schulsport keine angst im „mehr mut!“ · hier gibt die broschüre wichtige erste-hilfe-tipps....

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Unfallkasse Berlin „Mehr Mut!“ – Keine Angst im Schulsport Ein Ratgeber zur Gesundheit im und durch den Schulsport Herausgegeben von der Unfallkasse Berlin und der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung

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Unfallkasse Berlin

„Mehr Mut!“ –Keine Angst imSchulsport Ein Ratgeber zur Gesundheit imund durch den Schulsport

Herausgegeben von der Unfallkasse Berlin und der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung

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Sehr geehrte Damen und Herren,

durch Bewegung und die damit verbundene Sinneserfahrung erkundendie Kinder die Welt – und zwar vom ersten Atemzug an. Kindliche Le-benswelten unterliegen aber immer schneller vielfältigen Modernisie-rungsprozessen: Diese sind nicht immer dienlich für eine gewünschtepositive gesunde Entwicklung unserer jungen Generation. Die Bewe-gungswelt der Kinder hat sich heute deutlich verändert – vor allem inden Ballungsräumen und unseren Städten. Ballspiele, balancieren, aufBäume klettern und Rad fahren sind für viele Kinder in ihrem Wohn-umfeld nicht mehr ungehindert möglich. Hinzu kommen noch weitereRisikofaktoren. Kinder verbringen heute einen großen Teil ihrer Freizeitvor dem Fernseher und dem Computer, die leider in vielen Kinderzim-mern schon zur Standardausrüstung gehören. Diese Mädchen und Jun-gen bewegen sich nicht, sie bleiben im wörtlichen Sinn sitzen.

Durch diese Phänomene sind Kinder in ihrer Entwicklung erheblich ein-geschränkt. Natürlich kann Sportunterricht allein das nicht auffangen,aber er kann doch neu die Freude an Bewegung und am Erleben deseigenen Körpers wecken. Darüber hinaus kann er Lust machen, auch inder Freizeit Sport zu treiben - Berlin verfügt über vielfältige Vereinsan-gebote.

Sportunterricht in der Schule ist deshalb unverzichtbar. Bewegung, Spielund Sport sind zentrale Bestandteile der Gesundheitsförderung von Kin-dern und Jugendlichen. Sie können darüber hinaus dazu beitragen, einpositives Klassen- und Schulklima zu schaffen und bieten den Schüle-rinnen und Schülern eine hervorragende Möglichkeit, sich mit ihrer Schu-le zu identifizieren. Und die Schule hat eine Chance, ihr Profil zu stär-ken: Sportunterricht ist ein Kernelement positiver und nachhaltigerSchulentwicklung.

Der Sportunterricht birgt jedoch auch Risiken: Im Übereifer kann es zuVerletzungen kommen. Hier gibt die Broschüre wichtige Erste-Hilfe-Tipps.Darüber hinaus lesen Sie wertvolle Anregungen über gesunde Ernäh-rung, den sicheren Umgang mit Sportgeräten und die richtige Sportbe-kleidung für jedes Wetter. Kurzum: ein kompetenter Ratgeber rund umden Schulsport.

Es grüßt Sie herzlich

Prof. Dr. E. Jürgen ZöllnerSenator für Bildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin

Unfallkasse Berlin

Zur Verbesserung des Leseflusses für unsere Leserinnen und Leser haben wir in der vorliegenden Broschüre meistens die männliche Form gewählt. Die weibliche Form der Zielgruppen ist bei Nennung dermännlichen Form ausdrücklich eingeschlossen.

Impressum:Herausgeber: Unfallkasse Berlin (UKB)Autoren: Annette Kuhlig (Unfallkasse Berlin),

Klaus-Dieter Adamaschek, Bernhard Glowinski, Werner Krüger, Hans Mälzer, HeidemarieSchulz, Elke Wittkowski (alle Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung,Bereich Schulsport und Bewegungserziehung, Arbeitsgruppe „Recht & Sicherheit“)

Fotos: aboutpixel.de/pfirsichmelba, BUK, creativ collection, dpa, DSH, EU, Forum Trinkwasser, Infozentrale Deutsches Mineralwasser, Initiative Mehr vom Leben, MEV-Verlag, Nestlé Deutschland, pixelquelle.de/Thilo Rasch, -/s.flaisch, photocase.de/mastersteve, -/nickycita,Schwintowski Communications, UKB/Pfarr

Realisation: Schwintowski | Communications; www.schwintowski.com

Berlin 2007

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Inhalt

1 Einleitung 6

2 Bewegung in der und in die Schule 7

3 Bewegungserziehung 8

3.1 Bewegungsräume 9

3.2 Bewegungszeiten 9

4 Umwelterziehung 11

5 Hinweise zu Sport und Gesundheit 12

5.1 Ernährung 12

5.1.1 Gesundes Frühstück am Anfang des (Schul)Alltages 12

5.1.2 Tipps für die Pausenverpflegung 13

5.1.3 Trinken in der Schule 15

5.1.4 Essen und Trinken kurz vor dem Sport 17

5.2 Teilnahme am Sport 18

5.2.1 Teilnahme am Sportunterricht während der Menstruation 19

5.2.2 Freistellungen vom Sportunterricht 19

5.3 Schulsport bei extremen Wetterbedingungen 20

5.3.1 Körperliche Belastbarkeit von Kindern und Jugendlichen unter großer Hitze 20

5.3.2 Körperliche Belastbarkeit von Kindern und Jugendlichen bei austauscharmen Wetterlagen oder erhöhter Ozonbelastung 21

5.3.3 Sonnenschutz bei sportlicher Aktivitäten im Freien 22

5.4 Körperliche Belastbarkeit von Kindern und Jugendlichen 22 bei Erkrankungen

5.4.1 Kreislauflabilität 22

5.4.2 Ess-Störungen 24

5.4.3 Ess-Störungen und (Schul-)Sport 26

5.4.4 Adipositas (Fettleibigkeit) 27

5.4.5 Asthma bronchiale 32

5.4.6 Diabetes mellitus 34

5.4.7 Epilepsie 37

6 Sicherheit im Schulsport 43

6.1 Sportstätten und Sportgeräte 43

6.1.1 Sportstätten 44

6.1.2 Sportgeräte 44

6.1.3 Prüfung der Sportgeräte 45

6.1.4 Sicherheitsbeauftragte 45

6.1.5 Helfen und Sichern 46

6.2 Sicherheitsförderung 47

6.3 Aufsicht 48

6.3.1 Aufsichtspflicht 48

6.3.2 Treffpunkt und Entlassungsort 50

6.3.3 Organisatorische Aufsichtsmaßnahmen 50

6.3.4 Kleidung 50

6.3.5 Aufsicht bei Aktivitäten mit erhöhtem Unfallrisiko 51

6.4 Schwimmunterricht in der Grundschule 52

6.4.1 Organisation des Schwimmunterrichts 52

6.4.2 Schwimmtauglichkeit 53

6.4.3 Lehrberechtigung 53

6.4.4 Aufsichtspflicht 54

6.5 Unfall 54

6.5.1 Unfallgeschehen im Sportunterricht 54

6.5.2 Versicherungsrechtliche Aspekte 55

6.5.3 Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen 56

6.6 Sportverletzungen und Erste Hilfe im Sportunterricht 56

6.6.1 Sportverletzungen 56

6.6.2 Sofortmaßnahmen 57

6.6.3 Pflichten der Schulträger 57

6.6.4 Meldeeinrichtungen 58

6.6.5 Erste-Hilfe-Material, Rettungsgeräte und Transportmittel 58

6.6.6 Ersthelfer 59

6.6.7 Unterweisung 59

6.6.8 Ärztliche Versorgung 60

6.6.9 Rettungstransport 60

Auszug aus dem Schriftenverzeichnis der UKB für Schulen und Kitas 61

Ausgewählte Rechtsvorschriften 64

Quellenangaben 65

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se Bedarfsermittlungen greifen, stehen wir amBeginn einer „Fortbildungsoffensive für Sportund Gesundheit“.

Sportpädagogen wissen, dass nicht jede Hand-lungsweise der Gesundheit zuträglich ist: Fehl-belastungen und/oder Bewegungsmangel füh-ren zu erheblichen Beeinträchtigungen der Le-bensqualität und mindern die Lernfähigkeit. Warman früher deshalb insbesondere darauf er-picht, die so genannten „Risikofaktoren“ zu be-kämpfen, so wird heute eher Antonovskys Kon-zept der „Salutogenese“ gefolgt. IndividuelleGesundheit, das Sich-gesund-Fühlen, ist ein Bal-anceakt zwischen Risikofaktoren und Schutz-faktoren. Die Schutzfaktoren ermöglichen, an-gemessen auf Belastungen zu reagieren2. Zielder Schule muss es also vor allem sein, Schü-lern zu ermöglichen, sich durch vielfältige An-gebote ein positives gesundheitsförderlichesSelbstkonzept anzueignen.

Ein entsprechendes (Schul-) Programm einer ge-sundheitsorientierten Schule behandelt gleich-berechtigt sowohl den Aspekt der Verhalten-sprävention als auch denjenigen der Verhältni-sprävention, nimmt also nicht nur die Personenin den Blick – Schüler wie Lehrer und nicht pä-dagogisches Personal –, sondern auch deren Ar-beitsbedingungen.

Beleuchtung, Ergonomie, Lärmbelastung, Ma-terial, Medien, Raumgestaltung, um nur einigeAspekte zu nennen, dürfen nicht Spezialgebie-te für Arbeitsmediziner und Sicherheitsbeauf-tragte bleiben, sondern gehören ins Zentrumder Diskussion um die schulischen Entwick-lungsvorhaben. Ohne Verhältnisprävention kön-nen die pädagogischen Verbesserungen nurmühsam erreicht werden.

Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach derSicherheit. Vieles zu diesem Thema ist schul-aufsichtlich geregelt. Die Lehrkräfte sind im Rah-men der Aufsichtspflicht abgesichert. Niemand,der verantwortungsbewusst handelt, wird durchdie Dienstbehörde und die Unfallkasse Berlinim Stich gelassen. Auch im Rahmen der größ-ten Umsicht kann es zu Unfällen kommen. Das

Eingehen kalkulierter Risiken gehört zum Alltagder Sportlehrkräfte. Unterrichten ist wie das Le-ben: Manchmal zieht man sich eine Verletzungzu. Gut, wenn dann die Erste-Hilfe-Maßnahmengreifen.

Aus-, Fort- und Weiterbildung helfen, beste-hende Risiken besser beherrschen zu können:Dies gilt für Schüler wie für Lehrer. Diese Bro-schüre soll Ihnen, den Lehrern, Mut machen, pä-dagogische Wagnisse einzugehen, und Sicher-heit geben in der Legitimation Ihrer Unter-richtsvorhaben.

Häufig erreichen die Unfallkasse sowie dieFach-und Schulaufsicht Fragen interessierter Schüler,Eltern und Lehrer, die das weite Feld des Schul-sports betreffen. Zumeist kreisen diese um dieThemen „Aufsichtspflicht“ und „Sicherheit“ imRahmen des Sportunterrichts. Im Rahmen die-ser Broschüre werden diese Fragen grundsätz-lich behandelt. Im konkreten Einzelfall hat stetsder betroffene Lehrer die Verantwortung, sach-gerechte, pädagogisch begründete Entschei-dungen zu treffen und angemessen zu handeln.

Pädagogischen Rat erhalten Sie bei den für denSchulsport in Berlin verantwortlichen Mitarbei-tern in der Senatsverwaltung für BWF und denAußenstellen in den Bezirken. Die UnfallkasseBerlin steht Ihnen für alle sicherheitsrelevantenFragen zur Verfügung.

2 Bewegung in der und in die Schule

Die Motorik gehört mit der Kognition und derEmotion zu den zentralen und sich gegenseitigbedingenden menschlichen Handlungsberei-chen. Die Qualität unserer Arbeits-, Alltags- undSportmotorik bestimmt sowohl unsere motori-sche Handlungskompetenz als auch unsere kog-nitive und emotionale Entwicklung.3

Die Bedeutung der Motorik für unser Lernen undLeben lässt sich auch daran erkennen, dass ge-rade in der Pädagogik Schlagworte wie „Be-wegungspause“, „bewegungsfreudige Schule“

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1 Einleitung

Der herausragenden Bedeutung von Bewegung,Spiel und Sport für die Entwicklung des Men-schen sowie seine Gesunderhaltung wird Rech-nung getragen, indem das Schulgesetz Sportund Gesundheit zu unverzichtbaren Erzie-hungszielen erhebt:„Schulische Bildung und Erziehung sollen dieSchülerinnen und Schüler insbesondere befä-higen, (…) ihre körperliche, soziale und geisti-ge Entwicklung durch kontinuierliches Sport-treiben und eine gesunde Lebensführung posi-tiv zu gestalten sowie Fairness, Toleranz, Team-geist und Leistungsbereitschaft zu entwickeln(…)“1.

Der Sportunterricht ist also unverzichtbar für dieVermittlung elementarer Kulturtechniken unddamit für die Förderung der Handlungskompe-tenz.

Gerade angesichts fortschreitenden Bewe-gungsmangels scheint es angezeigt, die Bewe-gungszeiten der Schüler auszuweiten und die

Qualität der schulischen Bewegungsangebo-te stets zu prüfen und kontinuierlich zu ver-bessern.

Die dritte Sportstunde ist im Land Berlin bis ein-schließlich der 10. Klassenstufe gesichert; vie-le Schulen bieten zusätzliche Sport- und Be-wegungsangebote an. Der Bedarf ist gegeben;es ist wünschenswert, dass alle Berliner Schu-len sich intensiv für die Bewegungs- und Ge-sundheitsförderung engagieren.

Gute Angebote erfordern qualifizierte Betreu-ung. Aus-, Fort- und Weiterbildung – und damitlebenslanges Lernen – der Lehrer und Betreuergehören zu den Selbstverständlichkeiten, diedas Handeln verantwortungsbewusster Päda-gogen bestimmen. Die Unfallkasse Berlin, dieSenatsverwaltung für BWF, das LISUM, die Re-gionen sowie Berufs- und Sportverbände bie-ten eine große Zahl geeigneter Veranstaltungenan. Jede Schule ist aufgefordert, ihren speziel-len Fortbildungsbedarf zu bekunden. Die re-gionalen Fortbildungskoordinatoren werden ge-eignete Veranstaltungen empfehlen. Wenn die-

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Andererseits ist Bewegung, streng physikalischbetrachtet, an Raum und Zeit gebunden, wes-halb dieser Prozess dann auch in Räumen undZeiten abläuft, die sich von der Umwelt (allge-mein, permanent) zum lokalen Bewegungsraum(konkret, aktuell) reduzieren lassen.

Entwicklungspsychologisch unbestritten ist,dass in frühen Phasen der Entwicklung die leib-liche Auseinandersetzung mit der Umwelt überdie Bewegung besonders bedeutsam ist, wobeiin diesem Zusammenhang vor allem das Spielals ein für die Entwicklung insbesondere desjungen Menschen wichtiger Bereich hervorzu-heben ist. In ihm vollzieht sich eine einerseitsentlastete, andererseits aber ernsthafte undhingebungsvolle Auseinandersetzung mit derUmwelt.

Da diese Umwelt immer eine bereits vorgefun-dene ist, die voller Ansprüche gegen jene ist,die als Kinder und Jugendliche in sie hinein-wachsen (Sozialisation), ist Erziehung, konkre-ter Bewegungserziehung notwendig! Sportpä-dagogische Ansätze sehen daher häufig ihrenSchwerpunkt im Zusammenhang von Bewegungund kognitiver Kompetenz sowie Bewegungund Interaktionskompetenz, der seinen Nieder-schlag in der alltäglichen Arbeit der Sportlehrerfindet. Hierbei bewegen sich die Sportpädago-gen in einem grobmaschigen Rahmen binden-der Rechts- und Verwaltungsbestimmungen, aufden je nach aktueller Betroffenheit und Per-spektive unterschiedlich reagiert wird: Einmalwird über eine hochgradige Verrechtlichungschulischer Vorgänge und die angeblich läh-mende Regelungsdichte geklagt; dann wird wie-der nach möglichst detaillierten Regelungen ge-rufen, nicht zuletzt von den Klagenden selbst.Ihr Bestreben ist es, sich gegen Ansprüche Drit-

ter abzusichern und sozusagen das „Arbeitsfeldals Minenfeld“ zu entschärfen. Die Sportlehr-kraft findet sich in einem ambivalenten Span-nungsfeld von Schulvorschriften, Bindung undFreiheit wieder.

3.1 Bewegungsräume5

Bewegungsraum ist grundsätzlich die gesamteUmwelt; er reduziert sich im konkreten Prozessder Bewegungserziehung auf Teilräume wieSpielplätze, Kindertagesstätten, Schul- undPausenhöfe, Turnhallen und Sportplätze. Diesebenötigen als Orte vielfältiger Sinneserfahrun-gen im Spiel- und Bewegungsbereich Raum-qualitäten, die nicht nur betriebsfunktionelleund klimaregulierende Aufgaben erfüllen, son-dern im Wesentlichen die individuellen und so-zialen Nutzungsinteressen berücksichtigen undinsgesamt zur Förderung des allgemeinen Wohl-befindens der Nutzer beitragen. Zahlreiche For-schungen belegen, wie intensiv und nachhaltigBefindlichkeit, Bewegungsmotivation und Lern-bereitschaft von der räumlich-materiellen Um-welt beeinflusst werden. Jeder Bewegungsraumwird über das komplexe System unserer Sin-nesorgane wahrgenommen, wobei die Ver-nachlässigung auch nur einer Sinnesmodalitätin der Auswahl der Gestaltungsmittel deutlichnegative Auswirkungen auf die Befindlichkeitund das Verhalten des Individuums haben kann.Diese ganzheitliche Sichtweise der Mensch-Umwelt-Beziehungen ist im Schul- und Sport-stättenbau bis heute nur in Ausnahmefällen inder gebotenen Konsequenz und Kompromiss-losigkeit umgesetzt worden. Gleichwohl ist aberhier auch die Verantwortung und Mitwirkung al-ler Beteiligten gefragt und gefordert, im Rah-men der vorhandenen Möglichkeiten die Be-wegungsräume entsprechend zu gestalten.

3.2 Bewegungszeiten6

Galten Kindheit und Jugend lange Zeit als Sinn-bild für die Abwesenheit von Krankheit, weisenzahlreiche und zunehmende Veröffentlichungen

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oder „bewegte Schule“ zu Recht (endlich) Kon-junktur haben.

Welchen großen Einfluss Bewegung, Spiel undSport in der Schule schon haben bzw. habensollten, wird klar bei Betrachtung der vielfälti-gen Erscheinungsformen des Bewegens undmotorischen Lernens in dieser Institution: Pau-sensport, Sportunterricht, Sportkurs, Sportar-beitsgemeinschaft, fachübergreifendes Projekt,Projekttag, Sportfest, Schulsport-Wettkampf-programm, Klassenreise mit sportlichemSchwerpunkt – um nur die gängigsten Angebo-te mit „sportlicher“ Dominanz zu nennen.

Genau betrachtet, steckt in jedem Unterrichts-fach und jedem menschlichen Handeln ein mehroder weniger großer motorischer Anteil. Des-halb gehört motorisches Handeln im Sinne desgehirngerechten Lernens in jedes Unterrichts-fach. Darüber hinaus muss die Schule zivilisa-tionsbedingt der Förderung der Motorik be-sonderes Augenmerk zukommen lassen, sodass

Bewegung, Spiel und Sport ins Zentrum derschulischen Entwicklungsvorhaben rücken.

3 Bewegungserziehung4

Bewegung ist im weitesten Sinne das Medium,über das der Mensch auf die Welt einwirkt undsich dabei als ganze Person formt. Dement-sprechend ist Bewegung Bedingung sowohl fürdie Entwicklung des Menschen, als auch für dieEntwicklung und Erhaltung seiner Umwelt: ÜberBewegung nimmt der Mensch Beziehung zur(Um-) Welt auf.

Konkreter meint Bewegung den Prozess, mitdem und durch den sich der ganze (fühlende,denkende, wahrnehmende) Mensch mit seinerUmwelt auseinandersetzt. Dieser Prozess ist so-wohl vom Funktionieren der eigenen Sinnes-und Bewegungsorgane, als auch von der Außen-welt mit ihrer Reizfülle und ihrem Informa-tionsgehalt abhängig.

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Sinneswahrnehmung (situative Information)

Kind Umwelt

Bewegungshandlung (situative Kommunikation)

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die besondere Herausforderung für die Schuleund vor allem für den Sportunterricht, auf die-sen gesellschaftlichen Megatrend zu reagieren.Lange Zeit vor PISA, „Sprint“ u. a. wurde dieForderung nach der täglichen Bewegungs-zeit/Sportstunde formuliert und begründet. DieBildungspolitiker bleiben gefordert.

4 Umwelterziehung

In der motorischen Auseinandersetzung mit derUmwelt ab dem Beginn der frühkindlichen Ent-wicklung wird diese zugleich als sozial struktu-riert erfahren (Sozialisation). Objekte haben be-stimmte sozial bedingte Bedeutungen, auf de-ren Grundlage „man“ handelt. Folgerichtig hatsich auch die Bewegungserziehung an den Um-welterfordernissen zu orientieren. So ist einStuhl Sitzgelegenheit und mag Kindern als Klet-tergelegenheit, Versteck oder in symbolischenHandlungen als Eisenbahn dienen. Irgendwannaber müssen Kinder lernen, sich den Objektenihrer Umwelt gegenüber angemessen zu ver-halten. Umwelt im weitesten Sinne versteht sich

als gemeinsamer Lebensraum, in dem sichPflanzen, Tiere, Menschen und Naturraum ein-ander gleichwertig begegnen. Das Ziel jeder Um-welterziehung muss daher konsequenterweiselauten, diese Gleichwertigkeit auch nachhaltigzu sichern.

In der alltäglichen Konkretisierung ergibt sichein scheinbarer Konflikt, wenn beispielsweiseder Sportplatzbau „Natur“-Flächen verbrauchtoder der Waldlauf Einzelner oder auch von Gruppen die Aufzucht des Wildschweinnach-wuchses beeinträchtigt. Tatsächlich gilt aber inder Regel, dass gegenseitige Rücksichtnahmenund Ausgewogenheiten in einem umweltadä-quaten Kompromiss enden, den es allerdingspermanent zu überprüfen gilt. Die entwik-klungsbegleitende Bewegungserziehung ist ge-fordert, hier umfassend und vielschichtig dasZiel der Nachhaltigkeit zu fokussieren! So ist der Wald keine Mülldeponie; Wild benötigt kei-ne Ghettoblaster. Der Sportplatz ist für alle da,auch für die Anwohner. Oder: Wie viel Wachsverträgt der Schnee, bevor er ins Grundwasserversickert?

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in Medien immer häufiger auf Szenarien bewe-gungsverarmter, krankheitsanfälliger und über-gewichtiger Kinder und Jugendlicher hin. Ak-tuelle Untersuchungsergebnisse7 belegen fürdie vergangenen Jahre in den einzelnen Teilbe-reichen der motorischen Leistungsfähigkeit vonKindern und Jugendlichen nahezu ausnahmsloseinen signifikanten Rückgang. Demgegenübersteigt besonders bei körperlich Inaktiven dasRisiko für das Auftreten gesundheitlicher Defi-zite, insbesondere Übergewicht, dessen Beglei-terkrankungen sowie von Haltungsschäden be-reits im frühen und mittleren Kindesalter8.

Die heutigen Lebensumstände haben sich in ei-ner Form verändert, die es Kindern und Ju-gendlichen zunehmend schwerer macht, im All-tag das erforderliche Maß an kumulierter mo-derater körperlicher Aktivität von einer Stundepro Tag zu erreichen. Das sportliche Aktivitäts-niveau kann den Bewegungsmangel offenbarnicht kompensieren, denn obwohl noch nie soviele Kinder sportlich aktiv waren, steigengleichzeitig die Prävalenzraten von Übergewichtim Kindesalter.

Zur Verdeutlichung seien einige Aspekte aufge-führt, die auf Deutschland übertragbar sind:• 1960 kamen drei Kinder auf ein Auto; heute

kommen drei Autos auf ein Kind.• 6- bis 9-jährige (Schweizer) Kinder verbrach-

ten im Jahr 2000 achtzig Minuten im Auto,

Bus oder Zug; 28 Prozent der Kinder wurdenvon den Eltern mit dem Auto zur Schule ge-bracht, wobei die Distanz zwischen Wohnortund Schule nicht selten unter einem Kilome-ter lag.

• Die Unterrichtszeit ist größtenteils Sitzzeit,und von drei curricular eingeplanten Sport-stunden pro Woche werden durchschnittlichnur 70 bis 75 Prozent erteilt, hinzu kommt si-tuativer Ausfall (6 %), der zur Hälfte unter-richtsfrei ist und zu ca. 30 Prozent in einemanderen Fach unterrichtet wird.

• 55 Prozent der (britischen) Jungen und 39 Pro-zent der (britischen) Mädchen unter 16 Jahrenerreichen das geforderte Maß kumulierter mo-derater körperlicher Aktivität. Demgegenüberstehen 29 Prozent der Jungen und 43 Prozentder Mädchen, die weniger als 30 Minuten proTag körperlich aktiv sind.

In der öffentlichen Diskussion um die Förderungdes Sport- und Bewegungsverhaltens von Kin-dern und Jugendlichen nimmt die Schule er-wartungsgemäß eine besondere Position ein:Der Einfluss des Schulsports auf die körperli-che Leistungsfähigkeit von Kindern und Ju-gendlichen ist in seinem Ausmaß deutlicher alsvielfach angenommen, es besteht ein signifi-kanter Zusammenhang zwischen der Anzahl dererteilten Sportstunden und der motorischen Lei-stungsfähigkeit9.

Schulsport erreicht darüber hinaus Kinder undJugendliche aller sozialen Schichten sowie Mäd-chen und Jungen gleichermaßen. Dies stellt ei-ne nicht zu unterschätzende Chance dar, demProblem des Bewegungsmangels von Kindernund Jugendlichen im schulpflichtigen Alter ent-gegenzuwirken!

Der wissenschaftlich begründeten Einsicht, dassder alltägliche Bewegungsmangel in seinen di-versen Erscheinungsformen die Hauptursachefür Übergewicht und nachlassende motorischeLeistungsfähigkeit darstellt, steht die hohe ge-sellschaftliche Wertschätzung von Fitness, von„Fit-Sein“ für verschiedene Anforderungsberei-che und in verschiedenen Anforderungssitua-tionen diametral gegenüber. Hieraus ergibt sich

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Bei der Zusammensetzung des Frühstücks istinsbesondere auf eine ausreichende Versorgungmit dem Mineralstoff Calcium zu achten. Emp-fohlen wird für Kinder im Schulalter eine tägli-che Aufnahme von 900 bis 1.200 mg Calciumfür den Aufbau von Zähnen und Knochen. Be-sonders reichlich vorhanden ist Calcium in Kä-se und anderen Milchprodukten. Käse enthältzudem viel Magnesium, das beim Zusammen-spiel von Nerven und Muskeln von Bedeutungist. Käse ist auch ein wertvoller Vitaminspen-der, der den Körper unter anderem mit Vitami-nen der B-Gruppe versorgt, die zur Steuerungvon Stoffwechselvorgängen und für die Zell-neubildung benötigt werden.

Wird morgens nichts gegessen, kommt es beider nächsten Mahlzeit oft zu einem „Überes-sen“, oder zur Wahl sehr kalorienreicher Le-bensmittel. Dies erhöht auf Dauer die Gefahrvon Übergewicht. Außerdem stört ein zu vollerBauch die Aktivität des Gehirns. Daher solltenFrühstücksmuffel zwar nicht zum Essen ge-

zwungen werden, aber vielleicht lässt sichschon damit viel erreichen, wenn Eltern im mor-gendlichen Familienalltag mit gutem Beispielvorangehen und sich Zeit nehmen für ein ge-meinsames Frühstück mit den Kindern, statt nurhektisch einen Schluck Kaffee zu trinken.

Je abwechslungsreicher und interessanter dasFrühstück ist, umso eher wird es von Kindernangenommen. So kann ein buntes Platz-Set inden Lieblingsfarben des Kindes ebenso denHunger wecken wie Abwechslung im Angebot.Erstes und zweites Frühstück sollten sich er-gänzen. Je kleiner das Frühstück zu Hause aus-fällt, desto größer sollte der Pausensnack fürdie Schule sein. Da schon bei den Kleinen „dasAuge mit isst“, sollte das Pausenfrühstück soverpackt werden (z. B. in einer praktischenKunststoffbox), dass es auch nach Stunden nochlecker aussieht. Auch die Mitgabe eines Ge-tränks für die Pause ist ratsam.

5.1.2 Tipps für die Pausenverpflegung13

Eine ideale Pausenverpflegung besteht nachEmpfehlungen der Deutschen Gesellschaft fürErnährung (DGE) zum Beispiel aus einem Voll-kornbrot, dünn bestrichen mit Butter, Margari-ne oder Frischkäse, und belegt mit mageremSchinken, fettarmer Wurst, Käse oder vegetari-schem Brotaufstrich. Außerdem gehören fri-sches Obst und Gemüserohkost dazu, am be-sten als “Fingerfood“ mundgerecht geschnitten.Zur Abwechslung kann statt des Brotes auch einMilchprodukt wie Joghurt, Quark oder ein Milch-drink mitgegeben werden. Als Durstlöscher soll-te den Kindern stets Wasser, ungesüßter Kräu-ter- bzw. Früchtetee oder eine Fruchtsaftschor-le zur Verfügung stehen.

Wenn Kinder und Jugendliche zwischendurchfrühstücken und viel trinken, lassen sich Lei-stungstiefs und Konzentrationsschwächen wäh-rend des Unterrichts vermeiden. Nicht zu emp-fehlen sind süße Riegel, Croissants, Plunderge-bäck oder gesüßte Getränke, weil sie zu viele„leere Kalorien“ liefern; d. h., sie enthalten viel

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5 Hinweise zu Sport und Gesundheit

5.1 Ernährung

Für die Leistungen im bevorstehenden Schu-lalltag ist eine ausgewogene Ernährung der Kin-der und Jugendlichen mit einem vollwertigenSchulfrühstück ein entscheidender Faktor. DieDeutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.(DGE)10 rät Eltern, nach Möglichkeit morgensmit den Kindern zu frühstücken und ihnen ei-ne vollwertige Zwischenmahlzeit mitzugeben,anstatt ihnen einfach Geld in die Hand zu drücken.

5.1.1 Gesundes Frühstück am Anfang des(Schul)Tages11

In vielen Familien fehlt in der morgendlichenHektik die Zeit für ein gemeinsames Frühstück.Die neueste Umfrage des Deutschen Institutesfür Wirtschaftsforschung (DIW) belegt, dassmehr als vierzig Prozent der Kinder aus Fami-lien mit geringem Einkommen in die Schulekommen, ohne vorher zu frühstücken.12 Zumeistgehen sie außerdem ohne Pausenbrote oderGeld aus dem Haus. Selbst in jeder vierten Fa-milie der obersten Einkommensgruppen wird

nicht mehr gemeinsam gefrühstückt, sodassauch hier Ernährungsdefizite zu verzeichnensind (ebd.). Das bleibt nicht ohne Folgen, dennKinder sind in der Wachstumsphase ganz be-sonders auf die Energiezufuhr nach der nächt-lichen Schlafpause angewiesen. Werden ihreEnergiereserven am Morgen – noch extremer:auch während der Schulzeit – nicht aufgefüllt,leiden die Konzentration und die Leistungsfä-higkeit. Kinder, die sich mangelhaft ernähren,zeigen allgemein schlechtere Schulleistungen(ebd.).

Zu einem vollwertigen Frühstück gehören• Milchprodukte (Milch, Joghurt, Quark und

Käse),• Getreideprodukte (Vollkornbrot oder -bröt-

chen, dunkles Kornbrot (Roggenbrot), Voll-kornflocken),

• Obst oder zum Knabbern geeignetes Gemü-se (Möhren, Kohlrabi, Radieschen, Paprika-schoten o.ä.),

• gelegentlich ein Ei oder fettarme, nicht zuscharfe Wurst in kleinen Mengen,

• Süßes in kleinen Mengen (Trockenfrüchte(Studentenfutter), Nussnougatcreme, Konfitü-re oder Honig),

• Getränke (z.B. Früchtetee, Milch oder Kakao).

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5.1.3 Trinken in der Schule14

Wissenschaftliche Studien zeigen deutlich, dassdurstige Kinder und Jugendliche sich schlechterkonzentrieren. Durst beeinträchtigt zudem dieAufmerksamkeit. Eine unzureichende Flüssig-keitsaufnahme führt nachweislich zu Ein-schränkungen der geistigen und körperlichenLeistungsfähigkeit15. Ernährungswissenschaft-ler plädieren daher dafür, an Schulen das Trin-ken während des Unterrichts und beim Sport zuerlauben. Trinkwasser wird nicht nur vom For-schungsinstitut für Kinderernährung Dortmund„als das am besten geeignete Getränk“ emp-fohlen. Kaum ein Lebensmittel in Deutschlandwird so gut kontrolliert und ist stets überall ver-fügbar wie Trinkwasser.

Ernährungs- und Sportwissenschaftler empfeh-len, dass • Kinder zwischen 6 und 9 Jahren circa einen

Liter,

• Kinder zwischen 10 und 14 Jahren circa 1,2 Liter,

• Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren 1,5 Liter

täglich trinken sollten.

Doch Wassertrinken ist an Schulen noch keineNormalität. Umfragen haben ergeben, dass nuran etwa jeder sechsten Schule das Trinken imKlassenraum während des Unterrichts erlaubtist. An 19 Prozent der Schulen ist es nach Aus-sagen der befragten Eltern sogar explizit ver-boten.

Immerhin dürfen Kinder in jeder fünften Schu-le während des Sportunterrichts etwas trinken.Nach Ergebnissen einer repräsentativen Umfra-ge des „Forum Trinkwasser e.V.“ wissen 39 Pro-zent der Eltern nicht, ob ihre Kinder im Sport-unterricht trinken dürfen. Nach Angaben der El-tern treibt nahezu die Hälfte der Kinder und Ju-gendlichen keinen Sport oder nur im Rahmen

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Energie in Form von Fett und Zucker, aber we-nige Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe.Zuckerreiche Produkte lassen den Blutzucker-spiegel zwar sehr schnell ansteigen, doch fälltdieser auch rasch wieder ab und landet unterdem Normalniveau, was zu einem Leistungstiefführt. Mit Vollkornprodukten wird dagegen einkonstanterer Blutzuckerwert erreicht. Das Ge-hirn wird so gleichmäßiger und länger mit Glu-cose (Traubenzucker) versorgt, die dem Gehirnfür seine Leistungen die notwendige Energie lie-fert. Außerdem liefern Vollkornprodukte wichti-ge Vitamine, Mineralstoffe, sättigende Ballast-stoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Ge-sunderhaltung beitragen.

Auch in Obst und Gemüse sind die genanntenGesundheitsförderer enthalten, weshalb je nach

Saison beispielsweise Erdbeeren, Apfelschnit-ze, Kirschen und Gurkenscheiben, Tomaten-stücke, Karottenschnitze oder Radieschen Be-standteil der Pausenverpflegung sein können.Milch, Käse und andere Milchprodukte liefernu. a. für das Wachstum wichtiges Eiweiß undCalcium. Milch und Milchmixgetränke sind nähr-stoffreiche Lebensmittel und eine geeigneteZwischenmahlzeit. Zum Durstlöschen sollten sieauf Grund ihres Energiegehalts nicht getrunkenwerden.

Die Pausenverpflegung sollte je nach indivi-duellen Vorlieben und abhängig vom Alter desKindes variiert werden, denn Abwechslungschmeckt besser und fördert den Spaß am Es-sen und damit auch die schulische Leistungs-fähigkeit.

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Nur wenige Kinder in Deutschland sind in ihrerFreizeit sportlich aktiv. Lediglich vier Prozent derbefragten Eltern geben an, dass ihre Kinder täg-lich nach der Schule zum Beispiel Fußball spie-len, Inlineskate oder Fahrrad fahren. Dagegenverbringen 15 Prozent aller Kinder ihre Freizeitinaktiv oder treiben nur dann Sport, wenn erals Unterricht auf dem Stundenplan steht (32%). Gerade die eher unsportlichen Kinder undJugendlichen greifen bei der Getränkeauswahlauffallend oft zu Limonaden oder Softdrinks,die als Durstlöscher wegen ihres hohen Kalo-riengehaltes wenig geeignet sind.

Nach Angaben ihrer Eltern trinken Kinder undJugendliche, die süße Getränke bevorzugen, sig-nifikant weniger als Schüler, die Wasser als Ge-tränk bevorzugen. Insgesamt haben Eltern gro-ßen Einfluss darauf, welche Getränke ihre Kin-der beim Sport konsumieren, denn 63 Prozentder Kinder nehmen zum Sport eine Getränke-flasche von zu Hause mit.

Eltern und Lehrer sollten daher Kinder zum Trin-ken ermuntern und es ihnen jederzeit ermög-lichen, insbesondere auch während des Unter-richts und beim Sport. Trinkwasser ist überallverfügbar, von bester Qualität und kalorien-frei. Abgefüllt in eine Trinkflasche, sorgt es auchfür ausreichend Getränkevorrat in der Schulta-sche. Wer es nicht immer pur mag, kann es vor-ab aufsprudeln oder gelegentlich durch Mischenmit ein wenig Saft oder Sirup für Abwechslungsorgen.

5.1.4 Essen und Trinken kurz vor dem Sport16

Sporttreibende sollten wie alle Kinder und Ju-gendlichen täglich fünf bis sechs kleinere Mahl-zeiten zu sich nehmen. Dies wirkt sich günsti-ger auf die Leistungsfähigkeit und Konzentra-tion aus als wenige große Mahlzeiten. Liegenzu lange Pausen zwischen den Mahlzeiten, kanndie Leistungsfähigkeit dazwischen durch Unter-zuckerung stark absinken. Bei großen Mahlzei-ten (z.B. Mensa-Essen vor dem Sportunterricht)besteht die Gefahr von Völlegefühl und Müdig-keit. Direkt vor dem Sport sollte deshalb keine

Hauptmahlzeit verzehrt werden. Findet derSportunterricht in der Mittagszeit statt, solltevorher leicht Bekömmliches gegessen werden.Ideal sind hier ein Vollkornbrot mit Margarineund Apfelscheiben belegt oder Obst und Müs-li; auch Trockenfrüchte, Nussmischungen oder„Studentenfutter“ sind ein guter Snack vor demSport. Wer viel schwitzt, sollte häufig kleinereGetränkemengen zu sich nehmen (Trinkwasseroder Apfelschorle aus mindestens drei TeilenWasser und höchstens einem Teil Apfelsaft) –auch bereits vor dem Sporttreiben und bevorder Durst einsetzt. Wenn der Schüler nicht di-rekt nach dem Sport zum Essen nach Hausekann, sollte er neben seinem Getränk auch ei-nen Imbiss (belegtes Brot, Obst, Snack) „für da-nach“ dabei haben.

Häufig treten bei untrainierten Sportlern vor al-lem während Ausdauerbelastungen Seitensti-che17 auf. Die Ursache für diese Schmerzen istbisher wissenschaftlich nicht abschließend ge-klärt. Sicher ist nur, dass körperliche Anstren-gung der Auslöser ist und meistens untrainier-

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des Schulsports. Genauer betrachtet bevorzu-gen gerade unsportliche Kinder auffällig oft ka-lorienreiche Limonaden und trinken insgesamtzu wenig. Auch was die Getränkeauswahl und

die Bewegungsfreude der Sechs- bis Achtzehn-jährigen angeht, geben die Ergebnisse der Be-fragung Anlass zur Besorgnis.

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le: „Die Schüler sollen insbesondere lernen, (…)Freude an der Bewegung und am gemeinsamenSporttreiben zu entwickeln, (…)“19. Deshalb sinddie Schüler „verpflichtet, regelmäßig am Unter-richt und an den sonstigen verbindlichen Schul-veranstaltungen aktiv teilzunehmen, die erfor-derlichen Arbeiten anzufertigen und die Haus-aufgaben zu erledigen“20.

5.2.1 Teilnahme am Schulsport während derMenstruation21

Die Einstellung zur Menstruation hat sich gegen-über früher wesentlich gewandelt. Als Gründewerden die frühzeitige Sexualerziehung auch inder Schule sowie die aufgeschlossenere und na-türlichere Einstellung der Jugendlichen zu die-sen Fragen angeführt.

Das kommt auch in der sportlichen Betätigungwährend der Menstruation zum Ausdruck, diefür solche Mädchen, die regelmäßig und inten-siv Sport treiben, selbstverständlich ist. ImSchulsport hingegen müssen auch die Schüle-rinnen teilnehmen, die kein Interesse am Sporthaben und die Menstruation als Vorwand zurNichtteilnahme benutzen.

Mit den vorliegenden Empfehlungen der Sek-tion Frauensport der Deutschen Gesellschaft fürSportmedizin und Prävention sollen Eltern,Lehrkräfte und Schülerinnen über den Sachver-halt informiert werden, um ihnen eine richtigeEinstellung zu diesen Fragen zu ermöglichen.• Da die Menstruation ein natürlicher Vorgang

ist, braucht bei gesunden Schülerinnen dergewohnte Tagesablauf nicht geändert zu wer-den, daher sollte die Teilnahme am Schulsportselbstverständlich sein.

• Sportliche Bewegung kann in vielen Fällen so-gar Menstruationsbeschwerden lindern, dennsie fördert die Durchblutung, löst Verkramp-fungen der Muskulatur und entspannt psy-chisch.

• Vom schulischen Schwimmunterricht ist zu-mindest in den ersten Tagen der Menstrua-tion aus hygienischen Gründen abzuraten, das

trifft nicht für Schülerinnen zu, die an den Um-gang mit Tampons gewöhnt sind.

• Menstruationsunregelmäßigkeiten sind wäh-rend der Pubertät häufig und verringern sichmit zunehmendem Alter, d.h., dieses biologi-sche Geschehen muss sich erst einspielen.

• Falls Schülerinnen an erheblichen Menstrua-tionsbeschwerden leiden, ist die Teilnahmeam Schulsport vom Ergebnis einer fachärzt-lichen Beratung abhängig. Jedoch sollten siedem Stundenverlauf beiwohnen.

• Die Schülerinnen sind anzuhalten, einen Regel-kalender zu führen. Für Prüfungen im Sport soll-ten stets zwei Termine zur Verfügung stehen.

An Frauen werden im späteren Leben körperli-che und psychische Anforderungen ohne Rück-sicht auf die Vorgänge der Menstruation gestellt.Daher sollten auch schon in der Schulzeit Be-lastungen während der Menstruation verlangtwerden.

5.2.2 Freistellungen vom Sportunterricht

Zwar können Schüler „aus wichtigem Grund aufAntrag vom Unterricht beurlaubt oder von der Teilnahme an einzelnen Unterrichts- oderSchulveranstaltungen befreit werden“22. Diesschließt demnach jedoch aus, dass die Beur-laubung sich dauerhaft auf einzelne Fächer er-strecken kann. Eine Dauerbefreiung von der Teil-nahme am obligatorischen Sportunterricht istalso ausgeschlossen.

Lediglich bei gesundheitlichen Einschränkun-gen ist eine zeitlich begrenzte teilweise odervollständige Beurlaubung von der Teilnahme ander Sportpraxis möglich. Sind diese Einschrän-kungen nicht offensichtlich – wie ein Gipsarm –so bedarf es eines entsprechenden Antrags aufBeurlaubung durch den Schüler bzw. durch dieErziehungsberechtigten unter Vorlage einessportmedizinischen Gutachtens über die Teil-nahmemöglichkeiten an der Praxis sowie dievoraussichtliche Dauer der Einschränkung.

Anwesenheitspflicht besteht weiter, da derSchüler an den theoretischen Anteilen des

18

te Personen davon betroffen sind. Unstrittig istauch, dass falsche oder zu üppige Nahrungs-aufnahme vor dem Sport Seitenstechen be-günstigen. Wahrscheinlich hängen Seitenstichemit der unzureichenden Sauerstoffversorgungder Atemmuskulatur und des Zwerchfells sowiemit Blutumverteilungen in Milz, Leber und Ma-gen (Verdauungstätigkeit!) zusammen. Eine fal-sche Atemtechnik oder eine zu schwache Bauch-muskulatur führen offenbar zur Verkrampfungdes Zwerchfells, die Schmerzen auslöst, die wirals Seitenstechen wahrnehmen. Psychische Ur-sachen kommen hinzu. Es handelt sich also umein eindeutiges körperliches Überlastungs- undpsychisches Überforderungssignal, wie es auchnach einer zu kurzen Aufwärmphase auftretenkönnte.

Um die unangenehmen Seitenstiche zu beseiti-gen, ist die Belastung sofort zu reduzieren so-wie bewusst und gleichmäßig in den Bauch ein-und auszuatmen. Vor allem betont langes Aus-atmen bei gleichzeitiger Entspannung desBauchbereichs kann schnell Hilfe bringen. Er-

leichterung kann auch bringen, wenn man beimEinatmen die Hand auf die schmerzende Stelleim Bauch drückt und beim Ausatmen diesenDruck wieder löst. Mit zunehmender Ausdauer-fähigkeit sinkt die Anfälligkeit für Seitenstiche,da die Atmung und damit das Zwerchfell bes-ser trainiert sind. Spielerische Ausdauerübun-gen sowie bewusste Atemschulung erhöhen dieChancen, dass auch ängstliche und weniger ge-übte Sportler lernen, ihre Atemregulation aufDauerbelastungen besser einzustellen.

5.2 Teilnahme am Sport

Die Verfassung von Berlin erhebt den Sport zuden zu fördernden Grundrechten und damitStaatszielen: „Sport ist ein förderungs- undschützenswerter Teil des Lebens. Die Teilnahmeam Sport ist den Angehörigen aller Bevölke-rungsgruppen zu ermöglichen“18. Folgerichtiggehören Bewegung und Sporttreiben zu den Bil-dungs- und Erziehungszielen der Berliner Schu-

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niger als 30 Minuten zu reduzieren oder völligeinzustellen. Diese Werte können auch fürInnenräume übernommen werden, da die feh-lende Luftbewegung zu einem Anstieg derRaumtemperatur führt.

Treten Symptome eines beginnenden Hitze-schadens auf, müssen folgende Maßnahmen er-griffen werden:1. Die körperliche Belastung muss sofort been-

det werden. Bei leichteren Symptomen kannein kurzzeitiges Auslaufen der Stabilisierungdes Kreislaufes dienen.

2. Das Kind soll in einen kühlen Raum gebrachtund flach gelagert werden.

3. Bestehen keine Bauchschmerzen und/oderkommt es nicht zum Erbrechen, soll dem Kindreichlich Flüssigkeit in kleinen Portionen an-geboten werden.

4. Kinder mit Hitzeschäden bedürfen immer ei-ner ärztlichen Betreuung.

5.3.2 Körperliche Belastbarkeit von Kindern undJugendlichen während austauscharmerWetterlagen und erhöhter Ozonbelastung

Die Senatsverwaltung für Schule, Bildung undSport hat 1991 ein „Rundschreiben über Ver-halten während austauscharmer Wetterlagen(Smog-Alarm) und erhöhter Ozon-Konzentra-tion“ herausgegeben, in dem für den Schulsportfolgende Hinweise gegeben werden29:In der Smog-Vorwarnstufe wird im Sportunter-richt auf reine Ausdauerübungen verzichtet.Schüler, die an Bronchialerkrankungen, Erkran-kungen im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich oder anAsthma leiden, sind vom Sportunterricht (Anm.der Verf.: von der Sportpraxis) beurlaubt.

Bei herz- und kreislaufkranken Schülern ist dieStellungnahme des Jugendgesundheitsdiensteszur Teilnahme am Sport zu beachten, die für je-den Schüler vorliegen muss.

Ab Smog-Alarmstufe 1 findet Sportunterricht mitleichten Übungen nur in der Halle statt. Er kannauf die Vermittlung von Sporttheorie beschränktwerden. Für die oben genannten Schüler gelten

die dort beschriebenen Einschränkungen. DerSchwimmunterricht fällt aus.

Bei lang andauernden Schönwetterperioden imSommer können an Tagen mit intensiver Son-neneinstrahlung erhöhte Ozonkonzentrationenauftreten. Ozon kann nach Aussagen der Berli-ner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung undUmweltschutz sowie Gesundheit je nach Kon-zentration und Einwirkungsdauer sowie Emp-findlichkeit der Menschen zu unterschiedlichengesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.Ab einer Ozon-Konzentration von 0,18 mg/m3sollen Menschen, die erfahrungsgemäß gegen-über Luftschadstoffen empfindlich reagieren,insbesondere ungewohnte und starke Anstren-gungen im Freien am Nachmittag vermeiden. Abeiner Ozon-Konzentration von 0,36 mg/m3 wirdder gesamten Bevölkerung empfohlen, lang an-dauernde und körperlich anstrengende Tätig-keiten im Freien am Nachmittag zu vermeiden.

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Unterrichts ohne Einschränkung weiterhin teil-nehmen kann. Auch ist eine Mitarbeit als Mo-derator, Berater, Helfer, Schiedsrichter etc. in derRegel möglich und wünschenswert. Mit Aus-nahme des motorischen Lernens können alleanderen Kompetenzbereiche weiterhin geschultund auch beurteilt werden.

Die verantwortliche Lehrkraft entscheidet in je-dem Einzelfall, ob die Teilnahme eines Schülers,der von der Teilnahme an der Sportpraxis be-freit ist, in einer konkreten Unterrichtssituationsinnvoll und erforderlich ist.

Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend undSport stellte 2005 darüber hinaus klar, dass ei-ne dauerhafte Beurlaubung selbst bei konkur-rierenden Grundrechten – hier: Freiheit der Re-ligionsausübung – nicht zulässig ist23.

Um Sport- sowie Schwimmunterricht z.B. bei ei-nem hohen Anteil muslimischer Schülerinnen zugewährleisten, prüft die jeweilige Schule dieEinrichtung getrennt geschlechtlichen und blick-sicheren Unterrichts durch weibliche Lehrkräfte– ggf. auch als einen die Lerngruppen über-greifenden „Kurs“.

5.3 Schulsport bei extremen Wetter-bedingungen

5.3.1 Körperliche Belastbarkeit von Kindern undJugendlichen unter großer Hitze24

Die Hitzebelastung ist die physiologische undpsychologische Reaktion des Menschen auf ei-nen Hitzestress25, der durch die Verbindung derUmgebungsfaktoren Temperatur, Luftfeuchtig-keit, Luftbewegung und Strahlungswärme aus-gelöst wird. Für die Sportpraxis ist von Bedeu-tung, dass die Luftfeuchtigkeit für die Auslö-sung des Hitzestresses von überragender Be-deutung ist. In Innenräumen ist die Strah-lungswärme zu vernachlässigen.

Die Fähigkeit, einen regulären Funktionszu-stand des Organismus unter Hitzebelastung zu

erhalten, wird als Hitzetoleranz bezeichnet. Kin-der haben gegenüber Erwachsenen ungünsti-gere thermoregulatorische Mechanismen undwerden daher besonders während körperlicherAktivitäten durch den Hitzestress stärker bela-stet, d.h. sie haben eine geringere Hitzetole-ranz26:• Kinder produzieren unter muskulärer Bela-

stung mehr Stoffwechsel-Wärme, die im We-sentlichen über die Hautdurchblutung abge-geben wird. Die Wärmeabgabe ist jedochdurch die ungünstige Volumen-Oberflächen-Relation bei Kindern erschwert.

• Die physiologischen Kreislaufreaktionen un-ter körperlicher Belastung werden, insbeson-dere im Maximalbereich, durch die gleichzei-tig notwendige Thermoregulation mittels ver-mehrter Hautdurchblutung zusätzlich gestei-gert und erschwert.

• Bis zur Pubertät haben Kinder, bei gleicherAnzahl von Schweißdrüsen wie der Erwach-sene, eine niedrigere Schweißproduktion unddamit eine geringere Wärmeabgabe durch Ver-dunstung.

• Im Schulsport besteht für die Kinder (zu) sel-ten Gelegenheit, den durch die Belastung un-ter Hitzestress ausgelösten Flüssigkeitsver-lust durch ausreichendes Trinken auszuglei-chen.

Verstärkt wird die Hitzebelastung durch unge-eignete Kleidung sowie Intensität, Dauer undArt der körperlichen Belastung. Untrainierte Kin-der leiden wegen der mangelnden Kreislaufan-passung stärker unter einem Hitzestress als trai-nierte Kinder.

Wird die Hitzetoleranz überschritten, könnenHitzeschäden auftreten. Frühzeichen eines Hit-zeschadens sind Kopfschmerzen, Erschöpfung,Übelkeit, Bauchschmerzen, Aggressivität, Be-nommenheit, Apathie.

In Anlehnung an Empfehlungen der AmericanAcademy of Pediatrics, Committee on SportsMedicine27, wird daher empfohlen, bei Erreicheneines „WBGT“ (Index für Hitzestress)28 von 26-29 °C die körperliche Belastung von Kindern,insbesondere die Ausdauerbelastungen, auf we-

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Sektion Kinder- und Jugendsport der DeutschenGesellschaft für Sportmedizin und Prävention(DGSP)34 eine Stellungnahme erarbeitet, die ei-ne Ergänzung der Publikation von H. Riekert35

aus der Sicht der Kinder- und Jugendmedizindarstellt:Kinder und Jugendliche mit „Kreislauflabilitä-ten“ werden einerseits häufig vom Schulsportfreigestellt, andererseits wird ihnen jedochgleichzeitig „mehr Bewegung“ empfohlen.Meist verbirgt sich hinter der Diagnose „Kreis-lauflabilität im Kindesalter“ eine „orthostati-sche Dysregulation“36 Besonders in diesem Al-ter spielt die Vasomotorik bei der Stabilisierungdes Blutdrucks über längere Zeit eine entschei-dende Rolle. Die Unterforderung dieses Regu-lationsmechanismus’, u. a. durch längeres Sit-zen in der Schule, führt zu einem allmählichenBlutdruckabfall mit konsekutiver Minderversor-gung des Gehirns. Die Folge ist ein typischerSymptomenkomplex mit Konzentrations- undLeistungsabfall und zunehmender Müdigkeit inder 5. und 6. Unterrichtsstunde. Ist der Unter-richt zu Ende und haben die Kinder wieder ei-ne normale Bewegung als Reiz der Vasomoto-rik, geht es ihnen rasch besser. Es ist zu be-

fürchten, dass mit der Einführung der Ganztag-schule und der damit verbundenen Reduktionder spontanen Bewegungsfreizeit dieser Reizder Vasomotorik fehlen und der Beschwerden-komplex häufiger werden wird.Die Darstellung der positiven Effekte durch denSport, auch den Schulsport, soll die Entschei-dung Freistellung bzw. Teilfreistellung vomSchulsport oder volle Teilnahme daran erleich-tern, unterstützt durch Hinweise auf spezifischeAuswirkungen einiger Sportarten37:Laufen ist eine klassische, dynamische Bela-stungsform. Während des Laufens wird der Blut-druck überwiegend durch die Herzleistung sta-bilisiert. Am Ende der Belastung kann es jedochzum raschen Blutdruckabfall kommen. Bei die-ser körperlichen Tätigkeit steht die Vasodilata-tion im Vordergrund der Vasomotorik. LängereLäufe ohne gymnastische Zwischenphasen ha-ben keinen wesentlichen Trainingseffekt auf dasperiphere Gefäßsystem.

Schwimmen ist eine Belastungsform mit dyna-mischen und statischen Anteilen. Gleichzeitigwird die Gefäßfüllung durch den hydrostati-schen Druck beeinflusst. Sportmedizinische

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Das Kultusministerium Nordrhein-Westfalenführt wie die Kultusministerien anderer Bundes-länder30 in einem Runderlass dazu u. a. Fol-gendes aus:31 Höhere Ozonkonzentrationensind bei längeren Schönwetterperioden an Ta-gen intensiver Sonneneinstrahlung etwa in derZeit zwischen 11. 00 und 19.00 Uhr möglich. Ge-sundheitliche Beeinträchtigungen sind bei er-höhten Ozonkonzentrationen jedoch nur beimehrstündigen hohen körperlichen Belastun-gen im Freien zu erwarten. Da derartige Bela-stungen im Schulsport in der Regel nicht er-reicht werden, stellt sich bei erhöhten Ozon-konzentrationen zunächst nicht die Frage, obder Schulsport einzustellen, sondern wie ersinnvoll zu gestalten ist. Hierzu werden vor-sorglich folgende Hinweise gegeben:• Die Auswahl der Inhalte und Anforderungen

im Schulsport sowie der Übungsstätten iststets unter Berücksichtigung der Witterungs-bedingungen und der individuellen Voraus-setzungen und Reaktionen der Schüler vor-zunehmen.

• In Innenräumen ist die Ozonkonzentration inder Regel deutlich geringer als im Freien, des-halb kann der Schulsport in gedeckten Sport-stätten (z. B. in Sporthallen oder Hallenbä-dern) grundsätzlich uneingeschränkt stattfin-den.

• Bei Ozonkonzentrationen bis zu 0,18 mg/m3

sind ozonbedingt auch im Freien keine Ein-schränkungen des Schulsports erforderlich.

• Bei Ozonkonzentrationen zwischen 0,18 und0,36 mg/m3 kann der Schulsport durchaus imFreien stattfinden. Ausdauerbelastungen (z. B.Mittel- und Langstreckenläufe, Langstrecken-schwimmen) sollten jedoch eingeschränktoder in der Zeit der höchsten Ozonkonzen-tration vermieden werden.

• Es bestehen grundsätzlich keine Bedenkengegen die Durchführung von Mannschafts-spielen, Schulsportfesten und Schulsport-wettkämpfen. Wettkämpfe und Schulsportfe-ste sollten aber möglichst in den kühleren(und weniger ozonbelasteten) Vormittags-stunden stattfinden.

• Bei Ozonkonzentrationen oberhalb von 0,36mg/m3 soll kein Schulsport im Freien durch-geführt werden.

• Schüler, die bei erhöhten Ozonkonzentratio-nen akute Symptome (z. B. Augenbrennen,Reizung der Atemwege) zeigen, sind gegebe-nenfalls von einzelnen Anforderungen freizu-stellen. Asthmatiker sollen vom Sportunter-richt im Freien befreit werden.

• Die Sport unterrichtenden Lehrkräfte sind ge-halten, sich bei entsprechenden Witterungs-bedingungen über die aktuellen Ozonwerteund Verhaltenshinweise zu informieren.

5.3.3 Sonnenschutz bei sportlichen Aktivitätenim Freien32

Viele schulsportliche Aktivitäten finden imFreien statt. Dabei wird der Sonnenschutz häu-fig vernachlässigt und die Haut der Schülerdurch UV-Strahlung gefährdet.

Daher sollten sich die Lehrkräfte vor sportlichenAktivitäten über notwendige Verhaltensweisenund Maßnahmen zum Sonnenschutz informie-ren.

Einen wichtigen Schutz bietet der jeweiligen Ak-tivität angepasste (Funktions-)Kleidung ein-schließlich der erforderlichen Kopfbedeckungund - wenn notwendig- eine Sonnenbrille.

Wenn es möglich ist, sind Schattenbereiche auf-zusuchen und an unbedeckten Körperstellensind Sonnenschutzmittel zu verwenden. Aufausreichend Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.

5.4 Körperliche Belastbarkeit von Kindern undJugendlichen bei Erkrankungen

Sportlehrkräfte sollten bei Übernahme einerLerngruppe Informationen über vorliegende Er-krankungen ihrer Schüler einholen. Eine engeZusammenarbeit mit den Eltern ist empfeh-lenswert. Zusätzlich verschaffen ärztliche Gut-achten Informationssicherheit.

5.4.1 Kreislauflabilität

Für Kinder und Jugendliche mit „Kreislauflabi-lität“ (Orthostatische Dysregulation)33 hat die

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In Deutschland werden Ess-Störungen in der Re-gel anhand der ICD-10 (International Classifica-tion of Mental Disorders) eingeteilt und unter-schieden in:• die Anorexia nervosa („Magersucht“);• die Bulimia nervosa („Ess-Brechsucht“);• atypische Ess-Störungen.

Die eindeutige Zuordnung zu einer Ess-Störungist nicht immer einfach. Bei beiden Krankheits-bildern lassen so genannte Subtypen, wie z.B.die Anorexia nervosa mit aktiven Maßnahmenzur Gewichtsreduktion (Erbrechen, Abführen,extensive sportliche Aktivität usw.) eine weite-re Differenzierung zu.

Anorexie bedeutet wörtlich übersetzt „Appetit-verlust oder Appetitverminderung“. Dies führtzu der irreführenden Annahme, dass der Appe-tit und nicht das Essverhalten gestört sei. ImVordergrund der Erkrankung steht der starkeGewichtsverlust, der über eine restriktive hy-

pokalorische Nahrungsaufnahme und Metho-den wie selbstinduziertes Erbrechen, Gebrauchvon Abführ- oder Entwässerungsmitteln, Appe-titzüglern und/oder übertriebene körperlicheAktivität erreicht wird. Fünfzig Prozent der Er-krankten reduzieren nur ihre Nahrungszufuhr(sind rein restriktiv), die andere Hälfte zeigt zu-sätzliche bulimische Symptome.

Die hormonellen Störungen äußern sich beiFrauen ohne Hormonsubstitution in einer Ame-norrhoe und bei Männern als Libido- oder Po-tenzverlust.

Kriterien für die Anorexia nervosa nach ICD-10sind ein BMI (Body-Mass-Index) von 17,5 oderweniger, selbst herbeigeführter Gewichtsver-lust, endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse, Körperschema-störung mit der Idee, zu dick zu sein, bei Be-ginn vor der Pubertät Verzögerung der puber-tären Entwicklungsschritte.

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Untersuchungen ergaben eine zusätzliche Be-einflussung des Gefäßwiderstandes durch eineerhöhte Katecholaminausschüttung, insbeson-dere von Noradrenalin. Schwimmen hat einensehr großen Trainingseffekt auf das periphereGefäßsystem.

Turnen, Gymnastik und Zirkeltraining sindSportarten oder Übungsformen mit einer Mi-schung von statischen und dynamischen Antei-len. Dementsprechend tritt ein rascher Wechselin der Vasomotorik auf. Diese Sportarten habeneinen guten Trainingseffekt auf das periphereGefäßsystem.

Der zyklische, dynamische Bewegungsablaufbeim Radfahren aktiviert besonders die Mu-skelpumpe und verbessert daher die aktuelleKreislaufsituation. Auch wenn kein ausgepräg-ter Wechsel zwischen Vasodilatation und Vaso-konstriktion eintritt, ist diese Sportart als Kreis-lauftraining zu empfehlen.

Sprung- und Wurfübungen können ohne Ein-schränkung durchgeführt werden. Sie zeigenzwar keinen Effekt für das Gefäßtraining, wir-ken sich aber auch nicht negativ aus.

Eine Freistellung vom Schulsport kann in selte-nen Fällen und nur bei sehr belastenden Reak-tionen für die ersten acht Wochen der Therapiebei Kindern mit Regulationsstörungen berech-tigt sein. Es sollte aber immer nur eine Teilfrei-stellung ausgesprochen werden.

Die arterielle Hypotonie und dazugehörig dieorthostatische Dysregulation spielen auch imErwachsenenalter eine große Rolle. Medika-mente können nur eine vorübergehende Bes-serung herbeiführen. Es muss daher versuchtwerden, alle Mittel und Wege einzusetzen, umbereits im Kindesalter die Vasomotorik durchentsprechende Aktivitäten zu üben. Es ist un-sere Aufgabe, durchaus auch im Zusammenhangmit der orthostatischen Dysregulation, immerund immer wieder auf die präventive und the-rapeutische Bedeutung des Schulsports, der Be-wegungsstunde, der aktiven Pausenhöfe u. a.in der Ganztagschule hinzuweisen.

Sportstunden haben u. a. die Aufgabe einer kör-perlichen Forderung und Förderung. Sie unter-brechen sinnvoll die Monotonie des Schulab-laufs und zwingen das Gefäßsystem zu „seinemSpiel“. Der Erwachsene wird davon profitieren.

5.4.2 Ess-Störungen38

Das körperliche Idealbild hat sich im Laufe des20. Jahrhunderts vor allem in den westlichen In-dustrienationen entscheidend verändert. Ins-besondere das weibliche Idealbild hat sich da-bei immer weiter von dem einer normal ge-wichtigen westeuropäischen Frau entfernt. Dasgesellschaftlich propagierte, heute gültigeSchlankheitsideal steht für einen Teil der zu-nehmend verunsicherten Bevölkerung synonymfür Erfolg, Wertschätzung, Attraktivität und Aus-strahlung. Die Folge ist ein Anstieg von Ess-Stö-rungen in den letzten dreißig Jahren, der nichtnur in der Allgemeinbevölkerung, sondern inwachsender Anzahl auch im Sport beobachtetwerden kann. Allen Essgestörten gemein ist dieübermäßige Beschäftigung mit Gewicht undNahrungsaufnahme. Es handelt sich bei den Be-troffenen in erster Linie um Jugendliche und jun-ge Erwachsene, die auf der Suche nach Auto-nomie und ihrem Platz in der Gesellschaft beientsprechender Prädisposition der Gefahr einerEss-Störung ausgesetzt sind. Probleme mit dereigenen Identität werden auf den Körper proji-ziert und die Kontrolle über Nahrungsaufnahmeund Gewicht nimmt auf dem Weg zum indivi-duellen Idealbild und als erhoffte Problemlö-sung einen überdimensionalen Stellenwert ein.Andererseits finden sich unter den BetroffenenSportler, die durch eine kontrollierte Gewichts-reduktion eine Leistungsoptimierung anstre-ben.

Obwohl auch Männer Ess-Störungen entwik-keln, bleiben diese in erster Linie eine frauen-spezifische Erkrankung: Nur zehn Prozent derAnorexieerkrankten sind Männer, bei der Buli-mie sind es noch weniger. Lediglich bei der „bin-ge eating disorder“ liegen der Anteil erkrankterMänner wie auch das Erkrankungsalter we-sentlich höher.

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liegt um das 14. Lebensjahr, oft kurz nach Ein-setzen der ersten Regelblutung. Etwa 2 Prozentder Bevölkerung leiden unter „Ess-Sucht“. Beiden Übergewichtigen leiden 5 Prozent an einerBinge eating disorder. Etwa ? aller Betroffenendieser Störung sind älter als 40 Jahre.

Bei Männern sind Essstörungen wesentlich sel-tener als bei Frauen. 5 bis 10 Prozent der An-orexia nervosa-Patienten und 10 bis 15 Prozentder Bulimia nervosa-Patienten sind Männer. Ob-wohl die diagnostischen Kriterien und körper-lichen Auswirkungen fast identisch mit denender Frauen sind, erfolgt gerade aufgrund desseltenen Auftretens die Diagnosestellung ofterst verzögert. Bei der Binge eating disordersind ? der Betroffenen männlich.

5.4.3 Ess-Störungen und (Schul-)Sport39

Zahlreiche Studien konnten aufzeigen, dass Ess-Störungen unter Sportlern häufiger auftreten als

innerhalb der nicht Sport treibenden Bevölke-rung. Dieses trifft sowohl für die Anorexia ner-vosa, die Bulimia nervosa als auch für die aty-pischen Ess-Störungen zu. Sportlerinnen sindin stärkerem Maße betroffen als Sportler. DasRisiko steigt bei nicht überwachten Gewichts-kontrollen, bei präpubertärem Beginn eines lei-stungsorientierten Trainings, einer hohen psy-chischen Belastung, einem exzessiven Trainingsowie einer entsprechenden Prädisposition inAbhängigkeit von der Sportart. In Kombinationmit Menstruationsstörungen und Osteoporosewerden Ess-Störungen als „Triade der Sport trei-benden Frau“ beschrieben.

Erste Warnsignale für eine mögliche Entstehungeiner Ess-Störungen können neben einer extremkritischen Haltung gegenüber der eigenen Per-son und dem Körper auch eine übermäßige Be-schäftigung mit dem Essen, eine exzessivesportliche Betätigung sowie Stimmungs-schwankungen, Depressionen und ein Rück-zug aus dem sozialen Leben darstellen. Außer-dem bedürfen ein sichtbarer Gewichtsverlust,

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Die Folgen einer Anorexia nervosa sind das Re-sultat einer körperlichen Auszehrung, die in fünfbis zehn Prozent der Fälle zum Tode führt.Bulimia nervosa bedeutet sinngemäß „Stier-hunger“. Bei vordergründiger Beschäftigung mitdem Essen herrscht eine krankhafte Angst vorGewichtszunahme. Im Gegensatz zur Anorexiaist die Bulimia durch Heißhungerattacken undanschließende, der drohenden Gewichtszunah-me entgegenwirkenden Maßnahmen charakte-risiert. Häufig findet sich eine Anorexia nervo-sa in der Vergangenheit. Die Bulimia kann so-wohl in Zusammenhang mit einer Magersuchtbei normalem Körpergewicht als auch bei star-kem Übergewicht (BMI > 30 = Adipositas) auf-treten.

Kriterien für die Bulimia nervosa nach ICD-10sind Essattacken, bei denen sehr große Men-gen Nahrung in kurzer Zeit aufgenommen wer-den, ferner Versuche, dem dick machenden Ef-fekt durch kompensatorische Verhaltensweisenentgegen zu steuern, bzw. die krankhafte Furchtvor einer Gewichtszunahme.

Bei der Bulimia nervosa führen regelmäßigesErbrechen und abführende Maßnahmen überdie körperlichen Mangelerscheinungen hinauszu zahlreichen organischen Störungen. In denZeiten zwischen den Heißhungeranfällen kommtes aufgrund des Diätverhaltens der Betroffenenzu einer vorübergehenden Mangelernährung.Als Folge treten Stoffwechsel- und Hormonver-änderungen auf.

Menschen mit „atypischen Ess-Störungen“ er-füllen nicht immer alle genannten Kriterien ei-ner klassisch definierten Ess-Störung, weisenaber dennoch ein stark gestörtes Essverhaltenauf, wie z.B. alle Kriterien einer Anorexia ner-vosa bis auf den Gewichtsverlust. Dazu gehö-ren nach der ICD-10-Klassifikation auch die aty-pische Anorexia und die atypische Bulimia, beidenen die Kernmerkmale trotz typischem klini-schen Bild nicht vollständig vorhanden sind.Weiterhin werden der psychogene Appetitver-lust, das Fasten bei Übergewicht sowie das Kau-en und Ausspucken großer Nahrungsmengendazu gezählt.

Binge Eating Disorder (Ess-Sucht) bedeutetwörtlich „Essattacke“. Diese Störung ist cha-rakterisiert durch Kontrollverlust verbunden mitwiederholten Heißhungerattacken und darausresultierender Aufnahme großer Nahrungsmen-gen. Dies erfolgt an wenigstens zwei Tagen derWoche über mindestens sechs Monate trotz feh-lendem Hungergefühl. Anders als bei der Buli-mia wird von Gegenmaßnahmen, die einer Ge-wichtszunahme entgegenwirken, kein Gebrauchgemacht.

Außerdem müssen wenigstens drei der folgen-den Punkte zutreffen:• besonders schnelles essen,• essen bis ein unangenehmes Völlegefühl ein-

setzt,• essen ohne hungrig zu sein,• gegessen wird allein,• nach der Essattacke entstehen Schuldgefüh-

le und Depressionen;• die Essattacken werden als belastend emp-

funden.

Über die psychische Belastung des Überge-wichts hinausgehend werden durch das bei derEss-Sucht entstehende Übergewicht (BMI > 25)insbesondere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels, wie z.B. Dia-betes Typ II begünstigt.

Ess-Störungen sind in der Bevölkerung keines-wegs gleichmäßig verteilt. Vielmehr besteht ei-ne Abhängigkeit von sozialer Schicht, Alter undGeschlecht. Die Anorexia nervosa ist in ersterLinie eine Erkrankung der Jugendlichen und jun-gen Erwachsenen, die vornehmlich in west-lichen Industrienationen aus einer „stabilen“,sozialen und finanziellen eher oberen Mittel-schicht kommen. Bei der Bulimia nervosa lie-gen sowohl das durchschnittliche Alter beimKrankheitsbeginn als auch die Zahl der Neuer-krankungen pro 100 000 Einwohnern mit 29Frauen im Vergleich zur Anorexia nervosa mit 19Frauen etwas höher. Die Bulimia ist außerdemgleichmäßiger auf alle sozialen Schichten ver-teilt. Etwa 1 Prozent der Jugendlichen leidet anAnorexia nervosa, 1 bis 3 Prozent an der Buli-mia. Der Erkrankungsgipfel bei der Anorexia

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positas handelt, wenn der BMI über dem 97.Perzentil für das jeweiligen Alter liegt; Überge-wicht liegt vor, wenn der BMI zwischen dem > 90. und 97. Perzentil liegt. Es gibt dafür Ta-bellen mit Werten für jedes Alter, für männlichund für weiblich.

Die Perzentilen wurden auf Basis der Größen-und Gewichtsangaben von 17.147 Jungen und17.275 Mädchen im Alter bis 18 Jahren errech-net. Die regelmäßige Überwachung der BMI-Per-zentilen42 erlaubt eine Prognose über die wei-tere Gewichtsentwicklung und die Abschätzungeines eventuellen Gesundheitsrisikos.44

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-rung legt folgende BMI-Werte für Kinder und Ju-gendliche (7 bis 18 Jahre) unter Berücksichti-gung von Körpergewicht/-größe, Alter und Ge-schlecht für Unter-, Normal- und Übergewichtfest (vgl. Tabelle)45.

Für Kinder und Jugendliche (von 0) bis 18 Jah-ren hat die Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung Wachstumskurven für den Body-Maß-Index (BMI) unter Berücksichtigung vonKörpergewicht/-größe, Alter und Geschlecht ver-öffentlicht.46

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heimliches Essen und das Vermeiden von Essenin Gesellschaft sowie eine übermäßige, offen-sichtliche Anwendung von Abführ- und Entwäs-serungsmitteln oder auch Appetitzüglern einerfrühzeitigen Wachsamkeit. Zu den körperlichenWarnsignalen gehören Gewichtsverlust, chroni-sche Müdigkeit, Blutarmut, Magen/Darmbe-schwerden, Kälteempfindlichkeit, Zahnschäden(durch Erbrechen), Menstruationsstörungen, Ver-letzungsanfälligkeit, Infektanfälligkeit, verzöger-te Heilung bei Wunden und Verletzungen.

Weiterführende Informationen können Sport-lehrkräfte, Schüler und Eltern über diverse Adres-sen40 erhalten.

5.4.4 Adipositas (Fettleibigkeit)41

Die Adipositas ist im Kindes- und Jugendalterwegen der schon hohen und noch steigendenPrävalenz ein ernst zu nehmendes medizini-sches Problem, nicht nur in Deutschland, son-dern global.42

Im Erwachsenenalter spricht man von Adiposi-tas (deutsch Fettleibigkeit, engl. obesity), wennder BMI (body mass index) größer als 30 kg/m2

ist. Übergewicht wird durch einen BMI von 25bis kleiner als 30 kg/m2 definiert. Bei Kindernund Jugendlichen muss das Wachstum berück-sichtigt werden, so dass es sich um eine Adi-

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Body Mass Index (BMI) bei Kindern und Jugendlichen (7-18 Jahren),unter Berücksichtigung von Körpergewicht/-größe, Alter und Geschlecht.

Wie berechne ich meinen BMI?

1. Wiegen und Gewicht in Kilogramm notieren

2. Körpergröße in Metern messen3. Multiplizieren:

Körpergröße x Körpergröße4. Dividieren: Gewicht durch das

Ergebnis von 3. teilen5. BMI mit Geschlecht und Alter in der Tabel-

le vergleichen

Beispiel:

46 kg

1,57 m1,57 m x 1,57 m = 2,4649 m2

46 : 2,4649 m2 = 18,7 (BMI)

31

Zu beachten ist jedoch, dass bei Kindern glei-chen Geschlechts und mit gleichem kalendari-schem Alter aufgrund von unterschiedlichembiologischen Alter (Entwicklungsstand) die BMI-Werte voneinander abweichen können und ent-sprechend interpretiert werden müssen47.

In Deutschland liegt die Häufigkeit von Über-gewicht und Adipositas je nach Alter, Ge-schlecht, sozioökonomischem Status und Refe-renzwert des BMI bei Schulkindern und Ju-gendlichen zwischen 10 und 20 Prozent, in ein-zelnen Bevölkerungsgruppen bis 30 Prozent,wobei das Ausmaß der Adipositas und damitdie Anzahl extrem Adipöser deutlich ansteigt48.In den letzten 15 Jahren kam es in Deutschlandungefähr zu einer Verdoppelung der Adipositas-Häufigkeit49.

Fettleibigkeit birgt ein hohes Risiko für chroni-sche Erkrankungen. Die Auswirkungen der Adi-positas auf die Gesundheit können kaum über-schätzt werden. Es ist das am schnellsten wach-sende Gesundheitsrisiko. Diese Situation findetsich praktisch in allen westlichen Industriena-tionen. Die Weltgesundheitsorganisation WHOhat 1997 die Adipositas als größtes Gesund-heitsproblem eingestuft. Maßnahmen zur Vor-beugung und Behandlung von Übergewicht sinddringend erforderlich. In einigen Ländern wur-den bereits nationale Aktionsprogramme be-schlossen50.

Der Prävention kommt eine besondere Bedeu-tung zu. Sie umfasst individuelles und gesell-schaftliches Vorgehen. In Abhängigkeit vomZeitpunkt der Intervention gibt es verschiede-ne Konzepte: Gesundheitsförderung, Primär-,Sekundär- und Tertiärprävention51.

Auf jeden Fall sollten alle übergewichtigen Kinder und Jugendlichen einem Präventiv-programm zugeführt werden. Besser wäre esdarüber hinaus, jedes Kind frühzeitig sowohl im Essverhalten wie auch in seinem Bewe-gungsverhalten so zu beeinflussen, dass eine Entwicklung zum Übergewicht vermiedenwird.

Man schätzt heute, dass adipöse 10- bis 13-Jäh-rige zu 70 bis 80 Prozent bis ins Erwachsenen-alter adipös bleiben. Bei Kindern im Einschu-lungsalter ist dieser Anteil geringer. Aus dickeKindern werden also mit erheblicher Wahr-scheinlichkeit dicke Erwachsene – mit einem ho-hen Risiko nachfolgender Erkrankungen.

Es gibt gut begründete Hinweise aus Längs-schnittuntersuchungen, dass die ungünstigeEntwicklung des Körpergewichts bzw. des Kör-perfetts bei den später als adipös eingestuftenKindern bereits in der Vorschulzeit beobachtetwerden kann52. Der BMI normalgewichtiger Kin-der ist im ersten Lebensjahr hoch, fällt im zwei-ten Jahr ab, und erst im sechsten Lebensjahrzeigt sich wieder ein erneuter Anstieg des BMI.In vielen Fällen kann man bei Kindern, die spä-ter als adipös auffallen, diesen zweiten Anstiegschon zwei bis drei Jahre früher registrieren. Da-bei sind es nicht nur Einzelfälle. So zeigte sichin einer Studie aus New York, an der mehr alstausend zwei bis fünf Jahre alte Kinder teilge-nommen haben, dass 12,1 Prozent der dreiein-halbjährigen Kinder oberhalb der 95. Perzenti-le lagen53.

Grundsätzlich wichtig ist – nicht nur im Hinblickauf Übergewicht und Adipositas – eine Bewe-gungserziehung zu fördern, die Bewegung undSport als selbstverständliches, natürliches undpositiv erlebtes Phänomen vermittelt. Diese Er-ziehung muss bereits vor dem Kindergartenal-ter beginnen. In Elternhaus und Kindergartenmuss für eine Erziehung sensibilisiert werden,die Bewegung und motorisches Geschick be-wusst fördert, so dass ein lebenslanges Sport-treiben wahrscheinlicher wird. Auch der Schul-sport kann dazu beitragen.

Das Körpergewicht bzw. der Ernährungszustandist nicht das einzige Ziel, wichtiger ist ein ge-sunder Lebensstil, der Ernährung und aktivesBewegungsverhalten umfasst.

Im Umgang mit Adipösen und extrem Adipösenist besondere Sachkunde nötig. Im motorischenBereich ist die verringerte Belastbarkeit des

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Unfallkasse Berlin

Alterweiblich

Starkes Untergewicht

Untergewicht Normalgewicht Übergewicht StarkesÜbergewicht

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

13,0-13,6

13,2-13,8

13,4-14,1

13,6-14,4

14,0-14,8

14,5-15,3

15,0-16,0

15,7-16,6

16,2-17,2

16,6-17,6

17,0-17,9

17,3-18,3

13,7-14,4

13,9-14,7

14,2-15,1

14,5-15,4

14,9-15,9

15,4-16,5

16,1-17,2

16,7-17,7

17,3-18,4

17,7-18,9

18,0-19,2

18,4-19,5

14,5-18,4

14,8-19,2

15,2-19,9

15,5-20,7

16,0-21,5

16,6-22,4

17,3-23,2

17,8-24,0

18,5-24,5

19,0-24,8

19,3-25,0

19,6-25,2

18,5-20,3

19,3-21,4

20,0-22,5

20,8-23,4

21,6-24,4

22,5-25,4

23,3-26,2

24,1-26,9

24,6-27,4

24,9-27,6

25,1-27,6

25,3-27,7

ab 20,4

ab 21,5

ab 22,6

ab 23,5

ab 24,5

ab 25,5

ab 26,3

ab 27,0

ab 27,5

ab 27,7

ab 27,7

ab 27,8

Altermännlich

Starkes Untergewicht

Untergewicht Normalgewicht Übergewicht StarkesÜbergewicht

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

13,2-13,8

13,4-14,0

13,6-14,2

13,8-14,5

14,1-14,9

14,5-15,3

15,0-15,8

15,5-16,4

16,0-16,9

16,6-17,5

17,1-18,0

17,6-18,5

13,9-14,5

14,1-14,8

14,3-15,1

14,6-15,5

15,0-15,9

15,4-16,4

15,9-17,0

16,5-17,6

17,0-18,2

17,6-18,7

18,1-19,3

18,6-19,9

14,6-18,2

14,9-18,9

15,2-19,7

15,6-20,5

16,0-21,3

16,5-22,2

17,1-22,9

17,7-23,6

18,3-24,3

18,8-24,8

19,4-25,3

20,0-25,8

18,3-20,1

19,0-21,0

19,8-22,1

20,6-23,3

21,4-24,4

22,3-25,3

23,0-26,2

23,7-26,9

24,4-27,4

24,9-27,9

25,4-28,3

25,9-28,7

ab 20,2

ab 21,1

ab 22,2

ab 23,4

ab 24,5

ab 25,4

ab 26,3

ab 27,0

ab 27,5

ab 28,0

ab 28,4

ab 28,8

Quelle:1. Die Werte für den Body Mass Index (BMI) richtet sich nach den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas

im Kindes- und Jugendalter (AGA). www.a-g-a.de2. vgl. Thorbrietz, Petra (2002): Kursbuch, Gesunde Kinderernährung, München, Zabert Sandmann Verlag, S. 17.

�BZgA

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Lebensführung an die chronische Erkrankungmit dem Ziel, die körperlichen und sozialen Ak-tionsmöglichkeiten zu erweitern. Bewegung,Spiel und Sport können dazu einen wesent-lichen Beitrag leisten. [….]

Kinder und Jugendliche, die an Asthma bron-chiale erkrankt sind, dürfen nicht ohne zwin-gende Gründe vom Schulsport befreit, sondernsie sollten gerade hier im Rahmen der Mög-lichkeiten gefördert werden.

Notwendige Voraussetzung für die Teilnahmedieser Kinder und Jugendlichen mit Asthma-bronchiale am Schulsport ist eine enge, ver-trauensbildende Zusammenarbeit zwischen denSportlehrkräften, den betroffenen Schülern, de-ren Eltern und den behandelnden Ärzten:• Die Schüler sollten vor der Teilnahme am

Schulsport ein ärztliches Attest vorlegen, indem Hinweise zur individuellen körperlichenBelastbarkeit dokumentiert sind. Genauere In-formationen über die aktuelle Belastbarkeitsollten die Sportlehrkräfte in regelmäßigenGesprächen mit den betroffenen Schülern, de-ren Eltern oder den behandelnden Ärzten ein-holen.

• Die Sportlehrkräfte sollten in der Lage sein,durch Überwachung des Spracheinsatzes (z.B.bei Sprech- oder Singspielen) oder durch kur-ze Kontrollgespräche Rückschlüsse auf dasaktuelle Befinden dieser Kinder und Jugend-lichen zu ziehen. Sie sollten darüber hinaus,auch bei akuten Anfallzuständen, die Hand-habung des Dosier-Aerosols, Atem erleich-ternde Körperstellungen (Aufstützen der Ar-me – Entlastung der Brustmuskulatur, thera-peutische Stellungen zur Koordinierung derAtmung) und eine optimale Atemtechnik(langsame und tiefe Einatmung möglichstdurch die Nase; Ausatmung gegen Lippen-widerstand, „Lippenbremse“) kennen.

• Die Sportlehrkräfte sollten die Sofortmaßnah-men beim Asthmaanfall beherrschen (s.u.).

• Die betroffenen Schüler sollten vor Beginn je-der Sportstunde ihr Dosier-Aerosol bei derSportlehrkraft abgeben. Zur direkten Kontrol-le der Ausatem-Leistungsfähigkeit sollten sieihre eigenen Peak-flow-Meter bereithalten.

Nehmen ein oder mehrere Asthmatiker amSchulsport teil, so ist es nicht notwendig, denUnterricht speziell an ihren Bedürfnissen aus-zurichten. Die Sportlehrkräfte müssen sich je-doch darüber im Klaren sein, dass die betrof-fenen Kinder und Jugendlichen der gezielten Be-obachtung bedürfen. Asthmatikern muss gene-rell gestattet werden, die Belastung zu unter-brechen, wenn sie es selbst für erforderlich hal-ten. Bei akuten Infekten (z.B. auch bei Schnup-fen) sollte von einer Teilnahme am Schulsportabgesehen werden. Auf die besondere Gefähr-dung durch erkrankte Mitschüler wird hinge-wiesen.

Die Auswahl der Inhalte und die Intensität derBelastung im Schulsport sollten so erfolgen,dass ein Asthmaanfall vermieden wird. Hierzuist Folgendes zu beachten:• Während der Aufwärmphase, die mindestens

10 – 15 Minuten andauern sollte, muss einebetont langsam ansteigende Aktivierung er-folgen. Dabei sollte eine intervallartige Bela-stungsgestaltung im Vordergrund stehen.

• Die Belastungen sollten nach dem Intervall-prinzip zunächst im submaximalen Bereichund unter Einsatz gezielter Entspannungs-pausen so dosiert werden, dass die Pulsfre-quenz maximal 160 Schläge/Minute erreicht.

• Da ein durch Überbelastung ausgelöster Asth-maanfall („Anstrengungsasthma“) meistca.110 Minuten nach der Belastung, z.B. auchnach Ende der Sportstunde auftritt, sollte aufein entspannendes Ausklingen der Stunde ge-achtet werden.

• Psychophysische Regulationstechniken wieEutonie, progressive Muskelentspannung,autogenes Training u. a. sollten vor allem nachkonzentrierter und anstrengender Belastunggezielt zur Entspannung eingesetzt werden.

• Gymnastische Übungen sind besonders zuempfehlen, weil alle Dehnungen des Körperseinen unwillkürlichen Einatemimpuls auslö-sen. Durch Beweglichmachungs- und Dehn-übungen sollen die Atemräume vergrößertund behindernde Fehlhaltungen durch ein ge-zieltes Training der Stützmuskulatur vermie-den werden.

32

Stütz- und Bewegungsapparates, insbesondereder Gelenke zu beachten. Die Muskulatur ist auf-grund ihres Bewegungs- und Trainingsmangelshäufig nur unzureichend entwickelt. Die Be-weglichkeit und Koordination ist eingeschränkt.Die Ausdauerleistungsfähigkeit ist geringer.

5.4.5 Asthma bronchiale

Das ehemalige Kultusministerium NRW hat 1993das Merkblatt „Kinder und Jugendliche mit Asth-ma bronchiale im Schulsport“ veröffentlicht54.Darin heißt es u. a.:Das Asthma bronchiale ist eine chronische Er-krankung mit anfallsartiger oder andauernderAtemnot bzw. mit in Ruhe nicht erkennbarer Ein-engung der Atemwege. Hierbei kommt es zu ei-ner Verkrampfung der Bronchialmuskulatur, ei-ner zusätzlichen Schleimhautschwellung unddarüber hinaus zu einer starken Verschleimung(„Atemwegsobstruktion“). Diese Faktoren füh-ren zu einer erschwerten Ausatmung und be-

dingen durch eine Überblähung der Lunge aucheine erschwerte Einatmung. Es kann zu einerunkontrollierten Atemfrequenzsteigerung („Hy-per-ventilation“) kommen, die die Verkramp-fung der Bronchialmuskulatur noch beschleu-nigt.

Die Grundstörung des Asthma bronchiale be-ruht auf einer bronchialen Reizüberempfind-lichkeit. Reize wie kalte oder trockene Luft,Staub, lndustrieabgase, Tabakrauch, körperli-che Belastung (auch Lachen und Husten), un-spezifische emotionelle Reize, virale Infekte undinhalierte Allergene können die typischen plötz-lichen, heftigen und kurz andauernden Anfällehochgradiger Atemnot auslösen. Das Asthmabronchiale ist somit nicht in jedem Fall eineallergische Erkrankung; auch nicht jeder Anfallvon Atemnot bei Allergikern ist durch Allergeneverursacht.

Die Behandlung von Kindern und Jugendlichenmit Asthma bronchiale umfasst die medika-mentöse Behandlung und die Anpassung der

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gespritzt. Andere Kinder nutzen dafür Plastik-spritzen oder eine Insulinpumpe. Da bei Kin-dern mit Diabetes Insulin und Nahrung aufein-ander abgestimmt werden müssen, muss mehr-fach am Tag der Blutzucker gemessen werden.

Das Insulin reguliert den Blutzucker. Es senktihn. Körperliche Anstrengung senkt den Blut-zucker ebenfalls. Kohlenhydrate (z. B. Brot,Zucker, Obstsäfte) erhöhen den Blutzucker.• Durch Sport werden die Zuckerspeicher in Mu-

skel und Leber entleert. Der arbeitende Mu-skel benötigt wie das Gehirn Glucose. Des-halb muss beim Sport mehr Glucose bereit-gestellt werden als in Ruhe.

• Insulin wirkt bei Muskelarbeit stärker, deshalbverringert sich der Insulinbedarf.

• Eine genaue Regelung der Insulinkonzentra-tion bedarf daher einiger Erfahrung.

Kinder mit Diabetes unterscheiden sich in ihrerkörperlichen und geistigen Leistungsfähigkeitnicht von anderen Gleichaltrigen. Ein Kind mit

Diabetes sollte deshalb auch in der Schule kei-ne Sonderrolle einnehmen und ebenso gefor-dert und gefördert werden wie seine Klassen-kameraden.

Kinder mit Diabetes sollen und können ohneEinschränkungen am Schulsport teilnehmen.Die Leistungsfähigkeit ist durch den Diabetesnicht eingeschränkt.

• Körperliche Anstrengung kann den Blutzuk-kerwert senken. Deshalb sollten Schüler vorder Sportstunde ihren Blutzuckerwert be-stimmen, und, wenn nötig, vorher oder auchwährend des Sports etwas essen.

• Wenn besondere körperliche Aktivitäten, z. B.Schwimmen, geplant sind, können die Insu-linbehandlung und die Mahlzeiten schon vor-her zu Hause darauf abgestimmt werden.

• Für den Notfall sollten Sportlehrer und Be-treuer selbst ein Päckchen Traubenzucker da-bei haben, um dem Kind bei einer Unterzuk-kerung schnell helfen zu können.

34

• Ausdauerbelastungen im Freien, z.B. Wan-dern, Waldlaufen, Jogging, Eislaufen und Ski-langlaufen, sollten nie allein und nie ohne Do-sier-Aerosol erfolgen. Im Sinne der geforder-ten Intervallbelastung sollten besser 3 x 20Minuten mit erholsamen Pausen gelaufenwerden als 1 x 60 Minuten ohne Unterbre-chung. Bei erhöhten Luftschadstoffwerten(z.B. Ozon) sollten Ausdauerbelastungen imFreien vermieden werden.

• Beim Schwimmen sollte die Wassertempera-tur ca. 22°C bis 26°C betragen. Wegen derAusatmung in das Wasser ist vor allem dasBrustschwimmen und wegen der die Wirbel-säule entlastenden Technik das Rücken-schwimmen zu empfehlen. Wegen der Gefahrder Pressatmung sollte auf jeden Fall aufTauchübungen verzichtet werden.

• Bei den großen Ballspielen genießt Volleyballeine bevorzugte Stellung, da hier Intervallbe-lastungen und notwendige Pausen schondurch die Regeln vorgegeben werden. Ande-re Ballspiele müssen so modifiziert werden,dass sie die Bewältigung einer gleichwerti-gen, aber in der Belastung leichter zu kon-trollierenden Aufgabe ermöglichen. Im Fuß-ball wäre das z.B. die Rolle des weitgehendvon Defensivaufgaben befreiten Spielgestal-ters mit u. U. eingeschränktem Spielraum, imBasketball wie auch im Handball der Part desvon der Aufgabe, „Schnellangriffe“ zu laufen,befreiten Spielers. Auch die Position des Tor-wartes erlaubt die aktive Teilnahme am Spiel.Die einseitige Festlegung auf bestimmte Spiel-positionen sollte jedoch vermieden werden.

Folgende spezielle Hinweise für die Teilnahmevon allergischen Asthmatikern am Schulsportsind zu beachten:• Bei einer Hausstaubmilbenallergie sollte auf

die Staubfreiheit von Hallenboden, Umklei-dekabinen und Geräteräumen geachtet wer-den. Belüftungsanlagen sollten nach Mög-lichkeit abgestellt werden. Tobespiele, dasWerfen von Turnmatten und die Arbeit mitSchwungtüchern sollten möglichst vermiedenwerden, um nicht unnötig Staub aufzuwirbeln.Der Sportunterricht im Freien ist ohne be-sondere Einschränkung möglich.

• Bei einer Pollenallergie ist der Schulsport inder Halle in der Regel möglich, während fürden Sport im Freien genaue Informationenüber den Pollenflug wichtig sind. Für die lang-fristige Planung existieren Pollenflugkalender,zur aktuellen Pollenflugsituation sind Hin-weise über die Tageszeitung, im lokalen Rund-funk, über das Pollentelefon und bei örtlichenKrankenhäusern zu erlangen.

Wichtige Hinweise für die Vorgehensweise beieinem Asthmaanfall sind:• Ruhe bewahren (Angst überträgt sich!) und

den Schüler beruhigen.• Auf kontrollierten Einsatz des Dosier-Aerosols

achten; dabei darf der Einsatz des Dosier-Aerosols nicht in kurzen Abständen wieder-holt werden.

• Auf eine Atem erleichternde Körperhaltungachten (nicht flach hinlegen, die selbst ge-wünschte Haltung einnehmen lassen).

• Auf die richtige Atemtechnik achten.• Den Schüler nie alleine lassen.• Eltern benachrichtigen, Ärztin oder Arzt rufen.

5.4.6 Diabetes mellitus55

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung,bei der das lebensnotwendige körpereigeneHormon Insulin in der Bauchspeicheldrüse zuwenig oder gar nicht gebildet wird.

Rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung lei-den an Diabetes mellitus, wobei fast die Hälf-te dieser Fälle gar nicht diagnostiziert wird. Eswerden grundsätzlich zwei Formen unterschie-den: Der Typ-I-Diabetes, der insulinabhängigeDiabetes, früher auch juveniler Diabetes be-zeichnet, tritt bei Kindern und Heranwachsen-den auf. Typ II, der nicht insulinabhängige Dia-betes, auch als Erwachsenendiabetes bezeich-net, kommt meist bei Menschen im Alter übervierzig Jahren vor und schreitet langsam fort.

Die Kinder mit Diabetes benötigen eine le-benslange Behandlung mit täglich mehrmaligenInsulingaben. Diese werden meist mit einem In-sulin-Pen (ähnlich einem Stift) unter die Haut

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Ein an Diabetes erkrankter Schüler benötigtUnterstützung in folgenden Situationen:• Es muss ihm zu jeder Zeit auch im Unterricht

erlaubt sein, den Blutzuckerwert zu messen.Eventuell kann es erforderlich sein, dass dieLehrkräfte bei der Interpretation des Ergeb-nisses (Zahlen) helfen.

• Der Schüler muss zu jeder Zeit, auch im Unter-richt, etwas essen oder trinken dürfen, wennsein Blutzuckerwert zu niedrig ist.

• Jede Lehrkraft sollte die Unterzuckerungsan-zeichen kennen und wissen, wo der Trau-benzucker und die Getränke zur Behandlungaufbewahrt werden. Das gilt ganz besondersfür Sportlehrer.

• In seltenen Notfällen – bei sehr niedrigemBlutzuckerwert (Unterzuckerung) – sind Kin-der mit Diabetes auf die Hilfe von Erwachse-nen angewiesen. Deshalb sollten alle Kolle-gen über die Unterzuckerung informiert sein.

• Bei Bedarf muss es dem Schüler erlaubt sein,sich Insulin zu spritzen und ggf. zu Hause an-zurufen, um eine fehlerfreie Behandlung zugewährleisten.

5.4.7 Epilepsie56

Epilepsie ist ein griechisches Wort und heißt„Gepacktwerden“, „Ergriffenwerden“, „Angefal-lenwerden“, also Anfall. Jeder Mensch kann z.B.durch Sauerstoffmangel oder Vergiftung einenepileptischen Anfall bekommen. Der epilepti-sche Anfall ist also nur das Symptom einer Funk-tionsstörung des Gehirnes. Alle Erscheinungeneines solchen Anfalls lassen sich daher durcheine vorübergehende Störung der Hirntätigkeit,genauer durch abnorme elektrische Entladun-gen der Nervenzellen, erklären.

Treten epileptische Anfälle nur einmal oder ge-legentlich auf und lässt sich jeweils eine Ursa-che für die Anfälle erkennen, bezeichnet mansie als akute, epileptische Reaktionen oder Ge-legenheitskrämpfe. Von einer Epilepsie alsKrankheit spricht man erst, wenn sich epilepti-sche Anfälle chronisch wiederholen und der ein-

zelne Anfall aus voller Gesundheit auftritt.Obwohl dies unbegründet ist, werden mancheKinder mit epileptischen Anfällen in der Schulezumindest anfänglich von ihren Mitschülern ge-mieden. Dabei spielen neben Berührungsäng-sten und Unsicherheiten der Kinder selbst auchBefürchtungen und Vorurteile ihrer Eltern eineRolle. Auch manche Lehrer verstärken dieseAusgrenzung von Kindern mit einer Epilepsie,indem sie Anfälle als lästige und dem Kind an-zulastende Störungen und nicht einfach als vor-übergehendes, relativ harmloses körperlichesProblem betrachten. Genauso nachteilig ist ei-ne übertriebene Fürsorge mit falschem Mitleidund Unterforderung. Mitschüler und Lehrer soll-ten von den Eltern betroffener Kinder – erfor-derlichenfalls mit ärztlicher Unterstützung – soberaten werden, dass Anfälle nicht unnötig dra-matisiert werden.

Kinder mit häufigen Anfällen können durch die-se und oft auch durch die erforderlichen Medi-kamente in ihrer Lern- und Leistungsfähigkeitgestört sein. Darüber hinaus haben manche Kin-der Verhaltensstörungen, was eine Klassenge-meinschaft zusätzlich belasten kann. Weder El-tern noch Lehrer sollten ihre Erwartungen undAnforderungen unangemessen hoch oder tiefansetzen. Schlechte Schulleistungen sind abernicht notwendigerweise Folge der Epilepsie. Sokann vermehrte Unruhe eine Nebenwirkung derMedikamente sein und sollte gegebenenfalls zueiner Umstellung veranlassen.

Epilepsie ist eine organische Erkrankung desGehirns, an der ein Prozent der Bevölkerung lei-det. Die Epilepsie tritt damit häufiger auf als soverbreitete Krankheiten wie z. B. der Diabetesmellitus. Der epileptische Anfall wird hervorge-rufen durch eine Funktionsstörung des Gehirnsund ist eine typische Reaktionsweise des Ge-hirns auf verschiedene Störfaktoren. Das Gehirnreagiert um so eher mit einem epileptischen An-fall, je geringer sein Ausreifungsgrad ist. Daherist die Hälfte aller Epilepsie-Erkrankten nicht äl-ter als 15 Jahre. Durch eine geeignete Therapiekönnen heute siebzig Prozent aller Anfallskran-ken anfallsfrei werden.

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Alle (Sport-) Lehrkräfte sollten eine Unterzuck-erung erkennen können. Mögliche, individuellunterschiedliche Anzeichen einer Unterzucke-rung sind:• Schwitzen,• Blässe,• Zittern,• Müdigkeit,• Schwäche,• Heißhunger,• ungewohnte Unaufmerksamkeit und Zer-

streutheit,• krakelige Schrift,• plötzliche Wesensänderung, z. B. Aggressi-

vität, Alberei, Weinerlichkeit, besonders star-ke Anhänglichkeit.

Falls bei einem Schüler Unterzuckerungszeichenerkannt werden, müssen Lehrkräfte den Schü-ler mit Ruhe, aber bestimmt, auffordern, etwaszu essen oder zu trinken. Eine ungewöhnlichaggressive Ablehnung kann dabei auch ein Aus-druck der Unterzuckerung sein.

Zur Behandlung der Unterzuckerung eignen sich:• Traubenzucker (3 Plättchen),• ein Glas (0,2 l) Fruchtsaft, zuckerhaltige Li-

monade oder Cola (nicht Cola light!),• Würfelzucker (6 Würfel in Wasser lösen).Eine schnelle Beendigung der Unterzuckerunghat immer Vorrang vor langem Warten oder ei-ner Blutzuckermessung. Das Kind sollte immerzuerst etwas essen. Wenn sich danach heraus-stellt, dass keine Unterzuckerung vorlag und irr-tümlich Zucker verzehrt wurde, ist damit keinakutes Risiko verbunden. Die Eltern sollten je-doch darüber informiert werden.

Wenn das Kind keine Nahrung mehr zu sich neh-men kann oder schon bewusstlos ist, gelten fol-gende Regeln:• das bewusstlose Kind in die stabile Seitenla-

ge bringen;• Notarzt rufen:

- Diagnose: Diabetes,- Anlass: schwere Unterzuckerung (Hypogly-kämie);

• das Kind nicht allein lassen.

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Die dem Laien bekannteste Erscheinungsformder Epilepsie ist der Krampfanfall. Da der Arztnur ausnahmsweise Zeuge eines Anfalls seinkann, ist er in der Rekonstruktion des Anfall-geschehens ganz auf die Beobachtung undSchilderung der Augenzeugen angewiesen. DerKranke selbst hat für den Anfall in der Regel ei-ne Erinnerungslücke. Nur das Wissen um dieUngefährlichkeit eines einzelnen Anfalls und diewichtigsten Anfalltypen ermöglichen eine ge-lassene Einstellung zu den Störungen und da-mit eine gute Beobachtung.

Meistens kommen die Anfälle für die Krankenund seine Umgebung unvermittelt, wie der Blitzaus heiterem Himmel. Manchmal kündigen siesich jedoch durch Vorboten an. Stunden oderTage vorher klagen die Kranken über Kopf-schmerzen, schlechte Verdauung oder allge-meines Unwohlsein. Der Schlaf ist unruhig, bis-weilen kommt es dabei zu vereinzelten Zuk-kungen der Hände, Arme und Beine oder zuschreckhaftem Zusammenfahren des ganzenKörpers. Der Beginn des Anfalls wird manchmal

vom Kranken bei vollem Bewusstsein erlebt. Dermedizinische Fachausdruck hierfür lautet „Aura“(griech.: Windhauch). Wie ein Windstoß das Un-wetter kann die Aura den Anfall einleiten. Sol-che Aura-Erscheinungen dauern höchstens Se-kunden, dann löscht der Anfall das Bewusstseinaus.

Der große Krampfanfall (Grand mal) ist die ein-drücklichste Erscheinungsform der Epilepsie. Aufden Beginn eines solchen Anfalls werden Außen-stehende meist dadurch aufmerksam, dass derBetroffene plötzlich stöhnt oder einen Schreiausstößt und dann wie vom Schlag getroffen zuBoden stürzt. Zunächst bleibt er mit krampfhaftversteiften Muskeln, weit aufgerissenen, ver-drehten Augen und verzerrtem Gesicht liegen(tonisches Stadium). Die Atmung stockt für ei-nige Sekunden, so dass sich das Gesicht blau-rot verfärbt (Zyanose) und der Eindruck des Er-stickens entsteht. Nach einer Weile, die den Um-stehenden endlos erscheint, die jedoch meistnur zehn bis zwanzig Sekunden dauert, kommtes zu heftigen, stoßweisen Zuckungen der Ar-

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Anfälle in der Schule können nicht nur bei denBetroffenen, sondern auch bei ihren Mitschü-lern und bei den Lehrern zu Beunruhigung undVerunsicherung führen. Die Betroffenen selbsterleben ihre Anfälle lediglich im Spiegel ihrerUmwelt: sie sehen entsetzte Blicke, erlebenübertriebene Ängstlichkeit und Fürsorge oderhören auch abfällige Bemerkungen. Es bewährtsich sehr, wenn die Eltern ein regelmäßig aktu-alisiertes Merkblatt mit den wichtigsten Anga-ben zu den Anfällen ihres Kindes anfertigen undmit den Lehrern besprechen. Umgekehrt kommtes auch vor, dass Anfälle erstmals in der Schu-le bemerkt werden. Wenn Lehrer den Verdachthaben, dass bestimmte Auffälligkeiten Ausdruckeiner Epilepsie sein könnten, sollten sie diesbesonders genau beobachten und mit den El-tern offen besprechen. Sie können dadurch we-sentlich zur Diagnosenstellung und damit zu ei-ner wirksamen Behandlung beitragen.

Nur ein kleinerer Teil epileptischer Anfälle ent-spricht der landläufigen Vorstellung mit Umfal-len, Bewusstseinsverlust und Zuckungen an Ar-men und Beinen. Manche Formen sind auch fürFachleute kaum erkennbar. So können Kindermit einer Absenz z.B. mitten im Lesen kurz in-nehalten, einige Sekunden gedankenverlorenvor sich hinschauen und dann weiter lesen, alsob nichts geschehen wäre. Bei juvenilen myo-klonischen Anfällen kommt es typischerweise inder ersten Schulstunde (noch häufiger schon zuHause) zu unwillkürlichen Zuckungen undSchleuderbewegungen der Arme bei erhaltenemBewusstsein, und bei fokalen Anfällen mit Be-wusstseinsstörung können die Betroffenenschließlich für ein bis zwei Minuten „verträumt“und unaufmerksam wirken, Fragen nicht odernur durch Floskeln beantworten, quasi auto-matisch ablaufende Bewegungen mit den Händen (wie z.B. Reiben, Wischen oder Nesteln)und oft auch mit dem Mund (Kauen, Lecken,Schmatzen) durchführen und danach meist fünfbis zehn Minuten benötigen, bis sie wieder nor-mal „da“ sind. An die Abläufe während des Anfalls haben sie hinterher meist keinerlei Er-innerung. Eine wegen der möglichen Gefähr-dung wichtige, aber seltene Sonderform epi-leptischer Anfälle ist der so genannte Status epi-

lepticus mit einer Aneinanderreihung mehrererAnfälle, zwischen denen sich die Kinder nichterholen.

Kinder mit Epilepsie können auch zwischen denAnfällen einmal unaufmerksam oder vermehrtvergesslich sein. Außerdem werden besondersim Kindesalter immer wieder so genannte sub-klinische Anfälle diskutiert, die sich auch alsÄngstlichkeit oder Reizbarkeit bemerkbar ma-chen können.

Die meisten der heute eingesetzten Medika-mente gegen epileptische Anfälle sind gut ver-träglich. Sofern tagsüber in der Schule eine Ein-nahme nötig ist, sollten die Lehrer dies wissenund unterstützen. Eine vermehrte Müdigkeitkann Hinweis auf eine Überdosierung sein; imZweifelsfall sollten Lehrer derartige Beobach-tungen den Eltern mitteilen.

Auch Kinder mit Epilepsie sollten am Schulsportund sonstigen Aktivitäten teilnehmen.

Unnötige Verbote und Einschränkungen ver-mindern ein oft ohnehin schon geringes Selbst-vertrauen von Kindern mit Epilepsie. Bei aus-reichender Überwachung können die meistenKinder an fast allen Aktivitäten einschließlichdes Schulsports (Ausnahmen: Absturzgefahrund Schwimmen ohne Aufsicht) sowie Klassen-reisen teilnehmen. Übermäßige Belastungenwie starker Schlafentzug sollten allerdings weit-gehend vermieden werden.

Lehrer haften als Aufsichtspersonen nur bei Vor-satz oder Fahrlässigkeit. Es ist weder möglichnoch sinnvoll, anfallskranke Kinder auf Schrittund Tritt zu beaufsichtigen. Hierunter würdeauch die erforderliche Erziehung zur Selbstän-digkeit leiden.

Ob und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen bei ei-nem Anfall erforderlich sind, hängt in allerersterLinie von der Anfallsart ab. In jedem Fall soll-ten Panik und Hektik vermieden werden. Es istmeist nicht erforderlich, Kinder wegen eines An-falls vorzeitig nach Hause zu schicken.

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Zuckungen des Kopfes anschlagen oder ver-letzen kann.

• Der kranke Schüler sollte während des Anfallsnicht alleingelassen, sondern der Anfallablaufnach den vorstehend genannten Maßnahmenbeobachtet werden. Dabei ist besonders dar-auf zu achten, ob eine Körperseite bevorzugtbetroffen ist. Die Anfalldauer ist durch Blickauf die Uhr zu kontrollieren.

• Die zuckenden Glieder sollen nicht festgehal-ten oder die verkrampften Fäuste nicht ge-öffnet werden (auch nicht die Kiefer ausein-ander drücken), um Bissverletzungen der Zun-ge zu verhindern.

• Panik sollte auf jeden Fall vermieden werden,sie hilft weder dem Patienten noch der Lehr-kraft.

Ein bis zwei Stunden nach dem Krampfanfallhaben sich die meisten Kranken voll erholt undkönnen die unterbrochene Tätigkeit wieder auf-nehmen. Schüler, bei denen epileptische Anfäl-le gelegentlich vorkommen und somit bekanntsind, können nach einem Anfall in Begleitungnach Hause gehen bzw. zum Arzt geschickt wer-den; auf keinen Fall jedoch unbeaufsichtigt.

Da der kranke Schüler oft starke Medikamenteeinnehmen muss, kann leichte Ermüdbarkeitauftreten. Außerdem finden sich nicht seltenKonzentrationsstörungen und gelegentlichmeist durch das Verhalten der Umwelt induzierteVerhaltensstörungen. Es ist zu beachten, dass

ein chronisch krankes Kind bisweilen demUnterricht fernbleiben muss, um sich regelmä-ßigen ärztlichen Untersuchungen zu unter-ziehen.

Sportliche Betätigung ist für die meisten Epi-lepsiekranken von großem Nutzen. Neben derdamit erreichten körperlichen Widerstandsfä-higkeit steht die Harmonisierung der Bewe-gungsabläufe im Vordergrund. Hinzu kommt deroft erwünschte Ausgleich affektiver Spannun-gen durch den Sport.

Einige Einschränkungen betreffen in erster Li-nie die besondere Gefährdung durch Anfällewährend der Sportausübung sowie die Mög-lichkeit zusätzlicher Kopfverletzungen durch be-stimmte Sportarten. Generell kann man die Rat-schläge bezüglich diverser Freizeitaktivitäten sozusammenfassen: „Nicht zu hoch, nicht zuschnell, nicht ins Wasser“.

Die Gefahr der Anfallsauslösung durch körper-liche Belastung wird im Allgemeinen über-schätzt. Nur extreme Belastungen, wie sie beimanchen Leistungssportarten gefordert wer-den, können das Auftreten von Anfällen be-günstigen. Wasser- und Kochsalzverlust durchstarkes Schwitzen sowie verstärkte Muskeltä-tigkeit wirken eher Anfall hemmend, währendübermäßiges Trinken Anfälle auslösen kann.

Brillenträger unter den Epileptikern sollten beimSport Kontaktlinsen oder Kunststoffgläser tra-gen, die auch beim Sturz nicht in spitze Teilezerbrechen können wie Brillengläser aus Glas,und somit das Verletzungsrisiko verringern.Bezüglich einzelner Sportaktivitäten gelten fol-gende Hinweise:

• Gymnastik ist in jeder Form erwünscht.• Gegen die Teilnahme an Sportspielen beste-

hen keine Bedenken.• Bei Leichtathletik ist die Überanstrengung

durch Läufe zu vermeiden, ebenso das Tra-gen von Spikes (erhöhte Verletzungsgefahr).

• Beim Gerätturnen muss vor allem auf Absi-cherung durch Matten und ausreichende Si-cherheitsstellung geachtet werden.

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me, Beine und Gesichtsmuskeln (klonisches Sta-dium). Diese Phase des Anfalls dauert bei älte-ren Kindern und Erwachsenen ein bis zwei Mi-nuten, bei Kindern im Vorschulalter kann sie biszu 15 Minuten anhalten. Auf der Höhe des An-falls fließt Speichel aus den Mundwinkeln oderwird durch die Zähne gepresst („Schaum vordem Mund“). Urin kann abgehen, manchmalauch Kot. Durch den plötzlichen Kieferkrampfkann sich der Kranke die Zunge oder die Wan-ge verletzen; bei unglücklichem Sturz kann eszu Gesichts- und Kopfverletzungen kommen. AmEnde eines Anfalls atmet der Betroffene tief undschnorchelnd, ist schweißbedeckt und unemp-findlich gegenüber äußeren Reizen. Dieser Zu-stand geht meist in einen längeren Nachschlafüber. Manche Patienten geraten nach dem An-fall in einen Erregungszustand, hantieren sinn-los an sich herum, laufen ziellos umher oder re-den ohne Zusammenhang. Andere erholen sichrasch, können sich jedoch an nichts mehr erin-nern. Bei Kindern kommt es im Anschluss anden Anfall nicht selten zum Erbrechen.

Folgen mehrere Anfälle aufeinander oder dau-ert ein Einzelanfall länger als 15 Minuten, han-delt es sich um eine Anfallserie oder einen An-fallstatus (Status epilepticus). Dieser Zustandwird ohne rechtzeitiges ärztliches Eingreifen le-bensbedrohlich.

Kleine epileptische Anfälle sind viel weniger be-kannt als die großen Krampfanfälle, aber we-sentlich häufiger. Sie sind in ihrem Verlauf stetsmilder als der große Anfall. Manchmal werdensie von den Angehörigen für eine harmlose An-gewohnheit gehalten, manchmal sind sie so un-scheinbar, dass ihre Erkennung selbst dem Arztschwer fällt.

Am häufigsten sind die Absenzen. Hierbei trittakut eine Bewusstseinspause von bis zu drei-ßig Sekunden ein. Der Erkrankte hält in seinerTätigkeit inne, kann aber auch diese Tätigkeitautomatisch fortführen. Nicht selten werdenPhänomene wie Grimassieren, Lidbewegungen,Schmatzbewegungen beobachtet. Diese Anfäl-le werden häufig fälschlicherweise als „Unge-zogenheiten“ interpretiert.

Bei so genannten psychomotorischen Anfällen,einer anderen Form der kleinen Anfälle, ist dasBewusstsein eingeengt, der Patient wirkt „um-dämmert“ (daher der ältere Ausdruck Dämme-rattacken). Häufig werden Nestel- oder Greifbe-wegungen beobachtet, ebenso Schmatzen,Kauen oder szenische Handlungen, die in sichzwar sinnvoll scheinen können, in der Situationjedoch inadäquat sind.

Bei einem Krampfanfall vor allem Ruhe bewah-ren und die Mitschüler auffordern, ebenfalls ru-hig zu bleiben. Achten Sie darauf, dass der Schü-ler frei atmen kann und sich nicht verletzt. Aufkeinen Fall festhalten!

Der große Krampfanfall hat einen eigengesetz-lichen Ablauf und ist in der Regel nach maximalvier Minuten beendet. Durch Manipulation amKranken kann der Anfall weder verhindert nochverkürzt werden. Für den Kranken ist ein sol-cher Anfall praktisch niemals gefährlich oder le-bensbedrohlich. Dauert er jedoch länger als vierMinuten, muss unbedingt ein Arzt hinzugezo-gen bzw. die sofortige Einweisung ins nächsteKrankenhaus veranlasst werden, da in diesemFall eine lebensbedrohliche Anfallserie oder einAnfallstatus droht.

Folgende Maßnahmen sollten von der (Sport-)Lehrkraft durchgeführt werden:

• Kündigt sich der Anfall für den kranken Schü-ler durch eine Aura an, legt man den Schülerrasch auf eine weiche Unterlage oder auf denBoden, damit ein Sturz mit eventuellen Ver-letzungen vermieden wird.

• Gegenstände, an denen sich der kranke Schü-ler während des Krampfanfalls verletzenkönnte, sollten aus dem Aktionsradius ent-fernt werden (scharfe und kantige Gegen-stände, Gläser etc.).

• Beengende Kleidungsstücke am Hals sind zulockern.

• Der kranke Schüler ist in eine „stabile Sei-tenlage“ zu bringen, vor allem beim „be-wusstlosen Nachschlaf“.

• Eine Unterlage ist unter dem Kopf zu platzie-ren, damit sich der Krampfende nicht durch

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Die Rolle des (Sport-)Lehrers betrifft drei Be-reiche:• die diagnostische Funktion,• die integrative Funktion,• die Aufsichtsfunktion.

Die Diagnostische Funktion: Häufig werden An-fallsphänomene erstmals in der Schule bemerkt.Wenn Lehrkräfte den Verdacht haben, dass be-stimmte Auffälligkeiten an ihrem Schüler Symp-tome einer epileptischen Erkrankung sein könn-ten, sollten sie besonders genau beobachtenund die Eltern ansprechen. Sie können dadurchwesentlich zur korrekten Diagnosenstellungund damit zu einer wirksamen Behandlung bei-tragen.

Die integrative Funktion: Der Lehrer kann demanfallskranken Schüler helfen, indem er seineIntegration in den Klassenverband fördert, da-mit die Klasse ihn als „einen der ihren“ akzep-tiert, als einen Mitschüler, der sich, abgesehenvon wenigen Besonderheiten, so verhält wie je-der andere Schüler auch.

Wenn der Schüler nicht anfallsfrei ist, empfiehltes sich, mit den Mitschülern ein informativesGespräch zu führen. Ob der betreffende Schü-ler daran teilnimmt, muss von Fall zu Fall ent-schieden werden. Kinder und Jugendliche sindin der Regel sehr verständnisvoll, wenn sie wis-sen, worum es sich handelt. Lehrkräfte sollteninitiativ vorgehen und nicht vergessen, dass El-tern es oft nicht wagen, den ersten Schritt zutun. Aufgrund der mit der Epilepsie verbunde-nen Diskriminierung ihres Kindes sind die El-tern häufig verängstigt und verunsichert. DieLehrer sollten daher das Gespräch mit den El-tern suchen, die in der Regel für jede ver-ständnisvolle Ansprache dankbar sind. Ein Ge-spräch zwischen Eltern, Lehrern und dem be-handelnden Arzt kann sehr hilfreich sein.

Verhalten Sie sich möglichst wenig restriktiv.Dies gilt insbesondere beim Sport. Es bestehenkeinerlei Bedenken gegen eine Teilnahme an Ex-kursionen und Schullandheimaufenthalten.

Obgleich die meisten anfallskranken Kinder sichin Leistung und Verhalten nicht von den Mit-schülern unterscheiden, werden sie teils durchÜberbehütung in der Familie, teils durch Unter-forderung in der Schule ins Abseits gedrängt,was ungünstige Konsequenzen für die Schul-laufbahn und die Berufswahl hat.

In der Schule werden die Weichen für den künf-tigen Lebensweg des anfallskranken Schülersgestellt. Die Lehrkräfte können in vielen Fällendazu beitragen, dass dieser Schüler die glei-chen Chancen erhält wie alle anderen auch.

Die Aufsichtsfunktion: Aufsichtspersonen haftennur bei Vorsatz oder Fahrlässigkeit. Es ist nichtmöglich, ein anfallskrankes Kind auf Schritt undTritt zu beaufsichtigen. Hierunter würde auchdie erforderliche Erziehung zur Selbständigkeitleiden. Die Verantwortung der Lehrkraft liegtnicht darin, jedes Risiko von dem Schüler fern-zuhalten, sondern in der Zuwendung zum Schü-ler, der ihre Hilfe braucht.

Diese Informationen können nur wenige Schlag-lichter setzen. Jeder an Epilepsie Erkrankte hatseine individuellen Probleme, die individuell be-rücksichtigt werden müssen. Die Lehrer solltensich bei den Betroffenen, bei den Eltern oderauch bei den behandelnden Ärzten informierenund die Eltern auch auf Selbsthilfegruppen hin-weisen, da sich unter Betroffenen viele Schwie-rigkeiten leichter lösen lassen als durch Außen-stehende.

6 Sicherheit im Schulsport

6.1 Sportstätten und Sportgeräte57

Um den Sportunterricht lehrplankonform, at-traktiv und sicher zu gestalten, bedarf es guterRahmenbedingungen. Hierzu zählen auch bau-lich intakte Sporthallen und Sportplätze sowieausreichende und in gutem Zustand befindlicheSportgeräte.

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• Schwimmen ist prinzipiell für Anfallkrankenicht verboten. Es ist jedoch zu beachten,dass es selbst durch einen milden Anfall (Ab-senz) zum Ertrinkungstod kommen kann. Auf-sicht beachten und nicht in offenen Gewäs-sern schwimmen lassen.

• Auf Sprünge vom Sprungbrett und Tauchensollte verzichtet werden.

• Für Anfallkranke ungeeignet: Turnen am Hoch-reck, an hohen Ringen, Klettertauen, Wurf-übungen mit Diskus, Speer und Hammer, Bo-xen, Judo, Reitsport und Schießsport.

Weitere Empfehlungen sind der folgenden Ta-belle zu entnehmen:

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ten als Fallschutz gewährleisten und den Schü-lern beim Aufbau helfen.

Um Sportgeräte lange in gutem Zustand zu halten, ist nicht nur die sachgemäße Nutzungsondern auch eine entsprechende Lagerungnotwendig. Sinnvoll ist hier eine effektiveEinteilung der Geräteräume. Als günstig habensich die Kennzeichnung der Bodenfläche unddie Beschriftung von Sportgeräteschränken er-wiesen. Für die Kontrolle der Einhaltung der Hal-lenordnung sollte ein Sportlehrer zuständigsein.

Alternative Nutzung von Sportgeräten: Um ge-rade das Gerätturnen attraktiver zu gestaltenund kleine (kalkulierbare) Risiken anzubieten,haben sich Gerätelandschaften oder Gerätesta-tionen bewährt. Hier kommt es häufig zum al-ternativen Einsatz von Turngeräten. Aus tech-nisch-organisatorischer Sicht ist dabei zu be-achten:• Auftretende Kräfte berücksichtigen und die

Verbindung von einzelnen Geräten nur mit zu-lässigen Seilen vornehmen.

• Geräte nur so einsetzen, dass sie nicht be-schädigt werden.

• Keine intakten Matten verwenden, wenn die-se beim Gerätearrangement geknickt werden.

• Gerätearrangements mit schwingenden Groß-geräten generell vermeiden.

• Schwung- und Laufbereiche unterschiedlicherStationen dürfen sich nicht überschneiden.

• Geeignetes Seilmaterial und richtige Knoten-technik bei Verbindungen zwischen Gerätenverwenden.

• Auf- und Abbau der Landschaften gut organi-sieren.

Fachlich-inhaltlich kann hier der Berliner Tur-nerbund59 beraten.

6.1.3 Prüfung der Sportgeräte

Der Sportlehrer ist verpflichtet, vor jedem Sport-unterricht die Sportstätte und auch die Sport-geräte, die er nutzen möchte, zu überprüfen

(Sicht- und Funktionsprüfung). Fest stehendeGeräte müssen fest verankert sein (Tore!).

Auftretende Mängel sind in der Regel nicht vomSportlehrer zu beheben, sondern an die Schul-leitung weiterzuleiten. Auch der Sicherheitsbe-auftragte sollte informiert werden. Je nach Gradder Schädigung kann der Hausmeister oder ei-ne durch den Schulträger beauftragte Fachfirmaden Mangel beheben.

Einmal jährlich sind die Sportstätten und Sport-geräte einer sachkundigen Prüfung zu unter-ziehen (Prüfung und Wartung). Dies macht eben-falls eine Fachfirma. Bestehende Mängel solltenbei dieser Hauptprüfung der Firma gemeldetwerden. Die Anwesenheit eines Sportlehrers beidieser Prüfung kann sehr hilfreich sein.

Defekte Geräte können nur eingeschränkt odergar nicht genutzt werden. In letzterem Fall soll-ten sie bis zu ihrer Reparatur gekennzeichnetund bei Seite gestellt werden.

6.1.4 Sicherheitsbeauftragte60

Um den Unternehmer bei seinen Aufgaben imBereich Arbeitsschutz zu unterstützen, sieht dieGesetzliche Unfallversicherung die Bestellungvon Sicherheitsbeauftragten vor (§20 SGB VII).Da in der Schule der Schulleiter wie ein Unter-nehmer tätig wird, sind auch hier Sicherheits-beauftragte einzusetzen.

Um in der Schule den äußeren und den inne-ren Schulbereich abzudecken, sollten immerzwei Sicherheitsbeauftragte tätig werden – einPädagoge und der Hausmeister.

Im inneren Schulbereich wird häufig der Sport-lehrer als Sicherheitsbeauftragter bestellt. Dasist durchaus sinnvoll, stellt doch der Sport-unterricht einen Unfallschwerpunkt dar.

Hierbei bedarf es einer besonders intensivenKommunikation innerhalb des Fachbereiches

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6.1.1 Sportstätten

Viele Sporthallen sind älteren Baujahrs und ent-sprechen nicht mehr dem heutigen Stand derTechnik (DIN 18032 Teil 1-6)58. Dennoch kannin ihnen ohne weiteres Sportunterricht stattfin-den. Entscheidend ist, in welchem Zustand sichdie einzelnen Einrichtungen befinden. Dazu zäh-len zum Beilspiel der Sporthallenboden, dieWände, Trennvorhänge oder Geräteraumtore.Durch den Bestandsschutz ist festgelegt, dassauch ältere Einrichtungen nutzbar sind, solan-ge von ihnen keine Gefahr ausgeht und keinegrundlegende Sanierung der Halle stattfindet.

Der Sportlehrer muss dennoch die Inhalte desUnterrichts und die organisatorischen Maßnah-men den Gegebenheiten anpassen. Wenn z. B.die Hallenstirnseiten keinen Prallschutz auf-weisen, ist ein zusätzlicher Sicherheitsbereichbei Lauf- oder Ballspielen einzuplanen, um Un-fälle durch Aufprall an die Wand zu vermeiden,oder es sind Weichbodenmatten an die Wändezu stellen.

6.1.2 Sportgeräte

Auch die Ausstattung mit Sportgeräten und de-ren Zustand ist in den Sporthallen sehr unter-schiedlich. Hier gilt ebenfalls, dass der Sport-lehrer die Geräte nur so nutzen kann, wie es ihrZustand hergibt und wie es die Bestimmung desGerätes vorsieht. Ist z.B. der Mattenkern einerTurnmatte zerstört, kann diese nicht mehr alsFallschutz verwenden werden.

Der Sportlehrer sollte sich vor Verwendung grö-ßerer Sportgeräte mit deren Aufbau befassen,um die richtige Handhabung von Feststell- undVerstelleinrichtungen kennen zu lernen und soVerletzungen bei sich oder den Schülern zu ver-meiden. Dabei lässt sich gleichzeitig erkennen,wie viele Schüler für einen sicheren Aufbau ein-geplant werden müssen.Werden mehrere Geräte aufgebaut, ist ein Hal-lenplan hilfreich, in dem ausreichende Sicher-heitsabstände zwischen den Stationen und zuden Einrichtungen eingeplant werden. Dieserkann gleichzeitig den richtigen Einsatz von Mat-

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zu erlernen, ist eine lange praktische Tätigkeitmit wiederholten Bewegungsbeobachtungen,das Erkennen von Fehlern und die Automati-sierung von Helfergriffen notwendig.

Was macht Helfen (und Sichern) so bedeutsam?• Für das Helfen sind Kooperation, Verständi-

gung, Einsicht und Verantwortung Vorausset-zung.

• Der Helfende benötigt zur richtigen Anwen-dung der Helfergriffe Kraft, Aufmerksamkeit,Reaktion und Koordination.

• Die Schüler werden zum selbstständigen Han-deln geführt, unter der Voraussetzung, dasssie Hilfe von einem Mitschüler anfordern undannehmen.

• Unter psychologischen Aspekten vermindertdas Helfen die Angst vor Schmerzen, vor derBlamage oder vor der Bewegung an sich.

• Es werden soziale Kompetenzen gestärkt unddurch das intensive Miteinander dient es auchder Gewaltprävention.

Im Unterricht sollten im Vorfeld die körperlichen,aber auch die „klimatischen“ Voraussetzungengeschaffen werden. Durch Übungen zum Thema„Anfassen“ können Berührungsängste abge-baut werden. Haltungs- und Wahrnehmungs-übungen trainieren die Körperspannung. An ein-fachen Elementen lassen sich die Helfergriffe er-lernen. Gemeinsam ausgearbeitete Prinzipienvermeiden Missverständnisse und erleichterndie Kommunikation.

6.2 Sicherheitsförderung64

Das Verhüten von Unfällen und der Aufbau vonSicherheitsbewusstsein bei den Schülern wer-den unter dem Begriff Sicherheitsförderung zu-sammengefasst. Dabei geht es nicht um die spe-zielle Bearbeitung von Sicherheitsthemen imUnterricht, sondern um ein ständiges Einfließenvon Sicherheitsaspekten bei der Planung undDurchführung von Schulsport, wobei es nichtum so viel Sicherheit wie möglich, sondern umso viel Sicherheit wie nötig geht!

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Sport, um den Sicherheitsbeauftragten beimAufspüren und der Beseitigung von Gefahren-stellen in der Sporthalle oder auf dem Sport-gelände zu unterstützen. Der tägliche Umgangmit den Geräten und das „Viele-Augen-Prinzip“versetzen den Sicherheitsbeauftragten in die La-ge, schnell und im Sinne der Sicherheit derSchüler zu handeln. Das kann notfalls auch dieSperrung der defekten Geräte ergeben.

Auch bei der jährlichen Wartung der Sportgerä-te durch eine Fachfirma kann der FachbereichSport helfen. Eine vorab erstellte Liste mit be-reits erkannten Mängeln sollte zur Verfügungstehen.

Ein vor Ort stationiertes „Mängelbuch“ kann dieinterne tägliche Kommunikation verbessern.Aufgaben des Sicherheitsbeauftragten in derSchule können sein:• Unfallstatistik der Schule führen, um Unfall-

schwerpunkte aufzudecken;• geeignete Präventionsmaßnahmen mit der

Schulleitung bzw. den Fachkollegen überle-gen;

• mit den Arbeitsschutzgremien (Sicherheitsin-genieur, Betriebsarzt, Unfallkasse Berlin) zu-sammenarbeiten;

• technische Mängel notieren und an die Schul-leitung weiterleiten;

• an Schulbegehungen und Arbeitsschutz-Aus-schusssitzungen teilnehmen;

• bei Unfallermittlungen helfen;• Fortbildungen für Sicherheitsbeauftragte be-

suchen.

Der Sicherheitsbeauftragte hat nur beratendeFunktion. Er trägt keine Verantwortung im Be-reich Arbeitsschutz!

Vielfach geht es bei der Tätigkeit des Sicher-heitsbeauftragten nicht nur um Fragen des Ar-beitsschutzes, sondern auch um Gesundheits-themen. Da beides nicht voneinander zu tren-nen ist, befasst sich der verantwortliche Kolle-ge häufig auch mit Problematiken wie „Beweg-te Schule“, „Arbeitsschutz“, „Stressmanage-ment“ oder „Sportangebote für die Kollegen“.

6.1.5 Helfen und Sichern61

„Unter Helfen wird im Gerätturnen die adäqua-te bewegungsführende und/oder bewegungs-unterstützende Tätigkeit eines Helfers odermehrerer Helfer während der Bewegungsaus-führung ...“ verstanden.62

Darüber hinaus sind methodische und auchpsychologische Hilfen zur Unterstützung mög-lich.

Helfen dient nicht nur als Mittel der Kompen-sation von Defiziten (fehlende Kraft, mangeln-de Koordination, Schwächen im Haltungs- undBewegungsapparat), sondern vermittelt dem imÜbungsprozess befindlichen Schüler aktive,unterstützende Lernhilfe und dient der Unfall-prävention. Zusätzlich kann durch das Vermit-teln eines Gefühls der Sicherheit das motori-sche Lernen auf diesem Wege erleichtert wer-den. Beim Helfenden wird zudem die Hand-lungsfähigkeit gefördert, weil er durch ständi-ges Beobachten und Begleiten der Übungen dennotwendigen Unterstützungsbedarf ermittelt.

Haupthelfergriffarten sind:• Klammergriff,• Stützgriff,• Drehgriff vorwärts und rückwärts.

„Unter Sichern verstehen wir alle situationsan-gepassten Maßnahmen, die der Verhinderungeines Unfalls dienen oder (bei einem nicht zuverhindernden Eintritt eines Sturzes) zumindestdie Verletzung so gering wie möglich halten. Da-bei gehören nicht nur der eingreifende Einsatzdes Sichernden, sondern auch Matten, Decken-und Handlongen – auch die Unterrichtsorgani-sation und die Gestaltung des Geräteaufbaus –zu möglichen Sicherheitsmaßnahmen und zumSicherheitsrahmen einer Sportstunde.“63

Bevor ein qualifiziertes Sichern möglich ist, be-darf es grundlegender Kenntnisse, Erfahrungenund Fertigkeiten im Helfen! Somit liegt der Kom-petenzgrad für das Sichern deutlich über demdes Helfens. Um die erforderlichen Fähigkeiten

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Um sicherheitsbewusst handeln zu können,muss der Schüler befähigt werden, Gefahren• zu erkennen und zu beurteilen,• zu bewältigen oder zu vermeiden oder• für deren Beseitigung zu sorgen.

Darüber hinaus geht es um die Auseinander-setzung mit Gefahren.

Dazu benötigt der Schüler:• Sachkompetenz: Was ist gefährlich und wie

gehe ich damit um?

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Erziehungsberechtigte oder andere geeignetePersonen können mit der Wahrnehmung derAufsichtspflicht beauftragt werden. Die Beauf-tragung erfolgt in der Regel schriftlich durch dieSchule.

Die verantwortliche Lehrkraft kann in Ausnah-mefällen auch geeignete Schüler der weiter-führenden Schulen mit der Wahrnehmung derAufsichtspflicht beauftragen, wenn deren Erzie-hungsberechtigte dem vorher schriftlich zuge-stimmt haben.

Die Aufsichtspflicht der Schule erstreckt sich aufdie Zeiten des Unterrichts, die Zeiten der ver-lässlichen Halbtagsgrundschule, die ergänzen-de Betreuung, den Aufenthalt der Schüler aufdem Schulgelände in der Unterrichtszeit, auf diePausenzeiten und eine angemessene Zeit vorund nach dem Unterricht sowie auf alle sonsti-gen schulischen Veranstaltungen (z. B. Schü-lerfahrten, Wander- oder Projekttage, Schul-sportveranstaltungen und Wettkämpfe). Als an-gemessene Zeit vor und nach dem Unterricht istin der Regel ein Zeitraum von 15 Minuten an-zusehen, soweit die örtlichen Gegebenheitenoder schulischen Besonderheiten keinen ande-ren Zeitraum erforderlich machen. Die Beauf-sichtigung der Schüler muss auch bei Unter-richtsausfall und in Freistunden (…) gewährleis-tet sein.

Die Aufsichtsführung ist Teil des Bildungs- undErziehungsauftrages der Schule. Sie umfasstVorkehrungen, Anordnungen und andere Maß-nahmen, die dazu geeignet sind, die Schülervor Schäden zu bewahren, und zu verhindern,dass andere Personen durch sie Schäden er-leiden.

Art und Umfang der Aufsichtsführung richtensich nach dem Alter, der Reife, der Anzahl derSchüler und der Gruppenzusammensetzung so-wie den sonstigen, bei sachgerechter Würdi-gung jeweils zu berücksichtigenden Umstän-den. Die sonstigen zu berücksichtigenden Um-stände sind insbesondere die sich aus demSchulbetrieb, der Art des Unterrichts oder dereinzelnen schulischen Veranstaltung sowie der

Beschaffenheit und des Gefährdungspotentialsder Einrichtung oder des Geländes ergebendenBesonderheiten.

Die Aufsicht ist kontinuierlich, aktiv und prä-ventiv zu führen. Die Schüler müssen sich je-derzeit beaufsichtigt fühlen (…). Insoweit mussdie Aufsichtsführung umsichtig und voraus-schauend erfolgen.

Die Anzahl der Aufsichtspersonen richtet sichnach den örtlichen Verhältnissen der Schule; esdarf während der Pausen sowohl im Schulge-bäude als auch auf dem Schulhof keine auf-sichtsfreien Bereiche geben. In Bereichen desSchulgebäudes oder -geländes mit hohem Ge-fahrenpotenzial ist die Aufsicht besonders in-tensiv zu führen.

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• Selbstkompetenz: Körperliche Voraussetzun-gen, die Bereitschaft, Gefahren wahrzuneh-men und für die eigene Sicherheit zu sorgen.

• Sozialkompetenz: Anderen zu helfen, Regelneinzuhalten.

Der Sportunterricht kann hier einen sehr wert-vollen Beitrag leisten.

Im Vordergrund steht die Bewegungsförderung,weil mehr Bewegung auch mehr Bewegungssi-cherheit bringt. Durch die Schulung der koor-dinativen Fähigkeiten und der Wahrnehmungwird der Schüler in die Lage versetzt, die Be-wegungen zu steuern und zu kontrollieren. Dieskann Unfälle vermeiden bzw. Unfallfolgen mini-mieren.

Sind es in der Grundschule eher die kleinenSpiele, die hier vor allem geeignet scheinen, sokönnen es im Sekundarbereich vielfältige Übun-gen im Umgang mit Bällen sein.

Sicherheitsförderung bezieht sich aber nicht nurauf die Ausprägung sportlicher Fertigkeiten,sondern in immer stärkerem Maße auf psycho-soziale Aspekte. Dabei geht es um die Nutzungder sozialen Ressourcen des Sportunterrichts.Hier lassen sich zwei Ebenen unterscheiden:• die personenbezogene und die• die unterrichtsbezogene Ebene.

Personenbezogene Maßnahmen können sein:• Motivation fördern;• Angst abbauen;• lösungsorientiertes und planvolles Handeln

fördern.

Ziel ist es, bei den Schülern soziale Kompeten-zen auszuprägen, die zu einer höheren Selbst-wirksamkeitserwartung führen und das Sicher-heitsbewusstsein erhöhen.65

Unterrichtsbezogene Maßnahmen können sein:• Regeln und deren Einhaltung gemeinsam auf-

stellen und durchsetzen;• sich gegenseitig achten und unterstützen;• Unterricht unter Einflussnahme der Schüler

gestalten;

• sicherheitsgerechtes Verhalten anerkennen;• mit Risiken bewusst umgehen.

6.3 Aufsicht

6.3.1 Aufsichtspflicht66

Die Aufsichtspflicht besteht gegenüber minder-jährigen Schülern sowie gegenüber volljährigenSchülern, die auf Grund ihres geistigen oderkörperlichen Entwicklungsstandes der Beauf-sichtigung bedürfen. Daneben besteht auchgegenüber den anderen volljährigen Schülerneine sich aus dem Schulverhältnis ergebendeabgestufte Aufsichtspflicht (Fürsorgepflicht), dievon der Schule durch Anordnungen zur Durch-führung des Schulbetriebs, zur Aufrechterhal-tung der Ordnung und zur Vermeidung von Ge-fahren wahrgenommen wird.

Die Aufsichtspflicht wird von den Lehrkräften,den pädagogischen und nichtpädagogischenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schulewahrgenommen. Aufsichtspflichtig sind auchdie pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter von Trägern der freien Jugendhilfe, die inKooperation mit der Schule die ergänzende Be-treuung ganz oder teilweise übernommen ha-ben. Die Aufsichtspflicht gehört zu den Dienst-pflichten der Lehrkräfte und zu den Aufgabender anderen aufsichtspflichtigen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern.

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funktional sein. D. h., während eines großenSportspiels müssen z. B. feste Sportschuhe ge-tragen werden. Weiter sind die Beschlüsse derSportfachkonferenz zu diesem Thema zu be-achten. Besondere Unterrichtsaktivitäten ab-seits der Sporthalle erfordern selbstverständ-lich im Sinne der Sicherheit entsprechende Be-kleidung (Wassersport – Schwimmweste, Rad-sport – Helm, Rollsport – Protektoren usw.).

Bei Brillenträgern kann die Gefahr von Augen-verletzungen und anderen Schnittverletzungensowie einer Beschädigung der Brille durch dasTragen einer Sportbrille mit bruchsicheren Spe-zialgläsern verringert werden. Die Schule solldie Eltern auf das Tragen einer Sportbrille imSportunterricht hinweisen. Über die Teilnahmeeines Schülers mit Sehschwäche und die Ein-zelheiten der Teilnahme (mit Brille/ohne Brille)entscheidet der Sportlehrer unter Berücksichti-gung der Risiken der einzelnen Übungen ggf. inAbsprache mit den Eltern.67

6.3.5 Aufsicht bei Aktivitäten mit erhöhtem Un-fallrisiko68

Wanderungen im Hochgebirge dürfen nur mitzwei Aufsichtspersonen je Klasse oder Lern-gruppe durchgeführt werden, wobei mindestenseine Person über entsprechende Bergerfahrungverfügen muss. Vor der Wanderung hat sich diefahrtenleitende Lehrkraft durch Rückfragen beider örtlichen Bergwacht zu vergewissern, dassdie beabsichtigte Wanderung ungefährlich undfür die Schüler geeignet ist.

Skifahrten dürfen nur mit zwei Aufsichtsperso-nen je Klasse oder Lerngruppe durchgeführtwerden, wobei mindestens eine Person die Ju-gendskileiterprüfung oder eine gleichwertigePrüfung abgelegt haben muss. Bei Skitouren imHochgebirge ist außerdem immer ein einheim-ischer Bergführer oder Skilehrer hinzuzuziehen.Alpines Skifahren ist nur auf präparierten Pistenzulässig. Die Aufsichtspersonen haben daraufzu achten, dass die Gruppe zusammenbleibt,oder sie haben sich so zu verteilen, dass sie

bei Abfahrten die gesamte Gruppe im Blick ha-ben können und für die Schüler jederzeit er-reichbar sind.

Ein- oder mehrtägige Radtouren dürfen erst abJahrgangsstufe 5 durchgeführt werden und müs-sen von zwei Aufsichtspersonen je Klasse oderLerngruppe begleitet werden. Alle teilnehmen-den Schüler müssen nach Vergewisserung derAufsichtspersonen im Radfahren geübt sein(beispielsweise die Radfahrprüfung abgelegthaben) und vor Fahrtantritt muss die Verkehrs-sicherheit der Fahrräder überprüft werden. Beiminderjährigen Schülern müssen die Erzie-hungsberechtigten der Benutzung des Fahrra-des nachweislich zugestimmt haben.

Im Rahmen von Wandertagen und Schülerfahr-ten können Bade- und Schwimmveranstaltun-gen durchgeführt werden. Sie müssen von zweiAufsichtspersonen geleitet werden und dürfennur an Plätzen stattfinden, die zum Baden undSchwimmen freigegeben sind. Teilnehmen dür-fen nur Schüler, deren Erziehungsberechtigte ei-ne schriftliche Einverständniserklärung und ei-ne Erklärung zur Schwimmfähigkeit des Schü-lers abgegeben haben. Die Schüler sind vor derVeranstaltung auf die Gefahren beim Baden undSchwimmen hinzuweisen. Ist es auf Grund derörtlichen Verhältnisse oder auf Grund der Tat-sache, dass Nichtschwimmer an der Veranstal-tung teilnehmen, erforderlich, die Klasse oderLerngruppe zu teilen, ist eine dritte Aufsichts-person einzusetzen. Die Entscheidung trifft diefür die Durchführung der Veranstaltung verant-wortliche Lehrkraft.

Außerhalb von Bädern dürfen Bade- undSchwimmveranstaltungen nur durchgeführtwerden, wenn mindestens eine Aufsichtspersondie Lehrbefähigung zum Schwimmen oder dasDeutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silberbesitzt. Die Aufsichtspersonen haben die Schü-ler ständig zu beobachten, wobei sich in derRegel nicht mehr als zehn Schüler gleichzeitigim Wasser aufhalten dürfen. Schüler, die min-destens das Deutsche Rettungsschwimmabzei-chen in Silber erworben haben, können zur Auf-sichtsführung herangezogen werden.

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6.3.2 Treffpunkt und Entlassungsort

Schüler der Primarstufe und der SekundarstufeI dürfen zum Unterricht oder zu anderen schu-lischen Veranstaltungen auch außerhalb desSchulgrundstücks oder des Ortes der ergän-zenden Betreuung bestellt oder von dort nachHause entlassen werden, wenn die Erziehungs-berechtigten von der Schule rechtzeitig darüberinformiert wurden und sie nicht widersprochenhaben; für Schüler bis Jahrgangsstufe 4 (ein-schließlich) ist das vorherige schriftliche Ein-verständnis der Erziehungsberechtigten einzu-holen. Schüler der Sekundarstufe II können zujedem Ort von Unterricht oder anderen schuli-schen Veranstaltungen bestellt und von dortnach Hause entlassen werden.

Soll eine Ausnahmeregelung für regelmäßigwiederkehrende Veranstaltungen außerhalb derSchule erfolgen, so hat der Schulleiter die Zu-stimmung der Schulkonferenz einzuholen; dieErziehungsberechtigten sind schriftlich zu in-formieren.

6.3.3 Organisatorische Aufsichtsmaßnahmen

Die Lehrkraft für das Fach Sport ist verpflichtet,darauf zu achten, dass sich die im Sportunter-richt eingesetzten Geräte in einem ordnungs-gemäßen Zustand befinden, die Schüler wäh-rend des Sportunterrichts sportgerechte Klei-dung tragen und Gegenstände, die beim Sportbehindern oder zu Verletzungen führen können,vor Unterrichtsbeginn abgelegt werden. Hierzuzählen insbesondere Uhren, Ringe, Ketten, Arm-bänder, Ohrringe, Anstecker und Piercings. ÜberAusnahmen im Einzelfall entscheidet die zu-ständige Lehrkraft.

Die zuständige Schulbehörde hat geeigneteMaßnahmen zum Schutz vor Verlust und Be-schädigung von Gegenständen zu treffen.

6.3.4 Kleidung

Die Kleidung während des Sportunterrichtsmuss nicht nur sportgerecht, sondern auch

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• durch Lehrkräfte mit Lehrberechtigung imSchwimmen, die ständig im Schwimmbad an-wesend sind und für verschiedene Klassenvon verschiedenen Schulen zuständig sind,jedoch dabei einer Schule zugeordnet sind.

Dem Schulträger und der Schulaufsicht obliegtes zu entscheiden, wie der Schwimmunterrichtorganisiert wird.

Der einstündige obligatorische Schwimmunter-richt wird in Klassenstufe 3 durchgeführt. Fürdie Erteilung des Schwimmunterrichts steheneine von drei Unterrichtsstunden für das FachSport nach der Stundentafel sowie zwei Unter-richtsstunden aus dem Teilungsstundenansatzfür die Klassenstufe 3 zur Verfügung. Die ins-gesamt vorhandenen drei Schwimmstunden proKlasse sind für die Erteilung des Schwimm-unterrichts einschließlich einer Reduzierung derGruppengröße auf durchschnittlich 15 Schülerzu verwenden.

6.4.2 Schwimmtauglichkeit

Vor Beginn des Schwimmunterrichts muss dieSchwimmtauglichkeit festgestellt werden. DieLehrkräfte sind gehalten, die ausgegebenen Fra-gebögen dazu auf den Elternabenden zu erläu-tern.

6.4.3 Lehrberechtigung

Der Schulleiter ist verpflichtet darauf zu achten,dass im Schwimmunterricht nur Lehrkräfte mitder Lehrbefähigung für Schwimmen eingesetztwerden. Der Nachweis entfällt für Lehrkräfte mit dem Wahlfach Sport, wenn nach der Aus-bildungsordnung 40 Doppelstunden Praxis, 16 Doppelstunden Methodik und 6 Doppel-stunden ärztliche Unterweisung in der Ausbil-dung enthalten waren. Beim Erwerb der Lehr-befähigung muss das Rettungsschwimmerab-zeichen in Silber abgelegt werden.

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Bei dem Besuch von Bädern, in denen der Ba-debetrieb durch das Aufsichtspersonal des Ba-des überwacht wird, reicht es aus, wenn dieLehrkraft oder die zweite Begleitperson minde-stens im Besitz des Freischwimmerzeugnissesist. Die Aufsichtspersonen haben die Schülerständig zu beobachten und darauf zu achten,dass die Haus- und Badeordnung eingehaltenwird.

Sonstige Sportarten mit erhöhtem Unfallrisiko(z.B. Surfen, Klettern) dürfen nur mit Aufsicht-spersonen durchgeführt werden, die über spe-zielle fachliche Voraussetzungen verfügen, unddie mit den erforderlichen Sicherheitsmaßnah-men vertraut sind. Mindestens eine der Auf-sichtspersonen muss über eine Übungsleiterli-zenz des jeweiligen Sportfachverbandes(Übungsleiter C-Lizenz) oder eine gleichwertigeQualifikation verfügen. Die Teilnahme an ent-sprechenden sportlichen Veranstaltungen istfreiwillig und bedarf bei minderjährigen Schü-lern der schriftlichen Zustimmung der Erzie-

hungsberechtigten. Die Schüler müssen aufGrund ihres Alters, ihrer körperlichen Verfassungund ihres Könnens zur Teilnahme an einer der-artigen sportlichen Veranstaltung geeignet sein.Die Sicherheitsvorgaben des jeweiligen Sport-fachverbandes und der Unfallkasse Berlin sindzu beachten.

6.4 Schwimmunterricht in der Grundschule69

6.4.1 Organisation des Schwimmunterrichts

Der Schwimmunterricht in der Grundschule kanndurchgeführt werden• durch Lehrkräfte der Schule, die eine Lehr-

berechtigung im Schwimmen besitzen;• durch eine Lehrkraft der Schule mit Lehrbe-

rechtigung im Schwimmen und eine ständigeim Schwimmbad anwesende Lehrkraft, die je-doch einer Grundschule zugeordnet ist;

Unfallkasse Berlin

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Verbandbücher und Unfallanzeigen sind bei derUnfallkasse Berlin zu beziehen. Die Unfallan-zeige kann auch aus dem Internet herunter ge-laden werden75.

54

6.4.4 Aufsichtspflicht

Während des Schwimmunterrichts ist die Auf-sichtspflicht besonders sorgfältig wahrzuneh-men. Zu beachten ist, dass auch die Schwimm-meister ihre Aufsichtspflicht während desSchwimmunterrichts wahrzunehmen haben.Sondervereinbarungen, nach denen währenddes Schwimmunterrichts die Schwimmmeisteraus ihrer Aufsichtspflicht entlassen werden, sindnicht zulässig. Muss sich die Lehrkraft zumUnterricht zeitweilig selbst im Wasser aufhalten,so ist sie verpflichtet, sich zu vergewissern, dasswährend dieser Zeit eine andere Lehrkraft oderein Schwimmmeister die kontinuierliche Auf-sicht über die übrigen Schüler führt.

6.5 Unfall70

6.5.1 Unfallgeschehen im Sportunterricht71

Während an den Grund- und Hauptschulen dasSportunfallgeschehen in Berlin 2004 unter vier-zig Prozent lag, machten die Sportunfälle anden anderen Sekundarschulen etwa sechzigProzent aller Schulunfälle aus. Bundesweit teil-ten sich 2004 die Sportunfälle nach Sportartenwie folgt auf:• Ballspiele 54,4 %• Gerätturnen 13,1 %• Leichtathletik 7,5 %• Sonstige 25,0 %

Bei den Ballspielen unterteilten sich 2004 dieUnfälle noch einmal wie folgt:• Fußball 30,3 %• Basketball 22,4 %• Volleyball 15,4 %• Handball 7,4 %• Sonstige 24,5 %

Als Hauptprobleme bei den Ballsportarten kön-nen genannt werden:• Ballannahme, Balltreffer;• Umknicken, Sturz;• Kollision mit Mitspieler, Körperberührung.

6.5.2 Versicherungsrechtliche Aspekte

Erleidet ein Schüler während des Sportunter-richts einen Unfall, wird dieser von der Unfall-kasse Berlin entschädigt.

Versichert sind auch alle Tätigkeiten, die vonder Schule organisiert und beaufsichtigt wer-den. Auf den Schulsport bezogen können dassein:72

• Schwimmunterricht,• Sportunterricht an entfernten Orten,• Sportwettkämpfe,• Skilager,• Jugend Trainiert Für Olympia,• Sportveranstaltungen verschiedenster Art,• Schulsportarbeitsgemeinschaften• kooperation Schule - Verein.

Der Versicherungsschutz schließt sowohl dieWege zu den Veranstaltungsorten als auch diePersonen mit ein, die im Auftrag der Schuleunterstützend wirken (Leiter von Arbeitsge-meinschaften, Begleitpersonen u. a.).

Die Schuldfrage ist im Bereich der gesetzlichenUnfallversicherung zweitrangig. Allerdings kanndie Unfallkasse Berlin im Fall einer vorsätzlichenoder grob fahrlässigen Verursachung Regressnehmen. Dies sind aber Ausnahmen. Gradmes-ser ist die fachliche Begründung und die päda-gogische Absicht des Handelns!

Wenn sich im Sportunterricht ein Unfall ereig-net, ist der Sportlehrer verpflichtet, erste Hilfezu leisten. Der Unfall muss in das Verbandbucheingetragen werden.73

Wird ein Arztbesuch erforderlich, muss inner-halb von drei Tagen von der Schule eine Un-fallanzeige ausgefüllt und an die UnfallkasseBerlin geschickt werden.74

Unfallkasse Berlin

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• Eine Sportverletzung ist ein Makrotrauma(einmaliges Geschehen), das akut auftritt.

• Ein Sportschaden ist ein Mikrotrauma (mehr-fach und geringfügig), das chronisch auftrittund eine anhaltende Überlastung darstellt.

Da der Sportschaden im Sportunterricht eherselten anzutreffen und auch versicherungs-rechtlich nicht über die Unfallkasse Berlin ab-gedeckt ist, wird darauf im Weiteren nicht ein-gegangen.

Eine Sportverletzung entsteht, wenn ein akutesMissverhältnis zwischen Belastung und Belast-barkeit auftritt.

Die häufigsten Verletzungen sind:• Verstauchungen (Distorsionen),• Knochenbrüche (Frakturen),• Ausrenkungen (Luxationen),• Bänderdehnungen, Bänderrisse (Ligamen-

trupturen),• Prellungen,• Muskel-Sehnen-Knorpel-Verletzungen,• Hautwunden.

6.6.2 Sofortmaßnahmen77

Maßnahmen der ersten Hilfe werden erforder-lich, wenn sich ein Schüler verletzt hat. Jederist zur ersten Hilfe verpflichtet, unabhängig da-von, ob er Ersthelfer ist oder nicht.

Sofortmaßnahmen sind nach BÖHMER gemäßdem „PECH“-Schema durchzuführen:• P = Pause• E = Eiskühlung• C = Compression• H = Hochlagerung

Effekte dieser Erstbehandlung sind:+ Schmerzlinderung,+ Minderung der Weichteilschwellung,+ Minderung der Entzündungsreaktion,+ schnellere Regeneration.

Dabei ist zu beachten:• Kühlung nur in den ersten Minuten (max. 20

Minuten nach der Verletzung bis 2 Stundenmit Pausen).

• Wenn Kühlung, dann mit Eiswasser, Eis oderCold-Packs!

• Kälte nicht auf offene Wunden! Eis-Haut-Kon-takt vermeiden!

• Kein Eisspray verwenden!• Kompression und Hochlagerung unmittelbar

nach der ersten Kühlung! Ödemeingrenzung.

Als Nachteile des Eissprays sind bekannt:– enthält Chloräthyl, dadurch eingeschränkte

Kälteschmerzwahrnehmung;– höchste Senkung der Hauttemperatur bis ca.

21°C – Erfrierungsgefahr;– Wundheilungsstörungen.

Allen Sportlehrkräften wird empfohlen, einenLehrgang zum Anlegen von Tape-Verbänden zubesuchen.

6.6.3 Pflichten der Schulträger78

Die Bezirksämter – dort die Schulämter – unddie Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaftund Forschung (Leistungspflichtige) sind alsSchulträger für die Gewährleistung wirksamerErste-Hilfe-Maßnahmen in den Schulen verant-wortlich. Diese Verantwortung wird vor Ort vomSchulleiter (Verantwortlicher vor Ort) wahrge-nommen.

Die Leistungspflichtigen und die Verantwort-lichen vor Ort haben dafür zu sorgen, dass diezur ersten Hilfe und zur Rettung aus Gefahr fürLeben und Gesundheit erforderlichen Einrich-tungen, insbesondere Meldeeinrichtungen, Sa-nitätsräume, Erste-Hilfe-Material, Rettungsgerä-te, Rettungstransportmittel und das erforderli-che Personal, insbesondere Ersthelfer, zur Ver-fügung stehen sowie nach einem Unfall soforterste Hilfe geleistet und eine gegebenenfalls er-forderliche ärztliche Versorgung veranlasst wird.Im Falle eines Unfalls ist die jeweilige Beschäf-tigung beziehungsweise der jeweilige Unterrichtso lange zu unterbrechen, bis erste Hilfe ge-leistet ist.

56

6.5.3 Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen

Jeder Sportlehrer ist in erster Linie bemüht, Un-fälle im Sportunterricht zu vermeiden. Dies kanndurch eine Ursachenanalyse erleichtert werden.Ursachen von Unfällen können technische, or-ganisatorische oder personenbezogene Mängelsein.

Unter technischen Mängeln versteht man bau-liche Unzulänglichkeiten in der Sporthalle oderdefekte Sportgeräte. Maßnahmen zur Vermei-dung oder Behebung solcher Mängel sind un-ter 6.1. aufgeführt.

Organisatorische Maßnahmen zur Vermeidungvon Unfällen sind z.B.:• Aufsicht,• Überprüfen von Geräten und Kleidung,• geregelter Geräteauf- und -abbau,• bestimmungsgemäßer Einsatz der Geräte,• konsequente Spielleitung,• Standortwahl des Lehrers,

• sorgfältige Planung,• Wahl der Ordnungs- und Organisationsfor-

men,• Wahl der methodischen Unterrichtsformen,• zielgerichtete Erwärmung,• Sicherheits- und Hilfestellung.

Personenbezogene Maßnahmen sind:• Bewegungsförderung,• Schulung der koordinativen und konditionel-

len Fähigkeiten,• Sicherheitsförderung.

6.6 Sportverletzungen und erste Hilfe im Sport-unterricht76

6.6.1 Sportverletzungen

Unterschieden wird aus medizinischer Sichtnach Sportverletzung und Sportschaden.

Unfallkasse Berlin

59

In jeder Schule ist pro Klassenstufe eine Sani-tätstasche gemäß DIN 13 160 im Sanitätsraumvorzuhalten. Bei Veranstaltungen außerhalb desSchulgeländes, bei Unterricht in außerhalb desSchulgeländes liegenden Sporthallen und aufentfernt liegenden Sportplätzen (z. B. bei Wan-derungen, Exkursionen, Schülerfahrten sowiebei Wasser- und Wintersportveranstaltungen)soll von der verantwortlichen Dienstkraft eineSanitätstasche mitgeführt werden, um im Un-glücksfall Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten zukönnen. Nehmen mehrere Klassen oder Lern-gruppen einer Schule am Unterricht oder an Ver-anstaltungen außerhalb des Schulgeländes teil,ist vom Verantwortlichen vor Ort im Rahmen derRisikoabwägung festzulegen, welche Klasseoder Lerngruppe eine Sanitätstasche mitführensoll.81

6.6.6 Ersthelfer

Die an den Schulen tätigen Dienstkräfte habenalle der ersten Hilfe dienenden Maßnahmen zuunterstützen. Sie sind verpflichtet, sich zumErsthelfer ausbilden und in angemessenen Zei-träumen fortbilden zu lassen, sofern keine per-sönlichen Gründe entgegenstehen.

Dienstkräfte im Sinne des vorstehenden Absat-zes, die zu Ersthelfern bestellt werden können,

sind z. B. Lehrkräfte, Erzieher, Schulsekretäre,pädagogische Mitarbeiter, Assistenten, Werk-lehrmeister, Hausmeister, Hallenwarte. Die Ver-antwortlichen vor Ort haben darauf zu achten,dass Schulsekretäre und Dienstkräfte, die in ge-fahrgeneigten Bereichen tätig sind (Sporthallen,naturwissenschaftliche Unterrichtsräume, Wer-kräume) sowie Dienstkräfte als Leiter von Schü-lerfahrten vorrangig als Ersthelfer zur Verfügungstehen und der Einsatz der Ersthelfer entspre-chend den Erfordernissen organisiert ist. In Aus-nahmefällen können auch Schüler zur Erste-Hil-fe-Leistung herangezogen werden, sofern sie inerster Hilfe ausgebildet und mindestens 16 Jah-re alt sind.

Die Unterweisung in den Sofortmaßnahmen amUnfallort nach § 8a Straßenverkehrs-Zulas-sungs-Ordnung (StVZO), das heißt in den le-bensrettenden Sofortmaßnahmen, reicht als Er-ste-Hilfe-Ausbildung nicht aus.

6.6.7 Unterweisung

Die Leistungspflichtigen und die Verantwort-lichen vor Ort haben dafür zu sorgen, dass dieSchüler sowie die Dienstkräfte mindestens ein-mal jährlich über das Verhalten bei Unfällenunterwiesen werden. Diese Maßnahme erfolgtin den Schulen in Form der allgemeinen und be-sonderen Sicherheitserziehung (z. B. im Sportund im naturwissenschaftlichen Unterricht) unddurch Hinweise an die Schüler im Rahmen derWahrnehmung der Aufsichtspflicht durch dieDienstkräfte. Die Unterweisung der Schüler imRahmen des Unterrichts ist im Klassenbuch zuvermerken. Die Unterweisung der Dienstkräfteerfolgt durch die verantwortliche Person vor Ort.Hierbei ist auf die besondere Bedeutung derAufzeichnung von Unfällen und Erste-Hilfe-Lei-stungen im Verbandbuch oder den sonstigenNachweismedien hinzuweisen. Die Unterwei-sung ist zu dokumentieren. Die Dokumenta-tionsunterlagen sind in der Schule aufzube-wahren.

58

Die Verantwortlichen vor Ort haben den Lei-stungspflichtigen Sicherheitsmängel an Schul-anlagen (Gebäuden, Schulgärten, Geräten) oder sonstigen Einrichtungen (einschließlichEinrichtungen der ersten Hilfe) unverzüglich an-zuzeigen und, falls erforderlich, provisorischeMaßnahmen zur Gefahrenminderung zu veran-lassen.

6.6.4 Meldeeinrichtungen

In Bereichen mit einer erhöhten Gefährdung fürSchüler (Sporthallen, naturwissenschaftlicheUnterrichtsräume, Werk- oder Technikräume)sollen entsprechend den örtlichen Gegeben-heiten zusätzliche, allen Lehrkräften zugängli-che Anschlüsse (Telefon) vorhanden sein.

6.6.5 Erste-Hilfe-Material, Rettungsgeräte undTransportmittel79

Die Leistungspflichtigen und die Verantwort-lichen vor Ort haben dafür zu sorgen, dass das

Erste-Hilfe-Material jederzeit schnell erreichbarund leicht zugänglich in geeigneten Behältnis-sen gegen schädigende Einflüsse geschützt, inausreichender Menge bereitgehalten sowierechtzeitig ergänzt und bei Ablauf der Verfalls-daten erneuert wird.80

In den Schulen muss mindestens ein großerVerbandkasten nach DIN 13 169 „Verbandka-sten E“ vorhanden sein. Der Verbandkasten istim Sanitätsraum oder in der vergleichbaren Ein-richtung aufzubewahren. In Räumen oder Ein-richtungen der Schule, in denen die Schüler ei-ner besonderen Gefährdung ausgesetzt seinkönnen (naturwissenschaftliche Unterrichtsräu-me, Werk- oder Technikräume, Lehrküchen,Sporthallen), müssen je nach Bedarf zusätzlichkleine Verbandkästen nach DIN 13 157 „Ver-bandkasten C“ und entsprechende Rettungs-geräte (z. B. Löschdecken, Handbrausen) vor-handen sein. Für die Ausstattung der Sanitäts-räume oder vergleichbarer Einrichtungen mitKrankentragen ist die Anschaffung der Ein-heitskrankentrage nach DIN 13 024 ausrei-chend.

Unfallkasse Berlin

6160

6.6.8 Ärztliche Versorgung

Die Verantwortlichen vor Ort beziehungsweisedie Ersthelfer müssen dafür sorgen, dass dieSchüler oder Dienstkräfte unverzüglich• einem Arzt vorgestellt werden, sofern Art und

Umfang der Verletzung eine ärztliche Versor-gung angezeigt erscheinen lassen;

• einem Durchgangsarzt vorgestellt werden,wenn die Schwere der Verletzung zur Ar-beitsunfähigkeit beziehungsweise zur länger-fristigen Abwesenheit vom Unterricht führenkann, oder die Behandlungsbedürftigkeit vor-aussichtlich mehr als drei Tage beträgt;

• bei einer schweren Verletzung einem der vonden Unfallversicherungsträgern bezeichnetenKrankenhäuser zugeführt werden;

• bei Vorliegen einer Augen- oder Hals-, Na-sen-, Ohrenverletzung dem nächst erreichba-ren Arzt (ggf. Krankenhaus) des entsprechen-den Fachgebiets zugeführt werden.

6.6.9 Rettungstransport

Über die Form des Transports eines bei einemSchulunfall verletzten Schülers entscheidet derErsthelfer beziehungsweise der Aufsichtspflich-tige nach Lage des Einzelfalls, gegebenenfallsim Benehmen mit dem Verantwortlichen vor Ortund gegebenenfalls nach telefonischer Abspra-

che mit den Erziehungsberechtigten. Bei derAuswahl des Transportmittels sind die Art derVerletzung, der Zustand des verletzten Schü-lers, die örtlichen Verhältnisse und die Entfer-nung zum nächstgelegenen Arzt beziehungs-weise Krankenhaus zu berücksichtigen.

Bei leichten Verletzungen kann der Fußweg oderdie Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel in Be-tracht kommen. In anderen Fällen kann es aus-reichend sein, den verletzten Schüler mit einemTaxi (mit Taxicoupon der Unfallkasse Berlin!) zubefördern. Bestehen nach Unfällen Zweifel ander Transportfähigkeit, soll grundsätzlich einArzt über das Transportfahrzeug oder die Artdes Transports entscheiden.

Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Ver-letzungen sowie bei Verdacht auf innere Verlet-zungen ist in jedem Fall die Feuerwehr unter derNotrufnummer 112 zu alarmieren. Der den Not-ruf aufnehmende Feuerwehrbeamte entscheidetanhand des Krankenbildes oder Verletzungs-musters über die Entsendung des Rettungsmit-tels (Rettungs- oder Notarztwagen). Der Erst-helfer beziehungsweise der Verantwortliche vorOrt hat dafür zu sorgen, dass den Rettungs-diensten der Weg zu dem verunglückten Schü-ler gewiesen wird.

Der Ersthelfer beziehungsweise der Aufsichts-pflichtige hat auch für die Begleitung des ver-letzten Schülers auf dem Transportweg nachHause, zum Arzt oder ins Krankenhaus zu sor-gen, d. h. in allen Fällen ist die Begleitung desverletzten Schülers sicherzustellen. Als Begleit-personen kommen neben Dienstkräften, Erzie-hungsberechtigten und nahen Angehörigenauch Feuerwehrbeamte sowie sonstiges medi-zinisches Personal in Betracht. Ausnahmsweisekann auch ein Schüler von mindestens 16 Jah-ren mit der Begleitung beauftragt werden.Die Erziehungsberechtigten des verletztenSchülers sind von der Schule beziehungsweiseder Aufsichtsperson unverzüglich über denSchulunfall und den Aufenthaltsort des Schü-lers zu informieren.

Unfallkasse Berlin

Stand 13.09.2007 Culemeyerstr. 2 - 12277 Berlin Seite 1/1

' 7624-1303 / Fax: 7624-1127

GUV-NR. GUV-Nr. (bisher) Auflage/

Fassung Bestell-menge

Auszug aus dem Schriftenverzeichnis für Schulen und Kitas

GUV-V A1 neu 7'2004 UVV Grundsätze der Prävention GUV-V S1 6.3 5'2001 UVV Schulen GUV-I 503 20.5 8'2003 Anleitung zur ersten Hilfe GUV-I 506 20.1 9'2002 Die gesetzliche Unfallversicherung GUV-I 511-1 40.6 Verbandbuch GUV-I 512 20.6 5'1998 Erste-Hilfe-Material (Broschüre) GUV-I 652 50.0.2 5'2001 Hausmeister, Hausverwalter und Beschäftigte der Haustechnik GUV-I 8503 20.2.1 9'1998 Der Sicherheitsbeauftragte GUV-I 8512 20.42 4'1995 Rechtsfragen bei Erster-Hilfe-Leistung GUV-I 8524 22.1 2'1999 Prüfung ortsveränderlicher elektrischer Betriebsmittel GUV-I 8541 40.2 4'2002 Unterweisungsbuch GUV-I 8542 40.8 4'1998 Meldungen des Sicherheitsbeauftragten GUV-I 8571 30.11 Aufkleber "Stopp den Unfall" (große Hand) GUV-I 8572 30.12 Aufkleber "Stopp den Unfall" (kleine Hand) GUV-I 8577 38.5 Aufkleber "Erste Hilfe" (weißes Kreuz auf grünem Grund 10x10 cm) GUV-I 8580 38.8 Aufkleber "Erste-Hilfe-Schränke" GUV-I 8592 1’2003 Ersthelfer

GUV-I 8713 50.11.13 4'2003 Gefährd.- u. Belastungskatalog Verwaltung, Büroräume (Bildschirmarbeiten)

GUV-I 8760 50.11.60 9'2001 Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen an Lehrerarbeitsplätzen GUV-SI 8004 20.30.3 2'2002 Gesetzlicher Unfallversicherungsschutz für Eltern GUV-SI 8005 20.30.9 2'2002 Gesetzlicher Unfallversicherungsschutz für Schülerinnen und Schüler GUV-SI 8006 20.30.10 8'2000 Ges. Unfallversicherungsschutz für Schüler/innen an berufsbild. Schulen GUV-SI 8007 20.45 10'1998 Kinder brauchen Bewegung GUV-SI 8008 20.47 12'2001 Gut beschützt – gut versorgt – Info für Eltern über die Schüler-Unfallversicherung GUV-SI 8009 20.48 6'2002 Sicher und fit am PC in der Schule GUV-SI 8010 20.51 4'2001 Schulranzen GUV-SI 8011 20.52 4'1999 Richtig sitzen in der Schule GUV-SI 8012 20.53 7'2003 Inline-Skaten mit Sicherheit GUV-SI 8013 20.54 8'1999 Sicher nach oben – Klettern in der Schule GUV-SI 8014 20.57 8'2000 Naturnahe Spielräume GUV-SI 8016 26.2 4'1990 Sichere Schultafeln GUV-SI 8017 26.14 6'2002 Außenspielflächen und Spielplatzgeräte GUV-SI 8018 29.15 8'2003 Giftpflanzen – Beschauen, nicht kauen GUV-SI 8020 30.26 7'1998 Notruf-Nummern-Verzeichnis GUV-SI 8027 56.3 9'2001 Mehr Sicherheit bei Glasbruch

GUV-SI 8028 57.1.1 11'2001 Sicherheitsförderung – ein Baustein der Gesundheitsförderung in der Schule

GUV-SI 8032 57.1.14 9'1997 Turnen GUV-SI 8033 57.1.15 7’2007 Springen mit dem Minitrampolin GUV-SI 8034 57.1.23 7'1998 Sicher durch das Betriebspraktikum GUV-SI 8035 57.1.28 2'2002 Matten im Sportunterricht GUV-SI 8044 57.1.31 10'2002 Sportstätten und Sportgeräte GUV-SI 8048 57.1.39 *2004 Checklisten zur Sicherheit im Sportunterricht

GUV-SI 8049 57.1.42 5’2006 Vom Durcheinanderlaufen zum Miteinanderfahren – Ein Beitrag des Sports zur Verkehrserziehung

GUV-SI 8050 57.1.43 9'1997 Wahrnehmen und Bewegen GUV-SI 8053 57.1.51 1'1997 Bewegungsfreudige Schule GUV-SI 8054 57.1.52 4'1997 Pause machen – aber sicher

GUV-SI 8059 20.1.5 6'1998 Sachleistungen bei Unfällen von Schülern und Studenten sowie Kindern in Tageseinrichtungen im Ausland

GUV-SI 8060 20.1.6 6’2005 Unfallversicherung bei Auslandsfahrten

GUV-SI 8064 20.2.2 *2004 Merkblatt für Schulleiter u. Sicherheitsbeauftragte für innere Schulangelegenheiten

GUV-SI 8065 20.26 6'2003 Erste Hilfe in Schulen

GUV-SI 8071 8’2004 Handball – attraktiv und sicher vermitteln

GUV-SI 8073 6’2005 Schulhöfe

GUV-SI 8079 4’2007 Sonnenschutz bei sportlichen Aktivitäten im Freien

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Hinweis:Es werden jährlich vier neue Lehrerbriefe zuunterschiedlichen Themen für den Primar- bzw.Sekundarbereich herausgebracht. Diese werdenohne Anforderung an alle Schulen verschickt!Ältere Exemplare nehmen wir aus unserem Ver-zeichnis.

Zusätzlich zu diesen Schriften erhält jede Schu-le von der Unfallkasse Berlin kostenfrei viermalim Jahr die Zeitschrift „Pluspunkt“ und einmaljährlich die „Schul-Info“. Beide Schriften ent-halten häufig Themen aus dem Bereich Schul-sport!

Das vollständige Schriftenverzeichnis finden Sieauf der unten genannten Internetseite.

Hinweis zum Versand:Wir behalten uns vor, Bestellmengen an demtatsächlichen Bedarf Ihrer Einrichtung auszu-richten.Wir empfehlen Ihnen daher, den Aushang „GUV-I 8548“ mitzubestellen, um bekannt zu machen,wo die Unfallverhütungsvorschriften in Ihrer Ein-richtung ausliegen.

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Unfallkasse Berlin

GUV-NR. GUV-Nr. (bisher) Auflage/

Fassung Bestell-menge

Auszug aus dem Schriftenverzeichnis für Schulen und Kitas

Plakate und Aushänge

GUV-I 510-1 30.1 Anleitung zur ersten Hilfe bei Unfällen (DIN-A-2)

GUV-SI 8019 30.25.4 Turnen mit Ringen – kann Schmerzen bringen (DIN-A-1) Ein Schnitt, der Leben rettet ( DIN A 2) 11'1996 Eislaufen Spiel, Sport u. Spaß mit Sicherheit! (DIN-A-2)

Weitere Druckerzeugnisse der UKB

UKB I 01 Stress, Mobbing & Co. UKB I 10 DH Sicher unterwegs auf Eis UKB SI 01 So wird die Schulzeit eine sicherer Sache UKB SI 01-T So wird die Schulzeit eine sicherer Sache – türkisch- UKB SI 02 Tipps zum Schulsport UKB SI 04 Ein Schnitt der Leben rettet – Kordeln UKB SI 04-T Ein Schnitt der Leben rettet – Kordeln – türkisch- UKB SI 05 Fragen und Antworten der Schülerversicherung UKB SI 09 Fitness für Kopf und Körper UKB SI 10 Kleine Kinder – Große Taschen – Schulranzen UKB SI 11 Arbeitsschutzorganisation in der Schule UKB SI 12 Sorglos lernen – Versicherungsschutz in der Schule UKB SI 13 Zu Fuß in die Schule und den Kindergarten UKB SI 14 DH Spiele von gestern für Kinder von heute UKB SI 15 DH Spiele von gestern für Kinder von heute – Spiele für drinnen UKB SI 18 Die Bewegungsbaustelle

UKB SI 20 Für den Ernstfall gerüstet – Organisation der ersten Hilfe in Berliner Schulen

UKB SI 21 „Mehr Mut!“ – Keine Angst im Schulsport UKB SI 22 SIWOGS – Sicherheit und Wohlbefinden in der Grundschule

Briefe für den Primarbereich

57.2.336 3’2002 Neue Pausenspiele – Spiele für Viele

57.2.342 1’2003 Mannschaftsspiele – Alle machen mit 57.2.345 2’2003 Schulsport im Freien 57.2.348 3’2003 Eine Sitzgruppe für den Pausenhof 57.2.351 4’2003 Unterwegs mit Bussen und Bahnen? Na klar! 57.2.354 1’2004 Aktionstag Roll-Schule: Trendsportgeräte in der Schule 57.2.363 4’2004 Ein Tag im Schnee

57.2.369 2’2005 Ball Bouncer – eine Methode zum Erlernen des Hockeyspiels 57.2.375 4’2005 Einführung in den Auf- und Abbau von Geräten im Schulsport 57.2.381 2’2006 Bauanleitung für ein Streetsoccer-Tor

57.2.384 3’2006

Rolle vorwärts und rückwärts – Mit Übungslandschaften zum Einstieg ins Geräteturnen

57.2.387 4’2006 Wintersport in der Halle

57.2.390 1’2007 Gesund – durch gesunde Ernährung 57.2.393 2’2007 Wiesensafari

Briefe für den Sekundarbereich

57.2.322 2’2002 Mit dem Fahrrad auf Tour 57.2.331 1’2002 FitnessCenter Sporthalle 57.2.334 2’2002 Übungen zur Körperwahrnehmung 57.2.337 3’2002 „Retten“: Übungen zur Bewegungssicherheit beim Schwimmen

57.2.340 4’2002 Rückschlagspiele – treffsicher und schlagfertig 57.2.343 1’2003 Krafttraining mit dem Theraband 57.2.349 3’2003 Vom Brennball zum Baseball

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http://regelwerk.unfallkassen.de

Besuchen Sie auch unsere Internetseite:

www.unfallkasse-berlin.de

GUV-NR. GUV-Nr. (bisher) Auflage/

Fassung Bestell-menge

Auszug aus dem Schriftenverzeichnis für Schulen und Kitas

57.2.355 1’2004 Wahrnehmungsübungen mit Bällen 57.2.358 2’2004 Sport treiben mit Herz – Herzfrequenzorientiertes Ausdauertraining 57.2.370 2’2005 Krafttraining mit und an Geräten 57.2.379 1’2006 Das etwas andere Spiel- und Sportfest 57.2.385 3’2006 Ein methodischer Weg zu sicherer Wurf- und Falltechnik 57.2.388 4’2006 Vielseitiges Springen im Sportunterricht

57.2.391 1’2007 Tischtennis – auch mit wenigen Tischen effektiv?! 57.2.394 2’2007 Die Sportnacht

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1 Schulgesetz (SchulG) §3, Abs.3, Nr. 72 Antonovsky, A.: Health, Stress and Coping. San

Francisco 1979;Antonovsky, A.: Unraveling the Mystery of Health.How People Manage Stress and Stay Well. San Fran-cisco 1987; Deutsche Ausgabe: Franke, A.: Saluto-genese. Zur Entmystifizierung von Gesundheit. Tü-bingen: dgtv 1997Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung(Hrsg.): Was hält Menschen gesund? AntonovskysModell der Salutogenese – Diskussionsstand undStellenwert. 1998

3 Spitzer, Manfred: Lernen. Gehirnforschung und dieSchule des Lebens. Spektrum Akademischer Ver-lag 2002

4 nach: Dietrich, K., in: “, Eberspächer, H. (Hrsg.),„Handlexikon Sportwissenschaft, Reinbek bei Ham-burg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH 1987 und:Weiß, H.: „Schulvorschriften – Last oder Hilfe?“, in:„Sportunterricht“, Hofmann Verlag, Schorndorf,Heft 6, 2005

5 nach: Koch, J.: „Raum und Bewegung – Entfaltungganzheitlicher Wahrnehmungsprozesse im Sport“,in: „sportunterricht“, Hofmann Verlag, Heft 6,Schorndorf 2006

6 nach: Brettschneider, W.-D. und Bünemann, A.:„Übergewicht: Zunehmendes „Markenzeichen“ derjungen Generation“, in: „sportunterricht“, HofmannVerlag, Schorndorf, Heft 3, 2005 und Adler, K., Erd-tel, M. und Hummel, A.: „Belastungszeit und Bela-stungsintensität als Kriterien der Qualität im Sport-unterricht“, in: „sportunterricht“, Hofmann Verlag,Schorndorf, Heft 2, 2006)

7 vgl. Klaes, L., Rommel, A., Cosler, D. & Zens, Y.:„Bewegungsstatus von Kindern und Jugendlichenin Deutschland“, Hofmann-Verlag, Schorndorf,2004

8 vgl. Sygusch, R., Brehm, W. & Ungerer-Röhrich, U.:„Gesundheit und körperliche Aktivität bei Kindernund Jugendlichen. Erster Deutscher Kinder- und Ju-gendsportbericht.“, Hofmann-Verlag, Schorndorf,2003

9 vgl. Klaes u. a. ebd.10 www.dge.de11 nach Quelle: OTS; http://www.gesundheit.de/er-

naehrung/gesund-essen/gesundes-fruehstueck,Zugriff am 07.01.2007

12 DIW Berlin 2006, nach: Der Tagesspiegel, 24.-26.12.2006, S. 1 und S. 5

13 Quelle: OTS; http://www.gesundheit.de/ernaeh-rung/gesund-essen/gesundes-fruehstueck,http://www.bzga-kinderuebergewicht.de/schulme-dien: Broschüre „Schulfrühstück“: Lehrkräfte, Lehr-amtsstudierende und Lehramtsanwärter/-innenkönnen ein kostenloses Exemplar (Bestell-Nr.20290003) per E-Mail anfordern. Bitte geben Sie

bei Ihrer Bestellung an, in welcher Schulform bzw.Schulstufe Sie unterrichten.

14 Quelle: Das Forum Trinkwasser e. V.; http://www.ge-sundheit.de/ernaehrung/richtig-trinken/trinken-an-schulen, 23.08.2005

15 H. Heseker, M. Weiß: Trinken und Leistungsfähig-keit in der Schule, Paderborn 2002.

16 Bruckmann, Klaus/Recktenwald, Heinz-Rüdiger:Schulbuch Sport. Aachen: Meyer & Meyer Verlag 2003,S. 117 und S. 177; Schröder, Eva-Maria: Wann soll derkleine Sportler essen? www.familienhandbuch.de ? Er-naehrung ? Ernährung sporttreibender Kinder und Ju-gendlicher – was ist zu beachten? 01.03.2006

17 http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/02/08/022a1301.asp, 08.02.2005

18 Verfassung von Berlin vom 23.11.1995, zuletzt ge-ändert am 06.07.2006, Art. 32; www.berlin.de/rbmskzl/verfassung

19 Schulgesetz vom 26.01.2004, zuletzt geändert am11.07.2006, §3 (2) Nr. 7); www.berlin.de/sen/bil-dung/rechtsvorschriften

20 ebd., §46 (2) Satz 121 erarbeitet von der Sektion Frauensport der Deut-

schen Gesellschaft für Sportmedizin und Präven-tion (Sportärztebund) 1994; http://www.sportaerz-tebund.de/pub_schulsport_bei_menstruation

22 ebd., §46 (5) Satz 123 Rundschreiben II/Nr. 59 v. 14.6.05.24 in Anlehnung an http://www.dgsp.de/wissen_heu-

te/empfehlungen/grossehitze.html (federführendfür den Inhalt: Univ.-Prof. Dr. B.-K. Jüngst, Univ.-Kin-derklinik, Langenbeckstr 1, 55131 Mainz, Zugriff am07.01.2007)

25 Stegemann, J., Leistungsphysiologie, Thieme, Stutt-gart (1977)

26 Bar-Or, O., Die Praxis der Sportmedizin in der Kin-derheilkunde, Springer, Berlin-Heidelberg-New-York-Tokio 1986

27 American Academy of Pediatrics , Committee onSports Medicine and Fitness,Climatic heat stressand the exercising child Pediatrics Vol. 106 No. 1,July 2000: 158f; http://aappolicy.aappublica-tions.org/cgi/reprint/pediatrics;106/1/158.pdf; vgl.auch: http://www.dgsp.de/wissen_heute/empfeh-lungen/grossehitze.html, Zugriff am 07.01.2007

28 WBGT (wet bulb globe temperature) ist nicht dieLufttemperatur, sondern ein Index für Hitzestress,der mit einem “psychrometer” gemessen werdenkann, einer Kombination aus drei Thermometern.Der Hitzestress-Index wird berechnet als WBGT =0,7 WB temp (Luftfeuchtigkeit) + 0,2 G temp (Strah-lung) + 0,1 T temp (Lufttemperatur). Beachtenswertist, dass 70 % des Hitzestresses auf der Luft-feuchtigkeit, 20 % auf der Strahlung und nur 10 %auf der Lufttemperatur beruhen; ebd., 159 (über-setzt)

64

Ausgewählte Rechtsvorschriften für die BerlinerSchule

Schulgesetz für das Land Berlin (SchulG) vom26. Januar 2004 (GVBl. S. 26) in der ab 1. Au-gust 2006 geltenden Fassung (zuletzt geändertdurch Gesetz vom 30. März 2006 (GVBl. S. 299));http://www.berlin.de/sen/bildung/rechtsvor-schriften

Gesetz über die Förderung des Sports im Lan-de Berlin (Sportförderungsgesetz – SportFG)vom 6. Januar 1989, zuletzt geändert durch Ge-setz vom 25. Mai 2006; http://www.berlin.de/sen/sport/rechtsvorschriften

Gesetz über die Anstalt öffentlichen Rechts Ber-liner Bäder-Betriebe (Bäder-Anstaltsgesetz –BBBG) vom 25. September 1995, zuletzt geän-dert durch Gesetz vom 4. März 2005;http://www.berlin.de/sen/sport/rechtsvorschrif-ten

Ausführungsvorschriften über die Nutzung öf-fentlicher Sportanlagen Berlins und für die Ver-mietung und Verpachtung landeseigener

Grundstücke an Sportorganisationen (Sportan-lagen-Nutzungsvorschriften – SPAN) vom 28.April 1998 in der Fassung vom 15. März 2006;http://www.berlin.de/sen/sport/rechtsvorschrif-ten

Ausführungsvorschriften über die Wahrneh-mung der Aufsichtspflicht im schulischen Be-reich und die Verkehrssicherungspflicht sowiedie Haftung vom 25. April 2006, SenBildJugSportII C 3.7(AV Aufsicht)

Ausführungsvorschriften zur Sicherstellung derersten Hilfe in Schulen vom 10. November 2003;http://www.berlin.de/sen/bildung/rechtsvor-schriften/index.html

Dienstvereinbarung Arbeits- und Gesundheits-schutz/Gesundheitsförderung zwischen der Se-natsverwaltung für Bildung, Jugend und Sportund dem Gesamtpersonalrat der allgemeinbil-denden Schulen/Personalrat der zentral ver-walteten und berufsbildenden Schulen veröf-fentlicht am 08.09.2005; http://www.bjsinfo.verwalt-berlin.de

Rechtsvorschriften für den Schulsport im LandBerlin; SenBWF II E 6 (in Vorbereitung)

Unfallkasse Berlin

67

mationen zu baulichen und organisatorischenAspekten zur Sicherheit im Bereich Schule)

58 DIN 18032-1, Ausgabe: 2003-09, Sporthallen – Hal-len und Räume für Sport und Mehrzwecknutzung –Teil 1: Grundsätze für die Planung, www.beuth.de/langanzeige/DIN+18032-1/65305837.htmlDIN V 18032-2, Ausgabe: 2001-04, Sporthallen –Hallen für Turnen, Spiele und Mehrzwecknutzung –Teil 2: Sportböden; Anforderungen, Prüfungen,www.beuth.de/langanzeige/DIN V 18032-2/35080354.html

59 www.berlinerturnerbund.de60 GUV-VA 1 „Grundsätze der Prävention“, §20 und An-

lage 2, GUV-I 8503 „Der Sicherheitsbeauftragte“61 Schmidt-Sinns, Jürgen: „Aber sicher helfen wir! –

Einführung des Helfens und Sicherns bei Kindern“,Lehrhilfen für den Sportunterricht,53,1/2004a, Bei-lage zur Zeitschrift „sportunterricht“,Schmidt-Sinns, Jürgen: „Aber sicher helfen wir! –Weiterführendes Helfen und Sichern mit und bei Ju-gendlichen und Erwachsenen, Lehrhilfen für denSportunterricht,53,5/2004b,GUV-SI 8032 Turnen, Anhang 1 „Direkte Bewe-gungshilfen“, Anhang 2 „Indirekte Bewegungshil-fen“,Becker, Bockhorst, Haberstroh „Hilfen zum Helfen,Helfergriffe für das Turnen in der Schule“, GUVVWestfalen-Lippe

62 Schmidt-Sinns, J. (2004a) ebd. Seite 263 Schmidt-Sinns, J. (2004a) ebd. Seite 164 GUV-SI 8028 „Sicherheitsförderung – ein Baustein

der Gesundheitsförderung in der Schule“,GUV-SI 8030 Gesetzlicher Unfallversicherungs-schutz für Schüler, Abschnitt: Förderung der Si-cherheit und Gesundheit in der Schule,Pluspunkt 1/2006 „Teamgeist geht vor – Im Sport-unterricht soziale Ressourcen fördern“,UKB SI 09 „Fitness für Kopf und Körper“,GUV-SI 8050 Wahrnehmen und Bewegen

65 Selbstwirksamkeitserwartung kennzeichnet diesubjektive Gewissheit, neue und schwierige Anfor-derungssituationen aufgrund eigener Kompeten-zen bewältigen zu können.

66 Schulgesetz (SchulG); www.berlin.de/sen/bildung/rechtsvorschriften undAusführungsvorschriften über die Wahrnehmungder Aufsichtspflicht im schulischen Bereich und dieVerkehrssicherungspflicht sowie die Haftung vom25. April 2006, SenBildJugSport II C 3.7(AV Aufsicht)

67 aus: RdSchr. zu Sicherheitsbestimmungen – Si-cherheit im Schulsport/Thüringen 25. 2. 2000

68 ebd.69 Rundschreiben II Nr. 106/994 „Schwimmunterricht

in der Grundschule“, SenBildJugSport70 Rundschreiben II Nr. 6/2002 der SenBJS71 „Sportunfälle an allgemein bildenden Schulen – Ein

empirischer Beitrag zur Unfall- und Verletzungs-epidemiologie im Schulsport in Deutschland“;Bundesverband der Unfallkassen, Mai 2006,www.unfallkassen.de/files/510/sportunfaelle_an_allg_bild_schulen.pdf

72 Sozialgesetzbuch VII, §8 Arbeitsunfall und versi-cherte Tätigkeiten

73 GUV-I 511-1 Verbandbuch74 „Verfahren zur Anzeige von Unfällen von Kindern

in Tageseinrichtungen, von Schülern und von Stu-dierenden“

75 http://www.unfallkasse-berlin.de/content/arti-kel/130 (Service - Unfallanzeige)

76 Ausführungsvorschriften zur Sicherstellung der er-sten Hilfe in Schulen vom 10. November 2003, SenBildJugSport II C 3.7; www.berlin.de/sen/bildung/rechtsvorschriften

77 GUV-VA1, Dritter Abschnitt „Erste Hilfe“,GUV-I 503 Anleitung zur ersten Hilfe

78 AV zur Sicherstellung der ersten Hilfe in Schulen(Nov. 2003) SBJS II C 3.7; www.berlin.de/sen/bil-dung/rechtsvorschriften

79 GUV-I 512 Erste-Hilfe-Material80 GUV-I 8577 Aufkleber Grünes Kreuz auf weißem

Grund81 Unfallkasse Berlin „Für den Ernstfall gerüstet – Or-

ganisation der ersten Hilfe in Berliner Schulen, Kindertagesstätten, Horten und Berufsschulen“UKB-SI 20

66

29 SenSchulBSport RdSchr V Nr. 104 vom 25. Juli 199130 vgl. z. B. Verwaltungsvorschrift des Thüringer Kul-

tusministeriums vom 19. Januar 2001 (GABl. S. 47);http://www.thueringen.de/de/tkm/schule/schuleon-line/schulsport/wettbewerbe/14066

31 GABl. NW. I S. 19532 GUV-SI 8079 Sonnenschutz bei sportlichen Akti-

vitäten im Freien33 Orthostatische Dysregulation und Schulsport, in:

Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Jahrgang 55,Nr. 5 (2004), 139

34 www.dgsp.de35 Rieckert H: Das Orthostasesyndrom. Deutsche Zeit-

schrift für Sportmedizin 54 (2003) 367–368. Mit-glieder der Sektion Kinder- und Jugendsport: Sie-bert HJ. (Vorsitzender), Brüggemann G., Engels T.,Ferrari R., Fröhner G., Gunkel J., Hartmann A., He-bestreit H., Lawrenz W., Raschke-Brodda S., Roli-rad KD., Ruf D., Scharhag J., Schulz D., Schulz KW.,Woweries J.; Korrespondenzadresse: Em. Univ.-Prof.Dr. med. Dr. Sportwiss. h.c. Bodo-Knut Jüngst, Kehl-weg 64, 55124 Mainz-Gonsenheim, E-Mail:[email protected]

36 Jüngst BK.: Kreislaufstörungen, in: Gutheil H.(Hrsg): Kardiologie. Hansischer Verlag, Lübeck,1991; http://www.dgsp.de/wissen_heute/empfeh-lungen, dort unter „Sektion Kinder- und Jugend-sport“: Orthostatische Dysregulation und Sport imKindes- und Jugendalter, Zugriff am 07.01.2007

37 Hebestreit, H. et al: Kinder- und Jugendsportmedi-zin. Thieme Verlag, 2002

38 http://www.dgsp.de/wissen_heute/empfehlun-gen, dort unter „Sektion Frauensport“: Ess-störungen und Sport, verabschiedet durch die Sit-zungsteilnehmer der Sektion Frauensport am08.05.2004

39 http://www.dgsp.de/wissen_heute/empfehlungen,dort unter „Sektion Frauensport“: Essstörungenund Sport, verabschiedet durch die Sitzungsteil-nehmer der Sektion Frauensport am 08.05.2004

40 u. a. www.bzga.de / www.hungrig-online.de /www.magersucht-online.de / www.bulimie-onli-ne.de / www.adipositas-online.de / www.esspro-bleme.de / www.Ess-Stoerungen.net / www.mager-sucht.de / www.ernaehrung.de (Deutsches Ernäh-rungsberatungs- und -Informationsnetz) / www.el-ternimnetz.de; Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung ( BZgA), Ostmerheimer Strasse 220,51109 Köln, Tel +49-(0)221-8992329, DeutscheHauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS ) e.V.,Westring 2, 59085 Hamm; Beratungsstelle für Ess-gestörte „Durch Dick und Dünn“, Grünwälderstr.19,79098 Freiburg, Tel +49-761-701483.

41 http://www.dgsp.de/wissen_heute/empfehlungen;dort unter „Sektion Kinder- und Jugendsport“: Adi-positas, erarbeitet von der Sektion für Kinder- und

Jugendsport, federführend: Dr. J. Woweries (Berlin),Zugriff am 07.01.2007

42 WHO: Report of a WHO Consultation on Obesity,Obesity: Preventing and managing a global epide-mic. WHO, Genf 2000

43 90. Perzentile bedeutet z.B., dass 90 % aller Kin-der gleichen Geschlechts und Alters einen niedri-geren BMI aufweisen.

44 http://www.dr-hintermueller.at/bmikinder.htm45 http://www.bzga-kinderuebergewicht.de/pdf/body-

mass.pdf46 www.bzga-kinderuebergewicht.de/pdf/wachstums-

kurve.pdf47 Kromeyer-Hauschild K., Wabitsch M., Kunze D. et

al (2001). Perzentile für den Body-Mass-Index fürdas Kindes- und Jugendalter unter Heranziehungverschiedener deutscher Stichproben. Monats-schrift Kinderheilkunde 8, 2001; 149:807-818.

48 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas imKindes- und Jugendalter, www.a-g-a.de -> Leitlinien,verabschiedet auf der Konsensus-Konferenz derAGA am 06.10.2006

49 Müller MJ. et al. : Deutsches Ärzteblatt 1998; 95:A-2027-2030

50 www.bzga-kinderuebergewicht.de/grundlagen51 WHO-Report 2000; vgl. auch www.a-g-a.de -> Leit-

linien -> Prävention52 Rolland-Cachera et al.: Eur J Clin Nutr (1991) 45: 13-

21 und Dannemann A.: Magisterarbeit, Public He-alth, TU Berlin, 2002

53 Williams C.: Presentation, Symposium 27.10.1998der ASSO

54 www.learn-line.nrw.de/angebote/schulsport/in-fo/05_sicherheitsfoerderung/sicherheitsfoerde-rung_new_erlass2c01.html

55 Kinder mit Diabetes in der Schule. Informationenfür Lehrerinnen und Lehrer. Herausgegeben von derArbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie(AGPD) 2004

56 Schule und Epilepsie, Schweizerische Epilepsie-Stiftung, http://www.swissepi.ch/web/swe.nsf/0/4E533F0947366981C1256AC70041E2BD?OpenDo-cument; Zugriff am 07.01.2007. Viele Textpassagensind dem Buch „Ärztlicher Rat für Epilepsiekranke“von Prof. Dr. med. Ansgar Matthes entnommen (4.Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 1984 ISBN3- 13- 437304-1).

57 GUV-V S1 Schulen, Abschnitt Sportstätten,GUV-SI 8035 Matten im Sportunterricht, GUV-SI 8044 Sportstätten und Sportgeräte, GUV-SI 8048 Checklisten zur Sicherheit im Sport-unterricht, GUV-SI 8052 Alternative Nutzung von Sportgeräten,www.rguvv.de/sichere-schule (Internetseite desRheinischen Gemeindeunfallversicherungsverban-des mit umfangreichen und anschaulichen Infor-

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Tel.: (030) 76 24 – 0www.unfallkasse-berlin.de

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