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Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in NRW Impressum DLR Projektträger connectNRW Heinrich-Konen-Straße 1 53227 Bonn Tel.: 0228 3821 1933 E-Mail: [email protected] Redaktion Jennifer Striebeck und Sandra Block Bonn/Düsseldorf, Juni 2019 Bildnachweis Pixabay MKW DLR-PT Der DLR-PT hat diese Seiten und die darauf befindlichen Links nach bestem Wissen erstellt und ist stets darum bemüht, die Richtigkeit und Aktualität sicherzustellen. Jedoch sind alle Angaben nur zur allgemeinen Informati- on bestimmt. Sie erfolgen daher ohne Gewähr und unter Ausschluss jeglicher Haftung. Plattform Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften Wissenschaft im Austausch - Transfer aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften

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NRW

Impressum

DLR ProjektträgerconnectNRWHeinrich-Konen-Straße 153227 BonnTel.: 0228 3821 1933E-Mail: [email protected]

RedaktionJennifer Striebeck und Sandra Block Bonn/Düsseldorf, Juni 2019

BildnachweisPixabayMKWDLR-PT

Der DLR-PT hat diese Seiten und die darauf befindlichen Links nach bestem Wissen erstellt und ist stets darum bemüht, die Richtigkeit und Aktualität sicherzustellen. Jedoch sind alle Angaben nur zur allgemeinen Informati-on bestimmt. Sie erfolgen daher ohne Gewähr und unter Ausschluss jeglicher Haftung.

Plattform Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften

Wissenschaft im Austausch - Transfer aus den Geistes-, Sozial- und

Kulturwissenschaften

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Inhalt

Initiativen und Projekte in NRW

Hochschule Düsseldorf realisiert Augmented Reality App für den WDR

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Aus der Uni in die Stadt - Ein Ausstellungsprojekt an acht Stationen

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Transfer in den Geisteswissenschaften: Fachliche wie überfachliche Kompetenzen wichtig

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L.I.S.A. – Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung

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Aktivitäten auf Bundesebene

Die „Forschungsbörse“ bringt Wissenschaft in den Klassenraum

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Transferwerkstatt: „Innovationen aus der Wissenschaft – Wer macht den ersten Schritt?“

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Aus einem Sonderforschungsbereich in die Praxis: „Gegenstände des Transfers“

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Science Media Center Germany: „Wir lieben Aufklärung“

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Initiative für Offene Wissenschaft und Innovation des Stifterverbandes

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Erfolgreich in Europa

Net4Society - das internationale Netzwerk der Nationalen Kontaktstellen

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EU-Projekt „ACCOMPLISSH“: Co-Creation als Schlüssel für Transfer

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SIOR: Erstes „Open Access Repository“ zum Social Impact

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connectNRW - Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften im Fokus

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Liebe Leserinnen und Leser,

Ich wünsche allen Interessierten, vor allem denen, die sich in ihrer Arbeit mit dem wechselseitigen Ein-fluss von Wissenschaft und Gesellschaft beschäfti-gen, eine anregende Lektüre. Mit dem connectNRW Online-Dossier erhalten Sie einen inspirierenden Einblick in die Vielfalt des Transfers in und aus der Wissenschaft.

Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW

die Vielfalt der Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Formaten des Wissenstransfers wider. So besteht der Transfer nicht nur intra- und interdisziplinär, sondern auch in der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte in die Öffentlichkeit durch Kommunikation, Dialoge und Schulungen sowie in Publikationen, Ausstellungen und digitalen Anwen-dungen und in der Ausbildung von Kompetenzen und Fähigkeiten.

Einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten der Umsetzung von Transfer aus den Geistes-, Sozi-al- und Kulturwissenschaften bietet das vorliegende Online-Dossier von connectNRW. Im gewohnten Format stellt connectNRW Projekte, Initiativen und Fördermöglichkeiten rund um das Themenfeld „Wis-senstransfer“ vor. Neben dem Einblick in Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen werden auch Projekte auf Bundesebene sowie Beispiele aus EU-Projekten vorgestellt.

Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche Ergebnisse haben einzelne Transferprojekte erzielt? Wo liegen die Herausforderungen für den Wissenstransfer aus den Geistes-, Sozial- und Kultur-wissenschaften?

Isabel Pfeiffer-PoensgenFoto: MKW/Bettina Engel-Albustin

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Hochschule Düsseldorf realisiert Augmented Reality App für den WDR

Hierbei handelte es sich um eine Augmented Reality (AR) Anwendung. Dem Nutzer war es möglich, ein Gedicht vorzulesen, welches ihm in Echtzeit über der realen Umgebung eingeblendet wurde. Dem WDR gefiel die Anwendung, da sie zeigte, dass es möglich ist, mithilfe von Augmented Reality Technik Menschen zu berühren und emotional anzuspre-chen, was auch eines der Ziele für die geplante WDR AR Anwendung war. Dabei sollten Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs ihre persönlichen Erlebnisse erzählen.

Eine Herausforderung bei diesem Projekt war, dass sich das Medium Augmented Reality in mehreren Aspekten vom traditionellen Film unterscheidet und durch Nutzende anders wahrgenommen wird. Wäh-rend beim Betrachten eines klassischen Films be-reits vorgegeben wird, wie die Kamera positioniert ist, überlässt man den Nutzenden in AR die Freiheit, selbst zu entscheiden, welchen Bildausschnitt er für eine bestimmte Szene wählt.Auch die Kulisse ist bei Augmented Reality relativ frei wählbar. Der Nutzer kann die Zeitzeugin bei sich im Wohnzimmer platzieren - es ist ebenso möglich, diese beispielsweise draußen im Park oder auf einer Dachterrasse zu platzieren.

Eine weitere Herausforderung war die Wahl der Auf-nahmetechnik: Die AR Anwendung sollte als App für normale Nutzer bereitstehen, daher durften keine zu großen Datenmengen anfallen. Des Weiteren war es den ZeitzeugInnen aufgrund des fortgeschrittenen Alters nicht möglich, dass sie in ein beliebiges Studio geflogen werden. Daher musste ein Aufnahme-Setup entwickelt werden, mit welchem die Aufzeichnungen in einem beliebigen Green Screen-Studio vor Ort getätigt werden kön-nen. Um die Aufnahmen für einen AR-Einsatz auf

Mit einer App Geschichte erlebbar machen – dies hat sich ein interdisziplinäres NRW-Projekts zum Ziel gesetzt: Anfang des Jahres hat der WDR die Augmented Reality App „WDR AR 1933-1945“ mit dem ersten Teil „Kriegskinder“ veröffentlicht. Die App macht die Kriegserlebnisse dreier Frauen, Anne aus Köln, Vera aus London und Emma aus Leningrad mittels Augmented Reality direkt in der eigenen Umgebung erlebbar.Mit der Kamera des iPhones oder iPads wird die Umgebung nach einer ebenen Fläche gescannt auf die virtuell die Zeitzeugin in einem Sessel platziert werden kann. Dort erzählt sie dann von ihren per-sönlichen Erlebnissen, die durch digitale Illustrati-onen im Kamerabild ergänzt werden. So baut sich im Wohnzimmer des Nutzers ein Bunker auf oder Kampfflugzeuge fliegen durch die Küche.Nachdem Mitte letzten Jahres die wesentliche Funktionalität der Anwendung inkl. der benötig-ten Videoaufnahmen entwickelt war, stand für das MIREVI-Team (Mixed Reality und Visualisierung) von Prof. Christian Geiger, Hochschule Düsseldorf, die Weiterentwicklung des Prototyps zu einer vollwerti-gen App an.Prof. Dr. Christian Geiger ist seit November 2004 Professor für Mixed Reality und Visualisierung im Fachbereich Medien der Hochschule Düsseldorf. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit besteht in der Ermittlung von Synergien zwischen Kunst, Design und Technik und in der Suche nach neuen Wegen der Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams.

Projektidee und Herausforderungen

Auf der Digitalmesse Digility 2017 in Köln wurde der WDR auf eines der Projekte aufmerksam, welches von einem MIREVI-Mitarbeiter entwickelt wurde.

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Weitere Informationen online

• www1.wdr.de/fernsehen/unterwegs-im-westen/ar-app/index.html

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Initiativen und Projekte in NRW Initiativen und Projekte in NRW

mobilen Geräte vorzubereiten, musste das Kamera-Setup genau vermessen und Techniken entwickelt werden, welche das Bildmaterial innerhalb der AR Anwendung in Echtzeit entzerren und die ZeitzeugIn in die reale Umgebung integrieren.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit u.a. mit Historikern und Päda-gogen war sehr konstruktiv: Die fachlich bedingten unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten wurden stets im Sinne der aufgestellten Projektziele behandelt. Hier spielte es auch eine wichtige Rolle, dass die Zusammenarbeit der HSD und dem gestal-terischen Partner LAVAlabs bereits seit mehreren Jahren in dem gemeinsam organisierten ThinkTank „Innovationshub“ praktisch gelebt wird.

Stellenwert von Wissenstransfer

Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs werden immer weniger in der Lage sein, ihre Erlebnisse zu be-richten. Augmented Reality bietet die Möglichkeit einer erlebbaren Wissensvermitteln, die besser die gewünschten Informationen kommunizieren kann als es klassische Medienformen ermöglichen. Das Erleben von Information kann eine effektive Form des Wissenstransfers darstellen, wenn die Gestal-tung und technische Umsetzung mit den geeigneten Mitteln erfolgt. Die Potentiale dieser Technologie werden aktuell erst ausgelotet.

Ziel des Teams war es, die Anwendung für möglichst viele Geräte bereitzustellen. Foto: HSD

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Aus der Uni in die Stadt - Ein Ausstellungsprojekt an acht Stationen

Vergleichspraktiken beim Kuratieren sprachen. Britta Hochkirchen kam auf die Idee, als drittes Element der Tagung SFB-Forschung in Form von kleinen Interventionsexponaten in den besuchten Häusern einzubringen. Etliche Schleifen später wurde daraus dann unser finales Ausstellungsprojekt.“

2. Sind ähnliche Projekte in Planung?

RM: „In unserer aktuellen Förderphase (bis 12/2020) werden wir so ein komplexes und zeitintensives Projekt nicht noch einmal realisieren können. Ich bin aber zurzeit zum Beispiel mit einer Künstlerin im Gespräch für eine mögliche kleinere Kooperation, eventuell auch in die Richtung, gemeinsam praktisch an Objekten zu arbeiten. Wir sind grundsätzlich sehr interessiert am Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst/Gestaltung und glauben, dass das Aufei-nandertreffen dieser verschiedenen Perspektiven ungemein produktiv sein kann, allein schon für einen neuen Blick auf das eigene Forschungsprojekt.“

3. Wo bestehen aus Ihrer Sicht sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischenWissenschaftskommunikationund Wissenstransfer?

Aus Teilstudien des Projekts heraus sind Präsentati-onen entstanden, welche bis Anfang 2019 an acht Standorten in der Stadt Bielefeld besucht werden konnten, um auf die Geschichte, Funktionsweise und Wirkmacht des Vergleichens aufmerksam zu machen. Die Besucherinnen und Besucher trafen auf unterschiedliche Situationen und somit auch meh-rere Ebenen des Vergleichens, die sie selbst verglei-chen konnten.Im Interview - Projektleiterin Rebecca Moltmann, Universität Bielefeld:

1.WiekamenSieaufdieProjektidee?Waswaren besondere Herausforderungen bei der Umsetzung?

R. Moltmann: „Die Grundüberlegung entstammt der Konzipierungsphase einer wissenschaftlichen Tagung im SFB zum Thema „Kuratorische Praktiken des Vergleichens“, die Britta Hochkirchen (Teilpro-jekt C01) in Kooperation mit unserem Teilprojekt für Wissenschaftskommunikation Ende 2018 veranstal-tet hat. Neben wissenschaftlichen Vorträgen gab es dabei Ortsbegehungen von Bielefelder Häusern (wie der Kunsthalle oder dem Kunstverein), bei denen die jeweiligen Kuratorinnen und Kuratoren über ihre

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Initiativen und Projekte in NRW Initiativen und Projekte in NRW

man sich sein Projekt und seine Themen genau an-schauen und damit einhergehend überlegen sollte, welches Format gut passen könnte: Womit fühlen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und auch die Kommunikatoren wohl? Wenn das Interesse und der Spaß an einem Wissenschafts-Pubquiz oder eben der Verbindung von Wissenschaft und Kunst nicht da sind, merkt man das dem Ender-gebnis mit großer Wahrscheinlichkeit an.Gleichzeitig würde ich aber ebenso dazu raten, Dinge auch einfach einmal auszuprobieren, wenn man die Möglichkeit hat. Bestimmte Vorhaben müssen sehr gut durchdacht werden – wenn man aber zu lange über alles nachdenkt, kommt man nie ins Machen. Und für Mitglieder eines praxeologisch arbeitenden SFB ist das Tun ja ohnehin eine sehr spannende und zentrale Angelegenheit…“

RM: „Nach meinem Begriffsverständnis ist ein zen-traler Aspekt des Wissenstransfers das Dialogische, die Wechselwirkungen in beide Richtungen, also etwa zwischen der ‚scientific community‘ und, wie im Falle unseres Ausstellungsprojekts, der diversen Bielefelder Stadtgesellschaft. Aufgrund der inter-ventionistischen Anlage unseres Projekts war dieser gezielte Austausch kaum möglich und an einigen der Stationen eher zufällig nachzuvollziehen. Wenn die Forschung des SFB über so ein Ausstellungsprojekt oder auch eine Pressemitteilung vermittelt wird, ist das erst einmal Wissenschaftskommunikation. Diese kann ebenso zum Wissenstransfer beitragen bzw. dazu werden, um daraus aber einen gezielten Austausch zu machen, müssen weitere Schritte unternommen werden. Dennoch ist natürlich auch Kommunikation als solche schon immer dialogisch angelegt.“

4. Welche Ratschläge würden das Projekt-team und Sie anderen Forschenden für die BereicheWissenschaftskommunikationundTransfer mitgeben?

RM: „Ein guter Ratschlag ist meines Erachtens, dass

Ob Wettbewerbe, Rankings oder Bundesligatabellen – unser Alltag ist durchsetzt von Vergleichen. An der Universität Bielefeld befasst sich ein Forschungsprojekt mit unterschiedlichen Praktiken des Vergleichens – vom antiken Griechenland bis zum Kalten Krieg, von Südindien bis Großbritannien. Das Vergleichen spielt in der For-schungsarbeit eine entscheidende Rolle, weil durch diese Praktik die Welt geordnet und verändert wird. Die Projektleiterin Rebecca Moltmann ist seit Anfang 2017 im Sonderforschungsbereich (SFB) 1288 „Praktiken des Vergleichens“ für Wissenschaftskommunikati-on zuständig.

Fotos: Ausstellung - Universität Bielefeld/C. Mehl

Weitere Informationen online

• www.uni-bielefeld.de/sfb1288/vergleichen/• Blogbeitrag: https://vergleichen.hypotheses.

org/532

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Transfer in den Geisteswissenschaften: Fachliche und überfachliche Kompetenzen wichtig

1. Wie kann ein Studium in den Geistes-, Kultur-undSozialwissenschaftenzumAuf-bauvonpraktischenKompetenzen–alsoaußerhalbderWissenschaft–beitragen?

S. Heimgartner: „Bei der Herausbildung dieser Kompetenzen helfen meiner Überzeugung nach zwei Dinge: die intensive, fachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit historischen Entwicklun-gen und geistesgeschichtlichen Strömungen, mit Artefakten, Theorien und Problemstellungen; und das eigenständige, forschungsbasierte Arbeiten an Fragen oder Projekten, die fachunabhängige Kom-petenzen wie Organisationsgeschick, Kommunikati-onsfähigkeit, Termintreue und Präsentationsstärke fördern.“

2. Wie setzen Sie dies in der Lehre um?

SH: „Seit mehreren Jahren führe ich in der Sektion für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissen-schaft der Ruhr-Universität Projektseminare durch, die diese beiden Aspekte des universitären Lernens, den eher fachspezifisch-abstrakten und den eher anwendungsorientierten, gemeinsam fördern. In

Transfer in den Geisteswissenschaften besteht nicht nur in der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte in die Öffentlichkeit, in Kommunikation, Dialog, Schulung und Beiträgen zur gesellschaftli-chen Selbstverständigung. Er besteht in erster Linie darin, dass Menschen ausgebildet werden, die imstande sind, ihr fachliches Wissen und ihre im Studium erworbenen Kompetenzen so einzusetzen, dass mediale Information und Unterhaltung, ge-sellschaftliche Kommunikation, politische Diskurse und Ausbildungsprozesse angestoßen und in Gang gehalten werden. Berufsrelevante Lerninhalte sind in den Geisteswissenschaften daher in der Regel neben fachspezifischem Wissen die Ausbildung der Fähigkeiten zu recherchieren, zu abstrahieren, methodisch vorzugehen, neue Informationen zu verarbeiten und bereitzustellen sowie kommunika-tive Prozesse – auch interkulturell – zu moderieren. Auch gilt es, wichtiger denn je in Zeiten von Fake News, begründete Urteile zu Informationsangebo-ten zu fällen und zu vertreten.

Im Interview - Dr. Stephanie Heimgartner, Sektion Komparatistik, Ruhr-Universität Bochum:

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Folge der Seminare ergeben sich durch die Sicht-barkeit der Referenzprodukte und aus den ent-standenen Kontakten für die Studierenden häufig Brücken in weiterqualifizierende Studiengänge oder in den Arbeitsmarkt.“

3. Haben Sie hierfür Beispiele?

SH: „Solche Projekte waren zum Beispiel eine Seminarreihe, in der eher unbekannte, kürzere literarische Texte nach wissenschaftlichen Kriterien kritisch ediert, mit Kommentaren und Erläuterun-gen zu Autor und Werk versehen und veröffentlicht wurden. Die Bücher erschienen im Christian A. Bachmann Verlag, Berlin, und sind über den Buch-handel lieferbar. Zwei der Absolventinnen schlos-sen ein Master-Studium der Editionsphilologie in Wuppertal an; ein weiterer promoviert mittlerweile in Lissabon und war an der kritischen Edition der Werke des portugiesischen Autors Antero de Quen-tal beteiligt.

Ein weiteres Projekt: Studierende hatten Anfang 2012 die Idee, einen im Laufe eines Seminars entstandenen Weblog mit Literaturrezensionen eigenständig fortzuführen. Der Blog „Literatur und Feuilleton“ existiert mit wechselnden Beteiligten bis heute und veröffentlicht ca. eine Rezension pro Woche, auch viele Theaterbesprechungen sind da-runter. Er gehört zu den 100 beliebtesten Literatur-blogs auf der Plattform Wordpress; Redakteurinnen des Blogs wurden zu Bloggertreffen – beispielswei-se beim Hanser Verlag – eingeladen, eine Ehemali-ge erhielt durch die so entstandenen Kontakte ein Volontariat bei Rowohlt, eine ist heute Geschäfts-führerin einer kleinen literarischen Stiftung.

Ein mittlerweile etabliertes Format ist auch die Literaturkarte.Ruhr. Die Literaturkarte.Ruhr ging im März 2016 im Rahmen eines Seminars online und wird seitdem von Studierenden ehrenamtlich wei-tergeführt. Sie verzeichnet literarische Schauplätze, Orte, die mit dem Leben von Autoren verknüpft

sind, und Institutionen der Literaturförderung und -verbreitung im Ruhrgebiet. Über 360 Orte sind mittlerweile verzeichnet. Im Februar 2019 erschien das auf der Karte basierende Buch „Literarische Orte im Ruhrgebiet“. Buchpräsentationen in Buch-handlungen der Region schlossen sich an. Zwei der beteiligten Studierenden erhielten aufgrund ihres Engagements einen Masterstudienplatz im renommierten Studiengang „Angewandte Literatur-wissenschaft“ der FU Berlin, einer aufgrund seiner Kontakte ins Fach das Angebot, von einer großen wissenschaftlichen Tagung zu berichten. Alle drei sind eingeladen, 2019/20 auf einer binationalen wissenschaftlichen Tagung in Dortmund und Cincin-nati, USA, vorzutragen.“

4. Was ist Ihr Fazit aus solchen Projekten?

SH: „Transfer in den Geisteswissenschaften gelingt durch die Ausbildung fachlicher wie überfachlicher Kompetenzen, durch Engagement von Studieren-den und Lehrenden auch über die Grenzen des Curriculums hinaus, und durch die Präsentation der eigenen Arbeit auch der außeruniversitären Öffent-lichkeit gegenüber.“

Initiativen und Projekte in NRW Initiativen und Projekte in NRW

Weitere Informationen online

• www.komparatistik.ruhr-uni-bochum.de/buecher/buecher.html.de

Dr. Stephanie Heimgartner arbeitete als Key Account Manage-rin und Verlagslektorin, bevor sie im Jahr 2009 als Lehrkraft für besondere Aufgaben an die Ruhr-Universität kam. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Lehre liegt seitdem auf Projektseminaren, die berufsrelevante Kompetenzen schulen sollen. Sie hat veröffentlicht zur Lyrik und Lyrikübersetzung, zu Dante und zu Körperinszenie-rungen, daneben auch zu hochschuldidaktischen Themen. Letzte Publikation (gem. mit Philip Behrendt, Anna Brendt, Tina Häntz-schel, Leonie Hohmann, Caroline Königs, Sofie Mörchen): Literari-sche Orte im Ruhrgebiet. Wegweiser zu Schauplätzen der Literatur. Essen: Klartext, 2019.

Screenshot Literaturkarte.Ruhr

Foto: Fotostudio Lichtschacht, Essen

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Beiträge werden aufgrund des hohen Grades an He-terogenität der Inhalte allerdings nicht überarbeitet. Denn: L.I.S.A. ist kein Online-Fachmagazin, das auf ein fachwissenschaftliches und zeitintensives Peer-Review-Verfahren zurückgreifen könnte. Das würde dem Prinzip von L.I.S.A. widersprechen, bei dem auf einen lebendigen Austausch gesetzt wird. Die Beiträge werden zusätzlich über die Auftritte in den Sozialen Medien, also bei Facebook und bei Twitter, verbreitet.

Resonanz aus Wissenschaft und Öffentlichkeit

Als Wissenschaftsportal sind die Betreiber daran interessiert, von außen als seriöse Plattform für wis-senschaftliche Inhalte wahrgenommen zu werden, speziell für geisteswissenschaftliche. Auch wenn kein fachwissenschaftliches Peer-Review-Verfahren erfolgt, wird darauf geachtet, dass die Inhalte eine „wissenschaftliche Provenienz“ haben. So ist die weit überwiegende Zahl der bislang fast 4.000 Beiträge mit einem, einer oder mehreren Wissenschaftlern und/oder mit einer wissenschaftlichen Institution verbunden. Das hat im Laufe der Zeit dazu geführt, dass L.I.S.A. in der Wissenschaft und ihrem näheren Umfeld nicht nur als seriöse Plattform, sondern vor allem als medialer Kooperationspartner wahrgenom-men und geschätzt wird. Die anhaltend steigenden Zahlen bei den Zugriffen aufs Portal, bei den einzelnen Seitenaufrufen, bei den Neuanmeldungen als L.I.S.A. Mitglieder, bei den Registrierungen für den Newsletter, bei der Zahl der eingereichten Beiträge sowie die Reaktionen auf die Social Media-Aktivitäten zeigen, dass das Portal auf breites Interesse stößt und zum Mitmachen anregt. Die Verantwortlichen gehen inzwischen von einer festen Community von rund 20.000 individuellen Nutzerinnen und Nutzern aus.Das Portal ist in einer Phase online gegangen, als die Wissenschaftskommunikation einen Wandel erfah-ren hat. Der mit wenig Aufwand verbundene Einsatz

von unterschiedlichen Medien erleichtert den Trans-fer von Wissen erheblich.

Was die weitere Entwicklung betrifft, so ist diese nur schwer auszumachen. Ein paar Trends zeichnen sich laut Redaktionsleiter Georgios Chatzoudis aber ab: Blogs scheinen derzeit ihre Hochphase überschritten zu haben, technische Neuerungen im Bereich der So-zialen Medien und Onlineplattformen wirken ausge-reizt, gleichzeitig aber vereinfachen sich die Möglich-keiten, Inhalte festzuhalten und zu verbreiten. Die professionelle Wissenschaftskommunikation wird sich zudem weiter darauf einstellen müssen, dass hier künftig nicht mehr nur Redaktionen agieren, sondern prinzipiell jeder Nutzer und jede Nutzerin eines Smartphones heute in der Lage ist, in diesem Bereich mitzumischen und einzugreifen.

Gerda Henkel Stiftung

Die Gerda Henkel Stiftung fördert Forschungen auf dem Gebiet der Historischen Geisteswissenschaften. Kernbereiche der Fördertätigkeit sind die Unterstüt-zung von Forschungsprojekten und die Vergabe von Promotions- und Forschungsstipendien. Darüber hinaus vergibt die Stiftung in Kooperation mit re-nommierten Universitäten und Forschungsinstituten Fellowships für Forschende und Wissenschaftsjour-nalisten in Großbritannien und den USA.

L.I.S.A. – Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung

Initiativen und Projekte in NRW Initiativen und Projekte in NRW

Lesen, Informieren, Schreiben und Austauschen – dafür steht das Akronym L.I.S.A. Dahinter verbirgt sich ein interaktives und multimediales Wissen-schaftsportal für den Bereich der Historischen Geis-teswissenschaften. Mit dem Wissenschaftsportal L.I.S.A. bietet die Gerda Henkel Stiftung eine Online-Plattform für Austausch, Zusammenarbeit und Netzwerkbildung. Nicht zuletzt erinnert L.I.S.A. an die Gründerin der Gerda Henkel Stiftung, Lisa Maskell, die 1976 zum Gedenken an ihre Mutter, Gerda Henkel, die Stiftung ins Leben rief. Dabei soll der Wissenschaftsalltag nicht nur anderen Forschenden, sondern auch der breiten Öffentlichkeit in moderner und verständli-cher Form präsentiert werden.Ziel der Initiative ist es, Beiträge aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaften, der Archäologie und der Kunstgeschichte zur Verfügung zu stellen und damit dem Bedarf an fächerübergreifenden Infor-mationen in den Historischen Geisteswissenschaften Rechnung zu tragen. International anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch junge Forschende können sich im Rahmen von Dossiers, Expertenchats und Online-Vorlesungen, mit Tagungsberichten, Buchre-zensionen, Veranstaltungsmeldungen oder Podcasts beteiligen. Das Portal sieht Text-, Bild- und Filmele-mente vor. Das Wissenschaftsportal ist seit Frühjahr 2010 online zugänglich.

Das Portal umfasst folgende Bereiche:• Aktuelle Beiträge: Autoren- und Redaktionsbei-

träge - unter anderem Video- und Audioformate, Interviews, Veranstaltungstipps, Ausstellungs- und Tagungsberichte sowie Rezensionen

• L.I.S.A. Video: Mehr als 300 professionell produ-zierte Wissenschaftsfilme, hervorgegangen aus Forschungsprojekten der Gerda Henkel Stiftung

• Interviews mit Forschenden verschiedener The-men und Länder

• Dossiers: Hierunter finden sich Beiträge, sortiert nach Themenschwerpunkten wie z.B. Genozid-forschung oder Digital Humanities

• Teamwork: Interaktive Plattform, in der sich Forscherinnen und Forscher zusammenschließen und zu einem von ihnen bestimmten Thema zu-sammenarbeiten. Zugang haben nur die entspre-chenden Mitglieder

• Autorennetzwerk: Verzeichnis aller Mitglieder des Portals mit Visitenkarte, Kontaktdaten und Forschungsprofil - bisher mehr als 1.400 Auto-ren

Über die neuesten Beiträge des L.I.S.A. Wissen-schaftsportals kann man sich durch Abonnement eines Newsletters oder über die Social Media Kanäle auf Facebook, Twitter und Instagram informieren.L.I.S.A. hat seinen redaktionellen Sitz in der Ge-schäftsstelle der Gerda Henkel Stiftung in Düsseldorf. Von dort aus werden Schwerpunktthemen, Beiträge und Diskussionen geplant und betreut.

Redaktioneller AblaufDas Wissenschaftsportal L.I.S.A. ist von der Grund-konzeption her ein Mitmachportal. Hier kann sich jede und jeder, die oder der sich für die Inhalte interessiert, anmelden, einen eigenen Account er-stellen und danach selbst Texte, Videos oder Audios beisteuern. Beiträge, die von angemeldeten Mitglie-dern des Portals erstellt worden sind, landen vor der Veröffentlichung zunächst aus Gründen der Quali-tätskontrolle bei der Redaktion, die den noch nicht veröffentlichten Beitrag u.a. daraufhin prüft, ob der Beitrag in seriöser Absicht erstellt wurde, thematisch zum Portal passt und dem Veröffentlichungsdesign entspricht.

Weitere Informationen online

• https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/

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Die „Forschungsbörse“ bringt Wissenschaft in den Klassenraum

und Mediziner, Informatikerinnen und Informatiker und viele mehr. Dabei arbeiten viele von ihnen nicht in einer wissenschaftlichen Einrichtung, sondern sind als Experten in einem Unternehmen beschäf-tigt, arbeiten in einer öffentlichen Institution oder sind selbstständig. So finden sich auf der Seite bei-spielsweise auch Ärztinnen und Ärzte, Tiefseetau-cher, Politikerinnen und Politiker oder Experten für Digitalisierung und Medienpädagogik. Allen gemein ist die Begeisterung für ihre Arbeit, die sie gerne an Kinder und Jugendliche weitergeben möchten.

Ursprung liegt in den Wissenschaftsjahren

Ihren Ursprung hat die Forschungsbörse in der Initi-ative Wissenschaftsjahre des BMBF gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Die Wissenschafts-jahre finden seit dem Jahr 2000 jährlich statt und stellen jeweils einzelne Disziplinen, Fächergruppen oder Persönlichkeiten der Forschung in den Mittel-punkt. Als Bühne für den Austausch von Öffentlich-keit und Wissenschaft, haben sie zum Ziel, entlang ausgewählter Themen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für Wissenschaft und Forschung zu wecken. So wurden in den letz-ten sieben Wissenschaftsjahren vielfältige Themen erkundet: „Die Zukunft der Energie“, „Forschung für unsere Gesundheit“, „Zukunftsprojekt Erde“, „Die demografische Chance“, „Zukunftsstadt“, „Meere und Ozeane“ und „Arbeitswelten der Zukunft“.

Seit 2010 bringt die Initiative „Forschungsbörse“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Wissenschaft (BMBF) und Schule zusammen: Über die Online-Plattform können Schulen kostenfrei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Unterricht einladen. Ob für MINT-Fächer wie Bio-logie, Mathematik und Physik oder Philosophie-, Deutsch- und Politikunterricht: Lehrende finden hier rund 1.030 Forschende aus ganz Deutschland, die sie passgenau nach Region, Thema sowie nach dem Schulfach für ihren Unterricht auswählen können. Auf Grundlage der Eingaben in eine Suchmaske ermittelt das System geeignete Experten, deren Portraitseiten weitere Informationen zu ihren For-schungsarbeiten vermitteln.

Mehr als tausend Forschende berichten über ihr Fach

Dieses Angebot wird gerne angenommen: Ob in Grundschulen, Gesamtschulen, Gymnasien, Berufs- oder Volkshochschulen - fast täglich berichtet ein Forschungsbörse-Experte Schülerinnen und Schü-ler über seinen Beruf. So treten Schülerinnen und Schüler in den direkten Austausch mit Forschenden und können sich intensiver mit den Inhalten und der Herangehensweise von Wissenschaft auseinander-setzen. Durch diesen unmittelbaren Einblick in die Forschung, gelingt ein praktischer Bezug zu den im Unterricht behandelten Themen.

Seit dem Start der Initiative sind sowohl die Anzahl der teilnehmenden Experten, als auch die Breite der Fächer und Disziplinen kontinuierlich angestiegen. Mittlerweile finden sich auf der Plattform Expertin-nen und Experten aus den Geistes- und Sozialwis-senschaften sowie Natur- und Ingenieurswissen-schaften, Theologen, Juristen und Medizinerinnen

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Aktivitäten auf Bundesebene Aktivitäten auf Bundesebene

Weitere Informationen online

• https://forschungsboerse.de/

Transferwerkstatt: „Innovationen aus der Wissenschaft – Wer macht den ersten Schritt?“Wissen und Technologie frühzeitig in die Praxis bringen - das ist das Ziel der Initiative „Innovati-onsorientierung in der Forschung“ des Bundesfor-schungsministeriums (BMBF), die sich vor allem an außeruniversitäre Forschungseinrichtungen richtet. Um jedoch den Kreis der Adressaten zu erweitern und das Thema in der Wissenschaft und der Praxis besser zu verankern, wird die Förderlinie durch eine sogenannte Transferwerkstatt begleitet. Bei diesem regelmäßig stattfindenden Forum geht es darum, Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis zu schla-gen und den Dialog zu verbessern.

Bei der 8. Transferwerkstatt, die Mitte November 2018 in Berlin stattfand, ging es insbesondere dar-um, den Prozess der Nutzung geeigneter Methoden und Instrumente des Transfers aktiv auch über die Grenzen eigener Organisationen zu gestalten und eine Kultur der Verwertung zu etablieren. Im Sinne der Weiterentwicklung der Netzwerkarbeit stellte die 8. Transferwerkstatt den öffentlich inhaltlichen Rahmen auch für einen Austausch mit universitären Einrichtungen her.

Mit Einzelbeispielen, der Vorstellung einer Wirk-analyse bisheriger Förderung und der Diskussion gegenseitiger Bedarfe der Wissenschaft und der Wirtschaft wurde eine Gesamtschau gegeben und eine strategische Diskussion eines zukunftsorientier-ten Wissens- und Technologietransfers angestoßen. Dabei wurden auch die Möglichkeiten des Transfers aus den Geistes- und Sozialwissenschaften präsen-tiert. Unter dem Titel „Innovationen aus der Wissen-schaft – Wer macht den ersten Schritt?“ stellte die 8. Transferwerkstatt hierzu die Erfahrungen der Wis-senschaft sowie der Wirtschaft in den Mittelpunkt und diskutierte die Frage der Bring- oder Holschuld im Innovationsprozess. Auf der Veranstaltung wurde

mit einer Vielzahl von Akteuren und Interessierten insbesondere aus der außeruniversitären Forschung, aber auch zunehmend aus Hochschulen und Wirt-schaft über Stellenwert und Art der Verwertung von Forschungserkenntnissen diskutiert.

Weitere Informationen online

• Die Vorträge der 8. Transferwerkstatt sind unter www.transferwerkstatt.de/de/Aktuelles-50.html öffentlich zugänglich.

• Aktuelles zur Förderlinie sowie die Ergebnisse der Transferwerkstätten sind unter www.bmbf.de/de/innovationsorientierung-der-forschung-4126.html verfügbar.

Save-the-Date

Der Termin für die 9. Transferwerkstatt „Wis-sens- und Technologietransfer“ ist am Donners-tag, 14. und Freitag, 15. November 2019 im BMBF in Bonn.

Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis Foto: Pixabay

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Wie kommt ein Wüstenschloss nach Berlin? Was macht der Papst auf einem arabischen Teppich? Welches geheime Wissen wanderte aus dem Irak bis nach Italien? Ein Ausstellungsparcours im Museum für Islamische Kunst zeichnet nach, wie Objekte um den Globus gewandert sind und welche Beziehungen sie zu verschiedensten Kulturen haben, die man heu-te vielleicht nicht unbedingt mit „islamischer Kunst“ in Verbindung bringen würde. Damit stellt er heutige Vorstellungen kultureller Grenzen in Frage. Das Projekt „Gegenstände des Transfers. Konzepte zur Vermittlung von Transferprozessen zwischen dem Nahen Osten und Europa im musealen Kontext“ erforschte 2012 bis 2016 transkulturelle Bezüge und Transfers verschiedenster Objekte des Berliner Mu-seums für Islamische Kunst. Zugleich entwickelte es Konzepte, um diese Transferprozesse in der Dauer-ausstellung sichtbar zu machen. Entwickelt wurde dieser Parcours vom Projekt „Gegenstände des Transfers“ – einer Kooperation zwischen dem Museum für Islamische Kunst und dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereich 980 „Episte-me in Bewegung“ an der Freien Universität Berlin, der Prozesse des Wissenswandels in europäischen und nicht-europäischen Kulturen in der Vormoderne erforscht. PD Dr. Vera Beyer leitete von 2012-2016 das Projekt und lehrt heute Kunstgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.

Ziel dieser Kooperation ist es, aktuelle Forschungser-gebnisse zu transkulturellen Bezügen von verschie-densten Objekten des Museums für die Besucher der Dauerausstellung sichtbar zu machen. So wur-den für diesen Ausstellungsparcours verschiedene Formen von Interventionen konzipiert: An Mitmach-

Science Media Center Germany: „Wir lieben Aufklärung“

genau bis zu dem Zeitpunkt, wo die Studie veröffent-licht wird. Nicht früher, aber vor allem nicht später. So machen Journalisten einen entscheidenden Unterschied in der so wichtigen gesellschaftlichen Debatte, in der wissenschaftliche Expertise oft fehlt. Nach der Sperrfrist stehen natürlich jedem und jeder die Ergebnisse und Produkte frei zur Verfügung. Die Redaktion des SMC nutzt ihr Datenlabor SMC Lab mit der eigens dort entwickelten intelligen-ten Software in Form von „Scanning, Scouting and Reporting“-Tools. All das soll Journalisten bei ihrer täglichen Arbeit helfen: beispielsweise bei der Identifikation von Experten oder dem frühzeitigen Erkennen neu aufkommender Themen und Trends. Dies geschieht mit Hilfe von intelligenten Algo-rithmen und komplexen statistischen Methoden zur Verarbeitung natürlicher Sprache vor allem im Text-Mining dieser ungeheuren Menge an Paper. Im SMC Lab entstehen außerdem Services für die breitere datenjournalistische Community: Es werden bereinigte Datensätze und aggregierte Datenbanken für den allgemeinen Gebrauch veröffentlicht sowie webbasierte Werkzeuge bereitgestellt.

Ein autonom fahrendes Auto verursacht einen tödlichen Autounfall, der Auslöser für wiederkeh-rende Blasenentzündungen ist gefunden, Lungen-ärzte hinterfragen Grenzwerte für Stickoxide: Wenn Wissenschaft Schlagzeilen macht, dann fragen sich Journalisten: Wie und wo sind schnell verlässliche Informationen zu finden? Wer wären renommierte und unabhängige Experten? Wie kann man in heiß diskutierten Debatten rationale Argumente und Fakten beisteuern, wenn es entscheidend ist? Um genau hier den Journalisten zu helfen, wurde das Science Media Center Germany (SMC) gegründet, eine Redaktion von Wissenschaftsjournalisten aus den Gebieten Medizin und Lebenswissenschaften, Umwelt und Klima, Energie und Technik, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung. Selbst der informierteste Journalist in Print, Radio oder Fernsehen kann nicht all die neuen, wissen-schaftlich relevanten Paper und Studien auf dem Schirm haben. Denn alle 13 Sekunden veröffentlicht ein wissenschaftliches Journal eine Publikation. Wenn sie erscheint, ist es für die Debatte und den Journalisten meist zu spät. Hier bietet das SMC seine Hilfe und Expertise an - exklusiv für akkreditierte Journalisten. Die Redak-tion des SMC hat diese Paper nämlich schon unter Sperrfrist vorher lesen dürfen. Sie beurteilt jeden Tag—auch mit Hilfe des eigens eingerichteten SMC Labs—welches dieser Paper in der Debatte rele-vant sein kann. Durch diesen Zeitvorsprung kann sie Statements von ausgewiesenen, renommierten, unabhängigen und akkreditierten Experten in der Wissenschaft einholen. Und verschickt die dann an angemeldete Journalisten, welche sich vorher verpflichtet haben müssen, die Sperrfrist streng einzuhalten. Journalisten haben nun die Zeit, die sie brauchen, um mit diesen Informationen ihre Arti-kel, Radiobeiträge oder Filme zu machen—und das

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Aktivitäten auf Bundesebene Aktivitäten auf Bundesebene

Weitere Informationen und Links

• www.sciencemediacenter.de

Aus einem Sonderforschungsbereich in die Praxis: „Gegenstände des Transfers“

stationen können Besucher etwa die Veränderung der Regeln des Schachspiels auf seinem Weg von Nordafrika nach Europa spielerisch nachvollzie-hen. Touchscreens erlauben es, auf verschiedenen Pfaden unterschiedliche Aspekte und Etappen der transkulturellen Transfers eines Objektes zu verfol-gen – etwa die geheimen Wanderungen einer der Lüstertechnik, den Transfer von astrologischem Wis-sen über Epochen hinweg oder die Migration eines Wüstenschlosses oder einer Alhambrakuppel bis in die Berliner Museen. Zudem verweisen Bodenpfeile auf Bezugsobjekte in anderen Sammlungen. Damit machen sie darauf aufmerksam, dass die histori-schen Zusammenhänge der Objekte nicht unbedingt den Schubladen der modernen westlichen Museen entsprechen. So zeigt der Parcours, der seit dem 29. April 2016 als Teil der Dauerausstellung zu verfolgen ist, dass trans-kulturelle Bewegungen keine Randerscheinungen, sondern zentral sind.

Weitere Informationen online

• www.objects-in-transfer.sfb-episteme.de• www.sfb-episteme.de

Mitmachstation zur Herkunft mittelalterlicher Signalhörner - Foto: Marlene Kettner

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Initiative für Offene Wissenschaft und Innovation des Stifterverbandes

deutsche Forschungs- und Innovationssystem? Welche Chancen und Herausforderungen liegen in der strategischen Öffnung von Forschungs-prozessen und -ergebnissen? Die aktuelle Debatte um Offene Wissenschaft und Innovati-on wird mit Analysen, Expertengesprächen und Handlungsempfehlungen begleitet. So werden mit der Studie „Was gewinnen wir durch Open Science und Open Innovation“ erstmals eine Brücke zwischen den beiden Anwendungsfäl-len einer Öffnung von Forschungsprozessen geschlagen und Handlungsmöglichkeiten für die Politik beschrieben. Eine weitere Studie beleuchtet die Rolle von Unternehmensengage-ment für Open Innovation Aktivitäten.

• Förderung: Der Stifterverband unterstützt die Vermittlung entsprechender Kompetenzen in Forschung und Lehre sowie die Weiterent-wicklung und Öffnung von wissenschaftlichen Institutionen. Dies geschieht u.a. über das Aus-bildungsprogramm „Lab for Open Innovation in Science“ sowie über Fellowships zum Thema „Freies Wissen“ für Nachwuchswissenschaftle-rinnen und -wissenschaftler. Dieses Programm wird gemeinsam mit Wikimedia und der Volks-wagenStiftung gefördert. Zudem fördern der Stifterverband und die Dieter Schwarz Stiftung mit dem Programm Innovation Hubs die Rolle von Hochschulen in regionalen Innovationsöko-systemen.

• Vernetzung: Die Zahl der Projekte und Perso-nen, die sich in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit offener Wissenschaft und Innovation beschäftigen, ist groß und vielfältig. Zur Ver-netzung der entsprechenden Akteure werden Workshops und Foren veranstaltet.

Open Innovation und Open Science sind aktuelle Schlagworte und versprechen Innovationen und Lösungen für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesell-schaft. Der Stifterverband hat in diesem Zusam-menhang Anfang 2018 eine Initiative für offene Wissenschaft und Innovation ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist, unterschiedliche Akteure zu vernetzen, in einen zielgerichteten Austausch zu bringen und mit konkreten Fördermaßnahmen – von der Hochschul-entwicklung bis zur Kompetenzvermittlung – Impul-se für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland zu geben.

Wissenschaft und Wirtschaft sind kontinuierlich gefordert, ihre Forschungs- und Innovationsprozes-se zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Aktuelle Herausforderungen ergeben sich beispielsweise in der Gestaltung des digitalen Wandels und neuer Geschäfts- und Forschungsmodelle, aber auch in der Entwicklung agiler und innovativer Arbeits-weisen und dem Einbezug neuer Partner. Damit verbunden sind Fragen der Transparenz, Reprodu-zierbarkeit und der Akzeptanz von Wissenschaft und Innovation.

Mit der Initiative möchte der Stifterverband die Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung zusammenbringen und die Potenziale und Handlungsbedarfe offener Wissen-schaft und Innovation genauer untersuchen. Ziele sind, ein gemeinsames Verständnis offener Wissen-schafts- und Innovationsaktivitäten zu entwickeln, bestehende Diskurse zusammenzubringen und Kulturen offener Interaktionsformate einzuüben.

Die Initiative ist auf drei Handlungsfeldern aktiv:

• Analyse: Wie effektiv und effizient ist das

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Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, kurz Stifterverband, ist ein gemeinnütziger einge-tragener Verein mit Hauptsitz in Essen und großem Hauptstadtbüro in Berlin. Der Stifterverband ist die Gemeinschaftsinitiative von Unternehmen und Stiftungen, die als einzige ganzheitlich in den Berei-chen Bildung, Wissenschaft und Innovation berät, vernetzt und fördert.

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Weitere Informationen online

• www.stifterverband.org/initiative-offene-wissenschaft-innovation

Grafik: Stifterverband/Larissa Wunderlich

Aktivitäten auf Bundesebene Aktivitäten auf Bundesebene

Forschungsvorhaben „Future Museum“

Wer heute ein Museum besucht, erwartet ein Erlebnis. Das Fraunhofer IAO und MUSEUM BOOSTER starten im Juli 2019 einen neuen Innovationsverbund für Museen. Ziel des For-schungsvorhabens „Future Museum“ ist es, im Netzwerk mit Museumsleitungen, Behörden, Sponsoren und Zulieferern Ideen und Konzepte für den Einsatz neuer Technologien in Museen zu entwickeln.

Weitere Informationen unter www.future-museum.com

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Net4Society - das internationale Netzwerk der Nationalen Kontaktstellen

• Einflussnahme auf das Verständnis bestimmter politischer Sachverhalte und Entscheidungen, Gesetzgebungen und Dienstleistungen

• Steigerung des Wirtschaftswachstums• Verbesserung der Sozialfürsorge und des sozia-

len Zusammenhalts• Kulturelle Bereicherung und verbesserte Le-

bensqualität

Das von der EU geförderte Netzwerkprojekt „Net4Society“ unterstützt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Stakeholder, die im Bereich der 6. Gesellschaftlichen Herausforderung von Horizont 2020 Förderanträge stellen wollen. Dies gilt insbesondere, aber nicht ausschließlich, für Forschende aus dem Bereich Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften. Außerdem unterstützt das Netzwerk Sozial-und Geisteswissenschaftlerin-nen und - wissenschaftler, die in anderen Bereichen von Horizont 2020 und EU-Förderprogrammen, Fördergelder einwerben möchten. Nationale Kon-taktstellen (NKSen) - spezielle Beratungsstellen, die bei der Antragstellung und Projektdurchführung in Horizont 2020 Unterstützung leisten - aus rund 60 Ländern mit unterschiedlichsten Traditionen arbei-ten in diesem Projekt zusammen.

Ziel des Netzwerks ist es, Erfahrung und Wissen untereinander auszutauschen, an die Forscherszene und weitere Antragstellende weiterzugeben und damit den Erfolg insbesondere der Sozial-, Wirt-schafts- und Geisteswissenschaften in Horizont 2020 dauerhaft zu verankern. Zu diesem Zweck organisiert das Netzwerk unter anderem auch länderübergreifende, internationale Veranstaltun-gen wie zum Beispiel Expertenworkshops, interna-tionale Konferenzen zu kultur- und gesellschaftlich relevanten Themen, Informationsveranstaltungen

Wissenstransfer spielt im Rahmen der EU For-schungsförderung eine zentrale Rolle, da mit Horizont 2020 klare politische Zielsetzungen verfolgt werden: So gilt es, EU-weit eine wissens-und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft zu etablieren sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung bei-zutragen.Hierbei steht der Begriff des „Impacts“ im Fokus: Ziel ist eine Forschung zum Wohl der Gesellschaft. Der potentielle Impact sozial- und geisteswissen-schaftlicher Forschung kann sich dabei in unter-schiedlichen Aspekten zeigen:• Einflussnahme auf die Entwicklung öffentlicher

Debatten oder Verhaltensweisen

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Weitere Informationen online

• Webseite: www.net4society.eu

• Net4Society-Factsheet „Increasing impact“: www.net4society.eu/files/Net4Society4_D3_1_1_Factsheet_Impact_final.pdf

• Net4Society-Video zum Experten-Workshop „Impact“: www.youtube.com/watch?v=ka-geOh2O2Y&t=2s

Erfolgreich in Europa Erfolgreich in Europa

• Online-Kurse und Webinare, sowie kurze Videos für NKSen und Antragstellende

• Web-Tools für Antragstellende (z.B. Partner-suchmaschine (Net4Society Partner Search Tool) und länderübergreifende Datenbank für Forschende (Net4Society Research Directory))

• Im weitesten Sinne Austausch zu und Entwick-lung von gemeinsamen Narrativen auf EU- bzw. internationaler Ebene

zu aktuellen EU-Ausschreibungen und Vernetzungs-veranstaltungen. Bei diesen Veranstaltungen, sowie im Netzwerkprojekt und der Antragsstellung selber, spielt der weltweite Wissenstransfer die zentrale Rolle. Konkrete Projektergebnisse, mit denen Impact in den genannten Bereichen erzielt werden kann, sind zum Beispiel:• Verstärkung der Sichtbarkeit für gesellschafts-

relevante Themen / sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftliche Forschungsthemen auf EU-und nationaler Ebene

• Policy Briefs mit politischen und gesellschaft-lichen Handlungsempfehlungen auf EU- und nationaler Ebene

• Publikation von Factsheets (Leitfäden und Good Practice Beispielen), Dokumenten zur Unter-stützung bei der Antragberatung und –stellung und Konferenzberichten zu sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftlichen Forschungsthe-men

Netzwerken beim Brokerage Event - Foto: Net4Society

Net4Society-Factsheet „Increasing impact“

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EU-Projekt „ACCOMPLISSH“: Co-Creation als Schlüssel für Transfer

Regierungen und gesellschaftliche Partner in ganz Europa übertragbar, skalierbar und maßgeschneidert ist. ACCOMPLISSH organisierte hierzu eine Reihe von Workshops und Konferenzen und erarbeitete mit den verschiedenen Stakeholdern Leitfäden, Policy Briefs und Working Paper. Durch die bisherigen Maßnahmen wurde deutlich, dass die Umsetzung von Co-Creation aus verschiedenen Gründen eine Herausforderung ist, da unterschiedliche Werte, Vor-erfahrungen und Verständnisse aufeinandertreffen.

Durch den Austausch der Akteure aus Wissenschaft und Praxis konnte gezielt an Beispielen bearbeitet werden wie sich ‚objektives empirisches Wissen‘ mit ‚subjektivem und wertendem‘ Wissen verhält, wie eine informiertere Debatte geführt werden kann und wie mangelnde Kenntnisse in Wissensintegrati-on, Politik-Praxis-Übersetzung und Wissenstransfer behoben werden können. Die Empfehlungen von ACCOMPLISSH zeigen wie eine Umsetzung im Wis-senstransfer und -austausch gelingen kann.

Das EU-Projekt „ACCOMPLISSH” zielt darauf ab, ein innovatives Valorisierungskonzept (Transferkonzept) zu schaffen, das die Position und die Wirkungsgene-rierung der Forschung aus den Geistes- und Sozial-wissenschaften stärkt und zur Innovation für eine Vielzahl von Praxisakteuren beitragen wird.Traditionelle Valorisierungsansätze konzentrieren sich auf lineare Prozesse: Von der Wissenschaft zur Gesellschaft. Um die Valorisierung auf eine höhere Ebene zu bringen, müssen alle relevanten Akteure in einem gleichwertigen Rahmen zusammenarbeiten. Mit Hilfe von Co-Creation, einem Ansatz zur Zu-sammenarbeit, soll dies besser umgesetzt werden. Co-Creation wird als ein Mittel zur Verbesserung und Förderung der Teilnahme von Praxisakteuren durch aktive Beteiligung an Forschungs- und Inno-vationsprozessen definiert. Die Einbeziehung von unterschiedlichen Sichtweisen und zusätzlichen Kenntnissen soll zu mehr Kreativität, Aufbau von Partnerschaften und Vertrauen, Steigerung der Zufriedenheit sowie Förderung von Legitimität und Akzeptanz führen. Daher hat das ACCOMPLISSH-Konsortium, bestehend aus 14 Universitäten aus 12 Ländern, die Praxispart-ner (aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft) aktiv in das Projekt einbezogen und einen Open-Innovation-Ansatz gewählt. Dazu wird ein Dialogprozess mit den relevanten Stakeholdern aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft initiiert. Die Dialogplattform von ACCOMPLISSH ist so organisiert, dass Wissenschaft, Industrie, Regierungen und gesellschaftliche Partner gleichermaßen zur Ermittlung von Hindernissen und Ermöglichern (Enablern) von Co-Creation beitragen. Die Ergebnisse aus der Praxis und der Theorie der Co-Creation bilden die Grundlage des Valorisierungs-konzepts und werden im Projekt gemeinsam mit allen Praxispartnern getestet. Dieses Konzept wird so entwickelt, dass es für Wissenschaft, Industrie,

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Weitere Informationen online

• www.accomplissh.eu

Erfolgreich in Europa Erfolgreich in Europa

DialogveranstaltungFoto: ACCOMPLISH (Jaliene Kwakkel)

SIOR: Erstes „Open Access Repository“ zum Social Impact

Open-Access-Repository, das soziale Auswirkungen (Social Impact) von Forschungsergebnissen syste-matisch erfasst. SIOR fungiert als gemeinnützige Initiative zur Förderung der wissenschaftlichen For-schung und deren Wissenstransfer. Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Förderagenturen finden in SIOR sowohl einen allgemeinen Überblick als auch konkrete Beispiele dafür, dass Forschungsergebnisse auch einen direkten sozialen Beitrag leisten können.

Offen für interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit

SIOR ist Open Source und ermöglicht die Integration mit anderen Open Source-Registern, CRIS-Systemen und persistenten Identifikatoren. Durch die Regist-rierung bei SIOR mit einer ORCID-ID können Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler den Social Impact ihrer Forschung mit ihren individuellen Forschungsprofilen verknüpfen.

Welchen gesellschaftlichen und sozialen Mehrwert generieren Forschungsergebnisse? Mit dieser Frage sind die Geistes- und Sozialwissenschaften oft kon-frontiert, wenn es um das Thema Wissenstransfer und Impact geht. Um aufzuzeigen, welchen Beitrag die Geistes- und Sozialwissenschaften leisten, hatte das EU-Projekt „IMPACT-EV“ (Koordination For-schungszentrum CREA, Universität Barcelona) zum Ziel, das Monitoring und die Bewertung von wissen-schaftlichen, politischen und sozialen Auswirkungen der Forschung in den Sozial- und Geisteswissen-schaften zu systematisieren und zu kartieren.Dafür hatte das Projektkonsortium zunächst ein Set von Indikatoren entwickelt und sich anschließend auf das Mapping von „Social Impact“ (sozialen Auswirkungen) von Forschungsergebnissen konzen-triert. Daraus hervorgegangen ist schließlich das „Social Impact Open Access Repository“ (SIOR).

In der SIOR Datenbank werden wissenschaftliche Projekte und Ergebnisse gesammelt, die nachweis-lich einen „Social Impact“ erzeugt haben. Innerhalb der SIOR beschreiben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder Forschungseinrichtungen die sozialen Auswirkungen ihrer wissenschaftlichen Ar-beit und liefern den Nachweis dieser Auswirkungen und die dazugehörige Quelle (z.B. Veröffentlichung, Gesetzgebung, Website, Datensatz, Pressemittei-lung usw.). Dies wird vor der Online-Veröffentli-chung einem Peer-Review unterzogen, in dem ein Social Impact-Score in Bezug auf diese Nachweise zugewiesen wird, der auf den zuvor entwickelten Indikatoren basiert. Neben dem Sammeln von Wirkungsinformationen und der Suche nach Daten bietet SIOR so messbare Parameter für soziale Ver-besserungen, die durch wissenschaftliche Projekte generiert werden.SIOR ist frei zugänglich und das weltweit erste

Weitere Informationen online

• www.ub.edu/sior/sior.php

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www.connectNRW.de

connectNRW – Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften im Fokus

„Digitale Gesellschaft“ des NRW-Wissenschaftsmi-nisteriums und organisiert Veranstaltungen und Workshops.

connectNRW arbeitet seit Frühjahr 2016 im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Die Geschäftsstelle von connectNRW ist im DLR Projektträger (DLR-PT) angesiedelt. Mit vielfältigen Dienstleistungen unterstützt der DLR-PT Akteure aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Bildungsträger – von der Analyse und Beratung bis zur Entwicklung und Umsetzung von Strategien und Maßnahmen.

Besuchen Sie uns auf www.connectNRW.de oder folgenSieunsaufTwitter:@connect_nrw

connectNRW ist die Plattform zur Vernetzung und zum Wissenstransfer für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Nordrhein-Westfalen. connectNRW zielt darauf, die geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Exzellenz in NRW zu stärken und den Informationstransfer weiter zu unterstützen. connectNRW organisiert Workshops, Expertenrunden und Tagungen zu unterschied-lichen Themen. Dabei setzt die Plattform einer-seits auf den Austausch von Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler/-innen untereinander und darüber hinaus mit anderen Disziplinen und Pra-xisakteuren. Der interdisziplinäre Austausch und Beteiligungsprozesse mit Wissenschaftler/-innen stehen hierbei im Fokus.

connectNRW macht Forschungsergebnisse für die Öffentlichkeit, für gesellschaftliche Akteure und für den weiteren wissenschaftlichen Austausch zugäng-lich und bietet mit einem Online-Portal Informa-tionen zu relevanten Akteuren, Veranstaltungen, laufenden Projekten und Fördermöglichkeiten. Die Plattform begleitet unter anderem die För-derlinien „Forschung Flucht und Integration“ und

• Die nächste Ausgabe des connectNRW-Dossiers zum Thema „Extremismusforschung“ erscheint Ende 2019.

• Anregungen oder Fragen gerne an [email protected].

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