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VIRTUOSEN von morgen Do 15. Januar 2015, 20.00 Uhr Theater am Marientor Duisburger Philharmoniker Solisten der Musikhochschulen in NRW: Jonathan Zydek · Yuhao Guo Klavier Leandra Brehm · Lena Veltkamp Klarinette Christian Kluxen Dirigent · Aslı Sevindim Moderatorin

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VIRTUOSEN von morgenDo 15. Januar 2015, 20.00 Uhr

Theater am Marientor

Duisburger Philharmoniker

Solisten der Musikhochschulen in NRW:

Jonathan Zydek · Yuhao Guo Klavier

Leandra Brehm · Lena Veltkamp Klarinette

Christian Kluxen Dirigent · Aslı Sevindim Moderatorin

PROGRAMM

Wolfgang Amadeus Mozart

Franz Krommer

Dmitri Kabalewski

Mikhail Glinka

Sergej Rachmaninow

(1756-1791)

Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“

(1759-1831)

Konzert für zwei Klarinetten op. 91 Es-Dur

I. Allegro

II. Adagio

III. Alla polacca

Leandra Brehm Klarinette · Lena Veltkamp Klarinette

(1904-1987)

Klavierkonzert Nr. 3 D-Dur op. 50 „Youth Concert“

I. Allegro molto

II. Andante con moto

III. Presto

Jonathan Zydek Klavier

PAUSE

(1804-1857)

Ouvertüre zu „Ruslan & Ludmilla“

(1873-1943)

Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18

I. Moderato

II. Adagio sostenuto

III. Allegro scherzando

Yuhao Guo Klavier

Duisburger PhilharmonikerSolisten der Musikhochschulen in NRW: Jonathan Zydek · Yuhao Guo KlavierLeandra Brehm · Lena Veltkamp KlarinetteChristian Kluxen Dirigent · Aslı Sevindim Moderatorin2

DREI KONZERTE – VIER SOLISTEN

Unser Dank gilt den Duisburger Philharmonikern, ihrem Intendanten

Dr. Alfred Wendel und der Stiftung Lichterfeld, die dieses bemerkens-

werte Projekt ermöglicht haben!

Am 2. Oktober 2014 saß im Opernfoyer des Theaters Duisburg eine

Jury, bestehend aus Hochschulprofessoren, Orchestermusikern, dem

Generalmusikdirektor und dem Intendanten der Duisburger Philhar-

moniker und – ungewöhnlicherweise ebenfalls stimmberechtigt –

aus sechs Schülerinnen und Schülern zweier Duisburger Gesamt-

schulen. Ihre Aufgabe: aus den Bewerbern diejenigen auszusuchen,

die als „Virtuosen von morgen“ mit dem Orchester im Theater am

Marientor ein Konzert bestreiten dürfen.

Die beiden Pianisten Yuhao Guo und Jonathan Zydek sowie ein Klari-

nettenduo, bestehend aus Leandra Brehm und Lena Veltkamp, konn-

ten sowohl technisch-musikalisch als auch musikvermittelnd über-

zeugen. Denn die Instrumentalisten sollten nicht nur musizieren,

sondern auch etwas über sich und das Werk erzählen. Und Letzteres

aus folgendem Grund: Die Solisten sollten vorab ein Schulkonzert

bestreiten.

„School of Classic“ tauften die Schülerinnen und Schüler der Gesamt-

schulen Meiderich und Duisburg-Süd das Projekt, bei dem sie das

komplette Management eines klassischen Konzertes in ihrer Schule

übernahmen. Von Künstlerbetreuung über Moderation bis hin zur

Öffentlichkeitsarbeit – alles lag in ihrer Hand. Resultat waren zwei

hervorragend besuchte Konzerte mit den beiden Pianisten in Duis-

burg Süd und mit den beiden Klarinettistinnen in Duisburg Meiderich.

An dem heutigen Konzertabend lässt sich also mehrfach Ungewöhnli-

ches erleben:

ein Programm, das anstelle der üblichen Reihenfolge

„Ouvertüre – Solokonzert – Symphonie“ nun zwei Ouvertüren,

ein Doppelkonzert und zwei Solokonzerte aufweist

ein Publikum, das zum Teil jünger als 20 Jahre ist

und die Solisten bereits persönlich kennt

von den Schülerinnen und Schülern selbst erstellte Trailer,

die die Solisten näher vorstellen

ein Programmheft mit Texten und Gestaltungsideen von

Studierenden der Universität zu Köln

die Möglichkeit, die jungen Solisten im Anschluss an

das Konzert kennenzulernen

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FRANZ KROMMER – TANZ DER KLARINETTEN

Wer war Franz Krommer?

„Krommer war einer der erfolg- und einflussreichsten der vielen tschechischen Komponisten, die um die Wende vom 18. und 19. Jahr-

hundert in Wien tätig waren.“ (Robin Golding)

Krommer war unglaublich produktiv und hinterließ mehr als 300

verschiedene Kompositionen, darunter ca. 70 Streichquartette,

Harmoniemusiken und an die neun Sinfonien.

Hört man seine Werke im Vergleich mit

denen von Mozart, Haydn, Beethoven,

weiß man: Auch Krommers Werke und

ihre Stilistik sind in die Zeit der Wiener

Klassik einzuordnen. „Überschwängli-cher Geist, unwiderstehlicher Schwung

und pure Energie“ (John Humphries)

prägen seine Werke. Die Stadt Wien

war damals eines der wichtigsten musi-

kalischen Zentren und auch der Ort,

den Krommer zunächst für sein Studi-

um aufsuchte. Nach einer kurzen

beruflichen Phase in Ungarn kehrte er

1795 nach Wien zurück, wurde am

bekannten Wiener Hoftheater Ballett-

kapellmeister und zog dann das große

berufliche Los: Krommer genoss

hohes Ansehen und durfte 1810 den

österreichischen Kaiser Franz I. auf

einer Reise begleiten – noch in der

interessanten Funktion eines „königlichen Kammertürhüters“. 1818

wurde er dann zum letzten verbeamteten Kammerkapellmeister und

Hofkomponist des Habsburger Kaisers berufen.

Für Geige oder für Klarinette?

Krommer war von Haus aus Geiger und so dürften viele seiner Solo-

konzerte ursprünglich für Violine geschrieben worden sein. In zwei

seiner Solokonzerte stellt er das Instrument in den Vordergrund, das

nach der Weiterentwicklung der Technik einen neuen Boom erlebte:

die Klarinette. Das Konzert für zwei Klarinetten op. 91 ist das zweite

von Krommer für diese Besetzung. Es wurde um 1815, also etwa

zehn Jahre nach seinem ersten Klarinettendoppelkonzert op. 35,

komponiert. Krommer scheint in der Zwischenzeit eine deutliche 4

Franz Krommer*27. November 1759 in Kamenice (Mähren) als František Vincenc Kramář † 08. Januar 1831 in Wien

Entstehung um 1815

Besetzung2 Solo-Klarinetten, 1 Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken,Streicher

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Entwicklung in seinen kompositorischen Fähigkeiten gemacht zu

haben, denn sein op. 91 ist das Stück, das die eindeutig größere

Herausforderung für die Solisten darstellt. Krommer komponierte sein

Doppelkonzert als ein formal typisch klassisches Stück, das durch

seine „tanzenden“ Klarinetten Leichtigkeit und Schwung verbreitet und

dadurch den Hörer in seinen Bann zieht.

Wie wird getanzt?

I. Allegro: Der erste Satz steht in Es-Dur

und der lebhafte 4/4 Takt versprüht eine

fröhliche Stimmung. Die zwei Klarinetten

verbreiten schon mit dem ersten Thema

eine tänzerische Leichtigkeit und ent-

führen den Hörer in eine ausgelassene

musikalische Welt.

II. Adagio: Der zweite Satz ist erkennbar

getragener und langsamer und steht in

der parallelen Molltonart. Die Klarinetten

genießen hier viel Solozeit und Raum,

während das Orchester begleitend in den

Hintergrund tritt. Die langen Melodiebö-

gen der Klarinetten, die einem angereg-

ten Frage-Antwort-Spiel gleichen, umhül-

len den Hörer.

III. Alla polacca: Zurück in Es-Dur wartet

der dritte Satz mit einem fröhlich-

tänzerischen 3/4 Takt auf. Schon der Titel schlägt die Verbindung zum

Tanz: Die Vortragsbezeichnung „Alla Polacca“ verweist auf die Tanzform

der Polonaise. Virtuos umspielen sich die Klarinetten in diesem Final-

satz. Das gesangliche Thema der Klarinetten ist eingängig und für den

Hörer in diesem Rondo immer wiedererkennbar.

Mit diesem Doppelkonzert für zwei Klarinetten op. 91 schafft es Krommer

zum einen, die beiden Soloinstrumente im Ohr des Hörers zum Leben zu

erwecken – die Klarinetten scheinen wirklich lebensfroh zu tanzen. Zum

anderen komponiert er ein typisches Stück der Wiener Klassik, in dem

die Solisten ihre Musikalität und ihr technisches Können unter Beweis

und die Möglichkeiten der Klarinette in der Vordergrund stellen können.

NACHGEFRAGT: LEANDRA BREHM

„Was würdest Du abschaffen, wenn Du Bundeskanzlerin wärst?

Wenn ich als Bundeskanzlerin wirklich ohne Weiteres etwas abschaf-

fen dürfte, dann wäre es die Ganztagsschule.

Wofür hast Du das meiste Geld ausgegeben?

Das war definitiv für meine Klarinette.

Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch?

Im Moment könnte ich mir keinen anderen Beruf vorstellen.

Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?

Ich treffe mich mit Freunden, liege gerne in der Sonne, schlafe und

esse.

Kannst Du das Alphabet rückwärts, während du spielst?

Nein, aber das kann ich auch nicht, wenn ich nichts nebenbei

mache.

Wer oder was hat Dich besonders in der Musik geprägt?

In erster Linie meine Lehrer: Das war zum einen mein Lehrer an der

Musikschule, bei dem ich über zehn Jahre Unterricht hatte, und

natürlich mein jetziger Professor, Ralph Manno.

Gäbe es eine Epoche, in der Du gerne gelebt und musiziert hättest?

Ich denke nicht. Das Leben eines Musiker war zu den meisten Zeiten

sehr hart, und auch wenn es eine Chance wäre, berühmte Komponis-

ten kennenzulernen, so würde ich doch wahrscheinlich nicht

tauschen wollen.

Was möchtest du unbedingt mal tun?

Ich möchte unbedingt einmal eine Wüstensafari machen.

Was ist deine beste Charaktereigenschaft?

Vielleicht meine Ehrlichkeit!?

Bei welchem Musikwerk hättest Du gerne gesagt, dass es aus Deiner Feder stammt?

Es gibt so viele großartige Musikwerke, dass ich mich nicht festlegen

möchte, welches das beste ist. Abgesehen davon würde mir sowieso

kein Mensch glauben, dass ich komponieren kann ...

Leandra Brehm* 1993 in Stuttgart2001 Beginn Klarinettenunterricht,2009 Förderstipendium derDeutschen Stiftung Musikleben,2011 Förderstipendium der Emsbürener Musiktage,2012 Beginn Studium an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln

Preise u. a.2013 2. Preis beim hoch-schulinternen Wettbewerb der Hochschule für Musik und Tanz Köln, 2014 Semifinalistin des Internationalen Aeolus Bläserwettbewerbs Düsseldorf,Sonderpreise der Firma Herbert-Wurlitzer, der Kreissparkassen im Land Baden-Württemberg

Konzerte u. a. Stuttgarter Kammerorchester,WürttembergischesKammerorchester

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NACHGEFRAGT: LENA VELTKAMP

Was würdest Du abschaffen, wenn Du Bundeskanzlerin wärst?

Ich bin nicht sicher, was ich als Bundeskanzlerin abschaffen würde.

Auf jeden Fall würde ich mich als Bundeskanzlerin für die Rechte von

Kindern und für ein friedliches Miteinander der verschiedenen Kultu-

ren einsetzen. Und ich würde für den Kulturbereich einen größeren

Etat bereitstellen.

Wofür hast Du das meiste Geld ausgegeben?

Meine Klarinetten und Klarinettenblätter.

Durch welche Krisen musste Dein Instrument mit Dir gehen?

Eiseskälte bei einem Konzert auf dem Weihnachtsmarkt und eine

lange Flugreise nach China und Venezuela.

Welches Stück würdest Du mit welchem Orchester an welchem Ort spielen wollen?

Das Klarinettenkonzert von Aaron Copland gemeinsam mit den Berli-

ner Philharmonikern in der Carnegie Hall.

Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch?

Mein Vater hätte gerne, dass ich unsere Apotheke übernehme, aber

das kam für mich nie in Frage.

Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?

Essen, Schlafen, mit Freunden treffen, mein Ehrenamt in der Kinder-

klinik ausüben, Sport.

Was war Dein peinlichstes oder lustigstes Erlebnis in Deinem Musiker-leben?

Das peinlichste war, als ich mal ohne meine Klarinette zum Unterricht

gegangen bin, da ich sie zu Hause vergessen hatte.

Was möchtest Du unbedingt mal tun?

Ich würde sehr gerne mal Fallschirm springen!!!

Was ist eine ausgeprägte Charaktereigenschaft von Dir?

Eine Kombination aus Optimismus und Organisationstalent. Beide

Eigenschaften sind extrem wichtig bei meinem Berufswunsch.

Welche Frage konnte Dir noch niemand beantworten?

Was wird die Zukunft bringen?

Lena Veltkamp* 1993 in Goch

1999 Beginn Klarinettenunterricht

2009 Jungstudentin an der Hochschule für Musik

und Tanz in Köln,2012 Beginn Studium an der

Hochschule für Musik und Tanz in Köln,

2013 Stipendium der Konrad-Adenauer Stiftung,

Mitglied der „Jungen Deutschen Philharmonie“

Preise u. a.2013 1. Preis beim 13. Inter-

nationalen Wettbewerb „Città di Chieri“, Turin,

3. Preis beim internen Hochschulwettbewerb an der Hochschule für Musik

und Tanz Köln,Sonderpreise der

Deutschen Stiftung Musikleben,

der ZONTA Union deutsche Zonta Clubs

Konzerte u. a. Landesorchester

Nordrhein-Westfalen,Philharmonie der Nationen, Bayer-

Symphonikern,Collegium Musicum

DMITRI KABALEWSKI – PÄDAGOGISCH WEGWEISENDER

„Arbeit mit Kindern, das ist meine große Liebe, von der ich nicht

loskomme. Ich glaube, dass man mit der Kunst sehr viel Gutes für die

Menschen tun kann ...“

Dmitri Kabalewski bereitet auch heute noch mit seinen Klavierwerken

den Weg für Klavierschüler jeden Alters. Mittlerweile begibt sich

bereits die siebte Generation heranwachsender Pianisten mit seinen

zahlreichen pädagogischen Stücken auf seinen Pfad. Dabei entstan-

den Kabalewskis Kompositionen für Kinder und Jugendliche

zunächst aus einer Notwendigkeit heraus: Das Repertoire des damali-

gen Musikunterrichts bezeichnete Kabalewski als „ärmlich“. Er nahm

also selbst die Feder in die Hand und schuf zahlreiche Kunstlieder

sowie Instrumentalstücke, insbesondere für Klavier.

Kabalewski, der 1904 in Sankt Petersburg geboren wurde, studierte

Komposition und Piano am Moskauer Konservatorium unter anderem

bei Nikolai Mjaskowski. Neben seinem musikalischen und pädagogi-

schen Schaffen verfasste er Beiträge für Musikzeitschriften und

wurde Chefredakteur der Zeitschrift „Sowjetskaja Musyka“. Zudem

schrieb er für den Rundfunk und erhielt eine Professur am Moskauer

Konservatorium für Komposition. Kabalewski war Mitglied des sowje-

tischen Komponistenverbandes und fasziniert von der Idee, die Reali-

tät des Sozialismus in seiner Musik widerzuspiegeln, um ihr dadurch

nicht zuletzt auch einen erzieherischen Aspekt zu verleihen.

Merkmal seiner Kompositionen sind die einfach gehaltenen, klaren

und eingängigen Melodien, die häufig volksliedhafte Elemente

aufweisen. So etwa im 1952 entstandenen 3. Klavierkonzert in D-Dur,

das aus drei Sätzen besteht (Allegro molto, Andante con moto und

Presto) und in das er seine Kinderliedkomposition „Unser Land“

einarbeitete. Dieses ist nach dem Violin- und Violoncellokonzert das

dritte Solokonzert, welches Kabalewski der sowjetischen Jugend

widmete.

Kabalewski schafft durch den assoziativ-beschreibenden Charakter

seiner Musik Anknüpfungspunkte für seine Hörerinnen und Hörer.

Nicht selten erscheinen vor dem geistigen Auge anschauliche Bilder

von Orten oder gar ganze Geschichten.

Dmitri Kabalewski * 30. Dezember 1904 in St. Petersburg† 14. Februar 1987 in Moskau

Uraufführung:1953 in Moskau unter Leitung des KomponistenBesetzung:Solo-Klavier, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Pauken, Schlagzeug, Streicher

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Unbekümmert, verspielt, ausgelassen und für die sowjetische Jugend der 50er Jahre: Das Klavier-konzert Nr. 3

Spaziergang durch das Klavierkonzert Nr. 3

dialoghaft

imposant, pompös, mächtigmarschähnlich energetisch

fließend, tänzerisch

1. Etappe (Allegro molto):

fröhlich, heiter

flott majestätisch, rhythmisch, militärisch

unbehaglich schwärmend

szenisch-bildhaft

schleichend

hüpfend lebhafttänzerisch schwebend klangvoll

brillant aufsteigend

verspieltholprig

3. Etappe (Presto):

2. Etappe (Andante von moto):

NACHGEFRAGT: JONATHAN ZYDEK

Welche Komposition würdest Du mit welchem Orchester an welchem Ort spielen wollen und warum?

Es gab eine Zeit, in der ich fast täglich auf meinem Schulweg die Rach-

maninow-Klavierkonzerte rauf und runter gehört habe. Damals war es

eine tolle Vorstellung und Motivation, sich irgendwann nach einem

Konzert von seinem Klavierstuhl erheben zu dürfen, und zu wissen,

dass man stolz auf seine Leistung ist und gleichzeitig realisiert, dass

nicht nur vor einem, sondern auch hinter einem Menschen sitzen, die

es genauso sehen!

Momentan darf ich mich glücklich schätzen, dass ich mich auf jedes

einzelne Projekt, das vor mir liegt, freue, egal wo und in welcher

Besetzung. Besondere Momente beim Spielen sollte man überall und

mit jedem finden wollen!

Welches ist die erste Aufnahme (CD/Vinyl etc.), die Du Dir von Deinem eigenen Geld gekauft hast?

Tatsächlich war meine Schulzeit eine einzige Tauschbörse verschie-

denster Musik, sodass ich selber nicht viele CDs kaufen musste. Klas-

sische CDs und Schallplatten gab es zu Hause bei meinen Eltern und

alles Andere konnte ich mir über Freunde organisieren. Die erste eige-

ne CD, die ich mir dann wirklich kaufen wollte, doch dann „leider“ zum

Geburtstag wenige Tage später geschenkt bekommen habe, war die

Aufnahme von Maurizio Pollini mit den 24 Chopin-Etüden.

Wer oder was hat Dich besonders in der Musik geprägt und warum?

Es ist schwierig, festzumachen, wer einen besonders in der Musik

prägt oder geprägt hat. Nicht nur die musikalische und technische

Entwicklung am Instrument, die man von seinen Lehrern beigebracht

bekommt, spielt eine Rolle, sondern auch die menschliche. Denn

Inspiration schöpft man genauso aus seinem eigenen Umgang mit

Menschen, der Kunst oder einfach dem Leben, wie von den großen

Meistern.

Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?

Momentan bewege ich mich immer mehr in die Richtung des Vollzeit-

Musikers und habe deshalb immer weniger Zeit für andere Sachen.

Umso mehr freue ich mich zur Ruhe zu kommen, ob bei Filmen, an

der Luft, oder bei anderen Tätigkeiten, bei denen man einfach mal

abschalten kann.

Jonathan Zydek*1991 in Rüdesheim am RheinErster Klavierunterricht bei seinem Vater Damian Zydek,2010 Stipendium der Carl-Hempel-Stiftung,2011 Beginn Studium an der Folkwang Universität der Künste Essen

Preise u. a.2014 Hauptpreis desKöhler-Osbahr-Wettbewerbs der Stadt Duisburg,Wettbewerb „High Potential Classix“ der Folkwang Universität der Künste Essen

Konzerte u. a. mitKammerphilharmonie „Amade“́ ,Rheinische Philharmonie Koblenzund in der Jahr-hunderthalle Bochum(„Extra Schicht“ im Rahmen des Klavierfestival Ruhr),Festival „Sandstein und Musik“, Prag

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Gab es schon mal Phasen, in der Du das Musizieren am liebsten sein gelassen hättest?

Längere Phasen in dem Sinne Gott sei Dank noch nicht. Es gibt

Phasen, wo alles super läuft und man sich auf die tägliche Arbeit

immer wieder freut, vor allem dann, wenn man Erfolge beim Üben

oder Konzertieren feiern kann. Trotzdem gibt es natürlich auch Tage,

wo man sich auch mal wünscht, einfach mal liegen zu bleiben, um

nichts zu tun und die Verantwortung, die man sich und der Kunst

gegenüber hat, zu vergessen. Manchmal muss man das auch tun, um

Abstand zu gewinnen und neue Kraft zu tanken. Oft wundere ich

mich, wie sehr man auch beim Nichtstun trotzdem unbewusst inner-

lich weiterarbeitet.

Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch? Wenn ja, welchen?

Nach dem Abitur und während des Zivildienstes habe ich mich natür-

lich gefragt, welchen Weg ich einschlagen möchte, weil einem immer

mehr bewusst wird, was es bedeutet, für das Klavier und die Musik zu

leben. Allerdings hatte ich nirgendwo denselben innerlichen Drang

etwas zu bewegen wie beim Klavierspielen.

Bei welchem Musikwerk hättest Du gerne gesagt, dass es aus Deiner Feder stammt?

Das Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach ist wohl

eines derjenigen Werke, auf das fast jeder große Komponist und

Interpret mit Bewunderung zurückgeschaut hat. Ein Werk, das so

viele neue Perspektiven geschaffen und Vielen Inspiration gegeben

hat und nach wie vor gibt, würde bestimmt jeder gerne zu seinen

„Schöpfungen“ zählen.

Was war Dein peinlichstes oder lustigstes Erlebnis in Deinem Musiker-leben?

Konzerte in Altersheimen stellen einen immer wieder vor neue

Herausforderungen. Manchmal ist es schwer, die Konzentration zu

behalten! Als plötzlich – während eines besonders romantischen

Stücks mit einem Cellisten zusammen – ein Herr in der ersten Reihe

mit krächzender Stimme rief: „Mir ist schlecht! Ich will hier raus!“,

musste man sich sehr zusammenreißen, um der doch sehr lustigen

Situation mit dem nötigen Ernst entgegen treten zu können ...

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SERGEJ RACHMANINOW – MEILENSTEINE FÜR PIANISTEN

Von Schaffenskrisen

Wir erzählen die Geschichte von Sergej Rachmaninow, einem Pianis-

ten und Komponisten, dem man nachsagt, der letzte große Romanti-

ker gewesen zu sein: Als Sohn einer Musikerfamilie wurde er 1873

auf deren adligen Landgut in Oleg, Russland, geboren. Sein Vater,

ebenfalls Pianist, lehrte ihn schon von frühester Kindheit an das

Klavierspiel, bis er als junger Heranwachsender auf Vorschlag seines

Vetters zum Musikstudium nach Moskau zog. Dort erhielt Rachmani-

now eine strenge und anspruchsvolle Ausbildung in Klavier und

Komposition, die schnell ihre Früchte zeigte: Rachmaninow schrieb

bereits mit 18 Jahren eines seiner bekanntesten Werke, das Prélude

cis-Moll. 1891 machte er sein Examen und komponierte sich mit

seiner Oper „Aleko“ in die Herzen der Prüfungskommission und der

Kritiker. Eine große Karriere wurde ihm vorhergesagt.

Umso tragischer trafen ihn die vernichtenden Reaktionen des Publi-

kums 1897 bei der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 1. Dieser Rück-

schlag raubte ihm den Glauben an seine kompositorischen Fähigkei-

ten und stürzte ihn in eine tiefe Depression, von der er sich drei Jahre

lang nicht mehr erholen sollte. Der Erzählung nach suchte Rachmani-

now schließlich einen Therapeuten auf. Bei einem Hypnotiseur

gewann er schließlich seine schöpferische Kreativität zurück.

Es folgte mit dem erfolgreichen Klavierkonzert Nr. 2 ein erstes musi-

kalisches Lebenszeichen nach dieser Leidenszeit und somit das

Ende seiner Schaffenskrise. Es ist bis heute eines seiner bekanntes-

ten und meistgespielten Werke. Wer aber beim Hören des zweiten

Klavierkonzertes an Filmmusik denkt, mag auf der einen Seite ein

Filmkenner sein, ist auf der anderen Seite aber doch recht von Rach-

maninows Intention entfernt. Ausschnitte und Melodien seines zwei-

ten Klavierkonzertes finden sich zwar in so berühmten Filmen wie

„Das verflixte siebte Jahr“ mit Marilyn Monroe, aber seine Musik war

nie als Filmmusik komponiert. Umgekehrt haben sich jedoch viele

Filmmusikkomponisten an seinem schwelgerischen Stil orientiert.

Sergej Rachmaninow*1. April (20. März) 1873 bei Nowgorod† 28. März 1943 in Beverly Hills

Uraufführung27. Oktober 1901 in Moskau durch den Komponisten

BesetzungSolo-Klavier, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Streicher

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Von Melodien und Verdichtung

Sein Beginn ist das Wiedererkennungsmerkmal: Der erste Satz des

Klavierkonzertes Nr. 2 beginnt mit acht Klavierakkorden, die sich dem

Hörer einprägen. Die Akkorde steigern sich ausdrucksvoll in der Dyna-

mik und bereiten den harmonischen Boden, auf dem sich dann das

Orchester als Hauptakteur mit einer Melodie ausbreiten darf. Klavier

und Orchester bilden auch im Weiteren eine Einheit, verschmelzen

miteinander. Sowohl der erste als auch der zweite Satz verdichten sich

im Verlauf, steigern sich in Bewegung und Dynamik.

Er ist der bekannteste: der zweite Satz mit seinen träumerischen

Arpeggien und der darüber sich entfaltenden Soloflöte. Charakteristika

sind die schwelgerischen, langen Melodiebögen.

Er überrascht: Der dritte Satz verblüfft mit Stimmungswechseln,

scherzhaften Elementen, aufbrausenden Klängen, spritzigen Tempo-

steigerungen, düsteren Episoden, frei erzählenden Passagen und

einem imposant-virtuosen Ende.

„ ‚Du wirst dein Konzert schreiben ... Du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten ... Das Konzert wird von exzellenter Qualität sein ...‘ Es waren immer dieselben Worte, ohne Unterbrechung. Auch wenn es unglaublich erscheint, diese Therapie half mir wirklich.“

NACHGEFRAGT: YUHAO GUO

Wann hast Du angefangen, Dein Instrument zu spielen?

Ich habe mit dem Klavierspielen angefangen, als ich sechs Jahre alt

war.

Welche Sprachen zeichnen Deinen kulturellen Hintergrund?

Da meine Eltern vor 25 Jahren aus China nach Deutschland gekom-

men sind, wird zu Hause auch viel Chinesisch gesprochen. Ich würde

trotzdem Deutsch als meine Muttersprache bezeichnen.

Wofür hast du in Deiner Jugend das meiste Geld ausgegeben?

In meiner Jugend habe ich das meiste Geld für meinen ersten Flügel

(einen kleinen gebrauchten Yamaha) ausgegeben, den ich mir immer

gewünscht hatte.

Gab es Höhen und Tiefen beim Lernen Deines Instruments und wie hast Du diese bewältigt?

Es gibt immer Höhen und Tiefen und das ist auch gut so, sonst wäre

es schnell langweilig ... viele Dinge klappen gut, andere Dinge erfor-

dern Ausdauer und eine gewisse Hartnäckigkeit, um sie zu bewälti-

gen. Vor dem Studium habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich wirklich

mit Musik die richtige Entscheidung treffe. Dies habe ich dann aber

schließlich getan, wie ich heute nach meinem Bachelor-Abschluss

glücklich sagen kann.

Welche Komposition würdest Du mit welchem Orchester/Musikern an welchem Ort spielen wollen und warum?

Ich träume davon, eines Tages Rachmaninows drittes Klavierkonzert

mit den Berliner Philharmonikern in New York aufzuführen ...

Gäbe es für Dich auch einen alternativen Berufswunsch?

Mein Berufswunsch ist eine gute Mischung aus Unterrichten und

Konzertieren. Etwas anderes kann ich mir nicht mehr vorstellen.

Was machst Du, wenn Du nicht musizierst?

Wenn ich nicht gerade Musik mache, bin ich gerne mit Familie, Freun-

din und Freunden zusammen. Außerdem verreise ich gerne.

Yuhao Guo*1992 in Köln1999 Beginn Klavierunterricht,2006 Jungstudent an der Hochschule für Musik und Tanz Köln,2011 Stipendium der Deutschen Stiftung Musikleben,2012 Beginn Klavierstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln,2013 Stipendium des Yehudi Menuhin-Vereins„Live Music Now“

Preise u. a.2014 1. Preis Karlrobert Kreiten Wettbewerb, Klassikpreis der Stadt Münster und des WDR,2014 Steinway-Förderpreis

Konzerte u. a. BrandenburgischesStaatsorchester Frankfurt/Oder, Torun Symphony Orchestra (Polen),Kölner Philharmonie,Essener Philharmonie

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Bei welchem Musikwerk hättest Du gerne gesagt, dass es aus Deiner Feder stammt?

Ich hätte sehr gern behauptet, ich hätte Rachmaninows zweites

Klavierkonzert geschrieben.

Gäbe es eine Epoche, in der Du gerne gelebt und musiziert hättest?

Ich bin sehr zufrieden in der Gegenwart!

Welches war Dein verrücktestes Erlebnis in Deiner bisherigen Zeit als Pianist?

Ein bisschen ungewöhnlich, aber wunderschön war eine Hochzeit in

der Provence, bei der ich in einer traumhaften Landschaft draußen

unter Bäumen Klavier spielen durfte. Dies und viele andere schöne

Erlebnisse werde ich nicht vergessen. Fest steht: Als Musiker erlebt

man viele Dinge, die man sonst nie erleben würde!

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NACHGEFRAGT: CHRISTIAN KLUXEN

Sehr geehrter Herr Kluxen: Wir haben gesehen, dass Sie deutsch-dänische Eltern haben. In welchem Land sind Sie aufgewachsen? Und: Können Sie beide Sprachen sprechen?

Mein Vater kam aus Hamburg und meine Mutter aus Kopenhagen, aber ich bin geboren und aufgewachsen in Dänemark. Ich bin nicht zweisprachig aufgewachsen, kann aber beide Sprachen, Dänisch und Deutsch, sprechen.

Welches war Ihr erstes Instrument, das Sie gelernt haben, und durften Sie dieses frei wählen als Kind?

Das erste Instrument, das ich gelernt habe, war das Schlagzeug. Ich bekam zu meinem sechsten Geburtstag ein komplettes Drumset von meinem Bruder geschenkt – ich war sehr glücklich! Danach musste ich auch Klavier lernen, aber das Klavierspiel habe ich nie richtig gerne gemocht.

Es ist ungewöhnlich, dass ein Jugendlicher bereits mit 15 Jahren diri-giert. Wie kam es dazu?

Mitten im Zentrum meiner Heimatstadt Kopenhagen ist ein alter Vergnügungs- und Erholungspark mit dem Namen „Tivoli”. In dem Park gibt es auch ein großes musikalisches Angebot, zu dem auch eine Blaskapelle gehört, die aus 8-16-jährigen Jungs besteht. Sie tragen Uniformen wie die der königlich-dänischen Leibgarde – sogar mit den typischen Bärenfellhauben.

Seit meinem achten Lebensjahr war ich Mitglied in diesem Orchester. Es war dort Tradition, dass man, wenn man an einem der Probentage Geburtstag hatte, ein kleines Werk dirigieren durfte. Als mich der Leiter an meinem 14. Geburtstag dirigieren sah, fragte er mich, ob ich nicht bei ihm Unterricht nehmen und das Orchester regelmäßig diri-gieren wolle. Und so kam es, dass ich – bevor ich 17 Jahre wurde – bereits zahlreiche öffentliche Konzerte dirigiert hatte.

Was uns immer wieder beschäftigt: Wenn man als Kind und Jugendli-cher so viel Energie und Leidenschaft in die Musik investiert – blieb damals noch Zeit für Freunde und andere Hobbys?

Das ist nicht eine Frage von Zeit-haben – man MUSS sich Zeit nehmen für andere Dinge! Freunde, Hobbys, Familie, Schule, Spaß, Liebe, Partys. Man muss ein vollständiger Mensch sein, um ein voll-ständiger Musiker werden zu können.

Hätte es für Sie auch eine attraktive Alternative zum Dirigieren ge-geben?

Ja, es hätte viele Alternativen gegeben. Ich denke jeden Tag über das Thema nach. Man sollte seine Augen offen halten und allem gegen-16

Christian Kluxen*1981 in KopenhagenDirigierstudium an der Zürcher Hochschule der Künste,Meisterkurse bei Jorma Panula, Neeme Järvi, Paavo Järvi undBernard Haitink,2010-2013 Mitglied des „Dirigentforums“ des Deutschen Musikrates,2012 Debut an der Dänischen Nationaloper,2013 Debut beim Dänischen Nationalorchester,2014 Dudamel-Förder-stipendium bei dem Los Angeles Philharmonic Orchestra

Preise u. a.2007 Jacob-Gade-Preis,2011 Stipendium der Dänischen Richard Wagner Gesellschaft,2013 Gladsaxe Musikpreis

Konzerte u. a.Göteborger Symphoniker,Straßburger Philharmoniker,Kremerata Baltica,Malmö Symphonie-orchester, Manchester Camerata,Duisburger Philharmoniker

über aufgeschlossen sein. Mich würde die Vorstellung ängstigen, mein ganzes Leben immer dasselbe machen zu müssen. Man hat nur ein Leben – aber unzählige Möglichkeiten. Ich hatte schon mal die Idee, Koch zu werden, momentan steht im Raum, bildender Künstler zu werden oder zumindest die Malerei neben der Musik zu betreiben. Ich habe auch schon über ganz andere Tätigkeiten nachgedacht, Busfahrer z. B., nur um mal etwas wirklich GANZ Anderes auszuprobieren.

Beim Los Angeles Philharmonic Orchestra haben Sie auch Konzerte mit pädagogischem Hintergrund dirigiert. Wie gestaltet sich dort der Kontakt zu dem jungen Publikum?

In LA bin ich immer nur für zwei, drei Tage am Stück in sehr konzen-trierten Arbeitsphasen. Ich habe also nicht viele Möglichkeiten, mit dem jungen Publikum außerhalb der Bühne in Kontakt zu kommen. Aber ich weiß, dass sie in LA sehr gezielt junge Menschen in das Konzerthaus bringen und ein neues Publikum aufbauen. Das ist wich-tig – allerdings kann man diese Bemühungen nicht direkt in Publi-kumszahlen oder Geld übersetzen. Es ist eine Investition, die sich erst in vielen Jahren auszahlen wird. Wichtig ist, dass es nicht nur um Publikumsentwicklung geht, sondern auch darum, den Menschen wieder an das Hören heranzuführen. Wir sind so darauf konzentriert, über Facebook, Twitter und andere virale Medien zu kommunizieren – aber was ist mit leise sein und zuhören?

Welches Werk steht ganz oben auf Ihrer „Dirigierwunschliste“, dass Sie es sofort für die kommende Spielzeit auf das Programm setzen würden?

Eigentlich alles von Richard Strauss. Oder Brahms‘ Klavier-Quartett arrangiert für Orchester von Arnold Schönberg.

Was war ihr verrücktestes oder absurdestes Erlebnis in Ihrem bisheri-gen Dirigentenleben?

Vor zwei Jahren dirigierte ich die Oper „Don Giovanni“ von Mozart. Nach ca. 12 Minuten kommt eine Szene, in der Donna Anna ihren Vater ersto-chen vorfindet und sagt: „Welch Blut ...“. Genau in diesem Moment habe ich mich aus Versehen mit meinem Dirigierstab in den Finger gesto-chen und fing an, sehr heftig zu bluten. Zum Glück gab mir einer der Cellisten ein Pflaster und ich konnte auch den Rest der Oper weiterdiri-gieren.

Eine andere merkwürdige Erfahrung hatte ich erst kürzlich, als ich mich vor der Orchesterprobe mit der Solistin traf. Sie ist Geigerin und erst 22 Jahre alt. Sie schaute in meine Partitur und sagte: „Das ist nicht das Stück, das ich geübt habe.“ Dann lernte sie in einer Stunde das richtige Werk, spielte es in der Probe und dann am nächsten Tag im Konzert.

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DIE DUISBURGER PHILHARMONIKER

Musik verbindet Welten und Menschen

Klangerlebnisse schaffen, mit höchster Präzision Musik gestalten, um

unvergessliche Abende zu kreieren und nachhaltige Eindrücke zu

hinterlassen – dafür arbeiten die 93 Musiker der Duisburger Philhar-

moniker aus rund 15 Nationen stets an dem perfekten Klang, wobei

das Repertoire vom Barock bis zur Moderne reicht. International

renommierte Dirigenten, wie Kirill Petrenko, Alun Francis oder Axel

Kober arbeiteten in jüngster Zeit mit den Duisburger Philharmonikern.

Jonathan Darlington entwickelte von 2002 bis 2011 spannende Alter-

nativen zur konventionellen Programmplanung. Anerkannt wurde das

in der Spielzeit 2009/2010, als die Duisburger Philharmoniker vom

Deutschen Musikverlegerverband für das bundesweit beste Konzert-

programm ausgezeichnet wurden. Die CD-Einspielung des Tschai-

kowsky-Violinkonzertes mit der Solistin Susanna Yoko Henkel wurde

2011 mit einem begehrten Echo Klassik ausgezeichnet. Im Herbst

2012 übernahm der italienisch-dänische Dirigent Giordano Bellin-

campi die Leitung der Duisburger Philharmoniker.

Die Liste der mit dem Orchester auftretenden Solisten ist erlesen: als

da wären die Pianisten Barry Douglas und Boris Bloch, die Geiger

Frank Peter Zimmermann und Pinchas Zukermann, Daniel Hope und

Isabelle Faust, die Cellisten Antonio Meneses und Sol Gabetta sowie

Matt Haimovitz, um nur einige zu nennen.

Regelmäßig ist das Orchester Gast bei international renommierten

Festivals, wie dem Klavierfestival Ruhr und der „Ruhrtriennale“, bei

ASLI SEVINDIM

Aslı Sevindim wurde als Tochter türkischer Eltern 1973 in Duisburg

geboren und studierte Politikwissenschaften an der Universität Duis-

burg-Essen. Von 1993-1998 arbeitete sie als Moderatorin und Autorin

bei Radio Duisburg schwerpunktmäßig für türkischsprachige Sendun-

gen. Seit 1999 ist Aslı Sevindim als Journalistin und Hörfunkmodera-

torin für den Westdeutschen Rundfunk tätig. Hier moderierte und

schrieb sie für Sendungen wie Funkhaus Europa und Venus FM. 2004-

2006 moderierte sie beim WDR-Fernsehen das interkulturelle Europa-

magazin Cosmo TV. Seit 2006 ist sie das Gesicht der Nachrichtensen-

dung „Aktuelle Stunde“. Große Aufmerksamkeit erhielt Aslı Sevindim

durch ihre Moderation der Diskussionssendung zum umstrittenen

WDR-Fernsehfilm „Wut“, 2006 in der ARD.

Als Buchautorin debütierte Aslı Sevindim 2005 mit dem humorvollen

Werk „Candlelight Döner: Geschichten über meine deutsch-türkische

Familie“. Im selben Jahr veröffentlichte sie eine Kurzgeschichte für

den deutsch-türkischen Erzählband „Was lebst Du?: Jung, deutsch,

türkisch – Geschichten aus Almanya“.

Aslı Sevindim wurde 2006 in den Integrationsbeirat der NRW-

Landesregierung berufen und wurde im gleichen Jahr Mitglied im Kura-

torium des Zentrums für Türkeistudien. Für das Kulturhauptstadtjahr

2010 in der Metropole Ruhr war Aslı Sevindim als eine von vier künst-

lerischen Direktoren zuständig für das Themenfeld „Stadt der Kulturen“.

Aslı Sevindim

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der sie mit Weltstars wie Vesselina Kasarova, Anna Netrebko und Neil

Shicoff auf der Bühne gestanden haben. In 2011 feierten die Duisbur-

ger Philharmoniker bei der „Ruhrtriennale“ mit der Aufführung von

Richard Wagners „Tristan und Isolde“ unter dem Dirigenten Kirill

Petrenko triumphale Erfolge

Ein wichtiges Anliegen des Orchesters ist es, auf das junge Publikum

zuzugehen. Dies geschieht etwa mit dem Educationprogramm „Klasse

Klassik“ oder Projekten wie „Virtuosen von morgen“, in deren Rahmen

jungen Musikerinnen und Musikern die Gelegenheit zur Präsentation

ihres Könnens geboten wird.

Artist in Residence

BlacherKolja

duisburger-philharmoniker.de

Tickets: 0203 / 283 62 100 0203 / 57 06 - 850

Mi 28. / Do 29.01.15, 20.00 Uhr

Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu „Coriolan“ op. 62Robert Schumann Konzert für Violine und Orchester d-Moll WoO 23Béla Bartók Divertimento für Streichorchester Sz. 113

Mi 01. / Do 02.04.15, 20.00 Uhr

Carl Nielsen „Helios“, Konzertouvertüre op. 17Konzert für Violine und Orchester op. 33Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlings-Sinfonie“

So 19.04.15, 19.00 Uhr

Maurice Ravel Sonate für Violine und VioloncelloBrett Dean „Electric Preludes” für elektrische Violine und StreicherDmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 15 op. 141in der Bearbeitung für Kammerensemble von Viktor Derevianko

DUISBURGER PHILHARMONIKERKOLJA BLACHER Violine/Leitung

DUISBURGER PHILHARMONIKERGIORDANO BELLINCAMPI Dirigent

KOLJA BLACHER & FRIENDSClemens Hagen, Özgür Aydin, Raymond Curfs u. a.

Foto

: Ber

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Das Projekt „Artist in Residence"wird gefördert von

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Nach dem Konzert haben Sie die Gelegenheit, die

jungen Künstlerinnen und Künstler bei einer

persönlichen Begegnung näher kennenzulernen.

Kommen Sie ins Gespräch mit den „Virtuosen von

morgen“, stellen Sie Fragen und gewinnen Sie

einen Eindruck aus nächster Nähe –

Sie sind herzlich willkommen!

UND NACH DEM KONZERT:

MEET THE ARTISTS!

Lust auf Kultur zu kleinem Preis? Auf inspirierende Abende mit Musik und Theater? Auf Ausgehen

mit Freunden? Mit dem Couponheft EASY GO hast Du die komplette Freiheit: Wähle aus allen

Konzerten und Schauspielabenden einer Saison diejenigen aus, die Dich ganz persönlich

interessieren! Löse je einen Gutschein für verschiedene Abende für Dich alleine oder mehrere

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Für Schüler, Studenten und Auszubildende bis zum 27. Lebensjahr. Gültig für alle Preisgruppen. Die Coupons können für Konzerte und

Schauspiele (außer einzelnen Sondervorstellungen) je nach Kassenlage eingelöst werden.

INFO: Servicebüro im Theater Duisburg, 0203 / 283 62 100

EASY GODas besondere Angebot für junge Menschen

SERVICE

Kartenvorverkauf

Theater Duisburg Servicebüro im Theater Duisburg

Opernplatz (Neckarstr. 1), 47051 Duisburg

Tel. 0203 / 283 62 – 100 · Fax 0203 / 283 62 – 210

[email protected]

Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 – 18.30 Uhr · Sa 10.00 – 13.00 Uhr

Verkaufsstellen für Einzelkarten

Deutsche Oper am RheinOpernshop Duisburg

Düsseldorfer Str. 5 – 7, 47051 Duisburg

Tel. 0203 / 570 68 50 · Fax 0203 / 570 68 51

[email protected]

Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00 – 19.00 Uhr · Sa 10.00 – 18.00 Uhr

Der Opernshop bietet einen kostenlosen Versandservice an.

Karten

westticket, WAZ- und NRZ-Ticket-Vorverkaufsstellen im gesamten Ruhrgebiet und

am Niederrhein sowie bei allen Westticket-Vorverkaufsstellen in Deutschland.

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Impressum

Herausgegeben von:

Stadt Duisburg

Der Oberbürgermeister Sören Link

Dezernat für Familie, Bildung und Kultur

Thomas Krützberg, Kulturdezernent

Duisburger Philharmoniker

Dr. Alfred Wendel, Intendant

Redaktion: Stephanie Riemenschneider

Textnachweis: Die Texte von Linda Berker, Johanna Tabea Jöres, Ronja Kampschulte,

Gerrit Lübow, Lea Ponischowski und Daniel Jung zu den Werken sind Original-

beiträge aus dem Seminar „Werkstatt Musikvermittlung“ der Universität zu Köln.

Zeichnungen zu den Werken: Rüdiger Trebels

Duisburger Philharmoniker auf facebook

Das Projekt „Virtuosen von morgen“ wurde ermöglicht durch die Stiftung Lichterfeld

und die Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker

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Duisburger PhilharmonikerNeckarstr. 1, 47051 DuisburgTel. 0203 / 283 62 – 123www.duisburger-philharmoniker.de

Mit freundlicher Unterstützung der