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Alexander Kauther / Paul Wirtz Robert Thelen - Ein Alter Adler in Berlin-Johannisthal Heft 27 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Johannisthal 1909-1914 Geschichte

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Alexander Kauther / Paul Wirtz

Robert Thelen - Ein Alter Adler inBerlin-Johannisthal

Heft 27 aus der Dokumentenreihe über den FlugplatzJohannisthal 1909-1914

Geschichte

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Robert Thelen – Ein "Alter Adler" in Berlin-Johannisthal Herausgeber und Autoren: Alexander Kauther, Berlin und Paul Wirtz, Jülich Dokumentenreihe „Flugplatz Johannisthal 1909-1914“, Heft Nr. 25 © Mai 2010 Technische Herstellung: Eigenverlag Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Herausgeber unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gerichtsstand und Erfüllungsort ist Berlin. Alle Angaben im Textteil, in Bildunterschriften und im Register sind ohne Gewähr.

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„Wenn Thelen den Mund auftut, so geschieht es nur, um eine

Zigarette hineinzustecken.“ Hans Grade über Robert Thelen

„Robert Thelen - Ein Alter Adler in Berlin-Johannisthal“ Herausgeber & Autoren: Alexander Kauther, Berlin und Paul Wirtz, Jülich Dokumentenreihe „Flugplatz Johannisthal 1909-1914“, Heft Nr. 27 www.johflug.de © August 2011, 2. Ausgabe Deckblatt- und Homepagegestaltung: D&M agentur, Winckelmannstraße 70, 12487 Berlin, www.dundm-agentur.de

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Inhaltsverzeichnis Anmerkungen der Autoren 6

Kurzbiografie Robert Thelen 9

Familie Robert Thelen 10

Schulischer und beruflicher Werdegang 17

Beginn seiner Fliegerlaufbahn 23

Die Thelenstraße in Adlershof 31

Die Gründung der „ad Astra Fluggesellschaft“ 32

Die japanische Militärdelegation in Johannisthal 34

Flugveranstaltungen an denen Thelen teilnahm 37

Thelen und die Albatros-Flugzeugwerke GmbH 75

Die Luftfahrerschule Adlershof 78

Weitere Internationale und nationale Flugveranstaltungen 81

Bruder Otto Thelen 105

Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) 108

Die „Alten Adler“ 111

Beendigung seiner beruflichen Laufbahn 125

Treffen der „Alten Adler“ 1956 128

Die letzten Lebensjahre Robert Thelens 133

Quellen 139

Zeitungen und Periodika 139

Literatur 140

Bildnachweis 140

Personen- und Firmenregister 141-145

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Anmerkungen der Autoren: Anfang Februar 1909 begann Arthur Müller, gemeinsam mit dem späteren Direktor des Flugplatzes Johannisthal Major a. D. Georg von Tschudi und Kapitän zur See Eduard v. Pustau, mit der Suche einer geeigneten Fläche für die Errichtung eines Flugfeldes. Die Waldfläche zwischen Adlershof und Johannisthal war dafür schnell gefunden. In der gegründeten „Flug-und Sport-Platz Berlin-Johannisthal GmbH“ hieß es im § 3 des Statuts: „Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung von Flugplatzanlagen und sämtlicher Einrichtungen für alle mit der Aviatik und Luftschiffahrt zusammenhängenden Zwecke sowie ferner Anlage und Betrieb einer Automomil- und Radrennbahn und Übungsstraße auf dem Flugplatz Johannisthal.“ 1 Nach Verhandlungen mit dem Regierungs- und Forstrat, Freiherrn von dem Bussche und weiterer Stellen der Stadt Potsdam, der Gemeinde Teltow, der Königlichen Regierung zu Potsdam und dem Gemeindevorstand Adlershof und Johannisthal, wurde der Pachtvertrag mit dem Geschäftsführer, Major a. D. Georg v. Tschudi, am 26. März 1910 geschlossen. 2 Bereits im März 1910 siedelte sich die „Flugmaschine Wright-Gesellschaft mbH“ auf der Adlershofer Seite des Flugfeldes an. Die Vorbereitungen für den Bau des Flugplatzes mit allen notwendigen Bauten liefen auf Hochtouren. Die Stunde der Flugpioniere schlug und die ersten Konstrukteure, Fluginteressenten und Unternehmer bauten oder mieteten Schuppen auf dem Flugfeld. Auch Robert Thelen, der 1909 seinen Dipl.-Ing. abgeschlossen hatte, zog es sofort nach Johannisthal. Er kaufte eine Wright-Flugmaschine und arbeitete in der Firma Wright. Sein Lebensziel war das Fliegen. Thelen schrieb mit vielen anderen Flugzeugführern, Konstrukteuren, Monteuren, Unternehmern und Funktionären die Geschichte der Luftfahrt und gehört heute zu den herausragenden Persönlichkeiten unter den Flugpionieren. „Der schweigsame, der Kurvenflieger, der fast immer finster wirkende Mann von unerschrockenem Mut und zäher Ausdauer, der Mann mit der eisernen Maske, pflege seine Konstruktionen selbst zu erproben und frisst Stolz und eigensinnig sein sprichwörtliches Pech in sich hinein.“ So wurde Thelen von seinen Fliegerkameraden oft beschrieben.

1 Landesarchiv Brandenburg, Rep. 2A III/F, Nr. 8598 2 Ebenda, Nr. 8599

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Öfter als irgendeiner stürzte er in Johannisthal und anderswo ab. Diese Dokumentation soll versuchen, das Leben von Robert Thelen ohne subjektive Wertungen nachzuzeichnen. Aus diesem Grunde haben sich die Autoren entschlossen, eine Chronologie anhand von Veröffentlichungen aus Büchern, Zeitungen, Archiven und Erzählungen von Zeitzeugen zu erstellen. Ausdrücklich bedanken möchten wir uns bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesarchivs-Militärarchivs in Freiburg, dem Deutschen Technik-Museum Berlin, dem Universitätsarchiv der Technischen Universität Berlin und ganz besonders bei Dr. rer. nat. Bernd Lukasch vom Otto-Lilienthal-Museum in Anklam für die unkomplizierte und schnelle Hilfe und Unterstützung bei unseren Recherchen und Auswertungen der vorhandenen Archivunterlagen. Das Otto-Lilienthal-Museum verfügt über den größten und interessantesten persönlichen Nachlass von Robert Thelen, den die Autoren durch einen Zeitzeugen erweitern konnten. Die Dokumentation reiht sich in die bereits vorhandenen Hefte 1-30 ein, die von den Autoren über den Flugplatz Johannisthal für den Zeitraum von 1909-1914 geschrieben worden sind. Die interessierten Leser bitten wir, bei Vorhandensein von weiteren Hinweisen zu Robert Thelen und zu seinen Lebensstationen, uns zu informieren.

www.johflug.de

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Robert Heinrich Thelen * 23. März 1884 in Nürnberg +23. Februar 1968 in Berlin, bestattet am 01.03.1968

Grabstelle auf dem Ev. Friedhof Berlin-Friedrichshagen, Grabstelle El: 02, 04/05.

Schulzeit

1903 Abschluss im Sophie-Realgymnasium Berlin

Studium:

1904-1909 Allgemeiner Maschinenbau an der Technischen Hochschule Berlin, Abschluss Diplom-Ingenieur

Tätigkeiten: Konstrukteur, Flugzeugführer, Fluglehrer und Unternehmer

Flugschein: Flugführererlaubnis Nr. 9 am 11. Mai 1910 des Deutschen Luftfahrt-Verbandes (DLV) mit einem Wright-Zweidecker auf dem Flugplatz Berlin Johannisthal.

Firmen: 1903-1904 Berliner Maschinenbau AG

1904-1909 Ingenieurstudium TU Berlin 1909-1912 Flugmaschine Wright GmbH und Ad Astra-Fluggesellschaft (ab 1910) 1912-1925 Albatros-Flugzeugwerke GmbH 1925-1933 DVL

1933-1934 Reichsamt für Flugsicherung 1934-1944 Reichsluftfahrtministerium, Beamter, Oberst

Bekannte Adressen:

1909: Berlin-Charlottenburg, Schloßstr. 38 1913-1968: Berlin-Hirschgarten, Eschenallee 5 (1936 Umbenennung in Pflugk-Harttung-Str.)

heute: 12587 Berlin, Wißlerstraße 15

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Familie Thelen3 Robert Thelen ist eins der insgesamt 12 Kinder seiner Eltern. Sein Vater Hermann Thelen führte mit seinem Bruder Richard Thelen die „Berliner Fabrik für Brauereibedarf, Gebrüder Thelen“ in der Alten Schönhauser Allee 56, um 1900 mit der Anschrift An der Stadtbahn 46 in Berlin-Mitte und ab 1923 als „Gebrüder Thelen Gesellschaft mbH“ Brauerei-Maschinenfabrik, Brauereiartikel in Berlin-Kreuzberg, Belle-Alliance Str. 3 (1947 Straßenumbenennung in Mehringdamm). 4 Richard Thelen wohnte zur damaligen Zeit in der Urbanstraße 188/III. Stock und war mit der Berufsbezeichnung Kaufmann im Berliner Adressbuch eingetragen. Vater Hermann Heinrich Thelen Geboren am 10. September 1854 in Krefeld Gestorben am 01. Januar 1907 in Hirschgarten bei Friedrichshagen Kaufmann, Fabrikbesitzer Eheschließung am 10. August 1881 Mutter Anna Margarethe Thelen, geb. Röck Geboren am 30. Januar 1861 in Fürth Gestorben am 04. März 1934 in München, Luisenstr. 1 Im Adressbuch 1904 war Hermann Thelen unter der Anschrift Hirschgarten5, Eschenallee 5 eingetragen. Nach zwei Straßenumbenennungen ist es heute die Wißlerstraße 15 in Berlin-Mahlsdorf. Unter dieser Anschrift baute Hermann Thelen 1904 das Haus als Wochenendgrundstück, in das Robert Thelen 1913 einzog und mit seiner Familie dort bis zu seinem Tod lebte. Ansicht des Hauses von der Straßenseite.

3 Der vorhandene Familien-Stammbaum ist nicht Bestandteil dieser Dokumentation. 4 Berliner Adressbuch 1886 und 1900. 5 Die Villenkolonie Hirschgarten gehörte seit der Gründung im Juni 1870 zum Kreis Niederbarnim. Am 9. Juli 1898 wurde die „Kolonie Hirschgarten“ in den Gemeindebezirk Friedrichshagen eingegliedert und wurde als „Hirschgarten bei Friedrichshagen an der Spree“ bezeichnet. Erst am 1. Oktober 1920 erfolgte die Eingemeindung nach Groß-Berlin und ab 1932 zum Bezirk Köpenick.

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Aufnahme um 1904: Der Haupteingang zum Haus von der Wasserseite.

Die Eltern von Robert Thelen bewohnten die obere Etage des Hauses. Vor 1945 wurde der Dachstuhl durch eine Brandbome zerstört, die rechte Brandmauer stand noch und wurde später abgetragen. Es wurde die obere Etage und das Dach erneuert. Das Haus der Familie Thelen gehörte zu den hochherrschaftlichen Anwesen im Ort. Links: Der Wintergarten. Auf dem Tisch der berühmte Hut Robert Thelens, den er immer trug und auf vielen anderen Fotos zu sehen ist. Auf dem Korbsessel der kleine Haushund. Rechts: Das Arbeitszimmer von Robert Thelen. Auf dem Fensterbrett die dänische Flagge. Davor die Bronzefigur eines Jünglings, der auf den erhobenen Armen einem mit einem Pfeil durchbohrten sterbenden Adler trägt. Die Bronzefigur hatte den Namen „Adlerträger“ und stand auf einem sechskantigen Sockel in grünem und schwarzem Marmor und hatte eine Höhe von 58 cm. Die Figur wurde vom deutschen Bildhauer L. Graefner um 1910 geschaffen.

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Die Wohnräume waren sehr aufwendig mit Eichenholz, Seidentapeten usw. eingerichtet. Die Außenwände des Hauses waren mit teuren Fliesen belegt, die noch heute vorhanden sind. Bis ungefähr in den 20er Jahren war Robert Thelens Hobby die Gartenarbeit. Typisch für ihn war, dass er ständig auch innerhalb des Hauses umräumte und vieles in regelmäßigen Abständen handwerklich sichtbar veränderte. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sich Robert Thelen immer mehr zurück. Das Interesse am Haus ließ nach, der Gesamtzustand verschlechterte sich auch wegen fehlender finanzieller Mittel. Thelen fehlten auch die finanziellen Mittel. Von seiner geringen Rente waren notwendige Reparaturen der Heizungsanlagen usw. nicht möglich. Zusätzliche Geldeinnahmen bezog Thelen aus Mieteinnahmen seines geerbten großen Mietshauses in Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 92/Ecke Schoenensche Str. 1 mit 21 Wohneinheiten. Aber auch hier musste investiert werden. Das Haus befand sich zu DDR-Zeiten an einer Hauptstraße, die der Regierung als Protokollstrecke zur täglichen Fahrt nach Wandlitz diente. Der Zustand des Hauses wurde deshalb mit verschiedenen Auflagen belegt. Thelen entschloss sich, das Haus aus finanziellen Gründen zu verkaufen. 1967 vermietete Thelen ein Zimmer in seinem Haus in Berlin-Friedrichshagen an Studenten. Der damalige Student Detlef Denker lebte bis zu seinem Tod in dem Haus und half Thelen bei zwingenden Reparaturarbeiten. Zwischen beiden Familien entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis. Das Ehepaar Denker wurde von Thelen bzw. seiner Frau 1968 als Erben eingesetzt. Die Kinder des Ehepaares Thelen lebten damals bereits in Westdeutschland.

Weihnachten 1967. Robert Thelen mit seinem Untermieter und Studenten Detlef Denker.