Über einige beziehungen zwischen dem herzalternans und den veränderungen des coronarkreislaufes

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12o8 KLINISCItE WOCHENSCH Syphilis eingeschickt wurden, ist deswegen gesondert auf- geffihrt, weft uns hier keine genauen Angaben fiber eine etwa vorliegende Erkrankung zur Verfiigung standen. Auf die Untersuchungen, die an Sera mit positiven Luesreaktionen durchgeffihrt wurden, soll nicht eingegangen werden. Wie schon WITEBSKY und KLINGENSTEIN berichten, ist die Differential- diagnose zwischen Syphilis und Tuberkulose bei der Verwen- dung der meisten Tuberkelbacillenantigene nicht m6glich. Durch das hAufige Auftreten positiver Reaktionen bei klinisch tuberkulosefreien Individuen erf~thrt die differential- diagnostische Bedeutung der Serumuntersuchung auf Tuber- kulose eine starke Einschr~nkung. Trotz ahem kann die Serumuntersuchung zuweflen zur Sicherung der Diagnose beitragen, ja sogar zur Diagnose erst Ifihren. Das zeigt eine eigene Beobachtung. Kin wegen Pleuritis exsudativa fiber- wiesener 42jAhr. Mann reagierte in allen 3 Serumreaktionen negativ. Dessenungeachtet hielten wir an der Diagnose Pleuritis exsudativa tuberculosa mit HilusprozeB test. Nach e maliger Entleerung eines klaren Exsudates war Flfissigkeit nicht mehr zu punktieren. Wir entliegen den Kranken als gebessert; er hatte, wie wit glaubten, eine derbe Pleura- schwarte zurfickbehalten, e Monate sparer kam er wieder zu uns, und es land sich jetzt ein halbkugeliger Tumorschatten an der rechten Hiluspartie. Wir muBten daraufhin]'unsere ursprfingliche Diagnose korrigieren, und die spAtere Sektion best~tigte das Vorliegen eines BronchiMcarcinoms. Die Serumreaktionen, die bei 2maliger Untersuchung sAmtlich negativ ausfielen, h~tten uns hier den richtigen Weg frtiher weisen k6nnen. Ebenso kann es aber auch vorkommen, dab der positive Serumbefund die irrtfimliche Annahme einer Lungentuberkulose herbeiffihrt. So fanden wir bei einer 59jAhr. Frau mit einem stark sanguinolenten Pleuraexsudat die Serumreaktionen positiv, obwohl wir nach dem gesamten Krankheitsbild, insbesondere nach dem Befund der Thorako- skopie und der histologischen Untersuchung, eine Pleura- carcinose sicherstellen konnten. ~berblicken wir unsere Ergebnisse, die wir bei der Sero- diagnostik der verschiedenen Tuberkuloseformen erzielten, so zeigt es sich, dab wir yon einer allen Anforderungen ge- nfigenden LeistungsfAhigkeit der einzelnen Serumreaktionen noch weit entfernt sind. Wenn auch im Einzelfalle der positive Ausfall ein Hilfsmittel fiir die Diagnosestellung sein kann, so spricht der negative Ausfall doch keineswegs gegen das Vor- liegen einer Tuberkulose. Selbst die positive Reaktion ist nicht in jedem Falle als beweiskrXftig anzusehen. Wit mfissen feststellen, dab der erwfinschte Ausbau der serologischen Untersuchungsmethoden zu einem zuverl~ssigen Instrument ffir die Aussiebung aktiv Tuberkul6ser aus der Bev61kerung bisher nicht erreicht ist. Aber auch die Brauchbarkeit der Serumuntersuchungen zur Gewinnung tieferer Einblicke in das biologische Geschehen bei der Tuberkuloseerkrankung fiberhaupt ist nach unseren Beobachtungen an stationArem Krankenmaterial einstweflen noch fraglich. Wenn PFANNEN- STIEL~ 1926 sagte, dab das optimal geeignete Reagens zum Nachweis der SerumverAnderungen bei Tuberkulose noch nicht gefunden sei, so trifft das auch offenbar heute noch zu. Es bleibt zu hoffen, dab die neuerlich von MEINICKE angege- bene Modifikation seiner Methode, die wir noch nicht zur An- wendung bringen konnten, einen Fortschritt darstellen wird. L i t e r a t u r : 1 A. BECK U. O. SCHEDTLER, Klin. Wschr. I933, 128o. -- e Zbl. Hautkrkh. 2x, I (1926). UBER EINIGE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEM HERZALTERNANS UND DEN VERANDERUNGEN DES CORONARKREISLAUFES. Von Dr. VIRGILIO CHINI. Aus der Allgemeinen MedlzhfischenKlinik der K. UniversitXtzu Rom (Leiter: Prof.C. FRUGONI). Zwischen den bei Amphibien und beim Menschen mit dem Elektrokardiogramm nachweisbaren alternierenden VerAnde- rungen des Herzens bestehen betrAchtliche Unterschiede. WAh- RIFT. 14 . JAHRGANG. Nr. 34 24. AUGUST x935 rend man bei ersteren sehr hAufig alternierende Ver~inderungen- der T-Zacke oder richtiger des Abschnittes zwischen R-S- Gruppe und der T-Zacke feststellen kann, kommt eine Alter- nierung des S-T- oder des R-T-Tractus beim Menschen mfr ausnahmsweise vor. Obwohl ich nun derartige VerAnderungen in meiner klinischen Kasuistik nur Aul3erst selten beobachtet habe, so bin ich dennoch der Ansicht, dab diesem, wenn auch sehr seltenem Befund, eine grol3e Bedeutung bezfiglich der Pathogenese dieser Erscheinung zukomme. Es m6gen vor allem einige Grundvoraussetzungen klar- gelegt werden. Aus einer Reihe yon klinischen und experimentellen Beob- achtungen geht hervor, dab ein hoher oder tiefer Abgang des R-T- oder des S-T-Tractus yon der isoelektrischen Linie fast stets durch lokale KreislaufverAnderungen bedingt ist. Die Pathogenese dieser ,,currents of injury" amerikanischer For- scher, die ffir den Abgang des R-T- oder des S-T-Tractus verantwortlich sind, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Wahrscheinlich jedoch ist sie auf einen Potentialunterschied zurfickzuffihren, der zwischen einem normal funktionierenden und einem angrenzenden, anatomisch und funktionell ver- Anderten Gebiet des Herzmuskels entsteht. Die sog. ,,Coronar- verAnderungen" des Elektrokardiogramms w~iren also nicht an und ffir sich Ausdruck der VerAnderungen der KranzgefABe, sondern einer Mitleidenschaff des Myokards. Zahlreiche Untersuchungen fiber die sog. experimentellen Infarkte stfitzen diese Auffassung. Die dabei auftretenden Abweichungen des Elektrokardiogramms (hoher oder tiefer Abgang) sind mehr oder weniger stabil und k6nnen frfiher oder spAter zurfickgehen, sind aber nur ganz ausnahmsweise alternierend. Die seltenen FAlle des letzteren Typus, die mir zur Beobachtung kamen, hatten einen eigenartigen Verlauf, yon dem welter unten die Rede ist. Es sei aul3erdem bemerkt, dab dieses Verhalten des Elek- trokardiogramms sehr hAufig bei dem experimentellen Alter- nans des Herzens der Amphibien stattfindet. Gegen die Auf- fassung zahlreicher Forscher, die auf Grund des verschiedenen Verhaltens des Elektrokardiogramms in den beiden FAllen die alternierenden VerAnderungen des Herzens der Amphibien als grundverschieden yon der Alternierung beim Menschen betrachten, habe ich versucht, wenigstens einige der yon mir beobachteten FAlle im Sinne einer grundsAtzlichen Analogie der VorgAnge bei den Amphibien und beim Menschen zu deuten. Aus den klassischen Untersuchungen yon DE BOER, SAMOJ- LOFF U.a., fiber die Alternierung des Elektrokardiogramms bei Amphibien geht hervor, daB, wenn diese yon einem ab- wechselnden partiellen asystolischen Zustand einer bestimm- ten Gegend des ventrikulAren Myokards verursacht sind, was zwar nicht immer aber doch sehr hAufig der Fall ist, fast stets alternierende VerAnderungen des R-T- oder S-T-Tractus und der T-Zacke in der Form eines alternierenden Abganges er- folgen. Auf Grund zahlreicher experimenteller Untersuchungen gelang es DE BOER, festzustellen, dab eine partielle Asystolie der Ventrikelspitze sich im Abgang des S-T-Tractus nach einer bestimmten Richtung AuBert, wAhrend die viel seltenere Asystolie der Ventrikelbasis yon einem Abgang desselben S-T-Tractus nach der entgegengesetzten Richtung aus- gedrfickt wird. DE BOER bezeichnet die erste/kbweichung als ,,Basalkomponente", die zweite als ,,Spitzenkomponente" des Ventriculogramms der Amphibien. Diese yon DE BOER beobachteten VerAnderungen weisen, meines Erachtens, eine nicht verkennbare ~hnlichkeit auf mit den in der experimentellen und menschlichen Pathologie bekannten coronarialen ,,currents of injury" bei Infarkten. Ich glaube sogar, die Behauptung wagen zu dfirfen, dab eine IJbereinstimmung vorliegt, denn in beiden FAllen, sowohl bei der partiellen Asystolie als aueh beim Infarkt, befindet sich ein Tell des Herzmuskels den anderen gegenfiber in einem Zustande verAnderter funktioneller und biochemischer TAtig- keit, so dab Potentialunterschiede und ,,Irritationsstr6me" entstehen mfissen. Aul3erdem babe ich beobachtet, dab -- wie auch LUTENBACHER in seinen neueren Untersuchungen test-

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12o8 K L I N I S C I t E W O C H E N S C H

Syphilis eingeschickt wurden, ist deswegen gesondert auf- geffihrt, weft uns hier keine genauen Angaben fiber eine etwa vorliegende Erkrankung zur Verfiigung standen. A u f die Untersuchungen, die an Sera mit positiven Luesreaktionen durchgeffihrt wurden, soll nicht eingegangen werden. Wie schon WITEBSKY und KLINGENSTEIN berichten, ist die Differential- diagnose zwischen Syphilis und Tuberkulose bei der Verwen- dung der meisten Tuberkelbacillenantigene nicht m6glich.

Durch das hAufige Auftreten positiver Reaktionen bei klinisch tuberkulosefreien Individuen erf~thrt die differential- diagnostische Bedeutung der Serumuntersuchung auf Tuber- kulose eine starke Einschr~nkung. Trotz ahem kann die Serumuntersuchung zuweflen zur Sicherung der Diagnose beitragen, ja sogar zur Diagnose erst Ifihren. Das zeigt eine eigene Beobachtung. Kin wegen Pleuritis exsudativa fiber- wiesener 42jAhr. Mann reagierte in allen 3 Serumreaktionen negativ. Dessenungeachtet hielten wir an der Diagnose Pleuritis exsudativa tuberculosa mit HilusprozeB test. Nach e maliger Entleerung eines klaren Exsudates war Flfissigkeit nicht mehr zu punktieren. Wir entliegen den Kranken als gebessert; er hatte, wie wit glaubten, eine derbe Pleura- schwarte zurfickbehalten, e Monate sparer kam er wieder zu uns, und es land sich jetzt ein halbkugeliger Tumorschatten an der rechten Hiluspartie. Wir muBten daraufhin]'unsere ursprfingliche Diagnose korrigieren, und die spAtere Sektion best~tigte das Vorliegen eines BronchiMcarcinoms. Die Serumreaktionen, die bei 2maliger Untersuchung sAmtlich negativ ausfielen, h~tten uns hier den richtigen Weg frtiher weisen k6nnen. Ebenso kann es aber auch vorkommen, dab der positive Serumbefund die irrtfimliche Annahme einer Lungentuberkulose herbeiffihrt. So fanden wir bei einer 59jAhr. Frau mit einem stark sanguinolenten Pleuraexsudat die Serumreaktionen positiv, obwohl wir nach dem gesamten Krankheitsbild, insbesondere nach dem Befund der Thorako- skopie u n d der histologischen Untersuchung, eine Pleura- carcinose sicherstellen konnten.

~berblicken wir unsere Ergebnisse, die wir bei der Sero- diagnostik der verschiedenen Tuberkuloseformen erzielten, so zeigt es sich, dab wir yon einer allen Anforderungen ge- nfigenden LeistungsfAhigkeit der einzelnen Serumreaktionen noch weit entfernt sind. Wenn auch im Einzelfalle der positive Ausfall ein Hilfsmittel fiir die Diagnosestellung sein kann, so spricht der negative Ausfall doch keineswegs gegen das Vor- liegen einer Tuberkulose. Selbst die positive Reaktion ist nicht in jedem Falle als beweiskrXftig anzusehen. Wit mfissen feststellen, dab der erwfinschte Ausbau der serologischen Untersuchungsmethoden zu einem zuverl~ssigen Instrument ffir die Aussiebung akt iv Tuberkul6ser aus der Bev61kerung bisher nicht erreicht ist. Aber auch die Brauchbarkei t der Serumuntersuchungen zur Gewinnung tieferer Einblicke in das biologische Geschehen bei der Tuberkuloseerkrankung fiberhaupt ist nach unseren Beobachtungen an stationArem Krankenmaterial einstweflen noch fraglich. Wenn PFANNEN- STIEL ~ 1926 sagte, dab das optimal geeignete Reagens zum Nachweis der SerumverAnderungen bei Tuberkulose noch nicht gefunden sei, so trifft das auch offenbar heute noch zu. Es bleibt zu hoffen, dab die neuerlich von MEINICKE angege- bene Modifikation seiner Methode, die wir noch nicht zur An- wendung bringen konnten, einen Fortschri t t darstellen wird.

L i t e r a t u r : 1 A. BECK U. O. SCHEDTLER, Klin. Wschr. I933, 128o. -- e Zbl. Hautkrkh. 2x, I (1926).

UBER EINIGE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEM HERZALTERNANS UND DEN VERANDERUNGEN

DES CORONARKREISLAUFES. Von

Dr. VIRGILIO CHINI. Aus der Allgemeinen Medlzhfischen Klinik der K. UniversitXt zu Rom

(Leiter: Prof. C. FRUGONI).

Zwischen den bei Amphibien und beim Menschen mit dem Elektrokardiogramm nachweisbaren alternierenden VerAnde- rungen des Herzens bestehen betrAchtliche Unterschiede. WAh-

R I F T . 14 . J A H R G A N G . Nr . 34 24. AUGUST x935

rend man bei ersteren sehr hAufig alternierende Ver~inderungen- der T-Zacke oder richtiger des Abschnittes zwischen R-S- Gruppe und der T-Zacke feststellen kann, kommt eine Alter- nierung des S-T- oder des R-T-Tractus beim Menschen mfr ausnahmsweise vor. Obwohl ich nun derartige VerAnderungen in meiner klinischen Kasuistik nur Aul3erst selten beobachtet habe, so bin ich dennoch der Ansicht, dab diesem, wenn auch sehr seltenem Befund, eine grol3e Bedeutung bezfiglich der Pathogenese dieser Erscheinung zukomme.

Es m6gen vor allem einige Grundvoraussetzungen klar- gelegt werden.

Aus einer Reihe yon klinischen und experimentellen Beob- achtungen geht hervor, dab ein hoher oder tiefer Abgang des R-T- oder des S-T-Tractus yon der isoelektrischen Linie fast stets durch lokale KreislaufverAnderungen bedingt ist. Die Pathogenese dieser ,,currents of injury" amerikanischer For- scher, die ffir den Abgang des R-T- oder des S-T-Tractus verantwortlich sind, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Wahrscheinlich jedoch ist sie auf einen Potentialunterschied zurfickzuffihren, der zwischen einem normal funktionierenden und einem angrenzenden, anatomisch und funktionell ver- Anderten Gebiet des Herzmuskels entsteht. Die sog. ,,Coronar- verAnderungen" des Elektrokardiogramms w~iren also nicht an und ffir sich Ausdruck der VerAnderungen der KranzgefABe, sondern einer Mitleidenschaff des Myokards.

Zahlreiche Untersuchungen fiber die sog. experimentellen Infarkte stfitzen diese Auffassung. Die dabei auftretenden Abweichungen des Elektrokardiogramms (hoher oder tiefer Abgang) s ind mehr oder weniger stabil und k6nnen frfiher oder spAter zurfickgehen, sind aber nur ganz ausnahmsweise alternierend. Die seltenen FAlle des letzteren Typus, die mir zur Beobachtung kamen, hat ten einen eigenartigen Verlauf, yon dem welter unten die Rede ist.

Es sei aul3erdem bemerkt, dab dieses Verhalten des Elek- trokardiogramms sehr hAufig bei dem experimentellen Alter- nans des Herzens der Amphibien stattfindet. Gegen die Auf- fassung zahlreicher Forscher, die auf Grund des verschiedenen Verhaltens des Elektrokardiogramms in den be iden FAllen die alternierenden VerAnderungen des Herzens der Amphibien als grundverschieden yon der Alternierung beim Menschen betrachten, habe ich versucht, wenigstens einige der yon mir beobachteten FAlle im Sinne einer grundsAtzlichen Analogie der VorgAnge bei den Amphibien und beim Menschen zu deuten.

Aus den klassischen Untersuchungen yon DE BOER, SAMOJ- LOFF U.a., fiber die Alternierung des Elektrokardiogramms bei Amphibien geht hervor, daB, wenn diese yon einem ab- wechselnden partiellen asystolischen Zustand einer bestimm- ten Gegend des ventrikulAren Myokards verursacht sind, was zwar nicht immer aber doch sehr hAufig der Fall ist, fast stets alternierende VerAnderungen des R-T- oder S-T-Tractus und der T-Zacke in der Form eines alternierenden Abganges er- folgen.

Auf Grund zahlreicher experimenteller Untersuchungen gelang es DE BOER, festzustellen, dab eine partielle Asystolie der Ventrikelspitze sich im Abgang des S-T-Tractus nach einer bestimmten Richtung AuBert, wAhrend die viel seltenere Asystolie der Ventrikelbasis yon einem Abgang desselben S-T-Tractus nach der entgegengesetzten Richtung aus- gedrfickt wird. DE BOER bezeichnet die erste/kbweichung als , ,Basalkomponente", die zweite als , ,Spitzenkomponente" des Ventriculogramms der Amphibien.

Diese yon DE BOER beobachteten VerAnderungen weisen, meines Erachtens, eine nicht verkennbare ~hnlichkeit auf mit den in der experimentellen und menschlichen Pathologie bekannten coronarialen ,,currents of injury" bei Infarkten. Ich glaube sogar, die Behauptung wagen zu dfirfen, dab eine IJbereinstimmung vorliegt, denn in beiden FAllen, sowohl bei der partiellen Asystolie als aueh beim Infarkt, befindet sich ein Tell des Herzmuskels den anderen gegenfiber in einem Zustande verAnderter funktioneller und biochemischer TAtig- keit, so dab Potentialunterschiede und , ,Irritationsstr6me" entstehen mfissen. Aul3erdem babe ich beobachtet, dab - - wie auch LUTENBACHER in seinen neueren Untersuchungen test-

~4. AUGUST 1935 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T , 14. J A H R G A N G . N r. 34 1209

geste l l t h a t m a n d iese lben VerAnderungen des E lek t ro - k a r d i o g r a m m s erhAlt, w e n n m a n m i t v e r s c h i e d e n e n V e r f a h r e n eine par t ie l le Asystol ie e iner Gegend des H e r z m u s k e l s erziel t ode r w e n n m a n in de r se lben Gegend eine chemische Ver- s chor fung e n t s t e h e n 1ABt. Die groBe W i c h t i g k e i t dieser U n t e r - s u c h u n g e n l iegt da r in , dal3 m a n bei A m p h i b i e n das P h A n o m e n de r pa r t i e l l en Asys to l ie d i r e k t b e o b a c h t e n k a n n .

F t i r die 13bere ins t immung de r b e i d e n T y p e n v o n VerAnde- r u n g e n s p r i c h t a u c h die Ta t sache , d a b wie bei par t i e l l e r Ven t r ike la sys to l i e bei A m p h i b i e n - - g le ichwer t ige , a b e t in e inem gewissen S inn en tgegengese t z t e VerAnderungen des E l e k t r o k a r d i o g r a m m s au f t r e t en , je n a c h d e m die Bas i s oder die Spi tze v o n d e r Asystol ie befa l len sind, so a u c h be i SAuge- t i e ren u n d be im M e n s c h e n die A b w e i c h u n g e n des E l ek t ro - k a r d i o g r a m m s , je n a c h dem Sitz des In fa rk te s , ve r sch i eden s ind, u n d zwar is t de r A b g a n g des S - T - T r ac t u s bei I n f a r k t de r S p i t z e ' o d e r de r Ven t r ike lbas i s im groBen und g a n z e n ein en~gegengese tz te r* .

Auf G r u n d dieser B e t r a c h t u n g e n h a b e ich a n g e n o m m e n , dal3 de r a l t e r n i e r e n d e A b g a n g des S - T - T r ac t u s a u c h be im M e n s c h e n A u s d r u e k abwechse lnde r asys to l i scher oder h y p o - s to l i scher Zus tAnde e iner b e s t i m m t e n Gegend des Ven t r ike l s sei, welche au f a b w e c h s e l n d e S t 6 r u n g e n des Coronarkre i s - laufes i n de r be t r e f f enden Ven t r ike lgegend im Sinne e iner , , c laudica t io i n t e r m i t t e n s " de r se lben b e r u h e n . Zur U n t e r - s t t i t zung dieser A n n a h m e beschre ibe ich den e igenar t igen Ver lau f dre ie r v o n m i r bis zu r O b d u k t i o n b e o b a c h t e t e n FAlle. Die k l in i schen Diagnosen l a u t e n : Nephrosk le rose , s y m p t o m a - t i sche H y p e r t o n i e , ch ron i sche sk le ro t i sche Myokard i t i s . Die E l e k t r o k a r d i o g r a m m e wiesen auf : Atyp ie de r A n f a n g s p h a s e des V e n t r i k e l k o m p l e x e s m i t a l t e r n i e r e n d e r H 6 h e de r R- u n d S-Zacken u n d a l t e r n i e r e n d e m A b g a n g des S -T-Trac tus , h a u p t - sAchlich in I. u n d I I I . Able i tung . Kl in i sch b e s t a n d e n Dyspnoe , nAcht l iches A s t h m a , Bek lemmungsge f t i h l u n d in e inem Fall A n g i n a pector is . Wenige Tage n a c h der A u f n a h m e des Elek- t r o k a r d i o g r a m m s e r sch ienen die S y m p t o m e des Herz in fa rk te s , worau f alle 3 P a t i e n t e n ba ld s t a rben . Bei e inem Kranken , bei d e m die U n t e r s u c h u n g wAhrend des B e s t e h e n s de r I n f a r k t - s y m p t o m e m6gl ich war , w u r d e n die an f angs a l t e rn i e r enden V e r ~ n d e r u n g e n p e r m a n e n t .

Der p a t h o l o g i s c h - a n a t o m i s c h e ]3efund w a r fo lgender : s t a r k e H y p e r t r o p h i e haup t sAch l i ch des l i nken Ven t r ike l s ; schwiel ige Myokard i t i s , f r i scher I n f a r k t der Spi tze des l inken V e n t r i k e l s ; V e r e n g u n g des L u m e n s des v o r d e r e n abs te igen- d e n Astes de r l inken K r a n z a r t e r i e m i t h i s to logisch bes tAt ig te r T h r o m b o s e des d i s t a l en Teiles de r se lben ; in e inem Fal l luische Aor t i t i s m i t lu i scher E n d o a r t e r i t i s ob l i t e r ans der K r a n z - gefAI3e.

Die Ta t sache , d a b in a l len 3 FAllen schon vo r d e m Auf- t r e t e n de r k l in i schen I n f a r k t s y m p t o m e ein a l t e r n i e r ende r Ab- gang des S -T -Tra c t u s fes tges te l l t u n d das r a sche E n t s t e h e n eines f r i schen Sp i t z en i n f a r k t e s wegen T h r o m b o s e des d i s t a l en Teiles de r v o r d e r e n a b s t e i g e n d e n K r a n z a r t e r i e a n a t o m i s c h nachgewiesen wurden , b e r e c h t i g t zu r A n n a h m e , d a b in d e m v o m I n f a r k t be fa l l enen Geb ie t k u r z v o r h e r eine ungen t igende B l u t v e r s o r g u n g b e s t a n d e n habe , die sich eben in den a l t e r n i e r e n d e n Corona r -VerAnderungen des E l e k t r o k a r d i o - g r a m m s ausdr t ick te . Es mtil3te also a u c h hier , wie in so v ie len a n d e r e n pa tho log i s chen E r s c h e i n u n g e n , eine vor f ibe rgehende S t 6 r u n g de r s t ab i l en v o r a u s g e g a n g e n se in : eine A r t , ,claudi- ca t io i n t e r m i t t e n s " der Sp i tzengegend , die a n u n d ftir s ich n u r e ine vo r t i be r gehende a l t e r n i e r e n d e Asystol ie de rse lben v e r u r s a c h e n konn te , h a t den VerschluB d u r c h T h r o m b o s e m i t I n f a r k t b i l d u n g eingelei te t . I n e i n e m Fal le b e s t a n d a u c h ein Pu l sus a l t e rnans . D a r a u s 1Al3t s ich meines E r a c h t e n s der Schlul3 ziehen, d a b de r a l t e r n i e r e n d e A b g a n g des S -T-Trac tus be im M e n s c h e n d e m H e r z a l t e r n a n s bei A m p h i b i e n gleich- zus te l l en ist, w e n n dieser auf pa r t i e l l e r Asystol ie e iner Ven- t r i ke lgegend b e r u h t .

* Ich hatte bereits 1927 auf Grund einiger experimenteller Untersuchungen und weniger klinischer und pathologisch-anatomischer Beobachtungen die Meinung ausgesprochen, dab man einen Infarkt der Spitze des linken Ventrikels yon einem Infarkt des rechten Ventlikels oder der Basis des linken Ventrikels unterscheiden kSnne. Diese Ansicht wurde sp~iter, zum Tell init Recht, bestritten, aber -- hauptsAchlich amerikanische -- Forscher haben bewiesen, dab eine derartige Unterscheidung durchfiihrbar ist.

Es ist aus fo lgenden Gr t i nden yon Wich t igke i t , die Auf- m e r k s a m k e i t auf derar t ige , le ider sehr se l tene FAlle zu r ich- t en (meines Wissens s ind diese die 3 e r s t en in de r L i t e r a t u r b e k a n n t e n ) :

I. Sie beweisen, d a b die e l e k t r o g r a p h i s c h e n Ze ichen des H e r z a l t e r n a n s b e i m Menschen , w e n n dieser von-e iner par t i e l l en , a b w e c h s e l n d e n Asys to l ie e iner gen t igend groBen V e n t r i k e l - gegend v e r u r s a c h t ist, d e n j e n i g e n bei pa r t i e l l e r Asys to l ie des Herzens de r A m p h i b i e n e n t s p r e c h e n ; woraus die M6gl i chke i t e n t s t e h t , die wegen ih r e r hAufigen V e r s c h i e d e n h e i t yo re Be- fund be im M e n s c h e n bis d a h i n vernachl i~ss ig ten e x p e r i m e n t e l - len B e o b a c h t u n g e n besser zu v e r w e r t e n u n d wen igs t ens in e in igen FAllen das P h A n o m e n des A l t e r n a n s als e in e inhe i t - l iches aufzufassen , wie KISCH es bere i ts , de r v o r h e r r s c h e n d e n A n s i c h t en tgegen , g e t a n h a t .

2. M a n k a n n mi t W a h r s c h e i n l i c h k e i t a n n e h m e n , dal3 iso- l ierte, a l t e r n i e r e n d e VerAnderungen der H 6 h e oder de r F o r m der R- u n d S-Zacken al lein n i c h t au f eine pa r t i e l l e Asys to l ie e iner gr6Beren Ven t r ike lgegend , i n sbesonde re de r e lek t ro- g r a p h i s c h sehr e m p f i n d l i c h e n Spitze. s o n d e r n au f a n d e r e U m - s t~nde zur f ickzuf f ih ren s ind ; eine y o n m e h r e r e n F o r s c h e r n (CHINI, CONDORELLI, POUMAILLOUX) v e r t r e t e n e Auf fassung , die abe r y o n a n d e r e n (KlSCH) b e s t r i t t e n wurde .

3. Diesem T y p u s v o n A l t e r n a n s k o m m t eine kl inische, p r o g n o s t i s c h e u n d t h e r a p e u t i s c h e B e d e u t u n g zu.

Der a l t e rn i e r ende A b g a n g des S -T-Trac tus v e r d i e n t d a h e r , se iner k l in i schen und p a t h o g e n e t i s c h e n B e d e u t u n g wegen, elne besonde re Be r t i cks i ch t igung gegent iber den ancteren A l t e r n i e r u n g e n des E l e k t r o k a r d i o g r a m m s .

(Ein Li teraturverzeichnis fiber dieses Thema befindet sich in den ,,Memorie della Reale Accademia d ' I t a l i a " : CHINI, L'al ter- nanza del cuore; Mi~rz 1935.)

0BER DEN EINFLUSS DES ADRENALINS AUF DIE RESORPTION AUS DEM SUBCUTANEN GEWEBE.

Von

JOACHIM FALCK u n d EBERHARD LANGE. Aus der Kieler Universit~tts-Kinderklinik. Vorstand: Prof. ROMINGER.

An a n d e r e r Stelle h a b e n wir beschr ieben , d a b s u b c u t a n e I n j e k t i o n y o n T r a u b e n z u c k e r l 6 s u n g be i Zusa t z y o n A d r e n a l i n schwere H a u t n e k r o s e n h e r v o r r u f e n k a n n . Zah l re i che Ver- suche a n R a t t e n , t iber die wi r ebenfa l ls a n a n d e r e r Stel le be r i ch t e t en , h a b e n gezeigt, d ab bei Z u s a t z a n d e r e r ad rena l in - Ahnlich w i r k e n d e r S u b s t a n z e n zu T r a u b e n z u c k e r l 6 s u n g ke ine H a u t n e k r o s e au f t r i t t . Es w a r die M6gl ichke i t zu e r6 r t e rn , d a b das T r a u b e n z u c k e r m o l e k t i l e inen schAdigenden Einflul3 au f die H a u t aus t ib t , de r abe r n u r zu r Nekrose ff ihrt , w e n n de r A b t r a n s p o r t der s u b c u t a n in j i z i e r t en L 6 s u n g d u r c h Zu- sa tz yon A d r e n a l i n g e h e m m t wird, so d a b das T r a u b e n - zuckermolek t i l 1Angere Zei t au f die H a u t e i n w i r k e n k a n n .

Diese V e r m u t u n g wurde d u r c h die B e o b a c h t u n g ver - stArkt, d a b weder A d r e n a l i n n o c h T r a u b e n z u c k e r , ftir s ich al le in inj iz ier t , H a u t n e k r o s e n v e r u r s a c h t e n . H 6 c h s t e n s t r a t e n ger inge R e i z e r s c h e i n u n g e n auf.

Beispiel I. a) 5 Ra t t en aus einem WurI bekommen eine sub- cutane Injekt ion von 0, 7 ccm 35proz. Traubenzuckerl6sung in die Schwanzwurzel. Die mehrere Wochen fortgesetzte Beobaehtung ergibt : i m a l r ingf6rmigen nlissenden, oberfllichlichen Hautdefekt nach 4 Tagen, der nach 15 Tagen abgeheil t ist; I rnal schwache Schorfbildung nach 2 Tagen, die nach 15 Tagen abgeheil t ist; imal st~rkere Schorfbildung nach 6 Tagen, die nach 15 Tagen abgeheil t ist ; 2real keine Hautver~nderung.

b) 5 Ra t t en aus einem Wurf bekommen eine subcutane Injek- t ion in die Schwanzwurzel yon Adrenal in ill Konzent ra t ionen yon i : IOOO und 1:2ooo und in Mengen von o,I undo,2 ccm, Die mehrere Wochen fortgesetzte Beobachtung ergibt : 3Inal keine I-Iautreak- t ion; 2mal sehr geringe Schorfbildung nach 2--5 Tagen, die nach 6 9 Tagen abheilt .

N a c h den A n g a b e n de r L i t e r a t u r abe r is t de r h e m m e n d e Einf luB des A d r e n a l i n s auf die R e s o r p t i o n v o n F a r b s t o f f e n , Zucker , Jodsalz , S t rychn in , . Morph in , Cocain usw. r e c h t ge- r ing oder er f eh l t v o l l k o m m e n 1.