Über die wirkung von teer auf die darmschleimhaut des kaninchens

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(Aus dem Laboratorium fiir aUgemeineCkirurgie des Kiewer Med. Inst. [Vorstand: Prof. M. ~. Moskalew] und der Chirurgischen Abteilung des I; Kiewer Arbeiter- krankenhauses [Vorstand: Dr. M. B. Jukelson.) Uber die Wirkung yon Teer auf die Darmschleimhaut des Kaninchens. Von I. I. Genkin und J.D. Dmitruk :Externer Arz~ an der Chirur- Ordinator an der Klinik ffir All- gischen Abteilung des L Kiewer gemeine Chirurgie des Kiewer Arbeit erkrankenhauses Medizinischen Instituts. Mit 4 Textabbildungen. (Eingegangen am 12. Mai 1928.) Das im Jahre 1914 von Jamagiwa und Ischikawa vorgeschlagene Verfahren zur Bearbeitung der Haut yon Tieren mit Teer zwecks Hervor- rufung eines experimentellen Hautcarcinoms hat weiteste Verbreitung gefunden. Die Literatur hat in dieser Frage einen bedeutenden Umfang erreieht, die Ver~nderungen der tIaut, die unter dem EinfluB einer dauernden Teerreizung vor sich gehen, sind ziemlich sorgfMtig studiert worden, und es ergab sich tatsachlich die M6glichkeit, mit Hilfe dieses carcinogenen Faktors je nach Wunsch des Experimentators bei einem bestimmten Prozentsatz der Versuchstiere Hautkrebs zu erzeugen. Was jedoch die Wirkung des Teers auf die Sehleimhaut des Magen- darmkanals betrifft und die MSglichkeit, auf diesem Wege experimentelle Neubildungen der inneren Organe zu gewinnen, ist die Literatur dariiber sehr beschr~nkt. Ishlbashi (1921) gelang es, ein Adenomen hervorzurufen, indem er Teer in die Magenwarid des Kaninehens einspritzte. Buschke und Langer fiihrten Teer in das Rectum von Ratten ein, erhielten aber keinerlei Ver~nderungen seitens der Schleimhaut dieses Darmes. Die Ratten gingen ziemlieh rasch an allgemeiner Intoxikation und Kachexie zu- grunde. Bei einem sehr hohen Prozentsatz der eingegangenen Tiere waren im Vordermagen, d. h. dem mit mehrsehichtigem Plattenepithel bedeckten Teile des Magens, Ver'~nderungen nachweisbar, welche yon den erw~hnten Autoren als entzfindliche geschwulstartige Wueherungen des Epithels mit sehr scharf ausgepr~gter tIyperkeratose angesproehen werden.

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Page 1: Über die Wirkung von Teer auf die Darmschleimhaut des Kaninchens

(Aus dem Laboratorium fiir aUgemeine Ckirurgie des Kiewer Med. Inst. [Vorstand: Prof. M. ~. Moskalew] und der Chirurgischen Abteilung des I; Kiewer Arbeiter-

krankenhauses [Vorstand: Dr. M. B. Jukelson.)

Uber die Wirkung yon Teer auf die Darmschleimhaut des Kaninchens.

V o n

I. I. Genkin und J . D . Dmitruk :Externer Arz~ an der Chirur- Ordinator an der Klinik ffir All- gischen Abteilung des L Kiewer gemeine Chirurgie des Kiewer

Arbeit erkrankenhauses Medizinischen Instituts.

Mit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen am 12. Mai 1928.)

Das im Jahre 1914 von Jamagiwa und Ischikawa vorgeschlagene Verfahren zur Bearbeitung der Haut yon Tieren mit Teer zwecks Hervor- rufung eines experimentellen Hautcarcinoms hat weiteste Verbreitung gefunden. Die Literatur hat in dieser Frage einen bedeutenden Umfang erreieht, die Ver~nderungen der tIaut, die unter dem EinfluB einer dauernden Teerreizung vor sich gehen, sind ziemlich sorgfMtig studiert worden, und es ergab sich tatsachlich die M6glichkeit, mit Hilfe dieses carcinogenen Faktors je nach Wunsch des Experimentators bei einem bestimmten Prozentsatz der Versuchstiere Hautkrebs zu erzeugen.

Was jedoch die Wirkung des Teers auf die Sehleimhaut des Magen- darmkanals betrifft und die MSglichkeit, auf diesem Wege experimentelle Neubildungen der inneren Organe zu gewinnen, ist die Literatur dariiber sehr beschr~nkt.

Ishlbashi (1921) gelang es, ein Adenomen hervorzurufen, indem er Teer in die Magenwarid des Kaninehens einspritzte. Buschke und Langer fiihrten Teer in das Rectum von Ratten ein, erhielten aber keinerlei Ver~nderungen seitens der Schleimhaut dieses Darmes. Die Ratten gingen ziemlieh rasch an allgemeiner Intoxikation und Kachexie zu- grunde. Bei einem sehr hohen Prozentsatz der eingegangenen Tiere waren im Vordermagen, d. h. dem mit mehrsehichtigem Plattenepithel bedeckten Teile des Magens, Ver'~nderungen nachweisbar, welche yon den erw~hnten Autoren als entzfindliche geschwulstartige Wueherungen des Epithels mit sehr scharf ausgepr~gter tIyperkeratose angesproehen werden.

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I. I. Genkin u. J. D. Dmitruk: Teer auf die Darmschleimhaut desKaninchens. 353

Das Auftreten dieser Ver~nderungen an der Schleimhaut des Vorder- magens schreiben Buschke und Langer der Allgemeinwirkung des Teers bei seiner Absorbierung aus dem Mastdarm zu. /~. Puhr, weleher bei Bepinselung verschiedener Abschnitte der Haut yon Ratten ~hnliche Ver~nderungen im Vordermagcn dieser Tierc erhielt, steht auf dem Standpunkt, dal~ hier weniger eine Allgemeinwirkung des Teers in Be- tracht kommt, als vielmehr seine lokale Wirkung auf die Magenschleim- haut infolge des Beleckens der mit" Teer bepinselten Stellen yon seiten der Tiere.

Schliel~lich sei noch auf die Arbeit Yon Lei~sch hingewiesen, welcher, indem er in die G~llenblase yon Meerschweinchen Fremdk6rper einfiihrte und darunter auch Teerpillen, in einem Teil der F~lle adenomatSse Wucherungen der Gallenblasenschleimhaut erzielte, welche manchmal in das Lebergewebe hineinwuchsen.

Eine so geringe Anzahl yon Arbeiten in der yon uns ber/ihrten Frage erkl~rt sich aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Schwierigkeiten, geeignete Bedingungen fiir die Bearbeitung einzelner Darmabschnitte der Versuchstiere mit Teer zu schaffen. Die perorale Einfiihrung des Teers ist aber schwer ausffihrbar, wiirde eine sehr rasche Intoxikation der Tiere bewirken, w~hrend die lokale Wirkung nut unbedeutend w~ire, da die geringen Mengen des eingefiihrten Teers sich bald , durcla den Darm- inhalt verdfinnt, fiber die ganze L~inge des Verdauungstraktes verteilen wfirden.

Um flit die Bearbeitung der Darmsehleimhaut mit Teer bequemere Bedingungen zu sehaffen, benutzten wir den Wurmfortsatz des Ka- ninehens. Unsere Wahl fiel auf diesen Absehnitt des Darmes aus dem Grunde, dab die W~nde des Fortsatzes bedeutend dicker sind als die der iibrigen Absehnitte des Darmkanals des Kaninehens, und er l~fSt sieh aueh leieht yore Diekdarm abl6sen, ohne Hindernisse fiir den Dureh- gang des I)arminhaltes zu setzen.

I)as Kaninehen wurde zur Ausfiihrung des Experimentes folgendermaBen vorbereitet: Unter Morphiumnarkose Er6ffnung der Bauehh6hle dureh einen reehten Seitensehnitt tier Bauehwand in ihrem oberen Absehnitt. In die Baueh- wunde wurde der Fortsatz hervorgezogen, dessen Ermittelung gew6hnlleh keine Sehwierigkciten bereitete. Dureh eine kleine 0ffnung im geft~fllosen Tell des Mesenteriums des Fortsatzes an der ~bergangsst~lle desselben in den Diekdarm wurden 2 Ligaturen angelegt; dureh diese Ligaturen wurde der Fortsatz unter- bunden und zwisehen ihnen durehsehnitten, beide Stiimpfe mit einer Tabaks- beutelnaht iiberdeekt. Der auf diese Weise ausgesehaltet~ Fortsatz wurde in die Bauehwunde eingen~ht und an seinem proximalen Teil eine Fistel angelegt.

Auf diese Weise erhielten wir ein isoliertes Darmstfiek, das mi~ der Auflen- welt in Verbindung stand und dessen Nahrungsbedingungen nieht gest6rt waren, d~ bei tier Aussehaltung des Fortsatzes aueh nieht das kleinste Gefiil]ehen des Mesenteriums l~diert worden war. Teehniseh bietet die besehriebene Operatio n keine besonderen 8ehwierigkeiten; die Kaninehen ertragen diesen Eingriff ziemlieh

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leicht, und unmittelbar infolge der Operation verloren wir bloB das erste, sozusagen 0rientierungstier.

Nach v611igem Verheilcn der Oper~tionswunde und Entfernung der Nihte, d. h. etwa 8--10 Tage nach dem operativen Eingriff, schritten wir zur Bearbeitung der Innenfllehe des Fortsatzes mit Teer. Diese Bearbeitung kann auf 3faehe rWeise ausgefiihrt werden: 1. Einffihrung eines mit Teer getr/~nkten Gazetampons; 2. Bestreichen mit Hilfe eines Glasst/~behens oder einer Metallsonde; 3, Ein- fiihrung geringer Teermengen (bis t/2 corn) in die ]=[Shle des Fortsatzes mit Hilfe einer stumpfen Nadel und einer Spritze.

Die Bearbeitung der Fortsatzh6hle mi~ Teer auf eine der 3 besehriebenen Weisen wurde yon uns gewShnlieh etwa 3mal wSchentlieh ausgefiihrt; in Fallen jedoch, we starke Intoxikation und Abmagern der Tiere beobachtet wurden, setzten wit mit der Einffihrung yon Teer einige Tage aus, um dem Tier die M6gliehkeit zu geben, sieh zu erholen.

In denjenigen Fallen, we in der Folge eine bedeutende Verengerung der Fistel6ffnung eintrat, unternahmen wir die Erweiterung derselben mit Hilfe eines Laminariastabehens oder auf operativem Wege. Naeh bestimmten Zeitriumen wurde die Fortsatzh6hle besichtigg, wobei wir uns eines gew6hnliehen Urethro- skops yon mannlichem oder weiblichem Typus, je nach der Breite der Fistel- 5ffnung, bedienten.

Die regelmal3ige Besiehtigung der Fortsatzh6hle mit Hilfe des Urethroskops gestattete uns die in der Sehleimhaut auftretenden makroskopischen Ver~tnde- rungen allmihlich zu verfolgen.

N u n m e h r haben wir die MSglichkeit, die Resul ta te mi tzute i len , die wir in unserer ers ten Versuchsgruppe (10 Kan inehen) erhielten. Zwei von diesen 10 K a n i n o h e n gingen u n m i t t e l b a r infolge des opera t iven Eingriffes (Per i toni t is und postoperat ive Pneumonie) zugrunde u n d eins infolge einer a k u t e n Teerverg i f tung; 6 K a n i n e h e n s ta rben inne rha lb 2 - - 4 Mo- n a t e n und bloB eines i iberlebte die Operat ion urn 91/= Monate, w~hrend weloher Zeit es 45 Teerpinse lungen der Innenf l~che des Fortsatzes Und 41 Teer in jek t ionen von je 1/a--l/2 ecru durchmaehte .

Zweifellos g ingen alle Tiere an chronischer Teervergif tung zugrunde.

Bei der mikroskopischen Untersuehung yon Leber und Nieren der zugrunde- gegangenen Kaninchen wurden folgende Ver~nderungen naehgewiesen: in der Leber stark ausgeprigte Fettinfiltration, parenehymatOse und Eiweiflentartung der Leberzellen , und aueh Erscheinungen eines produktiven Entziifidungsprozesses in den Periportalr~umen; in der Niere wurde das mikroskopische der ausgesproche- hen parenchymat6sea Nephritis eigentiimliche Bild naehgewiesen. In den ersten Tagen nach der Anleguhg der Fistel im Fortsatz wurde aus der HOhle desselben reiehliehf lfissiges Sekret ausgesehieden. Allmahlieh wurde bei Einffihrung yon Teer die Sekre~ion der Fortsatzsehleimhaut immer sp~trlicher und der Charakter des Ausgesehiedenen veranderte sieh: es wurde immer zihschleimiger und nach ll/2monatiger Bearbeitung der Sehleimhaut mit Teer liel~ sich ein dicker gallert- artiger Schleim in Klumpen aus der Fortsatzh6hle herauspressen. Zu derselben Zeit konnte man dureh die Bauehdeeken den verdiekten Forts~tz hindurchfiihlen, welcher in einigen Fallen den Eindruck eines Tumors maehte.

Bei der Untersuehung der Fort~atzhbhle mit dem Urethroskop 1 ~onat nach Beginn der Einffihrung yon Teer wurde Hyper/~mie und Faltigkeit der Schleim- haul festgestellt, die auf ihre Verdickung hinzuweisen schienen, auch wurden kleine Ulcerationen, nieht weir yon der Fistel gelegen, beobaehtet.

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Bei der wiederholten Untersuehung konnte man 11/2--2 Monate nach Beginn der Bearbeitung mit Teer bei 2 Kaninehen auf der Sehleimhaut deutlieh polypen- artige Bildungen yon tier Gr6Be eines Hanfkornes bis zu ciner klcineren Erbse unterscheiden. Einige yon diesen Bildungen sa[3en auf ziemlich diinnen Stielen, ragten in alas Lumen des Urethroskops hinein und konnten mit Lcichtigkeit fiir die mikroskopische Untersuchung excidiert werden.

Wir wollen uns bei der Besehreibung des Baues dieser excidierten Stiiekchen nicht weiter aufhalten, da er den in der Fortsatzschleimhaut tier eingegangenen Kaninchen nachgewiesenen Veri~nderungen vollstitndig analog ist; zur Besehreibung dieser letzteren wollen wir nun auch fibergehen, nachdem wir kurz auf den Bau des normalen Kaninehenfortsatzes eingegangen sind.

Wit untersuehten mehrere normale Wurmfortsittze yon Kaninehen und fandcn im allgemeinen folgendes typische Bild: Die Fortsatzwand ist aus 4 Schich- ten zusammengesetzt: Serosa, Muskelschicht, Follikular- oder Lymphoidsehicht und Schleimhaut. Den gr6Bten Teil der Wandmasse des Fortsatzes bildet die Schicht aus lymphoidem Gewebe; der ~uBere Teil derselben tritgt diffusen Charak- ter, stellenw.eise trifft man Gruppen yon gro6en plasmareichen Zellen an. In dem nigher zur Schlcimhaut gelcgenen Teil der lymphoidcn Schicht gruppieren sich die lymphoiden Elemente follikelartig; Vermehrungszentren lassen sich in ihnen nicht feststellen. Das Gewebe der Lamphoidschicht teilt sich gleichm/~13ig durch diinnste Zwischenschichten yon Bindegewebe, durch welche sich Gefi~13e hin- ziehen, in Abtcilungen; diese bindegewebigen Zwisehenschichten wenden sich radii~r yon der Schleimhaut tier Muskelschicht zu, In dem der Schleimhaut zu- gekehrten Tell bildet die Lymphoidschicht Vorsprfinge, welche mit hohem Zylindcrcpithel mit bedeutendem Zusatz yon bceherf6rmigcn Zellen bedcckt sind. Die Schleimhaut stellt sich als eine Reihe yon Zotten aus Bindegewebe dar, mit in dasselbe eingelagerten Driisen; an ihrer Oberflache sind die Schleimhautzotten mit hohem Zylinderepithel bedeckt, welches yon der Oherfl/iche der Zotten auf die Oberfl/iche der Vorsprfinge der Lymphoidsehicht fibergeht. Zwischen den entsprechenden Teilen der Schleimhautzotten und den Vorspriingen der Lymphoid- schieht bilden sich Spaltr~ume yon mehr oder weniger bedeutender GrSl3e.

Die yon der Lymphoidschieht nach aullen verlaufende Tunica museularis ist sehr schmal und besteht bloB aus 2- -3 Reihen glatter Muskelfasern (siehe Abb. 1 u. 2).

Nach diesen kurzen Angaben fiber den mikroskoplschen Bau des normalen Kaninehenfortsatzes kGnncn wir zur Bcschreibung der Ver/inderungen fibergehen, die sich in den Forts/~tzen yon zugrunde gegangenen Kaninchen nach mehr oder weniger langdauernder Bcarbeitung der FortsatzhShlen mit Teer nachweisen liel3en.

Die Serosa ~ist betr/tchtlich verdickt und besteht aus Ztigen yon fibrOsem Gewebe, das mit ziemlieh grollen bindegewebigen Zellen infiltriert ist. Viele Gefal3e der Serosa sind erweitert und mit Blur gcffillt. Die an die Tunica muscularis grenzende Schicht der Serosa stellt ein stark verdichtetes hyalinisiertes Binde. gewcbe dar.

In der Tunica muscularis sind 2 Schichten deutlich zu unterscheiden, eine Querschicht und eine L/~ngssehicht, was sich in normalen Forts/~tzen nicht wahr- nehmen lieB; diese beiden Schichten sind ausgesproehen hyperplasiert und hyper- trophiert, ihre Dicke fihersteigt nicht weniger als 10mal diejenige der normalen Schicht. Inmit ten der Muskelfascrbfindel, vorwiegend um die Gefi~Be, werden Anh~ufungen yon jungem Bindegewebe beobachtet; diese Anh/iufungen bestchen hauptsachlich aus lymphoiden Elementen mit einer geringen Beimengung yon polynucle/~ren I.r Die Follikularschicht ist fast in allen Forts~tzen einer starkcn Atrophic unterworfen, nur stellenweise trills man auf erhaltene Gebiete

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in Form von diffusen Anh/iufungen yon Lymphoidgewebe, wobei Gruppen yon gr61]eren Endothelzellen vollst/indig fehlen; in dcr Mchrzahl der FMle aber ist die

Follikularschicht gar n icht vorhanden und durch gewuchertc Schleimhaut oder dich- tes Bindegewcbc er- sctzt, in welchem bloB einzelnc Ansammlun- gen yon Lymphocyten vorkommen.

Die Schlcimhaut ist s ta rk hyperplasicrt und t r i t t in Form yon sehr brei ten Zot ten auf, die aus vermehr- ten u n d vergr61]crtcn Drfisen bestehen; diese sind mit reiehlich

schleimproduzieren- dem Zylinderepithel ausgekleidet. Stellcn- weise flieflen die Zot tcn ineinander, so dab eine ununterbrochene Hiille

Abb, L Bau der Wand eines normalen Kaninehenfortsatzes. in dcr Ar t eincr dik- ken Schlcimhaut-

schicht gebildet wird, die un- mit te lbar an die Muskcischicht stSBt, da die lymphoide Zwi- schenschicht v6Uiger Atrophic anheimgefallen ist. Das Stro- ma tier Zo t ten is t mi t klein- zelligen Elemcnten infil triert , die Gef~Be an einigen Stellen erweitert und mi t Blur geffillt. In einigen Abschni t t en wird starke Erwei terung der Schleim- hautdr i i sen beobaehtet .

In einem anderen Teil der F~lle ha t die Schleimhaut ihren zot tenar t igen Bau g/~nzlieh ein- gebtil~t, und adenomatSses Ge- webc lagert sich auf der Mus- kcloberflache entweder als gleichmi~13ige dicke Schicht,

Abb. o. Schleimhautzotten eines normalen Kaninchen- oder es bi ldet pol3TSse und fortsatzes, papillomat6se Wucherungen

yon mchr oder weniger groBem Umfang. Das Stroma dieser Bildungcn besteht aus kleinen Zfigen fibrSsen Ge- webes, in welchem sich nur stellenweise entzfindliche Reizungserseheinungen beobachten lassen, meist jedoch tr/igt der Prozel~ produkt iven Charakter.

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O b e r d ie W i r k u n g yon Teer auf d ie D a r m s c h l e i m h a u t des K a n i n c h e n s . 357

Abb. 3, Bau eines Sehleimhautpolypen aus der H6hle des Kaninchenfortsatzes nach tier Teer- bearbeitung. Schwaehe VergrSl]erung.

Abb. 4. Bau des Polypen bei st,~irkerer VergrSl~erung.

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358 I . I . Genkin u. J.D.Dmitruk : Teer auf die Darmschleimhaut des Kaninehens.

Die stark vermehrten Driisen der Schleimhaut erseheinen stellenweise buehten- fSrmig verzweigt, erweitert; alle Drfisen sind mi~ hohem Zylinderepithei mit deut- lich ausgeprttgter Neigung zu schleimiger Metaplasie ausgekleidet; auf einigen Absehnitten bilden sich gleichsam cystisch erweiterte G/~nge, die mit schlelmigem Inhalt nebst abgelSsten Epithelzellen gefiillt sind.

Die Epithelkerne sind fiberall saftig, hell, und nur an e[nzelnen Stellen kann man yon Kernpyknose sprechen (Abb. 3 u. 4).

Indem wir nun die oben beschriebenen Verhnderungen kurz zusammenfassen, mul3 gesagt werden, dab die Bearbeitung der HOhle des Kaninchenfortsatzes mit Teer reizend auf die Schleimhaut wirkt und in den Anfangsstadien zu Hyperplasie derselben ffihrt, weiterhin aber zu mhchtigen adenomatSsen Wucherungen mit Bildung yon Papillomen und Polypen. Unwillkfirlieh dr/~ngt sich die Analogie dessen auf, was wir bei Teerbehandlung der Haut haben- in der ersten Zeit blofi eine einfaehe Hyperplasie des Plattenepithels - - Hyperkeratose, im zweiten Stadium treten Papillome auf und erst weiterhin (3. Stadium) beghmt die Krebs- entartung.

W e n n es uns geli~nge, unsere a p p e n d i k o s t o m i e r t e n K a n i n c h e n 1/inger a m L e b e n zu e rha l t en , was be i Versuchen in grSl~erem Mai~stabe an e iner grSBeren Anzah l yon Tieren u n d bei vors ieh t igerer und al lmSh- l icher Bea rbe i t ung wohl mSglich is t , so k a n n es le icht sein, dab das Ein- t r e t e n eines 3. S t a d i u m s der Verande rungen zur Beobach tung gelangtc , d. h. die B i ldung ech te r Adenocarc inome .

Daf~ e in solches l~ngeres :For t leben m6glich ist , t r ier s c h o n a n unserem kle inen Versuch dcu t l i ch zutage , denn 1 K a n i n c h e n wurde j a doch im Laufe yon 9x/2 Mona ten der E inf i ih rung von Teer in die l~ortsatzhShle un te rzogen . Viel le icht i s t auch eine so daue rnde Einf i ih rung von Teer ga r n i ch t nStig, u n d es geni ig t b lo$ eine anfi~ngliehe l~eizung im Laufe von 11/2--2 Mona ten bis zum Auf t r e t en von Po lypen , wovon m a n sieh le icht m i t Hi l fe e iner Append ikoskop ie f iberzeugen kann , d a n n abe r die B e a r b e i t u n g zu un t e rb rechen und nu r die wei tere E n t w i c k l u n g der er- ha l t enen Bi ldungen zu ver fo lgen . I n dieser R i c h t u n g wollen wlr auch unsere wei te ren Un te r suchungen for t f i ihren.

/ ) as yon uns vorgesehlagene Verfahren, die Seh le imhau t eines iso- l i e r t en Abschn i t t e s des D a r m k a n a l s yon K a n i n c h e n m i t Teer zu bear - bei ten, ge s t a t t e f zugleich, die in de r Seh | e imhau t au f t r e t enden Vert~nde- rungen fo r tgese tz t zu .verfolgen.