risiken
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Ob gesetzlich oder nicht (es wird teilweise be-
reits wieder diskutiert, ob der entsprechende
Artikel abgeschafft oder modifiziert werden
soll): Risikobeurteilung gehört zur verantwor-
tungsvollen Führung eines Unternehmens.
Selbstverständlich sind UnternehmerInnen
und Führungskräfte besonders gefordert,
kundenorientierte Lösungen zu entwickeln
und optimistisch in die Zukunft zu blicken.
Themen wie Strategie, Vermarktung und zu-
kunftsweisende Investitionen sind enorm
wichtig, um sich mit einem Kleinst-, Klein- und
Mittelunternehmen (KKMU) über Jahrzehnte
erfolgreich am Markt behaupten zu können.
Wer sich jedoch nur vom positiven Denken
und (Zweck-) Optimismus lenken lässt, steuert
aufgrund der immer komplexeren Wirtschaft
gefährlich in die Zukunft.
Risikomanagement
Das Gesetz geht mit dem Auftrag der Beurtei-
lung von Risiken nicht genügend weit. Sicher-
lich ist es bereits einmal gut, wenn «Risiken»
zum Thema und diese schriftlich erfasst
werden. Eine Beurteilung beinhaltet jedoch
nur eine Analyse der bestehenden und mög-
lichen Risiken. Risikomanagement geht
unseres Erachtens einen Schritt weiter, d.h.
potenzielle Risiken werden als erstes themati-
siert und schriftlich festgehalten sowie ge-
wichtet (Wahrscheinlichkeit des Eintritts und
Tragweite). Danach werden präventive Mass-
nahmen getroffen, damit die Risiken nicht ein-
treffen. Zudem werden sogenannte Eventual-
massnahmen (= «Plan B») erarbeitet, um im
Falle eines Eintretens des Risikos vorbereitet,
schnell und überlegt handeln zu können.
Sollte das Ausmass der Auswirkungen des
eingetretenen Risikos zu gross sein, kommen
Überwälzungsmassnahmen – oft in Form von
Versicherungen – zum Tragen.
Periodizität
Die Häufigkeit der Durchführung von Risiko-
beurteilungen hängt sicherlich vom Markt, von
der Branche und von den damit verbundenen
Risiken ab. Die Grösse des Unternehmens ist
nicht relevant. Je nach Risikoart kann es bei
kleinen Unternehmen zu schnelleren Proble-
men führen als bei grösseren Unternehmen
und umgekehrt. Unsere Grundsatzempfeh-
lung ist, einmal jährlich eine gründliche Risiko-
beurteilung vorzunehmen. Danach gilt es im
Sinne des Risikomanagements in Perioden
von 2 bis 3 Mal jährlich zu prüfen, ob sich die
aufgeführten Risiken verändert und falls sich
diese erhöht haben zu entscheiden, welche
Massnahmen getroffen werden sollen.
Die wichtigsten Risiken für Unterneh-merInnen
Die grössten Risiken liegen insbesondere bei
Kleinst- und Kleinunternehmen, teilweise auch
bei Mittelunternehmen, bei den Unternehme-
rInnen oder/und Führungskräften selbst. Ein
Ausfall kann sehr starke Auswirkungen auf die
Entwicklung des Unternehmens haben. Des-
halb ist es wichtig, sich zu Ressourcen- und
Stressmanagement Gedanken zu machen.
Dies kann in der Konsequenz zu organisato-
rischen Überlegungen und z.B. zu Massnah-
men wie vermehrter Delegation führen. Eben-
falls eines der höchsten Risiken liegt im
Bereich der Mitarbeitenden, insbesondere
von Leistungsträgern.
Risiken – wie auch Chancen – gibt es selbst-
verständlich in allen Unternehmensbereichen.
Ein rein operationelles Verhalten, ohne strate-
gische Entscheide rechtzeitig zu fällen und
umzusetzen, kann schnell dazu führen, sich
aus dem Markt zu manövrieren, da nicht mehr
der gewünschte Kundennutzen für die aktu-
ellen Bedürfnisse generiert werden kann. In
der Zusammenarbeit mit Kunden und Part-
nern bestehen mehrere Risiken, welche
frühzeitig zu thematisieren sind und gezieltes
Handeln erfordern. Eine abschliessende Aufli-
stung aller Risiken würde den Rahmen dieses
Beitrags sprengen. Sicherlich sei die Liquidität
noch genannt, birgt diese doch das grösste
finanzielle Risiko. Ohne Gewinn kann eine ge-
wisse Zeit durchaus weitergewirtschaftet wer-
den. Fehlen jedoch die Mittel, um den finanzi-
ellen Forderungen nachzukommen, kann dies
Ein geeignetes Risikomanagement lohnt sich auch für KKMU
Wo liegen die wahren Risiken?Seit 2008 sind alle Gesellschaften, die einen Anhang nach den aktienrechtlichen Vorschriften gemäss Art 663b Ziff. 12 OR zu erfüllen haben, aufgefordert, einen Anhang über die Durchführung einer Risikobeurteilung vorzuweisen. Was inner-halb der Risikobeurteilung erfolgen soll, ist nicht explizit definiert. Somit stellt sich die Frage, wie und mit welcher Häufigkeit Risikomanagement betrieben werden soll. Zudem gilt es sich ein Bild über die wahren Risiken zu machen.
Abbildung mögliche Risikenerfassung/-bearbeitung für KKMU (Raster & Beispiel):
Risikofeld Mögliche Risiken Einschätzung Massnahmen
Inhalt Wahrscheinlichkeit (w; tief, mittel, hoch) / Tragweite (t; klein, gross, katastrophal)
WAS? Präventiv (p), Eventual (e), Überwälzung (ü)WER / WANN ? (zu entscheiden)
Unternehmer Mehrwöchiger Ausfall aufgrund Überlastung
w: mittel t: katastrophal
p: Stellvertreter aufbauen, Delegation & persönlicher Ausgleich zur Arbeit (Erholung) sicherstellen e: Stellvertreter einsetzen und Stundenlohn-mitarbeitende Temporärbüro mehr einmietenü: Versicherungsmassnahmen (Bsp. Taggeld-versicherung)
Kunden Kundenverlust … …
…
Risikobeurteilung vorgenommen am …, durch …. Nächste Einschätzung am …
zu Folgen führen, die nicht überwälzt werden
können.
Geeignetes Risikomanagement für KKMU
Es gibt verschiedene Instrumente und Vorge-
hensweisen, gutes Risikomanagement zu
betreiben. Als Checkliste für Kleinst- und Klei-
nunternehmen kann dienen:
Risikofelder bestimmen (Führungskräfte,
Mitarbeiter, Liquidität, …)
Mögliche Risiken erfassen (Inhaltlich)
Risiken einschätzen (Wahrscheinlichkeit,
Tragweite)
Massnahmen erarbeiten, schriftlich erfas-
sen und zu geeignetem Zeitpunkt aktiv
umsetzen (Präventiv-, Eventual-, Über-
wälzungsmassnahmen)
Risikomanagement 1x jährlich gründlich
vornehmen und 2-3 x jährlich überprüfen
(bei starken Veränderungen der Rahmen-
bedingungen häufiger)
Risikomanagement ist auch für Unternehmerpreisgewinner ein Thema
Dass sich erfolgreiche Unternehmer ebenfalls
weiterbilden, um das Unternehmen ganzheit-
lich – auch unter Berücksichtigung von Risiken
– weiterzubringen zeigt das Interview mit Willy
Hofer, Gewinner des diesjährigen Unter-
nehmerpreises des Kantons Aargau (Katego-
rie Kleinstunternehmen bis 9 Mitarbeitende).
Willy Hofer, was war Ihres Erachtens aus-
schlaggebend für den Gewinn des Aargauer
Unternehmerpreises 2011?
«Diesen Preis widme ich ganz klar meinem
Team. Dank dem Einbezug und der aktiven Mit-
arbeit unseres Teams ist es uns gelungen,
diese Ehrung zu erhalten. Wir leben unsere
Werte im Familienunternehmen persönlich vor.»
Was zeichnet die W. Hofer Schreinerei AG,
Rothrist, aus?
«Diese Frage sollte unseren Kunden gestellt
werden. Wir erhalten jeweils als Rückmel-
dung, dass sie die massgeschneiderten
Lösungen für Küchen und weitere Innenaus-
bautätigkeiten sowie für die Anfertigung von
Fenstern schätzen. 2010 wurden wir für unser
«WiVinci-Fenster»-Konzept bereits mit dem
Reddot-Award ausgezeichnet. Eine weitere
Spezialität ist die Denkmalpflege.»
Weshalb besuchen Sie trotz diesen Erfolgen
eine Weiterbildung?
«Ich habe mich entschieden, unser Familien-
unternehmen in der fünften Generation weiter-
zuführen. Es ist mir sehr wichtig, bei verschie-
denen Themen am Ball zu bleiben, um unser
Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu
führen. Für die Unternehmerschule KMU/Ge-
werbe habe ich mich entschieden, um mich in
den relevanten Bereichen der Unternehmens-
führung weiterzubilden. Besonders motiviert
mich, dass der Fokus auf Aspekten für Kleinst-
und Kleinunternehmen liegt. Insbesondere
freut mich der Austausch mit weiteren
Führungskräften aus der Region.»
Wie stellen Sie sich zu Risiken und welches
sind die grössten in ihrem Unternehmen?
«Eines der grössten Risiken sind klar die Per-
sonalressourcen. Einen Ausfall meiner Leis-
tungsträger kann ich nur bedingt verkraften.
Zudem ist es momentan schwierig, gut quali-
fizierte Mitarbeitende, die die Kultur eines
Kleinstunternehmens schätzen, zu finden.
Selbstverständlich bestehen weitere Risiken,
welche wir innerhalb des Lehrgangs an ver-
schiedenen Abenden thematisieren werden.»
Thomas Schumacher
bringt mehr als 20 Jahre Berufs- und
Führungserfahrung im Dienstleistungssektor
bei KKMU mit. Nach der kaufmännischen
Grundausbildung bei einem Reisebüro
erhielt er Einblicke in die Informatik- und Ver-
sicherungsbranche und leitete Reisebüros
als Filial-, Verkaufs-. Regional- und Eigenver-
triebsleiter. Vor seinem Einstieg in die Er-
wachsenbildung war er Operationeller Leiter
Schweiz für ein mittelgrosses Familienunter-
nehmen am Flughafen. Seinen Weiter-
bildungsrucksack füllte er bis zum Reise-
fachmann HF, Betriebswirtschafter HF und
Malik MZSG Master of Management.
Seit 2009 ist er für die Wyrsch Unternehmer-
schule AG tätig und leitet diese operativ als
Geschäftsführer. Er ist als Trainer innerhalb
des Lehrgangs «Unternehmerschule KMU/
Gewerbe», des «Unterneh merseminar für
Frauen» sowie des «Unternehmer-Trainings»
insbesondere für die Fächer Selbstführung,
Mitarbeiter führung, Marketing und Wirt-
schaft/Netzwerke im Einsatz. Im Teil
Risikomanagement beleuchtet er die unter-
nehmerischen Aspekte. Ein weiterer Schwer-
punkt der Trainertätigkeit bildet Projektma-
nagement, inklusive dem Schritt des
Risikomanagement.
www.unternehmerschule.ch
www.periscope.ch
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Team W. Hofer Schreiner AG, Rothrist