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Technische Information 04/2019
Ersatzteile im Autoglasbereich
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Kontakt:
KTI GmbH & Co. KG Telefon: +49 561 51081 0Kraftfahrzeugtechnisches Institut Telefax: +49 561 51081 13 Waldauer Weg 90a E-Mail: [email protected] Lohfelden Internet: www.k-t-i.de
Windschutzscheiben
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Anforderungen an Sicherheitsglas
Verklebte Scheiben erhöhen die Karosseriesteifigkeit und stützen bei schweren Unfällen teilweise die Insassen über Airbags ab (vgl. Abbildung 2). Zugleich sollen Scheiben möglichst leicht – also dünn sein – um das Gewicht zu reduzieren. BeiFahrzeugen mit Fahrerassistenzsystemen werden zudem häufig Sensoren (z.B. Kameras und Lidarsensoren) innen an der Windschutzscheibe befestigt (vgl. Abbildung 2). Daraus resultiert eine steigende Bedeutung der verbauten Glasteile sowohl für die Vermeidung von Verletzungen bei Unfällen, als auch für die Vermeidung von Unfällen durch die richtige Funktion von Fahrerassistenzsystemen.
Abbildung 1: Abstützung des Beifahrers über den Airbag an der Windschutzscheibe
Abbildung 2: Befestigung von Sensoren für Fahrerassistenzsysteme an der Frontscheibe
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Anforderungen an die Verglasung für Kfz sind durch zahlreiche Vorschriften und Normen geregelt. Neben den vielen einzelstaatlichen Vorschriften ist vor allem die internationale Vorschrift die ECE-R43 maßgeblich [1]. Hierin sind einzelne physikalische Parameter, die von Sicherheitsverglasungswerkstoffen einzuhalten sind, vorgegeben. Neben den technischen Anforderungen beinhaltet die ECE R43 u.a. auch administrative Aspekte für die Erlangung einer Genehmigung.
Bei der Auswahl von Ersatzteilen sind neben zulassungsrechtlichen Anforderungen weitere Gesichtspunkte zu beachten. Dazu zählen – insbesondere für Werkstätten –haftungsrechtliche Erwägungen und Fragen der Gewährleistung.
Das Ersatzteile den Spezifikationen des Fahrzeugherstellers entsprechen, sollte daher durch eine Bescheinigung des Teilelieferanten, z.B. in Form eines Zertifikates dokumentiert werden.
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Anforderungen und Spezifikationen gemäß Vorgaben des Fahrzeugherstellers
Die Anforderungen Fahrzeugherstellers an Glasteile unterscheiden sich zum Teil erheblich. Beispielhaft werden im Folgenden einige Spezifikationen angeführt, sowie fehlerhafte Scheiben-Proben aus dem Feld gezeigt, die Saint-Gobain Autover im Rahmen einer Wettbewerberanalyse untersucht hat.
1. Scheibengeometrie
Entspricht die Wölbung der Windschutzscheibe nicht dem Konstruktionsstand des Fahrzeugs (zu flach oder zu stark gekrümmt) besteht das Risiko einer mangelhaftenWischbarkeit (vgl. Abbildung 3). Die Scheibenwischer streichen dann nicht gleichmäßig über die Scheibenkontur. Es können unerwünschte Geräusche, erhöhter Wischblattverschleiß und Wasserablagerungen entstehen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Scheibe nicht wie erforderlich auf der Karosserie aufliegt. Daraus können zusätzliche Windgeräusche und Undichtigkeiten folgen.
Abbildung 3: Geometrie einer Windschutzscheibe (Quelle: ©Saint-Gobain Autover Deutschland)
2. Schwarzer Druck am Scheibenrand
Geklebte Scheiben haben einen schwarz bedruckten Rand, um (neben optischen Gründen) insbesondere den Klebstoff vor UV-Strahlung – und somit vor Alterung – zu schützen (vgl. Abbildungen 4 und 5 auf Seite 4). Ist der Aufdruck nicht bis zum Scheiben-Rand ausgeführt, kann sich (neben einem unsauberen Erscheinungsbild) die Festigkeit der Verklebung durch Lichteinwirkung unzulässig verschlechtern.
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Abbildung 4: Schwarzer Aufdruck reicht bis an Scheibenkante (i.O.)Quelle: Wettbewerbsanalyse Saint-Gobain Autover
Abbildung 5: Der schwarze Bereich endet etwa 2 bis 3 mm vor der Scheibenkante (n.i.O.)Quelle: Wettbewerbsanalyse Saint-Gobain Autover
3. Anbauteile
Sensorhalterungen, Dichtlippen und Unterrahmen sind funktionale Bestandteile der Windschutzscheibe. Entsprechen diese Anbauteile nicht exakt der Original-Geometrie mit deren Toleranzen und Eigenschaften, kann es zu falscher Ausrichtung und Position sowie zum Ablösen von Bauteilen kommen. Daraus kann beispielsweise eine Funktionsstörung von Fahrerassistenzsystemen resultieren. Weiterhin sind akustischeStörungen, Undichtigkeiten möglich.
Abbildung 6: Abstehende Abdeckung (n.i.O.) Quelle: Wettbewerbsanalyse Saint-Gobain Autover
Abbildung 7: Abkratzbarer Dekordruck (n.i.O.) Quelle: Wettbewerbsanalyse Saint-Gobain Autover
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4. Kamerabasierte Fahrzeugassistenzsysteme
Genaue optische Eigenschaften einer Windschutzscheibe sind die Grundlage für das richtige „Sehen“ der Kameras. Nach einem Scheibenaustausch ist häufig dieAnpassung des Fahrerassistenzsystems an die neue Scheibe (mit ihren individuellen geometrischen und optischen Eigenschaften innerhalb festgelegter Grenzen) durch eine Kalibrierung/Justierung erforderlich. Eine unzulässig große Abweichung der Geometrie kann die Sicht der Kamera und damit die Funktion von Fahrerassistenzsystemen beeinträchtigen. Abbildung 8 zeigt beispielhaft eine Nachbauscheibe mit mangelhafter Reflexionsoptik und falscher Krümmung im Kamerabereich und unterem Mittelfeld.
Abbildung 8: Nachbauscheibe mit unzulässiger Abweichung optischer EigenschaftenQuelle: Wettbewerbsanalyse Saint-Gobain Autover
5. Fazit
Wird eine Windschutzscheibe ersetzt, sollten Ersatzteile in Erstausrüsterqualität verwendet werden. Durch eine Bescheinigung des Teilelieferanten, sollte zudem dokumentiert werden, dass die verwendeten Teile den Spezifikationen des Fahrzeugherstellers entsprechen.
5. Quellen
[1] https://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2014:042:0001:0126:DE:PDF
Dipl.-Ing. (FH) M.Eng. (TAR) Helge Kiebach