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Vom Schröpfkopf und Aderlaß zum monoklonalen Antikörper
Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide ArthritisVom Schröpfkopf und Aderlaß zum monoklonalen Antikörper
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� Inhalt �
Einleitung 7
KnochenundandereFundstücke 8
Gicht,Rheumaunddiehumoralpathologie 10
heroischeundhimmlischeBehandlungsversuche 1�
Begriffsklärungenund-verwirrungen 1�
Diagnostik,anatomieundKunst 18
anatomie,PathologieundKunst 19
Exkurs:Physiognomik �1
Exkurs:Päpste,KünstlerundEntdecker ��
therapiedeschronischenGelenkrheumatismus:Stateoftheartanno1904 ��
DerrevolutionäreBlick �6
UrsacheoderBegleiteffekt �8
Dasmedikamentösearsenalwächst �9
VomStreckenundDehnen ��
VonawieasepsisbistwietnF-∙ ��
DMaRDsundandereabkürzungen ��
hUMIRa®-vollständighuman ��
literaturverzeichnis/BildverzeichnisundImpressum �8
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Einleitung
„Falls(dasGelenk)durchSchleimkrankist,gebemandemKrankennacheinemDampfbadknidischeSeidelbastbeerenoderstacheligeWolfsmilch;nachderReini-gungabermußmandieselbenKrankensuppen,GetränkeundMilchgetränkeverord-nen.WährendderZwischentagebefolgeereinemöglichstleichteDiät.WennihmdieseMittelhelfen,(soistesgut),wennnicht,sobrennemandenKranken,undzwar(brenneman)dieknochenreichenteilemithilfevonDochten,andenfleischreichenteilenhingegenbrennemanmitGlüheisenanvielenundtiefenStellen.Falls(dasGe-lenk)durchBlutkrankist,gebemandemKrankeneinDampfbad,legedenSchröpf-kopfanundöffnedieadernindenKniekehlen…“
Knapp2000JahrenachdenEmpfehlungendeshippokratesbereichertBombastustheophrastusvonhohenheim,einerderberühmtestenundzugleichumstrittenstenÄrztedesMittelalters,dastherapeutischearsenalwiefolgt:„WenndueinenMen-schen,dermitdieserKrankheitbeladenist,zuraderläßtoderihnschröpfst,sobe-halteseinBlut,dochseiesihmunbekannt,wozuduesgebrauchenwillst.DestilliereeszumdrittenMaleübereinemgelindenFeueroderWasserbadezuWasser.nimmdannvondiesemWasservierzehnlotundgibhinzuMenschenschmalz,Roßöl,…,venedischeSeife,auchBärenschmalz,hauswurzsaft,Rindermark.tualldasineinekupfernePfanne,laßesgemächlichsieden,solangebiseindickesMüsleinwirdundrühreesstetigmiteinemSpatel.Wennessodickwird,wieeineSalbe,ist´sgenug.DannpickedenPatientenbeimZunehmendesMondesalleachttageeinmalmiteinemSchröpfeisenindieSohle,dort,woerdiePodagraempfindet,undschmiereihmdieseStelleinderWärmewohlmitdieserSalbeein,dannschwindetihmdiePodagrainneunWochen…“
SpätestensandieserStelleistdanneinhinweisaufdenPulmologenWalden-burgangebracht,dervorüberhundertJahren–zugegebenmitdemBlickaufdietherapievonlungenkrankheiten–schrieb:„BeijederneuenErscheinung…wurdediemedici-nischeWeltaufmerksam,siegeriethselbstfüreinenkurzenMomentinWallung;aberdieaufmerksamkeitgingschnellvorüberundmachtebin-nenkurzemderVergessenheitPlatz“!
nunhathUMIRa®seitseinerEinführungimSeptember2003ÄrzteundPatiententatsächlichin„Wallung“gebracht.Dieerste„Wallung“hatdann–gestütztdurchdieErfahrung–zurkontinuierlichbreiterennutzungdeserstenvollständighumanenmonoklonalentnF-∙-antikörpersgeführt.„Weil“,umeinletztesMalmitWaldenburgsgroßenWortendesspäten19.Jahrhundertszusprechen,„sichallesWahreundGroßeEingangineinewenigbeweglicheMasseverschafft“!
Diemittlerweileüber10-jährigeklinischeGeschichtevonhUMIRa®zurBehandlungderrheumatoidenarthritiswollenwirnutzen,umeinenBlickzurückzuwerfenindiehistoriederrheumatischenErkrankungenunterbesondererBerücksichtigungderrheumatoidenarthritis:Wichtigesundamüsantes,OffenkundigesundGeheimes,MeilensteineundRevolutionenfindenSieineinerlockerenFolgeinWortundBild.
EInlEItUnG6
Gemäldeportrait des Paracelsus Fotografie von Rudolf Virchow, dem Begründer der Zellularpathologie
Medaille von J. M. Charcot, dem berühmten französischen Neurologen
DasgleicheBildzeigtsichinMitteleuropa.„Diearthro-sewirddamitzuderamweitestenzurückverfolgbarenKrankheitdesMenschengeschlechts!“(h.Grimm).ÜbrigenslässtsichdiesezeitlicheReihenochdeutlichverlängern,wennmanindietierweltweitergeht:auchdiehöhlenbärenlittenbereitsanarthrotischenVerän-derungen(RudolfVirchowkreiertedafürdenBegriffder„höhlengicht“!)IndenKnochenfundenbeimKlosterÖm–dortwur-denrundsiebenhundertSkeletteuntersucht–sindauchentzündlicheVeränderungendokumentiert,z.B.aneinemversteiftenKniegelenk,anhandwurzelnundsogaranKiefergelenken.
„DiePolyarthritisscheintdanachetwasohäufigwiediearthrosegewesenzusein“(h.Vogt).GehtmanweiterindieGeschichtezurück,wirdesanhanddesvorlie-gendenKnochenmaterialsimmerschwieriger,dieSpurderarthritidenzuverfolgen.allerdingsistdieseaussa-ge,soVogt,„nurmiteinergewissenReservemöglich.DaälterePublikationendiebeidenGruppennichtunter-scheiden,kannmansienurbedingtheranziehen.“
ÜberdirekteZuschreibungendesBefundes„Rheuma-toidearthritis“zuSkeletten,dieüberdreitausendJahrealtsind,wirddagegenausdenUSaberichtet.Beispiel-weisebeiSkelettenvonIndianern,dieintennesseegefundenwurdenundderenalterauf4500v.Chr.datiertwurde.
KnOChEnUnDanDEREFUnDStÜCKE 9
Versteinerungen von arthrotischen Gelenken
Frühe Monografie über Versteinerungen Versteinerungen von arthrotischen Gelenken
KnOChEnUnDanDEREFUnDStÜCKE8
Knochen und andere Fundstücke
Bisins19.JahrhundertsindindermedizinischenliteraturnurwenigeFälledokumentiert,diemanheutederrheumatoidenarthritiszuordnenwürde.tatsächlichwerdenseitdenSchriftenhippokrates´rheumatischeErkrankungenmitdenunterschiedlichstenBegriffen(siehedazuauch„Begriffsklärungenund-verwirrungen“)belegt.Dervielleichtamweitestenverbreitete–undzumindestfürdieKarikaturistenwichtigste–istdabeidie„Podagra“,dieGicht.
aufderSuchenachderFrühgeschichtederrheumato-idenarthritiskannauchdiePaläopathologienurbedingtweiterhelfen.GrabungeninÄgyptenausallenPerio-denderägyptischenGeschichtefördertenzahlreiche
KnochenrestemiteindeutigenSpureneinerarthrosebzw.Spondylosezutage.EbensobelegenRöntgen-aufnahmenvonMumienentsprechenddeformierendeVeränderungen.
DassderartigeVeränderungenauchinamerikanichtseltenwaren,zeigenUntersuchungenanIndianerske-letten,beideneninrund13%derFälledeformierendearthrosennachzuweisenwaren.EinähnlichesBildzeigtsichinMitteleuropa,woz.B.beiGrabungenaufdemGeländedesehemaligenKlostersÖm(1172gegründet)innordjütlandebenfallsz.B.spon-dylotischveränderteWirbelsäulenentdecktwurden.UndselbstausderJungsteinzeitundbeimCro-Magnon-Menschen(rundzwanzigtausendJahrev.Chr.)wurdenarthrotischveränderteWirbelentdeckt.
Versteinerungen
GICht,RhEUMaUnDDIEhUMORalPathOlOGIE 11
Karikatur aus dem 19. Jahrhundert mit der Darstellung der Ursachen eines Gichtanfalles Gemälde aus dem 17. Jahrhundert
Portrait des berühmten Arztes Galen
GICht,RhEUMaUnDDIEhUMORalPathOlOGIE10
Gicht, Rheuma und die Humoralpathologie
auchgut2500Jahrenachhippokrateskommtniemand,dersichmitderGeschichtederrheuma-tischenErkrankungenauseinandersetzt,anseinenlehrsätzenvorbei.hippokrateshatdabeinichtnurdiePodagraunddiearthritisabgegrenzt;erdifferenzierteauchbeidenanderenGelenkkrankheitenzwischen„eitrigerarthritis“,„einfacherarthritis,diebeimabklin-gengewisserFieberauftritt“und„Schmerzen,diedazuneigen,chronischzuwerdenundzuDeformierungenführen“.
WiesehrsichhippokratesdabeivoneinergutenBeob-achtungderPatientenleitenließ,wirddeutlich,wennerz.B.inZusammenhangmitderPodagraschreibt,dasssie„vorzugsweisebeiErwachsenen…undamganzenKörperauftritt“(beijungenBurschenvorausübungdesKoitusundbeiFrauen,bevorihreRegelaufgehörthat,seisiedagegenselten;beiEunnuchenkämesiesogutwienichtvor).Weiterschreibter,dasssiehäufigindenselbenFamilienundalsErbkrankheiterscheint;auchderEinflussdesnichtstunsundder„ausschrei-tungen“beitischistihmgeläufig!
Washippokrateswenigerinteressierte,istdiekonkretePathogenese.Erkonzentriertesichdarauf,diehumoralpathologie,daseherphilosophischedennwis-senschaftlicheKrankheitskonzeptseinerZeit,anzuwen-den.WährendzumBeispielimgesundenKörperdieimKopfschwammgebildeteFlüssigkeitdurchdienatür-lichenausscheidungsorganekomplettsezerniertwird,
führtihreansammlungzurErkrankung.DerOrganismusversuchtsichvomStromderFlüssigkeitanderStelledesgeringstenWiderstandszubefreien;imFallederPodagraistdasdiegroßeZehe.ImFallederChiragra(handgicht)istesdashandgelenk.
(IndenSchriftendeshippokratesfindensichnatürlichauchdieBegriffe,mitdenenwirzumteilheutenochumgehen:aus„rheo“=ichfließeentwickeltesichunserBegriffRheuma,aus„arthron“=GelenkentstandendieBegriffearthritisundarthroseund„podagra“=Gichtwurdebisins19.Jahrhundertunverändertverwendet.)
MitdemrömischenarztGalenerhieltdielehrevonderhumoralpathologiedenStatuseinesDogmas.VierSäfte–Blut,Schleim,schwarzeundgelbeGalle–müs-sennunineinemjenachalterundJahreszeitangemes-senenVerhältnisvorhandensein.KrankheitenwerdendurcheinfehlerhaftesMischungs-verhältnis,alsodurcheineStörungdesGleichgewichts,ausgelöstundunterhalten.„nachGalenversuchtemannochJahrhundertelangherauszufinden,obdieGichtanschwellungvomBlut,dergelbenGalle,derschwarzenGalleodervomSchleimherrühre,anstattsichandieBeobachtungvontatsachenzuhalten“(DeSezeundRyckewaert).
Vordiesemhintergrundüberraschteswenig,dassderschonerwähnteBombastustheophrastusvonhohenheim(Paracelsus)die„alten“Kollegenheftigschilt:„Dennweristunterdenaltenautorengewesen,derErkenntnisinderastronomieoderPhilosophiegehabthat;erhatzwaretwasvondergroßenKrisis
gewusst,abersienichtrichtigverstanden.“MitseinerVerschlingungvonMikrokosmosundMakrokosmoshaterzudemdietherapienichtebenerleichtert.WennParacelsusanandererStellesichjedochüberdieangemessenheitdesBegriffsPodagra(erstehtbeiihmsynonymfürGelenkerkrankungen)mokiert,wirdesdagegenhochinteressant:„(dernamePodagra)betrifftnurdiekrankenStellen,weiteraberbesagternichts.DerrichtigenameaberistSinovia,dieseristvonderUrsachederKrankheitgenommen.“
Karikatur aus dem 19. Jahrhundert, die einen Gichtanfall veranschaulicht
hEROISChEUnDhIMMlISChEBEhanDlUnGSVERSUChE 1�
InrömischerZeitgewinnennichtnurphysikalischeMaßnahmen,wieBäderkurenundMassagen,anBedeutung,ausdieserZeitistauchderersteVersuchdokumentiert,mitElektrizitätRheumascherzenzubekämpfen.nachScriboniuslarguswurdeeinleben-derZitterrochenaufeinschmerzendesarealbiszurErreichungderanalgesieaufgelegt!
Inseinen„Compositionesmedicamentorum“findensichauchneuartigeMischungenfürUmschlägeausFenchel-undleinsamen,Gerste,Bohnenmehl,wei-chemKäse,Öl,Essig,Pech,Safran,WeinmitWoll-fett,ungelöschtemKalkundSchaumsalpeter.Rund70n.Chr.machtDioskurideszumerstenMalexakteangabenzurZubereitungundDosierungdervonihm
entwickeltenRheuma-Mixturen(u.a.mitQuecksilberundZinnober).auchfürGalenusvonPergamon,demletztengroßenarztdergrie-chisch-römischenMedizin,lagdieBasisderRheumatherapieinderReinigungdesKörpers,durchab-leitungundausleerungüberDarmundhaut.DiePurgationkommtwiederalswichtigstesheilmittelzuEhren.
DieSchmerzsymptomatikwirdmitlycopersium,einerausÄgyptenstammendenPflanze,mitOpiumundderMandragorabekämpft.alsExternaempfiehltGalenebenfallsUmschläge,diediehautreizen(z.B.mitSchierling,harzenundÄtzmitteln)undwundmachen,umsodieausscheidungvonKörperflüssigkeitenzuerreichenundVerhärtungenzuerweichen.nichtmehrgehfähigenPatientensolltealterscharferKäseundeingesalzenesSchweinefleischappliziertwerden.
MitdemVerfalldesrömischenReichesfielenauchdieKenntnissedergriechisch-römischenÄrztezunehmendinVergessenheit.ImmerstärkergerietdieMedizinindenBannderKirche.KrankheitenwareneineStrafeGottes.nichtseltengaltenhexenoderderteufelhöchstselbstalsauslöservonKrankheiten.askeseundBußebishinzuteufelsaustreibungengaltenalsMittelderWahl.SowardieMedizinbisins15.und16.Jahr-hunderthineindurchStagnation–ja,ehersogardurchRückschritt!–gekennzeichnet.
ParallelzurDämonisierungvielerKrankheitenstiegderBedarfanreligiöserFürsprache.DieBerichteüberWundertatenderheiligenzeigtendenKrankenundGe-brechlichen,anwensiesichwendenkonnten.KirchenundKlöster,indenendie„passenden“Reliquienaufbe-wahrtwurden,entwickeltensichimspätenMittelalterzubeliebtenWallfahrtszielen.Dassdabeigeradeauchdasthema„Rheuma-Schmerz“einewichtigeRollespielte,bezeugtdasÖkumenischeheiligenlexikon,dasgerade
indiesemBereicheineVielzahldirekt„symptom-orien-tierter“Patronateausweist:arm-undSchulterschmerzen:amalbergavontamiseGliederschmerzen:ErmelindisvonMeldertIschias:laurentiuslendenschmerzen:BurkhardvonWürzburgnervenschmerzen:UbaldRheumatismus:BurkhardvonWürzburg,EthelburgaRückenschmerzen:SixtusII.,derapostelthomas.
ErstmitdemhumanismusundderRenaissanceerfuhrauchdieMedizineinenneuenaufschwung.DochsollteesletztenEndesnochbisins19.Jahrhundertdauern,bissämtlichenachwehendes„dunklen“Mittelaltersüberwundenwaren.
Medizinheilige
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Heroische und himmlischeBehandlungsversuche... in anderen Kulturkreisen
nebenMagieundheilritualenwurdenbereitsinderprimitivenVolksmedizin„klassische“heilmethodenzurBehandlungrheumatischerleideneingesetzt:Blutent-nahmen,Schwitzen,Purgieren,Erbrechenundz.B.dieKauterisation.
InderchinesischenMedizinwurdenschonfrühinnereundäußereBehandlungsformenunterschieden.ErsterebestandenprimärausderVerabreichungvonPflanzenzurVerbesserungderStoffwechselfunktionenundzurharn-undSchweißaustreibung.letzterebezogensichvorallemaufdieakupunkturunddieMoxibustion.DabeiwerdenausPflanzenfasern,z.B.ausderSchafs-garbe,kleinemitSalpeterlösungvermischteZäpfchengeformt,aufdieschmerzhaftenarealeaufgebrachtundangezündet.nachdemlangsamenVerglimmenbleiben–inderRegelkirschkerngroße–Brandwundenzurück.
DieUnterteilungineinoberflächliches,mithaut-undMuskelmanifestationen,undeintiefsitzendes,sichannervenundGelenkenzeigendesRheumaleidenfindetsichinderSanskrit-Medizin.ZielderBehandlungderrheumatischenarthritiswardasaustreibenderver-antwortlichenGiftstoffe.DasharzderWeinpalme,dieWurzelnderConvolvulusturpethumunddieVangueriaspinosagaltenalsMittelderWahlzuranregungdesStoffwechsels,zumabführenundzumherbeiführendesErbrechens.
… in der westlichen Medizin
EntsprechendderKrankheitslehrederhumoralpatho-logiezieltendiehippokratischentherapeutikaaufdasableitender„schlechtenSäfte“.aderlassundKauteri-sation,schweiß-undharntreibendeDrogen,Brech-undabführmittel,Expektorantienwarendiehilfsmittel,be-gleitetdurchgesundeErnährung(Gerstenschleim!)undeineausgeglichenelebensweise.DastherapeutischearsenalsetztesichauspflanzlichenMitteln,wieGalläp-felnundnieswurz,tierischenZutaten,wieOchsengalleundBisam,undmineralischenteilen,wieKupferundKaliumcarbonicum,zusammen.
Medizinheilige
Darstellung von asiatischen Heilpflanzen
BEGRIFFSERKlÄRUnGEnUnD-VERWIRRUnGEn 1�
IndenbeidenfolgendenJahrhundertenarbeitetenRivière,Sydenham,BoerhaveundandereinsbesonderedenUnterschiedzwischenRheumatismusundGichtheraus.1776grenztCullendenRheumatismusschließ-licheindeutigvonderGichtab.„VondaanschlagendieGeschichtedesakutenGelenkrheumatismusunddieGeschichtedeschronischenGelenkrheumatismusverschiedeneWegeein“(Sourniaetal.).
Mitden1835vonBouillaudaufgestelltenGesetzenderKoinzidenzunddernicht-KoinzidenzzwischenakutemGelenkrheumatismusundherzläsionenwurdedieErforschungdesakutenGelenkrheumatismusindierichtigenRichtungengelenkt.KnappsiebzigJahrespäterbestätigtaschoffdieklinisch-anatomischeEinheitder„KrankheitvonBouillaud“(inenglischspra-chigenländernwurdesie„rheumaticfever“genannt),und1944schließlichidentifiziertlancefieldendgültigdieVerursacher,ß-hämolysierendeStreptokokkenderGruppea.Die„Streptokokkose“giltheutealsPrototypdesinfektiösenRheumatismus.
DieheutegängigeUnterteilungdeschronischenGe-lenkrheumatismusindiearthritidenmitausgesprochenentzündlichemCharakterunddiearthrosenmitdystro-phischemCharakterhatsichim18.und19.Jahrhun-dertnurmühsametabliert.Beschreibungender„trocke-nenhüftarthritis“vonhunterausdemJahr1759undüberdie„nicht-gichtartigen“KnotenandenFingernvonheberden(1804)stehendabeifürdiearthrosen,derBegriffder„primitivenasthenischenGicht“vonlandré-BeauvaismarkiertdagegendenBeginndesKapitelsderfortschreitendenchronischenPolyarthritis.
Mittedes19.JahrhundertswaresderfranzösischeneurologeCharcot,dersichaneinerSynthesederBegrifflichkeitenversuchte.Inseiner„thèsepourleDoctoratenMédecine“beschreibteru.a.den„Rhu-matismearticulaireChronique“undführtdabeiaus,dasssichdieBeschwerdenderchronischenPolyarth-ritismeistlangsameinstellen,diePatientenübereinGefühlderSteifigkeitindenFingernklagen,vorallemfrühmorgens,understeSchmerzenindenkleinenGe-lenkenauftreten.ImweiterenVerlaufkommteszuSchmerzenimSchulterbereichundindenarmen,schließlichauchindenunterenExtremitäten.DasGehenwirdbeschwer-lich.DiebefallenenGelenkesindüberwärmtunddruckempfindlich,ihreBeweglichkeitwirdzunehmendeingeschränkt.ParallelzurBeschwerde-SymptomatikwerdenobjektiveVeränderungensichtbar:PeriartikuläreSchwellungenandenMittel-undGrundgelenkenderZeige-undMittelfinger;dabeierscheintdieVerdickungderGelenkepolsterartig,dieFingersehendagegenspindelförmigaus.
Darstellung des Titelblattes von Bouillaud: Traité clinique du Rhumatisme articulaire
Darstellung von J. M. Charcot von Schwanenhalsdeformitäten
BEGRIFFSERKlÄRUnGEnUnD-VERWIRRUnGEn1�
Fotografie vonJ. M. Charcot, 19. Jahrhundert
Frühe klinische Darstellung eines Gelenkergusses, 19. Jahrhundert
Begriffsklärungen und -verwirrungen
Wennesstimmt,dass„dieDefinitionderBegriffederBeginnderWeisheitist“(Sokrates),dannhatessichdieMedizinimallgemeinenunddie„Rheumatologie“imSpeziellenmitdemWegzurWeisheitnichtebenleichtgemacht!
ZwarfindensichschonindenSchriftendeshippokratesersteDifferenzierungen,z.B.zwischenPodagraundarthritis.BiszurheutigennosologiedesrheumatischenFormenkreises–mitüber450Krank-heitsbildern–waresallerdingseinweiterbeschwerlicherWeg.
nachdemGalendieabgrenzungendeshippokrateswiederverlassenhatteund„alles“unterdemBegriffderarthritiszusammenfasste,dauerteesrundfünfzehn-hundertJahre,bisinderRenaissancedie–zumindestbegriffliche–EntwicklungderrheumatischenErkran-kungenweitergeschriebenwerdenkonnte.EswarderfranzösischearztGuillaumedeBaillou(1538-1616),derdenBegriffdesRheumatismusinseinem1642posthumpubliziertenWerk„liberdeRheumatismoetPleuritidedorsali“schuf.UnterRheumatismusverstandBaillou„dieherumziehendenSchmerzenderäußerenKörper-teile,namentlichderGelenkeundMuskeln“;zudemverdankenwirihmdieerstenBeschreibungendesrheu-matischenFiebersundderchronischenPolyarthritis.
Darstellung von Fingergelenksveränderungen bei Arthritis, als Wachsmoulage dargestellt
BEGRIFFSERKlÄRUnGEnUnD-VERWIRRUnGEn 17
IndenUSadifferenzierennicholsundRichardsondenchronischproliferativenvomchronischdegenerativenRheumatismus.InDeutschlandhattensichinsbeson-derehoffaundWollenbergumdieabgrenzungverdientgemachtunddabeidietermini„chronischprogressivePolyarthritis“und„arthritisdeformans“verwendet.Dieschwersten–entzündlichen–läsionenderchronischprogressivenPolyarthritisortenhoffaundWollenbergdabeiinderSynovia.
DennochwirdauchschonbaldausdemdeutschenSprachraumfürdenvonGarrodgeschaffenenBegriffZustimmungsignalisiert.SoschreibtderPragerarzta.Pribramschon1903:„VondiesenBezeichnungendrückteunseresErachtensderausdruck‚rheumatoidearthritis’,derinEnglandallgemeinangenommenzuseinscheint,ambestendieSonderstellunggegenüberdemacutenGelenkrheumatismusaus.“
Titelblatt Maladies des Vieillards von J. M. Charcot
Fotografie einer Interossealatrophie aus dem Buch Maladies des Vieillards von J. M. Charcot
Frühe anatomische Abbildung der Wirbelsäule,19. Jahrhundert
BEGRIFFSERKlÄRUnGEnUnD-VERWIRRUnGEn16
CharcotvergisstbeiseinerBeschreibungauchnichtdenhinweisaufallgemeinsymptomewieGewichts-abnahmeunddiedepressiveGrundstimmungvielerPatienten.Inseinem1872erschienenenWerk„leçonssurlesMaladiesdesVieillards“unterscheidetCharcotdennauchu.a.diebeidenfolgendenEntitäten,denprogressivenchronischenGelenkrheumatismus,derfortschreitendzurankyloseführt,unddenpartiellchro-nischenGelenkrheumatismus,deralswenigfortschrei-tendbetrachtetwird,sichaufeinoderzweiGelenkebeschränktundnichtzurankyloseführt.
IndenenglischsprachigenländernwaresvorallemalfredBaringGarrod,derdieDifferenzierungderbeidenchronischengelenkrheumatischenErkrankungenvor-antriebunddabeiauchdenbisheuteüblichenBegriffderrheumatoidenarthritiskreierte.Inseiner1876veröffentlichtenMonographie„atreatiseonGoutandRheumaticGout“findetsichderneueBegriffzunächstindertitelzeilenochinKlammern.ZurterminologischenProblematikschreibter:„thetermrheumaticgoutisappliedtomanydifferentdiseases,sothatitisoftenexceedinglydifficulttodefinewhatisintendedtobeunderstoodbyit.thecompoundnamenaturallyimpliesthatthedisorderitselfiscomplex,anddependsonaunionofthetwoseparatediseases,goutandrheuma-tism.thenameisoftenemployedunderthissuppo-sition,butinmanyworksonmedicinethesametermisusedtodesignateadiseasewhichisconsideredbythewriterstodifferaltogetherfromeitheroftheseaffections,asfarasitsintimatepathologyisconcerned…Butfewauthorsrecognisethecombinationofgoutandrheumatism,andmanyarestronglyopposedtothedoctrineofsuchaunion.“
Darstellung von Fingerveränderungen bei chronischer Polyarthritis von H. Curschman, 19. Jahrhundert
Darstellung von Wildberger, Hüftdeformitäten
DIaGnOStIK,anatOMIEUnDKUnSt 19
Anatomie, Pathologie und Kunst
IndergleichenZeitbeganndasgroßeZeitalterdermedizinischenIllustration.natürlichhattees–begin-nendmitleonardodaVinci,Eustachius,Vesaliusundanderen–bereitsim15.und16.JahrhundertzumteilhervorragendemedizinischeIllustrationengegeben.MitWerkenwiedemanatomie-atlasvonG.Bidloo„ana-tomiahumanicorporis,centumetquinquetabulis...“wurdeallerdingseinneuesKapitelaufgeschlagen;undzwarsowohl,wasdiehandwerklicheGenauigkeitanbe-langt,alsauchbezogenaufdiekünstlerischeGesamt-darstellung.DabeisindbedeutendeKünstlerineinemMaßebeteiligt,wieessonstbeieinemGegenstandderWissenschaft–undgeradeinderMedizin–kaumvorkommt.Undzumteiljedenfallsherrschengeradezu„paradiesischeZustände“:Fürsten,Könige,Päpste,ZarenundKaisergabenGeldfürdieProduktionvonModellenunddenDruckwertvolleratlanten!UnddenKünstlernundÄrztengereichtdiesesInteressenatürlichauchnichtzumnachteil!SowurdebeispielsweiseG.BidloozumleibarztWilhelmsvonOranienernannt!
Knöcherne Anatomie der Hände aus dem Buch von Bidloo: Anatomia humani corporis, 1695
DIaGnOStIK,anatOMIEUnDKUnSt18
Diagnostik, Anatomie und Kunst
WeildieSpurensuchezurhistorischenDifferential-diagnostikaufBasisderbenutztenBegriffe–wiegesehen–nichtimmereinfachist,sollimFolgendendieBildkunstzuRategezogenwerden.MitBlickaufdiebeidenBettlerschreibth.Vogtdazu:„VondenumseitigabgebildetenBettlernistderrechtebereitsdurchdas…Glöckchenalsaussätziger,d.h.leprösergekennzeichnet.DieGegenüberstellungderbeidenJammergestaltenmachtdieSymptomatikbesonderseindrucksvoll.armlähmungenerweisendieBeteiligungdesnervensystems.BeivanOrleyisteseinelängerbestehendeRadialislähmungmitbeiderseitsgleichar-
tigerFallhandundFingerkontrakturen.BeiDürerhebtsichlinksseitigdieKrallenhandderälterenUlnarisparesedistinktgegendendunklenhintergrundab…RechtserkenntmantrotzperspektivischerÜberdeckungeineSublaxationdeskleinenFingersundamdistalenUn-terarmdreiKnoten…BetrachtenwirdieGelenke.aufdemKupfersticherscheinenbeideEllbogeninBeuge-stellungversteift,aufdemÖlbildinStreckstellung.aufBildernderZeithäufiganzutreffenistdierektanguläreKniegelenksankylose,diemananaloganausgegra-benenSkelettenvonleprösengefundenhat.Zurner-venlepradürftenartikuläreInfektionenhinzugekommensein,auchOsteomyelitiden…“Daanfangdes16.JahrhundertsdieleprainMittel-
europamiteinerMorbiditätsquotevon5%derBe-völkerungsehrhäufigwar,dürftesiederauslöserfürdiemeistenGelenkentzündungengewesensein.DieschnelleInterpretationderbeiden–undvielerähnlicher–BilderderZeitalsPolyarthritiswirddahermanchmalindieIrreführen!VielzuoftdiagnostiziertundvielleichtbeliebtestesthemainderMedizinal-KunstistdieGicht!Geradeim17.und18.JahrhundertwirddiePodagra,häufigmitspöttischemundsozialkritischemUnterton,aufGemäl-denundlithografiendargestellt,bisderGichtkrankeschließlichzueinemlieblingsobjektderKarikaturistenwird.
Karikatur eines Gichtanfalles, 19. Jahrhundert
Frühe Darstellung von arthritischen Händen auf einem Gemälde von Dürer
ExKURS:PhySIOGnOMIK �1
tischenErkrankungenzu„belegen“.DassseineKlinik,dieSalpêtrièreinParis,ab1876mitderErstellungder„IconographiephotographiquedelaSalpêtrière“begann,belegtdannschließlichden„Einbruch“einesneuenMediumsindiemedizinischeDiagnostikundDokumentation.
Exkurs: Physiognomik
EinenganzanderenZugangzurDiagnostikpropagiertedie„lehrevonderPhysiognomik“!Diepseudo-aristo-telischeSchrift„Physiognomonica“istdabeiseitdem2.Jahrhundertv.Chr.eineleitschnurfürdenphysio-gnomischenDiskurs.Mitdensogenannten„Grotes-kenKöpfen“leonardodaVincisunddenProfilstudienDürersziehtdiePhysiognomikindiedarstellendeKunstein.Unduntersohübschentitelnwiez.B.„handorakelderWeltklugheit“(B.Gracian)machtdiePhysiognomikdannimZeichenderPsychologisierungimhöfischenFrankreichdes17.JahrhundertsKarriere.DerSchwei-zerPfarrerJohannCasparlavaterschließlichverhalfihrnichtzuletztmitseinen„PhysiognomischenFragmentenzurBeförderungderMenschenkenntnisundderMen-
schenliebe“(u.a.mitberühmtenMitarbeiternwieGoe-the)Endedes18.JahrhundertszugroßerPopularitätinDeutschland.lavaterverstehtdiePhysiognomikdabeiexpressisverbisals„Wissenschaft,denCharakter(nichtdiezufälligenSchicksale)desMenschenimweitläufigs-tenVerstandeausseinemÄußerlichenzuerkennen“.IndiepraktischeMedizineingeführtwurdedieIdeeu.a.durchK.h.Baumgärtner.Inseiner„Kranken-Phy-siognomik“ausdemJahr1842erstellterinFormvonkommentiertenlithographiendieerstemedizinischePhysiognomikimengerenSinne.
Frühe Abbildung von arthritischen Gelenken aus dem 19. Jahrhundert Physiognomische Darstellung von Gesichtsveränderungen
anatOMIE,PathOlOGIEUnDKUnSt�0
DieBilderimprächtigstenanatomie-atlasdesBarockwurdenvondemMalerGérarddelairessegeschaffenundanschließendvondemKupferstechera.Blotelingweiterbearbeitet.SoliegtdenndereigentlicheWertdes„Bidloo“nichtsosehrinderanatomischenExaktheitoderderneuheitbestimmterDarstellungen.Vielmehristesdiegleichsamkünstlerische„Meditationüberanatomie“,diedenbesonderenReizdesatlasaus-macht.DiekühlerealistischeDarstellungseinerObjektekontrastiertelairessemitunterschiedlichen„acces-soires“:mitPersoneninnachtgewändern,mitBüchern,Krügenusw.SofügteerdasklassischeStillebenindieanatomischeabbildungein!DamitwirddieGeschichtederanatomischenabbildungzueinemausdruckderjeweiligenkulturellenStrömungenundStilelemente!Wesentlichnüchterner,konzentriertalleinaufdenme-
dizinischenInhalt,beschäftigtsichderleidenerPro-fessorderPathologieundChirurgie,EduardSandifort,mitdemthema!InseinenEndedes18.JahrhundertserschienenenKupferstichen„MuseumanatomicumacademiaeludgunaeBataviae“findensichu.a.auchKnochenabbildungen,ausdenensichdieDiagnoseeinerarthrosisderformansableitenlässt.Sandifort,auchalsVaterderpathologisch-anatomischenIkono-graphiegefeiert,istdamitaucheinWegbereitervonJeanCruveilhier,derindenJahren1828bis1842mitseiner„anatomiePathologiqueduCorpshumain“daswohlberühmtesteWerkdermedizinischenIllustrationschuf.aufFarblithografienwerdendortauf220tafelnpathologischePräparatevorgestellt.
Cruveilhier„verfolgteanwahrnehmbarenOberflä-chenveränderungen,welchemorphologischentiefen-substrateihnenzugrundelagen“.anderabgebildetenarthritischdeformiertenhandstellternichtnurdieVeränderungendereinzelnenKnöchelchendar.ErzeigtebensodiehandeinmalimunverändertenundeinmalimgehäutetenZustand.EingedenkseinesCredos:„EinegetreueZeichnungistwiedienatur…DasBildmachtdaslesenlangweiligerausführungenüberflüssigundvermitteltdemGeistebensotiefewiedauerhafteEindrücke“.Einerderletztengroßen„Illustratoren“warvielleichtJeanMartinCharcot.DabeiverfolgteermitdenzahlreichenvonihmundseinenSchülernerstelltenZeichnungenwohlprimärdieabsicht,dievonihmvorgeschlagenenSystematisierungenderrheuma-
Lithografie von Cruveilhier, dem Begründer der pathologischen Anatomie Portrait von G. de Lairesse, Rembrandt Zeichnung der Hände von A. Dürer
ExKURS:PÄPStE,KÜnStlERUnDEntDECKER ��
Abbildung einer rheumatischen Hand, von Botticelli
Gemälde von Dufy mit dem Titel „La Cortisone“
ExKURS:PÄPStE,KÜnStlERUnDEntDECKER��
Exkurs: Päpste, Künstler und Entdecker
EinPapst,demesinfolgeseiner„arthritis“nichtgelingt,das1453vondentürkeneroberteKonstantinopelzurückzugewinnen,einSeefahrer,dertrotzseinerKrankheiteineneueWeltentdeckt,eineKönigin,die–vielleichtauchinfolgederBedingungenihrerlangenGefangenschaft–anrheumatoiderarthritiserkranktundhingerichtetwird.natürlichistdieRedevonPiusII.,vonChristophKo-lumbusundvonMariaStuart,derschottischenKönigin!InderfranzösischenÜbersichtsarbeit„histoireillustréedelaRhumatologie“vonange-PierrelecafindetsichjedenfallseineKrankenliste,diesichwieeinhistorisches„Who’swho“liest!
Obdierheumatoidearthritisoder,umvorsichtigerzusein,dierheumatischenErkrankungennundenlaufderWeltveränderthabenodernicht,seidahingestellt.Sicheristjedoch,dassdieKrankheitdiearbeiteinigedergrößtenKünstlerbeeinflussthat.SowissenwirbeispielsweisevonPaulRubens,dasserseinganzeslebenlangunter„Rheumatismus“litt.
EbensoaugusteRenoir,einerderWegbereiterderModerne.InseinemFallwirdvermutet,dassseinePolyarthritisalsFolgeeinerjahrelangenschleichendenVergiftungmitdenvonihmverwendetenPigmentenverursachtwurde.DadievonihmsogeliebtenhellenFarbeneinenhohenanteilanBleiaufwiesen,zahlteermöglicherweisemitseinerGesundheitfürseinekünstle-rischeÜberzeugung.
ÜbrigenswirdvonRenoirberichtet,dassersichange-wöhnthatte,frühmorgenseinigeMinutenmitdreiKu-gelnzujonglieren,umdieBeweglichkeitseinerFingerzutrainieren,denn„onpeintavecsesmains“.DamitistRenoirsicherlicheinerderfrühestenVerfechterderErgotherapie!
WährendauchausdenspätenWerkenvonRenoirseinePolyarthritisnichtablesbarist,wirdbeiRaoulDufyeindeutlicherBruchspürbar.nachrund15-jäh-rigerKrankheitsdauerwarDufybereitsals37-JährigermassivvondenFolgenderrheumatoidenarthritisgezeichnet.SeineMalereiwirktemühsam,derPinsel-strichsteifundstarr.UnddanngeschaheinWunder!DufygehörtezudenerstenPatienten,diemit100mgaCth/diebehandeltwurden–mitdurchschlagendemErfolg:schonnachwenigentagenerlangteDufyseinekörperlicheMobilitätzurück,dieBeweglichkeitderGe-lenkebessertesich,zumerstenMalseitJahrenkonnteerseineFarbtubenwiederselbstausdrücken:„Eve-rythingcontinuestogowellforme.WhetherbecauseofcortisoneorhormonesIdon’tknow,butIamnowpaintingthemesthatIstudiedwhenIwasyoungandwhichnaturallydidnotsatisfymeatthattime.“
trotzmassivernebenwirkungen,vondenenauchDufynichtverschontblieb,nannteervollerBegeisterungeinesseinergroßartigenBlumenbilder„laCortisone“!
Gemälde von A. Renoir, Nymphe an der Quelle, 1882
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Seite 24: Darstellung von Gelenkergüssen aus einem Lehrbuch des 19. Jahrhunderts
Anatomische Abbildung der Füße, von Salvage
Abbildung des Körpers in einem Anatomieatlas des 19. Jahrhunderts
thERaPIEDESChROnISChEnGElEnKRhEUMatISMUS:StatEOFthEaRtannO1904
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Therapie des chronischen Gelenkrheumatismus: State of the Art anno 190�
VorgenauhundertJahrenerschiendie15.auflagedesKlassikersvonadolfStrümpell,„lehrbuchderspeciellenPathologieundtherapiederinnerenKrank-heiten“.natürlichdifferenziertauchStrümpelldiebeiden„affectionen“,denchronischenGelenkrheumatismusunddiearthritisdeformans.Dabeibeschreibterdie„einfachechronischearthritis“alseineErkrankung,diesichimWesentlichenaufdieSynovialkapseldesGe-lenksunddasperiartikuläreBindegewebebeschränkt;erbeschreibtbindegewebeartigeVerwachsungenzwischendeneinzelnenteilenderSynovialisundstelltdannfest,„ohnescharfeGrenzegehtdiechronischeSynovitisindiearthritisdeformansüber“.
WiesiehtnundievorgenauhundertJahrenempfohleneStandard-therapieaus?BeidenallgemeinmaßnahmenempfiehltStrümpellzunächsteinetrockenewarmeWohnung(„soweitesdieVerhältnissedesKrankenerlauben“),imEinzelfallaucheinenKlimawechsel,zudemsolltedienahrunggutkräftigsein.VondeninnerenMittelnwerdenJodundarsenikangeraten,ErsteresprimäralsJodtink-turoderJodkalium,letzteresinFormvonPillenzuje0,002-0,004acidumarsenicorum.VonSalicylsäure,salicylsauremnatronundvonCholchicum-PräparatendagegenistStrümpellwenigerüberzeugt.nurbeiaku-tenVerschlimmerungendesKrankheitszustandesgreifterzudiesenMitteln.GrößteVorsichtsolltemangegen-
übernarcoticiswaltenlassen,denn„geradeunterdenchronischenarthritiskrankengibtesleidernichtwenigeMorphinisten.“BeistärkerenSchmerzenempfiehltStrümpelldaher,solangewiemöglichmitantipyrinundPhenacetinauszukommen.
ImVordergrunddertherapiestehendieörtlichenBe-handlungsmethoden.hierwirdderMassagederersteRangeingeräumt.DaihreErfolgeallerdings„seltenvonDauersind“,schreibtStrümpell:„VongroßerWichtigkeitsindinallenFällenfrühzeitigzubeginnendeundmethodischfortzusetzendeheilgym-nastischeÜbungen,durchwelchedieBeweglichkeitderGelenkefürlangeZeitnachMöglichkeiterhaltenwerdenkann“.GanzimStilderZeitteiltderautorauchdieBegeisterungfürdieanwendungdeselektrischenStroms;seiesalsgalvanischeBehandlungderGe-lenkeoderalsFaradisationderathrophischenMuskeln.BezüglichderschonseitJahrhundertengeschätztenanwendungderBäderäußertsichStrümpelldagegenehervorsichtig:„WenndieWirkungderselbenauchnichtüberschätztwerdendarf,soistihrwohlthätigerEinflussinmanchenFällendochnichtzuleugnen“.trotzdiesereherskeptischenGrundhaltungwerdendanndieunterschiedlichenBadekuren–mitdernennungvonbesondersgeeignetenBadeorten–vorgestellt:Kochsalzbäder(wieWiesbaden),sogenannteKoch-salzsäuerlinge,Moorbäder,Schlammbäder,Sandbäder,Dampfbäder(nurinfrühenStadienderKrankheit!),heißluftbäder(inspeziellkonstruiertengeschlossenenKupferkammernwerdendabeidiebetroffenenGelenkefürrundeineStundeeinerhitzevon65-100°Causge-setzt).DieanwendungvonörtlichenEinreibungenmit
reizendenodernarkotischenMitteln(z.B.Chloroformöl)werdenimZusammenhangmitMassagenbefürwortet.InsgesamtjedochistStrümpellvondemzurVerfügungstehendentherapeutischenarsenalwenigüberzeugt,wennerschreibt:„allesinallemkommtesdemnachdaraufan,durchdenGebrauchderangeführtenMittel,mitdenenmaninverschiedenerWeiseabwechselnmuss,dasFortschreitenderKrankheitnachMöglich-keitzuverzögern.EineausdauerndeBehandlungwirddanninvielenFällenwenigstensdurchzeitweilige,nichtunerheblicheErfolgebelohntwerden“.
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Frühe Bestrahlungseinheit Karikatur auf Röntgen Frühe radiologische Abbildung
Radiologische Abbildung eines arthritisch veränderten Handgelenks
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Der revolutionäre Blick
„ErhatteseinlaborabgedunkeltunddieRöhreinschwarzenKartongehüllt,umdasemittiertelichtabzuschirmen.ÜberraschenderweisebeganneinmitBariumplatincyanürüberzogenerleuchtschirmnachdemEinschaltenblaßgrünzuschimmern.OffenbargabdieRöhrenochetwasanderesabalsdiebekanntenKathodenstrahlen;unsichtbareStrahlendrangendurchdieKartonabdeckungnachdraußenundtrafenaufdenSchirm.“SobeschreibtR.PorterdenBeginneinerdergrößtenRevolutioneninderDiagnostikam8.november1895.VersuchemitSpielkarten,einemBuch,holz,hartgum-miunddiversenMetallteilenergaben,dasslediglichBleifürdieneuenStrahlenvollständigundurchlässigwar.alsereinStückBleizwischenRöhreundSchirmhielt,wurdenebenfallsdieUmrisseseinerhandknochenaufdemSchirmabgebildet.Daerwusste,dassdieKatho-denstrahlungdiefotografischenPlattenschwärzt,baterseineFrau,einesolchePlatteinderhandzuhalten,währenderdieneuenStrahlendaraufrichtete.Knochen–samtFingerring–wurdendaraufgegendasumge-bendeGewebedeutlichhervorgehoben!natürlichwissenSielängst,dassessichbeidemexpe-rimentierfreudigenEhepaarumWilhelmConradRönt-genundseineEhefrauhandelte.RöntgenveröffentlichteseineEntdeckungnochimgleichenJahrinderSchrift„ÜbereineneueartvonStrahlen“.DieEntdeckungdervonRöntgen„x-Strahlen“genanntenneuenStrahlenverbreitetesichwieeinlauffeuerinderwissenschaft-lichenGemeinschaft.nursechsJahrespäter,imJahr1901,erhieltRöntgendennauchdenerstennobelpreis
fürPhysik.natürlichmachtendieRöntgen-StrahlenraschauchinderbreitenÖffentlichkeitKarriere.Und–kaumandersalsheute–folgtendererstenmedi-zinisch-wissenschaftlichenBegeisterungbaldersteBesorgnisse.DabeigingeswenigerummedizinischeGefahrenderRöntgenstrahlung(bereits1902wurdeübereinenZusammenhangmitdenneuenStrahlenundhautkrebsberichtet),dieBesorgnisgalteherdemröntgenologischenVoyeurismus.ausderFurchtvorVoyeurenmit„Röntgen-augen“wurdenbaldröntgen-dichteUnterhosenaufdenMarktgebracht!Beibestimmtenaufnahmen,z.B.desBrustkorbes,gabeszunächstsowohlwegenderBelichtungsdauervonmindestens20MinutenalsauchwegendergeringenKontrasteerheblicheProbleme.SowurdendennauchReihenuntersuchungen–trotzderFurchtvordertuber-kulose–erstnachweiterentechnischenFortschrittenEndeder20-erJahredesletztenJahrhundertsvorge-nommen.Dennochgilt,„wasdasStethoskopfürdas19.Jahrhundertwar,wurdendieRöntgenstrahlenfürdas20.Jahrhundert:eineindrucksvollesDiagnostikumundSymbolderMachtderMedizin“(RoyPorter).
nebenderklassischenDiagnostikeignetsichdieRadiologienatürlichbeiKrankheitsbildernwiederchronischenPolyarthritisauchfüreinelangfristigeVerlaufskontrolle.WichtigdabeiistdieKonfrontati-ondessymptomatischenVerlaufseinertherapiemitihremgleichsamobjektivenSubstratimBereichderGelenke.hierzeigtsichdann,dassesz.B.untereinerBehandlungmitMtxparallelzueinerVerbesserungderklinischenZeichenundBefundedurchauszueinerradiologischenProgressionkommenkann.
Frühes Röntgengerät aus dem 19. Jahrhundert
DaSMEDIKaMEntÖSEaRSEnalWÄChSt �9
Das medikamentöse Arsenal wächst
BeiderstrümpellschenBewertungderzurVerfügungstehendentherapeutischenMöglichkeitenbeiderBehandlungdeschronischenRheumatismusverwun-dertu.a.diezurückhaltendeBewertungderacetylsa-licylsäure.ManmussjanichtgeradedieMeinungdesspanischenPhilosophenOrtegayGassetteilen,wennerschreibt:„DergewöhnlicheMenschlebtheuteleich-ter,bequemerundsichereralsfrüherderMächtigste.Wasschertesihn,dassernichtreicheristalsandere,wenndieWeltesistundihmStraßen,Eisenbahnen,hotels,telegraphen,körperlicheSicherheitundaspirinzurVerfügungstellt“.tatsächlichjedochhandeltessichbeideracetylsalicylsäureumeinesderältestenbeirheumatischenBeschwerdeneingesetztenarzneimittel.SofindetsichbereitsindenRezepturendesPapyrusElbersvor3500Jahreneinhinweisaufeinenauf-gussaustrockenenMyrteblätternzurBehandlungvonRheuma-undRückenschmerzen.GuttausendJahrespäterempfahlhippokratesgegenFieberundSchmer-zeneinenSaft,derausderRindedesWeidenbaumsgewonnenwurde.SehrvielspäterwurdealsWirkstoffindiesemSaftdieSalicylsäureidentifiziert(sieistauchindenMyrteblätternderägyptischenRezepteenthal-ten!).1874startetediegroßtechnischeProduktion,und1897gelangesFelixhoffmann,durchanlagerungeineracetylgruppedenschlechtenGeschmackzubeseitigenunddieVerträglichkeitdesWirkstoffsentscheidendzuverbessern.ZweiJahrespäterwurdeasiprinzumPatentangemeldet.
SeitdieserZeithatsichdaszurVerfügungstehendeSpektrumdernichtsteroidealenantirheumatika(nSaRs,engl.nSaIDs)beträchtlicherweitert:Butylpyrazolidine(z.B.Phenylbutazon),Essigsäurederi-vate(z.B.IndometacinundDiclofenac),Oxicame(z.B.Piroxicam),Propionsäurederivate(z.B.Ibupofen)unddieCoxibe–umnurdiewichtigstenzunennen–sindhinzugekommen.DamitkonntezwardiesymptomatischeBehandlungderrheumatoidenarthritisimEinzelfalloptimiertwerden,seiesdurcheinehöhereWirksamkeit,seiesdurcheinebessereVerträglichkeitderSubstan-zen.DenDurchbruchzueinereherursächlichentherapiederchronischenPoly-arthritiskonntendienSaIDsfreilichnichterreichen.
aufderSuchenachverbessertenBehandlungsmöglich-keitenerinnertemansichzuanfangdesletztenJahr-hundertsu.a.wiederandieErfahrungen,dieParacelsusüberdieanwendungvonkomplexenGoldverbindungenbeiarthritisberichtethatte.ZudemhatteRobertKochgezeigt,dassGoldcyanidnochinextremenVerdün-nungendasWachstumdertuberkulosebazillenhemmt.DaraufwurdenVersuchemitGoldsalzenbeituberku-losekrankendurchgeführt.DieeigentlicheGoldtherapiebegannallerdingserstmiteinerEntdeckungvona.FeldtimJahr1917:Feldthattefestgestellt,dassGold-verbindungenerstdanntherapeutischsinnvolleinge-setztwerdenkönnen,wennsienacheinembestimmtenchemischenPrinzip(BindungdesGoldesübereinSchwefelatomaneinorganischesRadikal)konstruiertsind.anfangder30-erJahredes20.JahrhundertshattesichdieGoldtherapie–zunächstinFrankreich–etabliert.IhreVerfechtersaheninihreineRevolution
Anzeige aus dem frühen 20. Jahrhundert für Aspirin
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Ursache oder Begleiteffekt
1940entdeckteWaalereherzufälligdieagglutinieren-deWirkungdesSerumsbeiPolyarthritisaufdierotenBlutkörperchenvonhammeln,achtJahrespätermisstRosedieseWirkung(Waaler-Rose-test).Darausentste-hendiesogenanntenRheumafaktoren,diedanndankderarbeitenvonheller,Svartz,SingerundPlotzalsImmunglobulinmitautoantikörpereigenschafteniden-tifiziertwerden.natürlichwärendieseEntdeckungennichtmöglichgewesenohnediegroßenFortschritteimBereichderhistologie,derhisto-undCytochemie,derGenetik,derVirologieundinsbesonderederImmu-nologie.Fortschritte,dieinderzweitenhälftedes19.JahrhundertsbegannenundzueinerkontinuierlichenRevolutionindennaturwissenschaftenundderMedizinführten.
UndwiefastimmerbeigroßenmedizinischenEntde-ckungenglaubtemankurzfristig,mitdenRheumafak-toren„denSteinderWeisen“fürdieÄtiopathogenesederrheumatoidenarthritisgefundenzuhaben:Rheu-mafaktorenwirkengegenGelenkstrukturen;inVerbin-dungmitihrenantigenenunddurchKomplementfixie-rungkönnensielöslicheImmunkomplexebilden.DerenintrasynovialePhagozytoseinkl.desniederschlagsandenGefäßwändenwurdefürdieFortdauerundProgre-dienzderErkrankungverantwortlichgemacht.
Baldallerdingswurdeklar,dassdieRheumafaktorennurBeweisefürdieKrankheitselbstsind:sietauchenofterstlangenachdenerstenSchädenauf.Ihrnach-weisistüberhauptnurbeirundderhälftederPatientenmitrheumatoiderarthritismöglich(aberu.a.auchbeiSlE,Mischkollagenosen,SklerodermieundSicca-Syndrom).Einfalsch-positivernachweisfindetsichbeinichtrheumatischenchronisch-entzündlichenErkran-kungen,vorallembeisubakuterbakteriellerEndokar-ditis,tuberkulose,Salmonellose,Syphilis,beiakutenVirusinfektionenundneoplasiennachBestrahlung.Insgesamtsind5%dergesundenBevölkerungunter50Jahrenpositiv;mitzunehmendemlebensaltersteigtdienachweisrate:bei70-jährigenMännernaufca.10%,beiFrauenaufca.15%(Pschyrembel,1990).
Damitwarklar,dassderUrsprungder„immunolo-gischenUnordnung“(Sourniaetal.)vorderBildungderRheumafaktorenliegenmuss,undzwarinderausbil-dungdeserstensynovialenPannus,woeszuWu-cherungenderimmunkompetentenlymphozytenundPlasmazellenkommt.Darstellung von Lymphozyten
Darstellung der Thymusdrüse
DaSMEDIKaMEntÖSEaRSEnalWÄChSt �1
DiezumteildramatischenVerbesserungenderlebens-situationderbetroffenenPatienten(siehedazuauchdieErfahrungenvonR.Dufy,Seite22)löstenverständ-licherweisegroßeBegeisterungaus.RaschjedochwurdenauchdieProblemederneuentherapeutischenOptionoffenkundig:WieimFallderhormonüberflutungbeiSchwangerschaftundderGelbsuchtbleibtesbeieinerreinaufschiebendenWirkungmitdernotwendig-keiteinerlangfristigenMedikation,diemitdemRisikoerheblichernebenwirkungenbehaftetist.Diepharma-zeutischeForschungstellteauchindiesemFallrelativraschsynthetischeDerivatebereit(z.B.PrednisonundPrednisolonoderaCth),diebeigleichbleibenderthe-rapeutischerWirkungeinverringertesnebenwirkungs-potentialaufweisen.DasgrundsätzlicheProblemderKortikosteroid-therapiebeirheumatoiderarthritiswardamitallerdingsnichtgelöst.
MitderVeröffentlichungvonJimenez-DiazüberdieErgebnissemitn-lostimJahr1951wirdeinneuesKapitelindertherapiederrheumatoidenarthritisauf-geschlagen:dieImmunsuppressivakommeninsSpiel.1960zeigenDresnerundtrombly,dasssichmitd-Pe-nicillamindieKonzentrationderRheumafaktoreninvitroundinvivosenkenlässt.Seit1962wirddieseSubstanzdannauchtherapeutischeingesetzt.DieEntwicklungdesFolsäure-analogonsMethotrexatschließlicherwei-tertdiemedikamentösePaletteerheblich.
UndmitdenUntersuchungenvonSchuermannzurRolledert-lymphozytenbeirheumatoiderarthritiswirddastorfüreineneueGenerationvonImmunmodula-torenaufgestoßen.
Fotografien von denEntdeckern des Kortisons
Fotografie von den Entdeckern des Kortisons
DaSMEDIKaMEntÖSEaRSEnalWÄChSt�0
fürdieBehandlungderrheumatoidenarthritis,nichtzu-letzt,weilmannacherstenErfahrungenhoffte,mitihrerhilfedieProgredienzzumStillstandzubringen.DieseErfahrungensindmitdenmultizentrischenUntersu-chungendesEmpireRheumatismCouncil(1956-1961)undderamericanRheumatismassociation(1973)bestätigtworden.anfangder50erJahredesletztenJahrhundertswurdeeineGruppevontherapeutikafürdieBehandlungderchronischenPolyarthritiswieder
entdeckt,dieschonseitdem16.JahrhundertKarriereinderMalaria-Behandlunggemachthatte:diegelbeRindeeinesBaumes(Cinchonasp.).linnébenann-teden1638nachEuropaeingeführtenBaumnachdemnamendererstenprominentenPatientin,derspanischenGräfinvonChinchon(ervergaßdabeidas„h“imnamen);denindianischennamendesBaumesbezeichneteer–fälschlicherweise–als„quinquina“(darausentwickeltesichspäterderBegriffQuinine
bzw.Chinin).1820isoliertenPelletierundCaventoureinesChininundidentifiziertenesalshauptwirkstoff.abdem19.JahrhundertwurdenCinchona-BäumeaufPlantagenangebaut.Vordem2.Weltkriegkamenrund80%derWeltproduktionausdenholländischenKolonienimheutigenIndonesien(Cinchonaledgeriana,Cinchonasuccirubra).MitderjapanischenBesetzungbeganninDeutschlandunddenUSadieSuchenachsynthetischenErsatzstoffen.Resochin,SontochinundChloroquinwurdenentwickeltundraschbreiteinge-setzt.MitPage,FriedmanundBachbegannschließlichindenJahren1951und1952derverstärkteEinsatzdersynthetischenMalariamittelbeirheumatoiderarthritis.
KurzvorherhatteeineweitereEntdeckunggroßehoffnungendertherapeutengeweckt.ausgehendvonderÜberlegung,dassSchwangerschaftundGelbsuchtdieProgressionderchronischenPolyarthritisunter-brechen–unddabeidenOrganismusmitSteroidenüberschwemmen–,hattehenchdieIdee,Kortisoneinzusetzen.ErstwenigeJahrevorherhatteKendalldasGlukokortikoidausdernebennierenrindeisoliert(Kendall,henchundReichsteinwurden1950fürihreForschungenaufdiesemGebietmitdemnobelpreisausgezeichnet).Unterdemtitel„theeffectofahor-moneoftheadrenalcortex(17-hydroxy-11-dehydrocor-ticosterone:compoundE)andofpituitaryadrenocorto-tropichormoneonrheumatoidarthritis“publizierteer1949seineErgebnisse.
Farblithographie eines Chininbaumes
InderFolgezeitgerietzunehmenddieVielfaltimmuno-logischerProzesseinsVisierderForschung.DerErfolgdesDiphterieserumswecktedasInteressefürantigen-antikörper-ReaktionenunddasWesenderSpezifität.Karllandsteinerentwickelteeinphysikalisch-che-mischesModellderantigen-antiköper-Reaktionen.DeramerikanerRobertGoodwiesnach,dassdiebisheralsEinzelvorgängeverstandenenunterschiedlichenImmun-reaktionenüberdielymphozytenmiteinanderverbun-densind.FürdaszunehmendeVerständnisderEinzel-reaktionenalsImmunsystemspieltennichtzuletztauchlandsteinersForschungenüberdasBlut(Blutgruppen,Rhesusfaktor)einegroßeRolle.Inden40-erJahrendes20.JahrhundertsentdeckteOwendasPhänomenderImmuntoleranz.WenigeJahrespäterpostulierteBurnet,dassderKörperübereinenMechanismusverfügt,um„köperfremd“von„körpereigen“zuunterscheiden.DerdänischeForschernielsJernepostulierteeinetheoriedernatürlichenSelektion,nachdergleichsamstän-digneueantikörpergebildetwerden,nochbevoreinekonkreteBedrohungdurchantigenevorhandenist.EinbestimmtesantigensuchtdanachunterdendiversenantikörpernseinGegenstückundbildeteinenantigen-antikörper-Komplex.DieserwirdvonPhagozytenangegriffenmitderFolgederBildungweitererantikör-
permitdergleichenSpezifität.DerbereitserwähnteaustralierBurnetentwickeltediejerneschetheorieweiterzurtheoriederklonalenSelektion:DernatürlicheantikörperzirkuliertdanachnichtfreiimSerum,sondernistalsRezeptoranderZelloberflächegebunden;bindeteinpassenderantikörperandenRezeptor,erhältdieZelledasSignalzurVermehrung.InderFolgezeitwurdedietheoriedurcharbeitenvonnossalundlederberguntermauert.
nochwarallerdingsdasRätsel„thymus“nichtgelöst!Eine1961durchgeführtethymektomiebeineugebore-nenMäusenbrachtelichtinsDunkel:DieoperiertenMäusewurdenkrank,antikörperwurdenkaumausgebildet.Paralleldazustelltederamerika-nischeKinderarztRobertGoodfest,dassKindernmitImmunschwächeoftvonGeburtanderthymusfehlte;sielittenunterzahlreichenInfektionenundwarennichtinderlage,antikörperzubilden.Damitverdichtetensichdiehinweise,dassaußerdenantikörperprodu-zierendenB-ZellenimKnochenmarkauchthymus-odert-Zellenmitwirkenmussten.
„Inden70erJahrennahmdasPhänomenderImmu-nitätinderBiochemieeinezentraleStellungeinundbrachtesoZellbiologenundImmunochemiker(mitihrenKultivierungstechniken)sowieGenetikerundMoleku-larbiologen(mitihrenSequenzuntersuchungen)zu-sammen.DieimmunologischeForschungnahmeinenrasantenaufstieg:„Zwischen1970und1988wurdennichtwenigerals47neueimmunologischeFachzeit-schriftengegründet!“(R.Porter)
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Rechts: Paul-Ehrlich-Medaille
Daneben: Frühes immunologisches Buch von Calmette
Gymnastisches Gerät aus dem 19. Jahrhundert
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Vom Strecken und Dehnen
IneinerhistorischenBetrachtungderBehandlungrheumatischerKrankheitsbilderdarfnatürlicheingeziemenderhinweisaufphysikalischetherapien,KrankengymnastikundErgotherapienichtfehlen!WirwollendabeiwenigerabhebenaufdasBadewesen,dasgeradeim18.und19.JahrhunderteinegroßeBlüteerlebte.Übrigenswardabei–ebensowieheute–dieKrankheitpersekeineswegseineconditiosinequanonfürs„Kuren“!DasklassischeKurbaddes19.JahrhundertsentsprachinStilundangebotsicher-licheherdem„Wellness-Bad“heutigenZuschnittsalseinem„Rehabilitation-Kurbad“fürBfa-VersicherteausdemJahr1970!EingutesBeispielfürden„klassischenKurgast“istübrigensJohannWolfgangvonGoethe!ZwischendenJahren1785und1823unternahmerweitmehralszwanzig„Bäderreisen“.ZumErfolgderaufenthalteheißtes:„Durchdasneueambiente(dieÄnderungderErnährung,ausflügeindieUmgebung,gesellschaftlicheEreignisse–vorallemdieanwesen-heitanmutigerDamen)belebt,ließenvielfachauchdiekörperlichenBeeinträchtigungennach“.naalso!
Im18.und19.JahrhundertsindeineVielzahlvonMaschinenerfundenworden,umGesundenundKrankenzueinerbesseren„haltung“zuverhelfen.nebeneinerVielzahlvonGeräten,indenenmanmiteinigemGoodwillnochVorläuferheutigerapparaturenfürdieKrankengymnastikodergarderFitnessstudioserkennenkann,wurdengeradeimZusammenhangmitVerkrümmungenderWirbelsäulezurBehandlungdersogenanntenSpinaluxatawahreFolterinstrumente
konstruiert.BasisfürdieProzedurenwarendieüberlie-fertenEmpfehlungendeshippokrates,nachdenendiePatientenaufeinerspeziellgebautenBank(Scamnumhippocratis)durchmassivenZugundGegenzugerstextendiertwerdensolltenunddanndieSpinaluxatazusätzlichmitdemKörpergewichtdes„therapeuten“odermithilfeeineshebelsredressiertwerdensollte.DieselehrmeinungwurdedannindenmedizinischenSchriftendes16.und17.Jahrhundertswiederauf-gegriffen,z.B.im„armamentariumchirurgicum“desUlmerChirurgenJohannesScultetus.SelbstEndedes19.JahrhundertswarendiePatientenvonderProzedurnochnichterlöst:auchdergroßefranzösischearztJeanFrançoisCallotführte1897nochdiemanuelleRe-dressiondurch,um„jedenBuckel,obflorideoderchro-nisch,ineinembrüskenaktzubeseitigen“.ImmerhinbedientesichCallotdabeidermodernenpharmazeu-tischenErrungenschaften:erbetäubteseinePatientenvordemEingriff!
Von A wie Asepsis bis T wie TNF-∙Inderzweitenhälftedes19.JahrhundertsmitgroßenPaukenschlägengestartet,hattemanMittedesletztenJahrhundertsfastschongeglaubt,dasthema„Im-munologie“seiausgereizt!DiegroßenPioniere,louisPasteur,PaulEhrlichundEmilvonBehring,hattenlängstdiebahnbrechendenEntdeckungengemacht;wichtigeErrungenschaftenwareninderPraxisetabliert,wiePasteurstollwutimpfung(unddiewesentlichvonihmkreiertenBegriffeVakzination,Desinfektionslehre
oderasepsis),dievonPaulEhrlichvorangetriebeneEntwicklungvonpharmazeutischen„Zauberkugeln“(erhattedasSalvarsangegendieSyphiliserforschtundaufdenMarktgebracht)oderdasvonEmilvonBehringzurErzeugungvonImmunitätentwickelteantikörperse-rumgegenDiphterie.Zusätzlichwarenz.B.ImpfungengegenCholera,Pestundtyphuseingeführtworden.
Drastische Einrenkung des Schultergelenkes, aus einem Lehrbuch des 16. Jahrhunderts
hUMIRa® –VOllStÄnDIGhUMan ��
HUMIRA® – vollständig human
hUMIRa®isteinrekombinanter,vollständighumanermonoklonalerIgG1-antikörper,derspezifischundmithoheraffinitätantumor-nekrose-Faktor-∙(tnF-∙)bindet.hUMIRa®hemmtdiebiologischeWirkungvonlöslichemundmembrangebundenemtnF-∙.EsneutralisiertlöslichestnF-∙undverhindert,dassderBotenstoffandiebeidenzellständigenRezeptorenp55undp75bindet.EshataucheinenantagonistischenEffektaufdieinsZellinneregerichteteSignalkettedesmembranständigentnF-∙,alsoaufdassogenannte„reversesignaling“.
InEuropawurdehUMIRa®2003zurBehandlungdermoderatenbisschwerenrheumatoidenarthritis,2005zurBehandlungderaktivenundprogressivenPsoria-sis-arthritisund2006zurBehandlungderschwerenaktivenankylosierendenSpondylitiszugelassen.2007erhielthUMIRa®dieZulassungzurBehandlungdesschwergradigen,aktivenMorbusCrohnsowiezurBe-handlungderPsoriasisbeiPatienten,mitmittelschwererbisschwererchronischerPlaque-Psoriasis.hUMIRa®bietetzudemmehrals10JahreklinischeErfahrung.
HUMIRA® – TNF-∙-Antagonist für das �1. JahrhundertMitderEinführungdererstensogenanntenBiologika(engl.Biologics),dentnF-∙-antagonisten,istindertherapiederrheumatoidenarthritiseingrundsätzlichneuesKapitelaufgeschlagenworden.EinKapitel,indemmithUMIRa®einneuerabschnittbeginnt–ganznachdemvorbaldzweitausendJahrenvonOvidüber-liefertenPrinzip:„DasBessereistdesGutenFeind.“Sohatteessichabbottzuraufgabegemacht,einenanti-tnF-∙-antikörpermitfolgendenEigenschaftenzuentwickeln:
• SpezifischeBindungvontnF-∙• KeineUnterscheidungvonhumanen IgG1-Molekülen• natürlichehalbwertszeit• anwendunginKombinationmitMethotrexat oderalsMonotherapie• GuteVerträglichkeit.
EntstandenisthUMIRa®,dererstevollständighumanemonoklonaletnF-∙-antikörper!EintnF-∙-antikörper,derdiebiologischeWirkungvontnF-∙ verhindert,indemer–wiemolekulareanalysenzeigen–sowohllöslichesalsauchmembrangebun-denestnF-∙ mithoheraffinitätundSpezifitätbindet.hUMIRa®bildetmittnF-∙ relativgroße,stabiletrimer-Komplexe,dieschnellundeffizientausdemKörperausgeschiedenwerden.
Ein Autograph aus dem Nachlass von P. Ehrlich, der
eine Phagozytose darstellt
Schnitt durch das Metkarpal-gelenk aus dem Atlas von Henle
VOnaWIEaSEPSISBIStWIEtnF-∙��
DieseForschungindenletztenbeidenJahrzehntenhatauchzueinembesserenVerständnisderimmuno-logischenProzessegeführt,diederPathogenesederrheumatoidenarthritiszugrundeliegen.Dabeihatsichgezeigt,dassdertumornekrosefaktor-∙(tnF-∙)beiderEntstehungderrheumatoidenarthritiseineSchlüssel-funktionbesitzt,denntnF-∙fördertu.a.dieExpressionvonMediatoren,dieihrerseitsdieGelenkentzündungunddenabbauvonKnorpel-undKnochensubstanzvermit-teln.DabeiwirkttnF-∙aufGranulozyten,Endothelzellen,Fett-undMuskelzellen,MonozytenundMakrophaten.SmithundKavanaughhabenübereinstimmendzeigenkönnen,dassdierheumatoidearthritismiteinerchro-nischenÜberexpressionvontnF-∙inderSynovial-flüssigkeitundimSynovialgewebeassoziiertist;genaudieserBefundkorreliertmitderEntwicklungderSynovitisunddererosivenGelenkveränderungen.DieseneuenpathogenetischenErkenntnissewarendieBasisfürdieEntwicklungmodernerzielgerichtetertherapieformen,diedirektindenKrankheitsverlaufderrheumatoidenarthritiseingreifen,diesogenanntentnF-∙-antikörper.MitderhemmungvontnF-∙wirdinderFolgeu.a.auchdieProduktionvonIl-1,Il-6undIl-8gehemmt.DieInhibie-rungderzentralenSchaltstelle„tnF-∙“versprichtdamiteineumfassendereWirkungalsdieBlockadeeinzelner,inderKaskadenachgeordneterZytokine,wiez.B.Il-1.DieandieInhibierungvontnF-∙geknüpftengroßenthe-rapeutischenErwartungenhabensichmittlerweileerfüllt:KlinischeStudienzeigen,dassPatienten,diemittnF-∙-antagonistenbehandeltwurden,übereinenZeitraumvonmehralssiebenJahrennichtnureinesignifikantstärkereSymptombefreiungundbesserekörperlicheFunktionsfä-higkeiterleben(imVergleichzuMtx-Patienten),sonderndassauchdieradiologischeProgressiongehemmtist.
DMARDs und andere Abkürzungen
tnF-∙,Il1-8,Ra,p55,aCR20/50/70,DaS-28,SF-36,nyha,haQ,hRQol,tJC,SJC,MCS.nSaIDs,nSaRs,Mtx,aCth,…undjetztauchnochDMaRDs.
EsgibtsicherlicheinigeDinge,diemoderneForscherundihre„frühen“Kollegenverbinden:Bestimmtdieneugier,bestimmtderWunschzuhelfen–undganzsicherauchdieFreudeamErfindenneuerBegriffe!
Undweildieheutigenterminiaufgrundderkomple-xenthematik,diesiebeschreiben,oftrechtlangsind,behelfenwirunsmitabkürzungen;soentstehtausderhealth-RelatedQualityoflife,diemithilfedesPatien-tenfragebogensShort-FormhealthSurveyerfasstwird,einfachdiehrQol/SF-36!
VielinteressantersindallerdingsdiejenigenBegriffe–undabkürzungen–dieunshelfen,Sachverhaltezukatalogisierenundzuklassifizieren.BeiarzneistoffenkannmandabeivorallemzweiWegebeschreiben:DieKlassifikationnachdenInhaltsstoffenund/oderWirkprinzipien–alsozumBeispiel„nicht-steroidaleantirheumatikaodertnF-∙-antagonisten–und,zumZweiten,eineKlassifikationnachdenzuerwartendentherapieergebnissen.
InderBehandlungderrheumatoidenarthritishatmanmitderSchaffungdesBegriffsderDMaRDs(DiseaseModifyingantirheumaticDrugs)genaudiesenVersuchgemacht.UnterdieseRubrikfallenMedikamente,dienichtalleinsymptomatischwirken,sonderndierheu-matischeEntzündungbekämpfen,indemsiegrund-sätzlichinsKrankheitsgescheheneingreifen–zumBeispieldurchdieVerhinderungderausschüttungvonEntzündungsmediatorenunddurchdiehemmungdesunkontrolliertenZellwachstums.auchwennmansichdemErhaltderdeutschenSprache,insbesondereauchinderMedizin,verpflichtetfühlt,mussmandochzuge-stehen,dassderangloamerikanischeBegriffDMaRDsdasgrundsätzlichanderedieserarzneimittelkategoriealleindurchdenterminus„modifying“deutlichmacht!ZudenfrühenDMaRDsmüssensicherlichdieGoldthe-rapeutikagezähltwerden.
heutewirddieseGruppeallerdingsprimärvondentnF-∙-InhibitorenundanderenmodernenBiologikadominiert.
Blutausstrich mit Lymphozyten
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HUMIRA® – gute Verträglichkeit
DieSicherheitsdatenzuhUMIRa®basierenaufeinemExpositionszeitraumvonüber20.555Patienten-Jahren.DietherapiemithUMIRa®istüberalleIndikationenimallgemeinensicherundwirdvonderMehrzahlderPati-entengutvertragen.ZudenimRahmendesklinischenEntwicklungsprogrammsamhäufigstenberichtetenunerwünschtenEreignissenzählten:ReaktionenanderInjektionsstelle,InfektionenderoberenatemwegeundSchmerzenanderInjektionsstelle.DieReaktionenanderInjektionsstellewarenindenmeistenFällenmildausgeprägtundführtennurseltenzueinemabbruchdertherapie.nurwenigePatienten,5,1%unterhUMIRa®verglichenmit3,2%unterPlacebo,brachendiethera-pieaufgrundunerwünschterEreignisseab.
Weltweitwerdenbereits270.000PatientenmithUMIRa®behandelt.
HUMIRA® – patientenfreundliche Anwendung
DerErfolgeinesarzneimittelsindertäglichenPraxiswirdsowohldurchdieSubstanzeigenschaftenalsauchdurcheinepatientenfreundlichehandhabungdesPräparatsbestimmt.DamithUMIRa®nichtnurinkontrolliertenStudienhervorragendeErgebnisseliefert,sondernsichgenausogutunterPraxisbedingungenbewährt,wurdedeshalbvonanfanganvielWertaufdieEntwicklungeinesbenutzerfreundlichenanwen-
dungssystemsgelegt.FürdieeinfacheanwendungzuhausestehtdenPatientenhUMIRa®zursubkutanenSelbstinjektionalsPEnundalsFertigspritzebereit:DieZu-undaufbereitungderInjektionslösungentfällt.DerPEnverursachtwenigerSchmerzenundistbesondersgutgeeignetfürPatientenmitSpritzenangst.DarüberhinausbleibendiePatientenflexibelundunabhängig.
Antikörper
Antikörperstruktur
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HUMIRA® – Remission plus Hem-mung der Gelenkzerstörung
hUMIRa®wurdebeiPatienten,dienichtausreichendaufherkömmlicheStandardtherapienangesprochenhatten,sowohlalsMonotherapiealsauchinKombi-nationmitMtxundanderenDMaRDsuntersucht.Indiesenplacebo-kontrolliertenStudienführtehUMIRa®–gemessenanhandderKriteriendesamericanCollegeofRheumatology(aCR20-,aCR50-,aCR70-Kriterien)–zueinersignifikantenVerbesserungderklinischenZeichenundSymptome.hUMIRa®zeigteeinenschnellenWirkungseintritt,dersichbeivielenPatientenineinermindestens20-prozen-tigenVerbesserungderklinischenZeichenundSymp-tome(aCR-20-ansprechen)innerhalbvon1-2Wochenwiderspiegelte.Dielangfristige,überJahreanhaltendeWirksamkeitderbiologischentherapieisteinederEr-wartungen,dieandiesemodernenDMaRDsgerichtetwerdenmüssen:inoffenenFortsetzungsstudienkonntedieanhaltendeWirksamkeitvonhUMIRa®–gemessenanhanddesIndexzurErfassungderKrankheitsaktivität(DiseaseactivityScore,DaS/EUlaR-Response)–bis-langübereinenZeitraumvonsiebenJahrenbelegtwerden.
Sowurdeu.a.inderrandomisierten,doppelblinden,aktivkontrolliertenPREMIER-Studie(F.Breedveld)dieWirksamkeitundSicherheitderKombinationstherapievonhUMIRa®undMethotrexatundderjeweiligenMo-notherapienbei799PatientenübereineZeitdauervonzweiJahrenverglichen.UnterderKombinationstherapieerreichterunddiehälftederPatienten(49%)nach104
WocheneineklinischeRemission(DaS28<2,6)undebenfalls49%einbedeutendesklinischesansprechen,definiertalskontinuierlicheaCR70-ansprechrateübermindestens6Monate.DieUnterschiedewarensowohlgegenübereinerhUMIRa®-alsaucheinerMtx-Mono-therapiesignifikant(p<0,001).DiehemmungderGelenkzerstörungwurdeu.a.ineiner3-JahresstudievonE.Keystoneverglichen.nacheinerrandomisierten,doppelblinden,placebo-kontrollierten1-JahresstudiemithUMIRa®undMethotrexatwa-ren457PatientenineineroffenenFortsetzungsstudie(„open-label-extension“)mitderKombinationweiterbehandeltworden.nachinsgesamt3-jährigertherapiemithUMIRa®konntebei3von4PatienteneinStill-standderGelenkzerstörunggezeigtwerden:nachdemmodifiziertenSharpScorewiesen71%bzw.73%derPatientenkeineradiologischeProgressionindenDimensionen„Gelenkerosion“und„Gelenkspaltver-
engung“auf.DiesepositivenErgebnissekonntenauchnachinsgesamt5Jahrenadalimumab-therapieauf-rechterhaltenwerden.KeinerderPatientenzeigteeinFortschreitenderGelenkerosionen.
HUMIRA® – signifikante Verbesse-rung und Erhalt der körperlichen FunktionsfähigkeitnebenSchmerzen,GelenkschädigungenundFunkti-onsbeeinträchtigungenleidenPatientenmitrheumatoi-derarthritisvorallemunterdeninfolgederErkrankungauftretendenpsychosozialenProblemen:täglicheRoutinearbeitenkönnenkaumnochohnefremdehilfegeleistetwerden,diearbeitsfähigkeitderPatientenwirdzunehmendeingeschränktunddiefamiliärenBezie-hungenwerdenrascheinerimmensenBelastungsprobeausgesetzt.FürdiePatientenistdaherdieVerbesse-rungihrergesundheitsbezogenenlebensqualitätdurchdietherapiemitmodernenMedikamentenwiedentnF-∙-InhibitorenvonentscheidenderBedeutung.Indenzulassungsrelevantenplacebo-kontrolliertenStu-dienwurdederEinflussvonhUMIRa®aufdiekörper-licheFunktionsfähigkeitunddiegesundheitsbezogenelebensqualitätuntersucht.InallenStudienwurdeeinesignifikanteVerbesserungdermithilfederPatientenfra-gebögenhealthassessmentQuestionnaire(haQ)undShort-FormhealthSurvey(SF-36)erfasstenlebens-qualitätdokumentiert.
Rasterelektronische Aufnahme des Blutes mit Lymphozyten
HUMIRA® – bietet immer ein PLUS
1. Mit HUMRA® erreichen Sie REMISSIONPLUS: Klinische REMISSION PLUS Stopp der Gelenkzerstörung 1
�. Mit HUMRA® erreichen Sie WIRKSAMKEITPLUS – über die Wirbelsäule und die Gelenke hinaus �
�. HUMIRA® – bewährtes Sicherheitsprofil basierend auf mehr als 10 Jahren Erfahrung �
�. HUMIRA®– einfache Selbstinjektion mit dem PEN - die Unabhängigkeit für Ihre Biologika-Patienten
1. Breedveld FC et al. Arthritis Rheum �006; �� (1):�6-�7�. Rudvaleit et al. Ann Rheum Dis �008; 67 (Suppl II): �1��. Kivitz A et al. Clin Ther �006; �6: 1619-16�9
Humira® 40 mg Injektionslösung in Fertigspritze / Humira® 40 mg Injektionslösung im vorgefüllten Pen (Injektor, vorgefüllt/FertigPEN)
Wirkstoff: Adalimumab. Zusammensetzung: Jede Einzeldosis-Fertigspritze à 0,8 ml enthält 40 mg Adalimumab; jede Einzeldosis à 0,8 ml des vorgefüllten Pens enthält 40 mg Adalimumab (rekombinanter humaner monoklonaler Antikörper, der in Ovarialzellen des Chinesischen Hamsters exprimiert wird). Sonstige Bestandteile: Mannitol, Citronensäure-Monohydrat, Natriumcitrat, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Dinatriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Natriumchlorid, Polysorbat 80, Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Rheumatoide Arthritis: Humira® ist in Kombination mit Methotrexat indiziert: - Zur Behandlung der mäßigen bis schwe-ren aktiven rheumatoiden Arthritis bei erwachsenen Patienten, die nur unzureichend auf krankheitsmodifizierende Antirheumatika einschließlich Methotrexat angesprochen haben. - Zur Behandlung der schweren, aktiven und progressiven rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind. Humira® kann im Falle einer Unverträglichkeit gegen Methotrexat, oder wenn die weitere Behandlung mit Methotrexat nicht sinnvoll ist, als Monotherapie angewendet werden. Humira® verhindert in Kombination mit Methotrexat das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren strukturellen Gelenkschädigungen und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit. Psoriasis-Arthritis: Humira® ist indiziert zur Behandlung der aktiven und progressiven Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica) bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf eine vorherige Basistherapie angespro-chen haben. Humira® reduziert das Fortschreiten der radiologisch nachweisbaren strukturellen Schädigungen der peripheren Gelenke bei Patienten mit polyartikulären symmetrischen Subtypen der Erkrankung und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit. Ankylosierende Spondylitis: Humira® ist indiziert zur Behandlung der schweren und aktiven ankylosierenden Spondylitis bei Erwachsenen, die nur unzureichend auf eine konventionelle Therapie an-gesprochen haben. Morbus Crohn: Humira® ist indiziert zur Behandlung eines schwergradigen, aktiven Morbus Crohn bei Patienten, die trotz einer vollständigen und adäquaten Therapie mit einem Glukokortikoid und/oder einem Immunsuppressivum nicht ausreichend angesprochen haben und/oder die eine Unverträglichkeit gegen eine solche Therapie haben oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist. Während der Induktionsbehandlung sollte Humira® in Kombination mit Glukokortikoiden verabreicht werden. Im Falle einer Unverträglichkeit gegen Glukokortikoide, oder wenn eine weitere Behandlung mit Glukokortikoiden nicht sinnvoll ist, kann Humira® auch als Monotherapie verabreicht werden. Psoriasis: Humira® ist indiziert zur Behandlung der mittelschweren bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis bei erwachsenen Patienten, die auf eine andere systemische Therapie, wie Cyclosporin, Methotrexat oder PUVA, nicht angesprochen haben oder bei denen eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit einer solchen Therapie vorliegt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile. Aktive Tuberkulose oder andere schwere Infektionen wie Sepsis und opportunistische Infektionen. Mäßige bis schwere Herzinsuffizienz (NYHA Klasse III/IV). Nebenwirkungen: Klinische Studien: Die Inzidenzen sind definiert als: sehr häufig > 1/10, häufig > 1/100 < 1/10, gelegentlich > 1/1.000 < 1/100, selten > 1/10.000 < 1/1.000. Sehr häufig: Reaktion an der Injektionsstelle (einschl. Schmerz, Schwellung, Rötung oder Pruritus). Häufig: Infektionen des unteren Respirationstraktes (einschl. Pneumonie, Bronchitis), Virusinfektionen (einschl. Influenza, Herpesinfektionen), Candidiasis, bakterielle Infektionen (einschl. Harnwegsinfektionen), Infektionen der oberen Atemwege, Benommenheit (einschl. Schwindel), Kopfschmerzen, neurologische Empfindungsstörungen (einschl. Parästhesien), Husten, nasopharyngealer Schmerz, Diarrhoe, Abdominalschmerzen, Stomatitis und Mundulzeration, Übelkeit, Erhöhung der Leberenzyme, Hautausschlag, Pruritus, muskuloskelettale Schmerzen, Fieber, Müdigkeit/Abgeschlagenheit (einschl. Asthenie und Unwohlsein). Gelegentlich: opportu-nistische Infektionen (einschl. Tuberkulose, Histoplasmose), Sepsis, Abszess, Gelenkinfektion, Hautinfektion (einschl. Weichteilinfektion und Impetigo), oberflächliche Pilzinfektionen (einschl. Haut, Nagel, Fuß), Hautpapillom, Neutropenie (einschl. Agranulozytose), Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie, Lymphadenopathie, Leukozytose, Lymphopenie, systemischer Lupus erythematodes, Angioödem, Arzneimittelüberempfindlichkeit, Hypokaliämie, erhöhte Blutfette, Appetitstörungen (einschl. Anorexie), Hyperurikämie, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit (einschl. Nervosität und Agitation), Synkope, Migräne, Tremor, Schlafstörungen, Störungen des Sehvermögens, Empfindungsstörungen der Augen, Infektion, Reizung oder Entzündung des Auges, Ohrbeschwerden (einschl. Schmerz und Schwellung), Arrhythmie, Tachykardie, Blutdruckerhöhung, Flush, Hämatome, Asthma, Dyspnoe, Dysphonie, nasale Kongestion, rektale Blutung, Erbrechen, Dyspepsie, abdominale Blähungen, Verstopfung, Urtikaria, Psoriasis, Ekchymose und vermehrt Blutergüsse, Purpura, Dermatitis, Ekzem, Haarausfall, Hämaturie, eingeschränkte Nierenfunktion, Blasen- und Harnröhrenbeschwerden, Störungen des Menstruationszyklus und Blutungsstörungen, Brustschmerzen, Ödeme, Grippe-ähnliche Symptome, Erhöhung der Kreatinphosphokinase im Blut, Verlängerung der partiellen Thromboplastinzeit, Nachweis von Autoantikörpern, versehentliche Verletzung, beeinträchtigte Wundheilung. Selten: nekrotisierende Fasciitis, virale Meningitis, Divertikulitis, Wundinfektion, Lymphom, solide Organtumoren (einschl. Brust, Eierstock, Hoden), malignes Melanom, Plattenepithelkarzinome der Haut, Panzytopenie, idiopathische thrombozytopenische Purpura, Serumkrankheit, saisonale Allergie, Schilddrüsenfunktionsstörung (einschl. Struma), Hyperkalzämie, Hypokalzämie, multiple Sklerose, Gesichtslähmung, Panophtalmie, Iritis, Glaukom, Hörverlust, Tinnitus, Herzstillstand, Insuffizienz der Koronararterien, Angina pectoris, Perikarderguss, dekompensierte Herzinsuffizienz, Herzklopfen, Gefäßverschluss, Aortenstenose, Thrombophlebitis, Aortenaneurysma, Lungenödem, pharyngeales Ödem, Pleuraerguss, Pleuritis, Pankreatitis, intestinale Stenose, Kolitis, Enteritis, Oesophagitis, Gastritis, Lebernekrose, Hepatitis, Leberverfettung, Cholelithiasis, erhöhtes Bilirubin im Blut, Erythema multiforme, Pannikulitis, Rhabdomyolyse, Proteinurie, Nierenschmerzen. Unerwünschte Ereignisse nach Markteinführung und aus klinischen Studien der Phase IV: Darmwandperforation; Reaktivierung einer Hepatitis B; demyelinisierende Erkrankungen (z.B. Optikusneuritis, Guillain-Barré-Syndrom); interstiti-elle Lungenerkrankung, einschl. Lungenfibrose; kutane Vaskulitis; anaphylaktische Reaktion; hepatosplenales T-Zell-Lympom. Verschreibungspflichtig.Pharmazeutischer Unternehmer: Abbott Laboratories Ltd. Queenborough, Kent ME11 5EL, Vereinigtes Königreich. Stand: August 2008
lItERatUR-UnDBIlDVERZEIChnIS/IMPRESSUM�8
Literatur- und Bildverzeichnis
abbott,hUMIRa®Produktmonographie,2007J.Benedum,DietherapierheumatischerErkrankungenimWandelderZeit,1994F.C.Breedveldetal.,thePREMIERStudy.In:arthritis&Rheum2006;54:26-37W.Eckart,GeschichtederMedizin,1994a.-P.leca,histoireillustréedelaRhumatologie,1984l.t.Morton,aMedicalBibliography,1983R.Porter,DieKunstdesheilens,2000P.Sandblom,Creativityanddisease,1996P.Schramm,VomZipperleinundGliederreißen,1988J.-Ch.Sournia,M.Martiny,IllustrierteGeschichtederMedizin,1982a.Strümpell,lehrbuchderspeciellenPathologieundtherapiederinnerenKrankheiten,15.auflage,1904h.Voigt,ZurGeschichtederrheumatischenGelenkerkrankungen,1973E.Keystoneetal.,EUlaR,annualScientificMeeting2005(Poster)l.Waldenburg,DieInhalationenderzerstäubtenFlüssigkeitensowiederDämpfeundGaseinihrerWirkungaufdieKrankheitenderathmungsorgane,1864www.arthritisinsight.com/medical/disease/ra/history.htmlwww.aspirin.dewww.gigers.com/matthias/malaria/history.htmwww.rheumatoide-arthritis.de
Wir danken allen beteiligten Museen und Bildarchiven für die freundliche Überlassung von Bildmaterial.Anticmed - Medizinisches BildarchivMedicina Preciosa - Antiquariat für Medizin Dr. med. K.F. Gruber-GerardyVisual Language Library Art of Anatomy: 1�1�-1879��000 Meisterwerke Gemälde Zeichnungen Grafiken, The Yorck Project
Impressum
IdeeundKonzept:medbrain–DieIdeenfabrik,www.medbrain.de
text:Dr.med.K.F.Gruber-GerardyW.Merz
Bildarchiv:Dr.med.K.F.Gruber-Gerardy
layoutundDruckvorbereitung:UnIVERSGmbh,Mainz
2008
„Weil sich alles Wahre und Grosse Eingang in eine wenig bewegliche Masse verschafft ...“
(Zitat: L. Waldenburg)