studien zur aristotelischen poetik. drittes stück

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Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück Author(s): Fr. Susemihl Source: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, Vol. 22 (1867), pp. 217-243 Published by: J.D. Sauerländers Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/23078679 . Accessed: 20/05/2014 02:12 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Rheinisches Museum für Philologie. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.238 on Tue, 20 May 2014 02:12:01 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Page 1: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes StückAuthor(s): Fr. SusemihlSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, Vol. 22 (1867), pp. 217-243Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/23078679 .

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Page 2: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Ztudien zur aristotelischen poetik. Drittes Stuck.

(Vgl. Bd. XVIII S.366ff. unb XIX S- 197 ff.)

7.

Der erste Theil ber Erorterung fiber bie Fabel ber Tragobie, v.7-9. 1451a, 33, enthalt, wie bies Aristoteles felbst beftimmt zu verstehen giebt, 1450 b, 23 - 26, bie genauere Ausfuhrung ber beiben erften Vestanbtheile von ber Definition ber Tragobie (mit Ausfchluh bes 07ro,,F«,«5 o.6. 1449 a, 24), b. h. ber einheitlichen Abge- fchlossenheit ober, wie hier zu biefem Zwecke hinzugefeht wirb, Ganz- heit (x«/ vX?/^) unb bes richtigen Umfangs (^e/e^n^) ber Hanblung. Aus ber erfteren wirb fobann (c 9) aber noch eine wichtige weitere Folgerung gezogen. So ergeben sich zwei Abfchnitte. Der erste berfelben (o. 7. 8) ist aber nicht, wie man erwarten follte, zwei-, sonbern breigliebrig (o. 7. 1450b, 26-34; 1450b, 34- 1451a, 15 unb o. 8). Nicht als ob bie Einheitlichkeit ber Fabel, von welcher bas 8. Cap. hanbelt, noch irgenbwie verfchieden von ber abgeschlossenen Ganzheit berfelben ware, beren Beftimmung bas erste Glieb bilbet. Aristoteles fagt ausbrucklich bas Gegentheil. Er weist im Gegenfah gegen bie vermeintlich mit ber Einheit ves Helben gegebene Einheit ber Hanblung auf bie von ihm getroffene Bestimmung berfelben hin, o. 8. 1451a, 28 f. (/«/«? Ti^tttz,,' ol'«? ^6/y^k,), unb boch hat er aus- brucklich nur von ber Ganzheit ber Hanblung eine folche gegeben. Noch mehr, er bezeichnet gerabezu abermals im Gegensah gegen jene vermeintliche Einheit ber Fabel bie wirkliche mit ben Worten ,,unb zwar im Sinne einer abgefchlossenen Ganzheit", ̂ ,«^ - xa/ r«t)r^^ 0X1/^ ebenb. Z. 32 l). Unb biefe zweite Stelle befeitigt bie Moglichkeit ber Deu- tung, welche ber erfteren gegeben werben konnte, als ob etwa in ber Schluhbestimmung bes richtigen Umfangs einfchliehlich eine positive

1) Wenn ich hier in mciner Ausgabe r«l^,/5 x«^ gefchrieben habe, so war bies eine Mihkennung bes wirklich in ber hanbfchriftlichen Lesart liegenben Sinnee.

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Page 3: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

218 Stubien zur aristotelifchen Poetik.

Begriffserlduterung ber einbeitlichen Fabel entbalten ware, welche fiber bie ber Dollftdnbig abgeschlosfenen im Voraufgebenben noch binausgebt, und zu ber bann bas 8. Cap. bie polemische Weiterausfichrung ent- bielte. Das einzig Neue in jener Schluhbeftimmung ift in ber Tbat nur bies, bah bie Fabel ber Tragobie nicht einfach Darftellung Don ©luck unb Ungluck (c 6. 1450 a, 16 ff. Dgl. 2 f.), fonbern Don einem ©luckswechfel, sei es nun - benn bas bleibt bier noch unentschie- ben - aus ©luck in Ungluck ober aus Ungluck in ©luck ist, 1451a, 13 f. Einen solchen wirb boch aber eben bas Ganze berfelben bilben unb bie abgefchlossone ©anzbeit Don ibr eben barin besteben, bah sdmmtliche einzelne Momente biefes Processes nach ber Notbwenbigkeit ober boch Wabrscheinlichkeit auf einanber folgen, xcer« r« ll'xo^ ^ r«vtt/xc<i"0v k^k'^5 /l^0^6vco,', ebenb. 3. 12f., benn ausbrucklich wirb ja bas Wefen ber Ganzbeit zuDor eben barein gefeht, bah Al- les biesen ndmlichen Gesetzen ber Notbwenbigkeit ober boch Wabr- scheinlichkeit (^ coc kTi/ ?,) 7lo).,') 1450 d, 30) gemdh an feiner rich- tigen Stelle, Anfang, Mitte ober Enbe, ftche, 1450 d, 26 ff. Oder wollte man sich etwa barauf berufen, bah zum Schluh biefer Wefens- beftimmung ber ©anzbeit ber Mitte nicht Don Neuem ausbrucklich ge- bacht unb ungenau nur bas berDorgeboben wirb, bah wobl angelegte Fabeln nicht jeben beliebigen zufdlligen Anfang unb ein eben solches Ende baben durfen (ebenb. 3. 32f.)? Schon bie folgenben Worte (r5ra^tk>« 3- 35, r^e, 3. 37) beweisen hinldnglich , bah bie ab- gefchlossene Ganzbeit bie Dolle innere Orbnung fdmmtlicher Glieber in stch faht. So ergiebt sich nirgenbs fur bie Einheit ber Fabel ein neues Moment, welches biefelbe irgenbwie noch Don beren abgeschlos^ fener ©anzbeit unterschiebe. Veibe smb also in Wabcheit Dollkommen einerlei, unb fur beibe gleich sehr wirb benn auck ausbrucklich am Enbe bes 6. Cap. zu ber fchon gegebenen Beftimmung, bah kein we- fentliches ©lieb an Derkebrtem Platze ftehen barf, bie weitere, ber Sache noch fckon mit im Obigen eingeschlossene binzugesugt, bah es auch nicht ganz fehlen barf (^ «^>a/<)s)li/ti..,c,l' 1451a, 33 f.), benn fonft ift eben naturlich kein ©anzes mebr ba2).

Der gesammte Gang ber Erorterung ist biernach Dielmebr ber : zuerft wirb bie ©anzbeit ber Fabel befinirt, bann zweitens bie richtige Ausbchnung babin feftgeftellt, bah sie bei moglichftem Umfang boch im Allgemeinen an ber Wohlbchaltbarkeit unb im Besonbern eben an jener ©anzheit ober daran, bah jener in alien Einzelbeiten ftrenger Moti-

2) Mr Icheint dies Alles so einfach auf der Hand liegend , dah ich nicht gewagt haben wiirde es noch defenders vorzutragen, wenn ich nicht selbst noch Vahlen Beitr. zu Arist. Poet. II. S. 26 ff. (Sitzungsber. der Wiener Atad. 1^ S. 290ff.) zu ganz auderen Ergebnifsen gelanqen fahe. - Statt des von mir in meiner Ausgabe verdcichtigteu 0^5. 1451 », 10, ist ttbrigens vielleicht, wie mir Viicheler vorschlagt, 0^05 zu fchreiben.

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Page 4: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Stubien zur a riftotelifch en Poetik. 219

Dirung sich Dollziehenbe tragifche Gluckswechfel fich gerabe in biefem Umfange Doll entfalten kann unb alles Ueberfckiehenbe Don sich aus- sckeibet, ihre Grcn3e hat. Unb bies Zuruckkommen auf bie Gan3heit ober Einheitlichkeit ber Fabel giebt bann brittens ben Anhalt bazu nachtrdglich bas Wefen berfelben polemifch noch klarer 3U erldutern burch Verwahrung Dor bem MihDerftanbe, als ob jene wahre Einheit ber Hanblung fchon mit ber bes Helben gegeben fei.

8.

Die Wiberlegung biefer Meinung lautet nun aber in ben Hanb- fchriften folgenbermahen : 7is^X« ),«(i x«/ tt7ltl<,a ?s,7 ̂>ce ^^- jsa/l^kt, e^ coi' bZ/cov l),'<)t^ slirlv c>' 0i"iw <)i xu/ 7i()«'^kt5 tvo^ ?ioXX«/ ttlitv, eg c3l^ /,/« 0t'(fe^,« ^/ikr«t ?l^t7^/^. Jaft allgemein halt man hier jetzt rs." 6,/ statt ?s/5 /c^lt fur bas Richtige (f. Hermann 3. b. St.), unb in ber That ift biefe Aenberung leicht unb wirb noch uberbies burch bie fchon Don Sylburg angefuhrte Parallelftelle Phyf. 11,5. 196 b, 28 f. geftutzt. Nur Schom'ann3) meint: de iis tantum, quae uui aooidant, sermouem esse appa» ret, ut dativum ilium (ti/) ad li, <e, /!?<//> e,, si Q0Q positus sit, subandire tamen debeamus. 8ed cum id satis per se mani- lestum neque illud «7ll/<)« i^ )/6,t, iueptum sit, deserere oo» dioum leotiouem uolui. Allein ob ber Gebanke, ben Schomann in biefem tt7?5tO« ̂̂ /eitt finbet, wirklich fo ausgebruckt werben konnte, wirb man, fo lange nicht dhnliche Beifpiele nackgewiefen wer- ben, bezweifeln buifen. Defto richtiger aber fcheint es, bah wirklich ein folcher Gebanke burch ben Zufammenhang geforbert wirb. Auf bie Zahl ber sfl'^/3,i/>'o,'rc>e kommt es gar nicht an, sinb sie nur gleich- artig, fo bilbet eine noch fo grohe Zahl Don ihnen immer eine Einheit, sinb fie aber Derfchiebenartig, fo kann bie letztere auch bei einer noch fo geringen offenbar baburch nicht hergeftellt werben, bah fie sich auf Einen be^ehen. Das ift bie burch bie Natur ber Sache an bie Hanb gegebene Wiberlegung. unb ba man boch einmal dnbern muh, wirb es bas Naturlichfte mithin fein eben biefen Gebanken herMtellen, also

. l)l«</oa« statt «7is/(,« 3U fchreiben 4), wobei ̂^ /t,t5 dann urn fo mehr unangetaftet zu laffen ift, ba sich in bem Satze noch ein anberes hochft Derbdchtiges Wort sinbet, in welchem Dermoge ber Buchftaben-

3) Do Arigtotoiig osnsura oarmiuuni spioorum, Greifswald 1853. 4. S.8(0pu»o. III. S. 34). Wenn Striiter in Fichtes Zeitfchr. f. Philof. XI.1 S. 216 iH' /^ durch ,,dem Menschengeschlechte im Ganzen" uber- fetzt, fo wirb er dei nochmaliger Ueberlegung sich gewih felbst von der sprach- lichen und fachlichen Unhaltliarkeit diefer Auffaffung iiber^eugen.

4) ^// konnte bei nebcnstehenden ^i/ eben fo fugllch ausfallen, rote es an andern Stcllen zu viel gefetzt ist (f. Bah ten Zur Krit. Aristot. Schrr. S. 58), und fo leicht bie weitere Verderbmh erzeugen.

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Page 5: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

220 Stubien zur ariftotelifchen Poetit.

dhnltchleit recht mohl bie Beziehung auf ben Einen stecken lann, ndm- lich cv/co^. Ja no* mehr, rw t^/ ift fachlich unhaltbar. Der Satz 7ioXX« big cv enthdlt ndmlich bag Allgemeinere, ber mit ihm ver- glichene o,"rw big 7i(,a^5 bag Speciellere. Denn fo entfteht nicht allein bie einzig fachgemdge Begrunbung : ,,benn mie uberhaupt Ver- fchiebenartigeg baburch, dag eg Einem zukommt, ja no* keine Einheit bilbet, fo gilt ein Gleicheg auch von Hanblungen unb Begebnissen", fonbern eg zeigt ft* dieg auch beutlich barin, bag bem allgemeineren etz cov - 0l'3k^ - c? im ersten bag fpeciellere k'5 coi^ o,'c)k^,« ^/« - Tr^tt^e^ im zmeiten Satze gegenuberfteht. Auch 7roXK« -

c7^/3«i>5l mug alfo bag Umfassenbere im Verhdltnig zu Tl^Hktx - 7ioXX«/ eiliev fein. Nirb aber li, '^/3a/vk5 mit bem Dativ ber Person verbunben, fo ift bieg nicht ber Fall, benn eg kann fobann nur bag bezeicknen, mag Iemanbem begegnet, 7i^«?t5 fchliegt aber bekanntlich bie Thdtigkeit unb bag Negegnig in sich, ift alfo bann vielmehr ber meitere Negriff. So mirb gleich, mie bereitg Ritter mit Recht er- innerte, 3. 25 ff. bag, mas bem Obysseug ,7l'i^/3^ fo meit eg in ber Obyssee bargeftellt ift, als Dasjenige bezeichnet, melcheg bie <l</« 7l(ltt- ?<5 augmacht, urn bie bieg Gebicht stch gruppirt. Steht bagegen c7,)^/3a/vk/ abfolut, fo kann eg in ber That ben ganz allgemeinen, Vegegnig, 3ustanb, Begebenheit, Hanblung unb Befchaffenheit umfaf- fenben, hier burchaug erforderlichen Sinn ,,trifft zu" ober ,,kommt vor" haben. Ganz bazu pagt eg auch, bag in dem sich anfchliegenben Relativfatz bag Verbum e^r^ unb nicht, mie in bem beg verglichenen Saheg //^er«e ist: aug ben in Rebe stehenben l7v^«,^v^i« be steht unter ben betreffenben Vebingungen keine Einheit, aug ben verfchiebenen Hanblungen entfteht keine einheitliche Hanblung. Auch bag c^rlv bient hier offenbar zur Verallgemeinerung. urn bie Ruhe mit einzu- f*liegen, mdhrenb //^krae nur bie Vemegung augdruckt. Wag nun aber bag c^/cov betrifft , fo leibet eg vielmehr mieber an bem ndm- lichen Fehler minber umfassenb zu fein alg bag bloge 6tz cu^, ndmlich TioXXw^, im zmeiten Satze. Man mugte alfo, urn eg begreiflich zu sinben, fchon ein ,,felbst nur" zu biejen ,,einigen" Vorkommenheiten hinzubenken, unb auch menn bieg anginge, mugte man boch auch hier mieber fagen, bag ja auf bie grogere ober geringere 3ahl berfelben babei Nichtg ankommt. Dieg hat benn offenbar auf Grunb meiner Verbdchtigung biefeg b'^/co^ in meiner Auggabe auch Vahlen (Veitr. I S. 52) eingefehen unb <7r«vrco? H') c^/cov vermuthet, mag man stch mohl gefallen lassen konnte, menn 5h7 ev/ bag Richtige mdre ober menn man auch nur mit Schomann bie Veziehung auf ben Einen aug bem 3ufammenhange ergdnzen burfte. Allein eg mdre jebenfallg hochst merkwurdig, menn biefe fur ben Gebanken unentbehrliche Ne- ziehung bem Hinzubenken uberlaff en unb bagegen bag ganz uberfiuffige ?r«vra)^ ?/ e^,w^' hinzugefeht mdre. Unter biefen Umftdnben empsiehlt stch ntir auch jetzt noch bie Vermuthung meineg Freunbeg H. F i f ch e r, bag

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Page 6: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Stubien zur aristot elifchen Poetik. 221

6?,w? aus 6^05 (ober c<^' iv/ ober Tic^/ e^a) ovrcov verstummelt fei, welche mir uberhaupt ben Anftoh zum genaueren Nachbenken uber diefe Stelle gegeben hat.

9.

Es folgt nunmehr, wie bemerkt, im 9. Cap. bie aus ber Ein- heit ber Fabel gezogene Folgerung, bah ber Dichter nicht bas Einzelne, fonbern bas Allgemeine, nicht bas Wirkliche als folches, fonbern uber- haupt bas Mogliche, von welchem bas Wirkliche nur ein Theil ift (1451b, 17 ff.), barzustellen hat, fo weit es nur ben Forberungen ber Nothwenbigkeit ober boch Wahrfcheinlichkeit entfpricht, an bie eben fo gut auch bie Darftellung bes Wirllichen, fo weit er an berfelben festhdlt, gebunben ift. Denn manches wirklich Gefchehene ift von ber Art, bah es biefe befchrdnkenbe Bebingung erfullt, ber Dichter muh bann biefen inneren wahrfcheinlichen ober nothwenbigen 3ufammen- hang besselben eben nur aufzufuchen vermogen. Dies ift ber un- zweifelhafte Sinn bes abfchliehenben Satzes 1451b, 29 - 33, nicht aber bah, wie jetzt bie Worte lauten, manches wirklich Gefchehene auch wahrfcheinlich ober moglich ift, benn nicht manches, fonbern alles Wirkliche ift, wie gefagt, auch moglich, ebenb. 3. 16 - 19. Gerabezu burch «?«/x^ kann man nun freilich bas l)t)^«r« (3.32) nicht erfetzen, aber es fragt sich, ob nicht auch hier wie fo oft in ber Poetik eine kleine Lucke unb vor biefem ck,^«r« etwa ein ovx «XXai^ ausgefallen ift5). Lehrreich fur ben Begriff ber kunftlerifchen Nach- ahmung bei Ariftoteles als fchopferifch umbilbenber Thdtigkeit aber ift es, bah er mit Recht gerabe in bie befckriebene Art von Darftellung ber Fabel bie eigentlich fchopferifche Thdtigkeit bes Dichters, von welcher er eben feinen Namen 7i,),^r^ fuhrt, eben biefe letztere felbft aber ausbrucklich mit seiner kunftlerifch-nachahmenben in Eins feht (ebenb. 3- 27-33 6) vgl. o. 1. 1447 b, 13 ff.). Auch bie vollig frei von ihm erbichtete Hanblung bleibt immer noch eine nachgeahmte unb wirb nie eine wirkliche, unb umgekehrt auch bei ber Darftellung einer wirklichen bewdhrt sich feine Schopferkraft in ber Wahl feines Stoffes,

5) Die oon mir in Sahn's Sahrb. LXXXV (1862) ©.321 au«ge. fprochene SBermuthung, bah bte SBorte xal dwctTa yevia&m trietletd)t gauj jn tiigen feien, nehme id) hiermtt juriiii. @tatt xai fdhe ich Ueber rj ober rj xaly bod) tfi auch xai evflaibar.

6) Warum Ber nays DieDialoge bed Aristoteled S. 60 ff. die hier entwickelten Folgerungen aud der aristotelifchen Grundansicht iiber dad 7roeel> im All gem ein en im Gegenfatz zum ?r(>«r5k,v statt mit Aristoteled selbst aud dem Wefen ded mimetifchen ??o,kl>, aud dem Nachweid bed Fabel ald ded Hauptstiickd und den Gefehen ihrer Einheitlichteit herleitet, ift nicht abzufehen. Man bedarf hier in oer That nicht noch ganz anderer Ge« dantengsnge ald der von Aristoteled selder auddlkcklich audgefprochenen.

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222 Stubien zur ariftotelif ch en Poetik.

inbem er aus bem vielen wirklich Gefchehenen sich gerabe einen solchen herausgreift, welcher ben hochften poetifchen Anforberungen entfprechenb frei von allem bloh Zufdlligen ift7). Wenn aber Spengel ^) meint, nur einigermahen tonne man bem Aristoteles zugeben, bah biefe ganze Folgerung aus bem o. 7. 8 Entwickelten hervorgehe (1451 a, 36), fo kann man bies in fo fern allein 9) einrdumen, als es allerbings erst aus bem Zufammenhange herausgelefen werben muh, bah eine dhn- liche, wenn auch minber ftrenge ^) Einheit ber Hanblung wie von ber Tragobie uberhaupt von jebem Gebicht, infonberheit vom Epos unb von ber Komobie zu forbern ift, o. 8. 1451 a, 19-29. o. 9. 1451b, 9 - 15"). Namentlich fur bie Komobie lauten aber boch bie wirklich von Aristoteles in biefem Sinne gemachten Anbeutungen ^) beftimmt genug unb werfen auck auf verwanbte Aeuherungen uber biefe Dichtart in fruberen Tbeilen ber Schrift, c 5. 1449b, 5-9 (f. Rhein. Muf. XVIII. S. 377) vgl. o. 4. 1448 b, 34 ff., erft ein volles Licht.

7) 3)a nach Artftoteles eigener Angabe boch nicht allc, fonbern nur ttmtaus bie metften £vag6bten ntcht crbichtete, fonbern ilBerlteferte Stoffe b^anbeln, fo fragt ftch, ob ntcht 1450 b, 24 in ben SBoiten n€Ql ovg at tqaytpdCai €tatv t)ov tQayydlai cin nltiartu at)n(tcf) rote c. 14. 1454 a, 9 f. niabiidieinlid) (f. SSahlen Sbeitir. I ©. '61) cm xaXliaxat andqefatten tfl.

8) Ueber Aristot. Poet. (Abl)l). der Munaicner Us. II) S.234 Anm. 9) Im Uebngen s. da^egen E. MiUler Gefch. der Kunsttheone II.

S. 112fs., Vahlen Beitrr. I.S.29. 10) Hinstchtlich bes Epos spncht bies Artstoteles hernach ausbrltckltch

aus, 0.26. 1462 b, 3ff., hinsichtltch ber Komobie aver iN es in biefer Hinsicht diarakteristisch, bah er nur von ber Wahrfcheinlichkeit, nid)t von ber Nothwenbigkett ober Wahrsd)einlichkeit in Bezttg auf die komifche Fadel rebet, 1451 b, 18, obwohl man aus bergleid)en bet Aristoteles nicht allzu viel fchliehen barf, benn auch bei ber Erkennung in Cap. 16 ist tmtner nur von bem Wahrscheinlichen bie Rebe, auhcrbem s. Anm. 20.

11) Obwohl Aristoteles hernach wahrhaft einheitliche Fabeln mit bem Namen von bramatifchen bezetchnet, o. 23. 1459 a, 19, verlangt er boch eben bort gerabezu foldie bramattfdie Faveln aud) vom Epos. Mit Recht bemerkt also Vahlen Beitrr. I S- 26, bah es sich aus ber Allgemeingi'tltig- keit bieser Forberung bes Dramatisd)en erklcire, wenn in Cap. 7-9 ueben ber Trago'bie auch bas Epos unb bie Komobie unb bie Dichtung uberhaupt in Betrad)t gezogen wirb. Um fo mehr war aver von ihm hervorzuheben, bah bie Tragobie auch ihre fpecififch tragifche Wtrkung mit bem Epos theilt, ba bies, wenn es etwa wirllich in o. 26. 14N2 b, 12 ff. nicht ausbrucklich liegen follte, boch fchon baraus hervorgeht, bah auch fur letztere ganz iihn- lich o. 13. 1453», 32 ein Beifpiel aus bem Epos genommen wirb.

12) Um ihre richtige Auslegung hat sich bekanntlid) L e f f i n g (Hamb. Dramat. St. 89. S.370ff. Lachm.<Maltz.) uveraus verbient gemacht, ob- wohl feme Ueberfetzung einzelnes Uurichtige enthiilt. ')iur aber hatte er nicht leugnen follen, bah im Ganzen bie alte attifche Komobie weit starter an ber personlichen Satire festhielt als bie Mere unb baher weuigcr Gebrauch von bem macht, was Aristoteles hier ?« rt^o^l« o^o.u«l« (145 l b, 13) nennt, unb

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Page 8: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Stubien zur aristo telifchen Poetik. 223

Dah nun hiemit bie Erorterung uber bie Einheitlichkeit ber tragifchen Fabel zu Ende ift, liegt zu Tage, unb es fragt sich nur noch, in welchem Verhdltnih ber uberleitenbe Abschnitt 1451 d, 33- 1452 a, 9 zum Voraufgehenben unb Folgenben fteht, unb ob bie Ver- fuche nack C a ft e l D e t r o's Vorgang bas erfte Glieb besselben (bis rn c^)k^5 1452 a, 1) Don ihm abzutrennen unb an einem anberen ndher ober entfernter liegenben Orte unterzubringen nolhwenbig ober auch nur zuldssig sinb. Hermann hat es, wie jetzt wohl allgemein aner-. kannt wirb, unpassenb, hinter //'k^«l, o. 10. 1452 a, 16, Vahlen^) neuerbings ungleich angemessener hinter ?!«()« ru tix,^, o. 16. 1456 a, 25, geftellt. Der an sich wohlbegrunbete unb fchon Don ben dlteren Erkldrern (f. bef. Vettori z. b. St. S. 100) in Doller Schdrfe ent- wickelte Anftoh ift ein boppelter. Einmal ndmlich ift noch gar nicht gefagt, was benn eigentlich einfache Fabeln sinb. Da aber bie- jenigen Fabeln, Don benen im zweiten Gliebe Don 6/15/ <)t ab, 1452a, 1 ff. bie Rebe ift, eben keine anberen als bie tragifch brauchbaren Der- wickelten ober Derflochtenen sinb, fo liehe sich behhalb noch immer ber ganze Absatz als eine burchaus passenbe Ueberleitung zu ber auf bem Fuhe folgenben Unterscheibung unb Desinition biefer beiben Arten tragifcher Fabeln (0. 10) anfehen, in welcher le^teren bann bas <N 1452 a, 12 Dor rc3p ̂»"^o^ im Sinne Don ?«9 zu faffen ware: ,,bie Fabeln zerfallen ndmlich in einfacbe unb Derfloch' tene" "). Allein furs Zweite sieht man nicht ab, weshalb nicht Der- wickelte Fabeln eben fo gut als einfache ber nothigen Einheit erman- geln unb zufammenhangslos ober ,,episobenhaft" fein konnen, unb wehhalb mithin biefer Fehler nur an ben letzteren gerugt unb ber- artige Fabeln nur als bie fchlechteften Don ben einfachen unb nicht Don alien Fabeln bezeichnet werben. Man muhte benn eben mit Vet- tori fagen, bah ja im zweiten Gliebe bie Derstocbtenen Sujets als bie fchoneren unb bamit inbirect bie fchlechteften Don ben einfachen auch als bie fchlechteften Don allen gekeNnzeichnet sinb. Iebenfalls ift aber eben fo wenig abzusehen, wie biefer Anftoh burch Umfetzung bes erften Gliebes an irgenb eine anbere Stelle befeitigt werben konnte: er mag

bah sie mithin semen Ansorderungen weniger entspricht. Der Ausdruck ?«?-!/- ^oi^« ist, beilaufig bemerkt, nicht sehr glucklid) gewahlt, da unter dem ?v- ^o> vorher o. 7. 1450 d. 32. 33.36 und nachher 1452 a. b f. vielmehr das dem elxoc und «^«/x«5ov Entgegengesetzte verstauden wird.

13) Bettrr. I S. 30 f. II S. 3. 62 f. (Wiener Sitzungsber. I.. S. 294 f. I.II. S. 89. 150f.)

14) Dabei bin ich in meiner Ausgabe stehen geblieben, ohne mir jedoch die dabei noch itbrigen Schwierigkeiten zu verhehlen, wehhalb ich Venn ausdriisltch in der kritifchen Anmerkung auch die Besferungsverfuche fur raw ̂ «7r>l.l3^ 1451 b, 33 von Castelvetro «7r^l35 ^ rc3^, Ty r- whitt rlli> ck^ «^«v nnd Twining ?liiv ̂ «7l«^lt,p (wofitr aber Aristoteles doch wohl «^«,^^,- <5t ̂tii^ gejchrieben hatte) angegeben hade.

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224 Stubien zur aristotelischen Poetik.

an einer solchen minber unangenehm auffallen, aber im Wesen bleibt er berselbe, wo immer wir bie Worte lesen. Doch noch ein Drittes macht Vahlen geltenb: in bem in ben Anfangsworten bes zweiten Gliebes cne/ Fe ov ^ovov reXc/u^ eclr/ Tr^u^tco^ H ^i^i^l7,5 «XX« xai <zpo/3e^o3v xae cXeetpcop liegenben ©egensahe selbst ist eben so unmittelbar ber Abschluh ber fruhern als bie Ueberleitung zur folgenben Untersuchung gegeben, alles Voraufgehenbe ist also zu bei- berlei Zwecken ungehorig. Allein gerabe bie namliche Bebeutung bieser auf o.7. 1450 d, 23 ff. zurudblickenden Worte hat im Wesentlichen bereits ebenso Spengcl (U. A. P. S. 234) hervorgehoben unb boch nicht ben minbesten Grunb in bieser Voraussehung zu einer berartigen Folyerung gefunben, vielmehr gegen jcbe Umstellung bes ersten Gliebes sich ausgesprochen. Unb mit Recht. Denn was bejagt benn bies erste Glied anbers, als bah Fabeln, bie, burch ben Charakter ber Einfach- heit aller weiteren Vorzuge beraubt, nicht einmal ber Einheit ber Hanblung Genuge thun, schlechthin untragisch sinb! Nicht einmal Vahlen selher leugnet, bah bieser Gedanke an sich einen guten Ab- schluh bes voraufgehenben Abschnitts bildet ̂). Was hat es benn nun aber irgenb Anstohiges, wenn an biesen Abschluh sich bie seinen Grunbgebanken noch einmal wieber aufnehmenbe, aber zugleich burch ben Gegensah erweiternbe unb bamit zu einer ganz neuen Erorterung

15) a. a. O. I S. 30: ,,Allerbings war im Vorausgegangenen ber Nachbruct gelegt auf bie einheitliche Verknupfung ber Begebenheiten , unb von biefer Forberung entfernen sidi am meisten biejenigen von ben . . . Mythen, welche AristoteleS bie epifobifchen nennt". - D<ls Wort ̂ 7lke^o<lt« kbrigens, welches in ber Erkliirung bes Ausdrucks ,,episobifch" oder ,,epi- fobenhaft" angewanbt wirb, 1451 d, 34 f., fcheint mir laum von Aristoteles felbst herriihren zu konnen, weil es in diefer Erkliirung ja in einer anderen Bebeutung gebraucht fein mugte als in bem Ausbrucle felbst. Der letztere namlich ist offenbar von F7re,oo6tov in bemfelden Sinne, in weldiem auch wir bas Wort ,,Epifooe" gebrauchen, hergeleitet: eine epifobenhafle Fabel ist eben eine folche, in welcher bie Haupthanblung durch fo viele Episoben ober mit aubern Worten nur lofe verbunbener Nebenhanblungen ausein- anbergerisfen ist, bag baburch aller strenge 3ufammenhang ber Tyeile auf- hdrt. In ber Erkliirung aber heigt es, sie fei eine folche, in welcher bie ^7ikilfo<f,« weber nach ber Nothwenbigkeit noch aud) nach ber Wahrfchein- lichkeit auf einanber folgen, unb ba konnten r« iTrkeaockta boch nur ent- weder, wie o.4. 1449 a, 28 (vgl. o. 12), bie einzelnen Acte ober Auftritte (Scenen) bes Dialogs ber Tragobie ober wahrfcheinlicher, wie o. 17. 1455 d, 13. 16. 23. o. 24. 1459 d, 30, bie Detailausfkhrungen bes Grunbplans, bie befonberen Theilhandlungen der allgemeinen Gefammthanblung fein. Mir fcheint baher ̂ /rkel7ocke« ein burch bas voraufgehenbe Fneetiocktaickktc (3- 33) unb snkeooFealcky (3. 34) wohl erkliirbarer Schrelbfehler, fei es nun, bag bas richtige Wort, etwa ?r^«^«r«, burch benfelben verbrangt, fei es, bag, wie BHcheler ^neint, ̂klt7ock«« eiufach zu tilgen ift, wofkr,die Wortstel< lung von ̂ kl' «^^« fpricyt, welches fonst natiirlicher jebenfalls unmittel- bar vor ei?«l stanoe.

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Stubien zur ariftotelifchen Poetil. 225

uberleitenbe Bemerkung anreibt, bah jene blohe Einheit ber Hanblung nicht genuge, fonbern zugleich bie fpecififch tragifche Wirkung erreicht fein wolle, unb tragifche Fabeln mitbin, melche mit ber erfteren bie Anmenbung ber befonberen Kunftmittel zur Erreichung ber lehtern ver- binben, urn fo mebr bie fchonften ftnb, aid gerabe bie Neobachtung bed Gefehed ber innern Ellcheitlichteit unb Woblmotivirtbeit ber Hanb« lung aucb bei biefer Anwenbung erst ben beabftchtigten Erfolg sicher stellt l Mit einem Wort, alled Anftohige liegt lebiglich in ben brei erften Worten rcav llc «7lXcoz', unb gerabe biefe Tbatfache ift es, bie ed eben fo mabrfcheinlich macht, bah eben biefe Norte eine viel« leicht starte Verberbnih erlitten haben, aid unmabrfcheinlich, bah ber ganze burch sie eingeleitete Gebante von feiner uberlieferten Ltelle, an melcher er aufd Trefflichste in ben Zufammenbang paht, an einen fo entlegenen Ort, mie Vablen mill, mo chn, felbst menn bie bort von Vablen entmickelte Gebankenverbinbung vollig richtig ift, Nie« manb entbchrt, binmegzurucken fein follte. Die Aenberung von «?rXe5v in tt).Xeo^, bieTyrmhitt vornabm, empfieblt ftch mobl am Meiften: gemeint ftnb bann alle anbern Fabeln auher ben im zmeiten Gliebe befchriebenen. Aber auch bad <5c stort alien Zufammenbang. Stdnbe ^iv ovv ba, fo fchmdnbe jeber Anstoh. Denn mad ifl hdusiger bei Aristoteled, aid bah er mit biefer Partilelverbinbung eine abfchliehenbe Recapitulation einleitet unb chr bann bie Ueberleitung zum folgenben Abfchnitt mit 6c gegenuberstellt ! Vei ben vielen grohen unb lleinen Verftummelungen, melche bie Poetit erlitten bat, mirb es aber auch leine zu gemagte Annabme fein, bah mirklich aud einem ̂ev ovv ein Fe merben konnte. Dad folgenbe «)e an ber Spihe bed 10. Cap. tann bann in feinem gemohnlichen Sinne unb nicht in bent von /ao genommen merben unb muh ed mobl auch, inbem ber jetzt burch bad feblerhaft eingefchobene 12. Cap. gestorte Gebankenanfchluh bed Folgenben an bad Enbe von Cap. 9 in ber Kurze biefer zu fein fcheint: ,,tragifche Fabeln, in benen bad moblmotivirte Unermartete unb Wunberbare eine Nolle fpielt, ftnb fchoner aid alle ubrigen; nun zerfallen aber alle tragifchen Fabeln in einfache, in benen ber Schickfaldmechsel ohne, unb in verflochtene, in benen er mit Pertpetie ober Ertennung ober Neiben erfolgt; Peripetie unb Erkennung ftnb bie beiben Formen bed Uner- warteten unb Ueberrafchenben in ber Tragbbie ; mitbin ftnb bie fchbn- ften Fabeln von ber verstochtenen Art: 67lkt^ osv cke5 r^v ovv- ^ktilv r^5 x«XXll7r?/5 ?^«^ill/a5 ^^ ttTiX^v, o. 13. 1452 b, 30 f., mo bad o^v, mie fchon Spen gel (S. 236 f.) bemerlte, auf ben Schluhgebanlen bed 9. Cap. zuruckmeift. Auffallenb genug bleibt es freilich babei, bah man ftch ben Zmifchengebanten, Peripetie unb Er- lennung feien bie Formen bed Unermarteten in ber Tragbbie, beinahe ")

16) S. Anm. 23. Vtus. f. PHUsl. N. F. XXU. 15

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226 Stubien zur ariftotelif chen Poetik.

erft aus bem 3ufammenhange herauslefen muh, unb bah ber bargelegte 3ufammenhang felbft no* bur* bie Crdrterung fiber ein brittes Moment bes Tragifchen, bas TlaHv?, welches nicht an bie ver- flochtene Fabel gebunben ift, fonbern eben fo gut einer einfachen ange- hsren tann, o. 11. 1452 b, 9 - 13, unterbrochen wirb.

10.

Eben biefe Unterbrechung nun aber ldht bie Frage vollberech- tigt erfcheinen, ob nicht trotz bes unleugbar engen 3ufammenhanges, in welchem fonach Gap. 10 unb 11 mit Gap. 13 unb 14 stehen, bennoch bie beiben erften Gapitel als ein befonberer, wenn auch mehr einleitenber Abfchnitt fur si* zu betrachten sinb, wdhrenb Vahlen (Beitr. II S. 4 ff ) Alles mit einanber nebst Gap. 16 zu einem unb bemfelben Theile, bem zweiten von ber Abhanblung fiber bie tragifche Fabel, verbinbet. Unb fo fehr nun immerhin fchon bie angezogenen Norte bes 9. Gap. sTic/ 6e ov ^o?o? - ^o/se^cov xa/ eXcseveuv zu ber zweiten Aufgabe ober ber Wirkung ber Tragobie Furcht unb Mitleib zu erregen unmittelbar fiberleiten, fo knfipft Ariftoteles bo* bie Erorterung bes 13. unb 14. Gap. ni*t birect an bas Vorauf' gehenbe an, fonbern fchiebt no* bie ausbrfickliche Ankfinbigung ba« zwifchen, bah er, allerbings im engsten Anfchluh an basselbe (e^c^5 - ro55 vvv e^^c^oi^), erft jetzt zur Behanblung ber Frage fiber- gehe, wie bur* bie Fabel bie eigentliche Aufgabe (5970?) ber Tra- gobie erreicht werbe, 0. 13. 1452 b, 28-30. Inbessen ift es von geringem praktifchen Interesse, ob man fonach bie Unterfcheibung ber beiben verfchiebenen Arten tragifcher Fabeln, 0. 10, unb bie ndhere Bestimmung ber beiben eigenthfimlichen Beftanbtheile ber verflochtenen Art, Peripetie, 0. 11. 1452a, 21- 29, unb Ertennung, 1452a, 29 - b,8, fo wie bes "UH05, 1452 b, 9- 13, als einen mehr felbftdnbigen Theil ober vielmehr als Unterabtheilung faht, benn in ber Hauptfache hat Vahlen ganz Recht barin, bah in Gap. 10 unb befonbers 11 bie vorldusige Orientirung fiber bie bie tragifche Wirkung fteigernben Mo« mente vorauf gefchickt, bann in Gap. 13 bie Nefchaffenheit ber tragifchen Gefammthanblung, wie sie zur Erregung von Furcht unb Mitleib er« forberlich ift, ohne Ruckficht auf jene befonberen fteigernben Moments feftgestellt unb enblich im 14. Gap. auf jene Momente felbft fpecieller eingegangen wirb. Ob unb in wie weit biefe Ansicht in Bezug auf eben bies 14. Gap. noch einer Mobisication bebarf, ift feinerzeit ge« nauer zu unterfuchen.

Ariftoteles unterldht nicht von Neuem einzufchdrfen, bah in ber verflochtenen Hanblung") fo gut wie in ber einfachen bas Gefeh ber

17) Die friityer von mir enttmcfette unb audj in ben Text gefefcte $ermutf)ung, bah in ber Definition berfelben mnltypivri 6' iariv (ober

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tztubien zur ariftotelifchen Poetil. ^2^

Einbeit unb Urfdchlichteit strenge gemahrt bleiben mug (ov^t/ov? x«/ /lltu5, 1452 a, 15. r«5r« l)t <)li x. r. X. g. 18 ff., 6t« rucke g. 21, xa/ Lo5re) 6e - tt^«yx«5ov o. 11 ebenb. Z. 23 s.). In ben Worten, in melchen bied gefchiebt, r«vru <)e l)e5 /,>eo^«t «tz

^e?ttiv t7l'^/?«,lttv ̂ ' e§ «i^ttyx^ H x«r« ro llxo( y,vet7^«t r«5r«, ift bie Wieberholung bed r«i"r« anftogig, unb Bonitz (bei V ah ten Neitrr. II S. 7 f. Anm.) hat ed baher mit gemohntem Scharf« sinn in rtlv«^/« zu dndern vorgefchlagen, urn fo fur bad unmittelbar folgenbe x«^ci?ik(, ll^,/r«,, o. 11. 1452 a, 23, eine Beziehung zu geminnen, ba er nicht ohne Grunb mit ber Deutung, melche V a h l e n (a. a. O. S. 6 ff.) neuerbingd biefer Formel gegeben hat, nicht ein« verftanben ift. Allein biefer Vorfchlag hat bad Nebenten gegen sich, bag boch mohl fchmerlich, felbst menn bie ndhere Erlduterung sich un- mittelbar anreihte, Peripetie unb Erkennung fo schief unb untlar aid ein Erfolgen bed Gegentheils, ohne Angabe bessen, movon basselbe bad Gegentbeil sein soli, bezeichnet merben tonnten. Died gilt aber urn fo mebr, ba in ber Definition ber vermickelten Fabeln, an melche biefe genauere Zufahbeftimmung fid) anfchliegt, gerabe fo mie vorher in b« ber einfachen von ber ̂ tr«/!j«<7t5 ober bem Uebergange fei ed von Gluck in Ungluck ober von Ungluck in Gluct bie Rebe mar. Lefen mir alfo ?«va?r/« - unb bad tann an fid) ganz richtig fein ̂) - fo mirb bie ndchftliegende Deutung immer bie fein, bag unter bem Erfolgen bed Gegentheild vielmehr jener Uebergang felbft unb nicht bie /UkraLoXH rcop 7i^«rro^eva)v 555 rovvuvr/o? unb etz a/^o/az ^55 7?wotv, als melche bie Peripetie unb Ertennung befinirt merben, 0. 11. 1452 a, 22 f. 29 ss., begnffen unb fo zu uberfehen ift: ,,fo bag (auch hier) bad Gegentheil (b. h. Gluck, menn vorher Ungluck, unb Ungluct, menn vorher Gluck mar) sich aud bem urfachlichen Iu- fammenhange bed Vorhergefchehenen entmeber mit Nothmenbigteit ober mit Wahrfcheinlichteit entmickelt". Falld man aber auch mirtlich bie Worte bann fo fagte, mie Bonih mill, fo konnte boch Aristoteled, menn er eben nur allgemein gefagt hatte, Peripetie unb Ertennung feien ein Eintreten bed Gegentheils, unmittelbar barauf taum behaupten fchon bestimmt gefagt zu haben, Peripetie fei bad Umfchlagen einer That in ihr eigened Gegentheil. Enblich ist ed auch taum bentbar, bag er auf benfelben Satz unmittelbar hinter einanber zuerft mit bem Perfect xttHnTieg e!^r«e und bann mit bem Prdsend c3<7««^ X^- /v^ep zuruckgewiesen haben follte, 1452 a, 23 f., trotzbem bad, morauf bad erstere, zum Theil fo in bemfelben spdter aid bad stdnbe, morauf bad lehtere sich bezieht. Mag nun aber bied ganze Vebenten auch

iss'), Hc zu fchreiben fei, ist inzmifchen von Vahlen a. a. O. II S. 8b noch mefentlich unterstktzt morben.

18) Vielleicht ist aber auch bad zmeite l«5r« einfach zu streichen.

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226 Stubien gur ariftotelif chen Poetit.

nicht schwer genug wiegen, um bie Unmoglichkeit bes Bonih'fchen Verfuches barguthun, fo wirb es boch bagu ausreichen, um fur bas Citat x«^«7lk^ ei()^r«t, wenn anbers es wirklich ein Citat einer fchon fruher gegebenen Beftimmung ber Peripetie ift, eine anbere Be- giehung wahrscheinlicher gu sinben.

11.

Nach Vahlen nun freilich foll es gar lein solches Citat fein unb an biefer Stelle nicht ,,wie gefagt", fonbern vielmehr ,,in ber angegebenen Weife" begeichnen, unb biefe in ber angegebenen Weife erfolgenbe ^er«/3oX^ rco? Ti^arro^e^cov etc: rol)i^air/ov foll sich auf ben Schlug bes 7. Cap. guruckbegiehen, inbem bort bie tragifche Fabel entweber als Wecksel gum Ungluck Oder gum Gluck begeichnet wirb, fo bag alfo, wenn biefer Wechsel burch eine Peripetie vermittelt wirb, bie Art unb Weife berfelben hiernach felbft eine boppelte fein kann, gum Ungluck, wie in bem ersten, unb gum Gluck, wie in bem gweiten ber erlauternben Beifpiele. Allein abgefehen bavon, bag bann boch wohl ̂o^ei^ gu biefem xaFnTle^ ci^^r«5 hingugefeht fein mugte, ba sich fonst letzteres boch taum construiren liege, hatteVahlen gewig wohl gethan bem Einfpruche von Bonih, bag bie Negugnahme auf die entfernte unb anberem Zufammenhang angehorige Stelle (o. 7 g. E.) mit jener Formel gu unbestimmt begeichnet fein wurbe, nachgugeben. Konnte rcov 7i^«rro^cvco^ ci^ rov^cevr/ov /tera/tioX^ x«Hn7lk^ kl(,^r«5 auch wirklich ein nach ber angegebenen Weife erfolgenber Umfchlag dessen, was man that ober thut, in bas Gegentheil") be- geichnen, fo wurbe man boch wenigstens, um verstehen gu konnen, was gemeint ift, verlangen, bag bie gwiefache Weife fchon ausbrucklich ein- mat in Begug auf biefen Umfchlag unb nicht in Begug blog auf ben gefammten tragifchen Schickfalswechfel angegeben war.

Hiernach burfte es benn nach wie vor bas Wahrfcheinlichste bleiben, bag ber Ruckweis sich auf eine fchon einmal gegebene unb uns nur nicht erhaltene Definition ber Peripetie begieht, unb biefe

19) Namlich bes babei Beabsichtigten. Diefe Dollig richtige Erklli- rung hat erst Vahlen a. a. O. II S. 7 gegeben, wshrenb auch bie Don mir in meiner Ausgabe niebergelegte Auffasfung noch mit IrrthUmlichem Dermischt ist. Uebrigens gebraucht Aristoteles felbst das Wort Peripetie her- nach e.16. 1454 d, 29, wie auch Vahlen (S. 8) bemerkt, in ewer laxeren Bedeutung nicht Don bem Gegentheil ber beabsichtigten Wirkung, fonbem nur Don ewer anberen Wirkung als ber beabsichtigten, kberhaupt also Don ber unabsichtlich eintretenben. Duntzer (Rettung ber arist. P. S. 149) mochte 56? 7^^«i^o^^ai^ 1452 », 22 f. selbst im Sinne bes Eonats fassen ,,bes Beabsichtigten", was allerbings fiir ben Gebanken fehr angenehm wsre, aber boch fchon burch stch wiberlegt, bah minbestens das parallele Llii^ TlkTi^tt/^^luv (ebenb. Z. 28 f.) ebm fo gut fprachlich wie fachlich boch nicht heihen kann ,,bes Beabfichtigtgewefenen".

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Stubien zur ariftotelifchen Poetil. 229

lann, wenn uberbaupt, an feiner anberen Stelle ausgefallen fein als an ber einzigen, an welcher kberbaupt bisher ausbrildlich Don Peripetien unb Erfennungen bie Rebe war, 0.6. 1450 a, 34 f. Unb ba wir auch bei ber Vefprechung ber Erfennung gleich bernach 1452 a, 35 wieber ein wnTiko el^^ae finben , fur welches sich jeht feine Be- ziebung im Voraufgebenben entbeden ldht, fo nabm ich an, bah an eben jener Stelle auch fchon bie Erfennung nach ibren brei Derfchie- benen Objecten, Perfonen, Sachen unb Hanblungen, in ber Poetif, wie fie urfprunglich aus ben Hdnben bes Aristoteles berDorging, befinirt worben war. Nun ift zwar ber Einwurf Vah lens (a. a. O. S. 60f.) richtig: bie auf bie Wortbebeutung zurudgchenbe Definition ber Erfennung im 11. Cap. (1452 a, 29 fs.) beweift, bah nicht fchon eine anbere form- liche Definition Don ibr Doraufgegangen fein fann, aber bas bleibt boch immer noch benfbar, bah Aristoteles an jener fricheren Stelle ge- fagt baben fann: ,,Peripetie ift ndmlich bas unb bas, unter Erfennung aber Derftebe ich fowobl bie Don Perfonen als auch bie Don Sachen unb Don Hanblungen". Ein. anberer Einwurf Don Vablen, ftatt c<7?t <7v^A«/pkt? wurbe Aristoteles wobl ov/u/iln/vkl cepae gefagt haben, ift mir ferner unDerstdnblich, ba care c7,i^j3«,vclv unb <7,^- ^«i^kt klvae ja etwas ganz Verfchiebenes bezeichnen, jenes ,,kann eintreten", biefes ,,tritt ein". Freilich baben aber bie beften Hanb- fchriften e7,'^/3tt/ve«, nicht ov^u/vel,, , unb es ldht sich allerbings nicht mit Gewihbeit fagen, ob biefe leichte Aenberung richtig ober ob, wie Vablen meint, Dielmebr bas ci^ra, Derberbt ift. Wenn er in bemfelben cv unb ben Namen eines Studes fucht (unb in ber Tbat was follte fonst babinter stedenl), so erinnere ich mich nicht bei Aristoteles ein folches Beifpiel mit binzugefugtem t7,'^/3«/^kt gelefen zu baben unb glaube baher, bah er in biefem Falle auch bier bloh VliTie^ cv * * * obne <5v^j3a/?el gefchrieben baben wurbe. Gefeht aber auch wirflich, Vablen wdre bennoch bier auf bem richtigen Nege, fo wurbe auch fo noch binsichtlich bes obigen x«^«7rc^ ll^i?- r«e als bas Wabrfcheinlichste festzubalten fein: Aristoteles batte, ba er zuerst Don ben Peripetien unb Erfennungen fprach, zur Dorldusigen Orientirung gleich eine Definition ber ersteren binzugefugt, ebenfo bin- sichtlich ber lehteren zu Derfabren war bagegen feineswegs eben fo nochig ober auch nur wimfchenswertb, ba im Allgemeinen Ieber fchon Don felbft weih, was man sich unter Erfennung zu benfen bat.

In ber Erorterung ber Erfennung erregt uberbies noch bas x«i TltgtTrcrkta 1452 a, 38 Anftoh. Denn obwobl es allerbings ,,ein Stud Don Aristoteles eigenftem Gebanfen" ist, urn mit Vahlen (a. a. O. S. 9) zu reben, bah bie Wirfung ber Erfennung Don Per- fonen noch burch bie mit ibr Derbunbene Peripetie gesteigert wirb, Z. 32f., unb man baber es gerne feben wurbe, wenn biefer bisber nur in ber Form, bah eine folche in biefer Verbinbung auftretenbe Erfennung bie fchonste fei, bargeftellte Gebanle noch nachtrHgllch ba«

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23s Stubien zur aristotelifchen Poetil.

burch ndher begriinbet wiirbe, bah ja bas Hinzutreten ber Peripetie noch Furcht unb Mitleib fteigern muh, fo unpassenb muh es boch er« scheinen biefe ndhere Erlduterung einem Sahe unb zwar burch bie blohe Zuthat Don «"/ 7lk(,t7r6«l« einzufugen, ber nach ber ganzen logifchen Abfolge unb grammatischen Verbinbung ber Sdtze zu nichts Anberem beftimmt ift als ben Grunb bafkr anzugeben, warum bie 8r» tennung Don Perfonen bie allein eigentlich tragifche ift: «XX' H ̂ a- Xl<7?« 7ov ^v^ov x«i ^«Xtc7^« 7^5 ?r^«^ea)5 ^ ti(l^ev^ f«va- /vw^e<7l()- i) /«^ ?ol«vr^ «va/vcl)^lc7t5 x. r. X. 1452 a, 36 ff., ^Trei FH ̂ ava/vco^i(7t5 x. ?. X. 1452 b, 3 ff. Unb fo wirb benn unter biefen Umftdnben noch immer bem Zweifel Raum bleiben, ob bies x«e neplTlc'rkltt wirklich Don Ariftoteles herrilhrt, ba ber burch dasselbe angebeutete Gebante auf ber anbern Seite auch nicht Don ber Art ift, bah ihn nicht jeber Derftdnbige Lefer aus bem Zusammen- hange sich felber entnehmen muhte^).

Der britte Nbsatz bes 11. Cap., welcher Dom Tltt^o^ hanbelt 1452 b, 9-13, ift nicht bloh Don Ritter, fonbern auch Don Zeller unb

20) Ist es 5cht, fo kann wcnigftens wohl nicht mit V ah l en (a. a. O. ubersetzt wcrben: ,,bie Erkennung, welche zugleich Peripetie ist^', fonbern ^,bie Erkennung unb bie (etwa) mit ihr verbunbene Peripetie", f. Z. 32 : o?-«v «^e« 7rk(>t?l^k,«t )/i>aii^«,. Sonst rebet Aristoteles noch von einer aus eincr Peripetie entstehenben Erkennung (o. 16. in ber Anm. 19 angef. Stelle : «t <l^ 5ie 7rk^7rc^k/«5), nie aber bavon, bah cine Erkennung selber auch zugleich Peripetie sein konnte, was auch wohl sachlich unmoglich ist. - Auch mem Anstoh an bem ? - ? 1452 a, 38 f. ist burch bie Gegenbe* mertungen von V ah ten a. a. O. S. 70f. keineswegs vollstanbig beseitigt. Denn auch fur einen nicht ,,chikanirenben" Leser ist es cine harte Zumuthung, ein Entweber - ober im Sinne eines Sowohl - als auch auffaffen zu follen, wichrenb ein folcher baruber, bah gelegentlich cinmal ungenau bloh Furcht erregenb ober bloh Mitleib erregenb steht, wo Beibes verbunben few follte, sich leicht hinwegsetzen wirb. Auch bie Stelle o. 19. 1456 b, 3 habe ich felber dereits wohl iu Rechnung gezogen, unb fur ben bortigen Zufammenhang kommt, wie Ieber zugeben muh. gar Nichts barauf an, ob bie Tragobie Furcht und Mitleib Oder nur Furcht ober Mitleib erwecken foll. ein gewisser Gegensatz besteht ja aber auf jeben Fall zwischen beiben Affecten ungeachtet ihrer Wechselbeziehnng in ber That. Das ol!?e - ol!rk o.i3. 1453 a, 1. 3 ferner kann bem ̂ - H nicht zur Stuye dienen, benn zwischen ber affirmativen unb negativen Horm besteht nicht ein kleiner, fonbern ein groher Unterfchieb, ba bas Weber - noch ebenfo gut, wie fchon Lesfing a. a.O. St. 76. S. 319 treffenb bemerkte, bas Sowohl - als auch wie bas Entweber - ober ncgiren kann. Nur aber glaubc ich nicht mehr, bah Aristoteles x«b - x«l gelchrieben hat, wohl jedoch sinb aus bieser SteUe wie aus ber von Vahlen mit Recht als Parallele heran- gezogenen v. 14. 1453 b, 14 7re,5« ovz^ FkeD^ee ^ 7ro5« oixs(>« beschriinkende Folgernngen fllr bas seit Le sling allzu unbedingt angenommene Inein- anber briber tragischer Affecte zu ziehen.

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©tubien zur ariftotelifchen Poetit. 231

Bran bis") fur unacht erklsrt worben. Allein er ift unentbehrlich, weil aus ihm allein begreiflich wirb, was Aristoteles unter berjenigen Art Don Tragobie Derfteht, welche er o 18. 1455 b, 34 f. ?ra^rt)eif nennt. Es muhte alfo alsbann biefer fpHtere Don ben Dter Arten Don Tragobien hanbelnbe Abfchnitt 1455 b, 32-1456 a, 3 unb in Folge bessen weiterhin auch o. 24. 1459 a, 8-17 gleichfalls getilgt werben22), woDon bie Unmbglichkeit auf ber Hanb liegt. Freilich regen alle biefe brei Abfchnitte bie einschneibenbsten Nebenken an23), fo wenig bie- felben auch bei ben bisherigen Auslegern unb felbft noch bei Vahlen zum Ausbrucke gelangt smb. An stch bezeichnet namlich ?i«Hv5 jebe Art Don Leiben, unb in biesem allgemeinen Sinne hat es L effing (a. a. O. ©t. 38. ©. 160 ff.) auch hier genommen unb baher gemeint, ohne bies britte Moment konne keine tragifche Fabel, weber eine ein< fache noch eine Derwickelte, fein. Allein bie Beschreibung bes Aristoteles zeigt beutlich, bah er bier bas Wort in einem gesteigerten ©inne nur Don befonbers brastischen unb erfchutternben Leibens- unb ©chreckens« fcenen, Morb, Tobtscklag u. f. w. gebraucht. Ia, ber Zusah ev r<zi Paveptz) (1452 b, 12) beweist, bah er zuDorberst an folche bentt, welche babei zugleich unmittelbar bramatifch bem Auge Dorgefuhrt wer« ben "). Oben in ihnen haben wir baher grvhtentheils , wenn auch

21) Zeller Phil, ber Griechen 2. Aufl. lid. S. 621. Anm. 1. BranbiS Griech.«rom. Ml. lid. S. 1696. Anm. 33.

22) 5)enn bog mit ber Mogen Xilgung fcei% SBovtc r' yag ankrjv - nafrrjTixriv bort (3. 9 f.) nid)t gc^olfcn ift, fyatte fitter einfchen foUcn. 23) Vtur bellaufig demerle lch, bah lch nicht aozuseyen vermag, weh-

halb die frUhere, vollig begrunbete Einwenbung von V ah ten (Zur Kritik arist. Schriften S. 10), day bie Worte ckvo //^v ov^ 5o5 ^ev^vl, ^^ Tre^l ̂«5r' 55?/ x. 5. 4. bereitd in acht aristotelischer Weise ben Abschluh der generellen Erorterung von Peripetie und Erkennung nnd den Uebergang zu der ded Trce^ox bezeichnen, wiihrend doch dad Erstere gleich darauf mit andern Worten noch einmal qesagt wird, Peripetie und Erkennung seien nun schon besprochen (rovrcuv ck^ - eihy7«e), jetzt mit einem Male nicht mehr gklten soll. Denn wenn auch die ersten Worte etwa died theild be- deuten theild wenigstend andeuten: ,,zwei Theile der Fabel nun haven es hiermit zu thun, d. h. mit dem Unerwarteten unb bennoch Motivirten, der dritte, nun zu besprechende, dad 7r«^o5, aber nicht" (V ah ten Beitr. II. S. 10), so wird ja hiermit daran Nichtd geandert, und auch der eventuelle Vorschlag V ah l e n'd rol/rcoi, ^ statt ̂r«u^ ^ zu schreiben hilft zu Nichtd, denn wad so im Vorangehenbm schon audbrUcklich mit audgesprochen ist, tann boch schwerlich ald eine Folgerung aud bemselben hingestellt werbm. Ich bin burchaud kein Freunb von <3treichungen ganzer Scitze, aber man zeige mir, wad fur eine anbere Wahl hier bleibt ald bad storenbe rov^s^ F^ - ksanllre berqestalt zu beseitigen!

24) Mit Recht bezeichnet baher Vahlen (a. a. O. S. 11) den Un- terschieb gegen Peripetie unb Erkenmmg bahin, bah bie beiben letztern ge- meinsam burch bad in ihnen liegenbe uverraschende Moment bie tragische Wirkung schilrfen, dad TrceHo? dagegen ald solched burch die Voraugm-

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Page 17: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

232 Stubien zur arift otelifchen Poetit.

nlcht audschliehlich - benn auch Geistererfckeinungen, Eumenibenauf- zuge unb bergleicken geboren bieber - jene besonberen cheatralifchen Effectmittel zur Erregung von Furcht unb Milleib zu fuchen, bie Ari- ftoteled zu Unfang bed 14. Cap. in bem Falle - benn nur bied ist offenbar feine nicht ganz klar audgebruckte Meinung - ald un» lunftlerifch tabelt, wenn sie ben Mangel, bah biefer Zweck nicht burch ben einheitlich in sich gefcklossenen Gefammtverlauf ber tragifchen Begeben- heiten erreicht wirb, zu erfetzen bestimmt sinb, statt gleich ber Peripetie unb Erkennung aud bem innerlichen Zufammenhange einer folchen zugleich wabrhaft einheitlichen unb Furcht unb Mitleib bewirtenben Gefammt- banblung mit Nochwenbigkeit ober boch Wabrfcheinlichteit bervorzugeben unb biefe fchon an sich burch biefelbe erreichte Wirkung nur noch zu fteigern. In biefer lehteren Weife gebt ed bagegen in bem von Art- stoted eben bort 1453 d, 6 f. ald Mufterbeifpiel auch in biefer Hin« sicht wie vorher fur bie richtige Anwenbung ber Peripetie unb Erken- nung, 1452 a, 24 ff. 33, angefuhrten Konig Oebipus zu. Denn ed kann keine Frage fein, bah auch bie Selbftverftummelung bed Oebipud eine braftifche Scene im strengften Sinne bed Wortd ist. Zwar wirb nicht ber unmittelbare Act berfelben eigentlich bramatifch vorgefubrt, aber gleich nach gefchehener That wirb ber Ungluckliche mit feinen blutenben, lichtberaubten Augenhohlen bem leiblichen Vlicke ber Zu- fchauer, bem geistigen ber Lefer ober Derer, benen man ben Gang bed Stacked auch nur erzahlt, sichtbar. Zu ben eigentlich ,,brastifchen"

stellung der blutigen That dieselben tragischen Affecte in Bewegung setzt. Vie stimmt es ader damit, wenn er (S. 20 f ) zum Anfang des 14. Cap. bemerkt, um die aus der Erregung dieser Affecte entspringende Lust ohne Biihnendarstellung lediglich durch die Composition der Tragodie zu erzielen, bazu stsnden dem Dichter nicht bloh Peripetie und Erkennung, sondern auch das 7r«9o5 zu Gebote? Die eigentliche, leibhaste Voraugenflellunss ist ja doch erst die theatralische (o^,,?). Daher hade ich den Anfang des 14. Cap. fo, wie eS im Text in den folgenden Worten geschieht, deuten zu mussen geglaubt und hoffe damit auch Vahlens eigentliche Meinung getroffen zu haben. Ferner aber redet Aristoteles und mit ihm Vahlen allerdings so, als g3be es nur diefe drei Theile von der tragischen over epischen Fabel. Davon wllrde aber die nothwendige Folge sein, dah dann diejenige ver- wickelte Fabel, welche feme 7s«Hy enthalt, aus tauter Peripetien und Er- kennungen oder beiden und wiederum die im strengsten Siune einfache Fabel aus tauter ?i«^ bestehen muhte, und dies ist nicht bloh an sich absurd, sondern Aristoteles fonnte dann nicht neben der einfachen Tragodie und Epopoie auch noch eine ?r«^,x^ angenommen haben. Es gilt daher auch hier jene liberale Auslegnng anzuwenden, welche, wie wir Vahlen selbst so eben (Anm. 30) erinnern sahen, Aristoteles hiiufig verlangt. Iede tra- gische und rpische Fabel hat noch viele andere Theile, aber diese drei find die einzigen, durch welche der Dichter eS in den Handen hat auch noch neben dem Gesammtverlauf von ihr auf Furcht und Mitleid zu wirken. Auch hierin glaube ich der Sache nach mit Vahlen im Einklang zu fein.

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Page 18: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

©tubien zur aristotelifchen Poetit. 233

(7l«H^rl>ea,) TragSbien wirb o. 18 a. a. lD. ber Aiag gezshlt, wohl nicht bloh aug bem Grunbe, well bag ganze ©tuck fich um feine ©elbftentleibung breht, fonbern auck weil hier fogar biefe felbft auf ber Bilhne vor sich geht unb nicht hinter ber Scene, unb ein zweiteg Beifpiel bilben bort bie Ixiongtragobien, vermuthlich bock wohl, Weil in ihnen Ixion an feinem Rabe ben Blicken ber Zufchauer gezeigt zu werben pflegte2^). Aber biefer ftrengste ©inn beg Dra- stischen2^) wirb von Ariftoteleg nicht uberall inne gehalten. Denn auch in ber Fabel beg Epog treten nack ihm (c 24 a. a. O.) bie- selben brei befonbern Momente, Peripetien, Erkennungen unb 7i«H^'- ^ar«, hervor, unb ber Iliag wirb im Gegensah zur Obyssee ein fol« cher braftifcher Charakter zugefchrieben , offenbar weil sie viel reicher ist an ©cenen beg Schlachteng unb Morbeng, ja beinahe grohtentheilg aug folchen besteht, bie aber boch im Epog immer nur erzahlt, nicht bramatifch bargeftellt werben. Unb bie gleiche Abfchwschung trifft Vieleg, wag im 14. Cap. behanbelt wirb, wie z. B. ben bloh erzdhlten lebiglich beabsichtigten Vatermorb beg Hamon in ber Antigone, 1454 », If.27) unb ben wirtlich begangenen, aber fogar bereitg jenfeitg beg Dramag liegenben (e^ai rov ^tt^aro^) beg Oebipug, 1453d, 3 If. Ja, bag ist ja gerabe ber eigentliche ©inn bieseg Capitelg, bah vom dcht tilnstlerifchen Stanbpunkte aug weit weniger barauf ankommt, ob bie ©chreckengthat auf ber Buhne ober hinter ber Scene vor sich geht, alg barauf, bah ste im Uebrigen bie bort entwickelten Bebingungen erfullt, ba in biefem Falle auch fchon bie bloh gelefene ober erzdhlte Tragobie bag Bilb berfelben ber Phantasie beg Leferg ober Horerg gegenwsrtig macht unb sie gleichfam lebenbig ihm vor dag Auge feiner Seele hinftellt. Unb fo wirb benn allerbingg ber Vegrifs beg Ticl^o^ in biefem ©inne ein fo behnbarer, bah man in ber That, obwohl immerhin

25) Von dem euripibeischen Stiicke dieses Namens erfahren wir ge- radezu, dah in demfelbcn Ixion fchliehlich ans Rad gestochten wurde vor den Augen der Zuschauer, Plut. 6s nud. post. p. I9L, vql. E. Mkller a. a. O. II. S. 153. Welcker Die griech. Trag. II. S. 750- 752. Vet- tori S. 177.

?6) Nicht gut sagt Vahlen (a. a. O. S. 10f.), Aristoteles definire das 7r«^o5 als die eigentlich tragische That: ?l()«^5 (1452 d, 11) muh vielmehr offenbar and) hier im weiteren Sinne genommen werden, denn 7i«^o5 kann immerhin eigentlick nicht ein Thun, sonoern nur ein Leiden heihen, freilich mcht bloh in so fern man es erduldet, sondern auch in fo fern man es einem Andern oder sich selber zusugt, 7l^«^5, nicht ?r^«^« steht, um bestimmter auch dies Zufugen einzuschliehen. Gleich beim Ixion aber kommt nur das Erdulden zur Geltuna.

27) Dadurch habe ich mich in mciner Ausgabe verleiten laffen von meiner anfiinglichen richtigen Annahme abzugehen und zu behaupten, im 14. Cap. stehe ?i«^c,5 im Sinne jeder Art von Leiden (s. daf. S. 179. Anm. 110), wonach denn auch meine dort gemachte Inhaltsangabe S. XVI f. zu berichtigen ist.

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234 Stubien zur ariftotelifchen Poetif.

noch weitaus nicht jebe Art bes Leibens unter ihn fdllt, wohl mit Leffing behaupten barf, ganz ohne ein folcheS Moment fei feine Tragbbie.

12.

Dah bas 12. Cap. zum Minbeften fur feine jetzige Stelle von Aristoteles nicht beftimmt war, bah es vielmehr auf bas Storenbste ben burch bie eigene Erfldrung bes Philofophen e^el^ «v ci^ Xc- ze«'ov ro5^ v^ (b. h. o. 9 - 11) ti(,^c?ot5, o. 13. 1452 b, 30 noch befonbers hervorgehobenen Zufammenhang unterbricht, erhellt theils fchon aus bem Obigen, theils genugt es auf bie Auseinanberfetzungen von Dan. Heinf ius, Ri tt er unb Spengel (a. a. O. S. 238- 241) hiefur zu verweifen. Dah ber Entfchulbigungsverfuch, welchen Spengel bennoch machte, weil in ber Poetif auch feine anbere passenbe Stelle fur basselbe zu entbecken fei, mihlungen ist, hat ferner Leop. Schmibt^) bargethan. Es fann sich also nur noch fragen, ob ber scharfsmnige Neweis Spengel s, bah es wirflich feine folcke fur bas« selbe in ber ganzen Schrift giebt, burch ben geiftreicken Verfuch von Schmibt bennoch eine folche auszumitteln wiberlegt worben ift. Auf diefe fchwierige Frage fonnen wir inbessen erst fpdter eingehen.

13.

Zwei Vorberfdye nun sinb es genauer, von benen Aristoteles im engften Anfchluh an bie mit Cap. 11 beenbete Auseinanberfehung zu Anfange bes 13. Cap. ausgeht, 1452 b, 30-34, unb beibe stehen im Gegenfatz zn einanber^). Zwar ift auf ber einen Seite bie ver» wickelte Fabel bie fchonfte (wofur Aristoteles beutlicher unb vollstdn- biger fo gefagt hdtte: zwar ldht ber Einbruck ber Furcht unb bes Mitleibs burch Aufnahme befonberer Theilhanblungen , ndmlich Peri- petie unb Erfennung, burch welche bie Fabel eine verwickelte wirb, unb bes Draftifchen, wobei biefelbe eine einfache bleiben fann, sich verftdrfen), aber auf ber anbern Veite fann unb foil jebe Art von Tragbbie, alfo auch bie mit einfacher Fabel, biesen Einbruck erregen. Dies ist ber unzweifelhafte Sinn, ber sich freilich nur burch eine

28) vs p»ro6i in trHF0s6ia Oraooa n»tur», Bonn 1855. 4. S. 4 f. Dah Schmidt dabei die gleich sAnm. 30) zu besprechende, von Vahlen abgeleugnete Textverderbnih in o. 13. 1452 », 32 nicht bemertt hat, thut der Hauptsache fewer BeweiMhruna kcinen Eintrag.

29) Um diesen Gegensatz ausdrkcklicher hervorzuheben, habe lch m der erssen ein //^ einqeschoben, welches id) jedoch verfehentlich vor ov,, statt vor x«^<f^5 Oder l7t)^6l7,v gestellt habe. Das ,.plane ̂kt^ ov? noch durch ^zv zu verstiirken" (Vahlen Beitrr. II S. 72 f.) hatte lch within dadurch durchaus mcht in Absicht. Doch mag es kveryaupt einec folchen Hinzujehung nicht beollrfen.

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Page 20: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Stubien zur aristotelifchen Poetik. 235

Textesdnberung herftellen ldht 8"). Aus biefen beiben Vorausfehungen werben fobann bie Folgerungen in umgetehrter Reihenfolge gezogen, inbem erftens im Anfchluh an bie zlveite gezeigt wirb, wie bie ©e- sammthanblung einer Tragobie ganz abgefehen von jenen befonberen Momenten zum Zweck biefer tragifchen Wirtung befchaffen fein muh, worauf benn grammatisch biefem Tr^wrov /l<iv gar Nichts, fachlich aber ber auf bie erfte Vorausfehung zuruckgehenbe Inhalt bes 14. Cap. entfpricht.

Das 13. Cap. beantwortet nun aber jene erfte Frage bahin, bah ber Schickfalswechsel, welcher bas ©anze einer jeben tragifchen Hanblung bilbet (o. 7 z. E. o. 10), erftens ein reiner Wechsel aus ©luck in Ungluck fein muh unb zweitens Perfonen betreffen, bie im ©anzen ebel, bock mit einem grohen stttlichen Fehler, aus bem biefer Wechsel sich motivirt (f. 1453 a, 9 f.), behaftet smb, unb bie Wir» lung ift enblich brittens um fo erfchutternber , je groher jenes ©luck war, je hoher bie auhere Lebensftellung biefer Perfonen. Alles bies ift in ber That auch ohne Peripetie, Erkennung unb Leibensfcenen

30) Wer mit V ah ten a. a.O. S. 72 f. es filr moglich halt, datz, wenn 7^5 xtt^^^e ^«^tz)F/«5 voraufgeht unb baran sich x«^ 7^«vr?/5 fchlieht, eben dies ?«^5 dennoch so viel als ?(,«/H)ck/«5 ^m Allgemeinen unb nicht speciell x«^<7r^5 r(>«/tzi^«5 heihen konne, darf dies freilich nicht zugeben, den kann ich aber auch nur fragen, ob er etwa auch glaubt, dah, wenu man eben so im Deutschen sagt: ,,da nun die Composition der fchonsten Tragodie nicht die einfache, fondern die verwickelte ist und zwar eine Furcht und Mitleid darstellende (denn das ssehort zu diefer Art von nachahmender Darstellung als specifische Eigenthiimlichkeit)", dies so viel heihen lonnte als ,,und zwar die Tragodie Uberhaupt Furcht und Mitleid darstellend ist" u. s. w., oder ob eine Verschiedenheit im Geist der deutschen und griechischen Sprache ist, die das dort Unmogliche hier als moglich er- scheinen liehe. Da man nun aber doch x«^ r«vr^ nicht wohl in «>l.4« 7r«<7«v oder anch nur, wenn man den kaum eutbehrlichen Ausdruck des Gegensatzes v3llig weglassen wollte, in x«l 7l«tr«^ andern kann, so bleibt wirklich keine andere denkbare Verbesserung als die von mir vorqenommene Beseitigung von ?rk7i^k^^^ ubrig. Mag daher ̂7) «7i^v «>l.x« ?ik?r4k^» ,«^^ an sich noch so sehr, was Niemand leugnen wnd, ,,in der aristote* lischen Weise" sein, hier sind starkere Griinde, als dah man ,,schon dehhalb es nicht antasten" dttrfte. - Was sodann aber das ^/«(>0^ 1452 », 36 an- langt, so bezeichnet dies Wort bekanntlich zunachft die Verunreinigung durch eine schauderhafte That, daher so viel als ,.verrucht", und endlich kann sonach auch der emporende Emdruck, den eine verruchte That macht, durch dies Wort ausgedrkckt werden, 0. 14. 1453d, 39. 1454 a, 3. Ob der Ge- branch desselben nun aber von da uberhaupt auf jeden emporenden Eindruck und auch auf den, welchen nicht die sclmldvolle T>iat, sondern das schuld- lose Leiden macht, iibertragen werden kanu, mocht-: ich, nachdem einmal dies Bedenken durch Useuer bei mir augeregt wordeu ist, bis auf Wei- teres bezweifeln und die Frage aufwerfen, ob nicht hier vielmehr nach seinem mir M'tgetheilten Vorschlage «v,«^ov zu schreibeu ist. -^ Auf den Sinn des y,l>lnt,S5»a)7rs? endlich werde ich beim 18. Cap. eiugehen.

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Page 21: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

236 Stubien zur aristot el if chen Poetil.

von befonberd braftifcher Art mbglich. Nuch bier wirb nach ber De- buction aud ber Sache felbft, 1452 a, 34- b, 17, auch bie aud ber Erfabrung zu Hulfe gerufen, 1452 b, 17 - 22, fobann aber bad erfte biefer brei Erforbernisse in Verbinbung mit bem zweiten gleichfalld in beiberlei Art von Beweidfichrung nocb polemifcb weiter verfolgt, ebenb. 3. 22-39. Tragodien mit ,,zwiefaltigem" Audgang, beiht ed bier, einem glucklichen fur bie Nesseren unb einem unglucklichen fur bie Scklechtern, smb nur aud Nachgiebigkeit gegen bie Gefubldfchwdche bed Tbeaterpublicumd bei Manchen in ben Ruf getommen bie besten zu fein, in Nabrbeit gebubrt ihnen erft ber zweite Rang. Unb jene Schwdche bed Publicumd ift auck gar keine unbesiegliche, benn, gut aufgefubrt, machen gerabe bie fo oft unglucklich enbenben Stucke bed Euripibed ben ftdrkften Einbruck, unb bad noch bazu troh feiner vielen Febler gegen bie tragifche Oekonomie. Eollte nun aber wobl Aristo- teled bessen bei biefer Gelegenbeit gar nicht gebacht haben, bah ed tbatfdchlich boch auch fogar Tragobien genug mit rein glucklichem Audgang, benen fonach freilich erft ber britte Rang gebubrt, gab, unb zwar auch unter ben Stucken bed Euripibed? Erwdgt man, bah bie Schluhworte bed Gap. e"?l <)e o,')< «,"^^ x. r. X., 3. 35 - 39, sich zwar allenfalld auch mit bem jeht unmittelbar Voraufgchenben in 3ufammenbang bringen lassen ^^), sich aber boch weit ungezwungener unb naturlicher vielmebr an einen folcken 3wifchengebanken anfchliehen wurben, fo ift ed ziemlich wabrfcheinlich, bah wirtlich ein folcher aud- gefallen ift. Hierfur fpricht aber uberbied noch bie Analogie, inbem im 14. Gap. alle Fdlle bed naHv? unb eben fo im 16., wenn auch von einem anberen Gesichtdpunkte aud (f. u.), alle Arten ber Erten- nung gleichfalld unler audbrucklicher vollftdnbiger Aufzdblung ibrem verfchiebenen Wertbe nach gewurbigt werben, fo bah auch von benen bed gefammten Schickfaldwechfeld ein Gleiched wabrfcheinlich wirb 22).

14. Gtwad abweichenb von Vablen ist ber Inbalt bed 14. Gap.

genauer fo zu bestimmen. Wie im 13. bie Gefammtbanblung, fo werben bier bie Tbeilhandlungen ber Tragobie, bie befonberen tragifchen Be« gebnisse (7i^«^«r« 1453 a, 2.5. 13. <7l)^7l/7irovr« ebenb. 3 15) in Nezug auf bie in Rebe ftebenbe Frage in Betracht gezogen unb mit- hin unterfucht, wie auch fchon burch sie ald folche Furcht unb Mit- leib unb ber aud beiben entfpringenbe fpecisifch-tragifche Genuh (ebenb. 3. 10ff. vgl. o.l3. 1453 a, 35 f.) bervorgerufen werben tann. Nur bazu paht bie allgemein gebaltene Einleitung mit ibrem fchon oben

31) In der von Bonih bei Bah ten a. a. O. S. 18 angenom. menen Weife.

32) (Sine $ficfe nafjm hier auch fchon £einfiu« an, gtaubte fte aber burdj ein bloged xal lav ov/upy airovg awa7iaXXayrjvav audffitten ya tonnen.

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Page 22: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Stubten zur aristotelifchen Poetik. 237

von uns in ber Hauptsache angegebenen Gedanken, bah blohe Nuhnen- effecte felbft bann zu tabeln ftnb, toenn fte wirklich Furcht unb Mit« leibs erzeugen, vollenbs aber ganz zu verwerfen, wenn fte nur ben Reiz bes Abenteuerlichen (Tv Tk^ttTwcke^) zu Wege bringen, welcher Nichts mit jenem fpecififch-tragischen Genusse zu fchaffen hat 33), unb bah ber lehtere vielmehr burch bie Natur ber besonberen tragifchen Begebnisse felbft als organifcher Theile ber einheitlichen Gefammthanb' lung erzielt werben foll, 1453 a, 1 - 14. Es fragt ftch baher, wie biefe befonberen tragischen Greignisse, aus benen ftch jener Gefammt' verlauf zufammenseht, zu biesem 3wecke zu behanbeln, ober mit an- bem Worten, was fur Ereignisse befonbers Furcht unb Mitleib er« regenb ftnb, 3» 14 f. Wenn bann unmittelbar barauf T«x To<avT«5 Tl^a'zse? steht (3- 16), fo kann ftch bies grammatifch nur anf 6klv« unb oexT^tt (3-15) unb nicht, wie Vahlen (a. a. O. S.21) will, auf bas ganz entlegene Tr^a'^t^ ̂ snprtxi? ^' o^ov^^tt, als welche bas 7r«5a<,' am Schlusse bes 11. Cap. (1452 d, 11 f.) befinirt wirb, zuritckbeziehen, unb erst ber Verlauf ber Auseinanbersehung lehrt, bah allerbings ber Sache nach solche ,,brastische" Vorgdnge, wenn auch zum Theil, wie schon gezeigt worben, in einer etwas abgeschwdchten Nebeutung gemeint ftnb. Deutlicher als er selbft gethan ldht ftch, was Aristoteles fagen will, fo ausbrucken: tragische Vorgdnge ftnb ganz besonbers zundchst jene braflifchen Leibensscenen unb bie fte zu Nege brtngenben Thaten, ba ein jebes folches Erleibnih schon an ftch gam besonbers Furcht unb Mitleib erweckt lvgl. n^? x«T' «vTo To 7l«Kv5 3- 18), unb fie uben in noch erhohtem Mahe biefe Wirkung, wenn folches Leib (7i«H^) von ben ndchsten Verwanbten unb Freun« ben zugefugt wirb, 3-15 - 22"). Sofort zieht bann Aristoteles aber

33) Vahlen (a. a. O. S. 20) meint freilich, Arissoteles verwerfe bas Tk(>«Tlii<fki nicht fchlechthin, aber Aristoteles sagt ausdrucklich : ol ck^ - F,« T^5 Oi/,kai5 TO Tk0«Tli)<lk5 ̂Ol^OI^ 7I«(>«t7Xkl,«5o^Tk5 o^ls^ T0U/H,- <f^« xo/^lu^o5l7,^ ,,Dichter aber, welche bmch das Theatralische nur noch bem Abenteuerlichen nachjassen, haben mit der Tragodte gar Nichts mehr gemein" (1453 », 8ff.). Daraus folgt, bah To T6(»«Ta5cke5 nicht burch ,,Wundererfcheinungen" zu uberjetzen ist, sondern ben blohen Reiz bes Abenteuerlichen bezeichnet: haben Wunbererfcheinungen auf ber Buhne nur biefen, fo find fie ein Tko«Ta!ckc5, erregen sie dagegen wirklich Fnrcht fund Mitleid), fo ftnd sie ein folches nicht. Vgl. Iahns Iahrb. I.XXXV (1862). S. 4N. Anm.7.

34) $ ah I en (a. a. O. @. 73 f.) fttmmt, rote $u erroartm ftanb, ganz mit mtr baiin iiberein, bag ju av (ikv ovv $x&Q°s 2x&Q°v (3- 16 f.) etnfacn ju erganjen tfl roiavrrjv nga^tv notrjj weint er abet* meint, bag es bann auch fetn ©ebcnfen habe auch ju bent tftodjfafc oufiiv tisuvov ovt€ nonSv ovre _(i4Xktav etn Troe^t htnjujubenfen, fo fcheint mtr biefe @igfin* zung nidjt afletn ntchi unbebent(td), fonbern gerabeju nnmoglid) nicht blog wegen bes outs noiwv, fonbern aud) wetl eg unglaublich hart rofire aus bem ̂ um Vorberfajj ju f uptrend en roiairriv tiqo&lv noiy noch toteder

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Page 23: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

238 Stubien zur aristotelifchen Poetit.

noch ein anbered von jenen brei befonberd tragifchen Momenten, n6m< lich bie Erkennung, heran, jeboch nicht in feiner Selbstdnbigteit, sow bern nur in feiner Verbinbung mit bem Drastischen, um zu zeigen, wie sich burch biefe Verbinbung ber tragifche Einbruck noch mehr erhohen laht, unb inbem er babei noch zwifchen ber Absicht unb ber wirt- lichen Vollbringung ber That unterfcheibet, gewinnt er (Z. 27-37) vier Fdlle"), beren Werthunterfchieb fur bie tragifche Wirkung er fobann (1453 d, 37- 1454 a, 9) feftftellt. In biefer Festftellung ergiebt sich nun aber eine bebeutenbe, fchon von Vettori bemertte Schwierigkeit.

Ed ist nicht zu leugnen, bah in zwiefacher Hinsicht eine bop- pelte Mdglichkeit Statt finbet. Entweber ist bie Gefammthanblung einer Tragobie nach ben im 13. Cap. entwickelten Gefetzen ausgefuhrt, bann kann bie Verstechtung einzelner befonberd tragifcher Ereignisse in bie» felbe bie auch burch jene Gefammtaudfuhrung ohnebied fchon erreichte tragifche Wirkung nur noch fteigern. Ober aber bad Erstere ist nicht ber Fall, fo tann boch auch bei gemifchtem ober glucklichem Audgange ber Gefammthanblung ober fonst einem Verftoh berfelben gegen bie Regeln bed 13. Cap. eine Tragobie immer noch burch bie Anwenbung ber lehteren Mittel in ihren einzelnen Theilen nicht bloh hohe, fonbern auch acht tragifche Schonheiten enthalten, welche bid zu einem gewissen Grabe einen Ersatz fur bie verfehlte Gefammtwirtung zu bieten im Stanbe smb. Unb zweitend, wad eng bamit zufammenhdngt , bad Drastifche, fei ed beadsichtigt ober vollfuhrt, braucht eben fo wenig wie bie Ertennung nothwenbig gerabe an ber Stelle ber Gefammt- hanblung einzutreten, von welcher ber enbliche ungluckliche, gluckliche ober gemifchte Audgang berfelben abhdngt, ja ed ift hiernach moglich, bah

zum Nachsah nur bad -roee? herauszunehmen. Entweder ist alfo boch bad Verbum bes lehteren, sei es nun «nolle5e?l,5e oder wad sonst, bloh ver- loren aeaanaen, oder aber. wie Buck el er meint. cs ist i<7r/i, bin;mudenken.

35) Ich habe mich fruher lange bei mir felber gegen die Nothwen. digteit ber Annahme geftriiubt, bah der vierte Fall in ewer Textlucle zu ergsnzen ift, must aber jeht Vahlen (a. a. O. S. 23f.) dieselbe zugeben. Doch bezweifie ich fehr, ob eine der beiden von ihm vorgefchlagenen Arten ber Erganzung die richtige ift. Die Annahme, dah das ̂e^l7«t /e^al- l7xovr« se«l ̂t^ ?ro^l7«t als dritter Fall , also hinter ^/ro,/ 7l«?« ̂«5r« gestanden hade, ist ganz unwahrfcheinlich, weil dann fchwerlich erst deim vierten das ?rotk5i/ noch durch den Zufatz ^ ?c3? «^x/l7ra)v genauer be- zeichnet worden wdre. Ueberhaupt aber sieht das en ck^ 7r«^« r«5r« ?(>/- Lov eben wegen des zugefehten 7r«(>« ?«5r« nicht darnach aus, dah zu dem dritten Falle noch ein merter hinzugefugt werden follte. Es bleidt mithm nur ubrig, dah der dritte vielmehr in zwei Unterablheilungen getheilt war. Daher nimmt denn Bucheler nach feiner mir gemachten Mittheilung wohl mit Recht die Lllcke vielmehr unmittelbar hinter n ?c3v «^nx^<7ra,v an und glaubt fie etwa in folgender Weife ausfulleu zu Msfen: H tick<li« ^el«>

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Page 24: Studien zur aristotelischen Poetik. Drittes Stück

Stubien zur ariftotelifchen Poetit. 239

bie an pch beste gorm besselben gerabe eine folche ift, welche an biefer Stelle ben allein dcht tragifchen unglucklichen Audgang von ihr ver< hinbert. In fo weit liegt ein Wiberfpruch gegen bad 13. Cap. aller- bingd nicht barin, wenn nach bem uberlieferten Texte bie Entfcheibung bed Aristoteled wirtlich in biefem Sinne audfdUt, unb Manched ldht pch auch poptiv zu ibren Gunften fagen ^). Allein ber Nehauptung Vablend (a. a. O. S.26f.), bah Aristoteled bemnach bie wirkfamfte gorm bed nc^o? hier rein fur pch obne Ruckpcht auf bie wirtfamfte Compoptiondform ber ganzen gabel unterfuche, stebt bie eigne aus« bruckliche Erkldrung bed Aristoteled im Anfange biefer Ersrterung ent- gegen, im Unterfchiebe von allen Tbeatercoupd nur bie ber Gefammt- compoption ber gabel organifch eingerechten gurcht unb Mitleib erzeugenben einzelnen Begebnisse (c^ c«vr^ r^5 <7^l7rttt7kw5 rwv ?l^tt//tarcov 1453 b, 2 f., l)t5 ̂ «^> o^rco c7v^t<7rtt^«t ?ov ^v^ov, wlirk - ^« 7l(>tt)/^«ra - rov rov Ol^Tiov ^vHov, ebenb. 3. 4 - 7, rvliro e,/ ro5^ 7r^a^l«t7,v k^Tioti/rcov, ebenb. 3 13 ? ) in Betracht zieben zu wollen, womit benn boch wobl bavon, bah pe lodgeloft von ber grage, welched von biefer Gefammtcompoption felber bie richtige Geftalt ist, betrachtet werben follen, ziemlich audbrucklich bad Gegentbeil gefagt ist. Gefeht aber auch, bem ware nicht fo, fo fcheint boch bidber Niemanb beachtet zu baben, bah bie Entfcheibungd- grunbe, beren pch bie vorliegenbe Stelle felbft bebient, mit Nochwen- bigkeit vielmebr bad Ergebnih mit pch bringen, bah ber erfte Rang ber Ertennung nach vollbrachter Tbat gebubrt, fo wie benn auch in bem eigentlichen Mufterbeifpiel fur bie Erregung von gurckt unb Mitleid burch bad Detail ber tragifchen Ereigniffe felbft (1453 b, 6 f.), im Konig Oebipud, biefer gall ber zur Anwenbung gelangenbe ift (ebenb. 3-31). Denn bie gactoren, mit benen bier gerechnet wirb, pnb ja eben bad /Ul«(>ov, welched an bad Moment bed Wissentlichen gebunben, aber gleichgultig bagegen ift, ob bie Abpcht wirtlich audge- fubrt wirb ober nicht, unb bad ttn«5c5, welched bier fachgemdh, wie fchon Vet tori (S. 139) einfab, nur von 7i«^o5 in ber Bebeutung, welche lehtered Wort uberbaupt in biefem 3ufammelchange bat, unb nicht in ber Bebeutung „ Affect" bergeleitet werben unb mitbin nur bad Nichtzuftanbekommen bed 7i«^5 in biefem Sinne ober bed fchreck- lichen Vorganged bezeichnen kann^). Der erfte gall nun, blohe Ab-

36) Man vgl. hierUber auherLeffing a. a. O. St. 37f. S. 153 ff., beffen an sich fd)one Bemerkungen aber nicht dloh burch feine unrichtige Auffaffung bes 7l«^oc, fonbern auch burch feine Verwechselung ber Peripetie m»t bem Schicts^lswechfel gcttkvt werben, unb E. Muller a. a. O. II S. 156 befonbers Bah l en a. a. O. S. 25- 27.

37) Ob bicd and) bie Sluffaffung Don SBaljlen (a, a. O. @. 24) ifl, ift nur au« feinen Sorten, ber <£inn ber fnappen SUufjerung to « yog fxiaQov tyH *al °v iQayixov, ana&kg yag fei, ttrie er benfe, ber: cd fet in biefem gatte bem Mitleib feine ̂ahruncj geboten, unb eft ertibrige bat

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240 Studien zur ariftotelifchen Poetik.

ficht ohne Erkennung, bat beibe Fehler an sich, 1453 b, 37 ff., ber zweite, wirkliche That obne Erkennung, 1454 a, 2, ben erftern, ber Dierte enblich, wirtliche That mit hinterbrein erfolgenber Ertennung, 1454a, 2 ff., leinen Don beiben. Wenn nun ber letztere Febler ber geringere ift, fo gewinnt bamit in ber That ber britte Fall Dor ben beiben ersten, aber nimmer Dor bem Dierten ben Vorzug. Sollte ihm mithin bieser bennoch zukommen, fo muhten neue Entfcheibungs- momente beigebracht, unb unmbglich konnte ber oberfte Rang ihm ohne alle weitere Negrunbung als felbftDerftdnblich zugespro*en werben, wie eS in unferm Texte gefchieht. Man muht'e alfo zum Minbeften an- nehmen , bah biefe Negrunbung hinter tivl^wploe? Z. 8 f. ausge- fallen fei. Allein, bah brei fo mertwurbige Umftdnbe, wie ber keines- megs grunblich auszugleichenbe Wiberftreit gegen Cap. 13, ber fernere Wiberspruch bieses Ergebnisses gegen bie ausbrucklich ausgesprochenen unb erhaltenen Entscheibungsgrunbe unb enblich ber Verluft bes neuen unb hoheren, eben biesen letzteren Wiberspruch aufhebenben Entschei- bungsmoments, bier zusammentreffen follten, bas hat gewih fehr ge- ringe Nahrscheinlickkeit. Troh forgfdltiger Erwdgung aller zu ©unften bes uberlieferten Textes Dorgebrachten ©runbe, bie ubrigens im We- fentlichen auch fchon fruher Don mir nicht ubersehen, fonbern wohl uberlegt worben fmb, tann ich hiernach auch jetzt noch nicht umhin, in ber Forberung, bah bas auf /icXreov <)s unb bas auf x(,a'rl<7?ov 6e Folgenbe ihre Pldhe tauschen, zu bebarren. Die Negrunbung 50 re /«(> /tt«^ov vv Tl^s'cictire xae ?) «^«/^ai^ liit^ cxTiX^xL/xov bezieht sich bann auf bie beiben lehten Glieber zugleich unb ibren Vorzug Dor ben beiben ersten, unb in Wirklichkeit beburfte ber Vorzug ber That mit nachtrdglicher Ertennung Dor ber blohen Abstcht mit Erkennung nach bem eben Nemerkten gerabe fo wenig noch einer be- fonberen Negrunbung, als bie wirkliche That ohne Erkennung Dor ber ihr entsprechenben blohen Absicht, 1454 a, 2, eine folche erhdlt, ber Grunb fur Beibes, bas anceH^, liegt im Zufammenhange als felbft- Derftdnblich ba. Mit bem xoe/ H «pa^pco^e^/5 sXTrX^xrexoV aber ift auch fo noch gefagt, bah zumal bei ber Entfernung bes ^ea^ov bas Ueberrafchenbe ber Erkennung Ersatz fur bas «7r«Hc5 giebt unb

Gefthl der Verabscheuung , das der tragischen Wirkung entgegen ift, nicht klar geworden. Mir scheint der Sinn dieser Begriindung unzweifelhaft: zu ?o«/,xov ift sol/ zu erga'nzen, und das «?r«'^5 /«(» begriindet nur dies o5 ̂ «^,xol^. Das ^,«(>0p bezeichnet einen der tragischen Empfindung wi- derstrebenden Eindruck, das ov ̂ «^,xo^ den blohen Mangel dieser Em- pstndung selbft, denn da letztere hier in so fern in Betracht gezogen wird, als fte durch ein 7r«Hc>5 zu Stande kommt, muh sie nothwendig fehlen, wo das ?r«H05 gar nicht zur Ausfthrung gelangt, falls nicht von anderer Seite her (wie hernach durch die Erkennung) Ersatz geschafft wird. Ganz so hat die Sache auch schon Vettori angesehen.

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Stubien zur aristotelischen Poetit. 241

alfo urn fo mehr ber britte Fall, Ertennung alg Hinbernig ber beab- ftchtigten Schreckengthat , nicht blog bem erften, fonbern auch bem zweiten Dorzuziehen ift.

Nach bem ganzen bargelegten Zufammenhange Dom lehten Theile beg 9. Cap. ab unb nach ber im 14. fo allgemein angeregten Frage, welcherlei Ereignisse innerhalb ber Gefammthanblung ber Tragobie be- fonberg Furcht unb Mitleib anregenb wirten, mug man nun aber auch erwarten, bag Don berartigen Theilen ber Fabel nicht blog bas Draftifche unb bie Erkennung blog fo fern fte zu bemfelben in Be- ziehung steht, fonbern auch bie Erkennung uberhaupt unb bie Peripetie in Riickftcht auf eine folche Wirkung genauer befprochen werben. Dag 16. Cap., obwohl eg ohne Zweifel Dor bag 15. zu ftellen ift, leiftet bieg hinftchtlich ber Erkennung keineswegg unb fchliegt ftch burchaus nicht, wie Spengel (a. a. O. S. 244f.) unb Vahlen (a. a. O. S. 28) meinen, luckenlog an bag 14. an. Eg ift wahr, bag wie im 16. bie Arten ber Erkennung in auffteigenber Linie Don ben fchlechteften zu ben beften fo auch im 14. bie Arten beg 7l«Hv5 unterfchieben werben, namlich nach ben Perfonen, zwifchen benen eg eintreten lann, unb bag ftch bann Don ber beften Art, wo bieg bie ndchften Nluts- freunbe sinb, noch wieber eine fchlechtere unb bessere Unterabtheilung ergtebt, je nachbem fte bem Thdter alg folche betannt sinb ober nicht. Aber abgefehen baDon, bag ber gleich start in Anfchlag gebrachte Ge- ftchtgpunkt Don bloger Abftcht ober wirklicher Augfuhrung boch keinen Unterfchieb beg Tru^o^ alg folchen begrunbet unb Dielmehr biefeg alg folcheg boch tmmer bag ndmliche, einmal nur beabftchtigte unb bas anbere Mat wirklich Dollbrachte n«sv5 ober richtiger, wie Ariftoteles felbft fagt, im erftern Falle noch gar kein wirklicheg Tru^o^ ist, ber Magftab, nach welchen bie Arten beg TittHvc.- im 14. unb bie ber Erkennung im 16. Cap. nach ihrem Derfchiebenen Werthe gefonbert werben, ift ein Dollig Derfchiebener, bort ber Grab ber Grregung Don Furcht unb Mitleib, hier bagegen bie Einheitlichkeit ber Fabel, ber mehr ober weniger enge organifche Zufammenhang mit bem Ganzen berfelben us), hier alfo bag, womit ftch bie Capitel 7-9 befchHftigt haben, bort bag, wozu augbrucklich am Schlusse beg 9. Don ba als zu bem nunmehrigen Gegenftanb ber Netrachtung tibergeleitet, unb ber bann noch fchHrfer unb eigentlicher mit bem Anfange Don Cap. 13 alg folcher herDorgehoben unb big zum Schlusse beg 14. unHblsssig Derfolgt warb, ben wir aber im 16. big auf bie leifefte Spur auS ben Augen Derlieren ^). Nun besteht ja aber bag, wag Ariftoteles in

38) S povforcci - 6 uv&og 1454 b, 34 f. reiaQTrj tik - tlxos yag x. t. X. 1455 a , 3 ff. 7 ff. naowv 6k peXrtOTt) avayvtigiaig 17 if avraJv t&v nQctyfxttjcjv rrjg txnXTjfrajQ yivo/A,£vr}$ (ft1 sIxotwv - eixog yaQ x. t. A. 1455 a, 16 ff. Dgf. m. at dk Ix ntQinsjefas - peXrtovs 1454b, 29 f.

39) Unb nicht blog, ttJte $5 at) I en tnctnt, ben tm 13. (tap. angelegten Muf. f. V^Uol. ft. ft. xxn. 16

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242 S<ubien zur aristotelif chen Poetik.

jenem Anfange beg 13. Cap. bag e^/o^ ber Tragobie nennt, 1452 d, 29 f., unb wag bock wenigsteng bort nichtg Anbereg alg bie Wirkung berselben bezeichnen kann, nach ber Definition ber Tragobie, o. 6 Anf., vgl. 1450 a., 30 f. nicht bloh barin Furcht unb Mitleib zu erregen, fonbern sie so zu erregen, bah baburch eine Katharsig von beiben er- zielt wirb, Erftereg ift mitbin nur erst bag Mittel zu lehterem Zweck, ja eg fragt sich fehr, ob bie ftarkfte Erregung auch unbebingt bie kathartifchefte ift. Kunbigt also Ariftoteleg im Anfang beg 13. Cap. an nunmehr zu erortern, wie bie Wirkung ber Tragobie burch bie Composition ber Fabel zu erreichen ift, fo muh man erwarten, bah hinter ber Augeinanberfetzung uber Peripetie unb Erkennung alg Furcht unb Mitleib in erhohlem Mahe erregenber tragifcher Ereignisse auch noch bie Augeinanberfehung uber bie Katharsig von biefen beiben Affecten verloren gegangen ift"). Wir konnen nicht wissen, ob nicht an biefe unb vielleicht noch anbere ung verlorene Augein- anberfetzungen bag 16. Cap. sich urfprunglich burchaug organifch anfchloh. Eg ift jeboch auch recht wohl moglich, bah basselbe wirklich unmittelbar an bag 14. sich anreihte, nur aber muh bann nothwenbig

Mahstab, wie bie Gesammtcomposition der Fabel deschaffen few musse, um bie beiden tragischen Affecte zu erregen. Hiernach erledigt sid) aber auch das Argument von Buhl en a. a. O. S. 30: ,,will man einen Widerspruch barm finden, dah als beste Form des ?r«Hti5 aufgestellt ward, was mit der (o. )3) beschriebenen «(>/^?/ c7^«l7,c unvereinbar scheint, fo liegt es conse- quenterweise nahe, denselben Widerspruch auch bei der Erkennung wieder zu entdecken, da ja die unter die beste Form gestellte Erkennung in der Iphi- genie (1455 », 18) und mehre der andern nicht getadelten Beispiele mit dem einfachen Situationswechsel aus GlUct in Ungliict in der Weise unver- einbar find, dah sie den Uebergang selbst vermitteln sollen". Wenn aber Vahlen eine Uebereinstimmnng mit dem 14. Cap. auch darin sindet, dah das Motiv des Ueberraschenden wenigstens in einem Betracht auch die Brauchbarkeit des 7i«^o5 bestimmte, fo beweist diese Uebereinstimmung aus dem einfachen Grunoe Nichts, weil das Ueberraschende dort gerade in ber Zuthat der Erkennung besteht. Erkennung uno Peripetie find eben die beiden Formen des Unerwarteten und fteberraschenden, und zwar naturlich in um so hoberm Grade, ie unaesuckter sse bervortreten.

40) Dieser von mir ausgesprochenen Vermuthung ist inzwischen auch Do ring (Philologus XXI. S. 513) beigetreten, meint aber, dah eine vor. lausige lurze Erliiuterung der Katharsis auch schon 0.6. 1^49d, 3« vor ^e^ ck4 ausgefallen sein moge. In iihnlichem Siune iiuhert sich Vahlen Beitrr. I. S. 20. Die Moglichkeit hiervon kann Niemand in Abreoe stel- len, warum es aber wahrscheinlich sein sollte, dafur fehlt jede Begrundung. Es ist doch in der That recht wohl denkbar, dah Aristoteles nur fur die- ienigen Befiandtheile von seiner Definition der Tragodie, auf welche em spitteres genaueres Eingehen nicht nothig war, fofort nach der Defini- tion eine kurze Erlauterung gab, die anderen aber, in deren genauerer Besprechung eben die ganze Specialerorterung der tragischen Fabel von Cap. 7 ab besteht, eben lediglich dieser genaueren Besprechung uberlieh.

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©tubien zur aristoteltfchen Poetik. 243

angenommen werben, bah bie Erorterung fiber bie verfchiebenen Arten ber Erkennung mit bemfelben noch nicht zu Enbe war, fonbern eine fernere Audeinanberfehung fofort nachfolgte, in welcher gezeigt warb, in wie fern bie Rangorbnung berfelben auch nach bem Mahstabe ber fchwdchern ober stdrtern Erzeugung von Furcht unb Mitleib biefelbe bleibt, fo fern ja allerbingd nach bem Schlusse bed 9. Cap. bas Un- erwartete in urn fo hoherem Mahe .biefe Wirtung hervorruft, je mehr ed babei boch aud bem Gefammtzufammenhange ber Negebenheiten motivirt ift.

Greifdwalb. Fr. Sufemihl.

Nachtrag.

Mehrere Monate nachbem ich ben vorstehenben Aufsatz zum Drucke abgefanbt, sinb Sp en geld Ariftotelifche Stubien IV. erfchienen. Auch ©pen gel erkennt 0.8. 1451a, 17 f. bie ©innwibrigteit von ena,? an unb will bie Stelle burch Tilgung biefed Worted unter Neibehal- tung ber Correctur ^ ev/ heilen: unb in ber That, wenn <7t)st/3«<- vet auch mit bem Dativ verbunben jenen ganz allgemeinen ©inn haben kann, ben ich im Obigen aid erforberllch fur ben Gebanlenzu- fammenhang erwiefen habe, wenn ed fchlechthin fo jebe Prdbicirung nach alien moglichen Kategorien bezeichnen kann, bann ift bies nicht bloh ber elnfachfte, fonbern ber allein fachgemdhe Weg, allein ich zweiste baran, bah stch biefer Sprachgebraucd nachweifen laht. - 0. 9. 145 Id, 33 glaubt Spengel burch bie blohe, fchon von B u h I e vorgefchlagene Streichung von «7iXcov helfen zu konnen, allein babei bleibt nicht bloh ein wefentlicher Theil ber von V ah ten gegen ben Zufammenhang geltenb gemachten Einwenbungen unerlebigt, fonbern ed entfteht auch ein vertehr- ter Gebanke, benn bie wunberbaren unb boch wohlmotivirten Fabeln follen boch wohl nicht bloh fchoner ald bie epifobenhaften, fchlecht in stch motivtrten und zufammenhdngenben , fonbern auch aid bie wohl- motivirten, in benen aber bad Unerwartete unb Wunberbare keine Nolle fpielt, uberhaupt alfo aid alle anderen fein, baher eben ift «X- Xwp statt ttnXc^ nothig. In erfterer Mckficht aber, ba bie epifoben- haften eben bie ber Einheit ober bed Causalnexud ber Hanblung er» mangelnben sinb, kann ber Gebanke, bah fie bie fchlechteften sinb, nicht burch ein blohes t)i angereiht werben, nachbem bie ganze vorauf- gehenbe Partie eben biefe Einheit ald bad oberfte Grunbgefeh zu er- weifen bie Aufgabe gehabt hat: ed bebarf vielmehr einer Folgerungd- partitel, bie Aenberung in 6H genugt aber auch nicht, weil hiermit eben biefer Abfchnitt abgefchlossen unb zu einem neuen ubergeleitet

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