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JUPP GAUCHEL Rhythm & Greens

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Jupp Gauchel. Surface Artbook 302, mit einem Beitrag von Volker Fischer, deutsch/englisch, 2010 Seriell-systematische Bildfindung mit bewusst reduziertem Computerprogramm und nur wenigen Farben und Texturen. Das Ergebnis ist keinesfalls eingeschränkt, aber es wirkt weder zufällig noch individuell. 128 Seiten, durchgehend farbig bebildert 15,- EUR zzgl. Versand

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Mit einem Beitrag vonVolker Fischer, MAK Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt a. M.

Dieses Buch erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Marstall des Rastatter Schlosses vom 25.04. bis 06.06.2010.

ISBN 978-3-939855-16-3

With an essay byVolker Fischer, MAK Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt a. M.

This book is made on the occasion of the exhibition of the same title in the Marstall (stable) at Rastatt Castle from April 25 through June 6, 2010.

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7 Why keep a human in the loop / WKAHITL 21 Farben und Texturen

29 Laminate 49 Von der Fläche in den Raum und zurück Volker Fischer

57 Ausstellung

79 Studio 123 Vita

125 Dank

127 Impressum

7 Why keep a human in the loop / WKAHITL 21 Colors and textures

29 Laminates 49 From the surface into space and back Volker Fischer

57 Exhibition

79 Studio 123 Vita

125 Acknowledgements

127 Imprint

InhaltContent

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Ende der 60er Jahre habe ich High Pressure Laminate (HPL) – in den 50er Jahren in Deutschland als „Resopal“ bzw. „Sprelacart“ und in der englischsprachigen Welt als „Formica“ bekannt geworden – zu einer meiner Herausforderungen gemacht. Weil es damals für Archi-tekten geradezu Pflicht war, HPL und vor allem Imitate auf HPL zu hassen. Weil die frühen Arbeiten von Richard Artschwager zeigen, dass HPL und gerade diese Imitate etwas Besonderes auf der Naht-stelle von begreifbar und virtuell sind. Weil sich HPL kaum sinnvoll bearbeiten lässt. Und wegen der Frühstücksbrettchen, die ich als Kind beim Essen und Spielen benutzt habe. 1969 habe ich beidseitig mit grauem HPL furnierte Holzver-bundtafeln nach simplen Schnittmustern zersägt, um sie mit sicht-baren Haltekonstruktionen, so wie zersägt, wieder zusammenzufü-gen. Das Zersägen ist mir gelungen, das Zusammenfügen nicht. Die Konstruktion, die ich mir ausgedacht hatte, funktionierte nicht. Eine andere ist mir nicht eingefallen. 1984 war ich bei einem Freund eines Freundes zu Besuch, der mit Kult- und Kunstobjekten aus Afrika handelt. Er bewohnte eine große innerstädtische Dachwohnung, deren Einrichtung von Gum-mibäumen und anderem exotischen 50er-Jahre-Grün dominiert war. Dazwischen afrikanische Kult- und Kunstobjekte, zwei große, originale Warholzeichnungen (Campbelldosen), ein früher, schwarz-weißer Gerhard Richter und viele sogenannte Frisörmöbel – ver-chromte Rohre, HPL, Glas und Kunstleder. Dieser Besuch setzte bei mir einiges in Gang. Er brachte mir wieder ins Gedächtnis zurück, welch tolle Fantasiemaschine die Bilder des Sammelalbums „Afri-ka“ von „Sanella“ 1952 für mich gewesen waren. Zudem reaktivierte er das Thema HPL und brachte meine damalige Arbeit an der Uni mit ins Spiel (die Stahlrohrmöbel), so dass ich schon bald danach angefangen habe, an den Tafeln zu arbeiten. „Why keep a human in the loop“ ist Titel und Programm der Ar-beit. In den 80er Jahren war ich bei Fritz Haller an der Uni Karlsruhe

At the end of the 1960s I made high pressure laminate (HPL) – since the 1950s known in Germany as “Resopal” or “Sprelacart” and abroad as “Formica” – one of my challenges because it was almost obligatory for architects at the time to hate HPL and especially HPL imitations. Because the early work by Richard Artschwager showed that HPL and especially these imitations are something special in the intersection between tangible and virtual. Because HPL can barely be processed in a reasonable way. And because of the small cutting boards that I used as a child while eating and for playing. In 1969 I sawed wooden composite panels veneered with gray HPL on both sides following simple patterns in order to put them back together with visible connectors, as sawn. I succeeded in saw-ing, but not in reconstructing them. The method I had thought up did not work. No other solution came to my mind. In 1984 I visited a friend of a friend who deals with cult and art objects from Africa. He lived in a big inner-city penthouse whose in-terior was dominated by rubber trees and other exotic 1950s green-ery. Mixed in were African cult and art objects, two large original Warhol drawings (Campbell soup cans), an early black-and-white Gerhard Richter, and a lot of so-called barber furniture – chrome-plated tubes, HPL, glass, and imitation leather. This visit set a lot of things in motion for me. It reminded me what a great fantasy ma-chine the images of Sanella‘s collector‘s album “Africa” had been back in 1952. In addition, it reactivated the issue of HPL, and it brought my work at university into play (tubular steel furniture). In short, I started working on the panels shortly thereafter. “Why keep a human in the loop” is the title and the program of the work. In the 1980s I worked at Karlsruhe University with Fritz Haller, researching computer-supported planning of technical net-works in buildings. Methods of artificial intelligence (AI) were used. “Why keep a human in the loop” is a chapter heading in a book on the state of the art of AI in the mid-1980s. Translated into gener-

7 WHY KEEP A HUMAN IN THE LOOPWKAHITL

16 Laminattafeln April 198616 laminate pictures April 1986

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mit Forschungsarbeiten rund um das computergestützte Planen technischer Leitungsnetze in hoch installierten Gebäuden befasst. Dabei kamen Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) zum Ein-satz. „Why keep a human in the loop“ ist eine Kapitelüberschrift in einem Buch zum Stand der KI Mitte der 80er Jahre. Allgemein ver-ständlich übersetzt meint sie sinngemäß „Why not eliminate human experts replacing them with expert systems?“ und formuliert so die zentrale Idee von Expertensystemen, nämlich Fachwissen in Soft-ware zu kodieren, um so viele Aufgaben tendenziell ohne Fachleu-te erledigen zu können – im Kunstkontext so etwas wie eine Kunst ohne Künstler. Diese Idee und die für Laien unverständliche, mir je-doch poetisch anmutende Wortwahl haben die Überschrift zum Titel der Arbeit werden lassen. Meine Absicht war, eigentlich einen KI-Algorithmus spielend, einen primitiv technoiden, figürlichen Zeichensatz zu kreieren – mein Afrika. Die Designelemente habe ich mir aus dem Stegreif aus meinem unmittelbaren Umfeld gegriffen: So ist das Original des zweifarbigen Rasters, vor dem alle Figuren/Zeichen stehen, das De-sign eines Papiers, in dem das Kopierpapier eingepackt war, wenn es an den Lehrstuhl angeliefert wurde. Proportionen und Farben sind exakt übernommen, die Rastermaße etwas vergrößert. Die Fi-guren basieren auf Kleinzeichnungen von sich verzweigenden Rohr-leitungen, die ich damals zuhauf in Meetings oder beim Telefonieren nebenbei gemacht habe. Die weißen Kreisflächen stehen für Rohr-querschnitte, haben aber auch etwas mit weißen Klebepunkten zu tun. Die Verbindungen der Kreisflächen stehen für Rohre, ihr Braun ist das der Abdeckfarbe, die ein Freund bei seinen Siebdruckarbei-ten benutzte. Bei der Arbeit gab es nur eine einfache Regel: Alle Kreisflächen, Kreuzungs- und Stoßpunkte hatten mittig auf Rasterschnittpunk-ten zu liegen. Eigentlich wollte ich so mehr als nur 16 Figuren/Tafeln machen. Wegen der strikten Regel und des sperrigen Designs bin ich aber nicht über 16 zufriedenstellende hinaus gekommen. Statt ganzer Dekorpapiere wurden Dekorpapierintarsien ver-presst. Dazu hatte ich drei Papiere zur Verfügung. Das Weiß der Kreisflächen war vorhanden. Die Dekorpapiere mit dem Raster und dem Braun ließ ich eigens siebdrucken. Für jede Tafel wurden die drei Papiere übereinander gelegt und die jeweilige Figur durch alle drei hindurch geschnitten. Dann wurden die nicht gemeinten Zu-schnitte entfernt, so dass die gemeinten Zuschnitte als Intarsien in einer Ebene zu liegen kamen. Das Schneiden verlangte hohe Prä-zision. Selbst kleinste Ungenauigkeiten erwiesen sich verpresst als inakzeptabel. Für mich allein ein zu großes Problem. Ohne die Hilfe meines Freundes Thomas Kern wären die Tafeln so nicht zustande gekommen. Sie waren auch nie so geplant, sondern haben sich über mehrere Probestücke ergeben. Statt etwas mit Laminat zu machen, haben wir letztlich Laminate gemacht.

ally intelligible terms, it means: “Why not eliminate human experts, replacing them with expert systems?” Thus, it expresses the central idea of expert systems, i.e., encoding expert knowledge into software with the goal to execute as many tasks as possible without experts –in the context of art, something like art without artists. This idea and the choice of words incomprehensible to laymen yet somehow sounding poetic made me adopt the chapter heading as the title of the work. I intended to create a simple technical, figurative set of signs, basically playing an AI algorithm – my Africa. I took the design el-ements ad lib from my immediate environment: The original two-colored grid against which all figures/signs are set was the design of a paper in which copy paper was wrapped when delivered to the university chair. Proportions and colors are copied exactly; the grid dimensions are enlarged a bit. The figures are based on small draw-ings of intertwining conduits that I mass-produced at the time while on the phone or in meetings. The white circular areas represent tu-bular cross-sections, but they also have something to do with white glue spots. The connections of the circular areas represent tubes. The color brown is from the paint a friend was using for his silk-screen work. There was only one simple rule: all circular areas, intersec-tions and connection points had to be centered on grid intersection points. I really wanted to make more than just 16 figures/panels in this way. However, due to the strict rule and the unwieldy design I did not get beyond 16 satisfactory panels. Instead of complete décor papers, décor paper inlays were pressed. For this purpose, I used three papers. The white of the cir-cular areas was there. The décor papers with the grid and the brown were especially silkscreened. For each panel, the three papers were layered on top of each other and the respective figure was cut through all three of them. The unwanted cutouts were then removed, the intended cutouts resting on one level as inlays. Cutting required utmost precision. Even the tiniest impreciseness turned out to be unacceptable when pressed. For me, the problem was simply too big. Without the help of my friend Thomas Kern the panels would not have materialized in this way. Also, they were never planned like that but were the result of several test pieces. Instead of doing some-thing with laminate, we ended up making laminate.

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In meinen aktuellen Arbeiten „Rhythm & Greens“ benutze ich, mit wenigen Ausnahmen, ein definiertes Set von nur sechs Farben und Texturen. Die beiden Grüntöne sind den Farben zweier Kurzarmhem-den geschuldet, die ich vor vielen Jahren gekauft habe. Hinzu kommt eine Textur, „Levante 21716“ von Schattdecor AG, Rosenheim, die ich in zwei verschiedenen Abtönungen benutze. Vervollständigt wird der Set durch Schwarz und Weiß.

In my recent work “Rhythm & Greens”, with a few exceptions, a de-fined set of only six colors and textures is used. The two green shades are owed to the colors of two short sleeve shirts that I bought many years ago. Added is one texture, “Levante 21716” by Schattdecor AG, Rosenheim, that I am using in two different gradations. The set is completed by black and white.

21 FARBEN UND TEXTURENCOLORS AND TEXTURES

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Die Ausgangsmaterialien für Laminate, wie sie beispielsweise für Möbeloberflächen und Bodenbeläge benutzt werden, sind mehre-re, unterschiedliche Papierbahnen: ein transparentes Overlay, ein wahlweise durchgefärbtes oder bedrucktes Dekorpier und drei, vier Trägerpapiere. Das Overlay und eventuell auch das Dekorpapier sind mit Melaminharz, die Trägerpapiere mit Phenolharz getränkt. Die Papiere, das Overlay und das Dekorpapier zuoberst, werden in großen Pressen bei ca. 70 bar Druck und 130° C laminiert, das heißt, sie werden zu 0,6 bis 0,8 mm starken Platten verbacken, in denen Harze und Papiere eine unauflösbare Verbindung eingehen. Einmal erkaltet sind sie ein robustes, pflegeleichtes und dekoratives Ober-flächenmaterial, das auf formstabile Träger furniert wird, die von sich aus nicht über diese Oberflächenqualitäten verfügen – Beispiel Pressspanplatte. Meine Bilder werden als Digitaldrucke auf Dekorpapier reali-siert. Und – statt der drei, vier Trägerpapiere, die für Funierzwecke ausreichen, werden so viele Trägerpapiere verpresst, dass 8-mm-starke, selbsttragende Laminattafeln entstehen (Volllaminate). Die Bilder sind ohne Maßstab, die Maße der Tafeln also prinzipiell frei wählbar, praktisch aber nur im Rahmen der Formate der Pressen von 1,30 m x 3,00 / 4,10 / 5,20 m. Die Tafeln werden gestellt oder gehängt. Einige Bilder lassen sich großformatig über mehrere anei-nander gereihte Tafeln realisieren.

Die folgenden Seiten zeigen 15 Laminattafeln, die den Großteil der Ausstellung „Rhythm & Greens“ ausmachen. Es handelt sich um Querformate, alle mit einer Höhe von 130,0 cm und einer Dicke von 8 mm. Die Breiten variieren zwischen 195,0 cm und 211,2 cm. Ver-presst wurden Digitaldrucke auf Dekorpapier. Die Tafeln sind ohne Titel. Stattdessen haben sie Codes, die aus dem Datum ihrer Liefe-rung abgeleitet sind.

The basic materials for laminates, as they are used, for example, for furniture surfaces and flooring, are several different paper layers: a transparent overlay, an optional solid color or printed decorative layer, and three or four release papers. The overlay and possibly the decorative papers are soaked in melamine resin, and the release papers with phenolic resin. The paper, the overlay and the decorative paper on top are laminated in large presses at approx. 70 bar and 130° C, which means they are baked into panels with a thickness of 0.6 to 0.8 mm, in which an indissoluble fusing of the resins and pa-per occurs. Once they cool down, they are robust decorative panels that can be mounted on dimensionally stable carriers – for example, chip board – that do not offer these surface qualities on their own. My images are realized as digital prints on décor paper. And, instead of the three or four release papers that generally suffice for veneer purposes, as many release papers as necessary are incorpo-rated to produce 8-mm-thick, self-supporting laminate panels (full laminates). The images have no scale; the dimensions of the panels can basically be chosen at will. Practically, though, only within the scale of the press formats of 1.30 m x 3.00 / 4.10 / 5.20 m. The panels are displayed or hung. Larger images can be created by placing sev-eral of the panels side by side.

The following pages are showing 15 laminate panels that are the corpus of the exhibition “Rhythm & Greens”. All are horizontal for-mats, all with a height of 130.0 cm and a depth of 8 mm. The widths are varying from 195.0 cm to 211.2 cm. Pressed were digital prints on décor paper. The panels are without titles. Instead, they have codes derived from the date of their delivery.

29 LAMINATELAMINATES

15 Laminattafeln 2009/201015 laminate panels 2009/2010

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ISBN 978-3-939855-16-3