synthesereaktion — glucosesynthese · 1 experiment zur synthesereaktion...

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222 Ökologie –200 –100 CO 2 entfernt PGS RubP relativer Gehalt Zeit (s) 1 2 3 +200 +100 1 % CO 2 CO 2 aus der Luft CO 2 -Fixierung Calvin- zyklus NADPH + H + 12 12 ADP 6 6 4 GAP Glycerinalde- hydphosphat 12 12 12 12 ADP NADP + instabiles Zwischenprodukt 6 CO 2 -Akzeptor 6 GAP 2 GAP 10 Glucose PGS 12 ATP ATP P P P Lichtenergie ist in der Fotoreaktion in che- misch gebundene Energie umgewandelt worden. ATP und NADP + H + sind zwar energiereiche, jedoch instabile Substan- zen, die nicht gespeichert werden können. Der eigentliche Energiespeicher ist die Glucose, die zur Stärke weiterverarbeitet wird. Glucose wird aus Kohlenstoffdioxid in der Synthesereaktion aufgebaut. Hierzu werden nicht einfach sechs Kohlenstoffdi- oxidmoleküle aneinandergekoppelt und der Wasserstoff aus den gespaltenen Was- sermolekülen eingebaut. Das Kohlenstoff- dioxidmolekül wird aus energetischen Gründen von einem Akzeptor aufgenom- men. Dieser Akzeptor ist ein Zuckermole- kül aus fünf Kohlenstoffen. Forscher verfolgen das CO 2 Die Aufklärung der Teilschritte bei der Glucosesynthese leisteten vor allem Melvin Calvin und seine Mitarbeiter. Um den Weg der Kohlenstoffdioxidmoleküle beim Einbau in die Glucose verfolgen zu können, verwendeten sie Tracer. Hierzu wurde das radioaktive Isotop 14 C für die Glucosesynthese im Experiment zugesetzt und nicht das normale Isotop des Koh- lenstoffs 12 C. Die hierbei entstandenen Stoffwechselprodukte waren radioaktiv markiert und konnten dadurch nachge- wiesen werden. Einzellige Algen wurden in einem beleuchteten Glasbehälter mit Kohlenstoffdioxid begast. In verschie- denen Versuchen wurde für den Zeit- raum von 3 bis 30 Sekunden radioaktives Kohlenstoffdioxid zugeführt und die einzelligen Algen danach sofort abgetötet. Die verschiedenen Zeiten wurden dadurch ermöglicht, dass der Tracer an verschie- denen Stellen des Kunststoffschlauchs zugegeben werden konnte (Abb. 1). Je näher die Zugabe am Ende des Kunststoff- schlauchs lag, desto kürzer waren die Belichtungszeiten. Durch das Abtöten im siedenden Alkohol verhinderte man, dass die entstandenen Produkte weiterreagie- ren konnten. Synthesereaktion Glucosesynthese 2 Ermittlung des CO 2 -Akzeptors 3 Vereinfachtes Schema des Calvinzyklus Reservoir mit Algensuspension Kunststoff- schlauch Lichtquelle siedender Alkohol Heizplatte 14 CO2 12 CO2 1 Experiment zur Synthesereaktion 223 Autoradiogramme 5 Sekunden 90 Sekunden PGS PGS GAP Hexose 1-P Tracer werden sichtbar Die in dem Experiment entstandenen radioaktiv markierten Stoffwechselpro- dukte der Synthesereaktion wurden untersucht. Hierzu wurden sie aus den Algen extrahiert und mithilfe der Chro- matographie voneinander getrennt. Die getrennten Stoffwechselprodukte wurden anschließend mithilfe der Autoradiographie nachgewiesen. Bei diesem Verfahren wird radioaktive Strahlung durch Schwärzung von Röntgenfilmen nachgewiesen. Legt man im Dunkeln auf die Chromato- gramme unbelichtete Filme, so färben sich die Stellen schwarz, an denen die jeweiligen radioaktiv markierten Substan- zen der Glucosesynthese liegen (s. Rand- spalte). Nach 90 Sekunden fanden sie ver- schieden lange Kohlenstoffverbindungen und Glucose mit markiertem Kohlenstoff. Nach 5 Sekunden jedoch war nur eine Verbindung markiert. Diese Verbindung konnte als Phosphoglycerinsäure (PGS) identifiziert werden. Phosphoglycerinsäu- re ist ein C 3 -Molekül. Es entsteht aus dem Akzeptor und Kohlenstoffdioxid (Abb. 3). Die Suche nach dem CO 2 -Akzeptor Dieser Versuch klärte jedoch nicht die Frage nach dem Akzeptormolekül. Hierzu wurde den Algen über einen längeren Zeitraum Kohlenstoffdioxid angeboten. Danach wurde dieses vollständig entfernt. Man überprüfte nun, welche Substanz zugenommen hatte. Es war ein C 5 -Zucker (Ribulosebisphosphat), dessen Konzentra- tion stieg, während die vom C 3 -Molekül, der PGS sank (Abb. 2). Der C 5 -Zucker muss der CO 2 -Akzeptor sein, da er durch das Fehlen des Kohlenstoffdioxids nicht mehr verbraucht wurde. Später konnte man auch das Enzym nachweisen, das für die Reaktion zwischen Ribulosebis- phosphat und dem Kohlenstoffdioxid verantwortlich ist, Rubisco (Ribulose-1,5- bisphosphatcarboxylase). Es macht 50 % des Chloroplastenproteins aus. Aus dem CO 2 -Akzeptor und dem Kohlenstoffdioxid entstehen 2 C 3 -Moleküle PGS. Aus 12 Mole- külen der PGS werden 1 Molekül Glucose und über Zwischenschritte 6 Ribulosebis- phosphat als neue CO 2 -Akzeptor-Moleküle. Synthesereaktion und Fotoreaktion Zur Klärung der Reaktionen wurden wei- tere Experimente mit den Algen durchge- führt. Zuerst wurden die Algen belichtet, dann wurde die Belichtung ausgestellt. PGS reicherte sich noch eine Zeitlang an (Abb. 4). Der CO 2 -Akzeptor RubP wurde verbraucht, jedoch nicht neu gebildet, da- her sank die Konzentration. Auch Glucose wurde nicht weiter gebildet. Für diese Reaktionen werden aus der Fotoreaktion sowohl das ATP und NADPH + H + benötigt (Abb. 3). Alle Teilschritte der Synthesere- aktion ergeben einen Kreislauf, der nach seinem Entdecker auch Calvinzyklus genannt wird. A1 Beschreiben Sie die Graphen in Abb. 4 und erläutern Sie diese. 5 Stärke — gespeicherte Energie 4 Bedeutung der Fotoreaktion mit Licht ohne Licht PGS RubP Zugabe von 14 CO 2 Zeit (s) Glucose enthaltene Mengen

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  • 222  Ökologie

    –200 –100

    CO2 entfernt

    PGS

    RubPrel

    ativ

    er G

    ehal

    t

    Zeit (s)

    1

    2

    3

    +200+100

    1 % CO2

    CO2 aus der Luft

    CO2-Fixierung

    Calvin-zyklus

    NADPH + H+

    12

    12

    ADP6

    6

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    GAPGlycerinalde-hydphosphat

    12

    121212

    ADP NADP+

    instabiles Zwischenprodukt6

    CO2-Akzeptor6

    GAP2

    GAP

    10

    Glucose

    PGS

    12

    ATP

    ATP

    P

    P

    P

    Lichtenergie ist in der Fotoreaktion in che-misch gebundene Energie umgewandelt worden. ATP und NADP + H+ sind zwar energiereiche, jedoch instabile Substan-zen, die nicht gespeichert werden können. Der eigentliche Energiespeicher ist die Glucose, die zur Stärke weiterverarbeitet wird. Glucose wird aus Kohlenstoffdioxid in der Synthesereaktion aufgebaut. Hierzu werden nicht einfach sechs Kohlenstoffdi-oxidmoleküle aneinandergekoppelt und der Wasserstoff aus den gespaltenen Was-sermolekülen eingebaut. Das Kohlenstoff-dioxidmolekül wird aus energetischen Gründen von einem Akzeptor aufgenom-men. Dieser Akzeptor ist ein Zuckermole-kül aus fünf Kohlenstoffen.

    Forscher verfolgen das CO2 Die Aufklärung der Teilschritte bei der Glucosesynthese leisteten vor allem Melvin Calvin und seine Mitarbeiter. Um den Weg der Kohlenstoffdioxidmoleküle beim Einbau in die Glucose verfolgen zu können, verwendeten sie Tracer. Hierzu wurde das radioaktive Isotop 14C für die Glucosesynthese im Experiment zugesetzt und nicht das normale Isotop des Koh-lenstoffs 12C. Die hierbei entstandenen Stoffwechselprodukte waren radioaktiv markiert und konnten dadurch nachge-wiesen werden. Einzellige Algen wurden in einem beleuchteten Glasbehälter mit Kohlenstoffdioxid begast. In verschie-denen Versuchen wurde für den Zeit-raum von 3 bis 30 Sekunden radioaktives

    Kohlenstoffdioxid zugeführt und die einzelligen Algen danach sofort abgetötet. Die verschiedenen Zeiten wurden dadurch ermöglicht, dass der Tracer an verschie-denen Stellen des Kunststoffschlauchs zugegeben werden konnte (Abb. 1). Je näher die Zugabe am Ende des Kunststoff-schlauchs lag, desto kürzer waren die Belichtungszeiten. Durch das Abtöten im siedenden Alkohol verhinderte man, dass die entstandenen Produkte weiterreagie-ren konnten.

    Synthesereaktion — Glucosesynthese

    2 ErmittlungdesCO2-Akzeptors

    3 VereinfachtesSchemadesCalvinzyklus

    Reservoir mitAlgensuspension

    Kunststoff-schlauch

    Lich

    tque

    lle

    siedender AlkoholHeizplatte

    14 CO2

    12 CO2

    1 ExperimentzurSynthesereaktion

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    Autoradiogramme

    5 Sekunden

    90 Sekunden

    PGS

    PGSGAP

    Hexose 1-P

    Tracer werden sichtbar Die in dem Experiment entstandenen radioaktiv markierten Stoffwechselpro-dukte der Synthesereaktion wurden untersucht. Hierzu wurden sie aus den Algen extrahiert und mithilfe der Chro-matographie voneinander getrennt. Die getrennten Stoffwechselprodukte wurden anschließend mithilfe der Autoradiographie nachgewiesen. Bei diesem Verfahren wird radioaktive Strahlung durch Schwärzung von Röntgenfilmen nachgewiesen. Legt man im Dunkeln auf die Chromato-gramme unbelichtete Filme, so färben sich die Stellen schwarz, an denen die jeweiligen radioaktiv markierten Substan-zen der Glucosesynthese liegen (s. Rand-spalte). Nach 90 Sekunden fanden sie ver-schieden lange Kohlenstoffverbindungen und Glucose mit markiertem Kohlenstoff. Nach 5 Sekunden jedoch war nur eine Verbindung markiert. Diese Verbindung konnte als Phosphoglycerinsäure (PGS) identifiziert werden. Phosphoglycerinsäu-re ist ein C3-Molekül. Es entsteht aus dem Akzeptor und Kohlenstoffdioxid (Abb. 3).

    Die Suche nach dem CO2-Akzeptor Dieser Versuch klärte jedoch nicht die Frage nach dem Akzeptormolekül. Hierzu wurde den Algen über einen längeren Zeitraum Kohlenstoffdioxid angeboten. Danach wurde dieses vollständig entfernt. Man überprüfte nun, welche Substanz zugenommen hatte. Es war ein C5-Zucker (Ribulosebisphosphat), dessen Konzentra-

    tion stieg, während die vom C3-Molekül, der PGS sank (Abb. 2). Der C5-Zucker muss der CO2-Akzeptor sein, da er durch das Fehlen des Kohlenstoffdioxids nicht mehr verbraucht wurde. Später konnte man auch das Enzym nachweisen, das für die Reaktion zwischen Ribulosebis-phosphat und dem Kohlenstoffdioxid verantwortlich ist, Rubisco (Ribulose-1,5-bisphosphatcarboxylase). Es macht 50 % des Chloroplastenproteins aus. Aus dem CO2-Akzeptor und dem Kohlenstoffdioxid entstehen 2 C3-Moleküle PGS. Aus 12 Mole-külen der PGS werden 1 Molekül Glucose und über Zwischenschritte 6 Ribulosebis-phosphat als neue CO2-Akzeptor-Moleküle.

    Synthesereaktion und FotoreaktionZur Klärung der Reaktionen wurden wei-tere Experimente mit den Algen durchge-führt. Zuerst wurden die Algen belichtet, dann wurde die Belichtung ausgestellt. PGS reicherte sich noch eine Zeitlang an (Abb. 4). Der CO2-Akzeptor RubP wurde verbraucht, jedoch nicht neu gebildet, da-her sank die Konzentration. Auch Glucose wurde nicht weiter gebildet. Für diese Reaktionen werden aus der Fotoreaktion sowohl das ATP und NADPH + H+ benötigt (Abb. 3). Alle Teilschritte der Synthesere-aktion ergeben einen Kreislauf, der nach seinem Entdecker auch Calvinzyklus genannt wird.

    A1 BeschreibenSiedieGrapheninAbb.4underläuternSiediese.

    5 Stärke—gespeicherteEnergie4 BedeutungderFotoreaktion

    mit Licht ohne Licht

    PGS

    RubP

    Zugabe von 14 CO 2

    Zeit (s)

    Glucose

    enth

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  • 224  Ökologie

    Fotosynthese in trockenen Regionen — CAM

    Ohne Licht können Pflanzen keine Fo‑tosynthese betreiben. Viel Sonnenlicht bringt jedoch nicht nur Vorteile, da mit einer hohen Lichteinstrahlung häufig Tro‑ckenheit, Hitze und eine starke Verduns‑ tungsrate verbunden sind. Wasser wird zum begrenzenden Faktor. Die Pflanzen sind daher darauf angewiesen, möglichst viel Wasser während der kurzen Feuchtig‑keitsperioden aufzunehmen, zu speichern und die Wasserabgabe in den Dürreperio‑den gering zu halten. Die meisten dieser Pflanzen besitzen ein großes Wurzelsys‑ tem mit hoher Saugkraft und die Mög‑lichkeit Wasser zu speichern (Sukkulenz). Dieses kann in den Blättern oder dem Stamm eingelagert werden. Bei Stamm‑sukkulenten wie den Kakteen macht dies ca. 91 % des Frischgewichts aus.

    Die Verdunstung einschränken Pflanzen in sehr warmen und trockenen Regionen, wie z. B. die Kakteen (Abb. 1), besitzen meist eine dicke Kutikula, die Wasser und Gase kaum durchlässt. Nur über die Stomata (Spaltöffnungen) können daher Wasserdampf und Kohlenstoff‑dioxid abgegeben oder aufgenommen werden. Sind bei hohen Umgebungstem‑peraturen die Stomata geöffnet, geht viel Wasser verloren. Werden sie geschlossen, kann trotz der hohen Sonneneinstrah‑lung nicht ausreichend Glucose gebildet werden, da für die Synthesereaktion nicht genügend Kohlenstoffdioxid aufgenom‑men werden kann. In vielen Sukkulenten laufen Stoffwechselprozesse ab, durch die sie dem Dilemma Verdursten oder Verhun‑gern entgehen können.

    Kohlenstoffdioxidspeicher Vergleichende Messungen bei Sukku‑lenten und Nichtsukkulenten zeigen, dass die Sukkulenten in der Nacht die Stomata öffnen und den größten Teil des Kohlen‑stoffdioxids aufnehmen (Abb. 3). Kohlen‑stoffdioxid kann im gasförmigen Zustand nicht gespeichert werden, da es wieder aus der Pflanze heraus diffundieren wür‑de. Die Speicherung erfolgt durch eine Bindung an ein Stoffwechselprodukt beim Glucoseabbau, die Brenztraubensäure (C3). Um große Mengen an Brenztraubensäure zu erhalten, wird Stärke abgebaut und die frei werdende Glucose zu Brenztrauben‑säure gespalten. Die nächtliche Stärke‑abnahme lässt sich hierdurch erklären (Abb. 2).

    Das nachts aufgenommene Kohlenstoffdi‑oxid wird an die Brenztraubensäure ange‑lagert. Es entsteht Äpfelsäure (C4) (Abb. 2), die in der Zellvakuole gespeichert wird. Hierdurch säuern die Sukkulenten nachts an. Tagsüber gelangt die Äpfelsäure wieder aus der Zellvakuole zurück ins Cytoplas‑ma. Hier wird sie wieder in Brenztrauben‑säure und Kohlenstoffdioxid gespalten. Diesen tagesrhythmischen Wechsel der Säurekonzentration bezeichnet man als diurnalen Säurerhythmus. Da dieser Stoffwechselweg das erste Mal bei Dick‑blattgewächsen (Crassulaceae) entdeckt wurde, wird er auch als Crassulacean Acid Metabolism (CAM) bezeichnet.

    1 KakteeninderWüste

    Gehalt(g/kg)Anfangs-frisch-gewicht

    Gehalt(mmol/kg)Anfangs-frisch-gewicht

    Äpfelsäure

    Stärke

    0 10 20 30 40 50Zeit (Stunden)

    0

    100

    200

    20

    15

    2 Äpfelsäure-undStärkegehalteinerSukkulenten

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    zusätzlichen Stoffwechselprozessen zeit‑lich getrennt wird tagsüber das Licht von den Fotosynthesepigmenten absorbiert und die Energie wie bei allen Nicht‑CAM‑Pflanzen in Form von Stärke gespeichert.

    A1 StellenSiealleFaktorenzusammen,durchdieKakteenandasLebenintrockenenRegionenangepasstsind,underläuternSiejeweilskurzderenBedeutung.

    A2 BeschreibenSieAbb.2und3.StellenSiedieAussagenineinengemeinsamenZusammenhang.ErläuternSie,wieanhanddieserexperimentellgefundenenZusam-menhängedasSchemainAbb.4entwi-ckeltwerdenkonnte.

    Optimierte Synthesereaktion Das im Cytoplasma frei werdende Koh‑lenstoffdioxid diffundiert innerhalb der Zelle in die Chloroplasten. Hier wird es in der Synthesereaktion, dem Calvinzyklus, an das Akzeptormolekül gebunden und zur Bildung von Glucose und Stärke ge‑nutzt. Die speziellen Stoffwechselschritte ermöglichen es den Sukkulenten, nachts Kohlenstoffdioxid aufzunehmen und zu speichern. Mit dem nächtlichen Rück‑gang der Temperatur steigt die relative Luftfeuchtigkeit, sodass die Pflanzen bei geöffneten Stomata weniger Wasser an die Umgebung verlieren als während der in‑tensiven Sonneneinstrahlung. Von diesen

    CO2-

    Abg

    abe

    CO2-

    Auf

    nahm

    e

    14 16 18 20 22 24 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24

    0

    Sukkulente

    Uhrzeit

    Nichtsukkulente

    3 VerlaufderCO2-AufnahmeeinersukkulentenundeinernichtsukkulentenPflanze

    CO2

    CO2

    CO2 CO2

    CO2CO2 CO2

    CO2

    CO2

    CO2

    CO2

    Stoma

    ÄpfelsäureC4

    ÄpfelsäureC4

    BrenztraubensäureC3

    Stärke

    Glucose

    ChloroplastChloroplast

    Stoma Epidermis Kutikula

    ZellvakuoleZellvakuole

    ÄpfelsäureC4

    ÄpfelsäureC4

    BrenztraubensäureC3

    Stärke

    Glucose

    4 SchematischeDarstellungderCO2-AufnahmebeiCAM-Pflanzen

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  • 226  Ökologie

    Die Vorgänge der Fotosynthese wurden an verschiedenen Organismen erforscht. Bakterien oder Pflanzen in verschiedenen Ökosystemen spielten eine Rolle. Exaktere Ergebnisse zu den Vorgängen der Foto-synthese wurden direkt an Chloroplasten oder Thylakoiden durchgeführt.

    Halobakterien

    Halobakterium halobium lebt in Gewässern mit hohen Salzkonzentrationen, wie im Toten Meer oder den Salzgewinnungs-becken im Mittelmeer (Abb. 1). Unter-suchungen an diesen Halobakterien zeigen, dass sie ATP produzieren, solange Sauerstoff und Glucose zur Verfügung

    stehen. Ist keine Glucose vorhanden, stoppt in der Dunkelheit der Stoffwechsel dieser Organismen. Bei Belichtung steigt der ATP-Gehalt auch in sauerstofffreier Umgebung (Abb. 2).

    Untersuchungen zeigten purpurrote Zonen in der Zellmembran. Diese absorbie-ren gelbes Licht. In diesen Zonen fand man Proteinkomplexe, das sogenannte Bakteriorhodopsin, mit einem Pigment, das gelbes Licht absorbiert und zu einer räumlichen Veränderung des Proteinkom-plexes führt.

    A1 Beschreiben Sie Abb. 2 und deuten Sie die Messergebnisse.

    A2 Erklären Sie anhand der Deutung und des Modells in Abb. 3 den Vorgang der ATP-Bildung in Halobakterien.

    A3 Vergleichen Sie diesen Vorgang mit der Fotosynthese der grünen Pflanzen.

    Protonengradient

    In den 1960er Jahren wurde von meh- reren Wissenschaftlern die Fragestellung untersucht, wie sowohl in den Mitochon-drien als auch in den Chloroplasten der energiereiche Stoff ATP gebildet wird. Es gab verschiedene Hypothesen: Eine che-mische, die davon ausging, dass über che-mische Reaktionen im flüssigen Lumen der Chloroplasten das ATP gebildet wird und eine chemiosmotische, die davon ausging, dass an Membranen ein Protonengradient entsteht, dessen Kraft zur ATP-Bildung führt. Der Wissenschaftler A. T. Jagendorf untersuchte unter diesen Aspekten iso-lierte Thylakoide (Abb. 4). Diese wurden ohne Licht für eine gewisse Zeit in eine saure oder leicht alkalische Flüssigkeit gegeben. Gleichzeitig wurde ADP und radioaktiv markiertes Phos-phat zugeführt. Danach wurde die neu gebildete ATP-Menge gemessen. Sie war dadurch zu erkennen, dass diese ATP-Moleküle radioaktiv markiert waren. Diese Ergebnisse ließen sich jedoch nur erzielen, wenn die Thylakoidmembranen intakt waren.

    Weitere Forschungsgruppen untersuchten die verschiedenen pH-Werte in den Thyla-koidlumen und im umgebenden Stroma. Hierzu wurden die Thylakoide belichtet und die pH-Werte gemessen. Der pH-Wert im Thylakoidlumen sank auf 4 bis 4,5. Der pH-Wert in der umgebenden Flüssigkeit stieg auf 7,5 bis 8.

    MaterialFotosynthese

    1 Salzgewinnungsbecken mit Halobakterien

    2 Licht-Dunkel-Wechsel im Experiment mit Halobakterien

    3 Schema des lichtinduzierten Protonentransports

    Thylakoid

    sauer

    alkalisch

    Zugabe von ADP und radioaktiv markiertemPhosphat

    markiertesATP

    60 s

    15 s

    pH 4

    pH 7

    pH 4

    pH 4

    pH 8

    pH 4

    pH 8

    pH 8

    4 Jagendorf-Experiment

    rela

    tive

    r A

    TP-G

    ehal

    t (%

    )

    Zeit (min)10 20 30 40 50 60 70

    pH-W

    ert

    des

    Med

    ium

    s100

    80

    0

    60

    40

    6,6

    6,8

    7,2

    20 O2 entfernt

    Zellmembran

    BakteriorhodopsinLicht

    Stoffwechsel

    ADP P+H+

    ATP

    H+H+

    H+

    Licht

    Cytoplasma

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    227

    A4 Fassen Sie das Experiment von Jagen-dorf anhand des Textes und Abb. 4 zusammen und vergleichen Sie dies mit den Ergebnissen der pH-Untersu-chungen.

    A5 Erläutern Sie das Ergebnis mithilfe der Abb. 5 und begründen Sie, weshalb die chemische Hypothese nicht bestätigt werden konnte.

    Rotalgen und Braunalgen

    Die Lichtverteilung im Wasser ist nicht vergleichbar mit der in der Luft. 5 bis 35 % des auftreffenden Lichts werden je nach Wasserbeschaffenheit bereits

    an der Wasseroberfläche reflektiert. Auch das Lichtspektrum ändert sich mit zunehmender Wassertiefe. In den tieferen Schichten von trüben Gewässern, wie sie im Küstenbereich vorliegen, aber auch im offenen Meer, werden verschiedene Farbbereiche des Spektrums absorbiert (Abb. 6). Rotalgen und Braunalgen sind autotrophe Pflanzen, die an das Leben in Gewässern bis etwa 150 Meter Tiefe angepasst sind (Abb. 7). Sie besitzen im Lichtsammelkomplex des Fotosystems ne-ben dem Chlorophyll und den Carotinoiden auch Phycobiline. Hier unterscheidet man Phycocyanin und Phycoerythrin (Abb. 8). Phycocyanin ist ein blau-grüner Farbstoff, Phycoerythrin ein roter. Hier sind die Farb-

    stoffe in Proteinkomplexen angeordnet, die ca. 40 % des Proteinhaushalts einer Rotalge ausmachen. Im Lichtsammel-komplex der Braunalgen findet man den Farbstoff Fucoxanthin.

    A6 Vergleichen Sie die Absorptionsspek-tren der Rot- und Braunalgen in Abb. 8 und 9 mit dem einer Landpflanze (Seite 227).

    A7 Beschreiben Sie in Abb. 6 die Ver-änderung des Lichtspektrums mit zunehmender Tiefe und erklären Sie die Bedeutung der Farbstoffe der Rot- und Braunalgen in Bezug auf die Gewässertiefe und die Vorgänge bei der Fotosynthese.

    Thylakoide

    Protonen

    ADP

    ADPADP

    ADP P

    P

    P

    P

    Säure-bad ATPATP

    ATP

    ATPATPATP

    leichtalkalisch

    Zugabevon ATPundPhosphat

    5 Schema des Jagendorf-Experiments 7 Rotalge

    Rel

    ativ

    e Ti

    efe

    (m)

    400 450 500 550 600 650 7000

    75

    Wellenlänge (nm)

    Grünalgen

    Braunalgen

    Rotalgen60

    45

    30

    15

    6 Algen in verschiedenen Meerestiefen

    Abs

    orpt

    ion

    400 500 600 700Wellenlänge (nm)

    Chlorophyll a

    PhycocyaninPhycoerythrin

    8 Absorptionsspektrum Rotalge

    Abs

    orpt

    ion

    400 500 600 700Wellenlänge (nm)

    Chloro-phyll a

    Chloro-phyll c

    Fucoxanthin

    9 Absorptionsspektrum Braunalge

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