vii. mitteilungen der wiener mineralogischen gesellschaft

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VII. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. Besnch der Steinmetzwerkst~itte Hauser (Wien) am 3. Juni 1912. Eine gr~illere Anzahl yon Mitgliedern der W. M. G. hatte sieh am 3. Juni zur Besichtigung der Steinmetzwerkstiitte der Firma I-Iauser in Wien eingefunden. In zuvorkommcnder Weise batte Herr Ing: Hanser selbst die Ftihrung Ubernommen and zeigte zuniichst das reiehe Lager yon MarmorblScken. Ein Rundgang dutch die Werk- stiitten gab dann interessante Einblieke in das Getriebe: das dort herrsehte; da wurden groi~e B15eke in Platten zersiigt~ dort drech- selte eine m~iehtige Masehine aus einem roh zugearbeiteten Marmor- block eine Siiule. Eine Anzahl Poliermaschinen waren in T~itigkeit, in einem Nebenraume erbielten edlere Steinsorten eine letzte Politur mit der Hand. Endlieh wurde aueh noch die Kraftanlage Ftir den Betrieb der Masehinen gezeigt. Ftir die lehrreichen Erkliirungen und Demonstrationen spraeh der Pr~isident Herrn Ing. Hauser den Dank der Teilnehmer aus. Exkursion naeh Eggenburg-Rosenburg am 19. Mai 1912. Oemeinsehaftlich mit der Wiener Qeologisehen Gesellschaft wurde am 19. Mai eine Exkursion in das moravische und moldanu- bische Grenzgebiet des unteren Waldviertels unternommen. Im Ge- biete des Eggenburger Tertiiirs hatte Hen" Dr.X. Schaffer die Ftihrang tlbernommen; an mehreren teilweise neuen Aufsehltissen konnten da die versehiedenen Ablagerungen des ersten Mediterranes

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Page 1: VII. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

VII. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

Besnch der S te inmetzwerks t~ i t te Hauser (Wien)

am 3. Juni 1912.

Eine gr~illere Anzahl yon Mitgliedern der W. M. G. hatte sieh am 3. Juni zur Besichtigung der Steinmetzwerkstiitte der Firma I-Iauser in Wien eingefunden. In zuvorkommcnder Weise batte Herr Ing: Hanser selbst die Ftihrung Ubernommen and zeigte zuniichst das reiehe Lager yon MarmorblScken. Ein Rundgang dutch die Werk- stiitten gab dann interessante Einblieke in das Getriebe: das dort herrsehte; da wurden groi~e B15eke in Platten zersiigt~ dort drech- selte eine m~iehtige Masehine aus einem roh zugearbeiteten Marmor- block eine Siiule. Eine Anzahl Poliermaschinen waren in T~itigkeit, in einem Nebenraume erbielten edlere Steinsorten eine letzte Politur mit der Hand. Endlieh wurde aueh noch die Kraftanlage Ftir den Betrieb der Masehinen gezeigt. Ftir die lehrreichen Erkliirungen und Demonstrationen spraeh der Pr~isident Herrn Ing. Hause r den Dank der Teilnehmer aus.

Exkurs ion naeh E g g e n b u r g - R o s e n b u r g

am 19. Mai 1912.

Oemeinsehaftlich mit der Wiener Qeologisehen Gesellschaft wurde am 19. Mai eine Exkursion in das moravische und moldanu- bische Grenzgebiet des unteren Waldviertels unternommen. Im Ge- biete des Eggenburger Tertiiirs hatte Hen" Dr.X. Schaf fe r die Ftihrang tlbernommen; an mehreren teilweise neuen Aufsehltissen konnten da die versehiedenen Ablagerungen des ersten Mediterranes

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322 Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

studiert werden. Im Gebiete der krystallinen Schiefer ftihrte dann Herr Professor Dr.F. Beeke die Teilnehmer an dem Ausfluge zu- n~chst dureh das moravische Gebiet quer hindurch bis Drei-Eiehen (dabei wurden namentlich Bitteseher Gneis und Glimmersehiefer be- obachtet), dana durch moldanubische Sedimentgneise naeh Rosenburg. Auch ein gr~ifieres Vorkommen yon kalkreichem Augitgneis im Tafa- tale wurde besichtigt. Von Rosenburg trat man am Ahead die Heim- fahrt an.

Monatsversammlung

am 22. April 1912 im mineralogiseh-petrographisehen Universitiits-Institute.

Anwesend: 30 Mitglieder, 4 Gaste.

Der Priisident begriil~t als Gast Herrn Prof. B. Popoff aus Moskau und ersucht ihn, seinen Vortrag fiber Strahlungskrystallisaton zu halteD. Der Inhalt des Vortrages wird sp~iter publiziert werden.

A. Himmelbauer : Minera lvorkommen des Podhorn bei Marienbad.

Das Mineralvorkommen des Podhorn 1) bei Marienbad erscheint zuerst in einer Arbeii des tierrn A. Ste lzner 2) erw~thnt. In dem Nephelinite, den Stelzner riehti~, als Ausscheidung des dort auf- tretenden Nephelinbasaltes ansah, stellte er die Minerale: Nephelin, Augit, Magnetit, Apatit und Sodalith fest.

Dank der eifrigen Sammeltiitigkeit eines Mitgliedes der Wiener Mineralogisehen Gesellschaft, Friiulein J. Sehi ldbach in Marienbad, kann ich nunmehr die Liste der am Podhorn vorkommenden Mine- ralien betrachtlieh vermehren. Uber einige derselben hatte bereits Herr F. Berwer th a) kurz berichtet und als neu den Melilith, Olivia und Hitmatit (ira Nephelin orientierte Kryst'~tllehen) angeftihrt. An den Stufen aus der Sammlung Sehi ldbach und an dem yon mir selbst im Sommer 1910 aufgesammelten Materials land ich folgende Minerale: hugit, Nephel:in, Melilith, Magnetit, Apatit, Hiimatit (im bTephelin), Olivia, Orthoklas, Aragonit, Kalkspat, Gismondin, Phi|-

t) Goe the nennt die Lokalit~t Podhora ~ Unter dem Berge. 2) A. S t e l z n e r , Uber Nephelinit vom Podhorn bei Marienbad in BShmen.

3ahrb. d. Geolog. Reichsanstalt Wien, XXXV (1885), pag. 277. 3) Diese Mitteih, XXIX (1910), pag. 259.

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Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 323

lipsit, Mesolith und einen zweiten, wahrscheinlich zersetzten Nadel- zeolith, Apophyllit, Chabasit, endlieh ein amorphes, dem Steinmark iihnliehes Mineral.

Manehe dieser Minerale erlaubten eine eingehendere optische und namentlieh aueh krystallographisehe Bestimmung. Die Krystall- messungen wurden an dem G old s e h mid t schen zweikreisigen Gonio- meter ausgefiihrt, das sieh gerade bei der Kleinheit, teilweise aueh bei der matten Oberflaehe maneher Krystalle als sehr geeignet erwies.

1. Augi t . Die sehwarz gefarben, glasgl~nzenden Krystalle - - bis l ' 5cm lang, 1 c m breit - - sind eharakterisiert dutch eine auf- fallend kleine Zentraldistanz der Querfiiichen, die so weit geht, dal3 die kleineren Krystalle durchsichtig werden.

Die krystallographisehe Messung ergab die Anwesenheit folgender Flaehen (nach ihrer GrSge angeordnet):

(100), (110), (010), (i11), (221), (310).

Alle Flachen hatten nur matten Glanz. Messungen an 5 Kry- stallen ergaben die Werte:

Augi t .

11

16

8

12

5

Gemessen

Mittel

P

0 ~ 00' 89059'

,0Oll ' 90000 ̀

:3033 ̀ 90001 ̀

0043 ̀ 89058 ̀

5012' 33006 ̀

5ol.3 ̀ 55022 ̀

f Grenzen

P

~o19' 89054 ̀ 0 ~ 16' 90000 ̀ ,9044 ̀ 89058 ̀ ,0035 ̀ 90001 ̀ 2o51 ̀ 89o54 ' 4o17' 90011 ̀ 9000 ̀ 89044 ̀ 2025' 90001 ̀

2 4 0 5 2 ` 32056' ~5o31 ' 33018' 34~ ' 55012' g5o34 ' 55037 ̀

Berechnet 1)

P

0o00 ' 90o00 ̀

0o00 ' 90000 ̀

3033' 90000 ̀

0o41 ' 90o00 ̀

5o07 .̀ 33o04'

5022' 55019 ̀

1) Aus V. G o l d s c h m i d t , Krystallographische Winkeltabeilen, Berlin 1897.

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324 Mitteilungen der Wiener ~[ineralogischen Gesellschaft.

Fig. 1 stellt einen Augitkrystall (Krystall Nr. 2~ VergrSl3erung 10fach) vor.

r-ig. 1. Zwillinge naeh (100) sind selten; dabei .s erseheint bemerkenswert, dat3 diese Zwillings-

x. / ~ . s j - - . . ~ . krystalle in der Regel so aufgewachsen sind, " . .X

i"l~ ~,~ [ ~ dal~ am freien Ende die Fl~ichen s einen aus- ...... b springenden Winkel bilden.

i i ~ Die dtinnen Krystalle sind grauviolett oder i t ! ' rl!!"]l"-"m braunviolett durchsiehtig. In Sehliffen parallel

, (010) und (100) beobaehtet man deutliche Sand- i . . . . . . . . . . . . �9 . . . . . . . . .

t t . . . . . . ,

uhrstruktur, ferner nicht selten einen bl~tulieh- griinen Saum yon Xgirinaugit. Messungen

der AuslSschungsschiefe an einem orientierten Schnitte nach (010) eines grSl~eren Krystalles ergaben einenWert eT--47 ~ An den diinnen, aufgewachsenen Krystailen lieg sich femer die Lage der optischen Axe A bestimmen: die Abweichung' der Axe yon der Fliiehennormale (100) betrug 140 nach oben; daraus berechnet sieh ein Axenwinkel yon 58 ~ Dispersion der Axe A ist nicht merkbar.

2. Der Nephelin bildet meist ziemlich grofie Krystalle (GrSl~e: bis 2 c m lang, 1 c m dick), begrenzt yon dem Prisma (10i0) und der Endfl~iche (0001). Die Nepheline sind im frischen Zustande farblos, glasgl~inzend, nicht selten aber yon einer triibweil3en, matten Verwitterungskruste bedeckt. Seltener sind lichtrote Iqepheline, deren Fiirbung durch Einlagerung yon lt~imatitschiippehen bedingt ist (,Nephelinsonncnstein"). Dutch Schimmermessung" konnte fcstgestellt werden, dai~ die Einlagerungen, im Mikroskope mit den starksten Vergr~l~erungen eben noch als rote Bl~tttchen, ohne oder mit undeut- lich sechsseitiger krystallographischer Begrenzung" erkennbar, nach den Fl~iehen (1120)des Nephelines angeordnet waren; eine Orien- tierung parallel (1010) konnte ich nich~ nachweisen. ~)

Die H~imatitsehtippehen finden sich haufig nur in den peri- pheren Teilen der Krystalle, bilden manchmal Lagen parallel der Endfl~iehe oder reichern sich in Sprtingen an, wobei dann regelmal~ig ein yon H~imatit freier Hof um die Klnft zu beobaehten ist.

3. Das interessanteste Mineral dieses Fnndortes ist der Melilith, der in den Drusenraumen in ziemlich grogen Kr~'staIlen gefunden

1) Vgl. A. J o h n sen, Regelm~iflige Einlagerung yon Eisenglanz in Cancrinit. Centralbl. f. Min. etc., 1911, pag. 369.

Page 5: VII. Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft

Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellsehaft. 3~5

wurde; an den gr~igten Krystallen wurden Liingen bis zu 1"8 cm,

Dieken bis 1 cm gemessen. Leider sind die Krystalle oberfl~ichlieh yon einer rotbraunen, undurehsichtigen, h~iufig marten Kruste iiber- zogen, manchmal sind sie auch ganz zersetzt, so daft sich nur wenige fiir klTstallographisehe Messungen brauchbar erwiesen. Der Habitus der Melilithkrystalle ist gewShnlich kurzsiiuliff, seltener quadratisch oder diektafelig. Aulier den Fliichen (100), (001), (110), (130)1), welehe den Habitus bedingen, treten untergeordnet noch (111) und (201) auf. Die Reflexe der Ffiiehen waren im allgemeinen reeht matt, jedoeh zm" Identifizierung der Flitchen noch gut brauehbaL

Messungen an 5 Krystallen ergaben:

M e l i l i t h .

! f

r

g

001

010

110

130

111

021

8

11

2

Gemessen

Mittel

- - 0o00 '

0023 ̀ 90009 ̀

45023 ̀ 89051 ̀

18038 ̀ 89053 ̀

44057 .̀ 33~06 '

0o14"' i 42o40 ̀ i

Grenzen

P

0~ i 0045 ̀

44o49 '

46~ 18o07' 19o30 ' 43001' 46011 ̀

0004 ̀ 0025 ̀

Berechner

P

- - 0o00 '

0o00 ' 90000 ,

45o00 ' 90o00 ̀

18026 ̀ 90o00 '

45000 ̀ 32045'

0o00 ' 42017"

Fiir die berechneten Werte win'de das yon V. G o l d s e h m i d t (Winkeltabellen) angegebene Axenverhiiltnis akzeptiert. E. K a i s e r

1) Die Angabe. yon E. K a i s e r , dal~ die im Index der Krystallformen yon V. G o l d s e h m i d t 2, pag. 163, vorgenommeue Ersetzung yon (310) durch (210) niebt gerechtfertigt, sei, best~tigt sich hiermit, nament]ieh durch die auch am Podhorner Melilith auftretende Fl~che (201), fiir die ich den Buchstaben g w~hlte. Vgl. Zeitschrift f. Kryst., XXXI (1899), pag. 24.

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326 Mitteilungen tier Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

macht es wahrseheinlich, daft dasselbe je nach der chemischen Zu- sammensetzung schwankt, ich unterlie$ es aber, ein eigenes Axen- verh~iltnis flir den Melilith dieses Fundortes zu berechnen, da mir

infolge der sehlechten Beschaffenheit Fig. 2.

der Krystallfliichen die Winkelwerte ~ doch zu wenig genau ersehienen. Fig. 2 zeigt einen grSgeren

~[elilithkrystall (Krystall Nr. 5, Ver- grCi~erung lOfach).

Im Diinnsehliffe erseheint der frisehe Melilith braungelb durch- siehtig und lal~t stellenweise gut

die Pfloekstruktur - - dutch feine parallelgestellte Einsehliisse - - e r - kennen. Er ist optiseh einaxig, negativ, zeigt anormale Interferenz- farben und deutliehen Pleochroismus :r

4. Magneti t tritt nieht selten in Form yon Oktaedern (bis 5 m m grofi) mit treppenartig vertieften Fl~ehen auf; einmal wurde ein Aggregat parallel naeh einer a-Axe verwacbsener, oktaedrischer Skelettkrystalle beobaehtet.

5. Sodal i th seheint in deutlicben Krystallen reeht selten zu sein. Die Krystalle. die eine GrSfie yon etwa 5 m m erreichen~ sind farblos, meist aber yon einer weifien, CaCOs-hiUtigen Verwitterungs- kruste umkleidet. In eig'entiimlich verzerrten Formen, die oft ganz tafeliff aussehen, umkleidet ferner der Sodalith frei in die Hohlr~tume hinein- ragende Augitkrystalle.

6. Apati t bildet sehr diinne~ kleine, farblose Nadeln, die allenthalben in die H(ihlungen des Gesteins hineinragen; die Krystalle sind nur yon dem Prisma (10i0) und der Endfl~iehe (0001) beg'renzt.

7. Auf vieleu Stufen beobachtet man, auf den iibrigen Kly- stallen aufsitzend~ sehr kleine (etwa 1 m m grbl/e), dunkeIbraune Olivinkrystalle, (tie sieh leidlieb gut messen liegen. Sie sind etwas naeh der b-Axe gestreekt und zeigen die Formen: (110), (021), (010), (100), (120), (101), angedentet aueb (001). Messungen an 3 Krystallen ergaben die Werte auf Seite 47.

8. Auf einer Stufe wurde als jiingstes Drusenmineral 0 rth oklas beobaehtet. Dieses Mineral bildet kleine (2--3 ram), farblose, dureh- scheinende Kryst.:tllchen, anniihernd rechtwinkelige Tafeln, begrenzt yon (010) als breiterer Flitche, (001) uud (-~01) als schmalen Flitehen,

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Mitteilungen tier Wiener Mineralogischen Gesellschaft. 327

8

k

d

Olivin.

010

100

110

120

021

10t

3

2

4

2

5

2

Grenzen

0o00 '

90000 ̀

65006 ̀

46016 ̀

0044 ̀

35043 .`

90000 ̀

90000 ̀

89059 ̀

87041 .`

49057 ̀

50~00 '

64040 ̀ 65017 ̀ 46o00 ' 46032 ̀

0o14 ̀ lO04'!

85o32'! 85o35'!

89o53 ' 90008 ̀ 85055 ̀ 89030 ̀ 49052 ̀ 50000 ̀ 50000 ̀ 50o00 '

0000

90o00 '

~5o01 .,

47001 ̀

0o00 '

90000 ̀

Gemessen Berechnet 1)

90000 ̀

90o00 '

90o00 ̀

90~

49o33 '

51032"' I

welch letztere unter dem Mikroskope einen Winkel yon 800 bilden; Spaltbarkeit nach (001) ist sehr deutlich ztl erkennen (Fig. 3). Die AuslSschungsschiefe auf (010) gegen die Kante (001) ist sehr klein (am Rande 0 ~ im Kern der Krystalle 30); b - -~ . "" ~ 7 /

An einem Schnitte senkreeht zur / ~ l ' l ~ , , I j ~ l - - ~ \ Zone (001,010) wurdc ferner eine interes- ~!!~/~ ! ! . ' ~ sante Sektorenteilung beobachtet (Fig. 4). Ein zentraler Teil (ira Kern fast immer reichlieh Einsehltisse enthaltend) ist nach den beiden Flachen (001) und einer Fl~ehe (010) yon einer Anwaehspyramide umgeben. Wahrend nun der zentrale Teil norma|symmetrische Orientierung der Axen- ebene (senkrecht zur Symmetrieebene), den Austritt der spitzen Bisectrix :r mit kleinem Axenwinkel (etwa 20--30 o) und deutliche Dispersion ~ u Zeigt, ist speziell in einem Sektor, der einer (001)-Fliiche ent- spricht, die Axenebene in der Symmetrieebene gelegen, dement- sprechend Dispersion r In der der F1Rche (010) entspreehenden

~) u G o l d s c h m i d t , Winkeltabellen.

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328 M'itteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

Anwaehspyramide war die 0rientierung der Axenebene wohl normal- symmetriseh, abet der Axenwinkel betriichtlieh grtii~er. Die Breehungs- quotienten des Minerales liegen zwisehen den Werten 1"525 (Benzo-

Fig. 4. nitril) und 1"538 (Azetylenbromid). Ferner wurde die Diehte zu 2"6 bestimmt (sehwere FlUssigkeiten).

Alle diese Eigenschaften weisen auf Kalifeldspat hin. Und zwar zeigt das Mineral das gleiehe Verhalten wie Sanidin (speziell Rhyakolith), wobei allerdings die Beobaehtung eider Sektorenbildung neu ist.

Das Vorkommen dieses Minerals als relativ junge, vielleicht schon naeh der Erstarrung des Gesteines erfolgte Bildung in dem Nephelinite ist aueh des- halb interessant~ weft sich sonst im ganzen Gestein

keine Feldspate, sondern nut kieselsiiureiirmere Feldspatvertreter vorfinden.

In eine sieher postvulkanisehe Phase f'fillt die Bildung einiger Carbonate und Zeolithe, die in vielen Hohlr~umen des Nephelinites sich vorfinden.

9. Aragoni t in farblosen, dickstengeligen Aggregaten ist ein relativ /tlteres unter diesen sekund~iren Mineralen. Vielfaeh ist er bereits in Kalkspat umgewandelt. Kalkspat findet sieh aueh an der Basis yon Hohiriiumen, die dann mit Zeolithen ausgekleidet wurden, ist also iilter als diese. Im Gegensatze dazu tritt als allerjiingste Bildung ein zweites, magnesiumhaltiges Carbonat in traubigen Krusten auf.

Von Zeolithen treten hiiufiger auf: Gismondin, Phillipsit und Mesolith, selten sind Apophyllit und Chabasit.

10. Der Gismondin bildet farblose oder weii~e Krystalle (bis 5 m m groin). Die krystallographische Messung ergab das Vorhanden- sein der Fl~iehen (011), (110), (001) und, als neue Fliiehe, (013)1), sehr klein (101). Die meisten Krystallfiiiehen gaben sehr gute Refiexe.

FUr die Messung wurde die gut ausgebihlete Zone (001), (013), (011) polar gestellt, (001) in die Lage yon (100) gebraeht.

~) Fiir das Mineral wurde vorl~iulig noch die rhombische Aufstellung akzeptiert, die G o 1 d s c h m id t in seinen Winkeltabellen angibt; es liegen aber sichere Anzeichen vor, dab das ~finer/d aueh krystallographisch monoklin aufzufassen ist~ wie das ja mehrfach schon angegeben wurde; das soll noch am Materiale yon anderen Fund-

orten gepriift werden.

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Mitteilungen der Wiener Mineralogischen Gesellschatt. 329

G i s m o n d i n .

Gemessen -~ "S ~ ~ Berechnet 1)

~ ~ Mittel Grenzen

001 90013 ̀ 90003 ̀ w ' ] 89~ ` 90000 ̀ 90000 ̀

I

0o40 .` 90015 ̀ 110 1~176 "' 1~ 43~ ' 0~ ' 44035 ̀

I 9io53' 43o34 '

011 46035' 1 90~ "' 46052 '46o01 ̀ 90~ '89~ ' 46050 ̀ 90000 .

013 72~176 ' 71030 ̀ 90000 . 72038 . 90000 ̀

t 72034 .` 90o15 ' 46025. ̀ o 101 88025'[ 44030 ̀ 90000 ̀

$

Der monosymmetrische Charakter ist aus dem Winkelwe,'te der Flache n sogleich zu erkennen.

Die Fl~iche (010) behiilt ihr Symbol jedenfalls bei, dagegen diirfte es vorteilhaft sein, (100) und (001) zu vertausehen.

Fig.5 stellt einen Gismondin- FiB. 5.

krystall (Krystall Nr. 1, Vergr(iile- rung 30faeh) dar. o

11. P h i l l i p s i t bildet teils gr(itlere Zwillinge yon der bekannten Form (vgl. z. B. Hin tze , Bd. II, 2, Fig. 623), teils setzt el" kompli- ziert gebaute oktaedrische Gebilde zusammen (~ihnlich wie Fig. 628 bei H i n t z e ) .

12. Ziemlich hitufig sind made- lige Zeolithe. Einer derselben konnte auf Grund seiner optischen Eigen- schaften - - meist T, seltener :~ in der L•ngsrichtung der Nadeln, anni~hernd gerade Ausliisehung, sehr niedrige Doppelbrechung und Liehtbrechung fast gleich der des

1) Fiir die geanderte Aufstellung; ffia" die Aufstellung naeh G o I d s e h m i d t sind die Winkelwerte der Fl~tche 1 ~---- 0~ ', ?----17~1".

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330 Mitteflungen der Wiener Mineralogischen Gesellschaft.

Orthoxylos (1'5056) als Mesolith bestimmt werden. Daneben kommt aber aueh ein feinnadeliger (etwas zersetzer?) Zeolith vor, dessen opti- sehe Eigenschaften ihn mit keinem der Nadelzeolithe zu identifizieren erlaubten. Mikroehemisch wurde Ca neben A1 bei dem ersteren Zeolithe naehgewiesen.

13. Auf einer Stufe wurden kleine Krystalle yon wasserklarem Chabasi t beobaehtet. "

14. Ferner waren auf einer anderen Stufe kleine Krystalle yon Apophyl l i t mit den Fliiehen (001), (100), (111) vorhanden; der Apophyllit war optiseh negativ.

BezUglieh der Paragenesis konnte festgestellt werden, da~ Phillipsit ~ilter als Gismondin ist~ ferner der oktaeder~ihnliche Phillipsit am Grunde des Nadelzeolithes vorkommt, also alter als dieser ist.

15. Nicht wenige Stiicke waren endlich yon einem amorphen, tonigen oder steinmark~ihnlichen Minerale iiberkrustet.

Eine genaue petrographisehe Beschreibung des Gesteines und der zum Teil sehr interessanten Einschliisse in demselben soll sp~iter erfolgen.