vereinfachte herstellung von progenieaktivatoren durch verwendung einer neuen schraube

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Walter Weise, Vereinfachte Herstellung yon Progenieaktlvatoren usw. 265 Der Fall, welehen wir am langsten in Beobaehtung haben, ist L. P., c~, 12 Jahre alt. Status pos~ operationem propter Cheilognathopalatosehisis. Y[esiorotatio ~- 1 um 75 ~ Der rot. Apparat wurde am 24.5. 1955 anzementiert und am 12.12. 1955 hi die Retention gegeben, Wit sind uns yell bewuBt, dab sowohl die AnZahl der behandelten Falle sehr gerhlg ist, als auch die Zeit unserer Erfahrungen zu kurz ist. Unsere bisherigen Erfolge veranlaflten uns jedoeh, dieses mitzuteflen und so zum Problem der Zahndrehung beizutragen, die zum sehwersten Gebiet der ortho- dontischen Therapie geh6rt. Anschrift d. ~rerf.: Pilsen, Nerudasgasse 2 (CSR) Aus der kieferorthop~dischen Abteilung (Leiter: Dozent Dr. H. Wunderer) tier West- deutschen Kieferklinik (Direktor: Prof. Dr. K. tt/~upl) der Medizinischen Akademie Dfisseldorf Vereinfachte Herstellung von Progenieaktivatoren durch Verwendung einer neuen Sehraube Von Dr. Walter Weise, Diisseldorf Mi~ 4 Abbildungen In den fast zehn Jahren seit seiner erstmaligen Ver5ffen~lichung im Jahre 1948 hat sich der Progenieaktivator nach H. Wunde rer bei der Behandlung der eehten und unechten Progenie, aber auch des progenen Zwangsbisses und der progenen Einzelverzahnung vieffach bewghrt. Besonders bei der Behandlung yon schwie- rigeren F~llen dieser Dysgnathien hot sieh dieser Aktivatortyp als zweckm~gig erwiesen. Uber die Konstruktion, Iterstellung und Handhabung sowie die Wir- kungsweise dieses Apparates wurde eingehend yon H. Wu n der er und spgter yon W. W e is e berichtet. Mit Hilfe dieses Aktivators erreiehte Behandlungsergebnisse zeigtenu, a.K.It. Bernsdorff, W. Grossmann und I-I. Wunderer. Auf die Verwendung dieses Apparates bei der funktionellen Frfihbehandlung naeh Pro- genieoperationen wurde yon J. Schrudde, tt. Wunderer und K. H. Tiegel- kamp hingewiesen. Trotzdem hat dieser Aktivatoi~yp wohl noch nicht die Verbreitung in der kieferorthopgdisehen Praxis gefunden, die er auf Grund der mit ihm an verschie- denen Kliniken gesammelten guten Erfahrungen und der mit seiner Hilfe erreieh- ten Behandlungsergebnissc verdient. Diese Tatsache ist im wesenthchen auf die sehwierige und zeitraubende Iterstellung zurfickzuffihren. Dos Wesen des hier besprochenen Progenieaktivators liegt bekanntlich in einer medianen sagittalen Naehstellsehraube. Der Ober- und Unterkieferanteil des Aktivators sind dureh einen horizontalen, im Bereich der Sperrzone verlaufenden S/~geschnitt getrennt. Das Kaufl/~chenrelief bleibt ffir s~lntliehe Seitenz~hne in ganzer Breite erhalten. Die beiden AktivAtoran~efle sind dureb die Schraube fiber eine Km~ststoffbrfieke derart verbunden, dab sie sich bei Sehraubendi'ehung sagittal zueinander verschieben. Bei der HersteUung eines solohen Apparates wurde bisher so vorgegangen, dab man im Oberkieferantefl des Wachsaktivators eine einfache Sehrgnbe an- braehte, wie sie zur Kieferverbreiterung benutzt wird, und sie in sagittaler l~ich- tung einstellte. Nach der Uberffihrung des Apparates in Kunststoff verband man dann diese Schraube fiber eine Brfieke bus schnellhgrtendem Kunststoff mit dem

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Page 1: Vereinfachte Herstellung von Progenieaktivatoren durch Verwendung einer neuen Schraube

Walter Weise, Vereinfachte Herstellung yon Progenieaktlvatoren usw. 265

Der Fall, welehen wir am langsten in Beobaehtung haben, ist L. P., c~, 12 Jahre alt. Status pos~ operationem propter Cheilognathopalatosehisis. Y[esiorotatio ~- 1 um 75 ~ Der rot. Apparat wurde am 24.5. 1955 anzementiert und a m 12.12. 1955 hi die Retention gegeben, Wit sind uns yell bewuBt, dab sowohl die AnZahl der behandelten Falle sehr gerhlg ist, als auch die Zeit unserer Erfahrungen zu kurz ist.

Unsere bisherigen Erfolge veranlaflten uns jedoeh, dieses mitzuteflen und so zum Problem der Zahndrehung beizutragen, die zum sehwersten Gebiet der ortho- dontischen Therapie geh6rt.

Anschrift d. ~rerf.: Pilsen, Nerudasgasse 2 (CSR)

Aus der kieferorthop~dischen Abteilung (Leiter: Dozent Dr. H. Wunderer) tier West- deutschen Kieferklinik (Direktor: Prof. Dr. K. tt/~upl) der Medizinischen Akademie

Dfisseld orf

Vereinfachte Herstel lung von Progenieaktivatoren durch Verwendung einer neuen Sehraube

Von Dr. Walter Weise, Diisseldorf

Mi~ 4 Abbildungen

I n den fast zehn Jahren seit seiner erstmaligen Ver5ffen~lichung im Jahre 1948 hat sich der Progenieaktivator nach H. W u n d e r e r bei der Behandlung der eehten und unechten Progenie, aber auch des progenen Zwangsbisses und der progenen Einzelverzahnung vieffach bewghrt. Besonders bei der Behandlung yon schwie- rigeren F~llen dieser Dysgnathien hot sieh dieser Akt ivator typ als zweckm~gig erwiesen. Uber die Konstruktion, Iterstellung und Handhabung sowie die Wir- kungsweise dieses Apparates wurde eingehend yon H. W u n de r er und spgter yon W. W e is e berichtet. Mit Hilfe dieses Aktivators erreiehte Behandlungsergebnisse zeigtenu, a . K . I t . B e r n s d o r f f , W. G r o s s m a n n und I-I. W u n d e r e r . Auf die Verwendung dieses Apparates bei der funktionellen Frfihbehandlung naeh Pro- genieoperationen wurde yon J . S c h r u d d e , t t . W u n d e r e r und K. H. T i e g e l - k a m p hingewiesen.

Trotzdem hat dieser Aktivatoi~yp wohl noch nicht die Verbreitung in der kieferorthopgdisehen Praxis gefunden, die er auf Grund der mit ihm an verschie- denen Kliniken gesammelten guten Erfahrungen und der mit seiner Hilfe erreieh- ten Behandlungsergebnissc verdient. Diese Tatsache ist im wesenthchen auf die sehwierige und zeitraubende Iterstellung zurfickzuffihren.

Dos Wesen des hier besprochenen Progenieaktivators liegt bekanntlich in einer medianen sagittalen Naehstellsehraube. Der Ober- und Unterkieferanteil des Aktivators sind dureh einen horizontalen, im Bereich der Sperrzone verlaufenden S/~geschnitt getrennt. Das Kaufl/~chenrelief bleibt ffir s~lntliehe Seitenz~hne in ganzer Breite erhalten. Die beiden AktivAtoran~efle sind dureb die Schraube fiber eine Km~ststoffbrfieke derart verbunden, dab sie sich bei Sehraubendi'ehung sagittal zueinander verschieben.

Bei der HersteUung eines solohen Apparates wurde bisher so vorgegangen, dab man im Oberkieferantefl des Wachsaktivators eine einfache Sehrgnbe an- braehte, wie sie zur Kieferverbreiterung benutzt wird, und sie in sagittaler l~ich- tung einstellte. Nach der Uberffihrung des Apparates in Kunsts toff verband man dann diese Schraube fiber eine Brfieke bus schnellhgrtendem Kunststoff mit dem

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266 Fortschtitte der Xieferor%hopi~die B~Irt9 I:[. 3 (1958)

Abb. 1. Die neue Schraube ffir den Progenieaktivator. Die Schraube ist etwaa aafgedreht, ein Tell des Gewindes

ist sichtbar. Her~teller Dentaur/un, PforzheibJ

III O I

Abb. 2 Abb. 3 Abb. 2 ( ~ a c h l I . W u l l d c r e r ) . Qnemohnitt eines Progenie~ fikttvators bei ~-erwendung einer einfachen, im Oberkiefhr Oefestigteu S~i~raube, die durch eine Km~ststoffbriieke mit tierff Un~drkieferan~eit des Aktiva.tors Vetbunden ist. I m Querschnitt ist alas zur leiehteren Bet~tigung der 8chranbe an der vorderen Palatinalfl~che des Akttvat.ors

angebrachte Fenster getroffen Abb.B. Querschnitt eines P~ogenieaktivators bei Vex~en- dung tier neuen Schraube. Die eigentliche Schraube ist ira Oberkiefer~nteil veraukert , die'hfetallbrficke ira Unter-

kiefermt~eil

Abb. 4. EIn Progenieaktivator mit der neuen Schraube yon oral gesehea. Der Siigesehnitt ist deutlioh zu erkenn6n

Uaterldeferanteil des .Akti~rat.ors. Dann s~gte man sehlieltlich den Appara t in der Sperrzone so .din'oh, dab die beiden Anteile lediglich dutch die Schraube in Verbindung mit der Kunsts~offbriicke zusam- mengehalteIi wurden. Diese Knnst - stoffbrfieke dehn%e sich welt naeh oral aus, engte daher den Zungen- raum ein (was in gewissen l~'gllen abet aueh Ms Vorteil angesehen wet- den kann) und mugge naeh der Potymerisation des Aktivators aus selbstpolymerisierendem :Kunststoff in einem zweiten, reeht sehwierigen und zei traubenden Arbeigsgang ge- bildetk werden. Diese sehwieri- ge und zeitraubende I Iers te lhmg sehr~nk~e die Verbreiflung dieses Aktivator~yps ohne Zweifel ein.

Dureh die Verwendung einer neuen Sehraube, deren Yorm ~uf der Abb. 1 zn ersehen isg ,wird die Herstellung des Progenieaktiva%'ors naoh I t . W u n d e r e r jedoch wesen~- lieh vereinfaeht. Das Wesen der n e u e n Sehmube liegt darin, dab sie de~ Oberkieferantefl des Akt i - v~tors' m i t d e m . Unterkiefer~n- tell direkt, also=.qhne eine Kunst - stoffbriieke verbindet u n d sie sofor~ in den Wachsakt ivator eingesevz~ wird. Diese Sehraube maeht somit den reeht sehwierigen und zeitrau- benden Arbeitsgang znr Herstel lung der Kunststoffbriieke iiberttiissig. Aueh bei sorgf~ltigster Arbei~sweise kann keine hinreiehende wider: st~ndsfEhige Kunststoffbrficke an- gefert~gt werden, welehe die ge- ringen Abmessungen der 5Ietall- briieke aufweist. Das wird bei einem Vergleich derAbb. 2 und 3 deutlleh, Die netie Konstrukt ion ist im Gegen- satz zur alton bruehsieher und sehr leieht sauber zu hal ten

Wesentlieh be im Einbau dieser Schraube ist, dab sie m6g]iehss tier in den WachsM~tivator em- gelassen wird. Der ro~e Punkt an

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Werner Sehulze, Die Behandlung mit der ,,Aufstockpl~tte" usw. 267

der oberen Seite der Schr~ube mug dabei jedoch noch:sichtbar sein, damit die Drehrichtung ersichtiieh is$ und aneh die Schraube beim Einbetten des Akti- vators eine ausreichende Fixierung im Gips hat, Die Schraube mug dabei so ausgeriehtet sein, dM] der sp~tere S~geschni~t in der Sperrzone des Apparates, zwischen den Retentionsbiigeln der Schraube und parallel zur Schraubenachse verlaufen kann. "Die Schraube wird dutch ein Fenster a~ der vorderen PMa- tinMttiiche des Apparates, wie es auf der Abb. 2 angedeutet ist, mit einem fib- lichen Sehliissel gedreht; sie kann aber aueh yon hinten (oral) bet~tigt werden, wenn man den Schliissel ungef~thr 3 m m vor seinem Ende reehtwinklig umbiegt und die Schraube nur finch in den Kunststoff eingelassen ist.

Is t die Wirksamkeit der Sehraube vor Erreiehen der gewfinschten BiB!age er- SchSpft, so dreht man sie auf den Ausgangspunkt zurfick. Man entfernt dann das Kaufl~chenrelidf i m Unterkiefer un4 unterfiittert mit schnellh~rtendem Kunst- stoff im ~unde des Patient.en. ~ a n wird dabei zweckm~gigerweise auch gleich- zeitig im Oberkiefer unterffittern, da der Progenieaktivator nur dann voll wirk- sam werden kann, wenn er fiberall exakt pagt.

Zusammeniassung Es wird eine neue Schraube angegeben, durch deren Verwendung die Herstellung yon

Progenieaktiv~oren n~ch I-L Wunderer wesentlich vereinfacht wird. Die neue Sehraube verbindet die beiden Aktiva~oranteile direk~ und macht somit den naehtr~glichen, reeh$ schwierigen und zei~r~ubenden Ar~eitsgung zur tIerstellung der Kunststoffbriieke iiber- flfissig. Aueh bei sorgf~ltigster Arbei~sweise kann keine hinreiehend widerst~ndsf~hige Kunst- st0ffbriicke angefertigt werden, die die geringen Abmessungen der Metallbriieke der neuen Schraube aufweist.

Schrifttumsverzeiehnis kann vom Verfasser angefordert werden. Ansehrift d. Verf,: Westdeutsche KAeferMinik, Dfisseldorg ]Iimmelgeisterstr. 152

Die Behandlung mlt der ,,Aufstockplatte", gleichzeitig ein Vorschlag zur Nomenklatur der Behelfe ~)

Von Dr. Werner Sehulze, Magdeburg

Mit 12 Abbfldungen

Wie A.M. S c h w a r z , ~Vien, im Jahre 1953 auf der Bcrliner Tagung der Deufschen Gesellschaft fiir Kieferorthop~die sag~e, sollfe es unser Bestreben sein, die lViannigfMtigkeit nnserer Behelfe weitestmSglich zu vereinfachen, ja, die IdeM16sung wiire es, wean wir ein Universalgers schaffen k6nnten, das in der Art des lVahrrades als Volksverkehrsmittel einen ffir alle F/~lle verwendbaren Volksbehelf darstellt. So steht denn in den letzten Jabx'en in der Kieferorthop~die das Bemfihen im Vordergrund, mit m5glichst einfachen Mitteln und under weit- gehender Ausnutzuag der Behetfe gleichzeitig in einem Behandlungsgang den Oberkiefer, den Unterkiefer und die Biglage der Kiefer zucinauder zu beeinflussen.

Bei der Unzahl der Fi~lle, die wir laufend in Bebandlung haben, und unter Beriicksichtigung der T&tsache, dM3 die Behe]fe bei uns nicht mehr gesondert honoriert werden, sor/dern im Gesamthonorar einbegriffen sind, ergab s ich fast yon selbst die Notwendigkeit , eine m6glichst einfache und behelfesparende ~[ethode herauszubilden, die sich fiir einen grogen Teil der verschiedenen Ano- malien in den letzten 5 Jahren gut bew/~hrt hat.

1) Einges~ndt im April 1957.