Über die epimeren 7-brom-cholesterylester und die konfiguration der c-7-substituenten in der...

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1096 HELVETICA CHIMICA ACTA. Die Substanz liess sich im Hochvakuum nicht unzersetzt sublimieren. In den meisten Losungsmitteln war sie sehr leicht, in Petroliither schwer loslich. Aus Petrolather liess sie sich mit roter Farbe in 85-proz. H3P0, ziehen; bei Vcrdiinnen mit Wasser ging sie wieder in Petrolather. Aus Petrolatherlosung wurde sie an A1,0, nicht merklich adsorbiert. Durch Liegen an der Luft trat keine Veranderung ein. Die Zerewitinvff'sche Reaktion (in Anisol) lieferte kein Methan. Ein Verseifungs- versuch durch Kochen mit methanolischer KOH lieferte nur Schmieren, ebenso ein Acetylierungsversuch mit Acetanhydrid-Pyridin. Mit Tetranitromethan konnte keine Farbvertiefung der gelben CHCI,-Losung konstatiert werden. Mit Brom in CHC1, trat eine Farbvertiefung ein; Brom wurde jedoch auch in kleinen Mengen nicht momentan verbraucht ; nach 5 Minuten Stehen begann eine HBr-Entwicklung. Wasserstoff wurde bei Zimmertemperatur weder bei Anwesenheit von Palladiumkohle noch von Raney- Nickel aufgenommen (alkoholische Ldsungen). Zusammenf assung. Indanon-(1) wurde nach i5tobbe-Johnson. mit Bernsteinester zu Indenylbernsteinsaure-halbester (IV) kondensiert und dieser uber das Saurechlorid rnit SnC1, zu 0x0-tetrahydro-benzpentalen-carbonester (VIII) cyclisiert. Diese Restktionsfolge bietet einen einfachen Weg zum Kohlenstoffgerust des Benzpentalens. Durch Decarbatlioxylierung wurde 0x0-tetrahydro-benzpentalen (IX) erhalten. Versuche, durch Umsetzung des Ketoesters VIII mit CH,MgBr zu Verbindungen rnit dem Doppelbindungssystem des Benzpentalens (111) xu gelangen, fiihr- ten nicht zum Ziel. Organisch-chemischeAnstalt der Universitiit Basel. 134. Uber die epimeren 7-Brom-cholesterylester und die Konfiguration der C-7 - Substituenten in der Cholesterinreihe von H. Schaltegger und F. X. Mullner. (19. IV. 51.) In einer vorhergehenden Abhandlung wurde erwahnt I), dass bei der direkten Bromierung von Cholesterylbenzoat mit Brom und Licht 7-Brom-benzoate rnit zu hohem Bromgehalt gefunden wurden, was auf Bildung einer lockeren Additionsverbindung von Bromwasserstoff rnit 7-Brom-cholesterylbenzoat zuruckzufuhren ist . KendaZZ und Mitarbei- ter2) beschreiben ein 3a-Oxy-12-brom- d9~11-methyl-cholenat, gleichfalls ein ,,Allylbromid", welches rnit Bromwasserstoff zusammen im Mol- verhaltnis 2 : l kristallisiert. Unsere 7-Brom-cholesterylbenzoate kristal- lisieren mit variablem HBr-Gehalt, der sich leicht nachweisen lasst . l) H. Schaltegger, Helv. 33, 2101 (1950). 2, V. R. Mattvx, R. B. Turner, L. L. Engel, B. F. McKenzie, W. F. McGuckin & E. G. Kendall, J. Biol. Chem. 164, 569 (1946).

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1096 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Die Substanz liess sich im Hochvakuum nicht unzersetzt sublimieren. In den meisten Losungsmitteln war sie sehr leicht, in Petroliither schwer loslich. Aus Petrolather liess sie sich mit roter Farbe in 85-proz. H3P0, ziehen; bei Vcrdiinnen mit Wasser ging sie wieder in Petrolather. Aus Petrolatherlosung wurde sie an A1,0, nicht merklich adsorbiert. Durch Liegen an der Luft t ra t keine Veranderung ein.

Die Zerewitinvff'sche Reaktion (in Anisol) lieferte kein Methan. Ein Verseifungs- versuch durch Kochen mit methanolischer KOH lieferte nur Schmieren, ebenso ein Acetylierungsversuch mit Acetanhydrid-Pyridin. Mit Tetranitromethan konnte keine Farbvertiefung der gelben CHCI,-Losung konstatiert werden. Mit Brom in CHC1, trat eine Farbvertiefung ein; Brom wurde jedoch auch in kleinen Mengen nicht momentan verbraucht ; nach 5 Minuten Stehen begann eine HBr-Entwicklung. Wasserstoff wurde bei Zimmertemperatur weder bei Anwesenheit von Palladiumkohle noch von Raney- Nickel aufgenommen (alkoholische Ldsungen).

Zusammenf assung. Indanon-(1) wurde nach i5tobbe-Johnson. mit Bernsteinester zu

Indenylbernsteinsaure-halbester (IV) kondensiert und dieser uber das Saurechlorid rnit SnC1, zu 0x0-tetrahydro-benzpentalen-carbonester (VIII) cyclisiert. Diese Restktionsfolge bietet einen einfachen Weg zum Kohlenstoffgerust des Benzpentalens. Durch Decarbatlioxylierung wurde 0x0-tetrahydro-benzpentalen ( IX) erhalten. Versuche, durch Umsetzung des Ketoesters VIII mit CH,MgBr zu Verbindungen rnit dem Doppelbindungssystem des Benzpentalens (111) xu gelangen, fiihr- ten nicht zum Ziel.

Organisch-chemische Anstalt der Universitiit Basel.

134. Uber die epimeren 7-Brom-cholesterylester und die Konfiguration der C-7 - Substituenten in der Cholesterinreihe

von H. Schaltegger und F. X. Mullner. (19. IV. 51.)

In einer vorhergehenden Abhandlung wurde erwahnt I) , dass bei der direkten Bromierung von Cholesterylbenzoat mit Brom und Licht 7-Brom-benzoate rnit zu hohem Bromgehalt gefunden wurden, was auf Bildung einer lockeren Additionsverbindung von Bromwasserstoff rnit 7-Brom-cholesterylbenzoat zuruckzufuhren ist . KendaZZ und Mitarbei- ter2) beschreiben ein 3a-Oxy-12-brom- d9~11-methyl-cholenat, gleichfalls ein ,,Allylbromid", welches rnit Bromwasserstoff zusammen im Mol- verhaltnis 2 : l kristallisiert. Unsere 7-Brom-cholesterylbenzoate kristal- lisieren mit variablem HBr- Gehalt, der sich leicht nachweisen lasst .

l) H. Schaltegger, Helv. 33, 2101 (1950) . 2, V . R. Mattvx, R. B. Turner, L. L. Engel, B. F . McKenzie, W. F . McGuckin &

E. G . Kendall, J. Biol. Chem. 164, 569 (1946).

Vohmen XXXIV, Fasciculus IV (1951) - No. 134. 1097

Wird eine benzolische Losung von 7-Brom-cholesterylbenzoat (Br > 14,03%) mit einer solchen von Dimethylaminoazobenzol versetzt, so farbt sich die ursprunglich gelbe Losung sofort rot, um auf Atherzugabe wieder gelb zu werden (Oxoniumsalzbildung); mit der tiefblau gefarbten AnhydrobaseN-p-Oxyphenyl-2,4,6-triphenyl-pyridiniumbetainl) in Chloroform erfolgt Gelbfdrbung (hypsochromer Effekt durch Salzbildung). Wiederholtes Umkristallisieren aus Chloroform-Aceton ergibt ein 7-Brom-cholesterylbenzoat mit dem richtigen Bromgehalt, welches die Farbe der zugesetzten Indikatoren nicht mehr andert. Die gleichen Verhaltnisse ergaben sich bei den nach der Bromsuccinimidmethode herge- stellten 7-Brom-cholesterylestern.

Die leichte Bromwasserstoffanlagerung, zusammen rnit der Beob- achtung, dass die ,,Bromierungsharze" der direkten Bromierung in Chloroform eine schwache negative Drehung aufwiesen2), welche mit der Zeit zunahm, wahrend sie zum Beispiel in Benzin uber lange Zeit konstant blieb (Fig. 4, Kurve VI), deuteten auf sehr labile konfigura- tive Verhaltnisse am asymmetrischen C-Atom 7 hin. Sie bildeten die Veranlassung, nach dem primar entstandenen Bromierungsprodukt bei der direkten Photobromierung des Cholesterins zu suchen. Nach lingerem Bemuhen konnte aus den Bromierungsharzen des in Schwe- felkohlenstoff mit Brom und Licht bromierten3) Cholesterylbenzoates unter Vermeidung polarer Losungsmittel das Primarprodukt isoliert und als 7cr-Brom-cholesterylbenzoat (11) identifiziert werden.

Der Beweis fur die 7-Stellung des Broms im 7a-Brom-cholesteryl- benzoat m r d e wie beim 7/?-Brom-cholesterylbenzoat (111) 3, gefuhrt, unter Berucksichtigung der leichten Epimerisierung in polaren Lo- sungsmitteln.

Das Epimere I1 des stark linksdrehenden 7/?-Brom-cholesteryl- benzoates zeigte einen Smp. von 114-115° (Gasblasen) und eine opti- sche Drehung von [crID = f200 in Benzin. In Chloroform ist die Epi- merisierungsgeschwindigkeit bereits so gross, dass man keine konstan- ten Anfangswerte messen kann. Bus dem bromierten Cholesterylacetat oder Cholesterylchlorid wurden nur Gemische der Epimeren, wech- selnder Zusammensetzung, erhalten. Der Grund ist in der grossen Los- lichkeit dieser 7cr-Brom-cholesterylester und der raschen Epimerisie- rung zu den 7/?-Brom-Verbindungen zu suchen. Wir haben uns deshalb bei allen folgenden Untersuchungen zur Hauptsache an das gut defi- nierte und ,,stabile" 7a-Brom-cholesterylbenz oa t gehalten.

7a-Brom-cholesterylbenzoat, welches aus den in der Tabelle 1 an- gegebenen Ausgangsstoffen hergestellt worden war, wurde der Epi- merisierung in Chloroform unterworfen, wobei durch die zeitliche Anderung der optischen Drehung die Reaktionsgeschwindigkeit ge- messen wurde.

Von den in der Kolonne 5 aufgefuhrten 7a-Brom-benzoaten stellt nur das erste (durch Bromierung von Cholesterylbenzoat rnit Brom

1) W . Schneider, W . Dobling & R. Cordua, B. 70, 1655 (1937). 2, Nach dem kolorimetrisch bestimmten Gehalt sollte sie vie1 hoher sein. 3, Helv. 33, 2101 (1950).

1098 HELVETICA CHIMICA ACTA.

und Licht erhalten) moglicherweise das reine a-Epimere dar. Hoher positiv drehende Produkte konnten nicht erhalten werden. Aus Figur 1, Kurven I bis V, ist der Verlauf der Epimerisierung der beiden 7-Brom- epimeren in Chloroform bei Raumtemperatur ersichtlichl).

Tabelle 1.

Ausgangsstoff Losungs- mittel Kurven in Fig. 1

Isoliertes 7cc-Brom-

cholesteryl- benzoat

blg0 Reagens

I1

I11

V

I V

75% 7a-Br -320 1 I 2:Zimid I 25% 7D-Br I Cholester ylbenzoat

85% 7a-Br -180 15% 7P-Br 7cc-Oxy-cholesterylbenzoat lpCC14 1 PBr, I 90% 7a-Br - 3o 10% 7P-Br 7P-Oxy-cholesterylbenzoat I CCI, I PBr,

Fig. 1. RG. der Epimerisierung von 7~-Brom-cholesterylbenzoat bei 40° und auf verschiedenem Wege hergestellter 7%-Brom-cholesterylbenzoate in CHC1, (Tab. 1) bei Raumtemperatur .

Das mittels Bromsuccinimid hergestellte 7a-Brom-cholesterylben- zoat enthielt noch ea. 25 yo des @-Epimeren, welches durch nachtriig- liche Epimerisierung (heisses Benzin, Succinimid) der a-Verbindung

l) Wegen der raschen Anderung der Anfangsdrehung decken sich die einzelnen Kurven nicht.

Volumen XXXIV, Fasciculus IV (1951) - No. 134. 1099

entstanden ist. Der Umstand, dass sich das cr-Epimere in Chloroform, Aceton, Ather u. a. zum 7~-Brom-cholesterylester epimerisiert, durfte der Hauptgrund sein, weshalb allen bisherigen Bearbeitern der Bro- mierung von Cholesterylestern mit Bromsuccinimid die 7cr-Bromver- bindung entgangen istl).

Der Verlauf der Reakt ionsgeschwindigkei tenze ig t , dass die Epimer is ie rung der 7cr- und 7 ~ - B r o m - c h o l e s t e r y l b e n - zoa te i n Chloroform dem Gesetz e r s t e r Ordnung folgt.

Die verschieden dargestellten Praparate von ?a-Brom-cholesteryl- benzoat besassen eine Geschwindigkeitskonstante von der gleichen Grossenordnung : k = 0,15 [min-l]. Die Epimerisierungsgeschwindig- keit von 7~-Brom-cholesterylbenzoat wurde bei 40° gemessen: k = 0,19 [min-l] (Hurve I in Fig. l), da sie bei Raumtemperatur nur klein ist.

Die Umlagerungsgeschwindigkeit ist ziemlich stark temperatur- abhangig, wie aus den Figuren 2 und 3 hervorgeht. Der Temperatur- koeffizient betragt kT+,,/kT = 3 im Bereich zwischen 10 und 20OC.

0-

-I

-2

-3

\

\

-

Fie. 2. Fig. 3. " - Temperaturabhangigkeit der Epimerisie- Temperaturabhangigkeit der RG. rungsgeschwindigkeit von 7a-Brom-cho-

lesterylbenzoat in CHCl, . Epimerisierung von 7a-Brom-cholesteryl-

benzoat in CHCI, .

lo3

der

Ausser der Temperatur hat das Losungsmittel auf die Epimerisie- rungsgeschwindigkeit noch einen Einflussz) (Fig. 4).

Die ,,spezifische" Enddrehung des , ,Gleichgewichtsbromides" der cc zrz ,&Urnwandlung betragt -124O (CHC1,). Unter Hinzunahme der

1) Die Epimerisierung in polaren Losungsmitteln war auch die Ursache der unuber- siohtlichen Ergebnisse bei Substitutionweaktionen am C7-Atom, wie sie die friiheren Bearbeiter erhalten haben.

z, Wegen der Empfindlichkeit der 7-Brom-cholesterylester gegen die chemischen Einflusse der verschiedenen Losungsmittel liisst sich der quantitative Einfluss der Stiirke des Dipols nicht ohne weiteres feststellen.

1100 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Anfangsdrehung der beiden Epimeren errechnet sich ein Gleichge- wichtsgemiseh von 70 % 7~-Brom-cholesterylbenzoat und ca. 30 % 7a- Brom-cholesterylbenzoat; daraus die Gleichgewichtskonstante von K = 2,33 und unter Anwendung von A = -RT In K, erhalt man eine Reaktionssrbeit fur die Epimerisierung von - -0,5 keal/Mol.

-80

U ZQ 40 60 Mibuh Fig. 4.

Epimerisierungsgeschwindigkeit von 7a- und 7,9-Brom-cholesterylbenzoat in verschieden polaren Losungsmitteln bei Raumtemperatur : Bzn. = Benzin; Dm. = Dimethylanilin bei

50 bzw. 70°; Ac. = Aceton; d. = dther.

I n Erwagung zu ziehen ist eventuell ein Dreistoffgleichgewicht :

Doch durfte dieses in massig polaren Losungsmitteln nicht zur Geltung kommen.

Die Einstellung des Gleichgewichtes liisst sich durch Homplex- bildung sehr beschleunigen :

Eine an Quecksilber (11)-bromid gesattigte Chloroformlosung wird mit Benzin 1 : 1 verdunnt. Die in dieser Losung beobachtete Epimerisierungsgeschwindigkeit von 7a- bzw. 7~-Brom-cholesterylbenzoat ist sehr gross; bereits nach 1-1,5 Minuten ist die Gleich- gewichtsdrehung von [alD = - 120° erreicht. Die Werte sind schlecht reproduzierbar, einer- seits wegen der raschen Drehungsiinderung und anderseits, weil die Losungen blau werden (Carbeniumsalzbildung) unter Absinken der Drehung bei beiden Epimeren. Alle andern analogen Katalysatoren, wie Aluminiumchlorid, Antimontrichlorid, Zinntetrachlorid usw., geben mit den 7-Brom-cholesterylestern sofort BIau- bzw. Violettfiirbung.

Volumen xxxnl, Fasciculus N (1951) - No. 134. 1101

Kristallisiert man 7cr-Brom-cholesterylbenzoat (11) aus einem po- laren Losungsmittel um (2. B. Chloroform-Aceton), so erhalt man bei- nahe quantitativ 7 /?-Brom-cholesterylbenzoat (111). Dureh des ausge- fallene p-Epimere stellt sieh das Gleichgewicht in der Mutterlauge neu ein. Badom & NiZZerl) beschrieben das 5cr, 6~-Dibrom-cholestano1-(3,!?), welches sich dureh dreiwochiges Stehen der Chloroformlosung zum 58,6cc-Epimeren umgewandelt hat.

Die in Ather mit Silberhydroxyd vorgenommene Hydrolyse der epimeren 7-Brombenzoate zeigt, dass vorgsngig der Hydrolyse eben- falls Epimerisierung (vgl. Kurve V in Fig. 4) eintritt. Bus den beiden Hydrolysaten wurden identische Chromatogramme erhalten (Fig. 5 und 6, Tab. 2 ) .

Fig. 5. Chromatogramm des Hydrolysates yon 10 g 7cr-Br-benzoat. 1 Teilstrich = 500 cm3.

Fig. 6. Chromatogramm des Hydrolysates von 15 g 7B-Br-benzoat. 1 Teilstrich = 500 cm3.

Uber dieverbindung X, welche genetiseh zum 7/?-Oxy-cholesteryl- benzoat gehoren diirfte, wird spater berichtet.

l) D. H . R. Barton & E . Miller, Am. SOC. 72, 1066 (1950).

1102 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Tabelle 2.

16 Stunden mit AgOH geschiittelt I

I Frak- Aus 7~-Brom-cholesterylbenzoat I1 Aus 7@-Brom-cholesterylbenzoat tionl)

I I 19% I Verbindung X I I I 14% .I Verbindung X I I1 I 30% 1 7~-0xy-cholesterylbenzoat~ I1 I 36% I 7a-Oxy-cholesterylbenzoat/

111 1 51 % I 7~-0xy-cholesterylbenzoat/ I11 I 50% I 7@-0xy-cholesterylbenzoat~

Aus den Analysen der Chromatogramme ist ersichtlich, dass beide 7-Bromepimere ca. 64-70 yo (51 + 1 9 bzw. 50 + 14) 7@-Oxy-choleste- r ylbenzoat und ca. 3 5 -30 yo 7a- Oxy -cholest erylbenzoat lief ern, unge- fahr im selben Gleichgewichtsverhaltnis wie bei der Epimerisierung in Chloroform.

KeverZing BuisrnaN et a1.2), Bernstein et al.,) und Bide et al.4) bromierten die 7-Oxy-cholesterylbenzoate mit Phosphortribromid. Da aber alle Bearbeiter polare Losungsmittel oder Reagentien anwendeten, erhielten sie in allen Fallen nur 7@-Brom-cholesterylbenzoat. Verestert man dagegen in CC1, ( p = 0) und arbeitet in unpolaren Losungsmitteln auf, so erhalt man sowohl aus 7a-Oxy- (V) wie aus 7/?-Oxy-cholesteryl- benzoat (IV) 7 a - B r o m - c h o 1 e s t e ry l b enz o a t e , welche nur noeh 10-15 yo des @-Epimeren enthalten5) (vgl. Tab. 1).

Man konnte nun annehmen, dass bei der Veresterung im alkali- schen Medium (Pyridin) vorwiegend das @-Brombenzoat und im sauren Milieu (PBr,, HBr) das a-Brombenzoat gebildet wird. Dies ist nun keineswegs der Fall, denn, wie Bide et a1.6) fanden, entsteht a m 7a- Oxy-cholesterylbenzoat mit Thionylchlorid in Pyridin bei O o 7a-Chlor- cholesterylbenzoat. Es ist klar, dass wegen des fester gebundenen Chlors im 7cr-Chlor-cholesterylbenzoat die Epimerisierung in Pyridin bei O o sehr langsam vor sich geht, so dass noch ein Teil des Reaktions- produktes als 7a-Chlorbenzoat gefasst werden kann.

Umgekehrt haben die gleichen Autoren aus 7a-Oxy-cholesteryl- benzoat in Ather-Benzin mit PBr, bzw. PC1, und Umkristallisieren der

l) Siehe experimenteller Teil. 2, J . A . Keverling Buisman, W. Stevens & J . V . D. Vliet, R. 66, 83 (1947). Das von

den Autoren erhaltene ,,7a-Bromepimere" aus 7-Oxy-cholesterin war unreines 7@-Brom- cholesterylbenzoat.

3, S. Bernstein, L. J . Binovi, L. Dorfman, K . J . Sax & Y . Subbarow, J. Org. Chem. 14, 433 (1949). Die hier angegebenen Drehungen und Schmelzpunkte zeigen, dass es sich in einem Falle um reines 7@-Brom-cholesterylbenzoat und im andern Falle um die unreine @-Verbindung handelt.

4, A . E. Bide, H . B. Henbest, E. R. H . Jones & P. A . Wilkinson, SOC. 1948, 1788, 1791/2.

6, Die @-Verbindung ist erst sekundar durch Epimerisierung aus dem a-Derivat durch die polaren Reagentien (PBr,, HBr) entstanden.

6, A . E. Bide, H . B. Henbest, E. R. H . Jones & P. A . Wilkinson, SOC. 1948, 1791/2.

Volumen XXXIV, Fasciculus IV (1951) - No. 134. 1103

Rohprodukte aus Aceton die 7~-Halogen-cholesterylbenzoate erhalten (Epimerisierung durch das Aceton).

Dass keine durch saure Reagentien katalysierte Epimerisierung stattfindet, ergibt sich auch daraus, dass beim 1 %stundigen Schutteln von 7~-Brom-cholesterylbenzoat in feuchtem CCl, oder Ather mit PBr, wieder das Ausgangsmaterial zuriickerhalten wird.

Bide et a1.l) heben hervor, dass die beiden epimeren 7-Chlor- cholesterylbenzoate praktisch identische Ausbeuten an 7-Dehydro- cholesterin geben. Diese Befunde konnten wir bestiitigen, indem niim- lich sowohl aus dem 7a-Brom- (11) wie auch aus dem 7/?-Brom-choleste- rylbenzoat (111)2) 36 bzw. 34 yo 7-Dehydro-cholesterylbenzoat (VIb), aus spektrographischen Daten berechnet, erhalten wurden. Der Grund hiefur ist heute klar, denn beide Brombenzoate epimerisieren in Di- methylanilin bis zu einem Gleichgewicht, das sich aber aus den Epi- merisierungskurven wegen der Bildung des mesomeren Allylkations nicht berechnen llisst (vgl. die Kurven I1 und I11 in Fig. 4).

Doch ergibt die Analyse der HBr-Abspaltungsver~uche~), dass nie mehr als 40 yo 7-Dehydro-cholesterylbenzoat entstehen (Trans-Abspal- tung von HBr aus 7a-Brom-cholesterylbenzoat uber einen ionogenen Chemismus)4). Die englischen Autoren 5, fanden die gleichen Aus- beuten bei allen ihren untersuchten 7-Halogen-cholesterylestern. Dies bestiitigt die vorglingige Epimerisierung in Dimethylanilin. Es ist ausserdem gut moglich, dass das Gleichgewicht bei der Abspaltungs- temperatur etwas zu Gunsten des energiereicheren 7a-Brom-choleste- rylesters verschoben ist.

I Br, + [hv] I CHC1.g C3cBr Aceton

BztO BztO/

a ) R = H b) R = Bzt.

a ) R = H b) R = Bzt.

a) R = H b) R = Bzt.

l) A , E. Bide, H. B . Henbest, E. R. H . Jones & P . A . Wilkinson, Soc. 1948, 1791/2. 2, Helv. 33, 2101 (1950). 3, Siehe die folgende Arbeit in diesem Heft. 4, Vgl. hiezu D. H. R. Burton, Exper. 6, 316 (1950); SOC. 1949, 2174. 5, A . E . Bide, H . B. Henbest, E. R. H . Jones, R. W. Peevers & P. A . Wilkinson,

SOC. 1948,1783.

1104 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Zusammenfassung de r Versuchsergebnisse und da raus abgele i te te Folgerungen bezuglich de r Konf igura t ion der 7 - subs t i t u i e r t en Epimeren i n Cholesterinderivaten.

1. Der Schmelzpunkt des 7cr-Brom-cholesterylbenzoates liegt um 30° tiefer als der seines Epimeren.

2. Das 7a-Brom-cholesterylbenzoat ist vie1 leichter liislich als das ,5-Epimere.

3 . Die 7a- und 7,5-Brom-cholesterylbenzoate epimerisieren in pola- rern Losungsmittel bis zu einem Gleichgewicht rnit K = 2,3. L. Ruxicka und Mitarbeiterl) beschreiben die Epimerisierung der 3,7-Diacetate in kochendem Eisessig.

4. Das positiv drehende 7a-Brom-cholesterylbenzoat ist um ca. 0,5 kcal energiereichef als das negativ drehende 7,5-Brom-cholesteryl- benzoat .

5. Das reehtsdrehende cc-Epimere ist das bei der direkten Photo- bromierung mit Brom oder der Bromierung mit Bromsuccinimid pri- mlir entstandene Bromierungsprodukt, entsprechend der Reaktions- stufenregel (Ostwald, SkrabaZ).

6 . Ersatz von Wasserstoff im Cholesterylbenzoat (I) oder der bei- den a- und ,8-stiindigen Hydroxyle in Va und I V a durch Chlor oder Brom f u h r t immer z u 7 cc - H a10 gen - c h o le s t er y le s t e rn (11), gleichgultig, ob man das Halogen durch direkte Substitution mit Brom und Licht, mittels Bromsuccinimid, rnit Phosphortribromid oder Thio- nylchlorid einfiihrt. Dieser Reaktionsverlauf steht in Ubereinstimmung mit den Ausfuhrungen von Pieser2), wonach bei ,,intraradialer" Hin- derung vorzugsweise die Ruckseite des Sterinkerns angegriffen wird, so dass die eintretenden Substituenten immer in cc-Stellung xu stehen kommen.

I I 1

PBr, CC1, i , V

~

l) L. Ruzicka, P. Prelog & E. Tagmann, Helv. 27, 1149 (1944). Uber den schein- baren Widerspruch, wonach ein Gleichgewicht zwischen 66 % 7oc-Acetoxy- und 33% 7/3-Acetoxy-cholesterylacetat entstehen soll, wird spater berichtet.

2, L. 3'. Fieser, Exper. 6, 312 (1950).

Volumen XXXIV, Fasciculus IV (1951) - No. 134. 1105

Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die konfigurativen Verhaltnisse am C-7-Atom. Sie sprechen eindeutig dafiir, dass das positiv drehende 7-Brom-cholesterylbenzoat ([a], , = + 20°) cr-sttindig ist, also die trans-Konfiguration in bezug auf die C-10-Methylgruppe bzw. die cis-Konfiguration in bezug auf das C-14 des C-Ringes haben muss. Obwohl zahlreiche Argumentel) zugunsten einer Umkehrung der Indices in der Cholestan- und Cholesterin-Reihe sprechen, konnen wir auch durch direkte Vergleiche unserer Ergebnisse mit analogen Beispielen aus der Literatur zeigen, dass f i i r die Cholesterinreihe (Ver- bindungen mit Doppelbindung in 5,S- Stellung) die alte Windauus'sche Indizierung an C-7-Substituenten beizubehalten ist.

Wie Barton2) an zahlreichen Beispielen aus der Literatur gezeigt hat, lagern sich polarstandige Substituenten in die Aquatorialstellung (trans-Stellung bei 1,2-disubstituierten Cyclohexanhomologen) um. Weiter zeigten Barton & Miller3), dass sich das labile 5cr,S@-Dibrorn- cholestan in Chloroform langsam zum stabilen 5& Scr-Dibrom-cholestan epimerisiert. Die gleiche Umlagerung wurde 1947 von Gabor P0d0r4) auch auf thermischem Wege erreicht. Wir stellen unsere Daten rnit denen von Barton & JIiZZer vergleichsweise zusammen (Tab. 5) .

Tabelle 5.

7a-brom-cholesten-(5) P

7,!?-brom-cholesten-( 5) e

5a, 6,!?-dibrom-cholestan p,p

Stellung2) Smp. i l 3,8-Benzoxy-

1140

143O

135'

50, 6a-dibrom-cholestan I (e,p)e I 1630

Zusammensetzung beim Gleichgewicht

30% 7a-Brom-

70% 7j3-Brom-

20% 5a, 6B-Brom

80% 58,6a-Brom

A F (293) kcal

- 0,5

- 0.8

fur 1 Br pro Mol

- 0,5

~ - 0 , 3 5

I Die beiden Methylester der epimeren 3a, 12-Dio~y-d~~~~-cholenstiuren~) geben mit Bromwasserstoff das 3cr-Oxy-12a-brom-dg~11-methyl-chole- nat. Die beiden epimeren 7-Oxy-cholesterylbenzoate verhalten sich analog. Sie fuhren mit PBr, in CC1, zum 7cr-Brom-cholesterylbenzoat (Seite 1102).

~~

l) 1'. A . Plattner & H . Heusser, Helv. 27, 748 (1944); L. F . Fieser, M . Fieser & R. N . Chakravarti, Am. SOC. 71, 2226 (1949); D. H. R. Burton, SOC. 1949, 2174; D. H . R. Barton & W. J . Rosenfelder, SOC. 1949, 2459; L. F. F'ieser & M.Fieser, Natural Products Related to Phenanthrene, 3rd Ed., Reinhold, New York 1949, S. 181.

2, D. H . R. Barton, Exper. 6, 316 (1950). s, D. H . R. Burton & MiEEer, Am. SOC. 72, 1066 (1950). *) Gabor Fodor, Hung. acta chim. I, 1 (1947); Chem. Abstr. 44, 4018; (1950). 6) 8. R. Mattox, R. B. Turner, B. F . McKenzie, L. L. Engel& E. C. Kendull, J.Bio1.

Chem. 173,283, 287 (1948). 70

1106 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Eine starke Stutze fur die cc-Stellung im positiv drehenden 7- Brom-cholesterylbenzoat stellt der Vergleich der optischen Drehungen nach der Methode der molekularen Rotationsdifferenzen von Bartorzl) dar. Die Konfigurationszuordnung der 7-epimeren Alkohole in der Cholesterinreihe wurde neuerdings 2, auf Grund der Drehungen der epimeren 7-Oxy-cholansiiuren festgelegt. Die beim Vergleich der AM, sich ergebenden grossen Differenzen wurden auf einen Vicinaleffekt der 5,6-Doppelbindung zuruckgefuhrt. Da aber das C-7-Atom in der Cholesterinreihe ein Allylkohlenstoff ist, dessen Substituenten in enger Wechselwirkung mit der benachbarten Doppelbindung stehen, scheint es logischer, die cr,/?-Epimeren solcher substituierter Allylverbindungen der Sterinreihe, deren Konfiguration sichergestellt ist, mit den 7-epi- meren Cholesterinderivaten zu vergleichen.

In der Tat ergibt sich eine vorzugkiche Ubereinstimmung der ( M ~ - M ~ ) -Werte der allylsubstituierten epimeren Steroidalkohole, wie die folgende Tabelle 6 zeigt.

TabelIe 6.

38 3a

A4-Cholestenole4) . . . . . . . . .

lag

12g

3a, 12-Dioxy-A 8J1-cholensiiuren4)5) . . 12a

3a-Acetoxy-12-oxy-A 9~11-cholensiiuren6) 12a

78 7-Oxy-cholesterinee) 7, . . . . . . . . 7cc

Porrnel

A

B R = H

C R) = Ac.

+170 +467

+110 +407

+198 +502

_______

-350 + 28

D R = H

E R = Ac.

F R = Bzt.

Epimere 4- bzw. 7 - bzw. 12-Oxyallyl- steroide

- 392 I ;! 1 - 22,3 7-Oxy-cholesterylacetate7). . . . . .

7-Oxy-choles~erylbenzoate7) . . . . .

- 297

- 297

- 304

- 37S6)

- 369

- 329

l) D. H. R . Barton, SOC. 1945ff.; Angew. Ch. 61, 57 (1949), sowie das Kapitel ,,Method of Molecular Rotation Differences'' in L. F. Fieser & M . Fieser, Natural Products Related t o Phenanthrene, 3rd Ed., Reinhold, New York 1949, S. 206ff.

2, L. F. Fieser & M . Fieser, Natural Products Related to Phenanthrene, 3rd Ed., Reinhold, New York 1949, S. 181, 217/218.

3, Vgl. auch die Argumente von D. H. R. Barton, SOC. 1949, 2174; D. H . R. Barton & W . J . Rosenfelder, Soc. 1949, 2459.

4, Die Daten sind dem Buch L. F. Fieser & M . Fieser, loc. cit., S. 216, entnommen. 5) V . R. Mattox, R. B . Turner, B. F . McKenzie, L. L. Engel & E. C . Kendall, J.Bio1.

6 , Bei L. F . Fieser & M . Fieser, loc. cit., AM, = + 380! angegeben. Chern. 173, 284, 289 (1948).

M, aus den [cr],-Werten der Arbeit von H . B. Henbest & E . R . H . Jones, SOC. 1948, 1798, 1801, berechnet.

Volumen XXXIV, Fasciculus IV (1951) - KO. 134. 1107

OH I

/\I A I

/\I- P,

3c(, 12-Diacetoxy-A svll-methyl- cholenatea) . . . . . . . . . . .

3~,7-Diacetoxy-cholestene-(5)3) . . .

3/3,7-Dibenzoxy-cholestene-(5) . . . .

3j3-Acetoxy-7-benzoxy-cholestene-(5) .

3~-Benzoxy-7-acetoxy-cholestene-(5) .

3~-Benzoxy-7-chlor-cholestene-(5) . .

3~-Benzoxy-7-brom-cholestene-(5)4) .

7-Acetoxy-cholesterine . . . . . . .

A(@, 4 B, C(8, 4 D--F(B, a) c/ij50cH3 @? I

I A

AcO/ RO/ v\€C* a(/% 4 H-O(B, 4

Ebenso iibereinstimmend sind die Molekularrotahionsdifferenzen der in 7- bzw. 12- Stellung veresterten Allyherbindungen, wie aus der Tabelle 7 hervorgeht.

"8 + l5 - 961 12a + 976

7cr + 253

7cr + 572

78 - 965 - 1414 7a + 449

'8 - 663 - 1081 7a + 417

78 - 624 - 941 7a + 317

78 - 849 -11023)

78 - 641 - 1213

78 -logo -1174 7a + 114

78 - 857 -1178 7cr + 322 -

- Formel I

i G

H R=R'=Ac

J R=R'=Bzt

K R =Ac. R' = Bzt.

I. R = Bzt. R' = Ac.

M R = Bzt. R' = C1

N R = Bzt. R = Br

0 R = H R' = Ac.

l) AMC-OL, berechnet aus [cr], der Arbeit von H. B. Henbest & E. R. H. Jones, SOC.

2, E. C.Kenddetal., loc. cit., J. Biol. Chem. 162,571,576 (1946); 173,283,289 (1948). 3) Das Vorzeichen der M, fur die Epimeren bei L. F. Fieser & N . Fieser, Buch loc.

4, Helv. 33, 2101 (1950).

1948, 1798,1801.

cit., S. 216, ist umgekehrt angegeben, daher AM, = + 1099!

1108 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Da die Konfigurationen der epimeren Hydroxyle im d 4-Cholestenol-( 3) und in der 3 9 12-Dioxy-~l~~~~-cholensaure rnit Sicherheit festgelegt sind und unsere Ergebnisse zeigen, dass das positiv drehende 7-Brom- cholesterinbenzoat das thermodynamisch labilere von beiden Epimeren ist, sind die Indices fur die 7-substituierten Cholesterinderivate in der alten Schreibweise richtig.

E xp erim en t ell er Teil. Alle Schmelzpunkte sind im Kupferblock bestimmt und nicht korrigiert. Von allen

dargestellten Priiparaten (ausgenommen die 7a-Brom-cholesterylbenzoate) wurden Misch- schmelzpunkte mit authentischen Vergleichssubstanzen ausgefiihrt. In keinem Falle wurde eine Depression beobachtet. Alle Drehungen wurden, wenn nicht anders angegeben, im 2-dm-Rohr ausgefuhrt (Chloroform = Chlf., Benzin = Bzn).

7.-Brom-cholesterylbenzoat (11) a u s 1.45 g Cholesterylbenzoat (I), gelost in 1,2 1 Schwefelkohlenstoff, werden in einem 2-Liter-Glaszylinder mit einer Losung yon 14,7 g Brom in 0,5 1 Schwefelkohlenstoff unter gleichzeitiger Bestrahlung rnit 4 x 200-W- Lampen innert 20 Minuten bromiertl). In dem Masse, wie die Bromlosung zutropft, wird die gleiche Menge Schwefelkohlenstoff unter leichtem Unterdruck abdestilliert. Dabei geht der grosste Teil des gebildeten HBr weg. Nach beendeter Bromierung wird die stark HBr-haltige Losung im Vakuum bei einer Badtemperatur yon max. 35O eingedampft. Der Ruckstand, ein leicht gelb gefarbter, fester Schaum, wird bei Raumtemperatur mit 30 om3 Normalbenzin versetzt. Nach kurzem Schiitteln kristallisiert das Rohprodukt. Zur Vervollstiindigung der Kristallisation wird noch rasch auf - 16O abgekiihlt. Xach dem Absaugen in der Kalte, Nachwaschen mit eisgekiihltem Petroliither und Trocknen bei Raumtemperatur im Vakuum erhalt man 29,6 g Kristalle mit einem Gehalt von 94% 7-Brom-cholesterylbenzoat (kolorimetrisch bestimmt). Zur weiteren Reinigung wurde das Rohprodukt noch viermal aus Normalbenzin umkristallisiert. Es wurde streng darauf geachtet, dass die Temperatur wahrend des Losens nie uber 350 stieg und durch nachfolgen- des rasches Abkiihlen und Auskristallisieren das Produkt rasch von der Mutterlauge getrennt wurde. Schmelzpunkt: Das evakuierte Rohrchen wurde bei 110O in den Block eingefuhrt, sein Inhalt schmolz nach drei Minuten bei 114-115O (Gasblasen). [a]E = f 20° (c = 2J5; Bzn).

4,157 mg Subst. gaben 1,404 mg AgBr C,,H,,O,Br Ber. Br 14,04% Gef. Br 14,37%

7 /I - B r o m- c h o le s t e r y 1 b enz o a t (I I I ) a u s 11.12 g 7a-Brom-cholesterylbenzoat in 10 em3 Chloroform wurden langsam mit 20 em3 Aceton versetzt. Nach 12 Stunden bei - loo wurden S,5 g lange, farblose Nadeln vom Smp. 140-141O erhalten. Nochmals aus Chloroform- Acetonumkristallisiert. Smp.143-144". [.]: = -184" (Chlf.); [.]: = -156O (c = 2,15; Bzn).

7-Oxy-cholesterylbenzoate I V a u n d Va a u s IT. 10 g 7.-Brom-cholesteryl- benzoat wurden mit frisch bereitetem Silberhydroxyd (aus 6 g AgNO,) in Ather 16 Stun- den bei Raumtemperatur geschiittelt. Atherruckstand in Petroliither/Benzol 1 : 1 gelost und iiber 240 g aktiviertes Aluminiumoxyd2) chromatographiert (Fig. 5). Es wurden Fraktionen zu je 500 em3 aufgefangen. Aus den Fraktionen 6 his 11 (Eluierungsmittel Benzol) wurden 2,65 g 7a-Oxy-cholesterylbenzoat (Va) vom Smp. 185-188O (30% d.Th.) erhalten. Aus Aceton Nadeln, Smp. 189-190°, [a]? = + 1 2 O (c = 1 Chlf.).

4,140 mg Subst. gaben 12,224 mg CO, und 3,589 mg H,O C,,HS0O3 Ber. C 80,58 H 9,95% Gef. C 80,58 H 9,70%

Aus den Fraktionen 12 bis 18 (Eluierungsmittel Benzollhher 4: l ) wurden 4,54 g (51% d. Th.) 7~-Oxy-cholesterylbenzoat ( I V a ) (Smp. 162-165O) erhalten. Aus Aceton Prismen, Smp. 16&167", [a]: = - 50O (c = 1; 1 dm; Chlf.).

2, J . v. Euw, A . Lurdon & T. Reichstein, Helv. 27, 1294 (1944).

~ . _ . ~ _ _

Helv. 33, 2101 (1950).

Aceton . . . . . Dimethylanilin. .

0,76 3,l

Volumen XXXIV, Fasciculus IV (1951) - No. 134. 1109

7-Oxy-cholesterylbenzoate I V a u n d Va a u s 111. 15 g 7B-Brom-choleste- rylbenzoat wurden wie oben mit AgOH (aus 9 g AgNO,) behandelt. Der Atherruckstand wurde aus Petrolather/Benzol uber 360 g Aluminiumoxydl) chromatographiert (Fig. 6) (Fraktionen zu je 500 cm3). Aus den Fraktionen 5 bis 11: 4,81 g (36% d.Th.) 7 a - O x y - c h o l e s t e r y l b e n z o a t (182-187O). Aus Aceton Nadeln, Smp. 189-190°, [a]: = + 12O (c = 1; 1 dm; Chlf.). Aus den Fraktionen 12 bis 18 (Eluierungsmittel Benzol/Chlo- roform 4: l ) : 6,59 g (50% d.Th.) 7/3-Ox;y-cholesterylbenzoat (162-166O). Umkri- stallisiert aus Aceton, Smp. 165--167O, [a]: = - 50° (c = 1; 1 dm; Chlf.).

7/3-Benzoxy-cholesterylbenzoat (IVb). 1,85 g IVa (aus 11) wurdenin Pyridin benzoyliert. Aus Aither/Methanol1,25 g Nadeln, Smp. 152,5-153O, [a]: = - 115O (c = 1 ; 1 dm; Chlf.).

3,636 mg Subst. gaben 10,744 mg CO, nnd 2,830 mg H,O C4,H,,0, Ber. C 80,61 H S,9l% Gef. C 80,64 H 8,71%

7~-Benzoxy-~ho les t e ry lbenzoa t (3%). 0,76g Va (aus 11) benzoyliert, ergaben aus kher/Methanol Nadeln, Smp. 172--173O, [a]‘$ = + 93O (c = 1 ; 1 dm; Chlf.).

4,035 mg Subst. gaben 11,871 mg CO, und 3,16 mg H,O C,,H,,O, Ber. C 80,61 H S,9l% Gef. C 80,29 H 8,76%

7 - D e h y d r o - c h o le s t e r y l b en z o a t ( V I b ) a us 11.5 g 7a-Brom-cholesterylbenzoat wurden portionenweise in 30 cm3 siedendes Dimethylanilin innerhalb von 2 Minuten ein- getragen. Danach wurde auf Raumtemperatur abgekiihlt und wie iiblich aufgearbeitet. Es wurden 3,66 g harziger Riickstand mit einem spektroskopisch gemessenen Gehalt von 36% 7-Dehydro-cholesterylbenzoat erhalten. Das Harz lieferte aus Ather nach mehr- maligem Umkristallisieren VIb, Smp. 139-140°, klar bei 183O, [a]: = -53O (c = 1; Chlf.). Das Benzoat lieferte nach dem Verseifen mit methanolischer KOH 7-Dehydro- cholesterin (VIa), Smp. 142-143O, [a]: = -113O (c = 1; 1 dm; Chlf.).

7 a - B r o m - c holes t e r y l benzoa t ( T I ) a u s Va. 1,3 g 7a-Oxy-cholesterylbenzoat wurden in 40 om3 CCl, und 0,s om3 PBr, unter zeitweisem Schiitteln 1 Stunde bei Raum- temperatnr stehengelassen. Nach dem Eindampfen im Vakuum (Badtemperatur max. 40O) mit 1 om3 Benzin versetzt, abgesaugt und mit Petrolather gewaschen. 0,s g TI (Tab. I), Smp. 113-115O, [a]: = - 1 8 O (c = 2,15; Bzn).

I1 a n s TVa. 1,5 g 7~-Oxy-~holesterinbenzoat rnit PBr, in CCI, wie vorhin, lieferten 1,2 g 7a-Brom-cholesterylbenzoat (Tab. 1), Smp. 113-115O, [a]: = - 3O (c = 2,15; Bzn).

D a r s t e l l u n g u n d E p i m e r i s i e r u n g eines Gemisches v o n 7 a - u n d 7B-Brom- c h o l e s t e r y l a c e t a t . 45 g Cholesterylacetat wurden in CS, mit Brom unter Belichtung bromiert2). Der Abdampfriickstand ergab aus Petrolsther bei - 16O ein Kristallisat vom Smp. 77-82O. Das Produkt zeigte in Chloroform eine Anfangsdrehung von [a320= - 140° und nach 24 Minuten eine Enddrehung von [a]’,” = - 187O. Nach einiger Zeit verminderte sich die Drehung wieder und HBr konnte nachgewiesen werden (Zersetzung). Versuche, durch Umkristallisieren aus Benzin zum reinen 7a-Brom-acetat zu gelangen, scheiterten an der leichten Zersetzlichkeit des Produktes.

V e r s u c h e z u r U m l a g e r u n g d e r 7-Brom-cholesterylbenzoate in p o l a r e n L o s u n g s m i t t e l n . Die Epimerisierung wurde in den nachstehend angefiihrten Losungs- mitteln untersucht. Sie wurden vor Gebrauch sorgfaltig gereinigt und wasserfrei gemacht. Die Drehungsanderungen wurden in folgenden Konzentrationen gemessen :

D

l) J . v. Euw, A. Lardon & T. Reichstein, Helv. 27, 1294 (1944). z, Helv. 33, 2101 (1950).

1110 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Die ermittelten Drehungsanderungen sind aus Figur 1, 2 und 4 ersichtlich; wenn nicht anders angegeben, wurde die Epimerisierung bei Raumtemperatur verfolgt. Zur Verfolgung der Epimerisierung bei hoheren Temperaturen wurde die zu untersuchende Losung die angegebene Zeit in einem Wasserbad bei konstanter Temperatur (& lo) er- warmt, dann rasch mittels einer Eis-Kochsalzmischung abgekiihlt und nach Angleichung an die Raumtemperatur gemessen.

Die berechneten RG-Konstanten fur die Epimerisierung in Chloroform sind : F u r 7a-Brom-choles te ry lbenzoat (11) b e i 21O

Min. 5 10 15 20 25 30 k.lO1 1,7 1,4 1,6 1,5 1,5 1,4

F u r 7/3-Brom-cholesterylbenzoat b e i 40O Min. 2 5 8 10 k.10' 1,9 1,7 1,8 2,l

Temperaturabhangigkeit der RG von 11: k-,,o = 6,6.1OP3; k,,y 3,8*10-'; k,,o = 1,5.10-'.

Die Mikroanalysen wurden im Mikroanalytischen Laboratorium Brngg, Aug. Peisker- Ritter, ausgefuhrt.

Zusammenfassung. Es wurde gezeigt, dass bei der direkten Photobromierung von

Cholesterinestern und bei der Bromierung mit Bromsuccinimid als Primiirprodukte nur 7a-Brom-cholesterylester entstehen, deren Struk- tur bewiesen wurde. Die beiden epimereri 7-Brom-cholesterylbenzoate epimerisieren in polaren Losungsmitteln zu einem Gleichgewicht, in dem 70 yo 7~-Brom-cholesterylbenzoat und 30 yo 7a-Brom-cholesteryl- benzoat vorliegen. Das 7a-Brom-cholesterylbenzoat ist das thermo- dynamisch labilere Epimere. Es wurden die Resultate mit analogen Fallen der Literatur verglichen. Aus der Ubereinstimmung im chemi- schen und thermodynamischen Verhalten sowie der Ubereinstimmung der molekularen Rotationsdifferenzen beim Vergleich mit anderen Steroiden mit Allylstruktur wurde mit Sicherheit geschlossen, dass in den positiv drehenden 7-Halogen-cholesterylestern das Halogen in a- Stellung (trans zum Methyl am C-10) stehen muss. Entsprechend haben die negativ drehenden Halogen-cholesterylester das Halogen in B-Stel- lung. Auf Grund der molekularen Rotationsdifferenzen wurde die gleiche Honfigurationszuordnung auch fur die anderen 7-substituierten Cholesterylderivate sichergestellt.

Wissenschaitliche Abteilung der Dr. A . Wawier AG., Bern; Leiter: P.-D. Dr. med. G . SchonhoZxer.