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Tausend Gesenke ANN VOSKAMP Aus dem Englischen von Beate Zobel ANDACHTEN Entdecke das Glück des Augenblicks

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Das Rauschen von Vogelschwingen, das Plätschern des Bachs, die letzten silbernen Strahlen der Sonne auf den Wiesen und Feldern. Wie viele dieser kostbaren Momente haben wir wirklich wahrgenommen? Die 60 tiefgehenden Texte in Ann Voskamps Andachtsbuch "Tausend Geschenke" laden ein, auch angesichts von Terminstress, unbezahlten Rechnungen, kleinen und großen Familiendramen und täglichen Verpflichtungen Gottes unzählige Geschenke zu entdecken. Und ihm betend und mit einem Stift in der Hand dafür zu danken - auch dafür ist viel Platz in diesem besonderen Andachtsbuch.

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Tausend Ges� enkeANN VOSKAMP

Aus dem Englischen von Beate Zobel

Tausend Ges� enkeANDACHTEN

Entdecke das Glück des Augenblicks

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Inhalt

Einführung: Eine Reise der Gnade 9

1. Unerwartete Gnade 13 2. Entscheidung für die Gnade 18 3. Erste Zeichen der Gnade 21 4. Gnade entdecken 26 5. Gnade im Hier und Jetzt 29 6. Gnade gegen die Angst 33 7. Vertrauen schenkende Gnade 37 8. Entschleunigende Gnade 42 9. Silberne Gnade 45 10. Gnade erkennen 49 11. Gesungene Gnade 53 12. Gnade im Hässlichen 57 13. Graffiti-Gnade 60 14. Verschlüsselte Gnade 64 15. Gnade durch Benennen 67 16. Gnade beim Beten 71 17. Gnade in der Gegenwart 74 18. Hämmernde Gnade 77 19. Aufweckende Gnade 81 20. Gnade, die alles wiedergutmacht 84 21. Heilende Gnade 88 22. Mit Gnade sehen 91

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23. Nach Gnade suchen 94 24. Schöne Gnade 99 25. Gnade als Brücke 104 26. Gnade in harten Zeiten 107 27. Gnade für jeden Augenblick 110 28. Gnade im Kleinen 113 29. Gnade in Demut 116 30. Gnade im Samenkorn 120 31. Gnade verpflanzen 123 32. Gnade an niedrigen Orten 127 33. Manna-Gnade 131 34. Brot der Gnade 135 35. Gnade der Vermählung 139 36. Liebeslied der Gnade 143 37. Täglich hundertfache Gnade 146 38. Gnade zählen 150 39. Gnade und Liebe 154 40. Gnade, die Halt schenkt 160 41. Gnade und Schönheit 163 42. Feuer der Gnade 168 43. Endlose Gnade 172 44. Gnade bei Verlust 176 45. Gnade und Freude 180 46. Gnade in finsteren Augenblicken 185 47. Schützende Gnade 190 48. Gnade für den ganzen Leib 194 49. Gnade in der Dunkelheit 197 50. Gnade unter Spannung 202

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51. Gnade, Erinnerung und Wiederherstellung 205 52. Gnade im Sturm 209 53. Gnade atmen 213 54. Amaryllis-Gnade 219 55. Das Glück der Gnade 223 56. Tröstliche Gnade 226 57. Kreislauf der Gnade 231 58. Mit Gnade bekleidet 234 59. Hupende Gnade 238 60. Gnade werden 244

Mein Tagebuch: Tausend Zeichen seiner Liebe 249Dank 282Anmerkungen 284

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Einführung

Eine Reise der GnadeEs begann eher spontan, unbemerkt, wie so manches, das Gott wachsen lässt, wo wir es nicht vermuten.

Eine Freundin forderte mich auf, tausend Dinge zu notieren, über die ich mich freue. Ich ließ mich darauf ein, fing an zu zählen, begann sie in einem schlichten Notizbuch zu notieren, sammelte tausend Dinge, tausend Geschenke – tausend gött-liche Gnadengeschenke. Meine Dankbarkeit wuchs und begann, mich von innen heraus zu verändern.

Überrascht erkannte ich, wie viel Schönheit jeder Tag in sich birgt, viel mehr, als ich je vermutet hätte. Nach einigen Jahren des Sehens, Sammelns und Dankens fand ich mich in einem Leben der Fülle wieder, einem Leben der Freude, der Gnade und Herr-lichkeit Gottes. Ich habe aber nicht aufgehört, solche Zeichen sei-ner Gnade zusammenzutragen, viertausend habe ich schon no-tiert, und ich höre nicht auf damit … Ich bin auf den Geschmack gekommen, ahne, wie Gott ist, und sehne mich nach immer mehr von ihm. Andere ließen sich davon inspirieren, begannen ebenfalls zu sammeln, legten Listen an – in Gefängnissen und auf dem Sterbebett, in der Dritten Welt und überall dort, wo man das Schöne nur mit den Augen des Glaubens bemerkt. Und dass wir angefangen haben, Gott für all das zu danken, hat mir und so vielen anderen dabei geholfen, Schlimmes zu überwinden.

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Wie ist das nur alles passiert?Vor ein paar Jahren machte ich mir darüber Gedanken, dass

Jesus dem Vater immer dankbar war, auch dann, wenn vieles nicht glattlief. Ich wollte von ihm lernen und begann, die Au-genblicke meines Alltags als Geschenke zu betrachten, ich emp-fing sie bewusst aus Gottes Hand. Diese Haltung wurde mir zur täglichen Speise, zur Quelle der Kraft und eröffnete mir den Zu-gang zu den vielen Gnadengaben Gottes. Wie ich diesen Weg entdeckte und zu gehen begann, schildere ich in dem Buch „Tausend Geschenke“. Ich tat eigentlich weiter nichts, als nur zu danken – bewusst, täglich, in allem. Das veränderte alle Berei-che meines Lebens – auch die, wo unerträglich Schmerzhaftes vergraben war. Gott begann, meine Augen für seine Gnade, sei-ne liebevollen Geschenke zu öffnen. Sie lagen direkt vor mei-nen Füßen, warteten darauf, entdeckt zu werden, wollten von mir entgegengenommen werden. Die kleinen Dinge, die man so leicht übersieht – auch die schweren und schmerzhaften –, sie schenken mir Freude, eine Freude, die von Gott ausgeht und Leben bringt.

Selbst wenn mich die Ungeduld packt und ich widerspenstig bin, selbst in Streit und Schmerz: Ich habe gelernt, in jeder Lage etwas zu finden, für das ich meinem Vater dankbar sein kann. Er ist der Geber aller guten Gaben, und es ist wirklich in jeder Situation möglich, seine Freundlichkeit zu sehen, seine Gnade zu empfangen.

Es gibt immer noch mehr Gnade. Sie ist nie erschöpft.Gott gibt immer mehr, als ich erwartet hatte.Ich möchte Sie einladen, diesen Weg ebenfalls einzuschlagen,

die tausend Geschenke zu zählen, das von Freude erfüllte Leben zu entdecken, Gott zu lieben und in seiner Nähe aufzublühen. Es ist beglückend zu sehen, wie er uns und die Menschen in unserem Umfeld dadurch verändert, dass wir seine Segnungen

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einfach nur wahrnehmen, Segnungen, die er überall in unserem Leben verstreut hat.

Wir müssen nicht viel tun, um diesen Weg der Gnade zu ge-hen und seine Geschenke zu zählen und zu erkennen, wie sehr er uns liebt:

Beten. Ich beginne jeden Tag mit dem schlichten Gebet: „Herr, öffne die Augen meines Herzens.“ Meine Reise muss von Gottes Heiligem Geist geleitet sein, an jedem einzelnen Tag.

Empfangen. Ich gehe mit offenen Händen durch meinen Tag und bin bereit, Geschenke zu empfangen. Ich halte all die einzigartigen und gewöhnlichen, großen und kleinen, verbor-genen und offensichtlichen Dinge schriftlich fest, mit denen Gott mein Herz erfreut.

Gott danken. Ich sage ihm, wie sehr ich mich freue, und danke ihm für das Unerwartete, das Unwahrscheinliche, das Alltägliche und das Schwierige, für die Gnade, die sich hinter allem verbirgt. Je mehr ich zähle, desto mehr fällt mir auf. Und auch die Kleinigkeiten schätze ich nicht gering. Während ich sie sammle, wird es mir immer klarer: Die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!

Das ist alles, mehr ist nicht nötig. Aber ich muss bereit sein, mich zu den kleinen Dingen herabzubeugen, in denen mir Got-tes Liebe täglich begegnet.

Es ist so einfach und so majestätisch – genau dazu wurde ich geschaffen!

Ich hatte mir das Ziel gesetzt, über mehrere Monate hinweg tausend Geschenke zu notieren. Dabei begegnete mir sein ge-flüstertes „Ich liebe dich“ auf tausendfache Weise. Viele ließen sich davon inspirieren und folgten meinem Beispiel. Manche sammeln seither an jedem Tag zehn Geschenke. Andere no-tieren täglich drei und haben dann in einem Jahr tausend er-reicht. Wieder andere nehmen sich an einem bestimmten Tag

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der Woche Zeit, besonders auf Gottes Geschenke zu achten. Wie Sie vorgehen, spielt keine Rolle, entscheidend ist, dass daraus ein Lebensstil wird, ein Lebensstil der Dankbarkeit und Freude. Der Dank sollte nicht länger nur einem bestimmten Tag vor-behalten sein, sondern alle unsere Tage erfüllen.

Die folgenden sechzig Texte zeichnen den Weg nach, den ich gegangen bin. Jeder Text ist wie ein Baum, und zusammen bil-den sie einen Wald der Gnade, üppig und grün, voller Leben und Kraft. Gott führt jedes seiner Kinder anders, doch wie auch immer das bei Ihnen geschieht, ich hoffe, dass Sie zu diesem Le-bensstil finden, in dessen Mitte Jesus steht. Entdecken Sie, wie überschwänglich Gott Sie liebt und wie sehr Sie ihn in jedem Augenblick Ihres Lebens brauchen. Doch vor allem hoffe ich, dass Sie beim Lesen der folgenden Seiten die unendliche Gnade unseres Gottes entdecken. In der zweiten Hälfte des Buches fin-den Sie viele leere Seiten. Beginnen Sie doch Ihre eigene Samm-lung, eine Liste der tausend Geschenke – und nehmen Sie die Herausforderung an, das Leben im Überfluss zu leben!

Jetzt beginnt die Jagd nach den tausend Geschenken. Gott wartet nur darauf. Wenn Sie der Sehnsucht nach ihm Raum ge-ben, ihn in seiner ganzen Tiefe kennenlernen wollen, dann zeigt er sich Ihnen auch. Seine Gnade ist da, unmittelbar, direkt vor unseren Augen. Wir müssen nur anfangen, sie zu sehen.

Möge Gott Ihren Weg mit dem größten Geschenk segnen, das es gibt: der Erkenntnis seiner selbst!

Alles ist Gnade.

Ann

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Tag 1

Unerwartete GnadeSo spricht der Herr: In der Zeit des Wohlwollens habe ich dich erhört und am Tag des Siegs habe ich dir geholfen,

um dich zu behüten und dich zum Bundeszeichen zu machen für das Volk, um das Land aufzurichten,

um verwüsteten Erbbesitz zu verteilen.Jesaja 49,8

Es war entsetzlich, wie ausgemergelt dieses Bohnenfeld west-lich der Scheune im Oktober war. Abgemagert bis auf Haut und Knochen, so hingen die Hülsen herab.

Wenn der Wind darüber strich, raschelte das Feld trocken und tot.

Mein Vater hatte immer von einem Mann erzählt, der so dürr war, dass man seine Rippen zählen konnte. Ich verspürte kein Verlangen danach, die Bohnen zu zählen, wollte nicht wissen, welchen Ertrag dieses letzte Feld bringen würde.

Als mein Mann, der Farmer, den Mähdrescher vorfuhr und das Schneidwerk senkte, um die Bohnen zu ernten, saß ich neben ihm. Ich musste schreien, um den Lärm des Motors zu übertönen: „Kann etwas, das nach nichts aussieht, wertvoll sein?“

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Das Feld sah schrecklich aus. Ich konnte kaum hinsehen. Wenn ich mein Gesicht im Spiegel betrachtete, dann überkam mich oft das gleiche Gefühl.

„Es sieht wirklich nach nicht viel aus“, nickte er und ließ sei-nen Blick über das Lenkrad schweifen. Verdorrte Bohnen, so weit man sehen konnte, bis zum Horizont im äußersten Nor-den. „Von Unkraut übersät und dürr.“

Das Weiß der Gänsedistelsamen mischte sich mit dem Staub. Das Feld war im Juli trocken geblieben. Kein Mensch konnte etwas gegen die Dürre tun, außer die Knie zu beugen und Gott um Hilfe zu bitten. Es sah so aus, als wäre die Ernte ein Miss-erfolg. Ich kenne dieses Gefühl, lebe damit, bin selbst oft so.

Als der Begriff des Dankopfers zum ersten Mal in der Bibel erwähnt wird, heißt es dort:

Und dies ist das Gesetz vom Friedensopfer, das man dem Herrn darbringen soll:

Wenn er es zum Dank opfern will, so bringe er zu seinem Dankopfer hinzu ungesäuerte Kuchen dar, mit Öl angerührt,

und ungesäuerte Fladen, mit Öl gesalbt, und eingerührtes Feinmehl [für] mit Öl angerührte Kuchen. Zusätzlich zum

Kuchen soll er gesäuertes Brot als seine Opfergabe darbringen, zu seinem Dank-Friedensopfer hinzu.

3. Mose 7,11–13 (Schlachter)

Das erste Dankopfer, das in der Bibel Erwähnung findet, ist Teil des Friedensopfers. Kann das Zufall sein?

Oder könnte es sein, dass niemand in den Genuss von Gottes Frieden kommen kann, wenn er ihm nicht zuvor gedankt hat? Ist Dankbarkeit vielleicht der tiefe, zufriedene Atem göttlichen

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Friedens? Sollen wir deshalb auch in den Situationen dankbar sein, die auf den ersten Blick mehr nach Versagen und Miss-erfolg aussehen? Sollen wir danken, auch wenn es scheinbar nichts zu danken gibt?

Bohnen ratterten im Mähdrescher, die Förderschnecke füllte den Tank, im Vorratsbehälter sammelten sich leuchtend gelbe Bohnen. Wie Hefeteig in einer Schüssel aufgeht, so stieg das Gold im Tank.

Beim Dankopfer der Israeliten sollten zuerst ungesäuerte Ku-chen dargebracht werden. Sie sind relativ dünn und knusprig wie Kekse. Danach kamen die ungesäuerten Fladen, die noch dünner waren. Auf diese Weise sollte Dank geopfert werden.

Der Dank galt zuerst den dünnen Dingen, dem ungesäuerten Brot und den dünnen Fladen. Das Volk Gottes dankte zuerst für die Dinge, die mager und trocken waren und eigentlich keine Dankbarkeit auslösen würden.

Zusätzlich zum ungesäuerten Kuchen kam dann gesäuertes Brot zum Friedens-Dankopfer hinzu. Sauerteig wird von Jesus als Bild für das Unreine gebraucht, das alles durchsäuert, das Negative, das Schaden zufügt und das niemand will. Warum kam Sauerteig dann im Dankopfer vor?

Wahrer Dank ist in allen Lebenslagen und unter allen Um-ständen möglich, denn Gott knetet alle Dinge in den Teig, aus dem er die Brote formt, die uns zur Speise werden. Paulus rühm-te sich sogar für die Leiden, die er für Christus auf sich nehmen musste (Römer 5,3), und freute sich über seine „Schwächen, über Misshandlungen, Notlagen, Verfolgungen und Schwierig-keiten“ (2. Korinther 12,10). Er wusste, dass auch negative Um-stände in den Händen seines guten Gottes zu etwas Gutem wer-den würden.

Wer ein Dankopfer bringt, gibt seine Vorstellungen von dem auf, was gut ist und unseren Dank verdient. Der Dank geht aus

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dem Vertrauen darauf hervor, dass Gott ein guter Gott ist. Das Dankopfer verändert unsere Perspektive, der Dankende hält Gott dankbare Hände entgegen – trotz allem, immer. Ein Opfer fällt schwer, aber es ist heilig.

Wir danken unserem Gott – nicht weil uns danach ist, son-dern weil er der ist, der er ist.

„Schau mal auf den Monitor!“ Der Farmer deutet auf den Bildschirm, der sich rechts vom Lenkrad des Mähdreschers befindet. „Diese Zahlen, das sind die Ertragszahlen – so viele Kilo gramm Bohnen haben wir pro Hektar Ackerfläche. Das ist viel mehr, als man vermuten würde, stimmt’s? Dieses Feld ist viel besser, als es aussieht.“ Er staunt und schüttelt freudig den Kopf.

„Tatsächlich? Wie ist das möglich?“ Die Zahlen auf dem Bild-schirm passen so gar nicht zu den verdorrten, dürren Pflanzen, die vor uns stehen. Ich lache ungläubig.

„Ich weiß, das denkt man nicht …“ Er lächelt, schaut auf die Bohnen, die abgemäht wurden, dann wieder zu den Zahlen, dem Ertrag des Feldes.

Wer für kleine Dinge dankbar ist, hat viel zu lachen … Wenn wir sehen, wie sehr Gott uns liebt, nimmt unsere Freude unweiger lich zu.

Wenn wir unsere Segnungen bewusst zählen, werden wir merken, dass unser „Ertrag“ größer ist, als vermutet.

Ich sollte also die Zahlen im Blick behalten, unaufhörlich auf die Menge seiner Gnade achten. Es hat nicht geregnet? Die Ern-te ist schlecht? Nein, Gott hat immer noch alles in der Hand und gibt genug; sein Ertrag übertrifft alle Erwartungen.

In den düsteren Zeiten sind wir vielleicht näher bei Gott und die dürren Orte bringen vielleicht doch reichlich Frucht. Wenn wir Christus haben, wird selbst karges Leben üppig sein.

„Schau mal, wie viele Bohnen in den Hülsen waren!“

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Meine kleine Friedensbotin ruft mir diese Worte zu, während sie über das Feld zu uns rennt. „Du musst sie zählen, Mama!“

„Ja“, antworte ich, „lass uns zählen!“Wir zählen die abgemagerten Rippen des Bohnenfeldes und

merken, wie unerwartet groß Gottes Gnade ist. Dankbarkeit kommt auf und Frieden breitet sich in uns aus. All das geschieht mitten im Alltag, bei der Arbeit.

Der Farmer winkt mir vom Fahrersitz des Mähdreschers zu, dankbar hebt er die Hand zum Himmel.

Herr, lass es mich heute wieder neu erkennen: Wenn ich immer wieder deine Geschenke zähle, wenn ich regelmäßig meinen Blick darauf richte, wird mein Leben fruchtbar sein. Wenn ich mich dir ganz anvertraue, schenkst du meinem Leben Frucht.

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Tag 2

Entscheidung für die GnadeSchon bevor Gott die Welt erschuf, hatte er den Plan gefasst,

uns an seiner Herrlichkeit Anteil zu geben. 1. Korinther 2,7

Der Grabstein wird flach auf die Erde gelegt, schwarzer Gra-nit, in den keine Zahlen eingraviert sind, nur die fünf Buchsta-ben ihres Namens: Aimee, „Geliebte“. Das war sie wirklich. Wir haben sie so sehr geliebt. Und als der Stein ihr Totenbett ver-schließt, verschließen sich auch unsere Seelen.

Wir sind unerreichbar für die Gnade. Wer ein Kind zu Grabe trägt – oder wer sich jeden Morgen

aus dem Bett quälen muss, um einen weiteren harten, schmerz-haften Tag hinter sich zu bringen –, der stellt sich tonlos eine Frage: Kann es überhaupt einen gütigen Gott geben? Wie kann dieser Gott gut sein, wenn kleine Kinder sterben, Ehen aus-einanderbrechen und Träume verwehen wie Staub im Wind? Wo ist die Gnade, wenn der Krebs streut, wenn Einsamkeit an der Seele nagt, wenn etwas in uns stirbt, lautlos, ohne Grund da-vongetragen wird wie Erdschichten vom Regen? Wo zeigt sich da die Freude, die Gott angeblich schenkt? Wo verbirgt sich die-ser Gott, der die Erde mit seiner Güte erfüllt? Wie kann ich das

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Leben in vollen Zügen genießen, wenn ich von so viel Schmerz umgeben bin? Wie kann ich Freude, Gnade, Schönheit, all das Gute wahrnehmen, das zu einem Leben im Überfluss gehört, während ich vor Trauer wie taub bin, vor dem Scherbenhaufen meines Lebens stehe und innerlich immer leerer werde, ganz gleich, was ich tue?

Ist dies das Gift dieser Welt, die Luft, die wir einatmen und die unsere Seele zerstört, dieses Nein, Gott! Nein, Gott, wir wol-len das nicht, was du für uns hast. Nein, Gott, deine Pläne sind abscheulich, ein schrecklicher Schlamassel. Ich will das nicht. Wie konntest du denken, ich wäre damit einverstanden? Nein, Gott, das ist schrecklich, du zerstörst alles. Warum gibst du nicht bes-ser auf uns Acht? Warum lässt du dieses ganze Elend geschehen? Warum schaffst du das Leid denn nicht aus der Welt? Nein, dan-ke, ich krieg das auch ohne dich hin. Und, Gott: Na vielen Dank auch! So klingt die Menschheit seit dem Garten Eden.

Die Welt ist von Mangel gezeichnet.Und ich hungere nach Nahrung, in einer Welt, die verhun-

gert.Von Anfang an, schon damals im Garten Eden, hatte Gott et-

was anderes mit uns vor. Als er sich tief zur Erde herabbeugte, um seinen Atem in unsere aus Staub gebildeten Lungen zu hau-chen, als er uns mit einem Kuss ins Leben rief, da hatte er gewiss nicht unseren Untergang im Sinn.

Ich schlage eine Bibel auf und staune, wie offen er seine Ab-sichten erklärt. Ich kann kaum glauben, was ich da lese, kehre immer wieder zu diesem einen Satz zurück, lasse die Worte auf mich wirken und versuche zu glauben, dass sie der Wahrheit entsprechen. Sein Liebesbrief lässt unsere Zweifel für immer verstummen. Er will uns umbenennen – er will uns unseren ur-sprünglichen Namen zurückgeben, unsere eigentliche Identität.

Er verschließt die Löcher unserer Seele.

Tag 2

Entscheidung für die GnadeSchon bevor Gott die Welt erschuf, hatte er den Plan gefasst,

uns an seiner Herrlichkeit Anteil zu geben. 1. Korinther 2,7

Der Grabstein wird flach auf die Erde gelegt, schwarzer Gra-nit, in den keine Zahlen eingraviert sind, nur die fünf Buchsta-ben ihres Namens: Aimee, „Geliebte“. Das war sie wirklich. Wir haben sie so sehr geliebt. Und als der Stein ihr Totenbett ver-schließt, verschließen sich auch unsere Seelen.

Wir sind unerreichbar für die Gnade. Wer ein Kind zu Grabe trägt – oder wer sich jeden Morgen

aus dem Bett quälen muss, um einen weiteren harten, schmerz-haften Tag hinter sich zu bringen –, der stellt sich tonlos eine Frage: Kann es überhaupt einen gütigen Gott geben? Wie kann dieser Gott gut sein, wenn kleine Kinder sterben, Ehen aus-einanderbrechen und Träume verwehen wie Staub im Wind? Wo ist die Gnade, wenn der Krebs streut, wenn Einsamkeit an der Seele nagt, wenn etwas in uns stirbt, lautlos, ohne Grund da-vongetragen wird wie Erdschichten vom Regen? Wo zeigt sich da die Freude, die Gott angeblich schenkt? Wo verbirgt sich die-ser Gott, der die Erde mit seiner Güte erfüllt? Wie kann ich das

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Von Anfang an, seit Eden, von Ewigkeit zu Ewigkeit und bis zum heutigen Tag verfolgt er diese eine Absicht – wir sollen an seiner Herrlichkeit Anteil haben. Ausgerechnet das ist sein Plan für uns! Diesen unglaublichen Plan hat er für uns unwürdige Menschen, die von der Frucht gegessen, ihre eigene Seele ver-letzt haben und deren Freude ständig durch die Löcher ihrer Seele verschwindet. Er will seine Herrlichkeit in uns wiederher-stellen, will uns mit Gnade und Ehre erfüllen.

„Gnade“ bedeutet Gunst. Das lateinische Wort gratia steht für eine Bereitschaft, die keine Gegenleistung verlangt, eine Gunst, die gerne und umsonst gewährt wird. Das ist Gnade. Es ist eine Sache, diese Gnade anzunehmen, die uns am Kreuz gegeben wird. Und etwas anderes, auch ein Leben zu leben, das von Gna-de erfüllt ist. Können wir uns wirklich dafür entscheiden, unser Inneres mit all dem zu füllen, das er uns schenken will? Kön-nen wir uns wirklich für ein Leben der Fülle entscheiden – ein Leben, in dem sich die Gnade und Herrlichkeit Gottes zeigen?

Ich bin mir dessen bewusst, will es aber nicht wahrhaben: Es ist immer eine Entscheidung.

Auch wenn mich ein Verlust trifft, habe ich die Möglichkeit, Ja zu sagen.

Ich kann mich dazu entscheiden, alles anzunehmen, was er mir gibt.

Du Geber aller guten Gaben, ich danke dir. Danke! Danke für die Gnade, dass ich mich dazu entscheiden kann, deine Gnadengaben zu sehen. Ich will mich dafür entscheiden, heute alles anzuneh-men, was du mir gibst. Verändere mich – ich sehne mich nach mehr von diesem Leben im Überfluss, das du uns versprichst.