ueber die beziehungen zwischen dem gesammtstickstoff-wechsel und der harnsäureausscheidung...

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VIII. Aus dem Institut ffir allgemeine und experimentelle Pathologie zu Lemberg. Ueber die Beziehungen zwischen dem Gesammtstickstoff- wechsel und der Harns/iureausscheidung (Purinwechsel). Von Prof. Dr. E. Biernaeki. Im Laufe meiner Untersuehungen 1) fiber den Einfluss gr/3sserer Fettmengen (,iiberfetteter ~ Nahrung) auf den Magendarmeanal und den Stoffweehsel ging ieh auf die nochmalige Prfifung der Frage, die schon yon Horbaezewski und Kanera2), dann yon Kaufmann und Mohr a) ganz e~ngehend beriieksiehtigt wurde, und zwar die Harns/iureausseheidung bei Fett-und Kohlehydratzulagen. Naoh iibereinsfimmenden Ergebnissen dieser Verfasser wird beim Menschen dureh etwa 100--200 g Butter oder Rohrzueker, als Zusatz zu einer eonstanten Kost im Laufe einiger Tage, A bnabme der Harns'aureausseheidung, zwar eine nieht bedeutende (z. B. yon 0,705 g auf 0,664 g, yon 0,543 g auf 0,466 g u. s. w.) be- wirkt. Aehnliehes beobaehtete in einem Versuehe mit Butter aueh germann4); dagegen beriehten gosenfeld und OrglerS), deren Be- obaehtungen nieht in ununterbroebener Reihenfolge angestellt waren, fiber Zunahme der I-Iarnstture beim gerzehren yon Fleiseh und Butler oder Fleiseh und Zueker. In meinen an einem Hunde ausgefiihrten Versuehen, we die Butter- perioden noch 1//nger (,6--12 Tage) als bei Horbaczewski und Kanera oder Kaufmann und Mohr dauerten, erwiesen sich die Ergebnisse gar 1) Ueber den Einfluss der iiberfetteten Nahrung auf den MagendarmcanM und den 8toffwechsel. Centralbl. L d. gesammte Physiol. u. Path. d. Stoffw. 1907. No. 11. Ausfiihrlicher nebst Literaturangaben: Poln. Arch. f. biol. u. reed. Wissensch. 1907. Bd. III. (Lemberg.) 2) Iqorbaczewski und Kanera, Monatsh. f. Thierchemio. 1886. Nach Cit. 3) Kaufmann und Mohr, Beitrgge zur AlloxurkSrperfrage und zur Pathologie der Gicht. Doutsch. Arch. L klin. Med. Bd. 74. 190"2. S. 141--162~ 348--369, 586--614. 4) Hermann, Deutsoh. Arch. f. klin. l~iod. Bd. 43. 1889. 5) Rosenfeld und Orgler, gur Behandlung der harnsauren Diathese. Centralb!. f. inn. Med. 1897.

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VIII.

Aus dem Institut ffir allgemeine und experimentelle Pathologie zu Lemberg.

Ueber die Beziehungen zwischen dem Gesammtstickstoff- wechsel und der Harns/iureausscheidung (Purinwechsel).

Von

Prof. Dr. E. Biernaeki.

Im Laufe meiner Untersuehungen 1) fiber den Einfluss gr/3sserer Fettmengen (,iiberfetteter ~ Nahrung) auf den Magendarmeanal und den Stoffweehsel ging ieh auf die nochmalige Prfifung der Frage, die schon yon H o r b a e z e w s k i und Kanera2) , dann yon K a u f m a n n und Mohr a) ganz e~ngehend beriieksiehtigt wurde, und zwar die Harns/iureausseheidung bei Fet t -und Kohlehydratzulagen. Naoh iibereinsfimmenden Ergebnissen dieser Verfasser wird beim Menschen dureh etwa 100--200 g Butter oder Rohrzueker, als Zusatz zu einer eonstanten Kost im Laufe einiger Tage, A bnabme der Harns'aureausseheidung, zwar eine nieht bedeutende (z. B. yon 0,705 g auf 0,664 g, yon 0,543 g auf 0,466 g u. s. w.) be- wirkt. Aehnliehes beobaehtete in einem Versuehe mit Butter aueh g e r m a n n 4 ) ; dagegen beriehten g o s e n f e l d und OrglerS), deren Be- obaehtungen nieht in ununterbroebener Reihenfolge angestellt waren, fiber Z u n a h m e der I-Iarnstture beim gerzehren yon Fleiseh und Butler oder Fleiseh und Zueker.

In meinen an einem H u n d e ausgefiihrten Versuehen, we die Butter- perioden noch 1//nger (,6--12 Tage) als bei H o r b a c z e w s k i und K a n e r a oder K a u f m a n n und Mohr dauerten, erwiesen sich die Ergebnisse gar

1) Ueber den Einfluss der iiberfetteten Nahrung auf den MagendarmcanM und den 8toffwechsel. Centralbl. L d. gesammte Physiol. u. Path. d. Stoffw. 1907. No. 11. Ausfiihrlicher nebst Literaturangaben: Poln. Arch. f. biol. u. reed. Wissensch. 1907. Bd. III. (Lemberg.)

2) Iqorbaczewski und Kanera, Monatsh. f. Thierchemio. 1886. Nach Cit. 3) Kaufmann und Mohr, Beitrgge zur AlloxurkSrperfrage und zur Pathologie

der Gicht. Doutsch. Arch. L klin. Med. Bd. 74. 190"2. S. 141--162~ 348--369, 586--614.

4) Hermann, Deutsoh. Arch. f. klin. l~iod. Bd. 43. 1889. 5) Rosenfeld und Orgler, gur Behandlung der harnsauren Diathese.

Centralb!. f. inn. Med. 1897.

Bcziehungen zwisehen d. Gesammtstickstoffwe~hsel n. d. Harns~ureausseheidung. 135

nicht gleichlautend und dazu recht eigenthi~mlich (s. die erste Tabelle). W~ihrend im ersten Versuche bei Verabreichung einer rein vegetabiten Kost (Maisgr~itze) in der sechst/igigen Butterperiode ke ine Ver/~nderung der Harns/iureausscheidung sieh bemerkbar machte, stieg dieselbe im zweiten, unter einer gemisehten, doch noeh vorwiegend vegefabilen Nahrung (50 g Pf'erdefleisch ~- 220 g l~eis~ in den ersten 9 Buttertagen ziemlich deutlieh an; wieder im dritten (150 g Fleiseh -~- 170 g Reis), in welchem bei Zulage yon Fett eine aequicalorische Reismenge entzogen wurde, war in der Butterperiode cine kleine Abnahme yon Harns/~ure vorhanden. Auffallender Weise fiel aber die Harns~ureausscheidung - - dazu recht betr~chtlich - - in beiden ersten Versuchen erst in der Nach- periode und im ersten Versuche eine Woche nach der Wegnahme yon Butter und trofz Vcr/~nderung der vegetabilen Kost auf eine gemisehte. Demgegen~iber trat die Harns~:ureabnahme in meinem Kohlehydrat- (Reis- stcigerung) und Zuekerversuche in Uebcreinstimmung mit den citirten Forschern gleich in der Zulageperiode auf.

Worauf diese merkwi~rdige ~Nachwirkung" des Fettes und i~berhaupt die Unterschiede zwisehen meinen und and erer Forscher Ergebnissen~ trotz scheinbar gleieher Versuchsbedingungen, beruhten, liess sich auf Grund der zu Gebote stehenden Materialien nicht aufkl~ren. Um im Voraus hervorzuheben, spielte hierbei der Umstand sicher keine Rolle, dass ich meine Beobachtungen am Hunde anstellte, dessen Purinweehscl gewisse Abweichungen yon demjenigen des Menschen zeigt, x) Aus Anlass anderweitiger Untersuehunget~ nahm ich die in Rede stehende Frage in letzter Zeit an zwei neuen Hunden wieder auf (s. Versuchstabellen 5, 6, 7): in diesen neuen Versuehen kam die Harns~iureabnahme gleich in der Fettperiode - - also wie beim Menschen - - zum Vorschein. Es erm6g- lichte nun die Zusammenstellung dieser neuen Daten mit den ~lteren den Nachweis einiger allgemeiner AbMngigkeitcn, in deren Lichte maine wechselnden Ergebnisse, zugleich auch einige gegenwtirtige Probleme des Purinwechsels nicht mehr so r/~thselhaft erscheinen. Nicht wenig war es dabei auch dem Ums~ande zu verdanken, dass ieh in der neuen Versuchsserie neben den Harns~:urebesti,nmungen (wie friiher nach der Methode L u d w i g - S a l k o w s k i ) parallele Gesammtpurinbestimmungen [Methode Camerer -Arns te in2)] ausf~ihrte; leider war das in den fri]heren Versuchen ga~z einfach aus Mangel an Material unmSglich. Ausserdem wurde ein Versueh (7) gem/iss dem seit der Arbeit yon

1) Bekanntlich reagirt der Bundeorganismus auf Zufuhr yon Nucleinen: Hypo- xanthin~ Harns~ure nicht so viel mit Harns~.urezunahm% wie mit Erscheinen grSsserer Allantoinmengen im Ham, was helm Mensohen nut in geringem Grade oder gar nicht stattfindet (Salkowski, 3Iinkowski, Th. Cohn, vergl. A. Magnus-Levy inl v. Noorden'schen Handb. Bd. I. S. 129. 1906).

2) Die Filter mit den sorgf~ltigst gewaschenen Silberniederschl~igen liess ieh etwa 24--36 Std. !ang fiber der Schwefels~iure bleiben; erst nachher wurden sie in Kjeldahl'sche Kolben gebraeht. Auf diese Weise hoffte ich das eventuell im Nieder- schlag zur@kbleibende fl~ct~tige Ammoniak zu vertreiben~ dureh welches die naeh Camerer-Arnstein~seher Methode ed~altenen Werthe etwas zu hoeh ausfalten kSnnen.

136 E. B i e r n a c k i ,

Burian und Schur tiblichcn Ditterencircn yon ,cndogener '~ und ,exogener" ttarns/~ure mit purin['reier Kost (Reis @ Milch) angestellt: die Resulgate sind dabei bis auf eine Erniedrigung absoluter Werthe von Purinen ganz gleich ausgefallen, wie bei purinhaltigcr KosL (Pferdefleiseh und Reis). Allerdings wurde bei letzterer die grSsste Sorgfalt auf Zufuhr mSglichst gleiehartigen purinhaltigen Materials (d. h. gleicher exogener Purinmengen) gelegt: es wurden also grSssere, far 1 0 - 1 2 Tage ausreichende Stiicke yon Pferdefleisch verwendet und getheilte Portionen im eingefrorenen Zus~ande aufbewahrt. Es sei speciell betont, dass ein Zusammentreffen von Fleischwechsel und Ver/inderung des Harnsgureverhaltens sieh nicht einmal nachweisen liess.

Auf den Tabellen bezeichne ieh unter P-N = Gesammtpurin-N, U-N = Harnsgure-N und ,U-Cf" (Harns/turecoefficient) - - in Procentzahlen das Verh/iltniss der Harns/iure zur Gesammtpurinmenge: es scheint das mir anschaulicher und consequenter, eben angesichts des Umstandes, dass man auf dieselbe Weise das VerMltniss yon Harnstoff, Ammoniak, Aminos/iuren u. s. w. zum Gesammtstickstoff im Ham bezeichnet.

Versuche I'--IV (vom Jahre 1906--1907).

Alle vier Beobachtungen wurden an cinem Hunde angestellt, Vcrsuch II und III in ununtcrbroehener Versuchsleitung. Einzelheiten of. im Ccntralbl. f. d. Stoffwechsel. 1907. No. 11.

1) urchschnittswerthe,

6ewieht

des Hundes Datum Nahrung

(~e- ! sammt-[ U-N

N

i

( rt g I m g

N-Bilanz

pCt.

11. 12.

19. 12.

25. 12.

31. 12. 5 .1 .

1. 2.

6.2 .

16. 2.

23. 2.

8840 g

8740 g

8850 g

8570 g 8630 g

8750 g

8990 g

9650 g

9720 g

11.--18. 12.

19.--21. 12. 22.--24. 12.

25.--27. 12. 28.--30. 12.

31. 12.--2. 1. 3 . - -5 .1 .

1.--5. 2.

6.--8. 2. 9.--11. 2. 12.-- 14. 2. 15.--17. 2. 18.--20. 2. 21,--23. 2.

V e r s u e h I.

Vorpe r iode . 200 g Maisgriitze ~ 24 g Eiw. (,3,9008 g N) -[- 24 g Fett -[- 132 g Kohleh. = 860 Cal.

F e t t p e r i o d e . Maisgriitze @ Butter == 23 g Eiw, (3,7098 g N) + 59 g Fett + 125 g Kohleh. = 1160 Cal.

N a e h p e r i o d e I. MaisgriitzeohneButter = 15,5 g Eiw. (2,4984 g N) + 15,5 g Fett + 84 g gohleh, z 550 Cal.

N a c h p e r i o d e lI. 50 g gindfleisch + 200 g gels -= 24 g Eiw. (3,9832 g N) -t- 6 g Fett -f- 162 g Kohleh. = 820 Cal.

V e r s u e h II. V o r p e r i o d e . 50gPfe rde f l e i s eh+ 220g

Reis = 26 g Eiw. (4,306 g N) + 6,2 g Fett + 178 g Kohleh. =- 870 Cal.

P e t t p e r i o d e . Idem + 50 g Butter = 26 g Eiw. (4,306 g N) + 56,2 g Fett + 178 g Kohleh. = 1330 Cal.

N a e h p e r i o d e . [dem ohne Butter = 870 Cal.

550 2,7908

533 2,5214 513 2,4362

321 I 2,1138 333 2,08i4

45o I 2,lO26 507 1,9802

580 3,2208

617 3,0828 603 3,0200 613 2,9458 600 2,9760 603 2,7616 593 2,5474

16,2

16,7 16,3

11,8 5,4

7,1 6,1

27,4

30,7 30,5 33,3 25,2

8,2 8,3

-[- 19,9

} + 19,5

+ 0,9

-}- 29,5

+ 14,7

+ 14,4

} + 20,5

Beziehungen zwisehen d. Gesammtstickstoffwechsel u. d. Harns~iureausscheidung. 137

Gewich~

des tIundes Datum N a h r u n g

eem!

Ge- sammt-

N

g

U-N N-Bilanz

mg pCt.

23. 2. 9720 g

"9. 3. 9650 g

11. 3. 9550 g

17. 3. 9900 g 2"9. 3. 10350 g

3. 4. 9550 g

8. 4. 9400 g 14. 4. 9900 g

"94.--26. "9. "97. "9.--1. 3.

"9.--4. 3. 5.--7. 3.

8.--10. 3. 11.--13. 3. 14.--16. 3. 17.--19. 3. 20.--'2.2. 3.

3.--7. 4.

8 . - 1 1 . 4 . 11.--13. 4.

V e r s u c h III. Vorper iode . 150 g Pferdefleiseh -t- 170 g] 590 [

Reis = 45 g Eiw (7,"9332 g N) q- 7,7 g1480 ~et~ + 138 g Kohleh. = 8"90 C~l. ]

l~e t tper iode . 150 g F1. + 50 g Re!s 583[ + 40 g Butter =- 38 g Eiw. (6,07"9 g N) 417 + 4 6 , T g l , . + 5 6 g I ( o h l e h . = 8,90 Cal. 450/

Naehper iode . Nahrung wie inde rgor - 480 periods. 470

K o h l e h y d r a t p e r i o d e . Nahrung wic 483 oben -I- 100 g Reis (17.--19. 3.) oder 760 80 g Reis ("90.--2"9. 3.) = 50,5 resp. 49 g Eiw. (8,3934 g N oder 8,1614 g N) Jr- 8,7 (8,5) g Fett n ~- 2[8 ("90"9) g KohIeh.

1180 resp. 1110 Cai.

V e r s u c h IV.

I Vorperiode. 150gFleisehJr- 170gReis 680

= 45 g Eiw. (7,"9332 g N) n t- 7,7 g Fe'dc -q- 138 g I(ohleh. = 820 Cal.

Zueke rpe r iode . Idemq-50gRohrzuek. 450 474 [dem -~- 60 g Rohrzueker.

4,9"904 15,8 5,1746 15,"9 2 r-"91,0

5,013"9 12,4 4,9166 13,6 ~ 13,0 4,4494 14,0 4,9916 15,0 4,8158 12,4 -~-"90,8 4,7678 12,1 q-29,0 5,8174 11,0 q- 14,1

I

6,7888 17,1 I - - 6,6

I 4,9134 14.7[ 4,8034 11,0 }-1-21,9

N-Werthe i m K o t h pro die. Versueh I: 11.--18. 12. - - 0,3396 g; 19.--24. 12. - - 0,5062 g; 25.--30. 1'2,. - - 0,378"9 g; 31. 1,9.--5. 1. - - 0,7550 g. Versuch lI: 1.--5.2. - - 0,4500 g; 6.--17.2. - - 0,6732 g; 18.--23. "9. - - 0,7650 g. Versuch I[1: "94. "9.--1.3. - - 0,666"9 g; 2.--10. 3. - - 0,4890 g; 11.--16.3. - - 0,8"968 g; 17.--"9"9.3. - - 1,188"9 g. Versueh IV: 3.--7.4. - - 0,9308 g; 8.--13.4. - - 0,7898 g.

Mit der Entwieke lung und der immer besseren Pri ieisirung der H o r b a e z e w s k i ' s e h e n These von Harns/ iure , bezw. Pur inkSrpern als Produeten eines speeiellen Stoffweehsels (des Nueleinwechsels) ging die Ent- wickelung der Ueberzeugung yon der Se lbs t s tgndigke i t des Pur inweehsels , bezw. deren Unabh/ ingigkei t yon dem al]gemeinen N-(Eiweiss-)weehsel einher. Es beobaehte ten S e h r e i b e r und W a l d v o g e l 1) beim dreit/igigen Hungern eine allm'ahliehe Abnahme der Harnsgure neben steigenden Gesammts t icks tof fwer then : naeh ihrer Meinung sei es also ein ,Unding , die ausgeschiedene t tarns / /ure in Beziehung zum Gesamrn~-N und zum Harnstoff zu setzen." Es werden weiter Beobaehtungen yon S i v e n ~ ) und H i r s e h f e l d a) gerne eitirt, in welehen bei s t a rk weehselnden Eiweiss- mengen in der Nahrung nur ganz geringe Harns~uresehwankungen zum Vorsehein kamen , so z. g. bei S i r e n under 1 8 - - 1 t 5 g Eiweiss in der

1) S c h r e i b e r und W a l d v o g e l ~ Beitriige zur Kenntniss der Harns~ure- ausscheidung unter physiologischen und pat hologischen Verh~Itnissen. Arch. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 42. H. 1. 1899. S. 69.

2) S i r e n cir. nach A. M a g n u s - L e v y im v. Noorden'schen llandb. Bd. I. S. 121. 1906.

3) H i r s c h f e l d , Beitrgge zur Ern~ihrungslehre des Menschen. Virehow's Arch. Bd. 114. 1888.

138 E. B i o r n a c k i ,

V e r s u c h V. Junger Dackl. Conslante l(ost: 100 g Pferdeflcisch -~- 150 g [{~eis in 800 ecru

Wasser mit 6 g gochsalz (rcines NaCl = 5,884 g) gekocht: 50,5 g Eiweiss (5,2474 g N) --I- 5,5 g FeLIa -I 7 121,5 g Kohlchydrate. Calorienwerth = 674 Cal. in tier Fettporiodc Zusatz yon 40 g Tafelbutter 'cS, glich; Cal. = 1046. Kothuntersuchangen alle 4 Tago.

Gewicht des Hundes: zu Boginn dot Vorperiode 5700 g; za Beginn tier Fett- periode 5450 g; zu Beginn d. Naehperiode 5620 g: zu Ende d. Naehperiode 5410 g.

Datum

12.1"2. 13.12. 14.1"2. 15.12. 16.12. 17.1"2. 18.12. 19.12.

20.12. 21.1"2. 22.12. 23.12. 24.1.2. .25.12, 26.12. 27.12.

28. 1.2. "29.12. 30.12. 31.1. 112."

2. 11 3. 1. 4. I.

'= " - d m .~ ~ sammt-

corn m I g

665 15 590 16 450 19 630 15 650 14 630 17 560 18 630 16

4,5142 4,8313 4,2446 5,0657 4,4996 5,3547 4,5.276 4,8976

I }

P-N I U-N Harn

mg mg I cem

22,7 16,8 12,8 17,9 16,8 19,5 16,0 16;o

15,5 10,7

9,3 11,4 11.8 13,0 12,3 9,7!

584

D u r c h s h n i t t

Ge- [ sammt-! P-N U-N U-Cf N-Bilanz

mg pCt. pCt~.

11,7 66,8 -]- .2,1

11,7 68,5 - - 3,1

I1,7 67,6 - - 0~5

617

601

g !mg I

I

4,66391 17,5

i

4,8194117,1

i 4,7417'17,3

320 .23 660 15 790 12 890 14 660i 14 66oi 14 550 I~ 630

570 15 6.201 16 450 17 700 18 650 13 690 13 660 13 660 14

3,6652 12,4 7,4 3,865.2 37,6] 5,1 4,3809 16,3i 6,1 4,005'2 14,3 5,3 3,8310 17,1 8,5 4,5835 17,l 10,.2 4,3897 17,1i 8,5 5,0"282 17,9 i I3,0

i 4,1948 i19'2 16,2 5,1091 19,41 8,0 3,335I 9 ,3 5,8 5,7364 16,3 1.2,7 4,l 129 26,0 lO,1 4,1513 I4 ,3 10,7 4,3474 13,7 10,"2 i 4,3135 15,4 8,5

N-Werthe im Koth pro die:

615

625

620

}585

665

628 Vorpcr iode

3,9791 i20,1 5,9

I"

i 4,458117,3 10,0

4,2186 i 18,7 I 7,9

4,5931 16,1 10,7

4,231o 17,3 9,9

4,4126 16,7 10,3 61,6 12.--15. 1"2. - - 0,4697 g. 16.--19. 1"2. - - 0,5941 g.

I , ' e t tpe r iode "20.--23. 12. - - 0,5757 g. 24.--"27. 12. - - 0,4357 g.

N a c h p e r i o d e .28.--31. 1.2. - - 0,7317 g. 1.--4. 1. - - 3610 g.

29,3 + 13,2

57,7 + 6,7

42,2 + 9,9

66,4 - - 1,4

57,2 @ 12,4

+ 5,5

Kost 0 , 4 3 3 - - 0 , 4 7 8 g Harnsi iure. Vie]teicht n immt nur die neuere Arbci t yon H i r s e h s t c i n l ) , der eine Vermehrung der Harns 'aurc (Methode ] J o p k i n s - D e n i g ( ? s ) naeh reichlicher Zutuhr von purinfreiem Eiweiss

angiebt , d n e Sonders te t lung ein.

1) L. t t i r s c h s t e i n , Die Beziehungen der endogenen Harns~iure zur Verdauung. Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd. 87. 1907. S. 229--241. [ndem der Verfasser bei mehrmaligen Bestimmungen im Laufe des Tages hShere Harnsiiurewerthe, bezw. deren Steigerung nach Eiweissnahrung, und dazu noeh Purine im Darminhalt auch bei purinfreier Nahrung finder, ffihrt er die ,endogene" Harnsiitlre auch zum grSssten Theil auf den Darmcanal: die Purine sollen yon Verdauungss~iften stammen. Letzteres

Beziehungen zwischen d. Gesammtstickstoffwechscl u. d. tiarnsSureausscheidung. 139

V e r s u c h V I .

dunger lhnd . Constante Kost: 100 g Pferdefleiseh -t- 160 g Reis nebst 6 g (5,884 g NaC1) goehsalz in 800 eem Wasser gekocht = 31,2 g Eiweiss (5,3635 g N) + 5,6 g Fett + 129,5 g Kohlehydrate = 710 Gal. In tier Zuekerperiode Zusatz t~iglieh yon 40 g (6.--8. 2.) bezw. 50 g (9.--11. 2.) Rohrzueker. Galorienwerth - - - 995 Cal. Kothuntersuehungen im Sammelkoth f[ir gauze Perioden.

Gewieht des Hundes: 31. 1. - - 5290 g; 6. 2. - - 5400 g; 12. 2. - - 5780 g; 17. 2. - - 5620 g.

Datum

31. 1. 1.2. 2.2. 3.2. 4.2. 5.2.

6, 2. 7.2. 8.2. 9.2.

10. 2. 11.2.

12.2. 13.2. 14.2. 15. 2. 16.2. 17. 2.

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i o %

(D

�9 .] ._ ! o ~= P-N .~ ~ o sammt-

em i ~ g , mg

530 16 4,0484 630 14 3,7782 760 15 4,4394 620 14 3,5519 680 15 4,2389 550 17 3,6142

:11,9 15~9 14,9 13,9 15,2 15,4

U-N

mg

7,4 10.6 10.6 1014

9,5 12,3

D l [ r

Ge- Ham sammt- P-N

N cem g mg

640 4,0887 14,2

/ 617 3,8017 14,8 i

e h s e h n i t t I J

U-N U-Cf

I mg i pGt.

I

9,5 66,9

10,7 72,3

-Bilanz

pCt.

580 14 5001 15 560 14 650 14 630 ! i 12 470, 16

I?'~ 620 ! 15 16901 15

t 1630! 16 2 154o I 20

15so 17 670 ii 15

i

3,2902 16,2 3,2295 14,01 2,9566 - - 3,3587 12,7 3,5738 12,2 2,7669 !21,0

4,1090 15,6 4,4955 13,5 4,8122 14,1 3,7212 13,6 4,4303 !13,0 4,5909 15,1

l

629 9,7 } 2,81 547

l l ,0 [ 1~ 8,8[ 583 5,2 i

565 10,6 } 11,6 647 10.6 10,6 } 9,7 597

13,1

622

3,9452 14,5 ~ !

3,1588 15,1 i

3,2331 15,3

3,1959 15,2

4,4722 14,4

4,2441 13,9

4,368l 14,2

10,1 69,7

7,8 51,6

8,3 54,2

8,1 52,9

10,9 75,6

11,1 79,8

l l ,0 77,4

-t- 15 ,5

+ 28,9

+ 8,8 N-Werthe im Koth pro die: Vorper iode 31. 1.--5. 2. - - 0,5887 g.

Z u c k e r p e r i o d e 6.--11. 2. - - 0,6143 g. N ~ c h p e r i o d e 12.--17. 2. - - 0,5219 g.

Nimmt man das Verhiiltniss der ausgeschiedenen Harns~iure zum e ingef i ih r ten Stickstoff -- es muss eben dieser Umstand, was nicht immer geschieht, streng berfeksichtigt und mit dem gleich zu be- sprechenden nieht verwcchselt werden, - - so bestiitigen unsere Versuche die geltendcn Ansiehten. Im Laufe einzelner Versuche sehen wit bei gleichbleibender Eiweisszufuhr deutlich verschiedene Ilarnsiiuremengen (vergl. besonders Versueh II, V), und nahm bei bedeutender Steigerung der N-Menge (etwa um 75 pCt.) mittelst purinfreien Eierweiss (Versueh VII) die Harns/iureausseheidung nicht nur zu, ehcrab. Freilich nimmt die Harnsgure bei Steigerung des Stickstoffs in der Nahrung mittelst F lc i sch aueh zu (Versuch iI, Nachperiode und Versueh III, Vorperiode) - - das ist selbstverst/indlich.

kSnnen B r n g s c h und S e h i t t e n h e l m (Diese Zeitsehr. Bd. IV. S. 761) nieht be- sUitigen; geringe Purinmengen im Darminhalt bei purinfreier Nahrung fiihren sie auf Bakterienleiber zuriiek. Ueber die Herkunft einer eventuellen tiarnsSmresteigerung bei purinfreiem Eiweiss s. unsere Ausfiihrungen unten.

140 E. B ie rnack i ,

V e r s u c h VII . Derselbe Hund wie im Versuch u Pur inf re ie Nahrung: 300 ecru Nilch

-l- 140 g Rcis nebst 5 g (4,904 g NaG) Kochsalz : 20,8 g Eiwciss (3,3111 g N) q- 11 g Fett -t- 195,5 g Kohleh. Cal. ~ 700; in der Fetstperiode Zusatz yon 40 g Butter tgglich; Cal. -= 1072; in der Eierwcissperiode Zusatz yon 97 g hart gekochtem und rein gehacktem Eierweiss (yon 4 Eiern). Der N-Gehalt be?crug in dieser Pcriode 5,5268 g (34 g Eiweiss). Kothuntersuehungen im Sammelkoth yon ganzen Periodem

Gewicht des Hundes: 18. 2. - - 5620 g; 24. 2. - - 5500 g; 2. 3. = 5790 g; 8. 3. - - 5740 g; 14. 3. - - 5870 g.

Datum

18.2. 19.2. 20. 2. 21.2. 22. 2. 23. 2.

24. 2. 25. 2. 26. 2. 27. 2. 28. 2.

1.3.

2. 3 . 3.3. 4.3. 5.3. 6.3. 7.3.

8. 3 . 9.3.

10.3. 11.3. 12.3. 13. 3.

9

~ ~ . ~

~e,m, I r-l?

i 500 I 15

14 13 12 16 15

14 15 2,2629 11,4 12 2,3589 I1,7 12 2,0758 1110 12 2.2533 11,6 06 118535 9,2

I i

13 2,0697 7,7 13 2,6038 13,8 lo 2,0388 7,7 13 9,6892 10,6 13 '2,0228 9,4 13 2,2978 ~ 13,9

13 2,9273 12 2,9438 12 3,0713 13 3,4422 13 3,3062 13 3,5027

a e - - - i

sammt-] P-N U-N I (ke- N Ham sammt-

N ecru i g

I' 620 i 3,0681

573 2,7895

547 2,3542

567 2,0609

570 2,2374

580 2,3366

576 2,2870

650 2,9808

g mg mg

2,8644 9,8 2,7 3,1699 11,4i 5,7 3,1699 11,4 3.8 2,6959 10,1 510 2,2994 7,7 2,5 3,3733 12,9i 7,4

i

2,4409 i 11,9 5,9 0,0 1,6 1,5 1,6 0,0

4,6 5,2 4,7 3,5 7,9 4,6

8,6 3,4 14,9 3,7 13,4 9,6 13,3 3,7 - - 1 , 7 }647

13,0 i 1,9 648 i

Vorperiode N-Werthe im Koth pro die:

I) ll I' e l l s e l i n i t t

I P-N U-N U-Cf

mg I mg pCt.

10,9[ 4,1 37,6 L

10,2] 4,9 48,0

10,5 4,5 42,8

11,7 2,5 21,3

10,6 1,0 9,4

11,1 1,7 I5,3

9 ,7 '4 ,8 49,4

11,3 I 5,3 46,9

10,5 5,0 47,6

12,3 5,6 45,5

1 3,4170 13 , l 2,4 18,3

3,I989 12,7 i! 4,0 31,4

N-Bilanz

pot.

- - 4,9

-]- 18,3

q- 14,0

-]- 30,5

18.--23. 2. - - 0,5441 g. Fe t tpe r iode 24. 2.--1. 3. - - 0,4978 g. Naehper iode 2.--7. 3. - - 0,5599 g. Eierweissper iode 8.--13. 3. - - 0,6422 g.

Beriieksiehtigt man aber das Verh/tltniss der ausgeschiedenen t tarn- s/ture zum a u s g e s c h i e d e n e n Stiekstoff im Harn, so stehen meine Er- fahrungen mit der These der Unabhiingigkeit des Purinweehsels anseheinend im grellen Widerspruch. Denn fast fiberMl m a e h e n die H a r n s i i u r e u n d d e r G e s a m m t s t i e k s t o f f im I-Iarn - - f r e i l i e h o h n e s t r e n g e P a r a l l e l e - g l e i e h n a m i g e S c h w a n k u n g e n d u r e h , so class ein deufliches Ansteigen und vor Allem ein unzweideufiges HerabGI[en der Gesammt-N-Wer the yon einer Z u - b e z w . Abnahme der Harns/iure be- gleitet ist. Dicse Thatsache war schon in meinen '~lteren Versuehen

Beziehungen zwischen d. Gesammtstickstoffwechsol u. d. HarnsS.ureaussehoidung. 141

(wo note bene die Ern'/ihrungsbedingungen nicht immer gleieh waren) nioht zu lcugnen; sie f~llt in den neuercn noch zweifelloser auf und - - um zu betonen - - ganz unabtdingig yon der Untersuchungsperiode, d. h. ebenso gut bet Zufuhr yon Fett oder Kohlehydraten, wie vor oder naeh derselben.

Der Parallelismus zwischen den U-und Gesammt-N-Werthen ist eine durehaus nicht nut meinen Hundeversuehen eigene Erscheinung. Es sprechen schon Kaufmann und Mohr yon diesem Parallelismus sowohl in den ihrigen wie Horbaczewsk i ' s und Kanera ' s Fett- und t{ohle- hydratversuchen (vergl. loc. tit. S. 149 und 151): noah frfiher fiihren Schre iber und Waldvogel zwei Tabellen an zum Beweis, dass, ~trotz- dem es nicht angeht, die gesammte ausgeschiedene Harnstture zum Ge- sammt-N in Beziehung zu setzen a, ,doch ~ein gewisser Parallelismus zwischen Harns~iure und Stickstoff bestehen kann": thats~chlich sehied diejenige Versuehsperson, die bet gleieher Nahrung mehr N als die andere abgab, auch mehr Harns/iure aus. hueh l~isst sieh dasselbe an anderen Stellen der Arbeit yon Schre iber und Waldvogel nachweisen, z. B. in ihren Versuchen mit Natriumsalicylat, welches nebst Steigerung der Harn- stiureausscheidung zugleich Zunahme des Gesammtstickstoffs im Ham bewirkte. Bet Durehsieht der Literatur finde ich iibrigens die Thatsaehe in ausgesprochener Form in vielen anderen Arbeiten [z. B. bet Rzet- kowski*)], ~iberhaupt so constant, dass sic als eine Regel angesehen werden darf.

hllerdings muss es hervorgehoben werden, dass des Parallelgehen der Gesammt-N- und Harns/iurewerthe vor Allem an D u r c h s e h n i t t s - w ef t hen yon 3--4ttigigen Untersuehungsperioden in zweifelloser Weise zum Vorschein kommt: es fiel die Erscheinung aueh vor Allem Den- jenigen auf, die sieh der Durchsehnittswerthe bedient haben (z. B. Kaufmann und Mohr). Unter Zugrundelegung nur einzelner Tages- werthe (wie bet Schre iber und Waldvogel) kann die Thatsaehe sehr leieht entgehen, als einzelne Tageswerthe, was aueh auf meinen Tabellen h/~ufig der Fall ist, eben ein Auseinandergehen beider Werthe mitunter zeigen. Doeh kommen Fttlle vor - - vergl, z. B. die yon v. Noorden angeffihrte Zahlenreihe in dessem Handbuch aut der Seite l t l , Bd. II -- , wo aueh Tageswerthe eine merkwiirdige Parallelc aufweisen.

Andererseits daft man die Existenz yon Ausnahmen nieht leugnen, und lassen sich z. B. bet Brugseh und Sch i t t enhe lm ~ in deren G ieht- arbeit die in Rede stehenden Parallelen schwieriger demonstriren, als in anderen Arbeiten. Es haben abet diese Autoren viel mit Nuelein- und Purinzufuhr experimentirt; es kann dutch eine solche Zufuhr im Laufe tines Versuehes die Parallele zwischen Harnstiure und Gesammt-N sehr leicht gestSrt werden. Freilieh bleibt dies wieder nieht ohne Ausnahme, weil dutch die Purinzufuhr die Gesammt-N-Ausseheidung fiber die zu-

1) Rzetkowski, Zur Lehro vom Stoffwechsel bet chronischer Nierenentziindung. Zeitschr. f. ldin. Med. 1902. Bd. 46.

2) Brugsch und Schittenhelm~ Zur Pathologie der Gicht. Ztschr. f. expor. Path. u. Ther. Bd. IV. t1. 2. 1907. Ss. 438 446, 480 551. Bd. V. 1908. S. 215.

142 E. Biernacki~

gefiihrte N-Mcnge hinaus gesteigert werden kannl), so dass die Parallele zu gewissem Grade mitunter aufreeht erhalten bleibt.

Einige Ausnahmen giebt es abel" auf meinen Tabellen, tro~zdem keine exogene Nuelein- oder Purinzufuhr stattgefunden hatte. A m wenigsten f~illt dabei in die Wagschale der Eierweissversuch, in welehem trotz Steigerung des Gesammt-N im Harn die Harns'aure eher ab- als zugenommen hatte: der Versueh. wie wir unten sehen werden, birgt trotzdem gleieh anderen eine entseheidende Thatsaehe in sieh. Dagegen handelt es sieh speeiell um die Versuehe I und II: in beiden war der Gesammt-N im Harn in der Fettporiode ziemlieh deutlieh t~erabgedriiekt und erwiesen sieh trotzdem die Harns~inrewerthe im ersten Versuehe un- veriindert und im zwaiten w/ihrend der ersten 9 Tage sogar gesteigert.

Es sind doch nut" seheinbare 'Ausnahmen. Denn in der ganzen Er- scheinung handelt as sieh um die Parallela ,an sieh a nieht; sie be- deutet aueh nicht ainen causalan Zusammenhang zwisehen ihren beiden Componenten - - in welchem Falle eigentlieh keine Ausnahmen zu dulden w/iren. Die parallalen Paarungen der Ilarnsgure- und Oesammt-N- Werthe sind nur eongruenta Folgen eines dritten Momentes. Es existirt aueh die Parallele nut, so langa ein gewisser quantitativer Stand einen Componenten, und eben des Gesammtstiekstotts im Harn im ge- gebenen Falle dasselbe in Bezug auf das Verhalten des N-Umsatzes be- deutet, was er in einem anderen bedeutet hat. Es spitzt sieh eben die Saehe dahin zu, dass vor Allem eine Abnahme des Gesammt-N im Harne mit einer Abnahme des N-(Eiweiss-)Umsatzes nicht unbedingt einhergeht.

Es ist dies und darauf das Uebrige zur Gentige klar geworden, sobald ausser den Harnstiekstoffwerthen aueh N-Kothwerthe zur Dis- cussion herangezogen und die N-Bi lanzen beraehnet worden sind. Im I. und II. Versuehe waren die Gesammt-N-Werthe im Ham w/thrend der Fettperiode herabgedriiekt, jedoeh war dies mit dam N-Umsatz gar nieht der Fall~ im Gegentheil nahm die in der Vorperiode bestehende N-Retention ein wenig ab, d.h. es war eine geringe Steigerung des N-Umsatzes naeh Fettzulage vorhanden. Dagegen sehen wir in sonstigen Versuehen bezw. Versuehs:perioden (natiirlieh diirfen dabei nur Versuehe mit gleiehbleibender ,eonstanter a Kost beriieksiehtigt werden) nebst Ab- nahme der Harn-N-Werthe aueh Herabsetzung des N-Umsatzes - - ein Einsetzen oder Steigerung der bastehanden N-Retention.

I)ie parallale A bnahme der Harns/iure neben der Gesammt-N-Ab- nahme tritt nun in letzteren Versuehen auf: i iberhaupt eons t a t i r en wir auf unseren Tabel len - - notabene insofern im Laufe des Ver-

1) Soetbeer und Ibrahim (Ueber alas Schicksal eingeffihrter Harnsiiure im menschlichen Organismus. Ztschr. f. physiol. Chemie. Bd. 35. 1902) fanden bet sub- cutaner Einffihrung yon Harnsiiure Steigerung der Eiweisszerse~zung. Eine Zunahme yon N im Ilarn fiber die zugesetzte N-Menge finale ich aueh in der neuesten krbeit A. Landau~s~ Ueber den Einfluss des Alkohols auf den Parinweehsel. Painter. Towarz. lekar. Wars. Bd. CIV. H. 4. 1908. (Polniseh); in manchen Versuehen naeh Zufuhr (per os) yon tlypoxanthin.

Beziehungen zwisehen d. Gesammtstiekstoffwechse~_ u. d. Harns~ureausseheidung. 143

suehes gleiehe ~,eonstante ~: Kost beibehalten wurde 1) - - eine be- deu t ende Abnahme der Harns/ iure ohne Abnahme des G e- s a m m t - N - U m s a t z e s nieht. Somit existirte in unseren Versuohen eig6ntlieh die Parallele nieht zwisehen der Harnstture und den Gesammt- N-Werthen im Harn~ sondern zwisehen den Harns/iuresohwankungen und dem quantitativen Verhalten des N-Umsatzes -- um zu be tonen- - beides vet Allem im Sinne der ,~Abnahme'. Dass aber a.uch die Sehwankungen im entgegengesetzten Sinne die Regel vervollst/indigen, beweist der Versuoh lI, we die Steigerung des N-Umsatzes in der Fett- periode yon der Steigerung des U-Gehaltes im Ham gefolgt war.

Ins Gebiet des obigen Abhitngigkeitswerh/iltnisses fallen nun die grundstitzliehen conereten Erseheinungen und Ergebnisse unserer Versuehe und finden darin ihre Erkl'arung. Es bewi rk t e also das F e t t eine H e r a b d r t i e k u n g der H a r n s t i u r e a u s s e h e i d u n g in unseren Ver- suchen nut sowei t es sine H e r a b d r i i c k u n g des N-Ums~tzos zu- gleich herbeifi~hrte, d .h . soweit die sogenannte und bekannte ,,eiweisssparende a Wirkung des Fettes stattgefunden hat. Im Gegensatz zu alien unseren Kohlehydrat-, Zueker- und sonstigen Fettversuehen war dieselbe im I. und II. Versuehe nieht naehweisbar, es blieb zugleieh die Harns/iureabnahme aus. Im Versueh V war der eiweisssparende Einfluss des Fortes nur in den ersten 4 Buttertagen in ausgesproohener Weise bemerkbar, withrend in den 4 naehfolgenden - - in Analogie zum I. und II. Versueh - - die Stiekstoffausseheidung raseh in die HShe anstieg und die Harnstiure aueh mit. Andererseits sehen wir im If. Versuehe sine bedeutende Abnahme der. Harns'aure erst in der Naehperiode - - es land abet in dieser Periode ein Anstieg der N-Retention von 14,7--1t ,4 po t . der Vor- und Fettperiode bis auf 20,5 pCt. statt; wetter trafen wir niedrige Harnstiure im [. Versuehe trotz Darreiehung einer purinhaltigen Nahrung: in dieser Purinperiode war abet die hSohste N-Retention (@ 29,5 pCt.) im Laufe des Versuehes vorhanden. Wie entseheidend fiir die Harn- s/iure die Eiweiss- bezw. N-Retention ist, dafiir stelit tier Eierweiss- versueh eine lehrreiehe Illustration dar; trotz Zunahme des .Gesamrnt-N im Harn waren die Harns/turewerthe besonders in den drei letzten Tagen der Eierweissperiode deutlieh niedriger als frtiher: ja - - es steig'erte sieh abet die vorangehende N-Retention yon 14 pCt. bis auf 30,5 pCt. der eingefiihzten N-Menge!

In der Abnahme der Harnstiure unter den Fett- und Kohlehydrat- zulagen ersehen Kaufmann und Mohr einen ersten Hinweis darauf, ,dass der Nueleinumsatz dutch Calorieniiberschuss in demselben Sinne beeinflusst werden kann, wie dies vom Eiweissumsatz des Organismus seit langem bekannt ist", d.h. wie das Fett odor tier Zueker die giweisszersetzung besehr~nkt (das Eiweiss spart), so besehr/tnkt es aueh die Zersetzung dec Nucleine - - i n d e Abnahme der Harns/iureaussoheidung.

1) In der NaGhperiode I des Versuehs I vorzehrte der Hund nut einen Theil der dargebotenen Nahrung.und befand sich entschieden in der Unterern~ihrung: es darf also diese Naehperiode (in der trotz Pehlens der N-Retention weni~ Harns~im'e aus- geschieden wurrle) nieht zu den Sohliissen verwerthet werden.

144 E. Biernaeki,

Das geht aber aus den Auseinandersetzungen der Verfasser unzweideutig und iiberzeugend nieht hervor, und eben haupts/~ehlieh deswegen, weil sic die M6gliehkeit einer Besehr/inkung der Harns~iureausseheidung, d.h. einer Harns~.uretention - - eines Zustandes, yon dem noeh so ~}iel gesproehen wird - - in Erw/tgung nieht ziehen, bezw. keine direeten Be- weise dafiir bringen, dass unter der Fett- und Kohlenhydrateinwirkung eine Besehr~nkung der Harns/~urebildung stattfindet. Einleuehtend ist es nun, class yon einer Beeinflussung des Nueleinumsatzes in derselben Weise wie dies bei Calorieniiberfiitterung in Bezug auf den allgemeinen Eiweissumsatz bekannt ist~ nut dann die Rede sein kann, wenn das Letztere, d. h. die Besehr//nkung der ttarns/iurebildung unter diesen [Jm- st~tnden erwiesen ist.

Als Thatsaehe muss es nun anerkannt werden, dass die Abnahme der Harns~iure un te r dem spa renden Einf lusse des Fe t t e s und der K o h l e n h y d r a t e und i iberhaupt in den Fg, l len der N-Um- satzbesehr~;nkung, wie sie in unseren Versuehen stattgefunden hat, grunds~itzlieh dureh die Besehr/~nkung tier t t a r n s ~ u r e b i l d u n g zu Stande kommt~ wahr ist es also, dass tier Nueleinumsatz bezw. der Purinweehsel dureh ,sparende a Agentien in demselben Sinne wie der allgemeine Eiweissumsatz beeinflusst wird. In seinem n/iheren Meehanismus stellt sieh aber dieser Vorgang doeh anders vor, als man es naeh der Formulirung yon Kaufmann und Mohr sieh denken kSnnte.

Die Erkenntniss dieses Meehanismus ist dank den Bestimmungen derGesammtpur inedesHarnsgewonnenworden . Diese lben fo lg ten den I t a r n s / t u r e s e h w a n k u n g e n in unseren ' Versuehen gar n ieh t und gingen iiberhaupt mit den Sehwankungen der N-Bilanz gar nieht einher. Im Gegentheil, es wurden sogar etwas hShere Gesammt - p u r i n w e r t h e naeh F e t t - und Zueke rzu lagen (bei Fett nur in den ersten Tagen) gefunden. Freilieh iibersehritten dabei die Sehwankungen die Grenzen des Versuehsfehlers nieht: die Erseheinung konnte aber deshalb nieht ausser Aeht gelassen werden, weil sie in allen Versuehen zum Vorsehein kam, und ausserdem gingen die Purinwerthe in der Naeh- periode, eben bei Steigerung tier Harns/iure, sogar unter das Niveau der Vorperiode hinunter. Es ist hervorzuheben~ dass die Erh6hung der Purine aueh im Eierweissversueh aufgetreten war, ja sogar am aus- gesproehensten.

Ob die in Rede stehende Purinzunahme auf einer besseren Assimi- lation der Nahrungspurine t~eruhte (in beiden Fettversuehen war die Assimilation, um naeh der Abnahme tier N-Werthe im Koth zu be- urtheilen, besser), erseheint zweifelhaft, indem h6here Purinwerthe aueh bei purinfreier Nahrung (Versueh VII) eonstatirt wurden. In diesem Ver- suehe habe ieh Leukoeytenz/ihlungen 11/2 Stunden naeh der Fiitterung des Hundes, 2--3 mal in jeder Periode, vorgenommen. Die Resultate waren nieht eindeutig genug: vielleieht waren die weissen Blut- kSrperehen bei Fett und Eierweiss etwas reiehlieher. Die Frage naeh der Herkunft der Purinzunahme bleibt also often.

Die Grundver/tnderung des Purinweehsels bei Calorieniiberfii~erung

Beziehungen zwischen d. Gesammtstickstoffwechsel u. d. Harns~iureausscheidung. 145

durch Fett und Zueker, iibrigens iiberhaupt bei Besehrgnkung des N- Umsatzes in unseren Versuehen bestand also in H e r a b d r i i c k u n g des Harns /~ureeoef f i e i en ten - - yon 67,6 pot. auf 42,2 pot. im Versuch V (in der Naehperiode 61,6 pCt.), yon 69,7 pCt. auf 52,9 pCt. (Naehperiode 77,4 pot.) im Versueh VI, yon 42,8 pCt. auf 15,3 pCt., (Nachperiode 47,6 pCt.) im Versueh VII.

Ganz das se lbe f inde ieh nun in den P e r t - u n d Z u e k e r - v e r s u e h e n (an Menschen) yon K a u f m a n n und Mohr. Im Gegen- satz zu meinen Versuehen sahen die Autoren nebst der Harns/ture- herabdriiekung meistens aueh Abnahme der Gesamtpurinmenge und zwar in allen 3 Zuekerversuehen, und nut in einem (auf 3) Fettversuehe; in

(auf 3) Eierweissversuehen war dagegen die Purinmenge wie bei mir deutlieh vermehrt. Ffir entseheidend halten sic eben die Versuehe mit Purinabnahme und stellen die oben eitirte Folgerung vet Allem auf Grund der ,ganz betr/iehtliehen Verminderung der AlloxurkSrper- ausseheidung" als einer mit der tlarns'aureabnahme parallelen Erseheinung, d. h. ist inn Sinne ihrer kuseinandersetzungen die verminderte Harns~iure- ausseheidung unter dem Einfluss der Fett- und Zuekerzulagen der direete Ausdruek eines besehr~nkten Nueleinumsatzes.

Wie h/tufig in der Pathologie das letztere Moment Hauptursaehe der Harns/tureverminderung ist - - die 3ISgliehkeit tines solehen V0rganges darf gar nieht a priori negirt werden, chef erseheint sie ganz Wahr- seheinlieh -- , in wie viel welter die Eigenthiimliehkeiten des Hunde- organismus an den Differenzen zwisehen meinen Resultaten und denjenigen K a u f m a n n und Mohr's in Bezug auf die Gesammtpurine Sehuld tragen - - steht mir zur Entseheidung dieser Fragen kein Material zu Gebote. In Bezug auf unsere Versuehe erseheint aber die Frage selbst von seeund/irer Bedeutung, als in den diesbeziigliehen Beobaehtungen K a u f m a n n ' s und Mohr 's die V e r m i n d e r u n g der G e s a m m t p u r i n e g e r i n g e r als d ie jen ige d'er Harns 'aure war - - also die lqarnsgure- abnahme naeh Fett- und Kohlehydratzulagen eben vet Allem, ganz wie in meinen Versuehen, durch Herabdriiekung des Harns/iureeoeffleienten zu Stande kam. Ieh fiihre die Versuehe an, die die Verfasser selbst ffir vSllig einwandfrei halten: Beobaehtung II (S. 146): Vorperiode U-Of (tlarns/tureeoeffieient) 89,3 pCt. (0,543 g l:Iarns/iure) - - Pettperiode 85,1 pCt.; Vorperiode 84,4 pot. - - Zuekerperiode 81,2 pCt.; Beob- aehtung III: Vorperiode 85,3 pCt., Zuekerperiode 80,9 pot.; Beob- aehtung IV: Vorperiode 86,6 pCt., Zuekerperiode 83,8 pCt. u. s. w.

Mit anderen Worten, es geht mi t der Besehr / inkung des N- U m s a t z e s , so wie sie durch Per t und K o h l e h y d r a t e , aueh a n d e r w e i t i g v e r u r s a o h t wird, eine r e l a t ive , aueh a b s o l u t e Zu- n a h m e der P u r i n b a s e n und eine abso lu te , auch r e l a t i ve k b - n a h m e der t larns~iure e inher , d . h . eine Zunahme yon weniger oxydirten (Adenin, Hypoxanthin) und eine Abnahme von besser oxydirten (Harnsgure) PurinkSrpern. DiG den N-Umsatz besehr/inkenden Einfliisse bewi rkena l soe ine ,Absehw•ehung a d e r P u r i n o x y d a t i o n . Indemwir in Bezug auf den eiweisssparenden Einfluss der Fette und Kohlehydrate bezw. bei jeglieher N-Retention hSheren Grades kaum 15ezweifeln, dass

Zeitsehrift f. exp. Pathologie u. Ther~pie. 7. Bd. 10

146 E. Biernacki:

dabei - - wenigstens zum grSssten Theil - - eine Besehriinkung des Eiweissabbaues (eine Verminderung der Eiweissoxydation), nicht nur Re- tention yon N-Schlacken stattfindet, bewirken demgemiiss die N-Umsatz beschritnkenden Agentien gleiehartige Folgen im gewShnlichen Eiweiss- und im Purinwechse]. Es erscheint dies einigermaassen selbstverst~nd- lieh, weil die gewShnlichen EiweisskSrper und die Nucleine doch nahe verwandte N-Verbindungen sind.

Passt man die Erseheinungen im Sinne letzterer S~itze, d.h. fasst man die ~Abschwi~ehung a des Purinwechsels unter dam Einfluss sparender Agentien nut als The i l e r s ehe inung einer gleichartigen Ver~nderung des Umsatzes yon g e s a m m t e n N-K6rpern auf, so muss die Frage sofort entstehen, ob die Absehw~ehung der Purinoxydation nebst darauffolgender tlarnss aueh nieht durch anderweitige Momente als ~die Eiweisssparung a herbeigefiihrt werden kann. Thatsiichlich habe ich bei Calorieniiberschuss durch Fett (auch Kohlehydrate), ganz abgesehen und unabh/ingig vom Vorgange tier N-Umsatzbesehr~inkung, eine Reihe yon StSrungen der Eiweissoxydation-- vet Allem Abnahme der ttarnstoff- coefficienten, Zunahme yon Aminosiiuren u. dgl. - - constatiren k6nnen, die ich eben als ,Sehwiiehung a des Eiweissabbaues definirt habel). Solche ,Sehwitchung" trat im I. und I1. Fettversuche in ausgesprochenem Grade ein, trotzdem die Butterzulage keine Eiweisssparung, eher das Entgegengesetzte nach sich zog. Und muss diese StSrung nicht auf das Moment der durch die Fettzulagen bedingten Calorieniiberfiitterung als das Primum movens bezogen werden, sondern auf das andere~ welches bei der sowohl yon mir wit yon anderen Forsehern gewShnlieh geiibten Versuehsanordnung unzertrennlich verbunden war, und namentlich auf die S tSrung des Verh/ t l tn isses zwisehen den Nahrungs - eomponen ten , bezw. auf das Zuriiekgehen der N-haltigen Eiweiss- ealorien gegen die N-freien Calorien, und wahrscheinlich zugleieh aueh auf das Ueberwiegen von Fettcalorien (z. B. im I. Versueh gingen die Eiweisscalorien yon 11,4 pCt. auf 8,1 pCt. der gesammten Calorienmenge hinunter, die Pettealorien stiegen dagegen yon 11,4 pCt. auf 47,2 pCt. an, im III. Versuch ~ihnliehe Verhifltnisse). Denn die Sehwi~chung der Eiweissoxydation land aueh im III. gersuche statt, in welehem w~ihrend tier Fettperiode die aequiealorisehe Reismenge entzogen wurde und die Gesammtcalorienzahl unver/indert blieb: die Eiweissealorien nahmen dabei yon 22,5 pCt. bis 19 pCt. ab, die Fettealorien yon 8,8 pCt. his 53,1 pCt. zu2).

Auf unseren Tabellen giebt es nun eine R.eihe yon Da.ten, welehe eine nieht geringe Bedeutung des in Rede stehenden Momentes tiir den Purinweehsel, eben fiir deren Absehw/iehung, vermuthen lassen. So batten wir im Versueh III eine zwar geringe, doeh deutliehe Abnahme

1) Cf. racine Arbeit, loc. cir. 2) Schon vor meinen Beobachtungen wiesen die Experimente fiber Erzeugung

der Acetonurie mitteist Fieisch-Fettdi~it da~'auf hin, wie wichtig fiir die thierischen Oxydationen das ,,normale" Verh~ltniss der Nahrungseomponenten ist. Diesbezfigliche Thatsachen aus d era Gebiete des Mineralstoffweehsels s. in meiner Arbeit im Central- blatt ffir Stoffwechsel, 1909, No. 12 u. 13.

Beziehungen zwischen d. Gesammtstiokstoffweehsel u. d. Harns~iureaussohoidung. 147

der Harns/iure, haupts//chiieh w/ihrend der ersten TaRe der Butterperiode, trotzdem nach Entfernung des gr6ssten Theiles von Kohlehydraten der N-Umsatz eine bedeutende Steigerung erfuhr: die eharakteristiseheste Kost- ver/inderung bestand dabei in der relativen Abnahme der Eiweiss- und bedeutender Zunahme der Fettealorien. Im gleieh darauffolgenden Kohle- hydratversuehe nimmt die Harns/iure naeh Entfernung eines Theiles yon Reis trotz bedeutender Steigerung des N-Umsatzes nicht zu: die Eiweiss- calorien machen abet zu dieser Zeit noeh weniger (18,1 pCt.) als in der Vorperiode (22,5 pCt.), sogar in der Pettperiode (19 pCt.) aus. Am interessantesten ist es vielleieht 7~an sieh selbst" der IV. Versueh mit purinfreier Nahrung, in welehem iiberhaupt die niedrigsten Harns/iure- eoefficienten unter allen Versuehen zum u kamen - - durchweg unter 50 pot., in der Fettperiode wurde sogar zweimal keine Harns/iure geNnden, und zugleieh die Eiweissealorien das niedrigste Percent (12,2 pCt.) ausmaehten. Beim selben Hunde betrug der Harns~iureeoeffieient unter purinhaltiger Rest mit 18,7 pCt. Eiweissealorien in der Vor- und Nach- periode 69,7--77,4 pCt., nahezu dasselbe, was man beim Menschen in der Regel trifft.

Man k/Snnte freilieh einwenden - - die in dem lourinfreien Versuehe bestimmten Purin-und Harns/turewerthe waren an sieh sehr gering, dazu giebt die Cam ere r -Arns t e in ' s ehe Methode fiir die Riehtigkeit der kleineren Untersehiede keine Garantien, um den besproehenen Er- scheinungen eine volle Beweiskraft zumessen zu k6nnen. In der That kann man hierbei die abso lu ten tt6hen der berechneten Pereente als zuverl/issig sieher nicht anerkennen: die gegenseitigen Unterschiede der Harns/iureeoeffieienten bei eiweissreieherer und eiweiss/irmerer Nahrung - - dazu an ein und demselben Thiere - - sind doeh zu gross, um in die Grenzen des Versuehsfehlers zu fallen.

Bei alledem kommt noeh ein anderer gmstand hinzu. Ist der niedrige Gehalt an Eiweissealorien in der Nahrung Ursache einer sehwaehen Purinoxydation, so miissen sieh sowohl der Harns/iurecoettieient wie die absoluten Harnsguremengen heben, sobald man durch Zusatz yon (purin- freiem) Eiweiss die Verh/iltnisse zu Gunsten der Eiweissealorien ver'andert. In unserem Eierweissversuehe, we die Eiweissealorien yon 12,2 pot. his 18,6 pCt. verst/trkt wurden, kam es abet zu einer entscheidenden Ant- wort nicht: in der ersten H//lfte der Periode war keine Ver~;nderun'g naehweisbar, in der zweiten - - sogar eine llerabsetzung tier Harnsgure - - dasselbe zeigte der Durehsehnitt ffir die ganze Periode. In diesem Versuche war aber eine hoehgradige N-Retention vorhanden (30,5 pot.), und durfte man eben die Steigerung der Purinoxydation durch Eierweiss darin erblieken, class es gegen die Erfahrung, wenigstens in den ersten Tagen der Eierweissperiode, zu keiner Abnahme der Harns~iure ge- kommen war.

Deutlieher liegen die Verh/iltnisse in gierweissversuehen yon Kauf- mann und Mohr. Die N-Bilanzen fiihren die Verfasser nieht an: um naeh dem Umstande zu beurtheilen, dass im Harne nur ein kleiner Ueberschuss, bezw. ein kleiner Theil yon zugelegtem N sieh zeigte, war aueh in ihren Eierwoissversuchen eine starke N-Retention vorhanden.

10"

148 E. Biernacki~

Trotzdem zeigte die Harns/~ure zweimal eine kleine Zunahme gegen die Neutralperiode, und einmal hob sieh zugleieh der U-Coefficient yon 79 pCt. his auf 81 pCt., um in der nachfolgenden Controlperiode auf die noeh nicht dagewesene HShe yon 95 pCt. zu steigen. In zwei iibrigen Versuchen war der U-Coefficient herabgedriiekt, doch viel go- ringer als in Fett- und Zuekerversuehen.

Eine Steigerung der Purinoxydation dureh Eiweiss erscheint also hSchst wahrseheinlieh; es ist sehr wahrscheinlieh zugleieh, dass die Zu- nahme yon Harns/i.ure, die hier und da nach Zulagen yon purinfreiem Eiweiss eonstatirt wurde, nicht selten eben vor Allem dieser Steigerung (der Steigerung des Harns/iureeoeffieienten) ihre Existenz verdanken. Von vornherein ist es aber sicher, dass die Harns/iuresteigerungen solcher Herkunft nut reeht gering sein kSnnen, ganz einfaeh deswegen, well schon in der Regel die Harns~iure den allergrSssten Theil der Harnpurine - - beim Menschen 80--90 p C t . - ausmacht: die Steigerung der Purin- oxydation an sieh allein kann also die Menge der Harns~iure hSchstens um 10--15 pCt. vergr6ssern. Unter gegebenen bezw. gleiohen Er- n~hrungsbedingungen (gleicher exogener Purinzufuhr) ist eine bedeutende Harns/i.urezunahme nut unter gleichzeitiger Zunahme tier Gesammtpurine, d. h. Steigerung des Nucleinumsatzes, denkbar: ein bedeutend gesteigerter Harns~uregehalt unter gleichen Ern/ihrungsbedingungen weist also auf eine Zunahme des Nueleinzerfalls direct hin. Angesichts des Umstandes, class, abgesehen yon leukocytenreiehen Krankheiten wie LeukS~mie, Pneu- monie eine exquisite Harnsiturezunahme (etwa fiber 0,7--0,8 g pro die bei gemisehter Nahrung) gar nieht h/iufig vorkommt, aueh bei tier Gicht nicht, seheint die Steigerung des Nucleinumsatzes eine schwierigere Erscheinung im Organismus zu sein, als Steigerung des Abbaues yon gewShnlichem Eiweiss. ~)

Wenn betr/~chtliehere Harns/iurezunahmen naeh Aussehluss einer exogenen Herkunft vor Allem als Symptom eines gesteigerten Nuelein- umsatzes angesehen werden miissen, so soll im Gegensatz dazu die Ab- nahme der Harnsg~ure - - der Zustand, welcher his jetzt in der Klinik viel weniger gesueht und geaehtet wird, als .die Harns~urezunahme - - vor Allem und grunds/itzlieh als Zeiehen einer gesehwiiehten, verminderten Purinoxydation und eben am ehesten bei reiehlieher Purinzufuhr gelten. 2)

1) Wie die Bedingungen des NucleinumsMzes in manchen Punkten uoch dunkel sind, beweist unser Versuch II~ in welchem der HuM w~ihrend tier Vor- und Fett- periode etwa 11/2--2mal gr5ssere Harns~urewerthe zeigte~ als sonst, 2 Monate friiher odor 2 Monate sp~iter (0,15--17 mg U). Die Nahrung war gemischt, doch meistens vegetabilisch: die Ursache dieser stiirkeren Parinausscheidung konnte nicht eruirt werden.

2) Bei solcher Auffassung gewinnt eine practisch-klinische Bedeutung im Gegen- satz zu tier jetzt ~blichen Sitte ~'or Allem eine deutliche Abnahme d~r HarnsSur% und um zu wiederholen- eben bei reichlicher exogener Purinzufuhr (reichlicher Fleischnahrung). Unter solchen Bedingungen muss dagegen der Befund yon garn- s~urezunahme, besonders wenn dieselbe nicht zu hoch ist, durch eine purinfreio DiSt eontrolirt werden.

Boziehungen zwischon d. Gesammtstickstoffwechsel u. d. I{arnsSuroausscheidung. 119

Zu diesem Sehlusse wird man dureh die Gesammtheit unserer Befunde gezwungen; dieser Sehluss stimmt aber mit den gegenw/~rtig noeh stark verbreiteten Ansiehten nieht iiberein. Denn bekanntlieh spielt bisher der Begriff der Harns~iureretention bei vielen Aerzten noeh eine grosse Rolle, und vor Allem in Bezug auf die Pathogenese der Gieht. gon Gar rod stammt die noeh yon Vielen getheilte Ansieht her, dass die Zunahme der Harns~ure im Blute der Giehtiker und die Giehtanf~lle mit Ab- lagerung der Harnsguresalze in die Gelenkknorpel eben Folge der dureh die ver/inderte Durehliissigkeit der Nieren bedinggen Harns/iureretention sind. Demgem/tss ist Abnahme des Harns'/iuregehaltes im Harn Symptom einer solehen Retention, die naeh den Giehtanf~llen beobaehtete ~Harn- s~urefluth a - - eine Aussehwemmung der retinirten Harns~ure.

Gegen diese Ansi&ten sind Brugseh und Seh i t t enhe l m 1) kiirzlieh hervorgetreten: bei Verfiitterung yon Nuelein und Purinen an Giehtiker konnten sie thats~iehlieh keine Beweise der Retention eonstatiren, nur eine Verlangsamung, Versehleppung der Purinausseheidung; ausserdem zeigfe die Blutharns~iure unter diesen Bedingungen keine Zunahme. Die in unseren Versuehen naehgewiesenen Abh~ingigkeitsverh~ltnisse lassen den Folgerungen der Verfasser in Vielem beipfliehten. Dass man die M6glichkeit voriibergehender Harnsb;ureretentionen, ebenso wie iiberhaupt yon l~etentionen des Gesammtstiekstoffs nieht vSllig leugnen daft, dafiir sprieht meiner Meinung naeh das Auftreten yon Parallelen zwischen Gesammtstiekstoff und Harnsii~ure an Durehsehnittswerthen, dagegen deren h/iuflges Pehlen in Tageswerthen: die Ausseheidung beider Werthe h/fit augenseheinlieh yon Stunde zu Stunde nieht gleiehen Sehritt. Dass abet die Harns/iureretention ein entseheidendes und dominirendes Moment w~ire, so fand sieh fiir diese Behauptung vor Allem im Rahmen unserer Beobaehtungen kein Platz; es wird zugleieh die Bedeutung der Harns/iureretention als einer Grundsehiidliehkeit in der mensehliehen Pathologie reeht zweifelhaft~ indem man unter versehiedenen krankhaften Umst/~nden ebenso gut bei Nephritis wie Gieht die Parallelen zwisehen dem Gesammt-N und Harns~iure trifft - - Parallelen, welehe in sieh Sehwankungen des Harns/iureeoeffieienten als Ausdruek je naeh dem Stande des N-Umsatzes weehselnder Harns~iurebildung enthalten.

Speeiell in Bezug auf die Gieht seheinen die Ergebnisse meiner Versuehe maassgebend zu sein, indem die G e s a m m t h e i t der bisher bei der h a r n s a u r e n Dia these n a e h g e w i e s e n e n S to f fweehse l - ve r i inde rungen eine sehr grosse Aehn l i ehke i t , in manehen P u n k t e n v ie l l e i eh t eine Ident i t / i t mit den jen igen zeigt, welehe in unse ren ~ U e b e r e r n ~ h r u n g s v e r s u e h e n '~ z u m V o r s e h e i n k a m e n . Es sei dieser Thatsaehe eine kurze Bespreehung gewidmet: sie ist desto interessanter, als bekanntlieh die /irztliehe Erfahrung der Ueberern~ihrung die grSsste Bedeutung bei der Entstehung der harnsauren Diathese in vielen F/fllen zusehreibt. Vor Allem weist der Versueh VII darauf hin~ wie dureh einen vorangehenden Calorieniibersehuss (mittelst Fet t )e ine

1) 1. c.

150 E. Biernacki,

Besehr/inkung (,Sehw/ichung") des N-Umsatzes herbeigefiihrt werden kann - - die Thatsache, die zuerst yon v. Noorden und Vogel fiir die Gieht erwiesen, und dann yon vielen Forschern [Sehmoll , A. Magnus- Levy1)] best/~tigt und betont worden ist. In der 6t/igigen Vorperiode dieses Versuches betrug die N-Bilanz --4 ,9 pCt., der Hund nahm yon 5620 g auf 5500 g a b ; in der Nachperiode betrug die N-Bilanz bei gleicher Kost @18,3 pCt., indem das Thier an Gewicht fast nichts verlor (5790 und 5740 g). Freilieh kann man hierbei, wie besonders im ganz /ihnlichen Versueh II (Steigerung der N-Retention in der Nachperiode bis -t-20,5 gegen die Vorperiode @ 14,7 - - Zunahme des Gewiehtes w/ihrend der Fettperiode von 8990 g bis 9650 g) die Beschr/inkung des N-Um- satzes auf den sparenden Einfluss des wiihrend der Fettperiode gebildeten Fettpolsters zuriickfiihren : dass dabei aueh das andere Moment - - der N-Ab- bau schw/iehende Einfluss der vorangegangenen Ueberern~hrung ,an sich"

von Bedeutung sein konnte, diirfte nieht angesiehts des Versuchs V yon der Hand gewiesen werden. Denn in diesem Versuehe betrug die N-Bilanz in der ganzen Nachperiode @5,5 pCt. gegen - -0 ,5 pCt. tier Vorperiode und zugleich nahm das Gewieht im Laufe der Nachperiode allm/thlich ab und ebenso stark wit in der Vorperiode: die N-Bilanz hob sich (bis ~ 12,4 pCt.) eben in der zweiten Htilfte der Nachperiode, w/ihrend sic in der ersten gleieh naeh Entfernung der Butter negativ (--1,4 pCt.) war. Als eine Erg~nzung kann tier Versueh III dienen, in welehem sowohl in der Vor- wie Fettperiode der tlund langsam, doch constant an Gewicht abnahm: 9720--9650 und 9550 g, und in der Naeh- periode bei gleicher Grundnahrung im Laufe yon 6 Tagen yon 9550 auf 9900 g stieg.

Eben seheint vor Allem das Fett eine ,vermindernde" Nachwirkung auf die Abbauvorg/inge entwickeln zu kSnnen. Im Zuekerversuehe (VI) nahm in der That die N-Bilanz in der Naehperiode von -4-15,5 pCt. der Vorperiode auf -4-8,8 pCt. ab und der Hund (derselbe wit im Vet- such VII)nahm an Gewicht ab, w/ihrend er in der Vorperiode unter gleichen Ern/ihrungs- (aueh sonstigen) Bedingungen an Gewieht (yon 5290 g auf 5400 g) gewann.

In den zwei ersten Versuehen bewirkte das Fett gegen das gew6hn- liehe Verhalten eine kleine Steigerung des N-Umsatzes (/~hnlieh demjenigen, was im B_ungerzustande bei Verabreiehung yon Fett vorkommt): aller- dings handelte es sieh hierbei nieht um diejenigen starken Steigerungen der N-Ausfuhr bei der Gieht, die den Eindruek eines toxogenen Eiweiss- zerfalls auf v. Noorden und Andere machten. Es kamen aber im Laufe unserer Beobaehtungen starke Schwankungen des N-Umsatzes zum Vorsehein, siehe Versueh V, die fiir die Gieht aueh 6fters verzeichnet sind.

Nit den StSrungen des N-Wechsels gingen manehe StOrungen des Mineralstoffweehsels einher, die fiir die Gicht festgestellt sind: so im gersueh V war nebst N-Umsatzbeschr~nkung in der Naehperiode aueh Besehr/inkung der Phosphors/~ureausfuhr vorhanden. Unter Einfluss yon

1) Vorgl. v. Noorden's Handbuoh. Bd. II. S. 139ff. 1907.

Beziehungen zwischen d. Gesammtstickstoffwechsel u. d. Harns~ureausscheidung. 151

Fet~ und Zucker werden Chlor und Alkalimetalle retinirt nebst nach- folgender Verarmung des Harns an Natrium, was eine Bedingung yon Harnsii.uresedimenten (Ueberwiegen yon Mononatrium- fiber Dinatrium- phosphat) mit sieh bringen kannl).

Als Folge der Nahrungsiiberfettung wurde welter Zunahme yon Aminos/~uren, bezw. yon Verbindungen mit schwer abspaltbarem Stick- stoff (organisehe Suboxyde)gefunden; auf der anderen Seite beriehtet I g n a t o w s k i und nach ibm Andere 2) fiber den Befund yon Glykocoll im Ham der Gichtiker, worauf Kionka a) eine neue Theorie des Gieht- anfalls und harnsaurer Ablagerungen schuf. Gegen diese Theorie und tiberhaupt gegen die 7~Sehwgehung ~ der Oxydation von gew~ihnliehem Eiweiss bei der Gieht treten neulieh Brugseh und Seh i t t enhe lm auf, indem sie in einigen ihrer Giehtf2ille keine Zunahme der Aminosiiuren fanden, auch in einem Versuehe keinen (Jntersehied zwisehen dem q uantitativen Ausseheidungsverhalten des verfiitterten Glykocoli bei dem Giehtiker und dem Gesunden fanden. Bei raeemisehem Alanin waren jedoeh die Ergebnisse etwas zu Ungunsten der Gieht ausgefallen, so dass die Prage noeh als often gelten muss.

Die griisste Uebereinstimmung zwisehen der Gieht und den Ueber- ern~thrungsversuehen seheint abet eben in Bezug auf den Purinweehsel zu herrschen. Im Versueh I] haben wir nebst der Steigerung des N-Umsatzes aueh eine Steigerung der Harns~iureausseheidung gesehen; viel h/iufiger abet als Ausdruek der N-Umsatzbesehr~nkung fiel uns die Abnahme der Harnsiture auf, was aueh fiir die Gieht immer mehr als

eharakteristischer und eonstanter Befund sieh erweist. Und eben er- weist es sich zugleich ziemtieh wahrseheinlieh, class die U-Iter~bsetzung bei der Gieht yon demselben Grundmomente herriihrt, wie in Ueber- ernithrungsversuehen, d .h . yon einer Herabsetzung der Harns~iure- bildung. Es hat sehon Kol i seh 4) bemerkt, dass der Harnsiiure- coefficient bei der Gieht geringer ist als der in Norm, bezw. dass bei der Gieht relativ (vielleicht aueh absolut) mehr Purinbasen und weniger Harns~ure ausgesehieden wird, als in der Norm: er leitete daraus seine ,Alloxurkbrperdiathese" als Grundsehb;dliehkeit der Gieht ab. Kol i seh ' s Ansiehten und Befunde haben wegen der yon ihm angewandten tehler- haften Methodik keine Anerkennung gefunden: es weisen aber Brugseh und Seh i t t enhe lm 5) ausdriicklieh darauf hin, dass, wenn aueh in ihren mit ganz zuverl~issigen Methoden bearbeiteten F~llen die Basen-N-Menge bei der Gieht sowohl absolut wie relativ in normaler Breite ausgesehieden wird, doeh ,die Tendenz des Verhaltnisses U-N:Basen-N nieht naeh

1) N~iheres daniber siehe meineArbeit : Centralbl. f. Stoffwechs. 1909. No. 12u. 13. 2) Vergl. Brugsch und Schittenhelm, 1. c. S. 538. 3) Kionka's hrbaitan s. Zeits&r. f. experim. Pathol. u. PharmakoI. Bd. II.

1905; Bd. lI[. 1906; Bd. V. 1908. 4) Kolisch, Ueber das Wesen und Behandlung der uratisehen Diathese. Stutt-

gart 1895. 5) 1. c. S. 519--520 und 551--552.

152 E. Biernacki,

der oberen, sondern naeh der unteren Grenze der normalen Breite hin- geht". An einer anderen Stelle sprechen diese Autoren vom niedrigen endogenen Harns~urewerth im Urin, erniedrigter und verschleppter exogener Harns~iure- und relativ vermehrter exogener Purinbasen- ausscheidung bei Verfiitterung yon Nucleinen an Gichtiker.

Den Einfluss der N-Umsatz beschri/nkenden Momente auf den Purin- wechsel haben wir als ~Sehw/iehung a dieses Wechsels bezeichnet; ganz /~hnlieh, denn als Verlangsamung, Verminderung des ganzen Purin- w e c h s e l s - Verlangsamung der Purinbasenumbildung, verlangsamte Harns~urebildung aueh Harns&urezerstSrung bezeichnen Brugseh und S e h i t t e n h e l m auf Grund ihrer ausgedehnten und 'sorgf~ltigen Beob- aehtungen und Experimente als die wesentliehe Stoffwechselanomalie der Gicht. Als eine wesentliehe und dazu a u s s e h l i e s s l i c h e , denn indem die Verfasser die yon Kionka angenommene ::Sehwiiehung ~ der Harn- stoffbildung (des harnstoffbildenden Fermentes) verwerfen, weiter, wie erw/~hnt, keine Aminos~turezunahme und dergleiehen bei der Gieht eon- statiren und endlieh - - um zu betonen - - die bekannten StSrungen des Gesammt-N-Weehsels bei der Gieht in ihren Ausfiihrungen unberiieksiehtigt lassen - - sprieht ihrer Meinung nach alles dagegen, ,dass der Eiweiss- stoffweehsel irgendwie l~dirt ist; die StoffweehselstSrung ist vielmehr aussehliesslich auf den Nucleinansatz besehriinkt".

Ob derartige i so l i r t e StoffwechselstSrungen iiberhaupt existiren kSnnen, erseheint schon grunds/~tzlich reeht zweifelhaft, eben im Liehte unserer, iibrigens aller analogen Versuehe und Beobaohtungen, in welchen die Ver/inderungen des Purinwechsels stets mit den Verb:nderungen d e s Gesammt-N-Umsatzes als eongruente Folgen bezw. nut als Theil- erseheinungen der StSrung des Gesammt-N-Umsatzes auftraten. Freilieh fallen bei der Gicht manehe Symptome der Purinweehselst6rung (Harn- sedimente, harnsaure Ablagerungen) sehon der groben Perception auf: darin liegt auch der psyehologisehe Grund, dass diese Erkrankung seit langem so vielen als eine ::Harns/iurekrankheit a imponirt. Gem/iss der Gesammtheit der Stoffwechselanomalien erscheint aber die Gicht eher als eine StSrung (,Sehw'aehung~5 des Gesammt-N-Weehsels, analog der ,,Sehw/iehung" des Kohlehydratweehsels im Diabetes, mit welehem die harnsaure Diathese so h~ufig in Combinationen tritt. Auch treffen thera- peutisehe Bestimmungen, die nur StSrungen des Nueleinumsatzes im Auge behalten~ kaum das Riehtige: iibrigens erseheint es aueh reeht zweifel- haft, ob es wirklich therapeutisehe Maassnahmen g~be, die den Purin- wechsel isolirt beeinflussen k6nnten, ohne den iibrigen N-Umsatz zu beriihren. MSgen z. B. thats/tehlieh reiehliche Nucleine in der Nahrung fiir die Giehtiker sch~dlich sein, so kann dabei der Ausgangspunkt in der Beeintr~ehtigung des gesammten N-Weehsels dureh reiehliehe Nueleine liegen.

Gelegentlieh' sei darauf aufmerksam gemaeht, dass die /irztliehe Empirie, die in der Ueberern/ihrung ein in der Gieht/itiologie wiehtiges Moment sieht und andererseits die grSsste 3I/tssigkeit beim Essen fiir die Giehtiker seit lange empfiehlt, eine rationelle Erg~inzung dureh die

Boziehungen zwisGhen d. Gesammtstickstoffwechsel u. d. Harns~ureausscheidung. 153

Ergebnissc unserer Versuche crf/thrt. Specicll muss das in Bezug auf die Fctte betont wcrden und desto meh 5 als, wie ieh aus eigener Er- fahrung bestiitigen kann, manche Aerzte, besonders diejenigen, die an der Harns/~urezunahme als Primum movens der Gichterscheinungen fest- halten, die Abnahme der Harnss durch Fett als eine ,Tniitzliche" Erscheinung verstehen, und demgem/iss - - nieht selten sieh selbst! - - reichlichen Fettgenuss bei der Gieht empfehlen. Wie es eben auseinander- gesetzt wurde, kann indessen die Nahrungsiiberfettung an sieh selbst, auch ohne Mitexistenz des Calorieniiberschusses ebcnso gut den Abbau des gewShnliehen Eiwcisses wie den Purinwechsel ,sehwiichenCk