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INFORMATIONSBLATT FÜR TRAINER N R . 44 NOVEMBER 2009 Editorial: Sir Bobby Robson – keine halben Sachen Interview: Henk ten Cate Stil und Stars und Schwalben Theorie und Praxis Ein englischer Sommer Unterstützung auf allen Ebenen

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I N F O R MATI O N S B L AT TF Ü R TR AI N E R

N R . 44N OVE M B E R 2009

Editorial:Sir Bobby Robson – keine halbenSachen

Interview:Henk ten Cate

Stil und Starsund Schwalben

Theorie und Praxis

Ein englischerSommer

Unterstützung auf allen Ebenen

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I M P R E S S U MREDAKTIONAndy RoxburghGraham Turner

HERSTELLUNGAndré VieliDominique MaurerAtema Communication SADruck: Artgraphic Cavin SA

DANKSAGUNGMonica NamyStéphanie Tétaz

TITELSEITECoach Fabio Capello gratuliert David Beckham, John Terry und Wayne Rooney zur Qualifikation für die WM-Endrunde 2010.(Foto: Empics Sport)

Das Lächeln und die Zauberei von Bobby Robsonwerden nie in Vergessenheit geraten.

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SIR BOBBY ROBSON – KEINE HALBEN SACHENE D I T O R I A LVON ANDY ROXBURGH,TECHNISCHER DIREKTOR DER UEFA

Ich schreibe diesen Text voller Trauer, aber auch mit Bewunderung und einemLächeln. Der Abschied von Sir Bobby Robson löste in der Trainergilde des Fuss-balls vielfältige Emotionen aus. Der Mann,der England ins WM-Halbfinale führte,wurde von allen Seiten bewundert, geschätzt und respektiert und wird unsallen in bester Erinnerung bleiben. WerBobbys übersprudelnde Leidenschaft fürden Fussball einmal erlebt hatte, konntesich der Magie dieses Spiels nicht mehrentziehen. Als ich ihn einmal nach seinerpositivsten Eigenschaft fragte, antworteteer: „Das Schlüsselwort heisst Liebe – ich liebe den Fussball einfach!“ Nun,dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitig-keit – der Fussball brachte ihm auchgrenzenlose Liebe entgegen.

Trainerkollegen und Spieler, die mit ihm arbeiteten, schwärmten stets in denhöchsten Tönen von ihm. Sir AlexFerguson sagte einst: „Er ist ein echterFussballer, der sein ganzes Leben demFussball verschrieben hat. Ich denke, er isteiner der beliebtesten und meistres-pektierten Trainer weltweit.“ Louis van Gaalerklärte schlicht: „Ich liebe Bobby Robson.“Franz Beckenbauer nannte ihn einen„Sportsmann von Kopf bis Fuss“, währendihn David Beckham als bewunderns-werte Person mit einer besonderen Aura beschrieb. Und Luis Figo meinte: „Er isteine Trainerlegende und ich schätze michglücklich, bei zwei verschiedenen Vereinenmit ihm gearbeitet zu haben.“ Die öffent-lichen Reaktionen auf seinen Tod, der Andrang bei der Trauerfeier und die Füllean Komplimenten, die ihm die Fussball-welt entgegenbrachte, zeigen, wie populärBobby Robson war. Bei dem vor kurzemabgehaltenen UEFA-Workshop für Trainer-ausbilder wurde er gleich zu Beginngewürdigt – der spontane Applaus seinerKollegen aus ganz Europa sagt alles überihre Gefühle für diesen besonderenMenschen aus.

Doch Bobby verkörperte nicht nur Begeis-terung und Dynamik. Er war ein höchstkompetenter Coach, der anderen mitweisen Ratschlägen zur Seite stand. Beieiner UEFA-Trainerkonferenz vor einigenJahren erzählte er beim Thema Krisen-management eine Geschichte über seineZeit beim FC Barcelona, als seine Mann-schaft gegen Atlético Madrid kurz nach derPause 1:4 zurücklag und das wütendePublikum weisse Taschentücher schwenkte.„Was haben Sie getan?“, fragte ich. „Ichhabe ein Taxi gerufen.“ Wenn man mitBobby sprach, war meistens auch derHumor nicht weit. Er rief natürlich kein Taxi, sondern nahm einige taktische Ände-rungen und raffinierte Auswechslungenvor, und am Ende gewann Barça mit 5:4.„Ich habe gelernt, wie man mit taktischenWechseln ein Spiel gewinnen kann – insbesondere in den Jahren in Holland,Portugal und Spanien. Das Wichtigste ist,den gegnerischen Trainer vor ein Problemzu stellen, das Spiel zu lesen und Ent-scheidungen zu treffen, die zum eigenenVorteil gereichen“, so Bobby.

Alle, die mit ihm zu tun hatten, wussten,woran sie mit Bobby waren – er machtekeine halben Sachen. Als ich ihn für The Technician interviewte, stand erplötzlich auf und rannte umher, um dieLaufwege von Alan Shearer, seinemStürmerstar bei Newcastle United, zu beschreiben. Ich musste ihn bitten, sichwieder zu setzen, weil er zu weit vom Auf-nahmegerät entfernt war. Er sagte damals:„Ich bin dem Fussball verfallen. Ich bin

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jedes Mal ganz aufgeregt, wenn der Anpfiffnäher rückt. Selbst wenn der Gegner nach21 Sekunden ein Tor schiesst, lasse ich michdavon nicht unterkriegen.“

Bobby Robsons Leistungsausweis als Trainerist herausragend. Mit Ipswich Town denUEFA-Pokal zu gewinnen war eine bemer-kenswerte Leistung. „Den „Durchschnitts-verein“ Ipswich an die europäische Spitze zu führen war grossartig. Ja, ich hatte 14 Jahre Zeit dafür. Geld hatte ich keins,aber Zeit.“ Anschliessend feierte er Erfolgemit England, dem PSV Eindhoven, SportingLissabon, dem FC Porto und dem FC Bar-celona, mit dem er 1997 den UEFA-Pokal-siegerpokal holte. Bei den drei letztgenann-ten Klubs stand ihm ein junger Assistent namens José Mourinho zur Seite, der späterdie UEFA Champions League und den UEFA-Pokal gewinnen sollte und zurzeit Inter Mailand trainiert. Bobby Robson hat in seiner Karriere bei zahlreichen Spielern undTrainern bleibende Eindrücke hinterlassen.Wo immer er war – er zog die Menschenmit seinem Charisma in seinen Bann.

Als Bobby Newcastle United verliess, rief er Gérard Houllier an, der sich gerade vom FC Liverpool getrennt hatte. Ohne eine Spur von Arroganz fragte er, die Beschei-denheit in Person: „Wie wollen die uns bloss ersetzen?“ Diese Frage bedurfte keiner Antwort. Bobby Robson war ein-malig. Ein Fussballer durch und durch, eine Inspiration für viele – jemand, an den man sich mit Bewunderung und einemLächeln erinnern wird.

Der ehemaligeenglischeNationaltrainerSir BobbyRobson imGespräch mitseinemschottischenGegenpart undheutigenTechnischenDirektor der UEFA, Andy Roxburgh.

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1 • In Ihrer aktiven Zeit waren Sie Flügel-stürmer – hat diese Position IhreSpielphilosophie als Trainer beeinflusst?

Es ist weniger die Tatsache, dass ich Flügel-spieler war, sondern eher die, dass ich Offensivspieler war, die mich beeinflusst hat.Zudem bin ich Niederländer und bei unswird ein sehr offensiver Fussball gepflegt.Diese Spielphilosophie habe ich natürlich imBlut. In Holland oder England wird die Rolleeines Angreifers ganz anders definiert als inden südeuropäischen Ländern. Viele Trainerreden von ihrem eigenen Ansatz, aber imGrunde ist es wie beim Hausbau: Zu Anfangkommt immer das Fundament, d.h. auf denFussball übertragen, die Defensivstruktur.Aber durch meine Tätigkeit bei einem Klubwie den Go Ahead Eagles entwickelte icheine Leidenschaft für das Offensivspiel undfür die Ausbildung guter Spieler. Der Vereinwar der erste in Holland, der eine Nach-wuchsakademie hatte, und in dieser warensehr engagierte Ex-Spieler tätig. Wir lehrteneinen typisch holländischen Stil mit viel Ball-besitz und flüssigem, schnellem Passspiel,und natürlich förderten wir den Einsatz von Flügelspielern. In Dreiecken zu spielen,war der Kern unseres Spiels. Ich habe in

vielen verschiedenen Ländern gearbei-tet und kann sagen, dass die Trainings-übungen und -methoden überall mehroder weniger die gleichen sind. Ent-scheidend ist, was du aus ihnen machst.Ausserdem spielt natürlich das Level, auf dem du arbeitest, eine Rolle: Spitzen-klubs zu trainieren ist viel schwieriger, da du einen Haufen Egozentriker umdich hast, die nicht gerne unterbrochenoder korrigiert werden.

Bei Ajax war einer der Schlüssel zumErfolg, dass die meisten Spieler aus derJuniorenakademie kamen, wo sie einegute Ausbildung genossen hatten, bevor sie in die erste Mannschaft auf-stiegen. Ich persönlich mache das sehrgern, mit jungen Spielern zu arbeiten, ihr Talent zu fördern.

2 • Zusammen mit Frank Rijkaardwaren Sie beim FC Barcelona sehrerfolgreich. Wie würden Sie diePhilosophie von Barça beschreiben?

Man kann den Ansatz von Barça ver-gleichen mit dem, was in den hol-ländischen Fussballakademien prakti-

I N T E R V I E WVON ANDY ROXBURGH,TECHNISCHER DIREKTOR DER UEFA

ER IST HOLLÄNDER UND WAR ZU SEINEN AKTIVEN ZEITEN FLÜGELSTÜRMER. ES SOLLTE EINEN

ALSO NICHT WUNDERN, DASS ER EIN VEHEMENTER VERFECHTER DES OFFENSIVFUSSBALLS IST. WAS NICHT

HEISST, DASS ER NICHT AUCH PRAGMATISCH SEIN KANN, WENN ES DIE SITUATION ERFORDERT.

ALS SPIELER WAR ER UNTER ANDEREM FÜR DIE GO AHEAD EAGLES AKTIV, BEI DENEN ER AUCH SEINE

TRAINERLAUFBAHN BEGANN. DANACH TRAINIERTE ER ZAHLREICHE ANDERE NIEDERLÄNDISCHE VEREINE,

DARUNTER SPARTA ROTTERDAM, VITESSE, NAC BREDA UND AFC AJAX. NACH EINEM INTERMEZZO

IN UNGARN BEI MTK WAR ER CO-TRAINER VON FRANK RIJKAARD BEIM FC BARCELONA (2003-06) UND VON

AVRAM GRANT BEIM FC CHELSEA (2007/08). AUS SEINER ZUSAMMENARBEIT MIT FRANK GINGEN

EIN UEFA-CHAMPIONS-LEAGUE-TITEL UND ZWEI NATIONALE MEISTERTITEL HERVOR, DIE MIT AVRAM

BRACHTE EIN CHAMPIONS-LEAGUE-FINALE EIN (2008), DAS GEGEN MANCHESTER UNITED IM

ELFMETERSCHIESSEN VERLOREN GING. SEIT JULI 2008 IST DER WEITGEREISTE FUSSBALLEXPERTE AUS

AMSTERDAM NUN IN GRIECHENLAND BEI PANATHINAIKOS ALS CHEFTRAINER AKTIV. SEINE ZIELE SIND DER

MEISTERTITEL UND DIE QUALIFIKATION FÜR DIE EUROPÄISCHEN WETTBEWERBE. ER IST EIN

REDEGEWANDTER, LEIDENSCHAFTLICHER MANN, DEM DIE NACHWUCHSFÖRDERUNG SEHR AM HERZEN LIEGT.R

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ziert wird. Die Philosophie ist die gleiche:die Spieler Schritt für Schritt an das höchsteLevel heranführen. Der FC Barcelona ist einkatalanischer Klub mit starken niederlän-dischen Einflüssen. Viele Trainer aus denNiederlanden haben dort gearbeitet undSpuren hinterlassen. Angefangen bei RinusMichels und Johan Cruyff. Und dann habensie eine Spielphilosophie dort, die derunseren sehr ähnelt. Allerdings werden diespanischen Spieler in meinen Augen tech-nisch besser ausgebildet als in den meistenanderen westeuropäischen Ländern. Das Fundament des Barça-Teams beruhtedeshalb auf Eigengewächsen, zu denen ein paar Spitzenspieler dazugekauft wurden,um dort zusätzliche Qualität einzubringen,wo Lücken existierten.

3 • Sie waren mehrmals als Co-Trainertätig, so wie beim FC Barcelona. Was sind die Aufgaben eines Co-Trainersund was ist wichtig, damit man diese Rolle erfolgreich ausfüllen kann?

Als ich mit Frank nach Barcelona ging,sprachen wir darüber, wie die Zusammen-arbeit aussehen soll. Vor Barça war ich nur ein einziges Mal Co-Trainer gewesen.

HENK TEN CATE

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Frank und ich waren befreundet, was es erleichtere, die Rollen zu verteilen. Es wareine echte Herausforderung, denn der FC Barcelona war schon seit fünf Jahrennicht mehr Meister gewesen. Hinzu kam,dass Frank das erste Mal im Vereinsfussballtätig war, wohingegen ich schon gewisse Erfahrungen hatte, wenn auch bei kleinerenKlubs. Deshalb schlug ich ein paar Dingevor, bei denen ich helfen konnte. Unser Ver-hältnis zueinander und zu den Spielern warder Schlüssel. In Spanien sagen sie „polibueno, poli malo“: guter Cop, böser Cop.Also spielte ich den „Bösen“ und Frank den„Guten“. Wir taten dies natürlich nichtbewusst, aber so waren unsere Charaktere.Wir fanden einen sehr guten Ausgleich.Meine Aufgabe war es, den Respekt derSpieler zu gewinnen, denn den bekommstdu nicht einfach so, den musst du dir verdienen. Frank hatte den Vorteil, dass er einer der besten Spieler der Weltgewesen war. Für mich war das anders, ich musste mich auf dem Feld beweisen,beim Training und beim sonstigen Um-gang mit den Spielern. Ich sprach darumsehr viel mit ihnen. Wir sprachen von Anfang an Spanisch, auch wenn das für uns ziemlich schwierig war.

Selbst Frank und ich sprachen Spanisch miteinander, da wir nicht den Eindruck erwecken wollten, dass wir über jemandenhinter seinem Rücken sprechen. Ich glaube,die Spieler fanden das gut. Obwohl wir einige niederländische Spieler hatten,sprachen wir ausschliesslich Spanisch. Ichdenke, dass dieser Ansatz seine Wirkunghatte und den Spielern vermittelte, dass wirgewillt waren, hart zu arbeiten und Opfer zubringen, um gute Ergebnisse zu erzielen.Das erste Jahr war sehr schwierig. Der Klubhatte einen neuen Präsidenten und standan einem Scheideweg. Zuallererst musstenwir ein Team formen. Um das Vertrauen derSpieler zu gewinnen, ging ich in dieser Zeitvor und nach dem Training in die Kabineund sprach mit den Spielern über alles, wassie beschäftigte. Wir hatten viele schwierigeEntscheidungen zu treffen und mussten unsaus dem Politischen raushalten, aber so istdas halt, wenn man auf Topniveau arbeitet.Nach der Hälfte der Saison waren deutlicheVerbesserungen spürbar. Der Knackpunktwar ein Auswärtsspiel beim FC Sevilla, beidem wir unsere liebe Müh und Not hatten,am Ende aber 1:0 gewannen. Da reali-sierte ich, dass es einen „Fussballgott“ gibt.Dieses Ergebnis läutete die Wende ein.

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HENK TEN CATE STIMMT

SEINE PANATHINAIKOS-SPIELER AUF

DIE UEFA-CHAMPIONS-LEAGUE-BEGEGNUNG

GEGEN VILLARREAL EIN.

Henk ten Cate erteilt seinen Spielernwährend einer Partie der UEFAChampions Leaguemit PanathinaikosAnweisungen. K

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Wir gewannen 13 Spiele in Folge, über-holten Real Madrid und wurden Vizemeister.In den beiden darauffolgenden Spielzeitenholten wir jeweils den Titel, wir gewannendie UEFA Champions League und der Restist Geschichte.

4 • Sie haben in sechs verschiedenenLändern als Trainer gearbeitet. Gibt es Ihrer Meinung nach noch einenationale Identität, einen nationalen Stil im Fussball?

Ja, der Ansatz hier in Griechenland ist nichtder gleiche wie in Holland. Aber durch dieSpieler- und Trainerwechsel schwächt sichdas immer mehr ab. Insbesondere auf Klubebene, die Nationalmannschaften hin-gegen behalten ihre nationale Identität. Die Nationalspieler wurden meistens in ihrerHeimat ausgebildet und sie behalten vielvon ihrer nationalen Mentalität. AusländischeTrainer können jedoch Veränderungen bewirken, die einen Qualitätsanstieg auf eu-ropäisches Topniveau ermöglichen können.Aber das ist nicht einfach, insbesonderenicht in südeuropäischen Ländern, wo die Emotionen schnell hochkochen und der Druck der Medien sehr gross ist.

5 • Welche Fähigkeiten muss ein Spielerfür Sie haben?

Ich mag Spieler, die offensiv denken. Ich mag Spieler, die kreativ und spielfreudigsind. Aber mit solchen Spielern alleingewinnt man natürlich keine Spiele. Manbenötigt ein ausgewogenes Team. Abermeine Teams werden tendenziell immereher kreativ und angriffslustig sein. Die Begeisterung für den Fussball ist auch sehrwichtig, denn heute gibt es Spieler, die nur aufs Geld aus sind. Als Spieler ver-schwendete ich nie einen Gedanken ansGeld. Ich war stolz, bei einem Profiklubspielen zu dürfen und das Geld war eher sekundär. Ich mag Spieler, die dieselbe Einstellung haben wie ich.

6 • Hat der gestiegene Einfluss derSpieler Ihren Stil als Trainer verändert?

Würde ich dies verneinen, so würde ichlügen. Wenn du ein Spitzenteam trainierst,musst du diplomatisch sein und dir gut überlegen, was du sagst. Man kann nichtimmer aus dem Bauch heraus entscheiden,weil das nicht immer zum gewünschtenErgebnis führt. Die meisten Spitzentrainer

mussten sich ein bisschen anpassen, insbesondere wegen des wirtschaftlichenEinflusses im Fussball. Zum Beispiel beider Entscheidung, ob man einen Spielerverkaufen kann, kommt man oft zu demSchluss, nein, das ist nicht wirtschaftlich.

Sir Alex Ferguson bei Manchester United istheute wahrscheinlich einer der wenigenSpitzentrainer, deren Entscheidungen nichtdurch Druck von aussen beeinflusst wer-den. Ich kenne Alex nicht gut, aber ich magihn wirklich. Die Leidenschaft, mit der erimmer noch dabei ist, z.B. wenn sein Teamein Tor schiesst, ist fantastisch. Man darfnicht vergessen, er ist der erfolgreichsteTrainer der Welt.

7 • Sind Flügelstürmer, wie Sie einerwaren, vom Aussterben bedroht?

Nein, die kommen wieder. Sie waren fastverschwunden, aber sie kommen wieder.Die meisten Teams spielen heute ein 4-2-3-1 und brauchen Spieler auf denFlügeln, die schnell sind. Je nach Phi-losophie des Trainers kommen entwederMittelfeldspieler oder Flügelstürmer zumEinsatz. Ich spiele eher mit Angreifern. Es wachsen einige sehr talentierte jungeSpieler heran, wie z.B. mein junger Lands-mann Eljero Elia beim Hamburger SV. Ich hatte ihn Ajax empfohlen, aber dasklappte nicht und nun haben die Ham-burger ein echtes Schnäppchen gemacht.Den einzigen Raum auf dem Spielfeld gibtes heute noch auf den Flügeln. Diesen gilt es auszunützen, selbst wenn du ersttief in der gegnerischen Hälfte zum Sprintoder Dribbling ansetzt, wie es Messi undRonaldo tun.

8 • Sie waren verantwortlich für dieNachwuchsarbeit der Go Ahead Eagles.Was ist der Schlüssel zum Erfolg in den Fussballakademien?

Es ist wichtig, eine Fussballphilosophie zu haben. Wir müssen in die Zukunftunseres Sports investieren. Ich hänge nach wie vor sehr an meinem alten Team, den Go Ahead Eagles. Leider haben sie ihre Akademie weggegeben, um Teil eines Joint Venture zu werden. Wenn ich als Trainer aufhöre, werde ich dem Verein helfen, wieder auf ein höheresNiveau zu kommen. Und der erste Schrittwird sein, die Akademie zurückzuholen.

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HENK TEN CATE MIT DEM

TECHNISCHEN DIREKTOR DER UEFA,

ANDY ROXBURGH,

BEI EINEM UEFA-KURS IN ATHEN.

Henk ten Cate während einer Trainingseinheit bei Ajax.

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Wenn du eine gute Talentschmiede hast,zahlt sich das immer aus.

Ein Verein braucht eine kurz- und einelangfristige Strategie. Ohne Akademie hastdu keine langfristige Strategie und du wirstfrüher oder später dafür bezahlen müssen.

9 • Welchen Rat würden Sie einemjungen Trainer geben, der am Anfangseiner Karriere steht?

Arbeite hart und sauge so viel Wissen wie möglich auf. Schau dir Trainings an,sprich mit Trainern, besuche Seminare.Alles hängt davon ab, was du aus deinenMöglichkeiten machst. Als ich meineTrainerlizenz machte, schaute ich mir ein knappes Jahr lang jeden Tag das Trai-ning von Ajax an, während andere nurimmer mal wieder reinschauten. BeiMilan machte ich einen Besuch, aberacht Tage und nicht nur einen. Ich wollte

etwas lernen, ich sprach mit Spielern und Trainern. Auch wenn du deine Lizenz hast, bist du immer noch ein Anfänger. Du musst weiter lernen, dichweiterentwickeln.

10 • Wie hat sich der Fussball in IhrenAugen entwickelt?

Das Spiel wird immer schneller undschneller und die Räume werden nochenger. Der Druck auf die Trainer wird ineiner Welt, in der nur Ergebnisse zählen,weiter zunehmen. Das macht mir Sorgen,denn dadurch wird das Spiel nicht bes-ser werden. Die ständigen Trainerwech-sel helfen nicht, da geht es nur um Veränderung der Veränderung wegen.

11 • Gibt es etwas, was Sie am Fussball, so wie er heute ist, gerne ändern würden?

Ich bin der Ansicht, dass die Abseitsregelerneut überdacht werden muss. Ich habein Nordamerika gespielt und sah, wie das dort gehandhabt wurde. Das Spiel-feld war in drei Zonen unterteilt und inder mittleren gab es kein Abseits. Alles,was dazu führt, dass es mehr Räumezum Spielen gibt, sollte in Betrachtgezogen werden. Das Abseitsspiel kannsehr destruktiv sein.

12 • Welche kurz- und langfristigenZiele haben Sie? Für mich ist es sehr wichtig, mit Pana-thinaikos griechischer Meister zu werdenund dort etwas zu hinterlassen. Dasheisst, ich will dort ein Team entwickelthaben, das guten Fussball spielt. Aus-serdem möchte ich einige junge Spielerso weitergebracht haben, dass sie dannin der ersten Mannschaft aufblühenkönnen. Ich bin nicht die Art von Trainer,die nur für den kurzfristigen Erfolg lebt.Dafür liebe ich den Fussball zu sehr. Der Fussball gehört nicht nur ein paarLeuten wie uns, er gehört allen, denMillionen von Fans, die das Spiel lieben.Ich denke, alle Trainer sollten sich ihrerVerantwortung gegenüber den Fansbewusst sein und alles für attraktivenFussball tun. Langfristig würde ich, wie ichbereits sagte, gerne zu meinem alten Verein, den Go Ahead Eagles, zurück-kehren und in seine Zukunft investieren.Es ist wie im Leben selbst, wenn du nichtsinvestierst, kommt auch nichts zurück.

HENK TEN CATE WAR

BEIM UEFA-ELITETRAINERFORUM

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Ein Ratschlag für Samuel Eto’o beim FC Barcelona.

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„Das Spielfeld ist mit das Wichtigste. Wenn du Spitzenfussballsehen willst, dann brauchst du einen Spitzenrasen.“ DieserKommentar von Arsène Wenger, der auf einhellige Zustimmungstiess, war eine der Quintessenzen dieses Forums, bei dem die unterschiedlichsten fussballbezogenen Themen vom Breitenfussball bis hin zu den Staransammlungen in den Topklubs diskutiert wurden.

Ursprünglich standen Fragen im Zusammenhang mit denUEFA-Klubwettbewerben und betreffend die Zeitenfür das Aufwärmtraining, den Erhalt kurzfristigerVisa für multinationale Teams, das aktuelle Disziplinarsystem und die Notwendigkeit derVerankerung von Mindeststandards für den Rasen in Reglementen undRichtlinien auf dem Programm. Die Trainer sprachen sich für ein Dis-ziplinarsystem aus, in dem gelbeKarten als „Belohnung“ fürmehrere Spiele in Folge ohneVerwarnung gestrichen werden können.Daneben ging es um den Umgang mittaktischen Fouls oder vorgespielten Ver-letzungen, die eingesetzt werden, umeinen Gegenangriff zu unterbrechen, sowieum die Bestrafung bei Fouls des letztenManns im Strafraum. Interessante Einblicke gab auch Pierluigi Collina,der als Gastredner geladen war. Ausserdem wurde über die Lockerung des Sitzzwangs in der technischen Zoneund über das Experimentmit zwei zusätzlichenSchiedsrichterassistentengesprochen. Letzteres wurdevon den Anwesenden für gut befunden, da esein Zeichen des Fort-schritts darstelle.

In den elf Jahren seines Bestehens hat sich auch das Forum weiterentwickelt. Die Trainer genossen wie stets die selteneGelegenheit, zu einem Erfahrungsaustausch zusammenzukom-men. Wie Andy Roxburgh betonte, gehören zu den Themen nichtnur Schiedsrichter, Reglemente und Wettbewerbe, sondern auch

Führungsstil und andere für den Trainer relevante Fra-gen. Beim heissen Eisen Schwalben beispielsweisenutzten die Coaches die Gelegenheit, eine Praxis zu

verurteilen, die sie nachgelegentlicher Ansicht der

Medien angeblich sogarunterstützen. Sir Alex Ferguson

betonte: „Wir sind an einem Punktangelangt, wo endlich etwas getan

werden muss“, betonte Sir Alex Ferguson.Gérard Houllier pflichtete bei: „Wir haben die

Pflicht, unseren Sport zu schützen.“ ArsèneWenger äusserte Befürchtungen, dass der

Fussball dies nicht länger aushaltenkönne. Leonardo schlug vor, dass

die Spitzenklubs mit gutem Bei-spiel vorangehen sollten. David

Taylor, zu diesem Zeitpunkt nochUEFA-Generalsekretär, erläuterte

den Standpunkt der UEFA. Eine rechtlich wasser-dichte Regelung zu finden, erweist sich jedoch alsebenso heikel wie das Thema selbst, und esherrschte die allgemeine Auffassung vor, dass

zwar die Schiedsrichter dahingehend unterstütztwerden könnten, ihre Fähigkeit, das Spiel zu lesen, noch weiter zu verbessern, und dassdie Disziplinarinstanzen versuchen könnten, geeignete Massnahmen zu ergreifen. Langfristigsei dem Problem jedoch nur durch Erziehung

und nicht durch Strafen beizukommen.

In Sachen Spiel- und Tortrends identifiziertendie Trainer in der UEFA

Champions League einen

STIL, STARSUND SCHWALBEN

– DAS WAREN EINIGE DER THEMEN, DIE BEIM 11. ELITETRAINERFORUM ANFANG

SEPTEMBER IN NYON AUF DEM PROGRAMM STANDEN.

Lionel Messi im

Zweikampf mitMichael Carrick im

Finale der UEFAChampions League

2009 zwischen demFC Barcelona und

Manchester United.

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UEFA-PRÄSIDENT MICHEL PLATINI BEGRÜSST BEIM

UEFA-ELITETRAINERFORUM DAN PETRESCU (UNIREA URZICENI)

UND DIDIER DESCHAMPS (OLYMPIQUE DE MARSEILLE).

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Trend hin zu temporeicher Ballzirkulation gepaart mit schnellen Seitenwechseln. Für Flanken von den Flügeln sind mehr undmehr die Aussenverteidiger zuständig,während, wie Manuel Pellegrini und Sir AlexFerguson betonten, die alleinigen Sturm-spitzen stark und zäh genug sein müssen,um das Spiel für ihre von hinten vor-stossenden Mitspieler zu öffnen. Ent-scheidend für den Erfolg ist hierbei nachwie vor die Fähigkeit, in der Defensive mit dieser Spielweise zurechtzukommenund schnelle Konter zu fahren.

Dies führte unvermeidlich in die Debatteüber Spielstile und darüber, ob BarcelonasTriple aus Meisterschaft, Copa del Rey undChampions League Nachahmer findenwürde. Henk ten Cate, der seiner Trainer-laufbahn mit Panathinaikos ein sechstesLand hinzugefügt hat, meinte: „Diesen Stilspielen wollen ist eine Sache, es schaffen,eine ganz andere. Für einen englischen Klubwäre das zum Beispiel sehr schwer. Barça,das sind individuell starke Spieler innerhalbeiner Philosophie und einer Kultur, die überlange Zeit gewachsen ist.“

Anerkannt wurde jedoch, dass eine wach-sende Anzahl Klubs, darunter auch wenigerprestigeträchtige, eine bestimmte Spielweisekultiviert. Laut Leonardo gilt dies nur bis zu einem gewissen Grad: „AC Milan pflegtschon eine bestimmte Spielkultur – zwarwurde der Stil, den Arrigo Sacchi einführte,unter Fabio Capello und Carlo Ancelottijeweils abgeändert, aber alle drei warenerfolgreich.“ In anderen Vereinen ist die Philosophie weniger an den Erfolg, sonderneher an andere Faktoren geknüpft, so z.B.an die lokale oder regionale Identität oderan bestimmte soziale Schichten.

In dieser Hinsicht war die einhellige Mei-nung, dass eine Vereinskultur nur durchKontinuität entstehen und gepflegt werdenkann. Mit Sir Alex Ferguson, Arsène Wengerund Thomas Schaaf waren lebendeBeweise für den Zusammenhang zwischenSpielphilosophie und langer Amtsdauer des Trainers anwesend. Allerdings bestandThomas Schaaf auf einer Einschränkung:„Ich bin seit langen Jahren in Bremen und wir sind in Sachen Spielphilosophie

beständig in dieselbe Richtung marschiert.Aber man muss auch sagen, dass derWeggang von Diego im Sommer uns dazu gezwungen hat, unsere Spiel-weise zu ändern. Für die Umsetzung einer Philosophie braucht man auch diepassenden Spieler.“

Für viele Coaches ist Kontinuität ein hehresWort. Trotz der leuchtenden Beispiele von Alex Ferguson und Arsène Wenger istdie durchschnittliche Verweildauer einesTrainers bei einem Klub der englischenPremier League mittlerweile auf 15 Monategefallen. Die Kontinuität muss in diesem Fall aus anderen Quellen kommen, z.B. von den technischen Direktoren, denAkademieleitern und den Verantwortlichenfür den Nachwuchsbereich oder auch von der Vereinsspitze. Henk ten Catemeinte hierzu: „Man muss eine Vereins-kultur und eine Spielweise finden, die stark genug sind, um den Verlust einesTrainers zu überstehen.“

Heutzutage kann der „Verlust eines Trainers“an einer ganzen Reihe von Schwierigkeitenliegen. Eine Herausforderung ist besondersin den Spitzenklubs der Umgang mit Starsaus aller Herren Länder, deren geringstes

Problem sicherlich ein Mangel an Selbst-bewusstsein ist. Wie der angloamerika-nische Lyriker W.H. Auden es einmal aus-drückte: „Triumph ist angenehm, eineNiederlage tut weh, aber einem Egoistensind beide von gleichem Interesse, dennwas zählt, ist nicht die Erfahrung an sich,sondern die Tatsache, dass sie seine ist.“Vor diesem Hintergrund war es interessantzu hören, dass die Trainer der Meinungwaren, dass ein gewisses Mass an Ego-ismus durchaus positiv sein kann, wenn ermit einer Siegermentalität verknüpft ist. „Ein Star“, so befand einer der Teilnehmer,„stellt ein geringeres Problem dar als einSpieler, der glaubt, einer zu sein, es abernicht oder nicht mehr ist.“ Das Thema fandim Übrigen beim Workshop für Leiter derTrainerausbildung in Athen drei Wochenspäter seine Fortsetzung. Dort befasste sicheiner der Programmpunkte mit der Vor-bereitung von Trainern auf den Druck, dersie später in einem Profiklub erwartet. Das letzte Wort bei dem Forum in Nyon,das so viele Facetten des Fussballs abdeck-te, hatte Sir Alex Ferguson, der zu folgen-dem Schluss kam: „Ein Punkt, der gernevergessen wird, ist, dass es die Aufgabe derSpieler ist, euch glücklich zu machen – undnicht umgekehrt!“

Eine illustre Gruppe von Fussballlehrern beim 11. Elitetrainerforum.

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.chSIR ALEX FERGUSON (MANCHESTER UNITED)

MIT MANUEL FERREIRA (FC PORTO) UND WALTER SMITH

(GLASGOW RANGERS) BEIM ELITETRAINERFORM.

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blem gewesen sei, bis Griechenland dieUEFA-Trainerkonvention unterzeichnethabe. Ein anderer Ratschlag Otto Reh-hagels an seine Spieler ist, „sich nicht inunnötige Kämpfe zu verstricken.“ Der grie-chische Verband hält sich an diese Phi-losophie und lässt seine Ausbilder mitGruppierungen zusammenarbeiten, die imBereich der Trainerausbildung tätig sind.Der Verband hat ausserdem Sportanlagenin 38 der 52 Präfekturen des Landes gebaut, und Telis Batakis bekräftigte, dassdie Traineranwärter hauptsächlich prak-tische Trainingseinheiten absolvierten, da es „das Ziel ist, Akteure, und nicht Beobachter auszubilden.“

Auch bei der Sitzung des Jira-Ausschussesder UEFA, die im Vorfeld der Hauptver-anstaltung abgehalten wurde, stand dasVerhältnis von Theorie und Praxis auf demProgramm. Bezüglich spezieller Kurse fürKonditions- und Torwarttrainer herrschte

die Ansicht vor, dass auf der Grundstufeeine hälftige Aufteilung sinnvoll sei, wäh-rend in den Fortgeschrittenenkursen mehrWert auf die Praxis gelegt werden müsse.Hinsichtlich einer Futsal-Zusatzlizenz mit 120 Unterrichtseinheiten lag diePräferenz bei 72 Praxisstunden zuzüglich40 bis 80 Stunden praktischer Arbeit für Trainer, die das nächsthöhere Niveauerreichen möchten.

Auch Nico Romeijn, Ausbilder beim Nie-derländischen Fussballverband (KNVB),hob die Bedeutung der praktischen Kom-ponente für die Trainerausbildung hervor.„Praktische Situationen haben den grös-sten Lerneffekt“, betonte er. „Was manerlebt hat, verinnerlicht man viel besserals alle Worte. Studien haben ergeben,dass wir 95 % dessen, was wir selbsterlebt haben und anderen erklären, imGedächtnis behalten. D.h. wir lernenbesser in einem Arbeitsumfeld. Es geht

Dem altgedienten Fussballlehrer war bei seiner wie üblich von Leidenschaft und Enthusiasmus geprägten Ansprache an die Trainerausbilder aus allen 53 UEFA-Mitgliedsverbänden vielleicht gar nicht bewusst, dass er damit eines der Haupt-themen der dreitägigen Veranstaltung überdie Zukunft des Fussballs und die Vor-bereitung der Trainer auf die vor ihnenliegenden Herausforderungen vorweg-genommen hatte.

Zunächst sollte in der Tat sichergestelltwerden, dass die Trainerausbildung keinerein akademische Angelegenheit bleibt,wenngleich einige Mitgliedsverbände sichnoch immer Druck von akademischen Einrichtungen ausgesetzt sehen, die dieFussballausbildung als ihre Angelegenheitbetrachten. So berichtete der Direktor der Trainerausbildungsakademie des Grie-chischen Fussballverbands, Telis Batakis,dass dies auch in seinem Land ein Pro-

NICO ROMEIJN, LEITER DER

TRAINERAUSBILDUNG BEIM NIEDERLÄNDISCHEN

FUSSBALLVERBAND.

THEORIE UND PRAXIS

„ICH HALTE NICHT VIEL VON GROSSEN REDEN. ICH SAGE MEINEN SPIELERN IMMER,

ES BESTEHT EIN RIESENUNTERSCHIED ZWISCHEN THEORIE UND PRAXIS.“ SO WEIT DIE WORTE DES

EUROPAMEISTERTRAINERS VON 2004, OTTO REHHAGEL, DER AM ERÖFFNUNGSTAG DES

VON UEFA UND GRIECHISCHEM FUSSBALLVERBAND ORGANISIERTEN 8. WORKSHOPS FÜR LEITER DER

TRAINERAUSBILDUNG IN ATHEN IN DIE ROLLE DES GASTGEBERS SCHLÜPFTE.

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gefordert werden und die Ausbildermüssen wissen, was sie abrufenmüssen.“ Der ehemalige DFB-Aus-bildungsleiter Erich Rutemöller ergänzte:„Der Dozent ist ein Moderator, der unterstützt, hilft und erkennt, was einTraineranwärter in seiner späterenKarriere benötigen wird.“ „Sowohl Trainerals auch Trainerausbilder müssen sichzunächst ihrer Stärken, ihrer Ansichtenund ihrer Grundsätze bewusst sein, um sich beständig weiterentwickeln zukönnen“, betonte der frühere TechnischeDirektor des Englischen Fussball-verbands, Howard Wilkinson. „Wer dasVerhalten seiner Spieler nicht positivbeeinflusst, ist kein Coach. Und wernicht ihre Art zu denken und zu fühlen verändert, wird auch nicht ihr Verhalten verändern.“

Ähnlich äusserte sich auch der Tech-nische Direktor der UEFA, AndyRoxburgh, am Eröffnungstag: „Ziel desTrainerausbilders ist es, fachlich kom-petente, mitdenkende Trainer heran-zuziehen, die ihrerseits technisch starke,mitdenkende Spieler und kreative, attraktiv spielende Mannschaftenformen. Die Aufgabe des Traineraus-bilders ist sehr spezifisch und hat einengrossen Einfluss sowohl auf den Fussballals auch auf den einzelnen Trainer.“

Der Trainer von heute benötigt einenreichen Schatz an Fachwissen, Manage-mentfähigkeiten und Führungsqualitäten,der bei einem Einzelnen nicht leicht zu finden und auch nicht einfach zu

erwerben ist. Deshalb ist es nötig, dassder Ausbilder dem Traineranwärter dabeihilft, mögliche Schwächen zu erkennenund ihm Ratschläge zu geben, wie erdiesen am besten beikommt oder welcheMitarbeiter er benötigt, um ihm dabei zu helfen. Laut Andy Roxburgh geht dieTendenz hin zu „einer aktiveren, inter-aktiven und von einem Tutor geleitetenAusbildung, die auf der eigenen Erfah-rung, Kursen und Arbeitserfahrung als Assistent oder Hospitant beruht. Die per-sönliche Weiterentwicklung erfolgt dannim Laufe der Zeit durch den Umgang mitSpielern und Teams – ein Lernprozess,der niemals abgeschlossen ist.“

Nach Ansicht von Nico Romeijn solltenTraineraspiranten auch gewillt sein, sichein Leben lang fortzubilden. Zusam-menkünfte von Trainern und Traineraus-bildern zum Zwecke des Erfahrungs- undInformationsaustauschs wie diejenige inAthen sind daher sehr nützlich. Wie BerndStober zu berichten wusste, organisiertder Deutsche Fussball-Bund regelmäs-sige Treffen der Bundesliga-Trainer, einen internationalen Trainerkongress sowieFortbildungen für im Ausland arbeitendedeutsche Coaches. Ein weiteres Elementist das UEFA-Studiengruppen-Programm.Von den 51 Veranstaltungen, die in derSaison 2008/09 stattfanden, befasstensich 16 mit der Trainerausbildung.

Schliesslich bot der Event in Athen auchGelegenheit für einen Blick in die Zukunftund – ganz im Sinne des historischenVeranstaltungsortes – zum Philosophie-ren über die Zukunft des Fussballs, diekünftigen Anforderungen an die Trainerund die Arbeit, die die Trainerausbilderleisten müssen, um ihre Schützlinge auf diese Herausforderungen vorzube-reiten. Trainer müssen heutzutage längstnicht mehr nur coachen, sondern auch Fans, Medien, Geschäftspartnern,Organisatoren, Spielervermittlern, Poli-tikern und Klubeignern gerecht werden,deren Ansprüche keineswegs geringerwerden. Gérard Houllier meinte: „Manbraucht eine Vision, denn wenn mannicht weiss, wo man hinwill und wie, hatman kaum eine Chance, sein Ziel zuerreichen. Ausserdem muss man dieseVision anderen vermitteln.“ Für Trainer ist das Wichtigste stets, das nächste Spielzu gewinnen. Für Trainerausbilder geht esum das nächste Jahrzehnt.

hier um die Weitergabe von Wissen vomAusbilder an den Trainer und anschlies-send vom Trainer an die Mannschaft. Deshalb muss versucht werden, die Inhalteder Trainerausbildung mit dem Arbeits-platz zu verbinden.“

Die Frage ist, wie man diese Theorie in die Praxis umsetzt, und welche Mittel dafürnotwendig sind. Immer mehr Verbände bevorzugen den kompetenzbezogenen Ansatz. Das holländische System beispiels-weise beinhaltet Arbeitsbesuche beiSpitzenklubs, an denen vier Traineranwär-ter und ein Ausbilder teilnehmen. DieTraineraspiranten erhalten eine bestimmteAufgabenstellung, z.B. Vorbereitung, Durch-führung und Bewertung von Trainings-einheiten für eine U19-Mannschaft oderOrganisation des Betreuerstabs einesJuniorenteams. Jeder Kursteilnehmer hatein digitales „Portfolio“, und Kursteil-nehmer, Ausbilder und Mentoren ste-hen mittels Online-Kommunikation inständigem Kontakt zueinander, ohne andauernd reisen zu müssen. Allerdings ist auf ein gewisses Gleichgewichtzwischen digitalem und persönlichem Kontakt zu achten, da der persönliche Kontakt zwischen Traineranwärtern undAusbilder sehr wichtig ist.

„Der Ausbilder muss gleich am AnfangStärken und Schwächen erkennen“, soWim Koevermans, ein ehemaliger KNVB-Mitarbeiter, der mittlerweile in Irland tätigist. „Nur dann kann man Kurse auf die persönlichen Bedürfnisse des Einzelnenzuschneiden. Die Kursteilnehmer müssen

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OTTO REHHAGEL RICHTET

SICH AN DIE LEITER DER TRAINERAUSBILDUNG

DER UEFA-MITGLIEDSVERBÄNDE.

Eine Gruppendiskussion beimWorkshop in Athen.

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Es war ein langer, goldener Sommer für Deutschland – vom U17-EM-Titel imMai bis zum fünften Gewinn derWOMEN’S EURO in Folge im September,zwischen denen zudem der Triumph der U21-Auswahl lag, die im EM-FinaleEnde Juni England komfortabel mit 4:0 auf Abstand hielt.

Trotz der Niederlage war diese Partie in Malmö für England der Auftakt zu einerbemerkenswerten Serie. Drei Wochen

nach dem Vizeeuropameistertitel der U21 in Schweden holten die U19-Frauenin Weissrussland Gold mit einem 2:0-Siegüber Schweden. Gerade eine Wochespäter stand England erneut im Endspiel,wenngleich die U19-Mannschaft der Männer den ukrainischen Gastgebern imOlympiyskiy-Stadion in Donezk mit 0:2unterlag. Im September schliesslich warden Frauen der A-Auswahl in Finnlandebenfalls Silber beschieden, nachdem siegegen Deutschland zunächst noch auf

2:3 herangekommen waren, bevor sie in ihrem Kampf um alles oder nichts miteinigen eiskalten Kontern bestraft wur-den. In die Annalen wird eine deutliche2:6-Niederlage eingehen. Aber für Eng-lands Frauenteam war es ein Erfolg, erstmals im EM-Endspiel gestanden undihren Beitrag zu einer Begegnung geleistet zu haben, die spektakuläreWerbung für den Frauenfussball war.

Auch wenn am Ende Deutschland diemeisten Lorbeeren davontrug, so dürfenvier Endspielteilnahmen in einem Som-mer doch als beeindruckender Erfolg fürEngland bezeichnet werden, der sicher-lich nicht auf glückliche Zufälle zurück-zuführen ist, sondern als eindeutigesIndiz dafür gewertet werden kann, dassdie FA in Sachen Fussballentwicklung sowohl bei den Männern als auch beiden Frauen in letzter Zeit einiges richtiggemacht hat.

Der Technische Direktor des Verbands, Sir Trevor Brooking, sieht das so: „Wennman ein Finale erreicht, dann will mannatürlich auch gewinnen. Die Enttäu-schung in den Kabinen war schon gross.Aber langfristig ist das sehr positiv zu bewerten, denn es gibt dem englischenNationalmannschaftsfussball wachsendesSelbstvertrauen, und die Silbermedaillensind ein Grund, uns optimistisch zustimmen, ohne dass wir Angst haben

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leEIN ENGLISCHER

SOMMERES WAR EIN FÜR DIE ENTDECKUNG UND FÖRDERUNG VON LEICHTATHLETIKHOFFNUNGEN

BEKANNTER TRAINER, DER EINMAL SAGTE: „WENN MAN EIN TALENT SUCHT, DANN DARF MAN NICHT NUR AUF

DIE SIEGER SCHAUEN. SEHR OFT SIND ES DIE ZWEITPLATZIERTEN, DIE DAS GRÖSSERE POTENZIAL HABEN,

DEN GRÖSSEREN WILLEN, SICH ZU SCHINDEN, UND DEN GRÖSSEREN ERFOLGSHUNGER.“

AUF EINEN MANNSCHAFTSSPORT WIE FUSSBALL LÄSST SICH DIESER GRUNDSATZ VIELLEICHT NICHT EINS

ZU EINS ÜBERTRAGEN, ABER EIN BLICK AUF DIE DIESJÄHRIGEN SILBERMEDAILLENGEWINNER

LOHNT SICH SICHERLICH EBENSO WIE DER AUF DIE SIEGER DER WETTBEWERBE.Em

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DAS ENGLISCHE U19-FRAUENTEAM

ALS FRISCHGEBACKENER EUROPAMEISTER.

Der Deutsche SandroWagner versucht, denEngländer Nedum Onuohaim Finale der U21-Europa-meisterschaft vom Ball zu trennen.

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müssen, gleich die Bodenhaftung zu verlieren. Anders ausgedrückt, eineErfolgsgeschichte, die uns in unseremWeg bestätigt, jedoch auch daran erinnert, dass noch Arbeit vor uns liegt.“

Sir Trevor Brooking stimmt der Theoriezu, nach der besonders in den Junioren-wettbewerben Erfolg nicht gleichbe-deutend ist mit einem Podestplatz. „DieLeute schauen vielleicht auf uns und aufDeutschland und denken, wir sind dieGewinner. Aber alle Endrundenteilnemerwaren Gewinner. Wir gehen in allenAltersklassen mit dem Ziel in den Wett-bewerb, uns für die Endrunde zu quali-fizieren. Deshalb betrachten wir unserAusscheiden gegen Deutschland in derGruppenphase der U17-EM nicht als„Versagen“. Es geht darum, es möglichstvielen unserer Jungen und Mädchen zu ermöglichen, ihre internationale Erfahrung um ein grosses Turnier zu erweitern.“

Gleichzeitig gesteht er ein, dass dieVoraussetzungen im Männer- und imFrauenfussball unterschiedlich sind: „Die Herausforderungen in den beidenBereichen sind völlig andere. Im Frauen-fussball können wir unsere Fortschrittean den 40 bis 50 Exzellenzzentren sowiean den Beiträgen der Stützpunkttrainerund der intensiven, nachhaltigen Arbeitin den vergangenen Jahren festmachen.“

„Bei den Männern haben wir versucht,eine gewisse Kontinuität zu erreichen.Das mag ein bisschen komisch klingenbei Juniorenteams, deren Besetzungständig wechselt. Ein grosser Schritt indie richtige Richtung war aber die Ein-stellung eines Vollzeit-Coaches für dieU21. Das bedeutete, dass Stuart Pearceviel engere Kontakte mit den Klubs undden dortigen Trainern knüpfen konnte.Gleichzeitig stand er in enger Verbindungmit Fabio Capello und dessen A-Natio-nalmannschaft, war im Sommer bei derU17- und der U19-EM und betreutezudem sein eigenes Team. So schlägt erBrücken und stellt sicher, dass alleSpieler so gefördert werden, dass sie inder Lage sind, auf freie Positionen in derA-Mannschaft nachzurücken – dasselbemacht auch Matthias Sammer beim DFB.So sind die Übergänge zwischen den

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einzelnen Teams viel fliessender: z.B. spielte Jack Wilshere, der im Mai die U17-Endrunde bestritt, im Sep-tember schon für die U21-Auswahl. Ich denke, das ist ein wichtiger Schrittnach vorn, mehr Vollzeitbeschäftigte zu haben, die für die Spieler, die Klubsund die Trainer der Nachwuchsakade-mien greifbarer sind.“

Sir Trevor Brooking gibt zu, dass es nichtimmer einfach ist, im Männerfussball eineSymbiose zwischen Klub und National-mannschaft herzustellen. „Im Frauenfuss-ball ist die Abstellung von Spielerinnenkein Thema“, erklärt er. „Bei den Männernist das viel schwieriger. Wir haben schoneinige Endrunden mit Mannschaften bestritten, die nicht so stark waren, wie sie hätten sein können.“

Dieser Punkt wird auch im TechnischenBericht der UEFA zu den U17- und denU19-Männerwettbewerben angesprochen.Doch es waren nicht allein Klubs, die sichweigerten, Spieler abzustellen. Bei derU19-Endrunde im Juli gab es Spielerver-mittler, die ihre Klienten anwiesen, bei derSaisonvorbereitung ihres Vereins zu blei-ben, statt in die Ukraine zu fahren undsich dort den Lohn für die guten Leis-tungen in der Qualifikation abzuholen. Im Technischen Bericht wird hierzu fol-gende Frage aufgeworfen: „Wie können

SIR TREVOR BROOKING,

DER TECHNISCHE DIREKTOR DER FA.

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Der Engländer Daniel Gosling (in Weiss) im Laufduell mit dem Ukrainer Denys Garmash im Endspiel der U19-Europameisterschaft.

die Vereine überzeugt werden, dass dieTeilnahme bei einer hochkarätigen euro-päischen Endrunde für einen Spielermittel- und langfristig eine positive undnützliche Erfahrung sein kann?“

Eine Antwort kam postwendend: WenigeWochen nach dem EM-Sieg der Ukrainerwurden der Kapitän der U19-Auswahl,Kyrylo Petrov, Stürmer Dmytro Korkishkosowie der zweifache EndspieltorschützeDenys Garmash ins Champions-League-Kader von Dynamo Kiew berufen.

Beim Rückblick auf diesen „englischenSommer“ stand für Sir Trevor Brookingeines fest: „Aus Nationalmannschaftssichtwar es sehr erfrischend – und zwar nichtnur, weil die A-Mannschaft sich vorzeitigfür die WM in Südafrika qualifiziert hat. In den Juniorenauswahlen haben wirSpielerinnen und Spieler gesehen, die esin die jeweilige A-Mannschaft schaffenkönnen, sofern sie weiter hart arbeiten.Ausserdem haben diese Talente interna-tionale Erfahrung gesammelt, die ihnengut zu Gesicht stehen wird, wenn sie mitihren Klubs an den europäischen Wett-bewerben teilnehmen. Die Endrunden-und die Finalteilnahmen haben ihnen geholfen, eine noch stärkere Siegermen-talität zu entwickeln. Diese Erfolge habenfür viel Schwung, Selbstvertrauen undMotivation gesorgt.“

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Im ersten der drei Absätze hiess es überdie Konvention, dass sie „das Niveau derTrainerausbildung anheben, den Trainer-beruf schützen (insbesondere vor Angrif-fen fussballfremder Agenturen) und dieFreizügigkeit in den europäischen Län-dern im Einklang mit dem EU-Recht fördern soll.“ Damals wäre es verwegengewesen zu prophezeien, dass imJahr 2006 sämtliche UEFA-Mitgliedsver-bände der Konvention beigetreten sein würden und dass innerhalb eines Jahr-zehnts vierzig von ihnen das Rechterworben haben würden, UEFA-Pro-Lizenzen zu vergeben – und schon gar,dass 162 240 UEFA-Lizenzen ausgestelltworden sein würden.

Dass die Trainerkonvention sich so rasantentwickelt hat, ist jedoch kein Grund, sich

UNTERSTÜTZUNG AUF ALLEN EBENEN

ALS VOR ZWÖLF JAHREN DER ERSTE „TECHNICIAN“ PUBLIZIERT WURDE, GAB ES KEINE UEFA-TRAINERKONVENTION,

KEINE UEFA-BREITENFUSSBALLCHARTA UND KEINE UEFA-SCHIEDSRICHTERKONVENTION. ERST IN DER ACHTEN AUSGABE

VOM MAI 1999 WURDE IN DREI ABSÄTZEN ÜBER DIEUNTERZEICHNUNG DER TRAINERKONVENTION DURCH DÄNEMARK,

DEUTSCHLAND, FRANKREICH, ITALIEN, DIE NIEDERLANDEUND SPANIEN BERICHTET. JEDER FÄNGT EINMAL KLEIN AN.

auf den Lorbeeren auszuruhen. Der Jira-Ausschuss der UEFA, der an derAusarbeitung der Konvention massgeb-lich beteiligt war, besteht seit nunmehr14 Jahren und verfolgt nach wie vor dasZiel, das Niveau der Trainerausbildunganzuheben. Es werden immer nochBewertungen durchgeführt, und auchwenn es alles in allem gut läuft, sinddoch regelmässige Nachbewertungenund Neubewertungen im Drei-Jahres-Rhythmus notwendig.

Dank dem reibungslosen Funktionierender Trainerkonvention kamen auchandere UEFA-Unterstützungsprogram-me schnell aus den Startblöcken. Die Breitenfussballcharta wurde zwarerst 2004 eingeführt, hat jedoch indiesen fünf Jahren alle Erwartungen

übertroffen. Nach dem aktuellen Stand sind 41 Verbände Mitglied derCharta, sieben weitere Bewerbungenwerden derzeit geprüft. Damit ist das Ziel von 40 Mitgliedern bis zurSaison 2009/10 bereits vor Ablauf der Frist übererfüllt.

Die Charta basiert auf einem Sterne-system. Der Basisstern wird für eineBreitenfussball-Philosophie, Strukturensowie Programme für Spieler undLeiter vergeben. Doch bereits 19 Ver-bände besitzen mehr als einen Stern.Die vier Sterne der Fortgeschritten-enstufe sind nach ihren Anfangs-buchstaben benannt: P für Prom-otion und Wachstum, R für registrierteTeilnehmer (mindestens 2 % derBevölkerung), S für Soziales undBehindertenfussball sowie W fürweibliche Teilnehmer. Deutschland,England, Finnland, die Niederlande,Norwegen, Schottland und die Ukrainesind gar noch einen Schritt weiter und haben mittlerweile den sechstenStern erreicht.

Das jüngste Mitglied der Unterstüt-zungsprogramm-Familie ist die Schieds-richterkonvention, deren Zweck esgemäss Vertragstext ist, „die Ausbil-dung von Spielleitern zu verbessern,das Niveau der Schiedsrichteraus-bilder fortlaufend zu steigern, denrechtlichen und beruflichen Status von Spielleitern festzulegen sowiesicherzustellen, dass das Schieds-richterwesen in den nationalen Fuss-ballverbänden nicht durch andereGremien wie Regierungen, Ligen oder Klubs beeinflusst wird.“ Der Ausschuss für die Schiedsrichterkon-vention ist das Äquivalent zum Jira-Ausschuss: Er legt die Mindest-standards fest, unterstützt die National-verbände, prüft Bewerbungen und bewertet und überwacht die Einhaltungder Qualifikationskriterien. Obwohl sie erst seit vier Jahren existiert, habenbereits 25 Verbände die Konventionunterzeichnet; ebenso viele Bewer-bungen sind derzeit noch anhängig.Diese Zahlen und die positiven Rück-meldungen aus den Nationalver-bänden legen den Schluss nahe, dass die Unterstützungsprogramme der UEFA allerorten auf wohlwollendeUnterstützung stossen.

PAVEL MOKRY UNTERZEICHNET

IM NAMEN DES TSCHECHISCHEN VERBANDS

DIE UEFA-BREITENFUSSBALL-CHARTA.

Die Vertreter des schwedischen Verbands mit Michel Platini und David Taylor nach der Unterzeichnung der UEFA-Schiedsrichterkonvention.

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11. November

● Sitzung der UEFA-Fussball-

kommission (Nyon)

30. November – 2. Dezember

● UEFA-Workshop für Trainer

von Frauen-Nationalteams

(Nyon)

19. – 30. Januar

● Endrunde der Futsal-

Europameisterschaft (Ungarn)

9. – 11. Februar

● Medizinisches Symposium

der UEFA (Schweden)

12. – 16. April

● 18. UEFA-Kurs für Trainer-

ausbilder (Florenz)

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TRAININGS-ÜBUNG

VON PACKIE BONNERLeiter der Trainerausbildung des IrischenFussballverbandsSp

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Vorbereitungsübung

Wichtig für den Trainer:Feldspieler:● 1. Seitliche Spieler bleiben aussen und laufen

in die Tiefe● 2. Abstand halten● 3. Bewegung, um Anspielstationen zu schaffen● 4. Zentrale Spieler agieren hinter den

Verteidigern

Torwart:● 5. Sich in Position bringen, um einen Pass

anzunehmen● 6. Wenn möglich nächsten Spielzug vor der

Ballannahme vorausplanen● 7. Ball mit erster Berührung in die richtige

Position bringen (gute Ballannahme)● 8. Winkel und Tempo des Passes● 9. Wenn nötig nicht erkennen lassen,

wo der nächste Pass hingeht● 10. Wenn nötig für den nächsten Pass

anbieten

Torwart + 4 gegen 3 (begrenztes Spielfeld ohne Tore)

Organisation:– Torwart + 4 gegen 3– Spielfeld: 25 m x 35 m– 5 m freie Zone für den Torwart

Ziel:– In Ballbesitz bleiben und vorrücken

Spielaufbau von hinten heraus:Torwart + 7 gegen 4

Ziel:– Spielaufbau aus der Verteidigung heraus

über das Mittelfeld bis in den Sturm

Organisation:– 11 Spieler + Torwart– Halbes Spielfeld mit zwei kleinen Toren

auf der Angriffsseite– Anfänglich freie Zone für den Torwart– Mit der Zeit freie Zone aufheben und grosses

Tor miteinbeziehen– Übung erweitern auf 7 gegen 6

Wichtig für den Trainer:Feldspieler:● 1. Bewegung, um Anspielstationen zu schaffen● 2. Innenverteidiger halten Abstand● 3. Aussenverteidiger bleiben aussen

und dringen nach vorne● 4. Mittelfeldspieler halten Abstand und rotieren

Torwart:● 5. Immer zum Mitspielen bereit● 6. Blick nach vorne und zur Seite● 7. Wenn möglich nächsten Spielzug vor der

Ballannahme vorausplanen● 8. Ball mit erster Berührung in die richtige

Position bringen (gute Ballannahme)● 9. Winkel und Tempo des Passes● 10. Verteidiger nach dem Pass unterstützen

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Union des associationseuropéennes de football

SQS-COC-100155

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