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Page 1: Ü BERSICHT 1.Einleitung/Basisdaten 2.(Psychologisch bedeutsame) Besonderheiten des Internets 3.Internetsucht: Versuch einer Einordnung 4.Prävalenz 5.Komorbidität
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ÜBERSICHT1. Einleitung/Basisdaten2. (Psychologisch bedeutsame) Besonderheiten des

Internets3. Internetsucht: Versuch einer Einordnung4. Prävalenz5. Komorbidität und Ätiologie6. Erhebungsinstrumente7. Kritik am Konzept „Internetsucht“8. Therapie9. Fazit

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EINLEITUNG/ BASISDATEN

• Massive Verbreitung der Massentechnologie Internet• 2007: 1,23 Mrd. Internetnutzer (Bitkom)

2010: 1,8 Mrd. (Computer Industry Almanac)

• Nutzung privat und beruflich

♀ exzessivere Nutzung, suche nach Ablenkung und Zerstreuung

♂ Internet als Kommunikationsplattform

• 1995 Scherzdiagnose „Internetsucht“ von Goldberg

• Heute: Große Aufmerksamkeit in den Medien, viele Ratsuchende, kommerzielle Verbreitung von Ratgebern

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(PSYCHOLOGISCH BEDEUTSAME) BESONDERHEITEN DES INTERNETS

1. Anonymität

• Nur was genannt wird auch bekannt ;-)

• Oft Nicknames, Avatare, Sprache, etc.in Form des Idealselbst oder genau dem Gegenteil

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(PSYCHOLOGISCH BEDEUTSAME) BESONDERHEITEN DES INTERNETS

2. Gefühl der Sicherheit

• Kontrolle in vielerlei Hinsicht, Anonymität

• Erhöhte emotionale Risikobereitschaft:

Flirts, persönliche Fragen und Offenbarungen, kritische Feedbacks,…

• Freundschaften ohne Verbindlichkeiten möglich!

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(PSYCHOLOGISCH BEDEUTSAME) BESONDERHEITEN DES INTERNETS

3. Permanente Verfügbarkeit, nie alleine, alles möglich, egal wo

4. Virtuelle Parallelwelt

Der Wunsch nach mehr kann virtuelle und reale Welt verschwimmen lassen.

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INTERNETSUCHT: VERSUCH EINER EINORDNUNG

Sucht oder Störung der Impulskontrolle?

• Internetsucht weder in ICD-10 noch im DSM-IV aufgeführt

• Übertragbare diagnostische Kriterien DSM-IV:

„substanzgebundene Abhängigkeit“ („Sucht“)„pathologisches Spielen“ (Unterform Impulskontrollstörungen)

>Uneinigkeit in der Forschung!

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Sucht oder Störung der Impulskontrolle?

Pathologisches Spielen, DSM IVBeispielhaft Young:

•Länger online als vorgenommen?•Flucht vor Problemen?•Verstimmt, wenn Nutzung beendet?

Substanzgebundene Abhängigkeit, DSM IVBeispielhaft Griffith:

•Toleranzentwicklung?•Entzugserscheinungen?•Konflikte?

Hahn/Jerusalem: 5 Kriterien stimmen mit allen Arbeiten überein:•Einengung des Verhaltensraums•Kontrollverlust•Toleranzentwicklung•Entzugserscheinungen•Negative soziale und personale Konsequenzen

INTERNETSUCHT: VERSUCH EINER EINORDNUNG

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Sucht oder Störung der Impulskontrolle?

• Internetsucht eskalierte Normverhaltensweise

• Auf Medium ausgerichtetes Extremverhaltensweise >Internet nicht Ursprung, sondern nur Austragungsort des Verhaltens

• Wandel von Betrachtung des Mediums als Ursache hin zu Konzentration auf die Persönlichkeit des Individuums.

INTERNETSUCHT: VERSUCH EINER EINORDNUNG

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• Keine einheitliche Definition

• Variiert zwischen 3 und 79,8% (!)

• Stichproben selektiv, non-repräsentativ!

• Cut-Off-Werte willkürlich

• Unterschiedliche Erhebungsinstrumente

• Selbstauskünfte bzgl. einer Sucht

PRÄVALENZ

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• Internetsucht tritt oft mit anderen Störungen auf

• Unterscheidung primäre und sekundäre Internetsucht

(„führt Depression zu exzessiver Netznutzung oder macht diese depressiv?“)

• Kausalitäten unklar!

• Geschlechtsunterschiede nicht nachgewiesen

• Befunde zu Zshg. Selbstwertempfinden und Internetsucht widersprüchlich

• Keine Vorhersage aus Persönlichkeitsmerkmalen wie sensation seeking möglich

KOMORBIDITÄT UND ÄTIOLOGIE

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ERHEBUNGSINSTRUMENTEFragebögen

• Viele Tests, aber kaum wissenschaftliche

• Fragebögen am weitesten verbreitet

Bsp: 8-Item-Fragebogen (Young)

Kritik: Statt mind. 5 von 10 Kriterien des pathologischen Spielens im DSM-IV sollen nun 5 von 8 erfragten Kriterien zur Diagnose einer Online-Sucht reichen

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Klinisches Interview (nach Beard)

• Deutlich näher am Individuum

• Motivationaler Zustand des Klienten (6 Phasen) erfragt

• Biologische Faktoren (Sucht-Probleme in Familie, medizinische Symptome wie Karpaltunnelsyndrom,…)

• Psychologische Faktoren (psychologische Vorerkrankungen, weitere Störungen, Kogn., Emotionen…)

• Soziale Faktoren (Freunde, Arbeit, wo die stärkste Nutzung,..)

• Biologische Faktoren „gibt es einen Zshg. zwischen Ihrer Internetnutzung und Ihrem Schlafverhalten?“

• Psychologische Faktoren „Wie fühlen Sie sich, wenn Sie das Internet nicht nutzen?“

• Soziale Faktoren „Wie zufrieden sind Sie mit ihren Beziehungen?“

ERHEBUNGSINSTRUMENTE

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• Angst vor neuer Technologie lässt Internet „verteufeln“

• Pathologisierung von online-Beziehungen (tatsächlich nur „anders“)

• Internetnutzung kann auch positve Entwicklungen fördern

KRITIK AM KONZEPT INTERNETSUCHT

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THERAPIE

• Onlineberatung sinnvoller Erstkontakt

• Präzise Differentialdiagnostik

• Kognitiv-Behaviorale-Therapie zur Begrenzungu.a. auch mit Hilfe von Psychopharmaka

• Einige Experten lehnen Therapieempfehlung ab, da Störungsbilder zu verschieden

• Einigkeit bei den Zielen:Keine vollständige Abstinenz, sondern kontrollierter Umgang

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FAZITKenntnisstand:• Viel Publikation, wenig Empirie• Erhebliche Defizite in der Forschung

Kaum Repräsentativität, unklare Abgrenzung zu anderen Störungsbildern, Kausalitäten ungeklärt,…

• Ergebnisse von heute morgen gültig? • Problem der Grenze exzessiv – pathologisch

Gefordert:• Valide Längsschnittstudien• Psychotherapeuten müssen mit moderner Kommunikation

vertraut werden

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EXKURS: 6 PHASEN DER MOTIVATION

1. Keine Problemeinsicht, Resistenz (Precontemplation)

2. Vor- und Nachteile des problematischen Verhaltens werden bewußt (Contemplation)

3. Phase der Selbstreflektion, die in Änderungswillen endet (Decision)

4. Planung und Duchführung der Intervention (Action)

5. Zielerreichnung (Maintenance)

6. Phase erhöhter Rückfallgefahr (Relapse)