untersuchungen Über die rolle der milz für die aufrechterhaltung der isolierten...

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6~ KLINISCHE \VOCHENSCHRIFT. 7- JAHRGANG. Nr. 7 3oi Einflufi des ki'~nstlichen Reizes au/ die Willk#trinner- ration klarlegen, z.B. die Frage der Erregungs- hemmung, die nut bei fibermaximalen -- ich babe diesen Ausdruck oben definiert -- elektri- schen Reizungen eintritt. Wenn man unter solchen Kriterien die maxi- mal innervierten tetanischen Kurven durchsieht, so gewinnt man den Eindruck, dab eine raschere Aktionsstromfolge als etwa 4 ~ Wellen in der Sekunde nicht vorliegt. Auch der einfallende kfinstliche Reiz ist im Tetanus gegenfiber seiner sonstigen Dauer etwa yon 30 auf 24 ~ verkiirzt. Manchmal erh~tlt man groBe Schwankungen mit stets nachfolgenden kleinen Zwischenzacken in so vollst~n- diger RegelmXBigkeit, dab an der Stetigkeit der Impulsfolge nicht zu zweifeln ist. Besonders ist bei der Ausz~thlung auch die MSglichkeit der Bildung yon Doppetzacken im Auge zu behalten, wie ich dies oben bereits ausgeftihrt habe. Um nun die zum Teil durch die bipolare Ableitung er- zeugte Verwirrung der Kurve zu beseitigen, leitete ich einen willk~rlichen ~etanus bipolar (Abb. 6a) und dann yon jeder Elektrode monopolar mit einem indifferenten Gegenpol (Abb. 6b) ab. W'~thrend nun die bipolare Ableitung kleine, dutch viele Interferenzen entstellte Schwankungen ergibt, die zeitweise eine Einordnung in grSBere Schwankungen nur angedeutet erkennen lassen, sind bei monopolarer Ableitung, besonders yon der distalen Elektrode grSBere und strecken- weise tiberaus regelm~Bige Scllwankungen vorhanden, deren sehr leicht bestimmbare Linge in diesem Tall 35--4 ~ o im Mittel betrigt. Dieser Versuch best~tigt die Auffassung yon der geringen Frequenz der AktionsstrOme. Zu dieser Annahme scheinen auch einzelne Versuche, die ich mit rhythmiseher intramuskuli~rer Reizung anstellte, zu ttihren. Geeignet land ich in einigen F~tllen den Leducschen Unterbrecher mit einer etwas anderen Anordnung der Appa- ratur, insbesondere mit Verwendung eines sehr kleinen O,Ol MF fassenden Reizkondensators. Ich fand bei Versuchen an Warmbltitern, dab ein Muskel regelm~Bige Impulse bis etwa 85real in der Sekunde mit den bei intramuskul~trer Einzel- reizung in ihrer Form festgestellten Aktionsstromkurven be- antworten konnte, w~thrend bei 95 Reizen schon zahlreiche Reizeffekte ausfielen bzw. unter sich verschmolzen waren; bei rascherer Reizfolge fielen mehr und mehr Aktionsstr6me aus, und zwar oft mit einer gewissen Regelm~Bigkeit, so dab bei I8O Reizen etwa jeder 2. Reiz, bei 26o Reizen strecken- weise nur jeder 4. Reiz einen vollen myogenen elektrophysio- logischen Effekt nach sich zog, w~thrend der Rest der Kurve schwer analysierbar blieb. Am Schlul3 dieser kurzen Darstellung einiger Befunde, auf welche ich bei meinen Versuchen am gesunden Muskel ge- stoBen bin, m6chte ich noch einmal daralff hinweisen, dab ftir reich die Untersuchungen am gesunden Muskel nur Mittel zum Zweck waren, dab ich daher den hier auftauchenden Fragen nur soweit nachgehen konnte, als es meinem Ziele dienlicll schien, und dieses Ziel war ftir mich die Kenntnis des Verhaltens der Muskeln beim bewegungsgestSrten Menschen. Gerade die Befunde am spastischen, paretischen und dystro- phischen Muskel haben meine Einstellung .zur Muskelfunktion mir best~tigt und erweitert, wie sie andererseits auch einen Ein- blick in die diesen Krankheiten zugrunde liegenden StSrungen erOIfneten. UNTERSUCHUNGEN UBER DIE ROLLE DER MtLZ FOR DIE AUFRECHTERHALTUNG DER ISO- LIERTEN GEHIRNSPIROCHATOSE BEI RECURRENS-RATTEN. Von Prof. Dr. F. PLAUT. Aus der Deutschen Forschung~anstalt ffir Psychiatrie (Kaiser Wilhelm-Institut) in Miinehen. Die Entfernung der Milz Itihrt bei weiBen Ratten zu einer schweren perniziSsen An~tmie, die yon LAITDA eingehend unter- I2. FEBRLIAR 1928 63 ~, .-. r. Abb. 6a und 6b. Bipolar und monopolar abgeleitete tetanische Kontraktion eines gesunden Biceps brachii; Zeitsehreibung 1/10u Sek. sucht und durch U'berimpfungen als infekti6s bedingt erkannt wurde. Als Erreger dieser Angmie splenektomierter Ratten entdeckten M. MAYER, BORCHARD und I~IKUTH einen Parasiten, der weitgehende )khnlichkeit mit der Barto- nella bacilliformis aufweist, dem Erreger des in den peruanischen Anden beim Menschen vorkommenden Oroya- Iiebers (Carrionsche Krankheit) sowie der nach den neuesten Feststellungen yon NOGUCHI mit dem Oroya- fieber ~tiologisch identischen Verruga peruviana. MAYER gab dem Mikroorganismus, den er schon 1921 bei trypanoso- menkranken, mit ,,Bayer 205" behandelten Ratten aufgefun- den hatte, den Namen Bartonella muris ratti. Die Erreger- natur dieser Bartonetlen ftir die RattenanS.mie wurde von den Hamburger Autoren durch l)bertragungsversuche sicher- gestellt, und es gelang ihnen auch, die Bartonellen in Rein- kultur zu ztichten. Es handelt sich um zarte, meist unscharf konturierte, mit Giemsa sich rot fS.rbende Gebilde, teils als StXbchen erscheinend, teils mehr an Kokken bzw. Diplo- kokken erinnernd, die in den roten Blutk6rperchen einige Tage nach der Splenektomie auftreten und bei schweren Formen in ungeheuren Mengen nachweisbar sind. Man kann in den Erythrocyten f6rmliche H~tufchen yon Bartonellen wahrnehmen und in vorgeschritteneren F~llen sie auch auBer- halb der Blutzellen sehen. Gegentiber der frtiheren Auffassung, dab die Bartonella bacilliformis (Erreger des Oroyafiebers und der Verruga peruviana) protozoische Gebilde seien, die der Theileria parva nahestehen, hat jetzt NOGUCHI auf Grund eingehender Forschungen sich dahin ausgesprochen, dab die Bartonella bacilliformis als ein Bacterium anzusehen ist. Da- nach dtirfte die zweifellos derselben Gruppe zugeh6rige Bartonella muris ratti (SIAYER) ebenfalls den Bakterien zuzu- teilen sein. Das Zustandekommen der infekti6sen An~mie bei entmilz- ten weigen Ratten kann nut so gedeutet werden, dab bei weiBen Ratten eine latente Infektion mit ~3artonellen besteht, dab diese Mikroorganismen bei normalen Ratten harmlose Saprophyten sind, aber dutch den W'egfall der Milzfunktion einen ttir die Ratten schwer pathogenen Charakter annehmen. Damit ist ein neuer, sehr bedeutsamer Beweis fiir die Rolle der Milz als Abwehrorgan bei Infektionskrankheiten geliefert. Vorbedingung fiir das Gelingen des Experiments ist also das Bestehen einer latenten Bartonellen-Infektion bei den Ratten. Diese scheint in Hamburg regelmigig zu bestehen, und wir haben auch in Mtinchen ausnahmslos nach Milzentfernung die Bartonellen im Blnt nachweisen k6nnen. Jedoch wies LAUDA darauf hin, dab die Durchseuchung der Ratten mit Bartonellen in Wien nicht mit der gleichen Regelm~gigkeit vorkomme, under berichtete, dab SOR~E am Ascolischen Institut in Catania an einem grogen Material splenektomierter Ratten niemals die infekti6se AnS~mie eintreten sah. Hin- gegen hat wiederum NAUK in Peking bei weigen Ratten regelmS.Big die Bartonellen-An~mie erzielen k6nnen und auch bei Eichh6rnchen nach Milzexstirpation in der Mehrzahl der yon ihm operierten Tiere. Schon frfihere Versuche yon Go~oEa u n d ~{ODIENW*ALD hatten gezeigt, dab nach Herausnahme der Milz latente In- Iektionen aktiviert bzw. die Pathogenit~t yon Krankheits- erregern gesteigert werden konnte. Das Plasnlodium Kochi, das zu den Erregern der Affenmalaria gehOrt, ftihrt bei ~ber- impfung auf Affen zu einer stummen Infektion, die keine

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6 ~

K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . 7- J A H R G A N G . N r . 7 3 o i

Einflufi des ki'~nstlichen Reizes au/ die Willk#trinner- ration klar legen, z . B . die F rage de r E r regungs - h e m m u n g , die n u t bei f i b e r m a x i m a l e n -- ich b a b e diesen A u s d r u c k oben def in ie r t - - e lektr i - schen R e i z u n g e n e in t r i t t .

W e n n m a n u n t e r so lchen K r i t e r i e n die max i - ma l i n n e r v i e r t e n t e t a n i s c h e n K u r v e n du rchs i eh t , so g e w i n n t m a n den E i n d r u c k , dab eine raschere Ak t ions s t romfo lge als e twa 4 ~ Wel len in der Sekunde n i c h t vor l iegt . A u c h de r e infa l lende kf ins t l iche Reiz is t im T e t a n u s gegenf iber se iner sons t igen D a u e r e twa yon 30 au f 24 ~ verk i i rz t . M a n c h m a l erh~tlt m a n groBe S c h w a n k u n g e n m i t s t e t s n a c h f o l g e n d e n k le inen Zwischenzacken in so vol ls t~n- diger RegelmXBigkeit , d a b an der S te t igke i t de r Impuls fo lge n i c h t zu zweifeln ist. Besonders i s t bei de r Ausz~thlung a u c h die MSglichkei t der B i l d u n g yon D oppe t zacken im Auge zu beha l t en , wie ich dies oben bere i t s ausgef t ih r t habe .

U m n u n die z u m Teil du rch die b ipo la re A b l e i t u n g er- zeug te V e r w i r r u n g der K u r v e zu besei t igen, l e i t e te ich e inen willk~rlichen ~etanus bipolar (Abb. 6a) und d a n n yon j ede r E l e k t r o d e monopolar m i t e inem ind i f f e r en ten Gegenpol (Abb. 6b) ab. W'~thrend n u n die b ipo la re A b l e i t u n g kleine, d u t c h viele I n t e r f e r e n z e n en t s t e l l t e S c h w a n k u n g e n ergibt , die zei tweise eine E i n o r d n u n g in grSBere S c h w a n k u n g e n n u r a n g e d e u t e t e r k e n n e n lassen, s ind bei m o n o p o l a r e r Able i tung , besonders yon de r d i s t a l en E l e k t r o d e grSBere u n d s t r ecken- weise t iberaus regelm~Bige Sc l lwankungen v o r h a n d e n , de ren sehr le ich t b e s t i m m b a r e L i n g e in d iesem Tall 3 5 - - 4 ~ o im Mi t te l b e t r i g t . Dieser Ver such b e s t ~ t i g t die Auf fa s sung yon de r ge r ingen F r e q u e n z der Akt ionss t rOme.

Zu dieser A n n a h m e sche inen a u c h einzelne Versuche , die ich m i t rhythmiseher intramuskuli~rer Reizung ans te l l te , z u t t ihren. Gee igne t l a n d ich in e inigen F~tllen den L e d u c s c h e n U n t e r b r e c h e r m i t e iner e twas a n d e r e n A n o r d n u n g de r A p p a - r a tu r , i n sbesonde re m i t V e r w e n d u n g eines sehr k le inen O,Ol M F fa s senden Re izkondensa to r s . I ch f and bei Ve r suchen a n W a r m b l t i t e r n , d a b ein Muskel regelm~Bige I m p u l s e bis etwa 85real in de r S e k u n d e m i t den bei in t ramuskul~ t re r Einzel - r e izung in ih re r F o r m fes tges te l l t en A k t i o n s s t r o m k u r v e n be- a n t w o r t e n konn te , w~thrend bei 95 Re izen schon zah l re iche Reizef fek te ausf ie len bzw. u n t e r s ich ve r s chmolzen w a r e n ; bei r a sche re r Reizfolge fielen m e h r u n d m e h r A k t i o n s s t r 6 m e aus, u n d zwar of t m i t e iner gewissen Regelm~Bigkei t , so d a b bei I8O Reizen e twa jeder 2. Reiz, bei 26o Re izen s t r ecken- weise n u r j eder 4. Reiz e inen vol len m y o g e n e n e lek t rophys io - logischen E f f e k t n a c h sich zog, w~thrend der Res t der K u r v e schwer a n a l y s i e r b a r bl ieb.

A m Schlul3 dieser k u r z e n D a r s t e l l ung einiger Befunde , au f welche ich bei m e i n e n Ver suchen a m gesunden Muske l ge- s toBen bin, m 6 c h t e ich noch e inma l dara l f f h inweisen , dab ftir re ich die U n t e r s u c h u n g e n a m gesunden Muskel n u r Mi t t e l z u m Zweck waren , d a b ich d a h e r den h ie r a u f t a u c h e n d e n F r a g e n n u r sowei t n a c h g e h e n konn te , als es m e i n e m Ziele dienlicl l schien, u n d dieses Ziel w a r ftir m ich die K e n n t n i s des V e r h a l t e n s der Muske ln be im bewegungsgestSrten Menschen .

Gerade die Be f unde a m spas t i schen , p a r e t i s c h e n u n d dys t ro - ph i schen Muskel h a b e n meine E i n s t e l l u n g .zur M u s k e l f u n k t i o n m i r b e s t ~ t i g t u n d erwei te r t , wie sie ande re r se i t s auch e inen E in - b l ick in die diesen K r a n k h e i t e n z u g r u n d e l i egenden S t S r u n g e n erOIfneten.

UNTERSUCHUNGEN UBER DIE ROLLE DER MtLZ FOR DIE AUFRECHTERHALTUNG DER ISO-

LIERTEN GEHIRNSPIROCHATOSE BEI RECURRENS-RATTEN.

V o n

Prof . Dr . F. PLAUT. Aus der Deutschen Forschung~anstalt ffir Psychiatrie (Kaiser Wilhelm-Institut)

in Miinehen.

Die E n t f e r n u n g der Milz I t ihr t bei weiBen R a t t e n zu e iner schweren perniz iSsen An~tmie, die yon LAITDA e ingehend u n t e r -

I2. FEBRLIAR 1928

63 ~, .-. r.

Abb. 6a und 6b. Bipolar und monopolar abgeleitete tetanische Kontraktion eines gesunden Biceps brachii; Zeitsehreibung 1/10u Sek.

s u c h t u n d d u r c h U 'be r impfungen als in fek t i6s b e d i n g t e r k a n n t wurde . Als E r r ege r d ieser A n g m i e s p l e n e k t o m i e r t e r R a t t e n e n t d e c k t e n M. M A Y E R , BORCHARD u n d I~IKUTH e inen P a r a s i t e n , de r we i t gehende )khn l ichke i t m i t de r B a r t o - ne l la bac i l l i fo rmis au fwe i s t , d e m E r r e g e r des in den p e r u a n i s c h e n A n d e n b e i m Menschen v o r k o m m e n d e n Oroya- I iebers (Carr ionsche K r a n k h e i t ) sowie de r n a c h den n e u e s t e n F e s t s t e l l u n g e n yon NOGUCHI m i t d e m Oroya- f ieber ~t io logisch i d e n t i s c h e n V e r r u g a p e r u v i a n a . MAYER gab d e m Mikroorgan i smus , den er schon 1921 bei t r y p a n o s o - m e n k r a n k e n , m i t , ,Bayer 205" b e h a n d e l t e n R a t t e n aufgefun- den h a t t e , den N a m e n B a r t o n e l l a m u r i s r a t t i . Die Er rege r - n a t u r dieser B a r t o n e t l e n ftir die Ra t t enanS .mie wurde v o n den H a m b u r g e r A u t o r e n d u r c h l ) b e r t r a g u n g s v e r s u c h e s icher- gestel l t , u n d es ge lang i h n e n auch, die B a r t o n e l l e n in Re in - k u l t u r zu zt ichten. Es h a n d e l t s ich u m zar te , m e i s t u n s c h a r f kon tu r i e r t e , m i t Giemsa sich ro t fS.rbende Gebilde, tei ls als S tXbchen e rsche inend , tei ls m e h r a n K o k k e n bzw. Diplo- k o k k e n e r inne rnd , die in den ro t en B l u t k 6 r p e r c h e n einige Tage n a c h de r Sp l enek tomie a u f t r e t e n u n d bei schweren F o r m e n in u n g e h e u r e n Mengen n a c h w e i s b a r sind. M a n k a n n in den E r y t h r o c y t e n f6 rml iche H~tufchen yon B a r t o n e l l e n w a h r n e h m e n u n d in v o r g e s c h r i t t e n e r e n F~l len sie a u c h auBer- ha lb der Blu tze l l en sehen. Gegent iber der f r t iheren Auffassung, dab die B a r t o n e l l a bac i l l i fo rmis (Er reger des Oroyaf i ebe r s u n d der Ve r ruga pe ruv iana ) p ro tozo i sche Gebi lde seien, die der The i l e r i a p a r v a n a h e s t e h e n , h a t j e t z t NOGUCHI auf G r u n d e ingehende r F o r s c h u n g e n sich d a h i n ausgesprochen , dab die B a r t o n e l l a baci l l i formis als ein B a c t e r i u m a n z u s e h e n ist. Da- n a c h dt i r f te die zweifellos de rse lben G r u p p e zugeh6r ige B a r t o n e l l a mur i s r a t t i (SIAYER) ebenfa l l s den B a k t e r i e n zuzu- t e i l en sein.

Das Z u s t a n d e k o m m e n de r i n fek t i6 sen A n ~ m i e bei en tmi lz - t en weigen R a t t e n k a n n n u t so g e d e u t e t werden , d a b bei weiBen R a t t e n eine l a t e n t e I n f e k t i o n m i t ~3artonellen be s t eh t , d a b diese M i k r o o r g a n i s m e n bei n o r m a l e n R a t t e n ha rmlose S a p r o p h y t e n sind, abe r d u t c h den W'egfall de r Mi l z funk t i on e inen t t i r die R a t t e n schwer p a t h o g e n e n C h a r a k t e r a n n e h m e n . D a m i t i s t ein neuer , sehr b e d e u t s a m e r Beweis fiir die Rolle der Milz als A b w e h r o r g a n bei I n f e k t i o n s k r a n k h e i t e n geliefert . V o r b e d i n g u n g fiir das Gel ingen des E x p e r i m e n t s i s t also das B e s t e h e n e iner l a t e n t e n B a r t o n e l l e n - I n f e k t i o n bei den R a t t e n . Diese s che in t in H a m b u r g r e g e l m i g i g zu bes tehen , u n d wir h a b e n a u c h in Mt inchen a u s n a h m s l o s n a c h M i l z e n t f e r n u n g die B a r t o n e l l e n i m B l n t n a c h w e i s e n k 6 n n e n . J e d o c h wies LAUDA d a r a u f h in , dab die D u r c h s e u c h u n g de r R a t t e n m i t B a r t o n e l l e n in W i e n n i c h t m i t de r g le ichen Rege lm~g igke i t v o r k o m m e , u n d e r be r i ch te t e , dab SOR~E a m Ascol i schen I n s t i t u t in C a t a n i a a n e inem grogen Mate r i a l s p l e n e k t o m i e r t e r R a t t e n n i ema l s die in fek t i6se AnS~mie e i n t r e t e n sah. H i n - gegen h a t w i e d e r u m NAUK in P e k i n g bei we igen R a t t e n regelmS.Big die B a r t o n e l l e n - A n ~ m i e erz ie len k 6 n n e n u n d a u c h bei E i c h h 6 r n c h e n n a c h Mi l zexs t i r pa t i on in de r M e h r z a h l de r yon i h m ope r i e r t en Tiere.

Schon frf ihere Ver suche yon G o ~ o E a u n d ~{ODIENW*ALD h a t t e n gezeigt, d ab n a c h H e r a u s n a h m e de r Milz l a t e n t e In - I ek t ionen a k t i v i e r t bzw. die P a t h o g e n i t ~ t yon K r a n k h e i t s - e r regern ges te ige r t w e r d e n k o n n t e . Das P l a s n l o d i u m Kochi , das zu den E r r e g e r n de r A f f e n m a l a r i a gehOrt, f t ih r t bei ~ b e r - i m p f u n g auf Affen zu e iner s t u m m e n In fek t ion , die ke ine

3o2 K L I N I S C t t E \ V O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . 7 I2. FEBRUAR I928

K r a n k h e i t s e r s c h e i n u n g e n , i n sbesonde re ke in F i ebe r e rzeug t ; die E r r e g e r v e r s c h w i n d e n schon n a c h e t w a 8 Tagen aus d e m p e r i p h e r e n Blu t . GONDER u n d RODENWALD k o n n t e n n u n zeigen, d a b bei e n t m i l z t e n A l i e n das B l u t m i t P l a s m o d i e n i i b e r s c h w e m m t wurde , dab die P l a s m o d i e n 9 - - I I M o n a t e im B l u r n a c h w e i s b a r b l ieben, u n d dab YieberanfMle yon T e r t i a n a - t y p a u f t r a t e n . D e r E f f e k t w a r der gleiche, ob m a n A l l e n e rs t s p l enek tomie r t e u n d d a n n inf izier te , oder ob m a n v o r h e r inf iz ie r te u n d d a n a c h e r s t die Milz h e r a u s n a h m . E b e n s o e r sch ienen bei e inem m i t B a b e s i a canis in f iz ie r ten H u n d e , bei d e m die I n f e k t i o n l a t e n t geworden war , n a c h der Splen- ek tomie die Babes i en p r o m p t wieder im B l u t u n d h i e l t en sich d o r t m o n a t e l a n g . Jkhnliche 13eobach tungen m a c h t e j i ings t KIKUTH bei der Af fen-P i rop lasmose . D u t c h Sp lenek tomie ge lang es, bei A l l en eine l a t e n t e P i rop l a smose in eine m a n i - feste, a k u t ve r laufende , z u m Tode t f ih rende K r a n k h e i t um- zuwande ln . A u c h b e o b a c h t e t e KIKUTH, d a b die I n f e k t i o n m i t T r y p a n o s o m a Lewisi bei m i l zexs t i p i e r t en R a t t e n weir regelmABiger a n g e h t u n d zu schwere ren E r s c h e i n u n g e n f i ih r t als bei n o r m a l e n Tieren .

W i t ve r such ten , da r f ibe r ins K la re zu k o m m e n , ob bei Recurrensratten in einem Stadium, in dem nur noch das Gehirn Recurrensspirochiiten beherbergt, durch EntJernung der Mi l z eine Mobilisierung der Spirochdten und ihr Wiederau]treten im Blur zu erreichen sei. Wie zue r s t t3USCHKE u n d KRO6 zeigten, h a l t e n sich bei der Maus u n d bei de r R a t t e die Recur rens - sp i rochAten 1Anger im G e h i r n als im B l u r u n d in den a n d e r e n i n n e r e n O r g a n e n u n d lassen sich schlieBlich n u r noch im G e h i r n d u r c h ~ l b e r i m p f u n g auf gesunde M~use nachweisen . STEINER u n d seine M i t a r b e i t e r k o n n t e n die groge RegelmABigkei t de r Gehi rnsp i rochAtose bei Recu r r ens m A us en u n d Recu r r ens - f a t t e n bestAtigen. A n d e r e A u t o r e n (PRIGGE, REITER) h a b e n diese Geh i rnpe r s i s t enz der R e c u r r e n s s p i r o c h ~ t e n n u r in ge- r i n g e r e m U m f a n g e b e o b a c h t e t . Unse re e igenen E r f a h r u n g e n s t i m m e n m i t d e n e n yon BUSCHKE u n d KRO6 bzw. v o n STEINER u n d se inen M i t a r b e i t e r n fiberein. A u c h k o n n t e n wi r bei den fiir unse r en S t a m m yon S p i r o c h a e t a D u t t o n i z iemlich re f rak tAren K a n i n c h e n ein isol ier tes H a f f e n im G e h i r n er- re ichen.

STEINER u n d seine M i t a r b e i t e r v e r t r e t e n die Auffassung , d a b die in das N e r v e n s y s t e m g e r a t e n e n Sp i roch~ ten d u r c h die I m m u n s t o f f e des B lu tes wie in e inem GefAngnis zur f ickgeha l ten werden , d a b i h n e n die Rf i ckkehr in die B l u t b a h n d u r c h die d a r i n be f ind l i chen spezi f ischen A n t i k 6 r p e r v e r s p e r r t sei. I n de r T a t v e r m o c h t e n STEINER u n d STEIN~ELD a u c h d u r c h An- w e n d u n g b e s o n d e r e r M a B n a h m e n (Pa rab iosever suche) bei R a t t e n n i c h t die H i rnsp i rochAten zu mobi l i s i e ren u n d in die B l u t b a h n zu locken. Es b l e i b t na t f i r l i ch die M6gl iehkei t , d a b bei de r r e c u r r e n s - i m m u n e n R a t t e ge legent l ich doch aus d e m G e h i r n Spi rochAten in das B l u r e in t r e t en , da[3 sie a b e r d o r t a l sba ld zur Auf l6sung ge langen u n d sich d a d u r c h d e m Nach- weis im a l lgemeinen en tz iehen . DaB de r Z u s t a n d de r I m m u n i - t a t n a c h R e c u r r e n s ausschl ieBlich d u r c h die spezi f ischen Ant i - k 6 r p e r des B lu t e s u n t e r h a l t e n wird, muB j edoch bezweife l t werden . W e n i g s t e n s s ind es be im M e n s c h e n n i c h t a l le in die spezi f i schen An t i s to f f e des Blutes , die n a c h I m p f r e c u r r e n s die I m m u n i t A t a u f r e c h t e r h a l t e n , d e n n wie wir f e s t s t e l l t en u n d a n a n d e r e r Stel le m i t t e i l e n werden , h a f t e n N a c h i m p f u n g e n m i t R e c u r r e n s b e i m M e n s c h e n auch d a n n n ich t , w e n n das B lu r be re i t s wieder v611ig frei yon spiror A n t i k 6 r p e r n geworden is t .

Die F u n k t i o n de r Milz k 6 n n t e n u n eine Rol le fiir die H i r n - k l ausu r de r Recur renssp i rochAten sowohl in der R i c h t u n g spielen, als sie als H a u p t b i l d u n g s s t A t t e de r spezi f ischen An t i - s toffe fungier t , d a n n abe r auch als e in A b w e h r o r g a n , das ohne fiir uns n a c h w e i s b a r e Stoffe in die B l u t b a h n zu en t senden , den G le i chgewich t szus t and zwischen Vi rus u n d O r g a n i s m u s unterhAl t . Es wa r somi t zu prt ifen, ob be i R a t t e n m i t Geh i rn - spi roehAten der Wegfa l l de r Milz zu R e c u r r e n s r e z i d i v e n im s t r 6 m e n d e n ]Nut f i ihr t .

ZunAchs t w u r d e n 2 R a t t e n sp l enek tomie r t , bei d e n e n die R e c u r r e n s i n f e k t i o n schon 7 _~Ionate zurf ick lag. Bei be iden T ie ren en twicke l t e sich schwere AnAmie, u n d e s t r a t e n reich- l ich B a r t o n e l l e n im B l u r auf. R e c u r r e n s s p i r o c h ~ t e n lieBen

sich bei f o r t l a u f e n d e r t~iglicher mik roskop i sche r u n d biolo- g ischer ( B l u t i i b e r i m p f u n g auf weitle MAuse) U n t e r s u c h u n g wAhrend 14 Tagen n a c h de r Sp l enek tomie n i c h t auf f inden . A u c h die 13ber impfang de r h e r a u s g e n o m m e n e n 1Viilz zei t ig te ke ine AngAnge. 17 Tage n a c h de r Sp l enek tomie w u r d e n die R a t t e n ge t6 te t , u n d es w u r d e Blur , L e b e r u n d G e h i r n au f MAnse i ibe r impf t . Das R e s u l t a t wa r d u r c h w e g negaf iv . D a bei den b e i d e n R a t t e n das G e h i r n sich pos t m o r t e m als spiro- chAtenfrei he rauss te l l t e , s ind diese Versuche n i c h t fiir die E n t s c h e i d u n g de r au fgewor fenen F rage zu ve rwer t en , ob die E n t f e r n u n g de r Milz zu e iner R t i c k k e h r de r Spi rochAten aus d e m G e h i r n in das B l u t f i ihr t , l~lbrigens k 6 n n e n die Recur rens - sp i rochAten sich sehr l ange im G e h i r n h a l t e n ; wi r v e r m o c h t e n sie n o c h 11/4 J a h r n a c h de r I n f e k t i o n i m G e h i r n e iner Maus d u r c h den b io log ischen Ve r such nachzuwe i sen* .

Es w u r d e n n u n m e h r R a t t e n sp l enek tomie r t , bei d e n e n die R e c u r r e n s i n f e k t i o n j f ingeren D a t u m s war . Z u n ~ c h s t wurde bei 2 R a t t e n die O p e r a t i o n v o r g e n o m m e n , be i d e n e n 43 Tage n a c h de r I n f e k t i o n v e r s t r i c h e n w a r e n -- R a t t e 3 und 4- R e c u r r e n s i n f e k t i o n a m 6. IV. 1927. L e t z t e r mik roskop i sche r Nachweis de r SpirochAten im B l u t bei iRatte 3 a m 16. IV., bei R a t t e 4 a m 23. IV. 1927; d a n a c h bei t~g l icher mikrosko- p i scher U n t e r s u c h u n g ke ine Sp i roch~ ten i m ]31ut. Sp lenek to- mie a m 18. V. 1927.

Bei R a t t e 3 lieBen sich 4 Tage nach der Splenektomle reichlich Spirochgten mikroskopisch im Blu t nachweisen, die sich bis zu d e m a m fo lgenden Tage e i n g e t r e t e n e n Tode de r R a t t e s t a r k v e r m e h r t e n . G e h i r n f i b e r i m p f u n g auf 3 MAuse ver l ie f posi t iv , ein Befund , de r j edoch im H i n b l i c k auf die A n w e s e n h e i t der SpirochAten i m B lu r n i c h t e indeu t ig ist.

Die anfAngliche A n n a h m e , d a b in d iesem Fa l le das Rez id iv d u r c h Geh i rnsp i rochAten z u s t a n d e g e k o m m e n sei, t r a f n i c h t zu. Die mik roskop i sche U n t e r s u c h u n g des B lu t e s bis z u m Tage de r Mi l zexs t i rpa t i on u n d n o e h 3 Tage dar f ibe r h i n a u s wa r a l le rd ings n e g a t i v ausgefal len . A u c h die m i t B l u r an den zwei de r Mi l zexs t i rpa t i on v o r a u s g e h e n d e n T a g e n gespr i t z t en M~use b l i eben spirochAtenfrei , h ingegen f t ih r te das a m Tage de r Mi lzexs t i rpa t ion , j edoch vor dem E ing r i f f e n t n o m m e n e B lu r zu einer, wenn auch s c h w a c h e n R e c u r r e n s i n f e k t i o n de r d a m i t ge sp r i t z t en Maus : A u f t r e t e n v o n sp~r l ichen Sp i roch~ ten 13 Tage n a c h de r I m p f u n g . A u c h die au f MAuse f ibe r impf te Milz l iefer te n a c h 9 Tagen ein pos i t ives R e s u l t a t . Es h a n d e l t e sich also bei R a t t e 3 nicht u m eine isolierte Gehirnspirochgtose, sondern u m eine latente Allgemeinin#kt ion, die anschelnend durch die Milzexstirpation aktiviert worden war.

Rat te 4 blieb im Gegensatz zu Rat te 3 mikroskopisch spiroch~ten- frei. Auch hier war auBer der mikroskopischen Prfifung eine fort- laufende biologische Untersuchung des Blutes auf Recurrens- spiroch~ten durchgefiihrt worden, beginncnd 2 Tage vor der Milz- entfernung und endigend 14 Tage nach der Exst irpat ion. Auch die Milz war auf MiSuse fiberimpft worden. Alle Impfmduse blieber~ spiroch~tenJrei. Am I. VI. 1927, d. h. I4Tage nach der Splenektomie, wurde die Ra t te get6tet und das Gehirn auf 3 Miiuse flberimpft. Sgmtliche Gehirnmiiuse wiesen vom 4. VII. ab Spirochgten im Blur au]. Grad der Infektion bei 2 Mi~usen + + + , bei I Maus + . Leber und Blur erwiesen sich im biologisctlen Versuch gleichzeitig als spiro- ch~tenfrei.

Der Ver lau f dieses Versuchs lttl3t e r k e n n e n , d a b bei iso- lierter GehirninJektion, die bei dieser R a t t e vor lag, die Ent- ]ernung der Mi l z nicht zu einer R~elcl~ehr der SpirocMiten ins Blur ge]i~hrt hat.

Wei t e r e g le ichar t ig ange leg te u n d kon t ro l l i e r t e Versuche w u r d e n m i t R a t t e 8 u n d 9 angese tz t , bei d e n e n die Recu r r ens - i n f ek t i on 52 Tage zurficklag. Recu r r ens in f ek f ion a m I. VI . 1927. L e t z t e r m i k r o s k o p i s c h e r Nachweis y o n Recur rens - sp i rochAten im B l u r bei b e i d e n R a t t e n a m io . VI . 1927,

* Es w~re wfinschenswert, sich sehon bei der lebenden Ratte vor Inangriffnahme solcher Versuche durch Herausnahme und Untersuchung von Gehirnteilchen mittels Trepanation tiber das Vorhandensein roll Spiroch~ten im GeMrn zu unterrichten. Auf diesem Wege vermochtea wit in der Tat bisweilea den Nachweis von Spiroch~ten im Gehiln voI~ Ratten sehon ia vivo mittels des biologlschen Versuches zu fiihren. Dieser Weg ist jedoch insofern unsicher, als nut positive Resultate verwertbar sind. Die nachtrggliche 0berimpfung des Gesamtgehirns gab bisweilen positive Resultate, obwohl mit operativ entnommenen Gehirnteilchen das Impfergebnis zuvor negativ gewesen war. Offenbar bedarf es einer starken Durchsetzung des Gehirns mit Spiroch~ten, mn bei diesem Vor- gehen positive Ang~nge zu erhalten.

22. FEBRUAR i928 I ( L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A I - I R G A N G . N r . 7 3 0 3

d a n a c h be i tf igl icher m i k r os kop i s che r U n t e r s u c h u n g o Spiro- ch~iten. S p l e n e k t o m i e a m 22. V I I . 1927.

Bei Ra t te 8 entwickelte sich rasch eine schwere An~inlie mit massenhaften Bartonellen. Das Tier s tarb 5 Tage nach der Splen- ektomie. Gehirnfiberimpfung auf 3 M~use; hiervon 2 Spirochltten + + , i negativ. Biologische Untersuchungen beginnend 2 Tage vor der Operation und his zum Todestag durchgeffihrt, lieferten nega- t ive Resultate. Auch die Milzflberimpfung verlief negativ. ]3ei Ra t te 8 bes tand also ebenJalls eine isolierte GehirnspirocMitose, die wahrend der allerdings nur kurzen Beobachtungszei t yon 5 Tagen trotz Eintrittes einer schweren Bartonelle~zandmie nicht zt* einem Blutrezidiv ]i~hrte.

Rat te 9 fiberlebte trot2 schwerer Anamle und wurde am 17- VIII . 1927, 25 Tage nach der Milzexstirpation getbtet. Von 3 mi t Gehirn geimpften M~usen ging eine an ( + + +) . Blur und Leber verhielten sich biologisch spirochatenfrei. Mikroskopisch waren niemals Spiroch~ten im ]glut nachgewiesen worden. Die Milzfiberimpfung war negativ verlaufen. Blutt iberimpfungen am Tage der Milz- exstirpation (22. VII. 1927) und an den beiden voraufgehenden Tagen gaben negative Resultate. VVeitere ]31utflberimpfungen vom 23. bis 29. VII. verliefen ebenfalls negativ. Am 3 ~ . und 31. VII. waren infolge der hochgradigen AnXmie fflr die l~ber- impfung ausreichende Blutmengen aus dem Schwanz nicht zu gewinnen. Am I. VII I . 1927 - - IO Tage nach der Splenektomie -- ffihrte die Blutflberimpfung zum Angang bei einer Maus; es dfirften nur sp~rliche Spiroch~ten im Ra t t enb lu t vorhanden gewesen sein, da die Infektion bei der Maus erst 8 Tage nach der Impfung nach- weisbar wurde.

Es k a m also h i e r io Tage n a c h de r M i l z e x s t i r p a t i o n zu e iner l e i ch ten B l u t i n f e k t i o n der R a t t e , j edoch n i c h t zu e iner V e r m e h r u n g der Sp i roch~ten , d a b sie mik roskop i sch nachweis - b a r wurden . M6glich, dab diese Spiroch~tten aus d e m G e h i r n s t a m m t e n . Zu r Ze i t de r T 6 t u n g de r R a t t e a m 17. V I I I . 1927 erwies sieh das B l u t biologisch wieder sp i roch/ i tent re i . I n der Zwischenze i t w a r e n m i t Rf icks ich t au f die An~imie wei te re B l u t e n t n a h m e n ffir b iologische Versuche u n t e r l a s s e n worden . Mikroskopisch w ar j edoch das B l u t ohne U n t e r b r e c h u n g t~iglich auf Spiroch~iten u n t e r s u c h t w o r d e n u n d stets mit negativem Ergebnis. Jedenfa l l s k a m es bei R a t t e 9, t r o t z E i n t r i t t s v o n sp~r l ichen Sp i roch~ ten in die B l u t b a h n , n i c h t zu e iner A n r e i c h e r u n g der Spiroch~iten in de r B l u t b a h n . Von e i n e m e igen t l i chen Recurrensrezidiv kann also nicht gesprochen werden. Z u d e m is t es, wie ich schon erwXhnte, sehr wohl m6gl ich, d a b a u c h ohne v o r a u s g e g a n g e n e Mi l zexs t i r pa t i on bei a l t en R e c u r r e n s r a t t e n h i n u n d wieder e i n m a l ve re inze l t e Sp i roch~ ten vo r t i be rgehend aus d e m G e h i r n in die B l u t b a h n gelangen. U m eine solche M6gl ichke i t m i t S i che rhe i t aus- schl iegen zu k6nnen , mfil3te n a c h A b l a u I de r Rez id ivpe r iode in groBen Ve r suehs r e i hen d u r c h viele M o n a t e h i n d u r c h t~tglich das B l u r y o n R e c u r r e n s r a t t e n im b io logischen Ve r such kon- t ro l l i e r t u n d nie ein A n g a n g bei e iner I m p f m a u s v o r g e k o m m e n sein. Solche ~ a u s g e d e h n t e n K o n t r o l l u n t e r s u c h u n g e n l iegen j edoch me ines Wissens n i c h t vor .

Zusam/men]assend i s t Io lgendes E r g e b n i s fes tzus te l l en :

E r z e u g t m a n bei R a t t e n , bei d e n e n die R e c u r r e n s i n f e k t i o n 6 - - 7 W o c h e n zurfickliegt , d u r c h E n t f e r n u n g der Milz eine B a r t o n e l l e n a n ~ m i e , so werden h i e r d u r c h ke ine Recur rens - rez id ive ausgel6st , w e n n die R e c u r r e n s i n f e k t i o n zur Ze i t de r Mi l zexs t i rpa t i on n u r noch in e iner r e inen Geh i rnsp i roch~ tose b e s t e h t .

Die A b s p e r r u n g de r Geh i rnsp i rochXten yon de r B lu t - z i r k u l a t i o n u n d d a m i t das Ausb le iben yon k l i n i s chen Rezi- d i v e n in den sp~ te ren S tad ien der R e c u r r e n s i n f e k t i o n de r R a t t e i s t somi t n i c h t au f Einflf isse zurf ickzuff ihren, die in ]3eziehung zu e iner F u n k t i o n de r Milz s t ehen .

L ieg t j edoch eine l a ten te , n i c h t au f das G e h i r n b e s c h r ~ n k t e a l lgemeine I n f e k t i o n vor, so k a n n die Sp l enek tomie die R e c u r r e n s ak t iv i e ren , so d a b es zu e iner m ik roskop i sch n a c h - we i sba ren S p i r o c h ~ t e n v e r m e h r u n g i m B l u t k o m m t .

L i t e r a t u r : ]3USCHKE und KRo6, Klin. Wochensehr. 1922, Nr. 47. -- GONDER und I{ODENWALD, Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh. 54, 2 3 6 . 1 9 1 0 . - - K I K U T H , I{lin. Wochenschr. 1927, Nr. 9, S. 407 . -- LAUDA, Virchows Arch. L pa thoh Anat. u. Physiol. 258, 529 . 1925; Wien. Arch. f. inn. Med. ~925, S. 293; Klin. VVochenschr. 4, Nr. 33. 1925; 5, Nr. 19, S. $69.

1926; Zentralbl. f. ]3akteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh. , Abt. I, Orig. 98 , 523; Wien. med. Wochenschr. 1927, Nr. 23 . -- ~IAYER, ]3ORCHARDT und KIKUTH, Dtsch. med. Wochenschr. 1927, Nr. i, S. 9; Ir "Wochenschr. 5, Nr. 13, S. 559. 1926 und Nr. 3 o, S. 1371. - - NAUCK, Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. 31, H. 7. 1927. -- NOGUCHI, Journ. of exp. reed. 44, 533, 697, 715, 729. 1926 und 45, 175. 1927. -- iN-OGUCHI und B A T T I S T I N I , Joum. of exp. med. 43, 851. 1926. - - P L A U T , Miinch. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 38. -- PRIGGE, Dtsch. reed. Wochenschr. 1926, Nr. 9- - - S T E I N E R , HENNING und STI~INF]~LD, IZlin. Wochenschr. 1926, Nr. 35. - - STI~INER und SCHAUD]~R, Klin. Wochenschr. 1925, Nr. 48. -- ST]~IN]~R und S T E I N F E L D , Klin. Wochenschr. 1925, Nr. 42; 1926, Nr. 12; 1927, Nr. 34.

ZUR FRAGE DER INNERVATIONSEMPFINDUNG*. Von

P r i v . - D o z . Dr . RUPPRECHT 1V[ATTHAEI, B o n n ,

De r in der P r a x i s s t e h e n d e Oph tha lmo loge , Neuro loge oder I n t e r n i s t t r i f f t n i c h t se l ten au f F~lle, in d e n e n i b m das f ibliche phys io logische S c h e m a v o m Z u s t a n d e k o m m e n e iner S i n n e s e m p f i n d u n g n i c h t a n w e n d b a r schein t . M a n c h e Beob- a c h t u n g e n drXngen i hn i m m e r wieder zu der A n n a h m e eines p r i m e r zen t r a l b e d i n g t e n s inn l i chen Er lebnisses , obwoh l er well3, d a b eine S i n n e s e m p f i n d u n g , , sonst f iberal l in Reizen, die au f ituBere S innes f l~chen des K6rpe r s e inwirken , ihre ur- sprf ingl iche Quelle h a t " (WuNI)Tll) . Dieser Schwier igke i t sollen die fo lgenden A u s f i i h r u n g e n begegnen . I ch m 6 c h t e zeigen, d a b sich die a l te H y p o t h e s e e iner I n n e r v a t i o n s e m p - f i n d u n g in b e s t i m m t e r F o r m d u r c h a u s phys io log isch begr i in- den l~il3t u n d wie sie au f G r u n d e igener expe r imen t e l l e r Er - gebnisse im e inze lnen g e d a c h t werden mul3.

Ff i r das s u b j e k t i v e Bewegungse r l ebn i s s te l l t die S innes- physiologie in fo lger icht iger D u r c h f f i h r u n g ih re r a l lgemeinen Ergebnisse , u n d fuBend auf expe r imen t e l l en BeIunden , Iol- gendes S c h e m a be r e i t : Die Bewegm~gsempjindungen w e r d e n dutch Reizung peripherer Sinnesorgane, die in Muske l u n d Sehne, Ge lenk u n d H a u t l iegen, ausgel6st . De r Reiz ffir diese R e c e p t o r e n k a n n d u t c h a k t i v e u n d pass ive B e w e g u n g e n e rzeug t werden . S c h e m a I (S. 304) soll die fibliche s innesphys io log i sche A b l e i t u n g e iner B e w e g u n g s e m p f i n d u n g ffir die wil lkt i r l iche B e w e g u n g dars te l len . Von der m o t o r i s c h e n SphXre des Ge- h i rnes (211) wi rd ein Wi l l ens impu l s e n t s a n d t , der den Muske l (durch die Sp inde l angedeu te t ) zu r K o n t r a k t i o n v e r a n l a B t ; die M u s k e l a n s p a n n u n g i s t de r a d e q u a t e Reiz ftir die i m Muske l be f ind l i chen Organe des K r a f t s i n n e s (v. F R E y 1 ) ; die E r - r e g u n g de r S inneso rgane wi rd e inem sensor i schen Z e n t r u m der G r o B h i r n r i n d e (S) f iber t ragen .

Es sei bier schon darauf hingewiesen, dab das sinnliche Erlebnis der eigenen ]3ewegung allerdings gegen andere Sinnesempfindungen eine gewisse Sonderstellung e innimmt durch die Tatsache der Ent - s tehung des ausl6senden Reizes im K6rper selbst. Deshalb ha t man yon ,,innerer Tas tempfindung" gesprochen. Der erste AnstoB ffir die Erregung des Sinnesorganes wird hier yore Zentralnervensystem gegeben. Das ist eine Situation, die eine gewisse J~hnlichkeit mi t dem Zustandekommen sekund~rer Reflexempfindungen (z. ]3. Schauder) und Gemeinempfindungen aufweist.

Gegenf iber d e m oben gegebenen s innesphys io log i schen S c h e m a h a b e n gewisse T a t s a c h e n die F r a g e au fwer fen lassen, ob es n i c h t a u c h Sinnesempfindungen ohne Erregung eines Sinnesorgans gibt . Zu diesen T a t s a c h e n z~hlen na t f i r l i ch n i c h t j ene Ha l luz ina t ionen , die als eine zen t r a l e N a e h w i r k u n g de r Re i zung v o n S i n n e s o r g a n e n aufgefaBt w e r d e n k6nnen . E s s ind v i e lmehr s inn l iche Er lebn i s se gemein t , die p r i m e r d u t c h eine E r r e g u n g des Zen t r a lo rganes z u s t a n d e k o m m e n . N a m e n t - l ich U n t e r s u c h u n g e n f iber die bei pa r t i e l l en A u g e n m u s k e l - l ~ h m u n g e n a u f t r e t e n d e n s u b j e k t i v e n S t 6 r u n g e n h a b e n ge- zeigt, dal3 u n t e r U m s t ~ n d e n die Absicht einer A u g e n b e w e g u n g schon genfigt, u m S c h e i n b e w e g u n g e n i m Ges ichts fe ld he rbe i - zuff ihren. I m ~iul3ersten Fal le w~ire also die T~itigkeit des Muskels fiir das Bewegungse r l ebn i s ga r n i c h t e r forder l ich , u n d m a n ge lang t so zu de r a u s g e p r ~ g t e s t e n F o r m der An-

* Ausffihrliche Darstellung eines in der Med. Abtg. der Niederrhein. Ges. L Natur u. Heilkunde in Bonn am 13. VI. I927 gehaltenen Vortrages.