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Wohnlich. Bette hat für eine Designstudie eine Stahlwanne in ein Stoffkleid gehüllt. Splash . . . SPLISH . . . I was taking a bath. Mit ARMATUREN, die aus dem Boden wachsen. In coolen WANNEN, die mit Stoff überzogen sind. Im Angesicht von TAPETEN, die die Dusche auskleiden. Mit Kneipp- Anwendungen via Gießrohr. TEXT: ELKE JAUK-OFFNER 106 LUXURYLIVING BADEZIMMER TRENDS

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Post on 08-Aug-2019

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Wohnlich. Bette hat für eine Designstudie eine Stahlwanne in ein Stoffkleid gehüllt.

Splash . . .SpliSh . . . I was taking a bath. Mit ArmAturen, die aus dem Boden wachsen. In coolen WAnnen, die mit Stoff überzogen sind. Im Angesicht von tApeten, die die Dusche auskleiden. Mit Kneipp-Anwendungen via Gießrohr. t e x t: e l k e J A u k - O f f n e r

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Cool. In mattschwarzer Hammerschlagoptik: die „Soho“-kollektion von Jee-O.

Bunt. Auch im Bad gilt wieder, etwa bei Villeroy & Boch: mut zur farbe!

Das Bad erfindet sich in regelmäßigen Ab-ständen neu. Es bereitet den Designern geradezu kindliche Freude, sich auf dieser Spielwiese in Sachen Materialien, Formen

und Funktionen auszutoben. Dort, wo die Dimen-sionen zumeist überschaubar bleiben, will der Stel-lenwert im Raumgefüge schließlich stets aufs Neue unterstrichen werden. Und mit der immer wieder-kehrenden Frage: „Wie kann man aus einem ver-hältnismäßig kleinen Raum ein Optimum an Funk-tion herausholen?“, bringt es Interieurplanerin Eu-genie Arlt auf den Punkt. Dass die Wohnbereiche immer mehr zusammenwachsen, ja ineinander ver-schmelzen, drückt sich schon in der Kontinuität der verwendeten Materialien aus. Der Holzboden reicht vom Wohn- oder Schlafzimmer bis ins Bad. „Boden, Wände und Decke sollten gerade bei kleineren Bä-dern in einem Material gehalten sein. Überschauba-re Räume leben von möglichst wenig Materialwech-sel. Auf diese Art wird das menschliche Auge ein bisschen überlistet, denn es findet die Grenzen im Raum nicht so leicht“, erklärt Arlt.

Industrial Chic. Sind die Raumressourcen großzügig vorhanden, so kann der Private-Spa-Affine aus dem Vollen schöpfen. Zum Beispiel, wenn er Industrial Chic mag. Das niederländische Designlabel Jee-O präsentiert in seiner „Soho“-Kollektion frei stehende Duschen und Badewannenarmaturen in matt-schwarzer Hammerschlagoptik, die wie Skulpturen aus dem Boden zu wachsen scheinen. Frei stehende Wannen warten mit immer neuen Effekten auf. Wie weit die Spielereien gehen können, führt der deut-sche Stahl-Email-Spezialist Bette in einer Designstu-die vor: Die Stahlwanne ist in ein Stoffkleid gehüllt. Möglich machen das robuste, wasser-, schimmel-

und klimaresistente Funktionsstoffe, die sonst bei Outdoor-Möbeln Einsatz finden. Die Wannenschür-ze wurde einfach gepolstert und wie ein Sofa mit ge-webtem Stoff bezogen. Echtholz- oder Lederverklei-dungen sind in der Wannenwelt bereits etabliert, nun wollte man gemeinsam mit Designer Dominik Tesseraux mit der Bette-Designstudie mehr warme, wohnliche Behaglichkeit ins Badezimmer bringen: „Textilien waren im Badezimmer bisher nur ein The-ma, wenn es um Handtücher, Vorhänge oder Vorle-ger ging. Dabei spielen Stoffe für die Wohnlichkeit und Atmosphäre eines Raumes eine herausragende Rolle, wie sich im Wohn- und Schlafzimmer un-schwer erfahren lässt“, so Tesseraux.Dass sich die Aufenthaltsqualität im Badezimmer der des Wohnzimmers sukzessive annähert, drückt sich für Tesseraux in der immer raffinierteren und individuelleren Gestaltung aus. Sie bezieht häufig Objekte mit ein, die ursprünglich dem Wohn- oder

Die Bäder werden immer

raffinierter, immer

individueller.

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auf einen BlickWas sich im Bad tut: Die einzelnen Wohnbereiche verschmelzen zunehmend, die materialien folgen dabei oft einer durchgehenden linie. Der Holz-boden des Wohnzimmers kann sich auch im Bad wiederfinden – genauso wie die tapete, die gera-dezu eine renaissance feiert. Die Farbe kehrt zurück ins Bad und wird anhand von einzel-objekten wie Waschtischen und frei stehenden Badewannen dekorativ in Szene gesetzt. Die Aufenthaltsqualität im Bad nähert sich jener des Wohn-zimmers an. Das unterstreichen einrichtungselemente wie dekora-tive leuchten, bequeme Hocker, stilvolle Spiegel und schöne Ses-sel. Dass das Bad mehr und mehr zum lebensraum aufgewertet wird, drückt sich auch in anderen Bereichen aus.Gesundheitsanwendungen spielen eine immer größere rolle, die Hersteller reagieren darauf etwa mit entsprechenden Armaturkomponenten. Sinnliche erlebnisse werden groß-geschrieben. Individualisierung ist in diesem kontext ein megatrend. produkte sollten multifunktional sein und sich an die jeweiligen lebens- umstände anpassen lassen.

Schlafzimmer entstammen: dekorative Leuchten, bequeme Hocker, stilvolle Spiegel. Das bestätigt Arlt: „Es bietet sich gestaltungstechnisch an, schöne Ses-sel ins Bad zu stellen. Luxus liegt schließlich darin, etwas zu haben, was man nicht unbedingt haben muss.“ Von einer Überladung mit Accessoires und Deko rät sie jedoch ab. „Lieber sollte man einen Ak-zent mit einem prägnanten Bild setzen. Das kann bei Bedarf auch rasch wieder ersetzt werden.“

Wandschmuck. Angesichts dieses Trends zu ausge-prägter Wohnlichkeit verwundert es kaum, dass längst auch Tapeten den Anforderungen in Nassräu-men gerecht werden und für optische Effekte sor-gen. Der italienische Hersteller Wall & decò etwa animiert dazu, gleich die Dusche zu tapezieren. Die Tapete soll nach dem Wunsch von Christian Benini, Gründer und Art-Director von Wall & decò, densel-ben Stellenwert wie beispielsweise ein Sofa haben und muss dementsprechend den Anforderungen für den jeweiligen Gebrauch folgen. So wurde das „Wet System“, eine vollkommen wasserfeste Tapete für das Badezimmer, entwickelt. Die Oberflächen-schicht hat eine wasserabdichtende Funktion, der Wasserdurchfluss in die darunterliegende Schicht wird so verhindert. Mut zum Ungewöhnlicheren drückt sich auch in an-deren Bereichen aus. „Neben Aufsatzwaschtischen wird die Badewanne zum farblichen Highlight. Ob mit gedeckten Nuancen, mit starken Farben oder einer ausgewogener Harmonie der Töne – die Ent-scheidung erfolgt individuell, um den Wohlfühlfak-tor zu steigern“, bestätigt Andrea Leifert, Vertriebslei-terin Villeroy & Boch Austria. Die deutsch-dänische Designerin Gesa Hansen hat für die Serie „Artis“ von Villeroy & Boch ein Farbkonzept entwickelt. Die Waschtische sind grün, gelb, rosé oder blau, es kann aus jeweils drei Abstufungen gewählt werden. Hinzu

kommt eine neutrale Reihe im Schwarz-Grau-Spekt-rum. „In den vergangenen Jahren waren im Inte-rieurbereich neutrale, zurückhaltende Töne gefragt. Jetzt habe ich den Eindruck, dass sich wie in der Mo-de wieder ausdrucksvolle Farben durchsetzen. In al-len Wohnbereichen, also auch im Bad, wird die Raumgestaltung mit Farbe belebt“, sagt Hansen. „Da muss man sich einfach drübertrauen“, bestärkt Arlt.

Apropos Belebung. Entspannung und Ausgleich, Regeneration und Stressabbau werden in einer neu-en Dimension thematisiert. Dornbracht hat sich die Gesundheitslehre nach Kneipp, 2015 von der Unesco-Kommission zum immateriellen Kulturerbe erklärt, zum Vorbild genommen. Die Güsse, Wa-schungen, Bäder und Fußbäder sind wohltuend für den Organismus und wirken je nach Art der Anwen-dung beruhigend, entspannend oder stimulierend. Armaturkomponenten sind speziell für Kneipp-An-wendungen zu Hause geschaffen und reichen vom Gießrohr für Arm- und Gesichtsgüsse bis zum

Akzente lassen sich bestens mit Tapeten, mit Bildern, mit

Stühlen setzen.

Schön warm. Auch mit Heizkörpern (hier von Antrax) lässt sich gestalten.

Ganz easy. um das Wasser einfach zu steuern: „Axor One“, Hansgrohe.

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Leg Shower für wechselwarme Güsse auf Unter-schenkelhöhe. „Durch das wachsende Gesundheits-bewusstsein wird das Bad als Lebensraum aufge-wertet“, sagt Dieter Kraus, Sales Director Dornbracht Austria, „das Bad ist zu einem Ort der Entspannung, Pflege und Gesundheitsförderung geworden, der nach den persönlichen Wünschen der Nutzer gestal-tet wird. Individualisierung ist einer der großen Trends.“ Das zeigt sich eben auch bei den Armatu-ren: „Sie gehen genau auf diese Anforderungen ein: Sie sind spezialisiert in der Funktion und bieten durch digitale Technologie einen Zugewinn an Komfort. Dabei hilft die Digitalisierung, weil Wasser-anwendungen individuell gesteuert werden kön-nen“, so Kraus.

In Beerenduft baden. Nach individuellen Vorlieben können ganze Stimmungsbilder heraufbeschworen werden: Auf Nebel und milden Regen kann etwa ein Szenario der Morgendämmerung folgen, das von einer Komposition aus Wiesenkräutern und Beeren-noten begleitet wird. Das alles passiert in der Du-sche. „Sensory Sky“ von Dornbracht bildet Wetter-phänomene und Stimmungen in der Natur mit ver-schiedenen Regenarten, Nebel, Licht und Düften ab. Nicht nur das Plätschern des Wassers ist gefragt. Vil-

leroy & Boch hat mit dem akustischen System Vi-sound an der Wannenrückseite Körperschallwand-ler montiert, die die Badewanne in einen Lautspre-cher verwandeln. Ein neues Bedienelement für die Dusche hat Hans-grohe erdacht. Es vereint die Regulierung der Was-sertemperatur und -menge sowie die Steuerung mehrerer Brausenfunktionen. Diese können mit dem Finger, Handrücken oder Ellbogen aktiviert werden. „Mit Edward Barber und Jay Osgerby haben wir die Idee eines zentralen Bedienelementes für die Dusche mit einer interaktiven, rein mechanischen Berührungsfläche umgesetzt. Das Duschen wird so zu einem sinnlichen Erlebnis“, erklärt Philippe Gro-he, Leiter der Marke Axor.

Und später? Der Weg zum eigenen Traumbad führt nur über eine fundierte Analyse der Bedürfnisse und Platzverhältnisse. „Dabei sollte auch die zukünftige Lebenssituation nicht außer Acht gelassen werden“, rät Leifert. Es sollte überlegt werden, was jetzt im Bad wichtig ist, etwa eine große Badewanne, viel Stauraum und dimmbares Licht – aber auch, was in 20 Jahren wichtig ist, „vielleicht eine bodenebene Dusche“? Flexibilität spielt eine große Rolle: Die Produkte sollen multifunktional sein und sich an veränderte Lebensumstände anpassen. Und: Bei aller Begeisterung für Innovationen sollte man Trends nicht überbewerten, rät Arlt. „Da die ge-stalterischen Entscheidungen für einen längeren Abschnitt getroffen werden, sollte man sich fragen: ,Was sind die Stilkomponenten, die mir seit Langem gut gefallen?‘“ Das Bad sei eben zum aktiv genutzten Lebens- und Wohnraum geworten, bringt es Leifert auf den Punkt, „ein Ort, der maßgeblich zum per-sönlichen geistigen und körperlichen Wohlbefinden beiträgt“. e

Durch das wachsende

gesundheits-bewusstsein wird das Bad aufgewertet.

An die Wand. Die tapeten von Wall & decò sind natürlich wasserfest.

Von oben. Individualisierung als großer trend: „linie private Spa“ von Dornbracht.

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