reaktionsmuster auf kutane schmutz- und schmucktätowierungen
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Hautpathologie – Originalarbeit
| Der Pathologe 1•200246
Zusammenfassung
Kutane Inkorporationen partikulärer Fremd-
substanzen bei Bergleuten sowie Tätowie-
rungen unterschiedlicher Farbzusammen-
setzungen wurden vergleichend auf ihre Zu-
sammensetzung sowie kutanen Reaktionen
histologisch, immunhistochemisch, raster-
elektronenmikroskopisch und elementana-
lytisch untersucht. In den Hautexzisaten der
Schmutztätowierungen der Bergleute wur-
den regelmäßig Silizium und Aluminium
nachgewiesen. Lichtmikroskopisch wiesen
solche Partikel Doppelbrechung auf. Als Re-
aktion auf diese quarzhaltigen überwiegend
perivaskulär sowie perifollikulär liegenden
Mischstaubinkorporationen zeigten sich
Makrophagenaktivierungen bis hin zu prä-
granulomatösen Veränderungen. Anthrako-
tisches Pigment war in Abhängigkeit von der
Schwere des Traumas in allen Schichten der
Dermis lokalisiert. Bei inkorporierten Farb-
pigmenten nach Schmucktätowierung fand
sich in Abhängigkeit vom verwendeten Farb-
stoff ein variables Elementspektrum. Neben
Titan und Kupfer konnten gehäuft Alumini-
um und Silizium in den Farben nachgewie-
sen werden. Fibrotische Reaktionsmuster
waren in der Regel nur diskret, aber selbst
nach Jahrzehnten ließen sich zum Teil deut-
liche Makrophagenaktivierungen in Abhän-
gigkeit vom inkorporierten Farbstoff bele-
gen. Daneben lagen Kapillarproliferationen
sowie diskrete unspezifische lymphozytäre
Infiltrationen vor. Zusammenfassend sind
kutane Fremdstoffinkorporationen nicht als
„inert“ zu bewerten. Unspezifische Makro-
phagenreaktionen und diskrete entzünd-
Kutane kohle- und quarzhaltige Misch-staubinkorporationen sind bei ehemali-gen Bergleuten häufige Befunde, die inder Regel keinen Krankheitswert besitzen(Abb.1a).In der letzten Zeit wurde jedochgelegentlich über eine Beziehung zwi-schen quarzhaltigen kutanen Staubinkor-porationen und einem gehäuften Auftre-ten der systemischen progressiven Skle-rodermie bei Beschäftigten des Uranerz-bergbaus der ehemaligen DDR berichtet[7].Eine wichtige Rolle soll hier der persi-stierenden quarzinduzierten Makropha-genreaktion zukommen. Möglicherweisebedingt durch den geringeren Quarzge-halt der Steinkohle,sind solche Beziehun-gen bei Mischstaubexponierten des west-deutschen Steinkohlebergbaus bishernicht dokumentiert worden.
Ziel der Untersuchungen war es da-her, vergleichend Reaktionsmuster der
Haut auf verschiedene Fremdstoffinkor-porationen lichtmikroskopisch, elektro-nenoptisch sowie elementanalytisch zudokumentieren. Als Untersuchungsgutdienten Hautexzisate von Schmutz- undSchmucktätowierungen.
Das über Jahrtausende zurückzu-führende Ritual des Einbringens vonunlöslichen Farben in die Haut ist in vie-len Kulturen vorhanden und unterliegteinem starken Modetrend sowie einersich stets wandelnden sozialen Wertung.Wurden früher zumeist Tätowierungenzur Rang-, Schutz- und Schmuckkenn-zeichnung verwendet, waren Tätowie-rungen über einen langen Zeitraum imchristlich/jüdischen Kulturkreis geäch-tet. Heute erfreuen sich Tattoos dagegenzunehmender Beliebtheit und sind ge-sellschaftlich weitgehend akzeptiert.
Wurden früher vorwiegend schwar-ze kohlehaltige Tätowierungen vorge-nommen, finden heute verstärkt ver-schiedenfarbige Komponenten zur Ge-staltung teilweise imposanter fast denganzen Körper überziehender MotiveVerwendung (s. Abb. 1b). Solche „bun-ten“ Tattoos können aufgrund der In-haltsstoffe der verwendeten Farbstoffeund der oft enthaltenen schwermetall-haltigen Farbpigmente, unerwünschteFremdkörperreaktionen bis hin zurAusbildung von Granulomen begünsti-
Hautpathologie – OriginalarbeitPathologe2002 · 23:46–53 © Springer-Verlag 2002
K. M. Müller · I. Schmitz · L. Hupe-NörenbergInstitut für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil,
Universitätsklinik, Ruhr Universität Bochum
Reaktionsmuster auf kutane Schmutz- undSchmucktätowierungen
Prof. Dr. K.-M. MüllerInstitut für Pathologie, Kliniken
Bergmannsheil, Universitätsklinik,
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum
liche Veränderungen können selbst nach
Jahren als Zeichen lokaler Reaktion mit
Abbauversuchen dokumentiert werden.
Diskutierte kausale Beziehungen zwischen
kutanen Mischstaubspeicherungen und dem
Krankheitsbild der Sklerodermie ließen sich
nicht aufzeigen.
Schlüsselwörter
Bergmannsnarben · Tattoo · Quarz ·
EDX-Analyse · Sklerodermie
Der Pathologe 1•2002 | 47
K. M. Müller · I. SchmitzL. Hupe-Nörenberg
Reaction pattern to cutaneous particulate and ornamental tattoos
Abstract
Particulate matter incorporated into the skin
of former miners was compared to ornamen-
tal tattoos with regard to composition and
cutaneous reaction pattern.The specimens
were examined histologically and immuno-
histochemically followed by scanning elec-
tron microscopy and element analysis. In the
skin biopsies containing dirt particles, silicon
and aluminium were regularly found and the
particles were positively birefringent under
the light microscope. Even years after the
initial foreign particle incorporation strong
reactions against quartz-containing sub-
stances deposited perivascularly and perifol-
licularly continued to take place. Reactions
ranged from strong macrophage activation
to pre-granulomatous changes. Anthracotic
pigment was demonstrated in all layers of
the dermis depending on the degree of trau-
matic insult and the colour pigments of the
ornamental tattoos showed a variable spec-
tra of elements depending on the type of
dye used. Fibrous reactions were only dis-
crete, however, strong macrophage activia-
tion and sometimes capillary proliferation as
well as non-specific lymphocytic infiltration
could still be confirmed even decades after
the initial incorporation. In conclusion, the
cutaneous incorporation of ornamental
tattoo dyes and accidental dirt particles is
not an inert process. Even years later, non-
specific macrophage activation as well as
discrete inflammatory changes in an
attempt to degrade the foreign material can
still be documented. A clear correlation
between subcutaneous incorporated quartz
particles and progressive systemic sclerosis
was not found in this study.
Keywords
Miners scars · Tattoo · Quartz · EDS analysis ·
Sclerodermia
gen. Die Zusammensetzung der Täto-wierungsfarbstoffe ist uneinheitlich undunterliegt keiner gesetzlichen Regelung.Bei den verwendeten Farben handelte essich zumindest in früheren Jahren oftum Mixturen verschiedener Metallsalze,gängige Komponenten sind hier in Ab-hängigkeit vom vorliegenden Farbton:Chrom, Nickel Cadmium, Titan, Alumi-nium, Quecksilber u. a. Die durch dieMetallkomponenten bedingte Ausbil-dung von Fremdkörpersarkoiden [4],Pseudolymphomen [8] sowie von Gra-nulomen [2] wurde vereinzelt in der Li-teratur mitgeteilt. Heute sollen jedochnach Auskunft der Tattoostudios ver-mehrt „reizfreie“ Farbgemische einge-setzt werden, um so mögliche Fremd-körperreaktionen wesentlich zu redu-zieren. Über die genaue Zusammenset-zung der Tattoofarben gibt es nur wenigInformationen, sodass auch weiterhin invielen Fällen vom Zusatz metallhaltigerKomponenten ausgegangen werdenkann. Aufgrund fehlender Richtlinienund Nichteinstufung der Tattoofarbstof-fe als Kosmetika gibt es bislang keineVerordnung bezüglich der Zusammen-setzung der Farbstoffe, sodass Begleit-reaktionen auf mögliche enthaltene Me-tallkomponenten oder andere Bestand-teile auch heute nicht auszuschließensind.
Material und Methoden
Es wurden 20 Hautexzisate nach trau-matischen Schmutzinkorporationenehemaliger Bergleute sowie Exzisate von10 Patienten mit Schmucktätowierungen(gelber, roter, blauer, grüner Farbstoff)vergleichend untersucht. Daneben wur-den Nativfarbstoffe charakterisiert.
Als Kontrolle dienten Gewebepro-ben „normaler“ Haut. Daneben wurdenAusstrichpräparate nativer Tattoofarb-
stoffe lichtmikroskopisch beurteilt undim Elektronenmikroskop elementanaly-tisch charakterisiert und vermessen.
Zur Charakterisierung der Fremd-körperreaktion und Bestimmung derKapillarproliferation wurden folgendeAntikörper eingesetzt: CD 68 (Dako;1:300; Clone PG-M1), Faktor 8 (Dako;1:30.000). Die elementanalytische Cha-rakterisierung der Fremdstoffablage-rungen erfolgte mit dem Rasterelektro-nenmikroskop DSM 940 (Zeiss/Leo) so-wie dem Analysesystem Link-AN 10/25der Firma Oxford [kohlebedampfte(40 nm) Schnittpräparate, 20 kV, 25 mmPräparateabstand, spot-Analysen, quan-titative Bestimmung mit ZAF-Pro-gramm].
Prinzip der Elementanalyse. Bei der Inter-aktion des Elektronenstrahls mit demUntersuchungsmaterial entsteht unteranderem Röntgenstrahlung, die nachder Elementzusammensetzung energie-dispersiv mit einem Detektor- und Aus-wertesystem aufgeschlüsselt wird(EDX=energiedispersive Röntgenmi-kroanalyse).
Ergebnisse
Die Fremdstoffdepots der Hautexzisatenach Schmutzt towierung (s.Abb. 1a, Ta-belle 1) bei Bergleuten wiesen polarisa-tionsoptisch neben anthrakotischemPigment doppelbrechende zumeist peri-vaskulär gelegene Anteile auf. Diese wa-ren stark siliziumhaltig (s. Abb. 1e,Abb. 2a, b, Abb. 3). Daneben ließen sichwechselnde Anteile von Aluminium be-legen.Der Siliziumgehalt der Partikel lagin der Regel im Mittel bei ca. 61%, derAluminiumgehalt schwankte und konn-te bis zu 24% betragen (s. Abb. 3, EDX-Spektrum). Intraindividuell und indivi-duell lagen große Unterschiede in der
Pathologe2002 · 23:46–53 © Springer-Verlag 2002
Tabelle 1Verteilungs- und Reaktionsmuster inkorporierter Mischstäube in „Bergmannsnarben“
Anthrakotisches Pigment Im oberen bis mittleren Korium, zwischen kollagenen Fasern, z.T. konglomeratartig,weitgehend inert
Ouarzhaltige doppelbrechende Inkorporation Im Stratum papillare oder Stratum reticulare,persistierende Makrophagenaktivierung, lympho-zytäre Begleitreaktion, Proliferation kleinkali-briger Gefäße, Gefäßwandverdickungen
Hautpathologie – Originalarbeit
| Der Pathologe 1•200248
Zusammensetzung der inkorporiertenMischstäube vor.
Die Lokalisation dieser Partikel inder Dermis wird offenbar von derSchwere des früheren Traumas be-stimmt. Zumeist ist das anthrakotischesPigment jedoch dissiminiert zwischenden korialen Bindegewebsfasern nach-weisbar (s. Abb. 2a). Histologisch undimmunhistochemisch (CD 68) bestehtselbst nach Jahren eine enge Korrelati-on zwischen Fremdkörperreaktion undMenge der inkorporierten quarzhalti-gen Kohleanteile (s. Abb. 2b) bis hin zurAusbildung von sarkoidalen Fremdkör-pergranulomen.
Durch den Einsatz des AntikörpersFaktor VIII konnten eine Proliferationkleinkalibriger Gefäße sowie Gefäß-wandverdickungen größerkalibriger Ge-fäße in unmittelbarer Nachbarschaft dersiliziumhaltigen doppelbrechendenFremdpartikel aufgezeigt werden.
Die Makrophagenreaktionen nachSchmuckt towierung (s. Abb. 2c–h) wa-ren dagegen im Vergleich zum Reakti-onsmuster nach Schmutztätowierung inder Regel schwächer ausgeprägt. DieMenge des inkorporierten Farbstoffpig-mentes scheint hier im Gegensatz zuminkorporierten Quarz eine untergeord-nete Rolle zu spielen, vielmehr kommtder Zusammensetzung der Farbstoffe(s. Abb. 1d, g, Tabelle 2, 3, 4) eine ent-scheidende Rolle zu.
Die EDX- Analysen von nativen Tat-toofarben konnten im blauen FarbstoffAnteile von Titan und (s. Abb. 1d) nach-weisen, in der gr nen Farbe Titan undChlor und in der gelben Farbe Titan. Le-diglich die Analyse der nativen rotenFarbe (s. Abb. 1g) ergab keine Beimen-
gung von Metallkomponenten, hier fandsich vorwiegend Chlor.
Lichtmikroskopisch konnte zumin-dest bei dem nativen blauen Pigmenteindeutig zwischen einem dunklen Trä-gerpigment und der blauen Farbstoff-komponente differenziert werden.
Transelektronenmikroskopisch er-gaben Größenbestimmungen des blau-en Pigments einen durchschnittlichenWert von 0,16 µm (s. Abb. 1f, h).
Inkorporierte Farben wiesen eben-falls ein variables, vom Farbstoff abhän-giges Elementspektrum auf. Da es sichhier in allen Fällen um „ältere“ Tattoo-farbstoffe handelte,wurden neben Titan,einer gängigen Komponente von Far-ben, auch andere Metalle oder anorga-nische Komponenten wie Kupfer oderAluminium, aber auch Silizium gehäuftnachgewiesen. Des Weiteren lagen kör-pereigene Elemente vor.
Gelber Farbstoff ließ sich vorwie-gend im oberen Korium belegen. Diepunktiformen perivaskulär gespeicher-ten Pigmente hatten kristallinen Charak-ter, waren aber zur Abgrenzung gegen-über siderophilem Material in der Eisen-färbung negativ. Im HE-Schnitt impo-
nierte der Farbstoff leuchtend gelb. Gel-ber inkorporierter Tattoofarbstoff zeig-te im Vergleich zu den anderen unter-suchten Tattoofarben die stärkste Ma-krophagenreaktion (s. Abb. 2h). Infolgeder Farbgebung durch die APPAP-Fär-bung und die vorliegende äußerst starkeMakrophagenreaktion (CD 68) erschiender gelbe Farbstoff in der immunhisto-chemischen Reaktion „orange“. In den„Randzonen“ der Farbkonglomerate lie-ßen sich aber noch leuchtend gelbe Farb-anteile identifizieren. Hier lag auch eineverstärkte histiozytäre Reaktion vor.
Blauer Farbstoff erschien lichtmi-kroskopisch aufgrund des titanhaltigenTrägerpigmentes tiefblau bis schwarz.Gut abgrenzbare körnige Partikel konn-ten zumindest in Randzonen von eherdiffus verteilten Farbanteilen bei derUntersuchung der nativen blauen Farbedifferenziert werden. Schwarz erschei-nendes inkorporiertes blaues Pigmentkonnte auch aufgrund der Morphologiesicher von quarzhaltigem anthrakoti-schem Pigment unterschieden werden.Ferner wies es zusätzlich ein Fehlen derfür Quarz charakteristischen Doppel-brechung auf.
Im Gegensatz zum anthrakotischenPigment liegt ferner eine ketten- odertraubenförmige Anordnung vor, wäh-rend quarzhaltige Staubpigmentierun-gen einen vergleichsweise scholligenCharakter besitzen (s. Abb. 2a).
Elektronenoptisch konnte in ausparaffinumgebettetem Material einevorwiegende lysosomale Speicherungdes inkorporierten Farbstoffes belegtwerden (s. Abb. 2d).
Blaues Pigment hatte die vergleichs-weise schwächste Makrophagenreakti-on, die aber auch teilweise durch inten-sive dunkle Farbgebung überdeckt wer-den kann (s. Abb. 2c).
Abb. 1a–h � Makroskopische Aufnahmen von Schmutz- und Schmucktätowierungen. a Makroskopi-sche Aufnahme einer „Bergmannsnarbe“. Strichförmige und großflächigere kutane Inkorporationen.72 Jahre alt gewordener Bergmann. b Makroskopische Aufnahme einer Ganzkörpertätowierung.Detail der mehrfarbigen Schmucktätowierung der Beine. Professionelle Erstellung. c Rasterelektro-nen-mikroskopische Aufnahme von inkorporierten Fremdpartikeln in einer „Bergmannsnarbe“.Vergr. 390:1, 72 Jahre alt gewordener Bergmann. d Rasterelektronen-mikroskopische Aufnahmeeines blauen nativen Tattoofarbstoffes. Partikuläre Verteilung, Vergr. 3.000:1, EDX-Analyse:Nachweis von Kupfer und Titan. e EDX-Mapping für Silizium in einer „Bergmannsnarbe“. Vergr. 390:1,starke Anreicherung für Silizium im Bereich der Fremdstoffinkorporation, 72 Jahre alt gewordenerBergmann. f Transelektronenmikroskopische Aufnahme eines blauen nativen Tattoofarbstoffes.Vergr. 19.200:1, Partikelgröße ca. 0,16 µm. g Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme einesnativen roten Tattoofarbstoffes. Vergr. 2.000:1, EDX-Analyse: Nachweis von Chlor, keine Metallkom-ponenten. h Transelektronenmikroskopische Aufnahme von inkorporiertem blauen Tattoofarbstoff.Vergr. 11.200:1, kettenförmige Anordnung der inkorporierten Partikel
Tabelle 2Verteilungs- und Reaktionsmuster inkorporierter Tattoofarbstoffe
Blaues Pigment Vorwiegend perivaskulär, aber auch perifollikulär,punktförmig, aber auch trauben- bzw. kettenförmigeAggregate
Grünes Pigment Vermehrt gefäßnah, auch perifollikulär, punkt- bis traubenförmige Verteilung, im oberen Korium
Gelbes Pigment Vermehrt gefäßnah, perifollikulär, punktiform,im oberen Korium
Rotes Pigment Gefäßnah, aber nicht perifollikulär, vorwiegend körnig
Hautpathologie – Originalarbeit
| Der Pathologe 1•200250
Rotes Pigment war im Gegensatz zuden anderen Farbstoffen nicht perifolli-kulär lokalisiert (s. Abb. 2f), es lag vor-wiegend gefäßnah vor und war ebenfallswie die anderen untersuchten Pigmentevon körniger Struktur und überwiegendmakrophagozytär gespeichert.
Gr nes Pigment war vorwiegend imoberen Korium lokalisiert, zumeist pe-rivasal, aber auch vereinzelt perifolliku-lär. Es handelte sich lichtmikroskopischum leuchtende traubenförmige deutlichgrüne Aggregate (s. Abb. 2e).
Diskussion
Untersuchungsbefunde in kutanenFremdstoffinkorporationen bei Bergleuten
Erste Aufzeichnungen über entzündli-che Hautveränderungen nach Inkorpo-ration von quarzhaltigen Mischstäubenwurden schon 1916 veröffentlicht [11]. Si-likotische „Prägranulome“ nach As-phaltsplitterverletzung der Haut sind1955 ebenfalls beschrieben worden [1].Ferner wird von einigen Autoren disku-tiert, ob kutane siliziumhaltige Misch-staubinkorporationen neben pulmona-len Silikosen bei ehemaligen Bergleutenals Kausalfaktoren für ein gehäuftes Auf-treten der progressiven systemischenSklerodermie (PSS) verantwortlich zumachen sind. Die persistierende quarz-induzierte Fremdkörperreaktion sollhier wesentliches auslösendes Agenssein [7]. In unserem Untersuchungskol-lektiv konnte selbst nach jahrelanger In-korporation von Mischstäuben mitlichtmikroskopisch doppelbrechendenAnteilen eine deutliche Makrophagen-aktivierung nachgewiesen werden. Ele-mentanalytisch wurde hier neben Silizi-um gehäuft Aluminium in wechselndenAnteilen detektiert. Solch eine alumini-umhaltige Ummantelung der inkorpo-rierten Quarzpartikel könnte die patho-gene Potenz des inkorporierten Materi-
als herabsetzen und als Schutzmecha-nismus gegen chronische schwelendeentzündliche Reaktionen als diskutierteKausalfaktoren einer möglichen PSSdienen [9].
Bekanntlich hängt die Pathogenitätinkorporierten Quarzes von multiplenFaktoren ab. Zum einen von der che-mischen Zusammensetzung und vonder Partikelgröße der inkorporiertenFremdmaterialien. Eine Beziehung zwi-schen Inkorporationen von Fremdpar-tikeln, Entwicklung von kutanen sarkoi-dalen Granulomen und der Entstehungeiner systemischen Sarkoidose ist be-schrieben worden [14]. Kleinere Parti-kel führen häufiger zur Granulombil-dung. Patienten mit kutanen Läsionenund Vorliegen einer systemischenSarkoidose sollen eine schlechtere Pro-gnose besitzen [3]. Daneben sind pati-entenabhängige Dispositionsfaktorenvon Relevanz. Ein durch Makrophagenpostulierter Transport der inkorporier-ten Fremdpartikel kann in unserem Un-tersuchungskollektiv durch vorwiegen-de perivaskuläre Ablagerung der
Fremddepots durchaus nachvollzogenwerden.
Beziehungen zum Krankheitsbild der progressiven systemischen Sklerodermie
Die progressive systemische Skleroder-mie (PSS) gehört zu den seltenen „Der-matosen“. Pro Jahr werden 3–6 Neuer-krankungen unter 1 Mio. Einwohner be-schrieben.Von einigen Autoren wird einZusammenhang zwischen PSS undquarzhaltiger Mischstaubexpositionvorwiegend nach Tätigkeit im Uranerz-bergbau postuliert [7]. Vermutlich be-dingt durch den geringen Quarzgehaltder Steinkohle (0,5–5%, dagegen bis zu30% im Schwebestaub im Uranerzberg-bau), sind solche Fälle im westdeutschenSteinkohlebergbau bisher nicht be-schrieben worden. Kausal begünstigendkommen im Uranerzbergbau dieschlechten Arbeitsbedingungen frühe-rer Jahre hinzu. Eine langjährige Vibra-tionsbelastung durch Benutzung vonBohrhämmern kann zu einer Raynaud-Symptomatik führen und das Auftreteneiner PSS begünstigen. Die Frage, obQuarzstaub eine PSS verursacht, kannnicht abschließend beantwortet werden[6, 10].
Unsere Untersuchungen zeigen,dass siliziumhaltige Inkorporationen ei-ne unspezifische persistierende Fremd-körperreaktion in der Haut hervorrufen.
Eine eindeutige Beziehung zwi-schen quarzhaltiger Mischstaubexposi-
Abb. 2a–h � Reaktionsmuster der Haut gegenüber subkutan inkorporierten Fremdstoffen.a Inkorporierte kohle- und quarzhaltige Partikel in einer „Bergmannsnarbe“. Lokalisation im oberenbis mittleren Korium. Schollige Struktur. Bergmann, 71 Jahre, Vergr. 40:1. b Grobschollige inkorpo-rierte Partikel in einer Bergmannsnarbe. Perivaskuläre Lokalisation der Fremdpartikel. CD-68-Reak-tion. Persistierende Fremdkörperreaktion in enger räumlicher Beziehung zu Kohlenstaub und Quarz-partikel enthaltenden Mischstäuben sowie diskrete lymphozytäre Begleitreaktion. Bergmann,71 Jahre, Vergr. 20:1. c Mikrofotogramm eines makroskopisch blauen Farbstoffes. Blauer Farbstofflichtmikroskopisch „schwarz“ imponierend. Im Vergleich zu Inkorporationen von anthrakotischemPigment (a und b) punktiforme ketten- bis traubenförmige Anordnung. Kein Bergmann 63 Jahrealter Patient, Vergr. 40:1. d Transelektronenmikroskopische Aufnahme eines inkorporierten makro-skopisch blauen Tattoofarbstoffes (Umbettung aus Paraffin). Lysosomale Speicherung. (N-Zellkern,L-Lysosom). Durchschnittliche Größe der Pigmente: 0,16 µm, 63 Jahre alter Patient, kein Bergmann,Vergr. 19.600:1. e Mikroskopische Aufnahme eines makroskopisch grünen Farbstoffes. Farbe deutlichals grün imponierend. Perivaskuläre Anreicherung, 63 Jahre alter Patient, kein Bergmann, Vergr.20:1. f Mikrofotogramm eines makroskopisch roten Farbstoffes. Gefäßnahe Lokalisation. Vorwiegendpunktiforme Anordnung, körnige Strukturierung. CD-68- Reaktion: deutliche Makrophagenreaktion,63 Jahre alter Patient, kein Bergmann, Vergr. 20:1. g Mikrofotogramm eines makroskopisch gelbenFarbstoffes. Leuchtend gelbe Farbpigmente. Dichte kettenförmige gefäßnahe Aggregate (Faktor-VIII-Reaktion), 63 Jahre alter Patient, kein Bergmann, Vergr. 40:1. h Mikrofotogramm eines makroskopisch gelben Farbstoffes (vgl. mit g). Starke persistierende Makrophagenreaktion (CD 68).Oranger Farbumschlag des Pigmentes, bedingt durch die APPAP-Reaktion. In Randbereichen der histiozytären Reaktion gelbes Pigment erkennbar (Pfeil), Vergr. 20:1
Tabelle 3EDX-Analyseergebnisse von nativen Tattoofarbstoffen
Blauer Farbstoff Titan, Kupfer
Grüner Farbstoff Titan, Kalium, Chlor, manchmal auch Silizium
Gelber Farbstoff Titan, manchmal auch Silizium und Kalium
Roter Farbstoff Chlor, manchmal auch Kalium
Hautpathologie – Originalarbeit
| Der Pathologe 1•200252
tion und kutanen Inkorporation sowiedem Krankheitsbild der progressivensystemischen Sklerodermie konnte je-doch nicht aufgezeigt werden.
Untersuchungsbefunde nach Schmucktätowierung
Deutliche Reaktionsunterschiede zwi-schen einzelnen Tattoofarbstoffen sindbekannt und lassen sich auch von unsbelegen [2, 4, 8, 12]. Entscheidend ist hierdie elementare Zusammensetzung derFarbstoffe, die zwischen einzelnen Far-ben, aber auch innerhalb der gleichenFarbe variieren kann, da es für die Zu-sammensetzung von Tattoofarbstoffenbislang noch keine Verordnung gibt [5].Unterschiede in der Elementdetektion inNativfarbstoffen im Vergleich zu inkor-porierten Farbstoffen gleicher Farbge-bung beruhen ebenfalls auf fehlendenRichtlinien für die Zusammensetzungund das breite Spektrum der zum Einsatzkommenden Farben und Farbnuancen.
Die beobachtete hohe Fremdkör-perreaktion des gelben Farbstoffes lässtsich so durch den starken Anteil an Alu-minium erklären. Durch Aluminium in-duzierte Granulome wurden nach Täto-wierung mit einem roten Farbstoff be-
schrieben [2].Grüner Farbstoff soll nachLiteraturangeben ebenfalls gehäuft Kao-lin enthalten. Blauer Farbstoff bestehtdagegen zu einem hohen Prozentsatzaus Titan, das als biologisch inert gilt.Hierdurch lässt sich auch die geringeFremdkörperreaktion auf den inkorpo-rierten blauen Farbstoff erklären.
Titan fungiert als Trägersubstanzdes blauen Farbpigmentes,was die licht-mikroskopisch dunkel schwarz erschei-nenden Strukturen erklärt. Blauer Farb-stoff enthält in der Regel Titanoxid sowieKupfer-Phtalocyaninblau für die eigent-liche Farbgebung [5].Die deutlich unter-scheidbaren Anteile einer dunklen Kom-ponente und einer bläulichen inhomo-genen Komponente des blauen Farbstof-fes sind unserer Kenntnis nach in dieserForm noch nicht beschrieben worden.
Nachweis von Kalium in den Täto-wierungen deutet auf enthaltene pflanz-liche Komponenten hin, während Chlorvermutlich als Lösungsmittel fungiert.
Silizium als vorliegendes Aerosilwurde ebenfalls in grünen Tätowierun-gen gefunden [4]. In einer bereits 8 Jah-re lang bestehenden grünen Tätowie-rung wird das Auftreten eines Sarkoid-granuloms mitgeteilt [4].
Silizium kann ebenso über die Auf-nahme von Silizium aus der Erde beirein „pflanzlichen“ Tätowierungsstoffenunbeabsichtigt in die Farbgemische ge-langen.
Tattoofarbstoffe werden bislangnicht als Kosmetika eingestuft und un-terliegen somit keiner Kontrolle bezüg-lich ihrer Zusammensetzung. Insbeson-dere früher fanden vielfältige Gemischeaus Metallsalzen Anwendung.Auch heu-te kommen solche metallhaltigen Gemi-sche noch zum Einsatz. Unsere element-analytischen Untersuchungen konntenin nahezu allen Tätowierungen, aberauch in den Nativfarben Silizium, Alu-minium und Titan nachweisen. Dieseszeigten ebenfalls andere Untersuchun-gen, die Aluminium in der Mehrzahl von30 mithilfe der EDX-Analyse untersuch-ten Nativtattoofarben als Inhaltsstoffnachgewiesen [13]. Die genaue Zusam-mensetzung von Tattoofarben ist auchim Hinblick auf eine mögliche spätereEntfernung mithilfe des Lasers von Be-deutung [13].
Werden klinisch beim Zustandnach Tätowierung zumeist nur vorüber-gehende aseptische Reaktionen beob-achtet, so besteht hier durch Inkorpora-tion der Metallkomponenten und persi-stierenden Fremdkörperreaktion ein„locus minoris resistentiae“.
Fazit für die Praxis
Kutane Fremdstoffinkorporationen sindnicht als „inert“ zu werten. UnspezifischeEntzündungsreaktionen lassen sich selbstnach Jahren der Fremdstoffinkorporationnachweisen.Eindeutige Beziehungen zwischen demKrankheitsbild einer systemischen pro-gressiven Sklerodermie und kutanen silizi-umhaltigen Mischstaubinkorporationenwerden von einzelnen Autoren beschrie-ben. Nach unseren Untersuchungen konn-te jedoch kein kausaler Zusammenhangaufgezeigt werden.
Tabelle 4EDX-Analyseergebnisse von inkorporierten Tattoofarben
Blauer Farbstoff Titan, Kupfer, Aluminium, Silizium, Kalium,Calcium, Schwefel
Grüner Farbstoff Aluminium,Titan
Gelber Farbstoff Silizium, Aluminium,Titan, Schwefel
Roter Farbstoff Titan, Silizium, Kalium, Chlor, Aluminium
Abb. 3 � Prozentuale Element-verteilung von in Bergmanns-narben inkorporierten Fremd-stoffen (EDX-Analysen) sowieBeispiel einer EDX-Analyse
Der Pathologe 1•2002 | 53
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Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 2001.CD-ROM (ISBN 3-540-14793-4), DM 79,–
Die CD-ROM Body Ex-
plorer 2.0 ermöglicht,
basierend auf den über
2000 hochauflösenden
Bildern der Querschnit-
te des Visible Human
Male & Female (nur Be-
cken) aus der National
Library of Medicine in
Washington,die interaktive Erkundung der anato-
mischen Strukturen des menschlichen Körpers.Über
zwei jeweils frei positionierbare, jedoch leider nicht
zoombare,sagittale und koronare Längsschnitte des
kompletten Körpers können beliebig viele Quer-
schnitte ausgewählt und in einem separatem Fens-
ter dargestellt werden.Mittels zweier Buttons in der
Menüleiste kann zwischen Darstellung des männli-
chen und weiblichen Beckens gewechselt werden.
Zur Auffindung spezifischer anatomischer Struktu-
ren bietet die Software mehrere Möglichkeiten:
Zum einen mittels zweier Listen,über die sowohl
einzelne oder mehrere Organgruppen,wie z.B.ZNS
oder Genitalapparat,als auch die darin enthaltenen
anatomischen Strukturen selektiert werden können,
zum anderen über die direkte Eingabe eines Such-
begriffs.Nach Aufruf der selektierten Schicht,wird
die gesuchte anatomische Struktur automatisch
markiert. In den dargestellten Querschnitt kann mit
der Lupenfunktion an beliebiger Stelle hinein- und
herausgezoomt werden.Im Abfrage-Modus wird die
anatomische Bezeichnung der sich gerade unter der
Lupe befindlichen Struktur eingeblendet, im Anzei-
ge-Modus werden die Bezeichnungen aller Struktu-
ren der aktuellen Schicht dargestellt.Auch ein se-
quentielles „Durchblättern“ der Querschnitte ist
möglich.Sehr nützlich ist auch die Möglichkeit,die
tomographischen Bilder mit oder ohne anatomi-
sche Bezeichnungen zu exportieren.Hierbei werden
die Graphikformate BMP,JPG und TIF unterstützt.
Positiv bei dem Programm hervorzuheben
sind die hohe Auflösung der Querschnittsaufnah-
men,die einfache Handhabung sowie die Unterstüt-
zung von sechs Sprachen (Lateinisch,Englisch,Fran-
zösisch, Italienisch,Spanisch und Portugiesisch) bei
der Ein- und Ausgabe der anatomischen Suchbegrif-
fe.Die Software lässt sich ohne Installationsroutine
direkt von CD starten und belegt lediglich ca.20
Mbyte Speicher auf der Festplatte für temporäre Da-
teien.Body Explorer 2.0 richtet sich an Studenten,
Ärzte und Hochschullehrer aber auch an interessier-
te Laien. Insbesondere als Grundlage zur Erlernung
tomographischer bildgebender Verfahren bietet das
Programm viele Möglichkeiten.
M.Grandy (Heidelberg)
Buchbesprechung
K. Tiedjen, K.-M. MüllerPathologie der degenerativen Wirbel-säulenerkrankungenVergleichende röntgenologische und morphologische Befunde
Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 2001.126 S., 51 Abb., 4 Tab., (ISBN 3-540-67774-7),brosch., DM 129,–
Den Autoren Tiedjen und
Müller ist es gelungen,
die Details der Band-
scheibendegeneration
beim Menschen mit aus-
gezeichneten Abbildun-
gen darzustellen. Die
Parallelität von makros-
kopsichem Befund am
Präparat mit entspre-
chenden Röntgenaufnahmen veranschaulicht
die massiven Veränderungen, die sich sowohl in
der Bandscheibe als auch an den angrenzenden
Knochen und Wirbelgelenken abspielen. Ergän-
zend finden sich dazu histologische Bilder.
Das Buch ist sowohl für Orthopäden und Ra-
diologen als auch für Pathologen eine empfeh-
lenswerte Lektüre, die auch als Nachschlagewerk
benutzt werden kann. Für wissenschaftlich Inter-
essierte finden sich zahlreiche Anregungen zur
makroskopischen, mikroskopischen, radiologi-
schen und computertomographischen Darstel-
lung degenerativer Veränderungen der Stütz-
und Bewegungsorgane.
J. Krämer (Bochum)