ueber die strahlen, die ein leuchtender punkt im auge erzeugt

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233 Aussicht, d a t ich inich bemuhen werde, weitere Versuche uber diesen interessanten Gegenstand anzustellen und bald Ausfiihrlicheres in dieser Beziehung zu berichten hoffe. Dresden im December 1855. IV. Ueber die Strahlen, die ein leuchtender Punkt ina Auge erzeugt; oon H. Meyer in Lekzig. 1. Die Vergrofserung, die das Bild eines leuchtendeii I’unktes durch die spharische Abweichung im Auge erfahrt, d. i. der Strahlenkranz (Pogg. Ann. 1853, Bd. LXXXIX, S. 540), ist iiicht gleiclifiirmig, sondern man kann in dein- selben deutlich mehrere helle, strahlenfiirmige Streifen un- terscheiden. 1st der leuchtende Gegenstand kleiii oder sehr entfernt, so sieht man iiur diese Strahleii und die mit den- selben in Verbindung stehenden Verzweigungen , auf die wir weiter unten zuruckkommeii werden ; der dazwischen befindliche Raum ist fast dunkcl. 1st aher die Oeffiiung griifser uiid der Beobachter nicht zu sehr entfernt, so er- scheinen die Zwischenraume nicht niehr dunkel, soiiderii mit Licht erfullt, dessen Helligkeit jedoch immer noch he- deutend gegen die der jetzt breiter gewordenen Strahleii zurucksteht. 2. Dafs die Ursache dieser Strahlea, welchc inan in gleicher Weise an den Sternen erster bis dritter Griifse wahrnimmt, im Auge und nicht in der Lichtquelle zu suchen, bewiefs schon H a s s e n f r a t z (Ann. de chimie T. ’72, p. 5, lSO9) und Dr. F l i e d n e r (Pogg. Ann. Bd. 85, S. 321): 1 ) Ware die Lichtyuelle die Ursache, so miifsten Anzahl und Stellung der Strahleii bei den verscliiedeneii Beob- achtern dieselbe seyn, was, wie spater gczeigt werden wird, nicht der Fall ist.

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Aussicht, d a t ich inich bemuhen werde, weitere Versuche uber diesen interessanten Gegenstand anzustellen und bald Ausfiihrlicheres in dieser Beziehung zu berichten hoffe.

Dresden im December 1855.

IV. Ueber die Strahlen, die ein leuchtender Punkt ina Auge erzeugt; oon H. M e y e r in Lekzig.

1. D i e Vergrofserung, die das Bild eines leuchtendeii I’unktes durch die spharische Abweichung im Auge erfahrt, d. i. der Strahlenkranz (Pogg. Ann. 1853, Bd. LXXXIX, S. 540), ist iiicht gleiclifiirmig, sondern man kann i n dein- selben deutlich mehrere helle, strahlenfiirmige Streifen un- terscheiden. 1st der leuchtende Gegenstand kleiii oder sehr entfernt, so sieht man iiur diese Strahleii und die mit den- selben in Verbindung stehenden Verzweigungen , auf die wir weiter unten zuruckkommeii werden ; der dazwischen befindliche Raum ist fast dunkcl. 1st aher die Oeffiiung griifser uiid der Beobachter nicht zu sehr entfernt, so er- scheinen die Zwischenraume nicht niehr dunkel, soiiderii mit Licht erfullt, dessen Helligkeit jedoch immer noch he- deutend gegen die der jetzt breiter gewordenen Strahleii zurucksteht.

2. Dafs die Ursache dieser Strahlea, welchc inan in gleicher Weise an den Sternen erster bis dritter Griifse wahrnimmt, im Auge und nicht in der Lichtquelle zu suchen, bewiefs schon H a s s e n f r a t z (Ann. de chimie T. ’72, p. 5, lSO9) und Dr. F l i e d n e r (Pogg. Ann. Bd. 85, S. 321):

1 ) Ware die Lichtyuelle die Ursache, so miifsten Anzahl und Stellung der Strahleii bei den verscliiedeneii Beob- achtern dieselbe seyn, was, wie spater gczeigt werden wird, nicht der Fall ist.

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2 ) Bei eirier Dreliung des Kopfes in verticaler Ebeiie zur Rechteu oder Linken dreht sich der Strahlenkrauz uin deuselben Winkel.

3 ) Betrachtet man das Licht durcli eiiie kleine Oeffiiung, so verschwiaden die Strahlen, und die leuchtenden Kiirper erscheinen unter kleineren Dimensionen; i n diesem Falle ist die Form nur durcli die Beugung des Lichts a n den Randern der kleinen Oeffnung geandert.

4) Das Spiegelbild eines leuchtenden Punktes zeigt 11iCht die gegenbildliche, sondern die ebenhildliche Strahlen- form.

Dafs die Ursache nicht in einem Einflusse der Augen- lider, wie die der laiigen Strahlen (P ogg. Ann. Bd. 89, S. 429) oder in der Vertheilung der Flussigkeitstheilclie~~, init denen die Oberflache des Auges bedeckt ist, gesucht werden darf, Iafst sicli leicht durch Bewegung des Auges nach rechts oder links nachweisen, wobei die Strahlen unverandert ihre Lage belialten, wahrend sich die Lage der Pupille gegen die Augenlider andert.

H a s s e n f r a t z giebt als Unterschied zwischen diesem Strahlenkranze und den langeii Stralilen Folgendes an :

1 ) Die langen Strahlen werden nur bei zusammengezoge- neii Augenlidern erhalten, wahrend der Strahlenkranz von der Stellung der Augenlider unabhangig ist.

2) Die langen Strahleii werdeu bei jeder Entfernung und Grafse des leuchtenden Punktes bemerkt.

3) Die langen Strahlen haben blofs eine Hauptrichtung, die Stralalen im Strahlenkranze 4, 5 , 6 bis 8 Rich- tungen, von denen eine parallel den Augenlidern ist.

4 ) Die gegenseitige Lage der Strahlen im Strahlenkranze wird niclit voii allen Beobachterii gleich angegeben uud ist auch fur das rechte und h i k e Auge verschieden.

H a s s e n f r a t z giebt daruber an: ))Die Anzahl der Strah- len verandert sich iiach den Augen des Individuums; ziem- lich allgemein beinerkt man zwei Strahlen A B, A C, Fig. I Taf. 111, in der Riclitung der Augen und einen dritteii obe- yen AD norinal darauf. Einige Beobacbter uiiterscheideti

3.

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einen vierten A E in der Verlangerung von AD; andere selien eineii funften A F, Fig. 2 Taf. 111, und unter gansli- gen Uinst:inden bemerken einige Eeobachter 6 bis 8 Strah- len, Fig. 3 Taf. 111.. Einen Strahl parallel den Augen- lidern kilt er fur constant.

A. v. H u in h o Id t (Jiosmos, 3. Bd. ) sah oehr regelm%fsig 8 Strableo unter Winkeln von 4.5" bei Sternen erster bis dritter Griifse, vou mindestens 5 bis 6 Minuten Lange. Eiuige seiner astronoinischen Freunde sahen nach oben drei Iiiic.bstens vier Strahlen und nach unten keine.

J o s l i n , Professor zu New-York, giebt an I ) :

JI Jederinann wird das strahlende Ansehen der Sterne uiid der Flainme einer eiitfernten Lanipe oder Kerze beob- achtet haben. Als ich diese Gcgenstande uutersuchte, be- inerkte ich, dais drei dieser Strahlen weit ansehnlicher waren als die iibrigen, dafs sie gleichen Abstand liatten und dafs einer von ihnen senkrecht von unten in die Hiihe gerichtet war. cf

Aus diesen Beobachtungen und einigen Versuchen leitet er folgendes Gesetz ab:

Es gieht fur jedes Individuurn bestiminte Richtungen vou Jrradiations-Maxiinis; bei einer Persoil von gewohn- licliein Gesiclit sind diese Richtungen, drei an der Zabl, vou gleichein Winkelabstande und folglicli VOII 120° = 4 Kreis- umfang. Bei gerader Stellung des Kopfes steigt die eine i n der senkrecliteii Gesichtsebene, die durcli den Mittel- punkt desselben Gegenstandes geht, geradezu in die Hohe iind die beideii anderen steigen in ('Tesichtsebenen, die mit dcr crstcn und imter sicli respective Winkel von 120° inaclieii , schief herab. Jlie Abnahine der Vergrfifserung in den iibrigen Riclituiigen ist beinali syininetrisch und gleicli in Bezug auf diese drei Richtungen, und die schein- bare Gestdt des Gegenstandes naliert sich inehr ond inehr dcr eines gleichseitigen Dreiecks, je nach Helligkeit, Ent- fernung und Grobe des Gegenstandes. t(

1) Aus einer Entfernung von 5 bis 15 Fufs erscliicii der 1 ) P l a l e a i i i l l Pogg. Ann. 1842. Ergrbd.

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runde Gcgeustand als gleichseitiges Dreieck, desseii Umrisse sehr gut begranzt waren. Eine Zunahme der Grofse niaclit cine grokere EntFernung niithig; bei &" Durchmesser 6 bis 8 Furs am deutlichsteii; bei t" 12 bis 15 Fufs u. s. w. - Die Erscheinungen folgten den Veranderungcn der Lagc des Kopfes.n

Dr. F l i e d n e r giebt fur das rechte Auge die Gestalt, tinter der ihin ein Sterii oder iiberliaupt eiii entfernter leuchtender Punkt erscheint, %vie iii Fig. 4 Taf. 111, an ; fur das liiike Fig. 5. ~ 1 1 1 beiden Figuren t < , sagt er S. 322, )) sind nur die hellsten, iinlner sichtbaren Strahlen gezeichnet. Ein gewiihnliclies Liclit mufs viele 100 Fufs von mir eut- fernt seyn, wenn ich nur diese und nicht nuch noch andere minder intensive Strahlen sehen will. Die starkste Licht- iiitensitlt gewahre ich an deu mit a bezeiclineten Stellen, ein rundes Bild des Lichtpunktes nur in ineiuein rechten Auge. Man sieht, eine solche Regelm2fsiglreit der Figur, wie sie A. v. H u m b o l d t fur seine (beiden?) Augen aii-

giebt, stellt sirli in den meinigen nicht dar, uud ebeiiso weiiig in deiien vieler mir bekaniiteu Personen. Die von €1 a s s e n f r a t z geaukerte Meinung, dafs ziernlich allgeineiii zwei Strahlen iii der Richtung der Augenlider und eiii darauf senkrechter gesehen werden etc., diirfte der Wahi- heit wenigsteiis iiabe kommen. (1

Prof. F e c h n e r giebt in Yogg. Ann. Bd. 50, S. 200 an: ''Mein linkes Auge zeigt, wenn ich deli leucl~tenden fernen Gegenstand fixire, aufser der ~ligenieineii Strahlcn- ausbreitung noch drei Iangere Strahlenbuschel, die sich so wie Fig. 5" ordnen. Der Strahlenbuschel c stellt sic11 UII-

ter Urnstanden als ein Doppelbild der Liclitflamme dar, auch sehe ich wohl iioch mehrere Vervielftiltigungei~. In meinein rechten Auge ist aufser einem ganz schwacheii vcr- langerten Strahl, der in der Figur durch eine punktirtc Linie angedeutet ist, keiii besonders vorstechender Strati1 sichtbar. Betrachte iclt das Liclit mit beiden Augeri ZU-

gleicli, so erscheint dieser Strahl zugleich mit jeiien Strali- leiibiischelii des andcreii Auges. ( I

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Eiiiige aitderc Beobachter erhielten beim Beobachtcn eines kleinen leuchtenden Punktes ( eines Lochs init h e r Stopfiiadel iu ciiie Tafel Pnppe gestochen und dahinter ein helles Licht gestellt) in etwa 12 bis 15 Fufs Entfernring folqeiide Resultate : Beoboclrter. Rechtes Auge. Linkes Auge. Bemerkungen.

M I* E. R . Fig. G I ) . Die obere Strahlen sehr

deutlieh. - Reide Augen gleich, nur im linken sehwS- cher; noch eine Menge klei- ner Strahlen.

C. B. Fig. 5. Oben uudeutlirlr; - bei beiden noch scl~wachere Strahlen.

A. M. Fie. 8. Bei beiden noch kleinc

Ag. M.

0 -

Fig. 9. Strahlen. a sind helle Ringe, zu-

I

weilen mehrere in einandrr; aufserdern noch viele kleinc Stralilen.

B. M. Pig. 10. P. R. Fig. 10 *. Beinerk ung. Es ist zu beachten, dafs man erst bei

einiger Ucbang in diesen Versuchen alle einzelnen Strah- len zu rinterscheidcn verinag, in obigen Resultaten (mit Aiisnahine von B. M . ) also nur die ain meisten vortreten- deli Strahlen angegeben sind. Das Bild des Strablenkran- zes im linken Auge ist durchgangig undeutliclier uud mehr langlich, wllirend das im rechten rund ist.

5. Da ineine Augen kurzsiclitig sind, so mufs ich hier die init uiid ohne Brille geinachten Beobacbtungen nnter- scheideii :

Nit BriZZe sah ich unter den oben angefiihrten Bediii- gungen mit dem rechten Auge Fig. 11 R '), mit dein lin- 1) Die Zeichnungen sind so dargestellt, d& die LBngenrichtnng auf dem

Papiere der verticalen Richtung in der Katur entspricht. - Die schwar- zen Linien hezeichnen die lrellen Strahlcn.

2) Mein rechtes Auge sieht \;el dcutlicher als das Iinke, der Eiudruck ist hestimmt, wihrend der irn linken weit wrniger deutlich zurn Be- wufstseyn komrnt. Sehe ich mit beiden Augen zugleich, so behd t das rechte die Oberhand, von dern linken kornmen nur die vorziigliclrsten Strahlen zur W a h m e h m u n g , Dasselbe gilt fiir alle iibrigen Beobachter.

238

keu Fig. I I L; 1 ist ziemlich lailg; g uiid h sind schwach. Da die mit dein linken Auge angestellten Beobachtungen bei inir weit weniger sicher sind, so habe ich bei den fol- genden Beobachtungen fast iiur das rechte Augc benutzt. So lange das Licht nicht sehr intensiv ist, sehe ich uur die in Fig. I1 angegebenen StratiIan und Verzweigungen; iiur zwisclien den oberen Strahlen ist noch etwas Licht, zwischen den unteren und zur Seite sind die Zwischen- raume dunkel; sobald das Licht jedoch intensiver wird, werden die Strahlen etwas kurzer (wahrscheinIich in Folge der Verkleinerung der Pupille) und breiter, und die oberen Auszackungen, iiamentlich bei b , e, d , c werden breiter uiid l h g e r , so dafs sie sich zuin Theil beruhren und einen Kranz bilden; auch die Raume zwischen den Strahlen sind iiicht inehr dunkel, sondern init schwacbem Lichte erfiillt; das iiitensivste Licht zeigen n nnd f ; b rind c sind weit schwiicher. Bei schwachem Lichte oder allgemeiner Hellig- keit der Umgebul-rg verschwiiideu auch wohl die Strahleii 6 und c ganz.

Die Gabelung der auhersten Endeu, wie sie in Fig. 11 und 9, 7 Taf. 111 angegeben ist, sehen fast alle Personen, die ich bis jetzt darauf aufmerksam gemacht habe. Nament- lich deiitlicli ist die Spaltung des in Fig. 11 mit a bezeich- neten Strahles wahrzunehinen.

Bei kleiner intensiver Lichtquelle und maglichst dunkler Uingebung (nainentlicli wenn das Auge vorher einige Zeit im Dunkeln war) wcrden einzelne Gabelungen ziemlich lang, so dafs sie bedeuteiid uber deli innereri Kranz heraus- treten, weil die Oeffnung der Pupille grofs ist; iialnentlicli tritt diefs bei dem Stralil CG nicht selten ein. In der Dam- inerung sieht man die Gabelung nicht, sondern nur lange, breite Lichtbuscliel, weil die Pupille durch die allgemeiue Helligkeit zieinlich verengt ist.

Beim Nahern sehen sainmtliche Beobachter diese Strah- leii kiirzer wid breiter werden. Uabei werden auch die Gabellingen etwns ktirzer, rucken aher gleichzeitig init gegen die Lichtquelle hin, uod selbst in zieinlicher Nahc

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ist der Punkt, bei welchem die Gabelung beginnt, noch deutlich wahrnehmbar. Die Zacketi rucken sich dabei naher und schlieben den Kranz vollstandig ; dieser kommt in dein Grade, als die Strahlen au LZuge abnehmen, der Lichtquelle naher und naher, bis er init derselben oder der durch die eng zusainmenfallenden Strahleri bedingten Vergrdfserung sich vereinigt. - Die Strahlen behalten beim Nahern ihre gegenseitige ],age. Ein Heller- oder Schwgcherwerden einzelner Strahlen oder einzeliier Theile eines Strahles o. a. konnte ich durch die Brille und Andere mit guten Augen nicht wahrnehinen ; fiir kurzsichtige Augen tritt bei kleinen Lichtquellen kurz vor dem Verschwinden der Strahlen eine derartige Aenderung ein, wie in der Folge naher ange- geben werden wird.

Die Zeit hat, soweit die Beobachtuugen reichen, auf die Lage der Strahlen keinen Einhfs .

L)aL die Strahlen um so breiter werden, je grdfser die Lichtquelle ist, also auch je naher man koinmt, ist Ieicht erkliirlich, da eine grofse Lichtquelle aus einer grofsen Anzahl kleiner leuchtender Punkte besteht, deren Strahleii uin drei Theile parallel ueben einander fallen. ' Man sieht dieses Parallellaufen der Strahlen sehr deutlich, wenn man zwei kleine leuchtende Oeffuungen uebeii einander betrach- tet; noch deutlicher wird es, wenn man vor die eine Oeff- nuiig ein rothes, vor die andere ein griines Glas halt, weil mail dadurch die nebeii einander liegenden Strahlen besser unterscheiden kaun.

Kommt nian der Lichtquelle naher, so kann man zuletzt die iinmer klirzer und breiter werdenden Strablen nicht mehr von einander untersctieiden, sie bilden einen mehr gleichfiirmigen Lichtring um die Lichtquelle, der sich als eine Vergrofserung der Oeffnung darsteIIt; nur bei auf- inerksamer Betrachtung und wenn man die Strahlenrich- tungen bereits kennt, kann man zuweiIen eine diescn ent- sprechende Anordnung noch erkennen. Es mufs dieser Fall eintreten, sobald die Lichtquelle zieinlich so breit wird, als der aufsere hbstaad der Strahlen betragt, wobei noch der

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durch die Zacken gebildete Kranz zu berucksichtigeii ist. Hiermit steht im Zusammenhange, d a t in derselben Ent- ferriuiig, in der ein kleiner Punkt noch Strahlen deutlicli wahrnehmen l a t t , eine g r o t e Lichtquelle keine mehr zeigen kann, ganz abgesehen davon, dafs bei gleicher Entfernung ein kleiner Punkt eineii grilfseren Strahlenkranz verursacht als ein grofser (s. meine Abhandl. in Pogg. Ann. Bd. 89). Diefs lakt sich sehr deutlicb an kleinen leuchtenden Punk- ten wahrnehmen, wic man sie durch Reflexion oder auch durch eine sehr ltleine init einer schwachen Nlhnadel in Pappe gestocbene Oeffnung leicht erzeugen kann ; man sieht bier in 2 Fufs Entfernung noch sehr deutlich alle einzelnen Strahlen klein, dunn und intensiv, wahrend eiii grofserer Punkt nur von eiiicin gleicbfilrmigen Lichtringe umschlossen scheint. Das Gabeln und der dadurch gebildete Kranz war bei dem reflectirteii Lichte wegen der omgebenden Hellig- keit nicbt mehr zu unterscheiden ; bei der kleiiien Oeffnung in Pappe zeigte sich derselbe jedoch bis zuletzt deutlich. Bei etwa 18” Entfernung erscbien aucli der kleine Punkt ohne Strahlen.

In ungefahr 6 Furs Entfernung von der mit einer Stopf- nadel in Pappe angebrachten Oeffnung geht der Kreis fur mein rechtes Auge i n eine I~nglichc Scheibe uber, dereii Hauptaxe etwas geneigt liegt, Fig. 12 Taf. 111, also nicht init den Strahlen f zusamineiifillt; fur das hike Auge liegt derselbe ziemlich vertical und also init der Strahlenfigur in Uebereiiistimmung. Bei weiterein Nahern wird das Oval immer kleiner und Ianglicher, his zuletzt iiur noch ein kleines l#ngliclies Oval und die beiden obcren Strahlen F sichtbar siiid, welche dann ebenfalls verschwindeu, Fig. 13 Taf. 111. Eiii nocli weiteres Sahern ist bei dieser Grbfse der Oeffnurig iind Licbtintensitat fur die Aug ~ e i i zu au- strengeod und daher unsicber, und wurde deshalb hierzu cine ganz kleine, mit eiiier feiiieii Nahnadel in Pappe ge- stoclieue Oeffiiung beiiutzt, welche vor die Glocke der Studirlampe gebracht wurde. Iii grofserer Entfernung kaiin man die Oeffiiung kaum wahrnehnien, in ziemlicher Nahe

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sieht inan, wie oben bereits erwahnt, sehr deutlich die kleinen Strahlen. Beim alllnahlichen Naherii verschwindeii zuerst die niebr horizontalen Strahlen, man sieht nur iioch die oberen; gleichzeitig wird das Bild der Oeffnung king- lich, jedoch in einer mit der Richtung der Strahlen nicht mehr ganz zusammeiifalleiiden Kichtung , his inaii Fig. 14 erhalt. Bei iioch weiterein geringen Vorgehen verscbwin- deli arxch dic oberen kleineir Strahlen und sodann die llngliche Gestalt, und der leuchtende Punkt wird deutlich sichtbar. Bei noch weiterem Nahern nimnit die Oeffiiung eiiie auf die erste rechtwinklige Langenerstreckung an, und bald kann man einen Stern unterscheiden wie er in Fig. 15 und vergrofsert in Fig. 16 dargestellt ist. Die Mitte desselben ist anfangs dunkel. J e naher das Auge kommt, urn so inebr nahert sich die leuchtende Oeffnung dem Kreise ; die Zacken werden langer, die Bogen treten gleichsaln in die Fjgur ein und bilden ein Polygon, bis sich bei zielnlicher Nahe Fig. 17 herausstellt. Die Mitte bleibt dabei nicht dunkel, sonderii ist wie die game Flache mit kleineii lichten Punkten besaet. Gain nahe erhalt man einen rollstandigen Kreis, in welchein die Zacken sich an den Randern als breitere, intensivere Stelleu ahzeichneo; bei einiger Aufmerksamkeit 1aFst sich der iiinere Stern je- doch noch wahrnehmen. Innerhalb des vorderen Brenn- punlrts wird der mittlere Theil sehr scliwach, die ganze Flache ist mit hellen und duukeln Punkten bedeckt, und die von dein Rande herein rioch sichtbaren hellen Linien ( vorausgesetzt, dafs die Oeffiiuiig sehr klein war) bekom- inen in ihrer Mitte einen dunkleren Strieh.

Mit dein linken Auge siiid die Erscheinungen nnr in sofern geandert, als hier die L~ageuerstreckung des ersten Ovals wit der verticalen Richtung des Stralitengebildes zusaminenfallt, Fig. 18, so dafs es beiin Nahern scheint, als ob die Strahlen in die Verlaugerung iibergingen, oder urn- gekehrt, sich beim Elitfernen aus derselben entwickeln, was jedoch, wie das audere Auge zeigt, keiiieswegs der Fall ist. Auch bekomlne ich hier den Punkt iiie rein zu sehen, beiin

PoggendorPs Annal. Bd. XCVII. 16

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weiteren N:ihern tritt vielinehr, iieben der Abnalime in \ er- ticalcr Kichtang, eine Erweiteriing i n horizoiitaler cin, wic Fig. 18 zeigt ; geht man nocli wenig vor (vielleiclit Zoll), so verschwindet die verticale Erstreckuog und inan erhalt ein liingliches Oval, in welchcin sich ein dem obigen 21111 licher Stern entwickelt, dcsscn Lage fast genau horizon- tal ist.

B. ,II. (gutes Auge) siebt einen kleinen leuchtenden I'unkt (kleine Oeffnung in Pappe vor der Glocke der Stadirlampe) mit dem linken Auge in etwa 18" Eiitferiiung in horizon- taler Richtuug verliiiigert, Fig. 19 ; beim Naherii wird e r dann deutlich wid bei etwa 6 Zoll nimint er eine Llngen- erstreckurig in rerticaler Rirhtung an, Fig. 20, in welchem laogliclien Oval sich daiin ein dein ohigen shnlicher Sterri eiitwickelt. Mit dein rechten Auge ist die Lage abweichend, in etwa 18 Zoll Entfernung wie in Fig. 21, in 6 2011 Elit- ferniing wie Fig. 22.

Beiin Sehen mit beiden Augcn zuglcich bebalt im All- geiiieinen das rechte die Oberhaiid, voii dem linken werdeii iiur die helleren Stellei) walirgenommei~ ; da die Strahlen beider Augen nicht allc auf einander fallen (wenigstens in ineinen Augeii), SO sielit man jetzt melir Strahlen, nament- lich wird der Iange Strahl 1 des linkeii Auges deutlich und ragt ziemlich uber den allgeineinen Kranz vor; die sich fur beide Augen darstellende Figur ist in Fig. 23 dargestellt, it und b gebiiren dein recliten, 1 dem linken Auge an.

Betrachte ich ohne Brille die eben naher bezeichnete griifsere Oeffnung in 12 bis 13 Furs Entfernung, so stellt siclr dieselbe als eiiie grofse von dunklen Stellen unter- brochene Sclieibe dar, iihulich eiiiein lichten Gewebe; nach der Mitte werden die Maschen des Gewebes enger. Diese Scheibe ist iimschlossen \-on einem hellen , nach arifsen blauen, nach innen rothen Kande, iiuf dessen Entstehuiig wir iu einem folgenden Aufsatze niiher eingehen werden. Die Stralileii sind sehr breit und undeutlich und iiur noch an dem Engerstehen der Maschen und etwas g d s e r e r Intea- sitlit eiazelner Tlieile zu erkennen ; an mehrcren Stelleu

6.

243 kann inan arich iin Krnnze durch griifsere Helligkeit dic Gabelung uuterscbciden. Niihert man sich dem leochten- deli Punkte, so iiiinint der Uurchmesser der hellen Scheihe ab und gleichzeitig wird das Gewebe eager; bei 3 Furs sind die Strahlcn schon eiazeln zu nnterscheiden , jedoch noch irniner sehr verbreitert, genau treten sie erst bei etwa 12 Zoll Entfernuiig hervor ; die Figur rerliert zugleich ihr rundes Ansehen und wird mehr polygonal, s. Fig. 25; we- iiig nlher sielit inan die Oeffiiung deutlich. Noch nzher sieht inan die Oeffni~ng wieder polygonal Fig. 26, uiid spater rund. - Ein durch Reflexion erhaltener Punkt zeigt in etwa 3 Furs Entfernung Fig. 27; die Strahlen sind sehr verbreitet und werden nach aufsen brei ter , an den Ran- dern r, s sind sie heller als in der Mitte, und oben bei t zeigt sich wieder eine hellere Stelle, wo die Gabeluiig beginnt. Beiin Nahern riicken die lichten Rander T , s sich immer naher, his sie etwas vor der deutlicheii Seh- weite zusamineiifalleu uiid SO den hellen Strahl bildeo. Hierinit in Uebereinstiininuiig zeigt eine kleiue Lainpe in 15 bis 16 Furs Entfernung dein kurzsichtigen Auge bei ge- nauerein Betrachten eines Strahles ( a ) denselben wic in Fig. 28 dargestellt; die Riinder sind hell, die Mitte weni- ger; heim Nahern riicken diese Klnder zusaminen. Auch sclicint bci ersterein Versuclie die Intensitat der Strahlen rind eiiizelner Strahlentbeile beiii Niihern nicht dieselbe zu bleiben; so ist z. B. anfangs e dentlicher uad zwar vorzugsweise inuen (was auch fur die Mebrzahl der ubri- gel1 Strahlen gilt), watirend der aukere ‘l’heil uiclit Ieicbt zu unterscheiden is€; dagegen ist von a die lufsere Zacke eiitschieden eotwickelt, w~hrend der innere Strahl kanin keniitlich ist; beiin Nahern wird von e u. d. a. der aulsere Theil deutlicher.

Eirie gain kleine Oeffnung vor die Glocke der Studir- lampe gclialtcii, zeigt in etwa 19 Zoll Entfernung die Strah- lei1 ganz deutlicli, ebenso w i e durch die Brille, auch die Gahelongeii iiiid den aufseren Rand. Das linke Auge sieht g Fig. 11 L iiur sehr schwach. Bcim Nahern wiederholeii

16 *

244

sich die obeu bei dcm Reobachten durch die Rrille ange- gebenen Erscheinungen.

Richtet inan das Auge auf einen ctwas ZUT Seite gele- p i e n Punkt, vielleicht auf die Gahelung cines Strahles, so wird dieser Strahl kinger, der entgegengcsetzte kiirzer I ) .

Innerhalb der deutlichen Sehweite bringt ein Verschieben des Auges oder der kleinen Oeffnung in Bezug auf den iuilerlialb der Oeffnung auftretendeil Stern fast keiiie Aeu- derung hervor.

7. Ini Strahlenkranze der Fixsterne kanii ich nur hei den Sternen erster Grofse durch die Brille uoch deutlich Strahlen oben und unten wahrnehinen, immer sind die oberen mehr ausgebildet. Ohnc Brille selie ich nur deli dufseren Krauz der Scheibe und den Mittelpunkt sich deut- licher abzeichnen ; aucb hier ist der obere Theil intensivcr. Venus und Jupiter zeigen sammtliche Strahlen deutlich.

Es werden bei diesen Versuchen mehrfach Farben- erscheinungen wahrgenominen , die niihere Beschreibung und Erklariing derselben wird in einein spateren hufsatze folgen.

8.

H a s s e n f r a t z sucht die Ursachc der Strahlen in den unregelmafsigen Formen der Krystallinse und Cornea (Ann. de chimie T. 72, 1809) und auch Dr. F 1 i e d 11 e r scheint die- ser Annahme bizustimmen ( P o g g . Ann. Ed. 85, s. 324). Die Erklarung von H a s s e n f r a t z ist iin Auszuge folgende :

Rechnung und Erfahriing lehrt , dafs, wenn die Tren- nungsoberflachen der brechenden Mittel Kugelabschnittc s i id , das Bild eines lenchtenden Punktes ein Kreis ist; wenn aber die gekriimmte gegen das weniger brechende Mittel convexe Oberflache mit zwei verschiedenen Halb- messern beschrieben ist, so wird das Bild von zwci Ellip- sen gebildet, welche sich unter einem von der Stellung

I ) Dieser Versuch ist von ruir durcl~ die Rrille rind olme Brille in der Nitre an klcinen Punkten, iind auch von Personen rnit guten Augen angestellt. Iclr sat1 diese Verllngerung narrientliell bei a deutliclu, andere Beobachter gaben sic filr nl le Strahlen an.

der beiden Radien abhangigen Witikel scliiieideu Fig. 29. Es genijgt also, dafs die Oberflache der Cornea oder der Krystallinse keine Kugelabschnitte seyen, um zu erklaren, weshalb das im Grunde des Auges entsteliende Bild sich um so mehr einein Kreuze nahert, je mehr der leuchtende KiSrper entfernt ist und je mehr die zwei Radien, welche ihre Oberflache erzeugten , verschieden sind. ((

))Diese zwei elliptischen Bilder Fig. 29 bemerkt inan stets, sobald man den Lichtstrahl durch eiue elliptische Lime fallen llfst; dasselbe Bild entsteht auch, wenn die Lichtstrahlen durch unregelmiifsige Oberflachen, z. B. Me- dicinflaschen , volle Wasserflaschen etc. gehen. (1

Hierauf weist H a s s e n f r a t z durch Untersuchung vie- ler Krystallinsen die elliptische Gestalt der Krystallinse nach, und zeigt, dafs fast immer der verticale Durchmesser grafser ist als der horizontale; die Differeiiz betrsgt 17 klll’”.

JJ In verschiedenen Richtungen geinessen scheinen die Durchmesser nicht mit deneii iibereinzustimmen , die eine Ellipse haben mufs, doch sind die Differenzeu zu unbe- deuteud, um sie init dem Zirkel bestimineri zu kiinnen. ((

)J Da die Kriimmung der vorderen uud hiiiteren Linsen- segmente kein Kreis ist, so folgt, dafs ihre Oberflacheu der Kugel nicht angeharen; hieraus aber, dafs die durch- gehendeii Lichtstrahlen so vie1 verschiedene Brenupuukte bilden miissen, als es Krummungskreise giebt, welche die Oberflache gebildet haben ; dafs also die Krystallinse allein durcli die Unregelmsfsigkeit ihrer Oberflachen zuni Theil oder vollig die Strahlen erzeugen kann, welche man an sehr entfernteu Lichtquelleii gewahrt. Die Oberflache der Hornhaut, welche ebenfalls kein Kugelsegment zu seyn scheint, mufs auch neue Brennpunkte und somit neue Strah- len bilden. Soinit scheint alles dahin zu deuten, dafs die Erzeuguiig der Strahlen, welche man an sehr entferiiten oder unter kleinem Winkel gesehenen Lichtyuellen be- merkt, der vereinigten Wirkuug der Krystallinse und Cor- nea, d. i. der Natur ihrer gekriimmten Oberflachen, zuzu- schreiben sey . . . . (1

246

Gegeii diese Erklarung lasseii sicb folgcude Bedenken ei liebeii:

1) l)ie Strahlen sind i n der That iiicbt so \vie iii Fi- gur 1 bis 3 angegeben und wie sie sich bei dieser Entste- hungsweise wolil bildeii mussen ; es lasseii sich schwerlieh die scharfen 13rennlinien auf diese Weise erklaren; auch diirfte cs nicht leicht seyn, die Ursachc der Gabelung etc. nachzuweisen.

2 ) Scy f (Fig. 30) der Vereinigungspunkt der von ei- neiii in einer gewissen Entfernung befindlichen, leuchten- den I’iinkte ausgehenden ~ Strahlen fur den horizontalen 1)urchschnitt A B; F der Vcreinigungspunkt der Strahlen des verticalen Durchscbnitts CD. Die Ltrennpunkte der anderen Schnitte wie E G liegen zwischen f und F. Sind die Brennpunkte von A, B und C nicht die beideii End- punkte der Breunstrecke, so iiiidert diefs nur die Bezeich nung von A B als horizontalen und C als verticalen Durch- scbnitt, die Erscheinang sclbst bleibt dieselbe. - Auf ei- ner durch f gelegten Ebeiie erzeugt danu der Querschiiitt A B einen Punkt, D E eine Linie, E G eine kleine Liiiie etc., das Bild des leuchtenden Punktes wird also die in Fig. 32 dargcstellte, einer Lemniscate ahnliche Gestalt besitzen. Ebenso wird auf eiiier durcb F gelegten Ebene der Ieuch- tende Puiikt ein abnliches, um 90° gedrehtes Bild gebeii, Fig. 33. Auf Ebenen zwischen F uiid f , wie F, wird das Bild wie Fig. 32 ausfallen, je nachdem sich die Ebene iuelir dem eiiien oder anderen Endpunkte nahert. Do. verticale Theil ist stets Zerstreuungsfigur der Nabe, dcr horizontale Zerstreuung der Ferne. Auf einer hinter der Kreiiiistrecke gelegenen Ebene F , inufs eine ovale Figur, wie Fig. 3 4 entstehen, die sich immer rnchr uod inehr dcin Kreise aahert, je’weiter die Ehene von F absteht, da die l)iffcreiiz der Halbmesser eiiie von der Entfernuiig dcr Breniipunkte F und f abhiingige constante Grbfse ist. Da dicser Abstand nur unhedeutend ist, so InuFs, da die Durch- messcr proportional der Entfernung zunebincn, dic Gestalt sclir bald dem Kreisc sicli nahern. hu f einer iiincrbalb

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der Breonstrecke Ff gelegeiien Ebeiie F, lnufs cine ahu- liclie Zerstreungsfigur der Nalie eutsteheii , iiur iu eiiier uin 90° gedrehten Lage. 1st die Liclitquelle nicht eiii Piinkt, sondern ausgedehnt, so giebt jeder einzelne Punkt eiii derartiges Bild, uiid diese Bilder setzen Fich zu einem griihereii zusaniinen; ein kleiucr Kreis mufs sicli i n f als Iangliches Ova l , in F als liegelides Oval, in F, als eine aus zwei sicli rechtwinklig durchsctiiicic1eudeii Qvalen zu- sammengesetzte Figur, in F , uiid F , als grofsere Ovale darstellen.

Berucksichtigen wir iioch die init der Entfernuiig ein- trcteiide sphariscbe Abweichung, so wird diese in f einc Vergrbfserung des horizontalen Diirchinessers bedingen ; ob der verticale vergrofsert oder verkleiriert wird, Iizngt voii dcr G d s e der Langenabweichung der spharischen Abwei- cliung ab ; in F werden beide Durchmesser uin ziemlicli glcichviel vergrofsert; - in F, der horizontale; der ver- ticale diirfte eher eiiie Vermiiiderung erleideu. Dein cnt- sprecliend werdeii auch die anderen Linien etwas veriiu- dert. In F , und F , bedingt dic spliarische Abweichuag iiur eine mehr oder weniger aequidistaute Curve.

Sol1 die voii H a s s e n f r a t z gegebeiie Erlrlaruiig rich- tig seyn, so mufs die Netzliaut sich fortwahrend in eiuer zwischen F und f gelegenen Stellung befinden, wshreiid sich das Auge iiIhereii oder fernereii Gegenstiinden adop- tirt. J e entfernter ein Gegenstand ist, um so iiiehr riickeii die beiden Punkte F und f aber einander nlher (ist der leuchtende Punkt in einem vordereii Rrennpuukte des Au- ges, so inussen die Strahlen des einen Durchscbnittes pa- rallel gehen, wahreiid die des andern sich uoch vereinigen, die Differenz ist daher am grdfsten), um so mehr mufs also der Einflufs der ellipsoidischeii Gestalt verschwindeil, es iniisseii also die Strahleii ohiie sphlrische hbweichung init der Entferiiaiig kleiuer werden, was oicht der Fall ist. Berucksichtigen wir aber die Zunahine der spharischen Abweichung mit der Eutferiiuiig , wodurch iiarnentlich der horizontale Durclimesscr vcrgriifsert wird, SO iniiksteii mit;

248

der Entfernung die horizontalen Strahlen zunehinen , der verticale eher abnehmen (zuinal als die Brennstrecke mit der Entfernung kleiner wird), was nicht der Fall ist.

Der sich innerhalb der Brennstrecke bildende Stern be- steht zur Halfte aus Zerstreaungslicht der Nahe, zur Halfte aus solchem der Ferne; bei den Strahlen findet ein Bhn- liclies VerhaltniTs nicht statt, wie sich durch Hineinschieben eines Blattes Papier leicht nachweisen lafst, iiidem das Zer- streuungslicht der Nahe von der entgegengesetsten Seite hinein abgeschnitten wird, wie man auch durcli eiuen Ver- such innerhalb der deutlichen Sehweite leicht darthun kaun. Diefs bleibt ein Einwurf, selbst wenn wir anoehmen wollten, dafs sich wahrend der Accommodation die Gestalt des Auges so Bndere, dafs die Brennstrecke grafscr wird.

Kann das Auge sicli der Entfernung nicht acconnno- direii, so wird beim allmahlichen Entfernen die Netzhaut sehr bald die Lage F , anneliinen, iiidein sich die Brenn- strecke Ff vorwsrts bewegt; es miifsten also die Strahlen verschwinden, was nicht der Fall ist, viclmehr entwickeln sie sich eben nach Ueberschreitung dieser Strecke erst voll- standig, wie aus obigen Versuchen hervorgeht und arich im Folgenden naher gezeigt werden wird. Ebenso kijnnten innerhalb der deutlichen Sehweite keiiie Strahlen sichtbar seyn; wie bereits oben gezeigt, entwickeln sich daselbst aber Fig. 16 und 17.

3) Noch deutliclier zeigt sich, dafs die ellipsoidische Gestalt der Linse die Ursache nicht ist, wenn wir den Einflufs dieser Gestalt in obigen Versuchen genau verfol- gen, wie Dr. F l i e d n e r zuerst gezeigt hat. - Geheii wir zuuachst die Versuche bei kurzsichtigem Auge (init und ohne Brille) durch, so zeigte sich nbmlich, dafs icli init dem linken Auge die drei Stellungeii F, P, und f deiitlich walirnehmen konnte (menn auch in umgekehrtcr Reihen- folge, worauf wir sogleich zuruckkommen werden ), init dein rechten nur F und f , weil beide Punkte wahrscheinlicli enger zusaminen liege11 und daher beide Ovale iiicht unter- schieden werden, soiidern sirh nls scharf begriinzte Ocff-

249

iiung darstellen I ) . Die Differenz in der Entfernuiig betrug etwa 4 Zoll; es liegeii also beide Punkte eng zusaminen; da sie beim Ent fernen uoch enger zusammenriicken, so liegt schon in dieser Kleinheit ein Grund, weshalb die Strahlen hierdurch nicht verursacht werden konnen. Auch zeigt sich hier die bereits in (1 ) angedeutete Abweichung der Gestalt zwischen den Strahleii uiid dieseii Ovalen deutlich. - Die Strahlrn, welche ich bei einem kleinen Punkte in der Ntihe aurh ohne Brille sebr deutlich sah, entwickelten sich ferner erst nach Eintritt in den Puiikt F, in welchem Falle, wie bereits oben gezeigt, keine Kreuzuug der Ovale mehr statt- findet. - Dasselbe Resultat ergab sich auch bei guten Augen (M.B.), nur war die Differenz eine grofsere (12 Zoll etwa), worms sich schliefsen lafst, da€s auch hier wahrend der Accommodation die Netzharit sich in F befand uiid sornit die Brennstrecke erst in der Nahe durchlaufen wird, wenn sich des Auge nicht mebr vollig zu accoinmodiren vermag; stande sie fur gewiihnlich in der Mitte der Brenn- strecke, so kiiniite nur die ITalfte durchlaufen werden; die andere Halfte tniifste in der zweiteii Granze des deutlichen Sehens durchlaufen werden , welche, wenn sie liberhaupt fiir das gute Auge existirt, wenigstens sehr entfernt liegt; dafs bei 18” iiicht die zweite Granze des deutlichen Seheas ist und von hier an also der Brennpunkt vor die Netzhaut fallt, ist bereits von Dr. F l i e d n e r iu einem Anhange (Pogg . Ann. Bd. 85, S. 460) gezeigt, geht aber auch aus den im vorigen Aufsatze bcschriebenen Versucben hervor. Da sonach die Netzhaut wahrend des Sehens nach einem fernen Gegenstande in F steht, so kann auch hier ein sol- clies Kreuz nicbt entstehen. 1) Es scheint im Allgemeimen diese Diffcrcnz im linken Auge stirker, wo-

mit auclr die Tlmsmhe iibereinstinimt, dab (wie schoo nben bcnrerkt) dns linke Auge bei den ineisten Beobachtern den Strahlenkrnnz noch Iinglich sielit, wghrend er dem recliten bereits rund ersclieint; ob d ie t mi t dcr grofseren Uebnng des recliten Anges zusammenh5nge, clurcli wclchc dieses in den meisten Pi l len die Oberhand behilt, lifst siclr erst ent- sclrciJcn , wenn cine griirsere Anzalil desbalb angestellter Versuche vor- liegm.

250

huch die Vcrschiedenheit der Lage zwischen verticalcni Strahl rind Langenerstreckung des Ovals, welche sich, wie oben beschriebcn , fur iiiein rechtes Auge deutlicli beraus- stellt, wzlirend im linkcn beide Richtungen zusammenfallen, heweist, dafs die Strahlen rind die elliptische Gestalt von eina~ider unabhangig sind ; das Langlicliwerden des Strah- lenkranzcs, welclies oben bescbrieberi ist , ist eine Folge der ellipsoidischen Gestalt, aber niclit die Strahlen. Die Ursache, wefshalb sich fur das kurzsichtige Auge der Strah- lcnkranz init der Entfernung dcm Kreise iiiehr und mehr nbhert, ist in der constanten Differenz des itnmer grorser werdenden verticalen und liorizoiitalen Durcliinessers zu surlien; dafs dein guten Auge beirn Entfernen der Strahlen- kranz sich mehr und mehr dem ICreise nahert, in der Ver- ininderung der Brennstrecke init der Entfernung und bei spharischer Abweichung gleichzeitig i n dein furs kurzsich- tigc Auge angegebenen Grunde.

Es geht hieraus deutlicli bervor, dafs die Ursache der Strahlen niclit i n der Form der Krystalllinse zu suchen ist, dafs dieser Eiiiflufs sich in der Form uur auf eine unbedeu- tende Aenderung der Gcstalt des Strahlenkranzes und d a m auf die Wei te des deutlicheii Sehens beschrankt; und es fragt sich, oh die in deutliclier Sehweite walirgenoinlneue Irradiation nicht 2. TI]. wenigstens hieher zu reclinen sey. Es crgiebt sich ferner, dafs die ellipsoidische Gestalt fiir die Accoiiiinodation nur VOII geringeln Einflusse ist und ilir deninacli in dieser Beziehung eine so unifassende W i r - kung, wie ihr S t u r in beilegt, iiicht beigeinessen werdeii ka 1111.

Da die init ineinen kurzsiclitigeii Augen angestellten Versuche in 13ezug auf die Reihenfolge der Erscheinungen einc umgekelirte Ordnung angeben, als der obigeii Betrach- tung uach stattfinden miifste, und bei B. M. in dein eineu Auge wirklich eintritt, so kann man schliefseu, dafs bei iiieinen Augen der horizontale Durchinesser griifser ist, als der verticale. Bei Ih. F I i e d II e r licgt dcr griifsere Durch- iiiesscr gcneigt, Die init dcr I)urcIimcsscrscheibc nngestell-

231

ten Versuche bestatigeii dasselbe, iiideiii ich deli verticalen Durcliinesser in grofserer Eiitfcriiuug , den liorizontalen in etwas geringercr Entfernung deutlich selie, w2hrend B. M. mit dem linken Auge und nach Dr. F l i e d n e r die nieisten Beobachter beiin Hineingehea voii aufsen zunachst den horizontalen deutlich selien , Dr. F1 i e d n e r selbst aber einen geneigten. Bei B. M. trat in Uebereiiistimmu~ig mit den oben beschriebenen Erscheiuuiigen bei der kleinen Oeffiiung noch der Umstand ein, dafs er init den], wie bei den ineisteri Personen, besseren oder doch geiibteren recbten Auge in etwa 18” Entfernung einen geneigten, je- doch iiiehr verticalen Durchinesser deutlich sah, in etwa 6” den darauf winkelrechten, wahrend das linke Auge in griifserer Entferriung ( IS’) den horizontaleu, in der Nahe ( 6 “ ) deu verticalen dunkler wahrnahm. Der Nutzen der Durchine~serscheibe (schwarz auf weifsem Grunde) bei dieseii Versuchen ist bei der Leichtigkeit uiid Siclierheit ihrer Wirkung unverkennbar, da z. B. B. M. die Langen- erstreckung der leuchtenden Punkte erst dann deutlich wabrnahm, als init Hiilfe der Durchmesserscheibe, bei wel- cher diese Verschiedenheit sogleich bemerkt wurde, die Entfernangeii 18” uiid 6” bestiinint waren.

Es geben also die Versuche von I)r. F l i e d n e r ein Mittel a11 die Hand, die Gestalt der Lime auch ohne Mes- sung zu bestiinmen, uiid diirfte es nicht unwiclitig seyii, durch eine Reihe von Versuchen deu Einflnfs der Kurz- sichtigkeit auf die Gestalt der Linse nachzuweisen.

10. J o s l i n erklart die voii ihm beobachteten Strahleii folgenderinaafsen :

). Es Uberraschte mich die Coiiicidenz dieser Ausbreitung licller Gegeiisthde nacb drei gleich abstaudigen Richtungen mit den drei gleich abstandigeu Fascrbiindel~i und den drei ebenfalls gleich abstaiidigen gestrahlteii Linien, die nian wie T h. Y o u n g in seinen Observations on Vision gezeigt hat, auf der Vorderflache der Krystalllinse des Oclrscrr bemerkt.

1,Es schien iiiir, als hattc ich den Faden, der inich zur Ursachc diescr Erschcinuiig fulirell miisse, gefunden in einer

252

Structur , die darauf berechnet schien , eine syminetrische m’irkung in Bezug auf drei gleich abstandige Stralilen der I~rystalllinse zu erzeugen, einer Structur, die in keinein aiidereii Theile des Gesichtsorgans etwas ahnliches zu haben schien. 9

Da€s eine ahnliche Structur im rnenschlichen Auge statt- findet, oder weniptens die Disposition zuin Eintritt der- selbeii soglcich iiiit dein Tode gegebcn ist, geht aus fol- geiiden Angaben von R u e t e ’) hervor:

3) Betrachtet man eine menschliche Linse uiiter dem Mi- kroskop, so iiimmt inan hier, besonders wenii sie vorher init Essigslure behaiidelt war, auf beideii Flachen, der vordereii und hinteren, drei Spalten wahr. Diese drei Spalten gehen strahlenfiirniig vcrm Mittelpunkte aus und theilen eine jede Flache in drei Segmente. Die Richtung dieser Strahlen auf der vorderen Flache ist von der auf der hinteren verschieden; auf der ersteren geht ein Strahl geradc nach oben und zwei andere laufeii schief nach unten, der eine nach rechts, der andere nach links; auf der hinte- ren findet das Gegentheil statt, deiiii der eine geht per- pendicullr nach uiiten, zwei andere steigen schief nach oben, auch hier der eine nach rechts, der andere nacli links. - Jedes der drei Segmente kann wieder in inehrere kleiiiere Segrnente zerlegt werden. Die drei Hauptsegmente lassen eiiien dreitheiligen Raum zwischen sicb, der wie die Zwischenraume der ubrigen Segmente und der Faserschich- ten von Zellen ausgefullt ist.(t Diese Granzen sollen iin parallelen odcr divergenten Lichte, wie inaii es durch eiiie init dcr Spitze einer feinen Nahnadel in ein Karteiiblatt geinachtc kleine Oeffnung, die mail unlnittelbar vor das Auge halt, oder durch Reflex erzeugen kaun, sichtbar werden, iu Foriri einer drei-, vier-, funftheiligen Figur ( L i s t i ng) : W a s inan beniitzen kann , urn die Bildrillg eines grauen Staares sogleich im Aiifange wahrzunehmeli ( R u e t e, S. 156).

Es fragt sich ziinachst, auf welche Weise diese Spalten 1) Oplihalnrologic von R u e t c , 1846, S . 43.

253

wirken sollen. Da J o s l i n von einer allgemeinen sphzri- schen Abweichung nichts angiebt, vielmehr nur diese Strah- len in Betracht zieht, so miifsten diese Spalten der Langen- richtung nach Licht ablenken ; wir miifsten annehinen, dafs das Licht in diesen Kadien starker gebrochen werde (was allerdings fraglich ist), so dafs, wiihrend das andere Licht im Auge parallel geht, diese Radien einen concentrirteren Stern bilden; beini Entfernen der Lichtquelle miifste dann der Vereinigungspunkt dieser Strahlen auf die Netzhaut fallen und bei noch grofserer Entfernung wiirde er, ~ e n n die Netzhaut sich dem anderen Liclite accommodirt, vor dieselbe zu liegen kommen und derartige Strahlen verur- sachen, wie wir sie i n der That wahrnehmen.

Einwenden lafst sich dagegen : 1 ) Diese beiden Brennpunkte k6nnen iiie zusamineii-

fallen, wenn sich auch ihr Abstand mit der Entfernung des leuchteuden Piinktes voin Auge vermindert; befindet sich in der deutlichen Sehweite die Netzhaut im Rrennpunkte der ubrigeii Lichtstrahlen, S O miifsten die Radien bereits Strahlen im Bilde verursachen ; befindet sie sich iin Brenn- punkte der durch die radialell Spalten gehenden Lichtstrah- len, so lniifste das iibrige Licht einen Zerstreuungskreis der Nahe geben. Wi l l inan aber annehinen, dafs schon hier die Brennpunkte so nah zusam~nenliegen, da€s inan diese Verschiedenheit nicht mehr wahrzunehmen verinoge, so fsllt die ganze Erklarung weg, da dann auch in grbfserer Ent- fernung keine Strahlen entstehen kbnnen. - Befindet sic11 die Netzhaut in der deutlichen Sehweite im Breiinpuiikte der auderen Strahlen, wie es der Lichtintensitit halber zu vermutben ware, - weshalb werden dann auch bei den der Accominodation fahigen Augen die Strahleii um SO Ilnger, je grbfser die Entfernung wird, da doc11 der Abstand der Rrennpunkte sich nicht vergrofsert, sondern verkleinert? Es niufste sich also der Rrechungszustand oder die Gestalt der Lime wshrend der Accommodatio~~ verhdera, was init der gewijh~~lichen Annahine nicht tibereinstimint, wonach die Accoininodation in ciner Verlangerung des Abstandes

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der Krystnlllinse und der Netzhaut besteht (s. L i s t i 11 g in W a g II e r 's pbys. Wiirterbucb ). Ein Zusaminenhang init der sph~rischeii Ab~veicBurig ware auch nicht leicht nachzuweisen, wie er doch augenfallig zwischen den Strah- len uiid der sphBrischen Abweichung besteht.

2 ) Es wird durch obige Hypothese nicht erkliirt, wefs- halb bei kurzsichtigem Auge eiue so bedeutende Verbrci- terung der Strahlen eintritt, dafs man sie kanm noch als Strahlen erkennen kann ; wefshalb die Kander dieser Strah- len heller als die Mitte sind; wefshalb diese Rander mit dein Nahern der Lichtquelle zusainmenriicken und sich ZU-

letzt als helle 1,inie darstellen u. s. w. 3) Es 13st sich, abnlich wie es L i s t i n g ') bei paral-

lelem oder divergentem Lichte im Auge gezeigt hat, auch bei dein durch entferute Lichtquellen verursachten conver- genteii Lichte naehweisen, ob die Ursache eincr, durch das Auge Fig. 35 selbst hervorgebrachten Erscheinung vor oder hinter der Pupille, oder iu der Nahe derselben zu suchen sey, da bei entfernter Lichtquelle ebeiiso wie bei naher das Lichtbild vermiige der spharischen Abweicliung durch die Pupille hegranzt wird. Sey J, Fig. 35, die Iris, R die Retina uiid A ein leuchtender Punkt. Refindet sich der die helleren Strahleii in1 Strahlenkranze erzeugende Gegen- stand vor der Pupille, so 1nufs, wenn man das Liclit nach B bringt, der jetzt auf den Endpuiikt der optischen A x e fallende Strahl eb, welcher von o q erzeugt wird, d. i. der Strahl, auf welchen das Auge sich richtet, an Lange nb- nehnaen; liegt aber die Ursache binter der Iris, so mufs umgekehrt der Strahl langer werden. Nun ist letzteres mi t allen Strahlen der Fall, folglich ist es wahrscheinlich, dafs die Ursache hinter der Iris liegt. Ich sehe entschieden den Strahl a 1,'tnger werden; dieser inijfste aber, wenn Spalten die Ursache sind, ehen der vorderen Linsenfliiche angehiiren. Die vorderen Theile der Lime kannen es also nicht gut segii, und soinit lrijnnteii nur 3 Strahleii auftreten. Allerdiiigs ist i n der Ferne auch die Eiiiwirkung dcr spha-

1 ) Heitrag zur pliyq. Optik.

255

rischen Abweichung zu beachten, (lurch welclie be langer als b f wird; doch konnte dadurch immer nrir eine allge- lneine Vergrofserung und nicht eine hesondere Verlange- rung der Zackcn eintreteii, wie es der Fall ist.

4 ) Die Richtung der Strahlen stimmt iiicht genau init der Lage der Spalten auf der vorderen und hinteren Lin- senflache iiberein; von den Strablen ist der eine fast immer horizontal. Beriicksichtigt inan jedoch , dafs das Auge etwas yon der horizontalen Lagc abwcicht, so lrann diesc Verschiedenheit nicht als cntschcidend angeseheii werdeii ; a , Fig. 11, miifste dem einen Spalt der vorderen Fliiche entsprechen.

Die nun zaiiachst liegende Erklrirung ist: dafs diese Spalten vermoge ihres Quersclinitts innerhalb der sphlri- schen Abweichring ?) rechtwinklich a d ihre Langenerstrek- kuog Liclit ablenken und in ci~izclne belle Streifen conccn- triren, oder dafs diese Spalten, indeni sie das Licht andcrs brechen und ablenken , wie fcine dunkle Linien zu hellcn Beugungslinien Anlafs geben. Letztere Annahme besitzt inehr Wahrscheinlichkeit, da sich nicht leicht einselien lafst, wie die Spnltcn rechtwiuklich nuf ihre Liingenerstreckuug Licht ablenken sollen; dafs aber ein das Licht ablenkendcr Streifen ebeiiso gut wie eiiie duiikle Linie zu Beugungs- erscheinungen Veranlassung geben k a m , ist bcreits von F r e s n e 1 gczeigt.

Von obigen Einwanden llfst sich nur noch 3) anfiihren, doch wird der dort angegebeue Versucli dadurch erschwert und ctwas unsichcr, dafs eine Verlaagerung der Strablen schori durch die spharische Abmeichung eintritt, und man somit leicht Tarrschungen unterworfen ist. I)a dieser Ver- such dennoch vielleicht der einzige hinlanglich cntschei- deiide ist, i n sofern er die Lage der Ursache gegen die Puyille bestimmt; so diirfte eine oftere Wiederholulig des- selben wohl zu wiinschen seyn, zumal meinc cigenc Beob-

11.

I ) Die Ursaclic der sphlriselicn Abweichung und der Abnalirne Jerselbeil wit der N6he des lcuchtenden Piink~cs ist welrrscl~ciiilirh in dcr FUIW dcr Liiise zu soclien, wie i n cineni spstrren Aufsatee gezeigt werdcn soll.

256

achtung einerseits durch die Brille, andererseits durch die Kleinheit der Strahlen erschwert ist.

Eiii ahnlicher Versuch, der auch geeignet scheinen durfte, zu entscheideu, ob die Ursache der Strahlen nur in der Nahe der hinteren Linsenfliiche, oder zum Theil auch auf der vordereii zu suchen sey, besteht darin, dafs .man eine kleine oder hinlanglich entfernte Liclitquelle von der Seite be- trachtet, indcin irn letzteren Falle die Mittelpunkte der durch die dreitlieiligen Spalten entstehenden Bilder nicht mehr zusamn~enfallen kbnnen, vielniehr ein gegenseitiges Ver- schieben der Sfrahlen eintreteii mufs. Deshalb angestellte Versuche zeigten allerdings ein derartiges gegenseitiges Verscbieben der Strahlen iiicht, doch ist auch hier zu beachten, dafs cine grofsc Abweichung von der Augeiiaxe iiicht miiglich ist, weil die Empfindlichkeit der Nettliaut in einiger Entfernung von der optischen Axe bedeutend abnimrnt, und dadurch die Erlaugung eiiier auffalligen Ver- schiebiing erschwert wird. Wi l l inan die Ursache der Strah- lcn iin Strahlenhranze nur in den drei Spalten der hinteren Linsenflache uud den weiteren Abtheilungen suchen, in die sich die drei Haaptsectoren zerlegen lassen, so f d l t auch der Einwand 3) weg; nur ist das Vorhandenseyn der Unter- abtheilungen im lebendcn , gesuiiden Auge noch weniger erwiesen, als dns der drei Spalten,

Dafs solche Spalten das Licht wirklich so abzulenben verniiigeii, wie die Entstehung der beobachteten Strahleii ver langt, scheint aus einigeii Versuchen hervorzugehcn, bci welchen die Lime eiiies Orhaenauges ( einige Stunden nacli dem Herausiielimen aus deiii Auge) vor eine kleine leuch- teiide Oeffnuug gehalten wurde; inan sah in dein auf eiuer weifsen Fkiche aufgefangcnen Bilde den besagten Strahleii ganz Zhaliche a m Ende gegabelte Lichtlinien entstehen, welche sich mit der Eutferoung des Schirtns voin Bieuii- puiikte vergrtifserten und zuletzt durch eine dunkle Link in der Mitte spalteten.

Eine Vergleichung der in Fig. 11 R dargestellten Strahlenfigur, auf welche sicli auch die yon den andereii

12.

257

Beobachtern angegebenen Strahlen zuriickfuhren Iasscii, iiiit dein mittleren Theile der Projection der Verzweigung der den Glaskorper durchdringenden Ader vor ihrem Eintritt i n die hintere Linsenkapsel, Fig. 36, (Abbild. aus F. A r n o l d i tabulae anatomicae bei neunfacher VergrSfserung) Iafst eine ziemliche Uebereinstiinmung wahrnehmen, namentlich der oberen Stralilen f , wenn man berucksichtigt, dafs die auf der Netzhaut eutstehende Figur oben und unten verwechselt zeigt, man also iu Wirklichkeit eine [nit der Aderfigur gleiche Figur zn sehen glaubt. Es liegt daher auch die Annahme nicht fern, die Ursache der Strahlenfigur, die ein in griifserer Entfernung befindlicher leuchtender Punkt zeigt, in diesen Arterien zu suchen, vorausgesetzt, dafs man zu der Anuahme berechtigt sey, dafs alle oder einzelne dieser Arterien auch im Auge des Erwaclisenen nicht wollstandig absorbirt sind, was allerdings nur Physiologen vollstandig entscheiden konnen.

Die Wirkung dieser Adern in der durch die spharische Abweichung bedingten Vergrofserung besteht dann ent- weder darin, dafs sie bei etwas geringerem Brechungsver- inogen das aiif sie falleude Licht wiiikelrecht gegen ihre Langenerstreckung ablenken iind den nurchkreuzungspuiikt der Strahlen auf die Retina verlegen, oder dafs sie wie dunkle Linien innerhalb der durch die spharische Abwei- chung bedingten Vergroterung zu Beugungserscheinuagen Anlafs geben.

Eine Vergleichung der Kleinheit der Adern, der Inten- sitat der Lichtlinien u. s. w. macht die zweite Aiinahme wahrscheinlicher. Auch die unter gewissen Verhaltnissen eintretende, oben naher beschriebene Spaltung der Strahlen durch eine in der Mitte auftretende dunkle Linie spricht fur die Entstehung der Strahlen durch Beugung. Die ver- schiedeue Intensitat der mehr horizontalen oder verticalen Strahlen bei verschiedenen Beobachtern, so wie der ganz- liclie Mange1 einzelner Strahlen bei andereu Beobachtern liefse sich dadurch erklaren, dafs nicht alle Adern in glei- cher Weise absorbirt siud. Die in meineni linken Auge

Poggendorff’s Annal. Bd. XCVJI. 17

258

(Fig. 11, L ) auftretende Verdoppelung des eiiien Stralils p11 und 1 , welclte iu ahnlicher Weisc auch in den Figuren 7 und 8 auftritt, erklart sich durch die Beuguiigserscliei~iuiige~i ziemlich leicht. Die in Fig. 9 auftretenden Kinge hangen wabrscheinlich mit den Strahlen nicht zusamulen; ihre Ur- sache ist vielmehr wahrscheinlich in der Bindehaut zu SU- chen, da diese Riiigc grofse Aehnlichlieit mit den Ringen baben, die man um eine Lichtquelle wahrnimmt, wenn man dieselbe durch einen unmittelbar vor das Aiige gehaltenen Wassertropfen betrachtet (8. P ogg. Ann. 185.5, Heft 12).

W a s die Ursache der innerhalb der deutlicheii Seh- weite sich darbietenden Ersclieinungen ist, ob dieselben nicht wenigstens zuin Theil auf gleicbe Weise als die aufserhalb der deutlicben Sehweite eintretenden Strahlen verursacht werden, wobei d a m die durch die sphiirische Ahweichung bedingten Aenderungen zu berucksichtigen sind ( Pogg. Ann. 1855, Heft 12), mag fur jetzt dahin gestellt bleiben.

Beim Vorhalten eiiier kleinen, in einein Schirme an- gebrachten Oeffnung unmittelbar vor das gegen den biauen oder bewolkten Hiinme1 gerichtete Auge, wie es L i s t i n g in den Beitragen zur yhysiologischen Optik angiebt, wur- den dieselben Kesultate, als beiin Beobachten eines kleinen leuchtenden Punktes erlialten (s. oben ). Befindet sicb die Oeffnung unmittelbar iniierhalb der deutlichen Sehweite, so zeigt sich zunachst der kleine Stern, Figur 15 und 16, mit einem dunklen, strahlenl6rmigen Puukte in der Mitte; beim Kiihern wird die helle Scheibe polygonal und dann rund, und indein sie sich vergrofsert, ruclrt das aus hellen Linien gebildete Polygon inehr vom Rande ab. Die gnuze Flache ist zahlreich init lichten Punkten bedeckt; am Rande ist ein schmaler, nach aufseri gelblich bis rothlich gefiirbter Raiid. In unlnittelbarer Ntihe des Auges (innerhalb des vorderen Brennpunktes) ist das innere Polygon kaum mel~r 211 erkennen, und die am Rande noch schwach wabruehm- baren Strahlen zeigen sich jeder durch eine mittlere drinkle Linie getheilt '). - Bei etwa 3 Zoll Entferiiung vom Auge

14.

1 ) Urn letztere Erscheinung wslrrtuoehmen, ist eine sehr kleine Oeffnung erforderlich.

239

sind die hellen Purikte in drei Richtungen mehr zusainmen- hangend; es entstehen drei helle Linien, eine iiach uiiten, zwei schrag nach oben gerichtet, init danebeu hinlaufenden dunklen Linien. Diese hellen und dunklen Linieii scheinen den Spalten der vorderen Linsenflache zu entsprechen. Schon bei 2 Zoll Eutfernung der leuchtenden Oeffnung vom Auge vermag man diese Linieii nicht mehr von den Punkten, mit denen die ganze Flache bedeckt ist, zu unterscheiden; da- gegen beinerkt man noch deutlich aufser dem hellen Rand, der die ganze helle Scheibe umschliefst, das innere Polygon niit den von den Ecken ausgehenden Linieu. - Noch iiaher kann man iiur noch helle und dunkle Punkte unterscheiden.

Grafsere, quer durch den mit lichten Punkten besaeten Kreis hindurchgehende Streifen konnte ich niclat wahr- nehmen. Der von L i s t i n g a. a. 0. durch parallactisclie Versuche gefuhrte Beweis, dafs diese Streifen durch die vordere Flache der Linse oder die vordere Linsenkapsel verursacht werden, bezieht sicli nicht zugleich auf die obeii beschriebenen Bogen u. s. w., und sind hieriiber erst nocli besondere Versuche anzustellen. Ebenso bedarf es noch einer besonderen Entscheidung, ob die von L i s t i n g an- gegebenen , von der Peripherie hereingehenden dunklen Linien mit den oben beschriebenen, bei unmittelbarer Nahe der Oeffnung vor dem Auge eintretenden, die schon kaum noch zu unterscheidendeii hellen Strahlen spaltenden dunk- len Linien identisch seyeu.

15. Die erhaltenen Resultate sind: 1) Die beim Beobachten eines entfernten, kleinen leuch-

teiiden Punktes auftretenden Strahlen sind wahrschein- lich Beugungslinien, verursacht durch die Spalten der Linse oder durch die Verzweigung der in die hintere Linsenkapsel cintretenden Adern, vorausgesetzt, daEs man annehmen konne, dafs sie bei verschiedenen Beob- achterii mehr oder weniger vollstandig absorbirt siud. Die innerhalb der deutlichen Sehweite wahrnehmbaren Bogen u. s. w. sind ebenfalls durch Beugung bedingt.

Auf eine nghere Betrachtung dieser und anderer im 17 *

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Ange eintretender Beugungserscheinunien werden wir in einer folgenden Abliandlung naher eingehen I ) .

(Entworfcn in den Nlonaten MBrz bis Mai 1853; durchgeschen im Xov. 1855.)

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V. Ueber die Wirkung eines Eisendrahtbiindds uu f den elektrischen Strom ;

oon K. W. K n o c h e n h a u e r .

D a s lebhafte Interesse, mit dem ich die von Hrn. Pog- g e n d o r f f (diese Ann, Bd. 94, S. 289) mitgetheilten Ver- suche gelesen habe, lenkte zuntichst meiiie Aufmerksam- keit wieder auf die friihere Untersucliungeii des Hrn. D o v e im Gebiete der Inductionselektricicat zuriick, in deneii inir die Angabe, d a b der elektrische Nebenstrow unter dem Einflufs eines Eisendrahtbiiudels starkere physiologisclie Wirkungen aufsere, aber weniger Warme entwickle, stets als unvertraglich mit den bisherigeii Erfahrungen erscbie- nen war. - Den Apparat stellte ich mir nach dem Muster des D o v e’schen her. Auf eine 13 Linien weite und 18$Zoll lange Glasrohre wurde i n 78 Windungen ein 251.‘ langer etwas uber eine halbe Linie starker Kupferdraht , dnnerc Spirale (l) , gewickelt und mit Scliellackfirnifs gut iiber- strichen; die zweite daruber geschobene 21 Linien weite Glasrbbre trug in 80 Windungen die 36’ lange &@sere Spirale ( l ) , die Enden beider Spiralen tauchten in mit Quecksilber gefiillte Glasrbhren. Der ganze Apparat ruhte

1 ) In den Cumptusrendus T .XXXVI, p.144,1653, erklBrtTrouessart diese sternforrnige Form kleiner Gegenslinde durclr die Projection cines opaken Netzes auf das erweiterte Bild des leuctltenden Punktes.

In den Comptes rendus v. 2..Mai 1853 leitet Hr. V a l l i e die Strah- lcngestalt der Sterne von den auf der Linsenfliche befindlichen dreitheili- gen Spaltea ab..