war. Es findet eine Transformation der archäologischen Substanz in eine sekundäre Erhaltungsform statt, die als Grabungsdokumentation in den Denkmalfachäm-tern archiviert wird. Für die Bodendenkmalpflege und archäologische Forschung ist das eine grundlegende Tatsache, die von einer interessierten Öffentlichkeit und der Tourismusbranche als Mangel empfunden wird, da der Besucher vor Ort das durch die Ausgrabungen er-langte Wissen scheinbar nicht mehr erfahren und nach-vollziehen kann. Dies ist der Grund für zahllose in situ konservierte archäologische Befunde, vor allem Mau-erreste, und zahlreiche Neubauten direkt auf den origi-nalen Überresten oder nahe der ehemaligen Fundstelle.

Am Limes prägen Neubauten von Wachttürmen (Abb. 1), Palisaden, Graben und Wallsituationen (Abb. 2) sowie Teilneubauten von Kastellen seit 140 Jahren maßgeblich das visuelle Erscheinungsbild der römi-schen Grenze in Deutschland und darüber hinaus1. 1874 wurde der erste Turm auf dem Wintersberg bei Bad Ems (Nr. A7) in Rheinland-Pfalz errichtet. Dies führ-te zu einer Entwicklung, die uns bisher 30 Turmneu-bauten2, mindestens 55 Palisaden-, Wall-Graben- und Mauerneubauten sowie elf Kastellneubauten beschert hat. Nicht berücksichtigt sind die zahlreichen knieho-hen Aufmauerungen von Wachtturmfundamenten und konservierte Abschnitte der Raetischen Mauer, welche die Zahlen nochmals enorm nach oben schnellen lassen würden.

Zu dEN BEgriffEN rEkoNstruktioN, NachBau uNd NEuBau

Im Managementplan zum Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes wurde erstmals versucht, eine ein-heitliche Terminologie zu dem hier behandelten The-

menkomplex zu formulieren3. Von Bedeutung für die nachfolgenden Ausführungen sind die Begriffe Rekon-struktion (Hinführen vorhandener Strukturen zu einem zu erschließenden früheren Zustand, bei dem im Un-terschied zur Restaurierung vergleichbare Materialien in entsprechenden Handwerkstechniken dem Original zugeführt werden) und Nachbau (Neubau auf Basis er-haltener Belege sowie Schlussfolgerungen, die daraus gezogen wurden)4.

Die erläuternden Sätze machen deutlich, dass die ge-wählten Begrifflichkeiten ihren Ursprung in der Archi-tekturtheorie haben. Meist stehen Wiederaufbau und Rekonstruktion gleichbedeutend nebeneinander. Dies mag für Baudenkmäler mit entsprechender Quellenla-ge zutreffen5. Bei einer nüchternen Einschätzung der überlieferten Denkmalsubstanz bei Bodendenkmälern allgemein und am Limes im Speziellen sowie bei der Berücksichtigung der Rahmenbedingungen können dessen archäologische Denkmäler im Sinne der Termi-nologie nicht rekonstruiert werden.

Zu berücksichtigen ist dabei der Anteil der tatsäch-lich erhaltenen Substanz, der üblicherweise bei Limes-befunden nur wenige Steinlagen beträgt. Die neu hin-zugefügten Teile machen in der Regel mehr als 95 % der Bauwerke aus. In diese Richtung gehen auch Mo-dellierungen von Holz-Erde-Befunden, die obertägig sichtbare Reste in einer stark überhöhten Sichtbarkeit präsentieren6.

Weiterhin wird originale Handwerkstechnik in den meisten Fällen nur allgemein als gemauertes Mauer-werk und nicht als Zweischalen-Mauerwerk mit opus caementitium-Kern aufgefasst, im Gegensatz zu Be-tonbauten mit historisierenden Oberflächen. Die For-derung, die architektonische Hypothese deutlich zu kennzeichnen, ist z. B. an einem Wachtturm nur schwer ausführbar und bedarf einer aufwendigen Didaktik. Sie könnte weiterhin das Erscheinungsbild so weit verun-klaren, das die eigentliche Absicht nicht mehr erkenn-bar ist. Auch der Begriff Nachbau impliziert stillschwei-gend vorhandenes Quellenmaterial, seien es archäologi-sche Überreste oder antike bildliche oder schriftliche Quellen.

Page 2: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

410 thomas Becker/Jürgen oBmann

Abb. 2. Kartierung der Palisadenneubauten am Limes (Kartengrundlage: BLfD, J. Valenta; Kartierung: S. Hüdepohl).

Abb. 1. Kartierung der Nachbauten von Wachttürmen (blau) und Kastellen (grün) entlang des Limes (Kartengrundlage: BLfD, J. Valenta; Kartierung: S. Hüdepohl).

Page 3: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

neuBauten am limes 411

Die Befunderhaltung römischer Militärarchitektur am Limes7 weist somit zwingend auf die Verwendung des Begriffs Neubau für alle hier vorgestellten Archi-tekturen. Der in der archäologischen Wissenschaft häu-fig ohne Reflexion benutzte Begriff der Rekonstruk­tion8, sollte der zeichnerischen, digital-virtuellen oder modellbauhaften Darstellung verlorener antiker Bauten vorbehalten bleiben, auch wenn beide Verfahren auf der gleichen Quellengrundlage beruhen9.

turmNEuBautEN

Wie bereits angedeutet, blickt die Nachempfindung des Grenzsicherungselements Wachtturm auf die längs-te Geschichte der Neubauten am Limes zurück. Aus der Zusammenstellung der Errichtungszeit und der verwen-deten Materialien lassen sich zeitgebundene Abhängig-keiten erkennen.

A7 1874 Stein A13 1898 Fachwerk A4 1912 Stein A12 1921/26 Stein A6 1953/54 Stein/Blockbau/Fachwerk A21 1964/65 Stein A22 1964 Stein A14 1967 Stein A23 1969 Blockbau A3 1970 Stein/Fachwerk A1 1971/73 Stein/Fachwerk A10 1971/72 Stein A26 1971/72 Blockbau A19 1971 Blockbau A24 1971 Blockbau A29 1975 Blockbau A17 1978/79 Stein A20 1982 Stein A25 1983 Stein A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz (Ersatz) A16 2010 Stein, Holz A8 2012 Stein/Holz A15 2013 Stein A18 2013 Beton, Holz A29 2013 Holz, Stahl (Ersatz)

Bedingt durch die archäologische Forschungsge-schichte und die „Entdeckung des Pfostenlochs“ an den hölzernen Wachttürmen der Taunusstrecke am En-de des 19. Jahrhunderts und die ersten maßgeblichen Anwendungen dieser Erkenntnis in Haltern10 sind die Neubauten der frühen Zeit noch fast ausschließlich in Stein ausgeführt. Der Butzbacher Turm (A13) stellt den frühesten Holzfachwerk-Vertreter für längere Zeit dar. Stein bleibt bestimmendes Baumaterial durch den ge-samten Zeitraum. In den 1970er Jahren wird noch gele-gentlich Holzfachwerk ab dem ersten Geschoss verbaut. Ab 1969 treten auch reine Holztürme in Blockbauweise auf, obwohl es für diese Art der Bauausführung keine archäologischen Befunde gibt11. Ab 2002 kommen neu-ere Materialien wie Stahl und Beton zum Einsatz. Eine Besonderheit in der Ausführung, angelehnt an die mög-liche Turmform des Odenwaldlimes, stellen die Türme A16, A8 und A24 dar mit einem Holzaufbau in Querlat-tung und ohne Galerie auf dem Steinsockel.

Diese drei zuletzt genannten Beispiele und das frühe Exemplar A12 besitzen keine umlaufende Galerie. Alle anderen Turmarchitekturen wurden mit Galerien in un-terschiedlicher Stärke ausgeführt. Architektonische Un-terschiede in Eingangsgestaltung (ebenerdig oder erster Stock), Fenster- und Fassadenformgestaltung (stein-sichtig oder verputzt) sowie die Dachdeckung treten in den Hintergrund. Die Kombination von hochaufragen-dem Baukörper, markanter Galerie und flachem Dach war und ist prädestiniert, den Limesturm neben der höl-zernen Palisade zur Bildikone des gesamten Denkmals werden zu lassen. Wachtturm und Palisade sind zu dem geworden, wofür Unternehmen größte Anstrengungen finanzieller Art auf sich nehmen: ein anerkanntes Mar-kenzeichen, ein visuelles Erkennungszeichen12.

In der öffentlichen Presseberichterstattung werden die vorgestellten Bauten durch Begriffe wie authentisch, echt, historisch genau oder originalgetreu gepriesen. Allein der erste Blick auf die 32 Neubauten römischer Limestürme macht deutlich, welche architektonische Spannbreite sich hinter diesen Anpreisungsfloskeln ver-bergen kann. All diese Beispiele (Abb. 1) beanspruch-ten, die neuesten Erkenntnisse ihrer Entstehungszeit zu visualisieren, und tun dies auch heute noch.

kastELLNEuBautEN

Die Kastellneubauten zeigen deutlich eine Dreitei-lung bezüglich der Errichtungszeiten, die folgenderma-ßen beschrieben werden kann:

7 Baatz 1976; Fischer 2012; Flügel/Obmann 2013. 8 Auch C. Ahrens (1990) benennt sein Buch im Titel als Wiederaufgebaute Vorzeit, spricht aber im Text konsequent von Re-

konstruktionen. Gleiches gilt für Schmidt 2000. 9 Keine Verwendung sollten die Begriffe Kopie (genaue Nachbildung), Replik (Nachbildung eines Originals) und originalge-

treu (mit dem Original übereinstimmend) finden. 10 Eberhardt 2011, 156–162. 11 Die mögliche Vorbildfunktion der Architekturform des amerikanischen Westernforts (vielleicht angeregt durch die Karl-

May­Verfilmungen der 1960er Jahre) ist bisher u. W. nicht weitergehend untersucht worden. – Becker 2008a, 157. 12 Obmann 2013, 32–35; Kemkes/Walter 2014, 101–104.

Page 4: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

412 thomas Becker/Jürgen oBmann

Der Forschungsbeginn und der damit verbundene Ge-danke des Neubaus liegt in der deutschen Kaiserzeit und war auch durch die militärischen Streckenkommissare geprägt. Alle Bauten stehen in engstem Zusammenhang mit der Saalburg und Kaiser Wilhelm II. Die besondere Verbindung des Taunuskastells mit Köngen schlägt sich auch im äußeren Erscheinungsbild nieder.

In den 1980er und 1990er Jahren manifestiert sich das Erstarken der staatlichen Denkmalpflege und die Entde-ckung des Denkmals als Tourismusdestination.

Zuletzt nach der Aufnahme des Limes in die Welter-beliste wird bauliche Visualisierung als eindrückliche Vermittlungsmethode verstärkt genutzt. Dies ist auch an der Anzahl der Wachttürme seit 2005 zu beobachten.

C2 1897–1913 C7 1911 C3 1913 C6 1982 C8 1983 C4 1989 C9 1989/90 C10 1991/94 C5 2005 C1 2011 C11 2013

Warum NEuBautEN?

Anlass und Motivation für den Neubau einzelner Ele-mente der ehemaligen römischen Grenze scheinen vor-dergründig klar auf der Hand zu liegen. Es wird häu-fig angenommen und formuliert, dass sie dem Besucher das ursprüngliche Aussehen des Denkmals wiederge-ben und so Interesse und Verständnis für diesen Teil un-serer Geschichte und seiner Relikte wecken sollen. Die genauere Betrachtung der Bauform, der Positionierung und der umsetzenden Institution legt allerdings nahe, dass die Gründe für die Umsetzung deutlich vielschich-tiger als zunächst erkennbar sein können.

Die Auswahl der nachgebauten Architektur hängt oftmals an den finanziellen Möglichkeiten der umset-zenden Institution. So kann ein Stück der Grenzsiche-rung wie die Palisade deutlich kostengünstiger errich-tet werden als ein Wachtturm oder gar Teile eines Kas-tells. Dies gilt vor allem, wenn das Material durch lo-kale Vorkommen (z. B. Holz von der Forstverwaltung) gestellt oder eine ehrenamtliche oder kommunale Ei-genleistung erbracht werden kann. Für die Wachttürme und Kastellteile liegen bislang nur vereinzelt publizier-te Baukosten vor. Der nach fachlichen Gesichtspunkten

und mit der ursprünglich angewandten Bautechnik er-richtete Steinturm in Limeshain (A15) hat über 300 000 Euro gekostet, ohne dass darin die ehrenamtlichen Ar-beiten des Heimat- und Geschichtsvereins eingerechnet sind13. Auch für die beiden Neubauten am Limesende in Bayern liegen Zahlen vor: Der Wachtturm in Hienheim (A29) kostete 235 000 € und das Kastelltor in Pförring (C11) 540 000 €14.

Förderprogramme z. B. für den ländlichen Raum oder zur touristischen Entwicklung des Welterbes15 sowie das Investitionsprogramm des Bundes für nati-onale Welterbestätten16 können diese Schwelle herab-setzen, so dass eine Umsetzung auch für finanzschwä-chere Kommunen möglich scheint. Dabei wurden kos-tenintensive Bauten wie Teile von Kastellen nur in Ausnahmen und unter Verwendung von Sondermitteln (z. B. Ellingen [C8] Flurneuordnung) umgesetzt. Eine nicht berücksichtigte Baugruppe, sowohl im militäri-schen wie im zivilen römischen Kontext, stellen dabei im rechtsrheinischen Limesgebiet die Badegebäude dar, wo es wegen des großen Aufwandes gar nicht in Be-tracht gezogen wird, einen Neubau des archäologischen Befundes zu versuchen17.

Gerade im kommunalen Raum liegt die Motivation oftmals auch in der politischen Selbstdarstellung, da das Projekt mit dem Initiator in Verbindung gebracht wird. Ein gutes Beispiel hierfür sind – auch unabhängig vom Welterbe Limes – die aufwendigen Gestaltungs-vorhaben von Verkehrskreiseln z. B. in Erlensee-Rü-ckingen (Abb. 4), Mainhardt oder Ellwangen-Pfahlheim (Abb. 3), bei denen am Limes seltener auf das Element eines Neubaus als häufiger auf die künstlerische Wei-terentwicklung des Themas römische Reichsgrenze zu-rückgegriffen wird18.

13 Becker/Lindenthal 2013. 14 Beide Zahlen beinhalten auch die Kosten für ein gesamtes Vermittlungspaket wie Besucherinformation, Rundweg etc. –

Zu Pförring vgl. Häffner/Feulner 2013. 15 z. B. das 100 000-Euro-Programm für Kleinprojekte am Limes in Rheinland-Pfalz: www.limes-rhein-lahn.de/html/

cs_7298.html?PHPSESSID=pr34jp7bijp51o1fkv0dvidlanpfejkm (letzter Zugriff: 17.06.2014). 16 http://www.welterbeprogramm.de/cln_030/sid_3F0D02CAA24A34DB7FECA204D5937405/INUW/DE/Home/home-

page__node.html?__nnn=true (letzter Zugriff: 08.07.2014). 17 Meyr 2012, 59–60. 18 Grönke 2008; Obmann 2013, 39–40.

Abb. 3. Ellwangen-Pfahlheim (BLfD, J. Obmann).

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neuBauten am limes 413

Bei der Positionierung eines Neubaus spielt einer-seits das Lageverhältnis zum Denkmal eine Rolle, auf das weiter unten noch näher eingegangen werden soll. Andererseits sind unter dem Aspekt der Motivation die Standortwahl im Raum und der Bezug auf die umge-bende Infrastruktur von Bedeutung. Dies lässt sich an der Auswahl der Standorte nachgebauter Wachttürme deutlich ablesen. Ein Teil der Türme ist an topografisch herausragenden Stellen entstanden (z. B. A11, A12, A14, A23), die sowohl einen Blick aus der Landschaft auf den Turm als auch vom Turm weit in die Umgebung ermöglichen. Sie fungieren hier als Aussichtsbauten und Landmarke19. Ein weiteres Positionsmerkmal kann die Lage zu einer viel befahrenen Straße sein (z. B. A5, A10, A11, A23), um den Vorbeifahrenden auf die The-matik der römischen Reichsgrenze aufmerksam zu ma-chen und ihn für einen Stop zu motivieren. Dies gilt auch für einige an Straßen entstandene Palisaden bzw. Graben- und Wallrekonstruktionen (z. B. B30, B42), wobei wie bei den gleich positionierten Türmen die In-frastruktur (Hinweis- bzw. Zuwegungsschilder, Park-möglichkeiten) fehlt, so dass der gewünschte Effekt ei-nes geweckten Interesses verpuffen kann.

Neubauten am Limes sind meist ins lokale Wander-wegnetz eingebunden. Diejenigen, die direkt am Welt-erbe liegen, können alle über den Denkmal-begleiten-den Fernwanderweg „Limesweg“ erreicht werden, je-doch spielt der Tagestourismus beim Besuch des Limes

die vorherrschende Rolle, deutlich vor dem Fernwan-dertourismus.

Aber auch von bodendenkmalpflegerischer Seite sieht man der Nutzen der Neubauten nicht nur im Wissen-stransfer. Dies wird an den Kastellen Welzheim (C4), Köngen (C7) und Weißenburg (C9) deutlich, bei denen sich Teilneubauten der Umwehrung finden. Alle drei Kastelle sind im Rahmen der Stadtentwicklung von der Bebauung freigehalten und als archäologischer Park und damit öffentliche Grünfläche der Allgemeinheit zu-gänglich gemacht worden (Abb. 7). Die archäologische Denkmalpflege sah sich gerade in Welzheim im Recht-fertigungsdruck für die Ausparzellierung in der Situati-on, etwas „Sichtbares“ schaffen zu müssen, das im Sin-ne einer Gegenleistung für die Erhaltung des Denkmals angesehen wird20.

Deutlich früher entstanden ist der Neubau des Eck-turms des Köngener Kastells, ein Beispiel, das der Schwäbische Albverein zusammen mit den Esslinger Altertumsfreunden als Ziel verfolgte, das Bewusstsein für das vorhandene Kastell zu schärfen und einer dro-henden Überbauung entgegenzuwirken. Zur dauerhaf-ten Konsolidierung dieses Zustands wurde der Park in seiner Ausdehnung über die gesamte Fläche des Kas-tells gelegt21.

In allen Fällen ging mit der Bewahrung des Gesamt-denkmals ein Teilverlust an Substanz einher, der un-beobachtet hingenommen wurde (Bau des Eckturms

19 Becker 2008a, 160–161. 20 Planck 1977, 51; Planck 1978, 66–67. 21 100 Jahre Köngen, 8–12.

Abb. 4. Erlensee-Rückingen (BLfD, J. Obmann).

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414 thomas Becker/Jürgen oBmann

in Köngen), oder dem eine Ausgrabung vorherging (Süd- und Westfront in Welzheim, Nordfront in Wei-ßenburg). Ähnlich ist die Situation beim Annex-Kastell von Osterburken, wo allerdings die Außenmauern in ihrer Substanz mit geringer Aufmauerung konserviert wurden, ohne dass man Teile der Umwehrung in ihrer gesamten Höhe nachgebaut hat. Visualisierungsdruck entsteht auch bei der Ausparzellierung anderer Kastel-le im Rahmen von Flurneuordnungsverfahren und ei-ner damit verbundenen Überführung in öffentliches Ei-gentum. Dies lässt sich im Falle von Rainau-Buch und Ruffenhofen beobachten, wo die Visualisierung durch Oberflächenmodellierung und Bepflanzung erreicht wurde. Beim Kastell Ellingen hat man die Nordfront des Kastells im Rahmen des Flurneuordnungsverfah-rens neu errichtet, wobei die restliche Flächen nicht aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen, sondern im Zug des Verfahrens ausgegraben wurden. Auch in Waldmössingen entstand der Eckturm des Kastells im Zusammenhang mit einer sogenannten Inwertsetzung des Bereichs. Eine Überführung des Kastellgeländes in öffentliches Eigentum fand hier nicht statt22.

Solche denkmalpflegerischen Maßnahmen beschrän-ken sich nur auf die Kastelle. Der Erfolg der Aussparung der 30-m-Kernzone vom Welterbe samt einer Turmstel-le im Neubaugebiet „Limes III“ in Neuberg-Ravolzhau-sen/Hessen soll in Zukunft auch entsprechend durch eine Visualisierung gestaltet werden23. Diese ist aller-dings nicht grundsätzliche Voraussetzung für die Über-führung in öffentliches Eigentum und den dauerhaften Schutz, wie das Beispiel des im Rahmen der Flurneu-ordnung gesicherten Limesabschnitts bei Böbingen/Ba-den-Württemberg zeigt24.

Schließlich dienen Neubauten auch der Schaffung von Tourismusdestinationen25. Dabei steht offensichtlich weniger das Vermittlungsinteresse im Vordergrund als vielmehr die Erzeugung von „optischen Leuchttürmen“ in einer Region, die den Besucher anziehen sollen. Als Beispiel können hier die Maßnahmen am Kastell Pfünz angeführt werden, wo durch den „Naturpark Altmühl-tal“ das Nordtor und die Nordwestecke nachgebaut und das West- und Südtor der Anlage in seinen Grundris-sen in den 1980er und 1990er Jahren aufgemauert wur-den. Hinweise auf die primär touristische Funktion die-ser Maßnahmen sind zum einen die anhaltende land-wirtschaftliche Nutzung des Kastellinnenraums und vor allem die erst nachträglich nach Aufnahme des Li-mes auf die Welterbeliste erfolgte umfangreiche didak-tische Vermittlung des Wissens zum Kastell in Form von etlichen Informationstafeln und der Installation ei-ner Wachtstube im östlichen Torturm des Nordtores26. Aber auch die im Rahmen des in Rheinland-Pfalz auf-

gelegten 100 000-Euro-Programmes zur touristischen Inwertsetzung des Limes entstandenen Neubauten von Palisadenabschnitten dienen einem ähnlichen Ziel, wie auch an anderen in diesem Programm am Welterbe um-gesetzten Maßnahmen abzulesen ist27.

Unter den Neubauten finden sich auch solche, die von Privatpersonen auf eigenem Grund oder zum Teil auch im öffentlichen Raum errichtet wurden. Hier kann ein ausgeprägter Enthusiasmus für Geschichte und Archäo-logie Triebfeder auch zum finanziellen Engagement bei einer entsprechenden Maßnahme sein. Eindrucksvol-les Beispiel ist der Turm auf dem Gaulskopf bei Ober-Mörlen (A12), der von dem Strumpffabrikanten Gus-tav Oberländer auf eigene Kosten und mit fachlicher Unterstützung von Gymnasiallehrer P. Helmke, aber auch viele eigene Überlegungen umsetzend, errich-tet wurde28. Dieser Bau ist der einzige, der das obers-te Stockwerk eines Steinturmes ohne die umlaufende Außengalerie umsetzt, wie sie, auf die Darstellung auf der Trajanssäule zurückgehend, bei vielen Neubauten übernommen wurde. Während hier auch der Gedanke an das Gemeinwohl eine Rolle spielte, liegt die Moti-vation für die Turmbauten in Frankenreuthe (E13) und Miltenberg (E15) und die Palisade in einem Privatgar-ten in Walldürn (E11) wie auch andere Maßnahmen in der privaten Begeisterung für das Welterbe und dessen Bedeutung. Aus dieser Zusammenschau können mehre-re Motivationsgruppen unterschieden werden29.• Die kleinste Gruppe stellen Privatleute sowie private

Zusammenschlüsse. Hier bestehen die zu überwin-denden hohen Hürden in dem kaum vorhandenen fi-nanziellen Volumen oder der notwendigen Arbeits-kraft. Bei Privatpersonen ist dies lediglich das eigene Vermögen.

• Die Kommunen als Träger stellen die zweitstärks-te Gruppe der Initiatoren. Neben einem Initiator im politischen Bereich, der die Möglichkeiten eines solchen Neubaus in der kulturellen Landschaft der Kommune erkennt, sind Gestaltungs- und Besitzho-heit im Raum Grundvoraussetzungen, um ein sol-ches Projekt umzusetzen. Rein aus der kommunalen Verwaltung heraus entstehen solche Initiativen nicht.

• Die Mehrzahl der Neubauten wurde von Vereinen und Gesellschaften umgesetzt, die als erklärtes Ziel meist die Geschichte und deren Vermittlung, auch speziell für die ehemalige römische Reichsgrenze, in der Satzung haben. Da die Mitglieder sich aufgrund dieser Zieldefinition der Gruppe angeschlossen ha-ben, gibt es bei ihnen eine starke Motivation zur Um-setzung eines Neubaus. Daraus entsteht eine Arbeits-leistung, die sowohl in der Planung als auch in der Durchführung anderen Gruppen oftmals fehlt. Auch

22 Swoboda 1979; Rüsch 1983. 23 Becker 2012, 50. 24 Thiel 2013. 25 Kemkes/Walter 2014, 99. 26 Zecherle 1992. 27 Limesatlas 2013/2014. – Siehe auch Anm. 15. 28 Richter 2006. 29 Becker 2008a, 159.

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neuBauten am limes 415

kann aufgrund der regionalen Aufmerksamkeit Geld leichter akquiriert werden als bei anderen Gruppen, die zum Teil nur auf Sondermittel im eigenen Haus-halt oder überregionale Förderprogramme zurück-greifen können.

• Initiatoren bzw. Umsetzende von Neubauten sind nur in seltenen Ausnahmefällen auf der Ebene der Bun-desländer zu finden. Eine Ausnahme stellt die Saal-burg dar, die auf Initiative und Finanzierung von Kai-ser Wilhelm II. und damit des Staates entstanden ist. Damit ging die Saalburg nach Ende des Kaiserrei-ches in preußischen und nach dem Zweiten Weltkrieg in hessischen Staatsbesitz über und wird jetzt vom Land verwaltet und betrieben. Dies stellt den einzi-gen Fall dieser Art dar, da alle anderen staatlichen Schlösser- und Gärtenverwaltungen zwar archäo-logische Denkmäler unter ihrer Verwaltung haben, dort aber keine Rekonstruktionen vorhanden sind30.

NEuBautEN im rahmEN dEr dENkmaL-schutZgEsEtZE

Mit der Entstehung, dem Bestand und der Positio-nierung von Neubauten verbinden sich auf verschie-dene Weise denkmalschutzrechtliche Aspekte. Grund-sätzlich muss an dieser Stelle die Frage gestellt wer-den, welcher Bereich der staatlichen Bodendenkmal-pflege die Umsetzung dieser Bauten befördert. Dieser wird am ehesten entweder in dem Restaurierungs- oder Konservierungsauftrag oder im Vermittlungsauftrag an die Denkmalfachbehörden zu sehen sein, der in eini-gen Landesgesetzen der am Welterbe Limes liegenden Bundesländer aufgenommen ist31. Im Sinne der experi-mentellen Erforschung der Bodendenkmäler kann der Neubau unter dem Aspekt der Denkmalerforschung als gesetzlicher Auftrag verstanden werden32. Mit dem grundsätzlichen Schutz- und Erhaltungsgedanken der Gesetze haben diese Bauten dagegen nichts zu tun.

Bei ihnen kann es aber zu Auswirkungen auf das Bodendenkmal selbst kommen, wenn der Neubau di-rekt auf bzw. über dem Denkmal angelegt wird. Vor diesem Hintergrund sieht der Managementplan für das UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Rei-ches: Der Obergermanisch-Raetische Limes“ vor, dass

das Welterbe selbst, also das Denkmal im Bereich der Kernzone, nur in Ausnahmefällen mit Neubauten über-baut werden soll33. Diese Ausnahmen sind beispielswei-se eine nachgewiesene Zerstörung des Originalbefun-des oder die Reversibilität des Neubaus. Dies entspricht den Grundsätzen der Denkmalschutzgesetze der betei-ligten Bundesländer, nach denen Kulturdenkmäler pri-mär zu schützen und zu erhalten sind34.

Betrachtet man vor diesem Hintergrund die bestehen-den Neubauten am Limes und in anderem römischen Kontext, so fallen eklatante Unterschiede zwischen den verschiedenen Baugruppen ins Auge. Bei den Kastel-len ist eine klare Konzentration auf der lagegenauen Errichtung über dem Befund zu beobachten, da offen-sichtlich großer Wert auf Ortstreue gelegt wurde. Dass dies nicht grundsätzlich notwendig ist für das Verständ-nis der Architektur und der Funktion im Rahmen der Grenzsicherung, zeigen das einzige vom Originalstand-ort verlagerte Kleinkastell Pohl (C1) und die pflanzliche Grundrissvisualisierung des Kastells Ruffenhofen35.

Bei den Wachttürmen lässt sich eine dazu gegen-läufige Tendenz beobachten, da die Neubauten in der Mehrzahl nicht auf dem Originalstandort entstanden sind und zum Teil nicht einmal einen Bezug dazu auf-weisen. Ein möglicher Grund für dieses Vorgehen ist in der unterschiedlichen Motivation für ihre Errichtung zu suchen (siehe oben), die offensichtlich eine lagegetreue Errichtung nicht notwendig machte. Bei der Entschei-dung für die exakte Standortwahl spielt der Zeitpunkt der Planung keine Rolle, da sich Beispiele für die Er-richtung auf dem Original sowohl in der Frühzeit (A7) als auch in jüngerer Zeit (A20) finden. Eine bewusste Entscheidung für einen Standort abseits des Originals und außerhalb der Kernzone wurde nur bei drei am Li-mes in jüngster Zeit neu entstandenen Neubauten (A8/C1; A15; A18) und dem Holzturm am Odenwaldlimes (A16) getroffen, wobei hier der Welterbestatus und die genannten Vorgaben des Managementplans eine aus-schlaggebende Rolle gespielt zu haben scheinen36.

Bei Palisade, Graben/Wall und Mauer lässt sich eben-falls eine deutliche Tendenz hin zum ursprünglichen Standort bzw. Verlauf beobachten, da die Neubauten neben der Darstellung des ehemaligen Zustands auch der Verlaufsmarkierung dienen sollen. Auch hier sind es die jüngsten Umsetzungen, die diesen Anspruch

30 In Baden­Württemberg befinden sich die Thermen von Badenweiler und Hüfingen in der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (http://www.schloesser-und-gaerten.de/; letzter Zugriff 08.07.2014). In Hessen sind es die Kastelle Kleiner Feldberg und Kapersburg bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Hessen (http://www.schlo-esser-hessen.de/; letzter Zugriff 08.07.2014). Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer hat verschiedene archäologische Denkmäler in der Verwaltung, worunter sich aber keine Neubauten befinden (http://www.burgen­rlp.de/index.php?id=altertuemer; letzter Zugriff 08.07.2014).

31 DSchG Bay § 12 Abs. 2 Punkt 4 „Konservierung und Restaurierung von Denkmälern“. DSchG Hes § 4 Abs. 2 Punkt 2 „Beratung und Unterstützung bei Wiederherstellung“; § 4 Abs. 2 „Förderung des öffentlichen Verständnisses für Denk-malschutz und Denkmalpflege“. DSchG NRW § 22 Abs. 3 Punkt 3 „Konservierung und Restaurierung von Denkmälern“. DSchG RLP § 25 Abs. 1 Punkt 3 „Förderung des öffentlichen Verständnisses für Denkmalschutz und Denkmalpflege“.

32 DSchG Bay § 12 Abs. 2. DSchG Hes § 4 Abs. 2 Punkt 5. DSchG NRW § 22 Abs. 3 Punkt 2. DSchG RLP § 25 Abs. 1 Punkt 5. 33 Richtlinien 2010, 31–32 Anhang 1. 34 DSchG Ba.-Wü. § 1 Abs. 1. DSchG Bay § 16 Abs. 1 und § 18 Abs. 1. DSchG Hes § 1 Abs. 1. DSchG NRW § 1 Abs. 1. DSchG

RLP § 1 Abs. 1.3 5 Pausch 2009; Pausch 2013. 36 Dolata 2012b, 19; Becker/Lindenthal 2013, 26; Scheuerbrandt 2014, 9.

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gemäß dem Umgang mit dem Welterbe durchbrechen (B22; B23; B40), wobei es aber trotz des Welterbesta-tus Beispiele für Palisaden gibt, die auf dem Original-verlauf errichtet wurden. Beim außerhalb des Welterbes stehenden Verlauf des Odenwaldlimes spielt der Aspekt des Denkmalerhalts vor Visualisierung noch eine unter-geordnete Rolle (B32–B36).

Da bei den privaten Neubauten und Gebäuden in An-lehnung an römische Baumuster der direkte Bezug zum Limes keine Rolle spielt, sondern die Begeisterung und das Interesse am Denkmal selbst im Vordergrund ste-hen, stellt sich die Frage nach der Errichtung auf dem Original nicht, zumal in den meisten Fällen kein Kon-takt zu den Denkmalschutz- und Denkmalfachbehör-den aufgenommen und auch keine denkmalrechtliche Genehmigung notwendig wurde.

Generell lässt sich in der Zusammenschau ablesen, dass die Anlage von Neubauten im Betrachtungsbereich in der letzten Zeit weitgehend denkmalverträglich um-gesetzt wurde, um nicht durch den Neubau Denkmal-substanz vorhersehbar zu zerstören. Eine Ausnahme bildet der Neubau eines Teils einer Reiterkaserne in Aa-len (C5) im Inneren des Kastells, vor deren Errichtung man die Grundfläche vollständig archäologisch unter-suchte37. Dabei zeigte sich, dass der Baukörper, der im Anschluss an dieser Stelle errichtet wurde38, hier gar nicht gestanden hat, sondern dass dies der Standort ei-nes hölzernen und eines steinernen Funktionsbaus war.

Die Absicht, ein Denkmal durch Standortverlagerung zu schützen, kann an anderer Stelle nicht beobachtet werden. Ein Beispiel für eine solche Vorgehensweise ist die Anlage des Neubaus auf der westlichen Lagerfront des Hauptlagers von Haltern, wo das Haupttor samt an-schließendem Abschnitt der Holz-Erde-Mauer und die dahinter liegende Innenbebauung im Rahmen eines archäologischen Parks nachempfunden werden sollen. Im Vorfeld wird die komplette im Boden befindliche Denkmalsubstanz ausgegraben und damit zerstört39. Eine Schaffung einer Reservatsfläche scheint nicht ge-plant zu sein, zumal durch die bisherige landwirtschaft-liche Nutzung ein schleichender Denkmalverlust er-kannt wurde, jedoch keine direkte Zerstörung den Be-stand gefährdete. Ein denkmalgerechter Umgang, wie er beispielsweise beim Hafentempel und den Thermen in Xanten praktiziert wurde40, scheint nicht vorgesehen zu sein, zumal die Ausgrabung der Denkmalsubstanz als „unbedingt notwendig“ bezeichnet wird41. Dies ist aus denkmalpflegerischer Sicht umso bemerkenswerter, da dies die letzte größere Freifläche im Bereich des Hal-

terner Hauptlagers ohne moderne Bebauung ist und hier 4,5 Millionen Euro aus Landes- und kommunalen Mit-teln investiert werden42.

Neubauten selbst können, z. B. aufgrund ihrer frühen Entstehung oder ihrer architektonischen Besonderheit, ebenfalls als geschützte Denkmäler angesehen werden. Beim Limes regelt die Charta von Venedig aus dem Jahr 196443 die Zugehörigkeit des Neubaus zum Welterbe, da Bauten nach 1964 diesen Status nicht bekommen kön-nen. Dies führt bei den Kastellen Welzheim-Ost (C4), Ellingen (C8), Weißenburg (C9) und Pfünz (C10) zur Herausnahme der Grundfläche der Neubauten aus der Welterbezone, oder die Neubauten werden als vertikale Pufferzone gewertet. Bei den älteren Bauten besteht ei-ne Zugehörigkeit zur Kernzone, während die jüngeren Neubauten von Türmen bzw. der Grenzlinie selbst in der Grundfläche nicht ausgeklammert wurden, da eine Existenz von Originalsubstanz darunter in den meisten Fällen anzunehmen ist. In der Konsequenz daraus sind die Neubauten vor 1964 zum Teil auch als Baudenkmä-ler klassifiziert und als solche in die Denkmalbücher der jeweiligen Länder aufgenommen44. Dies ist für die bislang ausgesparten Bauten konsequent nachzuführen.

ExpErimENtELLEr charaktEr

Wenn auch in den seltensten Fällen der experimen-telle Ansatz hinter der Erstellung eines Neubaus ge-standen hat bzw. dieser als Anlass für die Umsetzung nachweisbar ist, lassen sich bei verschiedenen architek-tonischen Elementen Informationen gewinnen, die das Verständnis zur Funktion der Grenze erweitern. Die auf experimentellem Wege gewonnen Erkenntnisse können nach zwei Aspekten unterschieden werden.

Zum einen erschließt ein Neubau durch die hand-werkliche Umsetzung einzelner Gewerke beim Einsatz entsprechender Materialien und durch Funde bekann-ten Werkzeuge entsprechende Informationen zur Bau-technik. Zum anderen ergeben sich nach der Errichtung des Neubaus im Rahmen der Erhaltung und dem Be-trieb der Anlage weitere Einsichten. Beide Aspekte lie-fern Grundlagen für die Konzeption von weiteren Neu-bauten. Da der Erkenntnisgewinn bei der Errichtung von Neubauten bislang eher eine Ausnahme darstellt – die wenigen Beispiele mit einem solchen Anspruch sind meist nur in Vorberichten besprochen45 –, soll auf dieses Themenfeld nicht näher eingegangen werden. Im Bereich der experimentellen Erfahrungen mit aus-

37 Scholz 2007. 38 Kemkes/Scholz 2006, 50–52; 58–61; Scholz 2007, 107. 39 Tremmel 2013. – Dazu auch Obmann 2013, 50. 40 Müller 2011, 59. 41 Aßkamp 2011, 138; Aßkamp 2013. 42 https://www.lwl.org/bi-lwl/vo020.asp?VOLFDNR=3407 (letzter Zugriff 08.07.2014). 43 http://www.blfd.bayern.de/medien/charta_von_venedig_1964.pdf (letzter Zugriff 16.06.2014). 44 Bad Ems (A7): Status unklar. Saalburg (C2) vgl. http://denkxweb.denkmalpflege­hessen.de/ (Hochtaunuskreis, Bad Hom-

burg, Saalburgchaussee o. Nr.). Ober­Mörlen (A12) vgl. http://denkxweb.denkmalpflege­hessen.de/ (Wetteraukreis, Ober­Mörlen, außenliegend). Köngen (C7): freundliche Mitteilung A. Thiel, Esslingen.

45 Becker 2009, 91–92; Huther 2012; Becker/Lindenthal 2013; Flügel/Obmann 2013.

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neuBauten am limes 417

geführten Neubauten gibt es verschiedene Erkenntnis-möglichkeiten.

Bei den Palisaden gibt das Wissen über den Entste-hungszeitpunkt und mögliche nötige Erneuerungen und Ausbesserungen Hinweise zu ihrer Lebensdauer, die vom modernen Neubau auf das antike Vorbild rück-schließen lassen (Tab. 1)46. Für einige der am Limes ent-standenen Palisaden sind die genannten Zeitpunkte be-kannt. Die Erhaltung der Palisade in der offenen Land-schaft ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, die beispielsweise von der umgebenden Geländenut-zung (z. B. Wald) oder dem lokalen Klima abhängen. Dennoch zeigt sich, dass Bestandszeiten von über 40

Jahren selten sind. Die Dokumentation der zu ersetzen-den Hölzer zeigt dabei (Abb. 5), dass diese aufgrund der Witterungseinwirkungen im wechselfeuchten Bereich am Übergang zwischen dem im Boden steckenden Pa-lisadenteil und dem obertägigen Teil verfault sind und dadurch ihrer Standfestigkeit beraubt wurden. Je nach Anbringung von Querverbindungen auf der Rücksei-te fielen Hölzer einzeln um, oder der gesamte Palisa-denabschnitt musste wegen fehlender Standfestigkeit abgebaut werden. Überträgt man diese Erfahrung auf die römische Situation der Entstehung der Palisade um 120 bzw. 165/166 n. Chr., so müssten zumindest für die erste Entstehungsphase Maßnahmen zur Verbesserung der Haltbarkeit angenommen werden, um eine Existenz bis zum Zeitpunkt der Errichtung von Graben und Wall und möglicherweise darüber hinaus zu fordern. Ent-sprechende Überlegungen wurden bereits bei der Um-setzung mancher Neubauten angestellt (s. B22).

Auch beim Graben bzw. Wall lassen sich entspre-chende Erfahrungen sammeln. Hier stellt sich gerade bei der Anlage des Grabens die Frage, inwieweit die Böschungen bei Anlage in lehmigem und vor allem eher sandigem Boden gegen ein Abschwemmen durch Regenwasser gesichert wurden und ob in regelmäßi-gem Abstand der Graben gesäubert bzw. dessen Soh-le neu ausgehoben werden musste. Die Erfahrungen im Experiment zeigen47, dass im Lösslehm die Menge des abgeschwemmten Materials geringer ist, als es mögli-cherweise aufgrund moderner Bauerfahrungen anzu-nehmen wäre. Die experimentelle Umsetzung von Gra-ben und Wall geht dabei oftmals auf die Anforderun-

46 Die Erhaltungsdauer von Holzbauten ist auch ein Kernthema der Vor- und Frühgeschichte: J. Fries-Knoblach, Von Schwell-balken und Telegraphenmasten. Überlegungen zur Gründungsweise und Lebensdauer eisenzeitlicher Holzgebäude. Leipzi-ger online-Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 24 (Leipzig 2007) 1–12.

47 Enzmann/Schnell 2013.

Kat.Nr. / Wp Bauzeit Erneuerung Bestandszeit(Jahre)

B 5: 1/33 1989? 2005 16B 8: 1/54 1990er Jahre 2014/15 ca. 20B 14: 2/2 1930er Jahre 2005 75?B 24: 3/15 1970/71 2000/2011 30/11B 27: 10/30 1989 2008 19B 29: 4/49 1967 2011 44B 30: 4/103 1996 2013 17B 37: 10/30 1989 2005 16B 43: 9/83 1983 2014 31B 49: 12/77 1966 2007 41

Tab. 1. Übersicht über das Baujahr und den Zeitpunkt der Ausbesserung von Palisadenneubauten am Limes.

Abb. 5. Verteilung der Neubauten über und neben dem Original. Bei Palisade und Graben/Wall wird zusätzlich die Gruppe „dicht neben“ unterschieden (Diagramm: hessenArchäologie, Th. Becker)

Kastell

Steinturm

Holzturm

Mauer

Graben/Wall

Palisade

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gen der modernen Pflegemöglichkeiten ein, so dass bei-spielsweise ein Einsäen von Gras oder ein Abflachen der Wallkrone zum besseren Einsatz von Rasenmähern (B24) vorgenommen wird. Bei der frischen Anlage des Grabens zeigt sich rasch ein beginnendes Abschwem-men von Erdmaterial, das sich in der Grabensohle sam-melt und diese nach gewisser Zeit vollständig verrun-det hat. Beobachtungen zum Zeitraum liegen nicht vor, doch wird heute zum Teil mit einem Einsäen reagiert, von dem möglicherweise auf eine Sicherung der Wan-dung mit Rasensoden in antiker Zeit geschlossen wer-den könnte.

Im Verlauf der ehemaligen Grenze wird eine gerodete Schneise angenommen, um eine Sichtverbindung zwi-schen den Türmen und damit auch eine Überwachung des Grenzstreifens zu ermöglichen. Erst in den letzten Jahren wurde an einem knapp 450 m langen Abschnitt am Turmneubau in Grab (A20) eine solche Schneise freigeschlagen, um den Eindruck des Grenzstreifens im Umfeld der dortigen Neubauten zu erzeugen. Unklar ist dabei bis heute, wie dieser Streifen vom Bewuchs frei-gehalten werden soll – landläufig wird in der Forschung der Einsatz der am Limes stationierten Soldaten für die-se Arbeit angeführt. Die in Grab angelegt Schneise gibt nun erstmals die Möglichkeit, Erfahrungswerte zum Arbeitsaufwand dieser Pflegemaßnahme zu gewinnen, die ebenfalls auf römische Zeit zurückzuprojizieren ist. Dabei zeigt sich, dass mindestens einmal im Jahr für ei-nen Tag Arbeitskräfte zusammengezogen werden müs-sen, um den Bewuchs zurückzuschneiden und vor al-lem Baumschösslinge und andere Pioniergewächse zu beseitigen48. Hier steht man allerdings erst am Anfang der Erkenntnismöglichkeit.

Auch die bestehenden Turmneubauten geben die Möglichkeiten zu Beobachtungen an der Bausubstanz hinsichtlich Verwitterungserscheinungen und baulicher Entwicklung. So mussten am Steinturm 3/15 (A10) im Jahr 2007 der Umgang und 2012 Teile des Dachstuhls mit der Schieferdeckung ersetzt und beim Steinturm 4/49 (A14) die Galerie und Teile der tragenden Balken-konstruktion erneuert werden. Beide Maßnahmen wur-den aufgrund von witterungsbedingter Verschlechte-rung des Erhaltungszustands nötig. An verschiedenen Wachttürmen entwickelte sich im direkten Umfeld ein Traufgräbchen, das durch vom Turmdach herunterlau-fendes Wasser und dessen Aufschlagerosion entsteht (Abb. 6). Nimmt man die durch die moderne Wetterbe-obachtung erhobenen jährlichen Niederschlagsmengen für einen Ort und berechnet die überdachte Grundflä-che eines Wachtturms, so ergibt sich die Wassermen-ge, die für die Entstehung eines solchen Traufgräbchens verantwortlich ist. Als Beispiel mag dies für den Turm-neubau von Limeshain erfolgen, der eine überdachte Grundfläche von 56 m² aufweist. Die mittlere Nieder-schlagsmenge für den benachbarten Ortsteil Rommel-hausen liegt bei 659 l/m², so dass beim Turm eine jährli-

che Wassermenge von 36 904 l auf der Dachfläche auf-trifft und abgeleitet wird49. Durch diese Menge erklärt sich die allmähliche Entstehung von Traufgräbchen, was in römischer Zeit sicherlich bekannt war, und gibt Hinweise auf die mögliche Funktion der umlaufenden Gräben, da sie oftmals für eine Fortifikation zu flach sind, aber mit ihnen das Umfeld des Turmfundaments trocken gehalten werden konnte. Ergänzend ergibt sich aus dem Abstand zum Turmfundament auch die Breite des Dachüberstandes und limitiert die Größe einer um-laufenden Galerie50.

Anhand der ausgewählten Beispiele kann man durch Neubauten Erkenntnisse zum Aussehen und zum Ver-ständnis des Limes und der zugehörigen Bestandteile erlangen. Grundvoraussetzung dazu ist allerdings ei-ne systematische Dokumentation der verschiedenen Aspekte während des Baus wie auch die intensive Be-obachtung während der Nutzung. Die Aufnahme von ungewöhnlichen und umstrittenen Bauaspekten kann sicherlich zur Anregung des wissenschaftlichen Dis-kurses beitragen. Aus wissenschaftlich-archäologischer Sicht ist die große Zahl von Neubauten nicht erforder-lich. Notwendig sind Langzeitbeobachtungen, die die kontinuierliche Veränderung des Bauwerks, also seine Alterung, dokumentieren. Die daraus gewonnenen Be-obachtungen könnten wiederum zur Interpretation von Grabungsgebefunden herangezogen werden.

fachLichE BEgLEituNg

Bei der Betrachtung von Nachbauten muss der Blick auf den facharchäologischen Hintergrund geworfen werden, der zur Entstehung eines aktuellen Bildes des jeweiligen Elements der römischen Grenzsicherung not-wendig wäre. Wie bereits gezeigt, spielt die Authentizi-tät im Sinne eines Qualitätsmerkmals eine große Rolle

48 Becker 2012a, 169–170. 49 http://de.climate-data.org/location/710520 (letzter Zugriff: 22.05.2014). 50 Becker 2008c, 21–22.

Abb. 6. Taunusstein-Orlen (A 10). Während des Bestandes des Steinturmneubaus entstandene Traufrinne (Foto: hessen-Archäologie, Th. Becker).

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bei der Umsetzung eines Nachbaus, da Charakterisie-rungen wie „nach aktuellem Stand der Wissenschaft“ oder „nach neuesten Forschungsergebnissen“ einen Nachbau prädikatisieren. Im Prinzip unterstreicht die Deutsche Limeskommission im Managementplan für die Welterbestätte die Notwendigkeit der Einbindung ei-nes Facharchäologen und damit verbunden den Quali-tätsanspruch51, doch reagiert die Aufnahme dieses Pas-sus auch auf die Situation, dass zum Zeitpunkt der Er-stellung des Managementplans Beispiele der Nicht-Ein-bindung vorhanden waren.

Grundsätzlich sollte man eigentlich davon ausgehen, dass jeder Nachbau auf oder im direkten Umfeld eines Denkmals einer denkmalschutzrechtlichen Genehmi-gung unterworfen ist, da mit der Errichtung eine Ver-änderung des Denkmals bzw. seines Erscheinungsbil-des einhergeht. Die größeren Bauvorhaben wie Nach-bauten von Türmen oder an Kastellen haben ein solches Bauvolumen, dass sie Baugenehmigungsverfahren un-terworfen sind, in denen auch die jeweilige Denkmal-schutzbehörde und darüber das Denkmalfachamt ein-gebunden sein sollte.

Dabei fällt das Eruieren des Umfangs der Einbindung von Facharchäologen vor allem bei der Planung und dann auch bei der Umsetzung eines Nachbaus im Ein-zelnen schwer, so dass diese Informationen im Kata-log nicht vollständig erhoben werden konnten. Ein An-spruch auf Vollständigkeit würde den Rahmen dieses Beitrags sicherlich sprengen. Anhand der aufgeführten Informationen lassen sich aber bereits Tendenzen able-sen, die Aussagen zu diesem Thema ermöglichen.

Zunächst einmal sind hier die Nachbauten zu be-trachten, die auf bzw. über dem Original errichtet wur-den und damit für eine Beeinträchtigung bzw. in den meisten Fällen für eine Zerstörung der Denkmalsubs-tanz gesorgt haben. Beim Ausheben des Grabens und Anschütten eines Walles sowie der Anlage einer Pali-sade fanden in einigen Fällen nachweislich archäologi-sche Untersuchungen im Vorfeld statt. Allerdings be-wegten sich diese im Rahmen der Anlage eines Schnitts und Aufnahme eines Profils in diesem Bereich, um den Aufbau des Denkmals zu klären52. Eine Begleitung des Aushubs vom Graben und eine flächige Dokumentation des Palisadengrabens fanden offensichtlich nicht statt, da man wahrscheinlich davon ausging, dass hiermit keine weiteren Erkenntnisse verbunden seien bzw. kei-ne Funde in den Befunden geborgen werden würden. Gleiches gilt zum Teil auch für die Mauernachbauten,

wobei hier vor allem eine Verlaufsbestimmung vorge-nommen wurde53 und von einem Aufbau des Nachbaus auf der Originalsubstanz ausgegangen werden kann.

Bei den Türmen fand häufig eine archäologische Un-tersuchung im Vorfeld statt, auch wenn diese dann nicht auf dem Original standort errichtet wurden54. Gleiches gilt auch für die Teile der Kastelle, die einen Nachbau erfahren haben, mit Ausnahme des jüngsten Nachbaus in Pohl (C1)55. Hier ist es vor allem die Argumentation der Informationsgewinnung für den Nachbau und we-niger der Substanzdokumentation vor der endgültigen Zerstörung.

Am Beispiel der Palisade kann gezeigt werden, dass man manchmal in der Planung und Umsetzung vor Ort angesichts des „einfachen“ Befundes auf eine Einbin-dung von Fachleuten verzichtet. Es werden dann an-dere Vergleichsbeispiele herangezogen, ohne dass bei den Vorhabenträgern das Potenzial vorhanden ist, eine kritische Sichtung der Vorlagen vorzunehmen. Die frü-hesten Nachbauten von Palisaden werden in Rundstäm-men umgesetzt, da man aufgrund der Darstellungen der Turmeinfassungen auf der Trajanssäule und der Unter-suchungsergebnisse der Reichs-Limeskommission von ungeteilt verwendeten Stämmen ausging. Dies gilt bei-spielsweise auch für frühe Rekonstruktionszeichnun-gen von der Grenze, die ebenfalls unter dem Eindruck der genannten Aspekte standen56. Betrachtet man je-doch die neueren Grabungsergebnisse vom Limes, vor allem die Befunde mit Holzerhaltung, trifft man bei ei-nigen Untersuchungen halbierte Stämme an, deren fla-che Seite in die „feindliche“ Richtung weist.57 Die Revi-sion der Untersuchungen durch die Reichs-Limeskom-mission belegt, dass es auch Abschnitte mit zumindest im Fundamentbereich ungespaltenen Palisadenhölzern gibt58. Die Ursache für den Unterschied bei der Vorge-hensweise kann verschieden sein. Betrachtet man den Unterschied im Arbeitsaufwand, so steht bei gleicher Breite der Palisadenhölzer die höhere Arbeitsleistung beim Ausheben des breiteren Grabens bei den Rund-hölzern gegenüber dem Aufwand der Spaltung der Höl-zer. Mit den gespaltenen Hölzern kann jedoch unter die-sen Voraussetzungen die doppelte Breite bei gleichem Holzbedarf bestückt werden. Ohne an dieser Stelle ins Detail gehen zu können, besteht die Möglichkeit, dass hier bei der im Umfeld des jeweiligen Limesabschnitts vorhandenen Landschaft unterschiedliche Waldbestän-de und damit unterschiedliche Ressourcen vorhanden waren, so dass nicht grundsätzlich auf eine durchge-

51 Richtlinien 2010. 52 B 19 (unpubliziert, Ortsakten hessenArchäologie Orlen 11); B 22 (Schallmayer/Kühn 2006); B 25 (Birley/Rupp 1996); B 31

(Fundber. Baden-Württemberg 9, 1984, 675). 53 B 33 (Planck 1984); B 37 (Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 207–210); B 38 (Schallmayer 1981). 54 A7 (Dolata 2010); A10 (Schoppa 1967); A11 (Löhnig 2001); A12 (Richter 2006, 12–13); A13 (Schunk-Larrabee/Schunk 2010,

105); A14; A20 (Fundber. Baden-Württemberg 9, 1984, 673–676); A22 (Fundber. Schwaben N.F. 18/1, 1967, 152–154). 55 Belege siehe Kat.Nr. C2–C11. 56 Vgl. z. B. Baeumerth/Ochs 1997. 57 Hammersbach-Marköbel: Bender u. a. 2003; Rainau-Schwabsberg: Fundber. Baden-Württemberg 5, 1980, 227 Fst. 1. 58 Czysz/Herzig 2008. Die Erhaltung der Hölzer könnte belegen, dass nur die Fundamentbereiche vollständig belassen und

die aus dem Boden ragenden Teile dann als Halbstämme gearbeitet wurden. Allerdings muss man bei einem solchen Erklä-rungsmodell die Frage nach dem Aufwand und vor allem nach der Verwendung des abgearbeiteten Halbholzes stellen; vgl. auch Bender 2014.

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420 thomas Becker/Jürgen oBmann

59 Bender 2014, 13. 60 Becker 2011. 61 Becker/Piffko 2013, 123 Abb. 5. 62 Becker 2008a, 157. 63 hessenArchäologie, OA Taunusstein-Orlen 11. 64 Baatz 1973, 122–123. 65 ORL A Strecke 3, XXX; ORL A Strecke 10, 18–19. 66 ORL A Strecke 13, 11–12; ORL A Strecke 14, 20.

hende Wirkungsfunktion der Palisade Rücksicht ge-nommen werden konnte59.

Folglich ist anzunehmen, dass bei der Ausführung der Palisade nicht einheitlich vorgegangen wurde. Dies zeigt sich auch bei anderen Abschnitten des gesamten Limes60. Für das nördliche Obergermanien deuten ver-schiedene Indizien darauf hin, dass die Ausführung in Halbhölzern die bevorzugte Form war61. Diese neue Er-kenntnis wurde bei einigen jüngeren Palisadennachbau-ten umgesetzt (B3, B11, B15, B16, B17, B20, B22, B 23, B25, B39, B40). Bei der Erneuerung älterer Nachbauten mit neuen Pfählen fanden zum Teil abermals Rundhöl-zer Verwendung, um im Rahmen einer Bestandswah-rung den Eindruck nicht zu verändern (z. B. B8, B14, B24, B30). Dabei fallen aber auch einige jüngere Pro-jekte auf, bei deren Neuerstellung immer noch unge-spaltene Stämme Verwendung fanden (z. B. B1, B6, B7, B10, B12, B13, B17, B18, B19). Da diese Beispiele am rheinland-pfälzischen Abschnitt des Welterbes liegen und wohl im Rahmen des bereits erwähnten Förderpro-gramms der Landesregierung entstanden sind, könnten diese Umsetzungen ohne facharchäologische Beglei-tung durch das zuständige Denkmalfachamt vorgenom-men worden sein. Ähnliches gilt wohl für die jüngst entstandenen Nachbauten am Odenwaldlimes (B32–B36), die in der Mehrzahl als Querungsmarkierungen bei Straßen gedacht sind. Möglicherweise sind hier, wie aufgezeigt, Nachbauten in Anlehnung an ältere Beispie-le einfach umgesetzt worden.

Bei den Wachttürmen finden sich dazu Hinweise, die auf unterschiedliche Intensität der facharchäologi-schen Begleitung hindeuten. Die Holzturmnachbauten in Blockbautechnik, von denen es sechs Exemplare aus den 1960er bis 1990er Jahren gibt (A6, A19, A23, A24, A26, A28, A29), entstanden auf Initiative und in Um-setzung durch die Forstverwaltungen, wobei die „fach-lichen“ Vorbilder für die Bautechnik nicht im archäo-logischen Bereich gesucht wurden62. Eine andere Stufe stellt die Einbindung des Fachamtes dar, was sich dann aber auf die fachliche Überprüfung bereits entworfe-ner Baupläne beschränkt. Zum Zeitpunkt der Kontakt-aufnahme wurde das Projekt bereits so weit entwickelt, dass eine Einflussnahme nur noch in geringem Um-fang möglich ist. Ein solches Vorgehen lässt sich sehr gut beim Nachbau des Turms 3/15 (A10) belegen, wo das Kreisbauamt in Bad Schwalbach mit fertigen Bau-plänen – angelehnt an das Vorbild des Steinturms 4/49 (A14) – an das Fachamt in Wiesbaden herantritt und um eine Überprüfung der Pläne und die Beantwortung auf-geworfener Fragen bittet63. Auch beim Wachtturm 3/26 (A11) wurde die Saalburg als fachliche Instanz erst im Laufe des Projektes eingebunden.

Eine facharchäologische Betreuung vom Beginn des Projektes an, also mit der Idee einsetzend, fand nur bei sehr wenigen Nachbauten statt (A8/C1, A15, A16, A18, A24, A29 Neubau, C11), wobei die Konzentration bei den jüngsten Projekten sicherlich einerseits in der bes-seren Überlieferungssituation, andererseits aber auch in der veränderten Positionierung der Fachämter be-gründet ist. Die Betreuung von archäologischer Seite wird hier entweder von fachkundigen Kollegen über-nommen oder einem aus Fachkreisen vorgeschlagenen Architekten überlassen (A16, A24), der nach fachlicher Einschätzung über das notwendige Hintergrundwissen zur Umsetzung eines Nachbaus auf Basis der vorhande-nen archäologischen Quellen verfügt. Der letztgenannte Weg lässt aber an den Praxisbeispielen schon Nachteile erkennen, da die für die Betreuung notwendige Band-breite des archäologischen Wissens sich auf Details in der Bauausführung beschränkt. Der für den Nachbau in Rainau-Buch (A24) vorgeschlagene Bauplan, der mit nur geringen Abweichungen auch in Michelstadt (A16) umgesetzt wurde, entspricht sicherlich nicht dem Bau-schema der Wachttürme am Raetischen Limes. Die an-gewandte Ausführung des Erdgeschosses in einer mit Steinen ausgefachten Holzgittertechnik, die zu Recht stark an die sogenannte Murus-gallicus-Technik kelti-scher Wehrarchitektur erinnert64, lässt sich archäolo-gisch bislang nur für Teile der Strecke 3 und vor allem für den Odenwaldlimes (Strecke 10) belegen65. Zwar scheint die Querverzahnung der Hölzer auch für Tür-me an der Strecke 14 möglich66, doch findet sich die ge-nannte horizontale Ausfachung an keiner Stelle. Folg-lich hat hier ein Transfer der Grabungsergebnisse von einem anderen Abschnitt der Grenzlinie ohne Quellen-kritik stattgefunden.

Auch bei facharchäologischer Betreuung solcher Nachbauten müssen Kompromisse eingegangen wer-den, da die Nachbauten auch immer mit dem Ziel ent-stehen, von Besuchern betreten und bestiegen zu wer-den. Damit kommen Nachbauten in das Konfliktfeld der Anforderungen moderner Baustatik und vor allem der modernen Unfallverhütung. Beispiele für solche Anpassungen sind die Brücke zwischen dem Turm- und dem Kleinkastellnachbau in Pohl (A8/C1), der Wen-deltreppe als Außenzugang am Wachtturm 4/103 bei Limeshain (A15) oder die Zugangssituation am Wacht-turm 8/32 bei Osterburken (A24). Die facharchäologi-sche Position kann dabei nur sein, entweder die notwen-digen Maßnahmen am Bau so zu kaschieren, dass sie vom Besucher als solche nicht wahrgenommen werden, oder in ihrer Ausführung so deutlich vom Neubau ab-zusetzen, dass sie ohne Schwierigkeiten als moderner Zusatz erkannt werden.

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neuBauten am limes 421

Fachlich indifferent zu betrachten sind umgesetzte Baudetails, die den entstehenden Eindruck des Nach-baus so verändern, dass sie als antike Situation wahrge-nommen werden. Oftmals kommen bauseits solche Lö-sungen mit der Argumentation auf, dass andere, mög-licherweise fachlich zu befürwortende Wege den Kos-tenrahmen oder die bautechnische Umsetzbarkeit nicht erlauben. Als Beispiel sei hier die Oberflächengestal-tung des Nachbaus von Mauer und Turm am Wachtpos-ten 8/32 (A24) mittels einer Strukturmatrize genannt67. Archäologisch lässt sich ein steinsichtiges, übertünch-tes Mauerwerk in dieser Form nicht nachweisen, da bei einem Verputz entweder die Schalensteine komplett überdeckt sind oder der Verputz in den Fugen glatt auf die Steinköpfe beigestrichen ist, so dass Köpfe als über-tünchter Bereich in der Mauerfläche kenntlich sind68.

Vermeidbar sind solche baubedingten Kompromisse in Neubauten, die allein die Kubatur und die wichtigsten architektonischen Details in abstrakter Form wiederge-ben (A29, C11). Hier bleibt der Eindruck der Gesamt-form und ein Höhenerlebnis im Gedächtnis und nicht eine aufwendig gestaltete, antikenimitierende Hülle.

Bei der Begleitung eines Nachbaus muss folglich der Facharchäologe überlegen, wie weit bauseitige Ent-scheidungen und Notwendigkeiten über das fachlich Tragbare hinaus gehen, da die archäologische Beglei-tung bei der Entstehung auch immer für die Umsetzen-den als Qualitätsmerkmal verstanden wird. Damit wird die fachliche Grundlage automatisch auch mit der Ar-chäologin bzw. dem Archäologen verbunden, der die Betreuung des Projektes übernommen hat. Da bislang kaum Nachbauten in ihrer Entstehung und in den dahin-ter stehenden Überlegungen von archäologischer Seite dokumentiert wurden, können die umgesetzten Baufor-men immer nur visuell in der Umsetzung beurteilt wer-den, ohne die fachlichen Gedanken, aber auch die bauli-chen Zwänge zu erahnen. Alle Details werden damit in der Entstehung auch mit dem archäologischen Fachkol-legen in Verbindung gebracht.

ZusammENfassuNg

Es besteht eine nicht zu leugnende Diskrepanz zwi-schen der Sichtbarkeit archäologischer Substanz und ih-rem tatsächlichen Vorhandensein. Hier greift nun un-mittelbar die Vermittlung zur Darstellung des Denk-mals oder besser der Zwang zum Beweis, dass tatsäch-lich eine archäologischen Substanz vorhanden ist.

Es ist also diese gern unterstellte, markante Unsicht-barkeit, die das Denkmal prädestiniert, mit Neubauten vermeintlich römischer Architektur sowie abstrakten Installationen in Wert gesetzt zu werden. Dieser Prozess der Inwertsetzung hat seit längerer Zeit auch Denkma-

le und Denkmalflächen erfasst. Der Vorgang bezeich-net die wirtschaftliche Erschließung und Entwicklung eines bisher nicht oder kaum genutzten Raumes oder Objektes. Dies setzt meist den vorherigen Aufbau ei-ner Infrastruktur, d. h. eine Erschließung der Denkma-le und Flächen voraus. Diese Maßnahmen werden mit sehr umfangreichem materiellen und finanziellen Auf-wand durchgeführt, unter der Maßgabe, später touristi-sche und wirtschaftliche Bedeutung zu erlangen.

Die hier vorgelegte Zusammenstellung zeigt, dass es am Welterbe Limes selbst eine Vielzahl von Neubauten der Elemente der ehemaligen römischen Grenzsiche-rung gibt. Hinzu kommen weitere an älteren, zurück-liegenden Grenzlinien wie dem Odenwaldlimes oder an Kastellen aus der Frühzeit der römischen Erobe-rung. An dieser Stelle kann keine Vollständigkeit der Zusammenstellung beansprucht werden, doch wurden hier erstmals diese Neubauten sowohl überregional als auch thematisch übergreifend zusammengetragen69. Die Kartierungen von Neubauten der Grenzsicherungsele-mente Palisade/Graben/Wall/Mauer und der Wachttür-me (Abb. 1–2) zeigen dabei, dass es kaum Abschnitte an den 550 km Welterbe gibt, wo nicht mindestens ei-nes der genannten Elemente als Nachbau belegt ist. Eine Ausnahme bildet sicherlich der Grenzabschnitt entlang des Mains, was sich hier aber durch den Ersatz von Pali-sade, Graben und Wall durch den Fluss und den bislang ausbleibenden Hinweis auf eine Wachtturmkette ent-lang des Flusses sowie die weitgehende Lage der Kas-telle in den mittelalterlichen bzw. modernen Ortsberei-chen erklärt. Damit kann auch konstatiert werden, dass die Neubauten als Vermittlungsinstrument entlang des Denkmals vorhanden sind und nicht durch weitere er-gänzt werden müssen. Dahingehenden Forderungen von lokaler und regionaler Seite, aber auch aus dem musea-len Bereich70 ist vor dem Hintergrund der Gefahr einer Überfrachtung von Denkmal und auch Landschaft, aber ebenso vor existierendem Bestand und dessen Nutzung und Erhalt eine Absage zu erteilen. Diese Bestandsbe-schränkung muss so lange aufrecht erhalten werden, bis übergreifende konzeptionelle Überlegungen zu dem Schluss kommen, dass weitere Neubauten zu einer tat-sächlichen Ergänzung des Bestehenden führen. Solche Konzepte, wie sie als sog. „Interpretations-Framework“ integ raler Bestandteil der Vermittlung am Hadrianswall als Teil des gemeinsamen Welterbes „Frontiers of the Roman Empire“ sind, stehen für den Limes bislang noch aus und sind in Ansätzen in den Vermittlungskonzepten für den musealen Bereich zu finden71.

Bei der Umsetzung von Neubauten ist auch zu beden-ken, dass sie nachhaltiger das Bild der einzelnen Ele-mente in der Öffentlichkeit prägen als jede zeichneri-sche oder virtuelle Rekonstruktion. Dies kann deutlich an einigen der zusammengestellten privaten Rezepti-

67 Scheuerbrandt 2014, 9. 68 Baatz 1976, 23 Abb. 16; Lamprecht 1987, 37–38. 69 Bislang lagen lediglich Zusammenstellungen einzelner Bestandteile der Grenzsicherung ohne Detailinformationen vor:

Becker 2008a, 154 Tab. 1 (Wachttürme); Thiel 2008 (Palisade). 70 Kemkes/Walter 2014, XXX. 71 Becker u. a. 2013.

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422 thomas Becker/Jürgen oBmann

onen gezeigt werden, die eindeutig Bezug auf beste-hende Vorbilder nehmen. Der Vorbildcharakter kann aber auch bei den Neubauten untereinander belegt wer-den, beispielsweise bei den in Blockbauweise errichte-ten Türmen A23 – A19 – A24 – A26 – A28 oder den Holztürmen mit Steinsockel A16 – A8. Diese Tatsache mahnt bei der Umsetzung zu großer fachlicher Sorgfalt.

Für zukünftige Maßnahmen sollte eine Dokumenta-tion bereits der ersten Ideen über die unterschiedlichen Entwürfe bis hin zur Errichtung angelegt werden, um den Entstehungsprozess und die verwendeten Quellen nachvollziehen und das Ergebnis dann objektiver be-werten zu können.

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neuBauten am limes 425

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kataLog voN NEuBautEN römischEr miLitärarchitEktur

In diesen Katalog sind unterschiedliche Quellen ein-geflossen. Es sind dies die aus der Fach­ und populä-ren Literatur zusammengetragenen Informationen72 zu den einzelnen Typen der Neubauten sowie Angaben aus Ortsakten und freundliche Mitteilungen von Kollegen.

Diese Auflistung soll als ein Katalog in Entwicklung verstanden werden, da zahlreiche Angaben, besonders was Errichtungsdaten und Trägerschaften betrifft, wi-dersprüchlich vorgefunden wurden und hier noch ei-ne weitere Recherchearbeit nötig ist. Verwendung fand auch eine unpublizierte Zusammenstellung von Wolf-gang Schmidt aus der Informationen ergänzend einge-fügt wurden.

a. Wachttürme

Rheinland-Pfalz

a1. rheinbrohl, kr. NeuwiedWp 1/1, Steinturm, Neubau 120 m südöstlich vom Original-befund1971–73, Stein mit FachwerkaufbauLit.: Schmidt 2000, 99 Abb. 150; Jost 2006, 33; Jost 2014, 11.

a2. rheinbrohl, kr. NeuwiedWp 1/9, Holzturm, Aussichtsturm westlich unterhalb Wp 1/92004, hölzerner StelzenbauLit.: Jost 2006, 39.

a3. Neuwied-oberbieber „Wingertsberg“, kr. NeuwiedWp 1/37, Neubau 30 m von Originalbefund entfernt1970, Stein mit FachwerkaufbauLit.: Jost 2006, 75.

72 z. B. Thiel 2008; Becker 2008a.

A1 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

A2 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

A3 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

A5 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

A6 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

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neuBauten am limes 427

a4. Bendorf-sayn „auf dem pulverberg“, kr. mayen-kob lenzWp 1/54, Neubau 20 m südlich von Originalbefund1912, restauriert 2009/2010, Stein mit FachwerkaufbauLit.: Schmidt 2000, 99 Abb. 153; Jost 2006, 94; Dolata 2010; Dolata 2011; Schabow 2012; Kessler 2012; Jost 2014, 2.

a5. hillscheid, WesterwaldkreisWp 1/68, Standort des Originals nicht bekannt1994, Stein, verputzt (weiß) mit Fugenstrich (rot); Ausstel-lung im InnerenLit.. Schmidt 2000, 99 Abb. 151; Jost 2006, 116; Jost 2014, 19.

a6. arzbach „auf dem großen kopf“, stephansturm, rhein-Lahn-kreisWp 1/84, Neubau über Originalbefund1953–54, Stein (EG); Holz in Blockbauweise (1. OG), Fach-werkbauweise (2. OG); nach Brand 2003 Wiederherstellung des früheren ZustandsLit.: Schmidt 2000, 100 Abb. 154; Jost 2006, 136 f.; Jost 2014, 23.

a7. Bad Ems „auf dem Wintersberg“, rhein-Lahn-kreis Wp 2/1, Neubau über Originalbefund1874, SteinLit.: Schmidt 2000, 100 Abb. 155; Jost 2006, 153; Wegner/Jost 2009, 228 f.; Dolata 2010; Dolata 2011; Jost 2014, 26.

a8. pohl, rhein-Lahn-kreis Wp 2/23 Holzturm2012, Steinsockel mit Holzaufbau, Neubau im deutlichen Ab-stand zum nächsten nachgewiesen Holzturm und zur nächs-ten SteinturmstelleLit.: Dolata 2012; Jost 2014, 31.

a9. dill, rhein-hunsrück-kreis 1985, Neubau weitab des Limes an nichthistorischer Stelle, AusoniusstraßeStein, mit umgebender PalisadeLit.: Schmidt 2000, 110 Abb. 177.

Hessen

a10. taunusstein-orlen, rheingau-taunus-kreis Wp 3/15, Neubau östlich vom Originalbefund1971–72, Stein, fachlicher Austausch mit dem Landesamt für kulturgeschichtliche Altertümer, H. Schoppa (Ende 1969); Planung angelehnt an Turm in Grüningen (A13)Lit.: Schmidt 2000, 100 Abb. 156; Gubo 2006.A7 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

A8 (Foto: GDKE, C. A. Jost). A10 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

A11 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

Page 20: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

428 thomas Becker/Jürgen oBmann

a11. idstein-dasbach, rheingau-taunus-kreis Wp 3/26, Standort des Originals nicht bekannt, sicher aber nicht unter dem Standort des Neubaus2002, Stein/Beton; verputzt (weiß) mit Fugenstrich (rot); fachlicher Austausch mit Saalburgmuseum (E. Schallmayer, W. Schmidt)Lit.: Löhnig 2001; Schmidt 2001; Schmidt 2002; Heilhecker 2006.

a12. ober-mörlen „gaulskopf“, WetteraukreisWp 4/16, Neubau neben Originalbefund1921/23–1926, Stein, Renovierungsmaßnahmen 1974ausgegraben 1906 und fachliche Begleitung durch P. Helm-ke, FriedbergLit.: Schmidt 2000, 101 Abb. 157; Richter 2006.

a13. Butzbach „auf dem schrenzer“, rheingau-taunus-kreisWp 4/33, Konservierung des originalen Steinturmfundamen-tes, Neubau über Originalbefund1898, erneuert nach Brand und Verfall 1957, HolzfachwerkLit.: Schmidt 2000, 101 Abb. 159; Schunk-Larrabee/Schunk 2010.

a14. pohlheim-grüningen „auf dem sandberg“, kr. gie-ßenWp 4/49, Freilegung und Konservierung (?) des originalen Steinturmfundamentes, Neubau über Originalbefund1967, SteinLit.: Schmidt 2000, 101 Abb. 158; Erhardt 2004, 87.

a15. Limeshain-rommelhausen, WetteraukreisWp 4/103, Neubau 60 m westlich des Originalbefundes2013, Stein, verputzt (weiß) mit Fugenstrich (rot); fachlich begleitet durch Kreisarchäologie des Wetteraukreises (J. Lin-denthal) und die hessenArchäologie (Th. Becker)Lit.: Becker/Lindenthal 2013.

a16. michelstadt-vielbrunn „im oberen haspel“, oden-waldkreisWp 10/152010, Steinsockel mit Holzaufbau, fachlich begleitet durch die hessenArchäologie (E. Schallmayer, H. Göldner)Lit.: Huther 2012.

a17. hesseneck-hesselbach „in den vogelbaumhecken“, odenwaldkreisWp 10/301978/79, Stein, TeilneubauLit.: Schallmayer 2010, 102 f.

A12 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie). A13 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

A14 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

Page 21: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

neuBauten am limes 429

A15 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

A16 (Foto: R. Klausmann, hessenArchäologie).).

A17 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

A23 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

A24, jüngerer Zustand (Foto: BLfD, J. Obmann).

A24, älterer Zustand (Foto: BLfD, J. Obmann).

Page 22: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

430 thomas Becker/Jürgen oBmann

Baden-Württemberg

a18. osterburken „förstlein“, Neckar-odenwald-kreisWp 8/32, 30 m westlich des Originalbefundes außerhalb von Kern- und Pufferzone2013, Beton, mit umlaufender GalerieLit.: Scheuerbrandt 2014.

a19. mainhardt-geißelhardt „auf dem röschenhau“, kreis schwäbisch hallWp 9/64, Neubau neben Originalbefund1971, HolzLit.: Fundber. Baden-Württemberg 5, 1980, 196; Schmidt 2000, 101 Abb. 160; Bender/Meyer 2011, 25.

a20. großerlach-grab „auf dem heidenbuckel“, rems-murr-kreisWp 9/83, Neubau über Originalbefund1982, SteinLit.: Fundber. Baden-Württemberg 9, 1984, 673–677; Schmidt 2000, 102 Abb. 161; Bender/Meyer 2011, 26 f.

a21. murrhardt, rems-murr-kreis9/91, Teilneubau, Neubau über Originalbefund1964/65, Stein

a22. murrhardt, rems-murr-kreisWp 9/96, Neubau über Originalbefund, Teilneubau mit roma-nischem Fenster1964, SteinLit.: Fundber. Schwaben N.F. 18/1, 1967, 152–160; Bender/Meyer 2011, 28.

a23. Lorch „pferchfeld“, ostalbkreisWp 12/14, Neubau nahe Originalbefund1969, HolzLit.: Schmidt 2000, 105 Abb. 167; Becker 2002.

a24. rainau-schwabsberg „mahdholz“, ostalbkreisWp 12/77, Neubau neben Originalbefund1971, Holz mit umgebender Palisade, 2008 Erneuerung des Turmes in anderem BaumusterLit.: Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 207 ff.; Schmidt 2000, 105 Abb. 168; Huther 2012; Kemkes u. a. 2013, 101–104.

Bayern

a25. mönchsroth, Lkr. ansbachWp 13/2, nicht am Originalstandort1983, Teilneubau Stein

a26. Burgsalach, Lkr. Weißenburg-gunzenhausenWp 14/48, nahe Original1971–72, Holz, daneben Konservierung des originalen Stein-turmfundamentes

a27. titting-Erkertshofen, Lkr. EichstättWp 14/63, Neubau von Teilen der anschließenden raetischen Mauer, Fugenstrich 2012 an der Vorderseite und Erhöhung des Maueransatzes auf 3 m, neben dem Original1989/92, SteinLit.: Schmidt 2000, 107 Abb. 171.

a28. kipfenberg „auf dem pfahlbuck“, Lkr. EichstättWp 14/78, Neubau neben Originalbefund1996/97, Holz

a29. Neustadt a. d. donau-hienheim, Lkr. kelheimWp 15/46, Neubau außerhalb des Limes1975, 2009 zerstört durch Brandstiftung; 2013 abstrakter Neubau an gleicher StelleHolz mit umgebender PalisadeLit.: Schmidt 2000, 109 Abb. 176.

A25 (Foto: BLfD, K. Leidorf).

A26 (Foto: BLfD, J. Obmann).

A27 (Foto: BLfD, M. Forstner).

Page 23: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

neuBauten am limes 431

Nordrhein/Westfalen

a30. Neuss-grimlinghausen, rhein-kreis Neuss1984, Stein, umlaufende Galerie aus HolzNeubau in der weiteren Nachbarschaft, ca. 80 m entfernt vom OriginalbefundLit.: Schmidt 2000, 110 Abb. 177.

B. palisade, Wall und graben, raetische mauer

Rheinland-Pfalz

B1. rheinbrohl, kr. Neuwied, In der Römerwelt, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und Wall2011, abseits des OriginalverlaufsLit.: Dolata/Walbert 2011

B2. rheinbrohl, kr. NeuwiedZwischen Wp 1/3 und Wp 1/4, (am Hotel Arienheller) Holz-palisade (Rundhölzer)2000, abseits des Originalverlaufs

B3. rheinbrohl, kr. NeuwiedAm Wp 1/8 kleiner archäologischer Park mit Grundmauern der Türme, Holzpalisade (Halbstämme), Graben, Wall und Limesdurchgang2014, dicht neben OriginalverlaufLit.: Jost 2014, 12 f.

B4. rheinbrohl, kr. NeuwiedZwischen Wp 1/10 und 1/11, Holzpalisade (Rundhölzer)2002, dicht neben dem Originalverlauf

B5. melsbach, kr. NeuwiedBei Wp 1/33, Holzpalisade (Halbhölzer)1989?, erneuert 2005, abseits OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 34.

B6. Neuwied-gladbach, kr. NeuwiedIm Aubachtal am Anstieg vor dem Wp 1/37a, Holzpalisade (Rundhölzer)2007, dicht neben Originalverlauf

B7. Neuwied-heimbach-Weis, kr. NeuwiedBeim Kleinkastell Anhausen bzw. Wp 1/41, Holzpalisade (Rundhölzer)2007, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 28.

B8. Bendorf „auf dem pulverberg“, kr. mayen-koblenzBei Wp 1/54, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Wall und Gra-ben1912 auf dem Original, erneuert 1990er Jahre, bevorstehende Erneuerung 2014/15Lit.: Jost 2006, 94; Schabow 2012; Jost 2014, 2.

B9. Bendorf/höhr-grenzhausen, kr. mayen-koblenz/WestwaldkreisAm Wp 1/60, Holzpalisade (Rundhölzer)2001, neben OriginalverlaufLit.: Jost 2006, 99.

B10. hillscheid, WesterwaldkreisBeim Wp 1/71 bzw. Kleinkastell Hillscheid, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und aufgeschüttetem Wall2006, dicht neben Originalverlauf

A28 (Foto: BLfD, J. Obmann).

A29 (Foto: BLfD, J. Obmann).

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432 thomas Becker/Jürgen oBmann

B11. arzbach, rhein-Lahn-kreisIm Umfeld von Wp 1/84, Holzpalisade (Halbhölzer)2008, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 48.

B12. kemmenau, rhein-Lahn-kreisAm Wp 1/92, Holzpalisade (Rundhölzer)2007, dicht neben Original in StraßenböschungLit.: Limesatlas 2013/2014, 50.

B13. Bad Ems, rhein-Lahn-kreisBeim Wp 1/93, Holzpalisade (Rundhölzer)2006, dicht neben Originalverlauf

B14. Bad Ems, rhein-Lahn-kreisBei Wp 2/2, Holzpalisade (Rundhölzer) mit ausgehobenem Graben1930er Jahre (?), erneuert 2005, auf dem Original Lit.: ORL A 2, 32; Jost 2006, 156; Wegner/Jost 2009, 233 f.; Jost 2014, 27.

B15. Becheln, (ober-)Lahnstein, rhein-Lahn-kreisBei Wp 2/5, Holzpalisade (Halbhölzer)Jahr 2007, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 58.

B16. dornholzhausen, rhein-Lahn-kreisZwischen Wp 2/13 und 2/14, Holzpalisade (Halbhölzer)2007, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 63.

B1 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B2 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B10 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

B11 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

B14 (Foto: GDKE, M. Neumann).

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neuBauten am limes 433

B17. geisig, rhein-Lahn-kreisZwischen Wp 2/14 und 2/15 (vor Straßenquerung K12), Holz-palisade (Rundhölzer)2007, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 64 f.

B18. hunzel, rhein-Lahn-kreisZwischen Wp 2/20 und 2/21, Holzpalisade (Rundhölzer)2006, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 68.

B19. pohl „Landgraben“, rhein-Lahn-kreisIn der Nähe westlich von Wp 2/22, Holzpalisade (Rundhölzer)2007, dicht neben OriginalverlaufLit.: Limesatlas 2013/2014, 69.

B15 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

B19 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

B17 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

B16 (Foto: GDKE, C. A. Jost).

B19 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

B20 (Foto: BLfD, J. Obmann).

Page 26: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

434 thomas Becker/Jürgen oBmann

B20. pohl, rhein-Lahn-kreisVor dem Wp 2/23, Holzpalisade beim nachgebauten Klein-kastell (Halbhölzer)2009, dicht neben Originalverlauf

B21. dill, rhein-hunsrück-kreisVor dem Neubau des Steinturms, Holzpalisade Neubau weitab des Limes an nichthistorischer Stelle, vgl. A9

Hessen

B22. heidenrod-huppert, rheingau-taunus-kreisKleinkastell Dörsterberg (Wp 2/43), Holzpalisade (Halb-stämme mit gekalkter Außenwand)2008, im Abstand von 10 m östlich des eigentlichen Palisa-denverlaufesLit.: Becker 2008a; Becker 2009.

B23. hohenstein-steckenroth, rheingau-taunus-kreisZwischen Wp 3/9 und 3/10, Holzpalisade (Halbstämme)2010, im Abstand von 10 m nördlich des eigentlichen Palisa-denverlaufes

B24. taunusstein-orlen, rheingau-taunus-kreisBei Wp 3/15, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und Wall1970/71, erneuert ca. 2000 und 2010, im Jahr 2010 erstmals mit Querhölzern auf Rückseite, auf dem OriginalLit.: s. A10.

B25. idstein-dasbach, rheingau-taunus-kreisBei Wp 3/26, Palisadeneinfassung (Halbhölzer) aus Rund-stämmen 2012, an der Südseite des Turmneubaus außerhalb eines Ori-ginalbefundes

B26. Bad homburg v. d. höhe, hochtaunuskreisIm Vorfeld der Turmstelle 3/60, Aufrichtung eines Abschnitts der Limesmauer aus Lesesteinen und Versturzsteinen der Mauer2009, auf dem Original

B27. Bad homburg v. d. höhe-dornholzhausen „saal-burg“, hochtaunuskreisIm Vorfeld des Kastells, Neubau der Holzpalisade (Rundhöl-zer) mit Graben und Wall (nach vorheriger Untersuchung)2005, Lage auf dem OriginalLit.: Schallmayer/Kühn 2006.

B28. Butzbach, WetteraukreisBei Wp 4/33, Holzpalisade mit Graben und Wall1899, erneuert 2009 ?, auf dem OriginalLit.: Schunk-Larrabee/Schunck 2010.

B29. pohlheim-grüningen, kr. gießenVor Wp 4/49, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und Wall 1967, 2011 erneuert nach Nutzung des Altbestandes als Brennholz für die benachbarte Grillhütte, Lage auf dem Ori-ginalLit.: s. A14.

B30. Limeshain-rommelhausen, WetteraukreisZwischen Wp 4/102 und 4/103, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und Wall 1996, 2013 erneuert, vorherige Untersuchung, Lage auf dem OriginalLit.: Birley/Rupp 1996.

B31. hammersbach-marköbel, main-kinzig-kreisZwischen Wp 4/107 und 5/1, Holzpalisade (Halbstämme)2003, Lage abseits des Originalverlaufs

B25 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie). B30 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B30 (Foto: BLfD, J. Obmann).

Page 27: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

neuBauten am limes 435

B32. Lützelbach-Lützel-Wiebelsbach, odenwaldkreisBei Kastell Lützelbach, zwischen Wp 10/7 und 10/8, Holzpa-lisade (Rundhölzer)Nach 2009, auf dem Original (?)

B33. Lützelbach-Breitenbrunn, odenwaldkreisBei Kastell Windlücke, zwischen Wp 10/9 und 10/10, Holzpa-lisade (Rundhölzer)Nach 2009, auf dem Original (?)

B34. michelstadt-vielbrunn, kr. odenwaldkreisAm Wp 10/15, Holzpalisade (Rundhölzer)Nach 2009, östlich des Originalverlaufs (?)

B35. michelstadt-vielbrunn, kr. odenwaldkreisAm Wp 10/16, Holzpalisade (Rundhölzer)Nach 2009, östlich des Originalverlaufs (?)

B36. michelstadt-Würzberg „Eulberg“, kr. odenwald-kreis Bei Kastell Eulbach, zwischen Wp 10/20 und 10/21, Holzpa-lisade (Rundhölzer)Nach 2009, auf dem Original (?)

B37. hesseneck-hesselbach, odenwaldkreisAm Wp. 10/30, Holzpalisade (Rundhölzer)1989, erneuert 2005, auf dem OriginalverlaufLit.: Schallmayer 2010, 103.

Baden-Württemberg

B38. Walldürn-glashofen, Neckar-odenwald-kreisBei Wp 7/31, Holzpalisade (Rundhölzer)nach 1969 vor 1980, auf dem OriginalLit.: Lebendige Archäologie 1976, 150 Abb. 108; Fundber. Baden-Württemberg 5, 1980, 256; Schallmayer 1995, 70–71.

B39. Buchen-rinschheim, Neckar-odenwald-kreisBei Wp 8/8, Holzpalisade (Halbhölzer)Zwischen 2007 und 2011Lit.: Bender/Meyer 2011, 12.

B40. osterburken, Necker-odenwald-kreisBei Wp 8/32, Holzpalisade (Halbhölzer) mit Graben und Wall 2012, ca. 100 m westlich des Originalverlaufs Lit.: Scheuerbrandt 2014.

B41. öhringenZwischen Wp 9/35 und 9/36, Palisade-Graben-Wall im Li-meskreisel (Rundhölzer)2013, ca. 100 m östlich des Originalverlaufs

B42. mainhardt, rems-murr-kreisBei 9/70, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und WallJahr 2011, östlich des Originalverlaufs

B43. großerlach-grab, rems-murr-kreisBei Wp 9/83, Holzpalisade (Rundhölzer) mit Graben und Wall1983, erneuert 2014, auf dem OriginalLit.: Fundber. Baden-Württemberg 9, 1984, 673–677; RiBa-Wü II 2005, 95; Bender/Meyer 2011, 26 f.

B44. Welzheim, rems-murr-kreisBei Wp 9/129, Holzpalisade (Rund-/Halbhölzer?) mit Wall und Graben2012, in der Mitte eines Verkehrskreisels östlich des eigentli-chen Limesverlaufs

B40, alter Zustand (Foto: BLfD, J. Obmann).

B46 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B47 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B45. Lorch, ostalbkreisAm Wp 12/14, Holzpalisade (Halbstamm)2010, Lage zum Originalverlauf unklarLit.: Bender/Meyer 2011, 34.

B46. schwäbisch-gmünd / rotenbachtal, ostalbkreisZwischen Wp 12/22 und 12/23, Beginn der raetischen Mauer durch Teilneubau gekennzeichnet 1983, auf dem OriginalLit.: Planck 1983.

Page 28: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

436 thomas Becker/Jürgen oBmann

B47. schwäbisch-gmünd, Eingang rotenbachtal, ostalb-kreisZwischen Wp 12/22 und 12/23, Inszenierung der Provinz-grenze mit Mauer und Palisade (Halbhölzer) am Informa-tionspunkt2009, nicht am OriginalstandortLit.: Bender/Meyer 2011, 38.

B48. hüttlingen „Limesanlage am kocher“, ostalbkreisZwischen Wp 12/69 und 12/70, Holzpalisade (Halbhölzer) und Mauer, Pflastermosaik als Landkarte der Provinz Raeti-en, Abguss eines PinienzapfensErneuert ca. 2012, nicht am OriginalstandortLit.: RiBaWü I, 345; RiBaWü II, 133.

B49. rainau-Buch, ostalbkreisbei Wp 12/77, Holzpalisade (Halbhölzer) vor dem Turm-Neu-bau1966, 2007 im Zusammenhang mit dem Neubau des Turmes entfernt, wohl nicht auf dem Original, aber in der Flucht der Limesmauer (?)Lit.: Kemkes u. a. 2013, 24. Bild: siehe A24

B50. rainau-Buch, ostalbkreisAm Wp 12/77, Mauerneubau1970, auf dem OriginalLit.: Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 207–210.

B51. mudau-mörschenhardt, Neckar-odenwald-kreisZwischen Wp 10/33 und 10/34, Neubau der Trockenmauer1979, auf dem Originalstandort mit originalen SteinenLit.: Schallmayer 1981; RiBaWü II, 187, 189; Schallmayer 2010, 111; Bender/Meyer 2011, 48 f.

Bayern

B52. unterschwaningen-dennenlohe, Lkr. ansbachZwischen Wp 13/38 und 13/39, Mauerneubau1971, auf dem Original

B53. gunzenhausen / vorderer schloßbuck, Lkr. Weißen-burg-gunzenhausenBei Wp 14/4, Holzpalisade (Rundhölzer)1980, erneuert 2007, auf dem OriginalLit.: Ulbert/Fischer 1983, 72; Fischer/Riedmeier-Fischer 2008, 101.

B54. Burgsalach, Lkr. Weißenburg-gunzenhausenBei Wp 14/48, Holzpalisade (Rundhölzer) um Wachtturm-neubau

B48 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B50 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B51 (Foto: BLfD, J. Obmann).

B52 (Foto: Bezirk Mittelfranken, E. Weinlich). B53 (Foto: BLfD, J. Obmann).

Page 29: Von Thomas Becker und Jürgen Obmann€¦ · A30 1984 Stein A9 1985 Stein A27 1989/92 Stein A28 1996 Blockbau A5 1994 Stein A11 2002 Stein, Beton A2 2004 Holz A24 2008 Stein, Holz

neuBauten am limes 437

Baden-Württemberg

c4. Welzheim ost-kastell, rems-murr-kreis1981, Westtor des Kastells mit Maueransatz und hölzernem WehrgangAuf dem OriginalLit.: Planck 1977; Planck 1978; Planck 1981; RiBaWü I, 613–617; Schmidt 2000, 104 f. Abb. 165–166; RiBaWü II, 366; Ob-mann u. a. 2007, 105; Bender/Meyer 2011, 32.

c5. aalen, ostalbkreis2005, Teilneubau einer ReiterbarackeNeubau auf Denkmalsubstanz (vorher ausgegraben), aber nicht am OriginalstandortLit.: Kemkes/Scholz 2006; Scholz 2007; Kemkes/Walter 2014, 100–101.

c6. schramberg-Waldmössingen, kr. rottweil1982, Neubau des südlichen Eckturms und Teile der anschlie-ßenden Kastellmauer mit Wehrgang und Wall Auf dem OriginalbefundLit.: Swoboda 1979; Rüsch 1983; RiBaWü I, 544–546; Schmidt 2000, 21 Abb. 22; RiBaWü II, 312.

c7. köngen, kr. Esslingen1911, südlicher Eckturm mit MaueransatzAuf dem OriginalbefundLit.: Amrhein 2011.

1971–72, kein Originalbefund zugrunde liegendLit.: Fischer/Riedmeier-Fischer 2008, 125–126.Bild: siehe A26

B55. kipfenberg, Lkr. EichstättBei Wp 14/78, Holzpalisade (Rundhölzer)Nahe dem OriginalLit.: Fischer/Riedmeier-Fischer 2008, 135.

c. kastelltore und -mauern sowie innenbauten

Rheinland-Pfalz

c1. pohl, rhein-Lahn-kreis2011, vollständiger Neubau eines KleinkastellsNeben dem Original

Hessen

c2. Bad homburg v.d. h.-dornholzhausen, „saalburg“, hochtaunuskreis1897–1907, 1912–1913, 2003–2009, vollständiger Neubau ei-ne Kohortenkastells, nach 100 Jahren ergänzt um Museum-funktionsbauten nach römischen BauschemataAuf dem OriginalLit.: Klee 1995; Schmidt 2000, 17–22; Peuser 2001; Schall-mayer 1997, 2005, 2005a, 2009, 2012.

c3. Wehrheim-obernhain, hochtaunuskreis1913, Neubau der sog. Saalburg-SchanzenWeit abseits des Originalbefundes, ab ca. 1930 verfallenLit.: Krebs 1914; Klee 1995, 22–26; Schallmayer 1997.

B55 (Foto: BLfD, J. Obmann).

C2 (Foto: C. Bergmann, hessenArchäologie).

C1 (Foto: BLfD, J. Obmann).

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438 thomas Becker/Jürgen oBmann

Bayern

c8. Ellingen, Lkr. Weißenburg-gunzenhausen1983, Teilneubau der Nordfront mit Mauer und EckturmAuf originaler Stelle nach vorheriger AusgrabungLit.: Koschik 1982.

c9. Weißenburg, Lkr. Weißenburg-gunzenhausen1989/90, Neubau des NordtorsAuf dem Original, nach vorhergehender AusgrabungLit.: Grönke 1997, 39–41; Schmidt 2000, 106 Abb. 170, 172.

c10. pfünz, Lkr. Eichstätt1991/94, Neubau des Nordtors und des nordwestlichen Eck-turms des Kastells mit MauerabschnittAuf dem OriginalLit.: Zecherle 1992; Schmidt 2000, 108 f. Abb. 173–174.

C4 (Foto: M. Meyer, LfD Esslingen).

C6 (Foto: M. Meyr, Rottweil). C9 (Foto: BLfD).

C7 (Foto: M. Meyr, Rottweil).

C8 (Foto: BLfD).

C10 (Foto: BLfD, J. Obmann).

C11 (Foto: BLfD, J. Obmann).

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neuBauten am limes 439

c11. pförring, Lkr. Eichstätt2013, Stahlgerüst mit Gewebeverkleidung auf BodenplatteÜber dem gesicherten Original nach SubstanzdokumentationLit.: Häffner/Feulner 2013; Flügel/Obmann 2013.

d. rezeptionen

Rheinland-Pfalz

d1. rheinbrohlGaststätten-Außendekoration mit Wp 1/1 als Halbrelief

d2. Bad EmsEphemerer Turmneubau aus Pappe 2011

d3. BergEphemerer Turmneubau aus StrohLit.: Limes-Atlas 2013/2014, 67.

Hessen

d4. heidenrod-kemelAussichtsturm in Anlehnung an römischen Wachtturm

d5. schmitten-oberursel „Feldberg“, Kinderspielplatz in Anlehnung an römische Wehrarchitektur

d6. Bad homburgRaststätte Taunusblick, Aussichtsturm in Anlehnung an rö-mischen Wachtturm

d7. ButzbachPalisadenrekonstruktion als Grundstückseinfassung im Rah-men des HessenTages 2007 außerhalb des Kastellplatzes und des Limesverlaufes im Ortsbild

d8. pohlheim-holzheimKleinkastell Holzheimer Unterwald, temporärer Neubau der südwestlichen Kastellfront aus PappeLit.: Blechschmidt u. a. 2003.

d9. Lich-muschenheim, „kratzert“Aussichtsturm in Anlehnung an römischen Wachtturm 2012

d10. hammersbach-marköbelKinderspielplatz in Anlehnung an römische Wehrarchitektur

d11. Bad Nauheim-rödgenWettertalschule, Wandgemälde mit Kastelltor

d12. Wiesbaden „römertor“ Lit.: Becker 2012b, 85–86.

Baden-Württemberg

d13. WalldürnPrivater Neubau der Holzpalisade und Limesmauer als Grundstücksgrenze bei Wp 7/36

d14. pfedelbachMiniatur-Nachbau Palisade-Graben-Wall

d15. pfedelbachSpielplatz-Kletterturm

d16. unter-gleichenModell-Sechseckturm Wp 9/51 in Privatgarten D4 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

D1 (Foto: BLfD, J. Obmann).

D3 (Foto: BLfD, J. Obmann).

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440 thomas Becker/Jürgen oBmann

d17. WelzheimModell-Turm in Privatgarten

d18. Westhausen-frankenreuteNeubau eines Holzturms in Privatgarten

d19. Ellwangen-pfahlheimMaibaum-Installation 2013

Bayern

d20. miltenbergNeubau eines Steinturms in Privatgarten

D5 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

D6 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

D9 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

D10 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

D11 (Foto: Th. Becker, hessenArchäologie).

D13 (Foto: BLfD, J. Obmann).

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neuBauten am limes 441

D15 (Foto: BLfD, J. Obmann). D18 (Foto: BLfD, J. Obmann).

D19 (Foto: BLfD, Ch. Flügel).

D17 (Foto: RPS Esslingen, St. Bender).

D20 (Foto: BLfD, J. Obmann).

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442 thomas Becker/Jürgen oBmann

d21. gunzenhausen Römer-Alemannen-Spielplatz am Altmühlsee 2013

d22. WeißenburgEhemaliger Aussichtsturm im Kastellareal

d23. raitenbuchSpielplatzturm

d24. straubingKletterkastell im Archäologischen Park

d25. hohenfurchKinsau, Pizzeria

D21 (Foto: BLfD, J. Obmann). D24 (Foto: BLfD, J. Obmann).

D23 (Foto: BLfD, J. Obmann).

summary

For the past 140 years the visual appearance of the Roman border on German ground and beyond has si-gnificantly been shaped by newly built watch towers, palisades, ditch-earthwork complexes, and partially re-built fortresses. Up to now there are replicas of thirty towers, of at least 55 palisades, ditch-earthwork com-plexes and walls, and of eleven fortresses. Additionally, there is a multitude of knee-high wall amendments of foundations of watch towers and preserved sections of the Rhaetian Wall.

With regard to terminology one has to distinguish between reconstruction (development of existing struc-tures towards a deducible earlier condition by supple-menting the original with – in contrast to restauration – comparable materials and contemporaneous craftsman-ship) and reproduction (new building based on existing evidence including conclusions drawn from it).

A frequently quoted reason for such replicas is that they reflect the original appearance of the monument for visitors and thus draw interest for and create an un-derstanding of this part of our history and its relicts. But the creation, maintenance, and positioning of new buildings also raise legal matters of monument preser-vation. It has to be asked which of the fields of public monument conservation does involve the realisation of such buildings. Most likely it will either be the duty of restauration and preservation or the duty of education of these specialised authorities that have been formulated in some federal state laws of the German Federal Lands flanking the World Heritage Monument of the Limes.

Under the aspect of the investigation of monuments such new buildings can be considered a legal task in the sense of experimental archaeology. However, these buildings have nothing to do with the general notion of protection and preservation codified in the laws. But it is well possible that they have effects on the monument itself, when the replica is built immediately on or above the monument. Against this background, the manage-ment plan for the UNESCO-World Heritage “Borders of the Roman Empire: The Upper Germanic-Rhaetian

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neuBauten am limes 443

Limes” stipulates that the World Heritage, that is the core zone of the monument, may only be built over by modern structures in exceptional cases. This complies with the principles of the laws for the protection of cul-tural heritage of the Federal Lands involved, according to which cultural monuments are primarily to be pro-tected and preserved.

The compilation presented here demonstrates that there is a multitude of replicas of elements of for-mer Roman border defences along the World Heritage Monu ment of the Limes. Additionally, there are even more on earlier, more remote borderlines such as the Odenwald Limes or at fortresses from the initial phase of the Roman conquest. Without any claim to exhaus-tiveness, these new buildings have been compiled here for the first time from a supra­regional and thematically comprehensive point of view. The maps (fig. 1–2) indi-cate that there is hardly any section along the 550 km of the World Heritage Monument that does not contain at least one replica of the mentioned elements, apart from the border line along the Main River. Thus it can be recorded that there is a sufficient number of such repli-cas as an instrument of education along the monument which are in no need of being supplemented by yet an-other one.

Abb. 7. Welzheim, Kartierung der Kernzone des Welterbes Limes ohne die nachgebauten Bereiche im Bereich der West- und Südfront des Ostkastells (Kartierung: hessenArchäologie, Th. Becker).

autorEN

thomas Becker m.a.hessenARCHÄOLOGIESchloss Biebrich65203 [email protected]

dr. Jürgen obmannBayerisches Landesamt für DenkmalpflegeHofgraben 480539 MünchenE-Mail: [email protected]

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