technologieeinsatz in der schule - zum lernen und lehren in der primär- und sekundärstufe

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Kapitel des L3T Lehrbuch (http://l3t.eu)

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2  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

1. Einleitung

Der Einsatz von digitalen Werkzeugen gewinnt inAnbetracht der steigenden Anforderungen vonSeiten des Arbeitsmarktes und auch von Seiten derSchülerinnen und Schüler immer mehr Bedeutung.Der zunehmende Einfluss des Computers auf denAlltag von Kindern lässt sich in unterschiedlichenStudien nachlesen: Jedes zweite Kind zwischen sechsund zehn Jahren nutzt Lernprogramme vor allem Zu-hause, und mehr als die Hälfte der Schüler/innen hateinen Internetzugang, wobei sechsjährige Kinderkaum Zugang haben und bei Zehnjährigen dreiViertel das Internet nutzen (Market Institut, 2007).Auch die JIM-Studie beziehungsweise die KIM-Studie (Medienpädagogischer ForschungsverbundSüdwest, 2009; Medienpädagogischer Forschungs-verbund Südwest, 2010) zeigen, dass Kinder und Ju-gendliche digitale Medien in ihrer Freizeit intensivnutzen. 85 Prozent der Neun- bis Sechzehnjährigengeben an, das Internet von zu Hause zu nutzen,wobei 74 Prozent davon das Spielen als Hauptzwecknennen. (Livingstone et al., 2010, 23). Viele Kindernutzen das Internet regelmäßig: 92 Prozent der ge-nannten Altersgruppe sind zumindest einmal wö-chentlich im Internet, 57 Prozent gehen jeden, oderfast jeden Tag online (ebenda, 13). 24 Prozent derneun bis zehn Jahre alten Kinder haben bereits einProfil in einem sozialen Netzwerk (ebenda, 13).Im schulischen Kontext wird das Internet, vor allembei den jüngeren Schülerinnen und Schülern zwi-

schen 6 und 10 Jahren, kaum eingesetzt. Oft werdenneue Technologien wie Mobiltelefone sogar verboten.Zwischen schönen Worten von Bildungsverantwort-lichen wie Paradigmenwechsel, Umschwung, Neuge-staltung und Einsatz von neuen Medien und der Rea-lität in Volksschulen liegen Welten, obwohl beispiels-weise auch der österreichische Lehrplan Zielset-zungen im Umgang mit dem für den Unterrichtwichtigen Werkzeug Computer vorgibt. Auch der Un-terschied zwischen Schulen ist groß: Während inmanchen Schulen die meisten Schüler/innen häufigam Computer arbeiten, verstauben in anderenSchulen gute Geräte. Die technische Ausrüstung derSchulen hat sich zwar in den letzten Jahren etwas ver-bessert, der Einsatz bleibt jedoch weit hinter denpädagogisch sinnvollen Möglichkeiten. Dieses Ka-pitel bietet einen Überblick über den aktuellen Tech-nologieeinsatz für das Lernen und Lehren in derSchule mit einem Schwerpunkt auf der Situation inÖsterreich.

2. Poli.sche  Rahmenbedingungen:  Medieneinsatz  anSchulen

Europäischer  E-­‐Learning-­‐Ak.onsplan

Um die Jahrtausendwende, als E-Learning in allerMunde war, versuchte die Europäische Union tech-nologiegestütztes Lernen generell auch an Schulen(also Primar- und Sekundarstufe) zu verankern. AlsTeil der Initiative „eEurope 2002“ ist ein gesonderterE-Learning-Aktionsplan ausgearbeitet worden, derim Wesentlichen folgende Punkte behandelte:▸ Ausstattung der Schulen mit Computern,▸ Schulung des Lehrpersonals,▸ Entwicklung von Lernsoftware und▸ Verstärkung der Vernetzung von Schulen und

Lehrpersonal.

In Deutschland wurde so bereits 1996 der Verein„Schulen ans Netz“ gegründet mit dem Ziel, allendeutschen Schulen die Infrastruktur für den Zugangzur digitalen Medienwelt bereit zu stellen. In Öster-reich führte der Aktionsplan dazu, dass mit Ende2001 quasi jede Schule „am Netz“ war und dieInitiative eSchola (welche Teil der europaweiten Ko-ordination des Schulnetzes war) eine zentrale Anlauf-stelle darstellte. In der Schweiz wurde dies durch„Public Private Partnership – Schule im Netz“ (PPP-SiN, Laufzeit 2002 bis 2007) abgedeckt.

80  Prozent  der  Kinder  nutzen  PC  am  NachmiAag,  abernur  30  Prozent  in  der  Schule.  (MPFS,  2009)!

Weiterführende  Links  finden  Sie  in  der  L3T-­‐Gruppe  beiMister   Wong   unter   Verwendung   der   Hashtags   #l3t#schule  

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Abbildung  1:  Das  Internet  ist  für  viele  Kinder  Alltag.Quelle:  Miriam  Winkels  (Abdruckerlaubnis  eingeholt)

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Schule  und  Medien.  Technologieeinsatz  in  der  Primar-­‐  und  Sekundarstufe—  3

Ini.a.ven  und  ProjekteAus diesen Anfangsinitiativen haben sich in Öster-reich im Wesentlichen drei großflächige Projekte mitdem Ziel formiert, E-Learning im Schulalltag zueiner Selbstverständlichkeit zu machen:▸ eLSA (eLearning im Schul-Alltag): Schulen ver-

pflichten sich einer Zielvereinbarung mit achtPunkten, die zum Beispiel enthält, dass alleSchüler/innen E-Learning-Module ausprobierthaben. Von anfänglich vier Schulen hat sich dasProjekt auf heute mehr als 130 sogenannte„eLSA-Schulen“ ausgeweitet.

▸ eLC (eLearningCluster Austria): In diesem Projektwurden neun Cluster gegründet, die aus mehrerenSchulen bestehen. Diese sollten gemeinsame Mo-delle des sinnvollen Einsatzes von Online-Lern-materialien im Schulalltag entwickeln. Mittlerweileist das Projekt in eine „Version 2.0“ übergeführtworden.

▸ e-LISA academy: Die e-LISA academy will Lehr-kräfte „e-fit“ machen. Mehr als 70 Online-Kursewerden angeboten, um eine „E-Learning-Wissens-basis für die Lehreraus- und -weiterbildung“ zu er-möglichen, sowie eine „Unterstützung des tagtäg-lichen Unterrichtens“ zu bieten.

Neben den beschriebenen Initiativen gibt es in Öster-reich auch weitere Einzelinitiativen, um den Umgangmit neuen Medien zu erproben, wie zum Beispiel die„Laptop-Klassen“.

In der Schweiz gibt es ähnliche Entwicklungen.Der Einsatz von Informations- und Kommunikati-onstechnologien (IKT) im Unterricht der allge-meinen Fächer ist gemäß Barras und Petko (2007)erst in knapp einem Viertel der schweizerischenSchulen obligatorisch, hingegen ist auf höherenStufen (ab Sekundarstufe) ein obligatorischesSchulfach „Informatik“ weit verbreitet (wie auch inden anderen Ländern).

In Deutschland ist die Schulbildung generell Län-dersache, wodurch sich erklärt, warum es mehrereunterschiedliche E-Learning-Initiativen gibt. EinGroßteil der Maßnahmen ist als „Public Private Part-nership“ unter Beteiligung der Wirtschaft gestaltetworden. Im Bericht des deutschen Bundestags (2008)wird darauf hingewiesen, dass die Vielzahl an Stra-tegien und auch Förderansätzen zu einer unzurei-chenden Abstimmung führt.

3. Strukturelle  Rahmenbedingungen  an  Schulen

GrundausstaHung  im  KlassenzimmerWenn man heute in ein typisches Klassenzimmerschaut, scheinen aber die angeführten Initiativen

noch immer Leuchttürme zu sein. Die typischeGrundausstattung ist eine Kreidetafel und ein Tages-lichtprojektor (siehe Kapitel #ipad). Zusätzlichkönnen Fernseher, Diaprojektoren, Radios und CD-Player von der Lehrperson aus einem Medienpoolmitgebracht werden.

Internetanschluss, Videoprojektoren und Com-puter sind fast ausschließlich in gesonderten Räumenanzutreffen. Barras und Petko (2007) berichten, dassin Schweizer Klassenzimmern je nach Stufe durch-schnittlich sechs bis acht Lernende auf ein Gerätkommen. Findet man in der Primarstufe Computernoch in den Klassenzimmern, gibt es in den höherenSchulstufen dafür eingerichtete Computerräume.

Der  Computerraum

Sogenannte „Computerräume“ gehören zur Stan-dardausstattung von weiterführenden Schulen. Eshandelt sich dabei um ein Klassenzimmer je Schule,das mit festinstallierten PC bestückt ist. Die Ge-staltung der Computerräume spiegelt oft tradierteUnterrichtsformen wider, bei denen Lehrende Leh-rinhalte präsentieren und alle Schüler/innen auf diesePräsentation reagieren: Die Anordnung der Tische istmeist reihenweise organisiert, die Schüler/innensitzen hinter den Bildschirmen.

Sowohl Kollaboration und offene Lernformen alsauch das Verfolgen der Arbeiten der Klasse an deneinzelnen Arbeitsplätzen ist so nur schwer umzu-setzen. In der Praxis wird der Computerraum, dankseines Videoprojektors, auch als Mini-Kino ver-wendet.

Einsatz  von  Lernmanagementsystemen  

Zur Ausstattung gehört in Primarschulen und invielen weiterführenden Schulen ein schulisches Lern-managementsystem (LMS) (vgl. Kapitel #systeme).

In Österreich soll das edumoodle-Projekt jeder in-teressierten Schule und Institution eine kostenfreieInstanz der Lernplattform Moodle oder einfach in-teressierten Lehrpersonen einen überregionalenMoodle-Kurs auf der Hauptinstanz zur Verfügungstellen (Röck, 2008). Edumoodle verfügte im März2010 über 1.800 Instanzen mit insgesamt über250.000 Nutzerinnen und Nutzern (Hilzensauer &Hornung-Prähauser, 2010) und wird vom Bundesmi-nisterium für Unterricht, Kunst und Kultur in Öster-reich betreut.

In der Schweiz bietet der schweizerische Bildungs-server educa.ch allen Schulen die Möglichkeit, fürihre Institution einen Zugang auf dem LMS edu-canet2.ch zu beantragen. Die Bereitstellung erfolgt

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In der Praxis: Einsatz eines LMS im Unterricht Lernmanagementsysteme   (LMS)   bieten,   unter   Beibehaltungdes  zentralen  Ziels  der  Vorbereitung  auf  den  Abschluss,  guteMöglichkeiten  didakYscher  Erweiterungen.  Hierzu  eine  kurzeSkizzierung   eines   realisYschen   (und   praxiserprobten)   Sze-­‐narios:  

Ein   Kurs   (zum   Beispiel   Deutsch)   wird   über   drei   Jahre   lehr-­‐plangemäß  zum  Abitur  geführt,  aber  zusätzlich  zur  normalenUnterrichtsorganisaYon   von   Anfang   an   auch   als   virtuellerKlassenraum   angelegt.   Abweichend   vom   normalen   Alltagfindet   der   Unterricht   durchgehend   im   Computerraum   staAoder   in   einem   Raum   mit   W-­‐LAN-­‐Anschluss/Internetzugangund   Laptops   bzw.   Netbooks.   Die   Unterrichtsmaterialienwerden  nur  dann  in  Printversion  geliefert,  wenn  es  keine  Al-­‐ternaYve  gibt.  

Unterrichtsgespräche  werden  im  Kursraum  durchgeführt  undsind  somit  immer  als  Abweichung  vom  medien-­‐  oder  webba-­‐sierten   Unterricht   erkennbar.   Die   konvenYonellen   Unter-­‐richtsanteile  haben  immer  die  FunkYon,  Voraussetzungen  fürindividualisiertes  und  webbasiertes  Lernen  zu  schaffen;  diesebestehen  vor  allem  in  der  Erarbeitung  von  Grundlagen,  Ent-­‐wicklung  von  Fragestellungen,  Rechercheaufgaben,  methodi-­‐schen  Übungen,  Schreibauirägen  oder  Trainingseinheiten.  

Zu   Beginn   jeder   Unterrichtsreihe   stellt   die   Lehrperson   alsTrainer/in   Grundmaterial   im   LMS   zur   Verfügung,   das   eineStaffelung  von  Pflichtmaterial  für  alle  und  Zusatzmaterial  mitunterschiedlichem   Anspruch   und   unterschiedlicher   Ge-­‐staltung   enthält.   Entsprechend   den   entwickelten   Fragestel-­‐lungen   vollzieht   sich   der   Unterricht   in   einem  Wechsel   vonindividualisierter  Arbeit,  freier  Partner-­‐  oder  Teamarbeit  undGesamtgruppenarbeit.  Damit  bekommt  die   Lehrperson  einezunehmend   stärkere   FunkYon   als   Trainer/in   und   Coach.Neben  der  Bearbeitung  des  vorgegebenen  Materials  widmensich  die  Schüler/innen  sukzessive  der  Recherche,  Bewertung,Sicherung  und  Bearbeitung  neuer  Materialien.  

Bei  Rechercheaufgaben  wird  neben  dem  Einüben  von  Bewer-­‐tungsmethoden   auch   der   Vorteil   arbeitsteiliger   Recherchesichtbar  gemacht.  Notwendige  fachliche  Grundlagenarbeitenwie   Textanalyse,   InterpretaYon,   SystemaYsierung   etc.werden  möglichst  über  Beamer  oder  Online-­‐Textbearbeitungdurchgeführt;   Ergebnisse   werden   zentral   (Dateiablage   des

Kurses)   und   gegebenenfalls   individuell   in   einem   für   alleSchüler/innen  verbindlich  eingeführten  E-­‐Pormoliobereich  imvirtuellen  Klassenraum  gespeichert.  

Zur   Aunereitung   des   Unterrichtsmaterials   werden   unter-­‐schiedliche   Formen   wie   visuelle   Textanalyse   mit   Word,Mindmaps,  Tagclouds,  PPP,  Prezi-­‐PräsentaYonen,  Audio-­‐  undVideo-­‐Produkte   (nach  den   jeweiligen  Voraussetzungen)   ver-­‐wendet;   bei   eingeschränktem   Speicherplatz   des   Serverswerden  Produkte  anderweiYg  gespeichert,  gelungene  Video-­‐produkYonen   zum   Beispiel   auf   YouTube.   Bei   der   Material-­‐aunereitung  werden   die   Schüler/innen  möglichst   selbst   alsExperten  und  ExperYnnen  eingesetzt  (Helferprinzip).  

Der   individuelle   LernfortschriA   wird   über   die   E-­‐Pormoliossichtbar  gemacht  (zum  Beispiel  bearbeitete  Aufgaben,  eigeneRechercheergebnisse,   Textbearbeitungen,   individuelle   Wie-­‐derholungs-­‐   und   Trainingsprogramme),   wobei   die   eigenenLeistungen   „urheberrechtlich“   geschützt   sind.   AlleSchüler/innen   können   aber   auf   alle   Dateien   zugreifen   in-­‐klusive  Weiterverwendung  im  eigenen  Bereich.  

Die  KommunikaYon  im  Kurs  kann  durch  Foren,  Chats  und  E-­‐Mails   bzw.  Messenger-­‐Nachrichten   intensiviert   werden.   Ak-­‐tuell   bietet   sich   zusätzlich   für   die   Schüler-­‐Lehrer-­‐Kommuni-­‐kaYon   eine   schnellere   und   in   der   Regel   zuverlässigeKommunikaYon  über  Facebook  an;  eine  solche  gemeinsameNutzung  von  sozialen  Medien  muss  äußerst  rücksichtsvoll  be-­‐trieben   werden,   bietet   dann   aber   eine   deutliche   Verbes-­‐serung  der  Schüler-­‐Lehrer-­‐Beziehung.

Unter   Umständen   können   externe   Fachleute   einbezogenwerden,   zum   Beispiel   ehemalige   Schüler/innen   mit   geeig-­‐netem   beruflichen   Hintergrund.   In   manchen   Unterrichts-­‐reihen  bietet  sich  die  Mitarbeit  in  externen  Foren  oder  Wikisan,   gelegentlich   sogar   auf   geeigneten  Plarormen,  wie   zumBeispiel  bei  Poetry  Slam  auf  der  Seite  myslam.net.

In   der   Vorbereitungsphase   auf   Klausuren   und   das   Abiturhaben   die   Schüler/innen   immer   die   Möglichkeit,   die   Lehr-­‐person  zu  erreichen;  Fragen  können  dann  individuell  geklärtoder   gegebenenfalls   bei   allgemeiner   Relevanz   für   den   ge-­‐samten  Kurs  beantwortet  werden.   In  kriYschen  SituaYonen,zum   Beispiel   bei   der   direkten   Prüfungsvorbereitung,   sindauch  Chat-­‐Sitzungen  denkbar.  

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Schule  und  Medien.  Technologieeinsatz  in  der  Primar-­‐  und  Sekundarstufe—  5

durch eine zentrale Stelle; in den einzelnen Schulenfungieren IKT-Verantwortliche oder kantonale IKT-Fachstellen als Ansprechpersonen.

In Deutschland umfasste lo-net2 im Januar 2011mehr als 6.500 Institutionen mit über einer MillionNutzer/innen. lo-net2 gehörte zunächst zu „Schulenans Netz e.V.“ und ist staatlich initiiert und gefördert,ist aber Ende 2010 vom Verlag Cornelsen gekauftworden; die kostenfreie Nutzung für Schulen solljedoch erhalten bleiben.

Wissenschaftliche Evaluationen der Nutzung exis-tieren bislang nur wenige, beispielsweise für edu-moodle (Hilzensauer & Hornung-Prähauser, 2010)und allgemeiner durch Barras und Petko für dieSchweiz (2007). Die Ergebnisse können jedoch ver-mutlich auch auf das deutsche lo-net2 übertragenwerden.

Internetzugang

Diverse bereits erwähnte Initiativen sorgten früh-zeitig für einen flächendeckenden Internetanschlussvon Schulen. Während dies in Österreich auf dasAustrian School Network (jetzt: EDUnet), einenKnoten des ACO-Universitätsnetzwerks, zurückgeht,kann es in der Schweiz als Produkt der InitiativePPP-SiN aus den Jahren 2001 bis 2007 gesehenwerden: Ein Angebot eines großen Schweizer Tele-kommunikationsunternehmens, welches Schulengratis und zu günstigen Konditionen einen Internet-zugang anbietet. Gemäss Barras und Petko (2007)nutzen 76 Prozent der schweizerischen Schulendieses Angebot.

Finanzielle  und  personelle  RahmenbedingungenDie technische Ausstattung an Schulen ist meistdurch finanzielle Knappheit geprägt. Nicht nur dieAusstattung mit Hardware bereitet finanzielle Pro-bleme, auch die Abgeltung der Betreuung ist in unter-schiedlichen Staaten, Bundesländern und Schultypengänzlich unterschiedlich und auch meist nicht ausrei-chend. Dies spiegelt sich in einer eher vorsichtigenNutzung der Räumlichkeiten wider. Dadurch leidetdas Image der computergestützten Arbeit in denSchulen erheblich. Dies wiederum erschwert na-türlich kontinuierliche Arbeit mit neuen Medien undmacht den Besuch des Computerraumes zu etwas Be-sonderem.

4. Einsatz  von  Technologien  –  didak.sche  Möglich-­‐keiten

Einsatz  von  Computer  und  Internet  im  Unterricht  Aktuelle empirische Untersuchungsdaten, die Auf-schluss darüber geben, in welchem Ausmaß Leh-rer/innen und Schüler/innen die zur Verfügung ge-stellten Geräte auch nutzen, fehlen. Eine in Bayerndurchgeführte Studie zeigte 2004 auf, dass nur zwölfProzent der Lehrenden öfter den Computer zumEinsatz bringen, aber 64 Prozent niemals einschalten(Bofinger, 2004).

Nutzung  von  virtuellen  Angeboten

Abbildung 1 zeigt die Nutzung von virtuellen Ar-beitsräumen in der Schweiz und vergleichsweise inDeutschland. Es fällt auf, dass etwa 20 Prozent derSchulen von den meisten Angeboten durchaus Ge-brauch machen und dass bis auf „Chat-Räume“ und„Webpublikation“ eine durchaus länderunabhängigeVerteilung besteht. Hilzensauer und Hornung-Prähauser (2010, 6) stellen fest, dass die Nutzung derLMS nach Schulformen und -stufen unterschiedlichausgeprägt ist; auffällig ist vor allem, dass im Primar-bereich und in der ersten Sekundarstufe unterschied-liche Funktionen der LMS eingesetzt werden, zumBeispiel Wikis, Foren, Aufgaben oder Chats. In derzweiten Sekundarstufe kann jedoch eine Tendenz zur

Abbildung  1:  Nutzung  virtueller  Arbeitsräume  CH  (Barras  &  Petko,  2007)

Wenn  Sie  über  den  Einsatz  von  Lernmanagementsys-­‐temen  für  die  Primar-­‐  und  Sekundarstufe  nachdenken,wofür   eignen   sich  diese?   Stellen   Sie   Einsatzszenariengegenüber,   vergleichen   Sie   diese   mit   anderen   undführen  Sie  eine  Bewertung  durch.

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Reduzierung auf Datenverwaltung festgestelltwerden. Der Projektvielfalt in den unteren und mitt-leren Jahrgangsstufen wird gleichzeitig in der Studieeine höhere Individualisierung im Unterricht zuge-ordnet. Das Ergebnis für die unteren und mittlerenJahrgänge ist sehr plausibel, da die Didaktik in diesenJahrgängen grundsätzlich auf Handlungsorien-tierung, Anschaulichkeit, überschaubaren Einheiten,Praxisbezug und Methodenvielfalt ausgerichtet ist.Der Befund für die zweite Sekundarstufe ist ebenfallsnachvollziehbar, wenn man von einem höheren Gradder Abstraktion mit textlastiger Unterrichtsgestaltungausgeht.

Die Leistungsfähigkeit von LMS in der zweiten Se-kundarstufe sieht man erst bei einer längeren Praxis-beobachtung. Dabei muss man als Voraussetzung be-rücksichtigen, dass LMS im Schulbereich immer inein komplexes System eingebunden sind. Grundlageder Arbeit bleibt stets der Unterricht mit den zen-tralen Komponenten Lehrplan, Unterrichtsorgani-sation und Lehrer-Schüler-Relation. In der Oberstufebedeutet dies natürlich eine primäre Ausrichtung aufdie Hochschulreife mit (oft) zentral vorgegebenen In-halten und Methoden unter Benutzung eines diffe-renzierten Kurssystems. Bei einer solchen didakti-schen Ausrichtung ist es verständlich, wenn die LMS

tatsächlich als technisches Hilfsmittel zur Verwaltungvon Inhalten eingesetzt werden, wie man es auch vonHochschulen kennt (siehe Kapitel #hochschule).

Einsatz  von  Technologien  im  Unterricht

Der Einsatz von Technologien in den Schulen istdurch Vielfältigkeit geprägt. Tabelle 1 gibt eine Über-sicht zu den typischen Einsatzformen. Computerkönnen auf vielfältige Art und Weise in den Unter-richt integriert werden: Als kreativitätsförderndes In-strument, indem mit Bildbearbeitungs- und Malpro-grammen digitale Bilder erstellt oder mit dem Handyaufgenommene Bilder, Videosequenzen und Töneam Computer zu Diashows, Filmen oder Podcastszusammengeschnitten werden. Beim Recherchierenmittels Suchmaschine oder Online-Enzyklopädie unddem anschließenden Verarbeiten der Informationenmittels Methoden wie Mind Map oder Concept Mapbietet die Computerarbeit ebenso Vorteile. Ebensobeim Einsatz digitaler Geräte als Lerninstrumentezum Beispiel in Form von digitalen Lernkarteien.

Ein Spezialfall ist der EDV-Unterricht. Im EDV-oder Informatikunterricht standen bisher meist An-wenderschulungen von Büroanwendungen im Vor-dergrund. Für zeitgemäßen Unterricht werden heuteauch medienbildnerische Anliegen gefordert, zumBeispiel Informationen zu Urheberrecht und Daten-

Schulfach Primarstufe  (1.-­‐4.  Schuljahr) Sekundarstufe  (ab  5.  Klasse)

MathemaYk  undnaturwissen-­‐schailicher  Unterricht

Beim  Rechnenlernen  wird  mit  Drill-­‐and-­‐PracYce-­‐Soiware,  zum  Beispiel  beim  Abfragen  des  Einmal-­‐eins  gearbeitet.  

Forschendes  und  entdeckendes  Lernen  wird  im  na-­‐turwissenschailichen  Unterricht  miAels  Handydo-­‐kumentaYon,  Peer  Review  und  Ergebnispräsenta-­‐Yon  unterstützt.  (z.B.  hAp://www.geogebra.org/cms/de)

(Fremd-­‐)  Sprachen-­‐unterricht

Das  Schreiben  am  Computer  wird  vielfach  imDeutschunterricht  eingesetzt;  auch  werden  Wikisund  Weblogs  verwendet,  um  kurze  Texte  zu  veröf-­‐fentlichen  (z.B.  hAp://elefantenklasse.de/).  

Es  gibt  ein  breit  gefächertes  Web-­‐Angebot  Spra-­‐chen  individuell  zu  lernen,  zu  wiederholen  und  zuüben.  Auch  werden  oi  fremdsprachige  Webseitengenutzt.  Manchmal  werden  im  Rahmen  von  Pro-­‐jekten  auch  internaYonale  E-­‐Mail-­‐Freundschaiengebildet  und  gepflegt.

Geschichts-­‐  undGeografie-­‐unterricht

Eine  Vielzahl  von  Webangeboten  können  zur  Illus-­‐traYon  oder  Veranschaulichung  im  Unterricht  vor-­‐geführt  werden  (z.B.  hAp://www.kinderzeitma-­‐schine.de).  Auch  werden  in  Wikis  Beiträge  von  Kin-­‐dern  gesammelt  (z.  B.  hAp://www.palkan.de/in-­‐dex.htm).

Insbesondere  interakYves  Kartenmaterial  ist  hierinteressant  (z.B.  hAp://www.schulatlas.at).  In  denhöheren  Schulstufen  wird  das  Internet  oi  zum  Er-­‐arbeiten  oder  zur  DokumentaYon  von  Projektar-­‐beiten  genutzt.

Musische  Fächer Für  Jüngere  gibt  es  spezielle  Webseiten,  die  im  Un-­‐terricht  eingesetzt  werden  können  (hAp://www.auditorix.de),  auch  kann  durch  inter-­‐akYve  Übungen  das  Gehör  geschult  werden(hAp://www.musikwissenschaien.de/kids/in-­‐dex.htm).

Der  Fundus  an  Anschauungsmaterialien  und  Spezi-­‐alangeboten  im  Web  ist  groß.  Insbesondere  virtu-­‐elle  Museen  erweitern  hier  die  Möglichkeiten.(hAp://www.museumonline.at)

Tabelle  1:  Beispiele  für  den  Einsatz  von  Technologien  zum  Lernen  und  Lehren  im  Schulunterricht

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Schule  und  Medien.  Technologieeinsatz  in  der  Primar-­‐  und  Sekundarstufe—  7

schutz, es sollen Risiken und Potenziale neuer Kom-munikationstechnologien aufgegriffen und an aktu-ellen Entwicklungen aufgezeigt werden. (vgl. Kapitel#medienpaedagogik).

Spezielle  Lernformen  mit  Technologieunterstützung

In folgender Übersicht werden Lernformen be-schrieben, die für den technologiegestützten Unter-richt geeignet sind, wenn Computer nicht als „Blau-pause für standardisiertes Lernen“ sondern als„Medium für persönliche Entwicklung“ eingesetztwerden sollen (Brügelmann, 2003, 7).▸ Selbstorganisiertes Lernen: In einem selbstge-

steuerten Unterricht werden Arbeiten zu einemgroßen Teil selbstständig erledigt; hier werdenSchüler/innen durch das World Wide Web unter-stützt. Als Beispiel kann die Methode EVA ge-nannt werden, eine Abkürzung für „Eigenverant-wortliches Arbeiten und Lernen“. Das Ziel ist dasErreichen von Qualifikationen wie Fach-, Me-thoden-, Sozial-, und Medienkompetenz.

▸ Offenes Lernen: Offenes Lernen versteht sich alsMöglichkeit zwischen Inhalten und Schwierigkeits-stufen auswählen zu können. Dies führt zwangs-läufig zur Eigenverantwortlichkeit und Selbstbe-stimmung. Hier kann vor allem das Internet mitseinen zahlreichen Informationen bei der individu-ellen Lernaufgabe der Schüler/innen unterstützen.

▸ Fächerübergreifendes Lernen: Fächerverbin-dendes Lernen ermöglicht einen Themenbereichin verschiedenen Fächern zu thematisieren undunterschiedlich zu beleuchten. Der Computersteht zumeist als Informationsressource zur Ver-fügung.

▸ Kooperatives Lernen: Miteinander lernen inTeams aus dem Klassenverband oder in globalenTeams kann durch das World Wide Web gezieltunterstützt werden. Weltweite Kontakte undFreundschaften helfen zum Beispiel beim Er-lernen von Fremdsprachen (siehe Kapitel#sprache).

▸ Entdeckendes Lernen: Durch die Möglichkeitaufkommende Fragen selbstständig mittels desWorld Wide Web zu beantworten wird ein aktivesMitwirken am Unterricht möglich. Lehrende un-terstützen und steuern als Coaches den Lern-prozess. Als Beispiel können Web-Quests, oder In-ternet-Ralleys genannt werden, bei denen sichSchüler/innen auf eine abenteuerliche Spuren-suche im Internet machen.

▸ Kreatives Lernen: Die vielfältigen Möglichkeitendes Computers (zum Beispiel für visuelle oderakustische Belange) eröffnen dem Lernenden

neue, aufregende Betätigungsfelder, die er/siekreativ und individuell nutzen kann. Zum Beispielkönnen Videos erstellt und online zur Verfügunggestellt werden, Bilder von Mobiltelefonen könneneingebettet oder selbstgemixte Musik kann bereit-gestellt werden.

▸ Spielendes Lernen: Der Computer ist natürlichspeziell für heranwachsende Kinder und Jugend-liche ein Freizeit- und Spielgerät. Nach GameStat(2010), einer repräsentativen Studie zu Computer-und Konsolenspielen, ist jeder vierte Deutsche ab14 ein Spieler. Es ist naheliegend, auch Lernspielein den Unterricht einzubauen, um einzelne Lern-ziele spielerisch zu erreichen (siehe Kapitel#game). Als Beispiel kann das Lernspiel Geo-Austria genannt werden, bei dem Schüler/innenösterreichische Städte auf der Landkarte möglichstgenau markieren müssen. Ein weiterer Ansatz ist,Schüler/innen selbst Spiele produzieren zu lassen.Als Beispiel wurde gamelabs.at entwickelt umSpiele zu kreieren, mit anderen zu teilen und zuspielen.

▸ Kompetenzentwicklung: Die Online-Soziali-sierung und das Erlernen der Wirkungsweisen vonneuen Medien ist ein wesentlicher Bestandteil fürdie gesellschaftliche Entwicklung. Daher muss derUmgang mit ihnen erlernt und reflektiert werden.

▸ Lernen über den Computer: Selbstverständlichdarf nicht vergessen werden, dass auch derUmgang mit dem Computer selbst erlernt werdenmuss. In der heutigen Zeit benötigt man auch dieFähigkeit, zum Beispiel Computerprogramme zuinstallieren oder sich selbstständig einzuarbeiten.Darüber hinaus sollte neben der Schreibkom-petenz natürlich auch die sichere Bedienung unter-schiedlicher Interfaces (zum Beispiel Tastatur) inden Vordergrund rücken.

5.Webangebote  für  Schulkinder  und  Lehrer/innen

Im Web werden von Verlagen zahlreiche elektro-nische Zusatzmaterialen zu Büchern und Schulbü-chern angeboten. Ein Beispiel dafür ist das Online-Angebot SbX (Schulbuch Extra) im Rahmen der ös-

Technologieeinsatz   in   der   Schule   ist   gekennzeichnetvon   einer   großen   Vielfalt   an   unterschiedlichen   Sze-­‐narien.   Es   geht   darum   die   Möglichkeit   für   die   Ziel-­‐gruppe  auszuloten,  didakYsch  aufzubereiten  und  um-­‐zusetzen.

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8  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

terreichischen Schulbuchaktion, wo Schüler/innenÜbungs- und Selbsttestmöglichkeiten wie auch Hör-texte und Videoanimationen vorfinden.

Ein Projekt zur Leseförderung ist Antolin.de. Hierwird das Interesse von Kindern am Computer zu ar-beiten genützt, um sie zum Lesen zu animieren. Eswerden Quizfragen zu gelesenen Büchern gestelltund dabei Punkte gesammelt. Lehrer/innen könnenanhand statistischer Auswertungen die Leseaktivitätihrer Schüler/innen verfolgen. Nach Angaben desHerausgebers wird Antolin von etwa 2,1 MillionenSchülern/innen in Deutschland, Österreich und derSchweiz verwendet (Stand Oktober 2010). DerSchwerpunkt liegt bei den Klassen 1 bis 6. Ein ähn-liches Angebot ist unter Lepion.de zu finden.

6.Weitere  Aspekte  der  Medienbildung  in  der  Schule

Medienbildung  als  NotwendigkeitMoser (2008) beschreibt unterschiedliche Funktionenvon Medien. Er unterscheidet zwischen Vermitt-lungsmedien, Lernmedien und Kommunikations-medien. Medien können als Demonstrations-werkzeug der Lehrenden (Präsentationssoftware, in-teraktive Whiteboards), als Lernwerkzeuge (SeriousGames, multimediale Lernhilfen), aber auch als Kom-munikationsmittel (IM, Blog, E-Portfolio) Lernpro-

zesse anregen oder unterstützen. Je nach Einsatz-zweck kann ein und dasselbe Medium unterschied-lichen Kategorien zugeordnet werden. Zum Beispielkann die Website Google Earth sowohl als Vermitt-lungsmedium (Demonstration der Lehrperson), alsauch als Lernmedium (Lernende erkunden selber)eingesetzt werden.

Medien sind aber nicht nur Werkzeuge, ihre Be-sonderheiten und der Umgang mit ihnen sollen glei-chermaßen auch Unterrichtsgegenstand sein. Kinderund Jugendliche sind vermehrt mit Problemen wieDatenschutz, Cyber-Mobbing und Copyright kon-frontiert. Dies muss Gegenstand von Mediener-ziehung (siehe Kapitel #medienpaedagogik) sein undim Unterricht behandelt werden.

Die Medienbildung soll den Lernenden einen ak-tiven, reflektierten und verantwortungsvollen Um-gang mit Medien ermöglichen. Dies erfordert unter-schiedliche Kompetenzen. Zum einen den verantwor-tungsvollen Umgang mit Medien und dessen Re-flexion, andererseits auch mediendidaktische Kompe-tenzen (Süss et al., 2009). Grundsätzlich ist auch dieBedienung der neuen Technologien zu lehren; eine„informatische“ Grundbildung notwendig.

In der Praxis: E-Portfolio-Literaturwerkstatt OnlineDa  das  Einbinden  der  Erstsprachen   im  Unterricht   für  Kindermit   Deutsch   als   Zweitsprache   wichYg   ist,   verknüpi   diesesProjekt  zwei  wesentliche  Aspekte  eines   fortschriAlichen  Un-­‐terrichts   miteinander:   Zum   einen   Leseförderung   zum   an-­‐deren   die   Einbindung   des   zeitgemäßen   Werkzeugs   E-­‐Pormolio.  

Eine   zentrale   Rolle   des   E-­‐Pormolios   im  Volksschulbereich   istdas   akYve   Mitarbeiten   der   Schüler/innen   am   eigenen   Bil-­‐dungsprozess   durch   Beschreiben,   ReflekYeren,  Werten   undPräsenYeren  der  eigenen  Arbeiten.  Schüler/innen  erwerbendie  Fähigkeit,  Verantwortung   für   ihr  Lernen  zu  übernehmenund   können   selbstbewusst   und   selbstbesYmmt   ihren   Bil-­‐dungsweg  in  Teilbereichen  beobachten.  

Für  das  Projekt  wurde  „Die  Fledermaus,  die  keine  war“  vonEngin  Korelli  ausgewählt.  Dieses  Buch  erfüllte  das  Kriterium,in   alle   Sprachen   der   Projektkinder   (kroaYsch,   serbisch   undtürkisch)  übersetzt  und  für  die  Altersgruppe  geeignet  zu  sein.„Mahara“   als   E-­‐Pormolio-­‐Management-­‐Soiware   wurde   fürden  Einsatz  bei  projektorienYerter  Pormolioarbeit  empfohlen(Hornung-­‐Prähauser  et  al.,  2007)  und  daher  eingesetzt.

Eine   Begleitlehrerin   betreute   an   drei   Tagen   pro   Woche   je-­‐weils   je   fünf   Kinder   mit   anderen   Erstsprachen   als   Deutschaus  beiden   zweiten  Klassen  und  einer  driAen  Klasse   in  dreiDeutschstunden.  

Nach  der   Lesung  und  dem  Laut-­‐   und   Leiselese-­‐Verfahren   intürkischer,  kroaYscher  und  serbischer  Sprache  gab  es  vorbe-­‐reitete   ArbeitsbläAer   in   einem   „Fledermausordner“   aufjedem   Computer.   Die   Schüler/innen   durien   diese   in   belie-­‐biger  Reihenfolge  und  nach   Interesse  bearbeiten.  An   jedemMonatsende  konnten  sie  die  besten  auswählen,  um  sie  ins  E-­‐Pormolio  zu  laden  und  Kommentare  hinzuzufügen.  Auch  Bas-­‐telarbeiten   wie   ein   Lesezeichen   und   Bild-­‐Satz-­‐Zuordnungenwurden   angeferYgt,   fotografiert   und   ein   Video   gedreht.   Ar-­‐beiten   setzten   sich   aus   in   anderen   Programmen   erstelltenschriilichen  Dokumenten,  Darstellungen,  Fotos,  Videos  undQuiz   zusammen.  Blogs,   Fotos,  ArbeitsbläAer  und  weiterfüh-­‐rende   InformaYonen,   das   Projekt   und   die   beteiligtenSchüler/innen   betreffend,   können   online   eingesehenwerden.   Dort   ist   auch   eine   Beispielansicht   eines   Kindes   zufinden:   URL:   hAp://www.mahara.at/view/view.php?id=7129[2011-­‐01-­‐10]

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Schule  und  Medien.  Technologieeinsatz  in  der  Primar-­‐  und  Sekundarstufe—  9

Medienbildung  als  Teil  des  LehrplanesIn der Schweiz kann exemplarisch der Kanton Solo-thurn erwähnt werden, welcher 2008 das „Stufen-übergreifende IKT-Entwicklungskonzept für dieSchulen des Kantons Solothurn“ in Kraft setzte. Ba-sierend auf diesem Entschluss sind die Primar-schulen seit 2011 verpflichtet (Sekundarstufe I ab2012), das Fach Medienbildung ab dem dritten Pri-marschuljahr in ihre Stundentafeln aufzunehmen. Mitden Harmonisierungsbestrebungen des Lehrplanesfür die deutschsprachigen Kantone „Lehrplan 21“wurde auch eine Arbeitsgruppe eingesetzt um einenLehrplanteil zur Integration von IKT und Medien alsüberfachliche Kompetenz zu erarbeiten.

7. Fortbildung  für  Lehrer/innen

Die Möglichkeiten, die der Computereinsatz bietet,und eine Vielfalt von neuen medientechnischen An-forderungen können nur dann mit Erfolg bewältigtwerden, wenn Lehrer/innen selbst über ein ausrei-chendes Maß an Medienkompetenz verfügen. Inzahlreichen Kursen und Fortbildungsveranstaltungenwerden diese Kenntnisse und Fähigkeiten von E-Learning-Experten und -Expertinnen kompetent ver-mittelt. Auf diesem Sektor gibt es gegenwärtig einigeNeuerungen, denn immer mehr der Angebotekönnen auch online besucht werden (siehe Tabelle 2,siehe auch Kapitel #telweiterbildung).

8. Forschungsprojekte  und  Ini.a.ven  im  Schulbereich

Zahlreiche Forschungsprojekte und Initiativen sollenden Schulunterricht optimieren und damit dieBildung der Kinder und Jugendlichen fördern. Ab-schließend seien hier exemplarisch Beispiele gelistet:▸ eTwinning: Dieses Comenius-Programm für le-

benslanges Lernen verfolgt zum Beispiel das Ziel,die Zusammenarbeit zwischen europäischenSchulen zu fördern. Dabei arbeiten zwei oder

mehr Schulen an einem gemeinsam definiertenProjekt, wobei die Kommunikation größtenteilsüber Informationsplattformen stattfindet.

▸ One-Laptop-per-Child-Projekt (OLPC): Seit No-vember 2008 wird an der PH Steiermark eineSchulklasse (erste Primarstufe) mit 25 Laptopsausgerüstet. Die Aufgabe des Projektes ist, heraus-zufinden, ob die Nutzung eines Laptops (mit spe-zieller Anpassung an Erfordernisse von Schüler-/innen) zu positiven Effekten im Lehr- und Lern-verhalten führt. Ebner et al. (2009) zeigen, dass eszwar infrastrukturelle und technische Problemegab, dass aber das individuelle Lernen gut unter-stützt werden konnte.

▸ iPad-Projekt: Im Oktober 2010 erfolgt der Einsatzvon 16 iPads in der Praxisvolksschule Salzburg.Erste Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung vonTablets im Unterricht zwar aufgrund der noch ge-ringen Anzahl an geeigneten Lehr- und Lernappli-kationen gewissen Restriktionen unterliegt, tech-nische Schwierigkeiten im Umgang mit Com-putern aber aufgrund der einfachen Handhabungdeutlich reduziert werden konnten.

▸ iPhone-Projekt: Das iPhone-Projekt an der Pro-jektschule Goldau in der Schweiz wird vom In-stitut für Medien und Schule (IMS) der Pädagogi-schen Hochschule Zentralschweiz-Schwyz unterder Leitung von Beat Döbeli durchgeführt. ImRahmen des zweijährigen Projektes (Start im Som-

Fortbildung  für  Lehrer  im  Internet

e-­‐LISA  Akademie hAp://www.e-­‐lisa-­‐academy.atIntel  Lehren  InterakYv   hAp://www.intel-­‐interakYv.de/Ökonomische  Bildung  online hAp://www.ioeb.dePädagogik-­‐Online-­‐Seminare hAp://www.uni-­‐stuAgart.de/pae/edl/InformaYsche  Bildung  für  Lehramtsstudierende hAp://www.educat.hu-­‐berlin.de/mv/Lehrer-­‐Online  /  Unterrichten  mit  digitalen  Medien   hAp://www.lehrer-­‐online.net/Online-­‐Internetkurs hAp://www.zum.de/internetkurs/Virtuelle  PH hAp://www.virtuelle-­‐ph.at/E-­‐Lectures hAp://www3.edumoodle.at/electures/

Tabelle  2:  Beispiel  zur  Fortbildung  von  Lehrerinnen  und  Lehrern  im  Internet  

Die  OLPC-­‐IniYaYve   (One-­‐Laptop-­‐Per-­‐Child)  wurde   ge-­‐startet,  um  einen  robusten  und  speziell  an  die  Bedürf-­‐nisse  von  Kindern  angepassten  Laptop  zu  entwickeln,welcher  besonders   in  Entwicklungsländern  eingesetztwerden   soll.   Der   Leitgedanke   ist,   die   Möglichkeitender  InformaYonstechnologien  Kindern  auf  der  ganzenWelt  zur  Verfügung  zu  stellen.  

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10  —  Lehrbuch  für  Lernen  und  Lehren  mit  Technologien  (L3T)

mersemester 2009) erhalten alle Kinder einer 5.Primarklasse eigene Smartphones, welche sie auchin ihrer Freizeit nutzen dürfen.

9.  Zentrale  Erkenntnisse

Medien- und webbasierte Arbeit kann individuali-siertes, selbstorganisiertes Lernen fördern, Team-arbeit erfahrbar machen, Networking einüben, tech-nisches Know-How vermitteln oder verbessern, dieStudierfähigkeit mitgestalten, lebenslanges Lernenvorbereiten, tendenziell die Verbindung von Arbeitund Freizeit vorbereiten und einen wichtigen Beitragzu einer modernen Identitätsbildung leisten. Für dasSystem Schule hat eine solche Arbeitsweise potenzielleine hohe Innovationsfunktion, erfordert aber abge-sehen von den notwendigen infrastrukturellen Ver-besserungen auch hohe Anstrengungen auf allenEbenen, vor allem im Bereich der Lehrer/innen-Fortbildung und der Lehrer/innen-Kooperation.

Literatur

▸ Barras, J.-L. & Petko, D. (2007). Computer und Internet inSchweizer Schulen. Bestandsaufnahme und Entwicklung von2001 bis 2007. Bern und Goldau, URL: http://www.schwy-z.phz.ch/fileadmin/media/schwyz.phz.ch/dozierende/petko_dominik/petko_2007_barras_computer_und_internet_in_schweizer_sch.pdf [2010-03-23].

▸ Bofinger, J. (2004). Neue Medien im Fachunterricht. Eine em-pirische Studie über den Einsatz neuer Medien im Fachunter-richt an verschiedenen Schularten in Bayern. Donauwörth:Auer.

▸ Brügelmann, H. (2003). Selbständiges Lernen und Individuali-sierung „von unten“. In: E. Brinkmann; H. Brügelmann & A.Backhaus (Hrsg.), Selbständiges Lernen und Individualisierung„von unten“, Siegen: Universität Siegen, 7-16.

▸ Deutscher Bundestag (2008). Technikfolgenabschätzung (TA).Mediennutzung und eLearning in Schulen. Sachstandsberichtzum Monitoring „eLearning“. In: Bericht des Ausschusses fürBildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (18. Aus-schuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung, Drucksache16/9527, URL:http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/095/1609527.pdf[2011-01-17].

▸ Ebner, M.; Dorfinger, J.; Neuper, W. & Safran, C. (2009). FirstExperiences with OLPC in European Classrooms. In: E-Learn

- World Conference on E-Learning in Corporate, Government,Healthcare, & Higher Education 2009.

▸ GameStat (2010). Repräsentativstudie zu Computer- und Kon-solenspielen. Hohenheim: Universität Hohenheim, URL:https://sofoga.uni-hohenheim.de/83372.html [2011-01-12].

▸ Hilzensauer, W. & Hornung-Prähauser, V. (2010). Nutzungs-studie zur Verwendung der Lernplattform Moodle zur Indivi-dualisierung im Unterricht. Studie im Auftrag des Bundesmi-nisteriums für Unterricht, Kunst und Kultur – bm:ukk. URL:http://www.salzburgresearch.at/wp-content/uploads/2010/12/EduMoodle_Nutzungsstudie_Indi-vidualisierung_srfg_20100531_sent.pdf [2011-01-01].

▸ Hornung-Prähauser, V.; Geser, G.; Hilzensauer, W. & Schaffert,S. (2007). Didaktische, organisatorische und technologischeGrundlagen von E-Portfolios und Analyse internationaler Bei-spiele und Erfahrungen mit E-Portfolio-Implementierungen anHochschulen. Salzburg. URL: http://edumedia.salzburgrese-arch.at/images/stories/e-portfolio_studie_srfg_fnma.pdf[2011-01-12].

▸ Livingstone, S.; Haddon, L.; Görzig, A. & Ólafsson, K. (2010).Risks and safety on the internet: The perspective of Europeanchildren. Initial finding from the /EU Kids Online/ survey of9-16 year olds and their parents. URL:http://www2.lse.ac.uk/media@lse/research/EUKidsOnline/EUKidsII%20(2009-11)/EUKidsOnlineIIReports/Initial_fin-dings_report.pdf [2011-01-19].

▸ Market Institut (2007). OÖ. BIMEZ KinderMedienStudie. In:medienimpulse -Beiträge zur Medienpädagogik/ Nr.60 - Bun-desministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. http://ww-w.bimez.at/uploads/media/pdf/medienpaedagogik/kinder_medien_studie07/studie_gesamt.pdf [2011-01.26].

▸ Moser, H. (2008). Einführung in die Netzdidaktik: Lehren undLernen in der Wissensgesellschaft. Baltmannsweiler: SchneiderVerlag Hohengehren.

▸ MPFS - Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest(2009). KIM-Studie 2008: Kinder und Medien - Computer undInternet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jäh-riger in Deutschland. URL:http://www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf08/KIM2008.pdf[2011-01-01].

▸ MPFS - Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest(2010). JIM 2010. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basis-untersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger inDeutschland. URL: http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf10/JIM2010.pdf [2011-01-11].

▸ Röck, M. (2008). eLearning an Österreichs Schulen – eine Be-standsaufnahme am Beispiel edumoodle. Diplomarbeit. WienURL: http://www.edumoodle.at/edumoodleumfrage/ [2011-01-10].

▸ Süss, D.; Lampert, C. & Wijnen, C. W. (2009). Medienpäd-agogik: Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwis-senschaften.

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