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VERÖFFENTLICHUNGEN DER STAATLICHEN ARCHIVVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG Sonderreihe Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Findbuch I

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VERÖFFENTLICHUNGEN

DER STAATLICHEN

ARCHIVVERWALTUNG

BADEN-WÜRTTEMBERG

Sonderreihe

Die Wasserzeichenkartei Piccardim Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Findbuch I

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DIE KRONEN- WASSERZEICHEN

Findbuch I

der Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart

BEARBEITET

VON

Gerhard Piccard

1961

VERLAG W. KOHLHAMMER, STUTTGART

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Text und Zeichnungen: Gerhard Piccard,Klischees: W. Köstlin, Stuttgart S, Pelargusstraße l

Papier: Holzfreies Daunendruckpapier der Papierfabrik Scheufeien, OberlenningenDruckerei Tübinger Chronik

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INHALTSÜBERSICHT

Vorwort

Einleitung: Hand-Papierfabrikation; Schöpfformen und Papiermarken

Die zeitlich begrenzte Verwendung der Schöpfformen und ihrer Papier- zeichen : Ausgangspunkt zur Datierung ...........................................................

I Die Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und ihre Organisation............................................................................................. Organisationsplan der Wasserzeichenkartei............................................

II Die Kronen - Wasserzeichen in der Zeit von 1385 bis gegen 1650 Quellennachweise........................................................................................ Zweck und Gliederung des Findbuches........................................................

III Die Bedeutung der Krone als Papiermarke ..........................................

IV Erzeugung und Vertrieb von Kronenpapieren ........................................

V Die Herkunft von Kronenpapieren ......................................................... Herkunftstabelle........................................................................................ Herstellermarken in Kronen...................................................................

VI Beschriftung und Datierung der abgebildeten Typen.............................. Abteilung I................................................................................................. Abteilung II .............................................................................................. Abteilung III ............................................................................................ Abteilung IV............................................................................................. Abteilung V .............................................................................................. Abteilung VI............................................................................................. Abteilung VII ............................................................................................ Abteilung VIII.......................................................................................... Abteilung IX ............................................................................................ Abteilung X.............................................................................................. Abteilung XI............................................................................................. Abteilung XII ........................................................................................... Abteilung XIII . ..................................................................................... Abteilung XIV..........................................................................................

Schema der Gliederung von Kronen - Wasserzeichen.....................................

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Abbildungen der Kronen-Typen:

Abteilung I Krone ohne Bügel, ohne Beizeichen . . . . . . . . . .

Abteilung II Krone, ohne Bügel, mit Beizeichen

Abteilung III Krone mit einkonturigem Bügel

Abteilung IV Krone mit zweikonturigem Bügel, ohne Perlen

Abteilung V Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen, einkonturigemKreuz bzw. Stern

Abteilung VI Krone mit zweikonturigem Bügel ohne Stern über Kreuz,ohne Beizeichen . . .

Abteilung VII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Stern über Kreuz,ohne Beizeichen

Abteilung VIII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Kreuz ohne Stern,aber Beizeichen

Abteilung IX Krone mit zweikonturigem Bügel mit Stern über Kreuz undBeizeichen

Abteilung X Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen

Abteilung XI Krone mit Blume, Wappen oder dergleichen über zweikonturigemBügel

Abteilung XII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen ohne Beizeichen .

Abteilung XIII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen und Beizeichen .

Abteilung XIV (Kemptener) Mitra-ähnliche Formung

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VORWORT

Als noch vor der Mitte des 18. Jahrhunderts die Frage nach Herkunft und Verwendungszeit des Pa-

piers gestellt wurde, scheinen erstmals in Forscherkreisen auch die Papierzeichen die Aufmerksamkeit

auf sich gezogen zu haben. 1804 veröffentlichte dann J. G. Fischer v. Waldheim, Naturforscher, nicht Hi-

storiker, die erste Schrift, die sich ausdrücklich mit diesen befaßt, seinen „Versuch, die Papierzeichen als

Kennzeichen der Altertumskunde anzuwenden". Schon zuvor waren Wasserzeichen in buch- und biblio-

theksgeschichtlichen Veröffentlichungen abgebildet worden. In der ersten, mehr noch in der zweiten Hälfte

des 19. Jahrhunderts erschienen dann zahlreiche Arbeiten über Wasserzeichen in fast allen europäischen

Ländern, insbesondere in Italien, Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz,

England, Österreich, Spanien, Polen und Rußland. Unter ihnen heben sich nach Umfang und Bedeu-

tung aus den übrigen Veröffentlichungen heraus vor allem die Werke des Engländers Sotheby (1845/58),

des Deutschen Bodemann (1866), des Holländers Stoppelaar (1869), noch mehr die nach den Wasser-

zeichen betitelten Werke der Franzosen Midoux und Matton (Etudes sur les filigranes des papiers em-

ployes en France aux XIVe et XVe siècles, 1868), des Polen Piekosinski (Wasserzeichen aus Hand-

schriften des 14. Jahrhunderts der polnischen Archive und Bibliotheken, 1893) und des Russen Likhat-

sdieff (La signification palèographique des filigranes, 1899). Siehe auch Bibliographie im l. Bd. von Bri-

quet, Les filigranes, 1907, sowie Wisso Weiß, Die Bedeutung der Wasserzeichenkunde für die Geschichts-

forschung, in: Archivmitteilungen 1955, 18-25.

Alle diese Arbeiten wurden sowohl in der Anzahl der Abbildungen der Papiermarken, wie auch in

der Exaktheit ihrer Wiedergabe übertroffen von dem Schweizer C.M.Briquet, der die Ergebnisse einer

fast dreißigjährigen Forschungsarbeit in seinem vierbändigen Werk: „Les filigranes, dictionnaire histori-

que des marques du papier" (Leipzig 1907, 2. Aufl. 1923) niederlegte und der breiteren Öffentlichkeit

zugänglich machte. Es enthält 16 112 Abbildungen von Wasserzeichen in originaler Größe aus dem Zeit-

raum 1282 bis 1600.

Dem Werk Briquets ist bis heute nichts Gleichwertiges, sei es in der Form der Ergänzung, der Er-

weiterung, sei es auch der Korrektur, an die Seite gestellt worden. Das 1957 erschienene jugoslawische

Sammelwerk von Mošin und Traljić „Filigranes des XIIIe et XlVe ss." bedeutet keine wesentliche Be-reicherung der Literatur, da die eigenen Forschungen darin den kleinsten Raum einnehmen (etwa 40Prozent sind Abzeichnungen aus dem „Briquet" und dem Nachlaß von Briquet). Dagegen haben sichum die Sammlung von originalen Papieren, besonders für den Zeitraum nach 1600 bis zur Gegenwart,der Deutsche K. Th. Weiß (sein Nachlaß jetzt im Deutschen Papiermuseum in Greiz) und die Forschungs-stelle Papiergeschichte in Mainz in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg sehr bemüht; daß die an-gestrebte Vollständigkeit der Papiersammlungen auch für die Zeit vor 1600 nicht annähernd erreichtwerden kann, liegt auf der Hand. Beide und viele andere mit und neben ihnen haben in kleinen undgrößeren Arbeiten zu der beliebter werdenden Papiergeschichte sich auch zur Wasserzeichenforschunggeäußert.

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Die Wasserzeichenforschimg vermag zweifellos auf mancherlei Gebieten dienliche Beiträge zu lei-

sten, etwa zur Papiergeschichte, der Geschichte der einzelnen Papiermühlen, des Papierhandels, der Wirt-

schaftsgeschichte überhaupt u. a. m. Für die historische Forschung insgesamt ist vordringlich und stehtan erster Stelle der Gesichtspunkt und das Ziel, in den Wasserzeichen ein Hilfsmittel zu gewinnen, mit

dem undatierte Schriftstücke exakt datiert werden können. Dem wollte im letzten auch Briquet mit sei-

nem großen Werk dienen, und darauf hebt ein großer Teil der neueren Veröffentlichungen über Papier-

zeichen ab.

Nun wird freilich, wenn ich recht sehe, die bisherige Methode der Nutzbarmachung der Wasserzei-chen durch perfektionistische Bestrebungen des Wasserzeichenforschers Th. Gerardy (Papiergeschichte,

Zeitschrift der Forschungsstelle Papiergeschichte in Mainz 9, 1959, S. 66-73) in neuester Zeit in Frage

gestellt. In allen Variationen einer mehr oder minder exakten Anwendung ist erstere einheitlich im ge-treuen Erfassen des Wasserzeichens und seiner nächsten Umgebung (Ausschnitt aus Drahtnetz). Gerardy

will das ganze Schöpfsieb, also den ganzen ungeteilten und unbeschnittenen Papierbogen zum Aus-gangspunkt der Forschungen machen. Nur in verhältnismäßig sehr seltenen Fällen gibt es aber das ver-langte Untersuchungsmaterial und nur in diesen wenigen Fällen ist seine nicht gerade einfache Methode

der Zählung und Abstandsmessung von Binde- und Bodendrähten voll anwendbar. Dazu kommt die

Schwierigkeit der Anwendung seiner Methode bei Papieren von nicht guter Transparenz, sodann schaffteine beachtliche Fehlerquelle bei den Messungen die verschieden starke Pressung der Papierbogen, die

dessetwegen in der Breite bis zu einem halben Zentimeter differieren können. Schließlich können dieAbstände der Bindedrähte, besonders die Maße der durchschnittlichen Abstände bei den gleichen Typen

der Papierzeichen über 50 Jahre, bei Papieren mit dem Ravensburger Ochsenkopf sogar über 100 Jahre

gleich sein, also das Ergebnis einer engbegrenzten Datierung keineswegs erbringen. In einzelnen Fällenmag die Methode Gerardy ergänzend richtige Beobachtungen liefern, im Gesamten wird sie nicht zum

erstrebten Erfolg führen und lohnt deshalb u. E. nicht den unverhältnismäßig großen Aufwand. Dereinzig mögliche, nächste und überzeugend durchführbare Weg ist immer noch die methodisch saubere Ar-beit mit dem Wasserzeichen im engeren Sinn des Wortes.

Auch diese Wasserzeichenarbeit hat ihre Schwierigkeiten und hatte vor allem ihre „Kinderkrankhei-ten " zu überwinden. Zum Beispiel konnte eine zusammenfassende, für die Veröffentlichung durch denDruck bestimmte Wasserzeichenarbeit wie die Briquets nur von jeder Marke den - meist über viele Jahr-zehnte, ja selbst Jahrhunderte hin verwandten - Typus und einige innerhalb dieses Typus vorkommen-

den „Varianten" bieten. Es ist aber selbstverständlich, daß eine Datierung auf Grund solcher Unter-

lagen jeder Exaktheit entbehren muß, ja zu den verkehrtesten Ergebnissen führen und den Wert der

Wasserzeichenforschung als Mittel zur Datierung überhaupt fraglich machen kann.

Aus der Kritik an Briquet (vgl. seinen Aufsatz „Wasserzeichenkunde und Urbarforschung", Archi-

vum, II, 1952, S. 65-81) hat Gerhard Piccard die, wie mir scheint, einzig richtige Methode für die Ver-

wendung von Wasserzeichen zu Datierungszwecken entwickelt. Die Frage, ob exakte Datierungen auf

eine enge Zeitspanne möglich sind, wurde von ihm bei gewissen Einschränkungen bzw. unter gewissen

Voraussetzungen im positiven Sinne beantwortet (siehe sein Aufsatz „Die Wasserzeichenforschung als

historische Hilfswissenschaft", Archivalische Zeitschrift, 52, 1956, S. 62-115). Jede einzelne, innerhalb

eines Markentypus auftauchende Formung soll festgelegt werden; denn nur sie, nicht der Typus, ist der

„Datumsträger". Durch Massenuntersuchungen an eindeutig und einwandfrei datierten Papieren in den

Archiven muß festgestellt werden, innerhalb welcher Jahre Papiere mit identischen - nicht ähnlichen(!)-

Wasserzeichen beschriftet worden sind.

Die von Piccard in 50 deutschen und ausländischen Archiven gewonnenen Ergebnisse sind in der

1951 begonnenen Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart niedergelegt. Die Sammlung der

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Karteiblätter, von denen jedes Blatt exakte Angaben über Fundort, Ausstellungsort und Datum enthält,

umfaßt gegenwärtig über 50 000 Wasserzeichen und wird jährlich um etwa 5000 erweitert. Für sie sind

die Original-Bleistiftpausen — das sind zur Zeit 80000 Übertragungen von genau datierten Wasserzei-

chen aus dem Zeitraum von 1294 bis etwa 1650 - in Ausziehtusche auf haltbare, weiße Kartons über-

tragen. Die Verwendungsfähigkeit der Kartei ist nicht nur am Hauptstaatsarchiv Stuttgart, sondern

auch in vielen in- und ausländischen Archiven und Bibliotheken aufs beste bewährt worden. Kar-

tei und Arbeitsmethode von G. Piccard haben zu jeder Zeit der ständig wachen Kritik der wissenschaft-

lichen Beamten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart standgehalten und die Bereitschaft, schon in den klein-

sten Anfängen sich der Sache anzunehmen, reich gelohnt.

Bei der großen Anzahl von Papierzeichen ist die Drucklegung aller einzelnen originalen Marken

schlechterdings nicht möglich. Man muß sich mit der Veröffentlichung von Findbüchern begnügen, in

denen die Typen, nicht aber die einzelnen typzugehörigen, originalen Papiermarken abgebildet und mit

dem Datum ihrer Nachweisungen versehen sind. Ihr Abdruck im Findbuch gibt also dem Forscher nicht

die Möglichkeit, selbst ein undatiertes Schriftstück zu datieren, sondern nur einen Hinweis auf die Mög-

lichkeit, auf Grund der Einzelnachweise in der Wasserzeichenkartei des Hauptstaatsarchivs Stuttgart die

exakte Datierung vornehmen zu lassen. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart wird auf Anfragen, denen eine

genaue Durchzeichnung des Wasserzeichens und der benachbarten Bind- wie einer Reihe von Bodendräh-

ten (Rippen) beizufügen ist, die Auskünfte geben.

Selbst die Findbücher der Wasserzeichenkartei des Hauptstaatsarchivs Stuttgart werden in ihrer Ge-samtheit den Umfang des „Briquet" übertreffen. Dem Findbuch der Kronen-Wasserzeichen wird das der

Ochsenkopf-Motive folgen, für das bereits mehr als 18 000 einzelne Marken in der Wasserzeichenkartei

vereinigt sind. Die gesamte Reihe dürfte 8-10 Bände umfassen.

Bei dem großen Entschluß mit der Veröffentlichung der Findbücher der Wasserzeichenkartei Piccard

zu beginnen, obwohl ihr voller Ausbau noch Jahre ernster Arbeit erfordern wird, hat die Archivdirek-

tion die Überzeugung geleitet, daß für einzelne Gruppen der Wasserzeichen das Material nahezu voll-

ständig vorliegt, einem Findbuch über sie also bei späterer Gelegenheit nur wenige Nachträge folgen

müssen. Auf der anderen Seite sollte einem berechtigten Bedürfnis Rechnung getragen werden, möglichst

rasch die Ergebnisse der großen Arbeit von G. Piccard allen interessierten Kreisen zu erschließen und

allgemein nutzbar zu machen. Sein nicht gewöhnlicher Fleiß und Eifer, gepaart mit großer Exaktheit

und Geschicklichkeit sowie zähester Ausdauer, gibt mir die Zuversicht auf eine nicht zu ferne Vollen-

dung des einzigartigen Werks der Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und der

Veröffentlichung der sie erschließenden Findbücher.

Zum Ausbau der Wasserzeichenkartei hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Bad Godesberg

durch Beihilfen zur Finanzierung der Archivreisen G. Piccards wesentlich beigetragen. Für den Druck

dieses Findbuchs von den Kronenwasserzeichen haben Herr Dr. Scheufelen von der Papierfabrik Scheu-

felen, Oberlenningen, und der Verein der Papier-, Pappen-, Zellstoff- und Holzstoff-Fabriken in Würt-

temberg und Baden e. V. (Papierverein), Stuttgart, das hervorragend schöne Papier gestiftet. Ihnen wie

der Forschungsgemeinschaft sei herzlicher Dank gesagt.

D. Dr. MAX MILLER

Staatsarchivdirektor

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EINLEITUNG

Hand-Papierfabrikation; Schöpfformen und Papiermarken

Die Technik der alten Papierherstellung beruht aufzwei Arbeitsvorgängen: dem Zertrennen und Auflösenvon pflanzlichen Geweben (Leinenlumpen, Hadern)in ihre einzelnen Fasern und dem Zusammenfügen die-ser losgelösten Fasern zu einem neuen Stoff, dem Pa-pierbogen.

Das Papier wurde hergestellt mit Hilfe des Schöpf-siebes oder der Papierform. Diese besteht in ihremHauptteil aus einem Geflecht von eng parallel laufen-den, durch „Binddrähte" miteinander verbundenen„Bodendrähten". Die Abmessungen der Freiräumezwischen den parallelen Bodendrähten waren so ge-ring gehalten, daß beim „Schöpfen" der in Wasser ge-lösten Leinenfasern das Wasser durch das Sieb abfloß,die Fasern aber sich in einer dünnen Schicht auf demSieb zum Papierbogen bildeten. Dieser Prozeß hattezur Folge, daß sich unmittelbar auf den Drähten derSchöpfform weniger Papiermasse absetzen konnte alsin ihren Zwischenräumen; der Papierbogen wurde aneben diesen Stellen etwas dünner und zugleich licht-durchlässiger. Damit enthalten die mit Drahtformen ge-schöpften Papierbogen den getreuen Abdruck der Form,der bei durchscheinendem Licht klar erkennbar ist.

Die technisch bedingte Eigenart der ungleichenTransparenz handgeschöpfter Papiere führte schon seitdem Ende des 13. Jahrhunderts zur zusätzlichen An-bringung von ebenfalls aus Draht gefertigten und aufden Drahtformen befestigten (aufgenähten) Marken,den Papierzeichen oder Wasserzeichen. Da sich an die-sen erhabensten Stellen des Schöpfsiebes am wenigstenPapiermasse absetzen kann, so enthalten die mit ihm

gefertigten Papierbogen das transparente Abbild sol-cher Figuren. Bei Verwendung des gleichen Schöpfsie-bes tragen die Papiere das gleiche, identische Wasser-zeichen.

Aus praktischen Gründen waren bei der Papierher-stellung zwei Arbeiter (Gesellen) beschäftigt, die sichwechselseitig in die Hände arbeiteten: der „Schöpfer",der den Papierbogen mit der Form aus der Bütteschöpfte, und der „Gautscher", welcher den geschöpftenBogen auf einen Filz von der Form abdrückte (löste).Zur Vermeidung von Arbeitspausen wurde mit zweigleichgroßen Formen (Formenpaar) gearbeitet. Wäh-rend der Gautscher den Papierbogen von der erstenForm auf den Filz abdrückte, fertigte der Schöpfermit der zweiten Form bereits den nächsten Bogen undso fort.

Jede Papierform enthält eine Marke; das zusam-mengehörige Formenpaar enthält somit zwei Marken,deren Gestaltungen zwar motivgleich, aber nicht iden-tisch sind. Man bezeichnet diese beiden, ursprünglichzusammengehörigen Marken als Wasserzeichen-Paar.

Die Verwendbarkeit von Form und Zeichen mußnicht gleich sein. Ein Papierzeichen muß nicht grund-sätzlich an nur eine Schöpfform gebunden sein. Eskann sowohl schneller verbraucht (abgenutzt) werdenals die Schöpfform, als auch diese überdauern unddann auf einer anderen (neuen) Form befestigt wer-den. Somit ist es unerläßlich, auch die Abdrücke derBoden- und Binddrähte der Schöpfformen, insbeson-dere die Position der Papiermarke auf den Drähtender Schöpfform zu beachten.

Die zeitlich begrenzte Verwendung der Schöpfformen und ihrer Papierzeichen: Ausgangspunkt zur Datierung

Die Gebrauchsdauer der Schöpfformenpaare war in-folge ihrer natürlichen Abnutzung begrenzt, sie be-trug im Durchschnitt etwa 800 Ries oder rund 400 000Bogen Papier. Ein normal (und ganzjährig) arbeitenderBetrieb verbrauchte (im 16. Jahrhundert) jährlich zweiSchöpfformenpaare.

Jede Erneuerung der Formen und ihrer Papierzei-chen ist in ihren Erzeugnissen infolge der oft etwasveränderten Abstände der Binddrähte, vor allem aberdurch geringfügige, doch deutlich wahrnehmbare Än-

derungen der Dimensionen der Papiermarken vonihren Vorgängern und Nachfolgern zu unterscheiden.Diese wahrnehmbaren Unterscheidungsmerkmale las-sen sich durch datierte Beschriftungen der betreffendenPapierbogen zeitlich genau festlegen. Formenänderun-gen bilden damit die Grundlage zur zuverlässigen Da-tierung von Papieren mit identischen Wasserzeichen.Voraussetzung hierfür ist aber eine ausreichende An-zahl gültig datierter Unterlagen.

Das Problem für die Gültigkeit der Datierung ist

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die Frage, ob das „Datum" und die Zeit der Beschrif-tung zusammenfallen. Im allgemeinen wurden bei un-seren Forschungen besiegelte Briefe als gültige Unter-lagen anerkannt. Besiegelte Quittungen können rück-wirkend datiert sein und wurden nur mit Vorsichtverwertet. Wasserzeichen aus Kopien, d. s. nachträgli-chen Abschriften, können nicht als Datierungsmitteldienen, da eine Gewähr selbst für die ungefähre zeit-liche Übereinstimmung von Inhalt und Niederschriftnur selten gegeben ist. Kopien blieben daher (im Un-terschied von Briquet u. a.) unbeachtet. Von allen nichtbesiegelten Archivalien sind nur Konzept-Protokolleunbedenklich verwertbar. Reinschriften von Urbarenund Rechnungen können (besonders ab Mitte 16. Jahr-hundert) um fünf und mehr Jahre von ihren Bezugs-daten abweichen. Konzepte (diese Bezeichnung wurdeim Gebiet des Deutschen Reichs erst im 16. Jahrhundertallgemeiner gebräuchlich für Entwürfe, die nach Aus-fertigung der Reinschrift gleichzeitig als Kanzleibeleg- damals Kopie genannt - dienten) wurden als solchevermerkt; die Übereinstimmung der Textdaten mit derZeit der Niederschrift ist nicht immer verbürgt.

Die Beobachtung dieser Forderung, die an eine un-bedingte Zuverlässigkeit der Zeitaussage der Unter-lagen gestellt wurde, wirkte sich in zweifacher Weiseaus:

1. Das in den Archiven zur Verfügung stehende Ma-terial „schmolz zusammen". Es mußte auf Papierzei-chen verzichtet werden, wenn deren Übernahme dieZuverlässigkeit der Zeitaussage hätte gefährden kön-nen.

2. Die Heranziehung anderer Wasserzeichen-Editio-nen verbot sich, zumal Kontrollen erwiesen, daß derenBearbeiter großzügiger in der Auswertung des Ma-terials verfahren waren.

Daß - unbeschadet der Verdienste Briquets um die Pa-pierforschung - der „dictionnaire des marques du papier"nur mit größter Vorsicht zu Zwecken der Datierung her-angezogen werden kann, wurde bereits im Archivum 1952vol. 2, 65 ff. erörtert.

Bei den Abbildungen von Kronen mit Bügel (4890-5088)verstärkt sich der Eindruck, daß diesen nur ungefähr zu-treffende Skizzen zugrunde gelegt, oder die Zeichnungenfür die Reproduktion von fremder Hand unsachgemäßausgeführt wurden.

Mangelhaft bzw. fehlerhaft sind die Zeichnungen in denNummern 4890, 92, 4906-09, 11, 12, 16-24, 28-32, 35-38,41, 42, 44, 45, 48-50, 53, 54, 59, 60, 62, 65, 67, 68, 74,77, 78, 81-83, 87, 88, 90, 92, 93, 99, 5000, 02, 04, 05, 08,09, 11-20, 22, 23, 25, 31, 32, 34, 36, 38-41, 45, 46, 50,53, 54, 58-63, 65, 68, 78, 85, 86. In 4896, 4900, 4913fehlt die Kugel über dem Hochbügel, in 4905 nicht Buch-stabe B, sondern S, in 4908 sind die Linien über den Ini-tialen MD falsch gelesen, in 4913 ist das Monogramm un-richtig, in 4946 nicht minuskel-c, sondern -r, in 4985 nichtBC, sondern IC, identisch mit 4995, in 4989 nicht D, son-dern G wie in 4990, in 4996 fehlt das zweikonturigeKreuz über den Initialen IG, in 5010 keine „AugsburgerMarke"; Typ bisher nirgends bestätigt; in 5015-5017 sinddie Herstellermarken stark entstellt, in 4979, 4980, 4987nicht 6 Perlen im Stirnreif, sondern 5 bzw. 4.

Im Rahmen dieser kurz gefaßten Einführung kannhier auf die Ergebnisse der langjährigen, in 40 Archi-ven durchgeführten Massenuntersuchungen und derAnfertigung von 80 000 Wasserzeichen-Pausen nurverwiesen werden:

Schreibpapiere gewöhnlicher Qualitäten und For-mate mit identischen Wasserzeichen wurden von ca. 1360bis ca. 1630/50 innerhalb einer Zeitspanne von dreibis vier Jahren beschriftet. Bei ausgefertigten amtlichenwie privaten Korrespondenzen ist das Verhältnis die-ser Regel zu den Ausnahmen größer als 5000:1. BeiSchreiben, die in der Kanzlei oder beim Schreiber ver-blieben sind, vor allem bei Konzepten, ist das Ver-hältnis der Regel zu den Ausnahmen etwas kleinerals 5000:1.

Bei Papieren nicht gewöhnlicher Formate wie Groß-regal (Imperial), Regal und Mediän sowie bei feinerenQualitäten wie (ab Mitte 16. Jahrhundert) Postpapierkann günstigstenfalls der terminus a quo benannt wer-den. Die Zeitspanne zwischen terminus a quo und Da-tum der Beschriftung kann - hauptsächlich bei groß-formatigen Papieren - zwei Jahrzehnte überschreiten1.

1 Ausführlichere Begründung G. Piccard: Die Wasser-zeichenforschung als historische Hilfswissenschaft. Archi-valische Zeitschrift 52, München 1956, 62-115. Die Ergeb-nisse wurden durch inzwischen erfolgte weitere Untersu-chungen bestätigt.

Für die Begrenzung der Datierung auf engsten Zeitraumwird besonders auf die Ausführungen S. 83-96 verwiesen.

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IDIE WASSERZEICHENKARTEI IM HAUPTSTAATSARCHIV

STUTTGART UND IHRE ORGANISATION

Das durch Stoff-Aussparung gebildete Wasserzeichenist eine Negativerscheinung. Seine Sichtbarkeit ist be-stimmt durch sein Verhältnis zur Blattstärke seinerUmgebung. Infolge der zumeist geringen Transparenzder Wasserzeichen, die genaue Vergleichungen durchÜbereinanderlegen zweier originaler Papierbogen nichtzuläßt, müssen die nur in der „Durchsicht" erkennba-ren Zeichen in „Draufsicht" umgewandelt werden.Auch sind die Abweichungen der verschiedenen motiv-gleichen Formen zumeist so gering, daß zu ihrer klarenUnterscheidung und Kontrolle sehr genaue Übertra-gungen auf transparentem Papier erforderlich sind.Die naturgetreue Durchzeichnung ist somit der einzigmögliche Weg zur systematischen Erfassung von Was-serzeichen.

Die geringe Reißfestigkeit transparenter Papiereund die Unbeständigkeit der Bleipausen bedingt ihreÜbertragung auf festeres Material. Es hat sich alszweckmäßig erwiesen, die einzelnen Wasserzeichen aufformatgleiche, weiße Karten (Kartons) in schwarzerTusche zu übertragen; damit wird zugleich die Ein-ordnung der einzelnen Marken in den Gesamtstoff er-möglicht.

Die so auf maßhaltigere, hochgradig zellulosehal-tige Karten übertragenen Wasserzeichen müssen schließ-lich in einer Kartei vereinigt werden. Der Aufbau dieserKartei wird bestimmt durch seinen Zweck: d.i. dasschnelle Auffinden aller Typen mit dem kleinstmög-lichen Aufwand an Sucharbeit.

Die Masse des Vergleichsmaterials erfordert eineAufgliederung, die konsequent durchgeführt werdenmuß. Auch hierbei mußten neue Wege beschritten wer-den. Die bisher üblich gewesene alphabetische Einord-nung des Stoffes nach den Anfangsbuchstaben der je-weiligen Benennung der abgebildeten Marken setzt injedem Fall eine Namensgebung voraus. Das entsprichtweder sachlichen noch praktischen Erfordernissen. Die-ses von Briquet, Mošin u. a. angewandte Verfahrenließe sich nur dann konsequent durchführen, wenn dieMotive aller Papiermarken eindeutig erkannt und be-nannt werden könnten. Das ist nicht der Fall: bei einerbeträchtlichen Anzahl ist die spezielle Bedeutung zwei-

felhaft, eine ebenso beträchtliche Anzahl läßt Mehr-deutigkeiten zu. Hierzu muß man sich vergegenwärti-gen, daß die Motive der sämtlichen Papierzeichen nurmittels Draht in notwendigerweise stark vereinfachtenUmrißlinien angedeutet werden können. Damit sindaber ihrem eindeutigen Erkennen und Benennen be-reits Grenzen gesetzt. Zwar wird das Erkennen vonAbbildungen allgemein bekannter Motive wie Anker,Pfeil und Bogen, Kanne, Leiter, Krone u. a. m. kaumSchwierigkeiten bereiten, jedoch ist - besonders ausdem 14. und 15. Jahrhundert - eine Anzahl gegen-ständlicher Motive in der dargestellten Form heutenicht mehr hinlänglich bekannt oder in ihrer speziellenBenennung nicht faßbar. Es muß deshalb höchst pro-blematisch erscheinen, Wasserzeichenbenennungen zuwählen wie Flachsbreche, Fuchtel, Geld( !)-Beutel, Gleve,Holz(!)-Klötze, Maultrommel, Mühleisen, Pfahlwall,oder Ziegelbrennerform, Schnalle, Schwamm oder Zahn,Senkblei, Trichter oder Schabmesser, Vögel (unterteiltin Sing- oder Raubvögel!), Warenballen oder Wurstu. a. m.2. Das Aufsuchen solcher Motive in einem Was-serzeichenwerk wird durch die alphabetische Einord-nung in den Gesamtstoff noch mehr erschwert.

Mit dem — hier nur auszugsweise wiedergegebenen -Organisationsplan der Stuttgarter Wasserzeichenkarteiwird versucht, die bisherigen Mängel der Aufgliede-rung von Wasserzeichen auszugleichen. Das Vergleichs-material ist hier nicht durch seine Einordnung nach derjeweiligen Benennung der Marken willkürlich ausein-andergerissen, es wird vielmehr nach dem Sachinhaltin artgleiche Gruppen zusammengefaßt und vereinigt,so z. B. alle Tierköpfe, die gesamten Halb- und Ganz-figuren von Säugetieren usf. Innerhalb der Gruppenwird zu ihrer Übersicht das Papiermarken-Bild anstelleseiner oft unsicheren Namensgebung gesetzt. Zudemwerden sowohl bei mehrdeutigen wie auch bei mehre-ren Motiven innerhalb einer Papiermarke entspre-chende Verweisungen gegeben, so daß ihr sicheres Auf-finden gewährleistet wird.

2 V. Mošin et S. M. Traljič-, Filigranes des XIIIe et XIVe

ss. Zagreb 1957.

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ORGANISATIONSPLAN DER WASSERZEICHENKARTEI

O r d n u n g n a c h Hauptfiguren

Hauptgruppen:

I Ungegenständliche ZeichenII Heraldische Zeichen

III Kosmische, geistliche und weltliche Sinnzeichenaußer Wappen. Fabelgestalten

IV Darstellungen aus dem PflanzenreichV Darstellungen aus dem Tierreich

VI Mensch und Werk

I Ungegenständliche Zeichen

Gruppe A: l BuchstabeGruppe B: 2 und mehr BuchstabenGruppe C: Geometrische Figuren, Kaufmannszeichen

II Heraldische Zeichen

Gruppe D: Wappenschilde mit Heroldstücken,Wappenschilde mit Oberwappen

Gruppe E: Zusammenstellung a l l e r (auch nichtheraldischen) Figuren im S c h i l d

Gruppe F: Gemeine Figuren: DreibergGruppe G: Gemeine Figuren: LilieGruppe H: Gemeine Figuren: Krummstab

(Baselstab)Gruppe I: Gemeine Figuren: Schlüssel

Alle anderen gemeinen Figuren sieheunter den entsprechenden Bezeichnungenin den Gruppen K-Z

III Kosmische Zeichen, geistliche und weltliche Sinn-zeichen außer Wappen. Fabelgestalten

Gruppe K: Kosmische Zeichen: Sonne, Mond, SternGeistliche und weltliche Sinnzeichen:Kreuz, Tiara, Mitra, Engel (Krummstabsiehe H), Reichsapfel (Krone siehe L)

Gruppe L: KroneGruppe M: Fabelgestalten: Greif, Einhorn Drache,

Fortuna, Sirene

IV Darstellungen aus dem Pflanzenreich

Gruppe N: Blatt, Blüte (Blume), Ast, Baum, Frucht(Lilie siehe G)

V Darstellungen aus dem Tierreich

Gruppe O: SchlangenGruppe P: Krebstiere, Insekten, FischeGruppe Q: VögelGruppe R: Säugetiere: Geweih (doch Horn siehe W),

Kopf (doch Ochsenkopf siehe S)Gruppe S: Säugetiere: OchsenkopfGruppe T: Säugetiere: Halbfigur, ganze Figur

VI Mensch und Werk

Gruppe U: Mensch und menschliche KörperteileGruppe V: Waffen und Geräte für Krieg und Jagd

(doch Horn siehe W)Gruppe W: Horn, Hifthorn, PosthornGruppe X: Handwerkszeug, Arbeitsgeräte, Hausrat

(doch Schlüssel siehe I)Gruppe Y: Bekleidungsstücke, Schmuck, optische und

akustische InstrumenteGruppe Z: Verkehr und Bau: Rad, Anker, Wagen,

Schiff, Warenballen, Säule, Turm, Haus,Festung

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II

DIE KRONEN-WASSERZEICHEN IN DER ZEIT VON 1385 BIS GEGEN 1650

Quellennachweise

Die vorliegende Abhandlung entspricht dem Find-buch Gruppe L der Wasserzeichenkartei im Haupt-staatsarchiv Stuttgart. Die Kartei vereinigt 5000Durchzeichnungen von Kronen-Wasserzeichen, die ausetwa 3800 zuverlässig datierten Urkunden, Akten undGeschäftsbüchern in deutschen, österreichischen, nieder-ländischen und italienischen Archiven gefertigt wur-den. Akten und Geschäftsbücher enthalten zum TeilPapiere mehrerer Provenienzen bzw. Papiere der üb-lichen Formenpaare; dadurch wird die höhere Zahlder Durchzeichnungen erklärt.

Quellen:

A = Archiv

GLA = Generallandesarchiv

LRA = Landesregierungsarchiv

RA = Reichsarchiv

StA = Staatsarchiv

HStA = Hauptstaatsarchiv

HHStA = Haus-, Hof- und Staatsarchiv

STAATLICHE A R C H I V E :

HStA Stuttgart undStA Ludwigsburg: Die nach „Württemberg. Regesten"

vereinigten Bestände vor 1500, A 44 (Urfehden),A 71-73 (Korrespondenzen Hz. Christoph und Hz.Ludwig), B 383/85 (Stift Ellwangen), B 517/III(Missivbücher Kl. Weingarten), Lagerbücher (Ur-bare), Rechnungen u. a. m.

GLA Karlsruhe: Baden Generalia, Breisgau Generalia,Landvogtei Ortenau, Reichsritterschaften Ortenauund Hegau, Kl. Salem, Konstanz, Überlingen,Beraine u. a. m.

StA Düsseldorf: Jülich-Berg I, II, Kleve-Mark, Kur-köln, Handschriften.

StA-Lager Göttingen:ehem. StA Königsberg: Ordens-Briefarchiv; Her-zogl. BriefA:

A) Deutschland: geistl. und weltl. Fürsten außer Bran-denburg, Grafen und Fürsten v. Henneberg, Haus Bran-denburg, Grafen, Adel, Städte, Bürger, Ungarn, Böh-men, Schlesien.B) Polen: Geistl. und weltl. Große, Städte und Bürger.C) Westpreußen.D) Kurland und Livland.E) Rußland, Walachei, Türkei.F) Dänemark, Schweden, Norwegen.

StA Schwerin: Mecklenburg. Korrespondenzen, Bede-register.

StA Zerbst: Anhalt. Korrespondenzen.

StA Koblenz: Kurtrier, Domkapitel Trier, Reichskam-mergericht.

StA Münster: Domstift Münster: Rechnungen, Ämter-rechnungen. LA Siegen: Renteirechnungen u. a. m.

StA Nürnberg: Ratsarchiv der ehem. Reichsstadt Nürn-berg, Ansbacher Archiv.

StA Würzburg: K. Landgerichtsprotokolle, Rechnun-gen.

LRA Innsbruck: Urkunden I, II, Handschriften, Fri-dericiana, Sigmundiana, Maximiliana, Ferdinandea,PestA, o. Ö. Hofregistratur Reihen A, Ab, B, Rech-nungen (Raitbücher).

HHStA Wien: Fridericiana.

RA Arnheim: Herzogl. A: Rechnungen, Register.Gft. Culemborg: Rechnungen.

StA Basel-Stadt: Eidgenossenschaft, Polit. A 2 (Brie-fe), Rechnungen.

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STADTARCHIVE:

StadtA Braunschweig: Hauptrechnungen, Weichbild-rechnungen, Schoßregister.

StadtA Eßlingen: Stadtrechnungen, Akten.StadtA Frankfurt a. M.: Reichssachen I, II, Ratssachen,

Ratssupplikationen, Währschaften, Requisitionen undVorschreiben, Reichssteuer, Hofgericht Rottweil,Feme u. a. m.

StadtA Gengenbach: Gerichtsprotokolle, Ratsproto-kolle, Kontraktenprotokolle, Rechnungen.

StadtA Goslar: Tafelamtsrechnungen, Missive.StadtA Göttingen: Kämmereirechnungen, Briefe.StadtA Kempten i. A.: Ratsprotokolle, Rechnungen.StadtA Köln: Hanseakten, Brief-Eingänge.StadtA Konstanz: Rechnungen, Korrespondenzen.StadtA Memmingen: Städteacta; StiftsA: Rechnungen,

Zinsbücher.StadtA München: Urkunden (Ratsgeschäfte), Kämme-

reirechnungen.

StadtA Münster i. W.: Kämmereirechnungen, Gruet-amtsrechnungen.

StadtA Nördlingen: Missive, Leibgedingsquittungen,Vollmachten, Kammerrechnungen.

StadtA Regensburg: Politica, Ecclesiastica, Hansge-richt.

StadtA Rottweil: Akten und Rechnungen Stadt- undStiftsA.

StadtA Soest i. W.: Kämmereirechnungen, Akten.

StadtA Ulm a. D.: Städtebünde, Städtetagungen.

StadtA Wesel: Stadtrechnungen, Hanseakten.

StadtA Culemborg: Stadtrechnungen.

StadtA Elburg (im RA Arnhem): Stadtrechnungen.

StadtA Reval (im StA Lager Göttingen): Korrespon-denzen mit Arensburg, Dorpat, Fellin, Riga, Wesen-berg, Weißenstein, Finnland, Schweden.

P R I V A T A R C H I V E :

Fürstl. HohenloheA Neuenstein: G. A. Hohenlohe, AWeinsberg.

StiftsA Xanten: Rechnungen Dompropstei, Domburse,Kirchenfabrik u. a. m.

A Datini in Prato (Toscana): Korrespondenzen derHandelshäuser in Avignon, Barcelona, Brügge, Flo-renz, Genua, Mailand, Mallorca, Paris, Perugia,Pisa, Prato, Valencia, Venedig.

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Zweck und Gliederung des Kronen-Findbuches

Das Findbuch dient dem sicheren Auffinden des Ge-suchten, seine Organisation soll mit dem geringstenZeitaufwand jeweils erschöpfende, d. h. eindeutigeOrientierungen ermöglichen. Papierzeichen sind op-tische Darstellungen, infolgedessen kann ihre Einord-nung nur nach klar voneinander unterscheidbaren op-tischen Merkmalen erfolgen. Das aber verlangt dieGliederung des Materials der Einzelmarken einerGruppe in Abteilungen und in Typen.

Der Aufbau des Findbuches erfolgte sowohl in denGliederungen der Abteilungen als in den Typenfolgennach dem Grundsatz der Steigerung vom Einfachenzum Vielfältigen. Die Gestaltung von Papiermarkenohne Beizeichen (d. s. zusätzliche Figuren wie Stern,Buchstaben u. a. m.) ist einfacher, unkomplizierter alsjene mit zusätzlichen Figuren versehenen.

Die Krone ist als Papiermarke ohne und mit Bügeldargestellt. Die einfache Krone ohne Bügel besteht ausStirnreif und Lilienaufsätzen; die Krone mit Bügelsetzt sich zusammen aus Stirnreif, Lilienaufsätzen unddem ein- bzw. zweikonturig geformten und zumeistperlenbesetzten Bügel, dessen symmetrische Hälftenstets die gleiche Anzahl Perlen tragen: selten 2, zu-meist 3, 4 oder 5. Der Bügel trägt häufig eine Perle,auch Kugel (Reichsapfel) mit ein- oder zweikonturi-gem Kreuz, letzteres häufig von einem einkonturigenStern überhöht.

Damit sind ausreichende Charakteristika nach demGrundsatz der Steigerung vom Einfachen zum Viel-fältigen gegeben, siehe das Schema der Abteilungen Ibis XIV (S. 50).

Innerhalb der Abteilungen III, V-XIII wird beiähnlicher Gestaltung der Kronen unterschieden nachAnzahl der symmetrisch angebrachten Bügelperlen,nach Formung der Bügelspitze (kreuztragende Perlebzw. Kugel) und nach Anzahl der Stirnreif-Perlenoder solchen zwischen den Lilienaufsätzen.

Unter dem Begriff Typ wird verstanden: das vonGebrauchs- oder Abnutzungserscheinungen möglichstbefreite „Urbild" des Papierzeichens, welches seinewesentlichen Merkmale in deutlich erkennbarer undvon anderen Typen klar unterscheidbarer Form be-ständig aufzeigt.

Eine Krone mit hohem Bügel und drei symmetrischangebrachten Bügelperlen gehört mit einer gleichge-formten, jedoch mit vier symmetrischen Bügelperlengezierten Figur grundsätzlich nicht zum selben Typ.Beide stehen gesondert verzeichnet, ihre eventuelle Zu-gehörigkeit zur gleichen Produktion oder Produktions-stätte bleibt dabei unberücksichtigt3. Der Typ enthältsomit die konstanten Charakteristika der originalenPapierzeichen, ohne jedoch mit diesen identisch bzw.dimensionengleich zu sein. Die wirkliche Identität vonPapierzeichen kann nur durch die unter den entspre-chenden Typ-Nummern eingeordneten größengetreuenKopien in der Kartei ermittelt werden.

Folgende Beispiele, die Typ und typgleiche, original-getreue Kopien zeigen, sollen dies verdeutlichen:

3 Aus Gründen der Raumersparnis wurden in den Ab-teilungen IV und XIV gleiche Papiermarken mit verschie-denen Initialen unter einer Typ-Nummer verzeichnet.

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Typ I,322

und zugehörige, originalgetreue Papierzeichen aus der Fülle von 110 Einzelmarken dieses Typs:

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Nachweise und Beschriftungsdaten:

1 StadtA Frankfurt a. M.2 StA Düsseldorf3 StadtA Göttingen4 StadtA Göttingen5 StA Düsseldorf6 StA Düsseldorf7 StA Nürnberg8 StA Königsberg9 StA Königsberg

10 StadtA Braunschweig11 RA Arnhem12 StA Düsseldorf13 StadtA Frankfurt a. M.14 StadtA Wesel15 RA Arnhem16 StiftsA Xanten

RS I, 2060J.-B. I, 507KämmereiregisterKämmereiregisterJ.-B. I, 721J.-B. I, 239Rep. 2a, U. 2662OBAOBAB 115,4HA 444J.-B. I, 1231MünzeStadtrechnungenreken. Overkwart.K 15

Mainz 1425Köln 1426Göttingen 1427Göttingen 1428Hambach 1429Moringen 1430Lauchheim 1431Pr.-Eylau 1432Danzig 1433Braunschweig 1434Erkelenz 1435(Hambach) 1436Meisenheim 1437Wesel 1438Venlo 1439Xanten 1440

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Typ XIII 6

und 2 zugehörige originalgetreuePapierzeichen aus der Fülle von105 Einzelmarken dieses Typs

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Innerhalb der gleichen Typen lassen sich zwei Artender Position der Papierzeichen auf den Schöpfformenunterscheiden:

a) das Papierzeichen ist über bzw. zwischen zwei (ver-tikalen) Binddrähten befestigt,

b) das Papierzeichen ist über einem und zwischen zweiBinddrähten befestigt, wobei die Mittelachse desZeichens auf dem mittleren Binddraht verläuft.

Die entsprechende Signatur ist für a)für b)

Beispiele: Zwei originalgetreue Papierzeichen des glei-chen Typs VIII 5, zugleich Schema der Kar-teikarten der Wasserzeichenkartei im HStAStuttgart.

a)StadtA Goslar:

TafelamtsrechnungenGoslar 1531

b)RA Arnhem: HA Karel,

ingekomen brievenHorstmar* 1524

Binddraht der Schöpf form

20 Bodendrähte der Schöpf-form, zwischen 2 Binddrähtenausgezogen

K Stadt Goslar * Ø K Bf. von Münster

Zeichenerklärung zu den Karteikarten:

Obere Zeile der Beschriftung: Archiv, Archivbestand(Fundort).Darunter: Ort der Ausstellung (Beschriftung), Datum.Unten links: Aussteller (sofern erforderlich).

Ø = Original mit SiegelK = KanzleischreibenP = PrivatschreibenBei Schreibpapieren im Kanzleiformat istdas Papierformat nicht besonders ver-merkt.

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Gesucht ist die Datierung vermittels der Wasserzei-chen, sie kann daher nicht zum Ausgangspunkt der An-ordnung gemacht werden. Das Findbuch unterscheidetsich damit von den (familien-)chronologisch geordne-ten Editionen von Wasserzeichen (Briquet u. a.), derenÜbersichtlichkeit mit der vermehrten Anzahl der abge-bildeten Typen zwangsläufig unzureichend werdenmuß. Aus der Bildfolge und ihrer Numerierung kannin dem vorliegenden Findbuch somit nicht die chrono-logische Entwicklung der Papierzeichen ersehen wer-den. Auf ihre Zusammenhänge wurde, soweit erfor-derlich, im Text verwiesen.

Dem Findbuch wurden sämtliche in der Kartei vor-handenen Unterlagen zugrunde gelegt, mit Ausnahmevon etwa 30 Typen der Abteilungen I und II; für diesesind die bisherigen Ermittlungen noch nicht ausrei-chend. Eine Anzahl im „Briquet" enthaltener, haupt-sächlich italienischer Kronenmarken ohne Bügel4 konntebisher nicht oder noch nicht ausreichend belegt wer-den; überhaupt wurden Kronenpapiere im 14. Jahr-hundert nur spärlich im reichsdeutschen Raum gehandelt.

Die den Typ-Nummern im Text beigefügten Jahres-zahlen entsprechen den jeweils ersten und letzten Da-ten der Beschriftungsnachweisungen in der Kartei. DieseZeit-Grenzen können durch neu auftauchendes Mate-rial noch Korrekturen, die aber wahrscheinlich sehr ge-ring sein dürften, erfahren. Die große Anzahl der Da-tierungsbelege der stark aufgegliederten Typen berech-tigt zu der Annahme, daß die überwiegende Mehrzahlauch in fernerer Zukunft keine wesentlichen Ergänzun-gen mehr erfahren wird. Das soll nicht heißen, daßin allem bereits die Idealform einer Wasserzeichen-kartei erreicht wäre. Bei einer Reihe von Typen man-gelt es noch an erwünschten mehrfachen Nachweisun-gen. Das Schließen solcher Lücken wird erstrebt, aberes bleibt fraglich, ob das jemals in vollem Umfangemöglich sein wird.

Wenn auch — das soll ausdrücklich hervorgehobenwerden - für exakte Zeitbestimmungen nur das iden-tische Papierzeichen maßgebend sein kann, so sind dochschon auf Grund der zeitlich eng begrenzten Vorkom-men vieler, ja der meisten Typen, ungefähre Schlüssestatthaft. Solche zeitlichen Eingrenzungen sind trotzihrer nur „großmaßstäblichen" Anwendbarkeit zu-meist kleiner als die aus palaeographischen Schlüssenmöglichen bzw. wahrscheinlichen.

Das Findbuch ist kein „Ersatz" für originale Einzel-marken. Finanzielle und sachliche Gründe haben maß-geblich dazu beigetragen, daß auf die Herausgabe derEinzelmarken verzichtet wurde. Schon unsere Ver-öffentlichung von Typen bringt 547 Abbildungen, Bri-quet bringt 484 Einzelmarken von Kronen. Es liegtauf der Hand, daß die Veröffentlichung aller Einzel-marken der Krone in der Stuttgarter Kartei, insgesamt

4 Briquet Nr. 4594-4606, 4693-99, 4701-05, 07, 08,4873-89.

zur Zeit mehr als 5000, kaum zu bewältigende finan-zielle Schwierigkeiten stellen würde, schon sie nähmeüber ein Drittel der ganzen Briquetpublikation ein. In-dessen sind die sachlichen Gründe noch gewichtiger:

Die Bild-Beispiele: Typ und typgleiche, originalge-treue Papiermarken I 322 und XIII 6 machen die Pro-blematik einer Gesamtausgabe aller originalgetreuenEinzelmarken deutlich. Ein auf etwa 20 Jahre form-gleich gebliebenes Motiv würde in einem Sammelwerkmindestens 40 Abbildungen aufweisen; infolge derdurch den häufigen Gebrauch der Schöpfformen ent-standenen Deformierungen der Marken muß sich dieZahl dieser motiv- und typengleichen Abbildungen aufdas Doppelte und darüber erhöhen. Diese Abbildun-gen verteilen sich in einem gedruckten Buch notwendi-gerweise auf mehrere Seiten, sie sind nicht unmittelbaruntereinander vergleichbar, wie solches in einer Karteiohne weiteres erfolgen kann.

Papiermarken wurden bei Reparaturen der Schöpf-form, zuweilen auch bei ihrer gründlichen Reinigung,abgenommen und später erneut aufgenäht. Hierdurchkönnen Veränderungen der Position des Zeichens aufdem gleichen Schöpfsieb entstehen. Diese Veränderun-

gen, sowie die zahlreichen Deformierungen derMarken - manchmal auch geringe Dimensionsänderun-gen, die infolge des sich verschieden auswirkendenPreßdruckes bei der Papiererzeugung entstehen kön-nen - erfordern daher in jedem einzelnen Fall ein ein-gehendes Studium des gesamten typgleichen Vergleichs-materials.

Es gibt Typen, bei denen die Unterschiede der ein-zelnen Marken so geringfügig sind, daß diese im Drucknicht mehr zur einwandfreien Darstellung gebrachtwerden können. Geringfügige Maßstabveränderungendes Papiers durch den Druck oder durch Feuchtigkeits-aufnahme können das betreffende Zeichen einem ganzanderen Jahr zuweisen, d. h. die erstrebte Zuverläs-sigkeit der Methode wird entscheidend gefährdet.

Die Zuverlässigkeit konnte nur dadurch gewährlei-stet werden, daß die einzelnen Marken mit peinlicherGewissenhaftigkeit auf maßstabhaltigeren besten Kar-ton übertragen und an einer Stelle - dem Hauptstaats-archiv Stuttgart - deponiert wurden. Es wird also not-wendig sein, unter Einsenden des originalen Papiersoder einer originalgetreuen Durchzeichnung der Papier-marke und der Boden- und Binddrähte der Schöpf-form die Zeit der jeweiligen Einzelmarke zu erfragen.Dieser - gegenüber den Editionen der Originalmarkensicher umständlichere - Weg wurde von der Absichterzwungen, die Datierung mit Hilfe der Wasserzei-chen von technischen Mängeln und den daraus sich er-gebenden Unsicherheiten und Zweifeln zu befreien.Vielleicht ist ein ungefährer Vergleich mit einer Samm-lung von Fingerabdrücken zulässig: ihre Identifizie-rungen können nur in einer fachkundigen Zentralstellemit Sicherheit erfolgen.

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III

DIE BEDEUTUNG DER KRONE ALS PAPIERMARKE

Papiermarken sind zumeist Gütezeichen. Es war üb-lich, handgeschöpfte Papiere nach ihren Marken zubenennen und zu handeln. Das Motiv „Krone" ent-spricht durchaus den Erfordernissen einer solchen Güte-marke: es ist technisch leicht zu bilden (mit Draht zuformen), das allerseits bekannte Symbol ist auch inseinen zahlreichen Variationen eindeutig erkennbarund zudem von attraktiver Wirkung.

Die Krone ohne Bügel erscheint im ersten Drittel des14. Jahrhunderts in italienischen Papieren, sie ist in ih-ren letzten Vorkommen in Italien, Frankreich undDeutschland noch nach 16505 und zum Teil bis zumEnde der Handpapiermacherei nachweisbar. Der Über-gang von Krone plus zusätzlicher Signatur zur gekrön-ten Signatur ist fließend.

Ihr Aufkommen als Papiermarke steht nicht in er-kennbarem Zusammenhang mit politischen Ereignissen(Königswahl, Kaiserkrönung). Auch die wesentlichjüngere Gestaltung der Krone mit Bügel (Hochbügel)hat keinen erkennbaren politischen Hintergrund. Dieersten dieser Papiere wurden 1474 in der Kanzlei Kai-ser Friedrichs III. beschrieben (vgl. XII 27), aber nichtnur dort. Schon 1472 fanden in der gleichen KanzleiPapiere mit der getreuen Nachbildung der Tiara Ver-wendung.

Kurz vor 1500 begann die lothringische (vogesische)Produktion von Kronenpapieren, ihr folgte die imBasler Raum und im Elsaß. Ungefähr gleichzeitig mitden ersten vogesischen kamen die Nürnberger Kronenund auch die schwäbischen aus dem Reutlinger Raumauf.

Die vogesisch-elsässische Gruppe - sie umfaßt dievogesische Produktion um Épinal, das Elsaß (Straß-burg, Kolmar, vielleicht auch Thann) und zumindesteinen Teil des Basler Raumes - läßt schon in der glei-chen oder doch verwandten Gestaltung der Papierzei-chen auf ein geschlossenes Produktionsgebiet schließen.Tatsächlich standen die Produktionsstätten der Voge-sen, des Elsaß einschließlich der Ortenau und Baselseinschließlich der Basel zugehörigen südbadischen Pa-piermühlen in engem wirtschaftlichem Kontakt, ihrAbsatz wurde großenteils von Basler und StraßburgerKaufleuten gelenkt.

Die Gestaltungen der oberitalienischen Krone mitHochbügel, der oberrheinischen (vogesisch-elsässischen)und auch die der schwäbischen Kronen ohne Perlenscheinen ohne Vorbilder zu sein, die Kompositionen

5 Späte Kronenformungen siehe II 102, 175, IV 31, 32,41- 43, 51, 55, XIV 31-34, 41- 43, 47, 49, 51-53.

„Krone" wurden eigens als Papiermarke erdacht undgeformt. Nur die kleine Krone mit Bügel süddeutscherProvenienz (Zürich?), vgl. IV 1,2, scheint zeitgemäßenVorbildern entnommen zu sein, ihre Ähnlichkeit mitder Königskrone im Mittelrelief des Goldenen Dachlszu Innsbruck ist unverkennbar. Die Danzig-westpreu-ßische Krone mit Hochbügel (XII 10) ist zweifellositalienisch beeinflußt.

Die süddeutschen (Nürnberger) Kronen III 22, 23und VI l, 2, 5 zeigen ebenfalls eigene Wege auf, ihreGestaltungen sind jedoch nicht sonderlich geglückt undhaben keine Nachahmung erfahren.

Die jüngeren Kemptener Formen XIV l, 2, 21-27,31-34, 43, 47, 48, 52 sind Mitra-ähnlich. Ihre Kron-reife werden jedoch zumeist von Lilienaufsätzen über-ragt, welche nur in weltlichen Herrscherkronen zu be-obachten sind.

Zur Frage: Formatbezeichnung oder Qualitätsmarkeschreibt Briquet (Les filigranes... II, 283): »(La cou-ronne) a été en usage dès la seconde décade du XIVe

s. et il a laissé son nom à un format de papier«. Bishergemachte Beobachtungen widersprechen dem. Wahr-scheinlich darf nicht generalisiert werden. Was für dieeine Papiermühle oder selbst Papiererzeugungs-Regiongalt, mußte nicht auch für andere verbindlich sein.Spätestens mit dem Ausgang des 15. Jahrhundertswaren italienische, vogesische wie süddeutsche undseit ihrem Aufkommen im 16. Jahrhundert auch Baslerund elsässische Kronenpapiere nicht oder nicht mehran bestimmte oder feste Größenordnungen gebunden.Mitte 16. Jahrhundert ist die oberitalienische „Kronemit Stern" ebenso im Kleinformat (kleines Schreib-papier) wie im Großregalformat (Imperial) anzutref-fen:

Krone inKlein-Scbreibpapier

(Rom, 1565)

Krone imGroßregalformat

(Innsbruck, 1556)

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Auch die Kemptener Krone XIV 22 befindet sich form-gleich im Kanzlei- wie im Regalformat, ihre Dimen-sionen sind gleich.

Die Krone mit Hochbügel Abt. III-XIII wurdezwar nur in Kanzleiformaten gefunden. Jedoch kor-respondieren die Abmessungen dieser Kanzleiformatemit anderen Qualitäten der gleichen Produktion, sodaß auch diese Kronengestaltungen keinesfalls alsFormatbezeichnungen dienten. Die Abmessungen vonKanzleiformaten verschiedener Provenienz bestätigendas:

Erzeugungsort

Schreibpapierim Kanzleiformatmit Zeichen

Produk-tions- Formatjahr ca. in cm

Erzeugungsort

Schreibpapierim Kanzleiformatmit Zeichen

Produk-tions- Formatjahr ca. in cm

OberitalienVogesenVogesenVogesenVogesenVogesenStraßburgUrach (Württ.)AugsburgBaselBaselBaselDillingenDresdenÉpinalFrankfurt a. M.Frankfurt a. M.GengenbachGiengenHeidelbergHeidenheimHeidenheimHeidenheimLandsberg a. L.LiegnitzLiegnitzLohr a. M.Gft. MontbéliardMünchenMünchenMünchenMünchenNürnbergNürnbergNürnbergNürnbergNürnbergOffenburgOffenburg

Krone m. BügelKrone m. BügelKrone m. BügelKrone m. BügelKrone m. BügelKrone m. BügelKrone m. BügelKrone m. BügelWappenWappenWappenWappenOchsenkopfWappenBärAdlerBuchstabe FAdlerWappenWappenHirschHirschAdlerWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappenWappen

151415281528152815551564155215601560155715581567156015551558156215601563156515651561156715651559156415641564156515521553155815681558155915601567156815591560

RavensburgRavensburgRavensburgReutlingenSchrobenhausenStraßburgUrach IUrach IUrach II

WappenWappenWappenSchlüsselWappenWappenWappenOchsenkopfOchsenkopf

155515571566155515561566156015651559

32,533,032,332,532,731,932,232,132,0

Diese Maße wurden von besonders gut erhaltenenBogen genommen. Millimetergetreue Messungen sinddurch den ungleich verlaufenden sogenannten Büt-tenrand erschwert; zudem können sich die Dimen-sionen der Papierbogen infolge der Einwirkung ver-schiedener Faktoren, hauptsächlich durch den sich ver-schieden auswirkenden Druck der Naßpressen bei derFabrikation meßbar verändern. Differenzen von ca.1/60 (ca. 5 mm) sind möglich. Die Abmessungen der be-zeichneten 50 Papierbogen im Kanzleiformat betragenbei Kronenpapieren 32,5 bis 34 cm 40,8 bis 43 cm,bei anderen Marken 31,9 bis 33 cm 41,8 bis 44 cm.

Da die Kronenmarke im 15. und 16. Jahrhundertnachweislich nicht der Formatbezeichnung diente, warsie damit eine Qualitätsmarke? Oder gibt es noch einedritte Möglichkeit: war die Krone eine Papiermarke,deren Gebrauch nicht an irgendwelche Bedingungengeknüpft war, ein Zeichen also, das entweder aus Tra-dition oder vorwiegend seiner bildhaften Wirkung we-gen und selbst unter ganz verschiedenen Voraussetzun-gen gewählt wurde? Die Beantwortung ergibt sich erstmit der Erörterung von Erzeugung und Umsatz, vgl.den folgenden Abschnitt.

Im allgemeinen zeigt die Erfahrung, daß auch dieQualitäten der mit gleichen Marken versehenen Pa-piere stark unterschiedlich sind, wie überhaupt die Lei-stungen der Papiermühlen von den verschiedenstenqualitätsbestimmenden Faktoren abhängig waren unddie Güte ihrer Produktion selbst in ihren Spitzen-leistungen stark variiert. Eine verbindliche „Norm füralle" ist nirgends gegeben. Aber auch mit der stetigwachsenden Anzahl der produzierenden Papiermühlenund der daher resultierenden stetigen Minderung ge-eigneter Rohstoffe verringerte sich zwangsläufig dieQualität der Produkte. Das wurde schon zu Beginn des16. Jahrhunderts häufig bemängelt.

1518 schrieb der Innsbrucker Archivar Wilhelm Putsch(man möchte sagen: wehmütig!) auf ein leeres Blatt einestiroler Rechnungsbuches vom Jahre 1292: „Das ist gutSchreibpapier gewest". 1753 schrieb ein ungenannter spä-terer Registrator darunter: „Butsch hat recht, aber auchdie Schrift war besser!"

22

32,533,634,034,033,032,333,332,032,433,032,533,032,531,933,032,032,231,932,732,431,932,431,932,232,033,033,031,932,532,433,032,832,332,532,332,432,732,032,1

43,542,943,043,141,842,640,843,844,043,042,542,043,743,742,643,643,742,643,344,042,543,442,144,043,343,843,044,043,643,243,843,642,942,742,942,943,242,843,8

43,643,843,343,644,043,643,943,842,0

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Sämtliche im deutschen Sprachgebiet gehandeltenitalienischen Papiere „mit der Krone“ waren Import-ware, - Handelsgut, das von Kaufleuten von Italiennach Deutschland eingeführt 6 und hier vorwiegendauf den bedeutenden Messen und Märkten umgesetztwurde. Die Zeitspanne des Verbrauchs solcher Papiereist außerordentlich eng: ein bis höchstens vier Jahre,und dies gleichgültig, ob die Papiere in Tirol oder inBayern, in Sachsen, im Herzogtum Schwerin, in Däne-mark, in den Niederlanden, im Deutschordensgebietoder in Polen beschrieben wurden.

Ebenso einheitlich kurzfristig war der Verbrauchvon Kronenpapieren jenes großen oberrheinisch-voge-sischen Erzeugungsgebietes, das sich mit den Handels-mittelpunkten Basel und Straßburg von den Vogesenbis über den Rhein erstreckte, einen beträchtlichen Teilder Produktionen auf den Frankfurter Messen umsetzteund einen weiteren, ebenso beträchtlichen Teil an flan-drische Umschlagplätze brachte. Wir beobachten beisolchen Produkten, die vorwiegend durch Verlagsver-träge von vornherein absatzgesichert waren: regel-mäßige Erzeugung, regelmäßigen Umsatz und regel-mäßigen, d. h. kurzfristigen Verbrauch.

Die Bedeutung des Papierfernhandels und sein Um-satz über die Frankfurter Messen soll mit dem Folgen-den kurz umrissen werden. Soweit nicht Einzelbelegeangegeben werden, stütze ich mich für die folgendenDarlegungen auf die bei der Wasserzeichenforschunggewonnenen Erkenntnisse, wie auf die im einzelnenangegebene Literatur. Hier darf angefügt werden: ausdem Umstand, daß dieselben Papiere an den verschie-densten Orten gleichzeitig beschriftet wurden, ergebensich interessante Schlüsse auf die gebräuchlichen Han-delswege und auf die Schnelligkeit, mit der die Han-delswaren befördert wurden.

Der Rat der Stadt Göttingen hatte im 15. und 16.Jahrhundert einen ständigen Beauftragten in Frank-furt, der Handelsgeschäfte mit der Stadt Göttingenbesorgte: Geldgeschäfte, Weinkäufe, Papierlieferungen.Die an den Göttinger Rat gerichteten Schreiben diesesBeauftragten Wigel Marckel d. J. (1500: Wigel Mar-ckel zu Grunaw) sind in den Kämmereirechnungen ingroßer Zahl erhalten. Marckel rechnet z.B. 1484 auf:

6 Daß diese Selbstverständlichkeit absurde Auslegungenerfahren kann, zeigt A. Renker, Das Buch vom Papier,2. Aufl. 1950, 9: „Wiederum darf die Papiermühle auchnicht allzuweit von ihren Absatzgebieten entfernt liegen,denn es ist nicht möglich, den bespannten Wagen mit derwertvollen Fracht über die schlechten Wege in weit ent-fernte Städte rollen zu lassen“.

IV

ERZEUGUNG UND VERTRIEB VON KRONENPAPIEREN

„Item vor die 2 ryß pappier 1 Gulden 8 ß, und vordas faß 13 heller...“; oder „Item han ich (in derHerbstmesse 1487) uch ußgeben vor 2 reysse pappier1 Gulden 15 ß“.

Die ab 1393 fast lückenlos erhaltenen Göttinger Käm-mereirechnungen enthalten seit ihrem Beginn stets diegleichen Papiere, die auch für die Frankfurter Kanzleibezogen wurden. Man darf daher annehmen, daßsolche engen und für das späte 15. und das 16. Jahr-hundert belegten Handelsverbindungen zu Frankfurtauch schon früher bestanden.

Kronenpapiere sind enthalten in den Kämmerei-rechnungen der Jahrgänge

1516/17 Prov. oberrh.-vog.1519/20 Prov. oberrh.-vog.1520/21 Prov. oberrh.-vog.: Basel1522/23 Prov. oberrh.-vog.1523/24 Prov. oberrh.-vog.1525/26 Prov. oberrh.-vog.: Basel, mit Hersteller-

marke Dürr1526/27 Prov. oberrh.-vog.: identisch mit 1525/261528/29 Prov. oberrh.-vog.1532/33 Prov. oberrh.-vog.: Basel1534/35 Prov. oberrh.-vog.1536/37 Prov. oberrh.-vog.: zwei verschiedene For-

men mit Hifthorn, viel-leicht schon Posthorn

1537/38 Prov. oberrh.-vog.: Épinal1540/41 Prov. oberrh.-vog.: zwei verschiedene For-

men mit Buchstaben Mund N.

Nach der Gründung einer Papiermühle in Frank-furt am Main (1539) wurde von 1541/42 bis 1586/87außer in vier Fällen ausschließlich Papier dieser Müh-le(n) bezogen. Anders zu Ende des 16. Jahrhunderts,als nun auch in der Nachbarschaft Göttingens eine Pa-piermühle brauchbare Schreibpapiere herstellte und(ab 1587) der Kanzleibedarf der Stadt von dieser Pa-piermühle bezogen wurde, z.B. 1597: „3 Ries vomHertzperge geholt“; desgleichen „2 Ries am 22. No-vember“ und „7 Ries am 14. Februar 1598“.

Von dem stadtansässigen Händler wurden nur ganzgelegentlich vorwiegend außergewöhnliche Formate inkleinsten Mengen bezogen. Die Rechnungen verzeich-nen in dem gleichen Zeitraum 1597/98 insgesamt dreisolcher Einkäufe, einmal „zwei Buch Papier“, dann„ein Buch Papier", und „ein Buch Makulatur“. EinBuch Schreibpapier hatte 24 Bogen.

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Die Tafelamtsrechnungen der Stadt Goslar enthal-ten oberrheinisch-vogesische Kronenpapiere in denJahrgängen 1508, 1514, 1516 bis 1519, 1521 bis 1523,1525 bis 1528, 1530 und 1531. Ihr Bezug über Frank-furt steht außer Zweifel.

1534 wurde sächsisches Papier (Provenienz Dresden)verwandt, ebenso 1536; 1544 Papier von Freiberg,1546 zum ersten Male Papier aus der Umgegend, ausWernigerode; ebenso 1550 bis einschließlich 1556, 1560und 1561; zwischendurch und bis 1558 FrankfurterPapier oder solches, das nachweislich auf den Frank-furter Messen gehandelt wurde. Dann hört der Fern-bezug von Kanzleipapieren auf.

Die fünf autonomen Weichbilde Braunschweigs be-zogen bis 1506 oberitalienische Kronenpapiere, diewahrscheinlich über Nürnberg gehandelt wurden. Inden fünf nebeneinander laufenden Rechnungen undSchoßregistern der Weichbilde sind kaum je die glei-chen Papiere verwendet; die Gruppe der oberrheinisch-vogesischen Kronenpapiere ist stark unterschiedlichvon 1513 bis 1572 enthalten. Die Papiere wurden hieralso nicht zentral bezogen, so daß die Marken nur ge-legentlich übereinstimmen. Ihr Bezug über Frankfurtist sehr wahrscheinlich. Die Kanzlei der Altstadt ge-brauchte von ca. 1520 bis 1586 vorwiegend nordfran-zösische Papiere. Nach 1586 fand dieser Fernbezugsein Ende.

Die Stadt Münster i.W. bezog bis 1588 FrankfurterPapiere oder solche, die auf Frankfurter Messen ge-handelt wurden, die Stadt Soest bis 1625.

Die Innsbrucker Kanzlei bezog bis 1536 fast aus-schließlich oberitalienische Papiere, darunter von ca.1500 bis 1530 sehr häufig Kronenpapiere; von 1537bis 1592 vorwiegend Papiere aus Kempten i. A. undKaufbeuren; von 1592 an fast ausschließlich solche ausdem nahen Wattens (Tirol). Auch hier hört zu Endedes 16. Jahrhunderts der Fernbezug auf.

Über den Vertrieb von Kronenpapieren finden sichin dem Rechnungsbuch der Froben und Episcopius,Buchdrucker und Buchhändler zu Basel, 1557-1564,hg. v. R. Wackernagel, Basel, 1881, interessante Anga-ben:

S. 19: Item von 13 octobris 1559 byß auff 20 aprilis1560 bracht m. Clauß von Mulbergk7... groß kro-nenn papyr 8 ballenn 8 ryß 8, thütt fl 52 ß20.

S. 24: Item Klauß Schmydt von Mulbergk7 brachtvon 24 octobris 1561 byß auff 13 aprilis 1562 kronennpapyr ballenn 70. thůtt pro 6 fl = 420 fl.

7 m. (Meister) Clauß Schmidt der bapeirer zu Mulberg(Maulberg) gibt jerlidien von der bapiermülen daselbst angelt 1 lb 3 ß (Basler Währung), bapier 1 riß." GLA Karls-ruhe, Berain 7008, Schopfen (Schopfheim).

8 Groß Kronenpapier ist solches im Kanzleiformat.9 Gervais Charlemaigne von Cheniménil, ca. 1550 bis

1565 Eigentümer der Papiermühle de la Vologne in Jar-menil s. ö. Épinal (Jean Marie Janot, Les moulins de pa-pier de la region vosgienne. Nancy 1952, vol. II 398, 401).

. . . Item Servais Charlemaingk 9 schickt vonn 19 junii1561 byß auff 23 februarii (1562) kronenn papyr baln48. thůtt 288 fl (d. s. ebenfalls 6 Gulden pro Ballen zu10 Ries).. . . Item m. Florentin Ambay10 schickt vonn 11 no-vembris 1561 byß auff 4 aprilis 1562 . . . kronennpapyr ballen 4 ryß 7 = 28 fl 5 ß (das entspricht eben-falls einem Preis von 6 Gulden je Ballen).

S.42: 1562, September: Clauß Schmydt von Mul-bergk schickt dyß meß (Frankfurter Messe, hier Ter-minbezeichnung!) kronenpapyr pallenn 69 ryß 8 zu6 fl. thůtt 418 fl 20 ß.. . . Frydlin Huyßler11 fur kronenn papyr baln 7 ryß8 = 46 fl 20 ß (das sind ebenfalls 6 Gulden je Ballen).. . . Sylvester Charlemagnie 9 schickt... kronenn papyrbaln 4 ryß 6 thůtt fl 27 ß 15.

S. 60: Item Clauß Schmydt vonn Mulbergk brachtvonn 16 maji byß auff 22 aprilis 1563 kronenn papyrballen 106 ryß 6. thůtt 639 fl 15 ß.

Namentlich benannt sind vier Papiermacher ausMaulburg (Baden), Basel und Éipinal. Die Preise wa-ren für alle völlig gleich. Der Vergleich dieser Preise(6 Gulden pro Ballen oder 36 Kreuzer je Ries) läßtauf vertragliche Bindungen schließen. Um 1600 be-richtete der württembergische Baumeister HeinrichSchickhardt sehr ausführlich über den „Verlag" einesBasler Händlers für die Papiermühle zu Montbeliard,wonach der Papiermacher für 1 Ballen Druckpapier7V2 Gulden erhielt, für einen Ballen Schreibpapier 81/2

Gulden. Verkaufserlös zu Basel: für Druckpapier 10bis 11 Gulden, für Schreibpapier 131/2 Gulden (Pic-card, AZ 52, 89).

Die Papierpreise waren um 1600 gegenüber denenvon 1560/62 um rd. 25 Prozent erhöht: so bezahlte z.B. die Stuttgarter Landschreiberei für 1 Ries Schreib-papier

1560 1 fl1564 l fl 8 kr1580 l fl 12 kr, und seit1592/93 1 fl 16 kr, immer für die glei-che Sorte und vom gleichen Erzeuger.

Die innerhalb 1560 bis 1600 erfolgte 25prozentigePreiserhöhung galt auch für Druckpapiere. Sechs Gul-den (1560) plus 25 Prozent ergeben genau 7V2 Gulden- die nämliche Summe, die der Papiermacher, nachSchickhardt, im Verlagsvertrag für ein Ballen Druck-papier erhielt. Damit ist zugleich die Klassifikation derKronenpapiere der erwähnten vier verschiedenen Lie-

10 Florentin Ambay wohl identisch mit Florentin Au-bert, gruyer d'Arches et maître de la papeterie de l'Isleà Cheniménil (Janot I 51, 172, 178). 1557-1595 ebendaals Eigentümer der Papiermühle zu Cheniménil (s. ö. Épi-nal) benannt.

11 Frydlin Huyßler = Fridli II Heusler, seit 1545selbständiger Papiermacher zu Basel (Geering, Handel undIndustrie der Stadt Basel. Basel 1881, 529).

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feranten gesichert: Basler wie vogesische Kronen-papiere sind auch Druckpapiere.

Papiere mit der Marke: Krone mit hohem Bügelfanden auch für Dürer-Drucke Verwendung. Vgl. Jo-seph Meder, Dürerkatalog, Wien 1932, Papierzeichen-Abbildungen 20, 26-29, 31-35, 37, 38, 51, 147, 340,341.

Nach Heinr. Pallmann: Sigmund Feyerabend, seinLeben und seine geschäftlichen Verbindungen (Archivfür Frankfurts Geschichte und Kunst N.F.7, Frankfurt1881) bezog der Frankfurter Buchdrucker Georg RabKronenpapiere von den Straßburger PapierhändlernNikolaus v. Dürkheim und Balthasar Marstaller, z. B.von Herbstmesse 1567 bis Fastenmesse 1568 „36 Bal-len groß Kronen" von Nikolaus v. Dürkheim; von Fa-stenmesse bis Herbstmesse 1569 von Balthasar Mar-staller „29 Ballen hoch Kronen" und von Nikolaus v.Dürkheim „28 Ballen hoch Kronen".

Im Stadtarchiv Wesel wurden oberrheinisch-voge-sische graue Makulaturpapiere aus dem zweiten Drit-tel des 16. Jahrhunderts mit der hohen Krone als Pa-piermarke gefunden.

Wenn vorher betont wurde, daß bei solchen Produk-ten, die vorwiegend durch Verlagverträge von vorn-herein absatzgesichert waren, regelmäßige, zeitlich nichtunterbrochene Erzeugung, regelmäßiger Umsatz undregelmäßiger Verbrauch beobachtet wird, so trifft dasnur bei dieser, allerdings weitaus größten Gruppe derPapiererzeugung zu. Infolge des raschen Wechsels derSchöpfformen, die bei regelmäßigem Gebrauch inner-halb einer relativ kurzen Zeitspanne (etwa 1 Jahr) ge-gen neue ausgetauscht werden mußten, ist die Mög-lichkeit, solche Papiere zeitlich festzulegen, außeror-dentlich günstig. Ihre Umlauf zeit, d. i. die Zeitspannezwischen Erzeugung und Verbrauch, ist nirgends grö-ßer als ein bis höchstens vier Jahre.

Im Gegensatz zu diesen sind engste zeitliche Ein-grenzungen erschwert bei Erzeugnissen einer kleinenGruppe schwäbischer Papiermühlen, die nicht mitKaufleuten in herkömmlicher vertraglicher Partner-schaft standen. Jedenfalls ließ sich das Letztere nichtnachweisen bei Papiermachern, die in der ReutlingerBruderschaft vereint waren. Merkwürdigerweise ergin-gen von dieser - die Reutlinger waren ihr eigentlicherMotor — starke Eigenständigkeitsbestrebungen, wiesolche in den Satzungen von 1527 zum Ausdruck ka-men und bis in das 17. Jahrhundert volle Gültigkeitbesaßen. Diese Bestrebungen richteten sich gegen dieKaufmannschaft und damit gegen das übliche und zu-weilen preisdiktatorische Verlagssystem.

Weder Reutlinger Kronenpapiere, noch die des be-nachbarten Urach fanden den Weg über die Frank-furter Messen, ihr Verbrauch ist daher regional be-grenzt. Lediglich die Nördlinger Messe, die für denPapierhandel jedoch von geringer Bedeutung war,kannte den Vertrieb solcher Produkte, die in kleineren

Mengen von den Erzeugern oder deren Beauftragtenhier zum Verkauf gebracht wurden.

Als Beispiele dienen die schwäbischen Kronen ohneBügel-Perlen IV 6, 12 und 13:

IV 6 (Provenienz Reutlingen) ist in 33 Exempla-ren erfaßt. Die Belege entstammen ortsverschiedenenKanzleien und Privaten. Zeitraum der Beschriftung:1496-1519. Lücken: 1503-1509. Wahrscheinlich er-folgte 1502/03 bis 1508/09 keine Produktion vonKronenpapieren. Die Schöpfformen der Beschriftungs-jahrgänge 1501/02 und 1510 bis 1515 sind gleich; dochsind in den späteren Produktionen konstante Draht-verbiegungen der Papierzeichen zu beobachten. DieseReutlinger Kronenpapiere, die nur in einem beschränk-ten Umkreis von der Produktionsstätte nachgewiesensind, können nur in geringen Mengen erzeugt wordensein, denn in diesem kleinen Absatzgebiet, das etwadem Territorium des ehem. Königreichs Württembergentsprach, produzierten um 1500 bereits 10 Papier-mühlen, deren Erzeugnisse auch in diesem gleichen Ge-biet regelmäßig nachzuweisen sind. Man kann folgendeFormel aufstellen: Geringere Produktion = geringereAbnutzung der Schöpfformen = längere Gebrauchs-dauer der gleichen Formen mit den gleichen Papierzei-chen — weitere (längere) Zeitspanne für die Datierungder Einzelmarke.

IV 12 und 13, Provenienz Urach, ist in 120 Exem-plaren erfaßt. Nachweisungen (Zeitraum der Beschrif-tung): 1510-1519, 1525-1526, 1532-1547, 1552-1562und 1578-1581. Man ist versucht, das Fehlen jeglicherNachweisungen für den Zeitraum 1519-1525 und1526-1532 in politischen Zusammenhang zu bringen:1519 erfolgte die Vertreibung des Herzogs Ulrich vonWürttemberg. Die österreichische Verwaltung in Würt-temberg bezog vorwiegend Ravensburger Papiere undwenn von Urach, dann nicht solche „mit der Krone".Aber auch nach der Rückkehr des Herzogs (1534) fin-det man - obwohl nun wieder regelmäßiger UracherKronenpapiere in die württembergischen Kanzleiengelangten - Gebrauchsspannen, welche die bei ober-italienischen wie oberrheinisch-vogesischen Papierenbeobachteten konstant überschreiten. Die Zeitspannedes Vorkommens identischer Papiere beträgt hier fünfbis sieben Jahre gegenüber ein bis vier Jahre der ita-lienischen und oberrheinisch-vogesischen Kronenpa-piere. Die daraus zwangsläufig entstehende Frageeventueller Vorratshaltung beim Verbraucher ist durchdie Landschreibereirechnungen nachprüfbar, sie mußverneint werden. Von den beiden Uracher Papiermüh-len bezog die Stuttgarter Kanzlei über 9O°/o des Ge-samtbedarfs der württ. Verwaltung. Von der Papier-mühle des Hans Heinzelmann wurde die Hauptmengebezogen, während die des Ulrich Heinzelmann gerin-gere Quantitäten lieferte. Beide erzeugten je drei ver-schiedene Formate bzw. Qualitäten: Ulrich Kronen-papier und Ochsenkopfpapier im Kanzleiformat, so-wie kleines Schreibpapier.

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Kronenpapiere wurden innerhalb des Zeitraumes1540/41 bis 1560 von ihm gekauft und zwar in denJahren

1540/41 28 Ries zu je 18 Batzen {l fl 12 kr)1544/45 15 Ries1552/53 12 Ries zu je 1 Taler (1 fl 13 kr)1554/55 12 Ries1555/56 22 Ries1556/57 15 Ries1557/58 9 Ries1558/59 30 Ries.

Die Preise betragen für Kronenpapier: 1 fl 12-13 kr,für Ochsenkopfpapier: 1 fl, für kleines Schreibpapier:48 kr, nach 1546 nur 36 kr je Ries (1 Ries = 20 Buch

24 Bogen = 480 Bogen Schreibpapier). Kronen-papiere waren somit um 20% teurer als die preisübli-chen Ochsenkopfpapiere. Beide sind formatgleich.Merkliche Qualitätsunterschiede zwischen Kronen-und Ochsenkopfpapieren lassen sich heute kaum mehrfeststellen.

Der nichtamtliche Verbraucher hat kaum UracherKronenpapiere gekauft, das Fehlen dieser Erzeugnissein privaten Korrespondenzen dürfte in dem wesent-lich höheren Preis seine Begründung finden. Das Stadt-archiv Ulm enthält nur ein Stück v. J. 1526, das Stadt-archiv Nördlingen ebenfalls nur ein Privatschreiben v.J. 1521 (Form von 1519) und, mit Ausnahme derStuttgarter Kanzlei, nur drei Amtsschreiben aus den

Jahren 1525, 1532 und 1536. Die gesamten Stuttgar-ter Bezugsmengen von Kronenpapieren des UlrichHeinzelmann zu Urach betragen 143 Ries innerhalbvon 12 Jahren. Das ist überraschend wenig, wenn mansich vergegenwärtigt, daß ein einziges Schöpfformen-paar ausreichte für die Erzeugung von etwa 750 bis800 Ries.

Die gleiche längere Gebrauchsdauer der Formenbzw. ihrer Papierzeichen gilt auch für Kronenpapiereder vorderösterreichischen Papiermühle zu Rottenburgam Neckar, siehe VI 45b. Auch diese Papiere sind nurinnerhalb eines enger begrenzten Umkreises von ihremErzeugungsort nachweisbar. Die benutzten Schöpffor-men sind von 1555 bis 1563 gleich, das Papierzeichenist formgleich.

Abschließend seien die Ergebnisse zusammengefaßt:Die Krone mit Bügel als Papiermarke bezeugt keine,die gesamte Erzeugung bindende und ungefähr ein-heitliche Qualität. Die Krone befindet sich sowohl in(örtlich) besten Kanzlei-Schreibpapieren (Württem-berg), in gewöhnlichen gangbaren Schreibpapieren imKanzleiformat (oberrheinische Gruppe einschließlichder Vogesen), in Buchdruckpapieren, und selbst in Ma-kulaturpapieren. Ihre Formate unterscheiden sich nichtvon denen mit anderen Marken gezeichneten Papierenim Kanzleiformat. Die Gebrauchszeiten der Schöpf-formen zur Herstellung von Kronenpapieren sind ent-sprechend ihren verschiedensten Qualitäten unter-schiedlich.

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DIE HERKUNFT VON KRONENPAPIEREN

Der Herkunftsbezeichnung von Kronenpapierensind Grenzen gesetzt, insbesondere bereiten ihre nä-heren Eingrenzungen bis zur Ermittlung ihrer Her-steller erhebliche Schwierigkeiten.

Die archivalischen Quellen - sofern solche überhauptvorhanden sind - verzeichnen allenfalls die Zinslei-stungen und damit die Existenz einer Papiermühle.Wir kennen so, aber auch nicht immer, ihren Eigen-tümer, vielleicht noch den Pächter, und wenn die Ar-chivalien besonders ergiebig sind, auch die Papier-macher. Wir erfahren gelegentlich von Beschädigungender technischen Anlagen durch Naturkatastrophenoder, bei Steuerversäumnis, etwas über die dazu füh-renden Gründe. Mehr ist nicht zu erwarten, denn allesweiter Interessierende, nämlich Art und Umfang derProduktion sowie deren Vertrieb, also Handel, sindinterne Angelegenheiten des Gewerbes. Die amtlichenDokumente sagen nichts darüber aus.

Erst im 18. Jahrhundert - zum Teil erst zu Beginndes 19. Jahrhunderts - wurden „von Amts wegen"eingehende Gewerbeerhebungen getroffen, aber auchdiese geben weder über geführte Papiermarken nochüber die Vertriebsformen Auskunft.

Im 16. Jahrhundert enthalten amtliche Rechnungenje nach Art ihrer Buchführung häufiger Angaben überArt und Herkunft der bezogenen Papiersorten, so dieim vorhergehenden Abschnitt zitierten StuttgarterLandschreibereirechnungen. Sie sind zumeist die ein-zigen zuverlässigen archivalischen Quellen. Später, im17. Jahrhundert, wurden zumeist nur noch die Ge-samtausgaben beziffert und auf entsprechende Beila-gen (Quittungen) verwiesen. Solche detaillierten Zah-lungsbelege sind jedoch nur selten aus dieser Zeit nocherhalten.

Papiermarken wurden im 16. Jahrhundert und spä-terhin häufiger mit zusätzlichen Herstellermarken oderHerkunftszeichen versehen (siehe deren Liste S. 31).So tragen z. B. die Straßburger Kronen das Wappender Stadt Straßburg, die Gengenbacher die redendeWappenfigur dieser Reichsstadt, den Gangfisch, dieKronen des im Rechnungsbuch der Froben und Epis-copius genannten Fridli Hüsler aus Basel tragen des-sen Hausmarke, u. a. m. Die Festlegung ihrer Her-kunft wird durch diese zusätzlichen Zeichen ermög-licht. Schwierig wird jedoch die Herkunftsbenennungder großen Anzahl von Papiermarken, die keine be-sonderen oder die keine sicher deutbaren Hinweise aufihren Erzeugungsort oder ihren Erzeuger enthalten.

Im allgemeinen lassen Produkte einer Papiermühleinfolge deren häufigen Vorkommen in der unmittel-

baren oder näheren Umgebung der Mühle Schlüsse aufihren Ursprung zu, denn der Papierverkauf in derUmgebung der Erzeugungsstätte ist mit der Art derEinbringung der benötigten Rohstoffe eng verkoppelt:der große Rohstoffbedarf der Papiermühle - jährlichetwa 500 Zentner Leinenlumpen oder Hadern -wurdeschon der hohen Transportkosten wegen nach Möglich-keit und bevorzugt aus der näheren Umgebung ge-deckt und von hausierenden Lumpensammlern ein-gebracht. Hierbei hat sich die alte Form des Tausch-handels bis in die neueste Zeit erhalten: die Lumpen-sammler handelten ihre Ware für allerlei Kleinkramoder Papier ein, das sie zu diesem Zweck von ihremAuftraggeber, der Papiermühle, erhielten. Aber auchder Kiemverkauf von Papier durch Lumpensammlerwar Gewohnheitsrecht, dessen rege Ausübung einerecht unangenehme Konkurrenz für ortsansässigeKaufleute bedeuten konnte. So wurde 1711 im würt-tembergischen Oberamt Möckmühl ausdrücklich ent-schieden: „es dürfen Kauf- und Handelsleute denLumpensammlern nicht verbieten, das Roigheimer Pa-pier buchweise zu verkaufen" 12.

Die Erzeugnisse einer — innerhalb eines größerenGebietes - vereinzelt gelegenen Papiermühle könnensomit mit großer Wahrscheinlichkeit, soweit genügendarchivalische Unterlagen aus diesem Gebiet noch er-halten sind, lokalisiert werden. Wenn jedoch mehrerePapiermühlen innerhalb eines begrenzten Gebietes an-sässig sind, so wird die Zuweisung der einzelnen Mar-ken auf bestimmte Mühlen nahezu unmöglich.

In dem bedeutendsten Erzeugungsgebiet von Kro-nenpapieren, den Vogesen, waren um 1540/50 nichtweniger als 21 Papiermühlen tätig13. Infolge derMasse der hier auf engem Raum ansässigen Mühlenkönnen die dort produzierten Papiere nur im Aus-nahmefall bis auf ihre Erzeuger zurückgeführt wer-den; wir müssen uns mit der Feststellung begnügen,daß die Provenienz solcher Papiere nur großräumlich- „oberrheinisch-vogesisch" - benannt und begrenztwerden kann. In diesem Sinne sind auch die Angabenin der nachstehenden Herkunftstabelle zu verstehen.

Die Versuche Janots13, Kronenmarken einzelnen Pa-piermühlen zuzuschreiben, können daher nur mit Zu-rückhaltung zur Kenntnis genommen werden. In An-betracht der großen Anzahl vogesischer Papiermühlensind sie ohnehin spärlich:

12 StA Ludwigsburg, A 249, Kellerei Möckmühl, betr.Papiermühle zu Roigheim.

13 Jean-Marie Janot, Les moulins à papier de la régionvosgienne. Nancy 1952.

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Janot, Abb. 4: v. J. 1585 (entspricht X 13) wirdÉipinal zugeschrieben. Das Majuskel-G soll auf ClaudeGravisset, den Besitzer der Papiermühle hinweisen.

Abb. 108: (entspricht IX 83) wird der PapiermühleGrand-Meix in Docelles zugezählt. Das unterlegteMajuskel-A deutet auf Antoine Rawellin, der 1510/11als Eigentümer der Papiermühle genannt ist.

Abb. 165: v. J. 1556 (Marke entspricht IX 112) wirdeiner Papiermühle in Rambervillers zugewiesen. Diezusätzliche Erzeugermarke ließ sich nicht entschlüsseln.

Abb. 168: v. J. 1558 (Marke entspricht X 14) wird

ebenfalls einer Papiermühle in Rambervillers zuge-schrieben. Das Beizeichen wird als Monogramm desNicolas Phulpin gelesen.

Abb. 189: v. J. 1506 (entspricht VI 27) wird Éipinalzugeschrieben.

Das Ziel der langjährigen Ermittlungen von Was-serzeichen ist ihr exaktes Datum. Die Provenienzbe-zeichnung ist infolge des stattgefundenen Fernhandelsohnehin von untergeordneter Bedeutung, ihre Mängelbeeinträchtigen daher nicht den Wert der Wasserzei-chenforschung als Mittel zur Datierung.

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HERKUNFTSTABELLE

Abteilung I

Nr. 20 oberrheinisch35 oberrheinisch50 Böhmen; vgl. 15260 süddeutsch?

125 oberrheinisch129 süddeutsch152 Böhmen; vgl. 50153 Böhmen?161 Lothringen173 oberrheinisch174 oberrheinisch188 oberrheinisch214 nordfranzösisch ?

221-223 oberrhein.-vogesisch231 Böhmen232 oberrheinisch235 oberrheinisch253 oberrheinisch?271 oberrheinisch278 Lothringen282 Lothringen?

301-322 Piemont; 311-315 entstammen der glei-chen Produktionsstätte

341 Nordfrankreich342 süddeutsch

alle anderen wohl ausnahmslos italienisch,hauptsächlich Piemont, Venedig.

Abteilung II

Nr. 12, 13 oberrheinisch15 Nordfrankreich29 Westpreußen (Danzig); Fragment von

PZ Danziger Wappen, kurze Zeit selb-ständige Marke

30 oberrheinisch; Fragment von PZ Lilie imSchild, kurze Zeit selbständige Marke

31-33 vogesisch35-36 vogesisch

39 vogesisch42 oberrheinisch51 oberrheinisch52 Nordfrankreich53 norddeutsch: PM Berlebeck (Lippe);

HR = Hans Rabe*95 wahrscheinl. gleiche Provenienz wie I 60

131 oberrheinisch135 oberrheinisch161 gleiche Provenienz wie 15162 oberrheinisch?

172 süddeutsch: Memmingen173 Memmingen, vielleicht Kempten i. A.174 norddeutsch: PM Bentrup (Lippe);

MH = Michael Huesmann*175 norddeutsch: PM Bentrup (Lippe);

HB = Hans Bodeker*180 oberrheinisch181 italienisch: Fragment von PZ gekrönter

Dreiberg, kurze Zeit selbständige Marke231-232,241-243 Polen; s. Wappen

alle anderen italienisch, hauptsächlichPiemont, Venedig.

Abteilung III

Nr. 1 Schleusingen (Gft. Henneberg)2 Augsburg3 oberrhein.-vogesisch

4-5 Nürnberg?6-7 süddeutsch

10-12 Westpreußen (Danzig)13 oberrheinisch14 Augsburg16 Basel18 oberrheinisch

19-20 oberrhein.-vogesisch21 oberitalienisch

22-23 Nürnberg24 süddeutsch (Rottenburg a. N.?)25 Memmingen

Abteilung IV

Nr. 1-2 Zürich?3 süddeutsch

5-9 Reutlingen10 süddeutsch11 oberitalienisch

12-13 Urach (Württ.)14 Reutlingen24 Reutlingen27 Reutlingen

31-32 Kempten41-43 Kempten

51 Kempten

*) O. Weerthy Das Papier und die Papiermühlen im Fsm.Lippe. In Mitt. a. d. lipp. Gesch. u. Landeskde, Detmold 1904.

29

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Abteilung V

sämtlich oberrheinisch-vogesisch.

Abteilung VI

Nr. 1-2 Nürnberg3 Basel5 Nürnberg

45 b Rottenburg a. N.alle anderen oberrhein.-vogesisch.

Abteilung VII

Nr. 1 Freiburg i. Br. Teil des PZ gekrönterRabenkopf im Schild, kurze Zeit selbstän-dige Marke

alle anderen oberrhein.-vogesisch.

Abteilung VIII

Nr. 4-8 Basel22 wahrscheinl. Freiburg i. Br. (S R = Simon

Ritz)41-42 Straßburg43-44 Gengenbach

55 Kemptenalle anderen oberrhein.-vogesisch.

Abteilung IX

sämtlich oberrheinisch-vogesisch:Nr. 10 Kolmar

11 Basel25,141 Straßburg

142 Gengenbach4, 57, 129-131 wahrscheinlich Maulburg(Baden).

Abteilung X

sämtlich oberrheinisch-vogesisch.Nr. 48 Trier (hl. Rock)

Abteilung XI

Nr. 11 Reutlingen41 oberitalienisch43 oberitalienisch

54-56 Straßburgalle anderen oberrhein.-vogesisch.

Abteilung XII

Nr. 10 Westpreußen (Danzig)25,47 süddeutsch

alle anderen oberitalienisch (venezian. Ge-biet).

Abteilung XIII

sämtlich oberitalienisch (venezian. Gebiet).

Abteilung XIV

Nr. 1-2 süddeutsch (Kempten)3—4 süddeutsch

5 Augsburg12-53 süddeutsch, vorwiegend Kempten,

Wangen i. A., Bregenz.

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HERSTELLERMARKEN IN KRONEN

(siehe S. 27,28).

ZeichenZeitraum derNachweisungen

VIII 15,31,32IX 31, 32, 81-87, (88)X 31, 32, 55 1522-1557

VIII 16IX 15, 16, 34-36, 94X 13, 33, 34 1526-1587

IX 37, 95, 96

IM VIII 63IX 23,115,116XI 52

1534-1555

M VIII 17IX 38, 39, 97-99 1533-1549

N IX 40, (41,42), 101 1541-1558

VIII (21), 23, 62

1532-1538

1541-1550

Zeichen in

VIIVIIIIX

X

VIIX

VIIIIX

84 a, 85 a25, 26, 365, 6, 51-55,bis 136)4,39

Zeitraum derNachweisungen

(73), 79, 134, (135

1529-1562

424, 57, 129-131

1545-1564(1570)

4-611 1522-1564

VIII 1IX 1-3, 44-46, 132, 133X 44,62-64 1534-1566

VIII 35IX 7, 8, 58, 124-126 1540-1556

(VIII 7, 8)IX 30, 41, 42

(1529-1550)1549-1555

VIII 41,42IX 25, 141XI 54-56 1536-1578

E R Z E U G E R - BZW. G E G E N M A R K E N AUF 2. BOGENHÄLFTE

31

in

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Schema der Gliederung von Kronen-Wasserzeichen

Abteilung

Krone ohne Bügel

Krone ohne Bügel

ohne Beizeichen

mit Beizeichen:Stern, Buchstabe bzw. Hersteller-zeichen, Kreis, Schild.

Krone mit Bügel:Krone mit Bügel, aber ohne Kreuz, Blume oder dergleichenist in den Abteilungen III—XIV enthalten.Zusammengefaßte Bild-Übersicht vor Abteilung III.

Bügel einkonturig mit über Hochbügel

ohne Perlen, mit über Hochbügel

mit Perlen, mit oder über Hochbügel

mit Perlen, mit über Hochbügel,

mit Perlen, mit über Hochbügel,

mit Perlen, mit über Hochbügel,

mit Perlen, mit über Hochbügel,

mit Perlen, mit über Hochbügel, ohne und mit Beizeichen

ohne Beizeichen

mit Beizeichen

ohne und mit Perlen, mit Blume, Wappen oder dergleichenüber Hochbügel

mit Perlen, mit über Hochbügel, ohne Beizeichen

mit Perlen, mit über Hochbügel, mit Beizeichen

(Kemptener) Mitra-ähnliche Formung

zu VIII, IX, XIII:Beizeichena) innerhalb des von den Bügeln umschlossenen Raumesb) unterhalb Stirnreifc) außerhalb Krone und Bügel

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