richtlinie des Örk für allgemeine und besondere ... · modul „arzneimittellehre“ –...
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1 Version 11/2014 | ÖRK Bildungszentrum | WWW.ROTESKREUZ.AT
Richtlinie des ÖRK für allgemeine und für allgemeine und für allgemeine und für allgemeine und besondere besondere besondere besondere NotfallkompetenzenNotfallkompetenzenNotfallkompetenzenNotfallkompetenzen Arzneimittellisten 1/2Arzneimittellisten 1/2Arzneimittellisten 1/2Arzneimittellisten 1/2 Algorithmen für: Notfallsanitäter Notfallkompetenz Arzneimittellehre Notfallkompetenz Venenzugang und Infusion
2 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
INHALTSVERZEICHNIS Ausbildung der allgemeinen und besonderen Notfallkompetenzen .............. 4
Einleitung .................................................................................................................. 4
Besondere Notfallkompetenz Beatmung und Intubation ............................... 5
Ausbildungen in den allgemeinen Notfallkompetenzen ................................. 6
Spezielle Richtlinien NKV ...................................................................................... 7
Allgemeine Ausbildungsinhalte und Empfehlungen für NKA/NKV .............. 8
Algorithmen Arzneimittelliste 1 ........................................................................... 11
Überblick Arzneimittelliste 1 ................................................................................. 12
Schmerzen/Fieber ................................................................................................. 13
Anaphylaktische Reaktion ................................................................................... 14
Akuter Bronchospasmus - Verneblermaske .................................................... 15
Akuter Bronchospasmus - Dosieraerosol ......................................................... 16
Algorithmen Arzneimittelliste 2 ........................................................................... 17
Überblick Arzneimittelliste 2 ................................................................................. 18
Zerebraler Krampfanfall ..................................................................................... 20
Akutes Koronarsyndrom ...................................................................................... 21
Kardiales Lungenödem ........................................................................................ 22
Hypertensiver Notfall........................................................................................... 23
Hypovolämie .......................................................................................................... 24
Hypoglykämie ....................................................................................................... 25
Atem-Kreislauf-Stillstand .................................................................................... 26
Weitere Unterlagen „Arzneimittelliste“ ............................................................. 27
Für den Inhalt verantwortlich: ÖRK GS Bildungszentrum, Tel.: +43 (1) 589 00-162, Fax: +43 (1) 589 00-169, E-Mail: [email protected], Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schreiber und Chefärzte des ÖRK (Mitarbeit: Thomas Wordie) Österreichisches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Bildungszentrum, Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien, ZVR-Zahl: 432857691, Tel.: +43 1 589 00-190, E-Mail: [email protected], www.roteskreuz.at, Redaktion: Thomas Wordie, Version 2014-11
4 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Ausbildung der allgemeinen und besonderen Notfallkompetenzen Lt. Chefärztebeschluss 21. April 2012
Überarbeitung inklusive Arzneimittellisten und Beschluss 26. April 2014
Überarbeitung inklusive Arzneimittellisten und Beschluss 8. November 2014
Einleitung Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich besonderer Notfallkompetenzen finden sich im § 12 SanG,
Ausbildung gemäß §§ 41 und 42, sowie die Überprüfung der Kenntnisse (Rezertifizierung) im § 51 Abs. 3.In
der assoziierten Richtlinie werden folgende Inhalte behandelt:
• Ausbildungen in den allgemeinen Notfallkompetenzen
• Spezielle Richtlinien NKV
• Spezielle Richtlinien NKI
• Allgemeine Ausbildungsinhalte und Empfehlungen für NKA/NKV
o Patienten - Aufklärung und Einwilligung
o Dokumentation
o Vorgehensweise bei Verletzungen eines Mitarbeiters
• Hygiene und Sicherheitshinweise
Um in den Ausbildungsbereichen der allgemeinen und besonderen Notfallkompetenzen (§ 38-42 SanG)
österreichweit einheitliche „Rahmenbedingungen“ für die praktische Durchführung dieser Maßnahmen
sicherzustellen, hat das ÖRK – Chefärztegremium verbindliche Richtlinien beschlossen. Diese Richtlinien sind
zum Schutz des Patienten sowie des Sanitäters gedacht.
Der Tätigkeitsbereich des Notfallsanitäters umfasst die Verabreichung von für die Tätigkeit als
Notfallsanitäter erforderlichen Arzneimitteln laut Arzneimittelliste 1. Nach erfolgreicher Absolvierung des
Moduls 2 (Notfallsanitäterausbildung) kann aufbauend in Modulen die Ausbildung in folgenden
allgemeinen Notfallkompetenzen in genannter Reihenfolge erfolgen:
1) Arzneimittellehre
Arzneimittel werden auf Arzneimittelliste 2 durch Chefarzt (für die ärztliche Versorgung
zuständiger Vertreter) freigegeben.
2) Venenzugang und Infusion
Die Ausbildung zur allgemeinen Notfallkompetenz Arzneimittellehre umfasst eine vertiefende
theoretische Ausbildung im Umfang von 40 Stunden unter besonderer Berücksichtigung von
1) Störungen der Lebensfunktionen und Regelkreise
2) Maßnahmen bei verschiedenen Krankheitsbildern,
3) Maßnahmen bei speziellen Notfällen.
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 5
Die Ausbildung zur allgemeinen Notfallkompetenz Venenzugang und Infusion umfasst insgesamt 50
Stunden – davon 10 Stunden theoretische Ausbildung, und ein Praktikum (40 Stunden) in einer fachlich
geeigneten Krankenanstalt. Die Teilnahme am Praktikum (50 Venenpunktionen bzw. –punktionsversuche)
ist durch eine Bestätigung nachzuweisen. Folgende Ausbildungsinhalte sind zu absolvieren:
1) Techniken für die Herstellung von Venenzugängen in Theorie
2) Legen von Venenzugängen in der Praxis
Voraussetzung für die Durchführung allgemeiner Notfallkompetenzen ist die Tätigkeitsberechtigung als
Notfallsanitäter und die Anweisung eines anwesenden Arztes oder - sofern ein Arzt nicht anwesend ist - die
vorangehende Verständigung des Notarztes oder die Veranlassung desselben.
Besondere Notfallkompetenz Beatmung und Intubation
Die besondere Notfallkompetenzen Beatmung und Intubation wird durch Beschluss des Chefärztegremiums
des ÖRK innerhalb der Organisation nicht mehr ausgebildet.
Begründung: Die endotracheale Intubation stellt eine hohe Herausforderung dar. Das Fehlerrisiko ist im
Verhältnis zum Nutzen außergewöhnlich hoch. Als routiniert gilt man mit mehr als 15 durchgeführten
endotrachealen Intubationen pro Jahr. Dies ist sogar für Notärzte schwer zu erreichen. Die Chefärzte des
ÖRK geben daher die besonderen Notfallkompetenzen nach dem derzeitigen medizinischen Stand der
Wissenschaft nicht frei und bieten auch keine Ausbildungen an.
6 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Ausbildungen in den allgemeinen Notfallkompetenzen
Die Ausbildungen in den allgemeinen Notfallkompetenzen sind in der SanAV Abschnitt 5 geregelt.
Modul „Arzneimittellehre“ – Theoretische Ausbildung (40 Stunden) – Anlage 6 (SanAV)
Lehrinhalte Lehrkraft • Grundlagen der Pharmakologie • Pharmakokinetik • Resorption • Verteilung • Umwandlung • Ausscheidung • Pharmakodynamik • Rezeptorvermittelte Pharmakonwirkung • Dosierung • Nebenwirkungen • Wechselwirkungen • Inkompatibilitäten • Analgetika • Narkotika • Kreislauf unterstützende Arzneimittel • Kardiaka • Hypnotika/Sedativa • Cardio-Pulmonale Reanimation – Arzneimittel • Broncho – Therapeutika • Antidote • Rechtliche Voraussetzungen für die Durchführung von
Notfallkompetenzen (gesetzliche Grundlagen und Dienstrecht)
Notarzt Arzt für Allgemeinmedizin Approbierter Arzt Facharzt Turnusarzt Pharmazeut
Modul „Venenzugang und Infusion“ – Theoretische Ausbildung (10 Stunden) – Anlage 7 (SanAV)
Lehrinhalte Lehrkraft • Indikation für die Anwendung peripherer intravenöser
Verweilkanülen • Wahl der Punktionsstelle • Auswahl der intravenösen Verweilkanüle • Applikationen der intravenösen Verweilkanüle – Vorbereitung • Reihenfolge des Vorgehens • Persönliche Schutzmaßnahmen der Verhinderung möglicher
Infektionen • Hygienischer Aspekte der Pflege von intravenösen Verweilkanülen • Entfernung der Verweilkanülen • Komplikationen bei intravenösen Verweilkanülen • Durchführung der Venenpunktion einschließlich praktischer Übungen • Infusion • Infusionszubehör • Vorbereitung der Infusion und Systeme • Maßnahmen während der Infusionstherapie • Fehlerbehebung
Notarzt Arzt für Allgemeinmedizin Approbierter Arzt Facharzt Turnusarzt Lehrsanitäter Fachkompetente Person
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 7
Empfehlung für das Praktikum:
Die Inhalte der theoretischen Ausbildung „Venenzugang und Infusion“ sollen im Praktikum (40 Stunden)
trainiert werden. Diese Inhalte – vor allem die tatsächlich durchgeführten Venenpunktionen - sind zu
dokumentieren und von der Krankenanstalt zu bestätigen.
Nach Abschluss der Ausbildung in den allgemeinen Notfallkompetenzen ist je eine kommissionelle
Abschlussprüfung vor der Prüfungskommission abzulegen. Zur Beurteilung der praktischen Kenntnisse und
Fertigkeiten ist das Wissen auch an mindestens einem praktischen Fall umfassend und integrierend zu
prüfen.
Grundlage für das praktische Überprüfen des Wissens stellt die Arzneimittelliste 2 mit ihren Algorithmen
dar.
Spezielle Richtlinien NKV
Wie im SanG § 11 (2) erwähnt, sind die Maßnahmen „Venenpunktion und Infusion“ nur dann zu treffen,
wenn das gleiche Ziel nicht durch weniger eingreifende Maßnahmen erreicht werden kann!
• Venenpunktion und Infusion kristalloider Lösungen darf nur bei Patienten ab der Pubertät
durchgeführt werden.
• Der Notfallsanitäter darf maximal 3 Punktionsversuche und diese nur an einer Extremität
durchführen.
• Die Anzahl und der Ort der Punktionsversuche muss dokumentiert werden.
• Punktiert werden dürfen subkutane Venen im Bereich des Handrückens sowie des Unterarms, sowie
die Vena cubita an der oberen Extremität.
• Vor Beginn der Punktion muss eine Infusion mit einer kristalloiden Lösung (z.B. Ringer Lactat)
vorbereitet werden.
KEINE Punktion:
• an einem (schwer) verletzten Arm
• bei vermuteten oder offensichtliche Brüchen, Verrenkungen, Verstauchungen
• an einem Arm mit Verdacht auf Durchblutungsstörungen oder Thrombose
• an gelähmten Armen
• in der Nähe von infektionsgefährdeten Wunden
• in der Umgebung von zeitlich schon zurückliegenden Verletzungen/Wunden, die Infektionszeichen
erkennen lassen
• Wenn Kontrakturen, Hautveränderungen nach Verätzungen oder Verbrennungen vorhanden sind.
8 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
• an geschwollenen, gedunsenen (Ödem) Stellen
• an Armen mit einem Dialyse-Shunt
Indikationen für Infusion kristalloider Lösungen:
o Absoluter Volumenmangel durch starke Blutung, Verbrennungen, Flüssigkeitsverlust durch
Durchfall oder Erbrechen
• Kontraindikationen für Infusionen kristalloider Lösungen:
o Lungenödem
o Herzinsuffizienz
o Überwässerung
• Vorbereitung, Assistenz und Durchführung der Venenpunktion und Infusion ist in der
Sanitätshilfemappe Kapitel Gerätelehre und Sanitätstechnik, als auch in den Checklisten des
Bildungszentrums (ÖRK) beschrieben.
Allgemeine Ausbildungsinhalte und Empfehlungen für NKA/NKV Patienten - Aufklärung und Einwilligung
Jede Hilfeleistung setzt die Einwilligung des Betroffenen voraus und bedarf dessen Zustimmung.
Voraussetzung für die Einwilligung des Patienten ist, dass er vor der Durchführung der Maßnahmen
aufgeklärt, also informiert ist. Die Aufklärung/Information muss die Notwendigkeit, die Wirkung und die
Nebenwirkung sowie die möglichen Komplikationen der Maßnahmen beinhalten. Eine wesentliche
Hilfestellung sollen hier die Arzneimittellisten, incl. Algorithmen darstellen.
Allgemeine Notfallkompetenzen dürfen ab der Pubertät durchgeführt werden (Ausnahmen werden
dezidiert in den Algorithmen der Arzneimittellisten 1 und 2 beschrieben).
Grundsätzlich hat zwischen 8. und 14. Lebensjahr hat die Zustimmung durch den gesetzlichen Vertreter zu
erfolgen. Hat der Patient das 14. Lebensjahr vollendet, ist die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters (z.B.
Erziehungsberechtigte) oder des Vormundes nicht erforderlich, sondern die Zustimmung des Patienten. Bei
„besachwalteten“ Personen ist die Zustimmung des Sachwalters notwendig.
Die Zustimmung ist nicht erforderlich, wenn der Zustand des Patienten eine Willensäußerung nicht zulässt
(Bewusstlosigkeit).
Wird die Zustimmung ernsthaft und ausdrücklich verweigert, hat die Hilfeleistung zu unterbleiben. Die
Ablehnung ist zu dokumentieren und vom Patienten unterschreiben zu lassen. Eine Verweigerung der
Unterschrift durch den Patienten sollte durch Zeugen bestätigt werden.
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 9
Die Voraussetzung für eine Unterschrift ist die eindeutige Urteilsfähigkeit und Einsichtigkeit des Patienten.
Der Verletzte/Erkrankte muss in der Lage sein, die aus seinem ablehnenden Verhalten resultierenden
möglichen Konsequenzen zu erkennen!
Dokumentation
• Alle Maßnahmen im Rahmen der Notfallkompetenzen müssen lückenlos dokumentiert werden.
• Sämtliche Zwischenfälle, Komplikationen und Veränderungen müssen umgehend dem
Notarzt/Arzt berichtet werden und müssen ebenfalls dokumentiert werden.
Vorgehensweise bei Verletzungen eines Mitarbeiters
• Sanitätshilfemappe Kapitel Hygiene – Postexpositionsprophylaxe
Hygiene und Sicherheitshinweise
• Sanitätshilfemappe Kapitel Hygiene
o Desinfektion o Kanülen – Verhütung von Nadelstich- und Schnittverletzungen o Entsorgung o Infektionslehre o Übertragungsmöglichkeiten
10 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Die Inhalte könnten durch die folgende Struktur für jede Arzneimittelliste einzeln, oder gesamt weitergegeben werden.
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 11
Algorithmen Arzneimittelliste 1
12 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Überblick Arzneimittelliste 1
Arzneimittelliste 1 Notfallsanitäter, § 10 Abs 1 Z3 SanG
Schmerzen/Fieber Wirkstoff/Spezialitäten � Leichte bis mittelstarke
Schmerzen � Temperatur > 38,5 °C
� Paracetamol, z.B. Mexalen® Tabletten 500 mg
Anaphylaktische Reaktion Wirkstoff/Spezialitäten
� Ereignisbezogener Zusammenhang (Insektenstich, Medikamente, Nahrungsmittel, etc.)
� Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion (generalisierte Hautrötung, Nesselausschlag, Atemnot, …)
� Adrenalin mittel Autoinjektor i.m. � Produktspezifische Angaben
beachten, z.B. EpiPen®
Akuter Bronchospasmus Wirkstoff/Spezialitäten
� Atemnot (Orthopnoe), erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe)
� Erschwerte und verlängerte Ausatmung
� Einsatz der Atemhilfsmuskulatur � Atemgeräusche (Giemen,
Brummen) � Tachykardie, Zyanose � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
� Betamimetikum oder Kombinationspräperat
� Verneblermaske mit Mindestflow O2 8 L/Minute Bis zur vollständigen Vernebelung laut Beipackzettel der Arzneimittelspezialität (z.B. Sultanol Inhalationslösung®; Berodualin®)
Optional:
� Applikation von 2 Hub Betamimetikum oder Kombinationspräparat als Dosieraerosol, z.B. Sultanol DA®, Berodual DA®
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 13
Schmerzen/Fieber
Schmerzen/Fieber
� Leichte bis mittelstarke Schmerzen � Temperatur > 38,5 °C
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Einnahme von Paracetamol innerhalb der letzten 4 Stunden
� Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Schwere Nieren- oder
Leberfunktionsstörungen � Alkoholisierung � Kinder
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Paracetamol oral, z.B. Mexalen® Tabletten 500 mg
Erfolgskontrolle
� Besserung der Schmerzen � Temperaturrückgang
Wesentliche Nebenwirkungen
� Allergische Reaktionen � Nieren-/Leberschäden bei
Überdosierung
Schmerzen/Fieber
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
Verabreichung von
Paracetamol
JA
NEIN
14 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Anaphylaktische Reaktion
Anaphylaktische Reaktion
� Ereignisbezogener Zusammenhang (Insektenstich, Medikamente, Nahrungsmittel, etc.)
� Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion (generalisierte Hautrötung, Nesselausschlag, Atemnot, …)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen � Entfernung der reaktionsauslösenden
Ursache
Kontraindikation
� Einsatz unter 15 kg KG (entspricht Lebensalter: 3 Jahre)
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität � Adrenalin mittel Autoinjektor i.m. � Produktspezifische Angaben
beachten, z.B. EpiPen® für Erwachsene (0,3 mg) > 30 kg KG (entspricht > 12 Jahre); EpiPen für Kinder (0,15 mg) <30 kg KG (entspricht < 12 Jahre)
Erfolgskontrolle � Besserung der Symptome
Wesentliche Nebenwirkungen
� Tachykardie, Hypertonie
Anaphylaktische Reaktion
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
Beispiel EpiPen® für Erwachsene (0,3 mg) > 30 kg KG (entspricht > 12 Jahre)
Beispiel EpiPen® für Kinder (0,15 mg) < 30 kg KG (entspricht < 12 Jahre)
JA
NEIN
Verabreichung von Adrenalin
mittels Autoinjektor
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 15
Akuter Bronchospasmus - Verneblermaske
Akuter Bronchospasmus � Atemnot (Orthopnoe), erhöhte
Atemfrequenz (Tachypnoe) � Erschwerte und verlängerte
Ausatmung � Einsatz der Atemhilfsmuskulatur � Atemgeräusche (Giemen, Brummen) � Tachykardie, Zyanose � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
Maßnahmen � Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation � Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Puls > 140
Patienteninformation � Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität � Betamimetikum oder
Kombinationspräperat � Verneblermaske mit Mindestflow O2
8 L/Minute Bis zur vollständigen Vernebelung laut Beipackzettel der Arzneimittelspezialität (z.B. Sultanol Inhalationslösung®; Berodualin®)
Erfolgskontrolle � Besserung der Atemnot
Wesentliche Nebenwirkungen � Herzstolpern (Palpitationen) � Tachykardie � Unruhegefühl, Zittrigkeit, Tremor
Akuter Bronchospasmus
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
Verneblermaske
JA
Wirkstoff vollständig vernebeln
NEIN
16 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Akuter Bronchospasmus - Dosieraerosol
Akuter Bronchospasmus � Atemnot (Orthopnoe), erhöhte
Atemfrequenz (Tachypnoe) � Erschwerte und verlängerte
Ausatmung � Einsatz der Atemhilfsmuskulatur � Atemgeräusche (Giemen, Brummen) � Tachykardie, Zyanose � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
Maßnahmen � Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Puls > 140
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Applikation von 2 Hub Betamimetikum oder Kombinationspräparat als Dosieraerosol, z.B. Sultanol DA®, Berodual DA®
Erfolgskontrolle � Besserung der Atemnot
Wesentliche Nebenwirkungen � Herzstolpern (Palpitationen) � Tachykardie � Unruhegefühl, Tremor
Akuter Bronchospasmus
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
2 Hub Inhalation
JA
JA
2 Hub Inhalation
erfolgreich
5 Min. abwarten
NEIN
NEIN
Kontra-indikationen
NEIN
JA
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 17
Algorithmen Arzneimittelliste 2
18 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Überblick Arzneimittelliste 2
Arzneimittelliste 2 Notfallsanitäter mit „Allgemeiner Notfallkompetenz“, § 11 Abs 1 Z1 SanG
Zerebraler Krampfanfall Wirkstoff/Spezialitäten � Plötzliche Bewusstlosigkeit � Tonisch-klonische Krämpfe � Passagerer Atemstillstand � Stuhl bzw. Harnverlust � Zungenbiss (blutiger Schaum)
� Diazepam 5 mg/10 mg rektal, z.B. Stesolid Rektiole® 5 mg/10 mg Diazepam Rektiole® 5 mg/10 mg
Akutes Koronarsyndrom Wirkstoff/Spezialitäten
� Thoraxschmerz, Beklemmungsgefühl
� Eventuell vegetative Symptomatik (Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
� Glyceroltrinitrat 0,4 mg sublingual, z.B. 1 Hub Nitrolingual® Pumpspray
Kardiales Lungenödem Wirkstoff/Spezialitäten
� Atemnot (Orthopnoe), erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe)
� Brodelndes Atemgeräusch � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
� Glyceroltrinitrat 0,4 mg sublingual, z.B. 1 Hub Nitrolingual® Pumpspray
Hypertensiver Notfall Wirkstoff/Spezialitäten � RR > 180 mmHg und Symptome
wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Herzstolpern (Palpitationen)
� Glyceroltrinitrat 0,4 mg sublingual, z.B. 1 Hub Nitrolingual® Pumpspray
Hypovolämie Wirkstoff/Spezialitäten
� Volumenmangel jeglicher Genese � Niedriger Blutdruck, Hohe
Herzfrequenz � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe)
� Vollelektrolytlösung i.v., z.B. Ringerlösung®, Ringerlaktat®, Elomel Iso®
Hypoglykämie Wirkstoff/Spezialitäten � Bewusstseinsstörung � Blutzucker < 40 mg/dl � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe)
� Glucose i.v. bis Besserung der Symptome, max. 33 g Glucose, z.B. Glucose 5% : 500 ml = 25 g Glucose 10% : 300 ml = 30 g Glucose 20% : 150 ml = 30 g
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 19
Atem-Kreislauf-Stillstand Wirkstoff/Spezialitäten � kein Bewusstsein, keine normale
Atmung, keine Lebenszeichen � 1 mg Adrenalin i.v., z.B. ½ 20 ml
Amp. L-Adrenalin® 1:10.000 spritzfertig
� 300 mg Amiodaron i.v., z.B.: 2 Ampullen Sedacoron®
� Nach i.v. Gabe 20 ml Flüssigkeit (kristallines Volumen) nachspülen
20 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Zerebraler Krampfanfall
Zerebraler Krampfanfall � Plötzliche Bewusstlosigkeit � Tonisch-klonische Krämpfe � Passagerer Atemstillstand � Stuhl bzw. Harnverlust � Zungenbiss (blutiger Schaum)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Sedativum bereits erhalten � Traumatisches Geschehen � Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Alkoholisierung und/oder Einnahme
dämpfender Substanzen � Nachschlafphase
Patienteninformation
� Angehörigeninformation
Wirkstoff/Spezialität
� Diazepam 5 mg/10 mg rektal, z.B. Stesolid Rektiole® 5 mg/10 mg Diazepam Rektiole® 5 mg/10 mg
Erfolgskontrolle � Nachlassen der Krämpfe
Wesentliche Nebenwirkungen
� Atemdepression � Blutdruckabfall
Zerebraler Krampfanfall
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
> 15 kg KG (ca.
3 Jahre)
5 mg Diazepam rektal
10 mg Diazepam rektal
JA
JA
NEIN
NEIN
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 21
Akutes Koronarsyndrom
Akutes Koronarsyndrom
� Thoraxschmerz, Beklemmungsgefühl � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Blutdruck syst. < 110 mmHG � Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Einnahme von
Phosphodiesterasehemmern innerhalb der letzten 24 h, z.B. Viagra®
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Glyceroltrinitrat 0,4 mg sublingual, z.B. 1 Hub Nitrolingual® Pumpspray
Erfolgskontrolle
� Nachlassen der Symptome
Wesentliche Nebenwirkungen
� Kopfschmerz � Blutdruckabfall
Akutes Koronarsyndrom
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
1 Hub Glyceroltrinitrat
JA
JA
JA
1 Hub Glyceroltrinitrat
Kontra-indikationen
erfolgreich
5 Min. abwarten RR-Kontrolle
NEIN
NEIN
NEIN
22 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Kardiales Lungenödem
Kardiales Lungenödem
� Atemnot (Orthopnoe), erhöhte Atemfrequenz (Tachypnoe)
� Brodelndes Atemgeräusch � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe, Angst)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Blutdruck syst. < 110 mmHG � Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Einnahme von
Phosphodiesterasehemmern innerhalb der letzten 24 h, z.B. Viagra®
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Glyceroltrinitrat 0,4 mg sublingual, z.B. 1 Hub Nitrolingual® Pumpspray
Erfolgskontrolle
� Nachlassen der Symptome
Wesentliche Nebenwirkungen
� Kopfschmerz � Blutdruckabfall
Kardiales Lungenödem
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
1 Hub Glyceroltrinitrat
JA
JA
JA
1 Hub Glyceroltrinitrat
Kontra-indikationen
erfolgreich
5 Min. abwarten RR-Kontrolle
NEIN
NEIN
NEIN
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 23
Hypertensiver Notfall
Hypertensiver Notfall
� RR > 180 mmHg und Symptome wie Kopfschmerzen, Sehstörungen, Herzklopfen (Palpitationen)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Bekannte Allergien auf den Wirkstoff � Einnahme von
Phosphodiesterasehemmern innerhalb der letzten 24 h, z.B. Viagra®
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Glyceroltrinitrat 0,4 mg sublingual, z.B. 1 Hub Nitrolingual® Pumpspray
Erfolgskontrolle
� RR < 180 mmHg
Wesentliche Nebenwirkungen
� Kopfschmerz � Blutdruckabfall
Hypertensiver Notfall
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
1 Hub Glyceroltrinitrat
JA
JA
1 Hub Glyceroltrinitrat
erfolgreich
5 Min. abwarten RR-Kontrolle
NEIN
NEIN
24 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Hypovolämie
Hypovolämie
� Volumenmangel jeglicher Genese � Niedriger Blutdruck, Hohe
Herzfrequenz � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Im Notfall keine absoluten Kontraindikationen
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Vollelektrolytlösung i.v., z.B. Ringerlösung®, Ringerlaktat®, Elomel Iso®
Erfolgskontrolle
� Anstieg des Blutdruckes � Sinken der Herzfrequenz
Wesentliche Nebenwirkungen � Keine
Hypovolämie
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
Infusion (max. 500 ml) der kristalloiden Lösung
JA
erfolgreich
NEIN
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 25
Hypoglykämie
Hypoglykämie
� Bewusstseinsstörung � Blutzucker < 40 mg/dl � Eventuell vegetative Symptomatik
(Kaltschweißigkeit, Blässe)
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � Lagerung nach Grundsymptomen
Kontraindikation
� Keine
Patienteninformation
� Information über Maßnahme
Wirkstoff/Spezialität
� Glucose i.v. bis Besserung der Symptome, max. 33 g Glucose, z.B. Glucose 5% : 500 ml = 25 g Glucose 10% : 300 ml = 30 g Glucose 20% : 150 ml = 30 g
Erfolgskontrolle
� Erhöhung des Blutzuckerspiegels � Besserung der Symptome
Wesentliche Nebenwirkungen
� Venenreizung
Hypoglykämie
Maßnahmen
Kontra-indikationen
Sanitätshilfemaßnahmen, Patientenbeurteilung,
Patientenbeobachtung, Dokumentation
Patienten-information
Infusion der Glucoselösung 15 g Glucose
JA
JA
BZ < 100 mg/dl
erfolgreich
5 Min. abwarten
NEIN
NEIN
Infusion der Glucoselösung 15 g Glucose
26 NOTFALLKOMPETENZEN | Version 2014-11
Atem-Kreislauf-Stillstand
Atem-Kreislauf-Stillstand
� kein Bewusstsein, keine normale Atmung, keine Lebenszeichen
Maßnahmen
� Patientenbeurteilung ABCDE-Schema � HDM, Defibrillator anlegen,
Airwaymanagement
Kontraindikation
� Personelle Kapazitäten nicht ausreichend
� HLW und AED haben Priorität vor parenteralem Zugang und Medikamentengabe
Wirkstoff/Spezialität
� 1 mg Adrenalin i.v., z.B. ½ 20 ml Amp. L-Adrenalin® 1:10.000 spritzfertig
� 300 mg Amiodaron i.v., z.B.: 2 Ampullen Sedacoron®
� Nach i.v. Gabe 20 ml Flüssigkeit (kristallines Volumen) nachspülen
Maßnahmen
Kontra-indikationen
AED Algorithmus ohne Medikamentengabe
Vorbereiten i.v. Zugang Adrenalin Amiodaron
JA
Kein Schock empfohlen
NEIN
Atem-Kreislauf-Stillstand
Analyse Schock empfohlen
2 min HLW 2 min HLW
SCHOCK
Adrenalin nach 3. Schock, Amiodaron nach 3. Schock, danach Adrenalin nach
jeder zweiten Rhythmusanalyse (alle 3-5 Minuten)
Adrenalin sofort, danach nach jeder zweiten
Rhythmusanalyse (alle 3-5 Minuten)
Version 2014-11 | NOTFALLKOMPETENZEN 27
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� Curriculum Schulung Arzneimittelliste 1 � Schulungsunterlagen (Präsentation, Schulungsmanual) � Fallbeispiele
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