trialog 02/2012-oft trank ich vonmorgens bis abends

12
4|2006 www. heilsarmee.ch Magazin für ein Leben voll Hoffnung /2 2006 ¥ 2. Jahrgang „’Tarzan’ haben sie mich damals in der Pfadi getauft - wohl weil ich so gern auf Bäume kletterte!” Alex Mettier* wird später Förster, denn er findet in der Natur alles, was ihm Freude macht. Bis die Natur, ein Zeckenbiss, ihm al- les nimmt – Arbeit, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen: Eines Morgens lässt er mehrmals seine Zahnbürste fallen, kann keine Zeitung mehr lesen, geschweige denn zur Arbeit gehen. Da die Ärzte die Ursache nicht herausfinden und nicht gezielt behandeln können, wird sein Zustand immer schlimmer. Er verliert seine Arbeit, kann den Haushalt kaum noch meistern. „Dafür sass ich immer häufiger im Ad- ler, einer Beiz gleich bei mir um die Ecke. Manchmal war ich nur ein paar Stunden dort, an anderen Tagen trank ich von morgens bis abends durch.” Der Adlerwirt benachrichtigt die Heils- armee. Sie nimmt mit Alex Mettier Kontakt auf, bietet ihm eine Wohn- und Arbeitsmöglichkeit in Rombach an. Er fängt bei Null an, fasst wieder Fuss und arbeitet sich zurück ins Leben … Mehr dazu auf Seite 10. Für Menschen, die den Boden unter den Füssen verloren haben, ist es wichtig, so schnell wie möglich wieder eine sinn- volle Aufgabe zu haben. Darum bietet die Heilsarmee schweizweit über 200 geschützte Arbeitsplätze an. * Name geändert von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 2 | 202 9 Chauffeur mit Doktortitel Gesellschaft 5 Schneller Fall – langsamer Aufstieg Mittendrin Heilsarmee hilft in Burma Am Werk „Oft trank ich von morgens bis abends” Die Heilsarmee bietet geschützte Beschäftigungsplätze an (Symbolbild).

Upload: heilsarmee-armee-du-salut

Post on 07-Mar-2016

220 views

Category:

Documents


1 download

DESCRIPTION

„Oft trank ich von morgens bis abends”

TRANSCRIPT

Page 1: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

4|2006�

www.heilsarmee.ch

Magazin für ein Leben voll Hoffnung �/2 2006 ¥ �2�. Jahrgang

„’Tarzan’ haben sie mich damals in der Pfadi getauft − wohl weil ich so gern auf Bäume kletterte!” Alex Mettier* wird später Förster, denn er findet in der Natur alles, was ihm Freude macht. Bis die Natur, ein Zeckenbiss, ihm al-les nimmt – Arbeit, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen: Eines Morgens lässt er mehrmals seine Zahnbürste fallen, kann keine Zeitung mehr lesen, geschweige denn zur Arbeit gehen. Da die Ärzte die Ursache nicht herausfinden und nicht gezielt behandeln können, wird sein Zustand immer schlimmer. Er verliert seine Arbeit, kann den Haushalt kaum noch meistern.„Dafür sass ich immer häufiger im Ad-ler, einer Beiz gleich bei mir um die

Ecke. Manchmal war ich nur ein paar Stunden dort, an anderen Tagen trank ich von morgens bis abends durch.”Der Adlerwirt benachrichtigt die Heils-armee. Sie nimmt mit Alex Mettier Kontakt auf, bietet ihm eine Wohn- und Arbeitsmöglichkeit in Rombach an. Er fängt bei Null an, fasst wieder Fuss und arbeitet sich zurück ins Leben … Mehr dazu auf Seite 10.Für Menschen, die den Boden unter den Füssen verloren haben, ist es wichtig, so schnell wie möglich wieder eine sinn-volle Aufgabe zu haben. Darum bietet die Heilsarmee schweizweit über 200 geschützte Arbeitsplätze an.* Name geändert

von Mensch zu Mensch zu Gott zu Mensch 2 | 20�2

9 Chauffeur mit Doktortitel

Gesellschaft

5Schneller Fall – langsamer Aufstieg

Mittendrin

��Heilsarmee hilft in Burma

Am Werk

„Oft trank ich von morgens bis abends”

Die Heilsarmee bietet geschützte Beschäftigungsplätze an (Symbolbild).

Page 2: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

DIALOG

2|20�22

ImpressumGründer: William Booth Generalin: Linda Bond Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Territorialleiter Franz Boschung

Leiter Marketing und Kommunikation:Martin KünziRedaktionsleiterin:Gabrielle KellerHeilsarmee Hauptquartier, Postfach 6575, Laupenstrasse 5, 3001 BernTelefon: 031 388 05 91, Fax 031 388 05 88,[email protected]

Redaktionsteam TRIALOG:Elsbeth Cachelin, Redaktorin, ([email protected]), Yves Landis, Timon Stettler, Daniela Zurbrügg

Layout:Rolf Messerli, HQ, BernDruck: Ast & Fischer AG, WabernAuflage: 12'000

Jahresabonnement TRIALOG(erscheint siebenmal jährlich)Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–***Ausland / **Luftpost

Bildnachweis:S. 1, 10, 11 : Gerry Nitsch ; S. 2, 3, 4, 11 (un-ten) : ZVG ; S. 5, 12 : Jonas Spengler/Cache-lin ; S. 6 : Iseli/Cachelin ; S. 7 : Kellerabteil Flickr / Iseli ; S. 9 : Cachelin / jude and mark Flickr

Umfrage Seite 2:Bernhard Hottiger

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Bei Null anfangen

Liebe Leserinnen und LeserSo schlagartig es aus den Fugen geraten kann, so langwierig kann der Wiederaufbau sein: Dieser TRIALOG berichtet über Men-schen, die ihr Leben bei Null beginnen mussten. Jürg Messerli und Alex Mettier erzählen, wie sie nach einem Einbruch in ihr Leben wieder Fuss gefasst haben und was sie von der Zukunft

erwarten. Beide Männer stellten sich mutig einer schwierigen Herausforderung und setzen ein Hoffnungszeichen für Menschen, deren Leben ebenfalls aus dem Ruder gelaufen ist (Seiten 5 und 10).Bei Alex Mettier trägt die Heilsarmee dazu bei, dass er wieder Boden unter die Füsse kriegt. Damit erfüllt sie ihren Auftrag: Menschen, die aus der Bahn geworfen wurden, erhalten Hilfe zum Neustart. Sei es durch einen betreuten Wohn- oder Arbeitsplatz, durch Beratung oder Überbrückungshife. Daneben nimmt sich die Heilsarmee stets auch Zeit, um zuzuhören und den Hilfesuchenden seelsorgerlich beizustehen: Und immer wieder gibt es Menschen, die im Glauben an Jesus Christus für ihr Leben Halt und Hoffnung finden.Auch Ruedi Linder zeigt und macht Mut zu Neuem: Der Frauenarzt liess sich zum Lastwa-genchauffeur ausbilden. Mehr dazu auf Seite 9.Falls auch Sie vor Neuem stehen, ob aus freiem Entscheid oder dazu gezwungen, wünschen wir Ihnen von Herzen den nötigen Mut, die Hilfe Gottes und gutes Gelingen!

Abwechslungsreiche Er-nährung und Bewegung sind sicher das Ziel von jedem. Ich denke, dass bei der Ernährung alles erlaubt ist, sofern man es massvoll geniesst. Daneben hält mich meine Familie mit aller Arbeit im Haus in Schuss. Die täglich wich-tige Frischluft bekomme ich auf den Spaziergängen mit dem Hund.

Ines Allenbach, 43

Um fit zu sein, gehe ich zweimal pro Woche ins Fitnessstudio; am Wo-chenende kommen andere sportliche Aktivitäten hinzu. Ich spiele Fussball und Tennis oder gehe ab und zu squashen. Da ich beruflich in den S-Bahnen oder draussen unterwegs bin, achte ich auf die Er-nährung, um nicht krank-heitsanfällig zu sein.

Michael Studer, 21

Einerseits achte ich da-rauf, abwechslungsreiches Essen auf den Tisch zu bringen. Anderseits kaufe ich selten salzige und süsse Knabbereien – so kommt man gar nicht erst in Versuchung! Im Alltag bewege ich mich viel, oft auch im Freien, und nicht zuletzt treibe ich zweimal pro Woche Sport.

Eveline Galsterer, 44

So halte ich mein Gewicht Stein des AnstossesIn der Alltagssprache gibt es Ausdrücke und Redewendungen, die aus der Bibel stammen. Wir stellen sie Ihnen vor.

Das einzige sichere Lebensfundament ist Christus. Paulus macht das im Brief an die Römer (9,33) klar. Allein der Glaube und das volle Vertrauen in den Erlöser gibt Lebenssicherheit. Wer an ihn glaubt, hat nicht auf Sand, sondern auf Felsen ge-baut. Das erfassten die Zeitgenossen von Jesus nicht. Für sie war das Einhalten des Gesetzes der sichere Weg zu Gott. Auch heute suchen die Menschen eigene Wege und Sicherheiten. Wer nicht erkennt, dass Jesus Fundament und Eckstein des Lebens ist, für den wird Christus zum „Stolper-stein” zum „Stein des Anstosses”. Denn weder gute Werke noch Zugehörigkeit zu einer Kirche bringen uns das Fundament für das Leben, allein Christus.

Theo Stettler, Heilsarmeeoffizier im Ruhestand

S. 1, 10, 11: Gerry Nitsch; S. 2, 3, 4, 11 (unten): ZVG; S. 5, 12: Jonas Spengler, Cachelin; S. 6: Iseli, Cachelin; S. 7: kellerabteil Flickr, Iseli; S. 9: Cachelin, jude and mark Flickr;

Page 3: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

LEBENSHILFE • RATGEBER

2|20�23

Damit der Körper mit sämtlichen Nähr-stoffen versorgt wird, benötigen wir abwechslungsreiche Ernährung. Ein Zu-viel, aber auch ein Zuwenig an gewissen Nährstoffen führt zu Problemen. Wäh-rend nicht weit von uns Menschen an Mangelernährung sterben, konsumieren wir Tabletten gegen Bluthochdruck, Ge-lenkprobleme und andere Beschwerden, welche oft durch ein Zuviel an Nähr-stoffen verursacht werden.

Leere VersprechenGewichtsreduktion und Diät sind Schlagworte unserer Zeit. Kaum eine Zeitschrift, die nicht ihre eigene Diät propagiert, und kein Buchladen ohne Regal voller Ratgeber zur Gewichtsre-duktion. Aber viele Diäten halten nicht, was sie versprechen, und häufig folgt auf eine schnelle Gewichtsabnahme eine ebenso rasante Gewichtszunahme.

Diät-Angebote werden zu Fallen Jasmine Hari

Welchen Versprechungen im Diätangebot kann man trauen? – Mit gesun-der Ernährung fördern und erhalten wir unsere Gesundheit, Leistungsfä-higkeit und nicht zuletzt auch unsere Lebensfreude.

Mehr Bewegung, weniger essenEigentlich wäre es so einfach. Das Ver-hältnis zwischen Energiezufuhr und -verbrauch muss bei einer sinnvollen Ernährung ausgeglichen sein. Liegt die Energiezufuhr über dem -verbrauch, wird die überschüssige Energie als Fett gespeichert. Folge: Gewichtszunahme. Im umgekehrten Fall, also bei negativer Energiebilanz, wird das gespeicherte Fett abgebaut. Folge: Gewichtsabnahme. Wer abnehmen möchte, muss also für eine negative Energiebilanz sorgen. Das Geheimnis des gesunden Abnehmens ist sehr einfach – mehr Bewegung, we-niger essen. Erreicht wird dies nicht mit plötzlichen Höchstleistungen oder einer drastischen Abmagerungskur. Versuchen Sie, langfristig zu planen. Für den Kör-per ist eine langsame Umstellung am besten.

Geduld ist gefragtGeduld ist die wichtigste Tugend, wenn die Ernährungsumstellung von Dauer sein soll. Und um durchzuhalten, braucht es neue Gewohnheiten und Vorlieben: Auf die Dauer ist man nur mit einer be-liebten Kur erfolgreich. Solange man notgedrungen ungeliebte Sachen isst, ist die Umstellung der Ernährung nicht abgeschlossen. Wer dauerhaft abnehmen will, soll über seine vielleicht versteckten Gewohnheiten nachdenken, ehrlich zu sich sein und anschliessend Veränderung schaffen – eventuell mit Unterstützung einer Fachperson.

Apfel statt Süsses? – Jasmine Hari mahnt zur Geduld beim Abmagern.

Tipps

Legen Sie sich ein Notizbuch an, in dem Sie alles notieren, was Sie es-sen. Trinken Sie pro Tag zwei bis drei Liter Wasser. Der Körper kann nur schwer zwischen Durst und Hunger unterscheiden.Versuchen Sie, zwei- bis dreimal in der Woche Sport zu treiben. Sport lenkt vom Essen ab und mindert das Hungergefühl.Geniessen Sie das Essen. Bewusstes Essen hilft erkennen, ob man wirk-lich hungrig ist oder nur aus Lange-weile oder Gewohnheit isst. Essen Sie wenn immer möglich mit Messer, Gabel und Löffel. Fingerfood sollten Sie nur selten einsetzen. Beschäftigen Sie sich mit positiven Dingen und denken Sie nicht ständig ans Abnehmen. Sonst stressen Sie den Körper und Stress macht dick. Motivieren Sie sich mit dem Endziel oder mit Teilzielen.Suchen Sie kompetente Unterstüt-zung.

Jasmine HariErnährungsbetreuung und Beratung Kanderstegstrasse 453714 Frutigen

www.ernährung-bei-jasmine.ch

Page 4: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

PEOPLE

2|20�24

Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor:

Siegfried Bon-gartz will einen

Glauben mit Auswirkungen

„Waaas, du arbeitest bei der Heilsar-mee!” – Diesen Ausruf hört Alexandra Colman immer wieder aus ihrem Um-feld. Sie schätzt den wertfreien Umgang im Altersheim Lorrainehof: „Wenn ich ins Heim komme, merke ich immer wie-der, welch offenen Geist die Heilsarmee vertritt.” Dieser wird spürbar gelebt, sowohl gegenüber Heimbewohnern wie auch Mitarbeitenden ohne christlichen Hintergrund. „Diese Haltung entspricht meinem Menschenbild und so kann ich mit Freude meine Arbeit als Pflege-dienstleiterin tun.”

„Arbeit erfüllt einen nur dann, wenn man sie mit innerer Überzeugung verrichtet”, betont Siegfried Bongartz. Sonst tue man nur einen „Job”, was auf Dauer stressig, krankmachend und unhaltbar sei. „Bei der Heilsarmee ist das anders. Ich ar-beite nicht nur mit meinem Kopf, son-dern auch mit meinem Herzen, meinem Geist, meinem Glauben, meinen Über-zeugungen, meinen Fähigkeiten, meinen Talenten. Alles fliesst ein”, so Siegfried Bongartz. In seinem ersten Jahr als Verantwort-licher vom Männer- und Frauenwohn-heim in Basel staunte er über das En-gagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das hat ihn angespornt und ermutigt, konzeptionelle und bauliche Reformen in den Häusern anzugehen, um diese den heutigen Bedürfnissen an-zupassen. „Dabei bin ich dankbar für die breite Unterstützung und das grosse Ver-

Unterwegs mit Menschen. So könnte man die Aufgabe von Heilsarmeeoffizier Rolf Schuiver zusammenfassen. Nach einem Theologiestudium auf St. Chrischona dient der gebürtige Ostfriese heute Gott im Korps Brienz und begleitet als Hirte seine Gemeinde: „Ich finde es spannend, den verschiedenen Charakteren zu begeg-nen und mit ihnen unterwegs zu sein.” Nachdem er in Hamburg die Heilsarmee kennen (und lieben) lernte, ist er gespannt auf die Herausforderungen, die sich ihm noch stellen werden.

ständnis, das ich bei Mitarbeitenden und Vorgesetzten erlebe. Das zeigt mir, wie beweglich die Heilsarmee ist!” Was ihn an der Heilsarmee besonders begeistert, ist die Umsetzung des Glaubens entspre-chend dem Motto „glauben & handeln”. „Es gibt keinen Platz für Frömmelei. Der Glaube hat praktische Auswirkungen, ist bodenständig. So kann ich mich mit mei-ner inneren Überzeugung ganz einbrin-gen und bin voll dabei.”

Alexandra Colman schätzt

Offenheit der Heilsarmee

Rolf Schuiver: von Hamburg

nach Brienz

„Was soll ich mit meinem Leben anfan-gen?”, fragte Florina German Gott als Ju-gendliche. Im Sinn hatte sie „etwas mit Medien” und Gott bestätigte diesen Plan. Heute ist sie Journalistin und arbeitet in der Redaktion der Heilsarmee in Bern. Auf den vielen Etappen dorthin, gerade in den schwierigen Zeiten im Ausland, hat sie verstanden: Gott geht immer mit ihr. „Es geht nie alles glatt”, sagt sie. „aber ich halte daran fest, dass Gott mich versorgt.” Denn das erlebt sie täglich.

Florina German: „Gott ist mein

Versorger”

Markus Zünd leitet seit fünf Monaten – nach dreijährigem Englandaufenthalt – zusammen mit seiner Frau Renée die Heilsarmeegemeinde in Basel: „Jeden Tag werde ich herausgefordert! Sei es durch neue Begegnungen, durch eine neue Aufgabe, durch einen Satz aus der Bibel oder durch ein Telefon meiner zweijährigen Enkelin!”. Der Einladung der Bibel „Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden” folgt er deshalb gerne, indem er täglich betet.

Markus Zünd bittet Gott um

Weisheit

Page 5: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

MITTENDRIN

2|20�25

Sie mussten nach einem Zusammen-bruch bei Null anfangen. Was genau geschah?Innert einer halben Stunde wurde aus mir – Familienvater, Ehemann, Arbeitnehmer – ein Wrack in der psychiatrischen Klinik. Unsägliche Schmerzen und Panikattacken hinderten mich, auch nur aus dem Bett zu steigen. Es folgten sieben Jahre Begleitung durch Psychologen, Psychiater, Neurolo-gen, Physiotherapeuten – ohne dass eine eindeutige Ursache festgestellt wurde.

Was hatte zum Zusammenbrauch ge-führt?Ich hatte ein Leben gelebt, das eigentlich nicht meines war. Und ich hatte ein Got-

„Ich musste mein bisheriges Leben loslassen”Fragen: Elsbeth Cachelin

Jürg Messerli ist nach einem Zusammenbruch daran, sein Leben neu aufzubauen. Er kündete seine IV-Rente und geht auch sonst ungewöhnliche Wege. Er sieht sich als Schatzsucher und weiss sich dabei von Gott ge-liebt – auch im Scheitern.

Jürg Messerli: „Ich, der ich ausrangiert wurde, will alten Gegenständen neuen Wert geben.”

tesbild gehabt, das mich zum Versager machte. So war ich gezwungen, meine Sicht von Gott zu ändern und mein bishe-riges Leben gegen ein neues, unbekanntes einzutauschen.

Wie gelang die Rückkehr ins Berufs-leben?Das RAV stellte mir einen Coach zur Seite. Diese Frau erkannte, dass mein Potenzial, meine Fähigkeiten ja nicht verloren waren, sondern einfach brachlagen. Sie erkannte auch, dass es nach Monaten der Bettläge-rigkeit, Jahren der Therapie und einer ge-wissen Verhätschelung für mich wichtig war, mich wieder als Mann zu spüren: Ich erhielt ein kleines, begleitetes Arbeitspen-

sum bei einer Baumfirma. Die Arbeit war knallhart, aber ich spürte meine Muskeln wieder und wusste jeweils am Abend, was ich geleistet hatte. Das machte mich stolz. Meine Arbeitskollegen akzeptierten mich – auch wenn ich zwischendurch neben den Schuhen war und mich irgendwo aus-ruhen musste. Diese Männer, deren Tag mit Dreck, Staub und häufig mit Abbruch-arbeit erfüllt ist, „bauten“ mich auf und sahen in mir einen Wert-vollen Kollegen. Gleichzeitig entschied sich meine Psychi-aterin für einen provokativen Therapiean-satz. Sie sagte mir ins Gesicht, sie hätte keine Lust, mit ihrem Einkommen mir bis

Page 6: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

MITTENDRIN

2|20�26

Nach der Krebsdiagnose

„März 2008 stellt der Arzt einen Tumor fest. Drei Wochen später unterziehe ich mich einer Operation. Ein zwei-ter Tumor wird entdeckt, was einen mehrstündigen Eingriff erfordert. Es folgt eine sechsmonatige Chemothera-pie und während fünf Wochen täglich eine Bestrahlung. Die ‚Nachwehen’ der Operation sind heftig. Alltägliche kleine Verrichtungen werden zur Qual und kosten mich viel Kraft. Nachfol-gebehandlungen, Nebenwirkungen sowie der Weg ins Spital strapazieren mich. Lange prägen Schmerz, Müdig-keit, Unwohlsein die Tage und Nächte. Zwischendrin erlebe ich auch gute Mo-mente. Ich vertrage Besuch, kann das Essen geniessen, zeitweise etwas arbei-

ans Lebensende eine IV-Rente finanzieren zu helfen. So machte ich mich – statt ohne Erfolgsgarantie weitere Programme des RAVs zu durchlaufen – auf eigenes Risiko selbstständig.

Bei Ihrer heutigen Arbeit geht es auch um „Wertfindung”?Die Leute bringen mir Gegenstände, die sie nicht mehr brauchen können. Ich, der ich selbst ausrangiert wurde, will diesen Dingen neuen Wert geben. Ich betreibe auch „Wertbau” im Innern von Menschen und in ihrer Wohnsituation. Ich begleite und bestärke meine Kunden darin, ihre ei-genen Wohntrends zu entwickeln: Main-stream müde Menschen sollen wenigstens in den eigenen vier Wänden ihre Einzigar-tigkeit ausleben können

Ihr Betrieb heisst Fundstatt – was steht hinter dem Namen?Fund hat mit „finden“ zu tun, ein Fund ist immer auch ein Schatz. Ich sehe mich als Schatzsucher, der das Wertvolle im Un-scheinbaren, Beiseitegeschobenen sieht und herausarbeitet. Zum „Fund“ gehö-

ren auch die Emotionen, die ich schaffen und bei meinen Kunden auslösen will. Schatzsuche heisst also auch, Träume zu ver-wirklichen.

Haben Sie eine neue Sicht von Gott gefunden?In meinem Leiden er-kannte ich, dass Gott mich trotz meines Versa-gens liebt: Seine Liebe für uns Menschen hängt nicht von unserer Leistung ab. Ich lerne auf diese Liebe zu vertrauen. Ich muss vor und für Gott nichts leisten. Das hat Jesus für mich übernommen; das ist Gnade. So darf ich damit rechnen, dass Jesus mich auf meinem Weg begleitet und mir Schritt um Schritt hilft, mein Leben wieder zu meistern. Aber es gilt, ihm die Führung zu überlassen.

Nach acht Jahren wieder auf den Füssen – was ist Ihnen wichtig?Ich kann wieder arbeiten und damit mein Einkommen verdienen. Das erfüllt mich

ten und bewundere auf kurzen Spazier-gängen die prächtigen Gärten.

Gott ist daIn der ganzen Zeit zweifle ich nie an der Gegenwart Gottes: Denn in meiner Schwachheit fühlte und fühle ich mich gehalten und geborgen. Wohltuend und hilfreich sind auch die Unterstützung mei-ner Mitmenschen und ihr Beten für mich. Mir wird bewusst, dass jeder Tag des Le-bens ein Geschenk Gottes ist.

Nach sieben Monaten steige ich wieder in den Arbeitsprozess ein. Die Gesun-dung dauert da und dort noch an. Doch es ist ein Wunder, dass der Organismus den Eingriff überwunden hat.

Ich bin so dankbar und es erfüllt mich mit Freude, dass ich – heute offiziell im Ruhestand – noch ein 50-prozentiges Ar-beitspensum bewältigen und wiederum Sport treiben kann. Beides gibt mir Auf-trieb und fördert meine Gesundheit. Vor allem aber vertraue ich darauf, dass der Herr mein Leben leitet und mir jederzeit nahe ist.”

Martha Mosimann

Majorin Martha Mosimann: „Jeder Tag ist ein Geschenk Gottes.”

Eine Krebsdiagnose riss Martha Mosimann zu Boden. Sie erzählt, was ihr in dieser Zeit Kraft gab.

mit einer Riesendankbarkeit – vor allem meiner Frau und Gott gegenüber. Noch ist nicht alles ausgestanden. Aber in mir entwickeln sich Ruhe und Gelassenheit dem Leben gegenüber: Gott ist mit mir unterwegs. Und unterdessen erhalte ich Rückmeldungen, dass ich für andere wert-voll bin – nicht weil ich etwas tue, sondern einfach, weil ich bin.

www.fundstatt.ch

Der bald 39-Jährige ist gelernter Schreiner.

Page 7: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

MITTENDRIN

2|20�2�

Wenn Träume platzenDer Traum war zerplatzt – übrig blieben Trauer, Enttäuschung, Leere. Der viel-versprechende „Retter Israels” hatte die Erwartungen seiner Fans nicht erfüllt. Sie waren überzeugt, er sei der lang ersehnte Messias, der starke Mann, der Israel von den römischen Besetzern befreien sollte. Doch die Römer nahmen ihn gefangen und nagelten ihn bei lebendigem Leib an ein Holzkreuz. Er starb, langsam und qualvoll. Die Frauen und Männer, die ihm nachfolgten, konnten es nicht verstehen. Hatte er nicht Wunder vollbracht, Men-schen geheilt, eine gute Zukunft gespro-

chen? – Noch konnten sie nicht wissen, dass Jesus an Ostern in der Kraft Gottes auferstehen würde (siehe rechts). Seither gibt Jesus diese Kraft allen weiter, die an ihn glauben.

„ Der Engel aber wandte sich zu den Frauen und sprach: Fürchtet euch nicht! Ich weiss wohl, dass ihr Jesus, den Ge-kreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden …”

Die Bibel, Matthäus 28, 5 - 6

Nicht Besitz, sondern LeihgabeAnne-Florence Tursi*

„Der Herr segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang”. – Ach, war der Hiob nicht der gute, gottesfürchtige Mann in der Bibel, der an einem Tag Kinder, Tiere und Haus verlor und dann noch krank wurde? Wie konnte sein Ende besser sein als der Anfang?

Heute – nicht anders als damals – denken wir, dass gute Menschen es irgendwie verdienen, von den Katastrophen des Le-bens verschont zu bleiben. Und wenn uns selber etwas Schlimmes passiert, fragen wir: „Warum gerade ich? Ich habe das nicht verdient!”

Glück ist Vertrauen in GottDie Geschichte Hiobs hilft verstehen, wie man sich nach einem Schicksalsschlag wieder aufrichten kann. Hiob ist ein Vor-bild im Umgang mit Schicksalsschlägen. Seine Aussage nach dem Tag, an dem er alles verloren hatte, ist erstaunlich: „Der Herr hat gegeben, und der Herr hat genom-men, der Name des Herrn sei gepriesen!” Hiob erkannte, dass alles, was wir sind und besitzen, nur Leihgabe ist. Er genoss, was er hatte, aber er machte sein Glück nicht abhängig davon. Sein Glück war sein Ver-trauen in Gott. In diesem Sinn war er frei; etwas, das wir in unserer materialistischen Gesellschaft neu entdecken müssten! Er blieb bei seinem Gottvertrauen, obwohl er nicht verstand, weshalb Gott solches Un-heil zuliess. Er diskutierte mit Gott – und seine Geschichte ermutigt Sie und mich, mit Gott in den Dialog zu treten. Nur in die-sem Zwiegespräch mit unserem Schöpfer kommen wir aus Finsternis und Verzweif-lung wieder ans Licht, kriegen nach einer Katastrophe wieder Boden unter die Füsse. Im Dialog mit Gott erkannte Hiob, dass Gott die Kontrolle über unser Leben nie verliert; Gott kann aus Katastrophen neue Chancen schaffen, und wenn wir ihm ver-trauen, baut er unser Leben mit uns wieder auf. Er tat es für Hiob – er tut es für Sie!

*Territoriale Sekretärin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee

Schweiz-Österreich-Ungarn

Das Glück nicht vom Besitz abhängig machen – darin lag die Stärke von Hiob.

Hiob gelang es, mit Gottes Hilfe nochmals von vorne anzufangen: Er sah sein Glück nicht in seinem Besitz, sondern in seiner Beziehung zu Gott.

Roland Dougoud, Heilsarmeeoffizier

Page 8: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

FAMILIE • FREIZEIT • SERVICE

2|20�2�

AbonnementWir würden uns freuen, Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von TRIALOG zählen zu dürfen. Sie profitieren von der Lektüre und un-terstützen gleichzeitig die Arbeit der Heilsarmee!

Das Jahresabonnement mit sieben Nummern kostet Fr. 24.– (Ausland Fr. 44.–)

Ja, ich abonniere TRIALOG

Name

Vorname

Strasse

PLZ/Ort

Datum

Unterschrift

Bitte schicken Sie diesen Talon an:Redaktion der Heilsarmee Postfach 6575, 3001 Bern Tel. 031 388 05 91, Fax 031 388 05 [email protected] www.heilsarmee.ch

Gott sei Dank!Wenn Sie Ihr Leben Gott anvertrauen möchten, dann sprechen Sie folgendes Gebet: Jesus Christus, ich erkenne, dass ich von Gott getrennt und vor ihm schuldig bin. Komm deshalb in mein Leben und vergib mir meine Schuld. Danke für die Versöhnung mit Gott, die du durch deinen Tod am Kreuz und durch deine Auferstehung erwirkt

hast. Danke, dass du mich liebst und dass ich jeden Tag mit dir rechnen darf. Amen.

Die Heilsarmee bietet Ferien für Kinder, Teenager, Frauen und Familien an.

Interessiert? – Dann verlangen Sie einfach die Lager -Agenda bei der Heilsarmee in Ihrer Nähe oder beim Nationalen Hauptquartier in Bern: Laupenstrasse 5, 3001 Bern Tel. 031 388 05 91 / Fax 031 388 05 95 www.heilsarmee.ch / www.salvy.ch

Lust auf Ferien?

Page 9: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

GESELLSCHAFT

2|20�29

Nein, keine Absage an die Medizin, kein Aussteigen und es gehe auch nicht um die Erfüllung eines Bubentraumes; es sei einfach Zeit für etwas Neues. Er gebe seine Praxis in andere Hände weiter, um sich neu zu positionieren, um seine Er-fahrungen und Fähigkeiten auf andere Art einzubringen – seiner jetzigen Le-benssituation entsprechend. Der 58-jährige Frauenarzt mit Spezi-algebiet Sterilitätstherapie ging in den vergangenen 16 Jahren jeden Tag mit Freude an die Arbeit: „ … aber ich will jetzt gehen, um andere Lebensbereiche zu entdecken.” Schon vor langem hatte er sich vorgenommen, zwischen 55 und 60 nochmals was Neues anzufangen.

Keine Angst vor Neuem„Jetzt bin ich am Herumschauen, in wel-chem Bereich ich Schritte tun könnte, sei das nun in der Musik, auf einem Bauern-hof, in einer Werkstatt oder einem Re-staurant. Rudolf Linder ist offen – Neues macht ihm keine Angst: „Ich kann ja nicht ab der Welt fallen.” Fast nebenbei

erwähnt er, er sei Teilzeitangestellter eines Transportunternehmens. Der Gy-näkologe hat sich zum Camionchauffeur ausbilden lassen und fährt zwischen-durch einen Transport; das bedeutet, neben dem Fahren den Lastwagen auch auf- und abzuladen: Harte Arbeit in rau-erem Milieu.

Kaffee mit Chauffeuren und ÄrztenDoch die Kaffeepause auf der Autobahn mit den Chauffeuren unterscheide sich kaum von jener mit dem Personal vom Operationssaal: An beiden Orten gibt es simple und komplexe Gespräche sowie Blick-Philosophie neben tiefgründigen Gedanken. „Und ich staune, wie diese Chauffeure arbeiten, staune über ihre Kollegialität. Sie schauen sorgfältig zu Ware und Camion – zu einem Lohn, der ausserhalb von Boni steht. Die Motiva-tion für gute Arbeit muss also nicht der Lohn sein.” Die Zusammenarbeit mit den Chauffeuren – sie begrüssen ihn jeweils mit „ciao dottore, come va?” – bestätige

„Ciao dottore, come va?”Fragen Elsbeth Cachelin

Ein Frauenarzt wird Lastwagenchauffeur – Rudolf Linder ist daran, seine Praxis aufzugeben. Und er macht Mut, Neues zu wagen.

auch, dass Glück und Lebenssinn nicht von Geld abhängen.

Blick von andern SeiteAuf die Frage, was seine Motivation ge-wesen sei, die Chauffeurausbildung zu ab-solvieren, sagt Linder: „Mir ist es wichtig, mich zu hinterfragen – warum lebe ich, wozu arbeite ich? Und ich will die Welt nicht nur von einer Seite sehen.” Dies ist ihm schon seit seiner Jugend wichtig: Vor dem Medizinstudium absol-vierte er eine Lehre als Elektroniker. Die Dinge seien längst nicht immer so, wie er denke, aber das erkenne er erst, wenn er sie aus einem andern Winkel betrachte. „Als einer, der Kartoffeln nur gewaschen im Plastiksack kennt, sehe ich sie anders als der Bauer, der sie anpflanzt und erntet.” Er wolle seine Meinungen relativieren und offen sein für neue Standpunkte.

Auf die Frage, ob er das Leben besser im Griff habe, wenn er so flexibel sei und sich leicht auf Neues einstellen könne, überlegt Rudolf Linder kurz: „Gewis-sen Dingen kann ich vorbeugen, zum Beispiel, dass der Alltag in der Routine versinkt oder eine ungewollte Richtung nimmt. Dies setzt voraus, dass ich mich selbst beobachte und dann reagiere. Und mein Leben immer wieder meinen Fä-higkeiten und – vielleicht veränderten Eigenschaften – anpasse.”

Noch in der Praxis: Ruedi Linder, Frauenarzt, und seine Praxisassistentin.

Pause mit Chauffeuren.

Page 10: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

AM WERK

2|20�2�0

„Tarzan ” haben sie mich in der Pfadi ge-tauft − wohl weil ich so gern auf Bäume kletterte! Überhaupt war es für mich das Grösste, meine Freizeit im Wald zu ver-bringen. Ganz logisch, dass ich Jahre später den Be-ruf des Försters wählte. Das Wild im Revier beobachten, einen Wanderweg ausbessern oder eine Woche lang Bäume fällen − war ich im Wald, war ich bei mir. Hier fand ich Kraft, Ruhe und Erholung, hier fand ich meine Berufung. Die Natur gab mir alles − und nahm mir schliesslich alles.

Über Nacht ein uralter MannDas Elend begann eines Morgens, als ich plötzlich Schwierigkeiten hatte, mich auf einfachste Dinge zu konzentrieren. Mehrmals fiel mir die Zahnbürste aus der Hand, ohne ersichtlichen Grund. Auch war ich nicht in der Lage, die Zeitung zu lesen, geschweige denn zur Arbeit zu ge-hen. Irgendwie fühlte ich mich komplett

neben den Schuhen, und das auf eine un-heimliche Art.In den folgenden Tagen hatte ich im-mer wieder Erinnerungslücken, die mir Angst machten. Nicht zuletzt auch, weil die Ärzte nicht in der Lage waren, eine genaue Diagnose zu stellen.

Arbeit aufgebenEs folgte die schlimmste Zeit meines Le-bens. Weil ich mich nicht mehr konzen-trieren konnte und laufend alles vergass, musste ich schliesslich schweren Her-zens meinen Job aufgeben. Noch hatte ich Hoffnung auf Besserung. Immer neue, andere Ärzte versuchten, meiner mysteriösen Krankheit auf die Spur zu kommen − ohne Erfolg.

Trinken, um zu vergessen.Ich fiel in ein tiefes Loch. Fast 20 Jahre war ich als Förster tagtäglich in der Natur, freute mich über jedes junge Bäumchen

Kleines Tier verursacht grossen FallAlex Mettier*

LeitbildDie Heilsarmee ist eine inter-nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel.Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evange-lium von Jesus Christus zu pre-digen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Das halbe Leben lang war Alex Mettier* mit Leib und Seele Förster. Bis ihn eine Zecke biss und er alles verlor. Doch nun fasst er im Heilsarmee-heim wieder Fuss. Er berichtet.

und über jeden Fuchs, den ich entdeckte. Und jetzt, mit knapp 40 Jahren, war ich nur noch ein Schatten meiner selbst.Immer weniger war ich in der Lage, die einfachsten Dinge zu meistern. Kochen, putzen, einkaufen, mich pflegen, etwas lesen − nichts ging mehr. Ich merkte, wie ich verwahrloste, aber ich konnte nichts dagegen tun.Dafür sass ich immer häufiger im Adler, einer Beiz gleich bei mir um die Ecke. Manchmal war ich nur ein paar Stunden dort, an anderen Tagen trank ich von morgens bis abends durch. Im Adler war es auch, als mich eines Abends ein Mit-glied der Heilsarmee in ein Gespräch über Gott und die Welt und meine Si-tuation verwickelte und mich einlud, doch einmal bei ihm vorbeizukommen. Erst später erfuhr ich, dass sich der Ad-ler-Wirt über meinen Zustand Sorgen

„Der Heilsarmee-Mann weckte in mir wieder den Glauben an das Gute.”

Der Zeckenbiss verunmöglichte die Weiterarbeit als Förster.

Page 11: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

2|20�2��

AM WERK

„Ich kann meine Familie unterstützen”Thomas Martin, Mitarbeiter Mission und Entwicklung

Naw Mya Yadana ist zweiundzwanzig Jahre alt. „Ich bin in Zentral-Myanmar in einer armen Familie geboren. Mein Vater arbeitete in der Landwirtschaft, um un-sern Lebensunterhalt zu decken. Er starb, als ich sieben war. Da meine Mutter nicht allein für sich und fünf Kinder aufkom-men konnte, sandte sie mich ins Mäd-chenheim der Heilsarmee in Yangon. Sie wusste, dass ich dort eine gute Betreuung und Ausbildung erhalten würde.” So wuchs Naw Mya Yadana im Heilsar-mee Heim auf. Dank den Patenschafts-beiträgen aus der Schweiz konnte sie nach der Schule auch die Universität besuchen: „Im Sommer 2009 schloss ich mein Studium ab. Jetzt arbeite ich als Sprachlehrerin im Tageszentrum der Heilsarmee. Ich kann für mich selber sorgen und zusätzlich meine Familie un-

terstützen.” – Seit einiger Zeit ist Naw Mya Yadana Mitglied der Heilsarmee und engagiert sich für ihre Mitmenschen und Gott.

Geschützte Arbeit im „Obstgarten”

Die Heilsarmee ermöglichte den Uni-versitätsabschluss.

gemacht und sich an die Heilsarmee gewandt hatte.

Die langsame RückkehrAnfangs hatte ich weder Lust noch Kraft, den Heilsarmee-Mitarbeiter zu treffen. Doch − was hatte ich noch zu verlie-ren? Und irgendwie fühlte ich mich bei diesem Menschen geborgen. Er machte mir Mut, mich auf meine neue Situation einzulassen, und weckte in mir langsam wieder den Glauben an das Gute.Das Angebot, bis auf weiteres im Heils-armee-Wohnheim in Rombach zu woh-nen, nahm ich irgendwann dankend an. Zwei Tage pro Woche arbeite ich nun in der geschützten Schreinerei-Werkstatt der Heilsarmee und es tut mir gut, wie-der eine Beschäftigung zu haben und ge-braucht zu werden.

Monate später fand ein Spezialist heraus dass ich eine Hirnhautentzündung hatte − ausgelöst durch einen Zeckenbiss. Doch leider war es für die entsprechende Be-handlung viel zu spät. Noch immer habe ich Probleme mit dem Gedächtnis und noch immer habe ich mich nicht damit

Spendenkonto der Heilsarmee

PC 30-444222-5Onlinespenden:

www.heilsarmee.ch

Der „Obstgarten” in Rombach verfügt über 34 Wohn- und Arbeitsplätze in der Gärtnerei und Schreinerei. Der Auftrag besteht darin, für Menschen, die sich in einer sozial schwierigen Lage befinden oder an einer psy-chischen Erkrankung leiden, einen Wohn- und Beschäftigungsplatz an-zubieten.

abgefunden, dass ich nie mehr als Förster arbeiten werde. Aber ich habe wieder festen Boden unter den Füssen – und ein Ziel: Ich möchte wieder soweit auf die Beine kommen, dass ich in einer eigenen Wohnung leben kann.

*Name von der Redaktion geändert

Die Arbeit der lokalen Heilsarmee in Myanmar (Burma) orientiert sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung und wird mit enormer Einsatzfreude, viel Kreativität und Glauben geleistet. Die Heilsarmee Schweiz unterstützt und begleitet in Myanmar bereits seit meh-reren Jahren ein Programm zur Armuts-bekämpfung in ländlichen Gebieten mit Nahrungsmitteln, Hilfe beim Bau von Unterkünften und Wasserpumpen, Un-terricht für Kinder in abgelegenen Dör-fern, Stromgeneratoren, Existenzsiche-rung, HIV/Aids-Programmen. Es gibt in Myanmar 48 Heilsarmeege-meinden und 16 Institutionen, darunter drei Kinderheime, die durch Paten-schaften aus der Schweiz unterstützt werden.

Page 12: Trialog 02/2012-Oft trank ich vonmorgens bis abends

Auf Wiedersehen

2|20�2�2

Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

Rätseln Sie mal …

So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in je-dem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

Sudoku-SpassLösungen: Sudoku und Rätsel

Suchen und findenDas Leben macht uns zu Suchenden. Wir suchen die Schlüssel, Freunde, Hoffnung, Hilfe, Halt …Auch Gott ist ein Suchender. Bereits auf den ersten Seiten der Bibel stellt er Adam die Frage: „Wo bist du?” Gott erwartet in der Antwort keine Ortsangabe, sondern möchte wissen, weshalb sich Adam vor ihm versteckt. Im Neuen Testament sucht Jesus, der gute Hirte, das eine Schaf, das weggelaufen ist: Gott geht dem Einzelnen nach, weil er das Verlorengehen verhindern will – verloren gehen in Verzweiflung, Schuld, Sinnlosigkeit. Aus Liebe zu uns Menschen will Gott als guter Hirte auch über unserem Leben wachen, in guten und schweren Zeiten; er möchte an unserem Leben teilhaben, uns begleiten, unser Gegenüber sein. Und Gott sucht uns, um uns das Viele zu geben, das wir suchen: In ihm finden wir Hoffnung, Hilfe und Halt, die wir im Leben so nötig haben.

Elsbeth Cachelin

Lösungen.

Wort auf den Weg in Nizza

„Wer unter euch, der 100 Schafe hat und eins von ihnen verliert, wird nicht die 99 zurücklassen und das verlorene suchen, bis er’s findet?”

Die Bibel, Worte von Jesus (der gute Hirte), Lukas 14, 4

Kugel in der Hand (Links). Es fehlt ein Rad (Rechts).

Suchen Sie 2 Unterschiede zum Bild auf Seite 5