the information delivery manual and model view definition · automatisierung von abläufen. um die...
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Faculty of Civil, Geo and Environmental Engineering Chair of Computational Modeling and Simulation Prof. Dr.-Ing. André Borrmann Faculty of Architecture Chair of Architectural Informatics Prof. Dr.-Ing. Frank Petzold
The Information Delivery Manual and Model View Definition
27. Juli 2018
Report
Advanced Topics in Building Information Modeling
Jaser Heideri
Verena Hölzlwimmer
Advanced Topics in Building Information Modeling
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Chair of Computational Modeling and Simulation Chair of Architectural Informatics
I Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .............................................................................................. 3
2. Prozessgestützte Bauabläufe ......................................................................... 4
3. IDM – fachliche Anforderungen............................................................. 6
3.1. IDM allgemein ....................................................................................... 6
3.2. Prozessdiagramme ............................................................................... 8
3.3. Exchange Requirement (ER) ................................................................ 9
4. Industry Foundation Classes .............................................................. 11
4.1. IFC – Datenstruktur ............................................................................ 12
4.2. Export IFC .......................................................................................... 16
5. MVD – technische Umsetzung ............................................................ 22
5.1. MVD allgemein ................................................................................... 22
5.2. Vordefinierte MVDs ............................................................................. 23
5.3. mvdXML ............................................................................................. 24
6. Reference View vs. Design Transfer View .......................................... 29
7. Zusammenfassung ............................................................................. 37
A. Abkürzungsverzeichnis ....................................................................... 38
B. Literaturverzeichnis ............................................................................. 39
C. Abbildungsverzeichnis ........................................................................ 41
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1. Einleitung
Die Baubranche durchlebt mit fortschreitender technischer Entwicklung einen rasanten
Wandel von der zweidimensionalen Planung bis hin zur computergestützten
Gebäudemodellierung. Der technische Fortschritt betrifft nicht nur die Vereinfachung
der reinen Zeichentätigkeit durch Computer-Aided-Design (CAD) -Programme, im
Rahmen des Building Information Modeling1 können zudem neben geometrischen
Informationen auch nichtparametrische Informationen in einem zentralen Modell
gespeichert werden. Spätestens mit der Einführung des „Stufenplan Digitales Bauen
und Planen“ im Jahr 2015, der die Anwendung der Arbeitsmethode BIM ab 2020 für
alle öffentlichen Verkehrs- und Infrastrukturprojekte vorsieht (BMVI 2015), erhält diese
Entwicklung eine immer größer werdende Wichtigkeit bei vielen planenden
Ingenieurbüros.
Die Anwendung der Arbeitsmethode BIM beinhaltet die Bearbeitung und
Zusammenführung der Teilaufgaben verschiedenster Fachdisziplinen in einem
gemeinsamen Modell. Ein wesentlicher Vorteil, den diese Arbeitsweise mit sich bringt,
ist die ständige Verfügbarkeit aktueller Pläne für die Projektbeteiligten. Somit kann
verhindert werden, dass auf Grundlage verschiedenster Arbeitsstände geplant wird
und Änderungen übersehen werden. Des Weiteren können Kollisionen und Fehler
bereits in der Planung entdeckt werden.
Doch BIM stellt die Baubranche auch gleichzeitig vor neue Herausforderungen.
Aufgrund der Vielfältigkeit eines Bauprojektes gilt es, sowohl örtliche, als auch
softwaretechnische Distanzen zu überwinden. Der Austausch von intelligenten Daten,
wie sie in dem zentralen BIM-Modell zur Verfügung stehen, muss somit als
herstellerunabhängige Schnittstelle ermöglicht werden. Die technische Lösung hierfür
entwickelte die Organisation buildingSMART mit der Einführung der Industry
Foundation Classes (IFC) (buildingSMART 2018). Diese Schnittstelle ist heute bereits
ein gängiges Austauschformat in vielen CAD-Programmen (Autodesk 2018).
Doch die Zusammenarbeit in einem Modell beinhaltet zudem, dass die Bearbeitung
der Aufgaben verschiedenster Fachdisziplinen als Teil eines ganzheitlichen Prozesses
gesehen werden muss. Die Koordination der einzelnen Prozesse, bzw. das
Prozessmanagement ist somit unabdingbar bei der Arbeit mit BIM (Borrmann, et al.
2015), um eine reibungslose Zusammenarbeit zu ermöglichen. Es ist wichtig,
Informationsaustauschflüsse effizient, transparent und wirtschaftlich zu gestalten.
Ziel dieser Projektarbeit soll somit die Darstellung der durch BIM entstandenen
Herausforderungen in der Prozessmodellierung und die entwickelten Lösungen hierfür
sein.
1 kurz: BIM
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2. Prozessgestützte Bauabläufe
Bei der computergestützten Modellierung von Gebäuden entstehen Prozesse, in
denen digitale Bauwerksinformationen erstellt, verändert oder weitergegeben werden.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist es bei der Arbeit mit BIM von großer Bedeutung,
diese Prozesse zu planen und zu koordinieren. (Borrmann, et al. 2015) Die
Prozessmodellierung beinhaltet somit allgemein gesehen die formale Beschreibung
der Geschäftsprozesse, sowie die softwaregestützte Verbesserung und
Automatisierung von Abläufen. Um die formalen Festlegungen abzubilden, werden
grafische Notationen und Diagrammsprachen wie z.B. die Business Process Modeling
Notation (BPMN) verwendet. (Funk, et al. 2010)
Im Konkreten legt man im Rahmen des Prozessmanagements fest, „wer (Akteure)
macht was (Aufgaben), wann (zeitliche Abfolge), wie (Qualität), womit (Ressourcen)
und zu welchem Zweck (Unternehmensziele)“ (Funk, et al. 2010). Des Weiteren
werden Schnittstellen definiert und Freigabeprozesse geplant. Das
Prozessmanagement beinhaltet somit nicht nur die Organisation des digitalen
Datenaustausches, es bedeutet zudem die Zusammenarbeit neu zu strukturieren.
(Borrmann, et al. 2015)
Um die Abläufe im Bauwesen prozessgestützt umsetzen zu können, müssen an die
Beschaffenheiten von BIM angepasste Spezialisierungen des Prozessmanagements
eingeführt werden. Eine wesentliche Besonderheit von Prozessabläufen in der
Baubranche im Rahmen von BIM ist die Vielfalt der unterschiedlichen Schnittstellen.
Wie bereits eingangs erwähnt, wurde ein herstellerneutrales Datenformat eingeführt,
um Datenverluste zwischen einzelnen Prozessen zu vermeiden, die IFC-Schnittstelle.
Diese offene Schnittstelle ist in der Bauplanung besonders wichtig, da die Konstellation
der Partner hier häufig wechselt (Eastman, et al. 2010).
Die IFC-Datenstruktur zerlegt das Gebäude in seine Bestandteile und beschreibt die
Geometrie, Eigenschaften und Beziehungen dieser Elemente detailliert. Dabei ist
dieses Schema sehr komplex. In einem IFC-Modell lässt sich beispielsweise die ein-
und dieselbe dreidimensionale Geometrie auf unterschiedliche Art und Weisen
darstellen. Dies rührt daher, dass mit einem Modell möglichst alle Aspekte des Bauens
abgebildet werden sollen und alle Downstream-Tools unterstützt werden sollen. So
wird z.B. der Informationsschwerpunkt für Kostenberechnungen anders gesetzt als für
thermische Berechnungen. (Borrmann, et al. 2015) Wie genau die Datenstruktur der
IFC aufgebaut ist, wird im Kapitel 4 genauer gezeigt.
Aufgrund der Komplexität der IFC-Datenstruktur ist es notwendig, das vorhandene
Modell für bestimmte Prozesse einzuschränken. Dies bedeutet, dass der
Datenaustausch hinsichtlich spezifischer Inhalte und den Entwicklungsgraden genau
zu definieren ist, um Fehler zu vermeiden. (Eastman, et al. 2010) Hierfür wurde von
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Building SMART die IDM2 / MVD3 - Methode eingeführt. Die IDM – Methode beschreibt
mithilfe einer grafischen Notation die Teilprozesse, die im Rahmen einer
Prozessmodellierung ermittelt wurden und leitet daraus Anforderungen ab, die
beschreiben, welche Modellinhalte auszutauschen sind (Exchange Requirements
(ER)). Die MVD beinhaltet anschließend die technische Umsetzung der ER und legt
fest, welche Entitäten und Attribute des IFC-Modells festgelegt werden müssen, um
ein bestimmtes Austauschszenario zu verwirklichen. (buildingSMART 2018)
Hierdurch werden Interpretationsspielräume verkleinert und die
Schnittstellenimplementierung vereinfacht (Borrmann, et al. 2015).
2 kurz für: Information Delivery Manual 3 kurz für: Model View Definition
Abbildung 1 IDM / MVD-Methode (eigene Darstellung)
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3. IDM – fachliche Anforderungen
3.1. IDM allgemein
Wie bereits erwähnt, beinhaltet die IDM die formale Beschreibung und
softwaretechnische Unterstützung von Prozessen, sowie fachliche Anforderungen für
ein bestimmtes Austauschszenario aus dem Gesamtmodell. Ziel ist es, Informationen
für spezielle Anforderungen innerhalb des Lebenszyklus eines Gebäudes zu
spezialisieren und gleichzeitig offene Standards zu ermöglichen. So kann die
Informationsqualität innerhalb bestimmter Prozesse verbessert werden und ein
gesicherter Austausch erfolgen. (Wix, Information Delivery Manual 2011)
Abbildung 2 Übersicht IDM und seine Bestandteile (Wix, Information Delivery Manual 2011)
Das National Institute of Building Sciences erstellte 2007 einen nationalen BIM-
Standard, den NBIMS (National BIM Standard). Hiermit sollen Standards erstellt
werden können, um verschiedene Datenaustauschszenarien zu dokumentieren und
somit praxisnahe Lösungen zu liefern (NBIMS 2018). So spezifizieren eine Gruppe von
Experten IDMs, nach denen dann MVDs entwickelt werden können.
Softwareentwickler können diese anschließend in ihren Schnittstellen zur Verfügung
stellen (Eastman, et al. 2010).
Kapitel 5 des NBIMS beschreibt, wie oben genannte Standards entwickelt werden.
Zum Entwicklungsprozess gehören im Wesentlichen 4 Phasen, welche in Abbildung 3
zu sehen sind. Phase 1 beschreibt den Zusammenschluss von Experten zu einer
Arbeitsgruppe, um ein Prozessdiagramm (grafische Notation) und hier inbegriffene
Austauschanforderungen (ER) zu erstellen. Phase 2 beinhaltet das Design. Hier
werden MVD Konzepte anhand des IDM erstellt und in Phase 3 technisch umgesetzt.
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Die letzte Phase, Phase 4, ist die Bereitstellung und letztlich die Nutzung der MVDs.
Auf die Rolle der MVDs wird in Kapitel 5 genauer eingegangen.
Abbildung 3 Überblick des NBIMS Entwicklungsprozesses (NBIMS 2018)
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3.2. Prozessdiagramme
Prozessdiagramme sind, wie aus Abbildung 2 ersichtlich ist, ein wesentlicher
Bestandteil der IDM. Sie zeigen eine Übersicht eines gewählten Teilprozesses im
Rahmen der Prozessmodellierung der Bauplanung, Ausführung oder Nutzung von
Bauwerken mithilfe von grafischer Notation (Borrmann, et al. 2015). Dies erfolgt mit
der Notationssprache BPMN, die es ermöglicht, Geschäftsprozesse besser
darzustellen und mehrere Akteure zu berücksichtigen (Wix, Process Mapping 2015) .
Im Konkreten wird ein Prozessdiagramm dazu verwendet, die Aufgaben, die in einem
Geschäftsprozess ausgeführt werden zu verstehen. Hierunter fallen Themen wie die
Reihenfolge, in der sie ausgeführt werden, die Teilnehmer oder Akteure der Prozesse,
sowie die Informationen, die zwischen den Teilnehmern als Ergebnisse ausgetauscht
werden. Außerdem können Anfangs- und Endtermine des Prozesses dargestellt
werden, sowie Entscheidungen innerhalb der Abläufe. (Wix, Process Mapping 2015)
Um den vollständigen Informationsaustausch zwischen den Teilnehmern zu
gewährleisten, können Anforderungen an den Datenaustausch (ER) zu einzelnen
Prozessschritten zugeordnet werden (Borrmann, et al. 2015).
Um den Aufbau eines Prozessdiagrammes genauer darzustellen, wird ein Beispiel der
Energiebedarfsermittlung herangezogen. Das zugehörige Prozessdiagramm ist
Abbildung 4 zu entnehmen.
Abbildung 4 Prozessdiagramm nach Energy-Analysis IDMl (Borrmann, et al. 2015)
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Grundlegende Struktur eines Prozessdiagramms, welches wie bereits erwähnt mithilfe
der Notationssprache BPMN erstellt wird, bildet der sogenannte „swimming pool“, der
horizontal in verschiedene Bahnen unterteilt wurde. Somit werden in vertikale Richtung
die Teilnehmer den Bahnen zugeordnet, wohingegen in horizontaler Richtung eine
Einteilung des Planungsablaufs erfolgt. Nachdem das Start- und Endereignis,
abgebildet als Kreise, festgelegt und eingetragen wurde, können die verschiedenen
Aufgaben, die für die Erfüllung des Teilprozess notwendig sind, den Akteuren in
richtiger Reihenfolge zugeordnet werden. In der BPMN werden Ereignisse in
Rechtecken mit abgerundeten Ecken dargestellt. Im nächsten Schritt werden die
Aktivitäten mithilfe von Pfeilen miteinander verbunden, um Informationsflüsse
darzustellen. Hierbei können Entscheidungspunkte eingefügt werden, welche über
den Ablauf des weiteren Prozessablaufs bestimmen. Diese werden als Rauten
dargestellt. Um die Informationsflüsse genauer zu definieren, werden ERs angelegt
und im Diagramm den entsprechenden Schritten zugeordnet. Wie genau ein ER
aussieht soll im nächsten Kapitel behandelt werden. (Wix, Process Mapping 2015)
3.3. Exchange Requirement (ER)
Mit den Exchange Requirements wird ein tabellarischer Anforderungskatalog für den
Informationsaustausch zwischen den einzelnen Prozessschritten erstellt (Borrmann,
et al. 2015). Dabei sind diese Anforderungen vom gewählten Austauschformat
unabhängig, jedoch beschreiben sie fachliche Themen. (Wix,
IDM_ExchangeRequirements 2015) Mit diesen ERs ist es anschließend möglich, ein
bestimmtes Austauschszenario unter Berücksichtigung der für den Planer relevanten
grafischen und inhaltlichen Informationen zur Verfügung zu stellen. Zum Beispiel
werden für eine thermische Simulation Informationen über Belichtungsflächen in einer
Wand und in einem Raum benötigt, wohingegen für ein Facility-Management-System
nur grundlegende geometrische Informationen und spezifische Bauteil-Attribute wie
Anlageninformationen und Brandschutzeigenschaften übergeben werden müssen.
(Autodesk 2018)
Es wird also eine Art Pflichtenheft erstellt, welches nach Bauteilen gegliedert ist und
die erforderlichen Eigenschaften, Datentypen, Einheiten, zulässige Wertebereiche,
Relationen zu anderen Elementen etc. festlegt (Borrmann, et al. 2015). Somit ist es
möglich, angeforderte Informationen formell zu beschreiben um daraus ein gefiltertes
Teilmodell zu erstellen.
Anknüpfend an oben genanntes Beispiel, wird in Abbildung 5 ein Ausschnitt aus dem
„IDM BIM Based Energy Analysis Modell“ gezeigt.
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Abbildung 5 Ausschnitt aus IDM BIM Based Energy Analysis Modell (Borrmann, et al. 2015)
In den nächsten Schritten wird diese für den Nutzer lesbare Form der ER mithilfe von
MVD-Diagrammen formalisiert, anhand derer dann die technische Implementierung
der Model View Definition auf Basis der herstellerunabhängigen Schnittstelle IFC
erfolgen kann. Dies soll in Kapitel 4.2 genauer erläutert werden. Um einen
vollumfänglichen Einblick in den Aufbau von MVDs zu erhalten, soll in Kapitel 4.1
zunächst ein Einblick in die Datenstruktur von den Industry Foundation Classes
gegeben und anschließend die Gliederung von IFC-Dateien untersucht werden.
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4. Industry Foundation Classes
Die Industry Foundation Classes gelten als herstellerunabhängiges Datenformat für
den Austausch von digitalen Gebäudemodellen, in welchen das Gebäude sowohl
geometrisch als auch semantisch beschrieben werden kann. Wesentliche Vorteile von
neutralen Exportdateien sind unter anderem die garantierte Lesbarkeit nach längerer
Zeit (Borrmann, et al. 2015). Das Datenformat wird stets weiterentwickelt, weswegen
es verschiedenste Versionen gibt. Die aktuellste Version der IFC-Schnittstelle ist die
Version IFC4, welches aufgrund der Komplexität der Implementierung noch nicht von
allen Anbietern angeboten wird. IFC 2x3 wird jedoch von den meisten Anbietern
unterstützt. (Autodesk 2018)
Um bestimmte technische Implementierungen anhand eines Beispiels zu zeigen, wird
eine einfache einschalige Wand, Stahlbeton 25 cm in Autodesk Revit 2017 erstellt und
exportiert.
Abbildung 6 Beispiel Stahlbetonwand
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4.1. IFC – Datenstruktur
Die IFC-Datenstruktur basiert auf STEP4, einer Vorgabe für den Aufbau von Daten
nach ISO 10303 und wird mithilfe der Modellierungssprache EXPRESS beschrieben.
EXPRESS gibt also vor, wie die geforderten Informationen gespeichert werden sollen.
Instanzen, also mit realen Werten belegte Attribute der Klassen, werden erst durch das
STEP Physical File generiert, kurz SPF, welches mit der Dateiendung „.ifc“ zu
erkennen ist (Liebich 2009). Zusätzliche Formate wie das „. ifcXML“ wurden speziell
für Programme entwickelt, die keine IFC-Schnittstelle besitzen (Niedermaier und Bäck
2014).
Das IFC-Datenmodell ist grundlegend in vier Stufen aufgeteilt. In diesen sogenannten
„Layer“ werden verschiedenste Klassen beschrieben, welche von der untersten bis zur
obersten Stufe immer spezifischer werden. Elemente aus der obersten Stufe können
auf Elemente der untersten Stufe zugreifen, dies gilt jedoch nicht in entgegengesetzter
Richtung. Das Gebäudedatenmodell wird somit durch eine Kombination der
verschiedenen Klassen aus den unterschiedlichen Layer beschrieben. In Abbildung 7
lässt sich der Aufbau der Layer-Struktur des IFC-Modells erkennen. (buildingSMART,
IFC 4 Official Release 2013)
4 Standard for the Exchange of Product model data
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Abbildung 7 Layer-Struktur des IFC-Modells (buildingSMART, IFC 4 Official Release 2013)
Auf erster Stufe befinden sich somit Elemente, welche unabhängig vom
Anwendungsbereich von hierarchisch höheren Klassen benutzt werden können. In der
Entität „GeometricResource“ werden beispielsweise grundlegende Elemente zur
geometrischen Repräsentation von Objekten definiert. Hierunter fällt zum Beispiel die
Definition von Punkten, Kurven oder Oberflächen. (buildingSMART, IFC 4 Official
Release 2013)
Die nächste Ebene ist aus dem sogenannten Kernel und seinen Erweiterungen
aufgebaut. Das Kernel bildet den Kern des IFC-Datenmodells und legt fest, wie die
Instanzen des Gebäudemodells mit ihren Attributen und Beziehungen zueinander
beschrieben werden können. Hier werden ausgehend von der Wurzelklasse IfcRoot
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durch Vererbungshierarchien die drei grundlegenden Entitäten und ihre
Spezialisierungen definiert. Diese drei Entitäten sind IfcObjectDefinition, die als
Superklasse für alle physischen Elemente gilt, IfcPropertyDefinition, welche als
Superklasse für Eigenschaftsdeklarationen gilt und IfcRelationship, durch welche sich
Beziehungen beschreiben lassen. IfcObjectDefinition unterteilt sich anschließend in
IfcTypeObject und IfcObject, welches wiederum durch Vererbung in 6 weitere Entitäten
wie IfcProduct oder IfcResources unterteilt wird. In den Erweiterungen des Kernels,
also den Control Extensions, Process Extensions oder Product Extensions, befinden
sich Entitäten, welche ausgehend von den Grundentitäten für weit gefächerte
Anwendungsbereiche benutzt werden können. So finden sich zum Beispiel in zuletzt
genannter Erweiterung Konzepte wie IfcElement oder IfcSpatialProjectStructure. In
IfcSpatialProjectStructure wird der Aufbau der Projektstruktur beschrieben, also in
welcher Reihenfolge das Gebäude beschrieben wird. (buildingSMART, IFC 4 Official
Release 2013) Dies wird in Abbildung 8 grafisch dargestellt.
Abbildung 8 grafische Darstellung IfcSpatialProjectStructure (Autodesk 2018)
Ein Element der Klasse IfcElement wird dieser Struktur zugeordnet und weiter
unterteilt, wie in das Element IfcBuildingElement oder IfcOpening. (buildingSMART,
IFC 4 Official Release 2013)
Hierarchisch höher liegt Stufe 3, auf welcher Entitäten definiert werden, die abgeleitet
von Stufe 2 spezifiziert sind. Hier finden sich zum Beispiel unter
IfcSharedBuildingElements grundlegende Elemente des Bauens wie IfcWall,
IfcColumn oder IfcWall. (buildingSMART, IFC 4 Official Release 2013)
Auf 4. Ebene finden sich Entitäten, die für spezielle Anwendungsbereiche wie
Architektur oder die Tragwerksplanung ausgebildet wurden. (buildingSMART, IFC 4
Official Release 2013)
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Durch eine Analyse eines SPF-Skriptes einer einfachen Wand, konnte eine Grafik
erstellt werden, welche die wesentlichsten Beziehungen der Elemente der
unterschiedlichen Stufen genauer darstellt.
Abbildung 9 IFC-Datenmodell
Um die vielfältigen Anwendungsbereiche und Downstream-Möglichkeiten eines
digitalen Gebäudemodells abdecken zu können, wird im IFC-Datenmodell zwischen
semantischer und geometrischer Darstellung strikt unterschieden, wie aus Abbildung
9 ersichtlich wird (IfcProductDefinitionShape). So kann ein und dasselbe Objekt für
verschiedene Anwendungsbereiche unterschiedlich abgebildet werden.
Grundsätzlich stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung, ein dreidimensionales IFC-
Objekt geometrisch zu beschreiben: ein Sweep entlang einer Kurve oder Boundary
Representation (BREP). (Autodesk 2018) Beim Sweep wird „ein definiertes Profil
entlang eines Pfades zur Volumenerzeugung geführt.“ (Autodesk 2018). Dies hat zum
Vorteil, dass Speicherplatz gespart wird. Durch die Beschreibung der Geometrie durch
Grundlinie und Grundform können Veränderungen an Höhe, Breite oder Länge leicht
durchgeführt werden.
ObjectDefinition Layer 2 . . . Element Layer 2 . . .
IfcRelDefinesByProperties
PropertySet(…Pset_WallCommon…)
IfcProductDefinitionShape
#
IfcRelContainedinSpatialStruture
IfcBuildingStorey
Layer 2 . . . ObjectDefinition Layer 2
IfcAxis2Placement Layer 1
# #
#
IfcMaterialLayerSet Layer 1
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Das BRep-Modell beschreibt das Bauteil mit Hilfe von Koordinaten und stellt diese
Koordinaten anschließend in Verbindung, um Kanten oder Flächen zu beschreiben.
Dies beansprucht mehr Speicherplatz. (Autodesk 2018) Veränderungen an Höhe,
Breite oder Länge sind oft fehlerhaft, da die einzelnen Koordinaten neu referenziert
werden müssten und so durch Verschiebung einzelner Punkte Lücken im Punktmodell
entstehen. Mengenermittlungen sind jedoch aufgrund der genauen Beschreibung der
Geometrie zuverlässiger. (Hölzlwimmer 2015)
Wie in Abbildung 10 gezeigt ist, werden dem Bauteil Eigenschaften wie
Trageigenschaften, Ausrichtungen oder spezifische Eigenschaften wie
Brandschutzklassen durch sogenannte PropertySets zugeteilt. Durch das Erstellen
eines Objektes, das einer bestimmten Klasse zugehörig ist, werden vordefinierte
Standardattribute mit den zugehörigen Werten belegt. Ein beispielhaftes PropertySet
ist das „Pset_WallCommon“, das eine allgemeingültige Wand beschreibt. (Autodesk
2018)
Abbildung 10 Pset_WallCommon (Autodesk 2018)
4.2. Export IFC
Das SPF-File, welches die allgemeine IFC-Datenstruktur instanziiert, wird beim Export
des digitalen Gebäudemodells erstellt. Durch eine Verweisstruktur wird somit das
Gebäudemodell mit allen geometrischen und nicht-grafischen Attributen abgebildet.
Doch die Qualität der zu exportierenden Datei hängt von den Exporteinstellungen, als
auch von der Modellierungsweise in der Ursprungssoftware ab. So wird in Revit
beispielsweise eine Geschossdecke über die Grundfläche und Extrusion über die
einzelnen Schichten hinweg generiert. Dieses Verfahren ist gleich zur Datenstruktur in
IFC (Sweep) und somit wird ein Export bestmöglich umgesetzt. (Autodesk 2018)
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Neben den, dem Anwendungszweck des Exports angepassten Einstellungen zu den
MVDs, auf die in Kapitel 5 genauer eingegangen wird, kann die Qualität des IFC-
Modells jedoch auch über die sogenannten Export-Zuordnungstabellen beeinflusst
werden. Hier können Revit-Kategorien wie zum Beispiel Wände den IFC-
Klassennahmen (IfcWall) zugeordnet werden. Die hier vorgesehenen
Grundeinstellungen können so einfach geändert werden. Ein Beispiel, bei dem eine
Änderung Sinn machen könnte, ist bei der Erstellung von Geschossdecken. Hier
werden zuerst die tragenden Elemente modelliert, um anschließend pro Raum den
Fußbodenaufbau als mehrschichtige Decken einzufügen. Beim Export wird der
Fußbodenaufbau somit automatisch der IFC-Klasse IfcSlab zugeordnet. Dies führt des
Öfteren zu Problemen bei der Auswertung im Rahmen der Mengenermittlung oder
Ausschreibung, da hier wichtige Eigenschaften des Bodenaufbaus nicht übertragen
werden. Indem man in der Zuordnungstabelle dem Fußbodenaufbau die Klasse
IfcCovering.FLOORING zuweist, können Attribute wie Entflammbarkeit und
Oberflächengüte mitberücksichtigt werden. (Autodesk 2018)
Abbildung 11 IFC-Exportklassen Revit
Wenn der Export anschließend erstellt wurde, kann das SPF-File mit der Dateiendung
„.ifc“ durch einen Texteditor geöffnet und analysiert werden. Die Datei ist in 2 Teile
unterteilt, dem Abschnitt „header“ und „data“. Beide beginnen mit der
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Abschnittsbezeichung („HEADER/DATA;“) und enden mit „ENDSEC;“. Das SPF-File
beginnt mit dem Abschnitt „header“. Hier werden allgemeine Information zum
Gebäudemodell, zur IFC-Version, zur verwendeten Software und zur entsprechenden
MVD angegeben.
Als Beispiel wird nachfolgend ein Ausschnitt aus dem SPF-File der oben genannten
Wand aufgeführt.
ISO-10303-21; HEADER; /****************************************************************************************** * STEP Physical File produced by: The EXPRESS Data Manager Version 5.02.0100.07 : 28 Aug 2013 * Module: EDMstepFileFactory/EDMstandAlone * Creation date: Thu Jun 28 10:01:50 2018 * Host: Verena-THINK * Database: C:\Users\Verena\AppData\Local\Temp\{228987D0-733C-4EAB-A02B-74B10A55DE59}\ifc * Database version: 5507 * Database creation date: Thu Jun 28 10:01:48 2018 * Schema: IFC4 * Model: DataRepository.ifc * Model creation date: Thu Jun 28 10:01:49 2018 * Header model: DataRepository.ifc_HeaderModel * Header model creation date: Thu Jun 28 10:01:49 2018 * EDMuser: sdai-user * EDMgroup: sdai-group * License ID and type: 5605 : Permanent license. Expiry date: * EDMstepFileFactory options: 020000 ******************************************************************************************/ FILE_DESCRIPTION(('ViewDefinition [DesignTransferView_V1.0]'),'2;1'); FILE_NAME('Projektnummer','2018-06-28T10:01:50',('Verena'),('TU M\X2\00FC\X0\nchen _ Advanced Topis in BIM'), 'The EXPRESS Data Manager Version 5.02.0100.07 : 28 Aug 2013','20160225_1515(x64) - Exporter 17.0.416.0 - Alternate UI 17.12.14.0',''); FILE_SCHEMA(('IFC4')); ENDSEC;
Im zweiten Abschnitt, dem „data“-file, werden die eigentlichen Informationen des
Gebäudemodells aufgeführt, also alle geometrischen und nicht-grafischen
Informationen und deren Beziehungen, wie es in Kapitel 4.1 gezeigt wird. Hier werden
zum Beispiel grundlegende Klassen aus der ersten Hierarchieebene beschrieben,
ebenso wie Projektstruktur, Objekte und ihre Parameter, sowie die zugeordnete
Geometrie. Jede Instanz hat eine eigene STEP-ID und wird so eindeutig identifiziert.
Auch dieser Abschnitt soll anhand von Beispielen erklärt werden.
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DATA; …
Im ersten Teil des „data“-files werden verstärkt Entitäten der Hierarchiestufe 1 definiert.
Beispielsweise werden hier Punkte (#6) oder Vektoren (#12) erstellt.
#6= IFCCARTESIANPOINT((0.,0.,0.)); #10= IFCCARTESIANPOINT((0.,0.)); #12= IFCDIRECTION((1.,0.,0.)); …
Mithilfe der Verweisstruktur von IFC können hierarchisch höher liegende Elemente auf
diese Elemente zugreifen und somit das IFC-Datenmodell aufbauen. #138 erstellt
einzelne Geschosse (hier Ebene 0) und platziert diese auf den dementsprechenden
Achsen.
#136= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#6,$,$); #137= IFCLOCALPLACEMENT(#33,#136); #138= IFCBUILDINGSTOREY('3hMd8ACWzDlw4LNm7hoN8L',#42,'Ebene 0',$,$,#137,$,'Ebene 0',.ELEMENT.,0.); #140= IFCCARTESIANPOINT((0.,0.,3.)); …
#290 definiert die Verbindung zwischen #138, also dem jeweiligen Geschoss und
#192, hier die erstellte Wand. Durch IfcRelContainedInSpatialStructure wird das
Bauteil dem jeweiligen Geschoss zugeordnet.
#290= IFCRELCONTAINEDINSPATIALSTRUCTURE('13LV5dTeP3CAox54$56C1Z',#42,$,$,(#192),#138); …
Nachfolgender Abschnitt definiert die Geometrieabbildung der Wand. In #152 bis #159
wird die zweidimensionale Kurve beschrieben, anhand der anschließend durch einen
Sweep einer definierten Form entlang dieser Kurve die dreidimensionale
Repräsentation des Objektes erfolgen kann.
#173 definiert die Form, die entlang der Kurve gesweept wird. Die endgültige Form
wird aus Kombination von #159 und #183 in #186 beschrieben.
#152= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#6,$,$); #153= IFCLOCALPLACEMENT(#137,#152); #155= IFCCARTESIANPOINT((6.,0.)); #157= IFCPOLYLINE((#10,#155)); #159= IFCSHAPEREPRESENTATION(#99,'Axis','Curve2D',(#157));
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#166= IFCCARTESIANPOINT((3.,0.)); #168= IFCAXIS2PLACEMENT2D(#166,#26); #169= IFCRECTANGLEPROFILEDEF(.AREA.,$,#168,6.,0.25); #172= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#6,$,$); #173= IFCEXTRUDEDAREASOLID(#169,#172,#20,3.); … #183= IFCSHAPEREPRESENTATION(#101,'Body','SweptSolid',(#173)); #186= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#159,#183));
Das Bauteil Wand wird anschließend durch den Bezug auf die Geometriebeschreibung
erstellt.
#192= IFCWALLSTANDARDCASE('1rHsJnvX5BaOQ39rMj5N2z',#42,'Basiswand:STB 25.0:389274',$,'Basiswand:STB 25.0:3917',#153,#186,'389274',.NOTDEFINED.); …
Anschließend werden der Wand die entsprechenden Attribute zugeordnet. Hierzu
werden die einzelnen Attribute im ersten Schritt mit Werten belegt, um dann zu
PropertySets zusammengefasst zu werden (#248, #262). Im nächsten Schritt werden
Wand und PropertySets durch IfcRelDefinesByProperties in Verbindung gebracht.
#235= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('Reference',$,IFCIDENTIFIER('STB 25.0'),$); #243= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('LoadBearing',$,IFCBOOLEAN(.T.),$); #244= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('ExtendToStructure',$,IFCBOOLEAN(.F.),$); #245= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('IsExternal',$,IFCBOOLEAN(.T.),$); #246= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('FireRating',$,IFCLABEL('F30'),$); #247= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('ThermalTransmittance',$,IFCTHERMALTRANSMITTANCEMEASURE(4.184),$); #248= IFCPROPERTYSET('1rHsJnvX5BaOQ3BAYj5N2z',#42,'Pset_WallCommon',$,(#235,#243,#244,#245,#246,#247)); #261= IFCPROPERTYSINGLEVALUE('Manufacturer',$,IFCLABEL('AdvancedTopics'),$); #262= IFCPROPERTYSET('0ZT59xdC1EMPLgSUbwb4nE',#42,'Pset_ManufacturerTypeInformation',$,(#261)); #265= IFCRELDEFINESBYPROPERTIES('0XxTQ$wn5DEfZZ9Qf29ODp',#42,$,$,(#192), #248);
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#269= IFCRELDEFINESBYPROPERTIES('2Je0xjEj55BxzmwBczHZkX',#42,$,$,(#192), #262); … ENDSEC; END-ISO-10303-21;
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5. MVD – technische Umsetzung 5.1. MVD allgemein
Die Model View Definitions stellen die technische Lösung der erarbeiteten
Austauschanforderungen mehrerer Teilprozesse auf Basis von IFC dar und
ermöglichen somit einen anwendungsspezifischen Austausch eines Teilmodells vom
gesamten Gebäudemodell. Im Konkreten bedeutet dies, dass die im Pflichtenheft der
ER erstellten Informationen weiter formalisiert werden, indem Randbedingungen
getroffen und mithilfe eines MVD-Diagramms auf die Datenstruktur von IFC abgebildet
werden. (Borrmann, et al. 2015) Die Model Views bilden somit die technische
Unterstützung der Prozessabläufe.
Abbildung 12 MVD-Diagramm (Borrmann, et al. 2015)
Wie in Abbildung 12 abgebildet ist, wird durch die Erstellung des MVD-Diagramms
mithilfe farblicher Kennzeichnung geregelt, welcher Teil der IFC-Datenstruktur (bspw.
welche Klassen, Attribute, Beziehungen, usw.) für die Abbildung der erforderlichen
Informationen benötigt werden. Hierfür greift man auf so genannte Konzepte zurück,
in denen definiert ist, welche Attribute belegt und wie die Beziehungen untereinander
definiert werden müssen. Ein MVD kann aus mehreren Konzepten zusammengesetzt
sein. Anschließend kann dann auf dieser Grundlage die Softwareimplementierung
erfolgen, indem man das Diagramm in ein maschinenlesbares Format überführt.
Dieses Format ist das mvdXML-Format. (Borrmann, et al. 2015)
MVDs garantieren somit einen korrekten Import bzw. Export von IFC-Dateien und
bilden daher die Grundlage für die Zertifizierung vieler Softwareprodukte. (Eastman, et
al. 2010)
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5.2. Vordefinierte MVDs
Wie bereits eingangs erwähnt, erfolgt der Austausch von Gebäudeinformationen über
die herstellerunabhängige Schnittstelle IFC mithilfe von Model Views, die ein
Teilmodell des nativen Formats abbilden können.
Da die MVDs im Kapitel 6 anhand eines konkreten Beispiels in der Softwareumgebung
von Revit genauer untersucht werden sollen, werden ausgewählte der hier
vordefinierten MVDs aufgeführt (vgl. Abbildung 13). Diese werden unterteilt in IFC 2x3
– und IFC4 – Versionen:
IFC 2x3:
- Coordination View 2.0: dient dem koordinierten Austausch von BIM-Modellen
zwischen den Hauptdisziplinen im Bauwesen (Architektur, Gebäudetechnik,
Ingenieurbau)
- Basic FM Handover View: für die Weiterverwendung in
Gebäudebewirtschaftungs- oder Verwaltungssystemen, hier werden wenige
grafische Informationen benötigt, entscheidender sind hier alphanumerische
Attribute für die Verwaltung in einer Datenbank
IFC4:
- Reference View: für die allgemeine Übergabe eines Referenzmodells für
Fachplaner mit Hauptaugenmerk auf die Anwendungszwecke der
Koordination und modellbasierten Mengenermittlung, somit notwendigste
geometrische Informationen, für die Weiterverarbeitung der Geometrie
ungeeignet
- Design Transfer View: Übergabe eines IFC-Modells mit dem Zweck der
Weiterverarbeitung in einer BIM-fähigen Software, es gilt hochparametrische
Eigenschaften übergeben werden
(Autodesk 2018)
Grundlegend sind die beiden MVDs aus der IFC4-Version eine Unterteilung der
Coordination View aus der IFC 2x3 -Version. Wie sich die verschiedenen MVDs in der
Softwareimplementierung voneinander unterscheiden, soll in Kapitel 6 genauer
betrachtet werden. (Graphisoft)
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Abbildung 13 vordefinierte Model Views beim IFC-Export aus Revit
5.3. mvdXML
Das mvdXML-Format entspricht der maschinenlesbaren Umsetzung der MVD-
Diagramme. Dabei handelt es sich um ein Textformat, welches mithilfe bestimmter
Software wie z.B. IFC Documentation Generator IFCDOC.EXE erstellt werden kann.
(Chipman, Liebich und Weise 2012)
Das Hauptaugenmerk dieses Formats liegt auf folgenden Punkten:
- Definition von sub schema für MVD, basierend auf das Basisschema von IFC
- Unterstützung automatischer Validation von IFC Daten Sets für
Qualitätssicherung und Software Zertifizierung
- Generierung von Dokumenten für spezielle Model Views und IFC Spezifikation
- Unterstützung von Softwareherstellern für Filterung von IFC Daten basierend
auf Model Views
- Limitierung des IFC-Umfangs auf ein gut definierten Subset, anwendbar für
bestimmte Anwendungen
(T. Chipman 2013) (buildingSMART 2018)
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Abbildung 14 mvdXML-Schema (Chipman, Liebich und Weise 2012)
Die Basisstruktur einer Model View Definition beinhaltet Root Konzepte, welche sich
auf eine spezifische IFC Entität also Klasse beziehen und als individuelles testbares
Element angesehen werden können. Jedes Root Konzept beinhaltet mehrere
Konzepte, welche Regeln für allgemeine Unterthemen von Informationen innerhalb der
Hauptwurzel beschreiben. Eine Model View beschreibt somit indirekt bestimmte IFC
Klassen. (Chipman, Liebich und Weise 2012)
Das mvdXML-Format als „only single valid root element“, besteht aus zwei „main sub
elements“, mvd:Templates und mvd:View. Siehe auch darauffolgende Abbildung.
Abbildung 15 Bestandteile mvdXML (buildingSMART 2018)
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Mvd:Templates:
Mvd:Templates ist eine Liste von wiederverwendbaren „concept templates“. Dabei
definiert ein mvd:ConceptTemplate eine Baumstruktur, welche einen vom jeweiligen
Anwendungsfall abhängigen Teil des IFC Schemas beschreibt. (buildingSMART 2018)
Abbildung 16 Hauptbestandteile eines mvdXML für ConceptTemplate (buildingSMART 2018)
Diese beinhalten im Wesentlichen Folgendes:
- @applicableSchema (z.B. IFC2x3 or IFC4)
- @applicableEntity
- Description
- Rules (Entity, Attribute)
- SubTemplates
Mvd:ModelView:
Das mvd:ModelView Element beschreibt wie „concept templates“ in einem „view“
verwendet werden. (buildingSMART 2018) Eine visuelle Darstellung dessen ist in
folgender Abbildung zu sehen.
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Abbildung 17 Hauptbestandteile eines mvdXML für ModelView (buildingSMART 2018)
Das mvdXML:ModelView beinhalten im Wesentlichen folgendes:
- @applicableSchema (z.B. IFC2x3 or IFC4)
- mvd:BaseView definition (nur wenn add-on)
- mvd:ExchangeRequirements
- mvd:Roots
- mvd:Defnitions
mvdXML Anwendungsfälle
Mithilfe des mvdXML-Formats sind:
• MVD Dokumentation:
Bei einer MVD Dokumentation wird ein Set von miteinander verknüpften
HTML Dateien generiert, dessen Fokus es ist, zu beschreiben, wie ein subset
eines IFC implementiert und verwendet werden muss, um bestimmte
Anforderungen zu erfüllen.
• Spezifizierung von subset Schemas: Es beinhaltet zusätzliche
Einschränkungen, welche die bestimmungsgemäße Nutzung eines subset
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Schemas beschreibt, um somit nur entities und attributes zu selektieren, die
auch einen Bestandteil des subset shemas sein sollen.
• Datenfilterung: Filterung von bestimmten Instanzen für je nach
Anwendungsfall spezifische Model View Definitions möglich.
• Datenvalidierung: Überprüfung ob ein Datenpaket alle Bedingungen der
Austauschanforderungen erfüllt. Fehlt eine Datei oder ist es eine falsche
Datei, so misslingt die Validierung.
möglich.
(buildingSMART 2018)
Beispiel: Ausschnitt aus Concept template „Property Sets for Objects and Types”
Abbildung 18 Auszug eines mvdXML Skripts (buildingSMART 2018)
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6. Reference View vs. Design Transfer View
Um die einzelnen Model View Definitions genauer zu betrachten und ihre
Eigenschaften herauszufiltern, wird ein einfaches Modell in Autodesk Revit 2017
angelegt. Anschließend wird dieses Modell in unterschiedlichen MVDs exportiert und
deren SPF-Files werden miteinander verglichen. So soll herausgefunden werden, wie
die Anforderungen an verschiedene Austauschszenarien aus Kapitel 5 technisch
umgesetzt werden. Anschließend werden die exportierten IFC-Dateien eingelesen und
auf ihre Auswertbarkeit überprüft.
Wie bereits in Kapitel 4 dargestellt, wird die in Revit 2017 erstellte Wand per IFC-
Schnittstelle exportiert. Um die Unterschiede der MVDs zu verdeutlichen, wurde die
einschalige Stahlbetonwand 25 cm in eine zweischalige Wand mit 12 cm
Wärmedämmung und Türöffnung geändert. Für den Export wurden zwei IFC4 Model
Views gewählt, die Reference View und die Design Transfer View.
Abbildung 19 exportierte Wand in Autodesk Revit
Um die dann wieder importierten IFC-Dateien auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen,
wird vom Original-Modell eine Materialliste in Revit erstellt.
Abbildung 20 Wandmaterialliste Original-Gebäudemodell aus Revit 2017
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Wie bereits in Kapitel 5.2 erwähnt, dient die Reference View der Übergabe eines
Referenzmodells für Fachplaner mit dem Hauptaugenmerk auf die
Anwendungszwecke der Koordination und modellbasierten Mengenermittlung. Es
werden somit nur die notwendigsten geometrischen Informationen übergeben, welche
für eine Weiterverarbeitung mit BIM-fähiger Software ungeeignet ist.
Die Design Transfer View hingegen dient dem Zweck, ein IFC-Modell zu übergeben,
welches dann in einer BIM-fähigen Software weiterverarbeitet werden kann. Es gilt
also, hochparametrische Eigenschaften zu übergeben.
Beide Model Views unterscheiden sich also hinsichtlich ihrer geometrischen
Verarbeitung. Dies soll nun im Folgenden durch die Skriptanalyse der jeweiligen SPF-
Dateien untermauert werden.
Design Transfer View:
Das SPF-Skript der Design Transfer View ist vergleichbar mit dem Skript, welches in
Kapitel 4.2. genauer analysiert wurde. Im Vergleich dazu wurde jedoch hier das Modell
aufgrund des Schichtaufbaus und der Öffnung erweitert. Wie sich diese
Veränderungen auf das IFC-Datenmodell auswirken, soll im Folgenden gezeigt
werden.
Im nachfolgendem Abschnitt wird das IFC Öffnungselement beschrieben. Ähnlich wie
die Wand selbst wird dessen Geometrie über IfcProductDefinitionShape (#353)
beschrieben. Mit IfcRelVoidsElement (#366) werden Wand und Öffnung in Relation
gebracht.
…
#361= IFCOPENINGELEMENT('106RIB6SDDf9D$gzSWzftY',#42,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:388674',$,'Opening',#359,#353,$,.OPENING.); #359= IFCLOCALPLACEMENT(#153,#358);
…
#341= IFCCARTESIANPOINT((0.,-5.55111512312578E-17)); #343= IFCAXIS2PLACEMENT2D(#341,#24); #344= IFCRECTANGLEPROFILEDEF(.AREA.,'1010 x 2005',#343,2.005,1.01); #345= IFCCARTESIANPOINT((0.505000000000001,0.,1.0025)); #347= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#345,#16,#22); #348= IFCEXTRUDEDAREASOLID(#344,#347,#20,0.369999999999997); #349= IFCSHAPEREPRESENTATION(#101,'Body','SweptSolid',(#348)); #351= IFCCARTESIANPOINT((0.599999999999999,-0.185000000000002,0.));
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#353= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#349)); #356= IFCCARTESIANPOINT((0.599999999999999,-0.185000000000002,0.)); #358= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#356,$,$);
…
#366= IFCRELVOIDSELEMENT('1bDPoAPcvCoBS4BKUHLGl1',#42,$,$,#192,#361);
Die Zweischichtigkeit der Wand wird in der reinen Geometriebeschreibung noch nicht
sichtbar. Hier wird die Gesamtdicke von 0.37 m für das Profil, welches entlang der
Polylinie als Sweep die Gesamtform bildet, angegeben (#169).
#152= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#6,$,$); #153= IFCLOCALPLACEMENT(#137,#152); #155= IFCCARTESIANPOINT((6.,0.)); #157= IFCPOLYLINE((#10,#155)); #159= IFCSHAPEREPRESENTATION(#99,'Axis','Curve2D',(#157)); #166= IFCCARTESIANPOINT((3.,0.)); #168= IFCAXIS2PLACEMENT2D(#166,#26); #169= IFCRECTANGLEPROFILEDEF(.AREA.,$,#168,6.,0.37); #172= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#6,$,$); #173= IFCEXTRUDEDAREASOLID(#169,#172,#20,3.);
…
#183= IFCSHAPEREPRESENTATION(#101,'Body','SweptSolid',(#173)); #186= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#159,#183)); #192= IFCWALLSTANDARDCASE('106RIB6SDDf9D$gyGWzeTB',#42,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:388674',$,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:3919',#153,#186,'388674',.NOTDEFINED.);
Die unterschiedlichen Schichten inklusive ihrer Schichtstärken werden erst durch die
Definition von Material-Layern (#240, #242) festgelegt. Durch
IfcRelAssociatesMaterial wird das Materiallayer-Set der Wand zugeordnet.
…
#240= IFCMATERIALLAYER(#207,0.12,$,$,$,$,$); #242= IFCMATERIALLAYER(#225,0.25,$,$,$,$,$); #243= IFCMATERIALLAYERSET((#240,#242),'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0',$); #247= IFCMATERIALLAYERSETUSAGE(#243,.AXIS2.,.NEGATIVE.,0.185,$);
… #324= IFCRELASSOCIATESMATERIAL('2m4Z0EJVb1RAKak_j9FY0i',#42,$,$,(#192),#247);
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Um den Datenaustausch, wie er in der Praxis stattfinden würde, abzubilden, wurde die
IFC-Datei wieder in Revit 2017 importiert. Dieser Vorgang verläuft ohne Probleme. Die
geometrische Abbildung stimmt mit dem Original überein, genauso wie Materialien und
Flächen aus der Materialliste. Am eingefügten Modell lässt sich weiter arbeiten.
Abbildung 21 Importierte IFC4 Design Transfer View in Revit 2017
Abbildung 22 Veränderung der Wandlänge der importierten IFC4 Design Transfer View in Revit 2017
Abbildung 23 Materialliste der importierten IFC4 Design Transfer View in Revit 2017
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Reference View:
Der Aufbau des SPF-Skriptes der Reference View ist dem der Design Transfer View
sehr ähnlich. Aus diesem Grund werden nachfolgend nur wesentliche Unterschiede
aufgeführt.
Die Beschreibung der Öffnung in der mehrschichtigen Wand wird im Vergleich zur
Design Transfer View gleich gehandhabt. Es wird also auf die Geometriebeschreibung
durch einen Sweep zurückgegriffen.
…
#401= IFCOPENINGELEMENT('106RIB6SDDf9D$gzSWzftY',#42,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:388674',$,'Opening',#399,#395,$,.OPENING.); #399= IFCLOCALPLACEMENT(#153,#398);
…
#385= IFCCARTESIANPOINT((0.,-5.55111512312578E-17)); #387= IFCAXIS2PLACEMENT2D(#385,#24); #388= IFCRECTANGLEPROFILEDEF(.AREA.,'1010 x 2005',#387,2.005,1.01); #389= IFCCARTESIANPOINT((1.105,-0.185,1.0025)); #391= IFCAXIS2PLACEMENT3D(#389,#16,#22); #392= IFCEXTRUDEDAREASOLID(#388,#391,#20,0.369999999999997); #393= IFCSHAPEREPRESENTATION(#101,'Body','SweptSolid',(#392)); #395= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#393));
…
#406= IFCRELVOIDSELEMENT('3M3M2dNpz97ee2YHdRZNR7',#42,$,$,#242,#401);
Auch die Materialbeschreibung und somit die Beschreibung des Schichtaufbaus ist
vergleichbar.
#289= IFCMATERIALLAYER(#256,0.12,$,$,$,$,$); #291= IFCMATERIALLAYER(#274,0.25,$,$,$,$,$); #292= IFCMATERIALLAYERSET((#289,#291),'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0',$);
…
#371= IFCRELASSOCIATESMATERIAL('0MgictUJfCIRjLTUumffnw',#42,$,$,(#242,#296),#292);
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Ein wesentlicher Unterschied von der Reference View zur Design Transfer View liegt
jedoch in der Geometriebeschreibung. Wie im vorhergegangen Text ersichtlich, wird
in der Design Transfer View die Geometrie über einen Sweep beschrieben. In der
Reference View hingegen wird die Geometrie über die Body Tessellation dargestellt
(#233), also eine BRep-Beziehung wie sie im vorangegangen Text beschrieben wurde.
Hierzu wird im ersten Schritt eine Liste mit Punkten aufgeführt (#183), welche
anschließend über IfcTriangulatedFaceSet in Verbindung zueinander gebracht werden
um die Außenflächen des Körpers abzubilden (#201). Jegliche Parametrik geht in
diesem Schritt verloren.
… #183= IFCCARTESIANPOINTLIST3D(((6.,0.185,0.),(6.,-0.185,0.),(1.61,-0.185,0.),(1.61,0.185,0.),(6.,-0.185,3.),(-4.03399441129861E-24,-0.185,3.),(4.03399441129861E-24,-0.185,2.01699720564930E-24),(0.6,-0.185,-4.03399441129861E-24),(0.6,-0.185,2.005),(1.61,-0.185,2.005),(6.,0.185,3.),(1.61,0.185,2.005),(0.6,0.185,2.005),(0.6,0.185,2.01699720564930E-24),(8.06798882259721E-24,0.185,4.03399441129861E-24),(4.03399441129861E-24,0.185,3.))); #201= IFCTRIANGULATEDFACESET(#183,$,$,((2,3,4),(4,1,2),(7,8,9),(6,9,10),(9,6,7),(3,2,10),(10,5,6),(5,10,2),(1,4,12),(11,12,16),(12,11,1),(14,15,13),(13,16,12),(16,13,15),(8,7,15),(15,14,8),(5,2,1),(1,11,5),(6,5,11),(11,16,6),(7,6,16),(16,15,7),(12,9,13),(9,12,10),(4,10,12),(10,4,3),(8,13,9),(13,8,14)),$); #233= IFCSHAPEREPRESENTATION(#101,'Body','Tessellation',(#201)); #236= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#159,#233)); #242= IFCWALL('106RIB6SDDf9D$gyGWzeTB',#42,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:388674',$,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:3919',#153,$,'388674',.NOTDEFINED.);
…
Wie jedoch in #242 bei der Definition von IfcWall zu erkennen ist, wurde das Objekt
nicht mit #236, IfcProductDefinitionShape verbunden. Vergleichend mit dem
Skriptausschnitt aus der Design Transfer View, müsste hier anstatt $ der Verweis auf
die geometrische Abbildung erfolgen.
Um auch hier den Datenaustausch, wie er in der Praxis stattfinden würde, abzubilden,
wurde die IFC-Datei wieder in Revit 2017 importiert. Hier wird dann das oben genannte
Problem deutlich, denn die Wand mit Öffnung wird nicht geometrisch abgebildet.
Außerdem wurden keine Materialien übergeben.
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Abbildung 24 Materialliste der importierten IFC4 Reference View in Revit 2017
Dieses Problem ist Autodesk jedoch bekannt und verspricht die Fehlerbehebung in der
Revit-Version 2019. Demzufolge soll ein Export einer Wand ohne Öffnung in der
Reference View ohne Probleme möglich sein. (AutodeskSupport 2018) Um dies zu
überprüfen, wurde die Öffnung aus der Wand entfernt, als IFC4 Reference View
exportiert und anschließend wieder importiert. Wie im Autodesk HilfeCenter
angekündigt, funktioniert dies ohne Probleme. Um den Grund dafür herauszufinden,
wurde wieder ein Blick in das SPF-Dokument geworfen. Hier zeigt sich, dass die
Geometrie ohne Öffnung in der IFC4 Reference View durch einen Sweep beschrieben
wird, und nicht durch eine BRep -Beschreibung.
#183= IFCSHAPEREPRESENTATION(#101,'Body','SweptSolid',(#173));
#186= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#159,#183));
#192=
IFCWALLSTANDARDCASE('106RIB6SDDf9D$gyGWzeTB',#42,'Basiswand:STB
25.0 WD 12.0:388674',$,'Basiswand:STB 25.0 WD
12.0:3919',#153,#186,'388674',.NOTDEFINED.);
Da das oben beschriebene Problem in der Version Autodesk Revit 2019 behoben
werden soll, erfolgt auch hier Export und Import der Wand mit Türöffnung. Bei der
Analyse des SPF-Dokuments wurde deutlich, dass nun eine Verbindung zwischen
Objektdefinition und geometrischer Abbildung herrscht (#243). Des Weiteren wurde
die Beschreibung der Punkte und deren Kombination zur Flächenbeschreibung
verändert.
...
#187= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((2,3,4,1)); #190= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((6,7,8,9,10,3,2,5)); #192= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((5,2,1,11)); #194= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((4,3,10,12)); #196= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((14,15,16,11,1,4,12,13)); #198= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((8,7,15,14)); #200= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((7,6,16,15)); #202= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((8,14,13,9)); #204= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((12,10,9,13)); #206= IFCINDEXEDPOLYGONALFACE((6,5,11,16)); #208= IFCCARTESIANPOINTLIST3D(((6.,0.185,0.),(6.,-0.185,0.),(1.61,-0.185,0.),(1.61,0.185,0.),(6.,-0.185,3.),(-4.03399441129861E-24,-
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0.185,3.),(4.03399441129861E-24,-0.185,2.01699720564930E-24),(0.6,-0.185,-4.03399441129861E-24),(0.6,-0.185,2.005),(1.61,-0.185,2.005),(6.,0.185,3.),(1.61,0.185,2.005),(0.6,0.185,2.005),(0.6,0.185,2.01699720564930E-24),(8.06798882259721E-24,0.185,4.03399441129861E-24),(4.03399441129861E-24,0.185,3.))); #226= IFCPOLYGONALFACESET(#208,.T.,(#187,#190,#192,#194,#196,#198,#200,#202,#204,#206),$); #240= IFCSHAPEREPRESENTATION(#105,'Body','Tessellation',(#226)); #243= IFCPRODUCTDEFINITIONSHAPE($,$,(#163,#240)); #249= IFCWALL('106RIB6SDDf9D$gyGWzeTB',#42,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:388674',$,'Basiswand:STB 25.0 WD 12.0:3919',#157,#243,'388674',.NOTDEFINED.);
…
Ob nun auch der Import des IFC-Dokuments funktioniert, soll im Folgenden betrachtet
werden.
Abbildung 25 3D-Darstellung der importierten IFC4 Reference View in Revit 2019
Abbildung 26 Materialliste der importieren Reference View in Revit 2019
Aus Abbildung 25 und Abbildung 26 ist ersichtlich, dass auch in dieser Version der
Import einer Wand mit Öffnung nicht erfolgen konnte, obwohl deutliche Veränderungen
an der Implementierung vorgenommen wurden.
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7. Zusammenfassung
Mit der Einführung in die Arbeitsmethode BIM wurde im Rahmen dieser Arbeit deutlich,
wie wichtig hier ein strukturiertes Prozessmanagement ist. Da im Bauwesen eine
Vielzahl von Fachdisziplinen verschiedene Teilprozesse erfüllen, muss geklärt und
festgehalten werden, wer wann was und im welchem Umfang liefert, um den
Gesamtprozess des digitalen Gebäudemodells auszuführen. Die Besonderheit der
offenen Schnittstelle IFC wurde mit der Einführung in dessen Datenmodell deutlich.
Um ein auf den Anwendungszweck zugeschnittenes Teilmodell aus dem
Gesamtmodell abzuleiten wurde von Building SMART die IDM-/ MVD-Methode
entwickelt.
Das Information Delivery Manual beinhaltet somit die formale Beschreibung von
Prozessen und deren Abläufen und legt mit den Exchange Requirements fest, welche
Anforderungen an die auszutauschenden Daten zwischen den Prozessen zu stellen
sind. Diese formale Planung wird in sogenannten „process maps“ oder
Prozessdiagrammen grafisch abgebildet.
Die softwaretechnische Unterstützung der in den Prozessdiagrammen entwickelten
Prozessabläufe werden mit den Model View Definitions auf Basis von IFC umgesetzt.
Hier werden die im Pflichtenheft der ER erstellten Informationen technisch umgesetzt,
um somit einen anwendungsspezifischen Austausch eines Teilmodells vom gesamten
Gebäudemodell zu ermöglichen.
Wie aus den Vergleichen der IFC4 Model Views ersichtlich ist, unterscheidet sich die
technische Implementierung der verschiedenen MVDs je nach Anwendungszweck. So
ist die Design Transfer View geeignet, um am Modell weiter zu arbeiten, da hier die
Parametrik im Modell mit übergeben wird. In der Reference View hingegen, die mit
dem Zweck implementiert wurde, Mengenermittlungen zu generieren,
Kollisionsprüfungen auszuführen oder Planungen zusammenzuführen, wird die
Parametrik nicht mit übergeben und somit ist eine Weiterbearbeitung auch nicht mehr
möglich. Durch die genaue Beschreibung der einzelnen Oberflächen bildet dieses
Modell jedoch die Geometrien genauer ab.
Was aus den Untersuchungen jedoch auch deutlich wurde, ist, dass viele Software-
Anbieter die Schnittstelle IFC 4, insbesondere die Reference View, noch nicht
ausreichend implementiert haben. Gegenstand der Untersuchung war hier
hauptsächlich Autodesk Revit. So gibt es noch immer Probleme beim Import von
Wänden mit Öffnungen. Hier bedarf es noch an weiterer Entwicklung, um diese
Technik einwandfrei einsetzen zu können.
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A. Abkürzungsverzeichnis
BIM Building Information Model(ing)
BPMN Business Process Management Notation
BREP Boundary Representation
CAD Computer Aided Design
ER Exchange Requirements
IDM Information Delivery Manual
IFC Industry Foundation Classes
MVD Model View Definition
NBIMS National BIM Standard
SPF Step Physical File
STEP Standard for the Exchange of Product model data
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B. Literaturverzeichnis
Autodesk. „Revit IFC Handbuch.“ Die Nutzung von IFC in der Praxis. Februar 2018.
https://www.autodesk.de/campaigns/interoperability/ifc-handbuch.
AutodeskSupport. Revit export to Ifc. 12. April 2018.
https://knowledge.autodesk.com/support/revit-
products/troubleshooting/caas/sfdcarticles/sfdcarticles/IFC4-Reference-View-
from-Revit-missing-walls.html (Zugriff am 1. Juli 2018).
BMVI. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. 15. 12 2015.
https://www.bmvi.de/goto?id=230208 (Zugriff am 28. Juni 2018).
Borrmann, André, Markus König, Christian Koch, und Jakob Beetz. Building
Information Modeling. Wiesbaden: Springer Vieweg, 2015.
buildingSMART. buildingSMART. 2018. http://www.buildingsmart.org/ (Zugriff am 02.
Juni 2018).
—. IFC 4 Official Release. 2013. http://www.buildingsmart-tech.org/ifc/IFC4/final/html/
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Chipman, Tim, Thomas Liebich, und Matthias Weise. „mvdXML.“ buildingSMART. 14.
Mai 2012. (Zugriff am 15. Juni 2018).
Chipman, Tom. „Model View Definitions for Electrical and Plumbing Systems
Information Exchange.“ 10. Januar 2013.
https://portal.nibs.org/files/wl/?id=f7i9lJ8G3wHyuvZQf97L7NanfgPQBC9y
(Zugriff am 30. Juni 2018).
Eastman, C. M., Y.-S. Jeong, R. Sacks, und I. Kaner. „Exchange Model and
Exchange Object Concepts for Implementation of National BIM Standards.“
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2010: 25-34.
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„Geschäftsprozessmanagement und Prozessmodellierung.“ In
Geschäftprozessintegration mit SAP, 7-53. Springer Vieweg, 2010.
Graphisoft. Modelldarstellungs-Definitionen. kein Datum.
https://helpcenter.graphisoft.de/handbuecher/handbucher-zu-archicad-20/hilfe-
zu-archicad-
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20/interoperabilitat/dateihandhabung_und_austausch/arbeiten_mit_ifc/modelld
arstellungs-definitionen/ (Zugriff am 22. Juni 2018).
Hölzlwimmer, Verena. „Analyse des Datenaustausches zwischen dem
Modellierungs- und AVA-Prozess auf Basis von Building Information
Modeling.“ Bachelorarbeit, München, 2015.
Liebich, Thomas. IFC 2x Edition 3. 2009.
NBIMS. National BIM Standard. 2018. https://www.nationalbimstandard.org/ (Zugriff
am 02. Juni 2018).
Niedermaier, Anke, und Robert Bäck. „Allplan_BIM_Kompendium.“ Dezember 2014.
http://www.allplan.com/de/links/bim-leitfaden.html (Zugriff am 22. April 2015).
Wix, Jeff. „IDM_ExchangeRequirements.“ buildingSMART. 26. Juni 2015.
http://iug.buildingsmart.org/idms/training-
material/IDM_ExchangeRequirements_20110703.pptx/view (Zugriff am 25.
Juni 2018).
—. „Information Delivery Manual.“ buildingSMART. 01. Juli 2011.
http://iug.buildingsmart.org/idms/training-material/IDM_Generally_0.pptx/view
(Zugriff am 12. Juni 2018).
—. „Process Mapping.“ buildingSMART. 27. November 2015.
http://iug.buildingsmart.org/idms/training-
material/IDM_ProcessMapping_20110703.pptx/view (Zugriff am 22. Juni
2018).
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C. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 IDM / MVD-Methode (eigene Darstellung) .............................................. 5
Abbildung 2 Übersicht IDM und seine Bestandteile (Wix, Information Delivery Manual
2011) .......................................................................................................................... 6
Abbildung 3 Überblick des NBIMS Entwicklungsprozesses (NBIMS 2018)................. 7
Abbildung 4 Prozessdiagramm nach Energy-Analysis IDMl (Borrmann, et al. 2015) .. 8
Abbildung 5 Ausschnitt aus IDM BIM Based Energy Analysis Modell (Borrmann, et al.
2015) ........................................................................................................................ 10
Abbildung 6 Beispiel Stahlbetonwand ...................................................................... 11
Abbildung 7 Layer-Struktur des IFC-Modells (buildingSMART, IFC 4 Official Release
2013) ........................................................................................................................ 13
Abbildung 8 grafische Darstellung IfcSpatialProjectStructure (Autodesk 2018) ........ 14
Abbildung 9 IFC-Datenmodell .................................................................................. 15
Abbildung 10 Pset_WallCommon (Autodesk 2018) .................................................. 16
Abbildung 11 IFC-Exportklassen Revit ..................................................................... 17
Abbildung 12 MVD-Diagramm (Borrmann, et al. 2015)............................................. 22
Abbildung 13 vordefinierte Model Views beim IFC-Export aus Revit ........................ 24
Abbildung 14 mvdXML-Schema (Chipman, Liebich und Weise 2012) ...................... 25
Abbildung 15 Bestandteile mvdXML (buildingSMART 2018) .................................... 25
Abbildung 16 Hauptbestandteile eines mvdXML für ConceptTemplate
(buildingSMART 2018) ............................................................................................. 26
Abbildung 17 Hauptbestandteile eines mvdXML für ModelView (buildingSMART
2018) ........................................................................................................................ 27
Abbildung 18 Auszug eines mvdXML Skripts (buildingSMART 2018) ....................... 28
Abbildung 19 exportierte Wand in Autodesk Revit .................................................... 29
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Abbildung 20 Wandmaterialliste Original-Gebäudemodell aus Revit 2017 ............... 29
Abbildung 21 Importierte IFC4 Design Transfer View in Revit 2017 ......................... 32
Abbildung 22 Veränderung der Wandlänge der importierten IFC4 Design Transfer
View in Revit 2017 ................................................................................................... 32
Abbildung 23 Materialliste der importierten IFC4 Design Transfer View in Revit 2017
................................................................................................................................. 32
Abbildung 24 Materialliste der importierten IFC4 Reference View in Revit 2017 ...... 35
Abbildung 25 3D-Darstellung der importierten IFC4 Reference View in Revit 2019 .. 36
Abbildung 26 Materialliste der importieren Reference View in Revit 2019 ................ 36