Über die verwendung von ködermitteln zur schädlingsbekämpfung

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Uber die Verwendung von Koderrnitteln zur Schadlingsbekarnpfung. Ton Fritz Eolistein, Rastatt. Die Verwendung von Kodermitteln zur Schiidlingsbekimpfung geht zweifellos zuruck auf die seit alters geiibte Koderung der Insekten durch den Sammler, der es versteht, zu gewissen dahreszeiten seine Schmetter- lings- oder liafersammlung auf diese verhaltnismallig muhelose Weise zu vervollstlndigen. Wiihrend der Sammler jedoch sich auf das Anlocken seiner Beute beschrtinkt, ermachsen dem, der sich der Koderung von Schadinsekten zu deren Bekampfung bedienen will, noch andere Aufgaben, denn er will ja nicht nur anlocken, sondern auch vergiften, und zwar unter den je- weils gegebenen, stets variierenden Bedingungen der angebauten Kulturen, soweit es sich nicht um Hausinsekten handelt, oder um solche Mittel, die bei ihrer Anwendung unabhangig von der geschadigten Pflanze zur Wirkung kommen. Die Anwendung der Kodermittel geschieht zurzeit auf drei ver- schiedene drten, erstens durch Behandlung der Pflaneen mit Giften, deren besondere Zubereitung die Aufnahme durch das Insekt erleichtern und be- giinstigen soll, zweitens in der Art der Kederfallen, die das Insekt anlocken und festhalten oder abtoten, drittens durch Streumittel, die unabhangig von den Pflanzen ausgestreut oder ausgelegt werden. Je nach der Methode sind nun auch die Anforderungen, die an die Kodermittel gestellt werden mussen, ganz verschieden. Wird, wie in dem zuerst genannten Fall, das Mittel auf die Pflanzen aufgespritzt, so wird von ihm nicht nur, wic vom ublichen Spritz- oder Staubemittel neben der Giftwirkung Unschidlichkeit fur die Pflanze, bei der Behandlung von Obstbaumen oder Euttermitteln noch moglichst ge- ringe Giftwirkung fur Menschen und Nutztiere, sondern die miiglichst hohe Konzentrierung des Schadlings auf einen moglichst kleinen Raum, bezw. eine moglichst kleine Anzahl TOU behandelten Pflanzen verlangt. Die Kiiderfallen wirken zum Teil durch die Anziehungskraft des Lichtes, zum Teil durch vergiftete Kiiderstoffe. Ton den Lichtfallen soll

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Page 1: Über die Verwendung von Ködermitteln zur Schädlingsbekämpfung

Uber die Verwendung von Koderrnitteln zur Schadlingsbekarnpfung.

Ton

Fritz Eolistein, Rastatt.

Die Verwendung von Kodermitteln zur Schiidlingsbekimpfung geht zweifellos zuruck auf die seit alters geiibte Koderung der Insekten durch den Sammler, der es versteht, zu gewissen dahreszeiten seine Schmetter- lings- oder liafersammlung auf diese verhaltnismallig muhelose Weise zu vervollstlndigen.

Wiihrend der Sammler jedoch sich auf das Anlocken seiner Beute beschrtinkt, ermachsen dem, der sich der Koderung von Schadinsekten zu deren Bekampfung bedienen will, noch andere Aufgaben, denn er will ja nicht nur anlocken, sondern auch vergiften, und zwar unter den je- weils gegebenen, stets variierenden Bedingungen der angebauten Kulturen, soweit es sich nicht um Hausinsekten handelt, oder um solche Mittel, die bei ihrer Anwendung unabhangig von der geschadigten Pflanze zur Wirkung kommen.

Die Anwendung der Kodermittel geschieht zurzeit auf drei ver- schiedene drten, erstens durch Behandlung der Pflaneen mit Giften, deren besondere Zubereitung die Aufnahme durch das Insekt erleichtern und be- giinstigen soll, zweitens in der Art der Kederfallen, die das Insekt anlocken und festhalten oder abtoten, drittens durch Streumittel, die unabhangig von den Pflanzen ausgestreut oder ausgelegt werden.

Je nach der Methode sind nun auch die Anforderungen, die an die Kodermittel gestellt werden mussen, ganz verschieden.

Wird, wie in dem zuerst genannten Fall, das Mittel auf die Pflanzen aufgespritzt, so wird von ihm nicht nur, wic vom ublichen Spritz- oder Staubemittel neben der Giftwirkung Unschidlichkeit fur die Pflanze, bei der Behandlung von Obstbaumen oder Euttermitteln noch moglichst ge- ringe Giftwirkung fur Menschen und Nutztiere, sondern die miiglichst hohe Konzentrierung des Schadlings auf einen moglichst kleinen Raum, bezw. eine moglichst kleine Anzahl TOU behandelten Pflanzen verlangt.

Die Kiiderfallen wirken zum Teil durch die Anziehungskraft des Lichtes, zum Teil durch vergiftete Kiiderstoffe. Ton den Lichtfallen soll

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Ec ILstein: 1 ber die Verwenluug vou Kodermittelii ztir Schadlingsbel;ampPang. it'?

hier nicht die Rede sein, da durch sie niir eine eng umgrenzte Gruppe von Schddlingen, haupts5chlich Kleinschmetterlinge und Eulen gefangen werden.

Yollen die li6derfallen jedoch durch Duftstoffe auf das Insekt wirkcn, so mu13 ihre Anzishnngskraft so stark sein, da13 sit: das Insekt von der Fortsetzung seiner natiirlichen . den] Augenblicli entsprechenden Tltigkeit abbringt, z. B. der Eiablage, zur Riiderfalle hinlenlit und dadurch von der zii schiitzenden Kul tur fernhiilt.

,'ihnliche Porderungen mussen an die an ciritter Stelle genannten KBdermittel gestellt werdeu, an die Streukoder und ahnliche. Sie mussen so beschaffen sein, daB der Schadling giinstigstenfalls seine BraBpflanze meidet, jedenfalls aber nicht an dem ausgelegten Koder vorbeigeht, sondern ihn annirnmt und sich dabei vergiftet. Wahrend derartige Koder im all- gemeinen ohne Beriicksichtigung der Schiidlichkeit fiir die Pflanzen zu- sammengesetzt werden konnen, wird gerade voa ihnen haufig niiiglichst geringe Giftwirkung fur Nutxtiere, Haustiere und, bei der An wendung im Forst, insbesondere auch f iir Wild verlangt.

Bei der Verwendung dsr fliissigen Iioder als Spritzmittel, also etwa fiir die Bekampfung der Rubenfliegen, Kirschetifliegen, Olfliegen u. a. erfolgt die Vergiftung wahrend der gewohnten Xahrungsaufnahme, nur mit dem Unterschied, dail sich an den behandelten Pflanzen eine erheh- lich gronere Zahl der Schddlinge als unter gewiihnlicheii Verhaltnissen, ein- finden S O I L Anders dagegen ist es bei den Koderfallen und Streumitteln. Deiin diese erfordern vom Schadling ein Abgehen von seinen Gewohnheiten, eine Ablenkung der Instinkte, in den meisten Fallen des Nahrungs- und des Portpflanzungsinstinktes.

Darin liegt sowohl die Schwache, als auch die Starke dieser Koder- verfahren. Die Schwache, da es bis jetzt nur in wenigen Fallen ge- lungen ist, die hier kurz skizzierten Forderungen zu erfullen, die Starke, meil ein jedes dieser Kodermittel, falls es die Bedingungen erfullt, jede andere Bekampfungsmethode aus dem Pelde schlagen wird.

Die Zusammensetzung der InsekteirkiSclermittel. Bus den bisherigen, einleitenden Ausfuhrungen ergibt sich, daB jedes

Kodermittel auf den Schadling einen Reiz ausiiben muB, der sich s u f den Gesichtssinn, oder den Geruchssinn, gelegentlich auch auf beide, aus- wirken kann.

In jedem einzelnen Fall wird zunachst die Entscheidung von Wichtig- keit sein, wie das Insekt, urn das es sich gerade handelt, sich im Raum orientiert. Die Art, auf welche Weise die Nahrung gefunden wird, wie sich der Schadling die Stelle der Eiablage aussucht, ob ini wesentlichen mit den Augen, oder mit Hilfe der Antennen, kann entscheidend fur die Auswahl eines Koderstoffes werden.

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72s E c k s t e i u :

Diese Verhiiltnisse geniiinen ihre Bedeutung insbesondere auch bei der Ausarbeitung Yon Kodermethodeu bei au der Erde lebeiideu Insekten und bei Lufttieren.

Fore1 hat schon in1 Jahre 1902 a d das Vorhandensein von Unter- schicden zwischen Lufttiercn und Bodentieren beziiglich ihrer Orientierung kurz hingewiesen; insbesondere auch in1 Hinblick auf die vorhandene oder fehlende Seweglichkeit der Puhler: ,,Selbst bei manchen Inseliten, die bewegliche Piihler haben, und zum Teil weniger Lufttiere sind, {vie z. B. die Lamellicoruier uud die Bombyciden, ist offenbar der Antennen- geruchssinn vie1 mehr auf Fernrvirkung, d. h . auf Wittern entfernter Ge- riiche, als auf Raum und Pfaderkenntnis eingerichtet. Solche Inseliten finden ihren Weg mittels der dugen, fliegen aber iu die Richtung hin, von woher ihre Fuhler einen gesuchten Geruch wiftern.

Der eigentliche, topochemische Antennensinn durfte daher vor allem bei allen denjenigen Arthropoden gut entwickelt sein, deren Piihlhorner nicht nur in der Luft beweglich, sondern zuni Betasten der Gegenstande eingerjchtet sind. Bei denselben kann der immerhin topochemisch un- genaaere Perngeruch durch den Koataktgeruch jeden dugenblick kon- trolliert und scharf topographisch resp. topochemisch fixiert merden, wie es die Ameisen so ausgiebig praktizieren."

Bei Versuchen zur Bekampfung der Spargolfliege Platypuruea poe- cibptera, die der Verfasser im Jahre 1929 anstellte, handelte es sich bei der so grol3en Behendigkeit der Pliege zunachst um die Entscheidung dieser Fragen, ob die Fliege den hervorsprieoenden Spargel durch dessen Duft wahrninimt, oder sieht. Urn hieruber dnhaltspunkte zu gewinnen, wurden zunachst verschieden geformte Eltilzer innerhalb eines Spargel- feldes, das stark beflogen war, aufgestellt, niimlich Brettcben, Kugeln, Wurfel und spargelformige Stabe. Dabei zeigte sich, dao die Spargel- fliege sich init besonderer Vorliebe an die spargelforniigen Holzer ansetzte, wahrend die iibrigen kaum beflogen wurden, und sich eine Fliege nur mehr gelegentlich auf ihnen niederlieB. Gleichzeitig vorgenommene Unter- suchungen uber die etwaige anlockende Wirkung von Spargelsaft, Aspara- gin, Asparaginsaure, ZuckerlBsungen u. a. zeigte uber dies, daB die Fliege die Spargelpflanze in der Hauptsache mit Hilfe des Gesichtssinnes anfliegt, was absr nicht ausschlieflt, das noch andere Reize, etwa Duftreize noch unbekannter Zusammensetzung, auf die Pliege einwirken. Im Einzel- fall ist also auch bei den Duftkiitiern die Bedeutung des Gesichtssinnes festzustellen, insbesondere, wenn es sich urn die Verivendung von farbigen Koderstoffen handelt.

Jedes Insektenkodermittel setzt sich aus drei Komponenteu zusammen, aus dem G r u n d s t o f f , dern Gif t s tof f ond den1 D u f t s t o f f .

Der GrundstoEf dient als Trager und zur Verdiinnung der beiden anderen Stoffe. Da er im Verhaltnis die groljte Menge bei der Zusammensetzung

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der Insektenkoder ausrnacht, ist er oft entscheidend fiir die Kirtschnft- lichkeit eines Eiodermittels:

Eiir die flussigen Kodermittel ist TT'asser der Grundstoff, fiir die streubaren in den meisten Fallen Kleie, Meld, oder Sagemehl.

Die E l e i e , die am meisten als Grundstoff verwendet wird, hat eineu sehr ausgepriigter Eigenduft, iiber den nachteilige Wirlinngen nicht be- kannt geworden sind. Wir finden daher hiiufig die Kleie als einzigeu Koderbestandteil nehen dem Gift, also als Grandstoff und Duftstoff gleich- zeitig angegeben. Doch gehen in zahlreichen Fallen die Acgaben i i her die Wirksamkeit derartiger Koder weit aiiseinander.

Es 1aBt sich ja denken, daB fiir weniger empfindliche Insekten, meist Bodenbewohaer, insbesondere, wenn deren Kahrungsraum infolge grijnter Massenvermehrung sehr gering ist, so daB die hungernden Tiere alles irgendwie Geniefibare angreifen, die gebotene Kleie als Kodermittel genugen mag, doch seibst fiir die Heuschrecken sind die Angaben uber die Brauch- barkeit der Kleie allein widerspruchsvoll.

Soweit einheimische Scbadlinge, die der Verfasser beobachtete, in Betracht kommen, konnte festgestellt werden, daB die Wirkung der Kleie durch besonders gewahlte Zusltze zum mindesten erheblich, ja ausschlag- gebend verbessernd werden kann.

Die Anwendung von Xehl ist sehr beschrankt und komnit des hohen Preises wegen fur den GroBverbrauch nicht in Frage.

Das Si igemehl setzt die Wirkung der Kleiekoder wesentlich herab in allen den Fallen, wo es sich urn die Bekampfung von an nicht verholzten Pflanzen lebenden Schadlingen handelt. Bei landwirtschaftlichen Schadlingen in der Regel so viel, dafi die Verschlechterung der erzielten Wirkung die billigeren Herstellungskosten weit uberwiegt.

Denn beim Sagemehl spielt dessen Eigenduft eine groBe Rolle, Be- obachtungen des Verfassers haben gezeigt, da13 schon geringe Zusatze von Sagemehl die Wirksamkeit eines Hoders sehr erheblich, bis unter die Halfte, herabsetzen konnen. Auch in der Literatur finden sioh Angaben hieriiber vor:

So berichten D a v i s u n d T u r n e r 1918, dab bei Vergleichsversuchen gepen (%-phis unipuncta sich auf der Kleieversuchsflache eine praktische Mortalitiit von 100 % gezeigt habe, wahrend der entsprechende Sagemehl- versuch nur 75 % ergab. Die genannten dutoren funden, dnB Fichten- siigemehl eine abschreckende Wirkung hat, daB Pichtenhartholzmehl weniger wirksam war als frisches Hickorymehl. Dieselben But oren fanden bei Versuchen mit Agrotis ypsilon lhnliches, wenn auch hier die Resultate nicht so auffallig sind.

Versuche des Verfassers mit Ayrolis se~qe tzm ergaben bei Tersuchen mit SagemehlzusSitzen (Kiefernsagemehl), dafi die Wirkung auf SO dcr Wirkung des urspriinglichen Mittels herunterging.

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duch die Beschnffenheit das zur Herstellung des Kiidermittels ver- wencleten W asse r s kann Ton nachteiligeni EinfluB auf die Koderwirkung sein. Sicht ausgeschlossen ist, daR die Harte dcs Kassers eine Kolle spieleu liann, docli liegen diesbezugliche Beobachtnngen nicht vor. Da- p g e n scheint eisenhaltiges Wasser sehr nachteilig zu wirken. Rei Ver- hiichen des Verfassers zur Bekampfung der Larven vou Tipickc olerricea und paliichcc handelte es sich urn die Verweiidung eiuer Wasserprobe, die RUS einem l h r t i i m p e l stammte. dcr sehr reich war an Eisenalgen, und sich cou seinen mit i h m in Verbinduug stehenden Sachbartiimpeln, dadurch unterschied, dalS er vo!lkommen frei war von C'zclicidwlarven, miihrend alle anderen Tumpel, die diesen Keichtunu an Eisenalgen nicht zeigten, von Jfuckenbrut wimmelten.

&lit diesem Wasser angeruhrte Koder wurden von den Larven der Tipuliden so gut wie gar nicht angenommen, aahrend die Kontrolle fast 100 Nortalitat ergab.

Bekannt ist ferner durcli die Uutersuchungen vou S p u l e r , daI3 auch der Stoff, aus dem der Behalter fur die Kodermittel hergestellt id , nicht gleichgiiltig Iiir die Wirkung der Kodermittel ist. S p u l e r verwendete gegen Cytlia pomo7ielb einen Koder. der d s Lockmittel ApfelsaEt enthielt. Der Be- halter des Garkoders bestand aus Eisen. Durch die Same lost sich Eisen aus dem Behalter, durch den Gerbsauregehalt der Priichte bildete sich riiit den1 gelfisten Eisen Tinte, die sofort eine Verminderung der Wirkung herbeifuhrte.

Die Giftstoffe dcr KiSderniittel.

Als Giftstoffe werden im wesentlichen Arsenverbindungen und Fluoride oerwendet, vereinzelt werden auch Zinkverbindungen, wie Zinkphosphid, Bariumverbindungen, u. a. mehr verwendet.

Die Arsenverbindungen sind die ublichen, auch sonst angemandten: Sch weiuf urtergruu, Xalziurnarsenat, Bleiarsenat und Natriumarsenat, von Pluorverbinduugen: Natriumfluorid , Xatriumsilicofluorid, vereinzelt auch andere Fluoride.

Den Pluoriden wird im Vergleich zu den Arsenverbinduugen ge- ringere Giftigkeit nachgesagt. Dies mag damit zusammenhangen, da13 die akuten Vergiftungserscheinungeu bei Aufnahme geringer Ivlengen vou Pluoriden nicht so sturmisch sind wie bei Arsen. Es mu13 jedoch be- tont werden, daB auch die E'luorverbindungen starke Gifte sind, die sehr vorsichtiges Arbeiten verlangen, um so rnehr, als die Vergiftiingen oft recht chronisch verlaufen.

Bei der Verwendung der Kodermittel kommt alles darauf an, den ICoder so fkngisch wie moglich zu gestalten. D a m gehort in erster Linie, daB bei ihrer Zusammensetzung alles vermieden wird, mas irgendwie auch nur im geringsten fraflabschreckend wirken konnte.

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L)arin bes t eh t d e r grol ie Vorzug de r F 1 l I , ~ ~ v ~ r . h ~ t l c l , l , l S ( . , , I

r Ve rwendung im Insektenki jder im T c r p l ~ i c h Z I ~ ,iFA,, Air,en r b i n d u n g e n , daR s ie r i e l le ic l i te i i o i g e n o i i i n i ~ n 11 (11rIc.n. , , j c

d ie l e t z t e ren u n d l ange n i c h t i n dern XaR fra13c~l)schr ~ c h ( a l l t ~

wirlien. Die oft behauptete geringere Giftrirkung der Fluoride Llli t sich leicht durch geeignete Dosierunq ausgleichen.

Bereits J a c k teilte im Jahr 1918 mit, da13 Katriumarsenit gcgen Saateulen kein gunstiges FraBgift darstell t, wed es nur miderwillig an- genornmeu wird und selten in solchen llengen zur Aufnahme gelangt, dall die Tiere sterben.

Bei Versuchen mit Agrotis seyc turn zeigten Feldrersuche des Ver- iassers 1928. da13 Schweinfurtergrun, in einem Streukoder verwendet, nur etwa 7 0 ° / , der dnrch einen Fluorkbder bei sonst gleicher Busammen- setzung erreichten Mortalitkt erreichte.

Rei der Wahl der Konzentration der Gifte kann man oft die Be- obachtung niachen, daB starkere Giftkonzentrationen den Koderwert eine; Mittels wesentlich beeintrachtigen. Daher mu13 in allen Fallen festgestellt werden, wie stark man einerseits die Giftkonzentration wBhlen mu0, um die gewiinschte Wirkung innerhalb der zulassigen Frist zu erhalten, andererseits mu6 man amprobieren, bei welcber Konzentration die an- lockende Wirkung des Koders nachlaBt oder gar sich in eine abschreckende verwandelt.

Selbstverstandlich ist die Berucksichligung der Wirtschaftlichkeit so- wie der genugenden Wetterfestigkeit.

Nach den Arbeitec von S te l lwaag , Campbel l u. a. uber die Gift- wirkung der Insekticide wird hier noch eine groBe Arbeit zu leisten sein, bis die entsprechenden Werte wenigstens fur die wirtschaftlich aichtigsten Schiidlinge oorliegen.

Bus dem Gesagten ergibt sich jetzt schon mit aller Deutlichkeit, daB von allgemein wirksamen und brauchbaren Eoderzusammensetzungen nicht die Rede sein kann.

Dies wird aber erst ganz besonders deutlich bei der Wahl der dritten Komponente. des Duftstoffes.

Die DuRstoffe zur InsektenkGderung. Daher

sol1 an dieser Stelle wenigstens soweit auf den Geruchs-, bezm. Antennen- sinn der Insekten eingegangen werden, als es fur praktische Zmecke er- forderlich ist.

Von alters her wurden dem Geruchssinn der Insekten besondere Eigenschaften beigemessen. Das ergab sich obne weiteres aus der Be- obachtung der Bienen, aus den Peststellungen uber den Nestgeruch der Ameisen nnd Bienen, ferner aus den wundervollen Schilderungen von

Entscheidend fur die Wirkung eines Koders ist sein Duft.

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Pa bre iiber seine Versuche iiiit Suhuitia ~ J Y T ~ und Ltr.sioc-a,itp ylel.cus uud deren meiblichen Dufturganen.

Der dntennensiiin der Inselitm, der neben der C~er~iclis~~~ahrnehlllung auch der Orieutierung im Kaum dient, wiikt einmal als Kontaktsinn, durch Betastung der zu prilfenden Stoffe, dann durch Fernwirkung.

Fo re1 hat schon 1902 darauf aufmerksam gemacht, dal3 die Kontakt- wahrnehmung nur bei den Insekten in Betracht konimen kann, die be- wegliche Fiihler haben, wahrend die mit onbeweglichen Fiihlern, wie die Fliegen, die Geriiche i n der Hauptsache aus der Ferne wahrnehmen.

Gerade f i r die Koderbekiimpfung ist aber in erster Linie wichtig zu wissen, auf welche Weise der Schadling zu seiner FraBpflanze hinfindet, darauf wurde uben bereits hingewiesen.

Ich erinnere hier an die Schilderungen von Fabre iiber Bolboceras Gall., der die unter der Erde befindlichen Hydr.oqstis arenaria findet und verzehrt, an die Wirkung der Stinkmorchel, Phallus inyudicics, die Aas- fliegen in grol3en Mengen anlockt, an ATUVZ dracimwkrs, welches auf Dermes t i den und S a p r i n e n hochst adockend wirkt, wahrend Mphillen und LYeovphorus trotz des Aasgeruches nicht angelockt werden usw. Die letztere Beobachtung weist bereits mit aller Deutlichkcit darauf hin, dal3 aus bestimmten Duftmischungen nur gewiswe Komponenten wirksam sind.

DaB daher Kleie als allgemeines Eodermittel, oder bei flussigen Kodern an ihrer Stelle die Melasse, mindestens in vielen Pallen, versagen muB, oder nicht den gewunschten Erfolg bringen kann, liegt auf der Hand, zurnal ja z. B. die Melasse je nach ihrer Herkunft ganz verschieden zu- sammengesetzt ist und nicht im entferntesten einen einheitlichen Korper darstellt. Wird an Stelle von Melasse Zuckerlosung verwendet, so hat man wenigstens den einen Vorteil, alle irgendwie gearteten Neben- eigenschaften der Melasse ausgeschaltet zu haben. Daher werden Zucker- losungen haufig als Zusatz zu Arsenkompositionen gewahlt, weil sie, besser als Melasse, die fraBabschreckende Wirkung der Arsenate mildern.

P e t e r s o n stellte 1927 interessante Untersuchungen uber die Wirkung von 29 verschiedenen Melasse- und Zuckersorten an, wobei naturlicher Honig alle anderen Zuckerlosungen ubertraf, und von den Melassesorten diejenigen die groflte Wirkung zeigten, die einen hoheren Zuckergehalt als 62% hatten.

Auch hier also wieder deutliche Unterschiede des Koderwertes je nach der Duftqualitat.

Eine merkwiirdige Verstarkung der Koderwirkung, die an oben Ge- sagtes ankniipft, stellte F e y t aud 1913 bei seinen Untersuchungen uber den Heu- und Sauerwurm fest.

Beim Kodern der Motten fand P e y t a u d , da13 sich manche der aaf- gestellten Fallen durch eine besonders hohe Pangkraft auszeichneten. Beim Durchsehen dieser Massenfange konnte er feststellen, daB sich in diesen Fallen neben sehr zahlreichen Mannchen stets mindestens ein unbefruchtetes

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U'eibctien vorfand; derartige Beobacttungen lieaen sich insbesondere gegeu Ende der Flugzeit machen, wenn nnbefrucbtete Keibchen selten sind. TV,ihrend z. B. i n 100 Kontrollfallen am 20. Juli (1012) 69,7 "/,, TVeibchen waren, befanden sich in einer anderen Falle 54 J h n c h e n und drei Veibchen, von denen zwei beinahe entkraftet waren, eines dagegen noch frisch nnd unbefruchtet.

Man limn Fey taud wohl beipflichten, wenn er meint, da13 bei diesen Ausuahmeflllen stets ein Weibchen, das in die Falle geraten war, einen ganzen Schwarm von Niinnchcn hinter sich herzog, wobei einige gleich- zeitig mit dem Weibchen, die anderen aber erst spater clurch das in der Falle befindliche Weibchen angelockt worden sind.

Col l ins glaubte 1927 feststellen zu konnen, daB durch konservierte Abdomina der Weibchen von Laspcyrcsiu n2olcsta RIBnnchen in Etjder- fallen gelockt wurden.

So interessant diese Beobachtungen auch sind, mussen mir doch da- von absehen, naher darauf einzugehen, da es sich in allen diesen Fallen ja nicht darum handelt, Miinnchen zu kodern, sondern die vor der Ei- ablage stehenden Weibchen.

Piir die Aufgaben der Schadliugsbekiimpfung gehen wir zunachst von der Voraussetzung Bus, da13 jedes Insekt fur die innerhalb seines physiolo- gischen Lebensablaufes ihm begegnenden Geriiche innerhalb gewisser Grenzen empfanglich ist, die durch irdividuelle Verschiedenheiten, Ge- mohnung, besondere Eigenschaften des jeweiligen Lebensraumes enger oder weiter gezogen sein konnen.

Wir setzen ferner fur die praktischen Arbeiten zunachst voraus, daB das Geruchsvermogen der Insekten. um die es sich in jedem einzelnen Pall handelt, dern unseren ahnlich ist. Die Berechtigung zu dieser An- nahme entnehmen wir den klassischen Untersuchungen von v. F r i sch uber das Geruchsvermogen der Bienen, der gezeigt hat, dal3 die Bienen ein unserem ahnliches Geivchsvermopen haben. Geruchlose Bluten sind anch fiir die Bienen ohne Duft, die Bienen verwechseln, ebenso wie wir, ahnliche Geruche, doch riechen sie aus Duftkotnpositionen die Einzel- kompouenten besser heraus. Die Reizschwellen der Dufte sind nach v. P r i s c h von denen unseres Riechvermogens wenig verschieden.

H e n n i g fand ahnliches fur die Ameisen, H a s e und W i r t h stellten bei Versuchen mit Ilabrohucon fesl, daU das Geruchsvermogen dieser Schlupfwespe sich nicht durch eine ubermafiige Feinheit vor dem unseren auszeichnet.

Wenn auch die fur die Bienen gefundenen Daten zeigen, da13 fur sie duftlose Bluten auch fur uns duftlos sind, so darf man daraus keines- wegs den SchluB ziehen, daB es keine fur die Insekten wahrnehmbare Dufte gibt, die fiir uns, wie die erwahnten Sexualdiifte der Weibchen, nicht wahrnehmbar sind. Ebenso mag es auch fur uns Dufte geben, die von den Insekten Dicht wahrgenommen werden.

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Bei den allgemeiuen Eroxterungen sei noch auf die Erscheinung des Duftwechsels zahlreicher Riechstoffe hingeffiesen. die ebenfalls ihre Parallelen bei deu Insekten haben mogen. Es seien nur erwahnt Jonon, das kouzentriert nach Zedernholz, verdunnt nacli Vejlchen riecht, Indo1 duftet konzentriert fiikalartig, tmd erhalt seinen feinen, blnmenartigen Duft e r4 bpi starker rerdunnung, iilinlich liegen die Verhiiltnisse bei RIoschus und Zibeth. Vinylketon reizt konzentriert zu Triinen, verdiinnt duftct es anisartig, und viele aadere niehr.

Auch der Geruchsumscblag vieler liorper darf nicht rergessen werden. So duftet Trimethylamiii aul3erst miderlich, wenn es konzentriert verwendet wird, dagegen angenehm bei starker Verdiinnung, u. a. m.

Pindet sich Gelegenheit, derartige Stoffe zur Koderung zii verwenden, so werden daher die Restimmung der Reizschwellen und der Umschlags- grenzen ron grolSer Wichtigkeit sein.

Diese allgemeineu Hinmeise, auf die Punkte, die zunbhst bei der Priifung von Stoffen zu Kodermitteln wesentlich werden konnen, mogen hier genugen.

Legen wir uns nun die Frage vor, welcherlei Stoffo denn nun eigentlich zu Kodermitteln verwendet werden kiinnen, so lassen sich, wie sich aus den bisherigen Ausfuhrungen zwanglos ergibt, allgemeine Regeln kaum aufstellen, immerhin haben wir gewisse Snhaltspunkte, nach denen nian sich wenigstens einigermaoen richten kann.

So wurde vom Verfasser die Beobachtung gemacht, daB am Boden lebende Insekten vielfach mi t anderen Stoffen gekiidert werden konnen, als Lufttiere, es macht einen Unterschied, ob ein Insekt in seinem Imaginal- zustand Bluten besucht oder nicht.

Besondere Schwierigkeiten machen natnrgernal3 die im Innern des Bodens lebenden Insektenlarven, wie die Drahtwurmer, die Engerlinge, u. a. Abgesehen von ihrer geringeren Beweglichkeit im Vergleich zu den iibrigen, uber dem Boden lebenden Pormen, kommen hier als die Koderung erschwerend die rein mechanisch bedingte geringere Ausbreitungs- moglichkeit der Diifte sowie die hohe Absorption durch die Oberflachen der Bodenteilchen und die Bodenkolloide in Betracht, u. a. m.

Man sollte daher, wenn es irgend geht, die Bekampfung von im Boden lebenden Entwicklungsstadien von Insekten auf das oberirdisch lebende Imago verlegen, zumal da wir den i m Boden lebenden Schadlingen ja auch durch die gebriiuchlichen Bekampfungsverfahren nicht geniigend zu Leibe riicken konnen.

Weitere Unterschiede konnen sich daraus ergeben, ob es moglich ist, einen Schadling auBerhalb seiner FraBpflanze zu kodern, oder nicht. Schon diese wenigen Hinweise genugen, um zu erkennen, dal3 es einen Universalkoder nicht gibt, da die Anforderungen, die jeweils an die Koder gestellt werden, vie1 zu verschieden sind.

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Kbenso menig, wie e s e in Universa lbeki in ipfungsmi t te l gibt , g ib t es auch e iuen Universalkoderstoff .

Selbst bei der Vermendung eines nls wirksam erknnnten Stoffes gegen ein bestimmtes Inselit kcinnen aber noch weitere Schmankungen der Wirksamkeit zuftreten, die bedingt sind von LuBcren C'mstinden, wie durch die Witterung, die Windrichtung u n d 1Vindst:trke. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit, Luftdruck unrl Kiederschl:ige, die den Dampf- drucli der Duftstoffe beeinflussen; ferner sind zii iaennen individuelle C'nterschiede, die alle die TTirkung eines an sich brauchbaren Duftstoffes wesentlich beeinflussen konnen.

Im Laufe der Jahre wurde eine grol3e Anzalil von Stoffen auf ihre Verwendbarkeit als Kodermittel untersucht, die alle aufzuziihlen, zu meit fuhren wurde, zumal in weitaus den meisten Fallen diese Versuche rein empirisch, aus der Kot der Stunde heraus, angestellt wurden: nur in menigen Fallen wurde systematisch vorgegangen. Urn nur einige zu nennen, sei hingewiesen auf die Versuohe von Liistner. der 1920 Versuche anstellte mit gezuckertem Apfelwein, verdunntem, gezuckertem Essig, verdiinn tem Bier, Erdbeermarmelade, Hefewein, Erdbeer-, Himbeer-, Birn-, dpfel-, Aprikosen-, Kirsch-, Ananas- und Pfirsich-ither, Onanth- ather, Erdbeer- und Himbeerol, Honigaroma und vielem anderen, ohne jedoch dabei eine besondere Wirkung auf den Traubenwickler erzielen zu konnen.

Pe te r son versuchte gegen Laspeyresicc inolesta etwa 250 verschiedene Stoffe, wie C i t r o n e l l a o l , P e t i t g r a i n i i l , T h y m i a n o l weil3 und rot, Pf i r s i c h k e r n 61, N e r o 1 i o l , C apsik urn 61, S c h i r l i n g s o 1, P i c h t en- o l , T e r p e n t i n G 1 , G e r a n i u m - , C i t r o n e n - , Ne lken- , Sa lbe i - , E u k a l y p t u s - , P e n n y r o y a l - u n d L a v e n d e l b l i i t eno le . Ferner Essigsaure, A n t h r a n i l sii u r e , H a r n s a u r e , B e n z y 1-, H e x y 1- u n d I s o p r o p y l a l k o h o l , G l y c e r i n , K r e s o l , If e t a k r e s o l , S a l i c y l - a l d e h y d, B e t a b r o m s t y r o 1 , P y r i d i n , 3' u r f u r 01, B e n z a l d t! h y d, T o l u 01, JI e n t h o 1, B e t a i n h y d r o c h 1 o r i d, H y o s c y a m i n, L e u c i n, G u m m i a r a b i c u m , F r a n g u 1 a r i n d e , Is o b u t h y 1-N-B u t y g r a t , A m y l s a l y c y l a t , L i m o n e n , I s o a m y l v a l e r i a n a t , I s o b u t h y l - p h e n y 1 a c e t a t , usw. Ferner als einigermaQen mirksam befundene seien T e r p i n e o l , P e n c h e l o l , B e r g a m o t t o l , S t e r n a n i s o l , A n i s o l und Pic h t e n o 1 genannt, wahrend die zahlreichen zuerst genannten Stoffe keine anlockende Wirkung zeigten.

Interessant ist, was P e t e r s o n nicht erwahnt, dalj die genannten einigermden wirksam befundenen 61e Anisol, Sternanisol und Fenchelol den Duftstoff Ane tho l enthalten, wahrend andererseits der Nachweis der Brauchbarkeit von Terpineol und Bergamottol als Lockmittel darauf hinweist, daR gemeinsame Beziehungen zum Cassiablutenol-Duft bestehen miissen, welches ebenfalls An i sa ldehyd enthalt, von dem ich nicht weil3, ob es verwendet wurde.

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73tj E c k s t e i n:

D a r a u s g e h t h e r r o r , daf3 n u r b e s t i m n i t e D u f t k o m p o n e n t e n wirksarn s e i n ki innen.

Von den Untcrsuchungen P e t e r s o n s wird spiiter noch die Rede sein miissen. Der Verfasser untersuchte die Kirksamkeit von einer groaen dnznhl natiirlicher nnd kiinstlicher Kieclistoffe auf verschiedene Schiidlinge, die in verscliiedencn Fallen zeigten, dall nur bestimnite D~ftqi ia l i t~ten die anlockende Wirkung haben.

Dies liegt ja nahe, wenn inan allein schon an die Ausbildung des Etiechverrniigens der monophagen Insektcn denkt, menn m:tn sich vor Augen halt, da13 v ide Arteu nur bestimmte, nur schwer unterscheidbare dr ten yon Pflanzen besiecleln, insbesondere aber auch, wenn man die erst sekundar auftretenden Schiidlinge betrachtet, die, wie die Borkenkafer zuniichst nur krankelnde Baume mit stockendem SaftfIulS befallen. Es 15Bt sich schwer denken, da13 diese anders als durch bestimmte Duft- qualitaten angelockt werden, zumal andere nur an gefalltes Holz gehen.

Die Fangbaummethode ziir Bekampfung der Borkenkafer ist nichts als eine modifizierte Kodermethode. Ihr liegt nach E s c h e r i c h ,,die Idee zagrunde, durch kiinstliche Schaffung von besonders geeignetem und zu- sngendem Brutmaterial die Borkenkafer vom gesunden Material abzuziehen und so einen grol3en Teil des Borkenkaferheeres ans dem Wald zu extrahieren."

Besonders wichtig sind hier die Ausfiihrungen von S e d l a c z e k iiber die Herrichtnng der verschiedenen Fangbaume, die zeigt, daI3 durch Differenzierung der Methoden eine Auswahl auf den Fang nur bestimmter Borkenkaferarten erzielt merden kann.

Wie weit hier Dnftunterschiede ueben anderen Unterschieden wirksam werden, ist noch nicht untersucht, doch weist die besondere Wirkurg der krankelnden Baume auf Duftunterschiede hin. Diesen zum Teil minutiosen Differenzen im Duft stehen die groben Eodermethoden gegeniiber, die etwa zur Vernichtung von Erdraupen (Ag~otis sp.) Hleie, Reiskleie, Baumwollsamenmehl, Citronen- und Orangensaft, Melasse, Athylacetat, Kitrobenzol, Amylacetat, nsw. vermenden, wahrend andere wiederum jede Duftstoffzutat zum Gruodstoff fur iiberflussig halten.

Zahlreich sind die Angaben der Koderstoffe gegen Ameisen, gegen die sich insbesondere Zucker, Fleisch, Honig, wirksam ermeisen soll, wahrend gegen Fliegen Ammoniaklosungen, Kase, Honig, gegen Schad- fliegen an Pflanzen Teile derselben wirksam sein kocnen.

Bei der Beurteilung dieser Stoffe darf man nicht auWer acht lassen, daB es sich zumeist um Stoffe handelt, deren Duftkomposition von vorn- herein recht kompliziert ist, daB es sich urn Rohstoffe wechselnder Zusammensetzung handelt, die mehr oder weniger verunreinigt sein konnen, da13 ihr Duft, je nacbdem sie frisch verwendet werden, gelagert haben, oder schon langere Zeit draunen liegen, recht verschieden ist.

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Hier liegen die Hauptursachen fiir die oft so ~~,iderspriiclisvollen Angaben. nacli denen in1 einen Fall ein Mittel sehr gut gewirkt hat, niihrend in einein parallelen Fall mit anschcineiid derselben Iioderzusammen- setzung sich Xiflerfolge zeigten.

Wesentlich fiir die Wahl eines Koderstoffes kann auch das dbhiingigkeits- vcrhiiltnis dcs Schiidlings ron seiner Praljpflanze werden. J c nachdeni ein Schiidling eng niit seiner Wirtspflanze rerbunden lebt, und daher in eineni starken AbhSingigkeitsverhiiltnis von ihr steht, oder aber polyphag ist, ist auch der Qeruchssinn verschieden differenziert, er ist um so emptindlicher und feincr', je weniger der Schiidling imstande ist, sich unabhangig von seiner Wirtspflanze zu erhalten. Auf diese interessante Seite des Kijderproblerns niiher einzugehen, wiirde hier zu weit fiihren, doch sei wenigstens niit einigen Worten auf die Zusainmenhange hin- gewiesen.

Es ist bekannt, da13 gewisse Pflanzenfamilien, ahgesehen von den fiir einzelne Arten charakteristischen Duftstoffen, TrSiger bestimmter, gewisser- maBen Familienduftstoffe, sind. So sind, nm nur einige eu nennen, die Coniferenreich an P inen , d ieLauraceen an Z i m ta ldehyd, dieTJabiaten an Carvacrol und Thymol, die Cruc i f e ren an Senfol. Anderer- seits werden gewisse Pflanzengruppen besonders lebhaft von den AngehBrigen bestimmter Insektengruppen beflogen, so bezeichnet der Sammler die Um- belliferen als Spannerbluten, ebenso werden die Euphorbien und die Schneebeere gerne von Spannern beflogeu, wahrend die letztere, neben dem Rittersporn auch von den Noctuiden gern aufgesucht wird. Die Schmarmer hinwiederum finden sich besonders gerne an Saponaria, Lychnis, der Rarde, und dem GeiBblatt ein (Aue 1926).

Manche Scbmetterlinge bevorzugen salzige Stoffe, so gewisse Sa tyr iden , uurl Nymph a l ien den SchweiB von Menschenund Tieren. Die A pa t u r a a r t en gehen gerne an fur uns ubelriechende Stoffe, wie Exkremente, Kase, u. dgl.

DaB es sich ahnlich bei den Dipteren verhalt, braucht weiter keiner Auseiuandersetzung, es mag der Hinweis auf die Pflanzen bewohnenden Fliegenarten, Kohlfliegen, Zwiebelfliegen, Spargelfliegen, geniigen, denen andererseits die blutsaugenden Arten gegeniiberstehen.

Es darf hier vielleicht nur noch angedeutet werden, daB solche Insektenfamilien, die, wie die Silphiden, Arten mit teils animalischer, teils vegetabiler Nahrung in sich vereinen, unser Interesse nicht nur deshalb verdienen, weil sie immer wieder einzelne Arten in die Beihe der Schadlinge abgeben konnen, sondern meil es unter Umstanden gelingen kann, sich dieser Erscheinung zur Herstellung von Koderstoffen zu bedienen.

Unter Umstanden konnen also nicht allein die Artzugehorigkeit, sondern die der Pamilie eigentiimlichen biologischen Eigenschaften zur Herstellung von Kodern herangezogen werden.

Eine besondere Modifikation der Koderverfahren stellt die Verwendung von Teilen der PraSpflanzen zu Koderzwecken dar.

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735 E c ! i s t e i t i :

Diese Art der Bekampfung h a t stellenweise recht be~ierkenswerte Erfolge zu verzeichneu, in rielen Falleu leistet sie jedoch nicht das, was man urspriinglich YOU ihnen erwartet hat.

Zu den letztereii zahlt die Belihmpfuug der Drahtwdrmer durch ails- gelegte Ruben- bezw. Kartoffelstiicl~cheu , zu den mirlrsameren die ceuer- dings von Kiis tner ausgexrbeitete JIethodP der Bekampfuug der Zwiebel- fliege durch halbierte Zwiebeln.

Zu dieser Art von Kodermethodcn gchijrt auch die Rekiimpfung des Hylobius abie f i s (lurch Fangrjnden und Faugkloben, die teilmeise modifiziert wurde durch Bestreichen der ausgelegten Rindenstucke rnit Terpentinol oder Bedecken mit frischen Kiefernzweigen.

Durch derartige Kodermethoden wird der schon rorher auf den be- drohten Flachen vorhandene, anlockende Duft rerstarkt, nicht aber in wirksamer Weise verandert, daher stellen sie im strengsten Sinne nur eine Xodifikation der gewohnlichen Giftverfahren vor.

Die beobachtete gute Wirkung dieser Nethoden ist, vorausgesetzt, daB die verwendeten Pflanzenteile nur mit dem Giftstoff, nicht mit weiteren Zusiitzen versehen sind, auf folgendes zuruckzufiihren:

Durch das Buslegen derartiger Koder wird die den1 Schiidling eur Verfugung stehende Nahrungsmeuge, oder die Zahl der Moglichkeiten zur Eiablage plotzlich verrnehrt. Daher verteilen sich die Insekten von den FraBpflanzen auch auf die Koder, die sich nur dadurch von den PraB- pflanzen unterscheiden, daB sie vergiftet sind.

Daher laDt sich in allen diesen Fallen die Wirkung dieser Art von Kodern bis zu einem gewissen Grad rechnerisch vorher bestimmen.

Sind die ausgelegten Pflanzenteile aber leicht Zersetzungsprozessen untermorfen, mie halbierte Kartoffeln oder Rubenblatter, oder trocknen sie rasch aus, wie die Pangrinden, so mu13 sich die Wirknog derartiger Koder nach kurzer Zeit verandern, bezw. verschlechtern.

Bus der Veranderung der Wirkung dieser Art von Kodern geht aber wiederum deutlich hervor, da13 es in den ineisten Fallen nur ganz be- stimmte Duftkornponenten sind, die die anlockende Wirkung h* a b en.

Jedenfalls aber kann man bei der Verwendung von Teilen der be- drohten Wirtspflanze keine beson d e r e Eodermirkung erwarten.

Bei meinen Versuchen zur Bekampfung des Maiszunslers Yyrausta mxbihlis, hatte ich, wie das schon verschiedentlich versucht wurde, auch geplant, die Weibchen des Falters vor der Eiablage auf dem Maisfeld zu kodern.

Obwohl die Versuche hieriiber noch nicht abgeschlossen sind, mochte ich in diesem Zusammenhang noch kurz auf einige der dtrbei gemachten Beobachtungeu hinweisen.

Die Maiszunsler erscheinen in Baden in der letzten Juniwoche, aus den Puppen, deren Larven in den untersten Teilen der Maisstengel, in den dtoppeln uberwintert haben; die Palter verbreiten sich daher aus den

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rorjiihngen Stoppeln auf die Xnisfelder; auf einem (+erstenschhg (IPS Lehr- uud Versnclisgutes tler Bad. Landw.-Kanmer i n Rnstntt, nuf di.11:

1929 Jlais gestanden liatte, h-onnten die :russchliipfenrlcn Falter, die sich nocli in der Gerste aufhielteu, gut auf ilirem Ubcrflug nuf das bennchlmte IIaisfeld beobachtet xerden.

So bot sich innerhalb des Gerstenfeldes die beste Gelege~ilreit, { l i v Kirkung einer Anzahl von Stoffen als Kiidermittel zu versuchcn. f'Tht:i, die Wirkung der Duftstoffe wie Acetophenenon, z:~thylacetat, ~ t h p l s a ~ i c j l a t . Xllylsenfol, Xmylacetat. Anethol, Benzaldehyd, T3enzoesiiur~e111etl~~~lest~~~~. Bergarnottiil, Bittemaudelol, Borneo], Rromstryol, Huttersiiure, Ilipenten, Essigslureamylester, Eucalyptusol , Eugenol, Geraniol , Kresoliithyliither, Xenthol, ~lenthylisovaleri~inat, Keroliol, Salicylsluremethylester, Skatol kann nur mitgeteilt werden, dafi keiner FOU ihnen eine brnuchbare liiider- wirkung entfaltete. Uber diese Versuclie mird an anderer Stolle ausfiihr- lich berichtet werden.

dls Vorversuche, von denen hier nur die Rede sein soll, priifte ich, ob sich eine anlockende Wirkung der niannlichen Bliite, oder einer Her- stellung aus derselbeu feststellen lieBe.

Dazu murden innerhalb des Gerstenfeldes wiihrend der Plugzeit abends eine Anzahl der am weitesten entwickelten, bluhcnden Pf1;tnzen aufgestellt, um zu beobachten, ob sie von den Faltern angeflogcn wiirtlcn; bei diesen Versuchen muB allerdiiigs beriicksiclitigt werden , daL3 im all- gemeinen weitgestellte Maispflmzen weniger befallcn werden, als enggestellte.

Eine besondere Wirkung der aufgestellten Pflanzen war jedoch in keinem Pall zu beobachten. Ebenso wenig wurden gleichzeitig aufgestellte Bellalter mit vorjahrigen Xaisstaubbeuteln oder rnit Estrakten aus den- selben angenommen. Walirend der Versuchstage wehten leichte Winde von d e u benachbarten Maisfeld gegen das Gerstenfeld.

Die auffliegenden Falter wandten sich ohne Ausnahnie alle, ohne die Kiider zii beriicksichtigen, nach dem nahen Maisfeld.

Damit ist der Beweis erbracht, da13 zum mindesten die m8nnlichen Bliiten zu Koderzwecken nicht verwendbar sind. Im laufenden Jahr werden neben einer grol3eren Zahl anderer Duftstoffe insbesondere auch weibliche Bluten auf ihre anlockende Wirkung untersucht werden.

Jedenfalls aber zeigen die Versuche, und darum wurden sie hier kurz mitgeteilt, wie schwer es sein kann, Koderstoffe aus der FraSpflanze in unmittelbarer 8ahe eines Feldes dieser Pflanze auszuprobieren.

Werden die Falter des Ziinslers iiberhaupt durch den Duft zu den Maisfeldern getrieben, so mussen es also ganz spezifische Stoffe sein, die diese Wjrkung haben, und sie miissen fur den Zunsler verlockender duften, als die nach Hunig duftenden mannlichen Bliiten.

Hier sind die Schwjerigkeiten zu erwiihaer, die beim Versuch der Kiiderung von Schadinsekten an bluhenden Obstblumen, oder kurz nach deren Blute, bestehen; diese sinrl schon deshalb besonders groB, weil hier

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7.10 E c h s t e i n :

stark duftende Hliiten auf eineii kleinen Raum konzentriert sind, deren L)uftliomposition infolge der zahlreichen Einzeldiifte euf so iiele Insekteii anlockend wirkt. Rerden die Schadlinge durcli bestimmte niifte dcr be- fruchteten, sterbenden Blute oder den vergrolkten Fruchtknoten zu ihnen hingelockt? Welches siud die spezifischen Diifte. die auf diese Schiid- linge wirken? K i e verhalten sich die Bienen zu ihnen?

Bevor diese Grundfragen nicht bearbeitet sind, wird man keinen vollen Erfolg mit Koderrnitteln gegen Ohstbaumschadlinge erzielen lriinnen.

Von den Versnchen zur Koderung der Spargelfliege wurde schon gesprochen und ehenfalls gexeigt, da13 es bisher nicht gelungen ist, be- sonders anlockende TTirkungen von Spnrgelestrakten, Asparagin, usw. auf Platgpnraea poeciloptera festzustellen.

Eine besondere Modifikation der Koder stellen die Glirkod e r dnr. Garende Fliissigkeiten entfalteii auf die verschiedensten Insekten eine besondere Anziehungskraft ; ausflieliende Raumsafte, die von zahlreichen Kafern und Schmetterlingen aufgesucht werden, siod infolge ihres Ziicker- gehaltes immer in Garung begriffen.

Sie gaben daher auch die Veranlassung zur Herstellung besonderer Ulrkoder. Manche anierikanischen Vorschriften zur Herstellung von Kodermischungen setzen daher denselhen noch Hefe zu, urn so eiue sichere GBrung und somit eine erhohte Fangkraft zu gewlhrleisten.

Die so besonders auffallige Fangkraft der garenden Flussigkeiten hat mehrere Ursachen.

Zunachst bilden sich ja bei der Garung nebeu den] Alkohol je nach der Zuckerart und den biologischen Eigenscbaften der vorhandenen Hefen verschiedene Duftstoffe, Alkohole, Ather und Ester, deren Menge und Zusammensetzung mit der fortschreitenden Garung sich andert.

Die in garenden Flussigkeiten aufsteigende Kohlensaure verursacht infolge der erhohten Bewegung der nngrenzenden Luftteilchen, daB die garenden Flussigkeiten stiirker duften als nicht garende gleicher Zu- sammensetzung.

Mit dem hortschreiten der Garung und den sich daraus ergebendeii Anderuogen der Zusammenseizung des Duftes sind Veranderungen der Pangkraft der Koder verbunden.

P r o s t und D i e t r i c h onterscheiden 1929 bei der Wirkung gahrender Kodermittel auf Coleopteren 3 Perioden, eine kurze, ein bis zwei Tage dauernde alkoholische Garungsperiode, auf welche eine etwa 3 bis 4 Wocben dauernde Periode der Essiggarung folgt. An diese schlieIjt sich eine Periode der Zersetzung und Faulnis der Koder an.

Z u r Zeit der alkoholischen Garung und wahrend der ersten Halfte der Periode der Essiggarung fanden sich an den Kodern solche ATitidulidPn und Lamellicornier ein, die Bliiten besuchen, wlhrend in der letzten Periode der Faulnis Silphiden und rerschiedene Lamellicornier gefunden wurden. Infolge der verschiedenen Wirkung der Garungskoder wahrend

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cbe r die Verwenclung von Kodermittclu zur ScliBdiingsbe~Bmpfnng. i41

der einzelnen Perioden komnit es daher nach F r o s t und D i e t r i c h daranf an, die Periode der giinstigsten Garung nach 316glichkeit zu verliingern! denn diese ergiht die giinstigsten Fangresultate. Bei Nelassekiidern er- folgt die (;$rung zu sturmisch, daher ist bei ihnen die Zeit der rnasinialen Anlockung zu kurz. Langsani vergarende Plussigkeiten sind daher For- zuziehen.

Vergleichende Untersuchungen iiber die verschiedene Wirkung von Garkodern bei der Verwendung \-on verscliiedenen Hefen, die weitere interessmtc! Feststell ungen erwarten lassen, scheinen noch nicht angestellt zu sein. Es jst sehr wahrscheinlich, daQ man danu noch auf weitere Unterschiede in der Wirkung der Giirkoder auf einzelne Insekten stoDen wird, die sich dann rielleicht auch fur die BekLmpfung des einen oder anderen Schiidlings auswerten lassen.

Damit mogen die Hinweise iiber die Zusammeiisetzung der Koder abgeschlossen werden. Eine ziisammenfassende Darstellung cles gesamten Fragenkomplexes wird an anderer Stelle erfolgen.

Die eingehenderen Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, daB in vielen Fallen nur spezifische Dufte als Lockmittel wirksaiii sind, die mit der Biologie der Schiidlinge im innigsten Zusamrnenhang stehen.

Allgemeine Hinweise zum HUderverfahren. Entsprechend den bisherigen Ausf iihrungen soll im folgenden lcurz

auf die Punkte hingewiesen werden, die bei der Ausarbeitung von Koder- verfahren beachtenswert erscheinen.

Zwischen den gewijhnlichen Bekampfungsverfahren durch FraB und Atemgifte und den Eoderverfahren bestehen wesentliche Unterschiede. Die ersteren beschranken sich im mesentlichen auf die Peststellung der Zugariglichkeit der einzelnen Entwicklungsstadien fur die Bekampfung, die Festlegung des Giftes und seiner Konzentration, die Fixierung von Ort und Zeit der Bekampfung sowie die Ausarbeitung der Unschadlich- keit der Verfahren fur die Pflanzen.

Bu diesen Aufgaben gesellt sich bei der Koderbekiimpfung die Unter- suchung bestimmter Sinnesfunktionen der Schadlinge nach praktischen Gesichtspunkten somie die Beeinflussung gewisser Instinkte, insbesondere des Nahrungs- und Fortpflanzungsinstinktes, demnach erfordert die Koder- bekampfung ein noch innigeres Eingehen auf die Biologie der Schadlinge als die gewohnlichen Uekampfungsverfahren.

Die Einbeziehung der Instinkte zeigt, daB auch psychologische Paktoren berucksichtigt werden mussen.

Da der Riider auf den Schiidling einen Reiz ausiiben soll, mird die Stiirke dieses Reizes untersucht, im Laboratoriunl unter Ausschaltung allei anderen storenden Reize und im Peldvers!xh, bei welchem die Reiz-

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i 4 2 E c k s t e i n :

wirkung in Wettbewerb ruit allen anderen. auf den Gchgdling wirkenden Eaktoren tritt.

Daraus ergibt sich fiir die Koderbekimpfang die Forderung der Be- obachtung der Gewohnheiten des Schadlings in der Preiheit und in der Gefangenschaft. Rei den Feldbeobaclitungen wird zuiifichst die Ent- scheidung zii treffeii sein, welclies Entvvicklungsstadium der Kijder- bekanipfung am leichtesten zuggnglich ist, ob das Imago vor der Eiablage gekiidert werden kaun, oder ob es leichter und wirtschaftlicher ist, die Tmven zu kodern.

Dabei spielt der Zeitfalitor eine groBe Rolle, da die Koderung der IVeibchen als vorbeugende Mallnahme in vielen E’Lllen eine raschere uiid intensivere Iioderwirkung erfordert, als die Koderung der Larven.

Wesentlich ist die Beobachtung des Verhaltnisses des Schadlings zur Wirtspf lanze, ob dieselbe aeitweise rerlassen wird, oder nicht, auf welche Weise das Insekt zu ihr hinfindet, seiu Verhalten bei Kacht und unter dem EinfluR der verschiedenen TTitterungsbedingungen.

Biir den Laboratoriunisversuch ist bei der Ausarbeitung von Duft- kodern die Kenntnis der Reaktionen des Schadlings auf die Qualitat und die Quantitat der Duftstoffe notwendig, die sich in Lageveranderungen der Piihler, Bewegungen der Mundwerkzeuge und Fliigel, Putzbewegungen, Ortswechsel, Sekretion von Siiften, Darmentleerungen, h’ahrungsaufnahme, Eszitations- und Lahmungserscheinungen benierlibar machen konnen.

Ferner wird die Pestlegung von Geruchsschwellen und etwaiger Urn- schlagsgrenzen notwendig werden.

Rein technisch. wird die Verwertbarkeit von Roh- und Ersatzstoffen wichtig. die Menge und Beweglichkeit der einzelnen, zu kodernden Ent- wicklungsstadien da sie, zusaminen mit der Bahl, d e n Umfang und der Ptlanzweite der Kulturen die Grundlagen fiir die erforderlichen Koder- mengen pro Placheneinheit ergibt. Bur die endgiiltige Zusarnmensetzung eines Koderinittels ist die richtige Ausmahl und das richtige Mengen- verhaltnis von Grundstoff, Giftstoff und Duftstoff rnaBgebend und fur die Wirkung entscheidend, bei spezieller Anpassung der Komponenten an den Schiidling.

Sind so die Koderverfahren vie1 inniger mit der Biologie der Schadlinge verbunden, als die anderen Bekampfungsverfahren, so ergibt sich schon allein daraus, da13 gute Kiiderverfahren den anderen Bekampfungsverfahien uberlegen sein mussen.

Von einem weiteren Ausbau der Koderverfahren, die, wie die zum Teil noch so rohen Methoden bemeisen, erst am Beginn der Entwicklung stehen, sind daher noch manche Erfolge der Schadlingsbekampfung zu ermarten, insbesondere bei solchen Insekten, die allen anderen Methoden bisher getrotzt haben.

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I-ber die Ternendung von Kodermitteln zur Schadlingsbekampfung. 743

Literatur. Die Bulierst umfangreiche Literatur iibcr Kaderung aIs sie benutzt wurde.

hier nur insoweit angefiihrt, Die genaue Zusammenstellung folgt bei der zusamrnenfassenden

Darstcllung.

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Anm.: Die mit *) versehenen Arbeiten sind mir durch die Referate in der R. A. E. bekannt.

Z. ang. Ent. Bd. XVIII Eeft 3. 48